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Sakura, Queen of the Dark Horizons

Manchmal muss man den falschen Weg gehen, um sich selbst treu zu bleiben ... [Trailer online]
von

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As long as Sorrow is with me …

Naruto hielt auf das Hokage-Gebäude zu. Sein Umhang bauschte sich mit jedem Sprung, den er über die Dächer tat. Wer hätte je gedacht, dass er einmal als Eroberer hier entlangeilen würde …

Das Gewitter war näher gekommen; in den letzten Minuten hatten sich Blitze und Donner über Konoha gemehrt. Etliche der Feuer in Konoha waren bereits erloschen und hatten schwelende Verwüstung hinterlassen; das Licht würde bald nur noch vom Himmel kommen.

Und der Schein der aufgehenden Sonne am Morgen würde die Ruinen eines einst großen Dorfes beleuchten.

Naruto landete abrupt, als er aus einer Gasse eine abgekämpfte Gestalt treten sah. Er war nicht verwundert, dass er ihn hier traf, weitab des eigentlichen Kampfgeschehens. Es hätte ihn eher gewundert, wenn er wirklich an der Front gekämpft hätte.

Sasukes Hemd war zerrissen. Seinen bloßen Oberkörper zierten Schmutz und Schrammen. Er musste einen hitzigen Kampf hinter sich haben. Naruto wollte ihn fragen, wo er war, aber er fand nicht die passenden Worte. Sie sahen sich schweigend an.

Es war immer noch eine merkwürdige Erfahrung, seinem ehemaligen besten Freund gegenüberzustehen und dennoch einen völlig fremden Mann zu erblicken. Er begriff, dass er sich all die Jahre etwas vorgemacht hatte. Sasuke war nicht länger sein Freund von früher. Er kämpfte wieder an seiner Seite, doch ihre Freundschaft war längst erkaltet.

„Die Schlacht läuft gut“, sagte Naruto, um irgendetwas zu sagen. „Wir kommen immer weiter voran. Unsere Gegner werden immer unkoordinierter.“

Sasuke musterte ihn mit regloser Miene. „Das interessiert mich nicht wirklich“, sagte er mit einer Stimme, die fast einen Schauer auf Narutos Rücken auslöste. Aber nur fast. Er war der Schattenlord; er musste sich nicht vor Sasuke fürchten, sondern höchstens über ihn wundern. „Ich bin nur meiner Rache wegen hier.“

„Und? Wie geht die voran?“, murmelte Naruto verstimmt.

Sasuke antwortete nicht gleich, sondern ging an ihm vorbei. Als sie auf gleicher Höhe waren, sagte er, ohne Naruto anzusehen: „Das erste Kapitel ist abgehakt.“

Naruto hob die Augenbrauen. „Das heißt …?“

„Danzou, der feige Anbu-Führer, ist tot.“

Naruto schluckte. Das war sicher nicht einfach gewesen, selbst für jemanden mit Sasukes Fähigkeiten …

„Ich sehe, du hast dein Versprechen gegenüber Sakura eingehalten, Naruto“, ertönte eine Stimme und ließ sie herumwirbeln. Beide griffen nach ihren Schwertern.

Naruto hielt die Luft an. „Kakashi-sensei …“

Der Kopierninja hockte auf der Spitze einer Brandruine. Er hatte sein Sharingan-Auge entblößt. „Du hast Sasuke zurück nach Konoha gebracht.“
 

„Nein … nein … nein …“ Sakura stolperte wie im Traum auf die beiden zu.

„Meine Königin, wir sollten nicht …“ Sie hörte nicht, was der Gargoyle weiter sagte. Fassungslos starrte sie Lee und Tenten an. Sie war schockiert, am meisten über sich selbst. Sie hatte schließlich gewusst, dass es so kommen musste – warum war sie nun so betroffen? Diese Ninjas waren ihre Feinde!

Dennoch ließ sie sich neben Lee ins Gras sinken, strich sich die Haare zurück und begann ihm die schimmernden Hände auf die Wunden zu legen. Die Verletzungen waren vielleicht zehn Minuten alt, höchstens … Sie biss sich auf die Unterlippe. Halte durch, Lee … Sie waren zwar Feinde, aber sie konnte ihr Ziel auch erreichen, ohne seinen Tod heraufzubeschwören.

