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Code Geass R3 - Lelouch of the Illusion

Wenn das Glück zerbricht ... werden unsere Tränen den Himmel in Brand setzen.
von

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Ketten der Ohnmacht

Warmes Blut lief ihr über den Arm. Die Ketten hatten ihr Handgelenk wundgescheuert. Ihr langes Haar fiel ihr matt ins Gesicht. Es war fast völlig finster in diesem kalten, steinernen Raum, nur durch die Tür fiel Licht.

Der Mann vor ihr saß unbewegt mit überschlagenen Beinen in seinem Sessel – es war einer von der Sorte, wie sie Regisseure gern verwenden –, sein Gesicht im Schatten, den Kopf nachdenklich mit der Hand gestützt. Lange musterte er sie, sah in ihre goldenen Augen, die schwach das Licht wiederspiegelten.

„Das war ja alles äußerst aufschlussreich.“ Seine Stimme zerschnitt die Stille hohntriefend. „Sei mir nicht böse, aber du hast es mir ja nicht bewusst verraten, wenn dich das beruhigt.“ Er stand auf und wandte sich zum Gehen. Bevor er aus der Tür trat, sagte er: „Es ist schon irgendwie lästig, dass du unsterblich bist. Aber so brauche ich dich wenigstens nicht durchzufüttern.“

C.C. schloss die Augen.
 

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Willkommen zu meiner ersten (richtigen^^) Code Geass-FF! Viel Spaß, ich hoffe, der Prolog hat zum Weiterlesen angerefgt :)

Die Gedenkfeier

„Es spricht nun zu Ihnen: Kaname Ohgi, Generalsekretär des Ordens der Schwarzen Ritter!“, hallte Sumeragi Kaguyas Stimme durch die Halle.

Tosender Applaus wurde laut, als Ohgi sich von seinem Platz neben Viletta und der kleinen Chigusa erhob und an das Rednerpult ging. Etwas nervös vor der Menschenmenge, die sich im Regierungsgebäude von Japan versammelt hatte, begann er seine Rede.

„Meine Damen und Herren, keiner von uns sieht gerne auf die Vergangenheit zurück – wir alle wollen die dunklen Geschehnisse am liebsten für immer vergessen. Doch das dürfen wir nicht, um den Willen derer, die nicht so viel Glück hatten wie wir und ihr Leben ließen, bevor sie unsere Zukunft erreichten. Und, was noch wichtiger ist, nur, wer die Geschichte kennt, kann verhindern, dass sie sich wiederholt. Und genau das ist unsere Aufgabe!

Darum haben wir uns nun versammelt, um den zweiten Jahrestag unserer neuen Hoffnung zu feiern. Heute vor zwei Jahren kehrte der Schwarze Ritter Zero aus dem Totenreich zurück und befreite uns aus den Klauen des Tyrannen Lelouch vi Britannia.“

Erneut tosender Applaus.

„Lasst uns nie vergessen, dass er, Zero, allein für unser jetziges Glück verantwortlich ist.“

Noch mehr Applaus. Von wegen, dachte sich Zero.

„Wir, der Orden der Schwarzen Ritter, die am besten ausgerüstete militärische Einheit, die es zur Zeit auf der Welt gibt, werden unser Möglichstes tun, um alle anderen Länder zu unterstützen und zur Selbstständigkeit zurück zu führen.“

Applaus.

„Nun, ich habe lange genug gesprochen. Ich werde nun das Wort an ihn übergeben: Zero!“

Diesmal war der Applaus nicht mehr zu überbieten, als der schwarzgewandete, maskierte Volksheld Ohgi am Rednerpult ablöste. Er wartete, bis der Applaus abgeflaut war – was gute fünf Minuten dauerte – und ergriff dann mit verzerrter Stimme das Wort.

„Was gäbe es noch zu sagen, was nicht schon gesagt worden ist? Ich kann mich Ohgis Worten nur anschließen: Seien wir froh über die zwei Jahre Frieden, Glück und Zuversicht, die uns zuteil wurden! Ich weiß, ihr seht mich als euren Helden. Ich möchte erwidern: Ihr alle seid Helden! Ihr habt das Joch des Imperators Lelouch ertragen bis zuletzt, und dafür ist euch der Lohn jetzt sicher. Allerdings ...“ Er senkte die Stimme, wusste, welche Reaktion seine nächsten Worte auslösen würden. „Wir dürfen auch nicht vergessen, dem Imperator selbst zu danken. Nur seinetwegen, seines grausamen Jochs wegen, können wir jetzt so frei sein wie nie zuvor.“

Empörte Stimmen wurden laut, ein Raunen ging durch die Menge, doch niemand wagte es, Zero offen sein Missfallen zu bekunden.

Der Schwarze Ritter holte tief Luft und fuhr fort. „Er hat die Menschen gleich gemacht. Sie alle wurden von ihm unterdrückt. Ihnen allen liegt nun etwas daran, nie wieder einen Krieg zu führen. Hätte Lelouch vi Britannia die Welt nicht geknechtet, hätte ich sie nicht befreien können. Er und ich, wir sind zwei Seiten einer Medaille.“ Wenn die Leute nur wüssten, wie wahr das war. Er hob einladend seine Arme, so wie es der alte Zero immer getan hatte. „Nun lasst uns feiern und auf weitere, glückliche, friedliche Jahre hoffen!“

Der Applaus kehrte zurück.
 

Nachdem auch noch Nunnally, die Tianzi und einige andere wichtige Mitglieder der neuen Regierungen gesprochen hatten, zog sich Zero in sein Quartier zurück und nahm seufzend die Maske ab.

Von nun an wirst du selbst eine Maske tragen, und dein Glück für das Wohl der Welt opfern, für immer.

Nachdenklich betrachtete er das polierte schwarze Metall, von dem mehr als einmal das Schicksal der Welt abgehangen war. Zwei Jahre nun schon ... Aber es hatte sich gelohnt.

Es klopfte. „Suzaku?“, kam es aus der Gegensprechanlage. Er drückte einen Knopf und öffnete so die Tür.

Eine junge Frau trat ein, die ihr rotes Haar mit einem Stirnband gebändigt hatte. Sie trug die Uniform der höheren Mitglieder des Ordens der Schwarzen Ritter. Die Tür glitt hinter ihr wieder zu, während Kallen sich einen Stuhl schnappte und sich hinsetzte. Suzaku wandte ihr immer noch den Rücken zu. Ihr Blick verlor sich an der Decke des Raumes zwischen den warmen, gelben Leuchtstoffröhren. „Ich hatte keine Möglichkeit, es dir vor der Ansprache zu sagen. Xingke ist mit ein paar Knigthmares nach Afrika geflogen, um dort nach dem Rechten zu sehen“, sagte sie.

Suzaku fuhr sich mit der Hand durch die braunen Locken. „Es sind nur ein paar Söldner, die sich um die plötzlich unbesetzten Goldminen streiten. Kaum die Unruhen wert, die ihretwegen entstehen.“

„Da hast du wahrscheinlich Recht.“ Schweigen. „War es klug, ihn zu erwähnen?“

Der Themenwechsel überraschte Suzaku nicht. Das war wahrscheinlich der wahre Grund, weshalb Kallen hergekommen war. Sie war die einzige, die um das Geheimnis von Zeros Requiem wusste. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben, als ihr alles zu erzählen, als sie darauf gekommen war, wer sich nun hinter Zeros Maske verbarg. Der restliche Orden der Schwarzen Ritter wusste natürlich, dass er unmöglich Lelouch sein konnte, aber wer er wirklich war, war ihnen ebenso ein Rätsel wie damals, als sie den ersten Zero kennen gelernt hatten. „Ich konnte nicht anders. Seit der Feier im letzten Jahr hat mir das alles auf der Zunge gebrannt. Immer nur bin ich der Retter. Niemand weiß, was Lelouch für ein Opfer gebracht hat. Er war der größte Lügner aller Zeiten. Sogar mich hat er mehrmals belogen, aber ...“ Er seufzte. „Er hat das größte Opfer auf sich genommen. Ihm lag die Zukunft der Menschen so sehr am Herzen, dass er sich von ihnen hat hassen lassen. Niemand wusste, was er plante. Er hat den bösen Herrscher gespielt, um den Menschen Hoffnung zu geben, durch mich. Es ist das Mindeste, wenn ihm nach seinem Tod ein bisschen Ehre dafür zuteil wird.“

„Ich dachte, du stimmst seinen Idealen nicht zu? Dass der Zweck die Mittel heiligt? Er hat seine Hände mit den Blut Tausender befleckt.“

„Und sich selbst nie die Gelegenheit gegeben, sie vor der Menschheit rein zu waschen, weil er seine Rolle weiterspielen musste. Ich habe ihm lange Unrecht getan. Er hat mehr Rückgrat bewiesen als ich.“ Suzaku ballte die Fäuste. Kallen sah ihm an, dass er mit seinem Gewissen rang. Er hatte nicht nur seinen Vater, sondern auch seinen besten Freund getötet. Und dafür wurde er von allen bejubelt. „Wenn er mir nur nicht das Geass auferlegt hätte, zu leben ...“ Er zitterte am ganzen Körper.

Kallen schauderte. Sie konnte sich wahrscheinlich nicht einmal vorstellen, was er durchlebte.

Es wird auch eine Strafe für dich sein, Suzaku.

Das erneute Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. „Zero-sama? Ist Kouzuki Kallen bei Ihnen?“, ertönte es aus der Gegensprechanlage.

„Ja.“

„General ... ich meine, Stabschef Tohdoh möchte sie dringend sprechen.“

Suzaku setzte den Helm wieder auf. „Damit wäre unser Gespräch wohl beendet.“

Kallen nickte abwesend. „Auf Wiedersehen, Zero.“

„Auf Wiedersehen, Kallen.“
 

Weit oben, in den Wolken, stieg soeben ein Flugzeug herab, das keinen Piloten hatte. Stattdessen war ein kleiner Mikrocomputer an der Steuerkonsole befestigt. Ein Rumoren ertönte aus dem Lagerraum. Die Kriegsmaschinen darin schienen nach Freiheit zu lechzen.

Das Flugzeug durchstieß die Wolkendecke und gesellte sich zu den zivilen Fliegern, die auf das Regierungsgebäude zuhielten.

Der Angriff

„Oh weh, oh weh, da kommen ja immer mehr!“ Graf Lloyd beschattete die Augen mit der Hand und starrte mit seinem typischen geistlosen Lächeln auf die großen Transportmaschinen, die auf das Regierungsgebäude zuhielten. „Bald ist hier die ganze Welt versammelt!“

Rakshata blies den Rauch ihrer Stabpfeife in die Luft. „Hast du vergessen, wie es letztes Jahr war, quirliger Graf? Da waren noch mehr Leute, die den Niedergang von Imperator Lelouch feiern und ihren Retter Zero bejubeln wollten.“

„Meine Güte, haben wir überhaupt soviel Platz?“ Lloyd hatte ihr anscheinend gar nicht zugehört.

„Sie sind alle eingeplant“, meldete sich Cecile, Lloyds frühere Assistentin, zu Wort. Sie tippte auf einem kleinen grünen, tragbaren Computer herum. „Da vorne ist der britische Flieger von Sir Ridley.“ Die adeligen Briten waren, obgleich er einer von ihnen gewesen war, nie gut auf Lelouch zu sprechen gewesen, hatte er ihnen doch das Geburtsrecht und ihre Adelstitel genommen. Ridley war einer der ersten gewesen, die Zero vor einem Jahr persönlich gedankt hatten. „Dahinter sind noch ein paar von der Europäischen Union. Die chinesischen sind schon alle hier.“

„Oh weh, diese unpünktlichen Menschen!“, seufzte Lloyd theatralisch. „Machen den weiten Weg und verpassen die Ansprache!“

„Die Ansprache wurde überall in der ganzen Welt live übertragen“, beruhigte ihn Cecile. „Und die Feier dauert schließlich den ganzen Tag.“

Tatsächlich begannen in diesem Moment die Festlichkeiten. Feuerwerkskörper wurden gezündet, Düsenjets sausten quer durch den Himmel und zogen farbige Wolken hinter sich her. Überall wurde gejubelt, Musik setzte ein, die vornehmen Leute begannen Walzer zu tanzen.

„He, Leute! In ein wissenschaftliches Gespräch vertieft?“ Shinichirou Tamaki trabte heran, eine Sakeflasche im Arm, die bereits halb leer war. Sein Gesicht war gerötet und die Augen glasig.

„Wir haben nur über die Feier geredet“, antwortete Cecile höflich. Anders als die Mitglieder des Ordens der Schwarzen Ritter kannten die Briten ihn noch nicht so gut.

Rakshata bedachte ihn schon mit mehr Geringschätzung, als sie hinzufügte: „Von der du nicht viel erleben wirst, wenn du weiter so säufst!“

„Ach, sei doch keine Spaßbremse!“, lallte Tamaki. „Nach den ewigen Kämpfereien is ein wenig Party doch nich schlecht!“

„Du tust seit zwei Jahren nichts anderes, als Party zu machen. Wenn du so weitermachst, wirst du nicht alt.“

Die beiden Briten verfolgten amüsiert den Streit. Es war erleichternd, sich über so belanglose Dinge zu streiten, von denen nicht das Schicksal eines ganzen Landes oder mehr auf dem Spiel stand.

Mittlerweile waren die meisten Transportflugzeuge gelandet. Nur eines der EU schwebte noch weit über dem Landeplatz. „Sie scheinen ein paar technische Probleme zu haben“, bemerkte Cecile, als plötzlich sogar die Ladeklappe aufging.

Heraus sprang ein Dutzend ...

„Knightmare Frames!“, stieß Rakshata hervor. „Europäische?“

Die Kampfmaschinen waren rotschwarz und mit Stacheln und Klingen übersät. Am Rücken hatten sie V-förmige Schwebeeinheiten, mit denen sie das Regierungsgebäude zu umkreisen begannen. An den Armen trugen sie nebeneinander je zwei lange Stacheln für Kampfeinsätze, von denen sie nun die jeweils rechten beiden zur Seite klappen ließen. Lange Rohre kamen zum Vorschein und entluden knatternd einen Kugelhagel auf das Gebäude.

Tausende erschrockene Schreie wurden laut. Tamaki schien mit einem Schlag wieder stocknüchtern zu sein. Er ließ die Flasche fallen, die klirrend zerbrach, fischte sein Funkgerät hervor und alarmierte Tohdoh.

„Wir sollten vielleicht reingehen“, schlug Lloyd vor.
 

„Es war wohl eine von Euros Maschinen“, überlegte Ohgi. Er und Tohdoh standen mit ein paar anderen Schwarzen Rittern in der Kommandozentrale unter dem Regierungsgebäude. „Zumindest, wenn man von der Konstruktionsart ausgeht.“

Tohdoh hämmerte wie wild auf die Knöpfe auf dem Schaltpult vor ihm. Flackernd wurde das Gesicht von Generalsekretär Euro sichtbar, als die Verbindung stand. „Ich erwarte eine Erklärung, Euro-san!“

„Wovon sprecht Ihr?“ Der schwarzhaarige EU-Generalsektretär trug wie immer weiße Handschuhe, die er über dem Knauf eines Spazierstocks gefaltet hatte. Würdevoll, wie man es von ihm gewohnt war, saß er im Cockpit eines der Transporter, die eben gelandet waren.

„Welchen Grund hat die Zwecksregierung der EU, uns anzugreifen?“

„Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.“

„Einer Eurer Transporter hatte Knightmares geladen! Das grenzt an Hochverrat!“

Im Gesicht des Generalsekretärs spiegelte sich Betroffenheit wider. „Damit habe ich nichts zu tun. Eine unserer Maschinen hatte über den Rocky Mountains technische Probleme und musste notlanden. Wir haben die Passagiere verladen, aber als unsere Spezialkräfte das Flugzeug bergen wollten, war es nicht mehr da.“

Toutou fluchte. „Und warum enthaltet Ihr uns das vor?“

„Wir haben es erst vor einer Stunde erfahren. Unsere Kommunikation hatte ebenfalls Schwierigkeiten. Und wenn wir die Ansprache gestört hätten, wäre es doch auch Frevel gewesen, oder?“

Tohdoh vergrub das Gesicht in den Händen. Ausgerechnet am Jahrestag der Befreiung! „Ich lasse Euch in das Regierungsgebäude eskortieren“, sagte er. „Dort seid Ihr sicher.“

„Ich danke Euch.“

Das Bild verblasste.

„Wenn er es nicht war, wer dann? Wer würde Japan angreifen, wo doch die ganze Welt weiß, dass die Schwarzen Ritter hier sind?“, überlegte Ohgi.

„Hört sich nach Terroristen an. Auf jeden Fall jemand, der uns hasst“, kommentierte Tohdoh, als die Tür sich öffnete und ein junger Soldat mit Kallen hereinkam.

„Was ist los?“, fragte die Pilotin.

„Ist der Guren einsatzbereit?“, stellte Tohdoh eine Gegenfrage.

„Ich ... denke schon“, sagte sie verwirrt.

„Dann mach dich gefechtsbereit. Wir werden angegriffen.“

„WAS??“

„Alle auf Gefechtsstation!“, brüllte Tohdoh ins Mikrofon. Dann herrschte er den Schwarzen Ritter an, der mit Kallen gekommen war. „Und du hol Zero! Wenn einer eine Panik verhindern kann, dann er!“

Der Soldat salutierte und lief zurück. Kallen zögerte noch einen Moment. Sollte die friedliche Zeit nun wirklich vorbei sein? Sie begegnete Ohgis Blick, der genauso besorgt war wie der ihre, dann stürmte sie los in das Lager, wo die verbliebenen Knightmares des Ordens über zwei Jahre verstaubt waren.
 

Der Großteil der Leute war in das Gebäude geflüchtet. Die feindlichen Knightmares wüteten immer noch dort oben, zertrümmerten unbesetzte Geschütztürme, die nur noch standen, weil sich in den vergangenen beiden Jahren niemand die Mühe gemacht hatte, sie wegzureißen. Eine Luke im Boden öffnete sich und die ersten Knightmares der Schwarzen Ritter stürzten sich auf die Feinde. Die Rotschwarzen schossen ihre mit Stahlseil befestigten Stacheln ab und durchbohrten die ersten Maschinen, noch ehe sie wirklich in der Luft waren. Dann verwickelten sie sie in den Nahkampf und schlitzten die Metallkrieger mit den scharfen Armstacheln auf. Sie kämpften diszipliniert und gnadenlos.

„Fangt sie lebend!“, drang Tohdohs Stimme in die Cockpits.

„Leichter gesagt, als getan!“, keuchte einer der Piloten, ehe seine Maschine von einem Stachel getroffen wurde.

Der Himmel schien zu brennen, als die Schwarzen Ritter das Feuer erwiderten.

Der erste Kampf nach zwei Jahren des Friedens hatte begonnen.
 

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So, im nächsten Kapitel geht's dann zur Sache :) Ich werd mich beeilen, es so schnell wie möglich online zu bringen.

Rückmeldungen jeder Art sind natürlich immer gern gesehen ;)

Kampf

Jaja ... Was ich halt so unter "ich beeile mich" verstehe ... Aber hier ist das nächste Kapitel^^
 

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LOST stand auf Tohdohs Anzeigeschirm. Immer mehr Einheiten wurden zerstört. Die Schwarzen Ritter hatten es zwei Jahre lang mit keinem Feind mehr zu tun gehabt. Hoffentlich war Kallen bald da.

„Technisch gesehen sind ihre Knightmares gerade um die zwei Jahre besser entwickelt, in denen wir Frieden hatten“, bemerkte Rakshata, die eben mit Lloyd und Cecile im Kommandoraum eintraf. „Es war wohl ein Fehler, über den ganzen diplomatischen Verhandlungen die Forschung zu vernachlässigen.“

Lloyd kicherte. „Nun ja ... Vielleicht hast du das getan. Ich habe extra für solche Einsätze ein neues Modell gebaut.“

Tohdoh fuhr herum. „Ist das wahr?“

„Für solche Einsätze? Oder einfach aus Langeweile?“, fragte Cecile skeptisch nach.

Lloyds verlegenes Lachen war Antwort genug. „Der Lioness ist so gut wie einsatzbereit. Allerdings hat er kein Kommunikationssystem, und außerdem fehlt mir noch ein Pilot, der mit ihm zurechtkommt ...“

„Ich werde ihn nehmen“, sagte Tohdoh kurz entschlossen. „Ohgi, übernimm das Kommando.“

„Oh ja, ich mag spontane Entscheidungen“, kicherte Lloyd und führte Tohdoh aus dem Raum. Rakshata räkelte sich bereits auf einem Sessel. „Es sind nur zwölf, aber sie versetzen alles in Angst und Schrecken. Als ob die Menschheit tatsächlich vergessen hätte, was Krieg bedeutet.“

Ohgi nickte. „Wo zum Teufel bleibt Zero?“ Der Funkkanal wurde jetzt eigentlich für den Kampf gebraucht, aber er konnte nicht länger warten. Er drückte einen Knopf um die Kommunikation mit Zeros Zimmer aufzubauen.
 

Kallens Guren schoss wie ein Pfeil in den Himmel. Der feindliche Knightmare, der ihr am nächsten war, schoss zwei Stacheln auf sie ab, denen sie gekonnt auswich. „Warum kämpft ihr?“, schrie sie, als der Arm des Gurens das Cockpit umklammerte und ein Energiestoß das Metall in Sekunden schmelzen und dann zerbersten ließ. „Habt ihr denn aus dem Krieg vor zwei Jahren nichts gelernt?!“

Unter ihr, am Boden, hatte Tamaki ein Geschütz besetzt und stellte die feindlichen Knightmares mit einer für seine Promilleanzahl beachtlichen Genauigkeit unter Dauerfeuer. Doch die Feinde waren zu schnell. Da – einer von ihnen wurde von einem Schwarzen Ritter abgelenkt – das war seine Chance – Tamaki umklammerte die Auslöser – und grölte jubelnd, als sich der Rotschwarze in einen Feuerball verwandelte.
 

„Zero? Wo bist du? Wir brauchen dich in der Kommandozenrale! Du musst ...“ Ein schallgedämpfter Pistolenschuss zerstörte den Lautsprecher und ließ blaue Blitze über das Pult sausen.

Die neun Männer in den schweren, rotschwarzen Kampfrüstungen, die stachelbewehrte Helme trugen, hatten Zero umstellt und ihre Waffen auf ihn gerichtet. Zero bezweifelte, dass diesen dicken Panzerungen irgendeine Waffe, die er auf die Schnelle bekommen konnte, etwas ausmachte. Er verfluchte sich und Lelouchs Geass, denn es verdammte ihn dazu, untätig herumzusitzen um den Soldaten keine Gelegenheit zu bieten, ihn zu erschießen. Seine einzige Hoffnung war, dass Ohgi bald jemanden schickte, der nach dem Rechten sah.

„Was soll das? Und wie seid ihr überhaupt hier reingekommen?“, fragte er ruhig, um die Männer in ein Gespräch zu verwickeln.

Der eine, der den Lautsprecher zerstört hatte, antwortete mit unter dem Helm verzerrter Stimme: „Wir haben gehört, dass Zero ein sehr guter Stratege ist. Daher wäre es besser, wenn er nicht an diesem Kampf teilnimmt.“

Schritte wurden am Gang laut. Der Mann horchte auf. „Es wird Zeit“, sagte er. Dann fasste er zu seinem Gürtel und holte einen länglichen Gegenstand mit einem kleinen, grünen Schalter an der Seite aus der Halterung, den er betätigte. Sofort blinkte darunter eine rote LED auf.
 

„Aber ich muss Sie warnen, er wurde noch nie getestet“, sagte Lloyd, als Tohdoh den rotgoldenen Knightmare bestieg, der in dem alten Forschungslabor bereitstand.

„Das macht nichts. Wie gut ist er?“

„Oh, von den Werten her vergleichbar mit einer abgespeckten Version des Lancelot Conquista. Allerdings habe ich mir aber erlaubt, ein paar kleine Spielereien einzubauen. Aber diese jetzt alle zu erklären ...“ Der Erfinder zuckte mit den Schultern.

„Schon gut. Ich werde sie schon herausfinden.“
 

Kallen warf einen raschen Blick auf den Kampfmonitor. Sie waren zahlenmäßig weit überlegen; nur noch acht feindliche Knightmares waren übrig. Was war das für ein Himmelfahrtskommando, das die Rotschwarzen da veranstalteten? Wollte sie da nur jemand wissen lassen, dass es noch Militärs gab?

Mit einem riskanten Manöver um den Regierungsturm wich sie feindlichen Kugeln aus und aktivierte die Strahlenwelle, mit denen sie einen weiteren Gegner pulverisierte. Der Guren war von so fortschrittlicher Technologie, die beinahe mit der der Feinde mithalten konnte. Ihre Fähigkeiten als Pilotin erledigten den Rest.

Wie auf ein geheimes Zeichen hin ließ der zweite Knightmare, der sie eben noch umkreist hatte, von ihr ab und schoss in die Höhe. Kallen machte nicht den Fehler, ihn zu verfolgen; es roch zu sehr nach einer Falle. Also zog sie sich etwas zurück und massierte sich die schmerzenden Armmuskeln. Den Guren zu steuern war, nachdem ihr jegliche Übung fehlte, kein Kinderspiel.

Da fing etwas ihre Aufmerksamkeit ein.

Der gekaperte Transporter der EU, der immer noch über ihnen schwebte und von dem keine sichtbare Gefahr auszugehen schien, öffnete die zweite Ladeklappe. Diesmal kamen jedoch keine Knightmare Frames heraus, sondern zwölf lange, schwarz glänzende Metallrohre, die auf der einen Seite wie Kanonerohre offen waren und auf der anderen eine komplizierte Apparatur hatten, in der sich zwei Löcher befanden, um die herum es magnetisch blau blitzte.

Kallen sah sich um. Drei der sieben feindlichen Knightmares waren hochgeflogen und schossen die Fanghaken an ihren Armen aus. Das Magnetfeld um die Metallrohre zwang die Stacheln genau in die Löcher. Die Knightmares holten die Stacheln wieder ein – und trugen, ehe man sich versah, jeder ein langes Kanonenrohr, das den Arm verlängerte. Die übrigen Rohre ließen sie einfach zu Boden fallen. Die drei Maschinen richteten die Kanonen auf eine bestimmte Stelle des Regierungsgebäudes. Kallen stieß einen Schrei aus und steuerte den Guren auf sie zu, wurde aber von einem anderen Knightmare aufgehalten, der plötzlich so aggressiv mit seinen Stacheln um sich schleuderte, dass sie in die Defensive zurückgedrängt wurde.

Hilflos musste sie zusehen, wie die Kanonenrohre aufleuchteten und grelle blaue Strahlen abfeuerten, die in die Außenwand des Regierungsgebäudes einschlugen.
 

Immer noch saß Zero in dem Sessel und starrte auf die Pistolen, die auf ihn gerichtet waren. Die Schritte auf dem Gang waren noch so weit entfernt ...

