Zum Inhalt der Seite

The Eyes of Guardian

Her deepest feelings
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Fenster gegenüber

Ich kann mich noch immer nicht aus meiner Starre rühren.

„Was tust du hier?“, ich zucke mit der Hand.

Er steht auf und kommt langsam auf mich zu.

Los Körper, befehle ich innerlich.

Los, beweg dich. Hau ihm eine runter oder weich wenigstens aus.

Aber nichts geschieht.

Ridan bleibt wenige Zentimeter vor mir stehen und sieht mich noch immer direkt an.

„Hab ich doch gesagt. Mein Zimmer ist da, direkt gegenüber.“, er zeigt aus dem Fenster. „Komische Architekten, dass sie die Fenster auf selber Höhe nur siebzig Zentimeter auseinander bauen. Da kann ja jeder rüber springen.“

Ich werde rot, erstens vor Scham weil ich das nicht bemerkt habe und zweitens, vor Wut, weil ich mich nicht rühren kann. „Das erlaubt noch lange nicht, dass du hier in mein Zimmer kommst.“, fahre ich ihn an.

Er lacht und mein Körper wird ganz locker. Ich stolpere nach hinten und lande auf meinem Sofa.

„Hey, das sieht ja aus wie unseres. Nur in klein.“, bemerkt er locker, er beugt sich vor und stützt sich mit den Armen links und rechts neben meinem Kopf ab. Das war mir auch schon aufgefallen. Ich liebe mein blaues Sofa und dann taucht nur ein paar Wochen, nachdem ich es gekauft habe, eine Familie auf, die genauso ein Sofa auch hat und zieht dann noch neben uns ein. Zufall?

„Ganz schön frech, mich anzulügen und mich dann auch noch mit deiner nervigen kleinen Schwester allein zu lassen, Hannah.“ Angelogen. Für einen Moment denke ich daran, mich zu entschuldigen. Aber ich hab es ja für Haley gemacht. Außerdem ist es doch meine Sache, ob ich lerne oder bade!

Sein Gesicht ist nur wenige Millimeter von meinem entfernt und er sieht sehr verärgert aus. Sein Atem duftet nach Pfefferminze. Von ihm geht eine Wärme aus, die ich nicht in Worte zu fassen vermag. Ich sehe ihm direkt in die Augen, aber da ist noch etwas anderes, als Ärger.

Ich kann es nicht deuten.

Er lächelt als er meinen nachdenklichen Blick bemerkt.

„Was ist los, mache ich dich nervös?“, er kommt immer näher und mittlerweile kann ich meinen Herzschlag bis in die Zehenspitzen spüren.

„Was willst du?“, frage ich mit fester Stimme.

Er grinst mich frech an. „Dich!“

Ich zucke und denke, dass er einen Witz macht.

„Mich?“, hake ich nach.

Er drückt seine glühende Stirn an meine und haucht die Antwort auf meine Lippen.

„Dich, Hannah!“

Ich traue mich nicht, den Mund zu öffnen also senke ich erst den Kopf ein bisschen, so das sein Mund meine Wange berührt. „Warum?“

Flüchtig haucht er einen Kuss auf meine Wange und beim nächsten Wimpernschlag sitzt er wieder auf meinem Bett. Die Stelle an der er mich gestreift hatte, glüht und kribbelt angenehm.

„Wie... wie bist du so schnell dorthin gekommen?“, ich stehe auf und gehe auf ihn zu.

„Ich sag‘s dir wenn du mich küsst!“, sein freches Grinsen bekommt einen bittersüßen Unterton. Aber wie von selbst komme ich näher, bis meine Füße den Bettrahmen berühren. Und, ohne dass mein Hirn oder der Rest von mir, reagieren kann, liege ich mit dem Rücken auf der Matratze.

„Was...“, ich habe mit einhundert Prozentiger Sicherheit, nicht gerührt. „Wie hast du das gemacht?“

„Was soll ich denn gemacht haben?“, Ridan nagelt mich mit Armen und Beinen fest. Seine Hände sind noch wärmer als vorhin.

„Na, DAS hier!“, fauche ich und versuche zu zappeln, aber nicht einmal das, funktioniert. „Wie machst du das? Du bist doch mindestens fünf Zentimeter kleiner als ich!“

Von einem Moment zum anderen wird seine Miene kalt und fahl. „Klein?“

„Ich müsste doch eigentlich stärker sein oder... so viele Muskeln kannst du doch wohl nicht unter dem Pulli verstecken. Was ist? Bist du jetzt stumm?“, mein fauchen wird zu einem Schrei.

Ridan löst seine Hände und sitzt nun über mir, auf meinen Knien und starrt ins Leere. „Ich bin zu klein.“

„So hab ich das nicht gesagt. Das würde mich nicht mal stören... ich...“, ich zögere und werde rot. Ridan greift meine Hände und zieht mich hoch. In einem einzigen Atemzug zieht er mich in seine Arme und ich sitze auf seinem Schoß. Alles um mich flirrt vor Wärme.

„Wie ist das möglich?“, nuschele ich an seine Brust, an welche er meinen Kopf krampfhaft presst.

„Bitte, bitte lass mich in deiner Nähe bleiben, Hannah. Bitte lass es egal sein, dass ich kleiner bin als du!“, seine Finger fahren sanft durch mein Haar und in meinen Nacken. „Ich bin nicht wie du, ganz und gar nicht.“, er sagt es so leise, das ich es beinahe nicht gehört hätte. Auf der Straße vor dem Haus fährt mit viel Getöse eine Gruppe Motorräder vorbei und dann ist es mucksmäuschenstill. „Ich kann dir jetzt nicht mehr sagen. Aber eines musst du wissen.“, er hält mich eine halbe Armlänge von sich weg und sieht mir tief in die Augen. „Jeder von uns, Hannah, braucht jemanden, für den er lebt.“

Flüchtig wie ein lächeln streifen seine Lippen meine Wange.

Dann ist er weg.

Im Zimmer gegenüber schließt das Fenster und die Gardinen werden zugezogen. Ich sitze auf meinem Bett und taste mit den Fingerspitzen über den feurig heißen Abdruck den seine Lippen hinterlassen haben. Nach einer halben Ewigkeit schließe ich das Fenster und versuche zu schlafen, aber ich sinke nur in eine Flut aus Fragen und Verwirrung.

Wer oder Was ist Ridan?

Was meint er damit, dass jeder jemanden braucht, für den er lebt!? Warum hat er mich geküsst? Und, warum ist mir so unheimlich kalt, nachdem mir bei ihm so warm war?

Gegen drei Uhr, gleite ich endlich in eine traumlose Phase ab.

Trotzdem bin ich am nächsten Morgen wie gerädert.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück