Zum Inhalt der Seite

Solitude

Still with me is only you...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wish you were here

So, so you think you can tell

Heaven from Hell,

Blue skys from pain.

Can you tell a green field

From a cold steel rail?

A smile from a veil?

Do you think you can tell?
 

How I wish, how I wish you were here.

We're just two lost souls

Swimming in a fish bowl,

Year after year,

Running over the same old ground.

What have we found?

The same old fears.

Wish you were here.
 

Pink Floyd – Wish you were here
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Er bemerkte zuerst nicht, dass das Telefon klingelte. Das war der Nachteil, wenn man die Angewohnheit hatte, lautstark Musik zu hören, man war für alles andere taub.

Vielen fanden es merkwürdig, dass er, der Schulleiter einer renommierten Schule, solch eigenartige Verhaltensweisen an den Tag legte. Aber hey, man blieb nicht jung, indem man wie alle anderen Sonntagnachmittags im Gemeindehaus Kaffee trinken ging und über die neuesten politischen Begebenheiten diskutierte, sondern indem man etwas gutes für Körper und Geist tat. Und was war da besser als Wolfgang Amadeus Mozarts Violinsinfonie Nummer 1?
 

Zumindest stellte Rory Takarada sein Radio schnell leise und griff nach dem Telefon.

Royal-Society-Hight-School, Takarada am...“

„Rory-san, ich mache mir Sorgen!“, schrie ihm die Stimme von Aiko Yashiro entgegen, bevor er seinen Satz beenden konnte. „Weißt du, ob Reino-kun in der Schule angekommen ist?“

Der Lehrer runzelte die Stirn. „Weißt du, ich bin zwar Schulleiter, aber im Gegenteil zu Albus Dumbeldore aus den Harry Potter Romanen weiß ich nicht zu jedem Zeitpunkt, wo sich meine Schüler herumtreiben und in welchen Problemen sie jetzt schon wieder stecken. Gibt es denn einen Grund für deine Sorgen?“

„Ja! Wir hatten heute wieder eine Sitzung und danach ist er alleine zurück in die Schule gelaufen, da er einen Spaziergang machen wollte. Das war jetzt vor vier Stunden!“

„Ja... und?“

„Er wollte mich anrufen, Rory-san. Sobald er auf dem Schulgelände angekommen ist.“ Ihre Stimme klang jetzt Tränen erstickt. „Was, wenn ihm etwas passiert ist?“

„Okay, Aiko-chan, jetzt atme einmal tief durch. Reino ist ein Teenager. Vielleicht ist er mit seinen Freunden danach ins Kino gegangen oder er sitzt in einem Musikzimmer und hat die Zeit vergessen. Ich werde jetzt Kuu anrufen und fragen, ob er wieder angekommen ist. Sicher ist alles in Ordnung.“

„Gut... du meldest dich doch, wenn du mehr weißt?“

„Natürlich. Und jetzt entspann dich erst einmal. Du weißt selbst am allerbesten, was geschieht, wenn man sich zu oft aufregt.“
 

Kopfschüttelnd legte er auf und wählte Kuus Nummer. Aiko machte sich einfach immer zu viele Sorgen. Das sollte man nicht so ernst nehmen. Dennoch hatte er ein ungutes Gefühl im Magen.

Der Lehrer meldete sich bei fünften Klingeln.

„Ah, gut dass du da bist. Sag, Reino-kun ist doch heute zu Aiko gegangen, nicht? Ist er seitdem schon einmal zurückgekommen?“

„Nein, bisher noch nicht“, entgegnete der Lehrer überrascht. „Warum? Willst du ihn sprechen?“

„Nein, nein“, Rory zögerte kurz, bevor er fragte: „Sag, sind Ren und Fuwa-kun da?“

„Ja, sie sind vor etwa einer Stunde aus der Stadt zurückgekommen. Warum? Ist etwas passiert?“

Der Schulleiter schwieg einen Moment.

„Ruf mich bitte an, sobald Reino-kun wieder da ist, ja? Ich muss jetzt noch etwas Wichtiges erledigen.“

„Natürlich, bis dann“, erwiderte Kuu überrascht und legte auf.
 

