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Kaffee und Vanille 2

von

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Katzenjammer

Selbst, wenn man Katzen nicht süß findet, so muss man bei diesen Babykatzen doch ins Schmachten geraten. Wie sie einen aus großen, treuherzigen Augen ansehen… unbeschreiblich niedlich.

Valentin ist ganz hin und weg und begutachtet mit der Besitzerin jede Katze fachmännisch. „Dieser hier ist ein wahrer Schmusekater. Den ganzen Tag will er nur kuscheln,“ erklärt sie uns und hebt ein Tier hoch, dass komplett weiß ist und nur einen schwarzen Fleck auf der Nase hat. Alle die Tiere sind schwarz-weiß. Genau wie Andy. Überhaupt haben sie einige Ähnlichkeit mit Andy, nur, dass keine ein kaputtes Ohr hat und alle gepflegter aussehen. Und süßer. Was aber an ihrem Alter liegen könnte…

„Und diese hier… ja die ist total aufgedreht. Ein richtiger Wirbelwind!“, ruft sie begeistert und zeigt auf eine Katze, die gerade eine Decke in der Mangel hat. Ich weiß ja nicht, ob sie schon die Krallen hat, das Teil zu zerfetzen, aber ein Riss ist deutlich erkennbar. Reizend…

Ich begutachte die Tiere für mich alleine, während Valentin sich für jede Katze eine Story anhören darf und finde ein Tier, dass irgendwie verkümmert aussieht. Also… es ist noch kleiner, als die anderen Babykatzen und sieht aus wie ein Häufchen Elend. Ich hebe es hoch und blicke es an. Erschreckender Weise hat es viel Ähnlichkeit mit Andy. Schon alleine die Musterung, oder Fellfarbe oder wie man dazu sagen möchte, sieht Andys zum Verwechseln ähnlich.

Es blickt mich aus traurigen Augen an und will sicher sagen: „Nimm mich, sonst nimmt mich keiner!“

Hastig setze ich sie wieder ab, aber da kreischt die Besitzerin schon ein lautes ‚Oh’ und packt das arme Tier unsanft, zerrt es zu sich: „Und das hier ist der kleine Merlin. Er ist der jüngste und noch ein wenig schwach auf dein Beinen. Seine Geschwister meiden ihn, aber ich bin sicher, dass er es mal zum tollsten Kater der Welt schaffen wird!“

Sie streichelt liebevoll über seinen Kopf, was das alles schon wieder rührselig werden lässt.

Ich will ihren Glauben nicht kritisieren, kann mir aber kaum vorstellen, dass ‚der kleine Merlin’ es wirklich mal zu einem geachteten Stubentiger schaffen könnte!

Das sage ich aber nicht, weil mein skeptischer Blick schon Bände spricht und die Frau mich bereits missbilligend betrachtet.

„Den nehmen wir!“, ruft in dem Moment Valentin und ich dachte schon, sie hätte ihm die nächste Katze auf den Arm gehievt, als mir klar wird, dass er von Merlin spricht.

Ich starre ihn an und auch die Frau kann es kaum glauben.

„Wirklich?“, fragt sie und ist plötzlich ganz aus dem Häuschen. „Ja, wenn ihr Merlin echt eine Chance geben wollt, dann gebe ich euch sogar einen Sonderpreis!“, ruft sie begeistert und ich wette mein ganzes angespartes Vermögen darauf, dass sie geglaubt hat, das Vieh nie los zu werden.

„Valentin?“, frage ich panisch, aber der hebt das Kätzchen nur hoch und redet liebevoll auf es ein: „Ja, du bist ein feiner großer Kater…“

Ich verdrehe die Augen.

Sein ‚feiner großer Kater’ sieht aus, als wenn er den nächsten Morgen nicht erlebt, aber das stört Valentin nicht. Er streichelt über das Fell und schaut mich glücklich an.

„Ist er nicht süß?“, fragt er und ich verkneife mir einen Kommentar und bezahle lieber die Frau, die uns schnell loswerden will, ehe wir es uns anders überlegen.

