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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Vergangenheit und Gegenwart

„Hättest du auf dich geachtet, bräuchtest du das Glasauge nicht.“

Verärgert blitzten die braunen Augen. Schuldbewusst senkte Deidara den Blick. „Ich weiß, Danna“, murrte er vor sich hin. Er hatte sein Versprechen nicht richtig eingehalten. Natürlich war Sasori sauer auf ihn, wie er es immer war, wenn der Blonde wieder einmal nicht aufgepasst hatte. Selbstzerstörerische Ader nannte sein Meister diese Verhaltensweise. So schlimm empfand Deidara sich gar nicht. Ein bisschen Risiko musste manchmal sein, sonst wurde das Leben doch einfach langweilig. Der Nervenkitzel berauschte ihn, wenn eine Gefahr sich vor ihm aufbaute oder wenn er eine andere Herausforderung überwinden wollte. Manchmal passierte eben etwas, was nicht berücksichtigt gewesen war. Aber Sasori kalkulierte immer alle Eventualitäten mit ein… nur Kabutos Kugel hatte er nicht erwogen.

„Wie oft soll ich dir noch erzählen, dass du nicht einfach losstürmen, sondern auch mal vorher nachdenken sollst, welche Konsequenzen dein Handeln haben kann.“ Wie ein Panther im Käfig schritt Sasori auf und ab, hielt schließlich vor ihm inne. Unter seinem zornigen Blick fühlte Deidara sich unwohl. „Du kannst es doch. Mach öfter Gebrauch hier von!“ Die schlanken Finger schnippten gegen seine Stirn. „Du hast deinen Kopf nicht nur zum Haare waschen.“

Bei diesen Worten war Deidaras Widerstand schnell wieder geweckt. Schnaubend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Jetzt übertreib es nicht. Nur weil ab und zu mal etwas passiert, was nicht vorhersehbar war, musst du nicht gleich so tun, als wäre ich dumm, hm.“

Sasori verringerte den Abstand zwischen ihnen und hob seine rechte Hand. Sanft strich er das helle Haar aus seinem Gesicht und sah dorthin, wo einmal sein linkes Auge gewesen war. „Gib mir doch keinen Grund dazu“, erwiderte der Rotschopf leise, aber durchdringend. Mit seinem Blick schien er ihm mitteilen zu wollen, dass er sein Auge nicht hätte verlieren müssen. Deidara brummte. Sein Meister hatte ja Recht, wieder einmal.

„Bring das in Ordnung“, verlangte der Rotschopf und ließ die Hand in seinen Nacken gleiten, zog ihn näher zu sich. Mit einem tiefen Seufzen lehnte Sasori seine Stirn gegen die des Blonden. Deidara spürte, wie sein Danna sich langsam entspannte und auch er erlaubte seinen Lidern, sich zu senken.

„Ja, Danna.“ Schließlich wollte er, dass Sasori endlich Ruhe finden konnte. Seine rechte Hand griff nach der seines Meisters und verschränkte ihre Finger miteinander. Die Nähe tat unheimlich gut.

„Und dann sieh zu, dass du dein Leben wieder auf die Reihe kriegst.“

Irritiert blinzelte Deidara. Verständnislos sah er in die braunen Augen, die sich ebenfalls wieder geöffnet hatten. „Wie meinst du das? Ich halte mein Versprechen doch… ich bin sogar wieder Samurai, hm.“ Gut, Samurai war für ihn nicht unbedingt das Erstrebenswerteste. Das Leben eines Rônin hatte ihm sehr gefallen. So viele Freiheiten hatte man nirgendwo.

„Das meine ich nicht…“, begann der Rothaarige genervt. „Hör auf, dich an mich zu klammern wie ein kleines Kind.“

Fassungslos starrte Deidara seinen Meister an. „Ich soll dich vergessen? Vergiss es, hm!“ Unweigerlich löste er sich von Sasori und verschränkte erneut stur die Arme vor der Brust. Sein Blick lag herausfordernd auf seinem Gegenüber.

Sasori rieb sich über die Stirn. Er konnte ihm ansehen, dass er um Beherrschung rang. „Das habe ich nicht gesagt. Muss ich dir ernsthaft ins Gedächtnis rufen, was du selbst immer gesagt hast? Dass du die Schönheit in einem Augenblick lieber magst als die Schönheit eines Bildes oder Gedichtes, welches man immer wieder genießen kann? Dann leb auch danach und klammer dich nicht länger an der Vergangenheit fest. Sie kommt nicht zurück. Kümmer dich lieber um das, was vor dir liegt.“

Deidaras Arme senkten sich wieder, die abwehrende Haltung löste sich auf. Selten sprach Sasori überhaupt so viel an einem Stück. Deidara war unsicher, wie er seine Worte deuten sollte. Es machte ihm Angst, dass sein Danna von ihm verlangte, tatsächlich auch bei ihm seine Ansicht von Schönheit anzuwenden. Wenn er ihn dann vergaß?

