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Amnesia

Wer ist man noch, wenn man sich selbst vergisst?
von

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Teil Eins: Schwarze Tage - Kapitel 1: Der Ausflug

Hallo meine lieben Leserinnen und Leser!
 

Zuallererst einmal möchte ich mich sehr für die Kommentare zum Prolog bedanken!

Ehrlich, ich danke euch herzlich für euer Feedback!
 

Es freut mich wirklich sehr, dass euer Interesse geweckt zu sein scheint; ich hoffe, der Rest der Geschichte wird euch gefallen - und eins mal vorweg; der Rest der Geschichte wird lang...

Jaaa... irgendwie hab ichs verlernt, mich kurz zu fassen, also macht euch auf viele Wörter gefasst.
 

In diesem Sinne... beginnen wir einfach mal von vorne... und schauen mal, wie es zu den Ereignissen im Prolog kam :)
 

Also einmal auf Anfang.
 

Bis nächste Woche :)
 

Liebe Grüße,

Viel Vergnüngen beim Lesen!
 

Eure Leira :)
 

______________________________________________
 

Teil Eins: Schwarze Tage
 

Kapitel 1: Der Ausflug
 

Er wusste es nicht.

Selbst jetzt, bei Licht betrachtet, konnte er es sich immer noch nicht erklären, warum er sich hatte breitschlagen lassen, auf diese Campingtour in die Tottori-Präfektur mitzufahren.
 

Das war doch Kinderkram.
 

Er warf einen Blick zu Ai nach hinten, die ihren Kopf aus dem Fenster des gelben Käfers des Professors gesteckt hatte, wohl in der Hoffnung, dadurch der penetranten Fröhlichkeit ihrer drei kindlichen Mitstreiter ein wenig zu entgehen.

Warum sie sich das antat, war ihm ebenfalls ein Rätsel.

Allerdings…

Conan neigte den Kopf, schaute sie musternd an, in seine Augen trat ein Ausdruck leichten Erstaunens.
 

Ihre Haare wehten ihr wie goldene Spinnweben ins Gesicht, tanzten im Fahrtwind. Ihre Augen hatte sie genießerisch geschlossen, schien sich nur auf das Gefühl des warmen Sonnenlichts und das Streicheln des Windes auf ihrer Haut zu konzentrieren.

Sie sah tatsächlich mal zufrieden aus. Ein winziges Lächeln lag auf ihren Lippen, ihre kindlichen Züge verrieten vollkommene Entspannung.

Kein Hauch von Genervtheit, Zynismus oder Ironie.
 

Der kleine Junge seufzte, drehte sich wieder um, blickte gelangweilt durch die Windschutzscheibe.

In dieser Welt war auf wirklich nichts mehr Verlass, wie es schien.
 

Eigentlich konnte er sich nicht beschweren. Das Wetter war fantastisch - sie hatten Ferien - und zuhause, das hieß, bei den Môris, war auch nichts los. Ran war mit Sonoko nach Izu gefahren, würde dort die nächsten zwei Wochen bleiben - und allein daheim mit Kogorô…

Im Vergleich dazu war ein Campingtrip mit den Kindern, Ai und dem Professor das Paradies.
 

Er schaute zum Professor, der gutgelaunt den Wagen lenkte.

„Wohin geht’s eigentlich?“

„An die Küste. In Tottori gibt es tolle Sanddünen, und ich dachte mir, das wäre mal eine schöne Abwechslung zum Zelten im Wald… außerdem gibt’s an der Küste keine Höhlen, wo ihr euch verlaufen könnt…“

Er grinste.

Conan grinste zurück.

„Tja, Professor. Schon mal was von Grotten gehört?“
 

Agasas Gesichtszüge entgleisten.

„Hmpf!“
 

Hinter ihnen lachte Ayumi fröhlich über einen Witz, den Mitsuhiko ihr erzählt hatte.
 

Conan stöhnte auf.

Der Professor schaute ihn fragend, vielleicht auch etwas verstimmt, an.

„Du hältst das für Zeitverschwendung, hm?“

Der kleine Junge verschränkte die Arme vor der Brust, ließ sich tiefer in den Autositz sinken, warf ihm aus den Augenwinkeln einen sarkastischen Blick zu.
 

„Nein… das nicht… nicht… zwangsläufig. Sie geben sich ja viel Mühe, vor allem mit mir, dafür… danke ich Ihnen. Warum ich so… mies drauf bin hat andere Gründe.“
 

Er schaute sich um, vergewisserte sich, dass die drei echten Kinder in diesem Auto laut genug ihr Campinglied trällerten, eher er weitersprach. Er senkte die Stimme, seine Augen starrten blicklos aus dem Fenster.
 

„Wissen Sie… ich… ich will einfach nicht mehr… ich will einfach nicht mehr. Ich halts einfach bald nicht mehr aus, ich hab es satt...“

Er schloss die Augen, ließ sich noch weiter in den Sitz fallen, atmete tief durch.

„Was ich meine, Professor, ist… wie viele Wochen sind wir nun schon ohne ein Zeichen von ihnen? Wann bekommen wir endlich mal wieder eine Spur? Dieses Rumsitzen macht mich wahnsinnig. Dieses Nichtstun raubt mir den letzten Nerv. Ich hasse…“

Er senkte die Stimme noch mehr.

„… hasse Conan Edogawa. In all seinen Facetten. Ich will mein altes Leben wieder. Ich will wieder ich sein. Dann könnte ich endlich das Leben leben, das ich leben sollte. Das ich leben will. Als Shinichi. Vielleicht mit Ran, gesetzt dem Fall, sie kann mir das alles irgendwann mal verzeihen… die Welt könnte so fabelhaft sein, stattdessen ist sie zu einem Alptraum geworden. Ich will nicht mehr länger träumen, erst Recht nicht schlechte Träume, verstehen Sie…? Aber wie kann ich etwas dagegen tun, etwas an dieser Situation ändern, ohne einen Hinweis…“
 

Er stöhnte frustriert auf. Ai öffnete ein Auge und warf ihm einen kalkulierenden Blick zu.
 

