Klavierunterricht
Sie stand im Regen vor seiner Haustür. Er machte nicht auf. Dieses Arschloch. Also klopfte sie. Und klopfte. Sie klingelte auch. Immer und immer wieder. Es war pünktlich. 19.30Uhr. Warum machte er nicht auf, dieser Wichser?
"Fick dich....Hure...."
knurrte sie genervt. Sie Klopfte immer energischer. Irgendwann warf sie mit kleinen Kieseln gegen sein Fenster.
Sie wurde wütend. Ihre Haare waren schon nass. Sie hatte sie doch so lange geglättet. Wusste er überhaupt was er ihr da antat?
"AARGH!!! MACH ENDLICH AUF ICH WEISS DAS DU DA BIST!!! DU DUMMER FREAK! WIR WAREN VERABREDET!!!!!"
Sie flippte aus und bewarf die Fenster irgendwann nur noch willkürlich mit irgendwelchem Matsch.
"RA~H!!!"
sie sakte im Matsch zusammen und warf damit um sich.
Dann wurde es ruhig.
Die Tür öffnete sich einen Spalt.
"Was machst du da bist du verrückt geworden?"
Sie starrte ihn mit großen Augen an,
"huh?"
"Komm' rein, sonst holst du dir den Tod!"
Sie stand energisch auf und kam rein, beim betreten der Tür stupste sie ihn zur Seite.
Sie ging gradewegs ins Badezimmer.
"Du bist wieder zu spät."
Er trottete in die Küche.
"War ich nicht, du hast mich warten lassen... Arschloch"
Sie räumte alles aus einem Schränkchen nahm sich ein Handtuch und hinterließ eine Unordnung...mit Absicht.
"Deine Uhr geht falsch. Als du vor der Tür standest waren es genau zwei Minuten nach halb."
Er setzte Tee auf.
"Welchen Geschmack?"
"Erdbeere..."
trotzig setzte sie sich auf die Couch.
"Toll...zwei Minuten."
"Ich hab dir gesagt wenn du nochmal zu spät kommst lass ich dich draußen stehen, sei froh, dass ich dich überhaupt reingelassen habe!"
"Du hast doch nen Knall."
"Und du wirst immer unverschämter..."
er musterte sie.
"Du siehst schrecklich aus. Da hast du deinen Tee."
"Das ist wegen meiner Haare...jetzt wellen sie sich wieder!"
"Mir gefallen deine Haare gewellt besser."
"Mir nicht."
"gut."
"Ja!"
sie nahmen einen Schluck. Er leise. Sie schlürfte.
"Fangen wir an?"
fragte sie genervt.
"Wozu brauchst du diesen Klavierunterricht überhaupt noch?"
fragte er und seufzte dabei.
"Ich brauch's halt..."
"Für was?"
"Geht dich nix an."
"so? Ich brauch dich auch nicht unterrichten."
"und ich dich nicht dafür bezahlen."
er hob auf dieses Kommentar eine Braue.
Freches Gör, dachte er erst. Aber so viel jünger war sie nun auch nicht. Aber eben doch jünger, dachte er danach. Dieses Mädchen sollte einer mal verstehen. Vielleicht war er ja zu alt. Vielleicht aber auch eben nicht. Was wusste er schon. Er sollte ihr Klavierspielen beibringen. Auch wenn sie immer zu spät war. Das freche Gör.
"Ich hab hier Hit the Road...."
"So?"
"Ja...und Chopin."
"Sooo?!"
"Ja...aber ich kann's nicht gut ,dass sag ich dir gleich."
"Nicht schlimm...wir schaffen das schon."
"Sagst du."
"Sag ich. Dafür bezahlst du mich ja oder?"
"mhm..."
Dann setzten sie sich und spielten Klavier. Hit the Road. Das war nicht schwer, aber Chopin.
"Ich werd's nie können."
sagte sie irgendwann verzweifelt.
"Ja, das ist halt Chopin. Zum verzweifeln, nicht?"
"Mach dich nicht lustig über mich."
"Mach ich nicht, ich mach mich über Chopin lustig."
"Jaja..."
"Nein."
"hä?"
"Du sagtest jaja..."
"Das war nicht SO gemeint."
"Wie dann?"
"anders."
"aha...na dann....weiter machen..."
"gut."
sie spielten noch länger. Bis sie müde wurden.
"Ich schlaf gleich am Klavier ein."
Gähnte sie. er musste lächeln.
"Ich bring dich Heim."
"Aber du hast nur einen Bademantel an."
"hmmm..."
"Was hast du drunter?"
sie grinste. Er hob eine Braue.
"Sowas fragt eine Lady nicht."
"Ich dachte ich bin ein kleines Kind..."
"Wann hab ich das gesagt?"
"Letztes mal."
"Oh, das muss mir entfallen sein."
"Da siehst du mal. Du kriegst schon Alzheimer."
"Obwohl du so viel jünger auch nicht bist."
"So?"
"Ja..."
"Du bist alt geworden."
"Du etwa nicht?"
"Doch...aber mir merkt man's nicht an."
"Mir etwa?"
"Schlimmer als du denkst."
"Schade."
"wie?"
"Ich wäre gern noch etwas jünger geblieben."
Er lächelte. Manchmnal war er ja doch ganz niedlich. Manchmal...das war einmal in zehn Jahren, dachte sie grade.
"Na egal..."
sagte er,
"Ich fahr dich dann halt nicht."
"Wer sagt, dass ich das nicht doch will?"
"Keiner. Ich hab's mir einfach anders überlegt."
"Du bist ein Arschloch."
"Stimmt nicht."
"Doch."
"Na wenn du meinst...aber trotzdem bringe ich dir Klavier spielen bei...und trotzdem bezahlst du mich."
"Das ist ja fast wie im wahren Leben, die Arschlöcher kriegen das ganze Geld."
"Fast alle sind Arschlöcher, ja?"
"Und du bist ihr Anführer."
"Ich sag ja du wirst immer frecher."
"pfff."
sie schmollte.
"Noch nen Teee?"
fragte er,
"Ja..."
antwortete sie.
Dann tranken sie den Tee.
"Ich geh jetzt..."
sagte sie
"danke für den Tee."
"Allein?"
"Willst du etwa mit?!"
er zuckte mit den Schultern
"Was weiß ich..."
"Egal brauchst du nicht."
"Na wenn du meinst..."
er brachte sie zur Tür.
"Bis nächste Woche"
sagte er,
"Ich freu mich..."
"so? Das zeigst du aber selten."
"Na und...? Du bist dafür zu oft arrogant."
"vielleicht hast du ja recht..."
er grinste. Sie musste auch grinsen.
Manchmal hatte sie ja doch gute Zeiten.
"Tschüss Serj!"
"Mach's gut Veda...verlauf dich nicht."
"Nö..."
somit ging sie.