„Dann mach es mal gut, Merlin,“ schnurrt sie und streichelt ihn noch einmal. Sicher macht sie drei Kreuze am Kalender, wenn wir das Tier endlich mitgenommen haben.

Wir verlassen ihre altmodisch eingerichtete Wohnung, in der es nach Katzenpisse gestunken hat, und laufen zu dem Auto, dass ich gemietet habe, um in den Vorort von Köln zu kommen. Zwar hätten wir auch die Bahn nehmen können, aber Valentin war der Meinung, dass dies nun wirklich keine geeignete Transportmöglichkeit für ein Kätzchen gewesen wäre.

Deshalb das Auto.
 

Merlin schläft, als wir zu Hause ankommen. (Vielleicht ist er auch tot, so genau kann man das nicht sagen.) Valentin jedenfalls nimm ihn vorsichtig aus dem Karton – wir haben noch kein Tragekörbchen – und legt ihn auf die Decken, auf denen Andy immer gehaust hat. Das beunruhigt mich. Vielleicht ist da drin noch eine Herde an Viren und Bakterien, die Merlin noch schneller hinraffen werden, als sowieso schon nötig… auch, wenn wir die Decke drei Mal in der Kochwäsche hatten.

Der Kater schläft immer noch und Valentin sieht mich begeistert an und plötzlich wechselt der Ausdruck in seinen Augen und ich weiß, was es bedeutet.

„Es ist toll von dir, dass wir ein neues Kätzchen geholt habe,“ schnurrt er und ich schnurre auch, weil ich weiß, dass ich dafür jetzt ausgiebigste entschädigt werde. Ich packe sein Handgelenk und ziehe ihn zu mir, küsse ihn.

„Ich freue mich, wenn du dich freust,“ murmle ich und küsse ihn und er schlingt die Arme um meinen Hals.

Okay, scheiß auf das Gefühlsgedusel… Ich schnappe ihn mir, hebe ihn hoch und trage ihn begeistert ins Schlafzimmer. Die Tür schließe ich, ehe Merlin genauso ein Spanner wird wie Andy, und dann nehme ich mir, was mir eindeutig zu steht, nach all dem Katzenjammer!
 

Ich spüre einen Blick auf mir und sehe stirnrunzelnd über die Schulter. Die anderen ziehen sich ebenfalls um und jeder ist mit sich selbst beschäftigt. In der Umkleide stinkt es unangenehm nach Schweiß und muffeligen Socken, was auch von dem heißen Dampf, der aus den Duschen kommt, nur minimal gedämpft wird.

Ich bin schon fast fertig, habe auch schon geduscht. Stinken tue ich wahrscheinlich trotzdem noch, also werde ich es noch mal wiederholen müssen, wenn ich zu Hause bin.

Wieder dieser Blick. Irgendwer beobachtet mich doch!

Heute sind wir übrigens vollständig. Auch die anderen, die neulich gefehlt haben, sind wieder da. Alle hatten sie eine andere Ausrede, und Tobias und ich das Problem, die Wahrheiten und die Lügen zu unterscheiden. Nicht, dass auf ein geschwänztes Training mehr Strafe gestanden hätte, als ein paar Runden mehr in der Halle zu drehen. Dennoch!

Seufzend packe ich meine Klamotten in meinen Rucksack und in dem Moment spüre ich wieder diesen Blick! Langsam entnervt, wende ich mich um und zucke erschrocken zusammen, weiche einen Schritt zurück.

„Rick!“, fauche ich, weil ich mich wirklich erschrocken habe.

„Kannst du mir was erklären?“, fragt er und ich fürchte, dass es nichts Gutes sein wird. Ich sehe ihn an und er mustert mich von oben bis unten.

„Wieso stehst du auf Jungs?“

Ich starre ihn an und langsam werde ich wütend. „Was soll das?“, gifte ich und schiebe ihn weg, packe mein Zeug und will die Umkleide verlassen.

„Jetzt warte gefälligst mal,“ murrt er und folgt mir.

„Ich will es wirklich verstehen. Warum stehst du auf Schwänze?“

Genervt wirble ich zu ihm herum, während ich Tobias alarmierten Blick auf uns fühle.

