Zum Inhalt der Seite

Sakura, Queen of the Dark Horizons

Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Monolith of Damnation

Naruto warf den prall gefüllten Geldbeutel übermütig in die Luft und fing ihn wieder auf. „Auch wenn diese Eskortier-Missionen langweilig sind, sie sind einfaches Geld.“ Er grinste von einem Ohr bis zum anderen und rechnete sich schon in Gedanken aus, wie oft er mit dieser Belohnung bei Ichiraku Ramen essen konnte.

„Wir können von Glück sagen, dass auf dem Weg keine Gefahren gelauert haben“, sagte Sakura vorwurfsvoll. „Und als wir den Umweg über die Klippen nehmen mussten, wäre einer der Männer fast abgestürzt. Und du sagst, es wäre langweilig gewesen.“

„Es ist doch alles gut gegangen. Mach dir mal keinen Kopf“, meinte Naruto fröhlich.

„Wir hätten schon seit Tagen in Konoha sein müssen. Es ist besser, wir beeilen uns“, sagte Sakura unbeeindruckt.

Sai lächelte, wie üblich. „Dort vorne beginnt ein Wald. Wenn wir von Baum zu Baum springen, sind wir schneller.“

Zwei Tage war es her, seit sie die drei Männer sicher ins Reich der Blitze gebracht hatten, und momentan waren sie in dem Niemandsland, das selbiges vom Reich des Feuers trennte. Es war nicht die erste Mission, die sie zu dritt durchführten, Captain Yamato hatte anderweitig zu tun. Es war eine friedliche Zeit, jetzt da Orochimarus Tod im Land bekannt geworden war, und auch die Akatsuki verhielten sich neuerdings ruhig. Sakura wollte trotzdem so schnell wie möglich wieder im Dorf sein. Sie traute dem Frieden nicht. Irgendetwas sagte ihr, dass er nur allzu bald gebrochen werden würde …

Sie schüttelte den Gedanken ab, als sie den Wald erreichten. Nacheinander sprangen sie in die Höhe und segelten durch das Geäst der gewaltigen Bäume.

Vielleicht lag es daran, dass Naruto immer noch mit seinem Geldbeutel spielte – der alten grünen Börse in Form eines Frosches, die er schon jahrelang hatte –, oder der Ast war ganz einfach vom Regen des vorigen Tages rutschig. Jedenfalls kam der Jinchuuriki unglücklich auf, rutschte aus – und ratterte mit einem lauten Aufschrei durch die Zweige und Blätter in die Tiefe. Man hörte einen dumpfen Aufprall und ein Fluchen.

Sofort landeten Sakura und Sai auf einem breiten Ast – und wären beinahe selbst ausgerutscht. Die Rinde war total aufgeweicht und schwammig. Vorsichtig setzten sie auf tiefer gelegene Äste über, bis sie unten ankamen.

Naruto war schon wieder auf den Beinen, hielt sich aber schmerzverzerrt die Schulter. „Das kommt davon, wenn man nicht aufpasst“, sagte Sakura vorwurfsvoll, meinte es aber nicht so. Es hätte jedem von ihnen passieren können. Sie streckte die Hand aus und berührte die Wunde. Grünes Licht schimmerte, als ihr Heiljutsu die Schramme verdampfen ließ.

„Da ist jemand“, sagte Sai plötzlich. Sie drehten sich in die Richtung um, in die er sah.

Tatsächlich – ein Augenpaar linste zwischen den Zweigen eines Busches hindurch, vor dem Narutos Geldtasche lag. Die schiere Menge an Münzen darin hatte sie aufklappen lassen, daher lag ein Teil des Geldes auf dem Waldboden verstreut. Die drei Ninjas konnten gar nicht so schnell schauen, als plötzlich eine Hand durch das Gebüsch griff, sich den Beutel schnappte und wieder verschwand.

„Hey, das ist meiner!“, rief Naruto erbost und stürmte den Dieb hinterher, der wie ein Blitz zwischen den Bäumen davonstob. Sakura und Sai folgten ihm.

