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Last Desire 13

von

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Ein schwerer Schock

Wortlos wandte sich Alice um und verschwand und sofort eilten Nastasja, Watari und Elohim raus, um zu versuchen, sie irgendwie einzuholen. Doch als sie endlich draußen waren, fehlte von ihr bereits jede Spur. Nastasja sank endgültig zusammen und konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie war völlig fertig mit den Nerven und L versuchte mit Mühe, seine Mutter irgendwie zu trösten. Watari selbst weinte nicht. Er war stattdessen in einer Art apathischen Zustand verfallen und sagte nichts. Doch für ihn war es nicht weniger schlimm, als für Nastasja. Aber er war einfach nicht mehr in der Lage zu weinen. Er war weit darüber hinaus. Und für ihn brach in diesem Moment genauso eine Welt zusammen wie für Nastasja. Sie hatten mit allem gerechnet, aber nicht mit so etwas. Alice Wammy war am Leben. Sie hatte die Proxys erschaffen und die Tötung ihrer beiden besten Freunde veranlasst. Und sie war die Leiterin von Projekt AIN SOPH. Aber noch schlimmer war die Erkenntnis für Elion, der zu einem gewissen Grade mitbekam, was sich abspielte, auch wenn er gerade nicht die Kontrolle über seinen Körper hatte.
 

Er wusste, dass er der Sohn des Alpha-Proxys war. Und das bedeutete, er war Alices Sohn… und Wataris Enkel.
 

Lacie wirkte sehr unglücklich und schwieg. Beyond war der Einzige, den es wohl emotional nicht sonderlich nahe ging, während L ein Stück weit mit seiner Mutter litt. Diese versuchte zwar, sich irgendwie wieder zu beruhigen, aber sie schaffte es nicht. Schließlich aber kam überraschend Besuch. Dathan und Liam waren eingetroffen, nachdem die anderen so überrascht aufgebrochen waren. Und als Dathan Nastasja so aufgelöst weinen sah, ging er zu ihr hin und versuchte, sie irgendwie zu beruhigen. Liam wandte sich direkt an Beyond, der wohl gerade als Einziger in der Verfassung war zu antworten. „Kannst du mir mal erklären, was eigentlich los ist?“ „Nun, der Alpha-Proxy ist ins Krankenhaus gekommen und hat versucht, Watari umzubringen. Elohim konnte ihn noch davon abhalten und dann hat er ihn zum Fenster rausbefördert. Und wie sich herausgestellt hat, war der Alpha-Proxy niemand anderes als Alice Wammy.“ „Alice Wammy?“ fragte der Mafiaboss ungläubig und verschränkte die Arme. Er sah die Reaktionen von Nastasja und Watari und dachte nach. Dann schließlich beschloss er, dass sie besser erst mal nach Hause zurückkehren sollten. In der Situation konnten sie eh nichts ausrichten. Da es für Watari zu gefährlich war, noch weiter im Krankenhaus zu bleiben, wurde er gleich mitgenommen. Die Gefahr war einfach zu groß, dass ein erneuter Mordversuch erfolgen könnte. So wurden sie alle auf Lacies und Dathans Wagen verteilt und fuhren wieder zurück. Und während der Fahrt wirkte Nastasja immer noch völlig aufgelöst. „Ich begreife das nicht“, brachte sie unter Schluchzern hervor und wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch weg. „Warum nur hat sie das alles getan? Wieso?“ Lacie schwieg und sah auf die Straße, wobei ihr Blick immer noch etwas Melancholisches an sich hatte. Nach einer Weile sagte sie aber „Das ist nicht mehr Alice, die wir gesehen haben. Die Alice, die du gekannt hattest, existiert nicht mehr.“

