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A Bullet For You

Mafiosi, Dämonen, Bandenkriege - und Naruto mittendrin! [Trailer online]
von

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Die Rückkehr der Weißen Richter

Oha, es hat fast ein Monat gedauert ... Nun ja, dafür präsentiere ich euch hiermit ein ABFY-Kapitel von noch nie zuvor erreichter Länge ;P
 

Übrigens, bevor ich es vergesse:

Ich habe in letzter Zeit bei den Chara-Bildern einiges verändert. Sowohl das Titelbild ist ein neues als auch die Bilder von Kabuto, Itachi, Madara, Ashitori und Gaara.
 

Dann möchte ich noch sagen, dass ich von Zeit zu Zeit Kurzmeldungen mache über den voraussichtlichen Upload-Termin des nächsten Kapitels. Diese schreibe ich immer ans Ende der FF-Beschreibung.
 

Dann möchte ich noch sagen, dass wir bereits die 100-A4-Seiten-Grenze geknackt haben :D
 

So, genug der Vorreden, los gehts:
 

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Sie fanden eine Treppe, die in ein höheres Stockwerk führte. Leise traten sie auf. Wer wusste schon, was da unten vorging? Jeden Moment konnte der Boden unter ihnen wegbrechen oder Hidan wieder geisterhaft hinter ihnen auftauchen. Sakura war es, die einen guten Orientierungssinn bewies und sie zu der Galerie führte, die über der Eingangshalle angebracht war. Ihre Masken hatten sie schon abgelegt, als Hidans erster Angriff sein Ende gefunden hatte.

Vorsichtig beugte sich Naruto über die Brüstung. In einem der Gänge war immer noch ein elektrisches Blitzen zu sehen, und wieder und wieder hörte man Schreie, die meisten gehörten definitiv zu Hidan, doch das musste ja bekanntlich nichts heißen.

Nur noch eine der Treppen, die ins Erdgeschoss führten, war intakt – und es war gerade die, die dem Gang, in dem der Kampf stattfand, am nächsten lag. Naruto wagte kaum zu atmen, als er sich an den grauen Wänden abstützte und einen Fuß vor den anderen setzte. Das Geländer sah so demoliert aus, dass er es nicht berühren wollte, aus Angst, es könnte wegbrechen oder zumindest ein verräterisches Geräusch von sich geben. Die Kälte hatte sich wie Spinnweben über die Halle gelegt und Naruto fröstelte. Er zwang sich, nur die doppelflügelige Eingangstür im Auge zu behalten, und wäre mehrmals über eine der unzähligen Leichen gestolpert, hätte Sakura ihn nicht rechtzeitig festgehalten.

„Hier sieht’s aus wie in einem Schlachthaus“, meinte Deidara. Diesen Kommentar hätte er sich ruhig sparen können, fand Naruto.

Kimimaro legte warnend den Finger an die Lippen. Sasuke hatte kein Wort mehr gesprochen und konzentrierte sich auf den fraglichen Gang. Das Lichtgeblitze hatte aufgehört, aber ein schleifendes Geräusch ertönte von dort. Naruto wollte gar nicht erst wissen, was es zu bedeuten hatte.

Hinter der Doppelflügeltür befand sich noch ein leerer Garderobenraum, dann eine eisenverstärkte Eichenholztür mit gelb getönten Glasfenstern. Kimimaro stieß sie auf. Kühle Nachtluft empfing sie. Die fünf nickten einander zu und liefen los. Sie mieden den gekiesten Weg, um keine Geräuscht zu verursachen, und hasteten die leicht hügelige, mit Schnee gesprenkelte Grünfläche entlang, an kunstvoll geschnittenen Büschen und Hecken und an prächtigen Springbrunnen vorbei. Hier draußen hörte man nur das Plätschern des Wassers. Das Anwesen lag nun komplett im Dunkeln; der Strom dürfte endgültig ausgefallen sein. Wie ein Geisterschloss ragte es als schwarzer Schatten hinter ihnen auf.

Sie liefen durch das breite Tor auf den riesigen Platz, der an zwei Seiten von Felsen eingerahmt war. Hier standen die Autos der Ballgäste, Autos, deren Besitzer sie nie wieder in Betrieb nehmen würden …

Kimimaro schien ähnliche Gedanken zu verfolgen. „In spätestens zwei Tagen sind die hier alle weg. Aber vorher wird es noch eine ordentliche Straßenschlacht darum geben, welche Bande sie in die Finger kriegt.“ Er schien zu überlegen. „Wenn euch eines gefällt, sucht es euch aus. Aber macht schnell.“

„Hm …“ Deidara hielt zielstrebig auf einen schnittigen DeLorean am Beginn des Parkstreifens zu.

„Seid ihr verrückt? Wir haben keine Zeit, auch noch ein Auto zu knacken!“, rief Sakura.

Naruto stellte sich neben sie. „Sakura hat Recht. Bis wir unser ganzes Zeug da reingeschafft haben, geht die Sonne auf.“ Er drehte sich um. Die Sonne ging tatsächlich bereits auf; über den Bergspitzen war ein goldener Schimmer zu sehen.

„Ach, jetzt kommt schon!“ Deidara stand bereits neben seinem Traumauto. „Seid keine solchen Hosenscheißer, hm!“

„Kannst du mir verraten, wie wir zu fünft in einem Zweisitzer Platz haben sollen?“, fragte Sakura.

Deidara setzte eine pikierte Miene auf, ging zu ihnen zurück und baute sich mit verschränkten Armen vor Sakura auf. „Wer sagt denn, dass wir dich mitnehmen, hm?“

Sie hielt seinem Blick mühelos stand. „Auch zu viert habt ihr keinen Platz da drin, hm“, äffte sie seine Macke nach.

Deidara zog die Augenbrauen zusammen, legte den Kopf schief und musterte sie eindringlich. „Saruka, richtig?“

„Sakura.“

„Ah ja. Also, du bist definitiv nicht mein Typ, hm.“

Sakura riss die Augen auf. „Hä? Spinnst du?“

„Seid ihr bald fertig dort drüben?“, fragte Sasuke genervt. Er stand bereits vor ihrem weißen Van und tippte ungeduldig auf der Motorhaube herum.

Kimimaro sperrte den Wagen auf und setzte sich hinters Lenkrad. Deidara nahm auf der Beifahrerseite Platz. „Die Kiste ist also tatsächlich noch ganz“, sagte er.