Wären sie keine Shinobi gewesen, hätten sie den Dieb wohl verloren. Er kannte sich gut in diesem Wald aus und wäre ein paar Mal beinahe aus ihrem Blickfeld verschwunden, dann jedoch wichen die Bäume der gewaltigen, sandbraunen Steilwand eines kahlen, felsigen Berges. „Er sitzt in der Falle!“, rief Naruto. „Den kauf ich mir!“

Sakura legte ebenfalls einen Zahn zu, um mit ihrem Teamkameraden mithalten zu können – doch plötzlich war unter ihren Füßen kein Boden mehr. Sie verfing sich mit dem Fuß in einem breiten Riss in der Erde und stürzte schwer. „Autsch!“, stöhnte sie, als sie sich den Kopf stieß.

Sai war sofort neben ihr und half ihr auf die Beine. „Passt auf, hier sind überall Felsspalten.“

„Danke auch, dass du mich vorwarnst“, murmelte Sakura sarkastisch.

Naruto und der dreiste Dieb hatten mittlerweile fast den Fuß der Klippe erreicht. Doch der Dieb blieb nicht stehen. Die gedrungene Gestalt lief ein paar Meter die Felswand entlang und verschwand in einer Nische. Naruto, Sakura und Sai verfolgten ihn und gelangten zu einer Höhle, in der es stockfinster war.

Einen Moment zögerten sie. „Was jetzt?“, fragte Naruto misstrauisch.

„Das gefällt mir nicht“, sagte Sakura. „Wir sollten es gut sein lassen.“

Naruto rang einen Augenblick mit sich. „Nein“, sagte er dann bestimmt. „Wir sind Shinobi aus Konoha Gakure, wir lassen uns nicht bestehlen!“

„Ich denke auch, dass wir ihm folgen sollten“, bekräftigte Sai. „Wir müssen einfach nur vorsichtig sein.“

Sakura runzelte die Stirn und blickte an der Felswand hoch. Sie gehörte zu dem einzigen Berg in der Gegend. Auf dem Weg ins Reich der Blitze hatten sie einen Umweg genommen, weil sie immer wieder in Dörfern Halt machen und Proviant einkaufen hatten müssen. Der Rückweg war für Ninjas ein Klacks – daher kamen sie erst jetzt an diesem Berg vorbei. Sakura wusste nicht, warum, aber sie hatte ein mulmiges Gefühl, als sie diesen gewaltigen, turmähnlichen Giganten vor sich aufragen sah. Der Himmel war zugezogen, und die Spitze des Berges schien bis in die Wolken zu ragen und nach oben hin immer schwärzer zu werden. Sie fröstelte.

„Sakura?“, fragte Naruto. „Du bist die Anführerin. Was tun wir?“

Tsunade hatte Sakura die Leitung des Teams überantwortet, aus dem einfachen Grund, weil sie die Vernünftigste war. Die Kunoichi atmete tief durch. „Beeilen wir uns, sonst entwischt der Langfinger noch.“

Naruto grinste, Sai lächelte. Sie liefen hintereinander in die Höhle.

Schon nach den ersten Schritten merkten sie, dass der Boden steil anstieg und sich der Tunnel in einer Spirale in die Höhe schraubte. Es war fast stockdunkel, das Licht reichte gerade aus, dass sie den Weg fanden. Jemand schien den Boden sorgfältig von Geröll und Steinen befreit zu haben, was das Vorankommen sehr erleichterte. Was sich Sakura nicht erklären konnte, war die Kälte dieses Ortes. Es schien plötzlich Minusgrade zu haben.

Eine Weile hörten sie nur das Hallen ihrer Schritte und ihre Atemgeräusche. Dann, nach einer Ewigkeit, wurde es vor ihnen wieder hell.

