Behalt es für dich!
Lost Angel
Kapitel 7 – Behalt es für dich!
Jesko’s PoV
Mein ganzer Körper pulsierte. Ich spürte jede Berührung von ihm immer noch. Jede
Stelle glühte. Brannte regelrecht. Mein Atem war schon lange wieder in eine
normale Geschwindigkeit übergegangen und dennoch gingen mir diese paar Minuten
zwischen dem, als er auf meinem Schoss gesessen hatte, und jetzt nicht mehr aus
dem Kopf. Was waren das eigentlich alles für Gefühlsexplosionen in mir gewesen?
Und vor allem dieses eine. Dieses letzte. Bevor er auf mich gesackt war. Was war
das? Es hatte sich angefühlt, als ob mein Körper platzen wollte. Wenn ich ihn
fragen würde, dann wäre wohl das einzige was ich bekommen würde, ein Lachen. Er
fände das sicherlich lustig. Meine Dummheit manchmal war aber auch wirklich
gigantisch. Also würde ich lieber ruhig sein.
Ich drehte mich auf die Seite. Rollte auf irgendetwas Klebriges. Sofort wich ich
ein Stück davon weg. Fuhr aber neugierig, wie ich war, mit einem Finger darüber.
Leckte ihn ab. Es hatte keinen richtigen Geschmack, war aber trotzdem irgendwie
gut. Ich rutschte unter die Decke um es ganz wegzulecken. Vielleicht würde er
mich loben, wenn ich sein Bett etwas sauber gemacht hatte.
Als ich mit der einen Stelle fertig war suchte ich auch den Rest des Lakens nach
solchem seltsamen Zeug ab. Aber es gab nichts mehr. Kein Fleck war mehr verklebt.
Irgendetwas sagte mir aber, dass sich Jemil freuen würde, auch wenn ich nicht
viel gemacht hatte.
Etwas unbeholfen rekelte ich mich auf dem Bett. Schob die Decke von meinem
Körper. Ich schlotterte leicht. Immerhin war ich noch völlig nackt. Wenn jetzt
jemand falsches in den Raum gekommen wäre, dann hätte das schlimm für mich enden
können. Ich rollte mich auf die Seite. Machte mich zu einer möglichst kleinen
Kugel.
Wie gerne hätte ich ihn jetzt noch in meinen Armen und würde das noch einmal mit
ihm machen. Es hatte ihm gefallen. Auch wenn er danach irgendwie eingeschnappt
war und mich nicht mehr haben wollte.
Ich verkroch mich wieder unter der Decke. Wuselte darunter noch etwas übers
Bett. Mir war langweilig. Die ganzen letzten Tage hatte ich mich nicht mehr
richtig bewegt. Ich brauchte etwas Auslauf. Musste nach draußen an die frische
Luft. In diesem stickigen Gemäuer hatte ich mich noch nie lange wohl gefühlt.
Ich hörte wie die Tür aufging. Legte mich schlagartig wieder flach aufs Bett.
Mein Instinkt sagte mir, dass das nicht Jemil war. Ich spürte auch, dass sich
dieser jemand gerade aufs Bett setze. „Komm unter der Decke hervor! Ich muss mit
dir reden, Jemil!“ Ich kannte die Stimme. Hatte sie nur noch nicht oft gehört.
Jemil nannte ihn immer Devin. Er war eine Vampir von der Sorte ‚Killen oder
gekillt werden’. Wirklich große Lust zu seinen Opfern zu gehören hatte ich
nicht. Aber was sollte ich denn jetzt machen? Irgendwann würde er unweigerlich
die Decke wegziehen und dann würde ich Pech haben. Zwar hatte ich jetzt gelernt,
dass nicht alle Vampire miese Drecksäcke waren, aber ich konnte mir kaum
vorstellen, dass Devin zu der netten Sorte von Blutsaugern gehören würde, wenn
er sah, dass nicht sein Kumpel hier lag, sondern ein Werwolf. Und dann auch noch
einer, auf den nicht einmal mehr ‚leicht bekleidet’ zutraf.
Das Geräusch, dass die Tür erneut geöffnet wurde, ließ mich aufatmen. „Was machst
du denn hier?“, hörte ich Jemil fragen. Ganz plötzlich spürte ich eine Hand über
mir auf der Decke. Ich zuckte zusammen. „Wenn du hier bist, wer ist dann das?“
Etwas fiel aufs Bett. Vom Gewicht her hätte ich sofort gesagt, dass es mein
Lieblingsblutsauger war. „Kannst du ein Geheimnis für dich behalten und würdest
mich dafür auch nicht umbringen?“, fragte er. „Hängt davon ab, was es ist“,
bekam er nur zur Antwort. Der Blonde seufzte. So viel hörte ich. Er würde mich
doch nicht verraten.
„Jesko! Komm raus!“ Meine Augen weiteten sich. Kroch aber dennoch schwerfällig
unter der Seite der Decke hervor in deren Nähe Jemil war. Nur um mich sofort
wieder hinter ihm zu verkriechen. „Ein Werwolf.“ Der Schock war deutlich in Devins
Stimme zu hören. „Ganz genau.“ Liebevoll legte Jemil den Arm um mich. Ich kuschelte
mich gleich noch enger an ihn.
