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Schlaflos

Der Albtraum endet nie...
von

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Lichtblicke

Kyo half, wie er es sich vorgenommen hatte, beim Abwasch. Toshiya besaß zwar eine Geschirrspülmaschine, aber er benutzte sie nur, wenn er irgendwelche Feiern veranstaltete. Auf die Frage nach dem Warum, hatte der Größere geantwortet: „Damit ich beschäftigt bin.“ Dabei war dem Älteren jedoch der traurige Unterton nicht entgangen. Er hatte nicht viel behalten von dem, was seine Freunde ihm alles über ihre Beziehungen erzählt hatten, aber dass Toshiya geschieden war, das wusste er noch. Anscheinend fühlte sich der ehemalige Bassist recht einsam, wenn er freiwillig den Abwasch machte. Dann erfüllte Kyo zumindest einen Zweck und konnte so wieder ein wenig von dem zurück geben, was er seit über 15 Jahren von seinen Freunden bekommen hatte: Das Gefühl, das dort jemand war, der bereit war dich aufzufangen. Sie schwiegen während ihrer Tätigkeit, hatten aber auch das Gefühl, nicht wirklich etwas sagen zu müssen. Es lenkte wirklich ein wenig von den Gedanken ab, denn das nasse Geschirr machte hin und wieder die anstalten, einfach aus der Hand hüpfen zu wollen.

„Morgen lernst du Akio endlich mal persönlich kennen“, unterbrach Toshiya die Stille, während er das letzte Teil gerade säuberte.

„Akio?“ Der Name sagte ihm etwas, er konnte ihn gerade nur nicht zuordnen.

Toshiya bemerkte dies, konnte es dem Älteren aber auch nicht wirklich übel nehmen. Er hatte Akio noch nie persönlich gesehen und dass man, wenn man hinter Gittern sitzt, mit seinen Gedanken meist wo anders ist und sich Dinge von 'außen' nicht wirklich gut merken kann. „Akio ist mein acht Jahre alter Sohn, den ich nur am Wochenende bei mir habe. Und da morgen Freitag ist, wird er gegen Mittag nach der Schule von seiner Mutter hergebracht“, erklärt er und lächelt, damit sein guter Freund wusste, dass er ihm nicht böse war.

Kyo nickte verstehend, hatte seinen Blick jedoch weiterhin auf das Geschirr gerichtet. Dann würde er also morgen einen Teil von Toshiyas, für ihn neuem, Leben kennen lernen. „Sagst du mir nochmal, wie deine Frau heißt.“ Schüchtern warf er einen Blick zu dem Größeren und bemerkte sofort den sehnsüchtigen Blick in dessen Augen.

„Akemi“, kam es flüsternd über seine Lippen und sein Herz fühlte sich sofort von vielen kleinen Nadeln gepeinigt. Er sehnte sich zu ihrer gemeinsamen Zeit zurück. Nach ihrem Lachen, den vor Freude funkelnden Augen und der warmen Zuneigung ihm gegenüber.

Kyo stellte den Teller, den er gerade abtrocknete, an die Seite und nahm, ein wenig schüchtern und unbeholfen, den langjährigen Freund in die Arme, um ihm ein bisschen Trost zu spenden. Behutsam fing er an durch das dunkle Haar zu streichen und spürte kurz darauf ein Zittern durch Toshiyas Körper laufen und wie er erste Tränen vergoss.
 

Auch in dieser Nacht, dauerte es lange, bis Kyo Schlaf fand. Die ganzen Eindrücke des Tages beschäftigten ihn dermaßen, dass er zu keiner inneren Ruhe fand. Das mit dem Ausweis hatte er sogar recht schnell verdrängt. Was ihn mehr beschäftigte, war Toshiyas kleiner Zusammenbruch am Abend. Es schien ihn sehr mitzunehmen, dass er von seiner Frau getrennt war. Nicht nur wegen des gemeinsamen Kindes. Warum hatten die Beiden sich gleich nochmal getrennt? Hm... er hätte wirklich besser aufpassen müssen, bei den ganzen Erzählungen.Vielleicht sollte er sich von einem seiner Freunde erzählen lassen, was während der letzten 15 Jahre passiert war. Kam ihm bekannt vor diese Situation. Sollte das etwa heißen, dass sich alles wiederholte? Nein, eher lief alles rückwärts. Von dem absoluten Tiefpunkt ging es gerade aufwärts. Kleinere Tiefs mal abgesehen. Würde das aber auch heißen, dass noch etwas Schlimmes passieren würde? Etwas richtig Schlimmes? Er hoffte es nicht.

Seufzend legte er sich auf die Seite, starrte den Boden an. Wie Toshiyas Sohn wohl war? Was sagte eigentlich dessen Mutter dazu, dass ihr Sohn mit einem ehemaligen Häftling unter einem Dach leben würde? Vielleicht wäre es besser, wenn er dieses Zimmer morgen nicht verlassen würde. Aber das würde Toshiya garantiert nicht zulassen. Und die Anderen auch nicht, wenn sie erst einmal davon erfuhren. Außerdem musste er sich der Realität stellen. Damit zurecht kommen, dass Menschen auf ihn herabsehen werden und ihn abstempeln. Nicht einfach, aber dennoch machbar, wenn er die Worte des Bassisten befolgte und dergleichen wie früher einfach ignorierte. Seit wann kümmerte es ihn überhaupt, was Andere von ihm hielten. Nein, er würde sich morgen nicht verkriechen. Er würde sich zeigen und dem stellen, was auf ihn zu kam.