Sakura staunte, als sie bemerkte, dass sie den Berg zum größten Teil erklommen hatten. Vor ihnen eröffnete sich ein gewaltiges Hochplateau, über das der Wind rauschte. Die Wolken schienen plötzlich ganz nah zu sein, waren dunkler, als es von unten den Anschein gehabt hatte. Als sie aus der Höhle traten, war es wie ein Schritt in eine andere Welt. Der felsige, graue Boden unter ihren Füßen war völlig kahl und rissig. Wind zerrte an ihren Haaren und Kleidern. Direkt vor ihnen lagen einige zerklüftete Felsbrocken, überall sonst hatte jemand das Plateau freigeräumt.

Die drei Ninjas waren so perplex, dass sie einfach stehen blieben. Folgte man seinem logischen Menschenverstand, müsste man annehmen, dass hier oben alles tot wäre. Dennoch existierte hier Leben – viel Leben sogar. Vor Sakura, Naruto und Sai ragten Gebilde aus ölig schwarzem Holz und Stein auf, die Häuser sein mochten; zwischen ihnen gingen Menschen umher, wie in einem richtigen Dorf, von denen es auf dem Erdboden so viele gab. Es sah nicht nur so aus – es war ein Dorf. Weiter hinten, beinahe verschluckt von der Finsternis, die hier oben herrschte, wuchs ein gigantisches Bauwerk in die Höhe, ein schwarzer, mit spitzzackigen Erkern besetzter Turm, der alle umliegenden Felswände überragte und somit den höchsten Punkt des Berges bildete. Doch der Turm stand nicht alleine da – beim näheren Hinsehen erkannte man, dass ihn Mauern umgaben, weitere Gebäude als Stein, ebenso schwarz wie alles hier oben, und ein Labyrinth aus Wehrgängen und Wachtürmen fügte sich zum Gesamtbild einer kleinen Zitadelle zusammen. Und über all das wachte der schwarze Turm, mächtig, uralt, dunkel. Dabei konnte Sakura nicht behaupten, dass er einen … bösen Eindruck machte – sofern ein Gemäuer überhaupt böse sein konnte. Der Turm war einfach hier, ein einsamer, stiller Monolith auf der Spitze eines einsamen Berges, schwarz, ja, aber es war die Schwärze der Nacht, die auch nichts Böses an sich hatte, nur das Licht fehlte. Vielleicht hatte man dem Turm das Licht gestohlen … Sakura wurde ganz schwindlig, als sie zu seiner Spitze emporblickte. Sie fühlte plötzlich, dass dort oben etwas war, etwas, das sie beobachtete, ein Blick, der sie anbettelte, ihm zu helfen, Rache zu nehmen für das Licht, das den Turm nie wieder erreichen würde …

„Da ist er ja!“ Narutos Ruf riss Sakura zurück in die Wirklichkeit. Erschrocken sah sie sich um. Sie stand zwischen ihren Teamkameraden, natürlich. Für einen Moment hatte sie sich so gefühlt, als stünde sie auf der Spitze des Turmes und blicke auf die Zitadelle und das Dorf herab …

Ihr Freund hatte den Dieb des Froschbeutels ausfindig gemacht. Jetzt, wo er keine Deckung hatte, erkannte sie, dass es sich um einen abgemagerten Jungen handelte, nicht älter als zehn oder elf. Sein Gesicht starrte vor Schmutz und er war in zerfetzte Fellkleidung gehüllt. Aus großen Augen starrte er seine Verfolger an, während er sich hinter dem Rock einer Frau versteckte, die Finger in die Falten gekrallt. Die Frau sah abwechselnd ihn und die Ninjas an. Auch ihr Gesicht war schmutzig, ebenso wie ihre Hände und die bloßen Unterarme. Sie trug einen Korb mit verschrumpelten Früchten in den Armen. Ihre Kleidung war ärmlich, nicht ganz so abgerissen wie die des Jungen, aber sie wirkte dennoch wie eine Bettlerin, die man auf den Straßen der großen Städte fand.

„Du da! Rück sofort unser Geld wieder raus!“, rief Naruto und zeigte mit dem Zeigefinger auf das Kind, das erschrocken zusammenzuckte.

