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Kaffee und Vanille 2

von

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Andy Sixx

Eine Woche später kriegt er vom Arzt grünes Licht, wieder singen zu dürfen. Weil er aber immer noch nicht ganz über seine Identitätskrise hinweg ist, beschließt er, noch zu warten.

Als wir am Sonntagabend in meiner Küche sitzen, beschließe ich, ihn darauf anzusprechen: „Hör mal. Ich finde, du musst es dich langsam trauen. Es wird nicht besser, wenn du es hinauszögerst. Im Gegenteil. Dir fallen nur noch mehr Gründe ein, zu warten.“

Er seufzt auf und nippt von seinem Kaffee, den er endlich wieder trinken kann. Den Rest des Kräutertees hat er übrigens in den Müll geworfen, mit den Worten, niemals wieder so etwas widerliches trinken zu wollen.

„Ich weiß,“ gibt er unwillig zu und seufzt. „Morgen… Ich denke, morgen mach ich es.“

„Warum nicht jetzt?“ Ich blinzle ihn herausfordernd an und er schüttelt heftig den Kopf.

„Nein, noch nicht. Heute schone ich meine Stimme noch.“

Ich seufze.

„Na schön…“, willige ich ein. Zwingen kann ich ihn ja nicht.
 

Am Montagmorgen frage ich ihn erneut, ob er es nicht versuchen möchte, aber wieder schüttelt er nur den Kopf. Ich seufze. Er hat sich da wirklich in einen Wahn gesteigert, den er nicht mehr loswird.

Viel Zeit, darüber nachzudenken, habe ich aber nicht. Ich verbringe den Tag an der Uni und gehe nach dem Training zu Valentins Hochschule. Ich weiß, dass er noch im Musiksaal vorbeisehen wollte und deshalb zieht es mich genau dahin.

Als ich eintrete, blickt er auf und lächelt mich an.

Er sitzt am Klavier, und klimpert ehrfürchtig. darauf herum.

Ich setzte mich neben ihn.

„Ich traue mich nicht. Ich habe immer noch Angst davor, dass es schrecklich klingen könnte…“, gesteht er mir.

Ich hauche ihm einen Kuss auf die Wange.

„Komm schon, Valentin. Von nichts kommt nichts. Ich bin ja hier.“ Ich weiß nicht, ob ihm das hilft, aber er nickt und spielt tatsächlich den ersten Ton.

„I know, I’m not there to hold you; Look up, see the sky that I do.”

Er blickt überrascht von sich selbst drein, dass er es sich tatsächlich getraut und ich nicke bekräftigend, damit er weitermacht.

„You make me the happiest of men. I am the happiest of men.”

Ich seufze erleichtert und er lächelt, während er weiter singt.

„And if God takes me before you; I just want you to know, I love you.”

Er klingt wie immer. Und an seinem glücklichen Gesicht sehe ich, dass nicht nur ich so denke.

„And you made me the strongest of all men. I’ll remain, the happiest of men.”

Lächelnd spielt er den letzten Ton.

„I miss you; Baby close your eyes. Let’s meet; in our dreams tonight...”*

Er endet und sieht mich dann fragend an.

„Und?“

„Wie immer.“

Glücklich fällt er mir um den Hals und ich spüre, wie er vor Erleichterung ein paar Tränen verdrückt und diese an meinem Hals entlanglaufen.

„Das heißt dann wohl, ich muss auf süße Harfenklänge verzichten,“ stelle ich betrübt fest und er boxt mich in die Seite.

„Hör auf, dich über mich lustig zu machen!“, faucht er und ich lache.

„Oh Gott… weißt du eigentlich, wie sehr ich dich verrückten Idioten liebe?“ Ich ziehe ihn wieder näher und küsse ihn.

„You make me the happiest of men,” flüstert er mir ins Ohr und ich würde ihm am liebsten hier auf dem Klavier flachlegen. Da das aber nicht geht, muss ich mich leider gedulden, bis wir zu Hause sind…
 

Am Mittwoch hat sich Valentin nach der Uni nicht bei mir gemeldet, sondern in seiner Wohnung vergraben. Irgendwann wird es mir langweilig und ich beschließe, meinem Lieblingsemo einen Besuch abzustatten.

