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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Gedanken

Gaara war hart zu dem Blonden gewesen, dessen war er sich bewusst. Und es tat ihm Leid. Doch seine Worte würde er nicht zurücknehmen. Sie entsprachen der Wahrheit und offensichtlich war es bitter nötig gewesen, dass jemand es mal aussprach. Denn seitdem benahm sich Deidara ausgesprochen friedlich. Ein paar Tage waren inzwischen vergangen. Er hatte ihn in Ruhe gelassen, damit er darüber nachdenken konnte. Doch nach wie vor ließ er sich berichten. So wusste er, dass Deidara direkt nach dem Gespräch die Burg verlassen hatte und erst am späten Abend zurück kehrt war. Die nachfolgenden Tage hatte er meistens auf irgendeiner Mauer oder im Park verbracht. Zwar bediente er sich noch immer nach Belieben in der Küche, aber die Sakevorräte blieben vorerst unangetastet und es gab keinen weiteren Zusammenstoß mit seinen Samurai. Er schien andere Menschen eher zu meiden.

Die neue Wendung beruhigte den Rotschopf nur teilweise. Es war gut, nicht mehr zu befürchten, Deidara vielleicht doch noch rausschmeißen oder gar zum Tode verurteilen zu müssen. Allerdings machte er sich Gedanken darum, wie es ihm nun ging, nachdem er ihn so unnachgiebig mit der Realität konfrontiert hatte.

Nachdenklich erhob er sich von seinem Tisch und trat ans Fenster, um dieses zu öffnen. Versonnen schweifte sein Blick über die Burg. Gaara würde gern in einer ungezwungenen Atmosphäre mit dem Blonden reden. Die Frage war, ob Deidara jetzt noch mit ihm sprechen wollte? Unbewusst blieben seine Augen an der Mauerstelle hängen, wo der Rônin vor über einem Jahr gesessen hatte. Sollte er überrascht sein, dass er ihn erneut dort vorfand? Wie damals wehte das lange Haar im Wind und bildete einen sanften Kontrast zum Meer. Der Drang, sich für eine Weile zu ihm zu gesellen, wuchs. Und wenn er nur herausfand, dass der Blonde sauer auf ihn war, wäre das zumindest ein weiterer Schritt. Wie er in dieser Situation vorging, konnte er dann entscheiden.

Gaara schloss das Fenster und verließ sein Arbeitszimmer. Über die Treppe hinab und durch das angrenzende Nebengebäude nahm er den üblichen Weg zum Wehrgang der Burgmauer. Der frische Wind, der vom Meer her milde über seine Burg hinweg wehte, verfing sich in seiner Kleidung und zerstrubbelte das kurze Haar.

Deidara bemerkte ihn aus dem Augenwinkel. Da Gaara sich nicht von seiner linken Seite näherte, musste er auch nicht deutlicher auf sich aufmerksam machen. Man konnte nie wissen, wie ein Krieger reagierte, der unerwartet aus seinen Gedanken gerissen wurde. Und da Deidara links nichts sah, bestand die Gefahr durchaus, ihn zu einer instinktiven Abwehrreaktion zu verleiten, sollte er sich erschrecken. Im schlimmsten Fall trennte dann ein Katana den Kopf vom Rumpf.

„Darf ich mich zu Euch gesellen?“, fragte Gaara ruhig. Er behandelte den Rônin nach wie vor höflicher als man von einem Daimyô erwartete. Auch wenn die meisten vor Akatsuki großen Respekt hatten, so gehörte Deidara nicht mehr zu der Bande und war damit alleine eine geringere Gefahr, im Normalfall. Den Blonden konnte man allerdings derzeit nicht als Normalfall bezeichnen. Für ihn änderte es jedoch nichts. Gaara wollte ihn außerdem freundlich behandeln, wollte er selbst schließlich auch so behandelt werden. Zwar gebot es sein Titel, niedere Klassen entsprechend zu behandeln, aber sie waren jetzt allein. Niemand hörte ihnen zu. Also konnte er selbst entscheiden, wie höflich er sein wollte.