Dabei fiel ihm ein... eigentlich hatte er Kaoru versprochen, den Jüngeren wegen dem möglichen Job zu fragen, aber das hatte er dann ganz vergessen. Es würde sich jedoch eine Gelegenheit bieten. Er musste nur den Mut aufbringen, auch zu fragen.
 

Nach dem Frühstück begleitete Kyo den Größeren in die Stadt, um sich einerseits einen Überblick über selbige zu verschaffen und andererseits seine Garderobe ein wenig aufzubessern. Konnte nicht schaden, zudem er bemerkt hatte, dass einige seiner Sachen morsch waren. So waren am Morgen beim Anziehen bei ganzen 5 Shirts die ein oder andere Naht gerissen. Ärgerlich, doch leider wahr.

Im ersten Laden wurde er auch gleich von einem Kleiderständer zum nächsten geschleppt und konnte bald seine Umgebung nicht mehr sehen, weil er so beladen wurde. „Toshiya, übertreib's doch nicht so. Wenn ich das alles mitnehme platzt der Kleiderschrank.“ Maulig stiefelte Kyo hinter dem Freund her, den er gerade so sehen konnte, wenn er den Kopf verrenkte.

„Quatsch, der hält was aus. Den hat meine Frau früher benutzt. Das“, er zeigte über die Schulter hinweg auf den Berg in Kyos Armen, „wird der locker einstecken. Und jetzt hab dich nicht so.“ Und schon landete das nächste Teil auf dem Stapel. „Das hier dürfte dir auch stehen.“ Und wieder eins. „Hm... ich glaube, du solltest allmählich zur Umkleide, sonst schaffen wir heute nichts mehr.“ Ohne eine Antwort abzuwarten schob er den Kleineren vor sich her, nahm selbigem den Kleiderberg ab und drückte drei Teile davon Kyo in die Hand. „Nun fang schon an.“

„Du hast dich kein Stück verändert, weißt du das?“ Schmunzelnd begab Kyo sich in die Kabine und fing an sich auszuziehen. Er fand das gut. Dass Toshiya sich immer noch ein wenig aufgedreht verhielt gab ihm ein Gefühl von Sicherheit. Und auch die Anderen hatten sich kaum verändert. Kaoru war immer noch derjenige, der sich um alles und jeden kümmerte, Die konnte noch immer grinsen wie zu seinen besten Zeiten. Nur Shinya schien ein wenig selbstbewusster geworden zu sein. Was ihm nicht im Geringsten schadete. Und er selbst? Hatte er sich verändert? Er sah in den Spiegel, der in der Umkleide angebracht war. Die Haare waren jetzt natürlich wieder schwarz, hatte er im Gefängnis doch nicht die Möglichkeit gehabt sie weiterhin zu blondieren. Ein paar Falten mehr hatte er im Gesicht und die Löcher, die noch von früheren Piercings stammen, fielen kaum noch auf. Am meisten erschreckte ihn jedoch die Melancholie in seinen Augen. Das war früher anders gewesen. Damals, bevor er...

„Beeil dich Kyo“, ertönte es von draußen und unterbrach damit seine trübsinnigen Gedanken. „Hier ist immerhin noch eine Menge Zeug, dass du anprobieren musst. Ich bin mir zwar hundertpro sicher, dass dir alles steht, aber sicher ist sicher.“ Er zog eines der Shirts aus dem Stapel und besah es sich zufrieden. „Das hier musst du auf jeden Fall nehmen. Widerspruch zwecklos.“

„Und wieso das?“ Mittlerweile war Kyo aus der Kabine raus gekommen und stand jetzt, die Arme vor der Brust verschränkt, vor Toshiya, sah ihn fragend an. Irgendwie war ihm ein wenig unwohl in den Klamotten. Da kam er sich ja fast so vor, als würde zwanghaft versuchen sich wieder in bessere Zeiten zurück zu versetzen. Zeiten, in denen er deutlich jünger war.

Der Größere grinste ihn jedoch nur von unten an. „Weil ich das so will.“

Jetzt entgleisten dem Älteren die Gesichtszüge. Wie bitte? War er jetzt schwerhörig geworden oder hatte Toshiya das gerade wirklich gesagt? Gut, aus ihren Zeiten als Band hatte er wirklich einen leichten Hörschaden davongetragen, aber dass der so schlimm war. Seufzend schüttelte er den Kopf. Was war nur schief gelaufen?