„Ist der so etwas, wie dein neues Haustier?“ Der andere Vampir zog eine Augenbraue
hoch. Musterte mich ungläubig. „Doch.“ Zärtlich streichelte Jemil mir über den
Kopf, den ich auf seinen Schoss gelegt hatte. Ich versuchte darauf zu achten,
dass der untere Teil von mir immer noch unter der Decke verborgen blieb. Devin
musste nicht gleich merken, dass ich überhaupt nichts an hatte.
„Hat das dein Vater erlaubt?“, fragte Devin. Ich sah zu Jemil auf. „Nein, er
weiß
nicht einmal etwas davon“, erwiderte der Blonde schließlich. Begann gerade mich
hinter dem Ohr zu kraulen. Das war das, was ich am liebsten hatte. Ich schmiegte
mich an ihn. Spürte wieder, wie er atmete. Es war so ein angenehmes Gefühl.
„Bist du denn ganz krank? Er bringt dich um, wenn er das erfährt!“ Ich schluckte
bei Devin Worten. Wegen mir könnte mein Meister umkommen. „Na und? Ich verhätschle
ihn doch nicht. Er ist nur für eins gut!“ Immer noch kraulte er mich. Nur drückte
er plötzlich zu fest zu. Es fing an wehzutun. Dennoch gab ich keinen Ton von mir.
„Du hast doch nicht mit ihm geschlafen?“, fragte der Rothaarige geschockt. Jemil
sah von mir zu ihm auf. „Doch.“ Er sagte es fast so, als wäre gar nichts dabei.
„Himmel, bist du irre? Du hast mit einem Werwolf gefickt! Du weißt, was dein
Vater deswegen tun könnte!“
Jemil wendete den Blick wieder zu mir. Ich drückte meinen Kopf immer enger an
ihn. „Das ist mir egal!“ Es lag so viel Gleichgültigkeit in seiner Stimme.
Interessierte ihn den sein Leben wirklich so wenig. „Meister“, murmelte ich.
Reckte mich zu ihm hoch. Nur um in sein Shirt zu beißen. Ihn leicht herunter zu
ziehen.
„Äh, Jemil, hat er dich gerade ‚Meister’ genannt?“, fragte plötzlich Devin völlig
verwirrt. Angesprochener drehte sich zu ihm, nachdem er meine Zähne wieder von
seinem Oberteil losbekommen hatte. „Ja. Wieso fragst du?“ Was so besonders daran
war verstand wohl weder ich noch Jemil wirklich.
„Ich bring diese Drecksköter…“ „Sag nicht so etwas vor ihm!“, mischte sich Jemil
kurz ein und nickte zu mir. „Ok, ich bring diese … Werwölfe nicht einmal dazu,
dass sie mich siezen und zu dir sagt einer sogar ‚Meister’. Wie hast du das
gemacht?“ Ich blickte verwirrt zu Jemil auf. Verstand gar nicht, wieso das für
Devin so ungewöhnlich war.
„Ähm, na ja, er hat einfach damit angefangen.“ Zärtlich strich mir Jemil übers
Haar. Ich konnte mich so irgendwie entspannen. Rekelte mich leicht um es mir
bequemer zu machen.
„Ok … Ähm.“ Scheinbar überlegte Devin. Er wusste wohl gar nicht mehr, wieso er
überhaupt hier war. „Sie wollten mit meinen Meister reden“, half ich ihm
schließlich auf die Sprünge. Irgendwie versuchte ich einfach nett zu sein. „Äh,
danke“, er wendete sich Jemil zu, „weißt du, dass dein Vater dich mit Mila
verloben will?“ Ich spürte regelrecht, wie mein Meister zusammen zuckte. „Er
will was?“, entfuhr es ihm. Ihm entglitten regelrecht die Gesichtszüge. „Er will
dich…“ Jemil schnitt ihm das Wort ab. „Das hab ich verstanden!“, knurrte der
Blonde. Stand plötzlich auf. Ich rutschte von ihm herunter auf den Boden. Nur
noch meine Beine wurden jetzt noch von der Decke bedeckt. Selbst ein Blinder
hätte wohl erkannt, dass ich splitterfasernackt war.
„Äh, Jemil, dein Wölfchen hat nichts an.“ Ich spürte Devin Blickte auf meinem
nackten Körper fast schon. Sah Hilfe suchend zu Jemil auf. Der drehte sich aber
nur kurz zu mir um. Und dann hafteten seine Augen nicht einmal an meinem
Gesicht. Sein Hauptaugenmerk lag momentan eher höher. Bei dem Anblick meines
Arsches musste er ganz leicht sabbern. Das meinte ich ganz deutlich zu sehen.