Augenblicklich wählte Rory Julies Nummer. „Ist Amamiya-san da?“

„Ja, sie ist in ihrem Zimmer.“

„Allein?“

„Natürlich, warum fragst du?“

„Reino-kun ist nicht zufälligerweise bei ihr, oder?“

„Nein, natürlich nicht. Er muss schon vor Stunden in seinem Zimmer angekommen sein, zumindest meinte Aiko, er wäre allein zurückgegangen. Warum? Was ist los?“

„Nicht so wichtig, es war nur eine Frage. Mach dir noch einen schönen Abend.“
 

Er legte auf und blieb für einen Augenblick reglos sitzen. Dann wählte er Aikos Nummer.

„Ich glaube, wir haben ein Problem“, sagte er, sobald sie abgehoben hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Das ist ziemlich schräg“, sagte Yashiro und starrte auf die Blütenblätter, die sich unter Rens schwarzen Rosen ausgebreitet hatten. „Gibt es so etwas überhaupt, dass alle Blüten gleichzeitig verwelken?“

„Nicht, dass ich wüsste“, meinte Kyoko und sah zu ihrem Verlobten auf, der zwischen ihnen stand und stumm auf die Pflanze starrte. Er sah nicht gut aus, ganz und gar nicht gut. Sein Gesicht war ungewöhnlich blass und seine Hände zitterten kaum merklich.

Bisher hatte sie ihn nur in zwei Situationen so gesehen: Immer, wenn er von einem Gespräch mit seiner Mutter kam und an den Tag, an dem sie vor dem abgebrannten Haus seines besten Freundes und ihrer großen Liebe gestanden hatten.

Noch heute kamen ihr die Tränen, wenn sie nur daran dachte, weshalb sie die Erinnerung eilig aus ihrem Kopf vertrieb.
 

„Es gibt eine Situation, an der eine Pflanze all ihre Blüten verliert“, sagte Ren plötzlich und die Beiden anderen sahen ihn gespannt an. Er ging auf seinen Schreibtisch zu, bückte sich und begann, jedes einzelne, schwarze Blatt aufzulesen. Kyoko fiel auf, dass er sie mit einer ungewohnten Sanftheit berührte. Reino musste ihm wirklich viel bedeuten.

„Und was ist das für eine Situation?“, wollte Yashiro wissen, als der Schwarzhaarige nicht fortfuhr.

Er bekam keine Antwort.
 

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass Reino wirklich der Reino sein soll“, murmelte Kyoko. „Wo wir ihn doch beinahe jede Woche gesehen haben. Wie oft hat er seinen Bruder abgeholt? Und wie oft bin ich zu euch gekommen, um dich rechtzeitig zurück ins Haus zu zerren? Wieso habe ich ihn nicht sofort erkannt?“

„Vielleicht wolltest du ihn nicht erkennen“, schlug Yashiro vor.

Sie schien diesen Gedanken kurz zu überdenken. Dann sah sie Ren hoffnungsvoll an. „Meinst du, wenn er es überlebt hat, dass Jeremy auch...?“

„Ich weiß es nicht, Kyoko“, erwiderte er sofort. „Aber ich würde mir keine allzu großen Hoffnungen machen.“
 

Verärgert ballte sie ihre Hände zu Fäusten, bevor sie zu ihm ging, sich vor ihm niederkniete, ihn bei den Schultern packte und damit begann, ihn heftig zu schütteln.

„Hör auf, immer so negativ zu sein!“, schrie sie, was Yashiro augenblicklich zusammen zucken ließ. „Und lass dich nicht so gehen! Reino lebt, verdammt noch mal! Er lebt und du kannst froh darüber sein!“

Tränen liefen nun über ihr Gesicht und sie hörte auf damit, ihn zu schütteln. „Warum kann er also nicht auch leben.“

Ren starrte sie einen Moment lang ausdruckslos an, beobachtete, wie ihre Tränen langsam über ihre Wangen rollten, wie sie kurz davor war, zu zerbrechen. Ohne lange zu überlegen, zog er sie in eine tröstende Umarmung.
 

„Es tut mir Leid“, murmelte er. „So Leid.“

Anstatt etwas zu erwidern, vergrub sie ihren Kopf in seiner Schulter und ließ all die Trauer heraus, die sie in den letzten Monaten zurückgehalten hatte.

Yashiro stand währenddessen neben den Beiden und fragte sich, warum das alles passieren musste. Doch es gab noch eine Frage, die ihn beschäftigte. Wo war Reino?
 

Auch Ren machte sich Sorgen. Sho und Chiori hatten ihm auf dem Rückweg erzählt, dass sein Freund von Aiko therapiert wurde und in der Regel dauerten ihre Sitzungen nicht so lange.