Ein helles Sirren ließ ihn aufhorchen. Rechts von ihm – er erstarrte. Die Wand, die zwischen ihm und dem Freien lag, glühte feurig auf. Etwas fraß sich brennend durch das Gemäuer und schmolz es wie Butter. Immer heller wurde das Glühen, erst orange, dann gelb, und schließlich blendend weiß. Dann drangen dünne, blaue Strahlen durch die Mauer und fanden ihren Weg durch den Raum. Einer bohrte sich durch die Brust eines der Männer, die Rüstung schmelzend wie Schnee im Sommer, der daraufhin zusammenbrach. Die anderen schien das gar nicht zu kümmern. Der eine legte den Schalter wieder um. Das Licht erlosch, und kurz darauf auch das Strahlen. „Wenn du jetzt ganz brav bist, wird weder dir was passieren, noch denen, die dich suchen.“ Damit ging er zur Wand und trat mit dem Stiefel gegen das Geschmolzene, das immer noch zischte. Durch das so entstandene Loch konnte Suzaku blauen Himmel sehen – und kämpfende Knightmares. Der Mann drehte das Zäpfchen um und drückte einen verborgenen Knopf.
 

Die furchterregenden Knightmares koppelten die Kanonenrohre ab, ließen sie achtlos zu Boden fallen und beteiligten sich nun wieder am Kampf, wobei sie jedoch immer in der Nähe des Regierungsgebäudes blieben. Die dritte und letzte Ladeklappe des Flugzeugs öffnete sich und spuckte ein längliches, graues Gefährt aus, das wie ein weiterer Transporter aussah.

Tamaki nahm das Ding sofort ins Visier und ballerte, was das Zeug hielt. Die Kugeln prallten alle an dem magnetischen Schutzschild ab, das darum herum aufgebaut war. Fluchend wandte er sich wieder den Knightmares zu. Sollten sich doch die anderen um den Transporter kümmern, der langsam, aber unweigerlich auf die Stelle zuflog, die die Knightmares zuvor beschossen hatten.
 

„Die Bauweise dieser Knightmares ist seltsam“, analysierte Rakshata, auf Cecils Bildschirm schauend. „Sie haben allesamt keinen Schleudersitz. Wer immer sie steuert, denen muss es egal sein ob sie draufgehen oder nicht. Dafür sind sie auch ein klein wenig schneller ohne die zusätzliche Technik.“

Cecile nickte. „Merkwürdig ist außerdem, dass noch keiner von ihnen einen Funkspruch losgelassen hat, weder für uns noch untereinander. Man könnte fast meinen ...“

„Dass es Maschinen sind, die die Maschinen bedienen“, führte Rakshata den Satz zuende.

Ohgi saß auf dem Kommandantensessel und knetete nervös die Hände. „Haben wir noch irgendetwas, was wir gegen sie verwenden können? Es sieht zwar gut für uns aus, aber ich werde aus dem Feind nicht schlau. Da muss doch etwas hinter diesem verrückten Selbstmordattentat stecken!“

Rakshata verneinte. „Nicht dass ich ...“ Ihr Gesicht hellte sich auf. „Moment! Das habe ich völlig vergessen! Wir haben noch jede Menge Gefjun Disturber im Keller, die dort vor sich hin stauben!“

„Stimmt, das hatte ich auch vergessen.“ Die Gefjun Disturber, die alle Sakuradite-betriebenen Maschinen lahmlegen konnten. Als erstes Mittel gegen weitere Kriege waren sie kurz nach Imperator Lelouchs Tod in die Obhut des Ordens gegeben worden.

Jetzt würden die Feinde es bereuen, den Frieden gestört zu haben!
 

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Und mein obligatorischer Cliffhanger^^ Hm, irgendwie sind die Kapitel hier, verglichen mit meinen anderen FFs, recht kurz :/

Naja, ich hoffe es war/ist wenigstens spannend und hat Lust auf mehr gemacht^^

Lang lebe Zero!

Der Transporter verharrte eine Weile vor dem Loch in der Mauer. Dann öffneten sich drei Klappen in seinem Heck, und aus jeder schoss eine Rettungskapsel heraus, die normalerweise in Knightmares eingebaut war.

Kallen sah ihnen zu, wie sie pfeilschnell durch die Luft sausten und irgendwo über dem Meer niedergingen und fragte sich, was diese ganze Maskerade sollte. Da riss sie auch schon ein Stachelprojektil aus ihren Gedanken, dem sie haarscharf auswich.
 

Chiba Nagisa erreichte Zeros Quartier in dem Moment, als die letzte Rettungskapsel weggeschossen wurde. Sie erschrak, als sie das Loch in der Wand sah. Zero saß auf einem Sessel und starrte in den Schlund des Transporters dahinter.

„Ohgi hat mich benachrichtigt, Sie zu holen, Zero-sama“, sagte sie, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. „Was ist hier passiert?“

„Tut mir leid, ich konnte nicht auf den Funkspruch reagieren. Es waren ein paar bewaffnete Leute hier, die nicht wollten, dass ich in den Kampf einschreite ...“

„Was? Wie sind die hier hereingekommen?“

Zero zuckte mit den Schultern. „Kurz bevor Sie gekommen sind, sind sie in den Transporter gerannt. Wissen Sie, was es damit auf sich hat?“

„Ich habe einen Funkspruch von Tamaki bekommen“, antwortete sie. „Es wurden drei Rettungskapseln abgeschossen.“

„Dann hatten diese Feiglinge nur das Ziel, mich so lange wie möglich festzuhalten, und sind dann abgehauen“, stellte Zero fest.

Chiba war schon fast wieder bei der Tür draußen. „Das kann warten. Wir brauchen Sie in der Kommandozentrale!“
 

Kallen war die ganze Zeit darauf gefasst gewesen, dass noch etwas kommen musste, und das tat es auch. Kaum dass die Rettungskapseln verschwunden waren, öffneten die feindlichen Knightmares Klappen an ihren Brustpanzern. Hervor kamen kurze, seltsame Antennen. Diese Kampfmaschinen steckten voller Überraschungen.

Plötzlich begann das Kommunikationssystem des Guren zu rauschen – und dann ließ sich ihr Knightmare auf einmal nicht mehr bewegen. Sie rüttelte an den Hebeln, aber es rührte sich nichts. Zum Glück funktionierte die Schwebeeinheit noch, sonst wäre sie abgestürzt.

Auch den anderen Knightmares ging es nicht besser. Freund wie Feind schwebte auf der Stelle. Dann begannen sich aus den Reihen der Schwarzen Ritter einzelne Knightmares – sechs insgesamt – zu lösen und auf ihre eigenen Kameraden loszugehen.

Kallen zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, als zwei Maschinen der Schwarzen Ritter von den Schwertern ihrer Freunde aufgeschlitzt wurden. „Yagami! Narasu! Was soll das??“, schrie sie.

Knackend und seltsam verzerrt meldete sich Yagami: „Ich tu gar nichts! Der Knightmare bewegt sich von alleine!“

Narasu hatte dasselbe Problem. Sein Knightmare schoss eine ganze Salve auf Tamakis Geschützturm ab, den er nur knapp verfehlte. Tamaki stieß einen Schrei aus, sprang aus dem Sitz und rannte in den Schatten des Regierungsgebäudes.

Kallen fluchte. Die außer Kontrolle geratenen Knightmares kamen immer näher. Sie drückte den Auslöser für die Rettungskapsel, aber nichts geschah.

„Also, da ist man einmal nicht bei einer wichtigen Veranstaltung, und dann geschieht so was!“, hörte sie plötzlich eine vage bekannte Stimme durch das Kommunikationssystem.

Sie blickte auf das Radar und sah einen Kampfjet auf das Schlachtfeld zufliegen, der sich in der Luft blitzschnell zu einem Knightmare umbaute. „Gino!“, rief sie.

Der ehemalige Knigth of Rounds feuerte einen Haken ab und zerstörte eine der feindlichen Maschinen, bevor er in die Reichweite der Antennen kam und ebenfalls mitten in der Bewegung innehielt. „Was zum ... Was ist da los?“, rief er.

„Idiot! Wärst du weiter weg geblieben!“, schimpfte Kallen.

Da schoss ein rotgoldener Blitz aus der Luke in der Landebahn und ließ zwei der verbleibenden rotschwarzen Knightmares in Rauch aufgehen. Sofort wandten sich Yagamis und Narasus Maschinen dem neuen Knightmare zu, der anscheinend von der seltsamen Lähmung nicht betroffen war. Die anderen vier fehlfunktionierenden Maschinen wüteten weiter unter den Rittern.
 

„Ohgi! Gib mir sofort einen Lagebericht!“, befahl Zero, noch ehe er einen Fuß in den Kommandoraum gesetzt hatte.

In knappen Worten schilderte Ohgi alles, was sich in den letzten Minuten zugetragen hatte. Zero trat an den Schirm und beobachtete das Kampfgeschehen. „Habt ihr die Gefjun Disturber schon aktiviert?“

„Noch nicht.“

„Dann wartet noch damit, bis wir herausgefunden haben, was es mit diesen Antennen auf sich hat. Wenn wir die Gefjun jetzt einschalten, könnte es sein, dass sie alle abstürzen.“

Er betrachtete die rotgoldene Maschine, die sich als einzige noch frei bewegen konnte und alle Mühe hatte, gegen Yagami und Narasu zu kämpfen, ohne sie zu verletzen. „Was ist das für ein Knigthmare?“, fragte er.

„Das ist meine jüngste Kreation“, sagte Lloyd stolz, der eben zurückkam. „Der Lioness.“

„Inwiefern unterscheidet er sich von unseren anderen Knightmares?“

„Hm ...“ Lloyd kratzte sich am Kopf. „Ist es schlecht, wenn ich sage, so gut wie von Grund auf?“

Zero fluchte. „Wer fliegt ihn?“

„Tohdoh.“

„Dann stellt Verbindung zu ihm her!“

„Das geht nicht“, sagte Lloyd. „Der Knightmare verfügt über kein Kommunikationssystem.“

„Kein ...“ Zero hielt inne. „Natürlich! So funktioniert das!“ Er drückte auf einen Knopf. „Kallen? Kannst du mich hören? Funktioniert dein Komm?“

„Es ist ein bisschen verzerrt, aber sonst, ja. Zero? Kannst du uns hier rausholen?“

„Die Antennen senden spezielle Funkwellen aus, die über die Kommunikationssysteme die Knightmares lahm legen“, kombinierte Zero. „An alle Einheiten! Schaltet sofort eure Kommunikationssysteme ab! Danach zieht euch zurück und lasst den Guren, den Lioness und den Tristan den Rest erledigen! Ich wiederhole: Alle das Kommunikationssystem abschalten!“
 

Kallen schloss mit einem kurzen Handgriff das Komm kurz und gleich darauf konnte sie den Guren wieder steuern. Gut geschlussfolgert, Suzaku!

Der neue Knightmare, Gino und sie drängten die Feinde weiter zurück, die einsahen, dass es keinen Sinn hatte, die Antennen wieder einfuhren und sich wieder ans Kämpfen machten. Nur noch vier von ihnen waren übrig, und in Null Komma Nichts hatten sie sie erledigt – bis auf einen. Den letzten Knightmare stutzte der Lioness nur ein wenig zusammen und riss ihm die Schwebeeinheit von den Schultern. Erstmals konnte Kallen Tohdohs neue Maschine genauer betrachten. Sie ähnelte dem Lancelot, war aber kleiner und wendiger. Der rechte Arm konnte ein Hitzeschwert ausfahren, der linke trug einen Schutzschild. Der Brustkorb sah ziemlich aufgebläht aus, als ob sich darin eine Menge Finessen verbargen. Ein perfekter Ritter.
 

Der Jubel galt wieder einmal allein Zero, auch wenn den Rest des Tages gedrückte Stimmung herrschte. Die Gäste des Fests waren allesamt wohlauf, aber schockiert über die plötzliche Kampfhandlung nach zwei Jahren Frieden. Es dauerte eine Weile, bis alle abgeflogen waren – bei dem Kampf waren viele der Transportflugzeuge beschädigt oder gar zerstört worden. Euro und Ridley waren die letzten, die sich lange nach Sonnenuntergang verabschiedeten.

„So hat es also wieder begonnen“, meinte der EU-Generalsekretär. Sein Auftreten war gefasst wie immer. „Ich hatte dem Frieden sowieso keinen Glauben geschenkt. Dass Menschen keine Kriege mehr führen würden, wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Solange es menschliche Gefühle gibt, gibt es Streite, gibt es Kriege. Aber ich hatte gehofft, dass es etwas länger dauern würde, bis sich alle so weit erholt hatten, wieder zu kämpfen – mindestens eine Generation. Und dann das! Und das alles wegen eines meiner Schiffe ...“ Er schüttelte den Kopf.

„Wir werden den Gefangenen verhören“, versprach Zero. „Bald wissen wir, wer hinter alledem steckt.“

Ridley nickte. Er trug wie immer ein festliches Gewand, das seinen Adelstitel unterstreichen sollte. Sein braunes Haar war jedoch wirr. „Ich habe gehört, dass erneut Ihr es wart, der die Schlacht entschieden hat, Zero. Der Orden der Schwarzen Ritter macht eine gute Partie mit Euch.“

„Danke für das Kompliment.“

Die beiden verabschiedeten sich und Zero sah ihnen nach, wie sie in ihre Maschinen stiegen und abflogen.
 

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So, erste Schlacht - beendet.

1:0 für die Schwarzen Ritter - oder?

Hoffe, es hat euch gefallen ;)

2021 a.t.b.

So, jetzt erstmal ein recht kurzes Aufklärungskapitel^^
 

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Der Pilot des letzten feindlichen Knightmares verzog keine Miene. Alles, was er seit seiner Festnahme gesagt hatte, was ein Satz gewesen: „Alles für die Ordnung.“ Mehr hatten Tohdoh und Zero nicht aus ihm herausgebracht, und foltern wollten sie ihn schon gar nicht. Also sperrten sie ihn kurzerhand in ein leeres Zimmer im Regierungsgebäude und veranstalteten eine Sitzung, die bis nach Mitternacht andauerte. Es wurde beschlossen, dass Rakshata und Lloyd den feindlichen Knightmare auf irgendwelche Hinweise bezüglich seiner Herkunft zu untersuchen hatten, und dass, bevor nicht alles geklärt war, der Orden der Schwarzen Ritter Maßnahmen traf, um Japan notwendigerweise verteidigen zu können. Außerdem wollten sie ein Netz von Gefjun Disturbern auf der Insel installieren und ihr Radarsystem erweitern. Die Stimmung war immer noch am Tiefpunkt, denn das bedeutete, dass sie den ersten Schritt taten, sich auf einen Krieg vorzubereiten.

Die Schwarzen Ritter schliefen gleich im Regierungsgebäude, um für einen möglichen nächtlichen Angriff gewappnet zu sein. Todmüde schleppte sich Kallen ins Bett, nur um kurz vor Sonnenaufgang wieder aufzustehen.

Eigentlich hatte sie gar keine Lust, in die Schule zu gehen – der Angriff gestern hatte ihr wirklich die Laune auf alles verdorben. Aber es war ihr letztes Jahr in der Ashford Academy und dementsprechend anspruchsvoll und stressig.
 

Das Weltbild hatte sich seit Lelouchs Tod drastisch verändert. Wie er es geplant hatte, hatten sich die wichtigsten Führungskräfte der Welt zusammen an einen Tisch gesetzt und über die Zukunft beraten. Keiner wollte mehr Krieg; die meisten waren dafür gewesen, das alte Staatensystem wiederherzustellen, das vor dem britannischen Machtgriff bestanden hatte. So war auch die Vereinigte Staatenföderation von Japan zerfallen und hatte sich in ein unabhängiges China und Japan aufgeteilt. Bei einer Volksabstimmung war einstimmig beschlossen worden, dass Zero das ehemalige Gebiet 11 regieren sollte, der allerdings Nunnally vorgeschlagen hatte. So war ein Parlament zustande gekommen, in dem Nunally gemeinsam mit den wichtigsten Mitgliedern der Schwarzen Rittern, die in die Politik gingen, regierte, darunter auch Kaguya.

China war kurz nach dem Krieg in kleine, unabhängige Stadtstaaten zerfallen, doch die Tianzi, Zhou Xianglin und Xingke hatten es gemeinsam geschafft, sie wieder zu einen.

Da niemand von Prinz Schneizels wahren Plänen erfahren hatte und nach dem Tod von Lelouch alle nur noch froh waren, war er mit ungeschorener Haut davongekommen. Allerdings hatte er den Thron von Britannien nicht bestiegen. Auch nicht sein älterer Bruder Odysseus. Kaiserin von Britannien war Cornelia geworden; der radikale Aufstieg von Lelouch hatte die Briten an dem Konzept der Thronfolge zweifeln lassen, und Cornelia hatte wohl so viel für das Wohl der Welt getan wie kein anderes Mitglied der kaiserlichen Familie. Sie hielt eine freundschaftliche Beziehung zu Japan und strebte nicht nach Macht, sondern nach Frieden.

Die EU hatte als erstes gehandelt und ein Parlament gebildet, um den Zusammenhalt der einzelnen Staaten zu gewährleisten. Ludwig Euro wurde Generalsekretär und der mächtigste Mann in Europa.

In Afrika und im Amazonas kam es immer wieder zu Unruhen. Söldner und Verbrecher nutzten die allgemeine Unordnung und schafften Chaos, nichts im Vergleich zu den Gräueln des Krieges, aber schlimm genug, dass die Staaten beschlossen hatten, wieder in Kriegsgeräte zu investieren. Jeder Staat, der das tat, hatte das Tokio-Abkommen zu unterzeichnen, in dem er sich verpflichtete, nur eine begrenzte Anzahl zu bauen und sie ausschließlich zur Machtdemonstration und nur im allernotwendigsten Fall zur Verteidigung einzusetzen. Die Knightmare Frames waren nach den Schrecken, die sie verbreitet hatten, tabu. Nur noch der Orden der Schwarzen Ritter besaß einige wenige davon, ebenso China und Britannien; die meisten waren geschrottet worden. Dementsprechend alarmierend war die Tatsache, dass die Leute, die das Regierungsgebäude während der Gedenkfeier angegriffen hatten, so weit entwickelte Knightmares besessen hatten.

Gesuchte Kriegsverbrecher wie Jeremiah „Orange“ Gottwald hatten sich nach Südamerika abgesetzt. Niemand verspürte das Bedürfnis, sie noch zu bestrafen, denn es wäre wieder nur Blut aus Rache geflossen.
 

„Faszinierend, oder?“ Rakshata blies den Rauch ihrer Pfeife in die Luft, während Graf Lloyd nochmals die Werte der neuen Knightmares überprüfte.

„So ungern ich dir Recht gebe, ja“, raunte er. „Hast du alle Testdaten beisammen, Cecile?“

Cecile kam mit einem Stapel Digikoffer aus dem hinteren Winkel des Raumes. Nina, die seit Lelouchs Tod ebenso – wenn auch mit Vorbehalt – für die Schwarzen Ritter arbeitete – half ihr beim Tragen. Alle vier hatten sie die Nacht durchgearbeitet und dunkle Ringe unter den Augen. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Jalousien. „Ja.“

„Dann strecken wir sie den hohen Tieren mal vor.“
 

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Das wars auch schon wieder. Hoffe, es war nicht zu trocken, aber ich wollte mal die Verhältnisse darstellen ;)

Nostalgie

So, nach langer Zeit gehts weiter^^ Hoffe, es ist nicht zu kurz^^
 

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Kallen kam geschafft von der Schule nach Hause und ging sofort wieder zum Regierungsgebäude. Es war ein stressiger Schultag gewesen. Auf der Ashford Academy hatte man natürlich schon Wind von dem Angriff bekommen, und da mittlerweile bekannt war, dass sie eine hohe Position im Orden der Schwarzen Ritter bekleidete, war sie mit Fragen regelrecht bombardiert worden.

Ohne Nunnally, Millay, Shirley, Lelouch, Nina und Suzaku war vom ehemaligen Schülerrat nur noch Rivalz übrig geblieben. Hatten sie früher nicht viel miteinander zu tun gehabt, waren sie nun gute Freunde geworden und hatten den Schülerrat neu aufgebaut. Es war ihnen sogar gelungen, im letzten Jahr eine kleine Feier zu veranstalten. Sie war nicht so gut besucht gewesen wie jene, die Millay immer organisiert hatte, aber das hatte niemand angenommen. Es war ein Anfang gewesen, der Hoffnung bedeutete.

„Du kommst gerade richtig“, begrüßte sie Zero, als sie ins Konferenzzimmer kam. Die ehemaligen Schwarzen Ritter und die Regierungsmitglieder sahen mindestens so abgekämpft aus, wie sie sich selbst fühlte. Sie hatte einen Anruf von Ohgi erhalten, der sie gebeten hatte, der Konferenz beizuwohnen. Es ging um die Auswertung der Daten aus den feindlichen Knightmares. Lloyd und Rakshata hatten eine kleine Präsentation vorbereitet. Sogar Gino war anwesend, würde aber nach der Vorstellung zurück nach Britannien fliegen, um Cornelia über die Neuigkeiten zu informieren.

„Gut, fangen wir an.“ Rakshata betätigte einen Schalter und die Sonnenblenden zogen sich vor die Fenster. Über einen altmodischen Beamer wurden komplizierte, techniklastige Pläne der neuen Knightmares an die Wand projiziert. „Wir würden diese Maschinen in etwa als Generation 6-Knigthmares einstufen. Der Aufbau wurde offenbar einer älteren Version des britannischen Vincent nachempfunden, die Schwebeeinheiten sind, soweit ich das im Kampf erkennen konnte, eine spezielle Eigenentwicklung.“ Sie drückte einen weiteren Schalter und einer der rotschwarzen Knightmares war aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. „Als Bewaffnung haben die Schmuckstückchen, wie ihr ja gesehen habt, diese Stacheln, die man mit denen des Siegfried vergleichen könnte, wenn auch nicht ganz so durchschlagskräftig. Es sind insgesamt elf, sieben am Rücken und zwei an jedem Handgelenk. Die Rückenstacheln können auf eine Reichweite von etwas über zehn Metern abgefeuert werden, allerdings blindlings; es gab kein Zielsystem dafür im Cockpit. Die Armstacheln sind widerstandsfähiger und reichen fast dreimal so weit. Außerdem sind darunter versteckte Schnellfeuer-Geschütze vorhanden, die zum Einsatz kommen, sobald die Stacheln weggeklappt werden.“

Cecile übernahm nun das Vortragen. „Die Steuerung des Knightmares wurde bewusst einfach gehalten. Es ist kaum eine Herausforderung, ihn zu fliegen, da das meiste tatsächlich von einem Computer übernommen wird, der Ausweichmanöver durchführt und automatisch Ziele erfasst. Die Perfektion dieses Systems ist unglaublich, es ist so knifflig, dass man es fast nicht austricksen kann.“

„Das heißt also, dass diese Knightmares speziell für unerfahrene Piloten konzipiert sind“, kommentierte Tohdoh.

„Die Panzerung ist besonders hart und von normalen Sutherland-Waffen beispielsweise nicht zu durchdringen. Dafür haben wir in dem Cockpit auch keinen Notauswurf gefunden“, fuhr Cecile fort. „In der Brust haben wir die EMEs gefunden, diese Elektromagnetischen Emitter. Sie dringen über bestimmte Frequenzen in die Steuerkoppelung anderer Knightmares ein und blockieren oder übernehmen diese. Eine teuflische Technologie.“

„Aber das Unglaublichste ist, dass dieser Knightmare ganz ohne Sakuradite funktioniert“, ergänzte Lloyd mit seinem typischen verschmitzten Grinsen.

„Was?“, entfuhr es Kallen.

Auch die anderen sahen ihn erstaunt an. „Ist so etwas denn möglich?“, fragte Zero.

„Es ist möglich“, erwiderte Rakshata und zog an ihrer Pfeife. „Durch eine ganz wilde Kombination aus Hydraulik, Dampfkraft, Elektromagnetismus und Kernfusion. Vor einigen Jahren habe ich selbst einmal eine ähnliche Funktionsweise entworfen, aber die Kosten dafür wären horrend gewesen.“

„Dann haben wir es mit einem sehr reichen Gegner zu tun“, überlegte Zero. „Wir müssen uns unsere nächsten Schritte genau überlegen.

„Moment“, warf Ohgi ein. „Wer sagt denn überhaupt, dass es zu einem weiteren Kampf kommen wird? Ich meine, wer hätte genug Geld, noch mehr solche Knightmares zu bauen, noch dazu im Geheimen? Was, wenn sie uns einfach hassen und tatsächlich nur angegriffen haben, um ihren Standpunkt zu vertreten? Vielleicht waren es ja nur die letzten, fanatischen Anhänger von Imperator Lelouch.“

„Da ist was dran“, meinte Kallen.

„Nein“, sagte Zero entschieden. Alle sahen ihn fragend an. „Wer sich die Mühe macht, so etwas Neues, Teures zu entwickeln, will nicht als Märtyrer sterben. Rakshata, welche Ausrüstung wäre am effektivsten gegen diese Knightmares?“

Eine Wolke aus Pfeifenqualm umhüllte das Gesicht der Forscherin, als sie sagte: „Am besten ist es, aus der Ferne gegen sie zu kämpfen. Ihre Schrapnellgeschütze sind nicht besonders stark gegen ordentliche Knightmare-Panzerung und sowohl die EMEs als auch die Stachelgeschütze haben nur eine begrenzte Reichweite. Am effizientesten ist sicherlich die Strahlenwelle des Guren.“

„Und der Lioness, wie wir gesehen haben“, fügte Lloyd stolz hinzu.

Zero nickte. „Dann rüstet den Guren mit der besten Technologie aus, die wir zur Verfügung haben. Und installiert ein Netz aus Gefjun Disturbern rund um Japan. Und überwacht die Küste, damit wir es im Notfall schnell genug aktivieren können.“

„Nicht so schnell, Zero, so einfach geht das nicht“, erwiderte Rakshata.

„Was denn?“

„Da der Feind kein Sakuradite verwendet, haben Gefjun Disturber wenig Sinn. Wir müssen es wohl ohne durchstehen.“

„Stimmt, das hatte ich vergessen. Dann müssen wir eben umso mehr patrouillieren, damit uns nichts entgeht.“

Kallen konnte es immer noch nicht glauben. Sie rüsteten bereits wieder für den Krieg. War es denn immer noch nicht vorbei? Ihr war, als liege ein Stein in ihrem Magen.
 

Nach der Sitzung saß Kallen auf dem Bett in ihrem Zimmer zuhause, das Kinn auf die Handflächen gestützt, und hing trübseligen Gedanken nach. Wer zum Teufel wagte es, nach nur zwei Jahren des Friedens erneut ein solches Chaos zu verursachen und Lelouchs ohnehin schon so wenig geschätztes Vermächtnis zu beschmutzen?

