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Gefallener Engel

von

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Tip, Tip, Tap

Tip,Tip, Tap...

Der Regen prasselte auf sie nieder, durchweichte sie unaufhörlich, doch war es ihr egal. Sie hockte sich hin, legte die gepflückten Blumen nieder und lächelte. Ihre Augen zeigten eine Traurigkeit, die er eigentlich versuchte ihr auszubringen. Dennoch lächelte sie. Das Mädchen legte ihren Kopf zur Seite ...
 

Tip,Tip, Tap...

Es war wie damals vor einem Monat, ein verregneter Tag.

Rot, grün, schwarz, gelb. Die Vielfalt der Regenschirme hielt sich in Grenzen, dennoch war sie begeistert, so warme und angenehme Farben an einem so melancholischen Tag zu sehen.

Sie stand inmitten dieses Regenbogens aus Regenschirmen, allein und durchnässt. Die Menschen gingen an ihr vorbei, beachteten sie nicht. Sie gingen schnell, hatten Zeitdruck. Einige rempelten sie an, drehten sich kurz um und gingen weiter. Das Mädchen war ihnen egal, und die Menschen ihr.
 

Tip, Tip, Tap ...

Sie schaute sich um. Alles war voller Pfützen, in denen sich die Regenschirme und deren Besitzer widerspiegelten, wenn die kleinen Regentropfen dieses Bild nicht für kurze Zeit mit ihren Wellen unterbrachen. Ihr Blick ging Richtung Himmel. Wieder eine neue Farbe, die sie entdeckte: grau.

Tropfen trafen sie. Es war ein angenehmes Gefühl, so viele kleine Regentropfen auf ihrem Gesicht zu spüren. Es verleitete sie immer zum Träumen.

Die Tropfen flossen an ihrem Gesicht hinunter, nur um von Kinn in eine neue Pfütze zu tropfen, und wiedereinmal ihr wunderschönes Spiegelbild zu zerstören.
 

Tip, Tip, Tap ...

Wiedereinmal wurde sie aus ihren Träumen gerissen. Wiedereinmal rannte man gegen sie. Doch dieses Mal drehte man sich nicht weg. Dieses Mal erkundigte man sich, ob alles okay war, half ihr hoch und entschuldigte sich sogar. Sie schaute ihn an, erstaunt oder war es eher Verwunderung?

Er fragte erneut, ob es ihr gut ging, reichte ihr seine Hand, mit der anderen hielt er den Schirm über sie, um sie vor dem Regen zu schützen. Das Mädchen nickte nur und nahm seine Hand. Sie sprach nicht, nicht weil sie es nicht konnte, sondern weil es niemanden gab, der ihr zuhören würde.
 

Tip, Tip, Tap ...

Er lächelte sie an. Es war warmherzig und offen. Der Junge bot ihr an, sie nach Hause zu bringen, sie nickte. Er zog seine Jacke aus, um sie ihr zugeben, sie zitterte vor Kälte und Nässe.

Der Junge erzählte den ganzen Weg mit ihr, erzählte über den Regen, Schule, Sonnenschein, über so banale Dinge, dennoch faszinierte es sie. Auf Fragen antwortete sie nicht, sondern nickte nur oder schüttelte den Kopf. Er lächelte, es war ungewöhnlich jemanden zu treffen, der lieber nickte, als zu sprechen. Warum er ihr das alles erzählte, wusste sie nicht, es war ihr auch egal.
 

Tip, Tip, Tap ...

Der Junge fragte sie, ob sie nicht sprechen könne, doch sie schüttelte den Kopf. Er lachte laut. Sie sei ein gefallener Engel in einer aufstrebenden Stadt. Gefallene Engel haben viel zu erzählen, doch schweigen sie lieber, sagte er ihr. Ihre Augen bekamen einen Glanz, den sie glaubte, schon lange verloren zu haben. Das erste Mal nach Jahren war ihr zu Lächeln zumute. Er war nicht viel älter als sie, dennoch empfand sie ihn als erwachsener und reifer. Seinen Namen erfuhr sie auch, doch er den ihren nicht.
 

Tip,Tip, Tap ...

