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Tagebücher

von

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Abschiede

Einen wunderschönen Tag wünsch ich euch,

meine lieben Leserinnen und Leser!
 

Es freut mich ehrlich, dass ihr immer noch dabei seid! Und mir auch immer noch kommentiert - Hut ab, ehrlich. Vielen, vielen Dank, ich kanns gar nicht oft genug sagen. *verbeug*
 

Nun.

*räusper*

In diesem Kapitel nun geht es um, wie der Titel schon sagt, Abschiede.

Es kann sein, dass es an manchen Stellen fast ah... böses Wort... kitschig ist, für manche, ich denke, das hängt vom subjektiven Empfinden ab. Andere werden vielleicht glauben wollen, ich hüpfe mit aller Gewalt auf ihrer Tränendrüse herum.

Ganz ehrlich, ich kann das nicht beurteilen, auch wenn oder gerade weil ich es geschrieben habe; es ist wohl traurig, was jetzt kommt, das liegt in der Natur der Sache. Wie nah oder fern mancher am Wasser gebaut ist, wie rührend oder rührselig es ist, mag jeder für sich ergründen. ^.~
 

In diesem Sinne viel Vergnügen mit dem vorletzten Vergangenheitskapitel und damit verlasse ich euch, in der düsteren Vorahnung, was übernächste Woche zu lesen sein wird...

Machts gut, wir sehen uns (hoffentlich) nächste Woche mit Sharon wieder,
 

Viele liebe Grüße,

Eure Leira ^-^

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Kapitel 30: Abschiede
 

Vergangenheit
 


 

Der Karton war groß genug.
 

Shinichi stand in seinem Büro, hielt sich den Handrücken an die Nase, atmete tief ein, versuchte, das Brennen in den Augen zu bekämpfen und den Kloß im Hals hinunterzuschlucken.

Er wusste, viel Zeit blieb nicht mehr; er musste es jetzt tun, sonst könnte es bald zu spät sein.
 

Er seufzte tief, fasste sich, dann sortierte er seine Bücher durch, nummerierte sie sorgfältig, begann, sie in den Pappkarton zu stapeln.
 

Ran stand an der Tür und sah ihm zu. Sie hielt die Kleine auf dem Arm, schaute ihm zu, streichelte ihr mit einem Finger gedankenverloren über die kleine Hand, die sie in ihren Pullover gekrallt hatte.
 

Er hatte die Bücher nicht mehr angefasst, seit er die letzte und die erste Seite geschrieben hatte, das wusste sie. Er hatte einen Schlusspunkt gesetzt und dabei sollte es bleiben. Er hatte seiner Tochter nicht auch noch einen Bericht schreiben wollen, wie sehr er die Zeit mit ihr genoss; erstens, weil er es als sinnvoller empfand, jede Minute, die er hatte, mit ihr persönlich zu verbringen, ihr der Vater zu sein, der er sein wollte und den sie verdiente… und zweitens, weil er es als seelische Grausamkeit ansah, ihr zu schreiben, wie schön das alles war, und sie davon beim Lesen nichts haben würde als einen bitteren Geschmack im Mund.
 

Und er wollte ihr die Abschiede ersparen.
 

Dass er jetzt also die Bücher einpackte, hieß nur eines - Shinichi regelte seine Angelegenheiten.

In ihr krampfte sich etwas zusammen.
 

Als er sich aufrichtete, um nach dem ersten Päckchen zu greifen, sah er sie in der Spiegelung eines Vitrinenfensters.
 

Langsam drehte er sich um.
 

„Ran…“

Sie sah ihn an, schluckte schwer.
 

Man sah ihm die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben stehen.

Er sah so furchtbar müde aus. Sie biss sich auf die Lippen, wandte den Blick jedoch nicht ab.

Er seufzte leise, nährte sich ihr mit langsamen Schritten, gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn, strich ihr über ihre kleine Faust. Sie öffnete die Finger, griff blitzschnell zu.

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, dann bog er vorsichtig ihre Finger wieder auseinander. Sie gab einen leisen, quengelnden Laut von sich.
 

„Sie will dich auch nicht gehen lassen.“

Rans Stimme war fast nicht zu hören. Shinichi schaute auf, zupfte ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, gab ihr einen zarten Kuss auf die Lippen, schaute ihr dann bedauernd in die Augen.
 

„Sie hat aber mein Leben genauso wenig in ihrer kleinen Hand wie du… oder ich.“

Er seufzte leise, steckte seine Hände in seine Hosentaschen.

„Hör zu Ran, ich bitte dich nicht gern darum, aber…“
 

„Du willst allein sein?“

Er nickte nur schweigend. Ran verlagerte Sayuri ein wenig, drückte sie an sich.

„Und wann kommt… wann kommt Heiji?“

Ihre Stimme schwankte.

Shinichi warf einen schnellen Blick auf die Uhr.

„Um halb drei. Jetzt ist es grad mal halb neun…“
 

Sie schluckte, man merkte ihr ihren Widerwillen an. Sie wollte ihn nicht alleinlassen, eigentlich. Da sie ihn liebte, tat sie es doch.

„Also gut… dann geh ich jetzt. Ich könnte Kekse backen.“, murmelte sie.

Er schenkete ihr ein aufmunterndes Lächeln, merkte doch, wie es auf seinen Lippen gefror. Er griff nach der Tür, zog sie ein wenig zu sich.

„Ja, könntest du, Kazuha freut sich bestimmt. Aber überanstreng dich nicht… bitte. Leg dich doch einfach mal hin… und ruh dich aus…“

Sie nickte geistesabwesend, drehte sich gerade um, als ihr noch etwas einfiel.
 

„Shinichi, wenn was…“

„Dann ruf ich…“

Er schloss die Tür.

„… bestimmt nicht nach dir… Ran…“
 

Einen Moment schaute er die geschlossene Tür noch an, ließ seine Hand auf dem kühlen Holz ruhen; dann wandte er sich wieder seinem völlig überfüllten Schreibtisch zu.
 

Heute war der Tag des Abschieds. Ohne ein Lebewohl wollte er nicht gehen; also würde er heute einem nach dem anderen adieu sagen.

Er schluckte, dann straffte er die Schultern und schichtete die Päckchen für seine Tochter in den Karton, zwanzig an der Zahl; je eins für jeden ihrer Geburtstage.

Als er damit fertig war, war der Tisch schon bedeutend leerer.

Er klebte die Schachtel zu, verschnürte sie mit Paketschnur und schob sie ein wenig zur Seite, hob einen anderen Karton auf die Tischplatte, machte ihn auf.
 

Darin befanden sich die Sachen, die er vererben wollte, allerdings bevor er starb.
 

Und mit Shiho und dem Professor fing er an. Heute Nachmittag kam Heiji. Am Abend seine Eltern.
 

Er hielt sich den Kopf.

Gedanken strömten auf ihn ein, Bilder, die ihm den heutigen Tag vor Augen führten. Es war so vorhersehbar, wie der heutige Tag verlaufen würde…

Tränenreich und schmerzvoll.
 

Shinichi stöhnte leise, strich sich über das Gesicht.

Ihnen allen Lebewohl sagen, die Päckchen überreichen und gehen…
 

Das würde nicht einfach werden. Ganz und gar nicht einfach.
 

Aber ohne Lebewohl gesagt zu haben, wollte er nicht gehen.

Das schien ihm nicht richtig, nicht, wo er doch diese Chance hatte… sich ordentlich zu verabschieden.

Also musste er da wohl durch. Und heute schien der richtige Tag dafür zu sein.
 

Er zog einfarbiges, grünes Paketpapier hervor. Sayuris Geschenke hatte er vor Wochen schon eingepackt, in schönes, gemustertes Papier; aber für diese Abschiedsgeschenke wäre das nicht unbedingt geeignet.
 

Er kippte den Karton um, machte ihn auf und grinste unwillkürlich, auch wenn ein Hauch Zynismus sich nicht von seinen Zügen verabschieden wollte. Die Zeit war seltsam gewesen… einerseits sehr lehrreich, irgendwo auch schön… andererseits hatte sie sein Leben ruiniert.

Vollständig ruiniert.
 

Seine Zeit als Conan Edogawa… und es waren Conans Sachen, die in dieser Schachtel aufbewahrt worden waren.

Die Brille, die Fliege, das Skateboard, die Schuhe, das komische Lunchpaket-Faxgerät, das er ein einziges Mal verwendet hatte, die Hosenträger, das Narkosechronometer, das ihm unzählige Male bei der Fallauflösung unersetzlich gewesen war, den Fußball-Gürtel, das Ohrringtelefon und sein Detective-Boys-Abzeichen.

All diese Dinge, die ihm so wertvolle Hilfe geleistet hatten während seiner Zeit als Conan Edogawa, würde er dem Professor heute zurückgeben.

Das alles, zusammen mit einem Brief und noch einer Sache, die er besorgt hatte. Einer Erinnerung.

Fertig verpackt lag sie auf dem Schreibtisch. Er nahm das Päckchen, legte es zu den anderen Sachen in den Karton und verschloss ihn, packte ihn ein.
 

Shihos Geschenk hatte er heute Morgen erst besorgt.

Er ging um den Tisch herum und schaute in den Karton, der mit einem alten Pullover von ihm ausgepolstert war.

In der Kiste schlief ein Kätzchen.

Er wusste, Shiho war tierlieb. Und er wusste auch, von selber würde sie sich nie eine Katze kaufen.

Also hatte er ihr eine gekauft… etwas, an dem sie sich noch ein wenig festhalten konnte, wenn… ja wenn…
 

Er holte tief Luft, schaute an die Decke, stemmte die Hände in die Hüften und rang erneut um Fassung. Dann lenkte ein leises Geräusch seine Aufmerksamkeit wieder auf den Inhalt des Kartons.
 

Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als das Katzenbaby seine kleinen Krallen im Schlaf ausfuhr und in die Wolle grub.

Shinichi bückte sich, hob die Schachtel hoch. Die Katze öffnete träge ein Auge, miaute zart.
 

„Na, Tigerchen?“

Er streichelte ihr mit zwei Fingern über ihr graublau getigertes Fell.

Sie blinzelte, schaute ihn an. Shinichi seufzte, stellte die Kiste auf das ausgeschnittene Packpapier und bog die Kanten hoch, befestigte die Enden in der Kiste. Richtig einpacken konnte er den Karton ohnehin nicht, schließlich wollte er die Katze lebend verschenken, aber es sollte doch aussehen, wie ein Geschenk; also ließ er die obere Seite offen, verklebte die Kanten des Papiers an der Innenseite, unter den wachsamen Augen des Miezekätzchens.

Der wurde es anscheinend irgendwann zu langweilig, und sie stand auf, begann, seine Hand zu fangen.

Erst lachte er darüber, fand es durchaus amüsant, dann schimpfte er, weil es ihn störte und aufhielt und irgendwann hatte er dann doch mit viel Klebeband alles festtapeziert. Entnervt seufzte er auf, schaute die kleine Mieze noch einmal an, dann holte er ein weißes Schleifenband und band es außen um die Schachtel zu einer Schleife.