Auf seine Frage erhielt Gaara zumindest ein angedeutetes Nicken, dann sah der Blonde wieder auf das Meer hinaus. Deidara duldete ihn in seiner Nähe. Das wurde als positiv gewertet. Gaara lehnte sich also in geringer Entfernung gegen die Mauer, legte seine Hände locker auf den Ziegeln des Mauerabschlusses ab und ließ seinen Blick über die blauen Wellen gleiten, die zum Ufer rollten. Damals hatten sie über Ryûjin gesprochen. So unbefangen würde ein heutiges Gespräch nicht werden, sollte Deidara bereit sein, mit ihm sprechen zu wollen.

Ob er etwas sagen sollte? Der Rotschopf war sich nicht sicher. Diese Lage konnte er schwer abschätzen. Allgemein fiel ihm die emotionale Ebene nicht leicht. Jahrelang hatte er sich inmitten einer Burg voller Menschen einsam gefühlt. Inzwischen achtete man ihn und er pflegte ein wohl recht normales Verhältnis zu den verbliebenen Familienmitgliedern, aber er hatte das Gefühl, es mangelte ihm an emotionaler Erfahrung.

Gaara machte sich wohl zu viele Gedanken darum, denn Deidara brach die Stille zwischen ihnen. „Ihr hattet Recht, hm.“ Die Stimme des Rônin war leise und verblüffend ruhig, so ganz ohne provokanten oder amüsierten Unterton. Überrascht betrachteten Jadeaugen den Blonden von der Seite. Doch dieser mied Blickkontakt und sah weiterhin aufs Wasser. Gaara hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Deidara ihm einfach so Recht gab.

„Solange niemand es ausgesprochen hat, war die Tatsache gut zu verdrängen… aber ich habe Sasori Schande bereitet, hm.“ Die Trauer war heraus zu hören und es tat Gaara Leid, ihn so rabiat mit diesem empfindlichen Thema konfrontiert zu haben. Vielleicht trug es aber zur Besserung bei.

„Ich denke, es ist ein Anfang, sich dessen bewusst zu sein. Dann kann man es auch ändern“, erklärte der Rothaarige nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens. Deidara war bereit, sich seiner Worte anzunehmen, dann war bestimmt etwas von ihm zu retten.

Das leise Seufzen wurde vom seichten Wind beinahe fort getragen. „Aber was, wenn ich Sasori vergesse? Wenn alles, was er war, verschwindet, hm…“

Darauf wusste Gaara nicht sofort eine Antwort. Konnte man einen geliebten Menschen überhaupt vergessen? Er hatte noch nie jemanden geliebt, wusste nicht einmal, ob er überhaupt zu derartigen Gefühlen fähig war. Aber seinen Vater hatte er auch noch nicht vergessen und den hatte er gehasst. Demnach wäre es doch seltsam, jemanden zu vergessen, den man liebte. Oder?

Der Rotschopf glaubte nun jedoch, Deidaras Handeln etwas besser nachvollziehen zu können. Wenn er Angst hatte, Sasori zu vergessen, war es wohl nicht verwunderlich, sich von allen Menschen zurückzuziehen, allein herum zu reisen und um den Tod zu betteln, wie der Blonde es getan hatte.

„Das ist der Grund, weswegen Ihr Akatsuki verlassen habt?“, fragte Gaara nach. Nur, um sicher zu gehen. Eigentlich war es bereits deutlich erkennbar.

Ein zustimmendes „Hm“ war die Antwort. „Es kam mir… falsch vor, einfach weiter zu machen, obwohl er fehlt.“

Gaara bezweifelte, dass Akatsuki einfach so weiter gemacht hatte. Sie waren jahrelang Partner gewesen. Nicht nur bei Deidara hatte Sasoris Tod ein Loch gerissen, auch bei der Bande fehlte dessen Meister. Und durch das Verschwinden des Blonden war eine weitere Lücke hinzugekommen, an die man sich erst gewöhnen musste. Menschen brauchten eine gewisse Stabilität. Änderte sich etwas in ihrem Umfeld, musste man sich erst wieder daran anpassen.