„Meine Königin, wir haben nicht ewig Zeit“, drängte ihr Leibwächter. Sie waren nur noch zu zweit; der zweite Gargoyle war im Kampf gegen einen Anbu von ihnen getrennt worden.

Sakura hörte nicht hin. Sie ahnte, dass sie nichts mehr für Lee tun konnte – seine Wunden waren schrecklich. Ihr Blick glitt zu Tenten. Sie sah auf den ersten, schnellen Blick gesund aus, ohne äußere Verletzungen, aber sie hatte keinen Puls mehr. Sie konnte unmöglich beide behandeln … Womöglich auch keinen von ihnen. Heiße Tränen wollten in Sakuras Augen aufsteigen, doch sie presste sie zurück. Sie war eine Königin, Lee und Tenten waren ihre Feinde.

Dennoch ging ihr Lees strahlendes Gesicht nicht aus dem Kopf. Sein grelles Grinsen, der ausgestreckte Daumen, seine erste Liebeserklärung … Wie er sie im Wald des Todes beschützt hatte, seine ungezwungene, ehrgeizige, grundgüte Art …

Die Tränen kamen nun doch.

Warum weine ich um den Feind?

Weil Lee nichts dafür kann.

Aus den Minuten wurden kleine Ewigkeiten, während sie beharrlich versuchte, mit ihren zitternden Händen Lee zurück ins Leben zu rufen. Das Chakra in ihren Handflächen war längst unstet geworden, als ihre Schultern bebten und ihre Tränen all ihren Hass wegwuschen.

„Willst du jetzt die Heldin spielen?“ Die Stimme klang verbittert.

Sakura hielt mit ihrem sinnlosen Tun inne und drehte sich um. Ino. Sie war ihr gefolgt. Sie war ihr gefolgt, anstatt sich um ihre Patienten zu kümmern. „Geh weg, Ino“, murmelte sie schwach. „Am besten, du fliehst aus Konoha. Am besten, ihr flieht alle.“

„Weil du uns sonst alle töten lässt“, sagte Ino mitleidslos. „Bereust du es schon? Du hast deine früheren Freunde in den Kampf getrieben, und du hast es genau gewusst!“

„Sei still“, flüsterte Sakura.

Ino kam unbeirrbar näher. „Ich frage dich nochmal – bist du zufrieden?“

Sakura ballte die Fäuste. Weitere Tränen drangen nach draußen.

„Konoha steht in Flammen, deine Freunde sind tot – bist du jetzt glücklich? Ist es ein gutes Gefühl, bald auf dem Siegerthron zu sitzen?“

„Sei still!“, schrie Sakura, sprang auf und holte aus.

„Nur zu, schlag mich ruhig!“, spie ihr Ino entgegen.

Sakura zuckte zusammen, öffnete die Faust und klatschte Ino mit der flachen Hand ins Gesicht. Der Schlag hallte wider, bis er vom Donnergrollen übertönt wurde.

„Ich habe euch die Wahl gelassen“, murmelte Sakura. Ino hatte sie schuldbewusst erwartet, doch als sie den Blick hob, waren Sakuras Augen klar und selbstsicher. „Ihr solltet mir alle aus dem Weg gehen! Ich will euch nicht verletzen – ihr wart es, die sich dagegen gewehrt haben! Alles, was ich will, ist Gerechtigkeit und Platz für mein Volk!“

„Gerechtigkeit“, schnaubte Ino abfällig. „Du solltest dich reden hören. Nennst du das etwa Gerechtigkeit? Und wer gibt den Leuten aus Konoha Platz zum Leben, wenn das Dorf völlig zerstört ist?“

Der Gargoyle machte einen Schritt auf die Kunoichi zu, doch Sakura hielt ihn mit einer Geste zurück. „Du verstehst mich nicht, Ino“, sagte sie mit fester Stimme.

