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Sakura, Queen of the Dark Horizons

Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]
von

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Rebirth of the Dark Horizon

Als sie erwachte, fühlte sie, dass sie länger als üblich geschlafen hatte. Diesmal hatte sie kein Albtraum geplagt und Sakura fühlte sich frisch und ausgeruht. Träge blinzelnd drehte sie den Kopf zur Seite und spähte über die Kissen durch den Schleier ihres Himmelbetts zum Fenster hinaus. Es war immer noch finster draußen … Natürlich.

Ihr fiel wieder ein, wo sie war. Die Wärme des Bettes, die weichen Decken und die Entspannung hatten sie den schrecklichen Zustand dieses Ortes einfach vergessen lassen. Obwohl sie wach war, blieb Sakura noch eine Weile in ihrem Bett liegen und starrte gedankenverloren auf den Baldachin. Ich bin jetzt eine Königin … Wer hätte das für möglich gehalten? Plötzlich kam es ihr so vor, als hätte sie das alles nur geträumt. Doch dann wäre sie nicht hier in dieser heimeligen Umgebung aufgewacht, sondern irgendwo im Wald vor Konoha in ihrem Schlafsack.

Seufzend schloss sie die Augen und genoss das Gefühl der Behaglichkeit.

Irgendwann klopfte es und eine Frau steckte ihren Kopf bei der Tür herein. „Ist alles zu Eurer Zufriedenheit?“

„Danke, es ist … wunderbar.“

Die Frau lächelte und gab zwei Männern hinter ihr ein Zeichen, die eine riesige, metallverstärkte Sanduhr in das Zimmer schleppten. „Damit Ihr wisst, wie spät es ist“, erklärte sie. „Wir können die Zeit nicht am Stand der Sonne messen, daher haben wir die Felsen zu Sand zermahlen. Wenn der Sand durchgerieselt ist, ist es etwa sechs Uhr. Eure Diener werden sich darum kümmern, dass das Glas dann sofort umgedreht wird.“ Demnach war es etwa fünf, wie Sakura dem Sandstand entnahm. Die Männer trugen die Sanduhr in die gegenüberliegende Ecke des Gemachs, verbeugten sich und gingen.

Die folgenden Stunden vergingen zäh und schleppend. Sakura fand heraus, dass es Morgen war und sie fast vierundzwanzig Stunden lang geschlafen hatte. Sie verbrachte die meiste Zeit in ihrem Bett. Einmal ging sie zu dem Bücherregal, das ihm gegenüber stand, und zog einen der Wälzer heraus. Der Einband war verblichen und die Schrift nur schwer leserlich. In gehobener Sprache wurde von einem alten Krieg erzählt; Sakura konnte nicht sagen, ob die Geschichte Fiktion war oder auf einer wahren Begebenheit beruhte. Als sie auf die Toilette musste, die an ihr Zimmer angrenzte, machte sie die Erfahrung, dass nicht alles in diesem Turm so traumhaft war, wie es den Anschein hatte. Obwohl es hergerichtet war wie ein zweiter Thron, war es trotzdem nur ein rückständiges Plumpsklo.

Immer wieder kamen Dienerinnen in das Gemach, brachten ihr Essen – und entschuldigten sich, weil es so kärglich war und aus den verschrumpelten Früchten des Schwarzen Berges bestand – und putzten das Zimmer, polierten Wände, Boden, Gemälde und den riesigen, schwarzen Luster an der Decke – dessen schwarze Glaslampen mit gelbem Stoff umwickelt waren und deswegen das wärmste, angenehmste Licht verströmten, das Sakura auf diesem Berg je gesehen hatte –, überzogen das Bett neu – was Sakura übertrieben vorkam, da sie es erst einmal benutzt hatte – und klopften den Teppich aus. Sie sprachen Sakura allesamt mit respektvoller Scheu an, adressierten sie aber immer noch nicht mit Königin.

Irgendwann gegen Mittag kamen die beiden Frauen vom Vortag. „Wir bringen Euch Euer Kleid, Herrin“, sagte eine von ihnen.