Sie Katze stützte sich auf die Hinterbeine, versuchte sich mit den Vorderpfoten aus der Kiste zu ziehen. Er schubste sie mit einer Fingerspitze wieder hinein.

„Nichts da. Ausbüxen is‘ nicht.“

Er griff auf den Tisch, zog den Brief für Shiho zu sich und schob ihn sich in die Sakkoinnentasche.
 

Dann nahm er Agasas Geschenk unter den Arm, hielt Shihos Katze mit dem anderen am Körper fest, um kurz eine Hand frei zu haben, um die Tür aufzukriegen.
 

„Ran?“

Sie erschien in der Küchentür, hatte sich eine Schürze umgebunden, an der Mehlstaub klebte.

„Ich bin dann mal kurz weg. Könntest du..?“

Er nickte zur Tür.

„Klar.“, sie eilte an ihm vorbei, öffnete die Haustür, warf einen Blick in den Karton.

„Ist die aber süß…!“

Ran strahlte in den Karton, strich dem Kätzchen über den Kopf.

„Also bis später.“

Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, winkte ihm nach, als er um die Ecke bog. Sie wusste, dass der Gang, den er jetzt antrat, nicht einfach war.

Sie wusste es… weil sie es jeden Abend mitmachte.

Jeden Abend aufs Neue Angst hatte…

Jeden Abend die gleiche Prozedur mitmachte, wenn auch für sich und nur in Gedanken…
 

Abschied.
 


 

Er seufzte tief, sobald er außer Sichtweite war. Er wusste nicht, was ihm lieber war; wenn Ran ihre Trauer offen zeigte oder versuchte, sie um seinetwillen zu überspielen. Im Prinzip hatte es ihm egal zu sein… was immer ihr half, damit fertig zu werden, würde er akzeptieren… unterstützen.
 

Dann verdrängte etwas anderes seine Gedanken an Ran; er stand an der Gartentür von Professor Agasas Anwesen und merkte, dass ihm unglaublich flau im war Magen, wenn er daran dachte, was er jetzt gleich tun musste. Ihm wurde fast übel, er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich, seine Finger kalt wurden.
 

Dann klingelte er bei Agasa am Tor, indem er sich an den Klingelknopf lehnte.
 

Nach ein paar Augenblicken erschien der alte Mann höchstpersönlich an der Tür.
 

„Shinichi?“

Er eilte den Gartenweg herunter, öffnete das Tor.
 

„Shinichi, Hallo! Schön… schön dich zu sehen…“

Der Angesprochene starrte ihn zuerst einmal wortlos an, dann nickte er.

„Ich freu mich auch, Sie zu sehen. Haben Sie und… und Shiho vielleicht ein wenig Zeit für mich?“

„Aber immer…“

Der Professor schluckte.

„Kann ich dir… was abnehmen?“

Shinichi schüttelte den Kopf.

„Nein, es geht schon. Sie müssten mir nur… nur die Tür aufhalten.“
 

Der alte Mann nickte, lief voran.

„Wie geht’s Sayuri?“

„Prächtig, Danke.“, murmelte Shinichi.

Agasa sah ihn von der Seite her an. Er ahnte, weswegen Shinichi gekommen war. Und deswegen fragte er auch nicht weiter, sondern schwieg, würde warten, bis Shinichi von sich aus anfing.
 

Ein paar Minuten später saß er auf dem Sofa, neben sich den Karton mit der mittlerweile wieder eingeschlafenen Katze, die Agasa mit einem verwunderten Blick registriert hatte, vor einer Tasse Tee und wartete auf Shiho und den Professor, der auf der Suche nach ihr verschwunden war.
 

Ihm war schlecht.
 

Gerade eben überlegte er es sich zum fünften Mal, ob er nicht einfach wieder gehen sollte, als die Tür zum Wohnzimmer aufging und Agasa mit der rotblonden Forscherin im Schlepptau auftauchte.

Sie weinte.

Sie weinte jetzt schon, und er hatte den Mund doch noch gar nicht aufgemacht.
 

Er stand auf, ging um den Tisch herum, zog sie wortlos in die Arme, und sie fing an zu schluchzen.

Shinichi warf dem Professor einen bedrückten Blick zu, streichelte der jungen Frau in seinen Armen dann etwas hilflos über den Rücken, zog sie zu dem Sessel neben dem Sofa, in dem er gesessen hatte, drückte sie in die Kissen und fing an, ihr beruhigend zuzureden. Der Professor nahm auf dem anderen Sessel Platz.
 

Nach ein paar Minuten hatte Shiho sich wieder soweit gefangen, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte und verstand, was er sagte.
 

Shinichi rutschte auf dem Sofa ein wenig zurück, trank einen Schluck Tee, als er merkte, wie ausgetrocknet sein Mund war, ehe er zu sprechen begann.
 

„Ich nehme… nehme an… ihr wisst, warum ich hier bin…“

Seine Stimme brach. Er wandte kurz den Kopf ab, biss sich auf die Lippen, versuchte sich zu sammeln.

„Ich meine, wir müssen uns nichts vormachen, wir wissen alle, dass… dass… dass es nun nicht mehr allzu lange dauern wird, bis…“
 

Er seufzte.

„Bis… bis ich… gehen muss…, und deswegen… deswegen wollte ich mich verabschieden, solange ich es noch kann…“

Shiho schluchzte erneut auf, unterdrückt diesmal, presste sich die Finger an die Lippen; und auch Agasas Augen begannen, langsam glasig zu werden.

Shinichi starrte betrübt, fast verzweifelt von einem zum anderen.
 

Verdammt noch mal, jetzt macht es mir doch nicht so schwer…!
 

Seine Lippen begannen zu zittern und er kniff sie zusammen, um keine Schwäche zu zeigen. Das würde es ihnen auch nicht unbedingt einfacher machen.

Er krallte seine Hände in das Sofakissen, schluckte.

Shiho neben ihm starrte an die Decke, hielt die Luft an. Tränen perlten aus ihren Augenwinkeln, ihre ganze Statur war verkrampft.

Professor Agasa zog ein Taschentuch aus seinem Kittel, wischte sich über die Augen und blies sich vernehmlich die Nase.
 

Shinichi holte Luft, räusperte sich geräuschvoll und schluckte. Es half nichts, er musste es hinter sich bringen. Er wollte es ja.

Und deshalb fing er an, mit leiser Stimme zu reden.
 

„Ich wollte… wollte mich bei euch bedanken. Für… für eure Unterstützung in den letzten Jahren, insbesondere während der Zeit als Conan und… und in den letzten Monaten. Und Shiho…“

Er schaute sie an.

„Shiho!“

Langsam wandte sie ihm ihren Blick zu. In ihren blauen Augen spiegelten sich Trauer und Schmerz.
 

„Shiho, gib dir nicht die Schuld… bitte…“

Er schaute sie flehend an.

„Bitte… ruinier dir nicht dein Leben damit, ich bitte dich… du hast noch so viel vor dir.“

„Aber du nicht!“

Es platzte einfach aus ihr heraus.

„Aber du nicht!!“
 

Ihre Augen waren gerötet, ihre rotblonden Haare schienen wie elektrisiert. In ihr kochte die Wut, Wut auf sich selber und Wut auf ihn, der immer noch so unglaublich nett und nachsichtig mit ihr war.

„Aber dafür kannst du nichts.“

Er versuchte, sie zu beschwichtigen. Er scheiterte.

„Doch.“

Sie starrte ihn ein zornig an.

„Doch, das kann ich. Ich bin schuld. Ich habe an dem Gift weitergeforscht, ich hab’s getan! Ich hätte es lassen können, aber ich hab nicht die Finger davon gelassen! Du kannst es drehen und wenden, wie du willst, aber ich bleibe schuldig… Himmel noch mal, Shinichi, lass mir doch meinen Hass auf mich selbst, wenn du mich schon nicht hassen willst, ich…“

„Nein.“

Er schaute sie fest an, blinzelte nicht. Sie stutzte.

„Nein, das werd’ ich nicht zulassen.“

Ein leiser Hauch von mitleidigem Spott schlich sich in ihren Blick.

„Das wirst du nicht verhindern können. Ich bin deine Mörderin, und als solche werde ich mich mein Leben lang fühlen. Ich hab den besten Menschen, der jemals meinen Weg gekreuzt hat, getötet. Ich hab das personifizierte Gute kaputtgemacht. Ich hab die Hand, die mich auf die Beine gezogen hat, gebrochen… ich hätte doch früher merken müssen, das was nicht stimmt… ich hätte das Gegengift nicht so oft an dir ausprobieren dürfen… ich…“
 

Sie lachte bitter.

„Was bin ich für eine Freundin. Und du kommst extra noch, um dich von mir zu verabschieden. Von mir! Verdammt noch mal, das solltest du dir nicht antun! Ich seh dir doch an, wie schwer dir das fällt, wie du dich quälst, wenn du den Professor und mich so sitzen siehst, und…“
 

„Halt die Klappe, Shiho!“
 

Er war aufgesprungen, atmete heftig.

In seinen Augen funkelte es gefährlich.

„Wenn ich noch einmal so einen Mist von dir höre…!“

Er schrie sie fast an.

„Du hast das Gift weiterentwickelt, schön! Vielleicht hast du auch ein paar Menschen auf dem Gewissen, ich weiß nicht, was du in deinem Labor getrieben hast. Und ich will’s auch gar nicht wissen. Das war Sherry, und die kannte ich nicht; das warst nicht du. Du…“

Seine Stimme wurde wieder leiser.

„Du, Shiho, hast mir das Gift nicht gegeben. Das war Gin. Du wolltest mich damit nicht töten; das war Gin. Dich trifft an meinem Schicksal keine Schuld; du hast es nicht bewusst herbeigeführt. Also ich bitte dich, ich flehe dich an, hör auf mit deinem Hass! Du zerstörst dich selbst damit! Das will ich nicht…“
 

Er zitterte, merkte, wie sein Kreislauf absackte. Er tastete nach hinten, ließ sich langsam wieder aufs Sofa sinken.

„Ich will das nicht.“, wiederholte er etwas ruhiger.

Shiho schaute ihn gleichermaßen betroffen und besorgt an.

Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Kitteltasche, beugte sich vor, wischte ihm vorsichtig den kalten Schweiß von der Stirn.
 

„Shinichi…“

Sie seufzte den Namen.

„Shinichi, es tut mir Leid… ich wollte dich nicht aufregen, bitte…“
 

Er wischte unwillig ihre Hand beiseite. Er hasste es, wenn man ihn so bemutterte.

Shiho schluckte.

„Aber du musst doch verstehen… wie scher das ist für mich. Wie unerträglich der Gedanke. Ich meine, ich seh dich… ich seh Ran… ich seh die Kleine…“

Sie biss sich auf die Lippen.

„Ich sagte immer, ich wünschte du hasst mich, das… das stimmt nicht.“

Er legte den Kopf schief.

