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A Bullet For You

Mafiosi, Dämonen, Bandenkriege - und Naruto mittendrin! [Trailer online]
von

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Die Trickreichen

Deidaras gewünschten Gegenstand zu finden, war nicht weiter schwierig gewesen. Die Schattenwölfe, genauer gesagt Shikamaru, Temari, Kiba, Shino, Kankuro, Lee – der sich bereits wieder fit genug fühlte –, Iruka – der sich bereiterklärt hatte, bei diesem Vorhaben, wo vor allem die Anzahl eine Rolle spielte, mitzumachen –, Chouji, Sasori und Idate, denn Sora lag immer noch flach und Sakura hielt bei den anderen die Stellung, hatten nur einen anderen Weg in die Berge einschlagen müssen und dann nicht einmal eine Kletterpartie gebraucht, um den Grund der Schlucht zu erreichen. Kimimaro hatte ihnen letztendlich doch gesagt, dass in dem zylinderartigen Behältnis die Essenz des Dämonen Kakuzu war; anscheinend vertraute er Shikamaru so weit, dass dieser sie nicht selbst verscherbeln würde. Ohne Probleme hatten sie zuerst die Essenz an sich genommen und waren dann weiter zu Orochimarus Anwesen marschiert. Kimimaro hatte sie vor möglichen Straßensperren gewarnt, doch wenn die Weißen Richter noch in der Nähe waren, zeigten sie sich nicht.

Noch schien niemand den verschneiten Parkplatz seiner Schätze beraubt zu haben. Auf Dutzenden kostbarer Wagen saßen dicke Schneehauben, und keine Spuren zierten den Boden. Unter Shikamarus Füßen knirschte Schnee, unter dem Schnee knirschte Kies. Vor seinem Mund gefror sein Atem zu Eis, als er seine Befehle erteilte. „Gut. Wir knacken ein Auto für jeden von uns. Wir fangen mit den wertvollsten an. Jeder fährt seines in die Stadt – vorsichtig. Lee sucht sich einen Wagen mit möglichst vielen Sitzplätzen aus. Sobald wir die Autos in die Garage gebracht haben, fährt er uns wieder hierher, und wir holen die nächste Partie.“ Lee war kein guter Fahrer. Das waren zwar die wenigsten der Schattenwölfe, aber Lee multiplizierte die Gefahr, einen Wagen zu schrotten, mit dessen PS. Der vereinbarte Treffpunkt lag in einer verwaisten Tiefgarage in ihrem Revier. Dort würden sie die Autos verscherbeln. Einen Kontaktmann dafür hatte Shikamaru bereits.

Es war einfach, ins Innere der meisten Prachtschlitten zu gelangen. Viele hatten nur ein dünnes Verdeck, das sie vor dem Schnee schützte, bei anderen mussten sie die Fenster einschlagen oder Ähnliches – Fenster ließen sich reparieren. Schwieriger war es, die Zündung zu überlisten, aber Sasori hatte Erfahrung in solchen Sachen.

Sie waren noch nicht ganz fertig, als Shikamarus Walkie Talkie knarzte. Idate, der auf dem Zufahrtsweg Wache hielt, kam über den Parkplatz gelaufen, sein Gerät am Mund. Die Tatsache, dass er nicht wartete, bis er bei ihnen war, beunruhigte den Anführer der Schattenwölfe. „Shikamaru“, sagte er. „Wir bekommen Ärger.“

„Was ist los?“, funkte Shikamaru zurück.

„Weiße Richter – glaube ich. Drei Jeeps voller schwerer Jungs.“

„Verdammt.“ Warum jetzt? Er bereute es, die Dämonenessenz nicht schon in Sicherheit gebracht zu haben. Ob sie dahinter her waren? „An alle“, sagte er laut, als er das Geräusch von Motoren vom anderen Ende des Parkplatzes zu hören glaubte. „Plan V!“

 

Anko tippte unruhig mit dem Finger gegen die Beifahrertür. Das lag nicht daran, dass Zabusas Zustand immer noch kritisch war und sie es nicht einmal gewagt hatten, ihn aus ihrem Lager abzutransportieren. Der war zäh, ein paar Tage noch, und es würde ihm wieder blendend geben. Nein, Anko war gereizt, weil sie nun Super-Nanny für ein paar halbwüchsige Rabauken spielen durfte. So ähnlich hatte sie die Missionsbeschreibung verstanden.