„Welches Kleid?“, fragte Sakura stirnrunzelnd und blickte von dem Buch auf, dessen kalligrafische Schrift sie gerade zu entziffern versuchte.

„Nun, Euer Kleid. Das Kleid der Königin, das Ihr für die Zeremonie tragen werdet“, sagte die Zofe, die mindestens doppelt so alt war wie Sakura, mit einem schüchternen Lächeln.

Die Kunoichi betrachtete das schwarze Stoffbündel, das die Dienerin andächtig auf ihr Bett legte. Dann traten die Dienerinnen mit gefalteten Händen hinter sie. „Wir werden Euch beim Umziehen helfen, Hoheit.“

Sakura starrte sie entgeistert an. „Ich kann mich selbst umziehen, danke.“

„Aber Hoheit …“

„Schluss mit Hoheit!“ Sie sah an ihren erschrockenen Gesichtern, dass ihre Stimme etwas zu scharf geklungen hatte, und sagte daher in beschwichtigendem Ton: „Spart euch das für nach der Zeremonie auf.“

Die Dienerinnen wechselten unsicher Blicke und ließen sie dann mit dem Kleid alleine. Sakura haderte einige Minuten mit sich, ob sie es überhaupt anziehen sollte, dann zuckte sie mit den Schultern. Warum nicht. Es sah brandneu aus.

Als sie sich vor dem Spiegel abmühte, sich in das enge Kleid zu zwängen, wünschte sie sich fast die Zofen zurück, aber jetzt wollte sie nicht klein bei geben. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie das Korsett zusammen und irgendwie schaffte sie es auch, die Schnüre, die das Kleid an ihrem Rücken festhielten, zu binden – wenngleich man hinterher eindeutig sah, dass sie mit wesentlich mehr gutem Willen als Talent zur Sache gegangen war.

Kurzatmig betrachtete Sakura sich. Sie hatte sich noch nie so weiblich gefühlt wie in diesem Moment. Der Schnitt des Kleides brachte dezent ihre Rundungen zur Geltung, auch wenn es ihr nicht ganz passte; es war nach wie vor zu eng und der Saum war ein klein wenig zu lang. Das Kleid war in schwarzgrauer Farbe gehalten und an den Ärmeln und am Rocksaum mit goldenen Verzierungen bestickt, die sich auf Höhe ihres Bauchnabels und am Rücken zu einem aufwändigen Muster vereinten. Der Stoff war aus hauchdünner Seide, aber blickdicht und reißfest, und fühlte sich auf ihrer Haut kühl und angenehm weich an. Das Gewand war rüschenlos und wirkte edel, aber nicht wirklich festlich, passend zu einer Königin eines nur kleinen Volkes. Der Rock hatte auf einer Seite einen Schnitt, der bis zu ihrem Oberschenkel reichte. Wenn es sein musste, konnte man in diesem Kleid auch kämpfen.

Sakura strich sich ihr Haar aus dem Gesicht, das nicht recht zu ihrer neuen Kleidung passen wollte. Sie stellte sich vor, wie sie in diesem Kleid auf dem Thron saß, auf dem Thron ihres eigenen Königreiches … Sie konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass sie eine Königin sein sollte.

Die Tür schwang auf und obwohl sie nicht hinsah, wusste Sakura, dass es Naruto war. Jeder andere hätte geklopft. Sie wandte sich um und sah, wie er noch in der Tür erstarrte und seine Kinnlade hinunter klappte. „Sa…Sakura …“, murmelte er. „Du bist … wunderschön …“

„Schön, dass dir das auch mal auffällt“, erwiderte sie grinsend. „Du kommst gerade rechtzeitig. Kannst du mir hinten mit den Schnüren helfen? Ich komm da kaum hin.“

Naruto stand noch einen Moment wie eine Salzsäule da, dann schluckte er und trat an den Spiegel. Eine leichte Rötung erschien auf seinen Wangen, als er die lockeren Schnüre löste und fest zusammenband. Sakura fiel auf, dass seine Finger leicht zitterten, und als er ihre Haut streifte, fühlte sie, wie warm sie waren. Kein unangenehmes Gefühl, wie sie bemerkte.