„Ich bin so froh, dass du mich nicht hasst…“

Sie schluckte, presste die Lippen zusammen.

„Aber ich muss mich hassen, verstehst du? Sonst dreh ich durch. Ich muss jemandem die Schuld geben, und ich seh keinen anderen, weit und breit… denn Gin hätte dich ohne das Gift nicht in diese Lage bringen können. Also… lass mich bitte…“
 

Shinichi seufzte tief, schaute sie betroffen an. Sie schüttelte den Kopf, fuhr fort.

„Ich… ich bin… wirklich dankbar, dass du bei mir warst… und geblieben bist… “
 

Sie schluckte die Tränen, die ihr wieder in die Augen stiegen, hinunter.

Er setzte sich langsam wieder auf, und sie steckte ihr Taschentuch wieder ein.
 

„Ich bin so unendlich froh und so unglaublich dankbar, jemals einen Freund gehabt zu haben, wie dich. Du hast mir so viel gegeben, zu viel, als dass ich es dir je zurückgeben hätte können… ich… es tut mir Leid…“

Er schaute sie müde an.

„Du hörst also nicht auf damit… mit deinem Selbsthass?“

„Das kann ich nicht…“

„Shiho…“

Er schaute sie traurig an.
 

„Hör zu… das kann ich nicht… aber ich… ich werd mich nicht zugrunde richten damit, wenn es dir damit besser geht… wenigstens das kann ich dir versprechen.“
 

Aber ich werde mich ein Leben lang quälen damit.
 

Er schaute sie prüfend an. Betrübt schüttelte er den Kopf.

„Es hat keinen Sinn, oder? Weiter zu versuchen, dich dazu zu bringen, es nicht als deine Schuld zu sehen…“

„Nein. Dafür… dafür hast du mir zu viel Gutes getan, und dafür musst du jetzt auf zu viel Gutes verzichten, als dass ich mich nicht irgendwie schuldig fühlen könnte.“

Sie lächelte bitter.

„Ich… ich werde dich so vermissen, wenn du weg bist… du warst der beste Freund, den ich je hatte… der erste, neben meiner Schwester, der sich je um mich geschert hat… die Tatsache, dass ich zumindest Teilschuld habe, an deinem Schicksal, an deinem… Tod… und streits jetzt nicht ab, bitte… wird mich mein Leben lang quälen. Nicht nur, weil ich dir so unendlich viel genommen habe damit… so viel… so viel

Sondern auch weil ich jetzt ohne dich leben muss… weil ich auf deinen Rat, deine Schulter verzichten muss… Shinichi… das kann ich nicht vergessen… weil ich dich nicht vergessen kann…“
 

Er schluckte, legte ihr einen Finger auf die Lippen, damit sie schwieg.

„Du sollst mich auch gar nicht vergessen, Dummkopf. Du sollst nur das tun, was ich nicht tun kann; leben, Shiho.“

„Wenn… wenn es dir so viel bedeutet…“

„Das tut es.“

Shiho seufzte.

„Na gut… dann… werde ich leben. Für dich.“

Shinichi lächelte.

„Dankeschön. Ach ja… für dich.“

Damit zog er die Schachtel zu sich, hob sie hoch, drückte sie ihr in die Hand.

Ihre Augen wurden groß vor Staunen, als sie hineinblickte. Ein lautloser Schrei verließ ihre Lippen. Dann fasste sie sich.
 

„Oh…“

Sie hob das kleine Tier heraus. Ihre Hände zitterten, als ihre Finger sich ins weiche Fell gruben. Die Katze blinzelte, miaute leise.
 

„Du schenkst mir eine Katze.“
 

Sie sah ihn immer noch ein wenig perplex an. Es war klar, dass sie wohl mit allem gerechnet hatte; nur nicht damit.

Er grinste schief, zuckte hilflos mit den Schultern.

„Tja, ich wusste nicht, was ich dir sonst zum Abschied schenken soll.“
 

Sie drückte das Tier an sich, gab ihr einen Kuss auf das Köpfchen.

Shiho merkte, wie ihre Augen schon wieder feucht wurden, kniff ihre Augen unwillig zusammen, blinzelte energisch.

„D… Danke. Ich freu mich. Ehrlich. Ich werd gut auf sie aufpassen…“

Ihre Stimme wurde heiser.

„Na, das hoffe ich doch schwer.“

Er zog den Brief aus seiner Sakkotasche, legte ihn auf den Tisch.

„Erst lesen, wenn ich…“

Sie starrte ihn an. Dann nickte sie.
 

Und während Shiho ihrer Katze übers Fell streichelte, sich von ihrem Kummer abzulenken suchte, wandte sich Shinichi an Agasa.
 

Der alte Mann sah ihm mit einem Blick an, der jenseits von Kummer und Schmerz lag.
 

„Shinichi.“, murmelte er leise.

„Shinichi, ich hätte nie gedacht, dass es einmal so ausgehen würde…“

Der Detektiv versuchte ein Lächeln.

„Sie meinen, dass ich vor Ihnen diese schöne Welt verlasse? Nun, Professor...“, er lächelte zögernd, dann biss er sich auf die Lippen, sah kurz beschämt zur Seite.

„Nichts für ungut, aber ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll…“

Shinichi unterdrückte ein Seufzen, schluckte stattdessen.

„Ich auch nicht. Aber was sich nicht ändern lässt… lässt sich eben nicht ändern. Und eines Tages muss wohl jeder...“
 

Er brach ab, legte das Paket vor ihn auf den Tisch, räusperte sich.
 

„Professor…“, begann er dann zögernd.

Sein Kopf fühlte sich mit einem Mal so leer an.

Alle Worte, die er sich für diesen Moment zu Recht gelegt hatte, waren wie weggeblasen, alle, in Gedanken schön vorformulierten Sätze waren verschwunden, hatten sich in Nichts aufgelöst.
 

Lang hatte er überlegt, was er dem Professor sagen wollte, sagen sollte... es gab so viel, was er ihm noch mitteilen wollte, wofür er ihm danken wollte, schließlich kannten sie sich schon sein Leben lang, aber in seinem Kopf war nichts mehr.

Nicht ein einziges Wort war mehr vorhanden.

Er versuchte sich zu sammeln, aber es misslang ihm, und zwar gründlich. Mit beiden Händen fuhr er sich übers Gesicht, holte ein paar Mal tief Luft und trank, als auch das nichts half, seinen Tee auf Ex aus, ehe er sich räusperte und erneut ansetzte.
 

„Professor, ich wollte Ihnen danken…“, begann er dann.

„Ich hätte das schon viel früher mal tun sollen… ich wollte schon so lange mal Danke sagen, dafür, dass sie für mich da waren… immer…

Wenn ich mal wieder Stress mit meinen Eltern hatte... oder sie, wie sie es wohl ausdrücken würden, Stress mit mir hatten... wenn ich allein war, weil sie mal wieder etwas zu beschäftigt waren. Ich danke für die unzähligen Tassen Tee, für die Stunden, in denen sie mir zugehört haben, oder ich auch einfach nur hier rumsitzen konnte. Sie waren immer… da. Egal was es war. Welchen Mist ich auch gebaut hab… gerade auch in der Zeit als Conan. Ich weiß nicht, wie das ausgegangen wäre, hätte ich Sie nicht gehabt... wären Sie nicht da gewesen, ich... Sie…“

Er blickte auf, von seinen zitternden Fingern, sah im Augenwinkel, dass Shiho ihn ansah, schaute dann den Professor mit festem Blick an.

„Sie waren wie ein Großvater für mich, Professor Agasa. Dafür wollte ich mich bedanken… ich bin wirklich froh, dass ich sie hatte… wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn nicht…“

Er lächelte hilflos.

Agasa strich sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

„… wenn nicht Sie gewesen wären…“
 

„Shinichi…“

Der alte Mann schaute ihn voller Gram an.

„Himmel, Shinichi… so sollte das nicht laufen… Die Jugend sollte das Alter gehen sehen, nicht umgekehrt... es sollen doch nicht die Kinder vor den Eltern... sterben... so sollte das nicht sein...“

Seine Stimme war rau.
 

Der Detektiv schaute zu Boden, faltete seine Hände locker in seinem Schoß, holte Luft und seufzte tief.

„Es… es läuft aber nun mal so…“

Ihn fröstelte.

Der Professor schüttelte den Kopf, immer und immer wieder, schien nicht begreifen zu wollen, in welcher Situation er sich befand.

Shinichi schluckte, dann griff er über den Tisch, fasste kurz das Handgelenk des alten Mannes.

Agasa schaute auf.

„Du warst wie der Enkel für mich, den ich nie hatte.“

Der Professor schaute betroffen weg.

„Ich hab dich aufwachsen sehen. Ich hab gesehen, wie aus einem Baby ein Kind wurde, aus dem Kind ein Teenager... und dann musste ich mit ansehen, wie du als Teenager im Körper eines Kindes deinen Weg finden musstest. Ich hab gesehen, wie du erwachsen wurdest, und ich hab mich so gefreut, als du mit Ran... entschuldige, jetzt werd ich wohl sentimental…“

Er lächelte entschuldigend. Shinichi nahm seine Hand langsam zurück.

Agasa kramte ein Taschentuch aus seinem Laborkittel.

„Und dann das! Dann das... das ist nicht fair, das ist nicht richtig, nicht gerecht... du hast so viel riskiert, soviel gekämpft, und der Lohn für deine Mühe ist, dass du deine junge Frau mit eurem Kind allein lassen musst, dass du mit vierundzwanzig Jahren...“

Er schaute ihn gramerfüllt an. Shinichi schrak zusammen, hatte sich jedoch gut im Griff.

„...sterben musst.“

Shinichi schluckte, wandte den Blick ab.
 

„So ist das Leben. Es ist nicht fair. Das wissen wir doch.“

Er seufzte, versuchte zu lächeln, zwang sich dazu.

„Nun, ich hoffe, sie werden dafür für mich mindestens hundert Jahre alt.“

Agasa lachte leise.

„Ich würd mit dir teilen.“

Shinichi schüttelte traurig lächelnd den Kopf.

„Ich fürchte, so funktioniert es nicht.“

„Ich weiß, Shinichi.“

Agasa seufzte, strich sich durch die Haare, fing sich langsam wieder.

„Wir... werden uns um Ran und Sayuri kümmern, hörst du? Ich wollts dir nur noch mal gesagt haben...“

Shinichi seufzte leise.

„Dankeschön.“

Er schaute auf, lächelte sanft.

„Im Prinzip sind sie dann jetzt Urgroßvater.“

Agasa blinzelte ihn an.

Eine Träne sammelte sich in seinem Augenwinkel.
 

Wie kannst du immer noch so stark sein...?
 

„Stimmt wohl.“
 

Agasa schluckte, schaute dann auf das Paket.

Shinichi bemerkte es.

„Sie können es gleich aufmachen oder später, das ist mir… egal, ich überlasse es ihnen…“
 

Der Professor zog das Band auf, riss das Papier ab, hob den Deckel an und erstarrte.