„Warum?“ fragte Nastasja und ihre geröteten Augen ruhten auf Lacies. „Warum denn? Was ist nur passiert, dass sie sich so verändert hat und so grausame Dinge tut?“ „Na weil sie… weil sie schon lange kein Mensch mehr ist.“ Als sie schließlich zuhause waren, gingen sie ins Kaminzimmer, um sich zu wärmen. Frederica brachte ihnen einen Tee, aber Nastasja und Watari brauchten nach diesem schweren Schock erst einmal etwas Alkoholisches. Davon gab es nicht viel im Haus, aber schließlich fand sich eine Flasche Cognac und Nastasja legte einen ordentlichen Zug an den Tag. Als trinkfeste Russin brauchte sie schon etwas mehr, um den Schreck hinunterzuspülen und das alles erst mal zu verdauen. Trotzdem war sie völlig fertig, was man ihr auch nicht verdenken konnte. Immerhin hatte ihre beste Freundin, die eigentlich quasi wie eine Schwester war, sie und ihre Familie töten wollen, genauso wie ihren eigenen Vater. Und sie hatte ihr ihren Sohn Jeremiel damals herausgeschnitten und ihn für diese ganzen Proxy-Experimente benutzt. Es war diese eine Frage, die sie nicht in Ruhe ließ: was hatte sie nur getan, dass Alice einen solchen Hass auf sie hatte? Wieso nur war das alles passiert und warum nur hatte ihre einst beste Freundin das alles getan? Sie war doch damals ein so stiller, introvertierter und schüchterner Mensch gewesen, der sich nie wehrte und alles einsteckte, ohne jemals selbst auszuteilen. Sie und Henry waren damals ein eingeschworenes Team gewesen, die besten Freunde. Und sie waren wie Schwestern gewesen. Warum also hatte Alice die Proxys auf sie und ihre Familie gehetzt und ihr Jeremiel weggenommen? Aber noch quälender war die Frage, was Alice dazu veranlasst hatte, ihrem eigenen Kind all diese grausamen Dinge anzutun und es als lebende Killermaschine zu erziehen. Sie hatte ihr Kind in eine Zelle sperren und jahrelang foltern lassen. Dabei hatte Alice doch immer Kinder geliebt und sich auch eigene Kinder gewünscht. Warum nur machte sie dann so etwas? Es war als ob… als ob das gar nicht mehr Alice war. Was war nur geschehen, dass sich alles in eine solche Richtung verändert hatte? Sie konnte es einfach nicht begreifen. „Was ist nur mit ihr passiert, dass sie all diese Dinge tut? Ich verstehe es einfach nicht…“ Lacie senkte den Blick und schien noch damit zu hadern, die Antwort zu sagen. Aber dann entschied sie sich anders. „Alice ist nicht mehr die, die du kennst“, wiederholte sie ruhig und man sah ihr an, dass es ihr selbst in der Seele wehtat, Nastasja dies zu erzählen. „Sie ist zurzeit die Hauptwirtin des Unborns und ihre Seele ist mit Elohims dunkler Seite verschmolzen. Deshalb ist sie auch schon lange kein Mensch mehr und ist von Elohims Zorn infiziert worden, sodass es schließlich ihr eigener Hass geworden ist. Sie war auch einfach viel zu anfällig dafür. Die Depression, die jahrelangen Schikanen, denen sie ausgesetzt war und die Vergewaltigung… sie ist genauso wie Elohim. Nie hat sie sich zur Wehr gesetzt, sondern immer versucht, alles still schweigend zu ertragen und es allen recht zu machen. Aber dann ist einfach der Punkt gekommen, wo sie nicht mehr in der Lage war, das alles noch länger zu ertragen. Selbst ihre Suizidversuche blieben ohne Erfolg und wenn irgendwann diese letzte Grenze überschritten wird, dann ist einem jedes Mittel recht, Hauptsache dieser Alptraum hört endlich auf. Ich weiß nicht, ob Alice sich selbst den Unborn injiziert hat, oder ob es Joseph oder ein anderer Mensch war. Aber wenn Alices Aussagen stimmen, dann muss sie sich direkt nach dem Unfall mit Elohim verschmolzen haben. Und da ist sie eben auf eine gewisse Art und Weise gestorben. Nämlich weil sie sich so sehr verändert hat, dass sie eigentlich nur noch rein äußerlich Alice ist. Was wir da gesehen haben, war also nichts anderes als das, was ich verkörpere. Nämlich ein unvollständiges Wesen, welches weder Alice noch das andere ist, sondern nur eine Mischung aus beidem.“