„Gut so? Oder zu fest?“, erkundigte er sich.

„Perfekt.“ Sie drehte sich zu ihm um und sie standen sich einen Moment ganz nah gegenüber, ehe Naruto einen Schritt zurückwich. „Wo warst du eigentlich so lange?“, fragte sie.

„Ich hab lange geschlafen. Dann hat dieser Kuruda mir und Sai den ganzen Berg gezeigt und anschließend haben wir bei den Vorbereitungen mit anpacken dürfen.“ Er verzog das Gesicht. „Unter uns, ich mag diesen Kerl irgendwie nicht.“

Sakura lachte. „Also ich finde ihn sympathisch.“

„Du hast eben keine Menschenkenntnis. Ich sage dir, er ist sicher …“

Es klopfte träge und sie unterbrachen die Unterhaltung. „Herein“, rief Sakura. Der Alte trat ein, verbeugte sich kurz und musterte seine Königin dann so lange, dass es ihr fast unheimlich wurde. Er trat vor und reichte ihr eine vergilbte Schriftrolle.

„Da steht alles über den Ablauf der Zeremonie drin. Ihr solltet es gut durchlesen, damit Ihr Euren Text beherrscht“, erklärte er.

Naruto sah Sakura über die Schulter, als sie das Papier entrollte und überflog. Der Alte wartete geduldig. „Da steht etwas davon, dass ich einen Schattenlord ernennen soll“, murmelte sie.

Der alte Mann nickte heftig. „Der Schattenlord ist der Vasall und engste Vertraute der Königin der Dunklen Horizonte. Er ist nur ihr allein verpflichtet und der Anführer der Gargoyles. Ihr solltet diese Entscheidung mit Bedacht treffen. Gute Schattenherren sind schwer zu finden.“

„Aha“, murmelte Sakura. „Diese Gargoyles – was sind die eigentlich? So etwas wie die Anbu von Konoha?“

Die Miene des Alten verfinsterte sich, als er das verhasste Wort Anbu hörte. „Nicht direkt“, sagte er kühl. „Die Gargoyles unterstehen direkt der Königin und dem Schattenlord und sind Euch bis in den Tod loyal. Sie sind Eure Leibwache, Eskorte und Spezialeinheit und die fähigsten Ninjas des Yami-Volks.“

Also doch so etwas wie die Anbu, dachte Sakura, hütete sich aber, es laut auszusprechen.

Hinter dem Alten betraten die beiden Zofen den Raum und nachdem er gegangen war, begannen sie, Sakura das Haar zu kämmen und ihr eine neue Frisur zu verpassen, damit sie etwas königlicher aussah. Sie fühlte sich immer noch ein wenig seltsam dabei, so bedient zu werden, es war ihr beinahe ein wenig unangenehm.

„Ich will, dass du mein Schattenlord wirst, Naruto“, sagte sie nach einer Weile.

Naruto, der sich auf einen der Sessel hatte sinken lassen, starrte sie mit offenem Mund an. „Meinst du das ernst? Aber …“

„Natürlich. Du hast es selbst gehört, ich muss dem Schattenlord hundertprozentig vertrauen können.“ Sie lächelte. „Wer würde da besser passen als du? Vorausgesetzt, du bleibst hier bei mir“, fügte sie etwas leiser hinzu.

„Ich hab dir schon gesagt, dass ich bleibe“, sagte er bestimmt.