Zabusa selbst hatte ihr diesen Auftrag gegeben. Keinem anderen hätte sie gehorchen müssen. Dabei fand sie eine Straßenbande, die in den Bergen herumschnüffelte, gar nicht so ungewöhnlich. Solche Teenies schnüffelten schließlich ständig irgendwo herum. Aber die Späher der Weißen Richter hatten gesehen, wie sie einen Umweg in Kauf genommen und die Schlucht im Osten überquert hatten. Zabusa war misstrauisch geworden. Sie hatten dort etwas gesucht, hatte er gemutmaßt. Und die kastengroßen Instrumente im Lager hatten die ganze Zeit über eine Dämonenessenz ganz in der Nähe angezeigt ...

Das Tor zum Parkplatz der Villa stand, wie bei ihrem letzten Besuch, sperrangelweit offen. Die Jugendlichen wollten sich an den nunmehr besitzerlosen Wagen vergreifen, das war offensichtlich. Sie hatten sogar Wachen vor dem Tor aufgestellt. Der eine trug eine warme, grüne Weste und hatte einen schwarz glänzenden Topfschnitt, den Anko aus der Ferne für einen Helm gehalten hatte. In der Hand hielt er einen Baseballschläger. Lächerlich.

Der andere jedoch war gefährlicher. Er war in warme Winterkleidung gehüllt, die die Gesichtstätowierung – oder –bemalung – zur Geltung brachte, und in den Händen hielt er eine

 SMG. Alle beide trugen riesige Rucksäcke, als hätten sie vor, mehrere Tage in den Bergen zu verbringen.

Anko bedeutete dem Fahrer, zu bremsen. Die Weißen Richter würden ein wenig ihre Muckis spielen lassen, dann würden die Jungen schon brav zur Seite treten.

Der Junge mit der Maschinenpistole wollte eben den Mund öffnen, als die Weißen Richter auf dem Verdeck von Ankos Jeeps ihre eigenen Waffen auf ihn richteten. „Runter damit“, hörte sie einen gedämpft rufen.

Brav ließ der Jugendliche das SMG sinken. Na bitte. Anko ließ das Fenster runter und beugte sich in die winterliche Kälte hinaus. „Seid ihr wohl so gut und verratet uns, was ihr hier wollt?“, fragte sie gespielt freundlich.

Der Tätowierte zögerte trotzig.

„Die Wagen gehören uns! Wir haben sie zuerst gesehen!“, rief der andere in das Schweigen hinein.

„Verdammt, Lee! Shikamaru hat gesagt, wir sollen nichts verraten!“, knurrte der andere wütend, und Lee schlug sich die Hand vor den Mund.

Anko hob eine Braue. „Die Wagen, ja? Seid ihr sicher, dass sie euch gehören?“

„Ihr habt immerhin schon welche. Wir waren zuerst da“, sagte der Tätowierte trotzig.

Fast musste sie lachen. „Und wir haben mehr Waffen als ihr. Oder verstecken sich da drüben noch mehr mit Erbsenschleudern?“

„Genug“, behauptete der Junge und wich ihrem Blick aus. Er log, wurde ihr sofort klar. Harmlose Rabauken, eindeutig. Das SMG war sicher nicht mal geladen.

„Wir würden euch gerne zu etwas befragen“, sagte Anko gedehnt. „Was hattet ihr heute in dieser Schlucht zu suchen? Antworte!“, setzte sie hinterher, als der Junge nur die Lippen zusammenkniff.

„Nichts.“

„Nichts ist immer eine Ausrede.“

Lee wollte schon wieder den Mund öffnen, als der andere ihn in die Seite stieß. „Halt ja die Klappe! Shikamaru hat gesagt, wir sollen kein Wort darüber verlieren!“

Anko seufzte. „Ist dieser Shikamaru euer Boss?“

„O ja!“ Lees Augen leuchteten. „Der Anführer der Schattenwölfe, die die Kraft der Jugend in sich vereinen!“

„Und er ist da drüben auf dem Parkplatz?“

„Deswegen stehen wir schließlich hier“, brummte der Tätowierte unwillig.