„Das heißt also, Alice ist zu einer klassischen Amokläuferin geworden, die ihren ganzen aufgestauten Hass an allem und jedem auslässt“, fasste Beyond kurz und bündig zusammen. Lacie dachte kurz nach, dann nickte sie. „Ja, so in etwa trifft das zu. Eigentlich ist Alice nicht der Typ dafür, der diesen Schritt geht, weil sie die Fehler immer bei sich sucht. Leute wie sie denken, dass sie selber verschwinden müssen, wenn sie ihr ganzes Leben lang keine Bestätigung, sondern nur Druck und Ablehnung erfahren. Aber Elohim war damals anders. Er dachte: „Wenn diese Welt nichts als Leid und Elend bereithält, dann wäre es besser, wenn sie einfach aufhört zu existieren“. Und dieser Gedanke hat Alice nachhaltig beeinflusst und ihre ganze Verzweiflung steigerte sich zu blindem Hass, den sie gegen alles und jeden richtet. Elohims Wunsch nach Vergeltung und sein Hass auf die ganze Welt haben sie vollkommen vereinnahmt und weil sie ohnehin mental so instabil geworden war, da war sie auch nicht mehr in der Lage, sich dagegen zu wehren. Stattdessen ist sie gänzlich von diesem Hass zerfressen worden. Diese Zeilen, die auf diesem Brief geschrieben standen… ich hatte mich erinnert, dass Alice sie geschrieben hatte. Nämlich am Abend vor Silvester, als sie nach der Vergewaltigung mit Watari sprechen wollte. Danach ist sie direkt zu Joseph ins Institut gefahren und was dann passiert ist, weiß ich leider selbst nicht genau.“ Sie nahm den Brief wieder zur Hand, von dem ursprünglich angenommen worden war, dass er Samsaras Abschiedsbrief gewesen war. Doch stattdessen war es Alices letzte Nachricht gewesen, bevor sie sich so verändert hatte:
 

„Wir sind alle bloß winzige Fragmente der Ewigkeit. Aus diesem Grund sind wir unvollkommen, weil wir nämlich unvollständig sind. Durch den Tod werden wir ein Ganzes und damit eins mit der Ewigkeit. Die Sefirot, die Entitäten und die Seraphim vereinen beides in sich: Leben und Tod. Ewigkeit und Vergänglichkeit. Das macht sie zu Kindern der Ewigkeit. Was sind wir einfachen Menschen denn schon? Nichts Weiteres als ein winziges Staubkörnchen in einem uns unendlich weit erscheinenden Universum, welches wir niemals ganz erfassen und verstehen werden. Kleine erbärmliche Insekten mit einem dummen und bedeutungslosen Leben, das niemals Einfluss auf den Kreislauf des Universums ausüben wird. Was ist denn schon unser Leben im Vergleich zu dem, was weit hinter den Grenzen unseres Begreifens liegt? Gar nichts… Wir sind unbedeutend, klein und vergänglich. Selbst wenn wir nicht mehr existieren sollten, wird sich die Welt weiterdrehen, als wäre es nie anders gewesen. Also wäre es doch nicht länger von Bedeutung, wenn wir leben würden oder nicht. Wir sind nichts Göttliches oder Allmächtiges, nein! Wir sind nur vergängliche dumme Kreaturen, die niemals das wahre Göttliche verstehen werden. Was also ist dann unsere Existenzberechtigung in dieser Welt? Ganz einfach: es gibt sie nicht. Wir sind nicht dazu bestimmt, noch weiter zu existieren. Es ist unser unvermeidliches Schicksal, zugrunde zu gehen und zu sterben. Und mit uns wird unsere Zivilisation, die wir uns in all den Jahren, Jahrhunderten und Jahrtausenden aufgebaut haben, für immer zerfallen und zu Staub werden, als hätte sie nie existiert. Wie konnten wir uns auch jemals anmaßen zu glauben, wir seien Götter? Wir sind es nicht und wir werden es auch nie sein. Wir werden für immer die Goldfische im Glas bleiben, die in ihrer kleinen beschränkten Welt leben und die Welt außerhalb dieses Glases niemals erreichen werden. Im Großen und Ganzen ist unser Leben also eine reine Sinnlosigkeit und deshalb gibt es keinen Grund mehr für uns, noch einen Tag weiterzuleben.“
 