„Aber wenn du nicht ins Dorf zurückkehrst, wird dein Traum nie wahr. Du wirst nie Hokage werden.“

Er sah nachdenklich zu Boden und murmelte: „Wie gesagt, ich hab für ein Dorf nichts übrig, das andere Menschen so behandelt.“

„Aber es war doch immer dein Traum!“

„Ja, seit ich ein Kind war. Es war immer derselbe Traum. Ich habe jetzt begriffen, dass Träume sich ändern müssen, dass sie sich weiterentwickeln müssen und dass man sich immer wieder fragen sollte, ob man wirklich noch davon träumt, etwas zu tun, oder ob man nur an seinen Vorsätzen festhält. Sonst landet man am Ende dort, wo man plötzlich gar nicht mehr hinwill, nur weil man früher gedacht hat, es wäre spaßig.“

Sie sah Naruto nachdenklich an. „Naruto, du …“
 

Laut ihrer Sanduhr, die eine Dienerin pünktlich umdrehte, war es sieben Uhr abends, als der Alte in Begleitung von Sai Sakura und Naruto abholen kam. „Es ist alles vorbereitet für Eure Krönung, Prinzessin“, sagte er.

Sie verließen den Turm und Sakura sah endlich, woran die Yami den ganzen Tag gewerkt hatten: Am Rand des Dorfes, am Fuße einer steilen Felswand, hatten sie eine Bühne aus Holz zusammengezimmert, auf der ein wuchtiger hölzerner Stuhl stand. Für das Holz hatten sie erstmals seit dreißig Jahren den Berg verlassen, und es tat Sakura gut daran erinnert zu werden, dass es auch Holz gab, das nicht schwarz oder grau war.

Absolut jeder aus dem Bergdorf hatte sich vor der Bühne versammelt und blickte erwartungsvoll auf Sakura, als sie durch den Spalier auf die Bühne zuging. „Langsamer, würdevoller“, flüsterte der Alte ihr zu. Sie fühlte sich unbehaglich, weil so viele Blicke ihr folgten. Über eine breite Treppe erreichte sie die Tribüne und setzte sich auf den Stuhl. Alle anderen mussten stehen bleiben, weil es auf der Ebene keine Sitzgelegenheiten gab. Der Alte trat zu ihr hinauf und breitete die Arme zum Publikum aus, das allgemeine Gemurmel erstarb. „Schwestern, Brüder, Volk der Yami! Wir sind heute hier zusammengekommen, weil wir einen Grund zum Feiern haben! Unser Volk ist frei, und wir haben wieder eine Königin. Dies ist ein glorreicher Tag, an dem die Nacht eine neue Tochter geboren hat und den Schatten eine Mutter geschenkt wurde, der Finsternis eine Herrin, die sie leitet, und der Dunkelheit eine Streiterin, die sie vor unseren Feinden schützt.“ Er drehte sich zu Sakura um und verbeugte sich so tief, dass sie um seinen Rücken fürchtete. „Haruno Sakura aus dem Reich des Feuers, bist du bereit, die Königskrone anzunehmen?“

Sie nickte und sagte die Worte auf, die sie sich eingeprägt hatte. „Ich bin bereit, die Nacht zu lenken wie euch. Ich bin bereit, eure Königin zu sein.“

Eine Frau brachte auf einem schwarzen, mit alten, goldenen Schnüren verzierten Samtkissen ein prachtvolles, pechschwarzes Diadem, in dessen Mitte ein kleiner, roter Rubin funkelte. Der Alte nahm das Schmuckstück von seinem Podest. „So kröne ich dich hier vor den Augen deines Volkes zur Königin. Auf ewig bejubelt seist du, Sakura, Königin der Dunklen Horizonte.“ Er setzte Sakura behutsam das Diadem auf.

„Auf ewig bejubelt seist du, Sakura, Königin der Dunklen Horizonte“, wiederholte das Volk einstimmig.

Wie von ihr erwartet wurde, stand Sakura auf und sagte: „Möge euch Glück und Sicherheit unter meiner Regentschaft zuteilwerden. Als eure Königin bin ich bereit, für euch einzustehen und euch zu lenken, zu verteidigen, und zu richten ...“

„Lang lebe die Königin!“, schrie jemand aus der Menge und ließ Sakura kurz stocken und erröten.

