Zum Inhalt der Seite

Von Waschmitteln im Supermarkt

KaZe
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Von Zettelbotschaften und einem Mann mit einer Katze

"Ah, das war lecker.." Ich fuhr mit der Serviette über meinen Mund und lehnte mich vollgefuttert zurück.

"Nicht wahr? Hier schmeckt es richtig gut. Und der Kaffee ist der beste der Stadt", meinte Karyu zufrieden und stand auf. "Pass auf, dass Reiko uns nicht noch Pudding überhelfen will. Das bietet sie jedes Mal an", warnte er mich vor und suchte die Toilettenräume auf.

Als hätte sie ihren Namen gehört, tauchte die Besitzerin des Cafés auf, sah kurz Karyu hinterher und setzte sich mir gegenüber auf dessen Platz. Der schwarze Kater neben ihr blieb entspannt liegen. "Darf ich fragen, wie lange ihr schon befreundet seid?", wollte sie neugierig wissen.

"Ein paar Wochen erst", antwortete ich höflich, woraufhin sie mich anlächelte.

"Wie habt ihr euch denn kennen gelernt?"

Ich grinste verschämt. "Im Supermarkt.."

"Im Supermarkt?!"

"Ja...er hat mir das letzte Waschmittel vor der Nase weggeschnappt und dann hat er mich auch noch für eine Frau gehalten.", erklärte ich, woraufhin sie lachte.

"Was, wirklich? Also, Karyu ist schon eine Marke..."

Ich nickte nur. "Er hat mir aber auch das Leben gerettet.."

"Echt?"

"Ja...zumindest denke ich das. So wie er sich ausgedrückt hat, vermute ich Dramatisches", sagte ich und zwinkerte ihr unbekümmert zu. "Ich hatte eine Grippe und bin nicht zum Arzt gegangen. Karyu hat mich, bevor es wirklich schlimm wurde, ins Krankenhaus gebracht. Er hat sich um mich gekümmert."

Sie betrachtete mich und nickte leicht. "Er war also für dich da."

"Ja...das ist er immer noch.." Ich wuschelte mir durch die Haare.

"Weißt du", setzte sie an und legte eine Hand auf meine, welche auf dem Tisch ruhte, "ich weiß nicht, was da genau zwischen euch läuft, aber-... Hey, guck mich nicht so an, irgendwas läuft da, das sehe ich. Das sagt mir meine weibliche Intuition. Und ich meine nicht das "oh ihr seid Freunde"-Ding. Also, egal was da läuft, du solltest etwas wissen." Sie machte eine Pause und vergewisserte sich, dass Karyu noch nicht wieder zu sehen war. "Zu sagen, Karyu wäre traurig gewesen, als ich ihn das erste Mal sah, wäre untertrieben. Er stand bei strömendem Regen vor meinem Laden und hat hinauf in den Himmel gestarrt. Ich hatte den Laden gerade schließen wollen, aber als ich ihn sah, hab ich ihn mit reingenommen. Ich hab mit ihn mit Handtüchern getrocknet und versucht, mit ihm zu reden. Viel ist nicht dabei rausgekommen. Als ich für kurze Zeit in der Küche war, um ihm einen Tee zu machen, sind die Katzen zu ihm. Mit ihnen hat er sich ein bisschen unterhalten. Da ist er aufgetaut..." Sie lächelte traurig. "Ab da ist er öfter ins Café gekommen. Aber es ging ihm nicht besser."

Ich runzelte die Stirn. "Weißt du, was er hatte?"

Zu meiner Enttäuschung schüttelte sie den Kopf. "Nein, leider nicht. Ich bin mir jedoch sicher, dass er depressiv war. Und ich hab da mal so...Male gesehen", sagte sie leise und deutete auf ihren Arm. "Jetzt ist er ganz anders. Er mag dich, das sieht man. Und den Fetzen eures Gesprächs entnehme ich, dass er mehr von dir will, als du ihm gibst, oder?" Ertappt starrte ich sie an. "Also, wie auch immer du das siehst, pass ein bisschen auf ihn auf, ja? Ich will ihn nie wieder so traurig sehen. Er ist wirklich ein unglaublich toller Kerl. Geh schonend mit ihm um, bitte.." Sie sah mich sanft an, während sie aufstand. Ich nickte nur und schaute auf, da Karyu sich wieder zu uns gesellte. "Wollt ihr noch etwas bestellen?"

