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Tagebücher

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Die letzte Seite

So ^-^
 

Hallo und entschuldigt die Verspätung-

ich war ein paar Tage nicht da :)

Ab jetzt gibts das Kapitel wie gehabt am Dienstagabend/Mittwochvormittag.

Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen!
 

Vielen, vielen Dank für die Kommentare zum letzten Kapitel!
 

Viele liebe Grüße,

eure Leira :D
 

____________________________________________
 

Kapitel 27: Die letzte Seite
 

Gegenwart
 

Heute war Montag.

Ein strahlend schöner Frühlingstag, rundum herrlich, wirklich wunderbar.

Die Sonne schien, die Luft war lau und am Himmel zeigte sich nicht eine noch so kleine Wolke.
 

Sayuri seufzte tief.

Sie stand am geöffneten Fenster, die warme Luft strich ihr übers Gesicht – und starrte ins unendliche Blau des Himmels, wartete.

Auf was genau, wusste sie nicht.
 

Ihre Mutter war gerade zum einkaufen gefahren, und so kam es, dass sie wieder einmal allein zuhause war.

Sie hätte zum Professor gehen können. Oder zu Tante Sonoko. Zu ihren Großeltern mütterlicherseits oder väterlicherseits.

Oder mal wieder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu Onkel Heiji fahren.

Sie hätte mit Freunden etwas unternehmen können oder einfach ein wenig spazieren gehen, stattdessen war sie hier, in diesem Haus, und wusste genau, was sie hier hielt, an diesem wundervollen Frühlingstag.
 

Ein weiterer leiser Seufzer entfloh ihrer Kehle, dann schloss sie das Fenster, wandte sich um, strich unruhig durchs Haus, minutenlang. Schaltete den Fernseher ein und nach ein wenig Rumgezappe wieder aus, fing an, in einen Roman zu lesen und legte ihn nach fünf Minuten wieder beiseite. Es war ein neues Buch, eigentlich sehr interessant, aber heute konnte es sie nicht fesseln.
 

Sie wusste genau, an was das lag. Was sie so herumtrieb.

Es war eine Sache, die sie seit ein paar Tagen schon aufschob.
 

Das letzte Buch.

Sayuri hatte es fast zu Ende gelesen.
 

Und nun zögerte sie das Ende hinaus.

Sie war sich dessen voll bewusst, und das war es auch, das ihr das Ganze noch schwerer machte. Sie schämte sich schon direkt für ihr kindisches Verhalten, schließlich war ihr Vater schon tot, schon lange… aber sie wollte ihn wenigstens in ihren Büchern am Leben halten. Irgendwie kam er ihr so noch ein wenig… lebendig vor.

Solange er dort noch nicht Lebewohl gesagt hatte... solange er ihr noch erzählte, von sich, und über andere, solange er nicht endgültig den letzten Punkt gemacht hatte, solange…
 

Solange es noch nicht so schrecklich endgültig war…

Er wenigstens in diesem Medium noch greifbar sein durfte...
 

Solange war es für sie noch nicht ganz real… dass sie ihn wirklich nie treffen würde.

Nicht in diesem Leben.
 

Sie ließ sich auf das Sofa sinken, kippte vornüber und landete mit ihrem Kopf auf der Tischplatte, ihre Arme baumelten nach unten, ihre Finger streiften den Teppichboden.

Ein weiterer, langer Seufzer verließ ihre Lippen.

Fest kniff sie die Augen zu, atmete tief ein und aus.

Einerseits brannte sie darauf, zu lesen, was er noch zu sagen hatte.

Andererseits hielt dieses alberne Aufschieben, dieses verzweifelte Sich-an-etwas-Klammern, das es gar nicht mehr gab, davon ab.
 

Sie schloss die Augen, spürte die Tischplatte kühl an ihrer Stirn.
 

Dann fasste sie ihren Entschluss.

Entschlossen setzte sie sich auf, stand auf und ging ihr Zimmer.

Sie würde es zu Ende bringen.

Jetzt.
 

Jede Minute, die sie es hinauszögerte, würde es nur noch schlimmer machen.
 


 

Ein paar Augenblicke später war es soweit.

Ein mulmiges Gefühl beschlich sie, als sie auf ihrem Bett saß, das letzte Buch in ihrem Schoß.

