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Kaffee und Vanille 2

von

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Unverhofft kommt oft

Der Ball trifft auf den Ring, dreht sich fast um eine ganze Runde, ehe er hineinfällt und wieder auf dem Boden aufschlägt.

Gemächlichen Schrittes laufe ich zu ihm, nehme ihn an mich. Wieder zurück an die Freiwurflinie. Prellen, werfen…

Im Hintergrund höre ich, wie sich die anderen aufwärmen, aber sie interessieren mich nicht wirklich. Garantiert unterhalten sie sich darüber, was sie gemeinsam unternommen haben, oder noch werden.

Ich habe nie zu ihrem Kreis gehört. Warum also sollten sie mich jetzt mit in das Gespräch einbringen? Warum sollte ich mich in das Gespräch einklinken?

Seit ich hier in Köln bin, gab es nur eine Person, zu der ich regelmäßig Kontakt hatte. Valentin.

Ich habe ihn am ersten Tag kennengelernt, dann ein Semester lang seine Launen ertragen, ohne mich um andere Freunde zu bemühen, und als wir dann zusammen waren, gab es sowieso nur noch Valentin. Ganz abgesehen davon, dass die meisten, mit denen ich mich hätte anfreunden können, mich als blöde Schwuchtel beschimpften.

Aber jetzt bin ich das ja eigentlich nicht mehr. Jetzt bin ich single und könnte mir genau genommen wieder eine Frau suchen. Eine normale Beziehung führen. So wie mit Teresa.

Teresa… ich war ziemlich blöd zu ihr. Vielleicht sollte ich sie anrufen. Wir könnten uns in den Semesterferien treffen. Sie wollte mich ja mal zurück. Ob das immer noch so ist?

Eigentlich ist die Preisfrage aber, ob ich Teresa noch zurück möchte… Blöderweise lässt sich diese Frage nur mit ‚nein’ beantworten.

Ich werfe noch einen Blick zu den anderen. Jetzt bin ich also ganz alleine. Kein Valentin mehr. Weder als fester Freund, noch als normaler Freund.

Und da ich auch keine anderen Freunde habe… wird meine Zeit in Köln wohl jetzt ein wenig einsam sein…

Aber was soll’s? Besser, als mit einem Kerl zusammen zu sein, der einen belügt und betrügt.

Der nächste Wurf. Der Ball prallt am Ring ab und ich fange ihn. Noch einmal. Diesmal ein klarer Treffer. Langsam komme ich wieder ins Spiel.

Basketball hat mich schon immer von meinen Sorgen abgelenkt. Konzentration verschafft Ablenkung!

Ich werfe noch einige Körbe, ehe Tobias zu mir tritt.

„Wir wollen dann anfangen?“

Er redet vom Training. Aber ich habe keine Lust auf Training. Ich will nur hier stehen und depressiv Körbe werfen. Sieht er das denn nicht?

„Ich fühl mich nicht so,“ meine ich.

Er runzelt die Stirn. „Wirst du krank?“

Ich grinse freudlos. Im Moment wäre ich lieber krank, als in meiner jetzigen Situation.

„Nein. Heute ist nur so gar nicht mein Tag…“

Ich seufze und er mustert mich kritisch. Sicher denkt er sich, dass jeder mal einen schlechten Tag hat und trotzdem beim Training alles geben muss. Aber er sagt nichts, sondern geht nur zu den anderen zurück.

Ich werfe einen Blick zu ihnen. Ob ich hätte mittrainieren sollen? So schließe ich mich ja selbst von ihnen aus, dabei wäre ein Jemand zum reden gerade wirklich angenehm.

Ich werfe noch ein paar weitere Körbe, ehe ich ihn bemerke.

Ich spüre seine Anwesenheit, ohne zu ihm blicken zu müssen, noch ehe er etwas sagen kann oder ich den Geruch von Kaffee in die Nase bekomme. Als hätte ich einen inneren Radar, reagiert mein Körper darauf, dass er in der Nähe ist.

Ziemlich blöde Sache, weil ich doch beschlossen habe, ihn zu vergessen. Ganz zu vergessen, seine unnötige Existenz auszublenden…

Einen kurzen Moment bin ich versucht, ihn zu ignorieren. Aber seine Anwesenheit ist zu penetrant, als dass man sie ignorieren könnte.