„Ich glaube, ich sollte mal unsere Angestellten her schicken, damit die sich hier auch noch ein paar Garderoben zusammen stellen können. Bei der schönen Auswahl hier.“ Grinsend tätschelte er den Kleiderberg. „Vielleicht sollte ich mal mit dem Inhaber reden und einen kleinen Deal vereinbaren.“

Kyo verdrehte die Augen. „Du hast so einen an der Waffel.“ Seufzend griff er sich die nächsten Teile und verschwand wieder in der Umkleidekabine, ignorierte Toshiyas nörgeln, dass er das Outfit hatte gar nicht richtig sehen und beurteilen können.
 

Eine halbe Stunde später führten die beiden Freunde eine rege Diskussion darüber, ob alles oder nur ein Teil der ausgesuchten Ware mitgenommen werden sollte. Kyo wollte auf keinen Fall soviel auf einmal kaufen. Schließlich musste das auch alles noch in die Wohnung geschleppt werden. Und das war nun mal viel und schwer.

„Aber das wirst du alles noch brauchen Kyo.“

„Nein, was ich noch brauche ist sowas wie ein Anzug, damit ich bei einem Vorstellungsgespräch nicht aussehe wie der Penner vom Dienst.“

Toshiya prustete los: „Mit einem Anzug hättest du den Job garantiert nicht gekriegt. Das hätte knallhart nen Lacher und ein 'Wir melden uns' gegeben.“ Er bekam sich kaum noch ein vor Lachen, rollte schon beinahe über den Boden.

Völlig aus der Bahn geworfen starrte der ehemalige Sänger den guten Freund an: „Alles in Ordnung bei dir?“ Dass Toshiya langsam rot wurde machte ihm Sorgen, aber er wusste auch, wie sehr der quirlige Jüngere dazu neigte bei so einem Lachanfall blau zu werden. „Was meinst du eigentlich mit 'den Job'? Ich hab mich doch noch nirgendwo beworben.“

Das lachende Etwas hielt inne. „Sag bloß, ich hab dir die gute Nachricht noch gar nicht übermittelt?“

„Äh, würde ich dann fragen?“

Mit Kyos Hilfe rappelte sich der Größere wieder auf und holte tief Luft, musste erneute Lachanfälle unterdrücken. „Moment“, wehrte er Kyo ab, als dieser Luft holte, um erneut anzusetzen. „Also“, fing er gedehnt an, „Die und ich haben doch einen Ladenkette, ne? Ja, und wir arbeiten auch noch selbst hier in der Hauptfiliale. Jetzt haben wir nur das Problem, dass sich Haraide, einer unserer Mitarbeiter, das Handgelenk verstaucht hat. Dabei können wir jede Hand gebrauchen bei der Inventur. Gerade wenn irgendwelche Kisten herum geräumt werden müssen. Und auch so im Laden können wir immer wieder jemanden brauchen. Jedenfalls haben Die und ich gestern telefoniert, während du mit Kaoru unterwegs warst und wir haben als Vorstand einstimmig beschlossen, dass du mit uns zusammen arbeiten darfst, sollst, musst. Und wenn du nicht annimmst, dann sind wir höchst beleidigt. Verstehst du?“

Ja, er verstand. Er verstand sogar sehr gut. Während er noch versuchte alles auf die Reihe zu bringen waren seine Freunde schon einen Schritt weiter und halfen ihm an allen Ecken und Kanten. Er hatte unfassbares, unglaubliches Glück. Was wäre nur passiert, wenn sie sich damals abgewandt hätten? Das mochte er sich gar nicht ausdenken. Wenn das wirklich passiert wäre, dann... dann... wäre er heute vermutlich nicht mehr am Leben. Dann hätte er den Tod gesucht.

„Ich glaub, ich nehm doch alles, was du da raus gesucht hast, Toshiya.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KenTsu
2009-11-24T06:24:21+00:00 24.11.2009 07:24
haaaaaaaaaaaallllllllooooooooooooohooooooooooo
hach wie immer total knuffig.
ich hätte auch ganz gern mal so ein einkaufsbummel. *hihihi*
hach ja is doch echt immer iweder gut wenn man(n) o gute freunde hat, ne?

auch wenn es etwas kurz war, war doch diesmal NUR positives zu lesen. hat du echt gut gemacht.

HDL und vielen dank für den BESCHEID.

danke auch für das muffin war lecker. wir müssen mal ein eis zusammen essen gehen. also hier damit ich weiß welches ich mal hier vergessen kann. *megagrins*
Von:  -Youko
2009-11-23T21:29:29+00:00 23.11.2009 22:29
Haiiiii

Oh der arme Toshi er tut mir ja leid das mit seiner Frau er liebt sie wohl immernoch der arme *schnief*.
Aber zum glück ist Kyo hja da um ihn zu trösten^^.

Ohha die shoppingtour war wohl anstrengend aber sie hat sich gelohnt,
und mann bin ich froh das Kyooo sooo tolle freunde hat^^ die sich so um ihn kümmern *alle mal knuddel*.
Bin ja gespannt wie toshi`s sohn so ist vllt auch so ein hibbel wie Toshi^^^.

naja freu mich schon sehr auf dein nächstes chap.

Liebe grüße Youko♥♥♥


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