„Wieso sollte sie es nicht sein?“, fragte Naruto, während er, Sakura und Sasuke sich nebeneinander auf die Rückbank quetschten.

„Wegen Kakuzus Essenz. Ich hab sie im Kofferraum gelassen und eine Bombe drauf montiert. Falls jemand sie versucht rauszunehmen, fliegt die Karre in die Luft.“

„Und die Essenz gleich mit“, murmelte Naruto humorlos.

„Unsinn, das Gefäß ist schuss- und bombensicher.“ Deidara holte eine kleine Fernbedienung in einer Plastikhülle aus seiner Hemdtasche und drückte einen Knopf darauf. Aus dem Kofferraum kam ein zweimaliges Piepsen. „So. Deaktiviert. Wir können fahren, Kimi.“

Kimimaro legte den Gang ein und brauste den abschüssigen Platz hinauf. Als er wendete, knirschte der Kies und spritzte in alle Richtungen davon, dann rasten sie die schmale Straße entlang, die ins Gebirge führte. Bald ragten links und rechts von ihnen scharfe, braungelbe Felswände auf.

„Was habt ihr jetzt vor?“, fragte Sasuke. Er saß in der Mitte und wurde auf der holprigen Straße am meisten durchgeschüttelt. Anschnallen wollte er sich wohl aus Prinzip nicht.

Kimimaro blickte ihn im Rückspiegel an. „Da unser Kontaktmann tot ist, kommen wir so schnell nicht in Orochimarus Festung. Also halten wir wieder an unserem ursprünglichen Plan fest.“

„Das heißt?“, hakte Sasuke nach.

Kimimaro kam nicht dazu zu antworten. Die Gebirgsstraße machte eine Kehre und der Van kam an einer kleinen Bucht vorbei, in der mehrere Trucks und Jeeps standen, zusätzlich einige Kanister und Kisten mit Munition. Hier parkten also die Weißen Richter.

Und die bemerkten den Van natürlich sofort.

Kaum dass Kimimaro den Wagen vorbeigesteuert hatte, flammten die Lichter eines Jeeps auf. Er scherte aus und folgte den fünf, knapp dahinter noch ein Wagen. „Wir haben wohl nie Ruhe“, murmelte Sasuke und ließ seinen Colt in seiner Hand kreisen.

„Ganz ruhig“, sagte Kimimaro. „Vielleicht sind sie ja …“

Ein Schuss durchschnitt die Luft und prallte an ihrem gepanzerten Heck ab. Naruto und Sakura zuckten zusammen, als es so laut dröhnte, als hätte ganz in der Nähe eine Explosion stattgefunden.

„Soviel dazu“, sagte Sasuke sarkastisch, drehte sich herum und sah durch die Heckscheibe nach draußen. Zwei Autos verfolgten sie, und er glaubte zu sehen, wie sich in der Parkbucht noch ein Truck in Bewegung setzte.

Dem ersten Schuss folgten weitere; aus dem Jeep lehnte sich ein Mann mit einer modernen Maschinenpistole und setzte den Van unter Dauerfeuer. Außerdem holte der Geländewagen auf der unebenen Strecke rasch auf.

„Wie weit ist es noch bis in die Stadt?“ Naruto wurde langsam nervös. Das Abprallen der Geschosse von der Panzerschicht war fast schrecklicher, als würden sie wirklich getroffen werden, so sehr zerrte es an seinen Nerven.

„Hast du geschlafen bei der Herfahrt?“, schnauzte ihn Deidara an. Auch er warf immer wieder einen Blick aus dem Fenster in den Seitenspiegel, während Kimimaro die Ruhe in Person war. „Eine halbe Stunde!“

Der Abstand zwischen ihnen und dem Jeep der Weißen Richter schmolz in Windeseile dahin. „Warum schießen die überhaupt auf uns? Sind wir nicht auf derselben Seite?“, fragte Sakura. Es gelang ihr nicht ganz, das Zittern in ihrer Stimme zu vertreiben. Naruto verstand sie gut; als Mitglied einer Straßenbande war sie schwere Geschütze nicht gewohnt.

„Davon träumst du“, murmelte Deidara. „Ich kenne diese Schweinehunde. Die schießen auf alles, was auch nur ein bisschen dämonisch aussieht. Und dass bei uns ein Halbdämon am Steuer sitzt, werden sie sicher irgendwie mitgekriegt haben. Selbst wenn sie es nur vermuten, reicht das als Grund für sie schon aus.“

„Ein Halb…“ Sakura wurde eine Nuance blasser, als sie Kimimaro anstarrte.

Die Straße beschrieb eine enge Kehre, für einen Moment waren die Felswände ganz nah. Naruto warf einen Blick nach hinten und bemühte sich gelassen zu klingen, als er sagte: „Ich will ja nichts sagen, aber sie holen auf …“

„Ich weiß“, murmelte Kimimaro, der immer wieder in den Rückspiegel sah und das Lenkrad fest umklammert hielt. „Ich bremse.“

„Du tust was?“

Der Jeep hatte sie eingeholt und zwängte sich links neben sie. Es war eine monströse Maschine, viel höher als ihr Van und mit ungleich mehr PS. Die Weißen Richter rammten ihren Wagen seitlich und versuchten ihn nach rechts gegen die Felswand zu drängen.

„Sind wir seitlich auch gepanzert?“, fragte Sasuke, der in der Mitte heftig hin- und hergeschleudert wurde.

„Nein“, antwortete Kimimaro.

Sasuke musterte den Halbdämon nachdenklich. „Was hast du vor?“, fragte er gedehnt.

Anstatt zu antworten, ließ Kimimaro das Fenster hinunter und streckte seine Hand hinaus. Der Beifahrer des Jeeps nahm eben wieder seine Feuerwaffe in Anschlag, als aus Kimimaros Handfläche ein weißer, spitz zulaufender Knochen schoss. Wie eine Lanze durchbohrte er die Beifahrerseite des Jeeps. Ihr Van schlenkerte. Naruto sah die beiden Weißen Richter aufschreien, als sie von dem Knochen regelrecht aufgespießt wurden. Der Fahrer verlor die Kontrolle über den Jeep; das Fahrzeug strauchelte. Kimimaro zog den blutigen Stachel wieder ein, packte das Lenkrad wieder mit beiden Händen und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Motor röhrte und sie brausten weiter, während der Jeep quer über die ganze Fahrbahn schlitterte und gegen einen Felszacken krachte, sodass die Motorhaube den Zacken regelrecht verschlang.