Sie öffnete die Schublade ihres Nachtkästchens und holte ein eingerahmtes Bild heraus, das sie, Lelouch, Nina, Millay, Rilvalz, Nunnally und Suzaku zeigte. Es stammte noch aus der glücklichen Zeit vor der Schwarzen Rebellion, und kurz kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht zu viel aufs Spiel gesetzt hatten, von Anfang an. Sofort vertrieb sie diesen Gedanken wieder. Für die Freiheit und Gleichheit der Japaner hatten sie gekämpft und das Richtige getan. Auch wenn der letztendliche Befreiungsschlag alleine von Lelouch und Suzaku geplant und durchgeführt worden war. Sie war für ihre Überzeugung in die Schlacht gegangen und das machte sie stolz.

Lelouch … Ihr Finger strich über sein Abbild. Er lächelte auf diesem Bild und sah dabei sonderbar normal aus, nicht wie jemand, der sich mit seinem eigenen Vater verfeindet hatte und bereit war, das Schicksal der ganzen Welt zu ändern. Warum hatte er nur damals, als er – zwar auf unrechte Art und Weise, aber dennoch – Imperator geworden war, die Welt nicht mit Suzaku in einen besseren Ort verwandelt? Damals hatte er die Macht dazu gehabt. Trotzdem hatte er sie tyrannisiert, nur um sie dann von seinem besten Freund befreien zu lassen … Nein, sie musste sich eingestehen, die Macht, die er besaß, verdankte er fast ausschließlich – neben seinem Talent für Dramatik, Strategie und große Reden – seinem Geass. Ein Herrscher, der sich einer solchen Fähigkeit bedienen muss, konnte wohl unmöglich der große Retter sein. Oder war es Suzaku gewesen, der ihm nur unter der Bedingung geholfen hatte, dass er wirklich nur für ganz kurze Zeit an der Macht blieb? Sie wusste, wie sich die beiden zerstritten hatten, aber nach dem, wie Suzaku seinem Freund nun nachtrauerte … Nein, wahrscheinlich hatte Lelouch erst alle anderen, im Streit liegenden Fraktionen in diesem Krieg – den Orden der Schwarzen Ritter und Schneizels Armee – unter sich einen wollen, bevor er zurücktrat, und das ging eben nicht als guter Herrscher.

Sie seufzte, als sie das Bild wieder weglegte. Warum hatte er ihr keine Antwort gegeben? Nun erst stieg wirkliche Trauer anstelle der Resignation in ihr auf, als sie an ihr letztes Gespräch im japanischen Regierungsgebäude dachte, kurz vor den gescheiterten Verhandlungen. Er war einfach nur stumm gewesen, obwohl er gewusst hatte, dass sie keine Antwort von ihm gegen ihn verwenden würde. Er hatte die ganze Zeit mit unbewegter Miene dagestanden, sogar als …

Kallen seufzte noch tiefer. Es hatte nicht sein wollen, nicht sein können und nicht sein dürfen.

Trotzdem hätte sie es sich gewünscht.
 

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Im nächsten Kapitel gehts dann wieder zur Sache ;)

Frevel

„Bürger von Japan!“, erscholl Zeros verzerrte Stimme aus den Lautsprechern der Ikaruga II. „Wie ihr mit Sicherheit alle mitbekommen habt, droht ein neuer Feind unseren verdienten Frieden zu gefährden!“ Der Volksheld wurde von tausenden Fernsehgeräten in ganz Japan wiedergegeben, wo die Zuschauer sahen, wie er sich theatralisch ans Herz griff. „Um diesem neuen Feind beizukommen, müssen wir ein weiteres Mal in den Krieg ziehen und Blut vergießen, damit wir ihn endlich bekommen: Den endgültigen, immerwährenden Frieden! Doch diesmal schaffen wir es womöglich nicht alleine! Diejenigen von euch, die uns Geld oder Ausrüstung zur Verfügung stellen können, sollen es zum Wohle der Welt und für all jene tun, die im letzten Krieg für das Ziel gefallen sind, das wir erreichen wollen und dem nur noch diese unbekannte, bewaffnete Organisation im Wege steht, die letzte Woche das Regierungsgebäude angegriffen hat! Wir, der Orden der Schwarzen Ritter, werden unser Möglichstes tun, um die Angelegenheit so schnell wie möglich zu regeln! Wir sind der letzte militärische Verband im Land, doch habt keine Sorge: Solange wir noch hier sind, braucht ihr nicht in Panik zu verfallen!“

Die Ikaruga II, die sehr der ersten mobilen Basis der Schwarzen Ritter ähnelte, war ein im Grunde bis auf eine Hadron-Kanone waffenloses Gefährt, das Rakshata, Lloyd und andere Techniker aus den Überresten der alten Ikaruga zusammengebastelt hatten. Für den heutigen Tag war eine Live-Übertragung angekündigt worden, in der der Orden der Schwarzen Ritter offiziell Stellung zu dem Angriff nahm. Um so viele Bürger wie möglich mit der notdürftigen Übertragungseinrichtung der Ikaruga II zu erreichen und um dem verängstigten Volk ihre militärische Stärke zu beweisen, waren sie bis in die Innenstadt vorgefahren, eine kleine Parade, die fast den Patrouillen glich, die seit dem Anschlag an den Grenzen der Insel ihre Runden drehten.

Zero und Tohdoh hatten alle ehemaligen Mitglieder der Schwarzen Ritter dazu aufgerufen, wieder in ihre Reihen treten – die Organisation hatte sich immerhin nach Zeros Requiem so gut wie aufgelöst –, aber nur wenige hatten sie erreicht und noch weniger hatten dem Ruf auch wirklich Folge geleistet. So waren sie nur ein Abglanz der Armee, die sie vor Jahren gebildet hatten; in der Ikaruga befanden sich neben Zero nur knapp über vierzig Mitglieder und ihre Knightmares. Die höherrangigen hatten sich auf der Brücke versammelt, wo Zero soeben seinen Auftritt gehabt hatte – man hatte sich geeinigt, ihm das Reden zu überlassen.

Als die Kameras ausgeschaltet wurden und Zero zurücktrat, fragte Tohdoh, der die ganze Zeit so missmutig dreingeblickt hatte wie Ohgi, Kallen und der ganze Rest: „War es wirklich nötig gleich unsere Vermutung auszusprechen, dass eine Organisation hinter all dem steckt? Was, wenn tatsächlich nicht mehr kommt und die Leute in Panik geraten?“

„Darum habe ich zu ihnen gesprochen“, antwortete Zero. „Eine unangenehme Wahrheit zu verbreiten ist besser, als Gerüchte zuzulassen. Und die Bürger müssen erfahren, dass wir hinter ihnen stehen und bestens gerüstet sind.“

Tohdoh war sichtlich nicht überzeugt, aber er schwieg. Vielleicht nur, um die unangenehme Stille zu brechen, fragte Kallen Ohgi: „Wo ist eigentlich Viletta-san? Ich habe sie seit der Ansprache bei der Gedenkfeier nicht mehr gesehen.“

„Ah, ihr geht es gut“, meinte Ohgi lächelnd. „Sie ist ziemlich wütend wegen dem Anschlag. Ich glaube, am liebsten würde sie eine Waffe in die Hand nehmen und unseren Feinden gehörig den … Du weißt schon.“

Gegen ihren Willen musste auch Kallen lächeln. Sie hatte Viletta nie so gut gekannt wie Lelouch oder Ohgi, aber schon einige – unterschiedliche – Dinge von ihr gehört. Sie war offenbar eine schwer einzuschätzende Frau, manchmal sanft wie ein Lamm, dann wieder wild wie ein außer Kontrolle geratender Knightmare Frame. Ein halbes Jahr nach Zeros Requiem hatten sie und Ohgi geheiratet, und bald darauf war ihr Kind zur Welt gekommen, das sie Chigusa getauft hatten.

Mittlerweile setzte sich die Parade durch das ehemalige Shinjuku-Ghetto fort. Hier hatten Ohgi, Kallen, Tamaki und der Rest ihrer Terroristenvereinigung das erste Mal Befehle von Zero – Lelouch – erhalten. Schon konnte Kallen das Lagerhaus ausmachen, in dem sie sich versteckt hatten, kurz bevor Prinz Clovis das sofortige Einstellen jeglicher Kampfhandlungen befohlen hatte.

Cecile, die die Ikaruga II steuerte, ließ ein überraschtes Keuchen ertönen – und plötzlich gab es einen lauten Knall und das Dach des Lagerhauses wurde weggesprengt. Zero wirbelte herum. „Was zum …“

Ein dumpfer Schlag traf die Ikaruga, als hinter der nunmehr dachlosen Lagerhausmauer rotschwarze Knightmares auftauchten und die mobile Basis beschossen. Sie trugen allesamt die gleichen Rohre wie damals bei ihrem ersten Angriff, deren Energiestrahlen die Wand des Gebäudes geschmolzen hatten. Die Maschinen wagten sich allerdings nicht aus der Lagerhausruine hervor.

„Uns hier mitten in Japan anzugreifen … Während unserer Parade!“, fluchte Tohdoh.

„Wie sind die hier reingekommen?“, fragte Kallen entsetzt. „Wir haben die Grenze keine Sekunde aus den Augen gelassen!“

„Sie müssen sich schon seit dem ersten Anschlag hier versteckt haben!“, sagte Zero. „Schaltet die Kameras wieder ein! Die von außen auch!“

Die Schwarzen Ritter rissen erstaunt die Augen auf. „Was? Jetzt?“

„Genau jetzt!“, bestätigte Zero. Die Kameras wechselten mit einem Klicken wieder auf ON und Zero trat ins Bild zurück. „Bürger von Japan! Der Feind hat uns ein Stichwort geliefert! Ihr werdet jetzt mit eigenen Augen sehen, dass der Orden der Schwarzen Ritter immer noch in der Lage ist, euch zu beschützen! Seht gut zu!“ Dann drehte er sich zu seinen Anhängern um. „Alle Einheiten sollen sofort ausrücken! Geht in eure Knightmares und erwartet meine Befehle!“

Ein neuerlicher Ruck ging durch die Ikaruga II. „Die linke Flanke hat die Maximaltemperatur überschritten“, berichtete Asakuro Hina alarmierend, die neben Cecile saß und mit den Fingern auf der Kontrolltastatur herum hämmerte. „Die Außenwand beginnt zu schmelzen! Schaden beträgt 35 Prozent!“

„Es sind insgesamt acht feindliche Knightmares, allesamt ohne Schwebeeinheiten“, sagte Cecile.

„Zero, sollen wir wirklich alle ausrücken? Gegen acht Feinde sollten der Lioness und der Guren ausreichen“, fragte Tohdoh nach.

„Nein“, lautete die – überraschend laute – Antwort. „Wir müssen sowohl unseren Feinden als auch den Bürgern zeigen, dass wir über die Macht verfügen, jeden noch so kleinen Angriff in Sekundenschnelle zu zerschlagen! Deshalb will ich, dass sie zerquetscht werden! Durchlöchert die Maschinen mit allem, was ihr habt, damit jeder sehen kann, was passiert, wenn man sich dem Orden der Schwarzen Ritter widersetzt! Und damit die Bürger sehen, dass wir jenen keine Gnade widerfahren lassen, die Japan bedrohen!“

Kallen sah Zero besorgt an. Das Ganze macht dir zu schaffen, nicht wahr, Suzaku?

Die Schwarzen Ritter zögerten noch einen Moment, bevor sie sich umdrehten und davonstürmten. Nur Cecile, Hina, Uchimoto Fumiko – die dritte Pilotin der Ikaruga II –, Ohgi, Lloyd und Rakshata blieben mit Zero zurück, so wie es mehr oder weniger schon immer gewesen war. Diesmal hatte Zero jedoch etwas dagegen, denn er wandte sich mit ungehaltener Stimme an Ohgi: „Alle, hatte ich gesagt!“

Ohgi starrte ihn noch einen Moment lang verwirrt an – sonst war er immer als Zeros rechte Hand auf der Kommandobrücke geblieben – dann wirbelte auch er auf dem Absatz herum.

Lloyd beobachtete die Szene mit einem abfälligen Lächeln. „Hättest du mich auch rausgeschickt, wenn ich einen Knightmare steuern könnte?“

Zero antwortete nicht, sondern sah nur starr auf den Bildschirm, der die feindlichen Knightmares zeigte, die immer noch die Flanke der Ikaruga II beschossen und es ganz bewusst zu vermeiden schienen, dem Flaggschiff ernsthaften Schaden zuzufügen. „Als würden sie uns provozieren wollen“, überlegte Rakshata.

„Alle Piloten sind in ihren Knightmares und warten auf weitere Befehle“, verkündete Fumiko.

Zero nickte. „Hört mir zu“, sagte er ins Komm, „der Feind ist wahrscheinlich mit EMEs ausgestattet! Das heißt, ihr müsst die ganze Zeit über ohne Kommunikationssystem kämpfen. Ich kann euch also keine Anweisungen geben, deshalb ist es wichtig, dass ihr mir jetzt zuhört!“

Kallen, Tohdoh, Ohgi, Tamaki und die anderen sahen in ihren Knightmares gebannt auf die Bildschirme vor ihnen.

„Bewegt euch in einer Zangenbewegung zu den Punkten Q-34 und G-54! Das dürfte knapp außerhalb der Reichweite ihrer Stachelbooster liegen. Sobald ihr diese Punkte erreicht habt, schießt ihr, was das Zeug hält, keine Sekunde früher! Es wird für die Bürger viel eindrucksvoller, wenn eine einzige Salve den Feind vernichtet.“ Die Punkte Q-34 und G-54 lagen auf gleicher Höhe links und rechts des Lagerhauses. „Frontal anzugreifen hat wenig Sinn, da sich der Feind hinter den Mauern des Lagerhauses versteckt. Sobald alle Einheiten die Stellung bezogen haben, werden wir mit der Hadronkanone das Feuer eröffnen. Das ist dann zugleich auch euer Zeichen zu schießen. wir werden das Lagerhaus von drei Seiten pulverisieren! Und nun zeigt ihnen, dass sie unseren Frieden nicht umsonst gebrochen haben! Ausrücken!“

Zeros Gesicht verschwand, und die Knightmare-Piloten schalteten ihre Komms aus. Eigentlich seltsam, dachte Tohdoh, der sein mittlerweile von Llody eingebautes Kommunikationssystem nicht nur ausschaltete, sondern sicherheitshalber auch noch kurzschloss, obwohl wir wissen, dass dieser Zero ein anderer ist als der alte, gehorchen wir ihm dennoch blindlings – obwohl sein Plan gar nicht so vernünftig ist. Hoffentlich kommt uns das nicht irgendwann teuer zu stehen.

An der Rückseite der Ikaruga II öffnete sich die Transportschleuse und die Knightmares rasten ins Freie, wo sie sich in zwei Gruppen aufteilten. Tohdoh, Tamaki und neunzehn andere Knightmares fuhren nach rechts zu Punkt G-54, während Kallen, Ohgi und der Rest sich links an die Feinde heranmachten. Die Formation war so gewählt, dass der Schild des Lioness und der Strahlenarm des Guren die hinteren Knightmar Frames vor den Schüssen der Feinde beschützten, die sie selbstverständlich sofort ins Visier nahmen.

Die Schwarzen Ritter befolgten perfekt Zeros Befehle, bis auf …

„Was macht dieser Idiot da?!“, schrie Zero und deutete auf den Bildschirm. Tamaki war aus der Reihe getanzt und fuhr in Schlangenlinien ein paar Meter abseits seiner Truppe.

„Oh, du weißt es also noch nicht?“, fragte Rakhsata, die wie üblich ihre Pfeife in der Hand hielt. „Er macht es nicht mit Absicht, aber Tamaki ist ein wenig unzuverlässig.“

Zero überlegte einen Moment, dann strich er über seine Maske. „Nun gut. Kommunizieren können wir nicht mit ihm. Feuert, sobald die meisten Einheiten die beiden Punkte erreicht haben!“

Die blauen Punkte, die die Einheiten der Schwarzen Ritter auf dem Kommandobildschirm darstellten, begannen die feindlichen, roten Punkte zu umkreisen.

„Alle Einheiten in Position!“, meldete Fumiko.

„Es sind zweiundvierzig gegen acht“, bemerkte Lloyd. „Schießen wir heute mit Kanonen auf Spatzen, Zero?“

Zero würdigte ihn keiner Antwort. „Feuer!“, befahl er mit einer fegenden Handbewegung.

Das Frontgeschütz der Ikaruga II war bereits ausgerichtet. Mit einem leisen Surren glitt die Schutzplatte zur Seite und offenbarte eine große, rotgoldene Kanone, die sich knisternd auflud und einen vernichtenden, rotschwarz schimmernden Hadron-Strahl auf das Lagerhaus abfeuerte.

Und im gleichen Moment durchbrach etwas die Seitenwände des Hauses und zwei grüne, hadronähnliche Lichtstrahlen schossen heraus und fegten über die Knightmares der Schwarzen Ritter hinweg.
 

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BAM! Jaaa, ich weiß, ich und meine Cliffhanger, aber ich kann nicht anders ;)

Die Falle

Hier bin ich wieder - mit einer frischen Schlachtenszene :D

Ich habe vernommen, dass einige von euch schon gespannt sind, wie und wann Lelouch vorkommen wird ;) Da muss ich euch allerdings noch ein wenig auf die Folter spannen ;)
 

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Auf der Brücke der Ikaruga II brach das Chaos aus.

„Was zum ...“, entfuhr es Zero, während Lloyd entsetzt aufjaulte – wenn auch wahrscheinlich nur wegen der schönen Knightmares, die da in Rauch aufgingen – und Rakshata die Pfeife aus den Fingern fiel. Cecile sprang von ihrem Drehsessel auf. „Wie lauten Ihre Befehle, Zero?“

Der maskierte Ritter war wie zur Salzsäule erstarrt, den Blick unbewegt auf den Bildschirm geheftet. Noch immer wütete der grüne Hadron-Strahl unter den Knightmares der Schwarzen Ritter, und ein blauer Punkt nach dem anderen verschwand und wurde durch ein LOST-Signal ersetzt.

„Zero, Ihre Befehle!“ Ceciles Stimme hatte einen panischen Unterton angenommen, aber Zero antwortete immer noch nicht.

„Wir können leider gar nichts tun“, murmelte Rakshata, die mit geweiteten Augen auf den Bildschirm sah. „Unsere Knightmares haben die Kommunikation unterbrochen.“

„Soll das heißen, dass sie ganz alleine zurechtkommen sollen?!“, rief Hina entsetzt.
 

Der Strahlenarm des Guren hatte nicht ausgereicht, um alle Knightmares vor dem tödlichen Energiestrahl zu schützen. Der ganze Knightmare erzitterte, als der grüne Strahl von seinem ausgestreckten Arm abprallte. Kallen überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Das Komm konnte sie unmöglich benutzen; die feindlichen Knightmare Frames waren sicher mit EMEs bestückt und würden die Kontrolle über den Guren übernehmen, und das würde die Lage noch verschlimmern – falls das überhaupt möglich war. Durch einen Schleier aus wirbelndem Grün konnte sie irgendwo vor sich den Ursprung des Energiestrahls sehen, der einfach nicht enden wollte: Einen unförmigen, grauen Kasten, der hinter der zerstörten Mauer des Lagerhauses aufgebaut war. Auf der anderen Seite musste ebenfalls einer stehen.

Sie wusste nicht, wie es um Tohdohs Gruppe stand. Sie hatte genug zu tun, um sich selbst zu helfen. Niemand hatte mit so einem Vorfall gerechnet, und so war die Energie des Guren nicht vollständig aufgeladen worden. Lange konnte sie das Strahlungsschild um seinen Arm nicht mehr aufrechterhalten. Schon jetzt begann das Schild Risse zu zeigen, während links und rechts immer noch der grüne Strahl am Guren vorbeidrang und die Knightmares hinter ihr langsam aber sicher zerstörte. Gleichzeitig wirkte der Strahl einen derartige Druck aus, dass sie sich nicht bewegen konnte. Sie konnte nur darauf hoffen, dass er bald nachließ.

Direkt hinter ihr explodierte ein weiterer Knightmare. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie zu, wie die Kampfmaschine sich in einer Wolke aus pulversiertem Metall auflöste. „Oh nein“, hauchte sie. „Ohgi!“
 

Tohdoh hatte am Punkt G-54 ähnliche Probleme. Der Schild des Lioness schützte ihn zuverlässig vor dem grünen Strahl – Lloyd hatte wirklich ganze Arbeit geleistet – aber von seiner Truppe waren außer ihm nur noch drei weitere Knightmares übrig geblieben. Er versuchte, an Boden zu gewinnen, aber im Gegenteil schob ihn der Energiestrahl weiter und weiter zurück. So würde er nie den Strahlengenerator erreichen, den auch er schon bemerkt hatte. Er hatte bereits versucht, einen Schmetterhaken darauf abzufeuern, aber das Geschoss wurde von dem Strahl so stark gebremst, dass es kaum weiter als ein paar Meter geflogen war – und kurz darauf in dem Strahl zu geschmolzenem Metall verkrüppelt war.

Tohdoh aktivierte die Schwebeeinheit des Lioness und versuchte in die Lüfte zu steigen, aber der Druck des Strahls war zu groß und presste ihn auf den Boden. Er fluchte.
 

Zero gab immer noch keine neuen Befehle, also begann Cecile auf eigene Faust zu handeln. „Ladet die Hadron-Kanone wieder auf! Wir müssen die Quellen dieses grünen Strahls vernichten!“

Wie auf ein Stichwort wurde die Ikaruga wieder so stark durchgeschüttelt, dass sich die Insassen festhalten mussten, um nicht zu stürzen. Die feindlichen Knightmares hatten den Beschuss aus ihren Rohrwaffen wieder aufgenommen.

„Sie zielen auf unsere Hadron-Kanone! Schaden liegt bei 51 Prozent!“, meldete Hina. Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn.

„Schiebt die Schutzvorrichtung wieder vor! Wenn wir diese Kanone verlieren, sind wir absolut schutzlos!“, rief Cecile.

„Das hat keinen Sinn“, meldete sich nun endlich wieder Zero zu Wort, der den Schock verdaut hatte. „Ladet sie auf, so weit es geht, und beschießt die feindlichen Knightmares! Egal mit welcher Energie, dezimiert sie!“

„Ich bin überrascht“, sagte Rakshata, die wieder so gefasst wirkte wie immer, obwohl es in ihren Augen panisch flackerte. „Unser Feind scheint jemand zu sein, der dem großen Zero ein Schnippchen schlagen kann.“
 

„Banzai!“

Ein Schmetterhaken traf einen der feindlichen Knightmares, als Tamaki von der Seite her angriff. Er war den grünen Hadron-Strahlen als einziger entkommen – wenn auch nur, weil er sich nicht an den Schlachtplan gehalten hatte. Sein Knightmare richtete die Handfeuerwaffe auf den rechten Strahlengenerator und ballerte, was das Zeug hielt. Sofort war einer der Rotschwarzen heran und deckte den blechernen Kasten mit seinem gepanzerten Körper. Er hob seinerseits den Arm und schoss die daran gekoppelten Stacheln auf Tamakis Maschine ab. Ächzend riss Tamaki seinen Knightmare zur Seite. Der Stachel verfehlte haarscharf das Cockpit.
 

„Ihr verdammten Schweine!“, brüllte Kallen mit Tränen in den Augen, als Ohgis Knightmare nicht mehr war als ein Haufen geschmolzener Trümmer. „Wollt ihr uns denn alles nehmen, was wir erreicht haben? Wollt ihr all die Opfer des letzten Krieges entehren?!“ Ohne nachzudenken erhöhte sie die Energie des Strahlungsarms aufs Maximum, während an ihr vorbei immer noch der grüne Tod tobte. Ihre Energie reichte noch für zwei Minuten, wenn sie das durchzog, aber sie hoffte, den grünen Strahl bezwingen zu können, wenn sie in den Angriff überging. Eine rote Energiewelle quoll aus dem Arm des Guren und kämpfte gegen den grünen Strahl an. Und es gelang ... nicht. Der Stand der Energie war bereits zu niedrig.

Kallens Atem ging immer schneller und ihre Augen weiteten sich in Todesangst, als die Energiewelle von dem feindlichen Strahl einfach durchdrungen wurde und die Außenhaut des Guren einzureißen begann. Der Energiestand war im roten Bereich, und sie durfte nicht den Schalter betätigen, um das Cockpit auszuwerfen, sonst würde sie im Bruchteil einer Sekunde pulverisiert werden.
 

„Die Falle war gut durchdacht. Irgendwie wusste der Feind genau, wie Zero vorgehen würde, und hat die Generatoren entsprechend ausgerichtet. Ob sie unser Gespräch mitangehört haben? Oder vielleicht sogar ...“ Tohdoh hörte mit seinen Selbstgesprächen auf, als sich zwei weitere Knightmares hinter ihm in Feuerbälle verwandelten. „Nein, wenn es ein Spitzel war, dann wäre er nicht so dumm, in den sicheren Tod zu fahren. Oder doch? Was ist mit diesen Briten ... oder den anderen, die in der Ikaruga zurückgeblieben sind? Ich muss mit Zero darüber reden – wenn das hier vorbei ist!“

Er hatte endlich etwas Nützliches in der Trickkiste gefunden, die Lloyd in den Lioness eingebaut hatte. Tief versteckt in den Waffenoptionen des Knightmares war er auf etwas gestoßen, das Shield Missile hieß. Der Lioness bewahrte scheinbar zwei davon hinter der Brustplatte auf. Tohdoh war sich nicht sicher, ob es das war, wofür er es hielt, aber wenn doch ...
 

„Wir haben auch das Signal von Yarasu verloren!“, meldete Hina.

„Zu dumm, in dieser Situation bringen die Cockpit-Notauswürfe einen Dreck!“, murmelte Fumiko, während sie nervös an der Daumenkuppe kaute und nur zusehen konnte, wie sie langsam aber sicher auch noch ihre restlichen Knightmares verloren.

„Wir haben nur noch vier Knightmares übrig“, murmelte Cecile niedergeschlagen. „Kallen, Tohdoh und Yagami sitzen allerdings fest. Tamaki ist der einzige mit Bewegungsfreiheit, aber sein Knightmare kann nicht gegen acht Gegner bestehen.“

Zero schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett vor ihm. „Verdammt, ich hätte Gino nicht mit Chiba auf Patrouille schicken sollen! Habt ihr die Live-Übertragung abgebrochen?“

„Wir haben es versucht, aber jemand hat sich in das Nachrichtennetz gehackt und blockiert unsere Aktionen!“

Das hieß, jeder in ganz Japan verfolgte die Niederlage der Schwarzen Ritter vor dem Fernseher. Und das nach seiner Ansprache ... Die Feinde hatten Zeros Plan gegen ihn gewandt.

Zero fluchte.
 

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Und ... Cliffhanger, der zweite^^

Ich weiß, es ist lästig, aber ich tu's so gern :P

Hoffe, ihr verzeiht mir XD

Die Schrecken des Krieges

Jetzt hab ich mich aber wirklich beeilt ... Drei Tage seit dem letzten Kapitel ;)

Viel Spaß!
 