Nachdem sie tief Luft geholt hatte und es wieder still war, fuhr sie mit den rituellen Worten fort, mit denen jede Königin ihr Amt begann. „Das Mondlicht ist Zeuge dieses prachtvollen Tages.“ Auch wenn weder Mond noch Licht zu sehen sind, dachte sie. „Volk der Yami, das Portal zu unserer gemeinsamen Zukunft ist nun offen! Lasst uns gemeinsam hindurch schreiten!“

Jubel brauste auf. Sakura setzte sich ein wenig zu schnell auf ihren Stuhl, wie sie erst hinterher bemerkte, aber es dauerte einige Minuten, bis wieder Ruhe herrschte. Sie sah sich die Gesichter genau an. Einst so voller Niedergeschlagenheit und Resignation, waren sie nun erfüllt von Freude und Heiterkeit. Augen strahlten ihr entgegen, Zähne blitzten in lächelnden Mündern. Die dunklen Flecken in den Gesichtern der Leute begannen auch zu verschwinden, wie sie feststellte. Viele von ihnen sahen schon fast wieder normal aus, wenngleich sie sehr blass und mager waren.

Als der Jubel erlosch, stimmte eine kleine Gruppe neben der Bühne einen eindrucksvollen gemischten Chor an. Sakura konnte ihre Worte nicht verstehen, aber es klang wirklich prächtig. Zwei Männer schlugen in einem bombastischen Takt auf schwere Felltrommeln ein, die nagelneu aussahen. Aus der Menge traten zwei Frauen und begannen an primitiven Saiteninstrumenten zu zupfen, was dem Ganzen noch eine melodische Note verlieh. Eine talentierte Sängerin verstärkte den Chor mit ihrem Sopran. Nach einigen Minuten nahm die Geschwindigkeit der Saiteninstrumente zu und nahm einen dramatischen Ton an, der von den Trommeln unterstrichen wurde. Sakura fühlte die Kraft, die von dieser Musik ausging, und die Bedeutung, die hinter dem Ritual steckte. Es drückte genau das Gefühl aus, das alle auf diesem Platz fühlten: Den Anbruch einer neuen Zeit, das Ende der Gefangenschaft und den Aufbruch zu neuen Ufern.

Der Chor stimmte ein neuerliches Loblied auf die neue Königin der Dunklen Horizonte an, während der Takt an Geschwindigkeit zunahm und sich langsam in schwindelerregende Höhen schraubte. Dann hielt die Musik fast inne, nur um sogleich noch pompöser und bombastischer zu werden. Die Trommler schlugen so schnell auf ihre Trommeln, dass ihre Schläger zu verschwimmen schienen. Die Kerzen auf den Kerzenhaltern, die links und rechts von Sakuras Stuhl aufgebaut waren, wurden entzündet und bald brannten schwarze Flammen um die Königin herum.

Jetzt, am Höhepunkt des Rituals, marschierten die Gargoyles auf den Platz, in geordneten Zweierreihen und mit ihren Hellebarden, an denen rote Stofffetzen hingen, ebenfalls in das Lied einstimmend. Sie trugen allesamt leichte, graue Ninjabrustpanzer, gleichfarbige Hosen und sogar die Gesichter waren mit grauer Farbe beschmiert, als bestünden sie tatsächlich aus Stein. In der ersten Reihe erkannte Sakura Kuruda, der ihr kurz zuzwinkerte. Die dreißig bis vierzig Ninjas marschierten im nun wieder langsamen Takt auf die Bühne zu und ließen sich dann gleichzeitig auf ihre Knie sinken. Abrupt beendete ein Trommelschlag die Musik und die Gargoyles riefen wie aus einem Munde: „Mein Chakra für das Blut der Königin!“

Dann senkte sich Totenstille über die versammelte Menge, die gerade lange genug andauerte, um Sakura nervös zu machen. Hatte sie etwas vergessen? Musste sie jetzt etwas sagen?