Die Tatsache, dass die Rosen, die der Junge ihm damals geschenkt hatte, so plötzlich verblüht waren, halfen auch nicht dabei, seine Bedenken zu zerstreuen.

Plötzlich musste er lächeln, als es sich an ihre erste Begegnung erinnerte. Bereits damals schien sich alle nur um Rosen gedreht zu haben.

Rosen und Musik.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es war einer der seltenen Tage, an den Tsuruga-san mit ihrem fünfjährigen Sohn durch die Straßen der Stadt spazierte. Die anderen Stadtbewohner grüßten sie ehrfurchtsvoll und jene, mit denen die inoffizielle Herrin der Stadt zu sprechen gedachten, lobten den „süßen, kleinen Jungen“ und den neuesten Film von Tsuruga-sama, der in letzter Zeit leider nur selten Zuhause war.

Sobald sie an ihnen vorbei war, drehten sich alle Bürger zu ihr um und stellten alle dieselbe, stumme Frage: „Wohin ist sie nur auf den Weg?“
 

Diese Antwort sollte sehr bald die junge Mrs. Lawliet herausfinden. Sie und ihr Mann waren gebürtige Engländer und waren erst vor kurzem nach Japan übergesiedelt, um hier einen Blumenladen zu eröffnen. Beziehungsweise, Mrs. Lawliet wollte es. Ihr Mann ging anderen Beschäftigungen nach, die viel mit dem Broterwerb von Tsuruga-san zu tun hatten. Nicht, dass sie davon gewusst hätte. Ihr Mann verstand sich darauf, Dinge vor ihr zu verheimlichen.
 

Sie hatte drei Kinder. Zwei Söhne, sechzehn und fünf Jahre alt, sowie eine Tochter, die erst vor einigen Monaten das Licht der Welt erblickt hatte. Der Altersunterschied, inklusive ihrer jungen Erscheinung waren selbstverständlich ein Skandal gewesen, allerdings war sie geschickt darin, jeglichen Fragen auszuweichen.
 

Als Tsuruga-san und ihr Sohn den Laden betraten, war sie gerade dabei, ihre Tochter im Wohnzimmer zu stillen, weshalb ihre Söhne im Verkaufsbereich waren.

„Guten Tag, Tsuruga-san“, sagte der Älteste sofort höflich, während Reino von den Blumen aufblickte, die er gerade untersucht hatte.

„Guten Tag, Jeremy“, erwiderte sie ruhig. „Wo ist deine Mutter?“

„Im Wohnzimmer, sie stillt meine Schwester. Soll ich sie holen?“

„Ich bitte darum.“
 

Nickend lief er davon.

Während sie wartete, sah sich Tsuruga-san prüfend das Sortiment an. „Gar nicht mal so schlecht für eine Ausländerin“, murmelte sie und nahm eine besonders ausgefallene Pflanze näher in Augenschein.

Ren nutzte diesen kurzen Moment, in dem ihre Aufmerksamkeit nicht auf ihm lag dazu, sich seinerseits umzusehen. Schon bald fand er Blumen, denen er einen Namen zuordnen konnte: Rosen. Zuhause hatten sie jede menge davon, allerdings wuchsen sie auf runden Sträuchern und nicht aus bunten Eimern.

Allerdings sahen die in der hintersten Reihe dunkler aus, als die, die er kannte. Neugierig trat er näher.
 

„Das sind Kaa-sans schwarze Rosen.“

Überrascht blickte er auf. Der jüngste Sohn der Blumenhändlerin hatte seine Augen aufmerksam auf ihn gerichtet und schien jede seiner Bewegungen zu beobachten.

„Schwarze Rosen?“, wiederholte Ren. „Aber die gibt es doch gar nicht.“

„Das stimmt“, entgegnete der Junge und der Anflug eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht. „Deshalb wird Kaa-san sie ja erschaffen und dann wird sie berühmt.“

Tsuruga-sans Sohn blinzelte.

Dieser Junge irritierte ihn. Normalerweise wagten die anderen Kinder es nicht, ihn auch nur anzusehen und dieser sprach nicht nur mit ihm, sondern widersprach ihn auch.