Sie war sich immer noch unschlüssig, ob sie lesen sollte oder nicht; irgendetwas hielt sie ab, etwas anderes trieb sie an.

Und da dieser Antrieb gerade eben die stärkere Macht war, und das Objekt ihrer Begierde zudem schon vor ihrer Nase lag, begann sie, den Eintrag zu lesen.
 

Er hatte kein Datum mehr.

Er fing nicht mal mit einer Begrüßung an.
 

So… Sayuri.

Ich hoffe, der Name gefällt dir, den ich da einfach ausgesucht habe für dich… ich hab dich das noch gar nicht gefragt, nicht wahr?

Gut… die Antwort werde ich ohnehin nie hören, aber ich hoffe doch, er gefällt dir.
 

Mittlerweile haben wir April…der Termin deiner Geburt rückt immer näher… und ein anderer Termin wohl auch.

Aber reden wir nicht darüber…
 

Nun...
 

Dieser Eintrag ist für mich wohl mindestens genauso schwer zu schreiben wie er für dich zu lesen sein wird; Tatsache ist allerdings... dass du im Prinzip jetzt alles weißt, was wichtig ist zu wissen für dich, ich dir alles mitgeteilt habe, von dem ich glaubte, es wäre von Nutzen für dich, sogar Sachen erzählt habe, von denen ich mir im Nachhinein nicht sicher bin, ob ich sie dir nicht hätte verschweigen sollen. Ich bin nicht erfahren in solchen Dingen, ich weiß nicht, wann ich was besser nicht erzählt hätte, weil ich dich davor beschützen hätte sollen… ich…

Wahrscheinlich hättest du ein paar Sachen besser nie erfahren, aber jetzt ist es zu spät, und ich will nichts herausreißen… das scheint mir unehrlich.

Betrug an dir.

Es gibt nichts, was ich dir verschweigen sollte… ich will vor dir kein Geheimnis haben.
 

Also schön… weiter im Text.
 

Ich… ich hoffe, du weißt nun, wenigstens ungefähr, wer ich war.

Weißt, wer du für mich warst, bist… immer sein wirst.
 

Ich hoffe, du konntest erkennen, dass auch ich ein Mensch mit Stärken und Schwächen war; ich hab dir bewusst beide Seiten gezeigt, dir nichts vorenthalten, auch nichts mehr rausgerissen, obwohl ich manche Stellen im Nachhinein für sehr fragwürdig halte, wie gesagt…

Aber… mir war wichtig, dir alles zu zeigen, restlos alles, damit du nicht mal auf die Idee kommst, ich wäre perfekt gewesen. Immer stark, immer klug, immer Herr der Lage…

Das war ich bestimmt nicht. Ich war alles, aber nicht perfekt.

Keiner ist das wohl, obwohl deine Mum schon sehr nah dran ist :)
 

Aber was ich eigentlich sagen will... ist folgendes.
 

Hiermit… hiermit endet sie wohl, die Geschichte von Shinichi Kudô. Und nachdem nun aber wirklich alles gesagt ist, was zu sagen war, fehlt nur noch eines...
 

Sayuri schaute auf, ihre Augen waren aufgerissen, ihre Finger auf einmal starr.

„Nein.“, flüsterte sie.

Kurz überlegte sie, ob sie das Buch nicht doch weglegen sollte, nicht weiterlesen sollte, denn sie ahnte, was jetzt kam.
 

Der Abschied.
 

Und sie wollte sich nicht verabschieden von ihm. Nie.
 

Dann schob sie diese albernen Gedanken beiseite, las weiter. Sie war es ihm schuldig, ihn sich von ihr verabschieden zu lassen. Sie musste es ihm zugestehen, ihr Lebewohl zu sagen, sie spürte, wie wichtig das für ihn war. Auch wenn es ihr jetzt schwer fiel, das zu lesen.
 

… und zwar… mich von dir zu verabschieden.

Da ich nicht weiß, wie lange ich noch habe... will ich dir das lieber zu früh schreiben, als nie mehr die Gelegenheit dazu bekommen.

Ich glaube, bis jetzt hatte ich immer ein ziemlich gutes Timing...

Also.
 