Ach, Kudô…
 

Auf Agasas Gesicht erschien ein betrübter Ausdruck. Manchmal drohte er zu vergessen, wie Shinichi eigentlich sein sollte - ein neunzehnjähriger Teenager, der sein Leben genoss, der seine Zeit mit Gleichaltrigen verbrachte, schöne Dinge mit seiner Freundin unternahm - er vermisste das, man sah es ihm an. Er vermisste sie.

Es fehlte ihm, mit Ran etwas zu machen - mit ihr ins Kino zu gehen (das hieß, nicht in einen Kinderfilm) oder dergleichen, als Freunde - wenn auch nur als das, es würde ihm wahrscheinlich fürs Erste schon reichen. Und es beschäftigte ihn sehr, dass er es nicht geschafft hatte, ihr viel früher zu sagen, was er für sie empfand.

Wie viel sie ihm bedeutete.

Agasa schaute ihn an.

Conan hatte den Kopf zum Fenster gewandt, schaute aus halb geöffneten Augen die Welt hinter der Glasscheibe an.

Er war es leid. Er war müde.
 

Er trauerte der Zeit hinterher, die sie nicht als Paar verbracht hatten, weil sie sich gegenseitig im Weg gestanden waren. Er wusste, was sie hätten haben können, und das machte es umso schwerer für ihn.
 

Der Professor schaute wieder nach vorne, auf die Landstraße, ein graubraunes Band, das unter den Rädern seines sonnengelben Käfers verschwand, dahinfloss…
 

Shinichi wollte sie nicht länger im Ungewissen lassen. Nicht mehr länger weinen sehen. Nicht mehr länger leiden sehen.

Er litt mit ihr - wegen ihr - weil er ihr das antat – weil er es war, der sie unwillkürlich, ohne es zu wollen, quälte - und er sich dessen voll bewusst war.

Er sah es jeden Tag mit an.

Er hielt das nicht mehr lange aus, selbst Agasa kam nicht umhin, das zu bemerken. Die leiden zu sehen, die er liebte, und auch noch der Grund für eben dieses Leiden zu sein, war für Shinichi die Höchststrafe überhaupt.

Der Professor wusste das. Er kannte Shinichi lange genug, um das zu erkennen.
 

Und… noch dazu kam seine eigene Situation.

Shinichi wollte wieder der Alte sein. Der Oberschüler, der Detektiv, Shinichi Kudô sein. Für sich selbst und zu seinem eigenen Wohl. Conan… Shinichi… wollte ernst genommen werden von den Erwachsenen. Okay, er hatte viel erreicht in letzter Zeit - das musste Agasa ihm neidlos zugestehen. Vor allem der Polizei hatte er mit seiner Intelligenz und seinem analytischen Talent sehr imponiert, und wurde von ihnen nun mit deutlich mehr Respekt behandelt, als noch gleich zu Anfang von Conans Existenz.

Aber die Erwachsenen, die ihn nicht kannten, behandelten ihn halt einfach wie das, wonach er aussah. Wie ein Kind eben.
 

Wenn man ihn sah, sah man nur einen kleinen Jungen, und er gab sich auch redliche Mühe, wie ein Kind zu wirken - und doch war er keins.

Er war weder erwachsen, noch ein Kind. Er hing zwischen zwei Welten - hing in der Luft, strampelte mit den Beinen, aber sie waren zu kurz, um den Boden der Kindheit zu erreichen, streckte sich, aber seine Hände kamen nicht an die Sprossen der Leiter des Erwachsenseins heran.
 

Er hing dazwischen, und es ging weder vorwärts, noch zurück. Weder auf, noch ab.
 

Für sich selber war er erwachsen, für seine Mitmenschen war er ein Kind.

Und er hasste es.

Er hasste es, im Restaurant den Kinderteller zu kriegen, er hasste es, sich hochheben lassen zu müssen oder sich einen Stuhl zu holen, wenn er an höher gelegene Orte wollte, er hasste es, laufen zu müssen, wo andere einfach nur große Schritte machten, aber ansonsten gemächlich gingen, er hasste es, in die Grundschule gehen zu müssen, von den ‚Großen’ für dumm verkauft zu werden - er hasste es.
 

Er verabscheute es.
 

Aber er konnte es nicht ändern.

Ihm waren die Hände gebunden.

Agasa warf ihm einen kurzen Blick zu.
 

Wie lange hältst du das noch aus?
 

Die Antwort darauf wusste er nicht. Aber er hoffte, ein wenig Abwechslung… und auch ein bisschen Abstand von Ran könnten ihm guttun.
 


 

Sie waren gerade angekommen, luden das Auto aus, als Conan merkte, wie sein Handy vibrierte.

Er zog es heraus, klappte es auf.
 

Ran ruft an
 

Conan seufzte. Dann schaute er sich um, seine Augen trafen auf Ais - er hob das Handy hoch und sie verstand, nickte. Er setzte die Fliege an, hob ab, und schlug sich so geräuschlos wie möglich etwas in die Büsche, damit ihn die Detective Boys nicht stören konnten.
 

„Kudô?“, meldete er sich pflichtbewusst, obwohl er doch wusste, wer ihn anrief.
 

„Sag mal, wo steckst du eigentlich?!“, schallte ihm Rans aufgebrachte Stimme entgegen.

Conan schluckte.

Oha.

Kein Hallo, kein Guten Tag…

Da ist ja mal jemand blendend gelaunt.
 

„Ran…“, fing er an, doch sie unterbrach ihn.

„Jaja, ich weiß! Das kannst du mir nicht sagen.“

Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus.

„Was machst du gerade? Kannst du mir auch nicht sagen, stimmt’s?“

Conan zog die Augenbrauen hoch. Langsam keimte in ihm ein Verdacht.

„Wann kommst du wieder? Auch keine Ahnung?!“

Sie holte tief Luft für einen weiteren Wortschwall, ohne ihn überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Für ihn war die Sachlage mittlerweile klar. Irgendjemand oder irgendetwas hatte Ran geärgert - und es gab fast nur ein Thema, bei dem Ran empfindlich wurde - ihn. Beziehungsweise seine notorische Abwesenheit.

Sie setzte wieder an.