Automatisch breitete sich ein herzliches Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Ich bin Ren.“

„Reino.“
 

Die Beiden sahen sich grinsend an, ohne zu wissen, dass gerade die wichtigste Beziehung in ihrem Leben begonnen hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Tsuruga-san kaufte an diesem Tag mehrere Blumenkörbe und unterhielt sich angeregt mit Mrs. Lawliet, an der sie ein großes Interesse zu entwickeln schien, zumindest kam sie daraufhin des Öfteren vorbei, um mit ihr zu plaudern.

Aus diesem Grund tolerierte sie die sich anbahnende Freundschaft zwischen Ren und Reino, die vor allem dadurch vertieft wurde, dass sie gemeinsam von Jeremy im Klavierspielen unterrichtet wurden. Wobei Reino schon bald um einiges besser war, als sein Freund.
 

„Das ist einfach zu erklären“, meinte er eines Tages, als Ren sich darüber beschwert hatte. „Du musst das hier lernen, weil deine Mutter darauf besteht. Da fällt es dir selbstverständlich schwerer, es wirklich zu genießen.

Der Schwarzhaarige hatte daraufhin gelächelt. „Aber es macht mir doch Spaß!“

„Ich weiß. Aber der Trotz ist dennoch da. Außerdem liegt mir das musizieren im Blut“, meinte der Andere grinsend. „Sieh dir nur Maria an. Auch sie beginnt schon zu singen.“

„Sehr witzig, wirklich“, meinte er sarkastisch, konnte aber sein Lächeln nur schwer verbergen.

Sein Freund grinste nur.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Als sie acht Jahre alt wurden, verlobten Rens Eltern ihn mit Kyoko. Allerdings lernte er sie erst einige Jahre später kennen. Dafür trat in dieser Zeit Yukihito Yashiro in ihr Leben. Er kam des Öfteren zu Besuch und dann streiften sie zu dritt durch die Stadt und den nahen Wald. Dennoch wurde der Junge ihnen niemals so wichtig, wie sie sich aneinander waren.

Mit den Jahren waren sie nämlich beinahe unzertrennlich geworden und die Stadtbewohner nannten sie Spaßeshalber „Zwillinge“.

Bald darauf wurde jedoch „Drillinge“ daraus.
 

Maria liebte und verehrte ihren großen Bruder und sah dessen Freund als eine Art Heiligen an. Deshalb folgte sie den Beiden bald auf Schritt und Tritt, was alle mit einer gewissen Belustigung beobachteten.

„Sein Sie vorsichtig, Lawliet-san“, sagten die Leute oft zu ihrer Mutter, wenn sie in ihren Laden kamen. „Sonst wird ihr kleines Mädchen noch zu einen Jungen.“

Die junge Frau nahm es mit Humor und freute sich, dass ihre Kinder glücklich waren. Niemand hätte gedacht, dass sich dies jemals ändern würde.

Nicht einmal Tsuruga-san selbst. Wahrscheinlich war der ganze Skandal deshalb für alle so schockierend, da es keine Vorwarnung gab.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Ich mache mir Sorgen.“

Der vierzehnjährige Reino blickte von seinen Mathehausaufgaben auf.

Sie saßen im Garten der Lawliets. Maria hatte gerade Gesangsunterricht und Mrs. Lawliet war im Laden beschäftigt, weshalb die Beiden relativ ungestört für die Schule lernen konnten. Das war relativ selten der Fall, da normalerweise immer Reinos kleine Schwester da war, um sie zu stören.
 

„Worüber?“

„Deinen Bruder und Kyoko“, erklärte Ren und spielte nachdenklich mit seinem Bleistift. „Sie haben an meinem Geburtstag miteinander geschlafen.“

Reino fluchte. „Deine Mutter wird die Beiden killen.“

„Nur, wenn sie es erfährt“, meinte der Schwarzhaarige schulterzuckend.

„Sie wird es erfahren“, murmelte sein Freund, der plötzlich recht gehend beunruhigt schien. „Wenn du es schon mitbekommen hast...“ Er schwieg kurz, bevor er mit brüchiger Stimme hinzufügte: „Sie wird uns alle umbringen, wenn sie in Jeremy eine Gefahr sieht.“
 

Bevor er sich versah, wurde er in eine feste Umarmung gezogen. „Mach dir keine Sorgen“, murmelte Ren sanft. „Das wird nicht passieren.“

„Was macht dich da so sicher?“

Reino war es gewohnt, dass sein Freund ihn öfter in den Arm nahm und es störte ihn auch nicht sonderlich. Es tat gut, ab und zu von jemanden gehalten zu werden, der stärker als man selbst war und der einem dadurch neue Kraft und Zuversicht gab.

