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Nameless

von

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Wiedersehen

Keine Sekunde war Hinata ihrer Freundin die letzte Nacht von der Seite gewichen. Hatte sich neben sie gelegt und gewartet bis sie eingeschlafen war. Erst dann gönnte sie sich auch ein paar Stunden Schlaf. Der vergangene Tag hatte mehr an ihren Kräften gezehrt als sie gedacht hatte und die Augen fielen ihr ganz von alleine zu. So ruhig und lange hatte sie die letzten zwei Wochen nicht mehr geschlafen. Erst kurz nach acht Uhr, als es draußen hell wurde, drang ihr Bewusstsein wieder an die Oberfläche. Wie gern würde sie jetzt noch liegen bleiben und später mit TenTen frühstücken. Ihr ein Gefühl von Normalität vermitteln. Aber sie musste in nicht mal einer Stunde wieder im Krankenhaus sein. Oder besser im behelfsmäßigen Hospiz. Leise schlich sie sich aus dem Schlafzimmer, hinterließ eine kurze Notiz in der kleinen Einbauküche und verließ dann schweren Herzens die Wohnung.
 

Nach einem schnellen Klamottenwechsel bei sich kaufte sie ein belegtes Brötchen, welches sie auf ihrem Weg runterschlang. Angekommen holte sie sich aus einem kleinen Abstellraum einen neuen Kittel. Den von gestern wollte sie nicht noch einmal anziehen, der hatte ein bisschen was abbekommen. Sie war zu früh, gesellte sich daher zu zwei anderen, die sie von gestern kannte. Nach und nach kamen die restlichen hinzu und gemeinsam besprachen sie was heute anstand. Bekamen eine kurze Einweisung von der Nachtschicht und damit auch die Information, dass über Nacht viele aus dem Krankenhaus hierher verlegt worden sind. Außerdem war der Ansturm abgeflacht. Es kamen immer noch einige, aber wesentlich weniger wie gestern. Von daher teilten sie sich neu auf. Hinata sollte sich mit zehn weiteren um die, wie nannten sie es, Dauergäste kümmern. Verbände wechseln, Essen und Medikamente ausgeben. Und auch sonst einfach das tun, was gerade anfiel. Alle anderen kümmerten sich wie gestern um diejenigen, die sofort wieder entlassen werden konnten.
 

Innerhalb ihrer Gruppe teilten sie sich nochmals auf. Das Gebäude in dem sie sich befanden hatte zwei Stockwerke. Beide Etagen verfügten über eine riesige Fläche. Dort wurden letzte Nacht notdürftig die Matratzen ausgelegt. Für richtige Betten war keine Zeit geblieben. So ging die eine kleine Gruppe nach oben, das andere Grüppchen blieben unten und fing an das Frühstück auszuteilen. Während drei Leute nach einer eigenen kleinen Frühstückspause die Tabletts wieder einsammelten, begann Hinata mit zwei Mädels mit der Medikamentenausgabe. Sie teilten die Reihen unter sich auf und gingen von vorne nach hinten durch. Nur noch wenige Betten hatte sie vor sich, da erkannte sie ihn als Letzten der Reihe. Sie beeilte sich, die Arznei an seine Vorgänger zu verteilen. Kniete sich dann neben ihn. Er schien zu schlafen, doch das täuschte bei ihm häufig. Sein linkes Bein war eingegipst worden, ebenso wie sein rechter Arm. Die linke Hand steckte in einem Verband, lag auf seiner Brust und es sah so aus, als ob er etwas mit seiner Faust festhielt und damit betete. Hauchzart berührte sie ihn an der Schulter. Panisch schossen Shinos Augen auf, seine Faust öffnete sich kurz um den Gegenstand um seinen Hals loszulassen, nur um sie sofort wieder fest zu schließen um seinen Angreifer attackieren zu können.
 

