Zum Inhalt der Seite

Kaffee und Vanille 2

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Emo-Solidarität

Fassungslos starre ich Jona an.

„Was machst du hier?“

Im Ernst! Was macht er hier? Müsste er nicht in Frankfurt sein, trainieren? Kann er da einfach so weg? Und warum hat er sich nicht angekündigt? Und was soll die ganze Aktion überhaupt?

„Was ich hier mache? Glaubst du, ich lasse zu, dass du Valentin einfach abservierst.“

Ich sehe ihn empört an. Ist das jetzt Emo-Solidarität oder sind sie mittlerweile so gut befreundet, dass er das jetzt gerade Ernst meint?

„Entschuldige mal. Ich hatte schon eine Grund, das zu tun.“

Fairerweise kann er das nicht ahnen, weil ich den Grund ja Benni nicht gesagt habe. Oder weiß er es gar nicht, sondern von diesem Mistkerl in der Nachbarwohnung, der sich nicht mehr anders zu helfen wusste?

„Der da wäre?“

Offenbar war doch Benni der Überbringer der frohen Botschaft, sonst hätte Valentin die Story schon längst weitergetratscht.

Wunder mich ehrlich gesagt, dass er sich nicht an Jona gewandt hat.

„Er hat-“, beginne ich zu erklären, aber Jona unterbricht mich, in dem er die Hand hebt.

„Was immer er getan hat – du bist Schuld!“

Dann drängt er sich mit seiner Reisetasche an mir vorbei und ich sehe ihm wütend nach.

Unsanft knalle ich die Türe zu und stürme ihm nach.

„Ich bin also Schuld, dass er einen anderen geküsst hat?!“, fahre ich Jona an und er sieht überrascht zu mir.

„Er hat was ?!“

Ich sehe ihn betrübt an. „Er hat mit einem Kerl aus seiner Band geknutscht.“

„Etwa diesem Sven?“

Ich nicke und Jona seufzt.

„Freiwillig?“

Ich zucke mit den Schultern.

„Du weißt es nicht genau und machst trotzdem Schluss?“ Und schon attackiert er mich wieder. „Wie kannst du jemanden wie Valentin sitzen lassen, ohne ernsthaften Grund?“

„Jona… er hat ihn nicht weg geschoben, also wird es ihm schon gefallen haben, okay?“

Er verzieht den Mund. Offenbar glaubt er mir nicht.

„Ich werde mit ihm reden.“

„Nein!“ Ich verstelle ihm den Weg und presse mich mit dem Rücken gegen die Türe.

„Jetzt sowieso nicht mehr. Ich bin müde. Ich will schlafen.“

Mit den Worten verschwindet er mit einigen Habseligkeiten im Bad und lässt mich dumm drein schauend zurück.

Hastig suche ich mein Handy und wähle Bennis Nummer.

„Wie konntest du es Jona erzählen?“, fauche ich, kaum nimmt er ab.

„Er ist immerhin mein Freund.“

„Ja! Und jetzt tyrannisiert er mich.“

„Tut er das?“ Wie er das sagt. Als wäre ihm das gleichgültig. Wahrscheinlich denkt er, ich habe es verdient.

Ich blinzle. Moment mal… Heißt das, er weiß es noch gar nicht.

„Dir ist schon klar, dass dein toller Freund gerade in meinem Badezimmer steht?!“

„Er tut was ?!“

Und schon ist er hellhörig.

„Er ist hier. Um die Sache selbst zu klären, weil er der Meinung ist, dass es alles meine Schuld ist.“

„Da hat er ja auch Recht.“ Auf einmal lacht Benni amüsiert auf. Wenigstens einer kann sich daran erfreuen.

Grimmig lege ich auf und in dem Moment kommt Jona zurück.

„Und? Hast du dich beschwert.“

Widerwillig nicke ich und er grinst, fragt nicht weiter nach. Offenbar ist er sich seiner Sache ziemlich sicher. Vielleicht erkennt er aber auch an meiner enttäuschen Miene, dass Benni auf seiner Seite ist.
 

Ich blicke betrübt in meine Kaffeetasse, während wir schweigend frühstücken. Eigentlich sollte ich mich auf den Weg zur Uni machen, aber ich habe das Gefühl, dass Jona mich eh nicht gehen lassen würde.