„Ich bin mir sicher, dass Sasoris Tod für sie auch ein Verlust war“, murmelte er nachdenklich.

Endlich wandte der Blonde ihm sein Gesicht zu und sah ihn an. Die Trauer in dem azurblauen Auge versetzte ihm einen unangenehmen Stich in der Brust. Konnte er nicht irgendwas tun, damit Deidara wenigstens nicht mehr von dieser Trauer geplagt war und vielleicht zu seinem früheren Selbst zurückfand? Und wenn es nur ein wenig war.

Der Blickkontakt währte nicht lange, da wandte Deidara sich dem Meer wieder zu. „Mag sein, aber Akatsuki war nie meine Heimat, hm.“

Gaara runzelte die Stirn. Akatsuki? Deidara bezog sich auf Menschen, wenn er von Heimat sprach? Dann… „Sasori war Eure Heimat?“, hakte er nach, um seine These zu überprüfen. Ein Nicken bestätigte ihm seine Überlegung. Das machte die Tragödie noch komplizierter als sie bereits war. Deidara trottete seit einem Jahr durch Japan, ohne zu wissen, wo er hin sollte. Ein Ziel hatte er auch nicht, wenn man seine Versuche, sich töten zu lassen, außen vor ließ.

Und erneut wusste der Rotschopf nicht, was eine gute Antwort wäre. Denn ein paar tröstende Worte würden sicherlich nicht viel bringen. ‚Das Leben geht weiter‘ oder ‚Ihr werdet eine neue Heimat finden‘ klangen in seinen Ohren hohl. Grübelnd beobachtete Gaara die Wellen, die sich den Strand hinauf schoben, gemächlich, beruhigend summend.

Wie sollte man jemandem wieder einen gewissen Halt im Leben geben, der seine Heimat nach dem Grad seiner Zuneigung auswählte? Wie konnte er hoffen, Deidara je auf diese Art nahe zu sein? Er hatte an dem Blonden Interesse, doch er wagte nicht, auch nur annähernd so weit zu denken, dass er ihm je das bieten könnte, was dieser brauchte, um sich wohl zu fühlen.

Aber vielleicht konnte er ihm eine Aufgabe geben, bis Deidara eine neue Heimat gefunden hatte…

„Eine neue Heimat wird vermutlich nicht leicht zu finden sein“, begann er langsam, „aber ich könnte Euch derweil eine Aufgabe geben, die Euch die Suche erleichtern könnte.“ Es war nur ein Vorschlag. Gaara zweifelte daran, dass Deidara selbigen annahm. Jahrelang war der Blonde schon Rônin. Es würde hart für ihn werden, sich erneut an die steifen Gepflogenheiten des Burglebens und des Samuraidaseins zu gewöhnen. Aber einen Versuch konnte man durchaus wagen.

Da Gaara den Blonden nun wieder anschaute, um seine Reaktion zu verfolgen, fiel ihm der skeptische Seitenblick natürlich auf. „Was für eine Aufgabe, hm?“

Ernst blickte der Daimyô Deidara an. „Ihr könntet in meine Dienste treten. Als Samurai.“ Nun war es raus. Und die Mimik von Deidara reichte von schockiert über ungläubig bis hin kritisch. „Und mich wieder von den tausend Regeln lenken lassen wie eine Marionette, hm?“, brummte Deidara unwillig.

Immerhin schien ihm nicht völlig egal zu sein, wie er lebte. Dass der Blonde mit Regeln und Normen so seine Probleme hatte, war Gaara bereits aufgefallen und er war sich darüber im Klaren gewesen, noch bevor er ihm diesen Vorschlag unterbreitet hatte.

„Denkt darüber nach. Ihr müsst nicht sofort antworten“, erklärte Gaara und trat einen Schritt von der Mauer zurück. „Entschuldigt mich, ich werde mich jetzt wieder meinen Aufgaben widmen.“ Für einen Herzschlag deutete sich ein Lächeln auf den Lippen des Rotschopfes an, ehe er sich umwandte und entfernte.



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