„Hey,“ meine ich, als ich in sein Wohnzimmer trete. Dort sitzt er am Boden, mit einem Berg an Textblättern um sich herum.

„Komm her und hilf mir,“ fordert er mich auf, kaum hat er mich bemerkt.

„Wie könnte ich dieser liebevollen Bitte widerstehen?“, schnaube ich und lasse mich grinsend neben ihm nieder.

Er trägt seine neue Jeans, diese rote, und sieht wahnsinnig heiß aus. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, oder daran, dass ich wegen seiner Krankheit Sexentzug hatte, aber ich bin im Moment ständig wahnsinnig geil auf ihn.

Ich beginne, an seinem Hals zu knabbern, während er auf die Texte starrt.

„Was meinst du, welcher Song wäre für die Band geeignet?“

„Keine Ahnung,“ meine ich und lasse meine Hand unter sein Shirt wandern.

„Josh,“ murmelt er, „Ich muss bis morgen ein paar Songs gefunden haben.“

„Mach das nachher,“ bitte ich ihn und drücke ihn nach hinten, klettere über ihn. „Diese Jeans macht mich wahnsinnig,“ flüstere ich und küsse ihn, öffne jene Jeans dabei.

„Josh,“ lacht er und drückt mich weg. „Im Ernst. Lass mich erst die Songs raussuchen.“

Ich seufze und gebe auf.

„Wenn du mir hilfst, geht es schneller,“ zwinkert er mir so und so höre ich mir ungeduldig an, was er zu den Songs zu sagen hat.

Da mir die meisten nichts sagen, müssen wir ständig in sie hineinhören.

„Also… Den hier finde ich ja ganz toll,“ meine ich und deute auf einen Zettel. Ich meine den einzig ruhigen Song in seiner Auswahl, ‚Emily’ von ‚From first to last’.

„Ich auch,“ nickt er und legen diesen auf den Stapel der Songs, den seine Band einübt.

„Und den hier,“ bestimmt er und legt einen weiteren Zettel dazu.

„Was ist damit?“ Ich starre auf den Song. „Ich hab dir doch schon gesagt, was ich davon halte,“ meine ich. Es geht um ‚Knives and Pens’ von ‚Black Veil Brides’. Er findet den Song toll, ich hasse ihn. Er will ihn unbedingt spielen, ich finde, er sollte es lassen.

Eine ganze Weile kaut er auf seiner Lippe herum, dann entscheidet er sich doch dafür. „Sicher?“, frage ich und er nickt. „Ich liebe die Band. Ich krieg das schon hin. ‚Emily’ ist viel schwieriger und den hab ich ja auch gewählt.“

Keine Ahnung, ob nun der eine oder der andere Song schwerer ist und ob er selbst das wirklich so sieht, oder nur seinen Willen durchsetzten will… ist mir auch egal. Es interessiert mich nicht, was er für Songs mit seiner Band spielt. Mich interessiert nur, wie ich ihn so schnell wie möglich von diesen lästigen Klamotten befreien kann.

Kaum hat er gesagt, dass wir fertig sind, stürze ich mich gierig auf ihn und ziehe ihm das Shirt über den Kopf.

Meine Lippen wandern über seine Brust und er stöhnt auf. Als ich meine Hand gerade in seiner Hose verschwinden lassen will, klingelt es an der Tür und ich schreie frustriert auf.

„Du wirst da nicht hingehen!“, bestimmte ich und sehe ihn streng an.

Er kichert auf. „Ach Joshi…“ Dann schiebt er mich von sich und steht tatsächlich auf, zieht sich im Laufen wieder richtig an.

„Valentin. Dafür werde ich dich auf ewig hassen!“, rufe ich, als er in den Flur tritt.

„Wenn du die Tür aufmachst, dann verlasse ich dich! Ich meins ernst, ich…“

Er öffnet die Tür und ich verstumme.

„Hey, Sven,“ meint er im nächsten Moment und ich würde am liebsten Amok laufen. Wegen diesem Wichser mussten wir jetzt aufhören?