Er will das in der Woche geklärt haben, natürlich... immerhin sind dann Ferien und dann klärt es sich eh nicht mehr.

Die Frage ist aber eigentlich nicht, was Jona will, sondern was Valentin und ich wollen. Vor allem ich. Was Valentin will, kann mir eigentlich egal sein.

Blöderweise muss ich mir aber eingestehen, dass ein kleiner Teil von mir wirklich hofft, dass es mit Jonas Hilfe noch einmal gut wird.

Und das ist wirklich ärgerlich. Als würde ich mir selbst in den Rücken fallen.

Ich seufze und Jona blickt auf.

„Sag mir nicht, dass du nicht unter der Trennung leidest.“

Um nicht antworten zu müssen, nehme ich einen großen Schluck Kaffee. Aber wirklich helfen tut das nicht, denn er verschafft mir nur ein paar Sekunden.

„Ist das nicht normal?“

Jona schüttelt den Kopf. „Warum tust du euch das an?“

„Warum tut er mir das an.“

Erneutes Seufzen von meinem Gesprächspartner.

Als hätte ich es mir ausgesucht! Als hätte ich mir ausgesucht, dass Valentin einen anderen küsst und ich mich deshalb betrogen fühle.

„Es ist ja nicht nur, dass der Kuss. Selbst, wenn er es nicht wollte… ich habe ihm so oft gesagt, dass er mit Sven reden soll, aber er wollte ja nicht hören…“

Jona blickt mich an, sicher hocherfreut, dass ich mit Reden beginne. Dann kann die Therapie ja beginnen…

„Was hätte er ihm denn deiner Meinung nach sagen sollen?“

„Das er nichts von ihm will. Das er ihn in Ruhe lassen soll. Irgend so was.“

„Hätte das viel gebracht?“

„Wohl nicht. Aber er hätte es wenigstens versucht…“

Ist dieser Wunsch affig? Ich weiß es nicht. Aber ich denke eigentlich, dass es nicht zu viel verlangt war, dass diese Forderungen nachvollziehbar waren.

„Ich werde jetzt gehen und mit ihm reden,“ beschließt Jona jedenfalls und steht auf.

„Denkst du, er ist jetzt in der Uni,“ fragt er dann aber unsicher nach. An der Uni… wo ich auch sein sollte. Eigentlich…

„Wohl nicht.“

„Werde ich ja sehen…“ Und dann zieht er von dannen und ich bleibe alleine zurück.
 

Wir waren eine Woche zusammen, als wir gemeinsam in der Innenstadt waren, um neue Schuhe zu kaufen. Ich weiß noch genau, dass ich welche für das Training gebraucht habe, während Valentin nach neuen Vans schauen wollte.

Als wir den Laden verlassen haben, habe ich ihn angeboten, seine Tüte zu tragen. Er hat mich aus großen Augen angesehen und ist rot geworden. Keine Ahnung, warum. Dann hat er schüchtern gemeint, es würde ich ihm schon reichen, wenn ich seine Hand halten könnte.

Daraufhin bin ich auch rot geworden. Unfreiwillig, aber unvermeidlich.

Bisher hatten wir unsere Beziehung nur auf unsere vier Wände beschränkt gehabt, hatten noch nicht einmal Benni oder Jona davon erzählt.

Nun verlangter von mir, mich mit ihm Händchen haltend in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Ich hatte schon ein wenig Schiss davor, diesen Schritt zu gehen. Aber obwohl ich Angst hatte, habe ich seine Hand fest mit meiner umschlossen und bin dann gänzlich in seinen strahlenden Augen versunken.

Es hat mich kaum Überwindung gekostet, weil er mir wichtiger war, als all das, was die Leute denken könnten.

Und um ihn das zu zeigen, habe ich ihn dann auch noch geküsst. Vor all den Menschen, von denen uns letztlich kaum jemand beachtet hat.

Aber das war es gar nicht, was diesen Moment ausmachte. Es war die Tatsache, dass ich für ihn über meinen Schatten gesprungen bin. Etwas gewagt habe, um ihn nicht von mir zu stoßen.

Jetzt denke ich, verlangt die Situation mir wieder etwas Ähnliches ab, wie die damalige.