Ich schüttelte den Kopf, auch Karyu verneinte und setzte sich wieder zu mir.
 

Sobald Reiko wieder vorne an der Theke stand, sah er mich lächelnd an. "Habt ihr euch unterhalten?" Ich nickte nur. "Worüber denn?"

"Über...über die Katzen hier", antwortete ich langsam und log ganz bewusst dabei, da ich nicht wusste, ob Reiko wollte, dass Karyu Bescheid wusste, weil die Informationen doch sehr privat gewesen waren. Außerdem war ich mir in dem Moment auch noch nicht klar darüber, ob ich Genaueres wissen wollte. Über manches wusste man besser nicht Bescheid.

"Hmm okay", machte er nur und griff nach seinem Glas Orangensaft.

Ich betrachtete ihn eingehend. "Du warst beim Friseur?"

Lächelnd neigte er den Kopf. "Ja, ich hab mich drei Wochen lang um eine junge Frau gekümmert, die wegen ihres Beins in Behandlung war. Sie war so nett und hat mir angeboten, mir die Haare für lau in ihrem Laden zu schneiden."

"Sie hat einen eigenen Laden?"

Er nickte. "Ist die Besitzerin."

Ich runzelte verwirrt die Stirn. "Ist sowas nicht verboten? Geschenke und Dienstleistungen von Patienten anzunehmen?"

Karyu grinste nur breit und erwiderte meinen Blick. "Ach, und was machen wir beide die ganzen letzten Wochen?"

Ich hob die Augenbrauen. "Wir? Du, wenn überhaupt. Und seit wann bin ich dein Patient?"

"Du gibst, ich nehme an."

"Ist ja wohl eher umgekehrt!", warf ich ein.

"Und du WARST mein Patient."

"Dir wurde doch der Fall entzogen, dachte ich."

Er blinzelte mich an. "Aber für ein paar Stunden hast du MIR gehört", grummelte er, was mich zum Schmunzeln brachte. Ich hatte ihm bestimmt nie gehört, aber ich wollte ihm seine Illusionen nicht nehmen.

"Ich hoffe, du hast die Zeit genossen.", meinte ich amüsiert, woraufhin er nickte.

"Aber ja, was glaubst du denn? Ich weiß deine Gesellschaft zu schätzen."

Wir lächelten uns an. "Ich deine auch..", meinte ich schließlich und senkte den Blick, bevor ich meinen Kaffee leerte. Ein bisschen unangenehm waren mir meine Worte schon. Aber Karyu schien sich drüber zu freuen, zumindest strahlte er mich zufrieden an.

"Tja jedenfalls...deine Frisur gefällt mir", sagte ich.

"Danke.." Er zwirbelte eine Haarsträhne zwischen den Fingern. "Ich hatte überlegt, sie mir anders zu färben.."

"Nein, blond steht dir.", versicherte ich ihm. "Sind deine Klamotten eigentlich auch neu?"

"Na jetzt übertreib mal nicht", lachte er. "Die hab ich nur schon eine Weile nicht mehr angehabt. Mir war irgendwie nicht danach...Zur Arbeit muss ich mich ja auch nicht rausputzen..die sind also schon ein bisschen angestaubt."

"Aber das Katzencafé war es wert?", erkundigte ich mich schmunzelnd, woraufhin er den Kopf schüttelte.

"Nein, du bist es wert." Er lächelte und ich erwiderte das verlegen.
 

Ich schwieg kurz und beugte mich dann vor. Dank Reiko war ich jetzt doch etwas in Alarmbereitschaft. Oder sensibilisiert. Wie auch immer man das nennen mochte. "Also, was uns angeht..", murmelte ich und kratzte mich an der Schläfe. "Das ist okay für dich?"

"Hm?" Fragend legte er den Kopf schief und blinzelte. "Ja, überhaupt ist alles ok. Warum auch nicht?" Ich war mir nicht ganz sicher, ob er wusste, was ich nun meinte. Er lächelte mich an. "Machst du dir wegen irgendwas Sorgen?"

"Nein", erwiderte ich sofort und lehnte mich zurück - vielleicht etwas zu schnell. "Ich weiß nicht...ich will nur nicht..na ja, dass du hier...zu viel hinein interpretierst", stammelte ich zusammen und machte eine vage Handbewegung.