Die Frau machte große Augen. „Minori! Hast du diesen Fremden denn etwas geklaut?“

Sakura und Sai kamen ebenfalls näher. Der Junge machte sich immer kleiner.

„Minori!“, sagte die Frau streng. „Gib es ihnen sofort zurück!“

Den Blick auf den Boden geheftet, reichte Minori Naruto den Geldbeutel. „Es ist ohnehin wertlos“, murrte er. Kurz streiften seine Augen die von Sakura. Es waren dunkle Ringe darunter zu sehen und ein Ausdruck, der Misstrauen, Trotz und verhaltene Langeweile wiederspiegelte.

„Geht doch“, sagte Naruto zufrieden. „Mach sowas nie wieder, wer weiß, was andere mit dir anstellen, wenn sie dich erwischen.“

Die Frau ging vor dem Kleinen in die Knie, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte sanft: „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht nach unten gehen?“

„Aber hier ist es so langweilig!“

Seufzend richtete sich die Frau auf und wandte sich mit einem gezwungenen Lächeln an die Shinobi. „Es tut mir leid, dass mein Sohn euch Ärger bereitet hat. Er wollte euch nicht bestehlen, ich denke, die Farbe eures Geldes hat ihm gefallen.“

„Ist schon gut“, sagte Sakura schnell.

„Was meinst du mit der Farbe unseres Geldes?“, fragte Naruto.

Die Frau wich seinem Blick aus und antwortete nicht.

„Wo genau sind wir hier?“, stellte Sakura endlich die Frage, die ihr schon lange auf der Zunge brannte.

„Nun, das ist schwer zu erklären … Ich werde mich erst mal vorstellen, mein Name ist Satoko. Das ist mein Sohn Minori, und wir leben hier.“

„Auf diesem Berg?“, fragte Naruto verwundert. „In solchen Häusern?“

Sakura stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.

„Wir nennen ihn den Schwarzen Berg. Er ist unser Zuhause“, erklärte Satoko.

„Er ist langweilig“, murmelte Minori.

„Seid ihr … Flüchtlinge?“, fragte Sakura vorsichtig, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm.

Auf einen knorrigen Stab gestützt kam ein alter Mann auf sie zu. Seine Haut war so faltig, dass er wirkte, als wäre er weit über hundert Jahre alt. Sein Haar war schlohweiß und stand im krassen Gegensatz zu seiner dunklen Haut. „Was machen diese Fremden hier?“, fragte er mit misstönender Stimme, als er ihre Stirnbänder bemerkte. „Bluthunde von Konoha? Haben uns die nicht schon genug angetan?“

„Bitte, Vater!“ Satoko wandte sich zu ihm um. „Minori hat ihnen ihr Eigentum gestohlen.“

„Aha.“ Der alte Mann schien sich zu beruhigen. „Das ist nur gerecht, nachdem sie uns unser Land und unser Leben gestohlen haben.“

„Vater, das ist nicht wahr!“, rief Satoko nach einem kurzen Blick auf die Ninjas aus.

„Natürlich ist es das, und das weißt du auch.“ Der Mann trat ganz nah an Naruto heran und sah zu ihm auf. „Naja, die da sind ja noch grün hinter den Ohren. Aber ich wette, die alten Ninjas haben euch von ihrem triumphalen Sieg über den Yami-Clan und den König der Dunklen Horizonte erzählt, was?“

„Was … Wovon redet ihr?“, fragte Naruto und klang bestürzt.

