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Schlaflos

Der Albtraum endet nie...
von

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Der Weg in die Zukunft

„Das tat gut“, seufzte Kyo zufrieden auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seit langem war sein Bauch mal mit leckerem Essen gefüllt. Richtig gefüllt. „Danke, Jungs.“

Spielerisch knuffte Die den Jüngeren in die Seite: „Ist doch kein Ding.“

„Eben. Schließlich soll es dir gut gehen.“

„Sag das doch nicht so. Da komm ich mir komisch vor.“

„Ach komm Kyo“, sagte Kaoru und legte in einer freundschaftlichen Geste einen Arm um Kyos Schultern, „Wir haben dich gern und wollen dir deine Rückkehr so angenehm wie möglich machen. Du hast es verdient.“

„Hey, es gab einen Grund, weshalb ich… dort war. Also glaube ich nicht wirklich, dass ich das verdient habe.“ Ein wenig betrübt sah der kleine Japaner zu Boden. „Ich kann es immer noch nicht wirklich glauben, dass ich hier sitzen darf. So ganz ohne weiteres.“

„Also, ich fange allmählich an es zu realisieren“, lächelte Shinya glücklich und nahm einen Schluck von seinem Wasser. „Und ich muss sagen: Diese Realität gefällt mir.“

Toshiya seufzte glücklich auf und stimmte dem Drummer zu.

„Möchtest du noch irgendwas Kyo?“, erkundigte sich Die und sah neugierig zu dem angesprochenen Freund.

„Nein, ich bin satt. Ich kriege keinen einzigen Bissen mehr runter. Und Durst habe ich auch nicht mehr“, entgegnete der Sänger und wehrte mit einem dankenden Lächeln ab. „Außerdem habt ihr schon genug Geld für mich ausgegeben.“ Kurz strich er sich über die müde gewordenen Augen. Lag wohl an dem vielen Essen, dass er jetzt so schläfrig war.

„Was denn? Müde?“, stichelte der zweite Gitarrist und grinste wieder. Schließlich meinte er es nicht ganz so fies, wie es rüber kam.

Doch Kyo zuckte nur mit den Schultern, versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Nur ein bisschen. Vielleicht sollte ich mal los und mir…“ Er stockte.

Kaoru runzelte die Stirn: „Und was?“

„Mir ein Hotel suchen, aber ich hab gar kein Geld bei mir. Und die Kreditkarte muss auch erst noch erneuert werden.“ Über sich selbst lachend schüttelte der Schwarzhaarige seinen Kopf. „Ich hab gar nicht daran gedacht, was alles auf mich zukommt, wenn ich wieder frei bin.“

„Mach doch einen Schritt nach dem Anderen“, sagte Shinya in einem Ton, der ihn gleich viel weiser erschienen ließ. „Dann ist alles gleich viel einfacher. Und zumindest für eines deiner Probleme hat Toshiya eine Lösung.“

„Hat er?“, fragte Kyo und sah den Bassisten mit großen Augen an.

„Hab ich?“ Nachdenklich kräuselte er die Stirn. „Ach ja, hab ich!“, stieß er freudig aus und hatte eine leichte Ähnlichkeit mit der Zeichentrickfigur Wickie.

Von dem Schlagzeuger und den beiden Gitarristen kam nur ein amüsiertes Lachen und Kopfschütteln.

„Weißt du Kyo, ich hab noch ein Zimmer bei mir frei. Das kannst du gerne für eine Weile nutzen. Bitte sag ja. Bitte, bitte.“

Ein wenig überrumpelt blinzelte der kleine Japaner den guten Freund an. Mit so einem Angebot hatte er nun gar nicht gerechnet. „Ihr seid echt die Besten. Die Allerbesten.“ Und schon standen ihm die ersten Tränen wieder in den Augen.