„Einer weniger“, freute sich Deidara.

„Der zweite wird nicht so dumm sein“, murmelte Kimimaro.

Naruto sah Sakura an, die sich mit der Hand am Haltegriff über ihrer Tür festgekrallt hatte. Es war zwar keine wirkliche Angst in ihrem Blick, aber ein Ausdruck, der ganz eindeutig besagte: Wo bin ich hier nur reingeraten? Ihre Augen begegneten Naruto, und er konnte sehen, wie sich die Frage darin änderte. Naruto, was hast du für gefährliche Freunde?

„Scheiße!“, fluchte Kimimaro plötzlich. Naruto riss seinen Blick von seiner Freundin los und sah nach vorne. Der Weg gabelte sich. Naruto glaubte sich erinnern zu können, dass die rechte Straße vom Berg hinunter in die Stadt führte – und genau die war blockiert. Jeeps und ein LKW standen quer in der Öffnung, auf dem Boden glitzerten in der Morgensonne Nadelstreifen. Männer mit Thompson-Gewehren eröffneten das Feuer auf den Van.

Kimimaro riss das Steuer herum, aber der Wagen war zu schnell. Die Reifen quietschten und blockierten. Ein Weißer Richter musste sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit bringen, als der Van seitlich gegen einen der Jeeps prallte. Naruto glaubte, jeden Knochen in seinem Leib ächzen zu spüren. Ein stechender Schmerz zuckte durch seine Schulter und sein Kopf knallte gegen den von Sasuke, der regelrecht auf ihn draufflog. „Verdammt, schnall dich endlich an!“, schrie Naruto, während ihm kurz schwarz vor Augen wurde.

Die Männer mit den Gewehren liefen auf sie zu, Sasuke hob schon den Colt – dann wurden sie alle in die Sitze gedrückt, als Kimimaro auf das Gaspedal sprang. Die Reifen drohten auf dem sandigen Boden durchzudrehen, aber nach ein paar Metern griffen sie auf dem rauen Fels und der Wagen jagte die linke Abzweigung entlang. „Wohin fahren wir?“, rief Deidara gegen das Knallen der Schüsse an, die hinter ihnen laut wurden.

„Ich hab nicht den leisesten Schimmer“, gab Kimimaro zurück. Das klang nicht gerade beruhigend, fand Naruto.

Zu allem Überfluss löste sich auch noch ein Jeep aus der Straßensperre und kam rasch näher. Auch der Wagen von vorhin, ein weißer Kleinbus, hatte aufgeholt. „Welcher zuerst?“, fragte Deidara. Wie konnte er nur so cool bleiben bei der ganzen Sache?

„Wird sich zeigen“, sagte Kimimaro knapp und konzentriert. Diese Straße führte weiter in die Berge und war voller Unebenheiten und Schlaglöcher. Die Straßenränder waren mit Schneewehen bedeckt. Und täuschte sich Naruto, oder kam da ein Scheuern vom rechten Hinterreifen? Er rutschte unbehaglich auf seinem Sitz herum und spürte, dass sein Anzug komplett von Schweiß durchnässt war.

Der Jeep schob sich rechts neben sie und rammte den Van, noch ehe Kimimaro irgendwie seinen Knochentrick wiederholen konnte. Wieder und wieder stießen die Weißen Richter gegen die ohnehin schon stark eingedellte Seite des Wagens. Kimimaro drehte das Steuer nach links – und sie schnellten eine Rampe hinauf, die sich urplötzlich vor ihnen erhob. Auf einem schmalen, natürlich entstandenen Grat, der jederzeit zuende sein konnte, wie Naruto schweißtreibend bewusst wurde, holperten sie weiter, gute anderthalb Meter über dem Jeep. Naruto betete, dass Kimimaro es schaffte, sie da wieder heil runterzubringen …

Mittlerweile war es fast komplett hell geworden, sodass man gut erkennen konnte, was sich auf der eigentlichen Straße tat. Der Fahrer des Jeeps streckte eine Pistole aus dem Fenster und schoss auf sie. Naruto zuckte zusammen, als eine Kugel die ungepanzerte Autotür noch oberhalb des Fensters durchschlug und durch das Dach wieder hinaustrat. „Mach mal Platz!“, sagte Sasuke plötzlich und beugte sich über Naruto auf die rechte Autoseite. Naruto musste sich so weit ducken, dass der Mafioso halb über ihn klettern konnte. Die Pistole hielt er fast lässig in der Hand. „Kurbel das Fenster runter!“

„Was zum …“

Als Naruto ihm zu langsam war, schoss Sasuke einfach. Das Sicherheitsglas der Scheibe zerbröselte regelrecht, die winzigen Scherben blieben wie in einem abstrusen Spinnennetz hängen. Sein ganzes Magazin schoss Sasuke leer, bis die Scherben schließlich auch auf sie hinabregneten, aber er erwischte den Jeep nur einmal, und das war am hinteren Ende. Naruto schielte zu seinen Augen hinauf. Sie waren normal. Befürchtete Sasuke etwa sogar in einer Situation wie dieser, enttarnt zu werden?

„Haltet euch fest“, kam es vom Fahrersitz. „Das Bergsteigen hat ein Ende!“

Kimimaro riss das Lenkrad herum und trat nochmal kräftig aufs Gas. Der Motor heulte auf, als sie plötzlich durch die Luft flogen. Naruto schrie auf, Sakura ließ ein helles Kreischen hören, Sasuke schnappte mit weit aufgerissenen Augen nach Luft und Deidara brüllte etwas, das man über diese Kakofonie nicht verstehen konnte. Der Boden und der Jeep kamen rasend schnell näher – Naruto konnte die entsetzten Blicke der Weißen Richter darin sehen. Der Jeep machte eine Vollbremsung. Krachend kam der Van knapp vor dem anderen Fahrzeug am Boden auf. Die Stoßstangen federten den Aufprall kaum ab. Es fühlte sich an, als würden alle von Narutos inneren Organen durcheinanderpurzeln und sich in seinen Beinen sammeln. Seine Zähne schlugen schmerzhaft gegeneinander und ein hässlicher Kopfschmerz blitzte auf und zog sich seine Wirbelsäule hinab. Er hörte Sakura erstickt ächzen. Sasuke war plötzlich aus seinem Blickfeld verschwunden. Der Kofferraum des Vans sprang auf und Kimimaro riss das Lenkrad in die eine und wieder in die andere Richtung, als sie beinahe ins Schleudern kamen. Nach ewig zähen Sekunden brachte er das ramponierte Auto wieder dazu, geradeaus zu fahren.