„Hey, Val. Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schau mal vorbei.“

Er tritt hinter Valentin ins Wohnzimmer und sieht mich an.

„Du bist ja auch da,“ stellt er unerfreut fest und mustert mich. Erst jetzt merke ich, dass ich immer noch mit deutlich sichtbarer Latte auf dem Boden hocke und stehe auf, wende mich ab.

„Offensichtlich,“ presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Willst du einen Kaffee?“, fragt Valentin und bittet Sven, sich zu setzten.

„Ja, bitte. Ich liebe Kaffee!“ Er hockt sich in eine Ecke des Sofas und ich mach es mir in der anderen bequem. Ich überlege, ob ich es schaffe, ihn mit einem Kissen zu ersticken, ehe Valentin zurück kommt und mich aufhalten kann.

Genervt verdrehe ich die Augen, als er kurz darauf eine Tasse entgegen nimmt und dabei möglichst begeistert dreinschaut. Ist ja wohl klar, dass er nur so tut, weil er weiß, dass Valentin Kaffee liebt.

„Ich hab ein paar neue Songs rausgesucht. Josh und ich haben gerade überlegt, welche drei wir denn einüben sollen,“ klärt Valentin Sven auf und der besieht sich augenblicklich die Songtexte, die Valentin ihm reicht, und deutet dann zielstrebig auf einen Song: „Der ist genial.“

Weil ich meine Neugierde nicht vergeben kann, blicke ich ebenfalls darauf und grummle leise. Ausgerechnet den, von dem ich abgeraten habe!

Auch Valentin tippt nun mit seinem Finger darauf: „Echt? Joshi meinte, der wäre nichts. Aber ich liebe den Song und wollte ihn unbedingt spielen.“

„Ich finde, er passt perfekt zu dir,“ schleimt Sven daraufhin und blickt mich triumphierend an: „Andy Sixx und du… ihr seid euch recht ähnlich.“

Wer zur Hölle ist denn nun wieder Andy Sixx? Okay, gut. Logischerweise der Sänger… aber… wer zur Hölle ist Andy Sixx? Und warum leuchten Valentins Augen jetzt wie zwei Glühwürmchen?

„Findest du?“, will er wissen und wird tatsächlich rot. What the fuck?

„Ich würde fast sagen, du bist sogar besser. Und du siehst besser aus, Val!“

Ich werfe Sven einen vernichtenden Blick zu. Dieses Gesülze kann sich ja keiner anhören. Und überhaupt: Val?!

„Danke, das ist nett von dir,“ kichert Valentin, wie so ein Schulmädchen und wirft mir einen kurzen Blick zu. Ich will gar nicht wissen, wie ich aussehe. Aber ich bin sicher, man merkt mir an, dass ich meine ganze Selbstbeherrschung brauche, um Sven nicht einfach niederzuschlagen.

„Dann würde ich sagen, spielen wir das morgen mal durch,“ meint er und sein Ton hat etwas an sich, was Sven sagt, dass er jetzt am besten abhaut.

Dieser trinkt seinen Kaffee aus. „Wie wäre es, wenn wir später noch proben? Dann sage ich den anderen bescheid, dann können wir gleich sehen, ob der Song zu dir passt.“

Ich balle die Hand zur Faust. Er sollte jetzt wirklich gehen.

„Okay,“ stimmt Valentin zu, bringt ihn dann noch zur Türe. Als Sven endlich von dannen gezogen ist, kommt mein Freund wieder zu mir zurück und setzt sich auf meinen Schoß.

Ich presse die Lippen aufeinander.

„Was hast du?“ Ich schnaube. Was ich habe? Kann er sich das nicht denken?

Unsanft schiebe ich ihn von mir runter und stehe auf, verschränke die Arme.

„Was sollte das gerade?“, frage ich und verenge die Augen.