„Was willst du hier?“, frage ich also kühl, ohne ihn anzusehen. Besser, ich sage etwas, bevor er anfängt, sich einzuschießen.

Ich hab nämlich das Gefühl, dass er ziemlich viel zu sagen hat.

„Bitte lass uns noch mal darüber reden, Josh.“

Ich verziehe den Mund. Natürlich… Als gäbe es da noch was zu reden. Als würde ich mir noch mal freiwillig seine Lügen reinziehen.

„Ich will nicht mit dir reden.“

Ich werfe, aber der Ball geht komplett daneben, berührt nicht mal den Korb. Verdammt!

Er stört meine Konzentration, meine innere Ruhe. Er soll gehen. Er soll gehen!!!

„Das kann es doch jetzt nicht gewesen sein…“

Eine Standardansage. In jedem schmalzigen Film sagt das der Protagonist, der gerade verlassen wird.

Aber doch. Es kann es gewesen sein. Es wird es gewesen sein. Weil ich keine Lust mehr auf eine Fortsetzung dieser ganzen scheiß Show habe.

„Jede Beziehung geht einmal zu Ende, >Val<,“ meine ich und sehe ihn noch immer nicht an. Ich will nicht wissen, was ich sehen würde, würde ich ihn ansehen.

„Ey, was macht der Emo hier?“, ertönt in dem Moment Ricks Stimme. Rick – das ist nur sein Spitzname, aber ich habe keine Ahnung, wie er wirklich heißt, weil ich mich ja nie für meine Teamkollegen interessiert habe – ist ein ziemlicher Idiot. Einer derjenigen, der es nicht lassen kann, mich immer noch zu beschimpfen, wenn auch nicht mehr ganz so extrem, wie einmal zuvor. Ich habe mir vorgenommen, ihn dafür zu quälen. Mit Extratraining oder zumindest zusätzlichen Liegestützen und Sit-ups.

„Joshua! Du weiß doch, dass wir keine Störungen gebrauchen können,“ ruft mir nun Tobias zu. Als wenn Valentin sie stört, wenn er mit mir redet. Ich trainiere ja eh nicht mit. Andererseits stört er wirklich. Er stört – wie schon mal erwähnt – meinen Seelenfrieden.

„Du solltest gehen,“ meine ich, aber Valentin denkt gar nicht daran. Natürlich nicht. er hat sich noch nie um das geschert, was andere zu ihm sagen. Schon gar nicht, wenn es sich um Dinge gehandelt hat, die ihm nicht in den Kram gepasst haben.

Warum sollte es dann jetzt anders sein?

„Aber ich liebe dich!“

Ich schnaube. Ich habe gesehen, wie sehr er mich liebt…

„Oooch,“ höre ich Rick den anderen zurufen, „Habt ihr gehört? Er liebt ihn. Ist das nicht rührend?“

Vielleicht ist es kein guter Ort, das zu diskutieren. Ob ich nun mit ihm rede, oder ihn ignoriere, sei dahingestellt. So oder so ist das kein geeigneter Ort. Nicht mit diesen Idioten als Zuhörern.

Aber wenn ich ihm das jetzt sage, dann willige ich ja notgedrungen ein, noch einmal woanders ein Gespräch zu führen und das ist es, was ich unter keinen Umständen will.

Nie wieder will ich mit ihm reden.

Habe ich es gestern Abend geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen, werde ich es nun auch die restlichen Tage schaffen, bis endlich diese scheiß Semesterferien anfangen. Noch zwei beknackte Wochen, man. Das muss doch möglich sein!

„Joshua?“ Ach ja. Er wartet ja auf Antwort.

„Ich liebe dich aber nicht mehr.“

Er zieht scharf die Luft ein und ich muss gestehen, dass es in meiner Brust sticht, als ramme man mir ein Messer komplett ins Herz.

Aber besser, ich sage es so. Dann versteht er es wenigstens und nervt nicht mehr. So habe ich es damals auch Teresa beigebracht. Und sie hat es ja auch akzeptiert.

„Machst du gerade Schluss, Joshi?“, brüllt Rick zu uns, „Hast du genug von deiner Tunte?“

Ich balle die Hand zur Faust, zwinge mich dann aber, meine Finger zu entspannen. Wenn er Valentin beleidigt, ist das nicht länger mein Problem. Es geht mich nichts mehr an. Valentin geht mich nichts mehr an.