Reflexartig fing sie seine Faust mit ihrer Hand ab, drückte sie zärtlich, so wie wenn sie jemandem die Hand schütteln würde. „Hinata…“ Er klang erleichtert und sein Arm fiel schwer zurück auf die weiche Unterlage. Suchte gleich wieder nach dem Anhänger, den er gerade losgelassen hatte. Noch bevor er ihn wieder umschlossen hatte, konnte Hinata erkennen was das war. Ein Ring. Und wenn er dafür stand, wofür sie dachte, war es ein ganz besonderer. „Ich bin gleich wieder da.“, flüsterte sie ihm zu. Kurz meldete sie sich ab und rannte dann quer durchs Dorf, nahm die Dächer, auf denen sie schneller vorankam. Sie klingelte Sturm bei ihrer besten Freundin, solange bis diese die Wohnungstür öffnete. „Du hast ihn gefunden!“ TenTen wusste sofort, warum Hinata bei ihr auftauchte und so aufgedreht war. Flink schlüpfte sie in ihre Alltagsklamotten, trug immer noch ihr Schlafshirt. Auf alles andere achtete sie jetzt nicht. Das Einzige woran sie gerade denken konnte, war Shino. Er war hier, Hinata hatte ihn gesehen und sie sah nicht so aus, als ob er im Sterben lag. Sondern eher im Gegenteil.
 

TenTen rannte ihr davon. Entweder trieb die Sehnsucht nach Shino sie zu Höchstleistungen an, oder Hinata selbst war völlig außer Form. Bevor sie in den großen Saal gingen, musste Hinata die Braunhaarige erstmal zur Ruhe ermahnen. Erst dann bahnte sie sich mit ihr den Weg durch die Liegestätten. Zusammen knieten sie sich neben ihn, TenTen versteckte sich etwas hinter ihr, sie wollten ihn überraschen und wieder berührte die Lilahaarige leicht seine Schulter. Dieses Mal vorgewarnt, öffnete er langsam die Augen, schaute zu seiner ehemaligen Teamkameradin auf. Er hatte kaum Zeit sich zu fragen, warum sie so glücklich lächelte, hörte sie nur noch kurz etwas sagen, ehe sie ein Stück zur Seite rückte und dadurch den Blick auf seine Freundin frei machte. Überrascht weiteten sich seine Pupillen, damit hatte er nicht gerechnet. Seine verbundene Hand tastete zögerlich nach ihr. Er war sich nicht sicher, ob sie wirklich direkt vor ihm saß oder ob er sich das nur einbildete. Seine Fingerspitzen ertasteten ihre zarte Haut, entließ dabei erleichtert die Luft aus seiner Lunge, die er instinktiv angehalten hatte. Freudentränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln, traten schnell über die Ufer. Mühsam rappelte er sich etwas auf, zog sie dann sofort an sich. Und auch sie klammerte sich an ihn. Gegenseitig vergruben sich ihre Gesichter in der jeweilig anderen Halsbeuge. TenTen hatte keine Chance. Ihre Tränen rannen ihr einfach aus den Augen. Stumme Zeugen ihrer Freude und Erleichterung. Sie hatte ihn wieder, wollte ihn am liebsten nicht mehr loslassen. Shino ließ sich langsam zurücksinken, legte sich mit ihr zurück und sie machten es sich gemütlich. Auf gar keinen Fall würden sie sich in den nächsten Stunden auseinander bringen lassen.
 

Die Langhaarige hatte sich dezent zurückgezogen, beobachtete die Beiden aber weiterhin etwas. Kurze Zeit hatte sie ebenfalls Tränen in den Augen, die sie sich aber sofort weggewischt hatte. Sie freute sich so für die Zwei. Viele würden sich die nächsten Tage so begrüßen, da war sie sich sicher. Hoffte Naruto ebenfalls in dem Chaos finden zu können. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er lebte und sicher ins Dorf zurückkehrte. Sie deckte sich mit Verbandsmaterial ein und wollte ihre Arbeit wieder aufnehmen, sah sich nach ihren Kollegen um und wo diese bereits Hand angelegt hatten. Ihr Blick wurde von allen kurz aufgefangen und mit einem Lächeln und einem anerkennenden Nicken erwidert. Sie hatten es mitbekommen, was sie gerade getan hatte. Das war eigentlich nicht ihre Absicht, dennoch nahm sie die wortlose Anerkennung an und blickte verlegen gen Boden. Machte sich daran, wo es nötig war, die Verbände zu wechseln.
 

