Zum Inhalt der Seite

So finster wie die Nacht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Keine Antworten

Kapitel 13

~

Keine Antworten
 

Jason brauchte einen Moment lang um June zu erkennen. Die junge Frau trug entgegen ihrer üblichen Art enge Jeans und ein T-Shirt mit dem Logo der schottischen Indie-Rockband Franz Ferdinand. Die Haare hatte sie locker im Nacken zusammen gebunden. Es sah aus, als wäre sie übereilt aufgebrochen – was nach Jasons aufgeregtem Anruf auch kein Wunder war.

Als erstes fiel Junes Blick auf die bewusstlose Lilian. „Was ist passiert?“

„Ich weiß es nicht... sie ist einfach ohnmächtig geworden.“ Zerstreut fuhr sich Jason mit den Fingern durch die dunkelblonden Haare. Dabei war sehr wohl ein Ereignis voran gegangen, doch er hatte keine Ahnung, wie er June das erklären sollte, deswegen schwieg er vorerst.

„Wir sollten deine Freundin in ein Krankenhaus bringen. Du hättest gleich den Notarzt rufen müssen“, meinte June streng.

Was hätte ich denen erzählen sollen?, fragte sich Jason in Gedanken selbst. Vielleicht: Hi, meine Schulkameradin hat gerade einen Edelstein berührt und ist dann umgekippt. Nein, man hätte ihn für verrückt erklärt. Er sah vorsichtig auf und erkannte, dass er Junes Misstrauen geweckt hatte. Er seufzte resigniert. „Ich weiß nicht, ob ein Krankenhaus eine so gute Idee ist“, sagte er dann langsam.

„Warum nicht?“, wollte June wissen. „Ich bin keine Ärztin und kann dem Mädchen nicht helfen.“

„Lilian... sie...“ Jason kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. „Ich glaube nicht, dass sie einen Arzt braucht.“ Er ergab sich schließlich in sein Schicksal und erzählte June knapp formuliert, was soeben vorgefallen war. Doch war er sich unsicher, ob seine Worte so recht den Kern der Sache trafen.

Für einen Augenblick lag Ungeduld in Junes Blick, aber dann besann sie sich und nickte. „Also schön, dann bringen wir sie am besten nach Hause.“

Jason blinzelte überrascht, fragte sich aber gleichzeitig, warum er nicht selbst darauf gekommen war. Wenn jemand von Lilians eigenartigen Fähigkeiten wusste, dann war es vermutlich deren Familie. Vorausgesetzt sie hatte nicht auch vor denen Geheimnisse.
 

„So, laut ihrem Schülerausweis ist dies die Adresse“, meinte June, als sie ihren Wagen parkte. Gemeinsam mit Jason hob sie die immer noch besinnungslose Lilian aus dem Auto.

Jason trug Lilian zur Tür und warf dabei einen flüchtigen Blick auf das weiße Reihenhaus, während June die drei kleinen Stufen hinauf eilte um zu klingeln. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass rechts neben ihr jemand die Gardine hinter dem Küchenfenster bewegte. Wenige Sekunden später wurde die Eingangstür geöffnet.

„Mrs. Brooks, Ihre Tochter ist nach der Schule ohnmächtig geworden. Wir hielten es für das Beste sie erstmal zu Ihnen zu bringen“, sagte June und nickte der Frau zu, die sie für Lilians Mutter hielt. Dann trat sie einen Schritt beiseite.

Sophia Brooks war weder sonderlich groß, noch sonderlich klein. Mit ihrer leicht rundlichen Figur wirkte sie eher unscheinbar. Lediglich ihre Augen, die von hellbrauner Farbe waren, strahlten einen starken Willen aus.

Jason hatte ein unbehagliches Gefühl, denn der Blick dieser Frau schien ihn förmlich zu durchbohren. Sie wirkte nicht erschrocken und doch auf irgendeine Art und Weise alarmiert, die Jason noch nicht richtig deuten konnte.

