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Das Tagebuch von Falconaegleredlrah da Ler

von

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Tag 50
 

50 Tage ist es nun schon her, dass ich meine Heimat verlassen habe. 50, nicht 49. Wie konnte ich mich nur so irren! Aber vielleicht hätte es ohnehin nichts geändert.

Ich habe versagt, ich habe nicht nur den Fluch nicht brechen können, ich habe auch von diesem einen Tag, an dem ich frei war, nichts gehabt…nein, das ist nicht wahr.

Es ist ein angenehmes Gefühl. Mir ist einiges klarer geworden, und einige neue Fragen habe ich auch.

Die wichtigste darunter ist: Woher kommt diese Scheu? Als ich diese Menschen gesehen habe ist mir klar geworden, dass ich mich verzählt hatte, dass heute DER Tag ist.

Vernünftig wäre, ihnen die Sache zu erklären. Sie wirken vernünftig und würden es wohl verstehen. Aber ich kann nicht – dem Größeren der Beiden, Lod heißt er, glaube ich, könnte ich es wohl sagen, aber Rehjo…das Seltsame ist, dass ich Rehjo wählen würde. Aber ihm kann ich es nicht sagen. Diese merkwürdige Scheu hält mich zurück. Was, wenn er mich abweist? Irgendwie erscheint mir das schlimmer, als gar nicht erst zu fragen; obwohl das Endergebnis doch das Gleiche wäre.

Abweisung. Noch etwas, das ich jetzt erst verstehe. Es ist doch gleich, dachte ich früher, es macht doch keinen Unterschied…sogar als ich die ersten Menschen gesehen habe. Sie unterscheiden sich viel stärker voneinander als ich und die Meinen, aber dass ich einen von ihnen so sehr anderen vorziehen könnte, das ist mir heute erst klar geworden.

Rehjo…die Wahrheit ist, es wäre mir gleich, wenn Lod mich abwiese, deswegen würde ich es wagen, ihm von unserem Fluch zu erzählen…aber ich sage ihm nichts, denn wenn er mich nicht abweisen würde, dann wäre mir auch das gleich – ich will die Zeit lieber damit verbringen, Rehjo anzusehen, solange er noch so besonders ist, so anders, so…jetzt sieht er zu mir herüber, will wissen was ich schreibe…vielleicht sage ich es ihm doch…
 

Tag 57
 

Ich habe mich geirrt. Der Fluch besteht nach wie vor, er ist wieder wirksam, aber Rehjo ist immer noch…anders für mich. Die Gedanken die ich habe wenn ich ihn ansehe sind aber andere. Ich mag seine Stimme. Und ich mag es, wie sein Haar in der Sonne glänzt…es ist ein Glück, dass die beiden meinten, sie könnten einen Bogenschützen brauchen, ich bin jetzt mit ihnen unterwegs.

Natürlich will ich weiter versuchen, den Fluch zu brechen, aber jetzt, wo der Tag vorbei ist…ich werde es in hundert Jahren noch einmal versuchen müssen. Bis dahin wird Rehjo…nein, darüber werde ich nicht nachdenken. Ich werde bei ihm bleiben so lange es geht.

Die anderen sehen ja nicht mal ein, dass es ein Fluch ist, sie wird es also nicht stören, wenn ich ihn nicht brechen kann.
 

Tag 60
 

Straßenräuber haben uns überfallen. Lod ist wütend weil meine Pfeile keinen von ihnen getötet haben und viele entkommen sind. Egal.

Rehjo geht es schon wieder besser, und er ist mir nicht böse, obwohl die Räuber nur ihn verletzt haben, nicht Lod. Er war sehr zufrieden damit wie ich seine Wunde verbunden habe, meint, die Heiler in der Stadt könnten es sicher auch nicht besser. Die beiden schlafen heute Abend in einem Gasthaus, damit Rehjos Wunden in Ruhe heilen können, aber da drin stinkt es – zu viele Menschen auf einem Haufen, und sie waschen sich selten, fürchte ich, deswegen schlafe ich draußen im Wald.

Rehjo wäscht sich jeden Morgen, wenn wir Wasser in der Nähe haben, und es ist vielleicht gut, dass der Fluch nicht gebrochen ist, sonst würde ich ihn nämlich anstarren – er hat einen sehr schönen Körper – aber so kann ich mich zurückhalten bis er sich wieder angezogen hat.

Es wäre mir unglaublich peinlich, wenn er herausfände, dass ich…dass er mir gefällt, und mir noch mehr gefallen würde, wenn es mir gelingen würde den Fluch zu brechen.

Wieder diese merkwürdige Scheu…werde ich sie eines Tages überwinden?
 

Tag 67
 

Es sieht so aus als wäre es unser Beruf, gegen Straßenräuber und so zu kämpfen, wir nehmen dann entweder ihr Geld, oder das von den Leuten in der nächsten Stadt, die froh sind, dass sie weg sind, oder beides. Lod hat mir erklärt, dass wir genug Gold hätten um jemanden dafür zu bezahlen, Rehjos Wunden wegzuzaubern, wenn ich die Straßenräuber erschossen hätte. Ich weiß nicht, ob ich es getan hätte, wenn ich das vorher gewusst hätte. Rehjo sagt, es tut kaum noch weh, aber ich glaube er lügt, damit Lod aufhört mir Vorwürfe zu machen.
 