Zusammen setzten sie sich für zehn Minuten in einen kleinen Raum, gönnten sich eine kurze Pause. Nahmen sich Zeit, um sich für die nächsten Stunden zu Stärken. Schlangen ein belegtes Brot runter und leerten eine Flasche Wasser. Die Energie würden sie brauchen können. Hinata beteiligte sich sogar etwas an den Gruppengesprächen. Nach ihrem gestrigen Gespräch war ihr klar geworden, dass die Scherze nicht böswillig oder gar respektlos gemeint waren und es schadete ihr nicht die aktuelle Lage für kurze Zeit in den Hintergrund zu schieben. Das ganze Leid für einen Moment zu vergessen und unbeschwert zu lachen. Was sie wirklich erstaunte war, dass es wirkte. Um einiges fröhlicher verließ sie den Raum gemeinsam mit den Anderen und die bessere Laune schien auch auf die Verletzten überzuspringen. Ein kleines Gespräch, auch mit kurzen Scherzen, zauberte vielen ein schmales Lächeln aufs Gesicht. Waren sie im Endeffekt doch froh etwas Normalität zu erfahren.
 

„Hey Hinata. Kannst du kurz rüber laufen und diese Sachen holen?“ Man drückte ihr ein Klemmbrett in die Hand. Der Zettel darauf enthielt eine handschriftlich zusammengetragene Liste mit benötigten Dingen. Sofort machte sie sich auf den Weg. Im Normalfall waren solche Aufträge mit einer gewissen Dringlichkeit behaftet und sie beeilte sich. Auf dem Weg zum Großlager im Krankenhaus prägte sie sich bereits einige Dinge ein um sie schneller zusammen tragen zu können, achtete dabei kaum auf ihr Umfeld, nur darauf niemanden umzurennen. Sie wich an die Wand aus, als ein Trupp von einigen Männern auf sie zugesteuert kam, beachtete diese aber genauso wenig, wie alle anderen. Und dennoch stoppte sie abrupt. Diese Stimme. Sie folgte ihr mit den Augen und zwischen all diesen dunkelhaarigen Männern stachen seine blonden Haare extrem heraus. „Naruto!“ Laut rief sie ihn, übertönte damit alle, die auf ihn einredeten. Wie angewurzelt blieb er stehen. Natürlich erkannte er den Klang ihrer Stimme. Er würde sie unter tausenden heraushören können. Schnell erfasste sein Blick ihren Standort, kam auf sie zu.
 

Tief schauten sie sich in die Augen, bevor Hinata ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn drückte. Seine Arme genoss, die sich fest um sie schlangen. Einer um ihre Hüfte, der andere über ihren Rücken, während die Hand unnachgiebig in ihrem Nacken verweilte. Lange Sekunden hielt er sie so stumm, ehe er seine Stimme erhob. „Wieso bist du hier? Ist dir was passiert?“ Er konnte sich ihre Anwesenheit hier nicht erklären und das bereitete ihm Sorgen. Sie sollte doch wohl behütet im Hyuuga-Anwesen sein und nicht hier im Krankenhaus. „Mir geht’s gut. Ich helfe nur.“, erklärte sie ihm leise. Sog tief seinen Duft in sich auf. Wie sie das vermisst hatte. „Was ist mit dir? Geht es dir gut?“ Besorgt tasteten ihre Hände über seinen Rücken, konnte durch das Oberteil die Verbände spüren. Er war also schon behandelt worden. „Ich… bin okay.“, antwortete er zögerlich. Vergaß bei der Frage und dem suchen nach einer einigermaßen passenden Antwort, die Verwirrung darüber, dass sie half.
 