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Entschlossen drücke Tohdoh den Auslöser. Etwas rumorte in den Eingeweiden des Lioness, dann öffnete sich eine von zwei Brustklappen und unter lautem Getöse schoss eine kopflastige Rakete heraus. Kaum war sie im Freien, aktivierte sich ein Energieschild um sie herum. Tohdoh seufzte erleichtert auf. Die Rakete wurde tatsächlich von einem Schild geschützt, das annähernd so stark war wie das des Lancelot oder des Lioness und das daher nicht von dem grünen Strahl durchdrungen werden konnte. Obwohl sie abgebremst wurde, erreichte die Shield Missile den feindlichen Generator und prallte durch ihr Schild von ihm ab. Jetzt drückte Tohdoh den Auslöser erneut. Der Schild verschwand, und praktisch im gleichen Moment explodierte die Rakete mit der Kraft einer Mini-FLEJA. Der Strahlengenerator wurde regelrecht zerfetzt und der grüne Energiestrahl versiegte endlich. Erleichtert, sich wieder bewegen zu können, schoss der Lioness vorwärts und auf die Rotschwarzen zu. Die feindlichen Knightmares hatten ihn bemerkt und nahmen ihn unter heftigen Stachelbeschuss, aber er wich gekonnt aus.

„Jetzt kämpfen wir von Mann zu Mann!“, rief Tohdoh aus und rammte den ersten Knightmare, der soeben Tamaki in die Enge gedrängt hatte, mit seinem MVS-Schwert. Dann stieß er sich ab, flog über die anderen sieben Knightmares hinweg, drehte sich in der Luft um ihren Schüssen auszuweichen und landete dann genau auf dem zweiten Strahlengenerator, der unter dem Gewicht des Lioness zusammengestaucht wurde.
 

Als der zweite Strahl erstarb, glaubte Kallen, nicht recht zu sehen. Ihr Herz pochte im Viertelsekundentakt und der Schweiß rann ihr in Bächen über den Körper. Hatte Tohdoh es geschafft? Ihre Energie war so niedrig, dass sie wahrscheinlich nicht einmal reichte, um den Feind zu erreichen und Tohdoh und Tamaki zu unterstützen. Also öffnete sie ihr Cockpit und sprang ins Freie. Ihr Guren war der einzige Knightmare, der von der linken Formation noch übrig war. Sie erreichte das Wrack von Ohgis Maschine und mit der schieren Kraft der Verzweiflung versuchte sie, das zusammengeschmolzene Metall zur Seite zu schieben.

Tränen standen ihr in den Augen. Ohgi! Er war einer ihrer besten Freunde gewesen und hatte nach dem Tod ihres Bruders ihre Widerstandsgruppe angeführt. Sie hatten so viel miteinander erlebt und erreicht ... Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie froh sie gewesen war, ihn nach Lelouchs wahnwitziger Befreiungsaktion vor der Chinesischen Botschaft umarmen zu können. Und nun sollte er tot sein? Sie wollte es einfach nicht glauben!

Erst ihr Bruder. Dann Lelouch. Wollte das Schicksal ihr jeden nehmen, der ihr nahe stand? Was musste sie tun, damit das endlich aufhörte?

Sie riss sich an den scharfkantigen Rändern der Knightmare-Trümmer die Hände blutig, aber das war ihr egal. Ohgi durfte nicht tot sein!
 

Tohdoh brauchte Kallens Hilfe nicht. Mit der Entschlossenheit und dem Mut eines Beinahe-Besiegten mähte er durch die feindliche Truppe wie der Sensenmann persönlich. Augrund dieser ungestümen Aktion handelte sich der Lioness einige Schrammen ein, aber schließlich durchtrennte sein Schwert den Rumpf des letzten rotschwarzen Stachel-Knightmares, der in Zeitlupe zusammenbrach.

„Hurra!“, schrie Tamaki, als er sein Cockpit öffnete und die Faust in den Himmel stieß. „Wir haben gewonnen!“

„Das war kein Sieg“, murmelte Tohdoh, der es nicht wagte, herauszukommen, weil er noch Feinde in der Nähe befürchtete. Missbilligend sah er zu, wie Tamaki in der Gegend herumsprang. Dann stieg er wieder in die Luft und suchte die Umgebung ab. Erst, als er sicher war, dass nicht irgendwo die nächste feindliche Kolonne darauf wartete, ihnen den Todesstoß zu geben, nahm er Kontakt zur Ikaruga II auf und berichtete mit steinerner Miene die Lage.
 

„Gut gemacht, Tohdoh. Du machst deinem Ruf alle Ehre. Es tut mir leid, dass mein Plan so fehlgeschlagen hat“, sagte Zero zerknirscht. Tohdoh musterte ihn unbewegt. „Kommt wieder zurück. Und sammelt den Guren ein. Ich glaube, seine Energie ist verbraucht.“

Tohdoh nickte. Zero machte auf dem Absatz kehrt und zog sich ohne ein weiteres Wort in sein Quartier zurück.
 

Die Arme von Kallens rotem Kampfanzug waren bereits zerrissen und blutüberströmt. Schweiß brannte in ihren Augen und die Tränen verschleierten ihren Blick, doch sie hörte nicht auf, die schweren Teile des Knightmares zur Seite zu schaffen. Bei einem besonders großen Stück scheiterte sie schließlich. Schluchzend sank sie in sich zusammen. Sie hatte nichts tun können. Es war ihre Aufgabe gewesen, ihn und die anderen zu schützen. Sie hatte versagt.

Dunkel erinnerte sie sich, wie Ohgi ihr erzählt hatte, dass er wenn möglich nicht wieder in den Kampf ziehen wollte. Schließlich war er nun Ehemann und Vater. Plötzlich verspürte Kallen eine irrsinnige Wut auf Zero, der ihn in die Schlacht geschickt hatte. Wie sollte sie jetzt Viletta und Chigusa gegenübertreten?

Schemenhaft registrierte sie, wie der Lioness neben ihr auftauchte. Tohdoh musste die Situation richtig deuten, denn der Knightmare streckte die Hände aus und hob die Metallplatte weg.

Darunter kam Ohgi zum Vorschein, der auf der Seite lag und sich nicht rührte. Mit zitternden Armen ging Kallen zu ihm hin und berührte mit ihren eiskalten Fingern sein Gesicht.

Und wie durch ein Wunder zuckte er mit den Augenbrauen.

Ein Gefühl grenzenloser, schon nicht mehr erwarteter Erleichterung durchströmte sie. „Er lebt!“, schrie sie zu Tohdoh hinauf. „Schnell! Er braucht medizinische Versorgung!“ Das war doch zu schön, um wahr zu sein!

Damit er genug Luft bekam, bot sie ihre letzten Kräfte auf, um ihn auf den Rücken zu drehen. Was sie dann sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren und bittere Galle sickerte ihre Kehle hoch.

Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein.

Da, wo Ohgis rechter Arm hätte sein sollen, befand sich nichts weiter als ein blutiger, verbrannter Stumpf.
 

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Ich will hier anmerken, dass es diesmal kein Cliffhanger ist. Der Kampf ist vorbei, Szenenwechsel wird folgen ;)

Bis zum nächsten Mal!

Das Gesicht des Feindes

Und weiter gehts ... ;)
 

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An Bord der Ikaruga II wurden Ohgi und Kallen sofort in den Erste-Hilfe-Raum gebracht. Fumiko, die früher Ärztin gewesen war, bevor sie sich dem Orden angeschlossen hatte, behandelte Ohgi, so gut es mit den spärlich vorhandenen Mitteln ging, während Cecile Kallens Arme verband.

Danach blieb die Pilotin des Guren noch eine Weile an Ohgis Krankenbett sitzen und war froh, dass erneut ihre Tränen den Blick verschleierten und sie so nicht genauer hinsehen konnte. Ihr Freund war immer noch bewusstlos und wurde künstlich beatmet. Fumiko bemühte sich immer noch um die Blutstillung. Als sie fertig war, zog sie die OP-Handschuhe aus und legte Kallen die Hand auf die Schulter. „Es gibt nichts, was du tun könntest. Wir können nur abwarten. Es geht ihm schon besser.“

Kallen wusste, dass das eine Lüge war. Trotzdem nickte sie und stand auf. „Er wird wohl Ruhe brauchen, nicht wahr? Dann gehe ich jetzt zu Zero.“ Als die Krankenzimmertür hinter ihr zuglitt, war sie fast erleichtert, Ohgis Verstümmelung nicht mehr sehen zu müssen.

Sie hatte sich ihre Worte die ganze Zeit über zurechtgelegt, aber als sie nach Zeros „Herein“ eintrat und ihn nachdenklich auf einem Stuhl sitzen sah, war alles wieder vergessen. Schweigend und sichtlich von Bitterkeit erfüllt sah sie ihn an.

„Eine Schande“, murmelte er. Es hörte sich komisch unter der Maske an. „Achtunddreißig Männer und Frauen tot. Ein weiterer schwer verletzt. Und das alles nur, um acht Feinde zu erledigen. Acht!“

Obwohl sie so wütend auf ihn war, dass sie innerlich fast kochte, war sie fast so weit, ihm Trost auszusprechen. „Suzaku“, murmelte sie. Er versuchte krampfhaft, ein ebenso gefälliger Anführer zu sein wie Lelouch, aber er hatte einfach nicht dessen Nerven, Niederlagen einzustecken.

„Es ist alles schief gelaufen. Ich war viel zu leichtsinnig. Ich habe gute Leute in den sicheren Tod geschickt.“

Kallen wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Ja, das hast du, wäre vielleicht angebracht gewesen, aber das brachte sie trotz allem nicht übers Herz. „Ohgi ist immer noch bewusstlos und es geht ihm unverändert schlecht“, sagte sie, nur, um überhaupt etwas zu sagen.

„Ich schätze, nach dieser Aktion werden mir die Schwarzen Ritter nicht mehr folgen. Tohdoh wird mich verachten und den Orden weiterführen“, sagte Zero bitter.

„Vielleicht, aber das ist doch längst nicht so wichtig wie ...“

Kallen wurde sofort wieder von ihm unterbrochen. „Aber wir sollten es positiv sehen. Ja, im Grunde haben wir ein Riesenglück gehabt! Du und Tohdoh seid wohlauf und eure Knightmares nicht irreparabel beschädigt. Und Chiba und Gino haben an dem Kampf nicht teilgenommen. Somit wären alle Elite-Einheiten des Ordens noch verfügbar und einsatzfähig.“

Kallen starrte ihn wie vom Blitz getroffen an. Schließlich konnte sie sich nicht mehr halten. „Was ist denn überhaupt los mit dir?“, schrie sie ihn an. „Ich weiß, du kanntest Ohgi nicht besonders gut, aber für mich war er wie ein ... wie ein Bruder! Und viele unserer anderen Freunde sind sogar tot! Warum tust du so, als würde es dir nichts ausmachen? Du sorgst dich doch wohl nicht nur um deinen Status oder die Elite-Einheiten! Hast du dich so sehr an diese Maske gewöhnt, dass du glaubst, deine Gefühle vor allem und jedem verbergen zu müssen? Willst du werden wie Lelouch? Willst du deine wahren Empfindungen in dir verschließen?“

Sie holte tief Luft und fuhr etwas ruhiger fort. „Der Suzaku, den ich kannte, hat nie einen Hehl daraus gemacht, Trauer oder Freude zu zeigen. Auch wenn du jetzt Zero bist, ich kenne dein wahres Ich. Sei wenigstens ehrlich zu mir. Bitte“, fügte sie noch leiser hinzu.

Zero erwiderte einen Moment lang nichts. „Ich bin wegen dem Tod unserer Freunde genauso betroffen wie du“, sagte er dann tonlos.

„Dann beweise es mir. Nimm deine Maske ab, damit ich es in deinen Augen sehen kann.“

„Die Maske?“

„Ja. Du hast sie doch immer abgenommen, wenn du mit mir gesprochen hast, erinnerst du dich?“

„Ach, tat ich das?“, murmelte er zerstreut, hob dann aber gehorsam die Hand zum Visier und drückte den verborgenen Knopf, der die Maske schichtenweise von seinem Hinterkopf gleiten ließ. Kallen hielt den Atem an. Dann kam Suzakus wuscheliger, brauner Haarschopf zum Vorschein und traurige, grüne Augen sahen sie an.

Erleichtert seufzte sie. Einen Moment war ihr der irrationale Verdacht gekommen, dass ...

Ein Knacken über ihren Köpfen unterbrach ihre Unterhaltung. „Zero-sama! Kallen-san! Kommen Sie schnell auf die Brücke! Diejenigen, die verhindert haben, dass wir die Übertragung beenden, senden nun selbst!“

Im Nu war Suzaku auf den Beinen und setzte die Maske wieder auf. Dann verließen sie den Raum. Kallen war immer noch mulmig zumute, als sie hinter ihm herging. Suzaku war einfach nicht er selbst ...
 

Auf der Kommandobrücke wurden sie von Tohdoh, Rakshata, Lloyd, Nina, Cecile, Hina und dem großen Bildschirm empfangen, der nichts zeigte außer einem wirren Flimmern, und aus den Lautsprechern kam nichts als Rauschen. Dann begann das Bild zu zucken, und eine Stimme tönte elektronisch verzerrt aus den Lautsprechern: „Wie hat euch unsere kleine Machtdemonstration gefallen, Orden der Schwarzen Ritter? Seid ihr des Vertrauens, das euch die Japaner entgegenbringen, überhaupt noch würdig?“

„Stabilisiert Ton und Bild“, befahl Tohdoh. Hina werkte etwas am Frequenzmodulator herum, und das Bild wurde klar und die Stimme normal.

Zu sehen war ein Mann in schwarzroter, prachtvoller Uniform mit goldenen Schulteraufsätzen, dessen mahagonifarbenes Haar ihm bis auf die Schultern reichte und dessen blaue Augen aus seinem Gesicht hervorstachen wie Eis.

Nina schlug die Hand vor den Mund und ließ ein ersticktes Keuchen hören. Gebannt starrte sie das Gesicht auf dem Bildschirm an.

„Lloyd“, flüsterte Cecile. „Das ... Das ist ...“

„Unmöglich!“, sagte der Graf.

„Wo wird diese Nachricht überall ausgestrahlt?“, wollte Tohdoh wissen.

„Nur in Japan ...“, sagte Hina, die wie verrückt in den Computer vor ihr klopfte. „Nein, halt, auf der ganzen Welt!“

„Was sagst du da?“ Tohdoh wandte sich mit finsterem Gesicht wieder dem Bildschirm zu.

„Ich bin Kanon Maldini, Generalkommandeur der Knights of Omikron!“, verkündete die Gestalt. „Verehrter Orden der Schwarzen Ritter, verehrte Einwohner Japans, verehrte Bürger der ganzen, in Chaos und Unordnung versunkenen Welt! Es war eine nette Ansprache, die Zero eben gehalten hat, aber wir haben wohl alle gesehen, was davon zu halten ist. Das hier war nur ein Bruchteil unserer Macht, und es wird mehr Kämpfe geben, wenn ihr alle nicht auf unsere Forderungen eingeht!“ Kanon machte eine Künstlerpause, bevor er weitersprach. Dem Hintergrund des Bildes nach zu urteilen befand er sich in einem mit weißem Holz vertäfelten Raum, aber das war auch schon das einzige, was man erkennen konnte.

„Wir, die Knights of Omikron, werden alles tun um diese von Kriegen gekennzeichnete Welt in Ordnung zu bringen! Deshalb rufe ich euch auf, Schwarze Ritter, und alle sonstigen militärisch ausgerüsteten Organisationen auf der Welt: Übergebt uns eure Waffen, löst euch auf, zum Wohle des Weltfriedens!“

„Ausgerechnet du sprichst von Weltfrieden“, knurrte Tohdoh. „Warum sollten wir das tun?“

„Es ist nur ein Video. Er kann uns nicht hören“, sagte Cecile.

„Ich weiß, ihr alle habt den Frieden genossen, der nach Imperator Lelouchs Tod eingekehrt ist. Aber ihr habt euch täuschen lassen. Es wäre wieder zu Krieg gekommen. Menschen können nicht in Frieden leben. Es liegt in ihrer Natur, Kriege zu führen. Doch wir, die Knights of Omikron, werden diejenigen sein, die diesen Kreislauf durchbrechen: Wir haben einen Plan entwickelt, die Menschheit für immer von Krieg und Zerstörung zu befreien! Deshalb existieren wir! Wir werden die Welt unter einem Banner einen! Wir werden alle Waffen konfiszieren und alle Militärs vernichten! Die Knights of Omikron werden die einzigen mit militärischer Macht sein und das höchste, unanzweifelbare Gericht auf der Welt darstellen!“

„Woher kommt das Video? Verfolgt die Übertragung zurück!“, sagte Tohdoh.

„Das ist nicht möglich“, antwortete Hina. „Dazu ist ihr Stand der Technik zu hoch.“

Kanons Augen funkelten, als er fortfuhr: „Menschen, Brüder, Schwestern: Träumt ihr nicht auch davon, dass die Welt von jemandem regiert wird, der über jedes niedere, menschliche Gefühl erhaben ist? Jemand, der nicht von Neid, Hass, Langeweile oder Gier getrieben wird? Jemand, der sich nicht darum sorgen muss, ob seine Politik nach seinem Tod weitergeführt wird oder ein schwacher Herrscher all seine Ideale ruiniert?“

„Von wem sprichst du?“, murmelte Tohdoh abfällig. „Willst du etwa einen Roboter einsetzen?“

„Wir, die Knights of Omikron, werden fortan das Wohl der Welt über unser eigenes stellen und selbstlos für eine friedvolle – eine wirklich friedvolle – Zukunft kämpfen! Deshalb fordere ich noch einmal, im Namen der Knights of Omikron, alle Menschen auf, die im Besitz von Waffen, militärischen Einrichtungen oder sonstigen Kriegsgegenständen sind, auf, diese zu vernichten oder uns zu übergeben! Nur, wenn wir alle geeint sind, wird die Welt eine geordnete sein! Wenn ihr uns gegenüber loyal seid, habt ihr nichts zu befürchten! Andernfalls werden wir euch richten! Ich stelle hiermit ein Ultimatum von einem Monat! Dann werden die Knights of Omikron durch die Städte der Welt marschieren, sie besetzen und all jene, die weiterhin gegen uns kämpfen wollen, restlos auslöschen! Der Herrscher der Welt wird, wie gesagt, ein gerechter sein! Doch damit er regieren kann, muss diese Welt erst von jenen gesäubert werden, die den Krieg pflegen! In einer friedlichen Welt ist kein Platz für Soldaten! Ihr werdet von uns hören. Alles für die Ordnung!“

Damit erlosch das Bild und die Übertragung endete.
 

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So, jetzt habe ich hoffentlich ein wenig Licht ins Dunkel gebracht ... Oder auch nicht ;)

Kriegsrat

Nur zwei Stunden nach dem Kampf hielt der Orden der Schwarzen Ritter eine Krisensitzung. Die wichtigsten Mitglieder, denen es möglich war, überlegten gemeinsam, was sie von Kanons Drohung halten sollten. Kallen fehlte – sie war, als man Ohgi in das nächste Krankenhaus gebracht hatte, nicht von seiner Seite gewichen.

„Ich kann es nicht glauben, dass das Kanon war, der da gesprochen hat“, murmelte Nina, immer noch geschockt.

„Um ehrlich zu sein, mir erscheint es auch seltsam“, sagte Cecile. „Das passt nicht zu ihm. Als Schneizels rechte Hand war er immer eher der höfliche … edle Typ. Keiner, der versuchen würde, Weltherrscher zu werden.“

„Ah, aber das ist doch genau der Punkt“, raunte Lloyd, den es irgendwie zu amüsieren schien, was sein Bekannter, der ein Graf war wie er, da geleistet hatte. „Er hat mit keinem Wort gesagt, dass er dieses Amt selbst in Anspruch nehmen will.“

„Das stimmt“, pflichtete ihm Chiba bei. „Er sagte, er wäre der Generalkommandeur der Knights of Omikron, aber wir wissen nicht, ob das bei ihnen schon der höchste Rang ist.“

„Wäre es denn nicht auch möglich, dass er in Schneizels Namen handelt? Was, wenn Schneizel seit dem Tod von Imperator Lelouch seine Truppen aufrüstet um sich zu rächen?“, räumte Sugiyama ein, der bisher nur bei den Grenzgängen teilgenommen hatte und dem Anschlag der Ritter von Omikron entgangen war, nichtsdestotrotz aber zu den Kernmitgliedern der Schwarzen Rittern gehörte.

„Das glaube ich nicht“, antwortete Cecile. „Kaiserin Cornelia achtet sehr darauf, dass er nichts Falsches anstellt. Ihm steht, soweit ich informiert bin, nur eine kleine Leibgarde zur Verfügung, die er befehligen darf. Und er wird immer beobachtet.“

„Vielleicht will Kanon ihn ja aus dieser Hölle herausholen?“, überlegte Lloyd, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte bei dem Gedanken an einen Meisterstrategen, der keine wirkliche Truppe mehr anführen durfte.

Tohdoh hatte bisher mit geschlossenen Augen zugehört. Kurz wartete er, ob Zero etwas zu sagen hatte, dann erinnerte er: „Es ist egal, was Kanon Maldini dazu verleitet, worum wir uns als erstes kümmern müssen, ist, ob wir seiner Forderung nachkommen und uns den Knights of Omikron ergeben, oder ob wir ihn bekämpfen. Was meinen Sie dazu, Zero?“

„Ich würde lieber zuerst Ihre Meinungen hören“, antwortete dieser.

„Ich bin gegen diese Feiglinge!“, antwortete Chiba impulsiv. „Kanon redet wirres Zeug. Den Herrscher, den er einsetzen will, gibt es nicht. Seine Truppe kann niemals groß genug sein, um einen Krieg gegen die Welt zu führen. Meiner Meinung nach ist es ein verzweifelter und verrückter Versuch, seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen!“

„Ja, genau, genau!“, rief Tamaki und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Außerdem hat dieser Arsch uns schon so viel Ärger bereitet, dass wir …“

„Im letzten Jahr haben sich die Beziehungen zwischen den Ländern stetig verbessert“, unterbrach Rakshata seine ungestümen Ausführungen. „Sofern die anderen Regierungen unserer Meinung sind, werden sie uns auch helfen, die Knights of Omikron zu finden und zu zerschlagen.“

Tohdoh nickte. „Auch ich bin dieser Meinung. Wir alle haben genug vom Krieg, aber wir müssen jetzt vor allem an die Zukunft denken. Bei den Mengen an Geld, die die Knights of Omikron brauchen, haben sie mit Sicherheit nur wenige Truppen. Es sollte kein Problem sein, rasch gegen sie zu gewinnen.“

„Dann sind alle dafür, oder?“, fragte Lloyd und rieb sich freudig die Hände. „Oh ja, dann darf ich ja mit meinen Forschungen weitermachen!“

„Ich habe mit diesem Entschluss gerechnet“, sagte Zero. „Dennoch sollten wir uns mit den anderen Regierungen absprechen. Ich schlage daher einen Krisengipfel vor. Laden wir doch die Repräsentanten der anderen Länder ein und besprechen weitere Vorhaben. Dann sind wir sicher, dass wir alle einer Meinung sind.“

„Eine gute Idee“, befand Chiba.

„Einverstanden“, sagte Tohdoh. „Ich werde außerdem Cornelia kontaktieren, damit wir sicher sein können, dass Schneizel nicht doch dahinter steckt.“ Er beugte sich vor und fixierte Zero mit seinen stechenden Augen. „In diesem Zusammenhang möchte ich mit Ihnen etwas bereden, Zero.“

„Ich habe schon damit gerechnet. Fangen Sie an.“

„Wir alle wissen, was Sie für uns getan haben und sind Ihnen dankbar, aber Sie sind definitiv kein Meisterstratege wie der alte Zero. Ich möchte daher, dass Sie ab jetzt alle militärischen Operationen meiner Planung und Durchführung überlassen. Ich hoffe, Sie verstehen meine Bitte.“

Zero nickte. „Es wäre dumm, das abzulehnen. Sie haben völlig Recht, Tohdoh. Aber ich werde weiterhin den Orden unterstützen: Zero ist ein Symbol für die Freiheit und Gerechtigkeit geworden. Die Leute hören lieber auf ihn als auf irgendjemand anders, und er ist der Liebling des Volkes. Ich lasse Sie von nun an sämtliche militärische Dinge regeln, wenn ich dafür die politischen übernehmen darf. Das bedeutet, bei dem Krisengipfel werde ich reden und unseren Entschluss veröffentlichen.“

Tohdoh überlegte eine Weile, bevor er zustimmte. „Damit wären wir fertig.“ Sie erhoben sich und gingen schweigend ihrer Wege.
 

„Als Antwort auf die von den Rittern von Omikron gestellte Forderung beruft der Orden der Schwarzen Ritter die Repräsentanten aller Länder der Welt zu einem Krisengipfel im Regierungsgebäude von Japan ein. Dort werden die Schwarzen Ritter zu den Vorfällen Stellung nehmen. Es soll überdies beraten werden, wie weiterhin zu verfahren ist. Genaueres konnten wir den Mitgliedern des Ordens noch nicht entlocken, aber die Sitzung soll schon nächste Woche stattfinden und dann wird sich zeigen, ob die Forderungen der Knights of Omikron erfüllt werden. KT-TV wird live berichten. Schalten Sie also ein!“

Kallen beobachtete geistesabwesend, wie Ex-Schülerratspräsidentin und Fernsehreporterin Millay Ashford dann über die veröffentlichten Meinungen der Bürger berichtete. Sie saß im Wartezimmer des Krankenhauses und wusste nichts mit sich anzufangen. Eine Stunde war es her, seit Viletta sie an Ohgis Krankenbett abgelöst hatte. Die beiden hatten sicherlich Wichtiges zu besprechen. Kallen wusste, dass sie sich freuen sollte, das Ohgi noch lebte, aber die Aussicht darauf, dass er lebenslang ein Krüppel sein würde …

Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie schaltete den Fernseher aus und verließ das Zimmer. Ganz egal, wie die Sitzung der Schwarzen Ritter ausgegangen war oder was der Krisengipfel beschließen würde, ihr Entschluss stand fest.
 

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Hm, so lange ist das letzte her und jetzt ist dieses hier auch noch so kurz ... ich lasse allmählich nach :/

Aber im nächsten Kapitel heiz ich die Story wieder ein bisschen voran, keine Angst ;)

Der Regen der Wahrheit

Die Zeit verging wie zäher Honig. Kallen streunte ruhelos in den Quartieren der Schwarzen Ritter umher. Im Keller des Regierungsgebäudes, in Lloyds und Rakshatas Werkstatt, sah sie, wie das Forscherteam an ihrem Guren herumschraubte. „Ist es also beschlossene Sache, dass wir wieder in den Krieg ziehen?“, fragte sie.