Das Letzte, was ich hier noch schreibe, nach diesem Eintrag, wird die erste Seite sein; die Einleitung die Erklärung für diese Bücher… und damit schließt sich dann der Kreis. Ich hoffe doch, sie haben dir etwas gebracht, diese Seiten - dir ein wenig Aufschluss gegeben über den Mann, den du nie kennengelernt hast, nie kennenlernen wirst, aber dem du wohl auch dein Leben verdankst.

Deinem Vater.
 

Ich muss gestehen, ich habe mich lange nicht als solcher gefühlt. Du schienst mir zu abstrakt, zu gering war die Hoffnung, dich kennen zu lernen, dich auch nur zu sehen.

Dann… nach der Entführung… und erst Recht, als der fünfte Monat herum war… und ich noch immer lebte… deine Bewegungen spürte, die du im Bauch deiner Mutter machst… da… wurde bei mir wohl langsam ein Schalter umgelegt. Und bei diesem Schreiben an dich… wohl erst Recht. Wo es mir noch am Anfang schwer fiel… an jemand Unbekanntes zu schreiben… so fühle ich mich mittlerweile beinahe so, als würde ich mich mit dir unterhalten.

Ich habe gelernt, dich als das zu sehen, was du bist.
 

Du bist meine Tochter.
 

Auch wenn du mich nicht kennst… auch wenn ich dich vielleicht nie sehe; du bist meine Tochter. Und als solche liebe ich dich.

Du hast von mir die Hälfte von dem, was du bist… du wirst mir ähnlich sehen, vielleicht. Vielleicht wirst du mir auch charakterlich ähneln. Ein paar meiner Marotten erben… :)
 

Auf alle Fälle… bist du ein Teil von mir. Und damit ich ein Teil von dir. So etwas verbindet.

Auch wenn wir uns nicht kennen, werden wir uns auf die eine oder andere Weise doch nahe sein. Ich hoffe, der Gedanke kann dich ein wenig trösten, in Zeiten, wo du dich um all das hier betrogen fühlst...
 

Ich hoffe, es wird schön sein, dein Leben. Und glücklich. Und ich hoffe, du bist jetzt nicht zu traurig. Das hier war mein Schicksal, und das Schicksal lässt sich nun mal nicht ändern… man kann es nur hinnehmen, auch wenn mir das in letzter Zeit immer öfter immer schwerer fällt.

Aber irgendwie hoffe ich auch, dass du nun, da du eine Ahnung hast, wer ich war, dann und wann an mich denkst…
 

Ich weiß nicht, ob es dir ein Trost ist - aber wenn man an dem Ort, an den wir gehen, wenn wir unser irdisches Leben verlassen, denken kann - so werde ich in Gedanken immer bei dir sein. Bei dir und deiner Mutter.
 

Ich werde auf auch aufpassen, so gut es eben in meiner Macht steht.

Ich hab dich lieb… gib auf dich Acht. Sei so gut und versuch bitte, nicht die gleichen Fehler zu machen wie dein alter Herr :)
 

Und so ist dies - das Ende.
 

Lebwohl.
 

In Liebe, für immer
 

dein Vater,

Shinichi Kudô
 


 

Tränen rannen ihr übers Gesicht. Stumm, schon seit sie begonnen hatte, den Eintrag zu lesen.

„Nein...“, wimmerte sie, schüttelte immer wieder den Kopf.

„Nein... Nein, nein, nein...“
 

Sie sah genau, mit wie viel Mühe die letzten Worte geschrieben worden waren. Tief hatte der Füller sich in das Papier gedrückt, die Tinte hatte bis auf die nächste Seite durchgeschlagen.

Er wusste, hatte gewusst, dass es zu Ende ging mit ihm… dass er nun bald…
 

Sie schluchzte auf. Dann begann sie hektisch zu blättern, suchte, suchte… aber sie fand sie nicht. Die letzten paar Seiten waren leer.

Kein weiteres Wort stand mehr geschrieben.
 

Keine Aufzeichnung über ihre Geburt.
 

So etwas Wichtiges hätte er doch bestimmt noch aufgeschrieben… so sehr wie er dafür gekämpft hatte… um jeden Tag gerungen hatte... hätte er das doch sicher nicht tot geschwiegen.
 

Tot…
 

Also hatte er es nicht geschafft…

Hatte er es wirklich nicht geschafft…?

War er gescheitert… so knapp… gescheitert?
 