„Hör auf, ihn zu provozieren!“, ruft in dem Moment Andreas, der es nicht leiden kann, wenn es Streit gibt.

„Rick!“, meint auch Tobias mit warnendem Tonfall.

„Was denn?“, wendet sich Angesprochener an diese und sieht dann wieder mich. „Ich will nur wissen, wieso er auf diesen kleinen Emo steht. Was ist an ihm so toll?“, fragt er nun wieder mich direkt und verzieht das Gesicht: „Du bummst doch genau genommen einen Jungen, der aussieht wie ein Mädchen, nicht? Wieso? Warum nimmst du dir keinen richtigen Kerl?“

„Es reicht! Wie wäre es, wenn du noch ein paar Runden in der Halle joggst, um wieder klar zu kommen?“, donnert Tobias, während ich Rick nur wütend ansehen kann.

Dieser ignoriert meinen Blick und auch Tobias und tritt dicht an mir heran.

„Verrätst du es mir?“, will e wissen und ich schnaube nur und verlasse den Raum.

„Warum antwortest du nicht, Joshi? Hast du keine Antwort?“

Belustigt grinsend schüttle ich den Kopf und mache, dass ich nach Hause komme. Ich will mich nicht von ihm provozieren lassen. Er macht das gleiche, was damals Mike mit Benni und Jona abgezogen hat – und darauf habe ich keinen Bock!

Keine Ahnung, warum es ihm so viel Spaß macht, darauf herumzureiten, dass ich schwul bin und Valentin mein Freund. Was stört er sich überhaupt an Valentin? Er hat mit ihm doch gar nichts zu tun!

Zu Hause empfängt mich jedenfalls Merlin, der begeistert um mein Bein streicht. Nicht, weil er mich mag, sondern weil ich der nette Typ bin, der ihn nachmittags Fresschen gibt.

Ich klatsche also herzlos das eklig riechende Zeug aus der Packung in seinen Napf und stelle es ihm hin. Sofort vergräbt er sein Gesicht darin und sieht dabei weder elegant noch stolz aus, was man von einer Katze ja erwarten könnte.

Seufzend lehne ich mich an die Küchenanrichte und sehe Merlin beim Essen zu, lasse mir das Geschehen noch mal durch den Kopf gehen.

„Was würdest du tun, Merlin, wenn dich ein anderer Kater nerven würde, nur weil du eine hübsche Lady begehrst?“, frage ich und grinse belustigt, weil ich Valentin in meiner Metapher zu einer Lady mache.

Er sieht kurz auf und guckt mich an, als wäre ich nicht ganz dicht. Natürlich hat er Recht. Er wird in dieser Wohnung nie eine Lady kennen lernen und schon gar keinen Kampfkater, der ihn diese streitig macht.

Cleveres Vieh, muss man ihm lassen.

„Aber nehmen wir an, es wäre so. Was würdest du tun?“, rede ich weiter auf ihn ein und er isst nur gemütlich sein Meistermenü.

„Ignorieren also… ja… das ist man manchmal leichter gesagt, als getan,“ seufze ich. Heute konnte ich es noch, aber ich weiß, wenn ich nicht bald Konter gebe, dann eskaliert die Sache nur.

Mike konnte man schließlich auch nicht freie Hand lassen – obwohl alles Gegenarbeiten ihn wiederum nur provoziert hat.

„Manche Menschen sind richtige Arschlöcher,“ kläre ich Merlin auf, „Schreib dir das hinter die Ohren.“

Er hat fertig gegessen und läuft einfach davon, um es sich auf der Couch gemütlich zu machen, auf der er gar nichts zu suchen hat.

Ich mache mir nicht die Mühe, ihn runterzuschubsen, weil seine Erziehung Valentins Aufgabe ist –das war der Deal, dass so ein Tier wieder angeschafften werden durfte: Joshua hat keine Arbeit!

Außerdem ist es mir zu blöd, dass wir immer solche Sonderfälle an Katzen hier haben, die man erst Mal zurechtweisen muss, damit sie hören. Und vielleicht habe ich auch ein wenig Angst, dass der Kater mir wie Andy den Arsch zerkratzt, wenn ich ihm zu nahe komme.