„Nun“, sagte Lloyd, „der Orden der Schwarzen Ritter wird sich auf dem Krisengipfel klar gegen die Forderungen von Kanon Maldini stellen. Im Falle eines Krieges müssen wir dann zwei Jahre Forschung mit vielen Überstunden aufholen … Allerdings werden wir gezwungen sein, uns der Mehrheit der anderen Staaten anzuschließen, auch, wenn sie mit Maldini kooperieren wollen. In diesem Fall ist es doch klar, dass ich so lange wie mögliche weiterforsche, bevor wir für immer damit aufhören müssen, oder?“

„Wie immer denkt der quirlige Graf nur an sich und seine Maschinen“, kommentierte Rakshata.

„Ja, so bin ich!“, lachte Lloyd.
 

Der Tag des Krisengipfels war grau und verregnet. Schwere Regentropfen zerplatzten auf Millays Schirm, die mit einem Kamerateam die Ankunft der Staatsrepräsentanten kommentierte.

„KT-TV berichtet live vom Regierungsgebäude. In wenigen Stunden soll hier der Krisengipfel stattfinden und über die weitere Vorgehensweise bezüglich des Falls der Ritter von Omikron entscheiden. Es sind sowohl hohe Beamte anderer Länder sowie Adelige und natürlich eine Menge Schaulustige hier. Und da vorne …“ Ihr Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an. „Das … Das ist doch nicht möglich …“
 

Kallen sah zu, wie der Regen gegen das Fenster in ihrem Quartier prasselte. Hundert kleine Bäche flossen die Scheibe hinunter und verschleierten die Sicht. Nicht, dass es bei dieser grauen, verregneten Landschaft viel zu sehen gäbe.

Kallens Unruhe war einer geradezu abartigen Ruhe gewichen. Es war ihr egal, ob der Krisengipfel nun heute war oder morgen oder nächstes Jahrhundert. Der Regen löschte ihr Zeitgefühl aus und für den Augenblick wollte sie auch gar nichts anderes tun als dem Prasseln der Tropfen zu lauschen.

Da klopfte es an der Tür.

„Herein“, sagte sie, ohne sich vom Fenster abzuwenden. In der Scheibe spiegelte sich verschwommen Zeros Gestalt, der eintrat und die Tür hinter sich wieder schloss. Er wartete, bis sie sich umdrehte. War es zu seiner schlechten Angewohnheit geworden, die Maske jetzt tagein, tagaus ohne Pause zu tragen? Sie sagte jedoch nichts, sondern sah ihn nur mit schwer definierbarem Blick an.

„Ich dachte mir, du würdest vielleicht das Ergebnis unserer Besprechungen hören wollen“, sagte er schließlich. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: „Wir werden den Rittern von Omikron nicht nachgeben.“ Ausführlich erklärte er ihr den Beschluss des Ordens. „Wir halten diesen Krisengipfel im Grunde nur ab, damit wir uns sicher sein können, dass die anderen Regierungen unserer Meinung sind. Um Einigkeit zu schaffen, denn dann können wir die Knights of Omikron als terroristische Vereinigung ansehen und gemeinsam gegen sie vorgehen. Auch wenn es Krieg bedeutet, es ist wichtig, dass wir dieses letzte Problem beseitigen, um Frieden zu finden. Das gewichtigste Argument ist, dass es einen Herrscher, wie ihn Kanon haben will, nicht gibt. Außerdem …“

„Suzaku“, unterbrach ihn Kallen müde.

„Huh?“

„Egal, wie sich der Orden oder der Krisengipfel entscheidet, meine Entscheidung ist gefallen. Ich werde Kanon und die Knights of Omikron bis zum Tod bekämpfen. Das bin ich Lelouch schuldig. Sie haben den Frieden zerstört, den wir hatten, und Lelouchs Vermächtnis geschändet. Wofür ist er als Symbol des Hasses gestorben, wenn es nun neue Symbole des Hasses geben soll?“

Er antwortete nicht.

„Suzaku, du sollst wissen, dass du nicht der einzige bist, der ihm nachtrauert. Ich und Nunnally wissen auch von seinem Opfer und stehen hinter dir. Und ich für meinen Teil werde – wenn nötig, ganz alleine – mit dir gegen den Feind kämpfen!“ Sie legte so viel Feuer in ihre Worte, dass ihre Augen zu leuchten begannen.

Zero musterte sie nachdenklich. „Vielleicht ist das aber gar nicht Lelouchs Wille, dass wir erneut kämpfen.“

„Das spielt keine Rolle.“

„Ah?“

„Ich bin schon immer für meine Überzeugung eingetreten. Du hast es selbst gesagt, Lelouch war der größte Lügner aller Zeiten. Ich habe getan, was ich für richtig hielt, und meistens hat es ihm auch in die Hände gespielt.“

Zero wurde noch nachdenklicher. „Du bist also nicht davon abzubringen?“, fragte er.

„Niemals.“ Kallen sah ihn unbewegt an. „Rakshata-san repariert bereits meinen Guren. Wenn das Ergebnis des heutigen Tages schon feststeht, werde ich, Kozouki Kallen, als Ass der Schwarzen Ritter in die Schlacht ziehen, damit Lelouchs Opfer nicht umsonst war!“

„Kallen …“, sagte Zero und sah zu Boden. „Ich muss dir etwas gestehen …“

„Eh?“
 

Das Wetter wurde nicht besser. Er saß in der kleinen Hütte auf dem winzigen Atoll vor dem flackernden Feuer. Der gebratene Fisch erfüllte den Raum mit einem unwiderstehlichen Duft. Draußen, im windgepeitschten Ozean, legte ein Boot an. Kurze Zeit später erschien ein groß gewachsener, alter Mann in der Tür. Auf dem Kopf trug er einen triefend nassen, alten Strohhut, in dem eine Feder steckte. Der Mann hatte schneeweißes Haar und einen gleichfarbigen, dichten Vollbart. Auf dem Rücken trug er ein Fischernetz mit zappelndem Inhalt. „Ah, ist das Essen schon fertig?“

„Ja. Setzen Sie sich.“

„Danke.“

Schweigend aßen sie den gebratenen Fisch. Dann sagte er Alte zwischen zwei Bissen: „Ich muss dir wirklich danken, Nemo. Dank dir tue ich mir mit der Arbeit viel leichter.“

„Keine Ursache.“

„Doch! Du hilfst mir nun schon geraume Zeit, und ich war zu beschäftigt, dir Dank auszusprechen. Ein alter Mann kann die Hilfe eines jüngeren gut gebrauchen. Anderenfalls würde ich jetzt erst selbst versuchen, den Fisch zu braten. Ich danke dir, Nemo.“ Dann hielt der Fischer plötzlich inne. „Es stört dich doch nicht, dass ich dich so nenne, oder?“

„Keineswegs“, antwortete der andere und biss ein weiteres Stück von seinem Fisch ab. „Aber wie sind Sie eigentlich auf Nemo gekommen?“

„Nun“, schmunzelte der Alte, „soweit ich weiß, bedeutet Nemo so etwas wie ohne Namen. Das erschien mir als passend. Aber wenn es dir nicht gefällt …“

„Nein, schon gut, es passt wirklich.“

Eine Weile aßen sie schweigend weiter. Dann ergriff wieder Nemo das Wort. „Es sind heute ziemlich viele Flugzeuge über unsere Hütte geflogen. Ich habe neun innerhalb von zwei Stunden gezählt. Wissen Sie, was das zu bedeuten hat?“

Der Alte leckte sich über die Lippen und putzte sich mit einer Fischgräte die Zähne, bevor er antwortete. „Als ich aufgebrochen bin, war der Sturm kaum mehr als ein Lüftchen, also bin ich ziemlich weit rausgefahren. Da habe ich ein paar Fischer von der japanischen Hauptinsel getroffen. Sie sagten etwas von einem internationalen Krisengipfel.“

„Weswegen?“

„Ach, eine Streitigkeit zwischen dem Orden der Schwarzen Ritter und einer bewaffneten Organisation, oder so. So genau habe ich nicht nachgefragt.“

„Schwarze Ritter … Ich glaube, ich habe schon einmal von ihnen gehört.“

„Tja, wer hat das nicht“, sagte der alte Fischer belustigt. „Aber uns geht es hier auf unserem Eiland nichts an, was Zero oder dieser Ex-General Tohdoh vorhaben … Ich für meinen Teil habe diese Probleme hinter mir gelassen.“

„Tohdoh … Zero …“ Nemo war nachdenklich geworden. Dann erschien ein überraschter und schließlich ein schockierter Ausdruck auf seinem Gesicht und er sprang hoch. „Ich … Ich muss los!“

„Jetzt?“, fragte der Alte. „Der Seegang ist ziemlich hoch.“

„Ja, jetzt. Ich danke Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben, aber ich … ich habe keine Zeit zu verlieren, ich muss zu diesem Krisengipfel!“

Ein gutmütiges Lächeln breitete sich im Gesicht des Fischers aus. „Ich wusste, dass dieser Tag eines Tages kommen würde. Es freut mich, dass es so bald schon geschehen ist. Du hast dein Gedächtnis zurück?“

Nemo nickte. Der alte Mann seufzte. „Wenn es dir so wichtig ist, kannst du mein Boot haben. Ich danke dir ebenfalls.“

Nemo war schon fast bei der Tür draußen, als er noch einmal innehielt. „Ich bin Ihnen für Ihre Gastfreundschaft wirklich dankbar …“

„Nicht doch. Du hast mit viel geholfen.“

„Ich werde das Boot zurückbringen. Und wenn nicht das, dann ein besseres! Das verspreche ich!“

„Wenn du Zeit hast, komm mich doch mal besuchen!“, rief ihm der Fischer nach, als er in den strömenden Regen hinausstürmte. Der Boden war weich und matschig, und beinahe wäre er ausgerutscht.

Ich werde ihm ein neues Boot besorgen, dachte er, als er die Taue des alten Fischkutters löste. Aber ich werde wohl nicht zurückkommen.

Das ging nicht. Er schob das Boot ins Wasser, stieg ein und begann gegen die Wellen anzurudern. Er konnte nicht mehr zurück. Er wusste wieder, wer er war. Er war nicht länger Nemo. Er war Kururugi Suzaku.

Er war Zero.
 

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Ta-daaa! Ich hoffe, ich habe jetzt einen angemessenen wtf-Effekt erzielt :D

Vielleicht kann ich schon nächste Woche das nächste Kapitel hochladen, auf das ihr jetzt hoffentlich schon gespannt seid^^

Sayonara

Kallens Augen weiteten sich ungläubig schimmernd. Sie öffnete die Lippen zu einem stummen Ausruf. Für einen Moment war sie nicht fähig, sich auch nur zu bewegen. Dann begann sie zu zittern, auch wenn sie nicht wusste, warum.

Zero hatte die Maske und das schwarze Mundtuch darunter abgenommen und sah sie aus traurigen, violetten Augen an. Schwarzes, zerzaustes Haar fiel ihm ins Gesicht.

„Le … Lelouch?“, flüsterte sie kaum hörbar. „Wann … Ich meine, wie …?“

Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und brachte sie damit zum Verstummen. „Ist das so wichtig? Du bist die einzige, der ich es gezeigt habe. Dir vertraue ich von allen am meisten.“

Ihre Verwirrung schlug um in Zorn, den sie sich nicht erklären konnte. Oder … doch? Er war die ganze Zeit am Leben gewesen und hatte sie alle … belogen, ja. Die Freude über sein Wiedersehen wurde zu etwas anderem. Wenn er nicht tot war, dann war er doch gar nicht der Held, für den sie, Suzaku und Nunnally ihn hielten … So absurd der Gedanke auch war.

„Was ist mit Suzaku?“, fragte sie mit belegter Stimme, während sie sich beherrschen musste, ihn nicht einfach ungestüm zu umarmen und ihm gleichzeitig eine Ohrfeige zu verpassen.

„Ist das so wichtig?“, wiederholte er und schien plötzlich enttäuscht zu sein. „Du scheinst dich kein bisschen zu freuen, dass ich noch lebe.“

„Das ist es nicht“, sagte sie hastig. „Ich …“ Sie wusste nicht mehr, was sie sagen wollte. Sie musste träumen. Oder sprach sie mit einem Geist? Sie hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie der neue Zero Lelouch mit seinem Schwert durchbohrt hatte! Sie hatte selbst gesehen, dass Suzaku unter der Maske des Volkshelden steckte! „Ich …“, druckste sie herum. Dann wusste sie wieder, was sie ihn fragen wollte, was sie ihn fragen musste. „Ich will jetzt eine Antwort!“

Er sah sie verständnislos an.

„Du hast nichts mehr dazu gesagt, als wir alleine in der Ashford Academy unterwegs waren! Ich will jetzt wissen, warum du mir an Bord der Ikaruga gesagt hast, ich solle weiterleben!“ Sie wusste es sehr wohl. Er hatte sie angelogen, ihr vorgespielt, sie wäre nur ein Bauer in seinem Schachspiel gewesen, damit sie aus der Schussbahn der anderen Schwarzen Ritter trat und nicht Gefahr lief, getroffen zu werden. Als er nicht antwortete, stellte sie mit fester Stimme die Frage, die ihr schon damals auf der Zunge gelegen war. „Lelouch, was bedeute ich dir?“

Plötzlich lächelte er sein rätselhaftes Lächeln. „Muss ich dir das noch sagen?“

„Ich möchte es aus deinem eigenen Mund hören!“

Dann tat er etwas, das sie auf keinen Fall erwartet hatte. Lelouch, der Lügner, der nicht nur sie unzählige Male, sondern die ganze Welt belogen hatte, ein Meister der Wortspielereien war und seine wahren Gefühle vielleicht sogar vor sich selbst geheim gehalten hatte, den sie letztendlich nie verstanden hatte, sagte geradeheraus: „Ich liebe dich mehr als irgendjemand anders auf der Welt.

Ihre Augen wurden groß und ihre Pupillen zuckten, während ihr erst nach einer Weile bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. War es das, was sie hatte hören wollen? Plötzlich kam es ihr zu direkt vor ... Oder war das nur, weil sie es nicht hatte kommen sehen? Sie hatte die ganze Woche nur Trübsal geblasen, war seit dem ersten Angriff der Knights of Omikron schlechter Stimmung gewesen, und auf einmal tauchte er hier auf – der Mann, in den sie einst all ihre Hoffnung und ihr Vertrauen gesetzt hatte, der sie aus der Gefangenschaft gerettet hatte und der das Schicksal der Welt geändert hatte – und gestand ihr seine Liebe. Plötzlich fiel es ihr schwer zu atmen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.

„Was … Was hast du gesagt?“ Sie musste es einfach nochmal hören, um es glauben zu können.

Er sagte gar nichts, sondern schloss sie in die Arme und drückte seine Lippen auf die ihren. Unfähig, auch nur einen Gedanken zu fassen, ließ sie es zu. War es das, was sie sich immer gewünscht hatte? Es war kein Traum, dessen war sie sich jetzt sicher – auch wenn das das einzige war, was sie mit Sicherheit wusste. Der Mantel Zeros hüllte sie vollkommen ein. Es gab nur noch sie beide auf der Welt. Keinen Krieg, keine Schwarzen Ritter, keine Knights of Omikron, keine Knightmares, keine Schmerzen, keine Angst.

Nur … Etwas war anders als beim letzten Mal, als sie sich geküsst hatten. Es war ein Abschiedskuss gewesen und er war über zwei Jahre her, aber sie erinnerte sich genau. Irgendetwas hatte sich anders angefühlt, damals. Oder kam ihr das einfach nur vor, weil das alles so unwirklich und unerwartet passierte?

Wie als Antwort auf diesen Gedanken bohrte sich plötzlich ein eisiger Schmerz in ihren Rücken. Sie wollte aufschreien, aber seine Lippen verschlossen immer noch die ihren. In ihren Augen flackerte Panik auf, als sie das gefährliche Glitzern in den seinen sah.

Sie bekam keine Luft mehr. Der eisige Stachel in ihrem Rücken bohrte sich tiefer in ihr Fleisch und ließ rote Schmerzenspunkte vor ihren Augen aufblitzen. Eine prickelnd kalte Lähmung breitete sich in ihr aus. Ihre Knie gaben nach, sie sank langsam zu Boden. Das war der Moment, in dem Lelouchs Kopf sich zurückzog, aber schreien konnte sie nicht mehr. Das Bild verschwamm vor ihren Augen. „Sayonara, Ass der Schwarzen Ritter“, hörte sie seine Stimme ganz nah an ihrem Ohr, bevor ihr schwarz vor Augen wurde. Den Aufprall am Boden nahm sie nicht mehr war.
 

Zero säuberte die Klinge seines Dolches an ihrem Anzug, setzte die Maske wieder auf und verließ den Raum ohne noch einmal zurückzusehen.
 

In der Versammlungshalle des Regierungsgebäudes war ein Buffet aufgebaut worden. Ein paar Dutzend Reporter wuselten herum und versuchten Exklusivinterviews zu ergattern. Zero schob Nunnallys Rollstuhl vor sich her, während sie sich mit alten Bekannten unterhielten. Als Abgesandter des Britannischen Reiches war beispielsweise Guilford in Japan. In der Mitte des Saales trafen sie auf Tohdoh und Kaguya, die sich als Politikerin ebenfalls dem Entschluss des Ordens angeschlossen hatte. Nach den Begrüßungsformalitäten diskutierten die beiden Mädchen – die in Sachen Regierung jeweils die Opposition vertraten und sich ausnahmsweise einig waren – über die Ritter von Omikron. Tohdoh hatte einen ernsten Gesichtsausdruck, als er und Zero schweigend zuhörten.

Leicht angetrunken kam dann auch noch Tamaki angetaumelt. „Hey, Zero, wo hast du Kallen gelassen?“

„In ihrem Zimmer. Sie fühlt sich nicht besonders. Ich nehme an, die Sache mit Ohgi macht ihr schwer zu schaffen.“

„Ah, verdammt, sie war in der letzten Woche bei keiner einzigen Besprechung!“, schimpfte Tamaki. „Man könnte glauben, sie interessiert sich nicht mehr für uns!“

„Da kann ich dich beruhigen. Sie sagte, sie begrüße unsere Entscheidung und würde auf jeden Fall mit uns in den Kampf ziehen.“ Noch bevor Zero zuende gesprochen hatte, sah er, wie sich Tohdohs Gesicht versteinerte. Er drehte sich um, um den Grund herauszufinden.

„Äh? Was will der denn hier??“, fragte Tamaki aufgebracht.

In Begleitung von zwei Männern in schweren, rotschwarzen Kampfrüstungen kam ihnen Kanon entgegen. Er trug ein festliches, rotschwarzes Gewand, das um einiges edler aussah als sein übliches Grafenkostüm.

„Seien Sie mir gegrüßt, meine Damen und Herren“, sagte er. Sein Blick blieb auf Zeros Maske hängen. „Es ist mir eine Ehre, den Mann kennen zu lernen, der uns von Imperator Lelouch vi Britannia erlöst hat.“

Zero erwiderte nichts, aber sein Schweigen fiel nicht weiter auf, denn just in diesem Moment kam Lloyd vorbei und schwenkte die Hand zum Gruß, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. „Na, wen haben wir denn da? Wie gefällt Euch das Rampenlicht?“

Kanon entkam ein Lächeln. „Es ist lange her, Lloyd.“

„Ihr habt vielleicht Nerven, hier zu erscheinen“, knurrte Tohdoh.

„Warum? Es sollen doch nur Verhandlungen stattfinden. Ich habe einen Vorschlag abgegeben und möchte selbstverständlich wissen, wie darauf reagiert wird. Außerdem habe ich nachgedacht. Es ist viel sinnvoller, miteinander zu diskutieren anstatt per Fernsehen Forderungen zu stellen. So kommen wir einfacher zu einer Einigung“, lautete die Antwort.

„Der Krisengipfel ist nicht öffentlich zugänglich“, warf Chiba ein, die soeben in Festtagskleidung vorbeikam. „Nur ein paar ausgewählte Reporter bekommen Zutritt. Ansonsten ist die Besprechung nur für Regierungsmitglieder, Abgesandte und sonstige Repräsentanten der einzelnen Staaten zugänglich.“

Kanons Blick wurde eine Spur kälter. „Sie tun gerade so, als ob ich ein Terrorist wäre.“ Das kam der Wahrheit auch ziemlich nahe.

„Jedenfalls seid Ihr von keiner legalen oder anerkannten Organisation, sondern von einer selbstgegründeten, eben erst durch Terrorakte bekannt gewordenen Militärgruppierung!“, erwiderte sie anklagend.

„Wenn dem so ist, warum dann dieser Aufruhr? Bekämpft mich doch einfach, wenn ich illegal und terroristisch bin.“

„Ich will ehrlich zu Euch sein, Maldini“, sagte Tohdoh finster. „In diesem Krisengipfel geht es längst nicht um die Frage, ob wir Euch nachgeben oder nicht, sondern einzig und allein darum, wie viele Länder uns helfen werden Euch zu verfolgen und auszulöschen.“

Kanons Augenbraue wanderte nach oben. „Oh? Nun, dann sollte ich der erste sein, der von dem Entschluss erfährt, oder nicht?“

„Graf Kanon Maldini“, erhob Zero seine Stimme.

Generalkommandeur Maldini, falls es Ihnen nichts ausmacht.“

„Nun gut, Generalkommandeur: Wen gedenkt Ihr als Herrscher über die Welt einzusetzen, falls es je soweit kommen sollte?“

Kanon lächelte. „Ich danke Ihnen, dass Sie diese Frage stellen. Es ist nur leider schwer, das zu beweisen, was ich darauf antworten werde: Der Herrscher der Welt wird jemand sein, der vom Zahn der Zeit unberührt bleibt, der weder eines natürlichen noch eines unnatürlichen Todes zu sterben vermag. Wenn er die Welt unter sich geeint hat, wird er sie regieren ohne anfällig auf die menschlichen Verderblichkeiten zu sein. Er wird das höchste Gericht sein, die unumstrittene Gerechtigkeit, und wir, die Knights of Omikron werden sein Schild und sein Schwert sein, die einzige militärische Macht auf der Welt, die den Menschen Sicherheit vor Verbrechen bietet. Und er wird nicht bestechlich sein, wird Arme und Reiche gleich verurteilen, unabhängig von Geburtsrecht, gesellschaftlichem Status, Einfluss, Popularität und Vermögen.“

„Wenn Euer Herrscher so ultimativ ist, warum schafft er dann nicht einfach die Armut ab?“, fragte Chiba spitz.

„Nun, vielleicht wird er es tun, wenn er es für richtig hält. Im Moment jedoch muss die Welt unter ihm geeint werden. Und wir, seine Streiter, werden für die Ordnung der Welt kämpfen.“ Sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich mitleidig. „Ich weiß, es ist schwer zu glauben. Ich musste mich auch erst davon überzeugen. Aber ich verspreche Ihnen allen, egal, wie diese Verhandlungen heute ausgehen, wir werden jeden, der sich in unseren Dienst stellt, akzeptieren. Guten Tag.“ Damit wandte er sich ab und ging mit seiner Eskorte davon.

„Den haben sie ja mächtig umgekrempelt“, meinte Tamaki und machte mit dem Zeigefinger eine Drehbewegung vor der Schläfe.

„Gehirnwäsche? Wie interessant, vielleicht sind die Knights of Omikron in Wahrheit eine Sekte und bereiten sich auf die Ankunft ihres Gottes vor“, kicherte Lloyd.

„Es hört sich zumindest fast so an“, stellte Tohdoh fest.

„He, wieso schnappen wir uns den Typen nicht einfach?“, schlug Tamaki vor. „Er war nicht eingeladen, und seine lächerlichen zwei Leute haben doch keine Chance! Wir könnten mit ihm als Druckmittel das Versteck dieser schwarzroten Idioten herausfinden, oder …“

„Das geht nicht“, sagte Zero knapp.

„Häh?“, machte Tamaki verärgert.

„Sicher würde es uns eine Menge Ärger ersparen, aber wir können auf einem internationalen Kongress nicht einfach jemanden gefangen nehmen. Solch schmutzige Methoden würden unser Ansehen verringern und unsere Autorität untergraben. Schlimmer noch, wir würden dann zu den gleichen Mitteln greifen wie Imperator Lelouch.“

„Ahr! Verdammt!“ Tamaki raufte sich die Haare. „Warum ist diese dämliche Politik immer so kompliziert?“

„Zero“, sagte Todou. „Wie vereinbart werde ich Ihnen das Reden überlassen. Sie und Kaguya-sama werden unsere Interessen vertreten.“

Zero nickte. „Ich danke Ihnen.“

Lloyd klatschte übermütig in die Hände. „Nun los, beeilen wir uns! Es wird Zeit, diesen Gipfel-Zipfel zu eröffnen!“
 

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Tut mir leid, aber ich muss den wtf-Moment noch ein wenig aufrecht erhalten ;)

Hoffe es war interessant zu lesen. Und schockierend. ;P

Enthüllung

Oha, schon wieder zehn Tage her ... Naja, hier das nächste ;)
 

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„Wie angekündigt berichten wir als einige der wenigen auserwählten Reporter live aus dem Konferenzsaal des neuen japanischen Regierungsgebäudes, wo in diesem Moment der internationale Krisengipfel eröffnet wird!“ Millay machte wie immer ein gut gelauntes Gesicht, als sie die Versammelten vorstellte.

Den Orden der Schwarzen Ritter vertraten Zero, Chiba und Tohdoh, Kaguya und Nunnally waren die Repräsentantinnen der japanischen Regierung. Guilford und Sir Ridley waren anstelle von Kaiserin Cornelia anwesend. Euro war persönlich da um für die EU zu sprechen. Chinas Sprecherin war die Tianzi, die von Zhou Xianglin begleitet wurde, und viele weitere wichtige Persönlichkeiten waren aus der ganzen Welt gekommen. Wie Chiba gesagt hatte, war es Kanon verwehrt worden, der Sitzung beizuwohnen. Die Anwesenden saßen an mehreren zusammengeschobenen Tischen aus hellem Holz, die in einem Kreis angeordnet waren. Neben den Säulen, die den Sitzungssaal stützten, hatten einige Schwarze Ritter Stellung bezogen – nur für den Fall.

Den Vorsitz hatte Kaguya, die ein Eröffnungsplädoyer hielt, erläuterte, warum sie hier alle zusammengekommen waren und dann – nach gut einer halben Stunde politischer Formalitäten – das Wort an Zero weitergab, damit er als erstes den Standpunkt der Schwarzen Ritter erklären konnte.

Es war üblich, dass die Sitzungsmitglieder, wenn sie an der Reihe waren zu sprechen, einfach nur von ihrem Sitz aufstanden. Zero allerdings trat sogar in die Mitte des Tischkreises, breitete theatralisch die Arme aus und rief: „Freunde, die ihr hier versammelt seid! Ihr alle seid Zeugen von Maldinis Drohung geworden! Doch wir, der Orden der Schwarzen Ritter, waren die Opfer der Anschläge! Warum wohl? Weil die Knights of Omikron uns fürchten! Weil wir momentan die stärkste militärische Vereinigung auf der Welt sind! Und wir werden nicht vor so einer kleinen Terrororganisation im Staub kriechen! Darum wiederhole ich meine Bitte nun vor euch allen: Habt ihr Geld, gebt es uns! Habt ihr Leute, gebt sie uns! Habt ihr Waffen, gebt sie uns! Habt ihr irgendwelche nützlichen Dinge für den Krieg, für den Kampf gegen die Ritter von Omikron, stellt sie uns zur Verfügung! Ich schwöre, dass wir euch nicht enttäuschen!“

„Er macht es fast so gut wie der alte Zero“, murmelte Chiba Tohdoh zu, der zufrieden nickte.