Das verhaltene Räuspern hinter seinem Rücken brachte ihn noch mehr aus dem Konzept. Hatte sie nicht ein Recht darauf, jetzt Zeit mit ihm zu verbringen? Nachdem, was er ihr angetan hatte sicherlich. Und dennoch musste er ins Büro. Musste Entscheidungen treffen, wie es von hier an weiter ging. „Ich muss weiter…“, nuschelte er daher schuldbewusst, verstärkte noch einmal seinen Griff. Verständnisvoll nickte Hinata, sie musste ja ebenfalls weitermachen. „Sehen wir uns heute Abend?“ Sie hob ihren Blick, suchte den Augenkontakt mit ihm. „Ich bin eh bis 21 Uhr hier. Danach?“, machte sie es ihm einfacher, als er anfing herumzudrucksen. Zärtlich fuhren seine Finger über ihre Wange, nickte dann. Ein weiteres Räuspern brachte ihn dazu einen giftigen Blick über seine Schulter dem Erzeuger zuzuwerfen. Niemand hatte gerade das Recht ihn zu stören. Er bestimmte, wann sie weitergingen und wieviel Zeit er in diesem Moment seiner Freundin widmete. Und bevor er sich von ihr vorläufig verabschieden konnte, musste er unbedingt noch etwas erledigen. Hauchzart legte er seine Lippen auf die Ihrigen. Gierig empfing Hinata seine, viel zu lange hatte sie das vermissen müssen, viel zu viele Sorgen hatte sie sich in der letzten Woche gemacht, als dass sie es bei einem sachten Kuss belassen konnte. Dennoch trennten sie sich kurze Zeit später voneinander. „Bis heute Abend.“ Mit diesen Worten hauchte er ihr noch einen letzten Kuss auf die Stirn, verschwand anschließend mit seinen Beratern in der Menge. Kurz schaute sie ihm nach, besann sich allerdings ihrer Aufgabe und suchte das Lager auf.
 

Ungeduldig wanderte ihr Blick immer wieder zur Uhr. Sie konnte es kaum erwarten nach Hause gehen zu können. „Du weißt, dass du jederzeit gehen kannst?“ Ihre Kollegen konnten es kaum noch mit ansehen, wie hibbelig, das bisher so ruhige Mädchen geworden war. Sie wussten zwar nicht, was sich geändert hatte, aber sie waren nicht dumm und konnten es sich denken. „Nein, das kann ich nicht machen…“ Hinata wollte zwar, aber sie fühlte sich verpflichtet und würde bis zum Schichtende da bleiben. Sie versuchten es noch einige Male, gaben ihr zu verstehen, dass sie den Rest ohne sie schafften. Es war wirklich nicht mehr viel. Denn so wie es im Moment aussah hatten sie es hinter sich. Seit dem Nachmittag kamen nur noch vereinzelt Ninjas bei ihnen an, seit zwei Stunden kein einziger mehr. Hatten so die Zeit sich eingehender mit denen zu beschäftigen, die hier bereits untergebracht waren. Die Zeit, sich intensiver um die Wunden und deren Versorgung zu kümmern .
 

Die Langhaarige war im Laufe des Tages auch des Öfteren im ersten Stock gewesen. Und selbst wenn es sich im ersten Moment positiv anhörte, dass dort noch viele Matratzen unbelegt waren, war es doch das Zeichen dafür, dass sie mit sehr viel mehr Ansturm gerechnet hatten. Im Gegenzug bedeutete jeder einzelne freie Platz einen Shinobi, der es nicht nach Hause geschafft hatte. Dieses Wissen jagte ihr Angstschauer über den Rücken. Erst in den nächsten Tagen, wenn die Angehörigen die Gesuchten nicht finden konnten, würde sich herausstellen, wie hoch die Verluste wirklich waren. Für Morgen war es geplant, alle Namen aufzunehmen, von denjenigen die hier behandelt wurden. Diese Liste sollte ausgehängt werden um es den Angehörigen leichter zu machen sie zu finden. Das Gleiche war für das Krankenhaus geplant. Dort wurde es allerdings um einiges schwieriger. Die meisten dort waren nicht bei Bewusstsein, waren an lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen.
 