Der Rotschopf schien zu ahnen, was in ihm vorging, denn er strich ihm über die Wange und sagte leise: „Wir treffen uns zu O-bon.“

Deidara neigte seinen Kopf leicht, lehnte sich den Fingern entgegen. „Das ist nur einmal im Jahr, hm“, murmelte der Blonde vor sich hin. Seiner Meinung nach könnte O-bon ruhig mehrmals im Jahr gefeiert werden.

„Und den Rest des Jahres kannst du jemand anderem deine Aufmerksamkeit widmen.“

Ungläubig weitete sich das azurblaue Auge. Sasori hatte nichts dagegen, dass er jemand anderen die Aufmerksamkeit schenkte, die er ihm hatte zukommen lassen? Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, wich Sasori zurück, versank in den Schatten hinter ihm.

„Danna, warte!“, rief Deidara und griff nach ihm, um ihn aufzuhalten. Doch seine Finger erreichten seinen Meister nicht mehr. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte nach vorn in tiefe Dunkelheit.
 

Deidaras Lider hoben sich ruckartig. Das Gefühl von Erschöpfung und Trauer schlich durch seine Adern. Zittrig atmete er aus und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Feuchtigkeit benetzte seine Wangen. Ein wenig erschrocken stellte er fest, dass er weinte. Das war doch erbärmlich. Wenigstens sah ihn so niemand. Den Unterarm legte er einfach komplett über seine Augen. Der Blonde brauchte Zeit, um diesen Traum zu verarbeiten. Es kam ihm vor, als hätte jemand Vergangenheit und Gegenwart in einen Topf getan, diesen verschlossen und einmal kräftig geschüttelt.

Oder war Sasoris Geist in seinen Traum gekommen, um ihm das zu sagen? Für ihn war dies die einzige Erklärung. Es gab Geschichten über Geister, die sich eines Körpers im Traum bemächtigten. Selten stellten sie mit dem übernommenen Menschen harmlose Dinge an. Aber sein Meister würde ihm nie etwas antun, da war er sich sicher.

Diese Unterhaltung im Traum machte Deidara klar, dass er Recht gehabt hatte. Sasoris Seele fand noch keine Ruhe. Erst, wenn er das Glasauge hatte, konnte sein Danna in die Welt der Toten zurückkehren. Doch warum sagte er ihm, er solle sich nicht mehr an ihn klammern und sich jemand anderem zuwenden? Er… doch, er klammerte sich an der Vergangenheit fest. Immer noch. Sein eigenes Katana und Wakizashi lagen schließlich auf der Halterung im Wandschrank. Nach wie vor kämpfte er mit Sasoris Waffen.

Hatte sein Danna bemerkt, dass Gaara Interesse an ihm hatte? Natürlich. Als Geist konnte er überall sein, ohne dass ihn jemand bemerkte. Wollte Sasori etwa, dass er sich dem Daimyô wirklich zuwandte? Bisher hatte er sich keine weiteren Gedanken dazu gemacht. Für ihn war das Glasauge wichtiger und was danach kam, war vorerst noch irrelevant. Es war lediglich eine Feststellung gewesen, dass Gaara es sich mit seiner Wahl nicht gerade leicht machte in mehrfacher Hinsicht. Aber ob er sich auf ihn einlassen wollte oder konnte, das wusste er momentan nicht zu sagen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es hing davon ab, wie er sich fühlte, wenn er das Glasauge besaß.

Deidara wischte die feuchten Spuren der Tränen fort. Wenn sein Danna das so wollte, würde er sich wohl damit auseinandersetzen…
 

Am nächsten Morgen rief ein Diener ihn in den großen Saal. Gewissermaßen war der Blonde neugierig. Das bedeutete schließlich, dass irgendetwas Ungewöhnliches vor sich ging. Kaum betrat Deidara den Saal, huschte sein Blick aufmerksam umher. Neben Gaara waren Kankurô, Chôji und Shikamaru anwesend. Sämtliche wichtige Persönlichkeiten der Burg also. Irgendwas war passiert.

Deidara verneigte sich vor Gaara, wie es sich gehörte und trat dann neben Chôji und den General. Eigentlich müsste er seinem Rang entsprechend weiter hinter den beiden stehen, aber so genau nahm er es dann auch nicht und niemand schien sich groß an der kleinen Verfehlung zu stören. Demnach war es nichtig.