Endlich zeigte Sophia Brooks eine rein mütterliche Reaktion. „Kommen Sie rein.“ Sie schaute wieder zu Jason. „Leg Lilian bitte auf das Sofa.“ Mit diesen Worte deutete sie durch den Flur. „Das Wohnzimmer ist ganz hinten.“

Jason ging zielstrebig in das gewiesene Zimmer, wobei er es kaum wagte sich umzusehen. Er hatte das Gefühl hier ein wenig weiter in Lilians Privatsphäre einzudringen, als es vielleicht gut war.

„Was ist geschehen?“, verlangte Sophia zu wissen.

Jason schluckte, denn aus irgendeinem unerklärlichem Grunde fühlte er sich schuldig. Er hatte nichts getan, aber vielleicht war es nicht richtig Lilian in seine Probleme mit hinein zu ziehen. Zumal er ja nicht mal wusste, womit sie es zu tun hatten.

„Also?“, hakte Sophia noch einmal nach. Ihre Stimme klang ungeduldig, als sie neben ihrer Tochter niederkniete und sie in Augenschein nahm.

Das riss Jason aus seinen Gedanken. „Nun...“, begann der Junge unsicher. „So sicher bin ich mir da auch nicht.“ Er zog aus einer spontanen Eingebung heraus das Medaillon aus seiner Hosentasche und zeigte es Mrs. Brooks. „Ich wollte wissen, ob ihr das hier möglicherweise bekannt vorkommt. Es ging erst nicht auf, aber Lilian hat es irgendwie geschafft es zu öffnen. Und...“ Er wusste, wie verrückt das klingen musste. „Als sie den Edelstein berührte, der sich darin befand, ist sie ohnmächtig geworden.“

„Verstehe“, erwiderte Mrs. Brooks daraufhin lediglich. Sie zeigte keine erkennbare Reaktion. Es prägte sich lediglich eine nachdenkliche Falte zwischen ihren Augenbrauen ein. Sie erhob sich und schaute zwischen June und Jason hin und her. „Vielen dank, dass Sie meine Tochter hergebracht haben. Den Rest schaffe ich allein.“
 

June blickte noch einmal zurück auf das Reihenhaus, als Mrs. Brooks die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. „Ziemlich merkwürdige Geschichte“, fand sie. „Das Verhalten einer Mutter hätte ich mir in einer solchen Situation anders vorgestellt.“

„Ja, ich auch“, stimmte Jason ihr nickend zu. „Außerdem kam ihr das alles überhaupt nicht seltsam vor. Nicht einmal, als ich sagte Lilian wäre umgekippt, nachdem sie diesen Stein berührt hatte.“ Eines war Jason jetzt jedenfalls bewusst: Seine Klassenkameradin war keinesfalls ein normales Mädchen.

„Ich hatte das Gefühl, sie würde dich kennen.“

„Was?“ Jason zog beiden Augenbrauen in die Höhe.

„Mrs. Brooks“, erwiderte June. „Ich hatte das Gefühl, sie würde dich kennen. Vielleicht hat Lilian von dir gesprochen. Freilich hielt ihre Mutter es nicht für nötig uns zu fragen, wer wir sind.“

Seufzend fuhr sich Jason mit den Fingern durch die Haare. „Ich habe das Gefühl, jeder weiß inzwischen mehr als wir.“

June ließ diese Vermutung unkommentiert und ging stattdessen zu ihrem Auto zurück. Als sie sich über ihre Schulter hinweg zu Jason umschaute, lächelte sie beschwichtigend. „Na, komm. Jetzt holen wir erstmal Ryan von der Arbeit ab.“
 

Marguérite beförderte Daniel stilecht mit einem Tritt von ihrem Stiletto aus seiner Schlafstätte. „Genug geruht“, meinte sie mit ruhiger Stimme und ging dann einmal ums Bett herum, während sich Daniel grummelnd aufrappelte.