Sayuri schrie auf, voller Frust, schlug das Buch zu, warf es in den Karton und zog ihre Decke zu sich, bis ans Kinn, schlang ihre Arme um ihren Oberkörper.

Tränen strömten ihr über die Wangen, haltlos.
 

Eine halbe Stunde später saß sie immer noch auf ihrem Bett, starr.

Sie weinte immer noch, Tränen liefen ihr unaufhörlich über die Wangen, Schmerz wühlte in ihr wie Feuer, brannte in ihrer Brust.

Er war weg.

Und wahrscheinlich hatte er auch noch ganz umsonst so gekämpft.
 

Umsonst...
 

Ran hörte sie weinen, als sie an ihrer Zimmertür vorbeiging.

Sie ahnte, dass sie nun mit dem Lesen der Bücher fertig war; aber sie ging nicht hinein, um sie zu trösten.

Sie sollte trauern können.

Ungestört.

Sie hatte damals auch keinen brauchen können, damals, als er...

Ein tiefer Seufzer verließ ihre Brust; sie hob die Hand, hielt sie sich an die Stirn, wie als ob sie so ihre Erinnerung an jene Tage im Zaum halten wollte.

Tatsache war allerdings... sie hatte damals allein sein wollen. Und sie war sich ziemlich sicher, dass ihr ihre Tochter in dieser Hinsicht sehr ähnlich war.

Sayuri würde, wie sie selber damals, jetzt sicherlich untröstlich sein; es war besser, sie jetzt ihrem Kummer, ihrem Schmerz zu überlassen, und mit ihr zu reden, wenn sie wieder einigermaßen bei sich war.

Vorher würden alle Worte ohnehin nur abprallen an ihr.
 

Ran seufzte leise, strich sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

Sie wünschte, er wäre jetzt hier, und würde sie in seine Arme nehmen.

Und noch mehr wünschte sie sich, er wäre hier und würde seine Tochter in die Arme nehmen.

Sie kniff die Lippen aufeinander, ging langsam weiter in ihr Bücherzimmer, um ein paar Ordner, die sie nicht mehr brauchte, aber aufheben musste, dort zu deponieren, um in ihrem Büro wieder mehr Platz für neue Fälle zu haben.
 

Sie hatte sich geirrt, das wurde ihr nun langsam klar.

Sayuri hatte es schwerer als sie.

Sie selber hatte ihn wenigstens noch persönlich kennen dürfen, trotz all dem Schmerz, der sie quälte, der Verlust, der sie nun verfolgte – sie hatte die Erinnerung an ihn. An sein Lächeln, an seine Worte, an seine Gesten und Gefühle.

Sie hatte ihn spüren dürfen.

Sayuris Wunsch, ihren Vater zu kennen, diese Wärme, Liebe und Zuneigung, die sie aus seinen Worten erfahren durfte auch wirklich kennen zu lernen, würde nie in Erfüllung gehen. Ihr war so deutlich vor Augen geführt worden, was sie hätte haben können, und doch jegliche Möglichkeit genommen, es auch wirklich zu bekommen.
 

Und das war ein Schicksal ungleich unfairer und härter als ihrs.
 

Das erkannte sie nun.

Langsam wandte sie sich um, schaute auf die Tür, hinter der ihre Tochter um ihren Vater trauerte.
 

Shinichi... Das hattest du wohl auch nicht gewollt, nicht wahr...?
 

Als Ran ein paar Minuten später merkte, wie die Tür zum Zimmer ihrer Tochter langsam aufging, streckte ihren Kopf aus ihrer Tür.

Sayuri war bleich, verheult und schüttelte nur stumm den Kopf, als sie sie fragend anschaute. Sie ging die Treppe runter in die Eingangshalle, nahm sich eine Jacke vom Haken und verließ das Haus.

Sie konnte jetzt nicht hier bleiben, hier fiel ihr die Decke auf den Kopf.

Sayuri musste sich beschäftigen. Sie musste frische Luft schnappen, sich ein wenig fangen. Sie war zu aufgewühlt, um ein vernünftiges Gespräch führen zu können, und so dachte sie, würde ihr ein Spaziergang nur gut tun.
 

Sie hoffte es zumindest.
 


 

Ran seufzte, schaute ihr durch das Fenster hinterher.