Ganz abgesehen davon sag ich mich mit einem viel größeren Problem konfrontiert: Rick. Wie würde ich es nur schaffen, diesen Volltrottel davon abzubringen, ständig auf meiner Beziehung zu Valentin herum zu reiten?

Wahrscheinlich gar nicht. Aber zumindest musste ich ihm Einhalt gebieten.

Mike hat damals erst Ruhe gegeben, als er mit Amelie zusammen gekommen war und das Team verlassen hat. Aber ich kann Rick schlecht kicken, nur weil er mich nervt. Und die Mühe, ihn zu verkuppeln, mache ich mir sicher nicht.

Mürrisch sammle ich Merlins Napf auf und spüle ich aus. Das Tier hat einen Hunger – unglaublich!

„Joshi?“, ertönt im nächsten Moment Valentins Stimme aus dem Flur und nach einigem Gepoltert steht er in der Küche und strahle mich an. Ich strahle zurück.

„Hey,“ murmle ich und schlinge die Arme um ihn, vergrabe meine Nase an seinem Hals.

„Was ist los?“, fragt er. Er schein Radar dafür zu haben, wenn es mir mal nicht so gut geht.

„Training war anstrengend,“ lüge ich deshalb und ziehe ihn noch fester in meine Umarmung. Sicher breche ich ihm gleich das Rückrat.

„Hat Merlin schon gegessen?“, fragt er und ich brumme zustimmend und küsse seinen Hals. Bestimmt grinst er jetzt. Seine Hände kraulen meinen Rücken.

„Was ist wirklich los?“, fragt er dann und ich seufze. „Stress,“ nuschle ich nur und löse mich von ihm, küsse ihn richtig.

Er sieht mich besorgt an und ich schmelze dahin, weil er so niedlich ist.

Mein Gott, denke ich und streiche ihm eine Strähne aus dem Gesicht, wenn Rick dich jetzt sehen könnte, Valentin, dann wüsste er, warum es du sein musst und kein Anderer!

Ich eskortiere ihn Richtung Schlafzimmer und trete dabei fast auf Merlin, der gekommen ist, um Valentin zu begrüßen. Unsanft schiebe ich das Tier mit dem Fuß weg und schließe die Türe, ehe es uns folgen kann.

Dann werfe ich Val aufs Bett und krabble über ihn.

„Wie wäre es, wenn ich dich am Donnerstag wieder vom Training abhole und wir uns einen schönen Tag machen?“, fragt dieser und ich nicke und küsse mich an seinem Hals entlang.

Daraufhin schweigt er und schließt genießerisch die Augen.
 

Das Training am nächsten Tag, wird wie das letzte. Rick ist in der gegnerischen Mannschaft aufgeteilt und foult mich. In den Pausen provoziert er mich.

Und als wir fertig sind, fragt er mich wieder seine dämlichen Fragen, ehe er endlich duschen geht und ich mit den anderen alleine in der Umkleide zurück bleibe.

„Was geht bei dem ab?“, fragt Daniel ungläubig und sieht mich fragend an: „Hast du ihm was getan?“

„Natürlich nicht,“ fauche ich und er hebt abwehrend die Hände.

„Er ist einfach ein Idiot,“ mischt sich Andreas ein und Louis nickt zustimmend. Er ist noch unsicher, ob er als Neuer was gegen Rick sagen darf, aber er kann auch nicht verbergen, dass er ihn jetzt schon nicht leiden kann.

„Joshua,“ meint Tobias und legt mir die Hand auf die Schulter, „du solltest noch mal mit ihm reden.“

An der Art und Weise, wie er mich ansieht und meine Schulter drückt, weiß ich, was er meint und nicke langsam.

„Manchmal ist eines auf die Fresse das einzige, was hilft!“, pflichtet Sascha Tobias bei, der den Blick natürlich auch gedeutet hat.