„Mein Gott, Shinichi…“

Der Angesprochne schaute ihn müde lächelnd an.

„Ich dachte mir, ich gebe zurück, was ich nicht mehr brauche… und ich will nicht unbedingt, dass meine Tochter damit spielt… Aber ich danke dafür, dass ich sie mir ausleihen durfte.“

Er grinste leicht.

„Wie Sie ja wissen, haben mir die Sachen gute Dienste geleistet.“
 

Der alte Mann nickte geistesabwesend, nahm mal das eine, dann das andere Teil in die Hände, schaute sie an.

Dann fiel ihm ein weiteres Päckchen ins Auge. Er zog die kleine Schachtel hervor, wickelte sie aus, klappte sie auf.

Darin lag eine Uhr.

„Du schenkst mir eine Uhr…?“, murmelte Agasa leise.

Shinichi schluckte.

„Sie haben doch keine mehr... gingen die eigentlich alle mal für ein Narkosechronometer drauf? Ich seh‘ auf alle Fälle nie eine an ihrem Handgelenk…“

Er seufzte.

„Sehr pragmatisch von dir...“

Agasa schaute ihn forschend an. Er konnte sich nicht vorstellen, dass da nicht noch mehr dahinter steckte.

„Warum eine Uhr, Shinichi?“

„Das ist nicht nur eine Uhr. Auch ein Kalender. Und ich schenke sie Ihnen deswegen, weil sie meistens die Zeit vergessen, nie eine Ahnung haben, welches Datum wir haben und...“

Er seufzte.

„Weil die Zeitmessung eigentlich Nebensache ist. Meinetwegen werfen Sie sie gleich wieder weg. Nutzen Sie jede Minute, die Sie haben, ich hoffe, es werden noch viele sein... andererseits ist so eine kleine Erinnerung an das Wichtige ihm Leben wohl auch nicht verkehrt.“

Shinichi legte den Kopf schief.

„Und es schadet sowieso nie, das Datum zu wissen.“

Er grinste.

„Sie vergessen jetzt hoffentlich nie wieder einen Geburtstag, und das sind einige.

Da wären dann ihr Geburtstag, Shihos Geburtstag Rans Geburtstag, Sayuris Geburtstag, …“

„Dein Geburtstag.“

Shinichi schluckte.

„Den dürfen Sie vergessen.“

„Das kannst du dir abschminken.“

Agasa klang leicht verärgert.

„Eher werde ich ein anderes Datum aus meinem Kopf verbannen. Aber...“

Er ließ die Armbanduhr durch seine Finger gleiten.

„Das ist wirklich eine schöne Uhr. Und wenn ich mir die so ansehe...

Agasa starrte die Armbanduhr immer noch wie hypnotisiert an.

„... die kann doch nicht…“

„… billig gewesen sein? Nein, war sie nicht. Aber machen Sie sich keine Sorgen, für Ran und Sayuri blieb noch genug auf dem Konto.“

Er lächelte leicht.

„Aber schenken sollte man, solange man noch die Reaktionen der Beschenkten sehen kann… nun, ich denke, ich habe gesehen... und ich glaube, ich sollte jetzt… wohl besser gehen.“
 

Shinichi erhob sich.

Agasa starrte ihn überrascht, fast ein wenig entsetzt an.

Er wusste nicht, ob er wollte, dass er jetzt ging. Ein seltsames Gefühl befiel ihn.

„Willst du nicht noch bleiben?“, fragte er leise.

Shinichi schüttelte sachte den Kopf.

„Nein... Danke, aber ich glaube wirklich, ich sollte gehen. Und heute Nachmittag kommen auch noch Heiji und Kazuha und abends meine Eltern und... ich hab noch einen langen Tag vor mir.“

Er seufzte schwer, und Agasa und Shiho, die sich nun auch erhoben, konnten die Last auf seinen Schultern fast sehen. Shinichi schluckte, steckte seine Hände in seine Hosentaschen, drehte sich ein letzte Mal um seine eigenen Achse, sich um in dem Haus, in dem er so viele Stunden verbracht hatte, und es machte ihn fertig, das alles zu sehen, die vertraute Umgebung wahrzunehmen und zu wissen, dass er dem hier nun Lebwohl sagte. Nicht nur die großen Abschiede taten weh; nein, auch all die kleinen Dinge stachen und pieksten wie hunderte kleiner Nadeln.
 

Jetzt, wo das Ende nahe rückte, merkte er immer mehr, wie unglaublich viel… er eigentlich verlor.

Und wie grausam es war, dass er das wissen musste.
 

Vor der Tür umarmte er den Professor und Shiho noch einmal kurz, dann drückte er die Klinke runter, öffnete sie.

Die beiden Bewohner des Hauses sahen ihn sichtlich mitgenommen an.

Bevor Shinichi allerdings das Haus ganz verließ, drehte er sich noch einmal um, hielt inne.
 

Sie alle wussten, was jetzt kam.
 

In Professor Agasas Augen war seine Trauer überdeutlich zu lesen.

Shiho sah ihn flehend an, schüttelte sacht den Kopf.

„Bitte geh einfach. Geh, mach die Tür zu und… und sag’s nicht…“
 

Er stand in der Tür, schüttelte hilflos den Kopf.

„Das könnt ihr von mir nicht verlangen.“, murmelte er leise, versuchte, nicht allzu mitgenommen zu wirken. Aber er wollte es sagen. Wollte es ausgesprochen haben, dieses Wort. Erst dann hatte er sich wirklich verabschiedet; erst dann galt es auch.

„Deswegen bin ich doch gekommen… ich kann doch jetzt nicht gehen, ohne…“
 

Shiho drückte die Katze an sich, stumme Tränen rannen ihr über die Wangen. Agasa stand da, rang sichtlich um seine Fassung.

„Bitte Shinichi,… bitte nicht… es muss doch nicht…wer weiß, vielleicht…“
 

Shinichi starrte auf den Boden, die Hände zu Fäusten verkrampft, ignorierte ihn. Sein Magen drehte sich fast um, als er ansetzte, ihr Betteln ignorierte.

„Nein…“, wisperte Shinichi leise, blickte zögernd auf.

„Ich will es gesagt haben… für den Fall, dass wir uns nicht mehr sehen…“
 

Shiho schüttelte erneut den Kopf, presste die Augen zusammen.
 

Shinichi schluckte schwer, strich sich über die Augen.
 

…sag’s nicht…
 

„Lebt… lebt wohl.“
 

Dann machte er die Tür zu, sah aus dem Augenwinkel noch, wie Agasa sich zu Shiho beugte, die zusammengebrochen war.
 

Lebwohl…
 

Die Endgültigkeit, die dieses kleine Wort besaß war kaum zu ermessen.

Nie hätte er daran geglaubt, würde er es jetzt nicht selbst erleben.
 

Langsam sank er gegen das Holz, versuchte sich zu sammeln. Ihr Schrei zerriss ihm fast das Herz, aber er wusste, nicht zu gehen, wäre ein Fehler gewesen. Es nicht zu sagen, wäre ein Fehler gewesen.

Es war kein Fehler, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es wehtat.

Die Wahrheit war nie ein Fehler.
 

Ein Fehler wäre, wenn er jetzt wieder rein ging, um sie zu beruhigen; denn dann würde der nächste Abschied umso schmerzvoller ausfallen.

Er musste sich verabschieden, denn dieses Gefühl ließ ihn einfach nicht los.

Irgendetwas sagte ihm, dass es höchste Zeit war…

Er musste Lebewohl sagen und endlich gehen.

Er konnte nicht zurück.

Aber es fiel ihm so unendlich schwer, die Menschen, die ihm so lieb geworden waren, in solchem Schmerz zurückzulassen.
 

Allerdings… hatte er wohl kaum eine Wahl.
 

Sehr, sehr langsam stieg er die Stufen herunter, schritt er den Weg entlang.

Zum letzten Mal, wahrscheinlich.

Öffnete das Tor, schloss es, ging um die Kurve, hinein in seinen Garten. Den Weg rauf zu seinem Haus.

Ran öffnete die Tür, bevor er auch nur die Hand nach der Klingel ausgestreckt hatte.
 

Sie sah seine rot geränderten Augen, sein fast kreideweißes Gesicht, seine zitternden Lippen.

Man sah ihm an, wie mitgenommen er war. Sie brauchte ihn nicht zu fragen, wie es gelaufen war.

Es war ein Abschied gewesen, der Wunden hinterlassen hatte, auf beiden Seiten. Doch während eine Partei nun ihre Verletzungen versorgen konnte, würde die andere noch mehr einstecken müssen.
 

Wortlos streckte sie die Arme nach ihm aus, griff in den Stoff seines Sakkos, zog ihn an sich, so fest es ging. Sie merkte, wie er seinen Kopf an ihrem Hals vergrub, einen Arm um ihre Taille legte, die andere Hand in ihre Haare krallte, und sie an sich presste, so fest, dass es ihr fast weh tat. Sie hielt die Luft an, spürte seine Qualen fast körperlich.
 

„Shinichi…“, wisperte sie.

Das Gefühl überwältigte sie fast. Sie ging ein paar Schritte rückwärts, zog ihn mit sich ins Haus, stieß die Tür zu.

„Shinichi…“

Sanft strich sie ihm über den Hinterkopf, spürte seinen Atem auf der Haut, in ihrem Nacken.
 

Nie war er ihr verletzbarer erschienen als in diesem Moment. Sie hatte das Gefühl, dass er fallen würde, wenn sie ihn jetzt losließ.
 

Sie drückte ihn an sich, vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, versuchte, ihm Halt zu geben.
 

Und langsam lockerte sich sein Griff.

Er wich zurück, ein wenig, schaute sie erschüttert an. So sehr hatte er sich nicht gehen lassen wollen. Sie litt ohnehin schon genug wegen ihm, er wollte nicht, dass sie auch noch mit ihm litt.

„Ran… ich…“

„Schhhht.“

Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen, strich ihm über die Schläfe.

„Nicht doch… nicht doch…“

Sie schüttelte den Kopf.

„Du weißt es doch… in… in guten wie… in schlechten Zeiten.“

Er kniff die Lippen zusammen, nickte langsam.
 

„Ich danke dir.“

Sie seufzte, näherte sich ihm, langsam, berührte mit ihren Lippen sanft die seinen.

„Nicht doch. Dafür hast du mich.“

Er versuchte ein zaghaftes Lächeln, gab es aber bald wieder auf.
 

„Ran, es war entsetzlich… was… was tu ich euch an? Ich… ist es nicht egoistisch von mir, mich verabschieden zu wollen, wo ich euch doch… wo ich euch allen so weh tu damit… Shiho… Shiho, sie war am Ende, gerade eben…“

Shinichi strich sich über die Augen.

„Am Ende… Ran. Am Ende. Und was soll ich jetzt… Heiji sagen? Oder meinen Eltern? Ich kann euch das doch… ich sollte irgendwohin…“
 

Sie hielt ihm den Mund zu, schüttelte energisch den Kopf.