Anko nickte und ließ sich wieder ins Wageninnere gleiten. Die beiden waren ihr zu dämlich. Wenn man verlässliche Informationen wollte, musste man schon den Anführer ausquetschen. „Fahr weiter“, befahl sie dem Fahrer. „Wir knöpfen uns diesen Shikamaru persönlich vor.“

Die beiden Jungen traten erst im letzten Moment zur Seite, wagten es aber nicht, ihre Waffen noch einmal zu erheben. Die Weißen Richter hatten nicht zum ersten Mal mit einer Straßenbande zu tun. Sie spielten überall die großen Macher, aber wenn jemand mit deutlich schwereren Geschützen anrückte, kuschten sie alle.

Shikamaru war nicht schwer zu finden. Er kam sich wohl ziemlich wichtig vor; ganz am Ende des Parkplatzes, wo der Garten des Anwesens begann, saß er in einem Campingstuhl vor einem mobilen Gaskocher, eine Tasse dampfenden Glühwein in der Hand. Ein Mädchen mit blonden Zöpfen – vermutlich seine Freundin – massierte ihm den Nacken, während ein paar andere Jugendliche von Auto zu Auto huschten und Handtaschen, Etuis, Fahrzeugpapiere und alles, was sie sonst noch darin fanden, auf einer großen Decke auf einen Haufen warfen.

Mit finsteren Augen musterte der Anführer der Schattenwölfe die herannahenden Jeeps. Die anderen hielten inne, doch Shikamaru schien nicht sonderlich beeindruckt. „Und ihr seid ...?“, fragte er, als Anko ausgestiegen war. Sie hielt es für angebracht, nicht schon wieder aus dem Fenster zu schreien.

„Die Weißen Richter, mein Kleiner. Wenn du von uns gehört hast.“

„Hab ich. Seid ihr auch wegen der Autos hier?“

„Nein, sind wir nicht.“ Sie kam auf ihn zu, schob den Gaskocher auf seinem Tischlein zur Seite, sodass er in den Schnee fiel, und stemmte die Hände in die Hüften. Dann bückte sie sich, um ihm in die Augen sehen zu können. „Wir wollen wissen, was ihr in der Schlucht im Osten gesucht habt“, erklärte sie lächelnd.

Shikamaru runzelte die Stirn. „Ihr wisst also, dass wir dort waren? Interessant.“

„Uns entgeht nicht viel.“

Er zögerte, als wolle er in ihrem Blick lesen. „Ich glaube dir nicht“, sagte er plötzlich. „Ihr seid wegen den Wagen hier. Wir finden sicher eine Einigung. Sowohl für euch als auch für uns sind es zu viele. Wir lassen euch die, die wir noch nicht ausgeräumt haben, hier. Einverstanden?“

Anko blinzelte perplex. „Was heißt, du glaubst mir nicht?“, fragte sie.

„Komm schon“, schnaubte Shikamaru. „Die Weißen Richter jagen Dämonen, heißt es. Wenn ihr wirklich Weiße Richter seid, seid ihr doch eher interessiert an Waffen. Oder etwas Dämonischem, oder eben Autos für den Truppentransport. Sag mir nicht, ihr seid in Geldnot.“

„Geldnot?“ Wovon zum Teufel sprach er da?

„Ich hätte nicht gedacht, dass jemand das Versteck findet“, meinte er nachdenklich und sah zu seiner Freundin hoch, die ein besorgtes Gesicht machte. „Wir brauchen dringend ein neues.“

Das Mädchen hatte ihm die ganze Zeit den Nacken geknetet. Anko machte diese Ruhe rasend. „Halt endlich mal die Griffel still“, herrschte sie sie an. „Ein Versteck? Für was?“

Shikamaru antwortete nicht. Anko musste nur die Hand heben, schon nahmen ihn vier schwere Maschinenpistolen ins Visier. Schließlich seufzte er und holte etwas aus seiner Jackentasche heraus. Die Weißen Richter spannten sich an, doch es war nur ein Plastikbeutel, der aussah wie mit Schnee gefüllt. Shikamaru warf ihn ihr zu.

„Kokain?“, fragte Anko ungläubig.

