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Wüstentochter

Der Weg einer Sklavin
von

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Buch II - Teil 2

«⌘Buch II – Teil 2⌘»
 

Aidaan stapfte wütend durch die Halle. Erneut hatte er eine Auseinandersetzung mit seinem Großvater, dem Belor gehabt. Die Sechste in den letzten zwei Wochen. Loki passte der Plan der beiden jungen Männer nach K'Tar zu gehen nicht, die sich dort auf einem Anwesen niederzulassen gedachten, dass Aidaan von seinem Vater geerbt hatte. Belor Loki gefiel es nicht, dass er, Aidaan sich von im abwenden wollte.

Aidaan ballte wütend die Faust. Er war inzwischen erwachsen, nicht mehr der kleine Junge, der seine Eltern verloren hatte. Er würde sich nicht von seinem Großvater bevormunden lassen und ihm gestatten über sein Leben zu bestimmen. Er war einfach nicht gewillt ihm diese Macht noch einmal über sich zu gewähren.

Entschlossen ging er den Flur entlang. Seine Geduld war erschöpft. Er hielt vor Jarls Tür und klopfte laut an. Dann trat er ein.

Er rauchte noch immer unübersehbar vor Wut. Jarl sah ihm abwartend entgegen, die Augenbrauen hochgezogen, während Shaina sich aufrichtete. Aidaan blieb vor dem Diwan stehen auf dem Jarl und Shaina es sich gemütlich gemacht hatten.

„Was ist passiert, Aidaan?“ Ruhig sah Jarl seinen Freund an. Dieser sah dagegen zu Shaina, als ob entscheiden müsste, ob er nicht lieber allein mit Jarl wäre für diese Unterredung.

„Er verlangt, dass wir hier bleiben. Nein, nein: er befielt es mir“, brauste Aidaan dann doch auf. „Wie einem unmündigen Kind!“

Shaina rutschte unauffällig vom Diwan. Sie wollte die Freunde lieber nicht weiter stören, während ihres Gesprächs. Doch Jarl hielt sie am Handgelenk fest und schüttelte unmerklich den Kopf. Dann wandte er sich an Aidaan. „Wirst du dennoch gehen?“

„Ja!“ Entschieden ballte Aidaan eine Hand zur Faust. „Und schon bald. Ich will so schnell, wie möglich abreisen! Wenn es dir Recht ist natürlich, Jarl!“

„Wann könnten wir los?“ Jarl sah von Aidaan zu Shaina und wieder zurück.

„In zwei Tagen“, antwortete Aidaan.

Dann sahen beide Männer zu Shaina. Zustimmend nickte sie kurz.

„Gut, dann sollten wir keine Zeit mehr verschwenden. Jarl, wir brauchen Diener, Stallburschen. Such ein paar Freiwillige für die Reise. Sie dürfen auch zurückkehren, fürstlich entlohnt.“ Aidaan sag seine beiden Gegenüber an und Jarl nickte. „Gut, dann Jarl, mach dich auf den Weg. Ich kümmere mich, um den Rest“, befahl Aidaan und Jarl erhob sich in einer fließenden Bewegung.

Shaina verließ den Raum mit den beiden Männern. Während sie zum Eingang des Herrenhauses gingen, lief Shaina jedoch zu Marian. Sie hatte das Recht alles sogleich zu erfahren.

Sie fand die Matrone mit Zara beim Bohnen döppen im Garten vor der Küchentür. Sie hörte, wie Marian der Schwarzhaarigen von ihren Sprösslingen und ihren Taten erzählte, als diese noch Kinder gewesen waren. Zara lächelte leicht und lauschte gespannt.

„Entschuldigt bitte. Marian, ich muss dich sofort sprechen“, machte Shaina sich bemerkbar.

Zustimmend nickte Marian und wies auf einen freien Hocker neben sich. Shaina setzte sich und griff nach einer Bohnenstange, um die Schale zu lösen. Zara warf dagegen eine leere Hülle in den dafür bereitgestellten Korb und stand auf. „Sagt mir, wenn ihr euer Gespräch beendet habt und ich weiter arbeiten soll.“

„Du kannst bleiben, Zara!“, beschied Shaina sogleich und lächelte. Zara zögerte, ließ sich jedoch wieder nieder.

„Nun, Shaina, was ist passiert?“, wollte Marian schließlich wissen.

Shaina schluckte. „Sie wollen in zwei Tagen abreisen. Die Zeit ist gekommen. Sie werden nicht zurückkehren. Und ich werde Jarl folgen.“ Sie sah Marian an, doch aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Zaras Gesichtszüge entgleisten.