In diesem Verhalten glich sie ihrem Vater mehr, als sie selber es wohl ahnte. Sie dachte daran, wie er damals auch gegangen war; die Flucht ergriffen hatte, oder wohl eher den taktischen Rückzug; damals, als er es ihr gesagt hatte, was kommen würde… als er ihr die Hiobsbotschaft überbracht hatte. Und damals, als er erfahren hatte, dass sie schwanger war.

Er war gegangen, hatte seine Situation überdacht, und war dann wieder gekommen, um sich erneut in die Schlacht zu stürzen.

Gekniffen hatte er nie, und das würde Sayuri auch nicht.

Aber sie brauchte jetzt... wohl ihre Ruhe.

Um sich zu sammeln, um sich klar zu werden, was sie nun mit all dieser Information machen sollte, wie sie damit fertig werden konnte.

Wie sie ihn aushalten, ertragen sollte, diesen unerfüllbaren Wunsch, den sie nun wohl hatte.

Und wie sie profitieren konnte, von diesem Wissen um ihren Vater.

Auch wenn ihre Gedanken wohl erst etwas später in diese Richtung gehen würden… wie sehr ihr Leben doch trotz allem bereichert worden war.
 

Langsam strich Ran sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

Bereichert, ja. Sie fragte sich, warum sie dieses Wort in Zusammenhang mit ihrer Tochter verwenden konnte, es aber für sich ablehnte.
 

Dann stieg sie ebenfalls ins Erdgeschoss, griff sich das Telefon und rief seine Eltern an.
 

Yusaku hob ab.

Ran schluckte, räusperte sich, ehe sie sprach.

„Yusaku... sie... sie ist fertig.“

„Mit den Büchern...?“

Er wusste, die Frage war nur rhetorisch, aber sie kam ihm über die Lippen, ehe er nachdenken konnte.

„Ja. Ich wollts dir nur sagen… damit du weißt, was los ist, falls… sie kommt. Wenn sie kommt.“

Rans Stimme krächzte.

„Wie... wie geht’s ihr?“

„Wie soll’s ihr gehen, Yusaku. Erinnerst du dich daran, wie es mir damals ging? Es ist vergleichbar...“

Er hörte das Bemühen seiner Schwiegertochter, sachlich zu klingen. Aber er hörte am Ton ihrer Stimme, wie sehr sie das mitnahm. Er seufzte laut, auf seinem Gesicht machte sich ein betrübter Gesichtsausdruck breit.

„Wo ist sie jetzt?“

„Spazieren.“

Yusaku dachte kurz nach.

„Dann lass sie. Wenn sie bis heute Abend nicht zurück ist, dann ruf mich bitte an. Ja?“

„Ist... ist gut.“

Sie nickte, von Yusaku ungesehen, zustimmend.
 

Er legte auf, schaute Yukiko, die gerade in den Flur getreten war, müde an. Sie musste nicht fragen, um zu wissen, über was geredet worden war.
 

„Yukiko, es ist nicht fair...“, murmelte er.

Sie schluckte, trat dann näher, strich ihm eine Strähne aus der Stirn, lehnte sich dann an ihn.

„Ich weiß.“

„Soll ich ihr das Buch leihen? Seinen… seinen Roman?“

„Unbedingt.“
 

Sie schaute auf, sah in seine blauen Augen, lächelte ihn an.

„Ich kann mir vorstellen, das zu lesen tut ihr gut. Und ich denke, ihm würde der Gedanke auch gefallen. Aber ich würde es ihr nicht sofort geben. Warte, bis sie sich wieder einigermaßen gefasst hat, sie wird jetzt wohl am Boden zerstört sein. Aber dann, schätze ich… wird sie es mit Vergnügen lesen.“

Auf Yukikos Lippen erschien erneut ein sanftes Lächeln. Yusaku erwiderte es zaghaft, nickte, zog sie weiter an sich.

„Da kannst du Recht haben. Wenn sie ein wenig Abstand hat… dann bring ich es ihr.“
 

Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, in Gedanken jedoch war er, wie sie, bei seiner Enkelin.
 


 

Sayuri wusste nicht, wohin sie lief. Passanten gingen an ihr vorbei, schauten ihr verwirrt, verwundert, mitfühlend hinterher, als sie das brünette Mädchen mit diesen unglaublich traurigen Gesichtsausdruck und den verheulten Augen durch die Straßen eilen sahen.