„Was denn sonst? Wollt ihr es etwa auch beschlagen? Ich dachte immer, die Weißen Richter sind mustergültige Elitesoldaten.“

„Ihr wart in dieser Schlucht, weil ...?“, fragte sie lauernd. Warum hatte sie nur das Gefühl, dass sie hier irgendeinem Spiel auf den Leim ging? Erneut.

Wieder seufzte er schwer, dann nahm er einen Schluck Glühwein. „Es ist ein Umschlagplatz für uns und unsere Kunden. Sie hinterlegen uns das Geld, wir deponieren ihren Stoff dort. Bisher hat niemand etwas gemerkt.“

„Überprüfen!“, befahl Anko dem Mann zu ihrer Rechten. Er nickte, entfernte sich von der Gruppe und funkte die Basis an. „Und das Geld? Zeig es mir“, verlangte sie von Shikamaru.

Er nickte seiner Freundin zu, die hinter dem Haufen mit dem gestohlenen Zeug einen Koffer hervorholte. Als sie ihn öffnete, lagen darin fein säuberlich ganze Bündel mit Banknoten. Anko nahm einen Geldschein heraus und musterte ihn. Scheint echt zu sein ... Eine Bande wie diese konnte unmöglich an so viel Geld kommen, wenn sie keine krummen Geschäfte machte. Außerdem waren Gossenkids bekannt dafür, alles, was sie ergatterten, gleich wieder zu verprassen. Es sah tatsächlich so aus, als wären sie erst kürzlich an den Koffer gekommen ...

„Du glaubst mir nicht, ich glaube dir nicht“, sagte sie. „Die Sache stinkt zum Himmel. Ausschwärmen! Durchsucht hier alles – den Koffer, ihre Ausrüstung, den Haufen dort drüben, die Wagen, die Villa! Jeden Schneehaufen will ich durchwühlt haben!“

Es hätte sie nicht gewundert, hätten ihre Leute gemurrt, so langwierig war die Arbeit. Anko wartete im warmen Jeep, zwei Wachen blieben draußen stehen und bedrohten die Schattenwölfe, die anderen machten sich ans Werk. Es dämmerte, ehe sie das Zeichen gab, dass sie aufhören konnten.

Die Weißen Richter hatten nichts gefunden. Sie besaßen ähnliche Geräte wie Deidara, der Dämonenjäger, auf dessen Bekanntschaft Anko liebend gern verzichtet hätte, und hatten damit alles nach Spuren von Dämonenauren durchleuchtet. Nichts. Nur Autos, Wertgegenstände, Geld und Schnee.

„Die Basis hat sich übrigens gemeldet“, meinte einer der Männer kleinlaut zu Anko. „Sie sind in die Schlucht geklettert.“

„Warum erfahr ich das erst jetzt? Was haben sie gefunden?“

Er räusperte sich. „Einen Koffer mit Schnee.“

„Schnee?“

Der Mann hüstelte verlegen. „Kokain. Miese Qualität, sagen sie. Er hat nicht gelogen.“

Anko schnaubte. „Na schön“, sagte sie. „Wir ziehen wieder ab.“ Sie nickte wütend auf den Geldkoffer. „Den beschlagnahmen wir. Macht eure Geschäfte künftig woanders.“

Shikamaru hob ergeben die Arme. „Was immer die mit den schweren Waffen verlangen.“

Auf dem Rückweg zur Basis kamen sie wieder an den beiden Wachjungen vorbei, die sich immer noch die Beine in den Bauch standen und zitterten. Anko hoffte, dass sie sich ordentliche Frostbeulen holten.

 

„Das ist doch noch mal gut gegangen“, stellte Temari fest, als die Weißen Richter nicht mehr zu hören waren und allgemeines Aufatmen durch die Schattenwölfe ging.

„Ja. Aber es war riskant.“ Shikamarus Blick blieb an Lee geheftet, der mit Kankuro von der fingierten Wache zurückkam. Er hatte gehofft, dass niemand darauf kommen würde, dass die Wachen selbst den begehrten Schatz besaßen. Wer würde als Anführer so etwas schon tun?