Marian dagegen nickte. „So sei es. Du hattest Recht. Er hat sich dir loyal gegenüber verhalten. Will er dich immer noch heiraten, mein Mädchen?“ Shaina nickte, sah jedoch zu Zara. Sie schien völlig verstört.

Shaina musste sich wieder Marian zuwenden, als diese fort fuhr: „Das ist gut. Ich wünsche dir nur das Beste! Möget ihr mit vielen Kindern gesegnet werden und einer glücklichen Ehe.“ Die Matrone hatte Tränen in den Augen, als sie die obligatorischen Glückwünsche aussprach.

„Ich danke dir, Marian.“

„Möge das Glück dich nie verlassen, Shaina“, meldete sich nun auch Zara zu Wort und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Sie bemühte sich, um ein Lächeln, doch die Traurigkeit in ihren Augen war nicht zu übersehen.

Schweigend betrachtete Shaina Zara. Diese schnappte sich den Korb, der nun mit Bohnen gefüllt war und stand auf. Mit einem Nicken in Richtung der beiden Frauen, ging sie in die Küche. Shaina sah ihr nach.

Marian riss sie aus ihren Gedanken. „Sie wird es nicht leicht nehmen, dass du gehst. Du bist wichtig für sie geworden. Wie eine Schwester.“

Shaina nickte. Nachdenklich zog sie an einer losen Strähne ihres Haares. Nach einer Weile sah sie Marian an. „Ich werde Jarl und Aidaan bitten sie mitzunehmen!“

Marian nickte zustimmend. „Eine gute Idee. Sie wird es dir ewig danken und du wirst eine treue Freundin in der Fremde brauchen. Als Frau eines Edelmannes umso mehr.“
 

Shaina fand Aidaan in den Ställen mit Naim. Sie hätte lieber Jarl darum gebeten, dass Zara sie begleiten dürfe, doch er war noch nicht wieder in Ascard House und Shaina wollte diese Sache so schnell, wie möglich geregelt haben. Und letztendlich würde es so oder so Aidaan sein, der die Entscheidung traf.

Sie seufzte kurz und machte sich durch ein Räuspern bemerkbar. Aidaan und Naim wandten sich ihr sogleich zu und nickten zum Gruß.

„Was kann ich für dich tun, Shaina?“, fragte Aidaan schließlich und Naim entfernte sich mit dem großen Rappen auf sein Zeichen.

„Es gibt da ein Mädchen...“ Sie zögerte kurz, nicht sicher, ob er ihre Bitte gewähren würde. Sie war sich nie sicher, was Aidaan von ihr hielt, ob er sie wirklich an der Seite seines Freundes akzeptierte.

Aidaan sah sie abwartend an. „Was ist mit diesem Mädchen?“

„Ich möchte dich bitten, dass sie uns begleiten darf“, sprudelte Shaina schnell heraus. Sie fuhr sich mit einer Hand nervös durch die Haare, als Aidaan sie prüfend musterte. „Warum?“

Shaina sah ihn an. Aidaan war nicht jemand für zu viel Gefühlsduselei. Er war eher nüchtern und praktisch veranlagt.

„Wir könnten sie als Küchenmädchen gebrauchen“, murmelte Shaina, unwohl unter seinem durchdringenden Blick. Dann besann sie sich. „Außerdem ist sie wichtig für mich. Sie ist, wie eine Schwester.“

Aidaan betrachtete sie einen Moment lang, dann nickte er. „Sorg dafür, dass sie morgen bereit für die Reise ist.“ Damit wandte er sich um und ging aus dem Stall.

Shaina folgte ihm kurz danach mit dem Ziel Zara so schnell, wie möglich zu finden. Sie war nur wenige Schritte aus dem Stall, als Jarl in den Hof ritt.

Sie blieb stehen und Jarl ritt auf den Stall zu. Neben ihr brachte er sein Pferd zum stehen und sprang ab. Lächelnd zog er sie an sich und küsste sie im Schatten des Stalls.

Als sie sich voneinander lösten trat Wren zu ihnen, um Jarl die Zügel abzunehmen.