„Allerdings möchte ich eines klarstellen“, fuhr Zero fort und musterte die Repräsentanten einen nach dem anderen. „Sollte irgendjemand so töricht sein, Maldinis Bitte nachzukommen und sich den Knights of Omikron zu ergeben oder gar anzuschließen, werden wir, der Orden der Schwarzen Ritter, ihn gnadenlos vernichten!“

Ein Raunen ging durch die Reihen. „Das war nicht abgemacht“, knurrte Tohdoh. „Er sollte aufpassen, was er sagt!“

„Unsere Vorstellungen vom Frieden wurden zerstört! Der Orden ist nur noch ein Abglanz seiner einstigen Größe! Wir brauchen wieder eine große Streitmacht, um solche Unruhen wie die jetzige im Keim zu ersticken! Darum befehle ich euch allen, gebt uns Land, Kriegsgerät und Verpflegung und schließt euch unserem Orden an! Widersetzt ihr euch, werde ich eigenhändig die Zerstörung eures Heimatlandes befehlen!“ Zeros Stimme wurde lauter und seine Gesten herrischer.

„Es reicht!“ Ridley sprang auf und hieb mit der Faust auf den Tisch. „Stabschef Tohdoh! Was hat das zu bedeuten?“

Tohdoh starrte Zero finster an. „Zero, setzen Sie sich hin und …“

„Nein!“, unterbrach ihn der Maskierte. „Es kann nur einen Ritterorden geben: Uns oder die Knights of Omikron! Und wenn jemand das Recht hat, die Welt unter sich zu einen, dann wir!“

„Er ist übergeschnappt“, murmelte Chiba. „Ihr da, Wachen, nehmt ihn in Gewahrsam und bringt ihn hinaus!“, befahl sie den Schwarzen Rittern neben den Säulen, doch die rührten keinen Finger. Jetzt erst fiel ihr auf, dass sie jeder einen Sichtschutz trugen, die ihre Gesichter verbargen. „Sind das wirklich unsere Leute?“

„Zero hat sie ausgesucht“, antwortete Tohdoh knapp.

Unterdessen machte sich bei allen Versammelten Empörung breit. Guilford war ebenfalls aufgesprungen. „Warum maßt sich der Orden der Schwarzen Ritter an, für uns alle zu sprechen? War Zero nicht immer ein Verfechter der Unabhängigkeit? Was Sie von uns verlangen, ist … Es geht doch nur um einen kleinen Terrororden! Warum wollt ihr zu solch drastischen Maßnahmen greifen?“

„Guilford“, hallte Zeros verzerrte Stimme in der Halle wider, „glaubt Ihr wirklich, dass wir in unserer momentanen Verfassung einen Krieg gegen jemanden mit derart hoch entwickelten Kampfmaschinen führen können?“ Er drehte sich im Kreis, damit ihn alle ansehen konnten. „Freunde, die ihr hier versammelt seid – oder Feinde, je nachdem, wie ihr euch entscheidet! Ich frage euch, wer ist Zero? Er ist jemand, der Wunder vollbringt! Zero ist zweimal gestorben, und zweimal wiederauferstanden! Zero ist unsterblich! Doch ich habe darüber nachgedacht und bin zu folgendem Entschluss gekommen: Wenn Zero, ein Mann mit Maske, die ohne Schwierigkeiten an eine neue Generation weitergegeben werden könnte, wiedergeboren wird, ist das Wunder nicht halb so groß, als wenn derjenige, der die Maske des Zero trägt, derselbe ist!“

„Was hat er vor?“, murmelte Tohdoh. „Irgendetwas stimmt hier nicht!“

Zero bewegte in Zeitlupe die Hand zur Maske. Die Versammelten hielten allesamt den Atem an, als er die schwarze Maske abnahm und achtlos zu Boden warf.

Guilford sprang auf. „Was??“

„Un … Unmöglich“, murmelte Tohdoh.

Kaguya schlug sich die Hand vor den Mund.

Die Tianzi starrte aus ungläubigen Augen.

Euros Züge verfinsterten sich.

Ridley verlor endgültig die Fassung. Seine Mundwinkel zuckten nervös, während seine Augen blankes Entsetzen widerspiegelten.

Chiba war starr vor Schreck.

Nunnallys Augen schimmerten. „Bruder …“

Obwohl der schwarze Mundschutz immer noch die untere Hälfte seines Gesichts verdeckte, bestand kein Zweifel. Der Mann unter der Maske Zeros war der totgeglaubte Imperator Lelouch vi Britannia.
 

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Und schon wieder vorbei. So kurz. Und ein Cliffhanger. Schlagt mich bitte nicht :P

Das nächste kommt noch diese Woche, versprochen ;)

Die Maske fällt

„Du!!“, brüllte Sir Ridley, sprang auf und machte sich daran, über den Tisch zu Zero zu klettern. Es war während der Versammlung niemandem gestattet, eine Waffe zu tragen, aber Ridley sah so aus als würde er Lelouch mit bloßen Händen erwürgen wollen.

„Halt!“ Der ehemalige Imperator fischte unter Zeros Mantel einen Fernzünder hervor und hielt drohend den Daumen über den Knopf. „Ich habe überall im Regierungsgebäude Sakuradite-Sprengladungen platziert! Kommt mir zu nahe und das Gebäude fliegt in die Luft, mit allen, die darin sind, uns eingeschlossen!“

„Wann hättest du denn Zeit gehabt, die Sprengladungen anzubringen?“, fragte Tohdoh grimmig. „Du bluffst. Erneut.“

„Vielleicht. Aber gesetzt den Fall, das ich nicht bluffe, könnt ihr es euch dann leisten euer Glück herauszufordern?“

Niemand erwiderte etwas. Lächelnd fuhr Lelouch fort: „Nun denn, dann führen wir also die Verhandlungen fort, nicht wahr?“

Zähneknirschend erinnerte sich Tohdoh an die letzten Verhandlungen mit ihm in der Ashford Academy. Dort hatte er auch alle Anwesenden als Geiseln benutzt um seinen Willen zu bekommen.

In diesem Moment flog die Tür auf und ein Schuss fiel. Lelouch schrie auf, als die Kugel sein Handgelenk durchbohrte. Der Zünder fiel zu Boden und noch bevor der Imperator sich bücken konnte, traf ein zweiter Schuss das kleine Gerät und beförderte es außer Reichweite. Lelouch hatte sich perfekt im Griff, als er sich zur Tür umdrehte.

Kanon Maldini hatte immer noch seine Waffe in den Händen. Seine beiden Begleiter standen links und rechts von ihm und hielten ihre Gewehre drohend auf die Wachen der Schwarzen Ritter gerichtet.

„Sieh an, wer unter seiner Maske hervorkriecht, wenn die Zeiten schlecht sind“, kommentierte Kanon tonlos und starrte Lelouch geringschätzig an, der ihm trotzig entgegenblickte. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass du so weit sinkst, abtrünniger Prinz.“ Sein Blick schweifte über die Versammelten. „Wie ich es auch nicht von den Schwarzen Rittern erwartet hatte. Aber so kann man sich täuschen.“

„Was meint Ihr damit?“, fragte Guilford.

„Die Schwarzen Ritter scheinen mich wohl als wirkliche Bedrohung anzusehen, dabei will ich nur das Beste für alle. Um sich eurer Unterstützung gegen mich sicher zu sein, haben sie beschlossen, euch zu erpressen“, erklärte Kanon.

„Das ist nicht wahr!“ Tohdoh sprang auf und schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch. „Wir hatten keine Ahnung, wer der Zero war, dem wir unser Vertrauen entgegenbrachten!“ Dabei funkelte er Lelouch an, als würde er ihn durch seinen bloßen Blick töten wollen. Aufgeregtes Gemurmel wurde laut. Die Tatsache, dass sie einem Unbekannten vertraut hatten, war zwar offensichtlich, aber nun, da er es aussprach, hinterließ sie einen unguten Beigeschmack.

„Oh, da bin ich aber anders informiert“, lächelte Kanon überheblich. „Schließlich war ich dabei, als Prinz Schneizel euch über Lelouchs – Zeros – Vergangenheit aufgeklärt hat. Für alle anderen werde ich seine Worte noch einmal wiederholen.“ Er deutete anklagend auf den gefallenen Imperator, der immer noch kein Wort sagte und auch keine Miene verzog, obwohl seine verletzte Hand bereits eine kleine Blutpfütze verursacht hatte. „Dieser Mann, Lelouch vi Britannia, hat sich mit seinem Vater zerstritten, weil er nach Gebiet 11 – pardon, Japan – gesandt wurde um bei den Verhandlungen zu helfen. Nach dem britannischen Eroberungsfeldzug hat er den Orden der Schwarzen Ritter gegründet, um den britannischen Imperator zu stürzen und selbst auf den Thron zu gelangen – und, wie wir wissen, ist es ihm auch gelungen. Tja, so sieht es aus, liebe Versammelten: Der ganze Krieg, die ganzen Opfer, all die Schrecken, das war alles nur aufgrund eines Ränkespiels innerhalb der britannischen Kaiserfamilie.“

Empörung machte sich breit. „Tohdoh-san“, sagte Euro ruhig. „Ist das wahr?“

Tohdoh rang einige Momente mit sich selbst, bevor er antwortete. „Wir wussten, wer der alte Zero war“, gab er zu. „Aber wir hatten keine Ahnung, dass der neue …“

„Tohdoh“, sagte da Lelouch, „es ist genug. Wir wurden überführt.“

„Und obwohl der alte Zero so gefährlich war, habt ihr den gleichen Fehler wieder begangen und einem Mann mit Maske vertraut? So leichtsinnig seid ihr nicht, Schwarze Ritter“, meinte Kanon. „Ihr wart ursprünglich eine Terrororganisation. Der Geschmack der Weltherrschaft hat euch verführt, gebt es zu.“ Er wandte sich wieder an Lelouch. „Und du, abtrünniger Prinz, bist verachtenswert. Du hast die Japaner benutzt, um dich an deinem Vater zu rächen, deine Brüder und Schwestern zu ermorden und den Thron zu besteigen. Dann, als du merktest, dass das Leben als gefürchteter Diktator nicht halb so süß ist wie das eines gefeierten Volkshelden, täuschtest du deinen Tod vor und schlüpftest wieder in die Rolle des Zero, und nun versuchst du erneut dir die Welt anzueignen.“

Lelouch lächelte. „Das habt Ihr also herausgefunden? Ich muss zugeben, ich habe mich in Euch getäuscht, Maldini.“

„Wenn das wahr ist, dann hat uns der Orden der Schwarzen Ritter …“, murmelte Ridley.

„Die ganze Zeit an der Nase herumgeführt, ja“, sagte Kanon.

Tohdoh vergrub resigniert das Gesicht in seiner Handfläche. „Das ist doch alles Verleumdung!“, knurrte er. Chiba sah ihn besorgt an.

„Schon gut, Tohdoh“, sagte Lelouch. „Ich habe die Situation unter Kontrolle. Wir werden hier und heute nicht verlieren!“ Er strich sich mit der unverletzten Hand über die Augen, in denen das rote Kranichsymbol des Geass aufleuchtete. „Ich, Lelouch vi Britannia, befehle euch hiermit …“

„Vorsicht!“, rief Kaguya. „Seht ihm nicht in die Augen!“

In diesem Augenblick stürmten hinter Kanon drei Dutzend Männer in den schwarzroten Kampfrüstungen der Knights of Omikron in die Sitzungshalle. Tohdoh konnte sich nicht vorstellen, wie sie in das Gebäude gekommen waren, aber ohne auf Kanons Befehl zu warten eröffneten sie das Feuer. Die Kugeln durchbohrten Lelouch, ließen seinen Körper wie eine Marionette zappeln. Blut spritzte. Nachdem sein Anzug mehr rot als schwarz war, hob Kanon die Hand und der Kugelhagel hörte auf. Leblos fiel der ehemalige Imperator zu Boden.

„Es ist traurig, dass es so weit kommen musste“, kommentierte der Generalkommandeur. „Aber Zero ist jetzt endgültig gestorben.“ Er hob seine Pistole und schoss zweimal auf die Maske, die immer noch am Boden lag. Klirrend zerbrach das Symbol der Freiheit. Dann bedeutete er seinen zwei Leibwächtern, Lelouchs Leiche einzusammeln, während seine anderen Leute sich nicht entblödeten, mit in kaltem Wasser getränkten Lappen – die sie plötzlich in den Händen hielten – das Blut vom Fußboden zu wischen.

„Was hat das zu bedeuten, Maldini?“, fragte Tohdoh.

„Was wohl? Ich war die rechte Hand des größten Rivalen dieses Mannes. Und ich bin der Diener des zukünftigen Weltherrschers. Ich werde ihm diesen Körper übergeben – schon um sicher zu sein, dass der Orden der Schwarzen Ritter nicht irgendwie …“ Er stockte. „Warum rechtfertige ich mich überhaupt vor Ihnen? Ihr ganzer Orden ist eine einzige Verräterschaft!“ Während seine Männer bereits den Raum verließen, maß Kanon die Anwesenden noch mit flüchtigen Blicken. „Meine Damen und Herren, an Ihrer Stelle würde ich genau wählen, wem ich mein Vertrauen schenke. Sie hören noch von mir.“ Dann verließ er den Raum und überließ die Versammelten dem nunmehr ausbrechenden Chaos.
 

Die Knights of Omikron verließen das Regierungsgebäude ohne Umschweife. Die Leute, die in den Vorhallen warteten und die Verhandlungen über Videobildschirme gesehen hatten, machten Kanon und seinen Leuten respektvoll Platz, während sie Lelouchs Leiche, die die Soldaten fast andächtig trugen, böse anstarrten. Kanon quittierte das alles mit einem erhabenen Gesichtsausdruck.

Vor dem Gebäude stand ein Transporthelikopter, dessen Rotorblätter sich bereits drehten. Die Luke öffnete sich und die Knights of Omikron stiegen ein. „Wartet!“, schrie da jemand.

Kanon wandte sich verwundert um. Vor dem Helikopter stand Nina. Ihr grünschwarzes Haar wurde vom Wind der Rotorblätter zerzaust.

Einer der Soldaten richtete sein Sturmgewehr auf sie, aber Kanon hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. „Was willst du, Nina?“

„Kanon“, rief sie gegen den Lärm des Helikopters an. „Lass mich die erste sein, die den Knights of Omikron beitritt!“

Kanon blinzelte. „Wie bitte?“

„Du warst immer nett zu mir, als ich unter seiner Majestät gearbeitet habe! Du hast mich getröstet, als Shirley ermordet wurde! Du warst immer für mich da! Und jetzt … Letztendlich hast du Prinzessin Euphemias Tod gerächt! Lass mich mit dir kommen!“

Kanon lächelte. „Wir könnten dein Genie tatsächlich gut gebrauchen.“ Er hielt ihr die Hand hin und half ihr einzusteigen. Der Helikopter hob ab und kämpfte sich gegen den Sturm in den grauen Himmel empor.

Nina sah aus dem Fenster, wie das Regierungsgebäude immer kleiner wurde. Endlich war sie wieder auf der Seite eines Briten. „Du bist also Nina, die Erfinderin von Fleja und Anti-Fleja“, ertönte hinter ihr eine Stimme. Erschrocken wandte sie sich um – und riss die Augen auf.

Kanon lächelte. „Ich glaube, ich muss dir einiges erklären.“
 

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So, ich hoffe, es ist schön verworren und regt zum Weiterlesen an ;)

Bin natürlich wie immer für Kommis offen :D

Wehe den Besiegten

Auch dieses Mal war Euro einer der letzten, die gingen. Kurz zuvor bat er Tohdoh allerdings noch zur Seite.

„Was wollen Sie?“, fragte Tohdoh missmutig.

„Ich will Ihnen nur ausrichten, dass ich auf Ihrer Seite stehe.“

Tohdoh war ehrlich überrascht, aber es zeigte es nicht. „Tatsächlich?“

„Ja. Andere mögen anders denken, aber ich erkenne ein ehrliches Gesicht, wenn ich es sehe, und Ihr Gesicht sagt mir, dass Sie tatsächlich keine Ahnung von Zeros wahrer Identität hatten.“

„Das stimmt“, bekräftigte Tohdoh die Aussage.

Euro nickte. „Ich versichere Ihnen, ich werde all meinen Einfluss in der neuen EU geltend machen, um zu verhindern, dass unsere Mitgliedsländer sich den Knight of Omikron zuwenden. Bis dahin wünsche ich Ihnen Glück, dass Sie diese Sache regeln können. Guten Tag.“ Damit ging er.

In diesem Augenblick kam Tamaki angerannt. Er wirkte ziemlich aufgelöst und gestikulierte wie verrückt, war aber nicht imstande etwas zu sagen, sondern keuchte eine Weile nur vor sich hin und hielt sich die Seite. „Tohdoh … Kallen … Kallen ist …“

Tohdoh runzelte die Stirn. „Was ist mit ihr?“
 

Kallen lag mit bleichem Gesicht in einem der Krankenbetten auf der Seite. Cecile hatte ihr soeben einen Verband um den bloßen Oberkörper angelegt, durch den immer noch dunkles Blut sickerte. Die Tür knallte gegen die Wand, als Tohdoh sie aufstieß. „Wie geht es ihr? Was ist passiert?“

Cecile, die die Rolle der Ärztin übernommen hatte, schüttelte traurig den Kopf. „Es sieht nicht gut aus. Wenn man sie nur früher gefunden hätte …“

Was ist passiert?“, wiederholte Tohdoh scharf.

Hina, die Kallen gefunden hatte, erzählte: „Ich bin eher zufällig an ihren Quartier vorbeigekommen und dachte, ich frage sie, wie es ihr geht, weil sie sich die letzten Tage kaum blicken hat lassen. Dann hab ich sie so gefunden.“

„Es sieht so aus, als verübe jemand Attentate auf die wichtigsten Schwarzen Ritter“, bemerkte Chiba, die eben in diesem Moment zur Tür hereinkam. „Zuerst Ohgi und jetzt sie.“

„Nicht nur Ohgi“, sagte Tohdoh und umschloss sein Kinn mit der Hand. „Durch diesen grünen Hadron-Strahl hätten wir alle sterben sollen.“

Chiba legte ihm die Hand auf die Schulter. „Dann bist du der nächste. Du musst auf dich aufpassen.“

Tohdoh drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, als er sagte: „Für dich ist es genauso gefährlich.“ Dann wandte er sich Cecile zu. „Hat sie irgendetwas gesagt, als sie schlief?“

„Ich … Sie …“ Cecile druckste eine Weile herum. „Sie hat seinen Namen genannt.“

„Wessen Namen?“

„Lelouchs.“

Tohdoh sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Sie wusste davon?“

„Vielleicht war er es, der sie angegriffen hat“, überlegte Chiba.

„Hm … Oder einer der Knights of Omikron. Kallen hatte immer eine … besondere Beziehung zu Zero. Gut möglich, dass sie gewusst hat, wer sich unter der Maske verbirgt.“

Ein rasches Piepsen ließ sie herumfahren. „Oh nein!“, rief Cecile. „Ihr Puls! Schnell, Hina, helfen Sie mir!“

Chiba schob Tohdoh mit sanfter Gewalt aus dem Krankenzimmer. „Wir sollten es ihnen überlassen.“

„Wenn Kallen stirbt …“

„Sie wird nicht sterben.“

„Wenn Kallen stirbt, ist der Orden der Schwarzen Ritter wirklich dem Untergang geweiht“, sagte Tohdoh finster. „Außerdem hast du doch gesehen, wie sie aussieht. Ein Wunder, dass sie nicht längst verblutet ist. Verdammt, irgendjemand hat es wirklich auf uns abgesehen!“

Tamaki, der draußen gewartet hatte, sah sie erwartungsvoll an.

„Tamaki, welche Blutgruppe hast du?“, fragte Tohdoh.

„Null negativ, wieso?“

„Perfekt. Dann geh rein, Blut spenden. Für den Fall, dass Kallen die nächste Minuten überlebt.“

Tamaki sah ihn nur verblüfft an, gehorchte aber.

Stunden vergingen, in denen sie beide nur vor dem Krankenzimmer saßen und stumm warteten. Doch das rote Licht über der Tür wurde nicht grün. Es war und blieb rot. Weder Tamaki noch Hina oder Cecile kamen heraus. Draußen regnete es immer noch, als würde selbst der Himmel trauern.

In dieser schweren Zeit fasste sich Chiba ein Herz und sagte: „Tohdoh-san … Ich weiß, das ist nicht der passende Augenblick, aber jetzt, wo alles so verloren scheint, möchte ich dir etwas sagen …“

Er sah sie fragend an. „Und das wäre?“

Sie spürte, wie sie errötete. „Nun, ich … Ich halte nämlich viel von dir … Sehr viel … Und deshalb …“

Schritte auf dem Korridor wurden laut. Ein Schwarzer Ritter kam auf sie zugelaufen. „Tohdoh-san! Kommen Sie schnell! Die Küstenpatrouillen haben jemanden aufgegriffen!“

„Wen denn? Was ist so wichtig daran?“, fragte der General.

Chiba senkte enttäuscht den Blick.

„Das sollten Sie sich mit eigenen Augen ansehen. Sie würden mir sonst nicht glauben.“

Tohdoh runzelte verärgert die Stirn. „Was ist das für ein Unsinn?“ Trotzdem stand er auf und ging mit dem Mann mit. Dann drehte er sich nochmal um. „Chiba?“

„Schon gut. Ich bleibe hier und warte, bis sich etwas tut.“ Er schien ihre niedergeschlagene Stimmung nicht zu bemerken, sondern nickte nur knapp und lief dann dem Soldaten hinterher.
 

„Das ist doch … unmöglich!“, stieß Tohdoh einige Minuten später aus, als er zusammen mit einigen anderen Schwarzen Rittern vor dem Regierungsgebäude stand und auf den jungen Mann in Handschellen hinuntersah, den Sugiyama an der Grenze aus dem Wasser gefischt hatte, wie er gesagt hatte.

Es hatte wieder stärker zu regnen begonnen. Suzakus Haar klebte ihm nass am Kopf und seine Kleidung war abgerissen und schmutzig. Trotzdem hatte Tohdoh ihn sofort erkannt.

So wie der Weiße Ritter auch ihn. „Tohdoh-sama!“, rief er. „Ist der Gipfel schon vorüber? Wo ist Zero?“

„Ich wüsste nicht, warum ich dir das sagen sollte“, antwortete Tohdoh, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengekniffen.

„Es ist sehr wichtig! Zero ist … Zero ist ein Hochstapler!“

„Das wissen wir bereits. So gut wie du, wahrscheinlich“, fügte Tohdoh zornig hinzu. „Dass du deinem Verbündeten in den Rücken fällst, zeugt wieder einmal von deinem verräterischen Charakter.“

Suzaku sah ihn verwirrt an. „Was meint Ihr damit?“

Sein ehemaliger Lehrmeister starrte ihn nur an. „Kururugi Suzaku“, sagte er. „Der Knight of Seven und Knight of Zero, der engste Mitstreiter des Tyrannen Lelouch vi Britannia. Der Mann, der seine Heimat verraten hat und den Imperator an die Macht brachte. Der Pilot des Lancelot, der bei der Schlacht um Damocles vom Guren getötet wurde. Ich hätte nie gedacht, dass du derart verschlagen bist.“

Suzaku biss sich auf die Lippe. Hatte er geglaubt, einfach so ins Regierungsgebäude zu kommen, ohne sich für seine Taten rechtfertigen zu müssen? „Ich weiß, das ist nicht einfach zu verstehen, aber es ist eine Verschwörung im Gange!“

„Tatsächlich?“, fragte Tohdoh unbeeindruckt.

„Jemand gibt sich als Zero aus, der es aber nicht ist! Ihr müsst mir glauben! Wenn Ihr ihn nicht aufhaltet, geschieht ein Unglück!“

„Dieses Unglück ist bereits geschehen“, sagte Tohdoh bitter.

Suzaku riss die Augen auf. „Was ist passiert?“

„Das musst du doch am besten wissen! Ihr habt den Plan doch sicher gemeinsam ausgeheckt!“

„Welchen Plan?“

„Spiel nicht den Ahnungslosen!“, brüllte Tohdoh. Suzaku hatte den Mann noch nie so unbeherrscht gesehen. Er musste ihn ziemlich in Verwirrung versetzt haben. „Alles, was du je getan hast, hat sich gegen den Orden der Schwarzen Ritter gerichtet!“ Er gab Sugiyama ein Zeichen. „Bringt ihn weg, sperrt ihn irgendwo ein! Und seht zu, dass ihr Informationen über Lelouch aus ihm herausbekommt!“

Lelouch?“ Suzaku verstand die Welt nicht mehr. Noch einmal versuchte er es. „Tohdoh-san, ich weiß nicht, was hier geschehen ist, aber wenn Ihr es mir sagt, kann ich Euch garantiert helfen! Ich bin …“ Aber Tohdoh hatte sich bereits umgedreht und war wieder im Regierungsgebäude verschwunden.
 

Als Tohdoh in das Regierungsgebäude zurückkehrte, war ein regelrechter Auflauf vor dem Krankenzimmer entstanden. Es schienen alle Schwarzen Ritter auf dem schmalen Gang zu stehen. In ihrer Mitte diskutierten Lloyd und Cecile mit Tamaki und Chiba. Der Graf schien der einzige zu sein, der nicht bedrückt wirkte.

„Was ist hier los?“, fragte Tohdoh. Er sprach nicht besonders laut, aber sofort drehte sich jedermann zu ihm herum.

Chiba wich seinem Blick aus, Tamaki schien den Tränen nahe. Tohdoh runzelte die Stirn. Bedeutete das etwa …?

Er sah Cecile erwartungsvoll an. Die Britin verzog keine Miene. Sie schien etwas sagen zu wollen, schloss den Mund aber wieder. Tohdohs Blick glitt wieder zu Chiba und wartete, bis sie reagierte. Doch diese Reaktion bestand nur aus einem stummen Kopfschütteln.

Tohdoh knirschte mit den Zähnen.
 

Der Orden der Schwarzen Ritter hielt eine Gedenkmesse ab und setzte Kallen standesgemäß bei. Selbst der immer so gefasste Tohdoh spürte dabei sein Kinn zittern. Ausnahmslos alle Schwarzen Ritter waren tief getroffen. Kallen war seit dem Anfang dabei und eine ausgezeichnete Pilotin und der Schrecken ihrer Feinde gewesen. Sie zu verlieren bedeutete, dass der Orden so etwas wie sein Herzstück verlor. Es gab nun kaum noch Hoffnung, einen Krieg zu gewinnen.

