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Harry Potter und der Halbblutprinz

von

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Differenzen beilegen

"Ich möchte bitte die Hausaufgaben nach der Stunde fein säuberlich auf meinem Tisch haben. Ich werde sie bis zur nächsten Unterrichtseinheit durchgehen und die Ihnen dann korrigiert zurückgeben" Snape stand vor der Klasse und benahm sich wie immer. Der steinerne Gesichtsausdruck, wie gewohnt.

Wäre Harry nicht von Snapes schauspielerischen Fähigkeiten überzeugt gewesen, wäre er sicher unsicher geworden. Er wusste, dass diese Farce nötig war.

Ron saß neben Harry und sagte kein Wort. Zwischendurch sah er wütend zu Harry und dann zu Snape und schüttelte den Kopf.

Trotzdem wusste Harry, dass er ihn nicht verraten würde.

Er bemühte sich, so normal wie möglich zu benehmen, was ihm schwer fiel. Am liebsten wäre er vor der ganzen Klasse über Snape hergefallen. Wieder schwirrten die Bilder des gestrigen Abends durch seinen Kopf, fast meinte er, Snape noch schmecken zu können, das Gefühl seiner Lippen auf seinen eigenen.

Verklärt beobachtete er Snape dabei, wie er ihnen etwas aus dem Buch vorlas.

Als dieser geendet hatte und Harrys Blick bemerkte, zog er eine Augenbraue gespielt streng nach oben.

Harry grinste kurz und sah dann in sein Buch. Wie sollte er bloß die Unterrichtsstunden von Snape überstehen? Er würde ihn ständig anstarren müssen, sich damit quälen, dass er nicht zu ihm konnte, obwohl sein Geliebter doch so nah war.

Als es endlich zum Stundenende klingelte und alle nach vorne gingen, um ihre Hausaufgaben abzugeben, ließ Harry sich Zeit beim Einpacken seiner Tasche. So blieb er als letzter im Klassenzimmer zurück, nachdem Hermine ihm noch einen verschwörerischen Blick zugeworfen hatte. Bisher hatte Harry noch keine Möglichkeit gehabt, ihr von gestern Abend zu erzählen.

Er schloss die Tür des Klassenzimmers. Das Geräusch ließ Snape von seinen Notizen aufblicken. Er sah Harry freundlich an, der lächelnd auf ihn zukam.

"Harry, das ist zu gefährlich. Bitte, ich möchte dich nicht wegschicken, aber wir können es uns nicht leisten, entdeckt zu werden", beschwor ihn Snape leise. Er war aufgestanden und nah an Harry herangetreten. Man sah ihm an, dass es ihm förmlich körperlich schmerzte, Harry nicht berühren zu können und diesem ging es genauso. Aber er nickte, denn er wusste, dass Snape Recht hatte.

"Ich wollte nur fragen, wann wir uns wieder treffen können", flüsterte Harry und probierte einen Augenaufschlag, der unschuldig wirken sollte.

Snape lächelte. "Heute Abend geht es leider nicht, ich muss zu einer wichtigen Besprechung nach Hogsmeade. Ich lasse es dich wissen, wenn ich einen Zeitpunkt festlegen kann" Snape hauchte ihm schnell einen Kuss auf die Lippen und scheuchte ihn dann aus dem Klassenraum. "Verpass nicht wegen mir die nächste Stunde!"
 

Als Harry die Kerker verließ, sah er, dass Ron auf ihn gewartet hatte. "Du hattest Recht, er IST ganz anders, wenn ihr alleine seid."

"Moment, hast du uns etwa - Oh Ron, wie konntest du das tun?!" Ron betrachtete schuldbewusst seine Schnürsenkel.

"Es tut mir leid", nuschelte er schließlich, "Ich wollte mir nur Gewissheit verschaffen..."