Der Regen prasselte auf sie nieder, durchweichte sie unaufhörlich, doch war es ihr egal. Sie hockte sich hin, legte die gepflückten Blumen nieder und lächelte. Ihre Augen zeigten eine Traurigkeit, die er eigentlich versuchte ihr auszubringen. Dennoch lächelte sie. Das Mädchen legte ihren Kopf zur Seite. Den Glanz von damals wollte sie nicht verlieren, ihm zuliebe. Tropfen fielen von ihrer Nase hinunter auf die Erde, die bedeckt mit den Blumen war. Die Tropfen waren salzig und hörten nicht auf zu fallen. Doch gab es kein Spiegelbild, das sie hätten zerstören können. Sie legte ihre Hand auf den Stein, in dem sein Name eingemeißelt war. Sie öffnete ihren Mund, ihre Augen immer auf den Namen im Stein fixiert.

„Danke.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Akira4ka
2013-02-18T12:56:21+00:00 18.02.2013 13:56
Booohuuuu so traurig T_T Wunderschön, du hast mich wirklich berührt und ich konnte es mir sogar alles bildlich vorstellen, wie ein Film der vor meinem inneren Auge ablief =3
Deine FF kommt auf jedenfall in die engere Auswahl, vielen Dank für deine Teilnahme mit dieser wundervollen Geschichte >///<

LG
Kristina
Von:  sunshishi
2012-02-18T22:22:31+00:00 18.02.2012 23:22
>Schreibzieher-Kommentar<


Deine Geschichte hat schon mal einen tollen "Untertitel", der sich ja auch in der Geschichte wiederholt, was ich wundervoll und einprägsam finde^^

Ihre Augen zeigten eine Traurigkeit, die er eigentlich versuchte ihr auszubringen.
Momentan bin ich etwas verwirrt. Wer ist er? Und was bedeutet "auszubringen"? Mal sehen, ob sich das klärt...

Du schreibst in der schwierigen Form des unpersönlichen Mädchens. Es ist deswegen schwierig, weil das Wort "Mädchen" eigentlich sächlich ist und sämtliche bezugnehmende Personalpronomen auch sächlich sein sollten, z.B. Das Mädchen legte SEINEN Kopf zur Seite. Klar, wir wissen, dass sie weiblich ist und verwenden deswegen weibliche Personalpronomen, aber eigentlich... Naja, du verstehst sicher das Dilemma ^^'

Die Menschen gingen an ihr vorbei, beachteten sie nicht.
Im darauffolgenden Satz wiederholst du das Wort "gingen". In diesem Satz könnetst du es eventuell abändern in "hasteten".

Wieder eine neue Farbe, die sie entdeckte: grau.
Ist Grau denn eine Farbe? Habe ich mich vorhin schon bei den schwarzen Regenschirmen gefragt...

Es verleitete sie immer zum Träumen.
Uiuiui... Hoppala, da hab ich mich doch glatt verlesen und dachte, es geht um TRÄNEN. Oder war diese Wortgleichheit Absicht. Sehr interessant jedenfalls^^

ihr wunderschönes Spiegelbild zu zerstören.
Was sieht sie da? Sich selbst? Ist das dann nicht etwas narzistisch von ihrem "wunderschönen Spiegelbild" zu sprechen? Ich kann mir denken, dass du ihre Schönheit hervorheben wolltest, aber die Stelle finde ich persönlich etwas unpassend.

Wiedereinmal rannte man gegen sie. [...] half ihr hoch
Wann war sie gefallen? Auch weiter oben schon gab es dieses Bild, aber auch da habe ich nicht gelesen/gesehen, dass sie fällt.

Dass mit dem "erzählte" habe ich schon mitbekommen, dass es regional bedingt bei euch "reden" bedeuten kann - dennoch bin ich darüber etwas gestolpert.

der lieber nickte als zu sprechen.Warum
Sieht es nur so aus oder fehlt da ein Freizeichen nach dem Punkt?

Das erste Mal nach Jahren war ihr zu Lächeln zumute.
Heißt es nicht "zum Lächeln"? Ich dachte schon, denn es heißt ja auch "zum Weinen" usw.

Den Glanz von damals wollte sie nicht verlieren ihm zu Liebe.
Ich glaube, hier sollte vor dem "ihm zuliebe" ein Komma stehen.

Tropfen fielen
Im Satz danach kommt erneut "fallen" vor, deswegen fände ich es schöner, wenn es hier abgeändert wird in "rollten" oder "kullerten" o.ä.