Der Jeep hatte nicht so viel Glück gehabt. Als Naruto in den Rückspiegel sah, erblickte er nur einen Schrotthaufen: Der Fahrer hatte nach Kimimaros Kamikazeaktion die Kontrolle über seinen Wagen verloren und war frontal gegen die Felswand gekracht. Die Motorhaube war zerknautscht, Wrackteile lagen überall herum und wurden sofort von dem Kleinbus überrollt, der auf respektvollem Abstand blieb. Aber schon eröffnete sich ein neues Problem.

„Den letzten werden wir nicht so schnell los“, murmelte Sasuke finster. Er war zwischen die Vordersitze geraten und auf die Mittelkonsole geknallt. Wie durch ein Wunder schien er jedoch, bis auf heftiges Nasenbluten, unverletzt. „Der hat Eisenlamellen vor der Windschutzscheibe. Da geht keine Kugel durch – ich hab mit sowas schon leidvolle Erfahrungen gemacht.“

„Soso, hm“, überlegte Deidara und begann, unter seinem Sitz herumzufummeln, während die Straße immer enger wurde und noch holpriger, sofern das überhaupt möglich war. Es ging immer noch bergauf, aber sie mussten bald den höchsten Punkt des Berges erreichen. Teilweise blinzelte die Sonne zwischen den Felszacken hindurch.

„Sag bloß, du hast eine Granate dabei.“ Sasuke erinnerte sich hoffnungsvoll an seine letzte Verfolgungsjagd mit einem stahlgesicherten Auto der Weißen Richter.

„Ich hab was viel Besseres“, grinste der Dämonenjäger und zog eine Waffe hervor, die aussah wie eine Harupune für Hobbywalfänger: Eine Art Gewehr mit einer Druckkammer, aus dessen Lauf ein stählern blitzender Pfeil mit fiesen Widerhaken ragte. An dem Schaft des Pfeiles befestigte Deidara mit einer Schnur rotbraune Sprengstoffstäbe, die über eine lange Leine mit einem Kästchen verbunden waren, das er aus dem Handschuhfach zutage gefördert hatte. „Hab ich selbst gebastelt“, erklärte Deidara stolz, als er Sasukes spektischen Blick sah. „Ein echtes Kunstwerk, was?“

Er kurbelte sein Fenster herunter, lehnte sich weit hinaus – was Naruto sehr gewagt vorkam, hatten ihre Verfolger doch Gewehre – und schoss die Harpune ab. Sie flog nicht sehr schnell und der Schuss war auch nur mäßig gut gezielt, dazu fuhr Kimimaro zu unstet, aber sie hatte genug Durchschlagskraft, um die Spitze der Motorhaube zu durchbohren und zitternd stecken zu bleiben. Das Kabel fiel schlaff zu Boden, als das Auto ungehindert aufholte. Deidara drückte auf einen großen Knopf auf dem Kästchen, das mit dem Kabel verbunden war.

Die Sprengstoffstäbe detonierten fauchend, zerfetzten die Kühlerhaube des Wagens der Weißen Richter. Die Explosion fraß sich durch den Motor, zerrieb Stahl und Kunststoff in winzige Teilchen und ließ den Wagen erbeben. Ein teil der gepanzerten Frontscheibe bröselte einfach ab, der Rest wurde in einzelne Lamellen zerlegt, die glühend wie tödliche Geschosse durch die Schlucht flogen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah man die erschrockenen Gesichter der Insassen des Wagens, aber vielleicht hatte Naruto sich das auch nur eingebildet. Der Kleinbus wurde von der Druckwelle von den Rädern gehoben und auf die Seite geworfen. Knirschend pflügte er durch den Boden, die Reifen rotierten in der Luft, ehe er gegen eine Felswand krachte und endgültig auf dem Dach zum Liegen kam. Die Vorderseite war nur noch ein qualmendes, scharfkantiges Loch; es sah aus, als hätte etwas Großes seine Zähne in den Wagen geschlagen und seine mechanischen Eingeweide herausgerissen.

Deidara hieb mit der Faust durch die Luft. „Ja!“, schrie er gegen das Echo der Explosion an. „Kunst ist eine Explosion, Baby!“ Das Kabel, genauer gesagt das, was davon noch übrig war und das sie hinter sich herschleiften, kappte er kurzerhand mit einem Messer und verstaute seinen Harpunenwerfer wieder im Van.

Naruto fehlten die Worte. Er war zwar nicht gerade angetan von Deidaras rabiater Art, aber wenigstens hatten sie einen Verfolger weniger.

Sakura hatte die Hände über dem Kopf verschränkt, als könnte ihr im nächsten Moment der Himmel auf den Kopf fallen. „Ist es vorbei? Sind sie alle weg?“

Sasuke, der sich soeben mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht gewischt hatte, drehte sich herum und kniff die Augen zusammen. „Ich glaube, da hinten kommt noch einer.“

„Unmöglich!“, rief Deidara. „Drei haben wir schon zerlegt, das war alles!“

Der Mafioso machte sich nicht die Mühe, zu antworten. Er schüttelte nur den Kopf. Naruto folgte seinem Blick. Tatsächlich. Der LKW, der sich aus der ersten Parkbucht gelöst hatte, war noch übrig – und hatte während Kimimaros wiederholten Beschleunigungs- und Bremsmanövern bis auf etwa zweihundert Meter aufgeholt. Jetzt, da sie eine enge, gerade Schlucht durchfuhren, konnten sie das schwarze Monster gut ausmachen. Es war ein gigantisches Fahrzeug, riesenhaft, so breit, dass es beinahe die Seitenwände der Schlucht streifte. Die eingeschalteten Fernlichter wirkten wie gierige Augen. Und auf dem Dach …

„Da oben steht jemand!“, meldete Naruto.