„Danke, Wren“, sagte er und wandte sich dann wieder Shaina zu. „Bist du bereit für morgen?“

Sie sah an seinen Augen, wie glücklich er war über die Reise in ihre gemeinsame Zukunft und nickte ebenso glücklich. „Ja, ich kann es kaum erwarten.“

„Es wird fantastisch, mein Herz! Wir werden bald schon Mann und Frau sein und wir werden viele Kinder haben und immer glücklich zusammen sein“, ließ er sich hinweg tragen und Shaina lachte. „Ja, werden wir!“

„Ich werde dir endlich all das geben können, was ich schon so lange möchte, Shaina!“ Er war plötzlich ernst. „Du wirst schöne Kleider und Schmuck tragen. Und was immer du willst, sollst du von mir haben solange es auch nur irgendwie in meiner Macht steht, es dir zu geben!“

Shaina lächelte. „Das hört sich wundervoll an, aber das Wichtigste für mich ist, dass wir uns endlich nicht mehr verstecken müssen. Ich will deine Frau sein und deine Kinder großziehen.“

„Das lässt sich leicht arrangieren.“ Er grinste sie an bevor er fort fuhr: „Wir könnten gleich damit anfangen.“

Shaina lächelte und schob ihn von sich, als er sie wieder an sich zog und seine Hände ihren Hintern fanden. „Ich muss arbeiten!“, protestierte sie leise.

„Na und? Ich bin ein edler Herr. Niemand wird etwas sagen“, meinte Jarl leicht hin. Shaina schüttelte den Kopf. „Nein, wahrlich nicht, doch dann muss Zara alle Körbe alleine tragen und mein Gewissen würde mich nicht mehr in Ruhe lassen, Liebling. Außerdem muss ich Zara noch etwas Wichtiges sagen!“

„Was kann so wichtig sein, dass du nicht in mein Bett willst? Außer deinem Gewissen natürlich!“, grinste er sie an.

Shaina lächelte wieder. „Ich habe Aidaan, um Erlaubnis gebeten, dass Zara uns begleiten darf. Er hat dem zugestimmt.“

„Das Mädchen ist dir wirklich sehr wichtig, nicht wahr?“ Jarl sah sie nachdenklich an. Seit er hier war hatte Shaina ein großes Interesse an dem Mädchen gezeigt. Das hatte er noch nie bei ihr erlebt, dass ein Einzelner ihr so wichtig war. Über die Jahre hatte sie immer wieder Sorge über das Befinden einiger Anderer ihm gegenüber gezeigt, doch Namen waren meist nur einmal gefallen. Er hätte viele beim Besten Willen nicht wieder abrufen können, doch Zara war anders. Sie stand Shaina nah. So nah, wie vielleicht nur er selber.

„Ja, sehr sogar.“ Ernst sah Shaina ihn an und er nickte. „Dann geh und such sie. Ich freue mich sie kennenzulernen, wenn du ihr so sehr zugetan bist.“

„Danke.“ Shaina lächelte und gab ihm einen Kuss. Dann war sie fort.
 

Zara war im Garten am Unkraut zupfen, als Shaina sie fand. Fröhlich begrüßte sie sie und Zara rang sich ein Lächeln ab.

„Na, na. Kein Grund an so einem wundervollen Tag betrübt zu sein, Zara“, sagte Shaina fröhlich und Zara schüttelte den Kopf. „Nein, außer, dass du morgen alles für immer zurück lässt, was hier ist.“ Mich auch, dachte sie, doch traute sich nicht es zu sagen.

„Du hast Recht. Doch ich habe eine Überraschung für dich. Wenn du es möchtest, kannst du mit uns kommen. Ich habe Aidaan, um Erlaubnis gebeten.“ Shaina sah Zara abwartend an. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen dich alleine zurück zulassen . Und ich werde eine Freundin brauchen in der Ferne. Jemanden, wie dich.“

Zara sah sie mit großen Augen an. „Meinst du das ernst?“

„Natürlich! Jetzt sag endlich ja, damit ich mir keine Sorgen machen muss!“ Shaina lachte und Zara nickte eilig. „Natürlich gehe ich mit dir! Nichts lieber als das!“

Sie sprang auf und umarmte Shaina stürmisch.

Shaina flüsterte: „Ich kann doch nicht ohne meine kleine Seelenschwester gehen!“
 

Am nächsten Morgen herrschte eifriges Treiben auf dem Hof. Die Sonne war gerade erst ihm Osten erschienen, als Naim und seine Jungs Pferde in den Hof brachten, sattelten und beluden.

Aidaan, Jarl und die Männer, die mit ihnen gekommen waren sattelten ebenfalls ihre Rösser und machten sich bereit für die Reise. Die angeheuerten Diener kümmerten sich mit Naim als Aufseher, um die Tiere, die an langen Stricken mit geführt wurden und für die Pferdezucht auf dem Anwesen in K'Tar gedacht waren. Es war ein gutes Dutzend bester Tiere, die Aidaan in den letzten Tagen ausgewählt hatte.