Mir wird klar, dass ich nicht davor weglaufen kann, es zu klären. Wenn Jona jetzt zurückkommt, wird es nur zwei Möglichkeit geben:

Entweder, hat Valentin den Kuss mit Sven genossen – dann ist es endgültig vorbei -, oder aber, er hat nicht das Geringste dabei gespürt.

In diesem Fall… ja in diesem Fall muss ich über meinen Schatten springen und unsere Beziehung retten.

Weil ich es dann verbockt habe, nicht er.

Aber so sehr ich es mir vielleicht insgeheim wünsche, ich gehe davon aus, dass es einzig und alleine Valentins Schuld ist.

Denn hätte er den Kuss nicht minimal genossen, hätte er ihn sicher weg geschoben.
 

Es klopft an der Türe und ich lasse Jona ein.

„Ich habe mit ihm geredet,“ verkündet er mir, als hätte ich es mir nicht denken können. Er war ja lange genug weg. Wäre Valentin nicht da gewesen, wäre er ja zurückgekommen.

„Und?“, frage ich also und ignoriere, dass ich ungeduldig klinge. Wer kann mir das aber verübeln? Ich will endlich mit der Sache abschließen und das kann ich nur so.

Als wenn ich das nicht wüsste. Ungeduldig sehe ich ihn an.

„Er war ziemlich aufgelöst.“

Typisch Valentin. Drückt auf die Tränendrüse, um schön Mitleid zu erheischen.

„Aha,“ meine ich nur kühl und wende mich von Jona ab. Er soll nicht sehen, dass ich nervös bin. Denn so sauer ich auch bin. Ich frage mich dennoch, ob es nicht noch eine minimale Chance für uns gibt…

„Und er packt.“

Ich ziehe scharf die Luft ein. Da habe ich meine Antwort ja schon.

„Ach so. Damit er mit seinem neuen Lover zu dieser scheiß Aufnahme fahren kann, ja?“

Gut. Schön. Fein.

Hat er mich also für diese hässliche Fresse abserviert. Was sollten dann noch seine dämlichen Bemühungen, unsere Beziehung zu retten, wenn er jetzt doch diesen Sven nimmt?

„Dir ist bewusst, dass er nicht fahren wollte?“

Ich zucke zusammen, bin aber ansonsten bemüht, mir nichts anmerken zu lassen. Nein. Das war mir nicht bewusst.

Ich schlucke schwer.

„Dachte ich mir,“ ertappt Jona mich trotz meines Tarnversuchs und seufzt, erklärt es mir dann ganz: „Er wollte nicht fahren, damit er die Ferien mit dir verbringen kann, Josh. Er hat gesagt, er hat lange überlegt, ob es nicht einfach nur dämlich ist, solche eine Chance sausen zu lassen, wäre dann aber zu der Entscheidung gelangt, dass es das wert ist, wenn er nur die Ferien mit dir zusammen sein kann.“

Ich schließe die Augen.

Sind das etwa Tränen? Was soll das? Warum werde ich jetzt so rührselig?

Jona entgeht das sicher nicht. Denn er setzt dem Ganzen noch einen drauf: „Er liebt dich, Joshua.“

Plötzlich bin ich wieder sauer. Dieses ganze Hin und Her, dass ist doch alles scheiße.

„Wenn er mich so liebt… warum hat er dann mit einem anderen geknutscht.“

„Josh. Du weißt selbst, dass Sven ihn geküsst hat, nicht er Sven. Und er meinte, er war im ersten Moment einfach zu geschockt gewesen und ehe er ernsthaft etwas hätte tun können, war es schon wieder vorbei.“

Ich schüttle den Kopf. So war es nicht. So kann es nicht gewesen sein. Denn wäre es so, dann…

Ich sehe zu Jona.

„Hat er denn wirklich ausgesehen, als hätte es ihm gefallen?“

Ich schluchze auf. Unter anderen Umständen wäre es mir peinlich, aber das hier ist nur Jona. Er kann das ruhig sehen.

„Nein.“

„Und denkst du nicht, Sven hat das mit Absicht gemacht? Um euch auseinander zu bringen?“

„Wahrscheinlich schon.“

„Valentin denkt das auch. Und er sagt, er würde alles tun, um dich davon zu überzeugen.“

Ich beiße mir auf die Lippen.

„Du liebst ihn doch, Josh, oder?“

Ich nicke.