„Geh nach Hause!“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und diese waren wohl der Grund für das Drängen ihrer Kollegen. Wieder einmal merkte man, wie viel besser sie mit der aktuellen Lage klar kamen. Das alles nicht an sich heran ließen, so wie Hinata es gerade erneut getan hatte. Seufzend nickte sie, sah es ein für heute nichts mehr ausrichten zu können. Sie tauschte ihren Kittel gegen ihre warme Jacke, verabschiedete sich. Im Nachhinein war sie ihnen dankbar, doch so früh in die Wohnung zurück zu kommen. Nachdem sie am Montag keine Zeit gehabt hatte die Bücher und auch die Einkäufe richtig zu verstauen, nutzte sie die Stunde und räumte dies auf. Die Tasche mit den Büchern schob sie so, wie sie war, unter die Eckbank. Naruto brauchte diese vorerst nicht sehen. Wenn etwas Ruhe eingekehrt war, fand sie bestimmt einen Augenblick in dem sie es ihm mitteilen konnte. Wenige Minuten später hatte sie alles erledigt, wollte sich umziehen gehen. Der Blick ins Bad ließ jedoch den entspannenden Gedanken einer heißen Dusche in ihr aufkeimen. Ohne groß zu überlegen stellte sie den Regler ein, holte sich Klamotten aus dem Schlafzimmer und stellte sich dann unter den Wasserstrahl.
 

Angenehm heiß prasselte das Wasser auf sie hinunter und Hinata stand einfach nur so da und bewegte sich nicht. Sie atmete den warmen Wasserdampf ein, der sich wohltuend feucht auf ihre Schleimhäute legte. Leere. In ihrem Kopf spukte nichts umher. Es war einfach nur pure Leere darin, das temperierte Nass spülte alles mit sich hinfort. Erst nachdem die feinen Tropfen kälter wurden schaffte sie es wieder in die Wirklichkeit zu kommen. Eilig seifte sie sich ein, wusch ihre Haare und schaffte es gerade noch sie auszuspülen ehe eiskaltes Wasser aus der Leitung kam. Fröstelnd rieb sie sich trocken, zog sich danach warm an. Ihre langen Haare band sie sich hoch, die feuchten Spitzen sollten ihre Kleidung nicht durchnässen.
 

Zurück in der Küche verriet ihr die Uhr, wieviel Zeit sie sich gelassen hatte. Über eine dreiviertel Stunde war sie im Bad, das war ihr noch nie passiert. Aber sie bereute es nicht. Warum sollte sie auch, es hat ihr gut getan. Trotzdem dauerte es noch bis Naruto ebenfalls hier eintreffen würde. Schließlich wusste er nicht, dass sie früher nach Hause gegangen war. Doch er kam auch nach der ausgemachten Uhrzeit nicht, was Hinata dazu verleitete unruhig umherzulaufen. Bestimmt hatte er es nur vergessen, dachte sie sich und wollte sich damit beruhigen. Aber auch ganz andere Szenarien schwirrten ihr im Kopf herum. Was, wenn man ihn nicht richtig untersucht hatte und es ihm doch nicht so gut ging, wie sie dachten. Jedoch knallte nur wenige Minuten später die Haustüre zu, was sie erschrocken zusammen zucken ließ. Keine fünf Sekunden später kam er in die hell erleuchtete Kochstube marschiert. Er sah sauer aus, was er wohl nicht vorhatte zu verbergen. „Was machst du hier? Wieso bist du nicht bei deinen Eltern?“ Auch wenn er ihr bedrohlich nah kam, blieb sie standhaft auf demselben Fleck stehen, verschränkte ihre Arme vor der Brust und blickte trotzig die wenigen Zentimeter, die er größer war, zu ihm auf. Alle sorgenden Gedanken waren verschwunden. Wenn er sich ihr gegenüber so verhielt, konnte sie ihm das gerne zurückgeben. Er war schließlich nicht das Unschuldslamm vom Lande, selbst wenn er sich vielleicht so sah.
 