„Ich werde mit Kyoko reden und ihr sagen, dass sie vorsichtiger sein soll. Sie wird aufpassen, da bin ich mir sicher. Und wenn Kaa-san davon erfährt, werde ich rechtzeitig da sein, um euch zu warnen. Versprochen.“
 

Der Blondhaarige lehnte sich lächelnd tiefer in die Umarmung. „Ich weiß. Ich will nur nicht, dass Kaa-san und Maria etwas passiert.“

Das brachte Ren zum Lachen. „Was denn? Ist Jeremy dir etwa egal?“

„Der kann auf sich aufpassen“, meinte Reino grinsend. „Wenn er dir schon deine Verlobte ausspannt.“

eine kurze Stille senkte sich über die Beiden, bevor sie gleichzeitig in lautes Gelächter ausbrachen.
 

„Ich fände es nicht schlecht, wenn Kyoko die Verlobung lösen würde, um mit Jeremy zusammen zu kommen“, meinte Ren schließlich. „Das würde jede menge Probleme lösen.“

„Ja, dann bekommst du deine lang ersehnte Freiheit wieder“, meinte Reino spaßhaft. „Bis deine Mutter eine neue Verlobte gefunden hat, versteht sich.“

Der Schwarzhaarige verzog sein Gesicht. „Sprich nicht davon, mir wird sonst noch schlecht.“

„Sei nicht so ungerecht. Es gibt viele nette Mädchen da draußen. Du wirst auch eines Tages eines finden, das dir gefällt.“
 

Ren zog seine Arme wieder zurück und stand auf, was sein Freund verwirrt beobachtete. „Ren?“

„Tut mir Leid, aber mir ist gerade eingefallen, dass ich heute früher Zuhause sein muss“, erklärte er mit einem gequälten Lächeln. „Kaa-san hat ein paar Besucher eingeladen.“

„Oh, verstehe“, sagte Reino mitfühlend. „Soll ich dich bis zu eurem Haus begleiten?“

„Nicht nötig“, meinte er eilig. „Du musst dringend mit deinen Hausaufgaben fertig werden, sonst wird der Sensei wieder schimpfen. Bis morgen!“

Winkend lief er davon, einen verwirrten Reino hinter sich zurücklassend.
 

Nie im Leben würde er zugeben, warum er in Wahrheit so eilig die Flucht ergriff.

Doch seinen besten Freund so heiter von ihm und irgendeinen Mädchen reden zu hören, war... irgendwie seltsam. Wobei er dieses Gefühl selbst nicht verstand.

Er wusste nur, dass er weg musste und das sehr schnell.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ein Jahr später kam Saena Mogami zu Besuch. Im Grunde war das nichts ungewöhnliches, sie und Tsuruga-san trafen sich des Öfteren, doch ihr Blick verriet nichts Gutes, weshalb Kyoko und Ren sich vor die Tür des Arbeitszimmers stellten und gespannt lauschten.

Was sie hörten, war alles andere als gut.
 

„Kennst du einen Jeremy Lawliet?“, fragte Saena.

„Jeremy? Ja, er ist der Sohn von meiner Blumenhändlerin. Du weißt schon. Von ihr haben wir unseren Strauß schwarze Rosen. Außerdem unterrichtet er Ren im Klavierspiel. Warum? Was ist mit ihm?“

„Er ist zu uns gekommen“, erklärte Saena und ihre Stimme zitterte von unterdrückter Wut. „Dieser unverschämte Bengel ist zu uns gekommen und hat um die Hand meiner Tochter angehalten.“

Kyoko atmete erschrocken ein und Rens Augen weiteten sich. Verdammt!
 

„Wie kommt er denn auf diese absurde Idee?“, fragte Tsuruga-san betont ruhig, doch Ren wusste, dass sie insgeheim eins und eins zusammenzählte.

„Offenbar haben sie bereits seit einem Jahr ein Verhältnis“, antwortete Saena. „In eurem Haus.“

Die Anschuldigung in ihren Worten war nicht zu überhören.

„Ich verstehe“, murmelte Tsuruga-san. „Mach dir keine Sorgen, meine Liebe. Ich werde mich darum kümmern.“
 

Ren und Kyoko wechselten einen kurzen Blick, bevor sie gleichzeitig nickten und machten, dass sie wegkamen. Sie mussten die Lawliets warnen!
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ein paar Monate standen die Beiden vor dem abgebrannten Blumenladen, in denen sie noch vor einem Jahr beinahe täglich gewesen waren. Nun war nur noch Asche übrig.