„Weißt du, langsam frage ich mich, ob dieser ominöse Fall überhaupt existiert, oder ob du einfach einen draufmachst…“
 

Conan ließ sich auf einen Baumstumpf sinken.

„Ran.“

Seine Stimme klang harscher als beabsichtigt, doch erreichte er sein Ziel. Sie verstummte.

„Ran, du weißt, dass das nicht wahr ist.“, fuhr er ein wenig sanfter fort.

Er schluckte.

„Ich wünschte auch, der Fall wäre schon gelöst, langsam dauert es mir nämlich auch zu lange. Aber wir haben dieses Thema doch schon so oft behandelt, dass es doch langsam erschöpft sein sollte - wenn sich was ändert, bist du die erste, die’s erfährt, versprochen. Und außerdem - ich glaube nicht, dass du nur deswegen angerufen hast. Also, bevor du mir die nächste halbe Stunde mein Ohr mit Vorwürfen und Unterstellungen kaputtbrüllen willst, was ich dadurch verhindern werde, dass ich mein Handy auf Armeslänge von mir weg halte - willst du mir da nicht einfach sagen, was dich so aufregt? Außer einem gewissen gedankenlosen, verantwortungslosen und offensichtlich, weil so lange erfolglosen, auch noch talentlosen, Oberschülerdetektiv, meine ich. Was ist los?“
 

Er hörte sie tief durchatmen.

„Entschuldige.“

„Hör auf, du musst dich nicht entschuldigen. Was ist denn los?“

Ran seufzte frustriert.

„Es geht um Sonoko. Wie du weißt, bin ich mit ihr und Makoto auf Izu. Nun, die beiden sind offenbar recht glücklich miteinander.“

Neid schwang in ihrer Stimme.

Conan schluckte. Daher lief der Hase.
 

Ran?
 

„Nun, darüber könnte ich noch hinwegsehen, ich freu mich ja für sie, ehrlich. Aber ich muss mir ständig anhören, dass ich mich mit anderen Jungs treffen soll, und das geht mir auf die Nerven, weil ich doch gar nicht… will… weil...“

Sie unterbrach sich, schluckte einmal hörbar, dann setzte sie neu an.

„Immer wenn ich ihr sage, dass ich keine Lust habe, dann behauptet sie, dass ich nur nicht will weil… ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll… ich will eigentlich nicht, weil…“
 

Sie stockte.

Er verzog das Gesicht.
 

Bitte nicht dieses Thema…

Ran, bitte nicht.
 

„Sie behauptet, dass… also ich…

Ich wollte dich fragen, ob… nun, in welcher Beziehung wir eigentlich zueinander stehen…? Ich meine, immer sagen alle, wir wären - und dann sind wir’s doch wieder nicht… jedesmal wieder kann ich mir das anhören und langsam frage ich mich wohl irgendwie auch selber- was ist eigentlich…?“

Sie geriet ins Stottern.

„Nun eigentlich musst du mir da keine Antwort drauf geben, ich meine… aber… ich meine… wie… wie denkst du darüber?“

Ihre Stimme kippte.

Conan wischte sich über die Stirn, merkte, wie ihm heiß wurde. Eigentlich gab es auf diese Frage nur eine Antwort.

Kurz schloss er die Augen, eher er Luft holte und zu seiner Antwort ansetzte.
 

„Na, wir sind befreundet.“

Er biss sich auf die Lippen, hörte, wie Ran am anderen Ende mit sich rang.

„Ja, das weiß ich. Ich meine… sind wir nur befreundet… ich… oder…“

Er seufzte, beschloss, ihr einen weiteren Erklärungsversuch zu ersparen.

„Schon gut, ich habs kapiert.“

Er hörte sie schlucken. Er wusste, sie umklammerte jetzt das Telefon mit beiden Händen, zitterte vor Anspannung, wartete bange auf seine Antwort.

„Und…?“

Ihre Stimme bebte.
 

Nein, sind wir nicht. Ich… ich liebe dich. Wirklich…

Schon seit… seit der Mittelschule. Seit Jahren schon. Wenn du lachst, ist meine Welt in Ordnung. Du bist die Einzige, die ich um mich haben will, die Einzige, mit der ich alt werden will und ich wünschte…
 

Er riss sich zusammen.

Alles Wunschdenken.
 

„So wie ich das sehe, sind wir… eben befreundet. Wir kennen uns ja schon seit dem Kinderwagen, quasi…“
 

Er verabscheute sich, biss sich auf die Lippen, kniff die Augen zusammen.

Es war die Hölle, aber…

Aber er wollte ihr das nicht antun. Er konnte nicht.

Er konnte sie doch nicht an sich binden, wo er nicht wusste, wann er wieder kam. Ob er jemals wieder kam. Selbst wenn er ihr jetzt gesagt hätte, wie er wirklich über sie beide dachte - wie ernst würde sie ihn nehmen, wenn er sich weiterhin nie blicken ließ?

Was würde sie denn von ihm denken, wenn er ihr so etwas sagte… und doch nicht dazu stand.
 

Sie hatte jemanden verdient, der bei ihr war, wenn sie ihn brauchte.

Und offensichtlich war diese Person nicht er.

Sie hatte Besseres verdient.
 

Eine Zeitlang herrschte Stille in der Leitung.

Er wusste, in ihren Augen sammelten sich Tränen. Sie war enttäuscht, enttäuscht von ihm, und nichts anderes hatte er erwartet.

Nichts anderes hatte er verdient.

Er wusste, nichts hätte sie sich mehr gewünscht, als von ihm zu hören, dass sie mehr für ihn war, als einfach nur eine Schulfreundin.

„Oh. Na… gut.“

Ihre Stimme klang brüchig.

„Ich wünsch dir viel Spaß in Izu.“, presste er hervor, dann legte er auf ohne auf ihre Antwort zu warten, hätte das Telefon am liebsten am nächstbesten Baum zerschmettert. Stattdessen stand er auf, hob einen Stein auf, feuerte ihn mit einem Frustschrei an den Stamm einer Ulme.
 