„Joshua…“

Was hat er eigentlich davon, ständig meinen Namen zu sagen? Denkt er, ich würde ihn deshalb zurücknehmen? Weil er meinen Namen aussprechen kann?

„Geh jetzt.“ Ich habe keine Lust mehr. Abgesehen davon, dass ich mich gerade zum Gespött des ganzen Teams mache – und das als Kapitän -, habe ich auch einfach keine Lust mehr auf den Scheiß.

„Aber…“

Ich schreie frustriert auf. Dieser Junge!!! Kann er nicht einmal tun, was man von ihm verlangt? Kann er nicht einmal aufhören, derart stur zu sein?

„Geh!“

Ich weiß, dass er mit sich hadert. Unschlüssig scharrt er mit seinem Fuß über den Hallenboden und die Gummisohle seiner neuen Schuhe ergibt ein quietschendes Geräusch.

Dann schnieft er auf und ich spüre, wie sich ein weiteres Messer in meine Brust bohrt. Ich hasse es, wenn er weint. Ich hasse es, wenn er wegen mir weint.

Endlich dreht er sich um und flieht aus der Halle. Dramatischer Abgang. Typisch Valentin.

„Jetzt hast du ihn zum heulen gebracht, Joshi!“, ruft Rick mir zu und wendet sich dann Valentin zu. „Ey, Emo! Gehst du dich jetzt ritzen?“

Besagter Emo ignoriert ihn, während ich meinen Ball schnappe und ebenfalls Richtung Ausgang laufe.

„Ey… Rick,“ meine ich, als ich auf seiner Höhe bin. Als er zu mir blickt, donnere ich ihm den Ball mit voller Wucht in seine beschissene Fresse. „Halt dein dreckiges Maul,“ meine ich, während er aufjault.

Dann verlasse ich die Halle, ziehe mich hastig um.

Wenig später stehe ich auf offener Straße, blicke mich um und fühle mich irgendwie verloren.

Kein Valentin. Und die letzten Sympathiepunkte meines Teams habe ich mit der Aktion sicher gerade verspielt. Ich seufze auf. Im Moment läuft es doch wirklich super, nicht?
 

Zu Hause möchte ich nicht bleiben, also durchkämme ich die Stadt nach einem Basketballplatz und werde in einem Park fündig.

Bisher habe ich nur auf dem Unigelände gespielt. Aber wenn ich was jetzt nicht möchte, dann Rick oder einem der anderen über den Weg laufen.

Hier kann ich in Ruhe Körbe werfen und brauche auch keine Angst haben, dass Valentin noch mal auftaucht, weil er reden möchte.

Ich werfe fast eine Stunde stur Körbe, als mein Handy zu klingeln beginnt. Als ich auf das Display blicke, ist es Valentins Nummer, die mir entgegenblinkt.

Dieser sture Mistkerl!

Ich schalte das Handy aus, habe jetzt aber keine Lust mehr, zu spielen. Also mache ich mich langsam auf den Weg nach Hause.

Im Wohnheim angekommen, blicke ich mich frustriert in meiner Wohnung um. Überall sein beschissener Kram!

Klamotten im Schlafzimmer, CDs und DVDs im Wohnzimmer, Kajalstifte und Haarspray im Bad.

Ich habe mich oft gefragt, warum er nicht einfach gleich bei mir einzieht!

Mürrisch werfe ich alles, was ihm gehört oder mich an ihn erinnert, in einen großen Umzugskarton, den ich seit meinem Einzug im Flur verstaue, und wuchte diesen dann in den Flur.

Ich klingle und während ich darauf warte, dass Valentin mir öffnet, fummle ich seinen Ersatzschlüssel von meinem Schlüsselbund.

Dann öffnet sich die Tür und Valentin sieht mich aus verheulten Augen an. Als er mich erkennt, hellt sich sein Blick auf, aber ich lasse ihm keine Zeit, sich groß Hoffnungen zu machen.

Unwirsch drücke ich ihm den Karton in die Hand und werfe den Schlüssel hinein.

„Mein Zeug kannst du mir ja vor die Tür stellen,“ meine ich, mache auf dem Absatz kehrt und verkrieche mich wieder in meiner Wohnung.

Ich weiß nicht, was mit ihm ist. Vielleicht ist er erstarrt oder sonst was. Jedenfalls dauert es fast fünf Minuten, bis ich höre, wie sich seine Wohnungstüre schließt.
 