Natürlich liebe ich ihn. Nur ihn. So sehr, wie noch nie einen Menschen zuvor.

Wie konnte ich so blöd sein, so dumm?

Ich hätte ihn fast verloren, ich…

„Ich muss zu ihm!“

„Dafür ist es zu spät.“

Ich starre Jona verwirrt an.

„Was soll das denn jetzt heißen?“ Hat er jetzt doch schon einen anderen? Hat er Sven eine Chance gegeben?

„Er ist schon auf dem Weg zum Bahnhof, Josh.“ Jona blickt auf seine Uhr. „Wahrscheinlich ist er schon dort. Sie fahren in zwanzig Minuten.“

Ich reiße die Augen auf.

„Aber er kann jetzt nicht fahren. Ich muss mit ihm reden!“

Jona zuckt mit den Achseln. „Dann solltest du dich beeilen!“
 

So schnell wie jetzt, bin ich noch nie in meinem Leben gerannt.

Die Häuser ziehen vorbei, während meine Füße hart auf den Asphalt aufschlagen.

Hier und da remple ich ein paar Passanten an und entschuldige mich notdürftig, ohne extra anzuhalten.

Es ist nicht sonderlich weit, bis zum Bahnhof. Aber die ganze Strecke zu rennen, so unter Zeitdruck, lässt sie einem ewig lang vorkommen.

Jona folgt mir, wenn auch wesentlich langsamer. Für ihn geht es ja auch nicht darum, um das Wichtigste zu kämpfen, was man im Leben hat.

Dann endlich erreiche ich den Bahnhof und sehe mich hastig um.

Wo finden die Aufnahmen statt?

Plötzlich weiß ich gar nichts mehr und lasse den Blick nur hin und her schweifen.

München! Natürlich. München!

Ich bahne mir einen Weg durch die Menschenmassen. Was machen die alle hier? Haben die nichts Besseres zu tun, als mich daran zu hindern, Valentin zurück zu gewinnen?

Aber klar…

Heute ist Freitag. Viele Stundenten fahren heute schon nach Hause. Vor allem, die, die von weiter weg kommen.

Ebenso viele Pendler und alle die, die einige Stationen mit dem Zug von der Arbeit nach Hause fahren müssen.

Ich raufe mir frustriert die Haare, während ich mich zum Bahngleis durchkämpfe.

Noch fünf Minuten bis zur Abfahrt.

Dann erblicke ich endlich den ICE Richtung München und eile zum Bahnsteig.

Auch hier ist die Hölle los. Müssen denn wirklich so viele Kölner heute nach München fahren?

Es ist ziemlich schwierig, jemanden in der Menge zu finden.

Was mache ich, wenn er schon im Zug ist? Ich kann ja nicht einsteigen. Am Ende fährt der blöde Zug noch los und ich bin noch drin.

Ich versuche, Valentin anzurufen, während ich den Steig absuche.

Aber entweder ist sein Handy aus, oder er hört es nicht. Jedenfalls geht noch einigen Malen Klingeln die Mailbox ran.

„Scheiße!“, fluche ich laut und stecke das Handy weg.

Es ist zu spät, wird es mir klar. Er ist schon drin.

Sven hat sein Ziel erreicht. Er hat uns auseinander gebracht und kann sich jetzt ungestört an Valentin ran machen.

Vielleicht habe ich nach den Ferien noch Chancen, aber wahrscheinlich eher nicht.

Ich seufze und möchte gerade aufgeben, als ich sie entdecke.

Zumindest entdecke ich Sven, aber das reicht mir erst Mal.

So sehr ich ihn auch hasse. Gerade bin ich unglaublich glücklich, ihn zu sehen.

Ich laufe ein Stück näher heran und dann endlich sehe ich auch den Rest der Band, samt Valentin.

Sie verstauen gerade die Kisten von Sebastians Schlagzeug im Gang des Zuges. Ihre Instrumente müssen sie nämlich seltsamerweise selbst mitbringen.

Valentin meinte, ihm wäre das nur Recht. Man hätte wohl so was wie einen persönlichen Bezug zu seiner Gitarre und dann klänge das wohl besser.

Na ja… Musiker… die muss man nicht verstehen.

Ich werfe fast eine Oma um, als ich näher komme, so sehr bin ich in Gedanken.