Sasuke kniff die Augen zusammen. „Jetzt haben wir ein echtes Problem“, murmelte er dann plötzlich. Etwas lauter, aber immer noch abartig ruhig, sagte er: „Kimimaro, auf dem LKW-Dach steht ein Weißer Richter mit einem Raketenwerfer auf der Schulter.“

Naruto sah im Rückspiegel, wie Kimimaros Augenbrauen zuckten, und das beunruhigte ihn mehr als alles andere.

„Hast du nicht noch so eine Harpune?“, fragte Sakura Deidara zaghaft.

Der Dämonenjäger schnaubte. „Haben schon. Aber auf die Reichweite kannst du das vergessen. Zwanzig Meter, weiter fliegt so ein Ding nicht. Der Kerl trifft uns ohne Probleme auf einen Kilometer.“

„Und dabei muss er uns gar nicht erst genau treffen“, murmelte Kimimaro und biss die Zähne zusammen. „Wenn er nur die Straße vor uns oder die Felswände erwischt, sind wir geliefert. Wir geraten in einen Steinschlag, und das war’s.“

„Wir müssen doch etwas tun können!“ Naruto ließ den Weißen Richter mit dem tragbaren Raketenwerfer nicht aus den Augen. Noch tat er nichts – aber er zielte definitiv in ihre Richtung.

„Ich bin am Überlegen …“ Man sah Kimimaro an, dass er sich zu seinen nächsten Taten überwinden musste. „Übernimm das Steuer“, sagte er plötzlich zu Deidara, stieß die Tür auf und schwang sich elegant auf das Dach des Vans.

Für Deidara kam es so überraschend, dass er unbeholfen zum Lenkrad hinübergriff, um das Fahrzeug auf Kurs zu halten. Nichtsdestotrotz geriet es so sehr ins Schlenkern, dass Naruto schlecht wurde. Die offene Tür streifte die Felswand und wurde einfach abgerissen. Noch bevor Deidara auf den Fahrersitz gerutscht war und wieder Gas gab, hatte Kimimaro sein Verfluchtes Siegel aktiviert und sich so heftig vom Dach des Wagens abgestoßen, dass das Blech eine Delle bekommen hatte.

Wie ein Blitz sauste er auf den LKW zu, landete zielsicher auf der Motorhaube, drückte auch diese ein und sprang auf das Dach weiter. Dabei schoss er noch einen seiner Zehenknöchel ab. Die Frontscheibe des Führerhauses zerbarst, doch das Geschoss verfehlte den Fahrer um ein Haar.

Kimimaro hatte keine Zeit, um diesen Fehler zu korrigieren. Kaum dass er mit beiden Füßen auf dem wackeligen Dach stand, schaute er in den Lauf einer Schrotflinte. Hinter dem Mann mit dem Raketenwerfer kniete ein zweiter und gab seinem Kameraden Feuerschutz. Sie trugen beide weiße Anzüge und cremefarbene Hemden und hatten sich die Köpfe mit Mullbinden einbandagiert.

Als der Schuss ertönte, hatte sich Kimimaro schon zur Seite gerollt. Er verlor den Boden unter den Füßen und klammerte sich an der Kante des LKW-Dachs fest. In der Zeit, die er brauchte, um sich wieder hochzuziehen und den Weißen Richter mit der Flinte mit einem gezielten Schuss seines Fingerknöchels niederzustrecken, feuerte der andere seinen Raketenwerfer ab.

„Nein!“, keuchte Kimimaro und spürte das Grinsen des Weißen Richter mehr, als dass er es sah. Wie in Zeitlupe schien die Rakete durch die Luft zu pflügen – genau auf den Van zu.
 

Sasuke stieß Naruto abermals nach unten, als er sah, dass Kimimaro sich vom Dach des LKWs gerollt hatte, und streckte die Pistole aus dem Fenster. Diskretion hin oder her – wenn er es jetzt nicht tat, waren sie geliefert!

Etwas flammte auf, die Rakete verließ das Rohr. Für einen Sekundenbruchteil aktivierte er seine Sharingan, nur so lange, wie er brauchte, um die Rakete und ihre Flugbahn genau erfassen zu können. Für einen weiteren, kostbaren Moment betete er, dass seine Patronen stark genug waren. Dann drückte er ab.

Auf halber Entfernung traf seine Kugel zielsicher den Sprengkopf der Rakete. Mit einem ohrenbetäubenden Knall wurde das Geschoss mitten in der Luft zerrissen, gleißendes Licht erfüllte die Schlucht, flüssiges Feuer spritzte nach allen Seiten.

„Wahnsinn“, hauchte Sakura und verfolgte das schaurig-schöne Schauspiel mit großen Augen.

Sasuke lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Der Rest liegt an Kimimaro.“
 

Als Kimimaro sah, wie die Rakete explodierte, nahm er das Schlimmste an, aber dann sah er, dass es Sasuke gewesen war, der sie zerschossen hatte. Er gestattete sich weder erleichtert aufzuatmen noch darüber nachzudenken. Der Weiße Richter hatte seine Rakete verschossen, das Rohr einfach vom Dach geworfen und war bis zum hinteren Ende der Dachplane des LKWs zurückgewichen, wo er ein silbernes Schwert aus einer Gürtelschlaufe zog. Grimmig ließ Kimimaro einen Knochen aus seiner Schulter wachsen, den er herauszog und ebenfalls als Schwert benutzte. Unter dem ewig schaukelnden Untergrund gingen die beiden aufeinander los.

Kimimaro brauchte nur wenige Schläge. Der Weiße Richter war nicht im Ansatz so kräftig wie er in seiner Dämonenform, und schon nachdem ihre Waffen dreimal aufeinander geprallt waren, gelang Kimimaro ein Volltreffer. Schreiend stürzte der Weiße Richter vom Dach, eine hässliche Schnittwunde quer über der Brust.

Eine Bewegung in seinen Augenwinkeln ließ den Halbdämon gerade rechtzeitig herumfahren. Ein weiterer Weißer Richter war über eine Leiter an der Außenwand des Trucks hochgeklettert. Kimimaro schoss auf ihn zu, trat ihm die Waffe aus der Hand und beförderte den Mann mit einem wuchtigen Faustschlag vom Fahrzeug. Jemand klammerte sich von hinten an ihn, schlang die Arme um seine Rückenstacheln und hielt ihm ein Messer an die Kehle. Ein Knochen, der aus Kimimaros Genick stach, spießte den Weißen Richter auf. Der Halbdämon drehte sich um.

Der ganze LKW war ein Wespennest.