Doch dann trat der Alte auf sie zu, der die Empore die ganze Zeit über nicht verlassen hatte, und sagte feierlich mit klingender Stimme: „Wählt nun den Schattenlord, Königin der Dunklen Horizonte.“

Sakura holte tief Luft und spüre, wie die Menge den Atem anhielt. Dann sagte sie laut und mit fester Stimme: „Ich ernenne hiermit Uzumaki Naruto aus Konoha Gakure zu meinem engsten Vertrauten und zum Schattenlord des Schwarzen Berges.“

Der Alte, der von dieser Entscheidung ebenfalls schon gewusst hatte, winkte Naruto hektisch auf die Empore. Sakura sah beiläufig, wie Kuruda versuchte seinen enttäuschten Gesichtsausdruck zu verbergen. Offenbar hätte er gerne dieses Amt bekleidet, aber Sakuras Entschluss war von Anfang an klar gewesen. Naruto trat zu ihr neben ihren Stuhl und bekam den zeremoniellen nachtschwarzen Umhang über die Schultern gelegt. „Mein Chakra für Euer Blut“, sagte er die entsprechenden Worte und kniete vor ihr nieder.

„Erhebe dich, Schattenlord Naruto“, sagte Sakura. Er stand auf und stellte sich neben sie.

Ein Mann und eine Frau mit schwarz bemalten Gesichtern kamen aus der Menge auf die Tribüne. Zwischen sich hielten sie einen einfachen, braunschwarzen Kelch, den sie Sakura ehrfürchtig reichten. Wie sie aus dem Leitfaden für die Zeremonie entnommen hatte, war es üblich, dass Königin, Schattenlord und die Gargoyles zusammen aus einem Kelch tranken, um ihre Verbundenheit zu signalisieren. Eigentlich hätte es Wein sein sollen, aber es war nur das abgestanden schmeckende Wasser, das die Yami aus irgendeiner verschmutzten Quelle im Berg schöpften. Sakura trank einen winzigen Schluck und musste sich zwingen, nicht das Gesicht zu verziehen. Naruto tat es ihr gleich; dann gingen die Zeremonienhelfer durch die Reihen der Gargoyles und jeder führte feierlich den Kelch zu seinen Lippen. Währenddessen brandete die Musik wieder auf.

Als jeder getrunken hatte und es abermals still geworden war, erhob sich Sakura. Erstmals durfte sie wirklich ihre eigenen Worte aussprechen. „Volk der Yami, ich hoffe, dass ich euch eine gute Königin sein werde. Als erste Amtshandlung stelle ich es jedem von euch frei, den Schwarzen Berg zu verlassen. Ihr könnt leben, wo ihr wollt, Familien gründen und anderen Arbeiten nachgehen. Wenn ihr jedoch bleiben wollt: Um den Berg herum liegt fruchtbares Land. Ihr könnt dort Felder bestellen und von richtigem Brot und Obst leben. Ich bin mir sicher, dass wir es mit vereinten Kräften schaffen werden, eurem – unserem Volk zu neuer Größe zu verhelfen und das Reich aufzubauen, das euch nach dem langen Exil zusteht. Wir werden das Geld zurückkehren lassen und Handel treiben und auch andere einladen, auf unser Land zu ziehen. Desweiteren“, fuhr sie fort, „ernenne ich Sai aus Konoha Gakure zu meinem offiziellen Botschafter und Diplomaten.“ Sai lächelte nickend und betrat nach kurzem Zögern ebenfalls die Bühne. Sakura fühlte sich erleichtert. Mit ihren Teamkameraden konnte sie den Erwartungen sicherlich gerecht werden.

Die Menge jubelte nach ihrer Ansprache. Zum Abschluss des Rituals zogen Sakura, Naruto und die Gargoyles in einem majestätischen Marsch einmal quer durch das Dorf, durch die Zitadelle und schließlich in den Turm, bis sie im Thronsaal ankamen, wo sich Sakura erstmals auf den Thron setzte und eine Zufriedenheit verspürte wie schon lange nicht mehr. Ob ihre Eltern und ihr Großvater wohl stolz auf sie wären?