Das Schlagzeug ist fast verstaut, Sven hievt Sebastian gerade die letzte Kiste zu.

Die anderen Instrumente sind wohl schon im Zug, denn ich sehe keine.

Gut, dass sie die mitnehmen müssen. Sie sind wohl der einzige Grund, warum sie noch nicht eingestiegen sind.

Ich fixiere Valentin mit meinem Blick. Er steht daneben, in der Hand – natürlich – einen Coffee to go.

Sven steigt ein und mir wird klar, dass ich jetzt handeln muss.

„Valentin!“

Er hört mich nicht, denn in dem Moment geht die Lautsprecherdurchsage los, dass die letzten Fahrgäste nun bitte einsteigen sollen.

Na super.

„VALENTIN!“

Endlich sieht er zu mir, reißt überrascht die Augen auf.

„JOSH!“

Dann drückt er Sven seinen Kaffee in die Hand und rennt zu mir, während ich noch mit den Koffern der Oma kämpfe, die ich fast umgeworfen habe, und die mich nun quält, in dem sie mich nicht vorbeilässt.

Letztlich springe ich über den Koffer und renne das Stück zu Valentin.

Knapp vor mir bleibt er stehen und sieht mich an.

„Was machst du hier?“

„Ich konnte dich doch nicht einfach so fahren lassen…“

Ich seufze und hebe die Hand, streiche über seine Wange.

„Es tut mir Leid. Ich war ein Idiot, ich… hab dir so weh getan, obwohl du gar nichts dafür konntest…“

Leidend sehe ich ihn an.

„Valentin…“

Er blickt zu Boden, doch dann lächelt er.

„Du glaubst mir also endlich?“

Ich nicke. „Es tut mir Leid. Ich hätte dir vertrauen sollen. Es war nur… ich….“

Der Schaffner gibt das Zeichen, die Türen zu schließen und einer von Valentins Bandmitgliedern – ich glaube, Kevin – schiebt eine Reisetasche in die Türe, um diese an eben jenem zu hindern.

Folglich kann der Zug nicht abfahren.

„Ich muss gehen,“ meint Valentin aber nun und ich nicke.

„Lass mich dir nur sagen: Es war alles meine Schuld, weil ich ein riesiges Arschloch bin. Und ich würde mich freuen, wenn du mir eine Chance gibst, es zu klären, wenn du zurückkommst. Weil ich dich immer noch liebe und… ich will dich einfach wieder haben, Valentin.“

„Valentin!“, ruft nun auch Kevin, weil der Schaffner nun nachschaut, was da stört.

„Ach Josh,“ meint mein Lieblingsemo und streckt sich, haucht mir einen Kuss auf die Lippen. Ich sehe ihn überrascht an.

„Eigentlich sollte ich dich quälen und zappeln lassen, bis ich wieder komme. Aber die Wahrheit ist, dass ich dazu viel zu weich und kitschig bin.“ Er nimmt meine Hand und sieht mich ernst an: „Du kriegst deine zweite Chance.“

Ich strahle ihn an. „Wirklich?“ Er nickt.

Im Hintergrund schimpft der Schaffner mit Kevin, aber das ist egal. Ich falle Valentin um den Hals und küsse ihn stürmisch, fordernd. Eng schließen sich meine Arme um seinen schlanken Körper.

„Aber das ist deine letzte. Wenn du mich noch mal sitzen lässt, dann bin ich weg.“

Ich nicke und küsse ihn noch mal. „Niemals wieder werde ich diesen Fehler begehen.“

„Valentin!“, ruft Kevin und notgedrungen lösen wir uns von einander.

„Ciao, Schokokeksi.“

„Ciao, Marzipanschütchen.“

Wir kichern dämlich, dann rennt Valentin zurück und steigt ein. Kevin nimmt die Tasche weg, der Schaffner herrscht sie an, dann steigt auch er ein. Die Türen schließen sich und der Zug fährt ab.

Ich sehe ihm nach, wie er wegfährt, und im nächsten Moment kommt Jona keuchend neben mir zum stehen.

„Deine Kondition lässt zu wünschen übrig. Und du willst Profisportler sein?“

„Halts Maul! Sag mir lieber, wie es gelaufen ist.“

Ich strahle ihn an und ich denke, dass sagt mehr, als tausend Worte.
 