Dass das Ende wiederholt wird, hat mich kurzfristig verwirrt, dann fand ich es aber sehr schön, weil man dadurch nochmal "wachgerüttelt" wird und die tiefere Bedeutung erkennt. Sehr traurig *schnüff* v.v

Insgesamt eine sehr gelungene Geschichte, die mir gut gefallen hat. Und obwohl die Charaktere namenlos und eigentlich auch inhaltslos bleiben, konntest du ihr Wesen und ihre Emotionen sehr gut darstellen. Die Aufteilung der Geschichte hat mir besonders gefallen^^


~present for you~
by SuShi

Von: abgemeldet
2012-02-15T15:06:24+00:00 15.02.2012 16:06
Hallo Nachzügler,
viel Spaß beim Wettbewerb. ;)
Also der Titel ist sicherlich schon tausendfach verwendet worden, aber es gibt ja auch tausende Möglichkeiten, daraus eine Geschichte zu zaubern. Schade ist nur, dass in der Kurzbeschreibung kein einziges Wort dazu steht - fünf reichen da ja schon vollkomme aus. ;)
Allerdings hat dann das Kapitel selbst noch seinen eigenen Titel bekommen Tip, Tip, Tap, welcher noch mehr interpretationsspielraum hat. Dann bin ich also einfach mal gespannt, was mich hier erwartet.

Ihre Augen zeigten eine Traurigkeit, die er eigentlich versuchte ihr auszubringen.
Das ist eine Stelle, an der ich nicht genau weiß, ob das regionale Umgangssprache ist. Auszubringen ist mir nicht geläufig.

Das Mädchen war ihnen egal, und die Menschen ihr.
Dein Ausdruck bis hierher gefällt mir recht gut. Die Regenbogenfarben, Schirme, allein unter vielen.

Wieder eine neue Farbe, die sie entdeckte: grau.
Diesen Monat scheint mich diese Farbe wirklich zu verfolgen - liegt an anderen Geschichten, die ich bisher gelesen habe.
Jedenfalls finde ich deine Beschreibungen ziemlich gut und fesselnd. Sie vermitteln eine Botschaft und machen neugierig. Machen aus deinem Text etwas dreidimensionales.

Die Tropfen flossen an ihrem Gesicht hinunter, nur um von Kinn in eine neue Pfütze zu tropfen,
Ein klitzekleiner Tippfehler: "vom" Kinn

mit der anderen hielt er den Schirm über ihr,
"über sie"?

Der Junge erzählte den ganzen Weg mit ihr,
"Erzählte mit ihr" ist mir ebenfalls nicht geläufig. Er redetet oder unterhielt sich mit ihr, oder er erzählte ihr etwas, würde ich sagen.

Sie sei ein gefallener Engel in einer aufstreben Stadt.
"aufstrebenen"?

Ein trauriger Schluss - und so rund, da ja am Anfang dieselben Zeilen zu lesen waren. Sowas ist immer wieder schön. ^^
Du hast es auch gekonnt umgesetzt.

Alles in allem finde ich deinen Text sehr gut. Dein Ausdruck und dein Stil, alles etwas melancholisch und pragmatisch.

~present for you~
abgemeldet
Von:  Vinanti
2011-07-19T17:17:21+00:00 19.07.2011 19:17
Ich weiß nicht, ob ich dir 'damals' gesagt hatte, aber ich liebe es, dass der Anfang quasi das Ende ist... ;3;
Auch wenn du immer sagst, du kannst nur ohne Happy End schreiben~ Ich seh da trotzdem eines drin... ;)
Schöne Thematik, Kyo. Ich mag tiefgründige Geschichten. (Das weißt du ja. xD)
Und das Tip, Tip, Tap erinnerte mich an Juvia. ^-^ <3

Weiter so, bin gespannt auf dein neues Werk.
Von: abgemeldet
2011-07-14T10:35:14+00:00 14.07.2011 12:35
Hallo,
ich finde das das wirklich sehr gut geworden ist.
Schöne Idee die du da hattest und gut umgesetzt, wie ich finde.
Eine süße kleine Geschichte und eben schön zugleich.

Mache weiter so und ebenfalls viel Erfolg!
Von:  nama-kuriimu
2011-07-05T13:09:11+00:00 05.07.2011 15:09
Hallo!
Ich finde deine Geschichte sehr schön!
Dein Schreibstil ist sehr gut und flüssig und du kannst die jeweilige Stimmung und Emotion gut rüberbringen.
Vielleicht würden mehr Leute deine Geschichte lesen, wenn du doch einen Satz als Überblick in die Übersicht schreiben würdest? Es muss ja keine Inhaltszusammenfasssung sein (lohnt sich hier eh nicht) sondern nur ein paar Worte.
Es liegt auf jeden Fall NICHT an der Qalität der Story, dass du keine Kommentare hast.
Viele haben auch einfach keine Lust zu dem Gelesenen etwas dazuzuschreiben.

Mach weiter so!
Viel Erfolg noch!


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