„Ist er zumindest gut gebaut?“ Devin war neben mich gerutscht. Fasste mir ohne
zu fragen an den Schritt. Ich wimmerte. Versuchte weg zu kommen. Durch ein
Knurrgeräusch fuhr sogar der Rothaarige zusammen. „Such dir deinen eigenen
Wolf!“, fauchte Jemil und gab ihn einen Stoß. Kniete sich vor mich um mir hoch
zu helfen. Dankend leckte ich ihm über die Wange. Schmiegte mich kurz an ihn,
bevor ich mich wieder unter der Decke verkroch.
Wartend blickte ich zwischen den beiden Vampiren hin und her. Bis zumindest Devin
endlich wieder eine Reaktion zeigte. „Du fickst mit einem Werwolf und wirst
nebenbei von deinem Vater mit Mila verlobt. Ich weiß nicht ganz, ob das jetzt
insgesamt gut oder schlecht ist.“ „Jesko ist gut!“ Ich fuhr zusammen, als sich
Jemil an mich lehnte. Wendete irritiert meinen Blick zu ihm.
„Äh, habt ihr beiden heute noch irgendwas vor, weswegen ich gehen müsste. „Ich
denke nicht.“ Jemil klang erschöpft. Was war denn mit ihm los? Er wollte doch
nichts von mir. Oder wollte er mich damit einfach etwas glücklich machen?
Zaghaft legte ich den Arm um ihn. Sah dann leicht zu Devin auf, der mich nur
wieder irritiert musterte. „Euch geht es aber auch gut“, meinte er mit hochgezogener
Augenbraue. Ich seufzte. Nickte schließlich langsam. Ich fühlte mich so wohl, wenn
Jemil in meiner Nähe war.
„Dann lass ich euch mal lieber alleine, bevor es wieder ab geht.“ Devin stand
auf. Gab dabei ein seltsames Kichern von sich. Gemütlich ging er zur Tür, hielt
dort aber noch einmal kurz Inne. „Ich werde weder deinem Vater noch
irgendjemanden anderen von ihm erzählen, aber dann solltest du auch aufpassen,
dass ihn niemand erwischt.“ Jemil blickte zu seinem Kumpel auf. Ein leichtes
Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht ab. „Danke.“ Eigentlich wollte ich mich
auch noch bedanken, da war der rothaarige Vampir aber schon wieder weg.
„Wir könnten doch noch mal“, meinte plötzlich Jemil. Ich fuhr zusammen. Blickte
geschockt zu ihm. Es wäre eigentlich schon schön, aber ich hatte doch solchen
Hunger. Was mein Magen auch gleich überdeutlich preisgab. Mit einem Knurren.
Ich zog die Beine an den Körper. Sah mich verlegen um. „Willst du was zum
Essen?“, fragte der Blonde. Fuhr mit leicht durchs Haar, bevor er aufstand und
etwas vom Boden aufhob. Es war ihm wohl hinuntergefallen, als er ins Zimmer
gekommen war und Devin gesehen hatte. „Ich hab sogar etwas Wurst besorgt“,
meinte er. Ich leckte mir über die Lippen. Strahlte vor Freude.
Völlig desinteressiert hielt mir der Blonde etwas zum Essen hin. Zwar wieder nur
irgendeine Semmel mit irgendetwas drauf, aber bei meinem Hunger war mir das
wirklich egal. Solang ich etwas in den Magen bekam.
Kaum hatte ich es hinuntergeschlungen wartete ich schon auf mehr. Blickte ihn
mit großen Augen an. „Du bist so verfressen“, bekam ich aber statt etwas mehr
zum Essen. „Ich hab nur Hunger!“ Schmollend drehte ich mich weg. Sah aus dem
Fenster. Es war noch hell und dennoch viel kaum Licht in den Raum. Nicht einmal
annähernd bis zum Bett. Fast so, als würde dieser Raum die Helligkeit gerade zu
abwehren.
„Du solltest dich mal wieder anziehen oder wartest du noch auf irgendetwas?“ Von
hinten schmiegte sich Jemil an mich. Strich mir über die Brust. Ich seufzte.
Rutschte ein Stück zurück um mich auch etwas an ihn zu drücken. Da spürte ich
aber schon mein Shirt im Gesicht. „Anziehen!“, befahl er und ich tat es. Kurzer
Hand warf der junge Vampir mir auch meine Shorts und meine Hose zu. Gefügig
streifte ich mir auch das wieder über. Es war mir sowieso etwas kalt geworden.
„Was machen wir heute?“, fragte ich. Vielleicht durfte ich etwas nach draußen.
Ich brauchte wirklich dringend frische Luft. Meine Lungen wurden von dieser
stickigen Luft nur gequält. Ich fühlte mich deswegen schon ganz komisch.
„Wir wäre es mit einem kleinen Spaziergang.“ Jemil streckte sich, als er das
sagte. Ich hingegen strahlte. Das war einmal ein guter Vorschlag. Freudig sprang
ich auf. Wippte auf den Fußballen leicht auf und ab.
„Die Idee findest du wohl gut.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ja“, jubelte ich.
Hüpfte vor ihm hin und her. „Dann sollten wir wohl gleich gehen!“ Er nahm meine
Hand. Lächelte kurz und zog mich dann einfach hinter sich her aus dem Zimmer.