„Das stimmt“, versetzte ihre ehemalige Freundin. „Ich habe keine Ahnung, was gerade in deinem Kopf vorgeht.“ Ihr Blick wurde mit einem Mal sanfter. „Ich kann mir vorstellen, dass du einige einschneidende Erlebnisse gehabt hast. Wenn du mir wenigstens erklären könntest, wieso du uns alle plötzlich so sehr hasst …“

„Ich hasse nicht euch. Ich hasse Konoha.“

Ino packte sie an den Schultern, als wollte sie sie wachrütteln. „Aber wir sind Konoha! Du bist Konoha! Du kämpfst gegen dein eigenes Dorf!“

Sakura streifte ihre Hände ab. „Du verstehst mich wirklich nicht“, stellte sie fest. „In der gegenwärtigen Lage kann mein Volk nicht weiterleben. Du weißt, was mit einem Topf Milch passiert, wenn sie zu lange kocht?“

Ino starrte sie an, ihre Lippen waren nur ein dünner Strich. „Sie läuft über“, murmelte sie dann.

„Dasselbe passiert mit menschlichem Leid. Bis zu einem gewissen Grad kann man es ertragen, aber irgendwann quillt der ganze Hass auf und überflutet den Verstand. Und man wird innerlich zerfressen, wenn man ihn nicht herauslässt.“ Sakura klang traurig.

„Und dieser Hass richtet sich gegen Konoha“, sagte Ino mit belegter Stimme.

Sakura nickte.

„Und gegen alle seine Bewohner, egal, ob sie etwas dafür können oder nicht.“

Sakura knirschte mit den Zähnen. „Ich hatte gesagt, ihr sollt das Dorf evakuieren! Ich habe euch angeboten zu kapitulieren, ich habe euch gebeten, fortzugehen!“

„Du begleichst Unrecht mit Unrecht“, murmelte Ino.

„Das ist die Definiton von Rache!“

„Verstehe.“ Inos Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde distanzierter, kälter. „Sakura, ich glaube, ich habe dich gerade erst kennengelernt. Oder kann es sein, dass dein früheres Ich schon lange tot ist?“

„Schon möglich“, murmelte Sakura. Dann wurde sie plötzlich wütend, die Tränen in ihren Augen versiegten. „Was du sagst, hört sich richtig an! So wie du die Wahrheit drehst, bin ich die Böse, der alles egal ist! Aber du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe! Du hast nicht erlebt, was sie erlebt haben! Auch wenn es mir das Herz zerreißt, muss ich weiterkämpfen!“

„Wenn ich dich nicht verstehen kann, kann ich nur an meinem eigenen Glauben festhalten. Dann ist es meine Pflicht als Ninja von Konoha, dich an deinem Plan zu hindern.“ Dich zu töten, hatte sie vielleicht sagen wollen. Ino zog einen Kunai und nahm Kampfhaltung ein.

Sakura hob ebenfalls einen ihrer gebogenen Messer. Ein plötzlicher Sturmwind kam auf und zerzauste ihr das Haar. Sein Abflauen galt ihnen als Signal.

Gleichzeitig stürmten sie aufeinander los. Ihre Kampfmesser blitzten auf, klirrten kurz gegeneinander, wieder und wieder. Während Blitze im Hintergrund den Himmel in Brand setzten, zuckten vor Sakuras innerem Auge Bilder der Erinnerung auf. Eine Halle voller Säulen, sie und Ino in der Mitte, miteinander kämpfend wie jetzt, umgeben von ihren Freunden und den Prüfern des Chunin-Examens. Wie lächerlich war der Grund ihres Kampfes damals gewesen, verglichen mit dem heutigen … Sie begriff, dass sie die längste Zeit nicht gewusst hatte, was Kämpfen wirklich bedeutete.

Die ganze Zeit wollten die Tränen nicht aus Sakuras Augen weichen. Während die beiden Kunoichi sich rasend schnell umeinander drehten, drehten sich Sakuras Gedanken gleichsam um Inos Worte. Sie hätten sie verletzen sollen, hätten ihr wehtun müssen – doch sie hatte die Worte erwartet. Wäre Ino an ihrer Stelle gewesen, sie hätte wohl das gleiche gesagt. Es war nicht der Versuch gewesen, ein Dorf zu retten. Ino hatte versucht, ihre Freundschaft zu retten. Eine Freundschaft, die nun unwiderruflich zerbrochen war.