„Ich wollte da nicht hin.“

„Es geht nicht darum, was du willst, sondern wo du sicher bist.“

„Mach die Augen auf, mir ist auch ohne meinen allmächtigen Vater nichts passiert!“

„Das hätte ganz anders ausgehen können.“

„Und selbst wenn… ich kann selber auf mich aufpassen!“

„Ja klar. Das hab ich mitbekommen auf deiner letzten Mission.“

Diese Aussage und das abschätzige kurze auflachen waren zu viel. Wütend holte sie aus, verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, schrie ihn daraufhin an.

„Ich bin nicht von dir abhängig. Du hast kein Recht Entscheidungen für mich zu treffen. Schon gar nicht aufgrund irgendwelchen vergangenen Ereignissen.“

„Ich wollte…“

„Es ist mir so dermaßen egal, was du wolltest. DU hast mich betäubt. DU hast mich zu meinem Vater gebracht. DU hast mich dort eingesperrt. Und das, obwohl DU ganz genau weißt, wie mein Verhältnis zu ihm ist.“

Mit ausgestrecktem Zeigefinger rammte sie ihm bei jedem `DU´ regelrecht den Finger in die Brust. Ließ ihn zurückweichen, bis er nicht mehr konnte und gegen die Anrichte stieß.

„Wieso bist DU sauer auf mich? Ich bin diejenige die sauer sein darf. Auf DICH. Wie konntest du nur? Warum hast du mich nicht gleich hinter Gitter gesteckt? Da hätte ich wenigstens nicht weglaufen können.“

Ja, sie war gerade unendlich wütend auf ihn. Ja, sie bündelte gerade all ihre unterdrückten Gefühle der letzten zwei Wochen und ließ diese auf ihn los. Schließlich war er auch der Grund für das Chaos in ihrem Kopf. Und ja, es interessierte sie nicht im Geringsten, was er durchmachen musste.
 

Sie wollte ihre Tirade fortsetzten, war noch lange nicht fertig ihm alles an den Kopf zu schmeißen, doch seine Hände brachten sie völlig aus dem Konzept. Unsicher legten sie sich auf ihre Hüftknochen und zogen sie an sich heran. Widerstrebend gab sie dem Druck nach, machte den keinen Schritt nach vorne, den er wohl erzwingen wollte. „Ich hab wohl Scheiße gebaut…“, murmelte er. Und ziemlich große Scheiße. Spätestens nach ihrem schlagkräftigen Argument war ihm bewusst geworden, wie sehr er sie wohl verletzt hatte. Nicht körperlich, aber psychisch. Und das schlimmste war, er erkannte was an seinen letzten Entscheidungen ihr gegenüber so falsch war. Sie ähnelten allesamt denen ihres Vaters. Genauso wie er, hatte Naruto über sie hinweg Dinge entschieden, ihre Fähigkeiten nicht mehr gewürdigt und versucht sie einzusperren. Ja, er wusste von der Auseinandersetzung, an dem Tag als Hinata ausgezogen war. Sie hatte es ihm zwar bis heute nicht erzählt, dennoch waren die ANBUs ihm gegenüber verpflichtet, so etwas anzugeben.
 