Tobias verdreht die Augen, als Daniel aufstöhnt und ruft: „Das könnt ihr aber nicht machen.“

„Ich glaube, Joshua muss was machen, ehe er es ist, der was auf die Fresse kriegt,“ erwidert Tobias und das scheint Daniel einzuleuchten.

Und da er damit Recht hat, muss ich wohl tun, was ich so wohl so tun muss.

Ich warte auf Rick, während die anderen Duschen. Als wir endlich alleine in der Umkleide sind, sehe ich meine Stunde kommen.

„Was soll das?“, kreischt Rick, als ich ihn unsanft packe und gegen einen der Spinde donnere. „Ich weiß nicht, wo dein Problem ist, aber ich rate dir, mit deinen Spielchen aufzuhören,“ fauche ich und ungehalten.

„Sonst was?“

„Sonst kriegst du richtig Ärger.“

Er lächelt belustigt. „Und du glaubst, ich habe Angst vor so einer Schwuchtel wie dir?“

„Wenn du es drauf ankommen lasst willst,“ meine ich nur und donnere ihn nochmals gegen den Spind. „Ich warn dich, Rick. Lass mich in Ruhe. Und lass vor allem Valentin in Ruhe.“

Sein Blick wird höhnisch: „Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet… warum so eine Tunte und keinen echten Kerl?“

„Weil er der tollste Mensch ist, den ich kenne.“

Rick verzieht das Gesicht. „Du bist widerlich, Joshua.“

Ich halte einen Moment inne, dann spucke ich ihm ins Gesicht und er sieht mich einfach nur erschrocken an, weil er damit sicher nicht gerechnet hat: „Und du bist erbärmlich.“

Dann lasse ich ihn los und ziehe von dannen. Duschen kann ich auch zu Hause.

„Das wirst du büßen,“ blökt er mir nach und ich verdrehe die Augen.
 

Am Donnerstag ist das Training entspannend, weil Rick eher geht. Keine Ahnung, warum. Er sagt was von einem Termin, aber ob man das glauben kann? Sicher hat er nach meiner Aktion gestern einfach keinen Bock mehr.

Ich jedenfalls freue ich mich auf darauf, dass Valentin mich abholen wird, wie nun fast jeden Donnerstag. Er kommt nach der Bandprobe, wartet dann auf mich, und danach unternehmen wir etwas. Heute wollen wir ins Kino.

Wegen dieser Aussicht beeile ich mich nach dem Training auch extra, dusche schnell und ziehe mich auch relativ zügig an.

Umso größer ist die Enttäuschung, als ich vor die Halle trete und Valentin nicht da ist.

Ich runzle die Stirn, suche nach meinem Handy und rufe ihn an. Es klingelt einmal, dann geht bereits die Mailbox ran. Offenbar ist sein Handy aus, oder der Akku leer.

Ob sie noch proben?

Ich beschließe, zur Musikhochschule zu laufen, aber tatsächlich ist der Proberaum bereits leer – oder fast leer.

Sebastian steht noch dort.

„Hey,“ meine ich und er sieht mich überrascht an.

„Wenn du Val suchst – der wollte dich abholen!“

„Er war nicht vor der Halle,“ meine ich und er runzelt die Stirn, ehe er die Schultern zuckt. „Vielleicht ist ne lange Schlange im Starbucks,“ witzelt er und ich muss ebenfalls grinsen.

Mein nächster Weg führt zu eben jenem Starbucks, bei dem er immer Halt macht, ehe er zu mir kommt, aber auch dort ist er nicht.

Dann wusle ich noch mal zur Sporthalle, aber er ist immer noch nicht da. Ich fürchte, wir haben uns verpasst. Ich hätte erst im Starbucks nachschauen sollen! Sicher hat er hier gewartet, bis Tobias ihm gesagt hat, dass ich schon gegangen bin.

Also gehe ich nach Hause und öffne die Türe.

„Valentin?“, rufe ich in die kleine Wohnung und ein „Ja“ wird zurück gehaucht.

„Tut mir Leid. Ich dachte, du bist noch bei den Proben und bin zur Uni gelaufen… Warst du noch im Starbucks? Hast du lange gewartet?“

Ich trete ins Wohnzimmer.