Erneut schabten die Kunai übereinander. Für jeden anderen hätten Inos Worte logisch geklungen – sie waren logisch –, aber für jemanden, der das Elend auf dem Schwarzen Berg miterlebt hat, waren sie hohl und doch ohne Echo. Es ließ sich nicht in Worte fassen, es ließ sich auch fast nicht in Gedanken begreifen, aber Sakuras Krieg war richtig. Weder Konoha noch sie waren die Bösen in diesem Spiel.

Und genau deswegen durfte sie hier nicht mit Ino kämpfen. Ihr wurde bewusst, dass sich ihr Zorn im Grunde nur gegen die richtete, die die Yami verbannt hatten. Ihr erster Albtraum auf dem Schwarzen Berg fiel ihr wieder ein: Naruto als Kind, von allen verachtet, ohne zu wissen, warum … Wer trug Schuld?

Oder wer trug keine Schuld?

„Ino“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Wieder stießen ihre Kampfmesser zusammen, und wieder und wieder … In dem Versuch, den Kampf zu beenden, holte Sakura mit der Faust aus und schlug kräftig zu. Ino drehte sich weg, trat zu, traf Sakura an der Seite und ließ sie taumeln. Sakura packte den Fuß ihre Freundin und stieß ihn von sich. Ino versuchte das Gleichgewicht wiederzuerlangen, aber sie stürzte schwer und blieb bäuchlings auf der Erde liegen.

Schwer atmend kam Sakura näher. „Ino?“, fragte sie mit brüchiger Stimme. Keine Antwort. „Ino?“ Ihre Stimme wurde lauter, das Schlachtfeld schien sich plötzlich um sie zu drehen. Ein schrecklicher Verdacht nahm in ihrem Kopf Gestalt an. Sie packte ihre Freundin an der Schulter und drehte sie herum.

Ino starrte sie aus leeren Augen an. Unter ihr hatte sich eine Blutlache ausgebreitet.

Die Kunoichi war genau in ihren eigenen Kunai gefallen, der ihr Herz durchbohrt hatte.

Wie konnte so etwas Unglückliches passieren? Sakura starrte sie an, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Sie ließ ihr Chakra aufflammen, versuchte die Wunde zu heilen, doch es half genauso wenig wie bei Lee oder Tenten.

Ein bitterer Gedanke wurde in ihr laut. Niemand konnte sie von ihrem Weg abbringen. Niemand konnte sie aufhalten. Das hatte sich eben erwiesen. Es war dieser Gedanke, der etwas in ihr zerspringen ließ, dessen Scherben in ihrer Brust stachen.

„Es tut mir leid, Ino“, murmelte sie und strich ihrer Freundin eine lange, blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich wünschte mir, wir wären bis zum Schluss Freundinnen geblieben.“ Erinnerungen durchzogen ihre Gedanken, an ihre Kindheit, an jeden Streit und jedes Lachen, das sie mit Ino geteilt hatte. Sie saß nur noch da und ließ sich von diesen Gedanken betäuben.

„Königin Sakura“, drang die nervöse Stimme des Gargoyles durch die Watte um ihr Bewusstsein. Ein Regentropfen zerplatzte auf ihrer Nasenspitze und ließ sie aus ihrer Trance aufwachen. Sie holte zittrig Luft und sah in den Himmel. Die Wolken waren aufgebrochen. Regen kam.

Während das Rauschen die Kampfgeräusche vor Sakura abschirmte, nahmen die beruhigenden Tropfen den Platz ihrer Tränen ein und liefen kühl an ihrem Gesicht hinab. Weinte sie überhaupt noch?

Als sie aufstand, spürte sie ihre Beine kaum. Die drei leblosen Körper lagen immer noch vor ihr, längst eins mit der aufgeweichten Erde und der Ewigkeit. Sakura schloss die Augen. Einen Moment lang konzentrierte sie sich auf das Geräusch des Regens, doch sie konnte sich nicht von dem Schmerz befreien, der ihr Herz spaltete. Hatte so Sasuke gefühlt? Wenn er den Schmerz überstand, dann schaffte sie das auch … Aber hatte er ihn denn überstanden?