Sie bekam nicht mit, wohin ihre Füße sie trugen, immer wieder verschleierte eine Träne kurz ihren Blick.

Sie rannte nicht, aber sie schritt zügig aus; als sie wieder soweit zu sich gekommen war, dass sie erkannte, wo sie war, stellte sie fest, dass sie vorm Polizeirevier stand.

Sie seufzte leise, ließ ihre Augen über den Block schweifen, fragte sich, warum sie sich jetzt eigentlich wunderte.

Er ließ sie nicht los, so einfach war das.

Sie hob die Hand, um ihre Augen vor der Sonne abzuschirmen; und so stand sie da, eine Weile, das Gebäude nicht aus den Augen lassend.
 

Das war also seine alte Arbeitsstelle.
 

Das Morddezernat im Gebäude der Kriminalhauptpolizei.

Sie seufzte leise, schaute sich um; eine Bank fiel ihr ins Auge. Sie ging langsam auf sie zu, ließ sich auf die Sitzfläche sinken und betrachtete den Bau weiterhin.
 

Kommissar Meguré war schon lang in Rente gegangen, das hatte sie mitbekommen.

Wer all die anderen gewesen waren, mit denen er gearbeitet hatte, wusste sie nicht.
 

Ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Brust, ihre Hände umklammerten die Kante der Sitzfläche so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten; ihre Haltung war angespannt, sie saß leicht nach vorn gebeugt, ihre Kiefer aufeinander gepresst.

Gedanken schossen durch ihren Kopf, nicht eine Sekunde hatte sie Ruhe.
 

Er war draufgegangen für seine Berufung. Sie konnte verstehen, warum er nicht wollte, dass sie den gleichen Beruf ergriff.

Tatsache war, sie hatte noch keine Ahnung, was sie einmal beruflich machen wollte... aber sie musste sich eingestehen, er hatte sie neugierig gemacht.

Genau das Gegenteil bewirkt von dem, was er erreichen hatte wollen.

Aber war Gerechtigkeit nicht immer eine Sache, für die es zu Kämpfen lohnte?

Allerdings... existierte sie überhaupt?
 

Sie schluckte, rutschte ein wenig nach hinten, hob die Hände und starrte auf ihre Finger, gedankenverloren… merkte nicht, wie sich ihr eine blonde Frau mittleren Alters näherte. Sie schaute erst auf, als die Frau sie ansprach.
 

„Excuse me, dear...“
 

Sayuri schaute in ein paar blaue Augen, umrahmt von einer großen, auffälligen Brille.
 

„Entschuldige, dass ich dich so anspreche... but you look so familiar to me.“
 

Sayuri schluckte, schaute sie überrascht an. Sie war es nicht gewohnt, von fremden Frauen auf Englisch angesprochen zu werden; noch dazu hatte sie einen zwar feinen, aber doch gut hörbaren Akzent.

Eine Amerikanerin, vermutete sie.

Die Blondine deutete ihren erstaunen Gesichtsausdruck wohl eher als Unverständnis, weshalb sie sich eine Strähne aus den Augen strich, seufzte, und dann ihre Worte auf Japanisch wiederholte.
 

„Du… du siehst jemandem sehr ähnlich, den ich mal kannte...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Haineko
2009-11-18T21:02:45+00:00 18.11.2009 22:02
Ja, eslässt sich wohl nicht leutnen, dass Sayuri einiges von Shinichi geerbt hat...
Wahrscheinlich wird es ihr wirklich gut tun Shinichis anderes Buch zu lesen... hat Ran es eigentlich jemals gelesen?
Tja, wenn ich das richtig deute, dann steht da wohl die gute Jodie... ein Gespräch mit ihr könnte durcheus interessant sein und Sayuris Interesse für Poliziearbeit noch weiter anstacheln...
Was mich die ganze Zeit wundert ist, dass von Sayuris Freunden nie wirklcih etwas erzählt wird... ich meine, diese sollten sich doch wohl Sorgen um sie machen... immerhin ist das Ganze ja nicht spurlos an ihr vorbeigegangen...
LG Hainekoの
Von:  BakaThief
2009-11-12T21:18:56+00:00 12.11.2009 22:18
iddas war großartig!
schon wieder T__T
als Shincih seine letzte Seite geschrieben hatte...
ich hab selbst geweint...
und dann zum Schluss wurd es immer mehr und ich konnt nicht mehr aufhören..
Du schreibst so lebendig,als ob man dabei sein würde.
Echt großartig!
ich freu mich schon aufs Ende, auch wenn ich mich vor seinem Tod doch etwas fürchte...
Echt klasse >//<
Von: abgemeldet
2009-09-22T09:13:22+00:00 22.09.2009 11:13
Ja..... das war sie wohl..... die letzte Seite... :( Irgendwie traurig, wirklich, als ich das gelesen habe sind mir fast die Tränen gekommen.... Leider weiß ich immer noch nicht, ob Shinichi ihre Geburt miterlebt hat oder nicht aber ich hoffe man wird es in den nächsten Kapiteln erfahren, denn ich wünsche es ihm so sehr!!!