Shaina und Zara standen etwas verloren im Trubel bis Jarl mit Naim zu ihnen trat, zwei beinah identische Stuten an der Hand. „Naim hat diese Beiden für euch gesattelt.“

„Liebe Tiere sind die Zwei. Da kann gar nichts schief gehen!“, fügte Naim hinzu und beide Frauen nickten. „Shaina, Perla ist für dich. Sie ist das gutmütigste Pferd in diesem Stall.“

Er gab Jarl die Zügel, damit er sich um Shaina kümmerte, während er dem anderen Pferd auf den Hals klopfte. „Zara, du kennst Canaan ja.“

Zara nickte und griff nach den Zügeln. Sie legte sie über Canaans Hals und streichelte die Stute. Als Aidaan das Zeichen zum Aufsitzen gab, schwang sie sich mühelos, wie er und seine Männer in den Sattel und verstellte die Riemen für ihre Füße. Sie erntete einige erstaunte Blicke, doch sie ignorierte sie gekonnt. Hier war es nicht üblich, dass Frauen reiten konnten, doch da wo sie herkam, war es das natürlichste der Welt. Sie hatte genau, wie die Jungen schon als Kind das Reiten gelernt.

Die Kolonne wollte schon vom Hof reiten, als Belor Loki aus den Haus stürmte. Er blieb vor Aidaan stehen und schnaufte kurz, bevor er begann seinen Enkelsohn anzubrüllen: „Wie kannst du es wagen dich über meinen Befehl hinwegzusetzen?! Ich werde dich enterben! Dann stehst du vor dem Nichts!“

Die Stille im Hof war beinahe greifbar, jeder hielt den Atem an, bis Aidaan antwortete: „Du kannst mich nicht halten. Und das Erbe? Es gibt keinen Anderen mit den geringsten Ansprüchen darauf. Wenn deine Zeit gekommen ist wird es meines sein. Du wirst nichts dagegen tun können.“

Der Belor schäumte vor Wut über die ruhigem, gleichgültige Antwort. „Ich werde...Ich werde...“ Er unterbrach sich selber, bevor er lächelte. Eiskalt und berechnend. „Du wirst nichts bekommen, Enkel. Und wenn ich dafür einen Erben zeugen muss.“

Sollte die Antwort Aidaan getroffen haben, merkte man es ihm nicht an. Er nickte nur und sagte: „Erwarte nicht, dass ich zu deiner Vermählung erscheine. Doch benachrichtige mich, wenn dein Erbe da ist, damit ich meine Glückwünsche senden kann.“ Dann gab er erneut das Zeichen zum Aufbruch und gab seinem Hengst die Fersen, der daraufhin mit großen Sprüngen aus dem Tor sprengte. Sein Trupp folgte ihm.

Ihre Reise begann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Regenbogenseele
2011-07-04T08:45:24+00:00 04.07.2011 10:45
oh mann
oh mann
ich kann gerade soviel zu dem Kapitel schreiben, auf so viele Einzelheiten eingehen, dass mir glatt der Kopf platzt
und bestimmt würde das Kommentar morgen noch nicht fertig sein
so verneige ich mich nur vor deinem Talent und betrachte die Geschichte mit stiller Bewunderung


















































































































so, das reicht. Genug bewundert ^^
Und ich denke das sagt alles

wir hören voneinander
deine Regenbogenseele
Von:  Thuja
2011-03-16T06:35:03+00:00 16.03.2011 07:35
Was für eine Verabschiedung Oo
Kein Wunder, dass Aidaan so schnell wie möglich dort weg wollte.
Ein einfach tolles Kapitel!!!
Obwohl warte.
Toll ist eine Untertreibung
Es war super, spitze, wunderbar
Ich liebe, liebe und liebe diese Geschichte einfach. Ich kann nicht einmal genau sagen warum. Es macht einfach Spaß sie zu lesen und auch wenn ich das wohl immer und immer wieder sage und auf die Gefahr hin, dass ich dich damit nerve, ich kann einfach nicht anders.
*mich an die Geschichte klammere*
Mein Schatz
:D
ich frage mich ob Loki seinen Plan wirklich wahr macht. Verhindern kann es wohl keiner. Und das nur weil sein Enkel ihm nicht gehorcht. Tz. Was erwartet der Kerl? Aidaan ist 22. Der kann ihm keine Vorschriften machen, als wäre er ein noch ein Kind.

Ich bin aber auch wirklich erleichtert, das Zara die Gruppe begleiten kann. So kommt sie wenigstens von dort weg. Shania ist wirklich lieb, dass sie, auch wenn sie eine Aussicht auf ein besseres Leben hat, nicht ihre Freunde vergisst.

Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht
Hoffentlich muss ich nicht allzu lange warten :D



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