Bevor die Gargoyles gingen, wies Sakura sie an, nach dem Alten zu schicken. Keine drei Minuten später stand er vor ihrem Thron und kniete, trotz seiner Gebrechlichkeit, ergeben nieder. „Ich habe Fragen an dich“, sagte Sakura und ihre Stimme kam ihr in dieser riesigen Halle dünn und verloren vor.

„Alles, was Ihr wünscht, meine Königin.“

„Dieser Kuruda, ist er nicht einer von denen, die hier geboren wurden? So, wie Minori?“

Der Alte sah sie an und sein Blick war stolz. „Oh ja, er ist einer der Jungen, die dem Fluch getrotzt haben. Aber im Gegensatz zu allen anderen vor ihm hat er den Berg nicht verlassen, obwohl er es gekonnt hätte. Stattdessen hat er die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nie aufgegeben und ist sogar den Gargoyles beigetreten. Er ist ein guter Junge.“

Sakura fragte sich, ob die beiden nicht vielleicht verwandt waren. „Danke. Die zweite Frage …“, sagte sie und wurde ein wenig kleinlaut. „Was erwartet man von mir? Ich meine, was gehört alles dazu, ein Volk zu führen?“

Der Alte lächelte wissend und zog einen dicken Wälzer aus einer Falte seiner Kleidung hervor, bei dessen Anblick Sakura innerlich aufstöhnte. Hoffentlich war das nicht …

„Hier stehen alle Rechte und Pflichten einer Königin, die die vergangenen Könige und Königinnen der Dunklen Horizonte niedergeschrieben haben“, erklärte der Alte, fügte aber hinzu: „Ob Ihr Euch daran haltet, ist jedoch Euch überlassen.“

Sakura blinzelte. „Heißt das, ich muss mich an gar keine Regeln halten?“

„Ihr seid sie Königin“, sagte er, als wäre das Antwort genug.

„Ich kann machen, was ich will?“ Das konnte doch nicht sein … Nicht, dass sie auf unbeschränkte Macht aus war, aber das …

Der Alte lächelte warm. „Ihr habt uns von dem Fluch Konohas befreit, Gebieterin. Was könntet Ihr uns befehlen, was schlimmer wäre?“

Da hatte er vielleicht sogar Recht. Die Yami waren ihr treu ergeben, nicht, weil sie jetzt einen Titel führte, sondern wegen dem, was sie für das Volk getan hatte. Sie nickte. „Du kannst gehen.“

Naruto nahm dem Alten das Buch ab, der den Thronsaal verließ und sich abmühte, die gewaltigen Tore zu schließen, es dann aufgab und ärgerlich vor sich hin murmelnd die Treppen hinunterstieg.

„Jetzt bist du also Königin“, grinste Naruto und lud das Buch auf der Lehne ihres Throns ab.

„Ja, und ich hab nicht die geringste Ahnung, was ich jetzt tun soll“, gab Sakura zu.

„Du hast schon viel getan. Du hast ein ganzes Volk befreit.“

„Stimmt.“ Sie seufzte. „Und wenn ich Glück habe, verwaltet es sich sogar selbst.“
 

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So - wieder mal ein etwas längeres Kapitel^^ Da war ich ja mal produktiv, 3 FFs in den letzten Tagen aktualisiert, hehe XD

Ich hoffe, es ist nun klar, was ich zu Beginn mit dem Hauptaugenmerk auf Atmosphäre und Stimmung und weniger auf Action gemeint habe. Ich habe versucht, die Krönung ausführlich zu beschreiben, auch Sakuras Gefühle und Nervosität. Ich hoffe, es ist mir gelungen^^

Es war flüssig zu schreiben, wenn man ein dramatisches Lied im Ohr hatte^^ Hoffentlich war es auch gut zu lesen ;)

Sakura ist Königin, Naruto ihr Schattenlord - und in diesem Kapitel hat er sich also auch endgültig entschieden. Ich finde das persönlich gar nicht so abwegig, schließlich weicht er ja auch im Anime immer wieder von seiner Karriereleiter ab bzw. will nur Hokage werden, wenn er es wirklich schafft, Sasuke, den er wertschätzt, zur Vernunft zu bringen und nötigenfalls mit ihm zu sterben.