Wirklich ein sehr sehr schönes Kapitel !!
Schade, dass deine Story bald zu Ende ist. Es hat mir immer sehr viel Spass gemacht, sie zu lesen und nun sind nur noch ein paar Kapitel übrig und dann ist schon Schluss....:(

Aber noch ist ja nicht Ende, na ja zumindest für mich, weil ich bisher erst bei diesem Kapitel angelangt bin )

Von: abgemeldet
2009-08-16T08:45:37+00:00 16.08.2009 10:45
Hayy xD

Kommi 2:

Erst einmal, mir gefällt deine Beschreibung der Umwelt in Richtung Natur.
Passt in etwa zu dem Wetter bei uns gerade draußen und trotz Sayuris Gedanken wird man ein wenig mit Wäre erfüllt.

Nun, die letzten Seiten.
Es ist wirklich... einfach nur erstaunlich, wie sehr man sich in so etwas hineinsteigern kann.
Wie sehr man jemanden vermissen kann, an den man sich nicht erinnert.
Aber so ist das nun mal. Menschen wissen in ihrem tiefsten Inneren immer wem sie sich anvertrauen und zu wem sie halten können. Wen sie... lieben, um es mal noch anders auszudrücken,.
Und Sayuri... sie weiß, dass sie mit ihm hätte reden können, dass sie sich ihm hätte anvertrauen können.
Besonders, wo er dies doch auch tut.
Und die letzte Seite... die letzte Seite zeigt ihr dann eben zum einen den Verlust, den sie ohnehin schon hat: Keinen Vater. Und den Verlust, dass sie jemanden verliert, der so eine Person, wie oben beschrieben, ist.
Sollte ich nicht mal wieder in zu viel verannt haben, so finde ich den Punkt klasse.
Sehr sogar.

Nun sie hat ihn dann gelesen.
Den Abschied.
Und ich muss ehrlich zugeben, nicht nur ihr hat es irgendwie das Herz zerrissen.
><
Die Worte sind vielleicht Fiktion, aber in dieser die pure Realität.
Und genau das macht alles so schwer.
So traurig... so deprimierend.
Aber eins muss man dir dann doch mal wieder lassen.
Schreiben, den Leser mit der Geschichte verbinden, das kannst du. Sehr gut sogar.

Und auch sie geht.
Für den Moment musste frau schmunzeln als sie das gelesen hat. (Und gesehen vor ihrem inneren Auge.)
Eine Marotte hat sie schon mal.

Nun, das Ende natürlich... nur mehr als interessant!
Sharon, Jodie, Chris in Verkleidung?
Ich bin gespannt.... verdammt gespannt! ^_________^

Nun alles in allem ein bemitleidenswertes Kapitel.
Und ich bin gespannt auf das übernächste.
Aber bis dahin dauert es ja nicht mehr so lang ><

Das letzte Kommi kommt auch noch!

Liebe Grüße ♥
Shi

Von:  Cygni
2009-08-10T12:56:30+00:00 10.08.2009 14:56
omg

. . .

. . .