Auf der anderen Seite kletterten soeben wieder zwei Gegner über die Dachkante. Irgendwo dort unten musste eine Klappe sein … Die Männer wurden von seinen Fingerknöcheln erwischt, noch ehe sie sich orientieren konnten. Kimimaro wandte sich dem letzten Weißen Richter zu, der eben an der Rückseite des Trucks aufgetaucht war. Er schoss auf ihn, doch irgendwie gelang es dem Mann, der genauso Mullbinden um seinen Kopf gewickelt hatte und einen weißen Anzug trug wie seine Kameraden, dem Knöchel auszuweichen. Er zog blitzschnell etwas aus der Tasche und drückte ab.

Eine Kugel wird mich nicht aufhalten, dachte Kimimaro – und schrie auf, mehr vor Schreck als vor Schmerz, als sich ein gewaltiger Stromstoß durch seine Glieder fraß. Mit zittrigen Augen starrte er die beiden winzigen Projektile an, die sich wie Nadeln in seine Brust gebohrt hatten. Dünne Kabel verbanden sie mit einer Taserpistole, die der Weiße Richter in der Hand hielt.

„Glaubst du, das stoppt mich?“, knurrte Kimimaro, holte mit dem Schwert aus und stieß es dem Mann bis ins Heft an die Brust.

Doch der Weiße Richter fiel nicht.

Ungläubig starrte er den Mann an. Er hatte auf das Herz gezielt … Warum stand sein Gegenüber noch? Hatte er es verfehlt? Oder lag es daran, dass der Weiße Richter kein Herz hatte?

Er sah sich die Wunde genauer an. Kein Blut. Überhaupt sah es nicht aus wie Haut, in der eine Klinge steckte – die Wundränder waren zerflossen wie zu schwarzem Öl. Das Knochenschwert, das im Rücken des Mannes wieder ausgetreten war, brannte ohne ersichtliche Feuerquelle. Beißender Gestank erfüllte die Luft. Dann begriff Kimimaro.

„Ein Halbdämon, der für die Weißen Richter arbeitet?“, murmelte er. „Was würdest du tun, wenn sie herausfinden, was du wirklich bist?“

Wie von selbst lösten sich die Mullbinden um den Mund des Mannes und entblößten ein spitzes Grinsen. „Tarnung ist alles, was einem bleibt, wenn man nicht getötet werden will. Es hat bis jetzt nie jemand gesehen – und es wird auch keiner davon berichten können.“ Damit griff er in die Tasche und klinkte ein zusätzliches Gerät in der Taserpistole ein, auf dem er einen Regler nach oben schob, bis zur Grenze.

Augenblicklich spürte Kimimaro, wie die Intensität, mit der der Strom durch seinen Körper zuckte, zunahm. Er hatte keine Kontrolle mehr über seine Gliedmaßen. Seine Arme zuckten, aber es gelang ihm nicht, das Knochenschwert loszulassen. Nur mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten, die wie festgeklebt schienen. Keuchend starrte er seinem Gegenüber ins Gesicht, auf dem sich das teuflische Lächeln mehr und mehr ausbreitete.

„Ich bin neugierig, wie lange du das aushältst. Ein normaler Mensch würde bei dieser Spannung bereits gegrillt werden“, verkündete er. „Ich gebe dir eine Minute. Höchstens. Na, was sagst du?“

Kimimaro konnte nichts sagen. Auch seine Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert. Der Strom fühlte sich an wie Feuer, das durch seine Venen rauschte. Ein brüllendes Klingeln betäubte seine Ohren, von dem er wusste, dass es eigentlich nicht da war. Sein Herz jagte und er spürte, wie er seine dämonische Form verlor. Verdammter Mist! In einem menschlichen Körper würde er nicht überleben … Aber er konnte sich nicht bewegen!

Der Mann packte sein Handgelenk und zog es samt dem Schwert aus seinem Körper, gemächlich langsam. Obwohl er ihn berührte, schien er immun gegen die Elektrizität zu sein. Knapp über seinem Handgelenk flimmerte die Luft; der Halbdämon leitete den Strom irgendwie ab.

Kimimaro sank auf ein Knie herab und keuchte schwer. Sein Sichtfeld verschwamm. Überall in seinem Körper bewegten sich die Knochen, wuchsen nur Millimeter, ehe sie sich wieder zusammenzogen. Wenn er sich nur konzentrieren konnte … Doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Er wusste nur, dass er hier und heute sterben würde.
 

„Er steckt in der Klemme!“, keuchte Naruto. Seine Nerven schleiften mittlerweile am Boden. Noch immer rasten sie in halsbrecherischem Tempo den Gebirgspfad entlang, der schon gar nicht mehr als solcher zu erkennen war: eine winzige, ebene Stelle zwischen schroffen Felswänden, die zum Teil so hoch waren, dass sie sogar die Sonne aussperrten. Hüfthoher Schnee bedeckte die Straßenränder und teilweise die ganze Schlucht; jeden Moment mussten die vier befürchten, auszubrechen und an einem der Felsen zu zerschellen.

Deidara warf einen Blick in den Rückspiegel, während sie über scharfkantige Steine holperten. Auf sein Gesicht war Schweiß getreten; er hatte alle Mühe, den Van auf Kurs zu halten. Narutos Blick glitt weiter zu Sasuke, der scheinbar seelenruhig dasaß – bis auf die Tatsache, dass er immer noch am meisten von allen durchgeschüttelt wurde – und nur mit den Fingern auf den Fahrersitz trommelte. Naruto argwöhnte, dass sich der Mafioso im Moment nur Gedanken machte, ob es schlimm wäre, wenn ein Fremder Kimimaro umbrachte und nicht er. Auch wenn der Tod des Halbdämons Naruto aus seiner verzwickten Lage retten würde, er konnte es nicht so einfach hinnehmen, dass er starb. Nicht jetzt, und nicht so. Aber was konnte er tun?