„Sag es noch mal,“ fordert Jona am nächsten Vormittag. Wir haben ausgeschlafen, was gegessen und sind nun auf den Weg zum Bahnhof.

Eigentlich wollte ich schon früher fahren, aber das Jonas Zug erst so spät geht, habe ich gewartet.

„Ich habe es doch schon gesagt,“ fauche ich nur.

„Ich will es aber noch mal hören.“

Er grinst mich an und ich seufze.

„Danke Jona. Das haben wir alles nur dir zu verdanken! Du bist echt der Beste!“, leiere ich herunter und er sieht mich amüsiert an.

Wenig später stehen wir an seinem Bahngleis und er umarmt mich kurz.

„Grüß die anderen von mir,“ bittet er mich und ich nicke.

„Und du Benni. Und pass mir gut auf ihn auf.“

Wir lösen uns voneinander und ich reiche ihm noch seine Tasche in den Zug. Kurz darauf fährt er ab.

Danach habe ich noch etwas Zeit und kaufe mir noch einen Kaffee, laufe gemächlich zum Gleis. Im nächsten Moment vibriert mein Handy und ich öffne die SMS von Valentin. Offenbar machen sie schon um diese Zeit München unsicher und finden es ziemlich cool.

Ich grinse und war noch nie so glücklich, eine SMS von ihm bekommen zu haben.

Ich habe mich schon ziemlich blöd angestellt, denke ich, während der Zug einfährt und ich einsteige.

Das ganze Theater hätten wir uns auch sparen können. Dann hätten wir noch zwei Wochen miteinander verbringen können. So aber müssen wir uns bis zum Ende der Semesterferien gedulden, ehe wir uns wieder sehen.

Das macht die Ferien gleich unsympathisch.

Irgendwie hoffe ich plötzlich, dass die Uni bald wieder anfängt.
 

Gegen Mittag komme ich in Hamm an.

Im Gegensatz zu Köln, wo es geregnet hat, scheint hier die Sonne.

Ich blicke mich um und entdecke Chris, dir mir zuwinkt.

Mittlerweile hat es Tradition, dass nicht meine Eltern, sondern meine Freunde mich abholen. Diesmal ist Chris aber alleine.

„Na, Kleiner? Sind die anderen noch nicht da?“, frage ich, während ich ihn kurz umarme.

„Nö. Müssten aber auch gleich kommen.“ Ich nicke und dann warten wir gemeinsam. Wenig später tauchen auch Lukas und Victor auf. Natürlich im gleichen Zug, da sie ja auch in der gleichen Stadt studieren.

Zu Viert machen wir uns auf den Weg, scherzen und lachen. Und so sehr ich Valentin auch vermisse, so überzeugt bin ich plötzlich davon, dass die Ferien auch ohne ihn auszuhalten sein werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RockFee
2011-12-21T15:56:28+00:00 21.12.2011 16:56
Ich habe dir, glaube ich, für dieses Kapitel noch kein feedback hinterlassen. Ich hatte gehofft, dass Jonas Einfluss hilft. Die Versöhnungsszene am Bahnhof war total schön. Allerdings verstehe ich überhaupt nicht, wieso Val bin Sven weiterhin so umgeht, als wenn nichts gewesen wäre. Immerhin wäre durch den Kuss fast die Beziehung zerstört worden und das war wohl auch Svens Absicht. Ich an Vals Stelle hätte Sven ordentlich die Meinung gesagt.

Ich wünsche dir für den Fall, dass vor Weihnachten kein neues Kapitel kommt, ein schönes Fest.

lg
Von:  Maegalcarwen
2011-12-16T15:38:56+00:00 16.12.2011 16:38
@NEMO: DANKEEEEEEEEEEEEEEE!!!! Du sprichst mir aus der Seele!! ;-) Das Jona und Benni gleich Josh beschuldigen ist mir anfangs gar nicht so aufgefallen, aber jetzt wo du es sagst.... ich geb dir vollkommen recht!! :-)
*like it* xD

LG
Maegi :-)