Das Gefäß mit der Dämonenessenz befand sich in Lees Rucksack. Die Drogen hatten sie extra für diesen Plan in der Schlucht platziert. Sie hatten das weiße Zeug ordentlich mit Staub und Mehl gestreckt, und Shikamaru war sicher, dass die teuren Wagen den Verlust mehr als ausglichen. Zurückgehen und das Kokain einsammeln wollte er nicht. Das Geld stammte aus der Bandenkasse.

„Machen wir weiter“, sagte er. „Lee, du nimmst dir doch auch einen Luxusschlitten. Wir werden nicht nochmal herkommen, das ist zu riskant.“

Während der Himmel finsterer wurde und vereinzelt wieder Schneeflocken fielen, bohrten sich zehn Scheinwerferpaare durch die Dämmerung und tuckerten langsam die Gebirgsstraße hinunter.

 

Als die Weißen Richter nach der fehlgeschlagenen Razzia ins Lager zurückkehrten, war es stockdunkel, und so sah Anko das Leuchten sofort.

„Was zum ...?“ Sie spähte angestrengt aus dem Fenster. Da war es wieder ... Oben auf den Bergspitzen. Was hatte das zu bedeuten, ein blaues Leuchten, das den Schnee glitzern ließ?

Im Lager sprang sie aus dem Jeep und ließ sich einen Feldstecher geben. Andere Weiße Richter sammelten sich um sie; sie hatten ebenfalls das ungewöhnliche Phänomen gesehen.

„Nanu?“, machte Suigetsu.

Durch das Fernglas konnte Anko auch nicht viel mehr erkennen, außer dass das Licht dort oben pulsierte – und sich bewegte. Dann ertönte ein Grollen. „Mir reicht’s.“ Anko ließ den Feldstecher sinken. „Wie geht es Zabusa?“

„Ganz gut, denke ich“, berichtete Suigetsu. „Er ist transportfähig, würde ich sagen.“

„Wir bauen das Lager ab. Ich habe die Schnauze voll von diesen Bergen.“

 

„Erstaunlich, dass du mich gefunden hast“, kicherte Hidan. „Erstaunlich, dass es dich gibt.“

„Deine Aura stinkt dreißig Meilen gegen den Wind“, behauptete die kümmerliche Gestalt, die ihm auf dem Gebirgsgrat entgegengetreten war, den er gemütlich entlang geschlendert war, auf der Suche nach Inspiration, wie er die Menschen im Tal am besten niedermetzeln sollte.

„Und was kann ein so altes Unding von mir wollen?“ Hidan wusste nicht genau, mit wem er es zu tun hatte. Er interessierte sich nicht sonderlich für andere Dämonen, aber er ahnte die Macht, die in dem anderen schlummerte. Jeder Dämon der Stadt hätte vermutlich Reißaus genommen. Aber Hidan war unsterblich, was konnte ihm passieren?

Der Dämon, der im Körper eines nackten Mannes mit rissiger, frostbedeckter Haut steckte, hob einen Finger und zeigte auf ihn. „Ich will gegen dich kämpfen.“

Hidan gackerte laut – und stürzte sich urplötzlich mit seiner Sense auf den anderen. Im Flug schoss er seine fliegenden Sicheln ab, die das Wesen mit einer raschen Drehung abwehrte. Sie verpufften oder donnerten gegen die Felswand, lösten kleine Lawinen aus. Dann war Hidan heran, krachte gegen den anderen und grub seine Sense tief in dessen Brust – das heißt, er versuchte es.

Der andere Dämon wich blitzschnell zur Seite und schlug die drei Blätter mit der bloßen Hand zur Seite. Die andere stieß er Hidan in den Rücken. Der Dämon spürte einen brennenden, wunderbaren Schmerzblitz, als würde jemand ihm einen Teil seines Brustkorbs herausreißen. Er wurde von dem schmalen Grat geschleudert. Lachend warf er sich in der Luft herum, im Sturz in schwindelerregende, finstere Tiefen. Seine Sense sauste auf den anderen zu, und diesmal wich er nicht aus, sonder drehte sich erneut wie ein blitzender Kreisel um die eigene Achse. Der dämonische Stahl zersplitterte in tausend Teile. Hidan lachte schrill. Das war doch unmöglich!

Mit einem waghalsigen Sprung setzte der Dämon ihm hinterher, durchschnitt stromlinienförmig die Luft, während er einen Lichtschweif hinter sich herzog. „Man darf sich etwas wünschen, wenn man eine Sternschnuppe sieht, sagen die Menschen!“, krähte Hidan und wartete auf den Aufschlag.