„Es ist eigentlich viel mehr Eigennutz, wenn ich ehrlich sein soll.“ Toshiya grinste verschwörerisch und nahm einen Schluck von seinem Wasser. „Und Egoismus, denn so hab ich dich Erstmal für eine ganze Weile nur für mich alleine.“

„Bist du dir da sicher?, grinste Die schelmisch und stocherte mit seinem Ellenbogen in Toshiyas Seite herum. „Du wirst in nächster Zeit ganz schön viel Besuch bekommen.“

„Schließlich gibt es da einige Jahre, die nachgeholt werden müssen“, pflichtete Kaoru ihm bei. „Unser Kyo braucht einen Crashkurs über die vergangenen fünfzehn Jahre.“

„Ja, den werde ich wohl nötig haben. Wenn ich überlege, wie verändert die Stadt ausgesehen hat, auf dem Weg hierher… Ich hab mich schon wie ein Zeitreisender aus dem letzten Jahrhundert gefühlt.“

„Oh, komm her.“ Und schon fand sich der Sänger in einer Umarmung des Bassisten wieder, der sich dafür an Kaoru vorbei schob.

„Einiges ändert sich scheinbar doch nicht“, lachte Kyo und versuchte den anhänglichen Freund wieder von sich zu schieben.

Die schmunzelte gerührt bei diesem Anblick. „Siehst du, du kannst es doch noch. Auch, wenn wir jetzt fünfzehn Jahre lang darauf warten mussten.“

Verwirrt sah Kyo den Gitarristen an.

„Weißt du nicht mehr“, fing dieser an zu erklären, „Als ich dich durch den Park geschoben habe. Ich hab dir doch gesagt, dass du dein Lachen irgendwann wiederfindest.“

Kyo nickte verstehend und wurde sogar ein wenig rot dabei. Dass Die sich noch an das Gespräch erinnern konnte. Aber er hatte ja auch das Versprechen mit dem Foto gehalten. Und das besaß er immer noch. Es hatte ihm Mut gemacht und ihn dazu gebracht zu keiner Zeit aufzuhören zu hoffen. Hoffen, auf genau diesen Tag und der endgültigen Vergebung seiner selbst für seine Tat. Nun Ersteres war eingetreten. Ob das Zweite jetzt noch mal so lange dauern würde? Nein, vermutlich nicht, denn jetzt war er ja nicht mehr so allein. Jetzt hatte er ja wieder richtigen Kontakt zu anderen Menschen und nicht nur diesen abgestumpften Typen, die einem gleich die Kehle durchschneiden wollen mit ihrem Blick, nur weil man ihnen einen Schritt zu nahe gekommen ist.

„Zum Glück habe ich heute morgen schon alles vorbereitet“, holte Toshiya ihn aus den Gedanken. „Ich hab dein Bett bezogen, das Zimmer ein wenig wohnlicher gestaltet und im Badezimmer hab ich auch schon ein wenig Platz gemacht. Wenn die Geschäfte gleich noch auf haben, können wir ja in eine Drogerie gehen und schon mal das Wichtigste besorgen.“

„Aber ich hab doch kein Geld bei mir.“

„Ach komm. Die paar Yen. Kannst mir das ja wiedergeben, wenn du das mit der Bank geregelt hast.“ Optimistisch grinste Toshiya den Älteren an. Er freute sich richtig darauf, dass dieser für die nächste Zeit bei ihm wohnen würde. So konnte er ihm dabei helfen die letzten Jahre zu verarbeiten und aufzuholen. Vor allem ihre Freundschaft wieder festigen, auch wenn er selbst nicht wirklich glaubte, dass diese das nötig hätte. Zeitgleich sagte ihm sein Gefühl jedoch, dass sich der Sänger ein neues, tief reichendes Schneckenhaus gesucht hatte, in dessen hinterste Ecke er sich verkrochen hatte. Wieso er dieses Gefühl hatte, konnte er nicht sagen. Es war einfach da und im Stich gelassen hatte es ihn noch nie.