Karyu seufzte und beugte sich ebenfalls vor, lächelte mich schließlich leicht an. "Was ist denn los? Hast du Angst, dass ich jetzt irgendwas von dir erwarte? Ich bin ja schon froh, wenn du mal zu mir nach Hause kommst oder wir ausgehen."

"Nein, ich.." Ich schnaubte und sah ihn beleidigt an. "Es geht nicht um mich, sondern um dich."

"Ausnahmsweise.."

"Wir sollten auf dem gleichen Stand sein", überging ich seinen Kommentar, "da ich nicht will, dass du was erwartest, was nicht eintreten wird."

"Zero, du hast mir ja deutlich gesagt, dass du höchstens eine Freundschaft willst. Ich hab gesagt, das reicht mir. Richtig?", erwiderte er lächelnd, woraufhin ich nickte.

"Ja, richtig.."

"Schön, dann haben wir das ja geklärt", sagte er und lehnte sich zurück, um sich zu strecken. Jun und Jui waren mittlerweile aufgestanden und blicken nervös umher. Als ich den Blick hob, war die weiße, langhaarige Katze von dem Regal schräg gegenüber verschwunden.
 

Unvermittelt piepte irgendetwas. "Oh verdammt..", entfuhr es Karyu, während er hektisch in seiner Hosentasche kramte. Er holte einen Pieper hervor und warf einen Blick darauf. "Mist, das gibt's doch nicht!" Fluchend stand er auf und steckte das Gerät wieder ein. "Tut mir furchtbar leid, ich muss ins Krankenhaus. Es muss einen größeren Unfall gegeben haben. Die brauchen jeden Arzt und Krankenpfleger, den die bekommen können." Er fischte Geld hervor und warf es auf den Tisch. "Ich werd's wieder gut machen, ja? Bitte entschuldige! Ich meld mich bei dir!"

Und dann war er weg. Und es wurde still.

Während ich ihm so hinterher sah, wurde mir klar, warum das alles nicht funktionieren konnte. Nicht, wenn ich mich wirklich auf eine Freundschaft mit ihm einlassen wollte. Wie sollte das alles nur gehen...? In seinen Augen hatte ich gesehen, dass es ihm eben nicht reichte..
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es klingelte an meiner Tür. Ich wusste schon, wer es war. Abends kam doch nur eine Person bei mir vorbei. Ich seufzte.

Aber erstmal blieb ich sitzen, anstatt aufzustehen und Karyu zu öffnen. Noch am gleichen Tag unserer Frühstücks-Verabredung hatte ich einen Zettel geschrieben und ihn in seinen Briefkasten geworfen.

»Lass uns diese Freundschaft beenden. Es ist besser so für uns beide.

Ich hätte es dir gern persönlich gesagt, aber wer weiß, wann wir uns wieder sehen würden.

Alles Gute, Zero.«
 

Mehr hatte ich nicht auf das Papier geschrieben. Es hatte lange gedauert, bis mir etwas eingefallen war. Etwas, von dem ich dachte, dass es gut genug war. Natürlich war es immer noch viel zu wenig, denn ich hatte ihm keine Gründe für meine Entscheidung genannt. Aber das war auch nichts, was ich mal schnell schriftlich erklären konnte. Und wenn Karyu es wissen wollte, würde er sicher zu mir kommen, hatte ich gedacht.

Und nun tat er es. Unvermittelt klopfte es gegen meine Wohnungstür. "Ich weiß, dass du da bist. Ich hab das Licht gesehen. Mach auf, wir sollten reden. Meinst du nicht auch?" Er klopfte und klingelte wieder.

Seufzend erhob ich mich. Ich hatte wirklich keine Lust ihm zu öffnen. Das würde hässlich werden. Aber ich bereute meine Entscheidung nicht unbedingt. Ich musste sie ihm jetzt nur erklären.

Mit hängenden Schultern machte ich die Tür auf und lehnte mich gegen den Rahmen. "Hey.. Ich hab schon auf dich gewartet."

"Hast du? Dann hättest du mir doch gleich öffnen können, anstatt mich eine gefühlte halbe Stunde warten zu lassen", erwiderte er und verschränkte die Arme. Er trug noch seine Dienstkleidung und sein Ausweis hing an seiner Hose. "Kann ich reinkommen?"