Dann ließ er sich rücklings auf den Waldboden fallen, stöhnte leise auf, schloss die Augen, atmete heftig, grub die Finger in die weiche Erde und wünschte sich ein neues Leben. Oder sein altes zurück.
 

Im Prinzip hatte er ihr gerade den Freifahrtsschein gegeben - und er war darüber todunglücklich.
 

Irgendwann ging er wieder zurück zu den anderen, seine Miene immer noch wie versteinert. Die Sonne malte wie von Zauberhand die schönsten Muster auf den Waldboden, ließ das Laub des Frühherbstes kupferrot leuchten, versah die noch an den Zweigen hängenden Blätter mit leuchtenden Konturen aus hellem Gelb, schien durch sie hindurch wie durch Transparentpapier.

Er hatte keinen Blick dafür.
 

Vor seinem inneren Auge sah er eine Ran, die, deprimiert vom Leben, ernüchtert von seiner Reaktion, jemanden suchte, der sie zu schätzen wusste - und dies auch zeigte.
 

Er konnte nur zuschauen.
 

Als er den Campingplatz wieder betrat, stand das Zelt bereits. Ai und der Professor waren gerade dabei, ein Feuer zu machen, und das Essen zuzubereiten - er hätte helfen können, oder sogar sollen - aber er tat es nicht. Missmutig vergrub er seine Hände in seinen Hosentaschen und versuchte, seine Gedanken fürs Erste zu verdrängen.

Es gelang ihm nicht.

Conan seufzte, warf den anderen dreien, die eine Art Kriegstanz um das Zelt herum aufzuführen schienen, einen milde genervten Blick zu, dann drehte er sich um, wanderte den Weg entlang, der von ihrer Zeltstelle wegführte. Langsam wurde er immer sandiger, wand sich wie eine grau-beige Schlange vor ihm zwischen Felsen und Dünen - dann trat er um die letzte Biegung - und sah es.
 

Das Meer.

Ein tiefer Seufzer verließ seine Lippen.
 

Es war wunderschön.

Dieses Gefühl von unendlicher Weite war einfach unfassbar.
 

Eine leichte, kühle, salzig schmeckende Brise wehte ihm ins Gesicht, schien seine Sorgen mit sich fort zu tragen, raus zu wehen aufs Meer.

Er atmete tief durch, genoss kurz den Augenblick.

Dann ging er an die Wasserkante, mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen, schlüpfte aus seinen Sandalen und stieg ins Wasser, ließ das Meer seine Füße küssen, an seinen Zehen lecken - betrachtete völlig in sich versunken das Spiel der Wellen, das Auf und Ab der mit weißem Schaum gekrönten Wasserkämme.

Conan schloss die Augen, bohrte seine Zehen in den weichen, feinkörnigen Sand.
 

Und fühlte sich frei.
 

Der Wind zerrte an seiner Kleidung, doch mit den Füßen war er wie mit dem Strand verwurzelt. Nichts existierte mehr, als einfach nur die Elemente auf sich wirklich zu lassen, sich ganz auf den Einfluss zu konzentrieren, den sie auf ihn hatten.

Alles war so nichtig im Angesicht dieser unvorstellbaren Weite, dieser gefühlten Schwerelosigkeit.

Der Augenblick des Vergessens…
 

Er wusste, irgendwo kam ein Ufer - aber er sah es nicht, also interessierte es ihn nicht. Diese Farce von einem Leben wartete auf ihn, aber noch war er nicht bereit, zurückzukehren.
 

Er stand da, betrachtete das grünblaue Meer und die Wellen, und vergaß die Welt um sich herum.
 

Allerdings nur kurz - das Gebrüll der Kinder, das zu ihm herüber schallte, riss ihn abrupt in die Realität zurück.
 

Er durfte nicht vergessen, man erlaubte es ihm nicht. Auch wenn er es sich manchmal wünschte.

Einfach vergessen… wenn er doch all das einmal hinter sich lassen könnte, wenigstens für ein paar Momente. Ran und ihren Kummer, die schwarze Organisation, alle seine Probleme - einfach mal vergessen, ausblenden, nicht daran denken müssen… wenn er sie schon nicht lösen konnte.
 

Eine Auszeit… nur eine kleine… Auszeit, um zur Ruhe zu kommen, nur das… und dann eine Lösung finden…
 

Wie Ai hinter ihn trat, merkte er nicht. Er stand nur da, sein Blick verloren im unendlich tief und rein scheinenden Blau des Wassers, das an der Horizontlinie nahtlos in den Himmel überzugehen schien.
 

Sie schaute ihn an - sah nur seinen Rücken. Und obwohl er nun ja von Haus aus schon klein war - wirkte er gerade eben noch niedergedrückter. Sie konnte die unsichtbare Last auf seinen Schultern, die er Tag für Tag mit sich rumschleppte, und die immer nur schwerer statt leichter wurde, fast sehen.
 

Er war unglücklich. Sie konnte es ihm nicht verdenken.

Mit Ran hatte es in letzter Zeit immer mehr Stress, immer mehr Streit gegeben. Sie wusste warum - wegen Shinichi. Weil er sich nie mehr bei ihr blicken ließ.
 

Sie war es auch gewesen, die angerufen hatte, das wusste sie. Und das Gespräch war anscheinend nicht unbedingt positiv ausgefallen.
 

Langsam tappte sie barfuß durch den Sand, blieb neben ihm stehen. Der Wind kämmte ihr mit seinen zarten, luftigen Fingern sanft durchs Haar.

Sie atmete tief ein, dann wieder aus. Er rührte sich nicht.
 

„Willst du darüber reden?“, murmelte sie dann nach einer Weile.

Er kniff die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf.

„Shinichi, wenn du ständig alles in dich hineinfrisst, machst du’s auch nicht besser. Erzähl’s mir doch einfach. Angeblich fühlt man sich hinterher besser.“
 

„Nein.“
 

Mehr sagte er nicht - und das war auch nicht nötig. Seine Stimme hatte derart endgültig geklungen, dass Ai nicht mehr nachhakte.

Sie sah ihn nur weiterhin an, und überlegte für sich im Stillen, wie lange er es noch aushielt hinter diesem hohen Wall aus Einsamkeit, dessen Mauern er Tag für Tag immer höher und dicker machte.
 