Auch Rivalz war bei der Beerdigung anwesend. Der ständige Regen, der auch jetzt nicht aufgehört hatte, hatte den Boden aufgeweicht, auf dem er kniete und mit Tränen in den Augen den Sarg musterte. „Warum nur … Warum muss mir das Schicksal jeden Freund nehmen, den ich habe? Es ist so ungerecht!“

Tamaki ließ seinen Tränen freien Lauf. Rakshata war besonders bedrückt und verzichtete sogar darauf, mit Lloyd zu streiten, der die ganze Sache natürlich nicht so eng sah.

Nachdem Ninas Verschwinden bekannt wurde, wurde eine halbherzige Suchaktion eingeleitet. Keine Spuren deuteten auf einen weiteren Mord hin, also nahm man an, dass sie nach der Enthüllung von Zeros Identität die Nerven verloren und entweder Selbstmord begangen hatte, oder nach Britannien gereist war.

Die nächsten Tage waren voll schlechter Neuigkeiten. Mehr und mehr Staaten empörten sich über Zero und die Schwarzen Ritter, und viele sagten den Knights of Omikron ihre Unterstützung zu. Diese Leute wollten einfach nur das bekämpften, was in ihren Augen mit Lelouch vi Britannia zu tun hatte, und die Vorstellung, dass sie eben diesem Tyrannen auf den Leim gegangen waren, war ihnen unerträglich. Auch in Japan wurden immer mehr Stimmen laut, es gab zahlreiche Proteste und Demonstrationen und sogar einige gewaltsame Übergriffe gegen den Orden.

Schließlich blieb Tohdoh keine Wahl, als sich an Nunnally und Kaguya zu wenden.

„Sind Sie sich dessen sicher?“, fragte Kaguya.

Er nickte. „Der Orden der Schwarzen Ritter kann nicht hier bleiben. Die Regierung von Japan muss uns verbannen, oder sie wird ebenfalls Ziel der Protestaktionen und verliert das Vertrauen der Bürger.“

Die beiden Mädchen sahen die Notwendigkeit ein. „Wir werden den Orden heimlich mit allem ausstatten, was er benötigt“, erklärte Kaguya. „Wo werdet ihr hingehen?“

„Wir suchen uns neutralen Boden. Vielleicht Kaminejima. Oder Horai. Anderenfalls verstecken wir uns in Afrika oder Südamerika. Wir haben bereits mit den Vorbereitungen begonnen.“

„Dann wünsche ich euch viel Glück. Wäre es Ihnen recht, wenn wir die Verbannung in einem Monat verkünden?“, fragte Nunnally.

„So lange können wir nicht warten“, erklärte Tohdoh. „Ihr würdet in Ungnade fallen. Wie gesagt, wir haben bereits vor einigen Tagen begonnen. Zwei Wochen reichen uns völlig.“

Die beiden nickten. „Dann soll es so sein.“

Tohdoh nickte ebenfalls und wollte sich abwenden, als Nunnally sagte: „General Tohdoh, dürfte ich mit Ihnen unter vier Augen sprechen?“

Er sah sie an, erwartete bereits, worum es ging. „Natürlich.“ Damit schob er ihren Rollstuhl von den anderen Regierungsmitgliedern weg.

„Der Zero, den Kanon im Sitzungssaal erschossen hat“, sagte Nunnally, ohne um den heißen Brei herum zu reden. „Das war nicht mein Bruder.“

„Ich hätte es gehofft. Aber es sieht danach aus, als wäre er es doch.“

„Nein!“ Ihre Stimme wurde plötzlich lauter. „Ich war dabei, als er gestorben ist. Ich habe gefühlt, wie das Leben aus ihm wich! Und der Mann unter Zeros Maske, das war nicht Lelouch! Die Art, wie er sprach, war … falsch. Und außerdem … es ist nur ein Gefühl, aber verstehen Sie, ich war lange Zeit blind und habe daher lernen müssen, das Verhalten der Leute durch ihre Ausdrucksweise oder ihre Hände zu erkennen. Der Zero, der lange Zeit unsere neue Regierung unterstützt und meinen Bruder getötet hat, war nicht der Zero, der während der Sitzung gesprochen hat!“

Tohdoh hatte mit steinernem Gesicht zugehört. Sie hatten ihre Runde fast beendet und waren wieder bei den anderen angelangt. „Ich danke dir für diese Information, Nunnally.“

Nunnally sank in ihrem Rollstuhl zusammen. „Sie glauben mir nicht“, stellte sie fest. „Das erkenne ich sofort.“

„Nun, es erscheint mir unwahrscheinlich. Seit Zeros Fehlentscheidung im Shinjuku Ghetto habe ich ihn unauffällig rund um die Uhr überwachen lassen. Er hat niemals seine Maske abgelegt oder sich sonst irgendwie geändert.“

Nunnally schien es aufgegeben zu haben. „Dann bleibt mir nur noch, Ihnen eine gute Überfahrt und hoffnungsvolle Zukunft zu wünschen, Tohdoh.“
 

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Tjaha, das war's auch schon wieder ;) Mal eine ansehnliche Länge, finde ich^^

Ich duck mich schon mal vor den Schlägen, wegen dem mit Kallen ...

Und keine Sorge, die ganze Geschichte wird noch ausgedröselt^^ Im übrigen versuche ich, ein wenig dem Stil von Sunrise zu folgen, wem das etwas sagt ;)

Konspiration

So, nachdem es eine Zeit ruhig wahr ... Zeit für den zweiten Arc ;)
 

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Schmerz. Das war alles, was sie fühlte. Und er wurde noch größer, als endlich – nach schier ewiger Zeit – die Tür zu ihrer Zelle geöffnet wurde und helles, beißendes Licht in die unendliche Dunkelheit um sie herum stach.

C.C. blinzelte, als sei die Silhouette des Mannes sah, der ihr das alles angetan hatte. Das Licht beleuchtete allerdings ein Lächeln, das plötzlich gar nicht mehr hämisch oder gar bösartig war. Er musste guter Dinge sein. Das bewies allein der Umstand, dass er einen Karton in der Hand hielt, in dem eine … Pizza lag!

„Nun, schon etwas kooperativer?“, fragte er fast fröhlich. „Hier – es ist zwar nicht Pizza Hut, aber dafür bekommst du garantiert hundertprozentig echten Käse.“ Er stellte den Karton ab und öffnete mit einem Schlüssel ihre Handschellen. In der Haltung, in der sie sich nun schon wochenlang befand, waren ihre Arme zu reinen Schmerzbolzen geworden, und nun, da sie nicht mehr aufrecht gehalten wurde, sank sie mit einem erleichterten Seufzer in sich zusammen.

Ihr Peiniger hatte inzwischen ein Stück der Pizza genommen und aß es lächelnd. Dann nahm er ein zweites und hielt es ihr hin. „Hier – wenn du es nicht halten kannst, füttere ich dich.“

C.C. ließ ein verächtliches Lachen hören. „Warum plötzlich so freundlich?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. „Haben dich die Schuldgefühle gepackt?“ Sie machte keine Anstalten, das Pizzastück entgegenzunehmen. Am liebsten wäre sie durch die offene Zellentür ins Freie geflohen, aber sie war so geschwächt, dass sie keinen Schritt würde machen können.

„Nun, im Grunde trifft es das schon sehr gut“, lachte er verlegen. C.C. fragte sich, ob er vielleicht schizophren war. „Wenn du schon nicht essen willst, halt wenigstens still!“ Er beugte sich vor und verband ihre Handgelenke. Obwohl sie sich wehren wollte, fand sie nicht die Kraft dazu. „Weißt du, da ich in Kürze der Herrscher der Welt werde, muss ich mich darin üben, Gerechtigkeit walten zu lassen. Das war mir schon immer klar, aber ich habe sie nie an dir walten lassen. Dabei sind wir uns so ähnlich, du und ich.“

„Du wagst es …“

„Ja. Bestreite es ruhig, aber es ist wahr. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie es sein muss, zu sterben und doch weiterzuleben und alles zu überdauern. Allzu schön dürfte das ja nicht sein, wenn man dich so ansieht“, meinte er trocken.

„Das liegt daran … dass du …“, brachte sie hervor.

„Jaja, ich weiß. Ich bin der Böse und habe dir das angetan. Aber sieh es ein: Es ist zum Wohle der Menschheit. Und wenn du nicht so widerspenstig bist, kann ich dich vielleicht sogar nach draußen lassen. Wenn niemand in der Nähe ist, versteht sich. Ich kann es schließlich nicht riskieren, dass du auf die dumme Idee kommst, irgendeinem eifrigen Soldaten von mir ein Geass zu geben, der mir dann den Rang ablaufen will. Das ist übrigens der wahre Grund, warum in meiner Abwesenheit niemand deine Zelle hat betreten dürfen. Ich wollte dich nur einschüchtern, aber anscheinend schafft das kein Mensch.“ Er grinste schief, allerdings diesmal mit einem heimtückischen Funkeln in den Augen.

„Und deshalb lässt du mich verhungern?“, fragte sie spitz.

„Du kannst nicht verhungern“, erinnerte er.

„Du bist wohl noch nie gestorben“, sagte sie leise. „Du hast keine Ahnung.“

„Eben darum will ich mich ja bei dir entschuldigen! Ich kann dir vielleicht ein besseres Leben ermöglichen, als du jemals hattest! Du musst dich mir nur anschließen!“

Sie schloss die Augen und lachte leise. „Also daher weht der Wind.“

„Ohne deine Hilfe wäre Lelouch vi Britannia nie so weit gekommen“, erinnerte er.

„Als ob du meine Hilfe notwendig hättest.“ C.C. öffnete ihre Augen wieder und ihr goldener Blick traf den seinen. „Wenn du mir wirklich etwas Gutes tun willst, dann nimm mir meinen Code und töte mich.“

Er sah sie einen Moment ernst an und lachte dann laut auf. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das tun würde?“

„Du solltest es zustande bringen.“

Seine Miene wurde wieder hart. Er war ziemlich wechselhaft, zumindest was seine Stimmung anging. „Und wenn ich das nächste Mal Informationen über die Geschehnisse von vor zwei Jahren haben will, frage ich deine Leiche, wie? Ich will nichts mehr davon hören. Ich habe versucht, dir entgegenzukommen, aber wenn du nicht willst …“ Er zuckte mit den Schultern, kettete wieder einen ihrer Arme an die Wand und klemmte sich den Pizzakarton unter die Achsel. Bevor er zur Tür hinausging, sagte sie höhnisch: „Du bist genau der hinterhältige Typ, für den ich dich gehalten habe. Aber du bist nicht halb so gut darin, deine Gefühle zu verbergen, wie Lelouch es war.“

„Da hast du sie!“, schrie er und warf die Pizza auf den Zellenboden, wo sie zermatscht liegen bleib, wobei er nicht darauf achtete, ob C.C. sie auch erreichen konnte oder nicht. „Und hör mir auf mit Lelouch! Der ist Vergangenheit!“

Damit knallte er die Tür zu und ließ die Unsterbliche allein.
 

Tohdohs Miene war wie immer unergründlich, als er am Strand von Kaminejima stand und die Landung der letzten Knightmares und der Ikaruga II beobachtete. Es war Abend und die Sonne ließ das Meer golden glitzern. Wie konnte die Natur nur so schön sein, wenn unter den Menschen Krieg herrschte?

Von hinten trat Chiba an ihn heran. Sie hielt einen kleinen Computer in den Händen. „Diese Höhle des Kultes scheint sich für eine Basis zu eignen. Es wird nicht lange dauern, sie einzurichten. Die anderen Knightmare Frames sind schon verstaut. Irgendwelche Nachrichten von Kaguya?“

Tohdoh schüttelte den Kopf.

„Ist es eigentlich sinnvoll, dass wir den Guren mitgenommen haben?“, fragte Chiba, als sie den Knightmare, an Helikoptern gehängt, herfliegen sah. „Außer Kallen kann ihn sowieso niemand steuern.“

„Besser wir haben ihn, als unsere Gegner. Vielleicht findet sich jemand, der ihn im Ansatz fliegen kann.“ Tohdohs Funkgerät piepse. Er drückte auf einen Knopf. „Ja?“

„General Tohdoh“, kam Yagamis Stimme aus dem Lautsprecher. „Wir empfangen Knightmare-Signale auf zwölf Uhr! Es ist der Tristan! Sollen wir uns zur Abwehr bereit halten?“

„Nein. Cornelia würde uns nie ohne Vorwarnung angreifen lassen. Lasst ihn passieren.“

„Verstanden.“

Der Knightmare landete direkt vor Tohdoh und Chiba im Sand. Das Cockpit fuhr heraus und Gino – in seinem Kampfanzug – stieg aus.

„Gino Weinberg“, begrüßte ihn Tohdoh.

„Seid gegrüßt.“ Seine gute Laune schwand für einen Moment und er sah betreten zu Boden. „Tut mir leid, das mit Kallen …“

„Ihr wisst davon?“, fragte Tohdoh erstaunt.

„Die japanische Regierung hat es gestern verkündet.“

„Warum haben sie wohl so lange gewartet?“, überlegte Chiba.

„Ihr seid doch wohl nicht nur hier, um uns Euer Beileid auszusprechen, Knight of One?“ Gino war nach Bismarcks und Suzakus Ableben der wichtigste Ritter von Britannien geworden.

„Oh – nein!“ Gino fand sein Lächeln wieder. „Ihr seid verantwortlich für eine ganz schöne Konspiration auf der ganzen Welt!“

„Ich kann Euch nicht ganz folgen.“

„Genauso wie China auch, will Kaiserin Cornelia euch unterstützen. Im Geheimen, versteht sich. Nach außen hin müssen wir euch ja hassen, aber die Kaiserin glaubt nicht, dass ihr noch irgendetwas mit Kaiser Lelouch zu tun habt. Wir werden euch also mit allen Informationen über die Knights of Omikron versorgen, die wir kriegen können. Das ist im Moment nicht viel; sie machen ein richtiges Geheimnis um ihre Existenz. Was ich euch sagen, ist, dass Kanon einen Tag nach dem Gipfel eine Nachricht an alle Staaten gesendet hat, in der er sein Angebot erneuert. Alle, die sich ihnen anschließen wollen, sollen Kriegsgerät und Ressourcen bereithalten. Wohin sie es liefern müssen, erfahren sie kurzfristig.“

„Dann ist es für uns wahrscheinlich schon zu spät“, überlegte Tohdoh. „Sie haben sicher vor, uns mit einem Schlag auszulöschen und wollen kurz davor ihr Militär aufstocken. Sie verlieren wirklich keine Zeit.“

„Cornelia wird es euch wissen lassen, wenn die Omikrons mehr über sich preisgeben. Ach ja, und ich bin übrigens hier, um euch im Kampf zu unterstützen“, fügte Gino hinzu.

„Das ist gut. Dann ist Kallens Verlust fast ausgeglichen“, sagte Chiba, was ihr einen bösen Blick von Gino einbrachte.

„Ist dein neuer Knightmare denn so gut wie der alte?“, fragte Lloyd, der in diesem Moment den Strand entlang gewandert kam.

Gino verzog das Gesicht. „Eigentlich hättet Ihr das schon während dem Kampf um das Regierungsgebäude sehen sollen. Nach dem letzten Kampf gegen Lelouch musste er komplett überholt werden, aber der Tristan Shredder ist mindestens so gut wie der Tristan Divider.“

Tohdoh nickte. „Danke für Eure Hilfe, Knight of One. Ihr könnt Euren Knightmare in der Kulthöhle abstellen. Entschuldigt mich jetzt bitte.“

Gino sah Chiba und Tohdoh nach, wie sie ins Innere der Insel gingen. Er schüttelte den Kopf. „Er ist noch griesgrämiger als früher.“

Lloyd lachte. „Och, das ist doch verständlich. Er denkt zu viel an den Krieg. Er sollte mal versuchen, Knightmares zu bauen, anstatt sie zu steuern.“
 

Die folgenden drei Tage waren voll von Vorbereitungen. Kriegsgerät musste verstaut, Verpflegung angeschafft werden. Die Kulthöhle wurde auf gefährliche Schwingungen durchsucht, war aber harmlos.

„Tohdoh-san! Wir erhalten eine Nachricht von Xingke!“, rief Sugiyama. Er saß an einer eben erst aufgebauten Computerkonsole mit Kommunikationsanschluss.

Tohdoh war sofort zur Stelle. Auf dem Schirm flackerte Xingkes Gesicht, der in seinem Knightmare saß. „General Xingke. Wir haben lange nichts mehr von Ihnen gehört.“

„Ich weiß. Es war viel Arbeit, die Söldner in Afrika ausfindig und unschädlich zu machen. Allerdings sind meine Truppe und ich auf etwas gestoßen, was Sie als interessant empfinden dürften“, sagte der Chinese.

„Und das wäre?“

„Knightmares.“

„Wenn Söldner ein paar veraltete Knightmares besitzen, ist das doch nichts Besonderes.“

„Es sind weder ein paar noch sind sie veraltet. Sie sind schwarzrot und haben viele Stacheln.“

„Was?!“ Tohdoh beugte sich so weit vor, dass er fast in den Bildschirm fiel. „Wissen Sie, was Sie damit sagen?“

Xingke nickte. „Dass wir die Basis der Knights of Omikron gefunden haben.“

Ein Ziel vor Augen

So, nach all den aufgeworfenen Fragen ... bringen wir mal ein wenig Licht ins Dunkle ;)

Da das letzte Kapitel schon ein wenig zurückliegt, empfehle ich, die ersten paar Kapitel (1-4) nochmal zu überfliegen, damit ihr dem folgen könnt ;)

Und los gehts!
 

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„Ich sende Ihnen die Daten“, sagte Xingke. „Sowie geografische Informationen. Es darf natürlich nicht an die Öffentlichkeit dringen, dass China Sie unterstützt.“

Tohdoh nickte. Der Bildschirm flackerte erneut und Fotos von der Landschaft dort tauchten auf.

Die Basis der Knights of Omikron war um einen alten, afrikanischen Stufentempel herum aufgebaut. Gleich daneben stand ein sehr viel moderneres Bauwerk, eine Art Funkturm mit verstärktem Fundament und mehreren Generatoren an der Außenwand, wahrscheinlich für Magnetschilde. Diese beiden Gebäude wurden von einer Menge Zelte und Baracken gesäumt. Ein richtiges Heerlager, das ungefähr vier Quadratkilometer einnahm. Weiter hinten, in einer Felswand, war eine riesige Garage eingelassen, in der Kriegsmaschinen standen.

„Wir konnten uns nicht nahe heranwagen, aber wir haben Signale von mindestens sechsundfünfzig Knightmare Frames aufgezeichnet“, ertönte Xingkes Stimme im Hintergrund. Das war ungefähr die Menge, die der Orden der Schwarzen Ritter noch zur Verfügung hatte. „Zwei davon sind unbekannte Typen, die mit Sakuradite funktionieren, der Rest läuft irgendwie anders. Außerdem sind da noch viele Panzer und natürlich Waffen für Fußsoldaten. In der Garage befindet sich ein mobiles Kampffahrzeug, ähnlich der Ikaruga, nur dreimal so groß und mit schweren Geschützen ausgestattet. Dort anzugreifen dürfte nicht leicht sein.“

„Wir werden sofort ausrücken“, beschloss Tohdoh.

Xingkes Gesicht erschien wieder. „Ist das nicht ein wenig vorschnell?“

Tohdoh nickte. „Ja. Aber wir dürfen nicht länger warten, bis sie die Unterstützung der anderen Staaten in Anspruch nehmen. Wenn wir sie auf einen Schlag auslöschen, können wir einen großen Krieg vielleicht noch verhindern. Aber alleine schaffen wir das nicht. Xingke, sind Sie und Ihre Truppen noch in der Nähe? Würden Sie uns Ihre Unterstützung zusichern?“

Xingke schien zu überlegen. „Ich tue das nur aus Sympathie, weil Sie uns geholfen haben. Es kann mich mein Ansehen bei den Bürgern kosten, wenn der Angriff fehlschlägt.“

„Dann darf er nicht fehlschlagen.“

Xingke nickte. „Wir werden auf Sie warten.“

Die Übertragung erlosch. Tohdoh wandte sich zu Tamaki um. „Bring Suzaku her.“

Tamaki sah ihn verdutzt an, lief dann aber los.

„Ist das klug?“, fragte Chiba.

„Wir brauchen jetzt jeden fähigen Piloten“, erklärte er.
 

Suzaku hatte seine Tage auf Kaminejima in einer kleinen Zelle zugebracht und die ganze Zeit über keine Menschenseele gesehen. Sein Essen war ihm unter der Tür durchgeschoben worden. Entsprechend überrascht war er, als Tamaki ihn plötzlich holen kam. Kaum eine Minute später stand er von Tohdoh, der ihn mit finsterem Blick maß.

Suzaku hatte es aufgegeben. Tohdoh würde ihm niemals glauben. Also was tat er hier?

„Ich gebe dir noch eine Chance“, sagte Tohdoh. „Weil du mein Schüler warst. Du wirst für uns gegen die Knights of Omikron kämpfen.“

Suzaku nickte gefasst. „Nichts lieber als das. Aber ich brauche einen Knightmare.“

„Du wirst den Guren fliegen.“

Der Weiße Ritter brauchte einen Moment, um den Sinn dieser Worte zu verstehen. „Aber, das ist doch … Kallens …“

„Kallen“, unterbrach ihn Tohdoh und musterte ihn genau, „ist tot.“

Suzaku fühlte sich wie mit Eiswasser übergossen. Er starrte den General ungläubig an, dann auf den Boden. „Oh nein. Der falsche Zero, nicht wahr?“ Tohdoh sagte nichts. Suzaku sah ihm wutentbrannt in die Augen. „In Ordnung. Ich nehme den Guren und werde sie rächen!“

„Du bist kein guter Schauspieler“, sagte Tohdoh nach einer Weile. „Daher schließe ich aus deiner Reaktion, dass du tatsächlich nicht gewusst hast, was Zero vorhatte.“

Suzaku verneinte. „Tohdoh-sama, wenn Ihr mich anhören würdet, könnte uns das beide weiterbringen. Ich schwöre bei meinem Leben, dass ich nicht lügen werde.“

„Was würdest du uns denn erklären wollen? Wie du den Kampf gegen Kallen überlebt hast? Oder warum du es plötzlich so bedauerst, dass sie tot ist?“

Suzaku seufzte. „Sie war die einzige, die von meiner Identität als Zero wusste.“

Tohdoh und die anderen Schwarzen Ritter starrten ihn lange an. Keiner brachte einen Ton hervor. Der General zog die Augenbrauen zusammen. „Wie war das?“

Also erzählte Suzaku von Lelouchs Plan, der Welt eine Zukunft zu geben. Mit wachsendem Unglauben hörte Tohdoh zu, aber ein gewisses Verständnis spiegelte sich in seinem Blick.

„Nun, das mit dem Frieden dürfte er sich anders vorgestellt haben“, spottete Chiba. „Für dieses Ziel hat er all seine Freunde bekämpft?“

„Du vergisst, dass wir es zuerst waren, die ihn verlassen haben“, meinte Tohdoh.

„Ja, weil er uns von hinten bis vorn belogen hat.“

„Ist das jetzt noch wichtig?“, rief Suzaku dazwischen. „Ich halte das nicht mehr aus! Lelouch wird immer als Inbegriff des Bösen gesehen! Dabei wollte er nur eine bessere Welt!“

„Die er mit blutigen Mitteln erreichen wollte“, gab Chiba zurück.

„Ohne Opfer lässt sich die Welt nicht verändern, das weiß ich jetzt“, sagte Suzaku mit fester Stimme.

„Du sagst also, du wärst der neue Zero gewesen? Die ganze Welt hat gesehen, wie Lelouch unter Zeros Maske hervorkam.“ Tohdoh war nicht überzeugt.

„Ich bin Zero!“, rief Suzaku verzweifelt. „Ich weiß nicht, ob oder warum Lelouch noch lebt oder wieso er sich als Zero verkleidet und diese rotschwarzen Knightmares auf uns loslässt!“

Tohdoh blinzelte. „Wie war das?“

„Ich sagte, ich bin Zero!“

„Nein, das zum Schluss! Das mit den Knightmares!“

Suzaku sah ihn fragend an.

Tohdoh seufzte und begann zu erklären. „Irgendetwas sagt mir, dass du wirklich keine Ahnung hast. Diese rotschwarzen Stachel-Knightmares gehören zu den Knights of Omikron, unseren Gegenspielern, die jetzt viel mehr Sympathisanten haben als wir.“

„Knights of Omikron, verstehe“, überlegte Suzaku. „Warum sollte Lelouch sich ihnen anschließen?“

„Wie meinst du das? Er hat doch auf unserer Seite gegen sie gekämpft!“

Suzaku überlegte mit ernster Miene. „Nein … Da stimmt etwas nicht. Ich war derjenige unter Zeros Maske, bis zu dem Tag der zweiten Jahresfeier. Nach der Ansprache war ich in meinem Zimmer, als der Kampf losging. Kallen war auch bei mir. Dann hat sie ein Schwarzer Ritter geholt. Als der Kampf losging, sind neun bewaffnete Männer in mein Zimmer eingedrungen und haben mich bedroht. Dann haben die feindlichen Knightmares die Wand zum Zimmer durchschossen und die Knights of Omikron haben ein Transportschiff mit Fluchtkapseln davor geflogen. Die Männer haben mich gezwungen, Zeros Maske und sein Gewand auszuziehen und in eine der Kapseln zu steigen. Die Kapseln wurden dann allesamt abgeschossen. Ich sah kurz das Schlachtfeld. Wie war das noch … da waren die Rotschwarzen, der Guren und einige von unseren Maschinen … Meine Kapsel landete irgendwo um Meer. Durch den Aufprall stieß ich mir den Kopf und dann habe ich wohl mein Gedächtnis verloren. Ein alter Fischer hat mich aus dem Meer gerettet und ich bin bei ihm geblieben, bis meine Erinnerungen zurückkamen. Dann bin ich so schnell wie möglich zu euch zurück und den Rest kennt ihr ja.“

Tohdoh sah ihn lange an. „Hm …“, meinte er gedehnt. „Du hast uns da eine Menge zu denken gegeben. Kururugi Suzaku, der neue Zero?“

„Ich traue ihm nicht“, sagte Chiba.

„Aber er weiß Dinge, die er nicht wissen dürfte, wenn er nicht Zero gewesen wäre“, gab Sugiyama zu bedenken. „Alle Zeros sind Verräter, wie es aussieht!“ Suzaku starrte ihn nur finster an.

„Ein letzter Test“, sagte Chiba. „Ich habe Zero, nachdem die Kapseln fort waren, aus seinem Zimmer geholt.“

„Das war dann wohl Lelouch“, sagte Suzaku. „Auch wenn ich mir nicht erklären kann, warum er das getan haben soll.“

„Du sagst, es waren neun Männer? Es war aber nur Zero im Zimmer“, fuhr sie fort.