Im Grunde spiegelten diese Zeilen Alices wahre Gedanken wieder und das, was sie dazu veranlasst hatte, Suizid begehen zu wollen. Sie hatte die Hoffnung und den Glauben an diese Welt verloren und deshalb hatte es für sie keine Rolle mehr gespielt, was mit ihr selbst passieren würde. Selbst wenn dieses Experiment ihr Leben eingefordert hätte, dann hätte sie nicht gezögert, weil sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sah. Und wahrscheinlich war sie deshalb so anfällig für Elohims Hass gewesen, weil er ihr genau das gab, was sie brauchte: einen Lebenssinn. Der Hass und der Wunsch nach Rache und Vergeltung gaben ihr einen Grund, noch weiterzuleben und nicht zu sterben. Beyond, der so langsam die ganze Tragödie erfasste, wurde blass und es sah aus, als wolle er aufstehen und lieber gehen. Denn das alles erinnerte ihn an etwas. Nämlich an ihn und seinem alten Ich… Anja. Als die Opritschnina ihre Familie getötet hatten, war sie durchgedreht und hatte unzählige Soldaten massakriert, um Rache zu nehmen. Weil sie keine Ruhe finden konnte, hatte sie sich als das wahnsinnige und absolut destruktiv veranlagte Monster manifestiert, welches wirklich alles und jeden angriff. Beyond war sein ganzes Leben lang ausgegrenzt worden, weil die Kinder Angst vor ihm und seinen Augen gehabt hatten und er hatte irgendwann eine allgemeine Abneigung gegen die Menschen entwickelt. Er und Alice… sie waren sich verdammt ähnlich und das alles hatte denselben Verlauf angenommen. Irgendwann waren sie einfach so weit gewesen, dass sie nichts mehr als Verachtung und Hass empfinden konnten und deshalb waren ihnen Menschenleben auch nichts mehr wert. Ihnen war nichts und niemand mehr wichtig gewesen und sie hatten beide mit ihrem Leben abgeschlossen. Alice hatte sich auf das Experiment eingelassen, weil sie einfach nicht mehr dieses ganze Elend ertragen konnte, in welchem sie gefangen war. Und er? Er hatte sich selbst als letztes Opfer der BB-Mordserie ausgewählt, um Rache an jenem zu nehmen, von dem er glaubte, er hätte sein Leben zerstört.

Deshalb also hatte Lacie gewusst, dass Watari in Lebensgefahr gewesen war. Alice hatte genauso wie er damals vorgehabt, sich an jener Person zu rächen, die ihr Leben zerstört hatte. Nämlich ihr Vater. Was für eine Tragödie… Nachdem sich Nastasja wieder beruhigt hatte, begann sie nachzudenken. „Selbst wenn sie so voller Hass ist… wieso hat sie es auf meine Familie abgesehen?“ Unsicher zuckte Lacie mit den Achseln und dachte nach. „Ich weiß es leider auch nicht. Vielleicht hat sie sich von euch allein gelassen gefühlt, weil du und Henry geheiratet habt und sie sich irgendwie völlig außen vor gelassen fühlte. Eine andere Erklärung wüsste ich jetzt im Moment leider auch nicht.“ Wie auch immer, dachte L und kaute nachdenklich an seiner Daumenkuppe. Fakt ist, dass wir jetzt unbedingt handeln müssen, wenn wir Jeremiel noch retten wollen. „Es muss doch noch eine Chance geben, ihr zu helfen“, sagte Nastasja schließlich und atmete tief durch. „Ich meine… sie hätte nie und nimmer gewollt, dass sie sich mal so dermaßen verändert! Das von mir entwickelte Serum hat schon Elion und Sheol helfen können. Ich bin mir sicher, dass…“ „Das wird nicht funktionieren“, unterbrach Lacie sie direkt. „Alice ist mit Elohims dunkler Hälfte verschmolzen und besitzt somit keine menschliche Seele mehr. Das Serum wird nicht nur Elohim, sondern auch sie zerstören.“