„Nein. Du machst das ganz… ganz richtig so. Sie… ich denke, alle… alle würden es eher… furchtbar finden, und traurig, und egoistisch, wenn du nicht Lebewohl sagen würdest, sondern einfach gingest. Wir… wir wissen alle, dass es dir wohl noch viel, viel mehr wehtut als uns…“

Ran streichelte ihm über die Wange.

„Ist Heijis Päckchen fertig?“, fragte sie dann.
 

Er nickte leicht.

„Na, dann hast du ja Zeit… komm. Die Kekse sind fertig, und eine kleine Lady hat wohl Sehnsucht nach dir.“

Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. Er schaute sie nur an, als er sich von ihr führen ließ. Sie war so stark, in diesem Moment. Natürlich hatte sie auch schwache Augenblicke, und die zeigte sie auch; dann lag es an ihm, sie zu stützen. Aber in den letzten Tagen, hatte sich das Verhältnis doch gewaltig verschoben.

Sie war es, die ihn trug.
 

Ran… ich liebe dich.
 


 

Es war Nachmittag, als er am Fenster im Wohnzimmer stand und das Auto vorfahren sah.

Nach ein paar Keksen und Kaffee und einem Schläfchen, das er mit seiner Tochter abgehalten hatte, die wiedermal auf seinem Bauch eingeschlummert war, als er selbst im Sessel einnickte, fühlte er sich ein wenig, wenn auch nicht viel, besser.
 

Und das war auch nötig, für das, was ihm nun bevorstand. Heiji und Kazuha waren gerade angekommen; sie hatten sich seit der Babyparty in einem Hotel eingemietet und waren seither oft zu Besuch gewesen.

Insofern rechnete Heiji nicht damit, was kam, als Shinichi auf ihn zuging, und fragte, ob er mit ihm etwas besprechen könne.

Unter vier Augen.
 

Als er dann aber auf die Bank am Küchentisch verfrachtet worden war und sein Freund mit einem Päckchen und einem Brief in der Hand ebenfalls Platz nahm und ihn erst mal lange anschwieg, ahnte er, was heute kommen würde.
 

Und es behagte ihm nicht.
 

Nervös knetete Heiji seine Hände, warf Shinichi einen fast anklagenden Blick zu, der ihm gegenüber am Tisch saß.

„Also regelst du jetzt deine Angelegenheiten…“, bemerkte er heiser.

„Heiji!“

Shinichi schaute ihn bestürzt an.

Er schluckte, schüttelte hilflos den Kopf.

„Du wusstest doch, dass irgendwann… der Tag des Abschieds kommt…“
 

„Aber warum heute?!“

Heiji war aufgestanden, ging unruhig hin und her. Shinichi blieb sitzen, schaute ihn von unten her traurig an.

„Weil du genau wie ich weißt, dass jeder Tag der letzte sein könnte…“

Er wisperte es nur. Heiji ließ sich langsam wieder auf seinen Platz sinken.
 

„Aber das hätte es schon seit Wochen sein können, Kudô… warum den heute… warum hast du es auf einmal so eilig…???“

Seine Stimme klang verzweifelt.

„Weil ich Lebewohl gesagt haben will…“, murmelte Shinichi.

„Nicht dass ich am Ende gehen muss, ohne mich verabschiedet zu haben, Hattori… und außerdem hab ich es nicht eilig, wie du siehst. Hätte ich es eilig gehabt, wär ich vor drei, vier Monaten schon...“
 

Seine Stimme war kaum hörbar.

„Kudô…“

Er starrte ihn betroffen an.

„Es tut mir Leid, Heiji…“

Shinichi blickte auf, räusperte sich, setzte dann neu an.
 

„Ich wünsch dir ein schönes Leben mit Kazuha. Untersteh dich, einen Sohn nach mir zu benennen, der Name Shinichi ist längst aus der Mode. Lies endlich Sherlock Holmes, glaub mir, es ist keine Zeitverschwendung. Versuch, nicht immer so aufbrausend zu sein. Bitte… bau nicht so einen Mist wie ich… Du… du musst mir versprechen, dass du auf dich aufpasst, hörst du?!“

„Shinichi…“

Heijis Stimme krächzte.

„Versprichs mir! Versprich mir, dass du auf dich aufpassen wirst!“

Shinichi schaute ihn ernst an, hatte seinen Arm gegriffen, fest zugedrückt; dann ließ er ihn wieder los, als es ihm gewahr wurde, was er tat, und verschränkte seine Arme vor sich auf dem Tisch.

Heiji nickte steif, er wandte den Blick nicht ab, als er fast mechanisch seinen Kopf einmal nach oben und unten bewegte.

„Aber… Kudô…“

Shinichi lächelte hilflos, schüttelte sacht den Kopf, um ihm das Wort abzuschneiden. Er war noch nicht fertig.

Dann sammelte er sich wieder, sprach leise, aber sehr deutlich, fast ein wenig angestrengt weiter. Man hörte genau, dass er das alles sagen wollte; dass er vorher reiflich überlegt hatte, was er ihm noch alles mitteilen wollte, bevor er vielleicht letzten Endes keine Gelegenheit mehr bekommen würde.
 

„Heiji… ich danke, dass ich dein Freund sein durfte, als Detektiv und als Mensch, der seine Fehler und Schwächen hat… danke für deine Hilfe in den letzten Wochen, das war weit mehr als ich erwarten durfte, ich… ich danke dir…“
 

Er brach ab, vergrub seinen Kopf in seinen Händen.

Heiji setzte sich neben ihn, atmete tief durch.
 

„Entschuldige, Hattori…“

Heiji streckte seine Hand aus und drückte seine Schulter. Er merkte, wie auch seine Augen zu brennen anfingen, starrte an die Decke, versuchte, Fassung zu bewahren.

Er hatte geahnt, dass der Augenblick, so er denn gekommen war… der Augenblick des Abschieds… schwer werden würde.

Aber damit… damit hatte er nicht gerechnet. Er verlor fast den Verstand. Er wollte es nicht wahrhaben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Mensch, der neben ihm saß, morgen vielleicht schon nicht mehr hier war.
 

Shinichi ließ seine Arme sinken.

Er war leichenblass im Gesicht, seine Augen gerötet. Seine Finger zitterten und sein Atem ging stoßweise. Er schaute seinen Freund an, konnte Heijis Gedanken von seinem Gesicht ablesen.
 

„Eigentlich sollt ich mich hier zusammenreißen…“, murmelte Shinichi, strich sich über die Augen.

Heiji schluckte schwer.

„Halt die Klappe.“

Seine Stimme brach. Er griff nach seinem Kaffee, kippte die ganze Tasse in einem Zug runter.
 

Er warf seinem Freund einen Blick zu, und der Gedanke… dass heute das letzte Mal sein könnte, dass er ihn sah, ließ ihn fast verrückt werden.

„Ich werde dich vermissen…“

Shinichi wandte den Kopf ab.

„Du wirst mir so sehr fehlen… Kudô…“

„Hör auf, ich bitte dich…“

Shinichi sank gegen die Lehne der Sitzbank.
 

„Du warst der beste Freund, den ich je hatte… das Leben ist nicht fair, dass ausgerechnet du…“

„Heiji… bitte…“

„Ich pack’ das nich’.“

Shinichi beugte sich nach vorn.

„Doch, das wirst du. Das wirst du. Du hast Kazuha… du hast deine Eltern… deinen Beruf… das Leben wird weitergehen für dich.“
 

„Aber du wirst nicht mehr da sein. Wenn ich Vater werde, kann ich mir von dir keine Tipps holen. Wenn ich in einem Fall hänge, kann ich dich nicht fragen. Wenn ich irgendein Problem hab, kann ich dich nicht um Rat fragen, wenn ich Erfolg habe, kann ich mein Glück nicht teilen mit dir… oder vor dir angeben, wie auch immer…“, er versuchte ein schiefes Lächeln und scheiterte jämmerlich.

„Ich hab keinen mehr, den ich ärgern kann... mit dem ich mich messen kann...“

Er lächelte traurig.

„Es wird alles so unvollständig sein…“
 

Shinichi schluckte.

Dann griff er wortlos nach dem Umschlag und dem Päckchen für Heiji.

„Den Brief erst lesen, wenn ich weg bin. Also… ganz weg.“

„Schon verstanden…“, murmelte Heiji abwesend, steckte ihn ein.

„Und das ist für dich. Als Erinnerung… an mich.“

Shinichi versuchte ein Lächeln.

„Ich dachte, bei dir ist es am Besten aufgehoben.“
 

Heiji griff zögernd nach dem Paket, wog es prüfend in seiner Hand.
 

„Was ist drin?“

„Würde ich wollen, dass du es gleich weißt, hätte ich’s nicht eingepackt. Es ist ein Geschenk, und die wickelt man ein, damit der Überraschungsmoment bleibt, wusstest du das nicht, Hattori?“

Langsam hatte er sich wieder besser im Griff, und das beruhigte ihn ein wenig.

Heiji verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen.

„Scherzkeks.“

„Meinetwegen machst du’s gleich auf. Das ist mir egal... ich überlass es dir.“

Heiji wog das Päckchen in seinen Händen.

„Ein Buch.“

„Jup.“

„Holmes.“

Shinichi lachte leise, Heiji stöhnte gespielt gequält auf.

„War klar, dass das letzte, was ich von dir krieg, ein Holmes ist.“

„Na, es freut mich, dass ich so durchschaubar bin, Hattori.“

Shinichi seufzte leise.

„Und welcher Band?“

„Woher soll ich’n das...“

„Glaub mir, du weißt es.“

Shinichi seufzte leise, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Langsam beruhigte er sich wieder. Der schlimmste Teil hier war wohl vorbei.

Er atmete durch, und beobachtete Heiji beim Nachdenken.
 

Nach ungefähr drei Minuten zog Shinichi die Augenbrauen hoch, als ihm Heijis Grübelei zu lange wurde, warf ihm einen missbilligenden Blick zu.

„Sag, Hattori, willst du mich beleidigen? Daran musst du dich doch erinnern!“

Er starrte ihn an.

Heiji seufzte, verzog schuldbewusst das Gesicht.

„Du hörst dich an wie Kazuha, wenn ich ihr den Tag nich’ nennen kann, als wir ein Paar wurden...“

„Aber das ist doch nichts vergleichbares! Das war... unser erster gemeinsam gelöster Fall...“
 

Heijis Augen weiteten sich langsam, als die Erkenntnis ihn traf.

Langsam wandte er sich um.

„Na, dämmerst dir langsam?“, frotzelte Shinichi.

„Wie konnt’ ich das auch nur nen Moment vergessen? Das is so offensichtlich, dass man gar nich’ drauf kommt. Der Mord beim Holmes-Gewinnspiel...“

Shinichi nickte zufrieden.

„Jetzt sag nich...“

Heiji starrte auf das Päckchen in seinen Händen.