„Mehr als nur das!“ Sein Annäherungsversuch, der sie wieder friedlicher stimmen sollte, schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Aber sie war viel zu wütend, als dass dies ausgereicht hätte. Stattdessen murrte sie ihn an, schrie zumindest nicht mehr. „Ich entscheide nie wieder etwas ohne dich, wenn es dich oder uns beide betrifft.“ Langsam wanderten seine Hände zu ihrem Rücken. Denn sie lehnte sich mit dem Oberkörper etwas zurück um weiterhin eine gewisse Distanz zu ihm zu wahren. Wenn er diesen Abstand noch durchbrechen konnte, hatte er es geschafft. Dann wäre es endlich wieder seine Hinata. Die äußerst liebevolle, leicht schüchterne und wunderbare Frau, die er seine Freundin nennen durfte. Aber sie dachte anscheinend gar nicht daran den Widerstand aufzugeben, stemmte sogar ihre Hände gegen seine Brust um ihm das deutlich zu demonstrieren. Doch auch Naruto hatte seine Geheimwaffe. Naja, so geheim war sie nicht. Sie kannte sie schon zu genüge und hatte sich noch nie gegen sie wehren können. Er stellte den Augenkontakt her, während seine Hand schnell zu ihrer Wange wanderte um sie, wenn erforderlich, weiterhin zu dem Blickkontakt zu nötigen.
 

Die Erkenntnis in ihren Augen zu sehen, brachte ihn zum Lächeln. Ein freches Lächeln, was sich auch auf den Ausdruck in seinen Iriden auswirkte. Seine andere Hand übte weiterhin Druck auf ihren Rücken aus, dem sie nicht mehr lange standhalten konnte. „Du bist so ein Idiot!“, maulte sie beleidigt, nachdem sie dieses kleine Spiel verloren hatte und an seiner Brust lehnte. Boxte ihn zusätzlich ein paar Mal, nicht feste aber dennoch so, dass er es spüren konnte. Legte dann als Zeichen ihrer endgültigen Kapitulation ihren Kopf auf seiner Schulter ab, fing an seine Anwesenheit zu genießen. Naruto lachte leise über ihre Reaktion auf seinen Sieg, war froh, selbst ihn diesem aufgewühlten Gemütszustand so an sie heran zu kommen. Dieses Wissen war Gold wert, vor allem in künftigen Situationen, in denen er es wirklich schaffen musste sie wieder runter zu bringen.
 

Nach kurzer Zeit schoben sich ihre Arme unter seinen hindurch, ebenfalls zu seinem Rücken. „Weißt du eigentlich, wie beschissen es sich anfühlt wütend auf jemanden zu sein und sich dennoch vor Sorgen den Kopf zu zerbrechen?!“ Aus Hinata sprach gerade der Ärger über sich selbst, so einfach nachgegeben zu haben, doch auch der verflog wieder während sich seine Lippen entschuldigend über ihre sensiblen Stellen arbeiteten bis hin zu ihren Lippen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  narutofa
2016-01-04T19:52:22+00:00 04.01.2016 20:52
Das war ein sehr gutes Kapitel. Ich hatte spaß es zu lesen
Da konnte hinata ihre wut mal richtig luft machen. das tat ihr bestimmt gut. naruto hat wirklich viel mist gebaut in der zeit. ich bin gespannt was noch so kommt. mach weiter so
Von:  debbi_ray
2016-01-01T21:39:32+00:00 01.01.2016 22:39
Ich liebe es 😍😍😍
Tolles Kapitel
Von:  fahnm
2015-12-30T20:59:16+00:00 30.12.2015 21:59
Spitzen Kapitel
Von: abgemeldet
2015-12-29T19:15:04+00:00 29.12.2015 20:15
gutes kapitel
Von:  Kaninchensklave
2015-12-29T18:47:51+00:00 29.12.2015 19:47
ein Tolles Kap

den Anschiss hat Naruto sich vollkommen verdient aber was sollst er hat seine Lektion gelernt
und das ist auch das was zählt
Hinata wird ihm bald von ihrer entscheidung erzählen und Naruto wird Stolz darauf sein welchen weg soie gehen möchte

GVLG
Von:  Thrawn
2015-12-29T18:37:20+00:00 29.12.2015 19:37
Schönes Kapi

Da haben Tenten und Hinata wohl Glück gehabt, dass Ihren beiden Männer wohl nix schlimmeres passiert ist. Kommt da eigentlich noch was? So ganz vertraue ich dem Frieden nicht.

Das Gespräch zwischen Naruto und Hinata war überfällig. Hoffentlich funktioniert das in Zukunft besser.


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