Vor ihr sah sie das Hokage-Gebäude durch den grauen Schleier aufragen wie eine unheilvolle Beule im Antlitz der Welt. Dort lag ihr Ziel. Dort würde alles ein Ende finden, und wenn am Morgen die Sonne aufging, würde schon alles entschieden sein.

Sakura schickte ein leises Gebet für Ino, Tenten und Lee zum Himmel und vergegenwärtigte sich, dass jeden ihrer Freunde auf diesem Schlachtfeld dasselbe Schicksal ereilen konnte.

Auch …

Eine eisige Angst unklammerte sie plötzlich. Ihr Herz ließ mit einem Mal ihren ganzen Körper erbeben. „Ich habe einen Auftrag für dich“, murmelte sie, ihre Lippen schienen ihr nicht gehorchen zu wollen. Der Gargoyle kam näher, um sie besser zu verstehen, und neigte den Kopf. „Such den Schattenlord. Schick ihn zu mir. Ich warte auf ihn im Hokage-Gebäude.“

Der Gargoyle schien zu überlegen, ob sie überhaupt noch fähig war, jemandem vernünftige Anweisungen zu geben, verbeugte sich dann aber gehorsam und entfernte sich.

Naruto war das einzige, was ihr noch Halt gab. Er durfte nicht sterben. Sie brauchte ihn … Nicht als Kämpfer, sondern als … Ein letzter Schluchzer schüttelte sie. Ihre Lippen formten im Regen ein stummes Wort.

Liebster.

Sakura trat entschlossen über ihre toten Freunde hinweg. Sie sah sie nicht länger an. Das durfte sie nicht. Sie hatte ihren Weg gewählt und musste die Konsequenzen tragen.

Ein Zurück gab es schon lange nicht mehr.
 

Das Knurren von Akamaru ging in neuerlichem Wetterleuchten und Donner unter. In einer kurzen Kampfpause schüttelte der riesige Hund sein vom Regen durchnässtes Fell aus, dann stürzte er sich wieder in den Kampf.

Kiba und Shino waren vom Regen der tausend Flammen nahe an den Dorfrand gedrängt worden und lieferten sich eine Gassenschlacht mit den vordringenden Yami-nin. Ihre Gegner waren großteils Ninjas ohne gute Ausbildung, die hofften, am Rand des eigentlichen Schlachtfeldes ein Stück Ehre ohne nennenswerte Gegenwehr zu ergattern. Die Stärke der Yami-nin war nicht das Problem für die beiden Chunin. Ihre Anzahl war es, denn es wurden immer mehr – und Kiba und Shino waren komplett von ihren Verbündeten abgeschlossen. Wahrscheinlich wusste nicht einmal jemand, dass sie hier kämpften.

Kiba wischte sich Schweißperlen von der Stirn. „Kannst du noch, Shino?“

Als Antwort ließ der Insektenzähmer seine Käfer ein weiteres Mal auf seine Feinde regnen. Kiba sprang auf Akamarus Rücken. „Dann auf ein Neues!“ Er warf sich den Yami-nin entgegen.
 

„Du kannst es dir sparen zu versuchen, mich mit einem Genjutsu zu blenden, Sasuke“, sagte Kakashi. „Mein Sharingan ist nicht so schwach, als dass ich es nicht durchschauen würde.“

Eine schmale Falte erschien zwischen Sasukes Augenbrauen. Naruto warf ihm einen warnenden Blick zu. „Kakashi-sensei“, sagte er ruhig, „ich will nicht mit dir kämpfen. Wirklich nicht. Es wäre mir lieber, wenn …“

„Wenn ich an eurer Seite kämpfen würde“, führte Kakashi den Satz zuende. Da wie üblich nur seine Augen zu sehen waren, waren seine Gefühle schwer zu erraten.

Naruto atmete tief durch. „Nicht unbedingt, aber … Ich will nicht mit dir kämpfen“, wiederholte er.