"Gewissheit über was?!" Harry war sauer auf seinen besten Freund. Nicht nur, dass er ihm gestern nachgelaufen hatte, nun hatte er ihn auch noch durch ein Schlüsselloch belauscht! Doch da Ron nun von der Bindung zwischen Harry und Snape überzeugt zu sein schien - zumindest überzeugter als am Morgen oder gar am Vorabend - entschloss er sich, nur einen halben Tag lang kein Wort mehr mit ihm zu wechseln.

Wütend stapfte er davon, Ron folgte ihm bedröppelt.

Es tat gut, den Spieß umdrehen zu können, Harry grinste in sich hinein und war froh, dass sein Freund das von hinten nicht sehen konnte. Gemeinsam gingen sie ins Gewächshaus, wo sie nun Kräuterkunde hatten.

Professor Sprout betrat soeben den Raum, irgendwelche fürchterlich stinkenden Knollen in den Händen, mit denen sie wohl die heutige Unterrichtstunde verbringen würden.

Niemand sah sehr begeistert aus.
 

Beim Abendessen herrschte die übliche Eintönigkeit, mit dem einzigen Unterschied, dass Snape nicht da war.

Traurig schielte Harry zu seinem Platz, er wusste ja, dass dieser in Hogsmeade war. Er fühlte sich trotzdem elend.

Er hatte nicht bedacht, dass sie sich nicht jeden Abend würden sehen können. Immerhin hatte Snape Verpflichtungen und vor allem einen Job, der viel Zeit von ihm verlangte.

Harry seufzte und stocherte lustlos in seinem Essen herum.

Hermine sah in mitfühlen an, sie konnte sich denken, warum Harry so drauf war. Selbst Ron schien Harrys schlechte Laune aufgefallen zu sein, er versuchte ihn nach allen Kräften mit blöden Geschichten von Fred und George aufzumuntern.

Harry lächelte müde, aber er froh, dass Ron wieder normal war und sich anscheinend mit dem Geliebten seines besten Freundes abgefunden hatte.

Das deprimierndste von allem war aber, dass er noch immer Hausaufgaben zu erledigen hatten. Nun da sie alle ihre ZAGs erhalten hatten, schienen die Lehrer sie noch härter ranzunehmen als gewohnt. Er hatte einen riesigen berg an Arbeit vor sich und dass er seinen letzten Aufsatz so gut geschrieben hatte, war da nur eine seichte Ermunterung.

Nach dem Essen trotteten sie alle müde in ihren Gemeinschaftsraum zurück und machten sich ans Schreiben. Die einzige, die noch einigermaßen frisch schien, war Hermine. Die nahm Harry beiseite und verlangte von den Geschehnissen des Vorabends zu erfahren. Eigentlich war Harry nicht in Erzähllaune, aber er war Hermine das schuldig, nachdem sie ihm die volle Unterstützung zugesagt hatte. Und so berichtete er ihr. Allerdings achtete er darauf, dass Ron nichts davon mitbekam. Auch wenn er Harry nun ebenfalls zu unterstützen schien, so brannte er sicher nicht darauf, jedes schmutzige Detail zu erfahren. Außerdem musste er nicht unbedingt hören, wie er Hermine von ihrer Auseinandersetzung berichtete. "So etwas habe ich mir schon gedacht", unterbrach sie ihn, "Er war heute morgen wirklich UNGEWÖHNLICH schlecht gelaunt" Harry grinste und fuhr fort mit dem, was nach dem Unterricht passiert war.

Als er geendet hatte sah Hermine ihn viel versprechend an.

"Na, da hast du dich aber schnell entschlossen, Harry!" sie lachte, im Endeffekt hatte sie recht behalten, nur war es doch schneller gegangen, als sie gedacht hätte.

Harry grinste sie nur wortlos an und machte sich dann an die Hausaufgaben. Wenigstens hatte Snape ihnen heute nichts aufgegeben, so bestand zumindest eine kleine Chance, dass er nicht ständig an ihn denken musste.