P.S.: Ich bin mal gespannt ob diese Kommiseite bald zu einem Diskussionsforum ausartet *lol*
Von: abgemeldet
2011-12-16T14:44:52+00:00 16.12.2011 15:44
Also wo ich das Kapitel fertig gelesen hatte dachte ich echt nur noch EHHHH NEIN!
Warum musste sich Joshi bei Val entschuldingen und warum hat Val Joshi eine 2 Chance gegeben? Ehh eigentlich hätte sich Val bei Joshi entschuldigen müssen und von ihm eine 2 Chance bekommen müssen, finde ich auf jeden Fall. Halloo weil schließlich hat sich Val nicht gegen den Kuss gewehrt ja klar ist man bei so was ein bisschen geschockt aber ich fand Joshi seine Reaktion darauf vollkommen normal. Eigentlich jeder hätte so wie Joshi reagiert und Joshi hat auch nichts falsch gemacht warum muss er sich dann bitte bei Val entschuldigen? O.o Meiner Meinung nach hätte Val bei Joshi um eine zweite Chance betteln müssen! Und was ich auch nicht oke fand, dass Joshi für Jona und Benni gleich daran Schuld ist ohne das sie überhaubt wissen was da überhaubt genau los war. Der arme Joshi >o< Natürlich ist das gut das beide sich wieder vertragen haben (muss ja auch sein :)) aber ich hätte mir dafür eine andere Auflösung gewünscht. :) Val hätte sich für Joshi anstrengen müssen und um ihn betteln sollen. Jawohl! Und zwar so richtig und er hätte Sven so richtig abservieren sollen und ihm sagen sollen das er nur Joshi liebt oder so (ist ja auch nicht fair Sven gegenüber, wenn der nicht genau weiß wo er dran ist)Jaaa das musste ich mal sagen :) Natürlich freue ich mich trotzdem auf das nächste Kapitel :) und werd die Geschichte fleißig weiter lesen, da sie wirklich einfach nur Zucker ist *__*
Von:  Tajuja-chan
2011-12-16T11:44:09+00:00 16.12.2011 12:44
Sou, ich hatte i-wie Angst das Kappi zu lesen O.o
Zum Glück hab ichs doch gemacht XD
Und es hat mich sehr überrascht, das es doch so positiv ausgegangen ist.
Ich dachte eher das Joshi Valli verpasst und sie sich erst nach den Ferien wieder sehen.

Eigentlich hätte ich eher erwartet das Jona das Joshi so richtig fertig machen würde... Ich würd ihm das zutrauen XD

Die Szene am Bahnhof war so süß XD
Schön das sie sich wieder vertragen haben =).
Was ich aber komisch fand war das Valli zu Joshi meinte, er gäbe ihm noch ne zweite Chance. O.o
Klar es war Joshis Schuld, weil er Valli nich zugehört hat, aber die Aussage fand ich i-wie ein bissel, naja, unangebracht?
Ka ich fands komisch XD
Egal ;)

Ich könnt Jona knutschen dafür, dass er den beiden geholfen hat =D
Aber dann würd ich Ärger von Benny bekommen un das wolln wa ja nich XD

Auch wenn die beiden die Ferien jetzt getrennt verbringen, bin ich erleichtert =)
Ich hoffe das die Wochen schnell rum gehen und die beden sich bald wieder sehen.
Und sollte Sven noch i-was unternehmen, dann soll Valli ihm aber sowas von die Fresse polieren!!! ò.ó

Chrissilein X3 *knuddel*
Warte gespannt auf das nächste ;)