Dann schreckte sie aus ihren Gedanken, als er sich abrupt umdrehte, hektisch den Strand, die Dünen und die Bäume dahinter mit den Augen absuchte.
 

„Shinichi?“, flüsterte sie fragend.
 

Er wandte sich ihr zu. Schaute sie an, mit seinen Augen, blau und geheimnisvoll wie das Meer, unergründlich, zogen sie wie der Ozean selber in die Tiefe-
 

„Ich weiß nicht.“

Er brach den Bann. Sie blinzelte, wandte dann den Kopf. Was war nur los mit ihr?!
 

„Ich dachte, jemand beobachtet uns. Ich kann aber keinen sehen, fällt dir was auf?“

Sie nahm seine Aufforderung, sich umzudrehen und ihren Blick in die entgegen gesetzte Richtung schweifen zu lassen, dankbar an.
 

„Nein.“, sagte sie leise, stand immer noch mit dem Rücken zu ihm.

Sie hörte ihn seufzen.

„Wahrscheinlich hör ich schon die Flöhe husten.“
 

Er ging an ihr vorbei.

„Ich geh zurück - kommst du auch?“
 

Sie sah ihn an, ein quälendes Schuldgefühl machte sich in ihr breit.

Schuld. Sie war schuld.

Er sah sie an, wie ein kleines Kind - weil er aussah, wie ein kleines Kind.

Aber er war keins, verdammt noch mal - er war keins! Und wie sehr ihm das momentan zu schaffen machte, dass sich sein Weltgefüge langsam vor seinen Augen auflöste, dass die Liebe seines Lebens ihn verließ, ihm entglitt, langsam-

Das war alles ihre Schuld. Und das Gefühl bohrte in ihr, verursachte ihr Bauchschmerzen.

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, geh du ruhig vor. Ich… ich will mir noch kurz das Meer ansehen…“

Damit wandte sie sich um.

Der Wind spielte immer noch mit ihren Haaren, die in der Abendsonne glänzten wie Fäden roter Seide, er fing sich in ihrer Kleidung, zog an ihrem Rock.

Sie setzte sich, fühlte unter ihren Fingern, den feinen, warmen Sand, und schaute aufs Meer, das die untergehende Sonne langsam in rotes Licht tauchte.
 

Wie ein Ozean aus Blut…
 

Er warf ihr einen letzten Blick zu, dann ging er. Sie hörte seine Schritte im Sand, als er sich entfernte.

Eine kleine Träne quoll ihr aus dem Augenwinkel, rollte ihr über die Wange. Sie hob die Hand, fing das Tröpfchen auf, ließ es vor ihr in den Sand fallen, wo es versickerte, nichts weiter zurückließ als einen dunklen Fleck.
 

Sie war verliebt, ja, langsam gestand sie sich das ein. Unglücklich verliebt in einen unglücklichen Menschen. Sie schätzte ihn, empfand diese Gefühle für ihn… und tat ihm gleichzeitig weh, weil sie schuld war an seinem Dilemma. Sie war die Erfinderin des Giftes, das sein Leben zerstörte.
 

Das Gefühl von leichter Zufriedenheit von vorhin im Auto war bei dem Anblick seines traurigen Gesichts völlig verschwunden.
 

Sie zerstörte sein Leben - aber ihr gab er nicht die Schuld.

Er gab sie nur sich selber.
 

Sich allein.
 


 

Ai kam erst zurück, als die Sonne völlig untergegangen war, die Nacht hereinbrach, und die ersten Sterne freundlich auf sie herab blinzelten. Er hatte gerade aufstehen wollen, um sie zu holen, als sie in den Lichtschein des Feuers trat. Hell glimmende Funken stiegen prasselnd in die Luft, als Conan ein weiteres Holzstück auflegte, um wenigstens nicht umsonst aufgestanden zu sein. Die lodernden Flammen zauberten tanzende Schatten in ihre Gesichter - die Dunkelheit schien zu leben, ihren ganz eigenen Kampf mit dem Licht auszufechten.
 

Er ließ sich wieder auf den Baumstamm zurücksinken, auf dem er gesessen hatte. Ayumi neben ihm schaute ihn verliebt an.
 

Der Professor war damit beschäftigt, das Essen über dem Feuer zu kochen - er hatte einen Gemüseeintopf mit Reis und Fleischklößchen für die Kinder zubereitet. Genta und Mitsuhiko unterhielten sich über die Sternbilder über ihnen, stellten Agasa hin und wieder eine Frage darüber, wenn sie nicht weiterwussten.
 

„Sind sie nicht schön?“

Ayumi neben ihm seufzte, ergriff seine Hand. Ai konnte sehen, wie er innerlich aufstöhnte. Er hatte heute wohl keinen Sinn mehr für Romantik, erst Recht nicht, wenn es um Ayumi ging. Er zog seine Hand aus ihrer, legte noch einen weiteren Holzscheit nach, rieb sich, als er wieder zu seinem Platz ging, demonstrativ die Hände, vergrub sie in seinen Hosentaschen.
 

Taktisch kluges Manöver, dachte Ai bei sich. Eins musste man ihm lassen - er verteilte Körbe, ohne dass es die Betreffende auch nur mitbekam. Sie würde das Entziehen seiner Hand jetzt nicht als Ablehnung werten - dadurch, dass er Holz nachgelegt hatte, seine Hände gerieben und in die Hosentaschen gesteckt hatte, hatte er gezeigt, dass er fror. Oder zumindest vorgegeben, dass dem so war.

Er hätte natürlich all das sein lassen können, einfach nur seine Hand aus ihrer ziehen - aber er wollte sie nicht verletzen. Er schaute immer darauf, in seiner Umwelt so wenig Schaden wie möglich anzurichten.
 

„Ja, sie sind tatsächlich sehr schön.“, hörte sie ihn sagen.

Das alles hätte sie nicht verwundert, wäre da nicht eine Sache gewesen - er schaute die Sterne gar nicht an. Er hatte den Blick ins Feuer gewandt, das ihn zu hypnotisieren schien. Er sah die Schönheit der funkelnden Himmelskörper über ihnen gar nicht.
 