Der Dämon erreichte ihn zuerst. Beide Hände von sich gestreckt, schoss er wieder seine unheimliche Magie durch Hidans Körper. Es fühlte sich an wie Feuer und Eis, gleichzeitig, außerdem uralt und mächtig und ... triumphierend. Als könnte nichts in der Welt geschehen, was diesem Dämon noch schlechte Laune bescheren könnte.

Sie rasten mitten in einen verschneiten Berghang. Schnee spritzte auf, dann Gestein. Weiße Wolken umwirbelten sie, und für einen Moment konnte Hidan nur die Augen seines Gegenübers glühen sehen. Er spürte, wie sein Körper auf hartem Fels plattgedrückt wurde, alles schmerzte. Der Fremde begann auf ihn einzuschlagen, mit bloßen Händen, und doch fühlte sich jede Berührung wie ein einzelner Todesstoß an. Kein Zoll seiner Haut blieb verschont, seine Kleidung schmolz, seine Dämonenkraft wurde durchgewirbelt, als prügle der andere ihm alles Dämonische aus dem Leib. Seine Aura konnte in diesem Moment nur wie ein Funke wirken ... Und doch konnte Hidan nicht anders, als lauthals zu lachen, so lange, bis der Dämon seinen Hals bearbeitete.

Eine geschlagene Stunde später ließ er von ihm ab, nachdem er noch einmal im Kreis gewirbelt und Hidan damit regelrecht in den Boden gepresst hatte. Der Fremde glühte heller als die Sterne am Himmel. Als Hidan nichts mehr sehen konnte, spürte er das Glühen umso stärker, und nichts, was er je gesehen hatte, kam ihm gleich. Die Aura des anderen zuckte, als wäre sein Körper bereits zu zerschlissen, um sie zusammenzuhalten. Selbst als er auf Abstand ging, hielt der Schmerz an. Hidan wollte nie wieder etwas anderes fühlen.

Die Sonne ging auf und tauchte alles in Glitzerndes Weiß, selbst den anderen Dämon. Das war das Erste, was Hidan wieder erkennen konnte. Schnee und Eis hatten sich auf der Haut seines Gegners festgesetzt, der selbst keine Wärme mehr abzustrahlen schien.

Hidan fühlte seine Kräfte zurückkehren. Langsam setzte er sich auf, unter dem wachsamen Blick zweier hell glühender Augen. Als er sich umsah, entdeckte er violette Energiestränge, die zu ihm zurückkrochen. Seine eigene, versprengte Aura. Noch nie hatte er so lange gebraucht, um sich zu regenerieren.

Sein Grinsen tat noch weh. „Das hat gut getan. Machen wir weiter?“

„Nein“, sagte der andere. „Du bist perfekt. Beenden wir es.“

Hidan kicherte teuflisch. „Die Sache ist die – ich kann nicht sterben.“

„Ich weiß.“

Mit einem Aufschrei ließ Hidan seine zerstörte Sense wieder in seiner Hand erscheinen und stürzte sich auf den anderen wie der Sensenmann persönlich. Er wusste nicht, wie er den anderen besiegen konnte, er wusste nur eins: Diese Macht, diese unglaubliche Aura – er musste sie haben!

Doch der merkwürdige Fremde, den er nie zuvor gesehen hatte, wehrte sich nicht mehr. Die Sense glitt durch seine Haut und blieb in seinem Körper stecken, als bestünde er aus Eis. Das Pulsieren in seiner Brust wurde stärker, das war das einzige Zeichen von Widerstand.

Hidan entblößte sein bestes Totenkopfgrinsen. „Ich bin Hidan!“, schrie er. „Ich überfalle jeden, der so blöd ist, sich mir zu nähern, und raube ihm seine Energie!“ Er griff nach der Kraft, die aus der Wunde des anderen strömte, und aus den zahllosen Rissen in seiner Haut. Sie fühlte sich nicht violett an wie seine eigene, sondern strahlend blau. Herrlich.

„Auch das weiß ich“, sagte der andere ruhig.