Als ich am nächsten Tag beim Training erscheine, erwarte ich schon fast, dass man mich bestraft oder gleich rauswirft.

Zumindest denke ich, wird man mir die Position als Kapitän wieder entziehen, weil man als Kapitän nicht ein solch unsportliches Verhalten an den Tag legen kann.

Wobei das eigentlich unfair wäre. Denn Ricks Verhalten war auch alles andere, als sportlich oder fair.

Doch als ich in die Umkleide trete, grinst mich Tobias wohlwollend an und ich blicke fragend drein.

„Das mit Rick gestern… das war echt cool!“

Ich ziehe die Brauen hoch. „War es das?“

„Endlich hat es ihm mal wer gezeigt,“ freut er sich und nickt bekräftigend, ehe er die Umkleide verlässt.

Überrascht lasse ich meine Sporttasche auf eine der Bänke fallen und seufze. Aha… Ob Rick das genauso sieht?
 

Rick sieht das offenbar gar nicht so, denn er taucht nicht zum Training auf. Als ich mich beim Trainer erkundige, sieht der mich nur mit warnendem Blick an und hält mir eine Predigt darüber, dass man Konflikte so nicht klärt. Dann sagt er mir, Rick sei für die nächsten Trainingseinheiten entschuldigt.

Erst habe ich Angst, ich hätte ihm die Nase gebrochen. Aber dann erfahre ich von den anderen, dass es ihm gut geht und es sich offenbar nur um verletzten Stolz handelt.

Komischer Kerl.

Erinnert mich ein wenig an Mike, aus unserem damaligen Schulteam. Der hat damals ziemliche Unruhe ins Team gebracht, als Jona ihm den Stammplatz streitig gemacht hat.

Am Ende ist er ausgestiegen.

Jetzt ist er mit Bennis Exfreundin Amelie zusammen, die wohl schon seit Jonas Auftauchen mit ihm gemeinsame Sache gemacht hat, um den Emo loszuwerden.

Vielleicht hat man in einer Beziehung einen Riecher dafür, wer einem gefährlich werden könnte.

Scheint so, denn Amelie und auch ich lagen richtig.

Plötzlich fühle ich mich mit Amelie verbunden, was eigentlich lächerlich ist, weil ich sie nicht leiden kann und schon immer fand, dass sie eine blöde, eingebildete Tussi ist.
 

Jedenfalls verläuft das Training überraschend gut.

Danach tritt Tobias zu mir und sieht mich seltsam an. Ein wenig unsicher, ein wenig fragend, ein wenig wohlwollend. „Ist alles klar bei dir? Wegen der Sache gestern.“

Automatisch ziehe ich den Kopf ein.

Ich finde es wirklich nett von ihm, dass er mit mir darüber reden möchte. Vor allem, weil ich mich nach jemandem sehne, mit dem ich darüber reden kann! Aber mittlerweile ist mir klar, dass das nicht jemand x-beliebiges sein.

Dafür in Frage kommt nur einer, auch wenn ich ein wenig Angst davor habe, ihn anzurufen und es deshalb vor mir herschiebe.

„Ja, alles soweit okay. Danke.“

Ich packe meinen Kram zusammen und hoffe, dass Tobias geht, aber das tut er nicht.

„Hör mal… so eine Trennung ist immer schwer. Auch wenn es von einem Jungen ist.“

Ich weiß nicht, was er mir damit jetzt wieder sagen will. Dass eine Beziehung zwischen zwei Kerlen nicht allzu ernst zu nehmen ist, folglich auch nicht die Trennung… Entzückend…

Andererseits will ich keinen Streit mit ihm. Letztlich meint er es ja nur gut, dass er mit mir darüber reden will.

„Ich komm klar,“ winke ich erneut ab, dann verlasse ich fluchtartig die Umkleide.

Ich kann das jetzt nicht gebrauchen.
 

Das Wochenende verbringe ich alleine zu Hause, sehe mir alte Filme an und verspeise Tonnen von Eis.

Ich glaube, dass ich wirklich langsam zum Weib werde. Machen das Weiber nicht so, wenn sie Liebeskummer haben? Sich alte Filme ansehen und Tonnen Eis verspeisen?

Vielleicht bin doch wirklich schwul. So richtig. So ganz und gar.