. . .

sprachlos

stellax3
Von:  Melly_Mu
2009-08-08T16:08:44+00:00 08.08.2009 18:08
toooooooooooooooooll...echt schön....
aber ist es am Ende wirklich Jody? Oder.... :P...
^^ ich freu mich schon auf nächste Woche,... bin mal echt gespannt,
wie das hier alles endet, (ok wie is im groben schon klar, aber welche
Worte du schreibst)

Weiter so ;)

Lg
pLuS_cHeR_dEsIr
Von:  Kimikou
2009-08-07T12:32:11+00:00 07.08.2009 14:32
Wow...

de letzte Seite *seufz* und dann trfft se auch noch Jody
puh ich weis nicht was ich sagen soll, mir tun nur Sayuri und Ran Leid...
ch kann sonst echt nichts sagen, außer das es wirklich wieder echt klasse warm und ich mich schon auf das nächste Kapi freue

Lg
Ran-chan
Von:  Diracdet
2009-08-06T18:22:54+00:00 06.08.2009 20:22
Hallo Leira,

Erstmal willkommen zurück!^^

Du erlaubst? *Genesis-CD einleg*, *zu Fading Lights vorspul*, *zweite Strophe abwart*
„Like the story, that we wish was never ending.
We know sometime, we must reach the final page...
Still we carry on, just pretending,
that there'll always be, one more day to go.“

Ich musste bei diesem Kapitel einfach dran denken. Wie sie diesen Abschluss einfach versucht zu verdrängen, obwohl er nun mal kommen muss. Wie in jedem anderen Fall auch. Aber sie würde zumindest sehen, sie ist nicht die einzige Person, die diese Gedanken kennt. ;]

Ja, es sieht wirklich so aus, als würde er nicht mehr die Geburt erleben. Wirklich traurig, muss man sagen. Und auch wie Shinichi ja selbst schien zu versuchen, dieses Ende hinaus zu zögern. Ich meine, er hat die letzten Sätze auch in die Länge gezogen. Das war deutlich, wie er den Stift nicht absetzen wollte an dem Satz.

Und nun?
Wo kommt denn nun auf einmal SIE her??? Und vor allem täuscht du uns jetzt nicht und es ist doch die andere von zwei möglichen Frauen?
Die, die Akzent hat, ist ja eigentlich eindeutig, aber... du hast dich ja nie zum Ende der BO geäußert, also kann es auch eine Fall sein. Dennoch, mal angenommen, es ist Jodie, was wird sie ihr erzählen? Ich bin überrascht, denn dieser Auftritt hat was von Deus ex Machina, was bedeuten würde, dass die Worte dieser Person eine unglaubliche Bedeutung haben würden. (Was übrigens wieder auf die andere Frau deuten würde, gibt’s zu, du hast absichtlich nicht den Namen genannt, um uns zu verwirren!! >.<°)
Ich geb zu, du hast mich sehr überrascht mit der Wendung und wie das nun helfen soll, die Beziehung der Familie Kudo zu... verbessern, sind wir mal bescheiden, interessiert mich nun doch.

Bis zum nächsten Mal!
LG, Diracdet
Von:  Kikili
2009-08-06T11:41:52+00:00 06.08.2009 13:41
Jetzt ist auch für Sayuri Shinichi gestorben...
Sie tut mir richtig leid, und ich kann mir vorstellen wie schwer es sein musste das Ende zu lesen. Ran hat sich mal wieder zurück gehalten...
Ich hätte nicht damit gerechnet dass jetzt schon das Ende der Tagebücher da ist.
Ich bin jetzt einfach mal gespannt was jetzt noch kommt.
Super Kapitel (wie immer)
Lg Kikili
Von:  KaitoDC
2009-08-06T10:26:16+00:00 06.08.2009 12:26
oh... okay, mit ihr hatte ich nun wirklich nicht gerechnet...
aber dieses kapitel hatte es schon in sich... schon der Titel ist.. nur allzu passend. aber dieser Abschied von Shinichidie wirklich passendsten Worte dazu.
natürlich brauchte Sayuri danach ihre Ruhe.. sie ähnelt wirklich ihrem Vater, dass sie an die frische Luft gehen will. und eine wirklich gute Idee und Yukiko und Yusaku, Sayuri demnächst, wenn es ihr besser geht, Shinichis Roman zu geben. Wird bestimmt interessant für sie.
Nun, es fehlt eigentlich nur noch Rans Geschenk... von Shinichi. Aber erst einmal muss Sayuri sich mit der Amerikanerin aussprechen... denke ich.
mal wieder ein spitze Kapitel!!!
liebe Grüße
KaitoDC


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