„Weiß einer von euch, wie man mit meiner Sprengharpune umgeht?“, fragte Deidara gepresst. Er hatte beide Hände fest ums Lenkrad geklammert. Die drei warfen ihm nur vielsagende Blicke zu. „Dumme Frage, hm“, murmelte Deidara und sah wieder stur geradeaus. „Kann dann vielleicht einer von euch nach vorn klettern und das Lenken übernehmen?“

Niemand meldete sich. Sasuke sah den Dämonenjäger nur böse an, obwohl er am nähesten saß. Naruto warf noch einen Blick aus dem Rückfenster. Kimimaro stand immer noch mit dem Weißen Richter am Dach des LKWs und wurde von etwas kräftig durchgeschüttelt, das man von hier nicht sehen konnte. „Ich mach’s“, verkündete er, löste den Sicherheitsgurt, zwängte sich an Sasuke vorbei und setzte sich auf den Beifahrersitz.

„Gut, dann halt das.“ Naruto konnte gerade rechtzeitig hinübergreifen um das Steuer zu fassen zu bekommen, als Deidara plötzlich losließ. Der Van zog nach links. Der Seitenspiegel brach ab, als sie mit dem Vorderreifen an der Felswand entlangschleiften. Deidara bückte sich und zog unter dem Beifahrersitz seine Harpunenwaffe hervor.

„Ich dachte, das Ding hat eine zu kleine Reichweite!“, schrie Sakura gegen das Brüllen des Fahrtwinds und das Kreischen an, das die Radkappen an den Felsen verursachten, ehe Naruto das bockige Fahrzeug einigermaßen unter seine Kontrolle bringen konnte.

„Halt die Klappe und sieh zu, hm“, versetzte Deidara. Er holte noch einen neuen Speer und Sprengstoffstangen unter dem Sitz hervor, die er hastig zusammenbaute. „Der LKW ist ein größeres Kaliber …“, überlegte er laut und band die dreifache Menge Sprengstoff an der Harpune fest. Dann zog er mit einem Ruck das lose Kabel aus dem Kontrollkästchen, führte das neue ein und steckte den Speer in die Waffe. „Es kann losgehen, hm!“

Er beugte sich aus dem leeren Türrahmen, zielte kurz und drückte ab. Die Harpune flog davon und bohrte sich in der Mitte der Fahrbahn in den Boden.

„Das war zu kurz!“, rief Naruto, der einen kurzen Blick riskiert hatte. Vom Beifahrersitz aus zu lenken war die Hölle; ständig schlenkerte der Wagen zu weit nach links oder nach rechts.

Deidara beachtete ihn nicht weiter. „Ich hoffe, das Kabel ist lang genug …“, murmelte er.

Naruto verstand seinen Plan im gleichen Moment, in dem der LKW über die im Boden steckende Harpune hinwegdonnerte.

Deidara leckte sich über die Lippen und drückte den Auslöserknopf.
 

Kimimaro weigerte sich, einfach mit dem Leben abzuschließen. Er konnte noch nicht sterben … Schon gar nicht, wo er noch nichts Großes erreicht hatte, schon gar nicht durch die Hand eines so mickrigen, feigen Halbdämons! Er stieß einen Wutschrei aus, stieß aber bei seinem Feind nur auf ein höhnisches Lächeln. „Mach es dir nicht so schwer“, sagte der Weiße Richter. „Gib einfach auf.“

Ein dumpfer Knall ertönte. Plötzlich bäumte sich der ganze LKW ein Stück weit auf. Der überraschte Weiße Richter fiel von den Füßen und konnte sich gerade noch an der Dachkante festhalten, um nicht hinunterzustürzen. Dann machte das ganze Gefährt einen derartigen Holperer, dass Kimimaro seinerseits den Boden unter den Füßen verlor und weit durch die Luft geschleudert wurde. Er überschlug sich, die Elektroden rissen aus seiner Haut aus und seine Muskeln begannen noch einmal richtig zu schmerzen, als der Strom plötzlich weg war.

Kaum hatte er wieder die Kontrolle über seine Gliedmaßen, schleuderte er sein Schwert auf den dämonischen Weißen Richter, der wehrlos am Truck hing. Wie ein Wurfstern raste die Knochenklinge heran und trennte dem Halbdämon sauber den Kopf ab. Es zischte und rauchte, als sein Körper vom Hals abwärts in Flammen aufging und sich in Windeseile zu Asche verwandelte, die vom Wind fortgetragen wurde – einen Moment später fiel der Truck, der seit der Explosion gefährlich nach links geneigt war, auf die Seite und rutschte quietschend und Funken sprühend über den Felsboden, ehe er zum Stillstand kam.

Das bekam Kimimaro jedoch alles nicht mehr mit. Er landete kopfüber in einer der Schneewehen am Straßenrand, die fauchend aufstob.
 

„Was ist mit Kimimaro? Habt ihr gesehen, was mit ihm passiert ist?“, rief Deidara. Der Fahrtwind, der durch den leeren Türrahmen und den offenen Kofferraumdeckel pfiff, zerzauste sein Haar und ließ es vor seinem Gesicht herumwirbeln. Naruto, der sich immer noch zur Fahrerseite hinüber beugte und das Lenkrad in den Händen hielt, hatte den Van gerade so um eine enge Kehre steuern können, sodass sie nicht mehr sehen konnten, was hinter ihnen geschah.

„Scheeeeeißeeee!“, schrie Naruto plötzlich. „Deidara! Tritt auf die Bremse!“

Der Dämonenjäger wandte sich herum – und erstarrte. Die Weißen Richter hatten nicht umsonst nur einen Teil der Gabelung abgesperrt. Keine hundert Meter vor dem dahinpreschenden Van hörte die Straße auf und mündete in eine bodenlose, gähnende Schlucht. Deidara trat wuchtig das Bremspedal durch. Die Reifen quietschten, aber an ihrer Geschwindigkeit änderte sich erstmal nichts.

„Das wird nichts!“, schrie Sakura. „Aufs Gas! Aufs Gas!“

Deidara verstand sofort und trat auf das andere Pedal. Vielleicht konnten sie, wenn sie genug Schwung hatten, bis zum anderen Rand der Schlucht springen … Aber dann müssten sie mehr Glück als Verstand haben.

Naruto wollte eigentlich die Augen schließen, als der Abgrund heran war, aber er schaffte es nicht. Sein Magen drehte sich um, als sie über eine kleine, natürliche Rampe rasten und wie ein Pfeil in die Luft schossen. Die Sonne blinzelte durch die Fenster und schneidend kalter Fahrtwind erfüllte das Auto. Der Motor röhrte auf.