Hidan packte den Griff seiner Sense fester. So dauerte es ihm zu lange. Er legte alle Kraft, die er aufbringen konnte, und sammelte sie in den Sensenblättern. Mit einem lauten Knall, der eine Erschütterung zur Folge hatte, die die Platte unter ihnen völlig von Schnee befreite, explodierte seine Energie strahlenförmig in alle Richtungen und tilgte den beschädigten Körper des anderen von dieser Welt. Gierig griff Hidan nach der Essenz, die weiß und glühend an seiner Stelle schwebte und aus der die Aura sickerte wie flüssiges Silber.

Das Grollen der Lawine konnte ihn nicht aufhalten. Selbst, als die tosenden Schneewolken sie beide erreichten, blieb Hidan standhaft. Er rammte seine Sense in den Felsen, so tief er konnte, bot all seine dämonische Kraft auf, um nicht von den Schneemassen fortgeschwemmt zu werden, und zog mit aller Kraft an der Essenz. Irgendwann war der Druck zu hoch, er wurde mitgerissen, doch die Essenz hielt er immer noch in seinen Händen gepackt, die Finger fest darum geschlossen. Er überschlug sich, verlor im Schnee jegliche Orientierung, prallte gegen Hindernisse. Es kümmerte ihn nicht, wenn er verschüttet wurde, solange er diesen Kern reiner Energie bekam!

Als er ihn vollends absorbiert hatte, war er metertief von Schnee bedeckt. Daran lag es nicht, dass er keine Luft mehr bekam. Es war einfach atemberaubend, diese Macht zu spüren! So alt, so rein und so unerschrocken ... Dann hörte er die Stimme.

Es war zunächst nur ein Flüstern, das anschwoll, ohne dass Hidan die Worte verstand. Er verzerrte das Gesicht. „Verflucht, was willst du noch? Ich habe ich getötet, du Spinner!“

„Und was, glaubst du, ändert das?“

Hidan stieß einen schrillen Schrei aus und bekam Schnee in den Mund.

„Der Körper spielt keine Rolle. Der Stärkere bekommt ihn.“

Das gilt vielleicht für die Menschen, von denen wir Besitz ergreifen!, dachte Hidan wütend. Er konnte in Gedanken mit dem anderen kommunizieren. Das war kein gutes Zeichen.

„Warum sollte es für andere Dämonen nicht auch gelten?“

Nein! Verfluchter Wichser, du bekommst meinen Körper nicht! Der andere war viel stärker. Wie hatte er nur so dumm sein können?

„Meine Rache habe ich bekommen, doch mein alter Körper war zu sehr beschädigt, um noch lange durchzuhalten. Deiner ist ideal.“

Niemals! Raus aus meinem Kopf, oder ich ...

„SCHWEIG“, donnerte es in Hidans Gedanken und wehte jeglichen Widerstand fort.

 

Die Sonne ging prachtvoll über den Bergen auf. Wo sich bis vor kurzem noch das Lager der Weißen Richter ausgebreitet hatte, war nichts als eine einzige Schneelandschaft, gesäumt von toten Baumstämmen, die die Lawine mitgerissen hatte.

Das Schaben erklang langsam, ruhig. Nach einer schieren Ewigkeit erst wurde es lauter, und schließlich erhob sich eine schwarzweiße Gestalt aus den erstarrten Fluten. Schnee fiel von ihr ab, sie versank bis zu den Knien darin, aber sie war an der Oberfläche.

Äußerlich glich diese Gestalt dem Dämon Hidan. In ihrer Brust glühte jedoch eine pulsierende Kugel, und seine Augen verstrahlten ungewöhnliches Licht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zur Abwechslung auch mal ein bisschen Trickserei^^ Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Blue_StormShad0w
2016-03-02T17:27:45+00:00 02.03.2016 18:27
Nabend!
Da bin ich wieder.
Shikamarus Trick war echt genial! Wenn Anko wüsste.
Das Byakugan sich Hidans unsterblichen Körper angeeignet hat, ist sehr, sehr beunruhgend.
Lese mal schnell weiter, bis gleich.
Von:  fahnm
2016-01-05T20:39:00+00:00 05.01.2016 21:39
Hammer Kapitel
Mach weiter so
Antwort von:  UrrSharrador
11.01.2016 15:00
danke dir^^


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