Ich antwortete nicht sofort, weil ich darüber nachdenken musste. Aber dann nickte ich und trat beiseite. Es würde sicher nicht nur 2 Minuten dauern, bis wir das geklärt hätten.

"Danke", brummte er, während er an mir vorbei ging. Ich schloss die Tür und setzte mich ins Wohnzimmer, wo ich auf Karyu wartete. Unbehaglich sah ich auf, als er mir gegenüber Platz nahm und mein Briefchen in die Höhe hielt. "Schon wieder so ein scheiß Zettel", sagte er und musterte mich mit ausdruckslosem Gesicht. "Also, ich hab da offensichtlich was verpasst. Ich fand unser gemeinsames Frühstück doch ganz passabel und später muss ich erfahren, dass du mir die Freundschaft kündigst. Bist du sauer, weil ich verfrüht gehen musste?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin nicht sauer. Ich nehm es dir nicht übel...", antwortete ich leise und strich mir nervös durchs Haar. "Wir wollen unterschiedliche Dinge, das ist es."

Karyu zog eine Augenbraue in die Höhe. "Aha?"

"Du hast letztens gelogen, als du sagtest, eine Freundschaft würde dir reichen." Karyu machte schon den Mund auf, weswegen ich eine Hand hob, damit er mir weiter zuhörte. "Ich hab es dir angesehen. Du hast das nur zu meiner Beruhigung gesagt.."

Nun plapperte Karyu doch drauf los. "Was erwartest du denn auch? Nur weil ich das sage, heißt das ja nicht gleich, dass...na ja..." Er verschränkte die Arme. "Ich mag dich eben etwas mehr, das geht ja nicht so einfach weg, nur weil ich irgendwas sage."

Ich seufzte. "Das ist mir ja klar, aber..." Ich senkte den Blick. "Dein Blick hat mehr gesagt, als tausend Worte es je könnten... Du bist enttäuscht und du machst dir Hoffnungen, oder?"

"Hast du Angst? Ist es das? Dass ich irgendwann einfach über dich herfalle und mir nehme, was ich will, oder was? Dass ich dich in meinen Keller einsperre und sonstwas mit dir anstelle, sobald ich es leid bin, darauf zu warten, dass du dich auch in mich verliebst?" Verärgert sah er mich an. Seine Stimme wurde immer lauter.

"Ich...nein..", murmelte ich etwas unbeholfen, aber er hörte mir eh nicht richtig zu.

"Du und deine Horrorgeschichten. Vielleicht solltest du weniger Fernsehen gucken! Ich dachte, du vertraust mir mittlerweile. Na schönen Dank auch."

"Ich vertraue dir! Und ich habe keine Angst, dass du irgendwann was Komisches mit mir treiben wirst.", erwiderte ich etwas hektisch. Er sollte nichts Falsches von mir denken.

"Ja klar, das merke ich...deswegen schreibst du mir diesen blöden Zettel."

"Karyu, es kann dir ja nicht gut tun, wenn wir was zusammen machen - als Freunde, und eigentlich willst du mehr." Ich senkte den Blick. "Und für mich ist unsere Freundschaft auch nicht gut", sagte ich leise. "Das ist mir letztens im Café klar geworden, als du plötzlich gehen musstest. Ich weiß, dass es deine Arbeit ist und du kannst ja nichts dafür, wenn du gerufen wirst, weil sie dich dringend brauchen. Aber wie oft sehen wir uns denn? Alle zwei Wochen? Und ich kann das nicht...wir sehen uns so selten, ich freu mich auf die Verabredung, aber dann musst du mittendrin doch wieder gehen. Das kann jederzeit passieren. Da bin ich dann auch enttäuscht. Freunde sein, bedeutet für mich, sich oft zu sehen...und das können wir nicht." Traurig hob ich den Blick. "Die Zeit, die du hast, ist mir zu wenig. Also ist es aus diesen Gründen für uns beide besser, wenn wir direkt einen Schlussstrich ziehen. Du kannst mich vergessen und zur Ruhe kommen, und ich brauch nicht auf die seltenen Treffen hoffen, die vielleicht eh nicht stattfinden oder nur zur Hälfte. Dann bleib ich lieber gleich allein.", sagte ich mit leicht trotziger Stimme.

Karyu erwiderte nichts, sondern starrte mich nur an. So hatte ich keine Ahnung, wie es in ihm aussah. Was dachte er darüber? Konnte er mich vielleicht sogar ein bisschen verstehen?
 