LG Tajuja-chan ♪
Von:  Maegalcarwen
2011-12-16T10:20:26+00:00 16.12.2011 11:20
HÄÄÄ?????!!!!????
Jeschi du hast etwas geschafft, was ich eigentl. nicht so schnell für möglich gehalten hätte - Du hast mir Valentin unsympathisch gemacht, aber sowas von - *sarcasm on* ja super, sie sind wieder zusammen, jippi -.- *sarcasm off*
Schieben wir doch wieder Josh alles in die Schuhe, der ist ja auch nur über seinen Schatten gesprungen, als eigentl. hetero und kümmert sich um Valentin wenns dem schlecht geht, was Valentin für ihn gemacht hat, hab ich bis jetzt noch nicht rausgefunden. Stimmen im Hintergrund mögen jetzt behaupten, er wäre nicht nach München gefahren und bei Josh geblieben. Hey solange alles Frieder Freude Eierkuchen war das klar, kriselt es hauen wir gleich mal in eine andere Stadt ab, aber Joshi vorwerfen er läuft weg. *pfff* Nach 2 Wochen (so hätte ich das rausgelesen, sags mir wenn ich mich irre) aufgeben, obwohl Josh seine große Liebe ist..... so groß kann die Liebe dann ja auch nicht sein. Ich frage nochmal, was hat Josh schlimmes gemacht, dass er jetzt die Schuld bekommt und sich auch noch entschuldigen muss???? Er hat sich eingeigelt und seine Wunden geleckt, mehr war es nicht und wenn es Valentin sooooo wichtig ist, sich zu rechtfertigen, dann hätte er wohl auch Wege gefunden das zu tun, sonst ist er doch auch so ein Sturkopf und zieht durch was er sich in eben jenen gesetzt hat.
Das Verhalten am Bahnhof: Na sag mal gehts noch?? Wie großkotzig und großspurig kann man eigentl. sein? "Du kriegst deine 2te Chance" wie gönnerhaft kann man eigentl. tun? Außerdem welche 2te Chance? Die hätte sich wohl eher Valentin bei Joshua erkämpfen müssen und nicht umgekehrt. "Lass mich nochmal sitzen und ich bin weg!" - Der tut ja grad so als könnte er an jedem Finger 3 von Joshuas Sorte haben. -.-
Sry, aber ich pack das grad so überhaupt gar nicht. *verwirrt ist* Und das alles ist gerade NUR MEINE PERSÖNLICHE Meinung zu dem ganzen, jeder sieht das natürl. anders - aber, wow, iwie bin ich geschockt über den Verlauf, den das ganze genommen hat. *kopfschüttel um verwirrung loszuwerden*
Den "kill-sven-club" lass ich bleiben, der kann sich mit seinem Val *kotz* gleich mal auf ein Packl hauen.

Ansonsten finde ich Jona super cool und die div. Szenen mit ihm sind einfach Hammer :-) Ich musste so lachen, als sich Josh bei Benni beschwert und der keine Ahnung hat oder als Josh dem lieben Jona vorwirft, dass er keine Kondi hat. Einmalig gut xD *lol* ich muss noch immer lachen xD xD

Nun denn, mal sehen ob du mir Valentin wieder sympathisch machen kannst, das wird aber ein großes Projekt werden ;-)

LG
Maegi :-)
Von:  Last_Tear
2011-12-16T07:44:35+00:00 16.12.2011 08:44
Awwww *o*
Go, Jona, Go Jona >o<
*auf und ab hüpf mit selbstgebastelten PomPoms*
^---^
HAHAHAHAH >D
In your face, BIATCH >__<
*miep*
Awwwww, Abschiedsszene am Bahnhof wtf XD
Hätt noch bissl Schokolade gefehlt und so aber schön >3
*grins*
Brav, Val. Hat meine Erziehung doch noch angeschlagen
*purr*
Und jetzt bring die dummen Ferien rum ohne dass Sven Val Drogen in den Cocktail kippt und vögelt û.u
Von:  Shunya
2011-12-16T01:34:59+00:00 16.12.2011 02:34
Hui, wenn Jona da ist, ist alles in Butter, der biegt das schon wieder hin. Komisch, dass es immer einen Außenstehenden braucht, um eine Beziehung zu retten!? O.o
Ist wohl ganz gut so, dass Yoshi sich bei Val entschuldigt hat, immerhin hat er wenigstens versucht, sich die ganzen vorigen Tage/Wochen bei ihm zu rechtfertgien.
Die Bahnhofsszene fand ich klasse, erst die Omi, die Yoshi in Bedrägnis bringt und dann die Versöhnung mit Val, das fand ich soo~ süß. War auch echt lustig, dass Jona so ne miese Kondition hat. XD lol
Der hat auch noch das Beste verpasst. ;P
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel!!!!!!
Von:  KleineBine
2011-12-15T23:45:41+00:00 16.12.2011 00:45
Ich hätte Josh auf jedenfall noch zappeln lassen, aber Val ist da einfach zu lieb =3
Kann mir gut vorstellen das es noch öffters ärger wegen Sven gibt.

LG Bine
Von:  _haiiro_
2011-12-15T21:53:22+00:00 15.12.2011 22:53
Hui dass ging schnell :D Aber ich denk nich dass es jetzt schon vorbei is also...lass ich mich wohl überraschen ne? <3


Zurück