Plötzlich klopfte es am Fenster des Gemeinschaftraumes. Eine graue Eule pickte mit ihrem Schnabel gegen die Scheibe und begehrte Einlass. Da sie sonst keinen zu kümmern schien, stand Harry auf und ließ sie herein.

Prompt setzte sie sich auf seine Schulter und zwickte in sein Ohr. Was wollte die Eule nur von ihm? Die Eule schuhute genervt, flog dann zu Harrys Platz und ließ sich auf seinem Zaubertränkebuch nieder. Dann streckte sie ihm auffordernd den Fuß entgegen, an dem ein kleiner Zettel befestigt war.

Harry löste ihn von ihrem Bein und erkannte seinen Namen darauf. Die Eule erhob sich und flog wieder aus dem Fenster, das Harry rasch schloss.

Er setzte sich wieder an seinen Platz und sah sich um. Außer Hermine, die mal kurz aufgesehen hatte, hatte niemand Notiz von der Eule genommen. Gut so.

Er rollte den Zettel auseinander und erkannt die spitze saubere Handschrift Snapes.

Sein Herz hüpfte, als er die wenigen Zeilen las.

>Harry,

ich würde dich gerne morgen Abend sehen.

Komm doch nach dem Quidditchtraining in den dritten Stock.

Dort gibt es einen Wandteppich, hinter dem eine Tür verborgen ist. Das Passwort ist Liber Corpus.

Severus<

Sein Abend war gerettet. Euphorisch steckte Harry den Zettel in seine Hosentasche.

Morgen Abend würden er und Severus sich wieder sehen.

Natürlich musste er gleich Hermine von der Nachricht erzählen. Ron war an sie herangetreten, da er seine letzten Hausaufgaben gerade beendet hatte, hörte also notgedrungen mit. Hermine lächelte und klopfte Harry auf den Rücken, wünschte ihm viel Spaß. Ron allerdings hatte einen gequälten Gesichtsausruck.

"Nach dem Quidditchtraining also? Dann gehen wir nicht zusammen zurück? Ich dachte, wir machen wie immer noch einen Abstecher in die Küche und -"

"Ihr macht WAS?!" Hermine war entsetzt.

"Ist doch auch egal."

"Tut mir Leid, Ron, ich... Morgen ist Dienstag, am Freitag haben wir wieder Training. Ich werd den ganzen Abend für dich Zeit haben, versprochen!" Harry hatte ein schlechtes Gewissen. Dass sie nach dem Training nochmal in die Küche gingen und einen kleinen Snack aßen, war schon fast so etwas wie ihr Ritual geworden. Und nun versetzte er ihn einfach so. Doch die Situation war für sie alle neu und Harry musste noch lernen, wie er sich um alle auf einmal kümmerte. Er vermisste Snape im Moment jedoch noch so sehr, dass das Treffen mit ihm oberste Priorität hatte.

Er lächelte Ron entschuldigend an. "Lass uns ins Bett gehen", seufzte dieser enttäuscht. Harry nickte und räumte schnell seine Schulbücher, Pergamente und Federn zusammen.
 

Dann saßen sie sich im Schlafsaal gegenüber, jeder auf seinem Bett, und schwiegen sich an.

Endlich traute Harry sich, wieder zu sprechen. Es bestand keine Gefahr, dass jemand mithören konnte, denn Neville schlief wie ein Toter, wenn er einmal lag und Seamus war noch unten im Gemeinschaftsraum.

"Ron, du darfst nicht glauben, dass du mir nicht mehr wichtig bist. Du bist immer noch mein bester Freund."

"Ja, ich weiß"

"Du glaubst mir nicht, oder?" Ron schüttelte leicht den Kopf

"Ich möchte nicht, dass es zwischen uns anders wird, weil ich mich verliebt habe!"

Ron hatte wieder den gleichen verzweifelten Gesichtsausdruck wie am Vorabend. "Es war ja auch kein Problem, wenn es nicht ausgerechnet SNAPE wäre, oder?"