Eine Weile blinzelte er mich an, dann schluckte er. "Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass du nicht lügst, dann würde ich sagen, du solltest dir eine bessere Ausrede als das einfallen lassen." Er erhob sich. "Ich denke, es ist besser, wenn ich gehe. Ich will dich nicht länger belästigen.."

Schweigend sah ich ihm hinterher, dann stand ich ebenfalls auf und folgte ihm in den Flur. Wortlos öffnete er die Tür und warf mir einen kurzen Blick über die Schulter zu, dann ging er.

Nachdenklich blieb ich im Türrahmen stehen, bis mir die Kälte im Treppenhaus unter die Kleider kroch. Während ich wieder in den Flur trat und die Tür schloss, ging mir Karyus enttäuschter und verletzter Blick nicht aus dem Kopf. Ich hatte ihn vor den Kopf gestoßen, mit einem großen Stück kalter Mauer...

Seufzend setzte ich mich auf das Sofa zurück. Ich hatte ein verdammt schlechtes Gewissen. "Aber es war richtig... Es war richtig", versuchte ich mir einzureden und senkte bekümmert den Kopf.

Diese Nacht verbrachte ich unruhig damit, mich auf dem Sofa hin und her zu wälzen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

In der Universität hatte ich mich auf keine meiner beiden Vorlesungen konzentrieren können. Ich dachte nur an meine leere, stille Wohnung. Und so kam es, dass ich vor einem Tierhandel-Laden stand.

Auf dem Weg nach Hause war mir diese Idee gekommen... Damit meine Wohnung nicht mehr so karg und unfreundlich wirkte.

Ich atmete tief durch und trat ein. Ein leises Bimmeln erklang und schon drangen die verschiedensten Tiergeräusche an mein Ohr.

"Hallo, kann ich Ihnen helfen?", wandte sich ein Verkäufer gleich an mich.

"Ich suche eine Katze..", murmelte ich nur etwas unbeholfen, woraufhin er nickte.

"Gehen Sie ein Stück weiter in den Laden, rechts um die Ecke ist die Katzenabteilung."

Ich dankte ihm und quetschte mich durch die engen Gänge, warf Blicke auf Kleintiere, Vögel und Zierfische.

Es war nicht gerade leise in dem Laden. Als ich um die Ecke bog, fand ich mich zwischen Katzenartikeln wieder - und mir gegenüber, durch Glaswände getrennt, liefen kleine Katzen umher. Sie waren sicher erst ein paar Wochen bis wenige Monate alt. Was man tierschutzrechtlich davon halten konnte, ließ ich besser dahingestellt. Ich sah mir die Tiere etwas befremdet an. Eine schwarze, zwei weiße, und einige graue, getigerte, braune Katzen: in allen möglichen Farben lagen oder liefen sie herum.

"Entschuldigung, darf ich mal?" Hinter mir kam eine Verkäuferin an und als ich ihr Platz machte, sah ich eine kleine, schwarz-weiß gefleckte Katze auf ihrer Schulter hocken, die hörbar maunzte und auf ihre andere Schulter, näher zu mir, tappste. Sie reckte ihre Nase und schien mich anzuschauen. "Oh.." Die Verkäuferin hielt lächelnd inne, während ich vorsichtig einen Schritt auf sie und die Kleine zumachte. Langsam streckte ich ihr eine Hand hin, doch anstatt zu schnuppern, sprang sie mir auf den Arm, krallte sich fest in meiner Jacke, bis sie etwas Halt hatte und lief hoch auf meine Schulter. Verwirrt hielt ich inne. "Oh, sie mag Sie", lächelte die Verkäuferin und beobachtete uns. "Sie springt nicht jeden an", fügte sie lachend hinzu, während die Katze mein Ohr beschnupperte. Ich konnte ihre feuchte Nase spüren. "Sie suchen eine Katze?"

Ich nickte. "Ja, ich spiele mit dem Gedanken..", murmelte ich.

"Schön. Die Kleine auf Ihrer Schulter ist etwa 1 1/2 Monate alt." Sie seufzte leise. "Sie kommt mit der Umgebung hier nicht gut klar. Sie braucht viel Liebe und Aufmerksamkeit von Menschen, aber wir sind hier sehr beschäftigt... Hier zu sein, tut ihr nicht gut. Ich musste öfter mit ihr zum Tierarzt, dabei ist sie noch so jung..."