Satoko schob ihren Vater mit sanfter Gewalt zur Seite. „Bitte, ich entschuldige mich für die beiden. Wir werden euch nicht länger belästigen, bitte geht eurer Wege.“

Sai hatte sich schon halb umgewandt, als Sakura sagte: „Nein. Wir wissen gar nichts über dieses Dorf. Könnt ihr es uns zeigen?“

Der Alte murmelte etwas in seinen Bart, während die Frau erst zögerte und dann seufzte. „Also gut. Kommt mit.“

Sakura brannte darauf zu erfahren, wo genau sie hier waren und was mit all den Leuten los war, denen sie auf dem Weg begegneten. Zuerst hatte es ausgesehen, als wären sie alle nur extrem schmutzig, aber beim näheren Hinsehen entpuppte es sich, dass ihre Haut tatsächlich grau bis schwarz getönt war. Sie war nicht etwa dunkel gebrannt wie unter sengender Sonne, sondern einfach gefärbt, auch die Lippen und Handflächen der Leute. Ihre Augen und Haare hatten verschiedene Farben, man hätte fast meinen können, durch Konoha zu wandern, deren Einwohner sich die Haut mit Ruß geschwärzt hätten.

„Baut ihr hier euer Essen an?“, fragte Naruto, als sie an einem weitläufigen Acker vorbeikamen – zumindest sah es auf den ersten Blick wie ein Acker aus. Doch als sie näher kamen, merkten sie, dass etwas damit nicht stimmte.

„Die Erde … Wo ist die Erde?“, fragte Sakura.

„Es gibt hier oben keine Erde“, sagte Satoko und wirkte traurig – wie alle Menschen, denen sie über den Weg gelaufen waren, so als hätte sie das Auftauchen der Ninjas an ihr Elend erinnert. „Die Früchte, die ihr seht, wachsen direkt aus dem Felsen.“

Sie zeigte auf die langen, asymmetrischen Reihen der vertrockneten, schwarzbraunen, kürbisgroßen Früchte. „Und so was mögt ihr hier essen?“, fragte Naruto stirnrunzelnd.

„Es gibt sonst nichts, was wir essen könnten. Nur selten kommen kleine Pelztiere hier hoch, und deren Fleisch ist ungenießbar.“

„Ganz in der Nähe liegt das Reich der Blitze. Ihr könntet doch in eines der Dörfer dort gehen und euch etwas kaufen“, schlug Sakura vor.

Satokos nachsichtiges Lächeln wurde noch eine Nuance trauriger. „Das geht nicht. Abgesehen davon, dass wir kein Geld haben, können wir den Berg nicht verlassen.“

„Was?“ Naruto und Sakura rissen die Augen auf. Sais Miene blieb zwar unbewegt, aber er spannte kaum merklich die Muskeln an.

„Und ich dachte, man würde große Geschichten über uns spinnen“, murmelte der Alte finster. „Da hab ich uns wohl zu viel Bedeutung zugemessen.“ Er hustete und winkte sie zu sich herüber. „Kommt mit, ich werde es euch zeigen.“ Als er vor ihnen herhinkte, wirkte er abermals krank – wie alles hier, wenn Sakura ehrlich zu sich selbst war. Was war diesen Leuten nur widerfahren? Es mussten schreckliche Dinge gewesen sein, die sie aufs Tiefste erschüttert hatten.

Die Menschen gingen langsam, wirkten aber eher müde denn gemächlich. Ihre dunkel umrandeten Augen waren blicklos und tiefe Falten zeichneten ihre ausgemergelten Gesichter. Die Haut mancher von ihnen war komplett schwarz, andere wiederum war mit grauen Flecken übersät, wieder andere waren aschfahl oder steingrau. Je näher sie auf die Zitadelle zuschritten, zu der der Alte sie führte, desto unwirklicher kam Sakura all das vor. Sie spürte ein Ziehen in ihren Muskeln, je näher sie dem Komplex aus schwarzen Gebäuden kamen. Erneut glitt ihr Blick den massiven, feindseligen Turm hoch, streifte die Erker, Türen, die ins Nichts führten, Stacheln und Ziselierungen, von denen sie weder sagen konnte, was sie darstellen sollten, noch, ob sie aus Stein oder schwarzem Metall bestanden. Überschattet wurde alles von den dichten, dunklen, quellenden Wolken. Dann wurde ihr schwindlig und sie zwang sich, den Blick wieder zu senken.