Er hockt auf der Couch und starrt auf den Fernseher, der allerdings nicht an ist. Merlin hockt auf seinem Schoß und lässt sich streicheln. Ich bewundere seinen Rücken – also Valentins, nicht Merlins -, weil er sich nicht umdreht und seufze: „Bist du sauer?“

„Nein.“

„Wirklich?“

„Ich hab nicht warten müssen. Ich bin schon viel eher wieder nach Hause. Tut mir Leid, dass du mich gesucht hast. Wollte anrufen, aber der Akku war leer…“

Ich runzle die Stirn.

„Wieso bist du nach Hause? Was ist mit Kino?“

Ich zwinge meine Beine, sich zu bewegen und gehe neben ihm in die Knie. Er wendet sich ab und ich seufze: „Was ist los?“

„Nichts!“

„Schau mich an!“

„Nein!“

Ich stöhne frustriert auf und packe sein Kinn. „Valentin, sieh mich an!“, meine ich und zwinge ihn, den Kopf zu drehen.

Im nächsten Moment reiße ich die Augen auf. „Was zur Hölle… Wer war das?!“, schreie ich ungehalten und er zuckt zusammen. Merlin faucht auf und kratzt über meine andere Hand, die auf Valentins Knie liegt, ehe er davon saust.

Ich starre meinen Freund an, der kurz davor ist, in Tränen auszubrechen. „Das ist nichts weiter, Joshua,“ versucht er, mich zu beruhigen, aber das kann er seine Oma erzählen.

Ich starre auf das blaue Auge und den großen Kratzer an seiner Wange.

„Sag mir, wer das war!“, fahre ich ihn an. „Ich… hab mich nur gestoßen…“, würgt er hervor.

„VALENTIN!“

Er beißt sich auf die Lippe und die erste Träne kullert über seine Wange.

Dann nuschelt er etwas ganz leise vor sich hin.

„Was?“, frage ich und versuche, einfühlsam zu klingen. Jetzt weint er und das soll er nicht. Andererseits bin ich wahnsinnig wütend.

„Es war Rick,“ presst er hervor.

Ungläubig sehe ich ihn an. „Im Ernst?“

Er nickt. „Warum sollte er?“, frage ich ihn und beantworte mir meine Frage selbst. Aus Rache wegen meiner letzten Aktion… Aber warum muss er dafür Valentin bestrafen.

Über meine Gedanken bekomme ich gar nicht mit, dass dieser was sagt und sehe ihn fragend an: „Was?“

„Ich hab gesagt, er hat das getan, weil er auf dich steht.“

Ich starre ihn an, dann muss ich lachen, auch wenn die Situation nicht lustig ist.

„Red keinen Unsinn,“ meine ich und er verengt seine Augen. Zumindest das eine. Das andere schwillt nur langsam an.

„Das ist kein Unsinn. Er hat es mir gesagt. Er hat gesagt, ich soll mich verpissen und dass ich dich nicht verdient hätte. Und er hat gesagt, er würde besser zu dir passen.“

Ich sehe ihn an und weiß nicht, was sagen.

Hastig löse ich mich von ihm und stehe auf. Rick steht also auf mich. Und deswegen muss er so etwas tun? Ich blicke zu Valentin.

„Diese verdammte Arschloch!“

Wütend verschwinde ich in der Küche und hole einen Packen Eis aus dem Kühlschrank, den ich Valentin reiche, damit er es sich ans Auge halten kann.

„Wenn ich ihn morgen sehe, bring ich ihn um!“, beschließe ich und bin bereit, genau das zu tun.

„Joshua,“ meint Valentin leise und ich sehe zu ihm, beobachte, wie er umständlich aufsteht und zu mir watschelt.

Meine Augen verengen sich, während er die Arme um mich schlingt und gegen meine Brust flüstert: „Vielleicht solltest du ihm nur klar machen, dass du nicht von ihm willst und… er ist sicher unsicher, weil er wohl bemerkt hat, dass er schwul ist und…“

Ich schüttle den Kopf. „Jetzt nimm ihn nicht in Schutz, nachdem er so was mit dir gemacht hat.“

Statt die Umarmung zu erwidern, packe ich seine Hüften und schiebe ihn von mir. Er sieht mich erschrocken an, ehe ihm aufgeht, was ich vorhabe, weil ich sein T-Shirt packe.