„Ich wusst’ nich, dass du’s hast...“
 

Der Tokioter Detektiv lächelte versonnen.

„Tja, ich dachte auch nicht, dass ich’s noch krieg. Aber die junge Assistentin hielt es für ihre heilige Pflicht, die Prüfungsbögen der Überlebenden...“, er grinste sarkastisch, „noch auszuwerten und dem rechtmäßigen Gewinner das Buch zu schicken. Und so ist sie in meinen Besitz gekommen, „A Study in Scarlet“, eine Erstausgabe - per Post...“

Ein leises Seufzen entfloh seiner Kehle, als er das eingewickelte Buch betrachtete.

„Warum schenkst du’s mir...?“, murmelte Heiji leise.

„Weil du mein bester Freund bist. Und ich einfach denke... dass, auch wenn du den Autor nicht kennst, und kein so versessener Fan bist wie ich, dieses Buch zu schätzen weißt und es in Ehren hältst, mehr, als irgendein anderer es könnte.“
 

Shinichi schluckte, warf ihm einen vorsichtigen Blick zu.

„Und tu mir einen Gefallen... lies es auch mal.“
 

Damit stand er auf.

„Lass uns... wollen wir wieder reingehen, zu Ran und Kazuha? Oder... willst du noch...?“

„...etwas sagen?“

Heiji schaute ihn an.

„Ich denke nicht, dass das, was mir im Kopf rumschwirrt, in Worte zu fassen ist.“

Seine Stimme war rau, und deshalb sprach er sehr leise. Shinichi nickte nur, trat zur Tür, wollte sie gerade öffnen.
 

„Nur eins vielleicht.“

Der Detektiv hielt inne, drehte sich wieder um. Heiji starrte ihn unverwandt an.
 

„Ich werde dich wirklich vermissen. Sei dir da sicher, Shinichi...“
 

Der Angesprochene kniff die Lippen zusammen, nickte nur.
 


 


 

Es war spätabends, als Shinichi mit Ran schließlich in ihrem Bett lag. Sie hatte sich an ihn gekuschelt, hatte die Kleine mit unter die Decken genommen, ließ sie auf ihrem Bauch schlafen und starrte mit wachen Augen, genauso wie er, an die Zimmerdecke.

Und wie er schwieg sie.

Sie wusste, wie sehr ihn der heutige Tag mitgenommen hatte, und sie würde nicht reden, bevor er nicht anfing damit. Es quälte sie, dass sie ihm nicht mehr helfen konnte. Nicht mehr für ihn tun konnte, als einfach für ihn da zu sein, hier neben ihm zu liegen.
 

Shinichi hing seinen Gedanken nach.

Dachte an das Treffen, mit Agasa und Shiho; mit Heiji... und mit seinen Eltern, vorhin.

Er hatte gewusst, er musste nichts sagen, als sie das Zimmer betraten.
 

Sie hatten beide eine sehr gute Ahnung, was heute für ein Tag war.

Warum er sie gebeten hatte, zu kommen.
 

Yukiko und Yusaku hatten ihm gegenüber Platz genommen. Ran hatte an ihn gelehnt neben ihm gesessen, die ganze Zeit über geschwiegen, als er geredet hatte. Die Erinnerung an dieses Gespräch wollte und wollte ihn nicht loslassen.
 

„Ich... hab alles unterschrieben, jetzt. Die Unterlagen für die Versicherungen, die Kontovollmachten, die Übertragungspapiere für Ran... ich hab alles in einen Ordner geheftet, er steht auf meinem Schreibtisch, wenn ihr mal was braucht... falls etwas noch unklar ist.“
 

Yusaku nickte ernst. Yukiko drehte ihren Kopf zur Seite, starrte auf den Boden, sagte nichts.

Rührte sich nicht.

Er konnte sehen, wie sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten.

Es war klar ersichtlich gewesen, dass sie bereits geweint hatte, als sie hergefahren waren.

Shinichi schluckte.

„Ihr... ich muss euch wohl nichts vormachen, wir wissen alle, dass es nun... jederzeit... soweit sein kann, und deshalb wollte ich... habe ich mich entschieden, diesen Tag zu nutzen, um zu sagen, was ich noch zu sagen habe, bevor ich unter Umständen... nicht mehr dazu komme. Ich war heute schon bei Agasa, und bei Shiho; und von Heiji... hab ich mich auch schon verabschiedet...“
 

Er fuhr sich müde über die Augen.
 

„Ich wollte... wollte euch Danke sagen. Danke... dass ihr euch seinerzeit für ein Kind entschlossen habt...“

Er lächelte sanft.

„Ohne diese Entscheidung hätte ich mein Leben nie gehabt, und auch wenn es doch nicht so lang währte, wie ich es gern gehabt hätte, und manch anderer wohl auch...“, er schluckte.

„... danke ich dafür.“
 

Er stierte auf die Tischplatte, biss sich auf die Lippen.

„Danke, dass ihr meine Eltern wart. Danke, für das Leben, das ihr mir ermöglicht habt; Danke für eure Ideale, für eure Werte, und danke, dass ihr mich in meinem Bestreben meistens...“, er grinste verstohlen, „...unterstützt habt. Ihr habt mir so viel beigebracht, mir so viel gegeben, ihr...“

Shinichi hielt inne.

„Danke für das, was ihr für Ran und Sayuri noch tun werdet...“

Yukiko schluchzte auf, erstickt, leise, hielt sich die Hand vor den Mund.

Yusaku schaute ihn nur fest an, nickte entschlossen.

„Dafür musst du nicht danken...“

„Doch muss ich. Und ich muss mich auch entschuldigen...“
 

Seine Haltung wurde immer verkrampfter, immer angespannter, seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er sich schließlich soweit durchgerungen hatte, weiter zu sprechen.
 

„Ich entschuldige mich ehrlich, aufrichtig, in aller Form und aus tiefstem Herzen für alles, was ich euch angetan habe, antue und antun werde.“

Er atmete stockend aus.

„Ich kann nicht ermessen, wie schlimm es für euch sein muss, zusehen zu müssen, wie ich dafür bezahle, mein Leben ruiniert zu haben. Es tut mir unendlich leid, euch deshalb so viel Kummer, soviel Schmerz und Leid bereitet zu haben und zu bereiten. Ich... hätte mir das auch für euch so gern ganz anders gewünscht.“

Er stand auf, schaute sie an. Sein Blick war starr, genauso wie seine Haltung, sein Gesicht fast weiß und seine Lippen blutleer.

„Ich danke euch so sehr... und es tut mir... tut mir wirklich leid. Ich wollte euch sagen, nur falls...“

Er stockte.

„Lebt wohl.“

Damit stand er auf, drehte er sich um, verließ fast fluchtartig das Zimmer. Ran warf seinen Eltern einen verängstigten Blick zu. Yusaku stand langsam auf, legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, dann ging auch er hinaus.

Er wusste genau, wo er ihn fand.
 

Shinichi saß in der Bibliothek, in einem Sessel, starrte in die Flammen des Kamins.

Yusaku ließ sich ihm gegenüber in einen weiteren Sessel sinken, schaute ihn an.

Er hatte die Fingerspitzen aneinandergelegt, das Feuer des offenen Kamins spiegelte sich in seinen Augen, tanzte in ihnen, verliehen ihnen noch mehr Lebendigkeit, als ohnehin schon ihn ihnen lag.
 

Lange sagte keiner der beiden etwas.

Das Holz knisterte und knackte, Funken stoben in die Höhe, als ein Scheit entzweibrach, durch die Hitze zermürbt.
 

„Es tut mir Leid. Dass ich davongerannt bin.“

Shinichi seufzte. Yusaku blickte ihn aufmerksam an.

„Ich weiß nicht, ob ich überhaupt solange hätte sitzen bleiben können, an deiner Stelle.“

„Es war feige. Ich hätte...“

„Lass es.“

Der Schriftsteller schüttelte den Kopf.

„Du... wirst sehr bald sterben. In deiner Situation würden andere die Decke hochgehen, aber du reißt dich zusammen. Du kümmerst dich um alle anderen, gibst ihnen, was sie brauchen und bietest ihnen die Gelegenheit, sich zu verabschieden. Nicht viele können das... nicht oft ist es den Hinterbliebenen vergönnt, sich richtig zu verabschieden. Wir dürfen dass, weil du es erträgst, und das ist sehr großzügig von dir. Es ist nur natürlich, dass du dann auch mal Luft brauchst.“

Er schluckte, presste seinen Kiefer zusammen.
 

„Aber es wäre nett, jetzt, wenn du wieder mit ins Wohnzimmer kämest. Deine Mutter... braucht dich... verweigere ihr nicht, was du heute allen anderen schon gewährt hast.“
 

Yusaku beugte sich vor, griff kurz Shinichis Hand, drückte sie.

„Na komm. Du bist nicht allein, du wirst es nie sein; wir schaffen das zusammen...“
 

Langsam stand er auf; Shinichi tat es ihm gleich und zusammen gingen sie zurück ins Wohnzimmer, wo sie nun die Plätze tauschten.

Yukiko weinte immer noch, als ihr Sohn neben ihr Platz nahm, und leise auf sie einredete.

Sie zog ihn nur an sich, weinte weiter.
 

Das war heute Abend gewesen. Nachdem er fast eine Viertelstunde beruhigend auf sie eingeredet hatte, war seine Mutter dann auch wieder einigermaßen gefasst. Sie hatten noch eine Stunde miteinander verbracht, sich unterhalten, über alles geredet; nur nicht über ein Thema.

Als sie gegangen waren, mit der Ankündigung, am nächsten Tag wieder zu kommen, hatte er nur tapfer gelächelt und genickt.
 

Und nun lag er im Bett, mit Ran, und ließ den Tag Revue passieren.

Er machte sich Sorgen.

Die Reaktionen seiner Freunde und Familie heute hatten ihm eines offenbart; er würde hier mehr fehlen, als er je geglaubt hatte.

Und das machte ihm Angst.

Wie konnte er sie so zurücklassen?

Das durfte er doch nicht...

Er wurde doch noch gebraucht...

…aber wurde dazu gezwungen, zu gehen.
 

Er seufzte, Verzweiflung machte sich in ihm breit.

Noch war er hier, um zu helfen, zu trösten, wenn es nötig war.

Was passierte, wenn er nicht mehr war, und jemand ihn brauchte?
 

Was geschah dann?
 

„Was passiert dann... was ist, wenn ich...“, wisperte er in die Dunkelheit.
 

Ran drehte den Kopf, ließ ihren Blick über sein Gesicht wandern.

Er hörte es rascheln, wandte sich ihr zu. Sie sah die Furcht und den Schmerz in seinen Augen, diese Sorge in seinen Zügen. Wusste, woran er dachte.
 

Aber sie konnte ihm nicht helfen.

Seine Sorgen nicht nehmen, denn sie teilte sie.
 