Sie traten durch ein riesiges, geöffnetes Tor und gingen an etlichen Gebäuden vorbei, die den Turm säumten. Sakura wusste nicht, wozu sie gut waren, sie sah einen verstaubten Amboss und andere Schmiedewerkzeuge, aber niemand arbeitete hier. Minori trabte hinter seiner Mutter her und hielt ihre Hand umklammert, während er die Gebäude und vor allem den Turm nervös betrachtete.

Sakura streckte die Hand nach einer Hauswand aus. Sie war kalt und aus grauschwarzem Stein. Schweigend gingen sie weiter. Nicht einmal Naruto sagte etwas, sondern sah sich nur mit ernstem Blick um. Sakura wusste, was er dachte. Die Zitadelle war tot. Hier hatten vielleicht einmal Menschen gelebt und gearbeitet, doch sie hatten damit aufgehört, ganz einfach, weil es sinnlos war. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Die Menschen konnten den Berg nicht verlassen … Was sie auch schmiedeten oder anderweitig produzierten, sie konnten es niemandem verkaufen. Nicht nur Geld war für sie wertlos – auch alle anderen Dinge, die sie nicht selbst in ihrem Dorf brauchten.

Sie erreichten den Turm, der von Nahem noch imposanter wirkte. Er war um etliches breiter als das Haus der Hokage, mindestens um das Fünffache, mit einer kreisrunden Grundfläche. Rechts und links des Torbogens, der in sein Inneres führte, standen mehrere graue, manngroße Statuen, die Männer mit Speeren zeigten. Als sie durch den Bogen traten, sah Sakura, wie eine der Statuen kurz den Kopf bewegte und ihnen aus desinteressierten Augen nachsah. Waren es am Ende keine Skulpturen, sondern die Wächter des Turms?

Mühsamen Schrittes führten Satoko, Minori und der Alte die Ninjas die steile Wendeltreppe hoch, die sich um den mittleren Teil des Turms wand. Ab und zu zweigten Gänge oder Türen rechts oder links ab, doch sie gingen immer weiter die steinernen, glatten Stufen hoch. Es dauerte nicht lange, da mussten sie eine Pause einlegen, da der Alte keuchte und hustete und nicht mehr weiterkonnte. Nach wenigen Schritten war die nächste Pause fällig, und bald darauf wieder.

Schließlich packte Naruto den alten Mann unterm Arm und nahm ihn Huckepack. „Komm, alter Mann. Das ist nicht gut für dich.“

Sakura sah ihn bewundernd an. „Naruto ...“ Die ernste Seite an ihm berührte etwas in ihr, wie immer, wenn er sie offenbarte.

Der Alte protestierte schwach, aber da ging Naruto auch schon weiter.

Sie stiegen höher und höher, und bald waren es Satoko und Minori, die hinter den durchtrainierten Ninjas zurückzufallen drohten – als sie endlich den obersten Raum erreichten.

Die Treppe mündete in einen weitläufigen Saal. Kostbarer schwarzer, von einem Spinnennetz aus weißen Linien durchzogener Marmor bildete den Boden und mehrere Säulen trugen die Decke, die weit über ihnen schwebte. Glaslose, über drei Meter hohe Bogenfenster zierten eine Seite des Saals und gaben den Blick auf das Dorf und die Zitadelle unter ihnen frei. Jetzt erst fiel Sakura auf, dass es zwar finster draußen war, sodass man beinahe nicht sehen konnte, was dort unten vorging, es aber nirgendwo Lichter gab.

Genau zwischen den beiden mittleren Fenstern stand auf einer kleinen Erhöhung ein massiver, kalter Steinthron, auf dem ein Riese Platz gehabt hätte. Die Sitzfläche und die Armlehnen waren mit rotem Samt gepolstert, das einzige in diesem Raum, das nicht schwarz oder weiß oder etwas dazwischen war.