Aber selbst wenn dem so wäre, heißt das ja nicht, dass nur Valentin dafür in Frage kommt, mein Gegenpart zu sein!

Außerdem muss man mir doch zugute halten, dass es alte Actionfilme sind, keine alten Schnulzen.

Irgendwann sind die alten Filme aufgebraucht und ich schwenke auf Harry Potter um.

Während das Intro läuft, denke ich, ist diese Bewältigungsstrategie gar nicht so übel. Nur verstehe ich nicht, warum Frauen sich Liebesfilme reinziehen und dann heulen, wenn die Heldin ihren Prinzen für sich gewinnt.

Das wühlt doch nur auf und reibt einem schön unter die Nase, dass man selbst gerade keinen Prinzen mehr hat.

Da sind Filme, wo anderen der Kopf weggeschossen wird, doch irgendwie cooler. Da kann man abschalten, wird nicht ständig schmerzlichst an irgendwas erinnert und wenn einer stirbt, kann man sich vorstellen, dass es der Trottel ist, der einen sitzen gelassen hat.

So fühle ich mich übrigens.

Als hätte man mich sitzengelassen. Ich meine… ich habe zwar Schluss gemacht, aber Valentin hatte Schuld daran.

Ich bin also das Opfer, auch wenn er sich in dieser Rolle gerade richtig gut gefällt.

Was er jetzt wohl tut? Sicher das Gleiche, wie ich. Nur glotzt er Liebesfilme. Weil er eine dumme Schwuchtel ist. Genau…

Ich seufze. Nicht mal in Gedanken kann ich ihn beleidigen, ohne mich dabei schlecht zu fühlen.

Ich seufze frustriert auf. Warum denke ich überhaupt an ihn? Ich will ihn doch vergessen!

Ich vertreibe ihn aus meinen Gedanken und konzentriere mich auf den Film, der seltsamerweise schon beachtlich fortgeschritten ist. Um was geht es eigentlich?
 

Die kommende Woche lenke ich mich damit ab, zu trainieren und mich vor Valentin zu verstecken, der mir irgendwie überall auflauert, um mit mir zu reden.

Das heißt, dass ich – ganz im Verfolgungswahn – erst um die Ecke blicke, um zu checken, dass die Luft rein ist, ehe ich zum Beispiel in die Aula oder die Cafeteria trete.

Ansonsten versuche ich, niemals zu den Zeiten nach Hause zu kehren, um die ich normalerweise dort aufschlagen müsste.

Gehe also nach dem Training noch in den Park oder einkaufen, damit er nicht an der Türe wartet.

Irgendwie ist das kindisch, ja nahezu lächerlich.

Aber um ehrlich zu sein, habe ich einfach Angst, dass ich nachgebe, wenn er mich nur noch einmal erwischt und zutextet.

Denn so sehr ich es zu Anfang auch verdrängen wollte. Ich vermisse ihn wahnsinnig.

Ich vermisse den Geruch von Kaffee, ich vermisse die Unordnung in den Zimmern, ich vermisse seine nervige Musik, ich vermisse den Sex und vor allem vermisse ich es, ihn nahe bei mir zu wissen, mit ihm zu reden.
 

Am Donnerstag bin ich noch nicht ganz zu Hause, als plötzlich mein Handy klingelt. Nach fast einer Woche habe ich es das erste Mal wieder eingeschaltet und gleich 45 Anrufe von Valentin gezählt.

Jetzt ist es aber nicht Valentin, sondern Benni. Während ich die schwere Eingangstüre zum Wohnheim aufwuchte, nehme ich ab.

„Ja?“

„Du meldest dich auch nicht, was?“ Na super. Noch einer, der mir Vorwürfe macht. Als würde es nicht schon reichen, dass ich mir vorgestern von Valentin nachrufen lassen musste, dass ich alles kaputt mache.

Als wäre ich es gewesen, der alles kaputt gemacht hat!

„Sorry. Viel um die Ohren.“ Eigentlich gar nicht wahr. Ich habe gar nichts zu tun. Gar nichts!!! Außer natürlich, mich selbst zu bemitleiden…

Ich öffne meine Wohnungstüre, lasse meine Tasche fallen und laufe zielstrebig ins Wohnzimmer. Dann mache ich es mir auf meinem Lieblingssessel bequem und höre mir geduldig Bennis Geschimpfe an, ehe er mich wieder zu Wort kommen lässt:

„Also? Wie geht es meinem besten Freund so?“

„Ging schon besser,“ antworte ich ehrlich und weiß schon, auf was das jetzt hinaus laufen wird.