„Ich weiß es nicht, Shinichi.“
 

Er schluckte hart, dann zog er sie näher an sich, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Ran legte die kleine Sayuri zwischen ihn und sich, schlang dann ihre Arme um ihn, streichelte ihm über den Rücken, seufzte bedrückt.
 

„Shhhhttt.“, hauchte sie.

„Wie auch immer, es wird weitergehen. Auf irgendeine Art und Weise wird es immer weitergehen...“
 

Er wusste, sie meinte es gut. Er wusste, sie wollte ihm Mut machen.

Ihn beruhigen.

Aber er hörte den Zweifel in ihrer Stimme.
 


 

Yukiko und Yusaku Kudô lehnten nebeneinander im Sofa ihrer Hotelsuite, schauten aus dem Fenster, schauten der Nacht zu, wie sie über Tokio hereinbrach, wie die Lichter der umliegenden Häuser langsam erloschen, eins nach dem anderen, als sich die Einwohner dieser Stadt zur Ruhe betteten.
 

In Yusaku löste dieser eigentlich so friedliche Anblick ein Gefühl von Unwohlsein aus, das er so noch nie verspürt hatte.
 

Ausgehende Lichter.

Die herauf kriechende Dunkelheit.

Ruhe.
 

Alles Synonyme für etwas ungleich Tragischeres, weil endgültigeres; das Sterben, den Tod.
 

Ich... hab alles unterschrieben, jetzt...
 

Yusaku schluckte, ein bitterer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus.

Ja, er hatte unterschrieben, alles.

Sogar sein Testament; und zwar vorgestern. Er war mit ihm beim Notar gewesen, und der Moment, in dem sein Sohn seine Unterschrift unter das Schriftstück setzte, und er selbst eine Beglaubigung unterschrieb, war einer der schwersten in seinem ganzen Leben gewesen.

Ihm war es vorgekommen, als hätten sie beide sein Todesurteil unterschrieben.
 

Er blinzelte, bewegte sich unruhig.
 

Yukiko merkte es, schaute ihn bedrückt an; dann schließlich war auch sie es, die die Stille durchbrach; und sie sprach seine Gedanken aus, als sie zu reden begann.
 

„Wie lange hat er wohl noch...?“

Ihre Stimme zitterte, und er wusste, sie war den Tränen nahe. Fest drückte er sie an sich, merkte, wie sie ihre Hände in sein Hemd krallte.
 

„Ich fürchte, nicht mehr lang, Yukiko. Und er weiß das auch. Ich glaube, er spürt es. Sonst wäre ihm der heutige Tag nicht so wichtig gewesen...“
 

Er schloss die Augen, atmete tief durch, als er daran dachte.

Als er ihn noch mal sprechen hörte, in Gedanken. Sich bedanken hörte; sich entschuldigen hörte; und ihn dann flüchten sah, vor dieser unerträglichen Last des Abschieds, des Leids.
 

Und wiederkommen.

Weiterkämpfen, obwohl er doch schon kapituliert hatte.
 

„Ich will nicht, dass er stirbt, Yusaku.“

Es war nur ein Satz, aber er ging ihm unter die Haut.

Er dachte das Gleiche, aber er schwieg.

Wandte seinen Blick ab von der Tokioter Skyline, richtete ihn auf ein sorgfältig verpacktes Päckchen vor ihm auf den Tisch.
 

Als sie gegangen waren, hatte er es ihnen in die Hand gedrückt. Man hatte ihm angesehen, wie viel Mühe es ihn gekostet hatte, aber auch, wie wichtig es ihm war, es ihnen noch zu geben.

Yusaku hatte keine Ahnung, was drin war.

Yukiko offensichtlich auch nicht, denn als er den Kopf ein wenig drehte, um sie anzusehen, merkte er, dass sie ebenfalls ihren Augen auf das kleine Paket geworfen hatte. Und ihn ihnen stand die Frage, die er sich stellte.

Was war das... was hatte er sich als Abschiedsgeschenk für sie ausgesucht..?
 

Sie bemerkte, dass er sie ansah, sah seinen fragenden Blick, nickte. Dann beugte er sich vor, griff das Geschenk, reichte es ihr.

Mit zitternden Fingern zog sie die Schleife auf, löste ganz vorsichtig die Klebestreifen, um das Papier aufzuwickeln.
 

Zum Vorschein kam ein brauner Karton.

Yukiko hob den Deckel ab, schaute hinein – und ließ sich zurücksinken, fing hemmungslos zu weinen an.

Yusaku nahm ihr den Karton ab, dann griff er hinein, zog den Gegenstand heraus, den er beinhaltet hatte, merkte, wie der Kloß in seinem Hals immer größer würde.
 

Es war sein Zimmerschlüssel.
 

Daran hing ein Zettel.
 

Vielleicht wollt ihr euch ja manchmal in die Vergangenheit flüchten... dies wäre ein Ort dafür, denke ich; in diesem Zimmer durfte ich meine Jugend verbringen, und ich hab nichts darin verändert. Es war mein, nun ist es euer. Mit Ran ist alles abgesprochen, sie war einverstanden, dass ich euch mein Zimmer schenke :)
 

Ich weiß nicht... vielleicht wird es euch helfen, vielleicht auch nicht; aber damit will ich Danke sagen, für den Platz, den ihr mir in eurem Leben und in eurem Haus gegeben habt..

Bitte... Gebt euch nicht die Schuld.
 

In Liebe, euer Sohn,

Shinichi
 

Er ließ ihn zurück in die Schachtel fallen, zog Yukiko noch fester an sich, atmete stockend.
 

So sollte das nicht laufen, Shinichi...

So sollte das nicht laufen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Haineko
2009-11-18T22:46:01+00:00 18.11.2009 23:46
Heul, das ist so furchtbar traurig, dass mir schon die Tränen kommen, vor allem am Ende...
Aber wie konnte ich nur den Abschied vergessen??? Ich sollte es doch wissen... wissen, dass es einfacher sein kann, wenn man Tschüss sagen kann... wenn man noch mal Gelegenheit findet alles zu sagen was einem auf dem Herzen liegt und auch noch antworten darauf zu bekommen...
Die Geschenke hast du dir echt gut überlegt... ich finde sie passend... angemessen... man merkt, dass du sorgfältig nachgedacht hast...
Tja, jetzt fehlt wirklich nicht mehr viel... nur noch ein bisschen und es ist zu Ende...
LG Hainekoの
Von: abgemeldet
2009-09-22T16:36:35+00:00 22.09.2009 18:36
Oh man, du schaffst es wirklich, uns alle mit all diesen Worten zu berührern....
Ich muss gestehen während ich diesen Kommentar gerade verfasse, bin ich immer noch am Weinen. Ich konnte mir all diese Szenen bildlich vorstellen und ....oh man.... Ein einziges Wort nur: Herzzerreißend!!

Ich kann... ich weiß nicht, wie ich das, was ich bei diesem kapitel empfand in Worte fassen soll... aber ich versuchs mal einfach:

Der Abschied von dem Professor, von Shiho, von seinem besten Freund Heiji, von seinen Eltern.... bei all diesen Abschieden konnte ich richtig mitfühlen, ich konnte mich richtig gut in Shinichi hineinversetzen..... ICh glaube ich hätte bei jedem zweiten Wort heulen müssen, wenn ich in seiner Haut stecken würde.... Es ist grausam!! Und doch ist es die Realität. Jeder Mensch hat seine Zeit und Shinichis Zeit ist wohl jetzt gekommen bzw kommt schon sehr bald. Daran merkt man wirklich, wie begrenzt und kurz das Leben sein kann.

Aber ich schweife zu viel vom Thema ab; nur noch eins: Selbst am Schluss hast du es geschafft, mich zum Weinen zu bringen. Er schenkt seinen Eltern den Schlüssel zu seinem Zimmer :( Das ist echt eine super Idee, aber wie du das geschrieben hast.... Oh je, selbst jetzt muss ich noch weinen.... Aber das ist das schönste daran, dass man wirklich mitfühlen kann und dass es dir gelingt, dieses Mitgefühl in deiner Geschichte zu erzeugen, dafür verdienst du echt Respekt!! Deswegen hänge ich immer noch an deiner Story dran. Es ist eine der besten, wirklich !!

So das wars auch schon von mir ;)


Ps: Wenn dieser Abschied schon zum Heulen war, dann will ich gar nicht wissen, wie der Abschied von Ran sein wird.....


Lg
Jena
Von: abgemeldet
2009-09-13T14:43:25+00:00 13.09.2009 16:43
Hallöchen! (Ich habe das Kapitel noch nicht gelesen, deswegen bin ich noch eher gut gelaunt, was sich nach deinem Vorwort anscheinend ändern wird. ;D)
Auf jeden Fal... erst ein mal: ENTSCHULDIGUNG! T___T
Bei dir bin ich ja auch schon wieder so spät! *seufzt*
Aber ich hoffe einfacher mal mit aller Reue, dass auch du mir verzeihen kannst.... ><

>> und sie davon beim Lesen nichts haben würde als einen
bitteren Geschmack im Mund.<<
Jaaaa.... ich denke an diesem Satz merkt man einmal mehr, dass Shinichi sich das Ausmaß seiner Bücher nie so bewusst geworden ist. Oder es sich nicht hätte vorstellen können, was für eine enorme Auswirkung diese haben!

Ran geht Kekse backen. Mal wieder lässt du sie kochen? ;D
Aber ein typisches Merkmal. Sie tut es ja immer, wenn sie nervlich am Ende ist, daher gefällt es mir, dass du ihr diesen Charakterpunkt lässt!

Diese Fürsorglichkeit von allen... wirklich... krankhaft.
Einerseits gut, andererseits... zu viel des Guten. ><
Aber so ist das nun mal, wenn Menschen versuchen etwas zu verdrängen oder Mitleid empfinden.

Nun... mal wieder dieser ewige Konflikt zwischen Shiho und Shinichi... ><
So langsam fragt man sich doch, wer denn nun eigentlich wirklich Recht hat.
Meine Antwort wäre hier sowohl, als auch. Keiner der beiden hat Recht bzw. Unrecht und ich denke... ich denke... beide wissen dies auch irgendwo...

Weißt du was mir besonders aufgefallen ist in diesem Kap?
Diese Ironie, die du die Personen immer sagen oder denken lässt!
Shinichi, der Ran nicht rufen würde oder z.B. auch Shiho die sich immer quälen wird.
Es ist alles so bitter... so traurig.
Aber irgendwie... es gefällt mir wahnsinnig gut! Es zeigt den Schein, den Personen aufsetzen! Eine Fassade teilweise, die man aufsetzt, da die harte Realität einen sowieso noch einholen wird?! Oder kurz gesagt, es ist einfach das, was die Protagonisten wirklich denken. Auch in guter Weise später ein wenig später. ;)
Auf jeden Fall klasse!

Die Beziehung zwischen Agasa und Shinichi.
Hat überhaupt schon einmal jemand sie so genau beschrieben?
Auch wenn es sehr... sentimental gewesen ist, so hat es mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, als ich diesen Abschnitt gelesen habe!
Die beiden sind einfach... wunderbar zusammen.
Schon immer finde ich deren Bindung interessant und wie genau man sie betrachten kann.
Und ich rechne dir deinen Einfall detailliert etwas über die beiden zu schreiben hoch an!