„Nicht einmal den Garten haben sie in Ruhe gelassen“, murmelte Ren. Er war leichenblass und zitterte unkontrolliert.

Kyoko bewunderte ihn dafür, dass er nicht weinte, wo ihr die Tränen schon vor Stunden gekommen waren, als sie an dem Gebäude vorbei gefahren waren, um zur Villa der Tsurugas zu kommen.

Niemand hatte ihnen gesagt, was passiert war.

Im Grunde waren nur zwei Szenarien möglich: Entweder hatte die Familie das Haus selbst in Brand gesteckt und befand sich nun wieder in England oder einen anderen Teil der Welt oder aber Tsuruga-san war dafür verantwortlich und ihre Asche befand sich irgendwo zwischen den Trümmern.
 

Beide hofften, dass ersteres der Fall war, wobei sie letzteres für wahrscheinlicher hielten.

„Ich kann nicht glauben, dass wir sie nie wiedersehen werden“, schluchzte Kyoko und fiel verzweifelt auf die Knie. „Ich kann nicht glauben, dass alles vorbei sein soll.“

Als sie zu ihrem Verlobten aufblickte, konnte sie auch auf seinem Gesicht eine nicht endende Tränenspur erkennen und ihr wurde klar, dass sie nicht die Einzige war, die den wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren hatte.
 

Ein paar Stunden später fand sie Yashiro, der es nach langem Zureden schaffte, die Beiden dazu zu bewegen, mitzukommen. Auch er war auffallend blass, was sie daran erinnerte, dass auch er die Familie sehr gemocht hatte, obwohl er niemals mit ihr so warm geworden war, wie die beiden Anderen. Kurz darauf stieß auch Kanae zu ihnen, die von Mogami-san angerufen worden war, damit sie auf Kyoko Acht geben konnte.

Zu viert setzten sie sich in Rens Zimmer, wo sie lange Zeit blieben und einfach schwiegen.
 

Von diesem Tag an, waren sie normalerweise nur unter sich und gestatteten es niemand anderen, sich ihnen anzuschließen.

Viele glaubten, es liege daran, dass sie so perfekt und reich waren.

Niemand hätte jemals gedacht, dass der wahre Grund so traurig sein könnte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Langsam tauchte Ren aus seinen Erinnerungen wieder auf. Es war schon ziemlich spät, Kyoko und Yashiro waren schon vor langem verschwunden und Reino war immer noch nicht zurückgekommen. Draußen war es bereits stockdunkel, weshalb er begann, sich ernsthafte Sorgen zu machen.

Es sah seinem Freund nicht ähnlich, so lange auf sich warten zu lassen. Schon allein deshalb, weil er es hasste, anderen Leuten Sorgen zu bereiten. Das war schon immer so gewesen und hatte sich bis heute nicht geändert.

Wo blieb er nur solange?
 

Plötzlich klopfte es an die Tür und Rory kam herein, gefolgt von vier Personen: Aiko Yashiro, dem Pater und zwei Polizisten.

Ren stand stirnrunzelnd auf und sah die fünf Erwachsenen fragend an.

„Ren, ich fürchte, wir kommen mit beunruhigenden Neuigkeiten zu dir“, sagte der Schulleiter ernst. „Das hier sind Inspektor Takagi und sein Partner Sato. Bevor wir dir mitteilen, was wir dir zu sagen haben, müssen sie dir ein paar Fragen stellen.“

„Okay...“, antwortete er verwirrt. „Dann schießen Sie mal los, Inspektor.“
 

„Weißt du, wo in der Nähe deine Mutter eine ihrer Basislager hat?“, fragte Takagi sofort.

Ren blinzelte. „Warum wollen Sie das wissen?“

„Beantworte zuerst unsere Frage.“

„Das kann ich nicht, ohne zu wissen, um was es geht. Sie hat hier in der Nähe nämlich mehr als ein Lager. Wenn Sie mir sagen, worum es geht, werde ich vielleicht wissen, welches es am ehesten sein konnte.“

Und ob es sich lohnte, sich gegen seine Mutter zu wenden. Die Yakuzas nahmen Hochverrat nicht besonders auf die leichte Schulter.
 