"Ron, entscheide dich doch endlich, ob du eifersüchtig bist oder ob dir die Tatsache, dass ich mich in Snape verliebt habe, so auf den Sack geht!"

Ron zog eine Schnute und schwieg. Anscheinend war ihm das selbst nicht so ganz klar.

"Ich kann es dir nur nochmal sagen: Du bist mein bester Freund! Du bist mir wichtig, aber momentan bin ich einfach verliebt. Ich denke, dass es normal ist, dass man dann mit demjenigen Zeit verbringen möchte, in den man verliebt ist." Harry kam sich schrecklich erwachsen vor, wie er so redete.

"Lass uns jetzt schlafen, Ron, das bringt doch nichts, gerade."

Sein Freund nickte, ließ sich in sein Bett fallen und zog die Decke über sich. Kein ‚Gute Nacht’. Nichts.

Harry seufzte lautlos. Irgendwie war ihm die Sache mit Ron zu glatt gelaufen gestern und er hatte Recht behalten. Sein Freund hatte sich nur aus schlechtem Gewissen wieder normal benommen. Und da das nun abklang, konnte er wieder gegen Harry und seine Verbindung zu Snape sein, völlig egal, was er noch gesagt hatte, nachdem er sie im Klassenzimmer belauscht hatte.

Harry wollte nicht mehr daran denken, er konzentrierte sich mit jeder Faser seines Körpers darauf, sich auf den morgigen Abend zu freuen, endlich würde er Severus wieder sehen, ihn umarmen und küssen können.

Hoffentlich würde er ihn nicht wieder zurückweisen. Obwohl Harry einsah, dass sein Lehrer aus Vernunft gehandelt hatte, war er doch etwas verletzt gewesen.

Ein Gleichaltriger hätte sich sicher nicht so verhalten, aber was brachte es, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Es war nun mal Snape, den sich sein Herz ausgesucht hatte, und trotz all der Schwierigkeiten, die das mit sich brachte, war er im Moment so glücklich wie noch nie.
 

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Besucht doch auch den Doujinshi, den wir zum Halbblutprinzen angefangen haben :)

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  TayaTheStrange
2008-10-05T18:48:57+00:00 05.10.2008 20:48
Harry redet wirklich verdammt erwachsen...nun ja, da könnte man sagen, er ist ja bereits 18, aber eigentlich tut das nichts zur Sache. Vll hat die Liebe ihn vorzeitig reifen lassen. *gg
Hoffen wir, dass es Ron auch bald trifft, da mit der Ärger ein Ende hat.
Auf jeden Fall bin ich jetzt schon neugierig auf das geheime Treffen *gg

Von: abgemeldet
2008-08-20T15:50:11+00:00 20.08.2008 17:50
Drama Drama Drama....
Von: abgemeldet
2008-07-26T19:33:57+00:00 26.07.2008 21:33
Ron ist ronnig XD
*lach*
und ich find die art zu schreiben die ihr fabriziert toll!
Von:  SesshomaruFluffy
2008-07-16T21:13:43+00:00 16.07.2008 23:13
Okay, vielleicht lasse ich Ron aus dem Käfig...
Vielleicht... *grins*
Bisher gefällt mir das sehr gut>.<


LG
SessFluff
Von: abgemeldet
2008-06-25T05:05:34+00:00 25.06.2008 07:05
na so ganz trau ich dem frieden ja nicht, aber zumindest haben sie darüber geredet.
ich bin schon gespannt auf das treffen hinter dem wandteppich... was snape wohl vorhat?
Von: abgemeldet
2008-06-12T18:17:51+00:00 12.06.2008 20:17
Oje, Ron weiß aber auch nicht was er will.
Ich hoffe, er bekommt sich wieder ein.
Aber alles im allen ein schönes Kapitel.
VLG Selena


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