„Ich meins Ernst! Er braucht bestimmt nur Hilfe,“ quiekt er und dreht sich hastig um, will zum Couch flüchten. Ich aber umfasse seine Taille und zerre ihn zurück, rupfe ihm dann das T-Shirt über den Kopf, ziehe scharf die Luft ein.

„Du musst ins Krankenhaus,“ beschließe ich, als ich den riesigen blauen Fleck an seinen Rippen sehe.

„Red keinen Unsinn!“

„Was, wenn was gebrochen ist?“

„Ist es nicht.“

„Ich bring dich jetzt ins Krankenhaus,“ beharre ich darauf und er kämpft sich los.

„Hör auf. Die wollen doch wissen, wie es passiert ist. Und dann kommt am Ende noch die Polizei oder so und dann haben wir mehr Ärger, als es die Sache wert ist.“

„Die Sache wert ist,“ echo ich, „Valentin! Der Kerl verdient nichts anderes!“

Er sieht betrübt zu Boden und ich seufze und trete zu ihm, küsse ihn sanft. Ganz vorsichtig streiche ich über seinen Rücken.

„Wenn es schlimmer wird, gehen wir sofort!“, lenke ich ein und er nickt.

Erschöpft berge ich mein Gesicht in seinem Haar und presse ihn an mich.

„Dafür wird er büßen, dass verspreche ich dir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Loona_Strange
2012-03-16T21:00:46+00:00 16.03.2012 22:00
Rick du kleiner arsch geh sterben
armer valentin
süßer kater :) war bei meiner katze genauso
und die wurde echt wundershcön :)
gott jemand muss was gegen rick machen sonst tus ich :)
freu mich schon aufs nächste chap :)


glg lost_angel
Von:  RockFee
2012-03-15T20:09:37+00:00 15.03.2012 21:09
Ich hätte auch gern eine Katze, aber leider eine üble Katzenallergie. Dafür habe ich einen Hund, der hält mich ganz schön auf Trab und scmust auch gern.
Ich hätte auch Merlin genommen, gerade weil er so schwach ist. Josh scheint aber gar kein Tierfreund zu sein. Er duldet es mehr oder wenig wegen Val, aber er sollte sich doch ein bisschen mit Merlin anfreunden, denn wenn alles gut geht hat er ihn die nächsten 15 bis 20 jahre an der Backe.
Tja und Rick ist wohl der volle Depp. Mir fehlen da echt die Worte. Val zusammenschlagen, das geht ja mal gar nicht. Mach was, Josh!

lg
Von:  KleineBine
2012-03-15T17:26:33+00:00 15.03.2012 18:26
Ich hätte auch Merlin genommen, hab ne schwäche für die armen und schwachen XD

Ich hab mir schon gedacht das Rick auf Josh steht, so wie der den auf die Pelle gerückt ist. Aber er hätte nicht gleich Val verhauen müssen.
Ich finde aber auch das Josh lieber ein vernünftiges Gespräch mit Rick führen sollte und nicht gleich drauf hauen.

Mal schauen was er machen wird OO


LG Bine
Von:  Last_Tear
2012-03-14T23:19:54+00:00 15.03.2012 00:19
What the fucking hell O____O
Ich hab Rick bisher immer ignoriert, aber jetzt O_O
Rache, Rache, RAAAACHE >O<
Er hat meinem BABY weh getan ;___;
Ouuuuh, ich vermöbel ihn >o<
eBzw. Joshi darf das machen û.u
Val hat das nciht verdient ;_;

>ich
ihn die Rede ist von Merlins Futternapf XD

MIIIIEP <.<
Wie kann er es wagen Val zu schlagen ;____;
Arschloch >.<
Und Merlin *o*
*quietsch*
Liiiiiebe <.<
Auch wenn ich wissen will, wie er zu dem Namen gekommen is oder hab ich das überlesen? X__X
*knuddel*


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