„Äh, Toshiya?“

„Ja?“

„Könntest du mich bitte nicht so anstarren?“, bat Kyo ein wenig verlegen. „Das ist mir unangenehm.“

„Oh, äh, klar. Sumimasen. Ich wollte dich nicht so anstarren, ehrlich. Ich bin nur froh, dass du endlich wieder mit uns zusammen sitzt.“

„Ich auch.“ Glücklich lehnte sich der Kleinste zurück und atmete tief durch. Die Luft roch so anders wenn man nicht hinter Gittern saß. Viel besser. Viel gesünder. Angenehmer und mit dem süßen Beigeschmack von Freiheit. „Sollte jemals wieder so was wie eine Plexiglasscheibe zwischen uns sein, dann hoffe ich, dass diese sich in einem Aufnahmestudio befindet.“

Erstaunt, aber auch mit einem freudigen Funkeln in den Augen sahen seine Freunde ihn an.

„Du würdest also wieder ins Studio gehen wollen?“, fragte Kaoru nach. Man konnte deutlich heraushören, dass er am liebsten eine positive Antwort haben wollte.

Seine Worte gut überlegend sah Kyo auf die Hände. Er würde gerne wieder singen. Den Schmerz heraus schreien und der Verzweiflung Luft machen, die ihn auffraß. Doch, andererseits… „Ich möchte schon gerne, aber ich möchte auch erst noch weiter verarbeiten. Es gibt noch einiges, was an mir nagt. Seid mir nicht böse.“

Die grinste beschwichtigend. „Natürlich sind wir dir nicht böse.“

„Du brauchst eben deine Zeit“, lächelte Shinya, der sich aber insgeheim schon darauf freute mal wieder mit der ganzen Band zusammen spielen zu können. „Sag uns einfach, wenn du so weit bist.“

Kyo nickte bekräftigend. „Mach ich, mach ich.“

Plötzlich erklang eine Melodie. Eine sanfte, ruhige Melodie.

„Itoshisa Wa Fuhai Ni Tsuki“, flüsterte Kyo und bekam einen leicht glasigen Blick.

„Ja“, meinte Kaoru lachend. „Meine Tochter liebt diesen Song. Sie versteht zwar nicht viel von dem Text, aber die Melodie scheint einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben. Ich musste ihr versprechen, das als Klingelton zu nehmen, damit ich weiß, dass sie und ihre Mutter mich anrufen.“ Schmunzelnd nahm er das Gespräch an. Es war seine kleine Tochter, die Sehnsucht nach ihrem Otou-san hatte. „Warte noch ein bisschen, mein Schatz. Dann kannst du mir in aller Ruhe erzählen, was du heute im Kindergarten erlebt hast, ja?... Machst du das? Fein. … ja, ich hab dich auch lieb, Kleines. Bis nachher.“ Ein glückliches Lächeln zierte seine Lippen, als er auflegte.

„Du hast da wirklich einen Schatz in die Welt gesetzt“, schwärmte Die, der daran denken musste, wie biestig seine Tochter manchmal sein konnte. Er hatte sie einfach zu sehr verwöhnt.

„Nicht ganz. Das mit dem ‚in die Welt setzten’ hab ich doch meiner Frau überlassen. Und es gibt Momente, in denen hasst sie mich immer noch dafür“, lachte der Älteste.

Toshiya konnte nur deprimiert auf seufzen: „Das tut jede Frau, die schon mal Mutter geworden ist, hab ich so das Gefühl.“

„Also, meine nicht“, merkte Shinya an und tat wieder einmal so, als wäre er ein Heiliger. Dies brachte ihm allerdings einen fiesen Seitenhieb von dem Bassisten. „Au, musst du gleich so fest zuhauen?“

„Musst du immer noch aus Zuckerwatte sein?“, konterte dieser sofort und grinste breit.