Nachdenklich sah ich zu der Katze, die ich nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, da sie ihr Gesicht in meine Haare steckte. "Kann ich sie denn nehmen...?", fragte ich schließlich leise, woraufhin die Frau mich überrascht ansah. "Oh, aber ja. Wenn Sie das möchten. Ich würde mich freuen, wenn die Kleine einen lieben Menschen an die Seite bekommt. Ich bin mir sicher, dass es dir dann wesentlich besser gehen würde."

Ich versuchte, der Katze über den Rücken zu streicheln, aber sie machte sich kleiner und wich mir aus, sodass ich lediglich den weichen Schwanz streifte. "Ich...ich hab nicht so viel Ahnung von Katzen. Können Sie mir helfen, die wichtigsten Sachen, die ich in der Wohnung für die Katze brauche, zusammen zu sammeln?", fragte ich schüchtern, woraufhin die Verkäuferin nickte.

"Aber ja!", erwiderte sie strahlend und winkte mich hinter sich her. "Erstmal brauchen wir eine Transportbox. Da können wir die Süße gleich hinein setzen und dann schauen wir uns weiter um."

Sie gab mir so viele Tipps und Ratschläge, wie sie konnte. Auch wenn ich erstmal mit den Basics ausgestattet wurde, und ich später einmal für den Rest vorbeikommen oder es online bestellen sollte, so war ich so voll bepackt wie noch nie, als ich den Laden eine Stunde später wieder verließ. Die Verkäuferin hatte mir angeboten, sie bei Fragen jederzeit aufsuchen zu können. "Haben Sie schon einen Namen?"

Schief lächelnd schüttelte ich den Kopf. "Nein, leider noch nicht."

"Na, ich bin mir sicher, dass Ihnen noch ein schöner einfällt. Irgendwann weiß man es einfach."

Und ich glaubte ihr.
 

Spätabends, als ich Platz geschaffen hatte für Katzentoilette, Schlafplatz und Fressnäpfe, da setzte ich mich auf das Sofa und betrachtete die Transportbox. Die Kleine war bisher nur soweit gekommen, dass sie ihre Nase aus dem Gehäuse steckte. Ich holte eine Schachtel Leckerlis hervor und hielt sie raschelnd vor mich hin. Tatsächlich sprang die Katze plötzlich hervor, auf mich zu - und dann kletterte sie mein Bein hoch, anstatt sich für das Fressen zu interessieren. Schmunzelnd half ich ihr auf meinen Schoß, wo sie sich einkringelte. "Du bist ja eine sehr schnell Vertrauen fassende Maus. Manche nennen das naiv..", murmelte ich schmunzelnd und kraulte sie vorsichtig. "Jetzt sind wir also zu zweit. Es gibt nur dich und mich. Besser als allein zu sein, oder?", murmelte ich lächelnd und fühlte mich gar nicht mehr so niedergeschlagen und einsam. Ich war mir sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Alles war eine richtige Entscheidung gewesen, ja.

Einen Namen für die kleine Katze fiel mir an diesem Abend nicht mehr ein. Doch sie half mir, Karyu zu vergessen, das wusste ich.
 

=========================================

Ein zu abruptes Ende, so kommt es mir vor. Aber weil ich Dinge weiß, die ihr nicht wisst, bin ich dennoch damit zufrieden :')

Nicht traurig sein, Zero ist es auch nicht.

=========================================



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  --Tsuki--
2014-02-21T13:33:23+00:00 21.02.2014 14:33
D: ! .... Ende? Ende!?
Eieiei... jetzt muss ich erstmal meine Gedanken dazu ordnen. Das ist irgendwie... verstörend! O_O'
Okay... also Karyus Reaktion war mehr als verständlich, ich dachte beim Lesen auch "WTF?" als Zero ihm den Zettel in den Briefkasten geworfen hat und ich habe mit dem Armen gelitten. ;_;
Ob ich das Ende, so wie es jetzt ist, gut finde, weiß ich noch nicht... vielleicht weiß ich es, wenn ich das hier zu Ende geschrieben habe.
Einerseits finde ich es nachvollziehbar, dass Zero erkannt hat, dass die Freundschaft nie richtig funktionieren wird, wenn einer mehr will als der andere, und es ist gewissermaßen rücksichtsvoll, dem anderen den Schmerz zu ersparen und stattdessen die Freundschaft auf Eis zu legen und evtl. Gras drüber wachsen zu lassen.
ABER ich habe Zeros Grund nicht wirklich verstanden. Also, wenn er Karyu wirklich nur als Kumpel haben will, kann er ihn doch nicht wegen dessen Job abservieren! o.o Klar ist es ärgerlich, wenn er das Treffen unterbricht, aber der Gute wird ja auch irgendwann einmal Urlaub haben oder es kommen sicher auch Zeiten, wo er nicht ständig in den Dienst gerufen wird. Davon eine Freundschaft abhängig zu machen, ist schon krass...
Das hätte ich durchaus auch für eine schlechte Ausrede gehalten...