Ran stützt ihn!
Endlich hat sich das Blatt vollkommen gewendet. Jedenfalls für den Moment.
Es tut wirklich einmal gut, Ran wieder in ihrer „alten“ Kraftform zu sehen.
Wobei man wohl auch automatisch denkt, ob es nicht doch auch mehr oder weniger Fassade ist, aber das sei einmal dahingestellt.
Denn schließlich... man muss es sagen, sie ist definitiv auch eine starke Persönlichkeit und dass sie dies heute zeigt ist wohl der perfekte Zeitpunkt.

Heiji und Shinichi. ;)
Die beiden sind wie immer herrlich.
Alles melancholisch, mit einem Tick Humor der beiden!
Dies ist wohl definitiv das weniger herzzerreißende Gespräch gewesen. Zumindest vom Äußeren.
Aber das ist ja auch normal, zwei Männer können es sich doch nicht erlauben in einer Umarmung in Tränen auszubrechen. ^___~
Dennoch... den Schmerz von beiden Seiten hast du deutlich rübergebracht und er was nicht zu überlesen!

Das letzte Abschiedsgespräch dieses Kapitels!
Nun... auf jeden Fall... ein anderes.
Ein viel bizarreres als die anderen!
Ein viel... unwirklicheres und auch gleichzeitig eins, das der Realität viel mehr ähnelt.

Der Zimmerschlüssel... dies ist mal ein wirklich unerwartetes Geschenk!
Damit hätte ich wohl nicht gerechnet, aber es ist eine sehr... verzeih, süße Idee! Und sie gefällt mir sehr! Ich hätte auch eigentlich nicht erwartet, dass er ihnen etwas gekauftes schenkt...

Nun, ich denke das wars erst einmal!
Ich werde aber später noch weiterlesen! ^^’

Alles in allem ein sehr interessantes und schönes Kapitel! UND ich habs geschafft ohne Tränen *_____*

Liebe Grüße,
Shi

Von:  Melly_Mu
2009-08-29T16:24:44+00:00 29.08.2009 18:24
mir fehlen die worte...
ich hab nur noch daher geflennt....
schönes Kapitel...

Lg
pLuS_cHeR_dEsiR
Von:  Cygni
2009-08-27T16:13:17+00:00 27.08.2009 18:13
bis er von shio weg ist gings grad noch, aber als heiji kam mustte ich so heulen, ich komm mir vor wien mädchen!(ach was?! sarkasmus lässt grüßen)

bin ja mal gespannt was sharon zu ihrer verteidigung zu sagen hat...
böse frau. . .

lg stellax3

Von:  Diracdet
2009-08-26T20:48:43+00:00 26.08.2009 22:48
Hallo Leira,

mal vorweg... 10000? 10000???!!!??? oÔ
An sich viele Kapitel schreiben ist eines, aber knapp 10000 Wort für eines? Ich dachte schon, ich wäre mit meinen 8500 mal unverschämt gewesen...
Wie soll man das denn mal schnell lesen. Und sag jetzt nicht, in Abschnitten mit Pausen. Wo wäre da Platz für Pausen???
Also du siehst mich diesbezüglich leicht schockiert, nun aber mal zum Inhalt.

Och... ging übrigens vom Taschentuch-Aufwand diesmal – dont ask me why, i'm ignorant of my emotions... XD – aber es war trotzdem wirklich sehr gut geschrieben.^^

Tja, sich verabschieden, weil man es kann, machen, wie Yusaku am Ende feststellt selbst in einer Shinichi ähnlichen Situation die allerwenigsten. Ist auch, wie alle erkennen, von beiden Seiten unerträglich.
Und in Shihos Fall... auch so ein Punkt, für Shinichi den Moralapostel, ist die Wahrheit 'immer etwas richtiges', das sehen bei weitem alle Menschen, auch ganz offen, nicht so. Und das richtige oder falsche, darauf... findet man leider so leicht keine Antwort.
Und würde sie wirklich keinerlei Abneigung gegen ihre eigenen Taten hegen – glücklicherweise kann er sie dazu ja nicht bringen – dann würde sie es nicht akzeptieren, sondern vergessen, also auch die Wahrheit verdrängen... eine Zwickmühle von dem Standpunkt aus.

Daher also die Katze, nun wäre das auch geklärt, und insbesondere ihre Beziehung zu dieser. ;]
Nun ja, weil er sie so gut kennt, war das schon ein schönes Geschenk, ansonsten sicher gewagt, genau wie die Kiste für den Professor. Aber die Darstellung der Beziehung zwischen den beiden hat mir auch sehr gut gefallen... ja, das könnte es etwa treffen, Großvater und Enkel, wie sie zueinander stehen.

Und Heiji wurde also zu Holmes gezwungen, was? *ggg*
Ich gebe zu, es ist auch nett, auf diese Weise noch in paar... 'randwertige' Fragen zur Gegenwart zu beantworten, die zwischendurch aufgetaucht sind.

Aber irgendwie... ist der ganze Tag eher sehr deprimierend für Shinichi. Und das du ihn auch wirklich mit dem Ende des Tages beendest... könnte vielsagend sein, muss es nicht.

Und dann der Schlüssel in die Vergangenheit... Ist das Zimmer echt in der Villa Kudo abgeschlossen? So dass Ran und Sayuri da nicht rein können? Andernfalls machte dieses Geschenk ja noch weniger Sinn – ich finds auch so bedenklich, weil es eher wohl verschlimmert... verblendet, den Sturz in die Relität, wenn man es verlässt, nur noch extremer.

Ein kleiner Gedanke zur Dramaturgie als Bemerkung. Wenn Shinichi vor seinen Eltern in die Bibliothek flüchtet, sein Vater quasi zehn Sekunden später hinterher kommt, wieso brennt dann schon Feuer im Kamin? Eigentlich kann Shinichi es nicht gemacht haben und alleine gelassen für diesen wichtigen Moment mit seinen Eltern haben sie es wohl auch nicht, oder?
Aber nur so nebenbei.

Und dann noch ein Zitat, an das ich bei Yusakus Beobachtung der Tokioter Skyline dachte.
Vom britischen Premier-Minister, am Abend des 31. Juli 1914:
„Überall in Europa gehen die Lichter aus...
Wir werden sie nie wieder angehen sehen.“
Es passt irgendwie in dein 'Vanitas-Textstück', das du da formulierst, oder?

Ich glaub, ich jetzt erstmal genug an meinen ungeordneten Gedanken zum Kapitel abgegeben... XD

Insofern, ich warte nun endlich auf Vermouth gegen Sayuri! (Hab ja wirklich nicht mehr mit gerechnet... ;///])
Bis dahin!^^
Liebe Grüße,
Diracdet
Von:  Kikili
2009-08-26T18:57:44+00:00 26.08.2009 20:57
Oh man bei diesem Kapitel musste ich einfach weinen... tja ich bin wohl ehr die Sorte -Nah am Wasser gebaut-
Süß fand ich, dass Shinichi zum Professor meinte dass er wie ein Großvater für ihn war.... soo süß
Und Shiho tat mir auch richtig Leid! Die Katze ist echt ein super Geschenk...
Heiji war ja auch fertig... und Yusaku und Yukiko erst!
Das ist wirklich schwer zu lesen, weil es mir so nahe geht.

Freu mich aufs nächste Kapitel mit Sharon!
Lg Kikili
Von:  KaitoDC
2009-08-26T17:24:01+00:00 26.08.2009 19:24
dieses Kapitel.. Ich..... oh mein Gott....
ich.. Shinichi tut mir wirklich Leid... so unendlich Leid.. dieser Tag... muss wohl der schwerste in seinem Leben gewesen sein. Der Abschied. ich war bei jedem Anschied wirklich nahe dran, in Tränen auszubrechen... ich meine.. wie gefühlvoll du alles beschrieben hast, es war so echt. als wäre es Realität. ich glaube, du hast dich wieder einmal selbst übertroffen. wirklich... dieses kapitel war dermaßen traurig.. aber grandios.
ich will wirklich gar nicht wissen.... wie es an dem Tag sein wird, wenn.... er geht. das wäre wohl der schlimmste Tag für alle... Agasa, Shiho... Heiji,... Yusaku, Yukiko... Ran...
und überhaupt alle, die ihn richtig kannten. aber was wäre dann mit der Presse? schließlich.. ist Shinichi Kudo der Meisterdetektiv der Meisterdetektive... der Tod wird wahrscheinlich die halbe Nation erschüttern. ich hoffe inständig, dass diese verdammte Presse es nie erfährt...
Aber.. Shinichi hatte sich doch vorgenommen, sich noch von allen zu verabschieden.. was ist mit Ran? ich denke... sie wird es am schwersten treffen....
okay... dann bis zum nächsten kapitel... das gespräch mit Sharon Vineyard wird sehr interessant.
lg
KaitoDC
Von:  Ryoko-chan
2009-08-26T08:54:20+00:00 26.08.2009 10:54
Furchtbar traurig... <.< musste mich arg zusammenreißen, besonders die Szene mit Shiho... oh man oh man... v.v
Ich sollte mir das nicht alles so bildlich vorstellen, aber beim lesen passiert's automatisch...
Hachja... vielleicht war es ein wenig kitschig, aber die FF hat dieses Wort nicht verdient. Es ist einfach rührend.
Ich freu mich schon auf nächste Woche.
Von: abgemeldet
2009-08-26T08:13:30+00:00 26.08.2009 10:13
Soo. Eine Kanne Tee, ein bisschen Schokolade, ein Taschentuch (für alle Fälle ;)) und Musik die das krasse Gegenteil zur "Mentalität" dieses Kapitels wiederspiegelt. - Dann is beim Lesen alles halb so wild^^
Tja das waren sie ... die wohl schwersten Abschiede im Leben eines Menschen. Keine schöne Erfahrung. Auch wenn es einen nicht selbst betrifft, aber wem erzähle ich das?
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht was ich hierzu noch alles schreiben soll ... oder kann. Aber eins weiß ich: Nach meinem Empfinden war es nicht kitschig, sonndern eher so wie das Leben eben ist. Wie eine Hühnerleiter ... kurz und beschissen. In diesem Fall hier trifft das leider sehr gut zu, aber man kann sich sein Schicksal oder was auch immer nicht aussuchen und ich merk schon wie ich abschweife. Also hör ich an dieser Stelle lieber auf bevor ich noch unsinnig beginne über das Leben zu sinnieren ;) Das will glaub ich keiner hören, ich zumindest jetzt grad nicht xD

Tja nun ... bis nächste Woche ... und da kann ich glaub ich guten Gewissens sagen, dass ich mich drauf freue. Ich bin schon gespannt, was Sharon wohl alles sagen wird ....
Bis dann, liebliche Grüße
vingionis :D


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