Im nächsten Kapitel geht es um die erste Konfrontation mit den Ninjas aus Konoha. Inklusive einer Actionszene, diesmal ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  L-San
2013-07-08T20:16:58+00:00 08.07.2013 22:16
Hm, also Narutos Sinnwandel kann ich schon irgendwie verstehen, aber ich hätte mir gewünscht, du wärst tiefer darauf eingegangen, denn so kam es doch irgendwie etwas zu vorschnell.
Ich merke, wie dein Schreibstil hier immer besser wird.
In Armageddon ist es wirklich sehr gut.
Kannst schon praktisch Jugendromane schreiben.
Rein von den Beschreibungen her ist es sogar besser als ein Durchschnittsroman, wo man sich eher auf die Handlung konzentriert und die Beschreibungen nicht so detailliert, intensiv und sprachlich kreativ darstellst.
;D

L-San
Von:  Cortes
2011-11-04T19:36:44+00:00 04.11.2011 20:36
Ich fand, es war gut zu lesen.
Gibts bei den Ninjas aus Konoha auch ein paar bekannte?
Freue mich aufs nächste Kapitel.
Von:  Em
2011-11-04T16:11:13+00:00 04.11.2011 17:11
WOW schön ich hoffe du schreibst schnell weiter. Ich würde mich freuen, wenn du mir bescheid sagen könntest.
Mit Lieben und freundlichen Grüßen
Em
Von:  fahnm
2011-11-02T22:25:11+00:00 02.11.2011 23:25
Hammer Kapi^^
Freue mich schon aufs nächste.^^
Von:  bombenmeister
2011-11-02T20:07:54+00:00 02.11.2011 21:07
Cooles Chapter. Nur leider vorbei -.-
jetzt ist Sakura also die Königin, bin mal gespannt, was jetzt geschehen wird. Bin schon gespannt auf die Konfrontation von Konoha (wo sicher die Fetzen fliegen werden :D)
Von:  happines
2011-11-02T12:30:33+00:00 02.11.2011 13:30
ich freue mich aud nächstes kappi
Von:  Manga3
2011-11-02T11:42:09+00:00 02.11.2011 12:42
Das ging ja schnell! :)

Wird man auch noch Sakuras Fähigkeiten erfahren, also ist sie stark?
Ich hoffe, denn ich glaube aus Konoha und den eigenen Reihen wird noch so einiges kommen...
Auf jeden Fall, wieder einmal ein sehr gutes Kapitel, ich freue mich schon aufs nächste und die Actionszene! ;)

Manga3. :3
Von:  chrissy-chan91
2011-11-02T10:16:29+00:00 02.11.2011 11:16
hey
tolles kapi
diese ganzen leute sie Sakura von vorne bis hinten bedinen würden mir an ihrer stelle auch auf die nerven gehn
das Kleid welches sie zur krönung an hat hört sich garnicht mal so schlecht an
Naruto als Schattenlord, hört sich gut an. Ich glaub mit diesem amt ist er hier eher zufrieden als mit dem titel des Hokage
Sai als Botschafter? okay ja könnte einleuchtetn

die Gargoyls hören sich wirklich so an wie die anbu aber wir lassen dem alten das mal durchgehn, er kann die anbu und Konoha ja nicht leiden

ich würde eig noch mehr schreiben aber ich bin spät dran
also ich freu mich wenn es weiter geht
glg chrissy
Von:  red_moon91
2011-11-02T08:23:40+00:00 02.11.2011 09:23
Ich glaub bei Sakuras Fähigkeiten wird es ihr nicht so schwer fallen ihr Volk zu regieren und mit Naruto als Schattenlord wird ihr sicher nicht ein Haar gekrümmt werden.
Ich freu mich schon darauf wenn das nächste Kapitel on geht.

mfg red_moon91
Von:  bLy
2011-11-02T00:58:44+00:00 02.11.2011 01:58
tolles kapitel!!
schreib schnell weiter :)


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