„Was meinst du?“

Ich beginne, Sven nachzuäffen: „Ich liebe Kaffee, Val. Du bist so viel hübscher, Val. Lass uns ficken, Val…“ Ich sehe ihn aufgebracht an. „Warum nennt er dich überhaupt >Val<?“

„Joshua, was soll das denn jetzt?“ Er kommt zu mir und entwirrt meine Arme. „Er versucht nur, nett zu sein.“

„Nein! Er macht sich an dich ran und du machst nichts dagegen, weil du viel zu naiv mit deinen Mitmenschen umgehst!“

Nun ist er es, der die Augen verengt.

„Ja, er mag mich… Aber was daran findest du so schlimm?“

„WAS DARAN SCHLIMM IST!“, schreie ich auf und sehe ihn fassungslos an. Meint er das ernst? „Es tut mir ja Leid, dass ich es schlimm finde, wenn sich ein beschissenes Arschloch an meinen Freund ranschmeißt!“

Als er auf meinen Ausbruch nicht reagiert, komme ich mir blöd vor, hier so rum zu schreien und fahre in normalen Ton fort: „Ihr versteht euch gut, habt die gleichen Interessen, den gleichen Style… Ist doch klar, dass er das ausnutzt, um dich mir wegzuschnappen.“

Ich weiß nicht, was auf einmal mit mir los ist. Aber plötzlich bricht alles, was sich in mir angestaut hat, heraus.

„Das mag ja sein. Aber ich bin doch hier, Josh. Ich bin hier bei dir. Wo ich hingehöre. Wo ich sein will…“, meint er eindringlich, aber das besänftigt mich nicht. Diesmal nicht.

„Warum dann diese Show? Warum musst du dann so nett sein, statt ihn einfach die Meinung zu geigen?“

„Soll ich jetzt unfreundlich zu ihm sein, nur weil er mich mag? Wir spielen immerhin in einer Band!“

Ich schüttle den Kopf. Jetzt schiebt er einfach die Band vor, dann muss er sich nicht mit dem Problem auseinander setzten. Wirklich clever.

„Du verstehst es einfach nicht,“ resigniere ich und verlasse den Raum. Er braucht keine Sekunde, schon ist er mir nachgestürmt.

„Nein, ich versteh es auch nicht,“ schreit er – was mich kurz überrascht zu ihm blicken lässt –, „Ich verstehe nicht, warum du sauer auf mich bist! Ich liebe dich und er ändert daran nichts.“

Ich sage dazu nichts mehr, sondern öffne nur die Türe und trete in den Flur. Mit starrem Blick schließe ich meine Wohnung auf.

Ich weiß ja selbst nicht, warum genau ich sauer auf Valentin bin. Vielleicht habe ich mir einfach nur erhofft, er würde Sven klar sagen, dass er mich liebt und nichts von ihm will und ihm sagen, dass er aufhören soll, ihn zu umwerben.

Aber vielleicht verlange ich da ja auch zu viel, ich weiß es nicht…

Valentin tritt nun ebenfalls in den Wohnheimflur. „Oder vertraust du mir nicht?“

Das musste ja jetzt kommen. Jetzt dreht er also den Spieß um und macht mir Vorwürfe. Aber so nicht!

„Doch, ich vertraue dir!,“ meine ich, „Aber ihm nicht!“

Ich will in meine Wohnung und die Türe schließen, aber Valentin donnert seine Hand dagegen, stoppt diese, ehe sie sich schließen kann und wirft mich dabei fast um. Ich sehe ihn an.

„Hau jetzt nicht ab, wie ein kleines Kind! Lass uns reden!“

„Ich will jetzt nicht reden. Ich will meine Ruhe.“

Er öffnet den Mund, um zu protestieren, aber ich schiebe ihn mit aller Kraft weg und knalle ihm dann die Tür vor der Nase zu.

Wütend lehne ich mich dann dagegen und seufze auf. Okay… das war gerade eine erstklassige Szene, wirklich toll…

Frustriert trete ich gegen meine alte Kommode, ein Erbstück meiner Oma und breche von der Kante, die dank eines blöden Möbelpackers abgeschürft ist, noch ein Stück ab.

„VERDAMMT!“
 

Wenig später habe ich mich beruhigt und bereue es, ihn so angegangen zu sein. Ich hätte ihn nicht abservieren sollen, sondern hätte vernünftig mit ihm reden sollen, wie er es gefordert hat.