Endlose Sekunden waren sie in der Luft … Die andere Seite der Schlucht war noch so weit weg … Der Van kippte nach hinten, die Schnauze wanderte nach oben wie bei einem startenden Flugzeug. Sakura stieß einen kurzen Schrei aus und umklammerte mit beiden Händen den Kopfpolster des Vordersitzes, Sasuke war geistesgegenwärtig genug, sich endlich anzuschnallen – wenn es überhaupt noch etwas brachte – und Naruto und Deidara beugen sich so weit vor, wie es ging, um das fliegende Fahrzeug wieder in eine stabile Lage zu bringen.

Es half nichts.

Der Van neigte sich, bis er fast senkrecht in der Luft hing. Es polterte und krachte, als sich der Inhalt des Kofferraums in die Schlucht ergoss. Dann war plötzlich wieder Boden unter ihren Rädern.

Die Hinterreifen setzten ruckartig auf felsigem Boden auf und prallten wie Gummibälle ein Stück weit in die Höhe. Naruto wurde nach vorn geschleudert und knallte hart mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett. Erst danach sprang der Airbag auf und klatschte ihm mit der Wucht eines Hammers ins Gesicht. Etwas knallte – ein Reifenplatzer?

Nach zwei, drei weiteren Hopsern kippte das Fahrzeug vorne nach unten und landete auf allen vier Reifen, drehte sich ein, stellte sich quer, schlitterte auf dem felsigen Untergrund weiter und kam nach endlosen Sekunden mit stotterndem Motor zu stehen.

Minutenlang war es still im Inneren des Wagens, bis sich Deidara hustend regte. Er sah zur Decke des Wagens, hatte aber die Augen geschlossen. „Wenigstens etwas Gutes hat die Sache, hm“, ächzte er.

„Ach ja“, murmelte Naruto, dessen Körper ein einziger Schmerz war. „Was denn?“

„Wenigstens haben wir nicht den DeLorean geschrottet.“
 

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Rekord! An die 6000 Wörter ... Ich hoffe, es war auch spannend ;)

Bis zum nächsten Mal, wo es unter anderem wieder ein Auftreten der Schattenwölfe gibt ;)
 

PS: Ich hatte ein paar ... sagen wir, Probleme, die ENS-Liste korrekt zusammenzustellen. Ich hoffe, jeder, der eine ENS für Kapitelupdates wollte, hat sie auch gekriegt ... Falls das hier jemand liest und keine ENS bekommen hat, obwohl er eine wollte, bitte melden ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Blue_StormShad0w
2016-02-28T18:23:01+00:00 28.02.2016 19:23
Fertig ...
WOW! WOW! WOW!
Ein echt hammergeiles, abgefahrendes, obercooles und supetspannendes Kapitel! Ich fand das Kapitel, wo Sasuke, Itachi und der Fahrer, mir ist jetzt der Name von ihm entfallen, schon sehr gefallen. Aber das hier ... Wow! Von allen Kapitel bis jetzt das beste.
Die Sprüche von Kimimaro und Deidara, Sasukes Art, vor allem wo er sich anschnallte, waren wirklichen den einen oder auch anderen Lacher werd.
Wie gesagt, bestes Kapitel überhaupt. Und wenn die folgenden Kapitel das hier nicht toben können, bleibt es mein persönliches Lieblingskapitel. (^-^)
Bin gespannt, wie es weitergeht. Vor allem wegen Kimimaro, der ja jetzt von den anderen getrennt ist.
Werde das nächste Kapitel später lesen.
Also bis später, ciao!
Von:  LadyHaruno
2011-07-31T22:37:29+00:00 01.08.2011 00:37
Du bist einfach nur genial ♥
Die Szenen sind einfach gelungen, ich konnte mir alles vorstellen - die Actionszenen sind filmreif ;)
Einfach fantastisch, wie du mit Worten spielen kannst, da würde ich am Liebsten dein Gehirn klauen XD
Ich finde es natürlich immer noch klasse, dass mein geliebtes Team 7 vereint ist ♥ Ich hoffe, das bleibt auch so ;)
Na denn, ich freue mich auf das nächste Kapitel. Bin gerade zu müde, um mehr zu schreiben, tut mir Leid. Auf die ENS werde ich natürlich auch noch reagieren, versprochen ;)

♥♥♥ Lady
Von: abgemeldet
2011-07-07T12:22:43+00:00 07.07.2011 14:22
Okay...
Alles diesmal hast du dich sogar selbst übertroffen!
Das Kapitel war sehr aktionsreich. Diese Fünf geben wirklich ein sehr gutes Team ab xD
Bin schon auf die Fortsetzung gespannt^^
Von:  Enyxis
2011-07-06T18:01:34+00:00 06.07.2011 20:01
XDD I-wie muss ich bei dem Titel immer an "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" denken XD
Oh, was mir auch aufgefallen ist: Team 7 is gathering! =D
Die Autofahrt is soo lustig XD *mega lachflash* Genial! Kimimaro und Autofahren, Deidara und die Waffen XDDDD Und als die Weißen Richter XDDD
Deidara is soooo ein Freak XDD
Einfach nur hammer das Kapi sooo hamma *__*
Von:  medi-chan
2011-07-06T08:28:06+00:00 06.07.2011 10:28
Das Kapitel war spitze.
Es ist wahnsinn wie du die Aktionszenen beschreiben
kannst. Ich hab richtig mitgefiebert! Aber der lezte Satz
war wirklich die Krönung.
Super gemacht.
Lg. medi-chan
Von:  fahnm
2011-07-04T19:55:23+00:00 04.07.2011 21:55
Hammer Kapi^^
Von:  Naruto-no-Yoko-Biju
2011-07-04T15:03:54+00:00 04.07.2011 17:03
das war eine geile verfolgungsjagt, hoffe du schreibst bald weiter da deine kapitels die besten sind wie ich finde
Von:  Cortes
2011-07-04T14:25:31+00:00 04.07.2011 16:25
WAS für eine Verfolgungsjagd! Möcht ich auch mal haben!
Das beste am ganzen war aber der Endsatz. Das beste Ende eines Kapitels, das ich je gelesen habe!
Von:  Raishyra
2011-07-04T14:08:05+00:00 04.07.2011 16:08
Ein Wort: HAMMER!
Das war toll.^^
Besonders der letzte Satz.XD
Von: abgemeldet
2011-07-04T13:26:10+00:00 04.07.2011 15:26
Der besste Endsatz ever. Echt Geiles Kapi freu mich schon auf nächste.


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