Währenddessen kam sich Kyo vor, wie in einer anderen Welt und seine Freunde distanzierten sich immer weiter von ihm. Als würden sie alle den selben Weg gehen, nur dass sie schon viel weiter waren und es sie nicht einmal einholen konnte, wenn er laufen würde. Er könnte einen 100 Meter-Sprint hinlegen und wäre nicht einmal eine Spur näher an ihnen. 15 Jahre waren eben doch eine lange Zeit. Immer, wenn sie ihm von ihren Sprösslingen erzählt hatten, da hat es sich nicht real angehört, hat ihn nicht wirklich erreicht. Jetzt aber traf es ihn mit voller Wucht. Seine besten Freunde hatten Familien. Menschen, die ihnen nahe standen, sie liebten. Und er? Er war allein. Er hatte dies alles nicht. Und würde es auch nie bekommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  KenTsu
2009-08-12T04:21:12+00:00 12.08.2009 06:21
ich auch kyo trösten wollen.

gomen das es bei mir auch so lange gedauert hat, war beim 80jährigen geb. von meiner oma.

das kappi war ansich schon schön nur eben der schluß, als alle (auser toshi) vonihren familien geredet haben. das war schon traurig für kyo. er tut mir schon leid. hoffe mal das toshi ihm da mehr als nur helfen kann.

so freu mich schon auf den nächsten BESCHEID.

bai bai und ganz liebe grüße

Von:  ScarsLikeVelvet
2009-08-07T11:24:20+00:00 07.08.2009 13:24
*kyo in den arm nehm*
Oh man...Kyo tut mir ja irgendwie leid, dass die anderen soviel weiter sind als er, aber ich bin sicher, dass alles wieder gut wird und er auch die Liebe fürs Leben finden wird.
Egal ob Mann oder Frau.
Jedenfalls hoffe ich das *dich fragend anseh*
Es würde ihm jedenfalls gut tun.
Ich bin gespannt, wie's tatsächlich weiter geht.

LG
Toto
Von:  Yusuke
2009-08-06T18:20:54+00:00 06.08.2009 20:20
So... ich schreibe auch mal wieder etwas dazu^^~
...
ich mag das Kapitel sehr...
es wird schön deutlich, dass alle versuchen es Kyo so angenehm wie möglich zu machen.... und das ist toll^^~
[ich kann keine vernünftigen kommentare mehr verfassen... verzeih *sfz*]
....
Mit gefällt die Stimmung, die du beschreibst sehr gut
und vor allem der Bruch, der sich gegen Ende ereignet.
An dieser Stelle, hatte ich wirklich Tränen in den Augen, weil ich es einfach furchtbar traurig fand....
Und das Kapitel gibt vor allem Aufschluss auf die noch folgenden Kapitel...
[bzw. ich meine zu wissen, was für eine Atmosphere sich zwischen den Charas aufbauen wird.... mal sehen XD'']
...
nur ich finde es furchtbar, dass du immer an solchen Stellen aufhörst.... das ist nicht.... nett XD''
Von:  misanthropical
2009-08-06T17:18:49+00:00 06.08.2009 19:18
Du hast das Kapitel zwei-mal reinkopiert^^

bah x)~
Ich mag es xD ich mag es wirklich und ich bin verdammt gespannt wie's weiter geht ^_^
Von:  -Youko
2009-08-06T13:19:54+00:00 06.08.2009 15:19
Haii

Ich fand das Kapitel toll.
Ich freu mich das es Kyo wieder besser geht,
und das seine Freunde so für ihn da sind^.^.
Oje der arme Kyo aber er ist doch nicht alleine seine freunde sind doch immer für ihn da, aber ich kann verstehn das er sich bei dem Thema ausgeschlossen fühlt.
Naja bin gespannt wie es weiter geht und Toshi hat der eigentlich eine Frau???

Also schnell weiter schreiben.

Liebe grüße Youko♥♥


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