„Bist du krank?“

Ich verneine

„Was dann?“

Ach Gott, dieser Typ ist auch so verdammt hartnäckig. Irgendwie sind das alle, die ich so kenne.

Aber gut. Beißen wir eben in den sauren Apfel. Ewig kann ich es eh nicht vor ihnen geheim halten.

„Ich hab mit Valentin Schluss gemacht.“

Stille. Dann meint er: „Ich glaube, ich hab da was falsch verstanden…“

„Du hast schon richtig gehört,“ fahre ich ihn unwirsch an. Soll ich es ihm noch auf 'ne Postkarte malen und zuschicken?

„Jona wird ausrasten!“

Ich schnaube. Das ist alles, was ihm dazu einfällt?

„Jona ist mir ehrlich gesagt gerade egal,“ werfe ich ein und er schweigt wieder. Ich seufze.

„Benni?“

„Dass du ein bisschen blöd bist, weiß ich ja schon länger. Aber so blöd kannst doch nicht mal du sein!“

Na danke auch. Und ich dachte immer, er wäre mein bester Freund und würde hinter allem stehen, was ich so tue…

„Ich hatte schon meine Gründe,“ fauche ich also beleidigt und er schnaubt noch mal: „Welche denn?“

„Ich hab keine Lust, darüber zu reden.“ Die habe ich wirklich nicht. Weder mit Valentin, noch mit Benni, noch mit sonst wem.

„Du wirst mir ja wohl sagen können-“

Ich lege auf.

Ich werde ihm jetzt gar nichts sagen! Er ruft noch ein paar Mal an, aber ich ignoriere es.

Irgendwann gibt er auf.
 

Das Wochenende verbringe ich, wie das davor.

Dann bricht die letzte Woche an. Was heißt, dass ich bald weg von hier bin. Endlich!

Sie verläuft wie die letzte Woche auch, nur etwas gelassener, als die zuvor, denn jetzt ist die Ziellinie schon vor mir aufgetaucht.

Am Donnerstag, nach der Uni, schleiche ich zum Training, bringe es hinter mich und krieche dann schon fast nach Hause.

Ich fühle mich erschöpft. Nicht nur vom Training, sondern vor allem von der ganzen Trennung.

Valentin hat schon einige Tage keine Anstalten mehr gemacht, mit mir zu reden. Vielleicht hat er es endlich begriffen.

Diese Hoffnung wird kaputt gemacht, als am späten Abend jemand gegen meine Türe klopft.

Vielleicht bringt er mir ja auch nur mein Zeug zurück, was er immer noch bei sich gebunkert hat. Sicher denkt er, dass ich es irgendwann holen werde und er mich dann zuquasseln kann. Aber da hat er sich getäuscht! Soll er es doch behalten!

Da ich schon geduscht habe und nur in Shorts bin, wickle ich mich in meinen Bademantel und laufe zur Türe, an der es schon wieder klopft.

Ich hoffe, er hat einen guten Grund, mich zu stören. Auf unsinnige Diskussionen habe ich jetzt keine Lust.

Unwillig reiße ich die Türe auf und starre die Person davor dann entgeistert an.

„BIST DU EIGENTLICH KOMPLETT BESCHEUERT?!“

Überrascht öffne ich den Mund.

„Jo… Jona?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Maegalcarwen
2011-12-13T10:18:52+00:00 13.12.2011 11:18
Also ich versteh echt nicht warum hier alle auf Joshi rumhacken und Valentin als armes Opfer darstellen!?!?!? O.o
Er hätte sich das viell. mal früher überlegen sollen, schon allein weil ihn Joshi immer wieder davor gewarnt hat und er hätte Sven wegstoßen sollen, aber nein, er lässt es zu dass Sven ihn küsst (auch wenn ungewollt, er hat nicht abwehrend reagiert) und tut die ganze Zeit so, als würde Joshi Hirngespinste haben, was Sven betrifft - ehrlich er braucht sie nicht wundern. Er wusste es, Joshi hat ständig mit offenen Karten gespielt! Somit hat der gute Valentin jetzt auch mal ordentl. zu leiden, wie es näml. Joshi dabei geht interessiert anscheinend niemanden. Jeder reagiert auf solche Situationen anders und dass Joshi sich wie ein verletztes Tier erstmal zurückzieht ist eben seine Art damit umzugehen und das kann ihm niemand vorwerfen und nochmal zur Info: Valentin hat die Scheiße gebaut, nicht Joshi, somit soll er das gefälligst auch ausbaden und sich verdammt nochmal auch um Joshi bemühen.
Dass Jona kommt bzw. er und Benni das wieder hinbiegen war iwie klar ;-) Die können doch nicht einfach daneben stehen und zusehen, das geht mal gar nicht ;-) Und ich hoffe mal der gute Jona macht nicht nur Joshi zur Sau, sondern auch Valentin, der hat das näml. um einiges mehr verdient als Joshi. Und wenn er schon dabei ist, könnte er doch Sven mal ordentlich in die Fresse hauen..... *grins* ^^