Seine Augen glänzten gespenstisch, als sich die Flammen in ihnen spiegelten.
 

„Aus was sind Sterne eigentlich gemacht?“ Gentas tiefe Stimme schallte bis zu ihnen herüber.

„Gas.“, antwortete Mitsuhiko, der wie immer auf fast alle wissenschaftlichen Fragen eine Antwort parat hatte.

„Echt?“

Genta zeigte sich beeindruckt.

„Nicht ganz.“, murmelte Conan.

„Die meisten bestehen aus heißem Plasma, dessen Strahlungsenergie durch die Kernfusion entsteht.“
 

Genta starrte ihn an. Mitsuhikos Antwort war um einiges einfacher gewesen.

„Und was ist Kernfusion?“

Conan seufzte, strich sich die Haare aus der Stirn.

„Kernfusion ist, wenn zwei Atomkerne miteinander verschmelzen. Die Energie, die dabei frei wird, sendet der Stern dann als Strahlungsenergie, als Lichtwellen, in den Raum.“

Mitsuhiko, Ayumi und Genta starrten ihn mit offenem Mund an.

„Woher weißt du das?“

„Sowas hab ich in Physik in der Oberschule gelernt-…“

Er blinzelte.

„Aus Rans Büchern. Die macht das zurzeit, ich fands voll interessant!“

Er lachte, kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass ihm seine Erklärung abgenommen worden war.

„Wie viele das wohl sind…?“

Ayumi seufzte entrückt, starrte mit in den Nacken gelegtem Kopf in den Himmel.

„Mit bloßem Auge sieht man, je nach Luftverschmutzung, zwischen 2000 und 6000 Sterne. Tatsächlich sind es wohl unzählbar viele…“
 

Conans Stimme verlor sich.

Er kannte noch jemanden, die sich von Sternen so faszinieren ließ. Wie gern hätte er mit ihr einmal…
 

Er schloss die Augen, vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

„Ist was, Conan?“

Er hörte, dass sie besorgt war - und sah die Sorge in Ayumis Gesicht, als er aufblickte.

Conan lächelte freundlich.

„Ich bin nur müde, Ayumi, nichts weiter.“
 

In dem Moment drehte sich der Professor um, hielt eine große Schöpfkelle in der Hand.
 

„Essen ist fertig, Kinder!“
 

„Da ist der große Bär!“, schrie Mitsuhiko begeistert - und die Blicke aller wanderten von der tropfenden Schöpfkelle in der Hand des Professors nach oben in die unendlichen Weiten des Raums, suchten das Sternbild des ursus maior.
 

Als es schließlich jeder geortet hatte, lenkte sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf den lecker duftenden Eintopf über dem Feuer.
 


 


 

Er wusste nicht, wie spät es war.

Conan konnte nicht schlafen.

Ein komisches Gefühl hatte ihn beschlichen - ein Gefühl, von dem er nicht sagen konnte, was es war. Woher es stammte. Es war vorhin am Strand aufgetaucht - und hatte ihn seither nicht verlassen.
 

Dann bemerkte er, dass das Benachrichtigungslicht seines Handys blinkte. Es war auf lautlos gestellt, deshalb war der Signalton nicht erklungen.

Er zog es zu sich heran, klappte es auf, und guckte aufs Display.
 

Nachricht von Ran
 

Sein Herz sank, schien irgendwo in die Nähe seiner Magengegend zu rutschen.

Was war denn nun los? Was… was…
 

Was?
 

Er merkte, wie seine Finger kalt und feucht wurden, als er nervös die Nachricht öffnete. Als er sie las, setzte sein Herzschlag kurz aus.
 

Aber ich seh’s nicht so… glaube ich. Ich fürchte, du... du… bist mehr als nur ein Freund für mich. Ich muss mit dir reden. Bitte- bitte sprich mit mir.
 

Ran
 

Er beeilte sich, aus seinem Schlafsack zu kriechen, trotz seiner Eile so leise wie möglich, fiel vor dem Zelt auf Hände und Knie und japste nach Luft.
 

Sie gibt nicht auf… verdammt, warum gibt sie nicht einfach auf? Sie macht es sich selbst doch nur schwerer…
 

Conan ließ sich auf die Knie zurücksinken, starrte nach oben in den Sternenhimmel, kam sich im Angesicht der unendlichen Weite des Raums noch viel kleiner vor als ohnehin schon.
 

Er schloss die Augen, atmete tief durch, wusste nicht, ob er nun erfreut sein sollte oder verzweifelt - ob er vor Freude oder Trauer weinen sollte.
 

Ran…
 


 

Ran war ebenfalls wach. Seit einer Stunde hielt sie ihr Handy in ihren zitternden Fingern, stand auf dem Balkon ihres Hotelzimmers, schaute hinaus aufs Meer, auf das der Mond silberne Sterne streute - als ob sie vom Himmel ins Wasser gefallen wären.
 

Gerade hatte sie die Nachricht abgeschickt.
 

Dann blinkte es. Sie schaute aufs Display. Der Sendebericht war da - netterweise hatte ihr Handy eine Zusatzfunktion. Sie konnte sehen, ob der Empfänger ihre Mail auch gelesen hatte.
 

Nachricht gelesen
 

Ran schloss die Augen. Also hatte er sie jetzt gelesen.
 

Sie wartete noch ein paar Minuten. Hoffte, er würde gleich zurück schreiben.

Nach einer Viertelstunde war immer noch nichts zurückgekommen. Wie’s aussah, würde er heute nicht mehr darauf antworten. Ran seufzte schwer. Ihre Augen brannten.
 

Was war los mit ihm? Hatte sie ihn jetzt so geschockt? Eigentlich hatte sie ja geglaubt, zwischen ihnen wäre etwas Besonderes - nach seiner Antwort dann war die Ernüchterung gekommen.
 

Er war in letzter Zeit so anders. Einerseits konnte er am Telefon so fürsorglich sein - manchmal dachte sie wirklich, er machte sich ernsthaft Sorgen um sie… und dann - dann war er wieder so sachlich, so kurz angebunden. Das Telefonat heute war ein Paradebeispiel dafür gewesen.