Kakashi nickte. „Glaub mir, ich auch nicht – aber mein Dorf ist in Gefahr. Und als Ninja von Konoha muss ich alles tun, um es zu beschützen. Selbst vor euch.“

„Das verstehe ich ja, aber … Wir waren doch ein Team! Meister und Schüler!“, rief Naruto aus.

Abermals nickte sein ehemaliger Sensei. „Und ich habe euch sehr wertgeschätzt. Naruto, Sasuke, glaubt mir, ich kämpfe wirklich nicht gern gegen euch. Aber ihr habt euch gegen Konoha verschworen. Den Grund kenne ich nicht, und er spielt auch keine Rolle. Ihr seid Nuke-nin geworden, Abtrünnige, und daher seid ihr Feinde des Dorfes. Es spielt auch keine Rolle, ob ihr Verbrecher seid, Gefolgsleute von Orochimaru, Akatsuki oder meine früheren Schüler – außer vielleicht, dass es mich betrübt zu sehen, dass die einzigen Genin, die je bei mir bestanden haben, jetzt Nuke-nin der Kategorie S sind.“

„Kakashi-sensei …“, murmelte Naruto und überlegte, ob er an Kakashis Stelle auch so eine Einstellung hätte …

Sasuke hob das Schwert und ein elektrischer, weißblauer Blitz schoss daraus hervor. Kakashi sprang elegant vom Dach herunter, bevor der Strahl ihn erwischen konnte. „Wir haben genug geredet“, entschied Sasuke kalt.

„Verdammt, kannst du nicht einfach …“, brauste Naruto auf.

„Nein. Töten wir ihn, und dann geht es weiter.“

Naruto glaubte sich verhört zu haben.

„Du hast in den letzten Jahren gute Fortschritte gemacht, Sasuke“, stellte Kakashi fest und schob das Stirnband, das ihm ein wenig nach unten gerutscht war, an seinen Platz zurück. „Ich habe Sakura und Naruto schon getestet. Ich bin gespannt, wie gut ihr zwei euch schlagt.“

Ein einseitiges Lächeln stahl sich auf Sasukes Lippen, ein Mundwinkel, der ein wenig nach oben wanderte, gerade so weit, um Belustigung auszudrücken. „Diesmal wirst du keine Zeit für dein Buch haben. Der Kampf wird keine solche Spielerei wie damals.“

Kakashi musterte ihn ungerührt. „Wenn du denkst, das Training war Spielerei, hast du es nicht verstanden, Sasuke.“

Ein quatschendes Geräusch ertönte, feuchte Erde spritzte Naruto ins Gesicht. Sasuke riss die Augen auf. Zu seinen Füßen hatte eine Hand die Erdoberfläche durchbrochen und seinen Knöchel umklammert. „Erdelement: Technik der Enthauptung im Geiste!“ Sasuke wurde nach unten gerissen, sank allerdings nicht bis zum Kopf, sondern nur bis zur Hüfte in der schlammig gewordenen Erde ein.

Narutos Blick flackerte zwischen Kakashi und Kakashis Hand, die aus der Erde ragte, hin und her. Welcher der beiden war echt, welcher der Schattendoppelgänger?

„Du hättest auch damals schon bereit sein müssen, mich zu töten“, fuhr Kakashi fort, umklammerte sein Handgelenk und ließ sein Chidori aufblitzen. Blitzschnell raste er an Naruto vorbei und durchschlug Sasuke mit dem Blitzjutsu – der sich in Rauch auflöste. Jetzt war es an Kakashi, überrascht die Augen zu weiten. Auch Naruto war perplex – Sasuke hatte also mit dieser Begegnung gerechnet. Er hatte sich von Anfang an mit einem Doppelgänger unterhalten. Das Blitzjutsu war eine Illusion gewesen – selbst der Versuch, mit dem Sharingan eine Illusion zu erzeugen, war eine Illusion gewesen!

Noch ehe Kakashi seine Bewegung zuende führen konnte, rauschte scheinbar aus dem Nichts ein Fuuma-Shuriken heran und vernichtete auch seinen Doppelgänger. Aus einer leeren Fensterhöhle sprang der echte Sasuke, landete im Matsch und stieß sein Schwert in den Boden. Sternförmig breiteten sich Blitze aus. Der Kakashi unter der Erde verpuffte ebenfalls.