„Es waren neun! Ich habe sie genau gezählt. Das heißt, einer von ihnen wurde von einem Hitzestrahl getötet.“

„Es war nur Zero darin“, beharrte Chiba. „Keine anderen Männer oder Leichen. Er hat mir erzählt, die Männer hätten ihn daran hindern wollen, in den Kampf einzuschreiten.“

„Warum hätten sie dann abhauen sollen?“, fragte Suzaku verzweifelt. „Sie hätten Sie leicht überwältigen können, so wie sie ausgerüstet waren. Das ergibt keinen Sinn.“

„Wie auch immer. Ich war die einzige, die das Zimmer betreten hat, danach wurde es für die Untersuchung der Strahlenwirkung gesperrt. Wie sah es aus, als du es verlassen hast?“, wollte Chiba wissen.

Suzaku überlegte angestrengt. „Nun … Die Wand war geschmolzen. Wenn die Männer nichts verändert haben – vielleicht sind sie ja in die anderen Kapseln gestiegen und nur Lelouch ist zurückgeblieben – dann müsste … Ja, genau! Das Komm wurde zerschossen!“

Chiba nickte. „Das ist mir aufgefallen. Aber das genügt nicht als Beweis; da niemand mit Zero Kontakt aufnehmen konnte, kann man sich das zusammenreimen.“

Suzaku fluchte. „Verdammt, wie soll ich euch das beweisen?“

„Indem du uns erzählst, was wir in den letzten zwei Jahren in nicht öffentlichen Sitzungen besprochen haben“, sagte Tohdoh.

Suzaku atmete auf. Das war nicht schwer. Im Telegrammstil fasste er diese Sitzungen zusammen. Tohdoh schien zufrieden. „In Ordnung. Ich werde dir soweit glauben. Aber wenn wir diese Geschichte weiterverfolgen, dann …“

Chiba nickte. „Dann war Lelouch ein Knight of Omikron, der sich als Zero ausgab und dann von Kanon erschossen wurde …“ Da ging ihr ein Licht auf. „Natürlich! Jetzt wird mir einiges klar! Lelouch will den Knights of Omikron zum Sieg verhelfen! Er gibt sich als Zero aus und macht sich und die Schwarzen Ritter bei der ganzen Welt unbeliebt! Zuvor trifft er im Ghetto absichtlich eine Fehlentscheidung und lockt euch in den grünen Hadron-Strahl, um so viele wie möglich von uns zu töten, und vor dem Gipfel tötet er Kallen, die ja eine besondere Beziehung zu ihm hatte.“

Suzakus Herz verkrampfte sich. Lelouch hatte Kallen … ermordet? Das konnte nicht sein! Das würde er niemals tun!

„Nun, jetzt wissen wir wenigstens, wer unser Gegner ist“, murmelte Tohdoh. „Wenn es wirklich Lelouch war, dann lebt er gewiss immer noch. Vielleicht hatte er eine kugelsichere Weste an und das Blut war falsch, und sein Tod brillant inszeniert. Und das heißt, in diesem Fall wird es noch schwieriger, zu siegen. Aber wir müssen es versuchen. Verlieren wir keine Zeit mehr! Bereitet euch für den Kampf vor, wir fliegen in drei Stunden ab!“ Die Schwarzen Ritter salutierten und marschierten ab. Tohdoh sah Suzaku fest in die Augen. „Ich behalte dich im Auge“, drohte er.

Suzaku hielt dem Blick seines früheren Lehrmeisters ohne Probleme stand. „Ich werde die Schwarzen Ritter nicht verraten.“

Da ging die Tür auf und ein gut gelaunter Lloyd kam herein. „Ohoh, mein Goldjunge! Ist es wahr, dass du lebst? Lass dich ansehen!“ Er schüttelte Suzaku wie einen Mehlsack durch und umarmte ihn dann stürmisch. „Es ist wahr! Es ist wahr! Mein Lieblingsbauteil ist noch am Leben! Haha!“

„Es … freut mich ebenfalls, Sie wiederzusehen, Lloyd-san“, keuchte Suzaku.

Der quirlige Graf hatte ihn gar nicht gehört. „Der Lioness wird perfekt für dich sein!“

„Suzaku fliegt den Guren“, sagte Tohdoh bestimmt. „Sie können noch drei Stunden daran herumbasteln, damit er dem Lancelot ähnlicher wird. Ansonsten muss er sich damit zurechtfinden.“

Lloyd schlug sich gegen die Stirn. „Drei Stunden! Das reicht nie und nimmer!“

„Das ist Ihr Problem“, sagte Tohdoh und erhob sich.

„Puh, dann fang ich besser gleich an!“ Lloyd wirbelte herum und stürmte auf den Gang hinaus, Ceciles Namen rufend. Suzaku musste lächeln. Ein bisschen war er die Umgebung ja doch gewohnt.
 

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So ... wie versprochen, ein wenig Licht ins Dunkle, nicht zu viel natürlich ;)

Freue mich natürlich immer auch über Kommis :)

Unter sengend heißer Sonne

Ja, ich weiß, es ist eeewig her ... Aber ich hatte einfach keine Zeit in letzter Zeit^^

Dafür ist das Kapitel hier auch länger als üblich ;)
 

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„Ist der Plan klar?“, fragte Tohdoh. Nach und nach erhielt er Rückmeldungen der anderen Piloten. „Gut. Wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite, aber ihr dürft nicht unachtsam sein. Wir lassen die Kommunikationsgeräte für den Fall eingeschaltet. Sobald sie ihre EMEs aktivieren, schließt die Systeme kurz.“

„Verstanden.“

Der Orden der Schwarzen Ritter war am Rande des Heerlagers der Knights of Omikron auf Xingkes Aufklärungstrupp gestoßen. Es war Nachmittag und die afrikanische Sonne heizte die Knightmare-Cockpits auf. Keine Wolke war zu sehen, strahlend blauer Himmel leuchtete auf sie herab. Die Schwarzen Ritter hatten alle Maschinen, die sie noch besaßen, aufgeboten. Die Ikaruga II sollte in einigem Abstand zum Schlachtfeld ausharren und den Überblick behalten. Die Spitze der linken Angriffswelle bildeten der Lioness, der Guren und der Tristan Shredder. Die rechte Abteilung wurde von Xingkes Trupp gebildet. Es waren nur zehn Ganru, aber Tohdoh war froh über jeden einzelnen. Xingkes Shen Hu glitzerte im Sonnenlicht.

„Hey, Suzaku!“, hörte Suzaku Ginos Stimme in seinem Komm. „Na, wie fliegt sich deine Feind-Maschine denn so?“

„Gino!“, rief er erfreut. „Ich habe gehört, dass du auch dabei bist, aber ich konnte es nicht glauben.“ Tatsächlich war er froh, seinen stets gut gelaunten Freund wiederzusehen. In seiner momentanen, schlechten Gemütslage konnte er das gut gebrauchen.

Er fasste es einfach nicht. Dass Kallen tot war. Dass Lelouch noch leben sollte und alles kaputt gemacht hatte, wofür sie beide gekämpft hatten. Und dass er selbst kaum mehr als ein besserer Gefangener war.

„Achtung“, hörte er Tohdoh aus dem Komm. „Wir greifen an!“

Die Knightmares rollten über die Steppenlandschaft los und über den Hügel, der sie von dem feindlichen Heerlager trennte. Wie erwartet waren die Knights of Omikron überrascht und das kam sie teuer zu stehen. Die Knightmare Frames der Schwarzen Ritter zerstörten einen Großteil der Baracken und löschten die Omikrons aus, noch bevor sie Gelegenheit fanden, in ihre Knightmares zu steigen.

„Nicht nachlassen! Es muss so schnell wie möglich gehen!“, kommandierte Tohdoh.

Suzaku hatte einige Schwierigkeiten den Guren zu steuern. Wie hatte Kallen dieses unbequeme Motorradsitz-Cockpit ausgehalten? Er schaffte es, die Strahlenwelle zu aktivieren und pulverisierte zwei feindliche Knightmares auf einmal.

„Kommt ihnen nicht zu nahe! Ihre Stacheln sind gefährlich! Greift sie aus der Entfernung an!“, hörte er Tohdohs Stimme.

„Jaja, versuch das doch selber!“, meckerte Tamaki. Die Schusswaffe seiner Maschine hatte nicht genug Feuerkraft, um die Panzerung der Rotschwarzen zu durchdringen, die sich in diesem Moment auf die Angreifer stürzten.

Suzaku erledigte einen Feind, indem er dessen Cockpit einfach in Stücke riss und wurde plötzlich von einem Stachelprojektil getroffen. Der Guren taumelte und drohte abzustürzen. Der feindliche Knightmare war genau unter ihm. Fluchend versuchte Suzaku zu wenden, aber die Steuerung war zu ungewohnt. In dem Moment, als der rotschwarze Knightmare sein Kanonenrohr auf ihn richtete, blitzte eine elektrische Sense auf und zerteilte den Knight of Omikron. Während die zwei Teile explodierten, baute sich der blauweiße Knightmare, der ihn zerschlitzt hatte, zu einem Kampfjet um und flog weiter. „Danke, Gino!“, rief Suzaku erleichtert.

„Kein Problem! Du schuldest mir eine Flasche Champagner!“, kam Ginos Stimme aus dem Komm.

„In Ordnung“, lachte der ehemalige Weiße Ritter.

„Nicht unaufmerksam werden“, ermahnte sie Tohdoh. „Wir kommen gut voran, aber das soll auch so bleiben!“
 

Kanon verfolgte die Schlacht über den großen Holo-Bildschirm vor sich. Sein Mund war abfällig verzogen. „Wie können diese Störenfriede es nur wagen“, murmelte er.

„Generalkommandeur, sollen wir die Basis aufgeben?“, fragte einer der Kommandeure, die um ihn herum standen und das Geschehen ebenfalls überwachten, Geräte bedienten und Befehle brüllten. Sie befanden sich hoch oben in dem Radioturm, der neben dem Stufentempel stand.

„Aufgeben?“ Kanon lachte trocken. „Das wird ja wohl wirklich nicht nötig sein. Schickt alles raus, was wir haben.“

Eine automatische Tür glitt zur Seite und Nina trat ein. Sie trug eine rotschwarze Militäruniform. „Kanon? Meine Arbeit ist beendet.“

Kanon lächelte. „Dann steht uns jetzt also die Macht Flejas zur Verfügung. In Ordnung. Sorg dafür, dass das Geschütz auf dem Mandrake montiert wird, aber wartet noch mit dem Ausrücken, bis es zum Äußersten kommt.“

Ninas Gesicht war wie aus Stein, als sie dem Kampfverlauf folgte. „Nina?“, fragte Kanon.

Ohne ein Wort drehte sie sich um und ging aus der Zentrale hinaus.
 

Die Karten für die Schwarzen Ritter standen nicht schlecht. Weiter und weiter drangen sie in die feindliche Basis vor. Der Turm und die Pyramide rückten in Reichweite. Die Verteidiger hatten sich von dem Überraschungsschlag erholt, aber ihre Verluste waren so hoch, dass sie Probleme hatten, sich zu formieren.

„Chiba! Nimm ein paar Knightmares und verhindere, dass sie die Kriegsmaschinen aus dieser Garage holen!“, kommandierte Tohdoh.

„Verstanden.“ Chibas Maschine und ein paar andere drehten ab.

„Tohdoh!“, erklang Rakshatas Stimme, als die Ikaruga II ihn anfunkte. „Auf zwölf Uhr kommt euch das mobile Kampffahrzeug entgegen! Wir vermuten, dass es diese grünen Hadron-Blaster an Bord hat.

„Danke. An alle Einheiten, Formation Halbkreis!“

Auch Suzaku und Tohdoh drängten sich in die Formation. So konnten sie vernichtenden Hadronenwaffen immer nur einen von ihnen erwischen. Das Gefährt kam in Sicht; es war wirklich dreimal so groß wie die Ikaruga, aber ziemlich niedrig. Und als sie es beschossen, stellte sich heraus, dass …

„Es hat einen Magnetschild!“

„Das ist doch unmöglich!“

„Negativ, negativ“, beruhigte Tohdoh Yagami und Sugiyama. „Es ist nur ein schwacher Energieschild. Mit konzentriertem Feuer können wir durchbrechen. Suzaku?“

„Ja?“

„Deine Strahlenwelle wird gebraucht!“

„Habe verstanden!“

Der Lioness und der Guren scherten aus der Formation aus und hielten auf das Panzerfahrzeug zu. Grüne Strahlen schossen ihnen entgegen, aber zwei talentierten Piloten wie Suzaku und Tohdoh bereitete es keine Mühe, ihnen auszuweichen.

„Jetzt!“, schrie Tohdoh.

Suzaku hieb die Klaue in den Schutzschild des Gefährts und stellte die Strahlenwelle auf volle Kraft ein. Er konnte regelrecht spüren, wie unter der Pranke des Guren der Schild in sich zusammenschmolz. Mit einer Explosion aus gelbem Licht riss er auseinander und der Knightmare wurde weggeweht.

„Gut gemacht!“, rief Tohdoh. Der Lioness holte mit dem Schwert aus und schlug eine tiefe Wunde in die Flanke des Gefährts. „Alle Einheiten: Feuer auf diese Stelle!“

Ein Kugelhagel erfüllte die Luft. Das Kampffahrzeug blähte sich regelrecht auf und wurde zerfetzt. Jubel bei den Schwarzen Rittern.

„Sie schaffen es tatsächlich“, murmelte Cecile in der Ikaruga.
 

Chibas Truppe hatte einige Mühe, das Tor zur Garage zu öffnen, das in einem Schutzmechanismus herunter gefahren war. „Wir kommen nicht hinein“, sagte Narasu. „Es ist zu dick!“

„Das sehe ich selber!“, knurrte Chiba. „Wer weiß, was für Maschinen sie da drin haben … Wenn wir nicht hinein kommen, könnte es gefährlich werden.“

„Vielleicht kann ich helfen“, meldete sich Xingke über das Komm. „Geht zur Seite!“

Die Knightmares der Schwarzen Ritter wichen respektvoll aus, als die der Chinesischen Union auftauchten. Der Shen Hu stellte sich mit weit ausgebreiteten Armen vor das Metalltor. „Schwere Tian-e Ba Wang Partikelkanone – Feuer!“
 

Kanon gestattete es sich nicht, nervös zu werden. „Wie gehen die Wartungsarbeiten am Robin voran?“

Einer der Kommandeure las ihm einen Bericht vor. „Der Robin ist nur begrenzt einsatzfähig. Das Schwebesystem wurde noch nicht ausgetauscht. Er befindet sich außerdem immer noch in der Garage, die von uns abgeschnitten ist.“

Kanon knetete seine Hände. „Sie kennen die Schwachstelle der EMEs, also werden sie uns nichts nützen. Kommandeur Janowitz, wie weit ist der Gefjun-Generator inzwischen aufgeladen?“

„Aufladevorgang bei zweiundneunzig Prozent.“

„Sehr gut.“ Der Generalkommandeur der Knights of Omikron stand auf und sagte laut: „Ich werde nicht zulassen, dass diese Störenfriede mich und meine Ritter in unserer eigenen Basis in Schande tauchen! Aktivieren Sie den Generator so bald als möglich!“

„Jawohl, mein Generalkommandeur“, antwortete Janowitz.

„Generalkommandeur, ich empfange das Signal des Mandrake auf dem Schlachtfeld!“, meldete plötzlich ein anderer Mann.

„Was?“ Kanon starrte ihn entgeistert an. „Ich hatte ausdrücklich angeordnet, dass der Mandrake nur im äußersten Notfall eingesetzt werden soll! Welcher Idiot steuert ihn?“ Dann fiel ihm etwas ein und seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Doch nicht etwa …“
 

„Suzaku!“, meldete sich Tohdoh über das Komm im Guren. „Einer der beiden Knightmares, die auf Sakuradite-Basis funktionieren, hält auf dich zu. Kümmere dich um ihn, aber sei vorsichtig.“

„Jawohl!“ Suzaku fegte den Knight of Omikron zur Seite, gegen der er gerade kämpfte, landete und ließ den Guren zu der dunkelblauen, recht plumpen Maschine rollen.

„Ihr … Ihr dreckigen Elfer!“, hörte er plötzlich eine Stimme, die ihm bekannt vorkam.

„Nina!“, rief er aus und bremste den Guren ab. Die Stimme drang aus dem Cockpit des blauen Knightmares und war auf dem ganzen Schlachtfeld zu hören.

„Ihr sollt schmoren, schmort in der Hölle! Ihr seid schuld, dass hier alles den Bach runter geht!“ Ihre Stimme war unangenehm schrill, und das lag nicht an der Übertragung.

„Nina! Wie konntest du zum Feind überlaufen?“, fragte Tohdoh mit der gleichen Freisprecheinrichtung. „Du hast zwei Jahre für uns gearbeitet! Hast du gar keinen Stolz?“
 

Nina saß zitternd im Cockpit des Mandrake. „Für euch? Für euch??“, rief sie bebend. „Ich habe für Graf Lloyd und Cecile gearbeitet, niemals für die Schwarzen Ritter! Ihr seid alle verräterische Elfer! Ich werde euch alle auslöschen! Alle!“ Ihre Stimme überschlug sich.

„Nina!“, rief Kanon über das Komm. Sie sah sein Bild vor sich, mit aufgerissenen Augen, in denen sich Schrecken und Unglauben spiegelte. „Komm sofort zurück! Bist du wahnsinnig?“

„Ich habe es satt, immer nur in der Zentrale zu sitzen und Waffen zu entwickeln, um Menschen zu töten!“, erklärte sie mit zitternder Stimme. „Wenn es schon so sein soll, dann will ich auch selbst an der Front kämpfen!“

„Nina, überleg es dir!“, drang eine Stimme aus dem Guren, die unmöglich Kallen gehören konnte. „Du kämpfst auf der falschen Seite! Die Knights of Omikron wollen den Krieg! Hast du vergessen, was Frieden ist?“

Sei still!!“, schrie sie. „Ihr Schwarzen Ritter seid das Böse! Ihr wart es immer, ihr seid Abschaum, ihr selbst steht dem Frieden im Weg! Ihr wart es, die Prinzessin Euphemia getötet haben! Ihr habt Shirley und ihren Vater auf dem Gewissen! Ihr habt Lelouch getötet, obwohl er alles getan hat, um die Welt unter sich zu einen!“

„Was redest du da überhaupt, dummes Gör?“, rief Tohdoh aufgebracht.

„Nina! Das ist zu gefährlich!“, ermahnte sie Kanon, aber sie dachte nicht daran, zurückzufahren.

„Der Orden der Schwarzen Ritter gehört ausgelöscht, restlos! Ihr habt bereit genug Unheil angerichtet! Ich werde euch alle pulverisieren, alle, jeden einzelnen …“ Ihre Stimme war immer leiser geworden, zum Schluss sprach sie nur noch mit sich selbst. „Ihr seid Terrorristen, das wart ihr immer und das werdet ihr immer sein! Darum werde ich euch jetzt vernichten, damit die Toten in Frieden ruhen können …“

„Wach auf, Nina! Den Toten bringt es gar nichts, wenn noch mehr Menschen sterben! Ich bitte dich, geh aus dem Weg!“, rief Suzaku.

„Deine Stimme … Sie kommt mir bekannt vor …“, murmelte Nina geistesabwesend. „Wer bist du?“

„Ich bin Suzaku!“

Ein elektrischer Schlag schien sie zu treffen. „Su-suzaku? Du … du bist das in Kallens Maschine?“ Plötzlich begann sie lauthals zu lachen. „Wie könnte ich etwas anderes von dir erwarten? Du hast Imperator Lelouch getötet! Und jetzt Kallen, damit du an ihre Maschine kommst!“ So musste es sein, es war nur logisch, das Suzaku das tun würde. Nina hatte keine Zweifel.
 

Suzaku biss sich auf die Lippe. Woher wusste sie das mit Lelouch? Das konnte sie eigentlich gar nicht erfahren haben … „Du irrst dich! Es waren die Knights of Omikron, die Kallen getötet haben!“
 

„Du lügst! Das ist eine Lüge!“, hauchte Nina und presste die Hände gegen die Ohren. „Du bist ein Verräter! Niemand glaubt einem Verräter!“

„Wir sind die Feinde der Knights of Omikron!“, hörte sie Suzaku gedämpft durch ihre Hände. „Früher oder später hättest vielleicht sogar du Kallen zu töten versucht!“

„Das ist richtig …“, flüsterte Nina. „Sie war auch böse … Sie war ein Elfer …“ Sie betätigte einen Knopf und die Brustklappe des Mandrake öffnete sich.

„Du willst doch nicht …“, keuchte Kanon auf. „Nina, hör auf! Wenn du jetzt eine Fleja einsetzt, werden wir alle sterben!“

„Das ist mir egal“, sagte Nina tonlos. „Die Welt ist ungerecht und grausam. Von mir aus kann sie den Bach runter gehen.“ Sie griff nach dem Auslöser und hob das kleine Gerät, das an einem Kabel hing, hoch. Damals, bei der ersten Schwarzen Rebellion, als sie gedroht hatte den Ganymede zu sprengen, war sie geradezu panisch gewesen. Ihre Hände hatten gezittert, sie wusste es noch ganz genau. Jetzt war sie von einer betäubenden Ruhe erfüllt. Heute würden all ihre Hassobjekte mit ihr sterben. Sie wusste, dass sie den Knopf drücken konnte.

„Nina, du machst alles kaputt, wofür die Knights of Omikron kämpfen!“, rief Kanon und in seinen Augen flackerte es angstvoll.

„Ich werde hier und heute den Krieg beenden“, sagte sie in monotoner Stimmlage. Ihr Finger näherte sich dem Auslöser.

„Komm zur Vernunft, Nina!“, schrie Suzaku. Tohdohs Maschine scherte aus und kam mit gerecktem Schwert auf den Mandrake zu, doch er war zu langsam.

Nina schloss die Augen und betätigte den Schalter.

Nichts geschah.

Sie öffnete wieder die Lider. Um sie herum war es finster geworden.
 

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So, das wars auch schon wieder.

Um euch die Wartezeit auf das nächste Kapitel zu verkürzen, aus aktuellem Anlass ein wenig Schleichwerbung ;) Ich habe letztes Jahr zur Weihnachtszeit eine Weihnachts-FF zu Code Geass geschrieben (ein One-Shot mit Lelouch als Hauptcharakter), um ein bisschen Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Würde mich freuen, wenn sie euch gefällt ;)

Hier der Link:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/466454/265494/



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Kommentare zu dieser Fanfic (62)
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Von:  Remember
2013-05-21T18:51:42+00:00 21.05.2013 20:51
Es ist zwar schon eine Weile her seit dem du diese FF geschrieben hast, aber ich wollte trotzdem meinen Kommentar da lassen :)
Erstmal wow *_* eine super fortsetzung von CG. Ich war froh, dass ich nicht warten musste und gleich weiterlesen konnte :D -hatte ja doch was gutes das ich die FF erst so spät gefunden habe- es war echt spannend >.< ich konnte gar nicht aufhören zu lesen, du hast es super geschrieben :))
Ich würde so gern wissen wie es weiter geht >.<

Liebe Grüße,
Remember ♥
Antwort von:  UrrSharrador
22.05.2013 00:45
Hi,
danke für dein Kommi :) Dass noch jemand diese FF findet, hätte ich ja gar nicht gedacht XD
Ich will sie eigentlich schon noch weiterschreiben, ich weiß schon genau, wie sie ausgeht und hatte gehofft, von den neuen Code Geass Gaiden-Folgen neue Motivation schöpfen zu können ... Also mal sehen, vielleicht diesen Sommer :)
lg
Antwort von:  Remember
23.05.2013 15:18
Ich bin dank einen Freundin drauf gekommen :D die hat nach einer dritten Staffel gesucht und die FF war da ziemlich weit oben, bei den Suchergebnissen :D
Uh ja das wär Super :3
Es ist grad so spannend geworden!
Hoffe du findest die Motivation ^.^
Von:  Narukyu
2012-05-21T20:56:34+00:00 21.05.2012 22:56
Tolles Kapi^^
Ich frage mich nur ob Lelouch noch lebt in deiner FF und wenn ja wann er sich einmischt?
Von: Maryhase
2011-12-23T21:53:44+00:00 23.12.2011 22:53
Jetzt hab ichs gelesen ^^
Sehr spannend!!!
Ich frage mich, warum Nina jetzt in der Dunkelheit hockt...
Oder was die Ursache dafür ist XD
Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.

Liebe Grüße,
=3
Von:  fahnm
2011-12-20T19:32:54+00:00 20.12.2011 20:32
Hammer Kapi^^
Wie geht es jetzt nun weiter.^^
Freue mich aufs nächste.^^
Von:  Miharu_x3
2011-11-18T23:38:17+00:00 19.11.2011 00:38
okaaay... also... das kommt mir i-wie seltsam vor...
ich werd aus diesem 'lelouch' einfach nischt schlau x.x
und mal ganz im ernst? er würde das C.C niemals antun...
aber danke, dass wir jetzt wissen, was mit Suzaku passiert ist ^.^-
war echt klasse xD nur tut mir Kallen immernoch leid x_x'
naja ich freu mich aufs nächste kapii~
Von: Maryhase
2011-11-16T14:13:04+00:00 16.11.2011 15:13
Ein Kommi von mir allein, da ich Lisa erst heute Abend spreche X3
Glauben sie Suzaku nun oder nicht?
Oh man...
Wo er ihnen doch gesagt hat, was sie in ihren Besprechungen besprochen haben...
Aber du hast wirklich etwas Licht ins dunkel gebracht ^^
Hab mich die ganze Zeit schon gefragt, wann und wie Lelouch mit Suzaku die Plätze getauscht hat.
Die Spannung steigt wieder XD
Schreib schnell weiter und lad das nächste hoch!!!
BÜÜÜÜÜÜDDEEEEEEEEEEEE!!!! X3

Liebe Grüße,
maryjoa3004
Von:  fahnm
2011-11-15T23:20:14+00:00 16.11.2011 00:20
Hammer Kapi^^
Jetzt wird es lustig^^
Von:  fahnm
2011-11-01T20:08:58+00:00 01.11.2011 21:08
Super Kapi^^
Von: Maryhase
2011-11-01T19:30:59+00:00 01.11.2011 20:30
Kallens Tod ist wirklich zu bedauerlich...
Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass Kallen vielleicht doch noch lebt... TT_TT
Och Manno...
Aber hey, yay!!
Man hört mal wieder was von C.C.!!!
Lad doch bald mal wieder ein Kapitel hoch ^^
Möchte auch wissen, wer C.C. gefangen hält!!!!
OH!! Und Gino ist also der Knight of One?! Klasse!!

Liebe Grüße,
Lisa-Marie91
maryjoa3004

Von:  Miharu_x3
2011-11-01T17:24:28+00:00 01.11.2011 18:24
o-kaaay... ich überleg schon die ganze zeit, wer die Person ist, die C.C das angetan hat... *absatz immer wieder les*...
ich komm nur darauf, dass es ne Person ist, die Lelouch kennt... und ihn villeicht sogar bewundert oO'
*verwirrt* wen gibts denn da?__?
hach... gino verbittert xD das gefällt mir ^.^
ich freu mich auf dei nächste kapii~
hoffentlich wieder was mit Lelouch~x3


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