„Was?!“ Nastasja war fassungslos und völlig am Ende. Das Serum war das effektivste Mittel, um den Unborn zu bekämpfen. Und nun würde es nicht einmal reichen, um ihre beste Freundin zu retten? „Dann gibt es also keine Hoffnung mehr für sie?“ „Das habe ich nicht damit sagen wollen“, erklärte Lacie und verschränkte die Arme, während sie nachdachte. „Ich kenne da einen Weg, wie wir Alice zurückholen können. Es wird zwar nicht einfach werden, aber es wäre auf jeden Fall möglich.“ Diese Nachricht ließ sowohl Nastasja als auch Watari aufhorchen und alle Blicke ruhten erwartungsvoll auf der blonden Proxy. „Und wie?“ „Das ist zu kompliziert zu erklären. Aber wenn ich Alices Erinnerungen richtig vertraue, dann würde es mir gelingen, dafür zu sorgen, dass sie wieder zu Verstand kommt und ich würde es sogar hinkriegen, dass das Projekt erfolgreich beendet wird. Und damit meine ich, dass das ursprüngliche Ziel erreicht wird, nämlich die Wiedererweckung von Ain Soph. Aber wie gesagt: es ist zu kompliziert, das alles zu erklären und es ist besser, wenn ich es alleine mache. Ich kenne mich im Institut aus und weiß, wo ich was finde. Und im Kampf gegen Alice oder Jeremiel kann ich euch sowieso nicht unterstützen, weil ich vom Kämpfen keine Ahnung habe und dahingehend auch nicht ausgebildet wurde. Stattdessen würde ich mich dann darauf konzentrieren, Alice wieder zur Vernunft zu bringen und Ain Soph zurückzuholen.“

„Ja aber…“, begann Elohim und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ain ist tot und sie existiert nicht mehr in der Form. Sie ist in so viele Fragmente gespalten, dass man alles Leben auslöschen müsste und selbst dann würde sie nicht zurückkehren, sondern wieder ein Teil von Ajin werden.“