Also beschließe ich, meinen Fehler gutzumachen und trete hinaus in den Flur. Als ich gegen seine Türe klopfe, tut sich drinnen nichts und ich schließe notgedrungen auf.

Aber er ist nicht hier. Ich runzle die Stirn, bis mir wieder einfällt, dass Sven ja was von einer spontanen Bandprobe gelabert hat.

Da ich eh nichts zu tun habe und die Sache einfach nur klären will, mache ich mich also auf den Weg zur Hochschule.

Tatsächlich finde ich ihn mit den anderen Mitgliedern auf der Bühne in der Aula vor, wo sie proben.

Gerade spielen sie einen der neuen Songs, ‚Higinia’ von ‚Blessthefall’. Den Song kenne ich fast schon auswendig, so oft läuft er bei Valentin auf und ab.

Ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist. Ein schlechtes wäre es gewesen, wenn sie diesen blöden Song gespielt hätten, den ich so doof und Sven so herrlich fand.

Ich trete ein Stück naher und blicke zu Valentin. Ich liebe es, ihn singen zu hören. Valentins Stimme verleiht jedem Song etwas besonders. Meist klingt es gar nicht wie ein Cover, sondern als hätte er dem Song neues Leben eingehaucht. Vielleicht kommt es mir nur so vor, weil ich ihn liebe, aber ich bin mir eigentlich sicher, dass ich das nicht alleine so sehe.

Außerdem spielen sie ja auch Songs, die Valentin selbst gespielt hat. Und diese klingen allesamt wunderschön. Viel schöner, als die anderer Bands.

Ich grinse und beobachte ihn. Ihn auf der Bühne zu erleben, ist einfach immer ein Erlebnis, weil er solch eine Präsenz ausstrahlt.

Wobei... mittlerweile wird das immer mehr zur Qual. Es hat mich nie gestört, wenn er mit Kevin – dem anderen Gitarristen – oder Leon – dem Bassisten - gesungen oder einen von ihnen angetanzt hat. Aber jetzt tut er das auch mit Sven und das stört mich unglaublich sehr, auch wenn ich weiß, dass es einfach nur zur Show gehört.

Valentin bemerkt mich nicht, dafür aber Sven, der mir gleich einen hochmütigen Blick zu wirft. Ich kann einfach nicht umhin, ihn mit jeder Faser meines Körpers zu hassen. Nicht nur, weil er scharf auf meinen Freund ist, sondern auch, weil er es so demonstrativ heraushängen lässt.

Während ich ihn noch wütend anstarre, tanzt Valentin ihn an und ich balle die Hand zur Faust, was Sven nicht entgeht. Er grinst mich an, dann packt er Valentins Kinn, dreht dessen Kopf zu sich und küsst ihn.

Ich erstarre und warte auf eine Reaktion von meinem Freund. Aber die… bleibt aus. Er steht einfach nur da, bis Sven sich löst und starrt ihn dann erschrocken an.

Warum hat er ihn nicht weggeschoben?

Das ist mein erster Gedanke und dem folgen viele weitere. Wut steigt in mir auf, wird aber sofort von nagender Angst abgelöst.

Warum hat er ihn nicht weggeschoben???

Ich schlucke, während die Anderen aufhören, zu spielen.

„Man, Sven! Was sollte das? Jetzt hast du das ganzen Song kaputt gemacht,“ empört sich Sebastian. Valentin mag den Drummer ja nicht, aber ich finde ihn gerade toll, weil er Sven angreift.

Wirklich freuen kann ich mich aber nicht.

Warum hat er ihn denn nur nicht weggeschoben?

Ich sehe, wie Valentin etwas sagt, verstehe aber nicht, was. Daraufhin blickt Sven zu mir und Valentin folgt seinem Blick und entdeckt mich.

Obwohl er so weit weg von mir steht, sehe ich dennoch, wie alle Farbe aus seinem Gesicht weicht und das bringt das Fass zum Überlaufen.