„Es ist bereits dunkel und wir haben nicht ewig Zeit“, fuhr Marguérite fort, während sie die schweren Vorhänge beiseite zog um einen Blick auf die Brook Street und das nächtliche London zu werfen. Sie und ihr Partner hatten sich vorübergehend in dem Nobelhotel Claridge‘s einquartiert.

„Wir sind unsterblich, also haben wir sehr wohl ewig Zeit“, beschwerte sich Daniel verschlafen, der es überhaupt nicht schätzte, wenn man ihn weckte.

„Wenn du nicht sofort aufstehst, werde ich dir beweisen, dass du sehr wohl sterblich bist“, erwiderte Marguérite betont liebenswürdig und legte sich dann einen Mantel mit pelzbesetztem Kragen um die Schultern.

Daniel ließ es nicht darauf ankommen und kam stattdessen auf die Beine. Während Marguérite akkurat ihren Lippenstift nachzog, ordnete er lediglich nachlässig seine Haarsträhnen mit den Fingern. „Meinetwegen. Was tun wir als nächstes?“

„Den Köder hast du ausgeworfen?“ Marguérite klappte ihren Handspiegel zu.

Daniel verschränkte die Hände hinter dem Kopf und nickte. „Klar, ich bin mir sicher, dass die Kleine die Buchseite längst gefunden hat.“

„Sehr gut“, meinte Marguérite. Sie hob einen Mundwinkel. „Dann müssen wir Lionel und seinen verdammten Orden nur davon abhalten zu früh zu viel zu erfahren.“

„Mona ist doch momentan sowieso die Einzige, die herum schnüffelt.“, warf Daniel ein. Ein gehässiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Womöglich sollten wir sie darauf hinweisen, dass so etwas ungesund ist.“
 

Mona schrak zurück, als sich ihr jemand in den Weg stellte. Erst war sie erleichtert, als sie Eve erkannte, aber dann flackerte das alte Misstrauen wieder in ihr auf. Außerdem stand Eve derzeit nicht unbedingt auf ihrer Seite. Demnach war Vorsicht geboten.

„Wohin willst du so schnell?“, fragte Eve kühl.

„Das geht dich nichts an.“ Mona versuchte an ihr vorbei zu huschen, doch Eve ließ sie nicht. Im Gegenteil, ihr Blick wurde noch stechender.

„Es geht mich sehr wohl etwas an, denn du dürftest gar nicht hier sein“, belehrte Eve sie.

Zorn stieg in Mona auf. Der Verlust ihres Medaillons machte sie reizbar. „Lionels Befehle interessieren mich nicht. Ich habe etwas Wichtiges zu tun.“ Waren hier denn wirklich alle gegen sie? Von Minute zu Minuten wurde ihre Chance die Halskette wieder zu finden geringer.

Eve machte einen Schritte beiseite, aber nicht etwa, weil sie Monas Entscheidung billigte. „Früher oder später wirst du den Orden ins Unglück stürzen“, damit wandte sie sich um und verschwand in einem dunklen Gang, zurück ins Anwesen.

„Fein!“, schnaubte Mona uneinsichtig und setzte dann eilig ihren Weg fort, ohne dabei auch nur einen Gedanken an Eve oder den Orden zu verschwenden.
 

Fortsetzung folgt...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Taroru
2010-05-05T17:27:44+00:00 05.05.2010 19:27
endlich wieder ein kappi XD *strahl*
ich frag mich echt was mit ihr ist XD ihre mutter finde ich ja klasse *lach* auch wenn man jetzt noch nicht so viel von ihr mitbekommen hat, aber dennoch ich denke ich mag ihre art und weise ^^

an sich finde ich das kappi aber wieder viel zu kurz *lach* ;p
aber damit muss ich leben ^^ wann geht es weiter? und was wird denn noch passieren? was ist mit mona? usw.


Zurück