Die Polizisten wechselten einen Blick, doch es war der Pater, der ihm antwortete: „Es geht um Reino-kun, Ren. Wir glauben, dass deine Mutter ihn entführt hat.“

Die Augen des Schülers weiteten sich und er hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen. „Wie lange?“, fragte er.

„Fünf Stunden“, sagte Aiko. Ihm fiel auf, dass ihre Augen schrecklich gerötet waren. „Oh, ich war so dumm. Ich hätte darauf bestehen sollen, ihn zu begleiten.“

„Es ist nicht Ihre Schuld, Yashiro-san“, sagte Takagi freundlich. „Niemand hätte ahnen können, dass ihm etwas auf dem Rückweg passieren würde.“
 

„Wie kommen Sie darauf, dass er von meiner Mutter entführt wurde?“, wollte Ren wissen. Er war daran gewöhnt über seine Mutter befragt zu werden, das gehört einfach zu seinem täglichen Leben dazu.

„Wir haben Augenzeugenberichte, die bestätigten, dass es Männer waren, die zu ihr gehören, die den armen Jungen mit sich gezerrt haben. Doch du wirst sicher verstehen, wenn wir keine Namen nennen können, oder?“

„Natürlich“, murmelte Ren und dachte schnell nach.
 

Was sollte er tun?

Wenn er seine Mutter verriet, würde er wahrscheinlich das nächste Opfer sein, doch wenn er es nicht tat, würde Reino hundertprozentig hingerichtet werden.

//Wenn er nicht schon tot ist//, flüsterte eine Stimme in ihm, die er jedoch ignorierte.

Reino durfte nicht tot sein. Nicht, wo er ihn gerade erst wiedergefunden hatte.
 

Entschlossen blickte er zu den Erwachsenen auf, die ihn alle erwartungsvoll musterten.

„Es gibt drei Möglichkeiten, aber sie sind schwer von hier aus zu beschreiben. Nehmen Sie mich mit, dann kann ich sie hinführen.“

„Ren, das ist gefährlich!“, rief der Pater.

„Das ist mir egal“, entgegnete der Junge und sah ihn fest an. „Das ist die einzige Chance, die Sie haben“, erklärte er den Polizisten. „Entscheiden Sie.“
 

Rory konnte nicht anders, als über die verdutzten Mienen der Anderen zu lächeln.

Er hatte immer gewusst, dass in dem Jungen mehr steckte, als nur einer Yakuza-Erbin. Genauso wie er sich sicher gewesen war, dass Reinos Anwesenheit ihm gut tun würde.

Doch dass er Recht gehabt hatte, hätte er bis zu diesen Augenblick nicht gedacht.

„Nehmen Sie ihn mit, Inspektor“, meinte er deshalb munter. „Er wird sich ja doch nicht abbringen lassen.“

„Sind Sie sich sicher, Takarada-san?“, meinte Takagi zweifelnd.

„Vollkommen.“
 

Denn es gab sie wirklich: Die Menschen, die alles für ihre Freunde taten.
 

_______________________________________

Ach Gottchen, ist das jetzt aber dramatisch.

Da bekomme ich ja als Autorin beinahe selbst Angst um die armen Charaktere und das, obwohl ich weiß, was mit ihnen geschehen wird. Besonders, da der arme Reino ja seit seinem Niedergeschlagen werden vom letzten Kapitel nicht mehr vorkam, nicht?

Nun ja.... zumindest habe ich mit diesem Kapitel endlich beinahe alle Vorgaben, die Susilein mir damals machte, als ich ihr versprach, eine FF zu schreiben, erfüllt: 1. es geht um Shonen-Ai und 2. das Lied Wish you were here wurde verwendet. Wobei ich vermute, dass sie eher die Version von Blackmore's Night oder Roxette meinte. Ich persönlich denke jedoch, dass das Beste Wish you were here immer noch von Pink Floyd ist und hoffe, dass sie mir verzeiht, dass ich darum dieses Lied genommen habe. *verbeug*

Ansonsten bedanke ich mich jetzt noch bei Kyoko-Hizuri, Maeil und schwertkrabbe für eure lieben Kommentare zum letzten Kapitel. *strahl*

So... jetzt liegen noch etwa zwei vor uns. Mal sehen, was sie uns bringen werden.