Offenbar fühlt er sich ertappt. Und was sagt mir das? Das er wohl keine Grund darin sah, Sven wegzuschieben.

Das ist zu viel für mich. Ich drehe mich auf dem Absatz um und verlasse die Aula.

„JOSH!“

Ich bin versucht, zu rennen. Aber wie lächerlich wäre das? Ich mach ja keine dramatische Szene, wie ein kleines Schulmädchen. Möglichst noch mit viel Tränen. Also laufe ich nur ruhigen Schrittes weiter.

„Joshua! Warte! Bitte!!!“

Ich hätte wissen müssen, dass er mir nachrennt. Und dass er mich einholt, hätte ich auch ahnen können, weil ich ja nicht rennen wollte.

Kaum ist er auf meiner Höhe, packt er mich am Arm.

„Bitte… Das war nicht… ich wollte nicht… du musst mir glauben, dass…“, stammelt er, ohne auch nur etwas Sinnvolles über die Lippen zu bringen.

Ich seufze auf.

„Die ganze Zeit erzählt du mir, da wäre nichts weiter und dass ich dir vertrauen soll. Und jetzt knutscht ihr auf der Bühne herum,“ meine ich wahnsinnig enttäuscht.

„Aber ich habe doch nicht gewollt, dass er das tut! Keine Ahnung, warum er das getan hat und –“

„Hör doch auf! Warum hast du ihn nicht einfach weggestoßen?“

„Du denkst doch nicht, ich hätte es gewollt, oder?“

Ich antworte nicht, sondern befreie mich aus seinem Griff, renne jetzt doch los. Ich hab keine Lust mehr, ihm zuzuhören.

Ich fühle mich schlecht und will mich entschuldigen und er knutscht schon mit dem Nächsten.

Er stürmt mir wieder nach.

„Joshua!“

Ich schüttle den Kopf. Warum kann er es nicht gut sein lassen. Ich will nicht mehr reden. Ich will nichts mehr von all seinen Lügen hören.

„Hau ab!“, fahre ich ihn deshalb an.

„Aber…“

Ich bleibe stehen und er rennt in mich rein. Wütend sehe ich ihn an.

„Ich meins ernst. Hau ab!“

Er öffnet den Mund um zu protestieren, aber ich lasse ich nicht zu Wort kommen: „Ich will dich nicht mehr sehen. Nie wieder.“

„Joshua…?“

„Ich hab keinen Bock mehr auf dich, okay? Du kotzt mich an.“

Er starrt mich an und ich laufe weiter. Hinter mir schnieft es.

„Josh?“

Ich schließe die Augen. Ich hasse es, wenn er weint.

Um dem zu entgehen, renne ich wieder los.

Natürlich folgt er mir auch diesmal wieder.

„Joshua!“

Ich beschleunige meine Schritte. Ich werde ihn abhängen. Über kurz oder lang. Ich bin trainierter und ausdauernder als er.

Er wird nicht lange Schritt halten können. Tatsächlich wird er langsamer, während ich das Tempo halte.

„Joshua! JOSHUA!“, kreischt er deshalb hysterisch. „JOSHUA BITTE! JOSHUAAA!“

Ich beeile mich, noch schneller wegzukommen und höre ihn entfernt schluchzen, bis auch das verklingt.

Ein ganzes Stück renne ich noch, dann lehne ich mich gegen eine Hanswand und schleiße die Augen, presse meinen Handrücken dagegen, um die Tränen zurückzuhalten.

Das war das einzig Richtige. Das einzig Richtige…

Ich keuche auf und fühle, wie die Tränen unter meiner Hand hervorquellen.

Das einzig Richtige…

Ich hasse ihn. Ich hasse ihn dafür, dass er mich angelogen hat. Dafür, dass er Sven nicht weggestoßen hat. Dass er ihn geküsst hat. Dass er so unschuldig tut.

Ich hasse es ihn so sehr… Aber warum muss ich ihn trotzdem noch lieben?
 