„Es traf ein Bote von Katô Dan ein“, begann Gaara ruhig. „In einem Dorf nahe Kochi gab es einen Vorfall. Ich möchte, dass dies genauer untersucht wird.“

Deidara sah den Daimyô interessiert an. „Was für einen Vorfall, hm?“

Die jadefarbenen Augen richteten sich auf ihn. „Die Situation wurde als ungewöhnlich beschrieben. Zwei Gruppen von Landstreichern sind aufeinander getroffen, je vier und zwei Personen. Gekämpft haben jedoch nur zwei Männer laut Aussagen der Bauern. Sie sahen sich recht ähnlich. Schwarzes Haar, schwarze Augen. Jedoch war das Haar des einen Mannes ungleich länger. Er wurde von seinem Begleiter geschützt, nachdem er verwundet wurde. Dieser hatte blaues Haar…“

Deidara musste bei dieser Beschreibung nicht lange überlegen. „Klingt nach Kisame und Itachi, hm.“ Gaara deutete ein zustimmendes Nicken an.

„Und nach der Gruppe, die uns auf der Rückreise von Tokushima angriff“, fügte Shikamaru hinzu.

Entsprach dies der Wahrheit, dann hatte dieser Typ, der ihn nach Itachi gefragt hatte, also sein Ziel erreicht.

„Verzeiht meine Frage, aber wieso sollten wir uns da einmischen, hm?“ Deidara wusste, dass Akatsuki sich sehr gut selbst verteidigen konnte. Es war eher erstaunlich, dass Itachi offenbar schwer verletzt worden war, denn andernfalls hätte Kisame wohl nicht eingegriffen, um seinen Partner zu schützen. So stark war der Kerl mit denselben schwarzen Augen nicht gewesen. Zwar hatte der Blonde nie selbst gegen Itachi gekämpft, aber er hatte bei Itachis Training mit Kisame ab und an zugesehen und konnte seine Stärke abschätzen.

Außerdem konnte man in Kochi kaum wissen, welche Landstreicher nun von Interesse für den Daimyô waren und welche nicht. Normalerweise wurden diese einfach umgelegt, wenn sie Ärger machten. Akatsuki verschwand aber immer sehr schnell wieder und war dann unauffindbar. Vermutlich hatte Gaara wegen dem Überfall Boten an alle Verwalter auf Shikoku geschickt, dass diese Vierer-Gruppe gefasst werden sollte, wenn sie sich zeigte. Offensichtlich war dem Verwalter in Kochi das nicht gelungen.

„Weil diese Gruppe mich und meine Eskorte angegriffen hat und ich nicht dulden kann, dass in meinem Reich weiterhin Unruhe gestiftet wird“, bestätigte Gaara seine Überlegungen. Aber das war noch nicht alles. Deidara erinnerte sich, dass Gaara Akatsuki gewährt hatte, sich auf Shikoku nieder zu lassen als Dank für ihre Hilfe und mit der Auflage, nicht gegen sein Reich vorzugehen, sollten sie einen derartigen Auftrag erhalten. Wenn er das so betrachtete, bedeutete dies gegenseitiger Schutz. Gaara konnte sich sicher sein, dass Akatsuki nicht ihn oder seine Untergebenen attackierte. Im Gegenzug konnte Akatsuki recht ruhig auf Shikoku leben. Denn um die Bande Rônin anzugreifen, musste man auf die Insel. Griff man hier jemanden an, wie diese Vier das getan hatten, gelangten sie unweigerlich in das Visier des Daimyô, der nun gegen sie vorging. Ein wissendes Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Es ging nicht nur um den Angriff auf den Daimyô selbst. Dahinter steckte viel mehr. Und jeder hier im Saal wusste das auch.

„General Nara“, begann Gaara befehlsgewohnt. In solch offiziellen Versionen benutzte der Daimyô natürlich die distanzierten Anreden. „Ihr werdet nach Kochi reiten und diesen Fall untersuchen. Deidara wird Euch begleiten. Akimichi wird Euch in der Zeit vertreten. Solltet Ihr weitere Männer benötigen, sei es Euch freigestellt, diese auszuwählen. Solltet Ihr diese Vierer-Gruppe ausfindig machen, nehmt sie gefangen und bringt sie her.“

Deidaras Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Er sollte mitgehen, weil er sich mit Akatsuki auskannte. Und vermutlich auch, weil er am ehesten diesen schwarzäugigen Kerl identifizieren konnte. Ein wenig Aufregung war genau das Richtige.

„Sehr wohl, Gaara-sama“, sprach Shikamaru förmlich und verbeugte sich.



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