Bis bald,

eure Ayako



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-05-09T20:17:08+00:00 09.05.2010 22:17
Also mir gefällt die Dramatik wirklich gut, so kommt für mich endlich Spannung auf. ^^ Der Einstieg ins Kapitel ist dir wieder super gut gelungen, du hast ein wunderbares Händchen dafür, einen am Anfang zu „catchen“.
Die Art, wie das ganze Kapitel geschrieben ist, kommt mir vor, wie im Märchenstil.
Z.B. „Von diesem Tag an...“
Insgesamt gibt es der ganzen Story auch einen guten Märchentouch. Alles schien so perfekt und schön (wie bei „Reich und Schön“ *lol*) und nach und nach kommen die hässlichen Geheimnisse heraus.
Ich hoffe doch, dass Ren mehr als nur ein tadelloser Schüler ist und mal zeigt, dass er ein Yakuza-Erbe ist. Die Andeutung hat bei mir gleich Interesse geweckt. ^^

Ein genauere Anmerkungen ^^

Der Lehrer runzelte die Stirn. „Weißt du, ich bin zwar Schulleiter, aber im Gegenteil zu Albus Dumbledore aus den Harry Potter-Romanen weiß ich nicht zu jedem Zeitpunkt, wo sich meine Schüler herumtreiben und in welchen Problemen sie jetzt schon wieder stecken. Gibt es denn einen Grund für deine Sorgen?“

>>>>>> *lol* Den Vergleich fand ich klasse! Solche Anspielungen auf andere Literatur gefallen mir besonders gut. ^^

„Okay, Aiko-chan, jetzt atme einmal tief durch. Reino ist ein Teenager. Vielleicht ist er mit seinen Freunden danach ins Kino gegangen oder er sitzt in einem Musikzimmer und hat die Zeit vergessen. Ich werde jetzt Kuu anrufen und fragen, ob er wieder angekommen ist. Sicher ist alles in Ordnung.“

>>>>>> Die Bezeichnung Teenager hat mich stutzig gemacht. Bezeichnet man als Teenager nicht die Kids von 13-14 Jahre? Ist Reino nicht schon älter, 16 oder so und daher schon ein Jugendlicher?

„Und was ist das für eine Situation?“, wollte Yashiro wissen, als der Schwarzhaarige nicht fortfuhr.
Er bekam keine Antwort.

>>>>>> Das auffällig wiederholte Wort Schwarzhaariger besser mit einem er ersetzen. Man versteht immer noch, wer gemeint ist. ^^

Ren starrte sie einen Moment lang ausdruckslos an, beobachtete, wie ihre Tränen langsam über ihre Wangen rollten, wie sie kurz davor war, zu zerbrechen. Ohne lange zu überlegen, zog er sie in eine tröstende Umarmung.

>>>>>> Hm, diese plötzliche Zärtlichkeit hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Insgesamt bin ich hier kein großer Fan von Ren, er wirkt mir wie der passive Musterknabe, was er anscheinend auch ist. Dein Charakter ist für mich noch zu seicht, um mich wirklich mitzureißen. ^^;;

Reino war es gewohnt, dass sein Freund ihn öfter in den Arm nahm und es störte ihn auch nicht sonderlich. Es tat gut, ab und zu von jemanden gehalten zu werden, der stärker als man selbst war und der einem dadurch neue Kraft und Zuversicht gab.

>>>>>> Klingt hier so wunderbar harmlos. *ggg*

Der Blondhaarige lehnte sich lächelnd tiefer in die Umarmung. „Ich weiß. Ich will nur nicht, dass Kaa-san und Maria etwas passiert.“

>>>>>> Blondhaariger würde ich hier auch lieber mit seinem Namen ersetzen, klingt besser.

„Ja, dann bekommst du deine lang ersehnte Freiheit wieder“, meinte Reino spaßhaft. „Bis deine Mutter eine neue Verlobte gefunden hat, versteht sich.“
Der Schwarzhaarige verzog sein Gesicht. „Sprich nicht davon, mir wird sonst noch schlecht.“

>>>>>> Hier würde ich Schwarzhaarige auch lieber mit seinem Namen ersetzen. Die beiden Wörter so kurz hintereinander machen sich nicht gut.

Liebe Grüße ^^

http://www.pi-pu.com/?attachment_id=4333&cpage=1#comment-1481
Von:  Kyoko-Hizuri
2010-03-11T16:34:29+00:00 11.03.2010 17:34
schönes Kap^^
gefällt mir immer besser
schreib bitte schnell weiter
Kyo-Hizu


Zurück