Beinahe zeitgleich brach der echte Kakashi aus einer halb verfallenen Hausmauer hervor. Noch im Flug schleuderte er Wurfsterne nach Sasuke. Der Kopierninja kombinierte das Beschwörungs- mit dem Tauschjutsu, und plötzlich rasten keine Shuriken, sondern Ninjahunde auf Sasuke zu. Zwei verbissen sich in seinen Armen, ein besonders großer landete auf seinem Rücken.

Sasuke fackelte nicht lange. Das Verfluchte Mal auf seinem Hals leuchtete auf, er verwandelte sich. Seine Schwingen fegten den großen Hund herunter, dann stieß er in die Lüfte und schüttelte auch die anderen beiden ab. Schwungvoll landete er neben Naruto. „Tu doch auch mal was! Idiot!“, knurrte er.

Naruto erwachte aus seiner Erstarrung. Es war nicht so, dass er sich zu schwach fühlte, wenn er Kakashis oder Sasukes Fähigkeiten beobachtete. Die Situation war nur so surreal, sie kämpften gegen ihren ehemaligen Sensei, in blutigem Ernst … Nur etwas noch Surrealeres hatte ihn in die Wirklichkeit zurückholen können.

Tu doch auch mal was! Idiot!

So hätte Sasuke vor drei Jahren mit ihm geredet.

Ehe er sich versah, waren sie wieder ein Team.

Kakashi formte Fingerzeichen. „Wasserelement! Jutsu des Wasserdrachens!“ Die Regentropfen wurden aus der Luft gesaugt, strömten wie kleine, blitzende Fischschwärme zu Kakashi und bildeten einen Drachen aus Wasser, der auf Sasuke und Naruto zuschwappte.

Naruto leitete sein Windchakra in sein Schwert und rammte es in den Boden, so tief, bis er auf feste Erde und Felsen stieß. Die Klinge biss sich regelrecht darin fest und er umklammerte den Griff, um nicht weggeschwemmt zu werden, während Sasuke wieder in die Luft stieg.

Als die Flutwelle vorbei war und Naruto wieder auf die Beine kam, stand Kakashi schon hinter ihm, die Hände gefaltet, die Zeigefinger ausgestreckt. Naruto erinnerte sich nur zu gut an diese Situation … Nur dass es diesmal wirklich ein Tiger-Fingerzeichen war. Ein Feuerball pulverisierte Naruto – der sich in Luft auflöste.

„Ich verstehe“, murmelte Kakashi und sah aus den Augenwinkeln zu dem echten Naruto zurück, der hinter ihm mit erhobenem Schwert stand. „Immer dieselbe Leier.“ Er bewegte einen Finger und ein unsichtbarer Draht löste den Mechanismus einer Falle aus: Ein Seil schlang sich um Narutos Fuß und riss ihn in die Höhe.

Diesmal nicht, Sensei, dachte er und zerteilte das Seil mit dem Schwert. Ein mulmiger Verdacht kletterte in ihm hoch. Spielte Kakashi nur mit ihnen …?

Sasuke, immer noch in der Luft, wandte sein Phönixblumenjutsu an. Kakashi wich den Feuerbällen gekonnt aus. Naruto stürmte mit einem Kampfschrei aus drei Kehlen heran – zwei Schattendoppelgänger bildeten je ein Rasengan in seinen Händen. Irgendwie gelang es Kakashi durch einen gewagten Sprung auszuweichen, die Doppelgänger mit Tritten zum Auflösen zu bringen und in einer Drehung gleichzeitig noch einen Kunai nach Sasuke zu werfen, der seinen Flügel durchbohrte und dem Nuke-nin fast eine Bruchlandung bescherte.

„Ich habe genug“, knurrte Sasuke. Das Sharingan in seinen Augen veränderte sich – und Kakashis Arm ging in schwarzen Flammen auf. Der Kampf war vorbei.