„Es geht ja nicht darum, Ain vollständig wiederherzustellen“, erklärte Lacie mit Nachdruck. „Es geht um ihr Bewusstsein! Wenn wir ihr Bewusstsein rekonstruieren können, wird sie von selbst in der Lage sein, ihre ganze Macht wiederherzustellen. Und ich denke, dass das gar nicht mal so unmöglich sein dürfte. Zumindest war Alice dieser Auffassung und auf ihre Erinnerungen habe ich mich bis jetzt verlassen können. Sonst hätte ich ja wohl kaum Elohim aufwecken können.“ Das Argument war überzeugend. Aber trotzdem waren sie teilweise noch skeptisch und auch Elohim hegte leise Zweifel, ob das wirklich so klappen könnte. Und außerdem beschäftigte ihn noch eine Frage. „Warum willst du das unbedingt tun, Lacie?“ „Na weil Alice und Joseph dieses Projekt ins Leben gerufen haben, weil sie auf eine bessere Welt gehofft hatten. Sie glaubten fest daran, dass mit der Rückkehr der großen Entitäten auch der Frieden wieder einkehren wird. Mag sein, dass das Projekt selbst aus dem Ruder gelaufen ist, aber der Grundgedanke war nicht verkehrt. Sie haben gemeinsam an eine bessere Welt geglaubt und wer weiß… wenn Ain zurückgekehrt ist, dann ist es doch auch möglich, der Welt der Sefirot den Frieden zu bringen und die Tyrannei der großen Alten zu beenden. Du könntest wieder in Frieden leben und wenn Ain zurück ist, besteht ja vielleicht auch dann die Chance, deine Kinder zurückzuholen. Es wäre zumindest einen Versuch wert. Es mussten so viele Menschen wegen diesem Projekt sterben und Sheol und Elion mussten deswegen so sehr leiden. Wenn wir das Projekt einfach stoppen, dann war der Tod dieser Menschen doch vollkommen umsonst gewesen. Es war Alices letzter Wunsch gewesen und… da ich ja einen Teil von ihr in mir trage, will ich ihn ihr schon gerne erfüllen. Wenn wir Ain Soph zurückholen, dann haben die Proxys nicht völlig umsonst leiden müssen, versteht ihr?“ Nun ja, es klang ein wenig merkwürdig, was Lacie da beabsichtigte und sie fragten sich schon, wie sie das denn bewerkstelligen wollte. Aber nach einigem Nachdenken verstand L so langsam ihre Beweggründe und warum es ihr so wichtig war, das Projekt abzuschließen. In der Tat hatten so viele Menschen allein deshalb ihr Leben lassen müssen. Sein Vater, seine Mutter aus dieser Zeit, Hester, Joseph Brown, Sariel, Samsara und Simrah, die anderen Proxys und unzählige weitere Babys und Menschen. Sie hatten alle sterben müssen, weil Alice ihr Vorhaben mit aller Macht in die Tat umsetzen wollte und deshalb sogar bereit war, über Leichen zu gehen. Wenn das Projekt einfach gestoppt werden würde, dann würde der Tod all dieser Menschen völlig bedeutungslos bleiben. Und da konnte er Lacie schon ein Stück weit verstehen, wieso es ihr so wichtig war, dass dies eben nicht passierte. „Noch schlimmer als ein Tod, der für solch eine Sache eingefordert wurde, ist ein sinnloser Tod. Niemand auf der Welt hat es verdient, sinnlos zu sterben und wenn ich mit Alices Erinnerungen die Chance habe, Ain Soph zurückzuholen, dann sind all diese Menschen nicht vollkommen sinnlos gestorben.“ Beyond und L tauschten kurz Blicke aus, als wollten sie auf diese Weise miteinander irgendwie kommunizieren. Sie waren sich alle nicht hundertprozentig sicher, ob das wirklich eine gute Idee war, Ain Soph zurückzuholen. Immerhin konnten sie nicht einschätzen, wie gefährlich dieses Wesen war und ob es nicht vielleicht versuchte, sie zu töten. Aber andererseits… was sprach denn dagegen? Ain Soph war eine der großen Entitäten und im Grunde der Ursprung aller Existenz. Sie war das „Alles“ und das Gegenstück zu Ajin Gamur, der das „Nichts“ war. Wäre sie nicht gestorben, gäbe es das alles hier nicht und es hatte bisher niemals irgendwo geheißen, dass sie gefährlich wäre. Wenn sie zurückkehren würde, könnte unter den Sefirot der Frieden einkehren und wer weiß… vielleicht würde sich das sogar für diese Welt hier irgendwie positiv auswirken. Außerdem durfte man eines nicht vergessen: es war Elohims verstorbene Frau. Es ging hier um seine Familie und nach allem, was sie erfahren hatten, was ihm angetan wurde, hätte wohl keiner es fertig gebracht, ihm ins Gesicht zu sagen, dass sie das nicht tun konnten. Sie alle kannten den Schmerz, wenn man einen geliebten Menschen verlor und so hatte eigentlich niemand etwas dagegen, wenn Lacie dieses Unterfangen startete, um Ain Soph zurückzuholen. „Also gut“, sagte L schließlich. „Wenn es tatsächlich möglich ist, dann werden wir das Projekt zu Ende bringen und Ain Soph wiedererwecken.“ Und nie würde L den Ausdruck in Elohims Gesicht vergessen. Die unendliche Dankbarkeit und Erleichterung, dass diese Menschen trotz allem, was ihnen seinetwegen widerfahren war, trotzdem bereit waren, ihm zu helfen. Ihm kamen regelrecht die Tränen. „Ich danke euch“, sagte er tief bewegt. „Ich glaube… ich kann euch einfach nicht sagen, wie unendlich dankbar ich euch bin, dass ihr das wirklich für mich tun wollt.“ Und mit einem Lächeln erklärte L „So ist das eben in einer Familie. Man hilft sich gegenseitig.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  pri_fairy
2015-02-04T20:56:53+00:00 04.02.2015 21:56
Das Kapitel war sehr gut und auch sehr emotional... Nastasja und Watari tun mir leid... Oh das Ende ist einfach so schön ^^ man diese Familie wächst und wächst:) aber das ist auch das Schöne :) denn hier habe alle früher oder später Hilfe und Geborgenheit gefunden :)
Von: abgemeldet
2015-02-01T16:59:30+00:00 01.02.2015 17:59
Das Kapitel war großartig.
Von: abgemeldet
2015-02-01T13:35:23+00:00 01.02.2015 14:35
Ein großartiges Kapitel *.*
Ich freue mich schon auf das nächste.^^

LG^^Alien^^


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