Tag 70 (Mittag)
 

Ich habe mitbekommen, dass ein kleines Mädchen verschwunden ist. Lod meinte, wir können nichts tun, weil Rehjo doch verletzt ist und nicht kämpfen kann, aber ich finde, ich muss etwas tun.
 

Tag 70 (Abend)
 

Ich habe mich umgesehen, und es hat sich herausgestellt, dass das Mädchen überhaupt nicht entführt worden war, sondern nur in einen trockenen Brunnen gefallen.

Zum Glück war noch ein wenig Wasser da, sodass das Kind nicht verdurstet ist, nur sehr dünn geworden. Obwohl ich überhaupt nicht kämpfen musste habe ich eine Belohnung bekommen; Lod meint aber, jetzt wo wir schon 10 Tage verschwendet haben, ist es besser, wenn wir das Geld behalten und warten bis es Rehjo wieder gut geht.

Ich habe Rehjo gefragt was er davon hält, und er meinte, wenn es mir nicht zu viel Aufwand ist, weiter seine Verbände zu wechseln, dann machen wir es besser so. Natürlich ist es mir nicht zuviel Aufwand; wenn ich seine Verbände wechsle fällt es gar nicht auf, dass ich ihn anschaue. Mir wäre nur lieber, er hätte keine Schmerzen mehr.

Er sagt, ich soll das Gold nicht mit ihnen teilen, weil ich das Kind ja allein gerettet habe, aber Lod ist anderer Meinung. Sie streiten gerade, ich sollte wohl etwas sagen.
 

Tag 90
 

Ich habe schon lange nicht mehr geschrieben, es ist zuviel passiert. Wir haben die Tochter des Herzogs von Vedice vor einer Orkhorde gerettet und als Belohnung richtig viel Gold bekommen.

Rehjo ist wieder verletzt worden, er ist wohl kein sehr guter Kämpfer, aber jetzt geht es ihm wieder besser. An magische Heilung können wir hier in der Gegend nicht kommen, hat er mir erklärt, weil Magie verboten ist.

Ich bin erleichtert darüber, und das sollte ich eigentlich nicht sein, aber…Lod hat gesagt, er will mit dem Geld in ein Hurenhaus gehen, und Rehjo hat mir erklärt was das ist, ich glaube ich habe es auch irgendwie verstanden, und ich bin froh, dass Rehjo zu schwer verletzt ist um mitzugehen. Lod meinte zwar, das ginge schon, er könnte ja auch ein Mädchen mitbringen, aber Rehjo meint er will seine Wunden in Ruhe heilen lassen.

Ich fühle mich schlecht, weil es mir nicht Leid tut, dass er verletzt ist, aber jetzt wo Lod weg ist meint Rehjo, es sei eigentlich gar nicht so schlimm. Er trinkt viel Wein – der Wein hier ist richtig gut, findet er – und meint ich sollte auch etwas trinken. Vielleicht probiere ich es mal, wenn es Rehjo so wichtig ist…aber es wird schwer sein, Wein riecht ekelhaft.
 

Tag 91
 

Ich habe furchtbare Kopfschmerzen, dabei habe ich nur ganz wenig Wein getrunken. Es war wohl keine so gute Idee.

Rehjo hat keine Kopfschmerzen bekommen, dabei war er gestern sehr, sehr betrunken. Er hat mich umarmt und gesagt, ich sei der beste Freund den er je hatte, und dann hat er noch etwas gesagt, aber das habe ich nicht verstanden weil er so gelallt hat.

Jetzt tut es ihm sehr Leid, dass er mich überredet hat, Wein zu trinken und fragt andauernd ob ich noch etwas Wasser will und hat schon einen Heiler für mich holen lassen – dabei ist er doch derjenige der verletzt ist!

Lod ist inzwischen zurückgekommen und hat auch fürchterliche Kopfschmerzen, doch das interessiert Rehjo überhaupt nicht, er findet, Lod ist selber schuld weil er zuviel getrunken hat.

Er will wissen, ob ich mich noch an gestern erinnere und war aus irgendeinem Grund sehr erleichtert, dass ich nicht verstanden habe, was er noch gesagt hat. Vielleicht…es ist natürlich Wunschdenken, aber vielleicht mag er mich auch?

Ich habe darüber nachgedacht, ob ich ihn fragen soll…wenn er den Bund mit mir schließen würde, wäre es egal, dass ich den Fluch nicht gebrochen habe, jedenfalls für mich…aber ich warte besser, bis er das nächste Mal betrunken ist, dann erinnert er sich vielleicht nicht, dass ich gefragt habe, wenn er nicht will…
 

Tag 100
 

Jetzt weiß ich, dass es keinen Zweck hat, Rehjo zu fragen. Heute wollte Lod wieder in ein Hurenhaus gehen, und er hat uns gefragt ob wir mitgehen. Rehjo hat wieder gesagt, seine Verletzungen müssen noch geschont werden, und da hat Lod ihn ausgelacht und gesagt, wenn ihm Männer lieber seien, dann gäbe es da wo sie hingingen auch was für ihn, und dann hat Rehjo ihn angeschrieen und er ist auch sehr laut geworden und am Ende haben sie sich geprügelt.

Ich will lieber nicht wissen was Rehjo sagen würde, wenn er mein Tagebuch lesen könnte.

[Bei diesem Eintrag ist die Tinte verschmiert, als wäre Wasser auf das Geschriebene getropft]



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