 

* Für alle, die den Song nicht erkannt haben und die er interessiert: Der Song heißt ‚With eyes wide shut’ von Blessthefall. (Er ist so wunderschön ;__;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  -ladylike-
2011-12-15T19:06:22+00:00 15.12.2011 20:06
Gott ey, jetzt muss ich doch mal was schreiben
*snüf, heul*

Da fängt das Kapitel so toll an und dann ...?
WTF??
Ich hätte mit Valentin so mitheulen können :(
NEEEEEEEEEEEEEIN!
Ich meine, klar kann ich Josh verstehen, aber trotzdem ... NEEEEEEEEIN!!
Ohhh Mann ... -.-"

Okay, kommen wir mal zur Aufforderung: Bitte nur konstruktive Kritik.
Der Inhalt ist gut - wie nciht anders zu erwarten - und es gab eine *tamtamtaaaam* ÜBERRASCHENDE WENDUNG!
Wie man sich doch über sowas freuen kann :D
Manchmal finde ich "überraschende Wendungen" zu überraschend, aber dieses mal war sie begründet und nachvollziehbar.
Sehr gut :)

lg,
lady
Von:  KleineBine
2011-12-01T20:34:58+00:00 01.12.2011 21:34
Also damit hab ich jetzt überhaupt nicht gerechnet.
Wieso hat auch Val diesen Idioten nicht einfach eine knallen können -.-

Bin ja mal gespannt, was im nächsten Kapi alles passieren wird.


LG Bine
Von:  Tajuja-chan
2011-12-01T16:54:58+00:00 01.12.2011 17:54
Valli hat seinen Kaffe wieder =D *freu freu*
Kräutertee is abartig -.-
Gut das er ihn weggeworfen hat XD
Ich finds immer wieder Zucker wie sich Joshi um Valli kümmert ♥_♥
Das Lied is voll süß X3
Ich bin zwar grottenschlecht in Englisch, aber ich glaub das wichtigste hab ich verstanden XD

Ich kann Joshi verstehen ~ Valli is zu heiß >.<
Du quälst ihn gerne oder? XD
Aber war i-wie klar das Sweeny vorbei kommt, der stört doch immer -.- *Hass versprüh*
Darf ich Joshi bei den Mordplänen helfen?

*geschockt* O.o
...wie konnte Valli den Kuss zulassen???
Jetz weiß ich warum du gesagt hast ich würde mich nich über das nächste Kappi freuen...
Aber damit hab ich nich gerechnet
Das war zu hart für mich, heftig. °.°
Bin sehr gespannt wie die beiden DAS wieder hinbekommen wollen.
Und wie lange das dauert.
Wird bestimmt nicht einfach, für beide nicht, aber was schlimmer ist, ist das Sweeny es jetzt(möglicherweise)leichter hat -.-
So herzzerreißend als Valli weint T.T

Du Sadistin XD
Aber wie hast dus geschafft, in einem Kappi, von einem recht fröhlichen Anfang zum Untergang der Welt zu kommen? Erstaunlich O.o
So nen schnellen Umsprung hab ich noch nie gesehen XD

Ja das Kappi war gegen Ende schon hart, aber trotzdem super. =)
Ich hätte fast geweint.(War knapp XD)
Eig. hatte ich jeh nach Situation einen Char. in den ich mich reinversetze, aber bei der Streit-Szene konnte ich mich nich entscheiden ._.
I-wie fand ich das beide Recht hatten >.<
Aber Joshi macht immer die selben Fehler oder?
Ständig rennt er weg, hoffe das bessert sich im Laufe der Story.

Weißt du eig. wie viel schlimmer so ein Ende das warten macht?
Sehr schlimm XD
Mach dich ran und schreib das nächste Kappi XD *dich anfeuer*