„Dorthin“, hustete der alte Mann und deutete mit seinem knochigen Finger auf einen schmalen Treppenaufgang an einer Seite des Saals. Sie erklommen eine weitere Wendeltreppe, ehe sie schließlich über dem Thronsaal unter freiem Himmel standen. Sie hatten die Spitze des Turmes erreicht.

Der Himmel war angsteinflößend nah, die dicken, grauen Wolken schienen mit bloßen Händen greifbar. In Sakura wurde der Verdacht laut, dass es nicht einfach nur Wolken waren, die hier die Sonne verdeckten. Es sah eher so aus, als wäre es … Dunkelheit. Einfach nur undurchdringliche, rauchige Dunkelheit.

Blanker Steinboden war unter ihren Füßen, und anstatt Zinnen hatte der Turm etwas, das wie Zähne aus Metall aussah, die in alle Richtungen abstanden. Vor dem Rand des Plateaus, das dem Dorf und der Zitadelle zugewandt war, steckte etwas im Boden. Sie traten darauf zu; es war ein Rubin oder etwas in der Art, ein Edelstein, größer ein Straußenei, unförmig und von einem blassen Rosa. Er steckte tief im Boden; ein Netz aus Rissen hatte sich gebildet, als hätte jemand ihn mit Gewalt in den pechschwarzen Stein getrieben.

„Unglaublich“, murmelte Naruto, als er den alten Mann vorsichtig abgesetzt hatte. Von hier oben konnte man den gesamten Berg überblicken. Jenseits der Felsmauern, auf der grasbewachsenen Ebene und in dem Wäldchen, in dem die Ninjas auf Minori getroffen waren, schien die Sonne. Nur der Berg schien im Schatten der Wolken über ihnen zu liegen. Es sah seltsam aus.

„Seht genau hin. Fällt euch etwas auf?“, fragte der Alte.

Sakura kniff die Augen zusammen. „Ist das … ein Siegel?“

Die Erdspalten, von denen eine Sakura hatte stolpern lassen, waren keinesfalls natürlich entstanden. Von hier oben konnte man erkennen, dass sie ein Muster bildeten, ein Zeichen mit immer wieder unterbrochenen Linien, das Sakura von ihrer Ninjaausbildung her kannte. Versiegelt bedeutete es übersetzt.

„Was bedeutet das?“, murmelte sie, während ihr ein neuerlicher Schauer über den Rücken lief.

„Das, meine Kleine, ist das Werk eures Dorfes“, sagte der Alte bitter. „Ein Siegel, das uns daran hindert, den Berg zu verlassen – damit wir hier elendig zugrunde gehen.“
 

=======================================
 

So, hier höre ich mit dem ersten Kapitel erstmal auf.

Ich hoffe, man merkt, dass ich mir Mühe gegeben habe, die Umgebung zu beschreibung ... und dass ich hoffentlich auch düstere Stimmung erzeugt habe ;)

Bin wie immer dankbar für jede Rückmeldung, damit ich weiß, wie euch dieser Stil gefällt^^ Also, falls ihr was anzumerken habt - nur zu :)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  L-San
2013-05-31T21:35:49+00:00 31.05.2013 23:35
Yo. ;D

Endlich komme ich dazu, mal eine NaruSaku-FF zu lesen.
Davon gibt es hier ja nur wenige.
Und noch weniger gibt es gute.
Diese FF verspricht schon mal gut zu werden.
Wenn du mehrere NaruSaku-FFs hast oder welche planst, dann hast du mich als Stammleser/reviewer sicher. ;D

Inhalt:
Es passiert nicht viel.
Mir hat hier etwas gefehlt, das mich zum Weiterlesen motiviert.
Die Idee fand ich allerdings gut.
Menschen, die isoliert leben.
Lustig war es auch am Anfang.
Was ich seltsam fand, war, dass die Fremden etwas offen gegenüber den Ninjas waren, ja, sogar ihre Heimat gezeigt haben - leuchtet mir nicht ganz ein. ô.o
Zum Inhalt fällt mir eigentlich nie viel ein, deswegen mach ich weiter mit dem nächsten Punkt.