Gut, sie war ein wenig angefressen gewesen, als sie ihn angerufen hatte.

Allerdings auch nur, weil sie Sonokos Glück so deutlich sah - und sich so etwas auch für sich wünschte.

Sie wünschte sich Glück. Glück mit dem, den sie liebte. Mit Shinichi.
 

Ran schluckte.

Sie hatte sich vorgestellt, wie es wäre, wenn sie ein Paar wären. Heute.

Sie hatte es sich wirklich vorgestellt, in Gedanken ausgemalt…

Sowas hatte sie noch nie getan - der Gedanke war einfach tabu gewesen. Sie wollte ihn als Freund nicht verlieren, nie im Leben. Allein die Vorstellung jagte ihr Angst ein.

Nein… nichts wollte sie weniger, als das.

Aber mittlerweile war ihr klar geworden, dass für sie eine einfache Freundschaft nicht mehr genug war.

Sie wollte mehr. Sie wollte eine Beziehung mit ihm.

Sie wollte ihn lieben dürfen. Und sie wollte, dass er sie liebte.
 

Und vorhin, als sie allein in ihr Zimmer gekommen war, da hatte sie wieder das Grübeln begonnen.
 

Wenn er nicht den ersten Schritt machte, dann musste eben sie ihn machen. Es konnte doch nicht von ungefähr kommen, dass jeder in ihrer Umgebung behauptete, sie wären ein Paar?

Sie musste es versuchen.

Und selbst wenn er sie nicht liebte - wenn er sie wirklich gar nicht - wenn er nur eine einfache Freundin in ihr sah, es so meinte, wie er es gesagt hatte - dann konnte sie sich wenigstens nicht vorwerfen, es nicht probiert zu haben.
 

Sie hatte für sich selbst festgestellt, dass sie nicht leben konnte, ohne es ihm gesagt zu haben. Ohne, dass sie ihm gesagt hatte, was sie für ihn empfand. Es war ihr wichtig, dass er es wusste. Und dazu musste sie mit ihm reden…
 

Sie seufzte leise, wischte sich über die Augen, dann ging sie zurück in ihr Zimmer.
 

Und fragte sich einmal mehr, wo er sich wohl gerade befand… und wie es ihm dort ging, wo immer er auch war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Nightstalcer
2010-01-09T16:07:39+00:00 09.01.2010 17:07
So, jetzt habe ich auch mal mitbekommen, dass du eine neue FF hast xD
Und ich muss sagen, sie klingt sehr vielversprechend, obwohl die Titelidee ja nicht mehr so neu ist, wurde schon sehr oft umgesetzt.
Was ich aber mag, ist die innere Zerrissenheit von Shinichi, die du deutlich zum Ausdruck bringst.
Das fehlt mmn immer ein wenig im Manga selber.
Aber vielleicht finde ich einfach auch nur hurt!-Shinichi gut, ich fieses Stück xD
Also, immer weiter machen und ich freue mich schon wieder auf regelmäßige Updates ^^

Sunni
Von:  Diracdet
2010-01-09T07:14:53+00:00 09.01.2010 08:14
Hallo Leira

spät, aber ich schicke auch mal wieder ein Kommi. ^///^°

Du erklärst also, wahrscheinlich, so schätze ich, gleich vorher, was passiert ist, und wie es zu Conans 'kleinem'... Problem kam?
Oder läuft es auch darauf hinaus, dass man hier viel noch miträtseln kann, um auf die Zusammenhänge zu kommen, die zu seinen Verletzungen führten und erst am Ende macht alles Sinn?
Ich greife zu weit vor, aber die Frage stellte sich mir schon. Momentan sieht es nach ersterem aus, aber abwarten.

So, haben wir Herbst und die Stimmung unseres Detektivs ist wieder mal im Keller? In dem Alter so viele Depri-Phasen zu haben kann nicht gut sein, oder? Es erinnert mich doch sehr an der rote Faden im Moment, kann das sein? Vergönnt sei es ihm alle mal, aber wenn er das öfter hat, sollte man von ihm erwarten, er hätte auch gelernt, damit umzugehen, sie als das zu interpretieren, was sie eigentlich sind. Menschliche Schwächen, Augenblicke, die entweder vergehen, wenn man sich mit ihrer Notwendigkeit abgibt, oder, die sich auf ewig an einen heften, wenn man sie an sich ran lässt.
Wie er selbst sagte, im Moment gibt es keine Hinweise zur BO und daran kann er nichts ändern und es ist in seiner Situation leider, aber nunmal real, die beste Lösung.

Und das gleiche – und ja, im oberen Fall war es nur eine Anmerkung, hier ist es mal eine indirekte Kritik – gilt für Rans Anruf. Nach dem Fall um den Fußballstar, der gemordet hat, als Shinichi ihn überführen musste, gleich danach wollte Ran genau die Frage ihn am Telefon stellen, und er 'entkam' nur, weil gerade ein Zug vrobei fuhr und er behaupten könnte, nichts verstanden zu haben. Er weiß, dass sie diese Frage in einem Moment der Unachtsamkeit stellen könnte.
Und ich finde, du hast da eine sehr gute Situation kreiert, gerade auch unter dem Aspekt des Alters, in dem beide nun sind, und wie Ran die Umstände mit Sonoko und Makoto erlebt.
Und daher denke ich, er hätte sich mittlerweile auf diese Frage früher oder später eingestellt, und sie anders beantwortet. Wenn du interessiert bist, schreib ich dir mal, was ich glaube, was er antworten würde.
ABER... wenn ich mir das Ende ansehe, kann ich mir auch vorstellen, du hast da schon eine Option gelassen, dass du vielleicht doch das gleiche vermutest. ;p
Also sollte ich mich damit wohl zurück halten.

Ansonsten klang die ganze Geschichte eigentlich nach einem richtigen Fallauftakt, mit der geheimnisvollen Beobachtung. Hinzu kommt der merkwürdige Titel 'Schwarze Tage'. Könnte es kein üblicher 'kleiner' Fall, sondern selbst etwas mit der BO sein? So ein bisschen deutet sich das für mich an, glaube ich. Insofern wäre das Gespräch von Ai und Conan am Ende vielleicht viel zu offen? Oder doch ein ganz normaler Fall und sie standen nur gerade an einer ungünstigen Stelle... aus Sicht von jemand drittem...