LG Tajuja-chan ♪

Von:  Shunya
2011-12-01T01:39:45+00:00 01.12.2011 02:39
Joshi, wenn schon Richard Gere in Pretty Woman über Julia Roberts auf nem Klavier hergefallen ist, dann kannst du das ja wohl auch mit Valentin machem. XD lol *feigling*
Ach Joshi, ich kann seine Mordlust so gut verstehen. *drop*
Wow, das war wohl der erste richtige Streit der Beiden. Echt heftig. Aber man muss ja schon sagen, dass Val reichlich naiv ist und dem Idioten deutlich signale zeigt, die er falsch versteht. Kein Wunder, dass Joshi wütend ist. Gott, das Ende war ja furchtbar. Wie kann so was nur passieren. Ich dachte, sie vertragen sich schnell wieder und alles ist paletti und dann geht erst recht alles in die Brüche, was die Beiden sich in den letzten Jahren aufgebaut haben und das wegen eines einzigen dämlichen Kusses. *heul*
Wie die Zwei jetzt wohl mit der Situation umgehen werden? Ich hoffe nur, dass Val Joshi trotzdem treu bleibt und sich nicht einfach von einem gewissen Idioten oder sonstwem trösten lässt. Benni/Jona we need help!!!!!!! XD lol
Ich freue mich schon sehr aufs nächste Kapitel!!! *ganzhibbeligist*
Von:  Last_Tear
2011-11-30T22:28:58+00:00 30.11.2011 23:28
Awww *o*
Ich liebe dieses verdammte Lied >o<
*purr*
Es is so toll und alles und Gänsehautfeeling >__<
*With Eyes Wide Shut mein*
Allein der Titel is toll ;___;
*ankrall*
Ok *drops*
Well, Val, Val, Val
*sighs*
Oh honey, du bist naiv X__X
*nicknick*
Seeeehr naiv.
*Sven abknall*
Wohuhhu >__>
JOSH!
Du verfickter Vollidiot ÜknurrÜ
Wie kannst du ihm das antun?
*Val in Arm zieh und tröst*
Mein Armes Armes Armes BABY ;_____;
*fiep*
Schäm dich ey >o<
Wie unfair û.u
Von:  Jinee94
2011-11-30T22:03:41+00:00 30.11.2011 23:03
haaa wie geil :D endlich mal etwas..naja..kann man es action nennen ? xDD
naja...endlich mal ein streit xD darauf hab ich schon gelauert :D
aber Val tut mir irgendwie leid :/ aber er hätte ihn ja wirklich wegstoßen können.
los Josh..nimm dir einen Basketball und versenk ihn mit einen Druckpass in Svens Eiern! xD

Bin schon serh aufs nächste Kapitel gespannt :)
mach weiter so!!

LG
Nihal
Von:  RockFee
2011-11-30T21:30:11+00:00 30.11.2011 22:30
Ja, das hast du gut gemacht. Drama und Spannung, das war jetzt genau richtig.
Ich bin der Meinung, dass man es nicht (nur) demjenigen anlasten kann, der versucht in eine Beziehung einzubrechen. Entscheidend ist für mich, was die Beteiligten damit anfangen und ich bin auch der meinung, Val hat Sven zu wenig in die Schranken verwiesen. Vielleicht reagiert Josh am Ende etwas über, aber vielleicht braucht es das, um Val zu zeigen, dass es so nicht geht.

Bin wahnsinnig gespannt, wie es weitergeht.

lg
Von:  kleinmirj
2011-11-30T18:48:23+00:00 30.11.2011 19:48
Ich hoffe du weißt, das dafür das du mich fast zum heulen gebracht hast bald wieder ein neues Kapitel kommen muss und für die beiden ein Happy-End
sonst werde ich _haiiro_ helfen dein Haus zu suchen.
Naja auf jeden fall find ich deinen Schreibstiel und deine anderen FF's total toll :D

Mirj
Von:  _haiiro_
2011-11-30T17:37:57+00:00 30.11.2011 18:37
Gnaaargh O.O
Ich hasse Sven so seehr!
Armes Joshi-baby und amer Valli-poo.___: Wehe es gibts kein Happy-end...Ich werd rausfinden wo dein Haus wohnt! :) Freu mich aufs nächste Kapitel :D

Von:  Sayu_loves_cookies
2011-11-30T17:26:32+00:00 30.11.2011 18:26
Ich finde diese Wendung gut! Jetzt wollen mich alle töten, aber ist halt so.
Spannung und ein wenig Action. Was wohl als nächstes passiert... konnte ja nicht ewig so weitergehen ^^

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel xD



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