Dann holt er sich eine Katze (sehr süß, und wieder mal ein Stück weit autobiografisch, oder? :) ), um Karyu zu vergessen und nicht mehr einsam zu sein.
Hm. Klar, kann man auch Kumpels vermissen, aber so richtig richtig tolle Zeiten hatten sie doch eigentlich gar nicht miteinander..? Es war ja immer irgendwie eine gedrückte Stimmung zwischen ihnen. Oder ist da letztendlich doch mehr, als Zero sich zunächst eingestehen will? Etwas, wozu er jetzt vielleicht noch nicht bereit ist? (Dein Nachsatz lässt ein wenig hoffen... :) )
Irgendwie muss es doch weitergehen? Ich meine, da ist immer noch diese Sache mit Karyus Depressionen und den "Malen". Das kann Zero doch nicht egal sein? Oder doch? Wozu dann die Erwähnung, wenn es letzten Endes doch gar keine Rolle mehr spielt und Zero nicht einmal mehr daran denkt?
Ich weiß nicht, ob das in einer eventuellen Fortsetzung aufgegriffen werden soll, aber ich hoffe sehr darauf!
Frei nach Tschechow "Wenn eine Pistole an der Wand hängt, muss sie auch abgefeuert werden!" Ich habe dieses Zitat immer vor Augen, wenn ich selbst schreibe... man könnte es als eine Art Grundgesetz der Dramaturgie ansehen :)

Nun könnte man aber auch argumentieren - das Leben ist kein Ponyhof, es läuft nicht immer alles glatt und da, wo man glaubte, die Liebe zu finden, stößt man plötzlich nur gegen eine Wand. Das wiederum wäre auch sehr realistisch (wie ich in den letzten Tagen selbst schmerzhaft erfahren durfte - irgendwie triffst du meine persönliche Situation immer sehr passend mit den Uploads xD )

So oder so, ich hoffe dringend auf eine Fortsetzung irgendwann! ^o^
auch wenn Zero nicht traurig ist, Karyu ist es bestimmt ;_;

btw - falls es doch keine Fortsetzung gibt: verrätst du uns dann, was du weißt? ;)

Alles in allem eine schöne Geschichte, die mich sehr gut unterhalten und zum Mitfiebern angeregt hat! ^^ Ich liebe deinen Schreibstil! Weiter so ^o^ /
Von: Futuhiro
2014-02-20T13:26:52+00:00 20.02.2014 14:26
Gott, der arme Karyu. Q__Q Dabei hat er sich so eine Mühe gegeben.
Also ich hatte ja durchaus gehofft, daß die beiden nicht direkt zusammenkommen. Aber ich hatte nicht erwartet, daß es nochmal ein derartiges Zerwürfnis geben würde. An so ein bischen Rest-Kontakt und Rest-Freundschaft, die da bleiben würden, hatte ich schon geglaubt. Einerseits war es sicher die vernünftigste Lösung, den Kontakt einfach ganz abzubrechen, aber man hätte es dem armen Kerl schohnender beibringen können.
Ich fand Karyus Reaktion auf den Zettel super. Seine Wut und Enttäuschung waren sehr autentisch beschrieben. Klar, daß er nun doch langsam mal am Ende ist, mit seiner Geduld und seinem Verständnis.

Richtig genial und großartig fand ich den Satz <... daß er mehr von dir will als du ihm gibst.>. Aus dieser Perspektive habe ich das noch nie gesehen, daß es auch einen geben muss, der gibt. Normalerweise kennt man Beziehungen doch immer mehr als win-win-situations, in denen beide Gewinn machen.


Zurück