Auf alle Fälle fand ich das Kapi sehr gelungen, weil es einen guten Einblick in Joshis Seelenleben gibt, er leidet wie ein Hund und tut mir total leid. Und hey, stur darf jeder sein ...... *hust* ;-)

Ach und übrigens ich glaub ich muss Nihal1994 recht geben, du brauchst immer länger, du kannst uns doch in diesem Beziehungsthriller nicht soooooo lange warten lassen, vor allem zu Weihnachten auch noch, Jeschi das geht einfach nicht!!!!! xD

Wie dem auch sei, ich freu mich schon tierisch aufs nächste Kapi, so wie alle anderen hier auch :-) Mach ganz schnell weiter!!! ;-)

LG und *knutscha*
Maegi
Von:  Shunya
2011-12-12T03:48:15+00:00 12.12.2011 04:48
Yay, es geht weiter.
Ich hätte nicht gedacht, dass Valentin so stur sein kann und ihm wirklich überall aufgelauert ist. Respekt!
Yoshi ist echt blöd. Da macht er auch noch mit ihm vor allen Leuten schluss und die demütigen Val auch noch. Das ist echt gemein und unsensibel! >.<
Val tut mir echt sooo~ Leid. *heul*
Haha, ich habe mich richtig gefreut, als Jona plötzlich in der Tür stand. Ich hoffe, der schafft es auch, diesen blöden Streit über den Haufen zu werfen und die Zwei wieder zusammenzubringen. *o* *go!jona!go!*
Ach ja, ich fand es wirklich klasse, dass Joshi diesem blöden Rick den Ball ins Gesicht geworfen hat. XD lol muahahahaha...
Von:  Tshioni
2011-12-10T12:32:33+00:00 10.12.2011 13:32
:D :D :D gibs ihm Jona!!!
auf den Dialog bin ich ja schon mal sooooo gespannt :D Ich hoffe mal echt, dass Jona Josh richtig in den Hintern tritt und ihm die Füße richtet!!! Valentin und Josh MÜSSEN unbedingt gaaaanz schnell wieder zusammenkommen!!!
Bis zum nächsten Kapitel!
lg
Tshioni
Von:  Tajuja-chan
2011-12-10T09:46:57+00:00 10.12.2011 10:46
Das Kappi is so deprimierend, das ich i-wie nich viel schreiben kann ._.
Ich hatte das Gefühl, es i-wie ganz schnell hinter mich bringen zu müssen O.o

Wir werden Joshi ma so kräftig innen Arsch treten müssen, damit er endlich mal mit Valli redet >.<
Weglaufen is doch keine Lösung!!! Das macht alles nur schlimmer...
Ich verstehe seinen Schmerz und die Ängste, aber so geht das doch nich.

Es gab zwei Stellen, bei denen ich lachen musste XD
Die erste ist, als Benni sagt das Jona ausrasten würde X)
Und die zweite, als Jona vor Joshis Tür steht =D
I-wie tut mir Joshi leid, so ganz allein mit einem wütendem Jona O.o
Tja Pech gehabt XD

Wie lange das wohl dauert, bis sie sich wieder vertragen?
Hoffentlich nich all zu lange...
Joar ein Depri-Kappi, ich denke sowas muss auch mal sein ^^
*auf nächstes freu*