Charaktere:
Naruto hast du sehr gut dargestellt, aber der ist wohl am einfachsten zu treffen.
Wäre ich ein Mädchen, würde ich seine Aktionen etc. in diesem Kapitel als kawaii finden, aber so, finde ich es einfach nur amüsant.
Von Sakura und vor allem Sai hätte ich mehr von ihrer Persönlichkeit gewünscht.
Klar, wir sind erst am Anfang und so, aber zumindest hätten die Grundzüge ihrer Persönlichkeit klarer zum Ausdruck gebracht werden können.


[u)Schreibstil:
Der Schreibstil am Anfang war sehr wackelig.
Ich hatte den Eindruck, als ob er sich erstmal wie ein Pokemon oder meinetwegen Digimon entwickeln müsste.
Die Beschreibungen waren fad und schwach, dafür hat sich das aber gegen Ende enorm verbessert.
Ansonsten hätten die Sätze ruhig etwas abwechslungsreicher ausfallen können.
An der einen oder anderen Stelle hätte ich mehr Sachen eingefügt, um mehr Spannung zu erzeugen.


Sonstiges:
Fehler hab ich kaum gefunden.
Das Kapitel an sich fand ich in Ordnung.
Etwas Spannung hat aber gefehlt.
Irgendwie hab ich da die atmosphärische Dichte vermisst.
Trotzdem lese ich demnächst weiter, weil ich deine Ideen mag.
;D

L-San
Von:  Kleines-Engelschen
2011-08-23T12:12:12+00:00 23.08.2011 14:12
ich bin gespannt wie es weitergeht. es ist eine tolle geschichte und ein gutes kapi. lese nicht oft naru/saku aber mal schauen wie es wird.

greetz
Von: abgemeldet
2011-08-23T01:40:40+00:00 23.08.2011 03:40
Hey!! ^^
Ich finde das FF klasse! Ich habe mir die Beschreibung
durchgelesen und fand es sehr spannend, obwohl ich es
zugegeben schade finde das es kein Sasu x Saku ist sondern
Naru ist ... aber ich habe gelesen das Sasuke zu den
Hauptcharas gehört und im Trailer war er ja auch des
öfteren zu sehen - den Trailer finde ich übrigens genial!! -
also denke ich geht das! ^^ Ich hoffe nur er kommt bald
und oft vor ... xP
Ich finde du hast die Umgebung echt klasse beschrieben!!
Hamma!! Echt jez! Die Story selbst finde ich sehr spannend!
Also was der Prolog, das erste Kapi, die Beschreibung
und der Trailer hergibt!
Ich glaube diese FF hat ne Menge Potential! ^^
Ich freue mich auf das nächste Kapitel!
Gglg

Omi =3

Von:  bLy
2011-08-22T22:01:35+00:00 23.08.2011 00:01
toller anfang, bin gespannt wie es weiter geht.
und schön das es auch eine naruxsaku ff ist.. da es nur wenige davon gibt
mach weiter so und schreib schnell weiter ;)
Von:  fahnm
2011-08-22T21:13:55+00:00 22.08.2011 23:13
Wow das ist aber übel.
Bin mal gespannt wie es weiter gehen wird.^^
Von: abgemeldet
2011-08-22T19:39:21+00:00 22.08.2011 21:39
guter anfang ^^
klingt auch spannend, ist mal was anderes XD
mal sehen, wie es sich entwickelt
werde es weiterverfolgen ^^
lg
NikaEvelina
Von:  Majin-Diana
2011-08-22T16:20:12+00:00 22.08.2011 18:20
hey ho ^^

also ich find die ff bis jetzt ziemlich klasse! mir gefällt dein schreibstil
und Fehler hab ich auch keine gesehen!
ich freu mich schon auf das nächste kapitel :)
lg diana
Von:  Cortes
2011-08-22T15:14:50+00:00 22.08.2011 17:14
Hab bis jetzt nichts anzumerken. Ganz im Gegenteil, ich freue mich auf mehr.


Zurück