Sprachlich hab ich eigentlich wie immer nichts auszusetzen, aber mal so am Rand... wie viel Kapitel sollen es diesmal werden? Mit Prolog und Epilog käme ich da ja auf 51, kann das sein? oÔ

Bis zum nächsten Mal,
ich freu mich sehr darauf, den Fall, oder auch Ran, oder auch – wechselst du jetzt wie bei den Tagebüchern, immer hin und her – was 'danach' geschieht. Da lass ich mich gerne überraschen.

LG, Diracdet
Von:  Kimikou
2010-01-09T03:52:58+00:00 09.01.2010 04:52
Wow
bin wie immer begeistert :) Tolle FF, anders kennt mann es ja nich ;)
ich weis nich was ichs chreiben soll...
*seufz* ich bin immer so baff nachm lesen xD
aber freu mich wirklich schon aufs nächste Kapi :)
Lg
Ran-chan
Von:  Zorome-Chan
2010-01-09T00:49:55+00:00 09.01.2010 01:49
also bisher gefällt mir die geshccihte echt gut *fav.*, obwohl das kapitel lang war, war es nciht langweilig oder so und mir gefällt dein schriebstil total :)
ich finde du ahst conan/shinichis situation echt gut beschrieben, sodass man ihm nur umso mehr wünscht, bald seinen körper wiederzubekommen
uuuund... die beziehung zwischen ihm und ran ist echt tragisch
und mir gefällt ai sehr, btw :)
weiter so!
Von:  KaitoDC
2010-01-08T17:19:11+00:00 08.01.2010 18:19
gutes Kapitel, muss man schon sagen!!!
Aber fängt ja gleich schon... schön an... *sarkasmus!*. Armer Shinichi.. er tut mir echt Leid. dass er Ran erst einmal so eine Absage erteilen muss... und auch noch diese Nachricht von Ran! Ich frage mich wirklich, was Shinichi jetzt machen will...
freu mich aufs nächste chapter
lg
KaitoDC
Von:  lorelai-rory
2010-01-08T09:09:00+00:00 08.01.2010 10:09
Wow. Der Auftagt is ja mal wieder genial.
Ich kann mich den anderen nur anschließen.
Freu mich nun umso mehr auf Dienstag.
Von: abgemeldet
2010-01-07T15:48:33+00:00 07.01.2010 16:48
Ah, wunderschön! *snief*

Ich möchte nicht sagen, dass du um den heißen Brei herum geredet hast, aber es war teilweise etwas langgezogen, dadurch, dass sich vieles wiederholt hat.

Aber es war trotzdem herrlich zu lesen! Du bringst die Characktere sehr gut rüber. Und ich bin wahnsinnig gespannt, wie es weiter geht!

lG,
revive
Von:  Kikili
2010-01-06T22:29:54+00:00 06.01.2010 23:29
Mein Herz schmerzt... da macht Ran endlich den ersten Schritt und Shinichi will ihr nicht die Wahrheit sagen. Ich versteh das auch, aber trozdem wünsch ich mir das einfach, dass er es vll doch mal tut. Arme Ran und armer Shinichi >.< Die Welt kann manchmal gemein sein.
Agasa's Gedanken und Beobachtungen fand ich süß... auch wenn das heißt, dass es Shinichi schlecht geht, nach seiner Analyse. Wird es eig diesmal ein Happy End geben oder muss ich mir wieder Taschentücher bereit stellen und heulen, weil die Welt ungerecht war? Ich hoffe nicht, sonst sterb ich diesmal ;)
Ein mal wieder super tolles Kapitel. Jetzt hab ich wieder was worüber ich mich in der Woche freuen kann! =)
Liebe Grüße und an dieser Stelle frohes Neues Jahr! ;)
Kikili
Von:  Cygni
2010-01-06T22:09:55+00:00 06.01.2010 23:09
du lässt shinichi immer so leiden... aber er wär ja nicht er wenn er es nicht tun würde.

ich kann ran völlig verstehen, ich würd an ihrer stelle auch irgentwann die geduld verlieren und ihn einfach fragen, sie kann ja nicht wissen das es ihm dadurch nur noch schlechter geht...

lg stellax3
Von: abgemeldet
2010-01-06T17:58:26+00:00 06.01.2010 18:58
*___*
Das Kapitel ist wirklich irre, und das meine ich völlig positiv! Du triffst die Charaktere immer sehr gut, man kann ihre Handlungen immer nachvollziehen, weil du uns Lesern quasi Einblick gewährst in die verschiedenen Gedankenwelten... Und tatsächlich hat mal jemand kapiert, dass die Charaktere unter der Situation wirklich leiden, nicht nur Ran, sondern besonders Conan und Ai, teilweise sogar Agasa, der nicht wirklich helfen kann.
In der Angelegenheit bist du wirklich sogar Gosho weit voraus... Im Manga liegt das Augenmerk natürlich auf den Fällen, bei dir eher auf der Gefühlswelt der Leute, aber ich finde deine Version einfach besser.^^

Generell freu ich mich inzwischen mehr auf deine FFs als auf die Originale, weil in deinen Geschichten Conan nicht so gefühllos rüberkommt wie im Manga (bis auf wenige Szenen, die aber auch Jahre zurückliegen).

Zum großen Teil hast du auch die neueren Charaktere weggelassen, das find ich auch gut, weil die meisten irgendwie auch einfach irrelevant sind... (Subaru Okiya, Eisuke und Co.) Auch wenn ich nichts dagegen hätte, wenn besagte Charaktere auch Auftritte kassieren würden, finde ich es so besser. :) Ist nicht so überfüllt wie in vielen anderen Fanstorys.

Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt, welche Richtung das mit dem Gedächtnisverlust einschlägt, und auch, ob die Beobachter zur Organisation gehören... Was ich zunächst mal annehme.^^

Mach bloß weiter so *__*
GLG -
Seyara (:


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