LG Tajuja-chan ♪
Von:  kleinmirj
2011-12-10T07:54:35+00:00 10.12.2011 08:54
Wieder ein sehr schönes Kapitel :D
und ich hoffe, dass Jona Josh jetzt in den Arsch tritt und ihm dann den Kopf gerade rückt und das Val nicht so blöd war und sich nicht von Sven hat "trösten" lassen

lg mirj
Von: abgemeldet
2011-12-10T07:25:57+00:00 10.12.2011 08:25
Oh Himmel, Himmel! Ich bete, dass JOna zwischen den beiden vermitteln kann!
Ich muss sagen, ich kann Josh schon zieeeeemlich gut verstehen. Wenn man ohnehin den verdacht hat, dass ein anderer sich an seinen Freund ranmacht, dann ist man da sehr überemfindlich.Und mal im ernst... Warum hat Val diesem Sweeney Todd Vershcnitt nicht einfach eine gegeben? Oder ihn zumindest weggedrückt?
Ich finde schon, dass er selbst schuld ist! Hoffen wir nur, dass sich das alles klärt...
JONA!! JONAAAAA!!!! *Fähnchen schwenk*
Von:  Last_Tear
2011-12-10T02:50:38+00:00 10.12.2011 03:50
MIEP >o<
Mein armes Baby u.u"
*fiep*
Was hab ich denn getan dass er so leiden muss X___X
*fiep*
Jona, gibs ihm >o<
Zeigs ihm, tret ihn sonstiges >OO<
*miep*
Josh du bist ein Arsch
*Pfanne über Schädel zieh*
Eechtes Arschloch <o<
Du verdienst unseren Sohn gar nicht ;__;
Von:  RockFee
2011-12-09T21:36:11+00:00 09.12.2011 22:36
Au weia. Das ist ja ganz schön hart. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, wie hart Josh plötzlich ist. Verständlich war noch seine erste Reaktion, vor allem, da er eh schon eifersüchtig wegen diesem. Und so ganz richtig hat Val sich wohl nicht verhalten. Aber wenn Josh ihn wirklich lieben würde, würde er doch nicht so dicht machen, oder? Ich meine, Val reißt sich ja bald den Hintern auf, um mit ihm zu reden. Ach, diese Gefühlssachen! Ich bin gespannt, ob Jona vermitteln kann.
Von:  Jinee94
2011-12-09T21:25:27+00:00 09.12.2011 22:25
Hahaha wie geil xDD
ich hab das Kapitel in der Werbung vershclungen :D gott wie sehr hab ich drauf gewartet
du brauchst immer länger Jeschi-lein :D

Haha ich stell mir das geil vor...Josh in seinem Bademantel steht vor Jona xD aber das er aufkreuzt..hätt ich echt nicht gedacht..ich hätte auch ne Ohrfeige erwartet..
..aber hey..cool :D meine idee..wurde etwas umgewandelt..blos das es nicht in die Eier ging sondern ins Gesicht, auch wenns nich an den idioten war sondern an den anderen...egal..idiot bleibt idiot :D die sind ja eh alle gleich xDD
Ich würde eig. genauso wie Joshi reagieren..Handy raus und ihm aus den Weg gehen xD
Aber Val tut mir schon leid...am meisten als Josh ihm die Umzugskiste in die Hand drückte und er 5 Minuten noch so dort stehen lag...da hätt ich ihn gern geknuddelt :D
hoffe es geht schnell weiter :)

Lg Nihal
Von: abgemeldet
2011-12-09T20:56:40+00:00 09.12.2011 21:56
Ich finde, komplett bescheuert ist noch untertrieben. Josh hats inzwischen total versaut. Ich les die Geschichte sonst ja immer total gerne, aber seit den letzten beiden Kapiteln muss ich mich regelrecht überwinden. So dumm kann einfach keiner sein. Dass er nicht der hellste ist, ok, aber das ist doch krass. Und irgendwie ist es auch ein total anderes Bild von Josh, als das, das man in Bennis und Jonas Story von ihm gewonnen hat. Da wirkte er viel vernünftiger.

Und wenn Val ihm das einfach verzeiht, ist er nicht viel intelligenter. Bin ich froh, dass wenigstens Benni und Jona noch normalen Menschenverstand besitzen. Ich hoffe, Jona kann auch in Josh etwas davon hervorrufen...

Woran ich die ganze Zeit denken muss, ist Vals Steckbrief, wo er sagt, dass Josh ihm das wichtigste auf der Welt ist. Ich glaub, ich heul bald, weil Josh so dumm ist u_u


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