Kakashis linkes Auge veränderte sich ebenfalls. Er benutzte sein Mangekyou Sharingan und verlegte die Flammen in eine andere Dimension. Übrig blieb eine blasige, aufgerissene Hand, aber Sasukes Jutsu war vollkommen getilgt.

„Ich glaub’s nicht“, murmelte Naruto. Kakashi war gut, das wusste er – war er vielleicht zu gut, selbst für sie beide?

Ihr ehemaliger Sensei machte eine auffordernde Geste. „Das hier könnte länger dauern. Seid ihr etwa schon müde?“, fragte er.
 

Mein Herz ist gebrochen, aber es schlägt noch. Solange ich noch weinen kann … weiß ich, dass ich am Leben bin …

Das Hokage-Gebäude ragte hoch vor ihr auf, massig und fremd, als hätte sie es noch nie in ihrem Leben gesehen. Der Regen trennte sie und das Gebäude vom Rest der Welt, versenkte alles in einem grauweißen Schleier. Keine Geräusche drangen zu ihr, nur das Fallen der Tropfen.

Sakura ging langsam auf das Gebäude zu. Sie begann zu summen, keine wirkliche Melodie, einfach, was ihr in den Sinn kam. Dann begann sie leise zu singen.

Der Regen stahl ihr die Worte von den Lippen. Sie erreichten ihre Ohren nicht.
 

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So ... mal wieder ein längeres und düsteres Kapitel, mit ein wenig psychologischem Inhalt und einem "Nichts ist, wie es scheint"-Kampf gegen Kakashi (was mir an der Serie übrigens am besten gefällt^^) - das mir beim Hochladen wunde Finger wegen der vielen Kursiv-Formatierungen beschert hat XD

Es tut mir leid, dass ich Sasukes Kampf gegen Danzou nicht näher beleuchtet habe, aber ihr könnt annehmen, dass er mehr oder weniger so abläuft wie im Anime/Manga. Vielleicht baue ich ihn noch bei dem Spin-Off ein, den ich angekündigt habe, mal sehen.
 

PS: Wollte mich nochmal für den vielen Kommis im letzten Kapitel bedanken :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Levisto
2012-04-01T17:05:27+00:00 01.04.2012 19:05
Wirlich wieder tolle Kämpfe. Auch wenn es jetzt schon den nächsten Verlust gab. Der Zickenkrieg ist beendet...

Der Kampf mit Kakashi wird sicher noch sehr aufregend, aber ich erinner mich eher an deinen Kurztext - ich denke die Stelle wird jetzt demnächst kommen.

Levisto
p.s. Sakura´s Reaktion, das sie das alles doch mehr trifft hast du wirklich gut getroffen. Niemanden lässt das einfach so kalt, drüber nachdenken hilft und dann kann man sich selber bewusst werden.
Von:  Manga3
2012-03-31T13:19:21+00:00 31.03.2012 15:19
EPISCH!
Von:  happines
2012-03-31T12:03:14+00:00 31.03.2012 14:03
tolles kappi
Von:  red_moon91
2012-03-31T07:31:47+00:00 31.03.2012 09:31
Das war ein echt Hammer Kapitel!!
Da is echt Stimmung aufgekommen, Sakuras Gefühle/Leid und ein Kampf zwischen Schülern und Meister die anscheinend alle auf etwa dem selben Level sind. Man kann das nächste Kapitel kaum abwarten.

mfg red_moon91
Von:  bombenmeister
2012-03-31T02:41:40+00:00 31.03.2012 04:41
Geiles Kapitel.
Dass Kakashi so locker flockig gegen beide auf einmal kämpft, hätte ich nicht erwartet. Im Manga machte ihm ja sogar ein geschwächter Sasuke Probleme.
Aber Kakashis Überlegenheit gefällt mir an dem Kapitel, da er im Manga in der letzten Zeit viel zu sehr unter Wert verkauft wurde.
Worauf ich jetzt sehr gespannt bin ist die Konfrontation Sakura vs Tsunade
Von:  Kleines-Engelschen
2012-03-30T23:34:52+00:00 31.03.2012 01:34
ino ist tot.. das ist schon ziemlich krass was in diesem krieg so alles abgeht.
bin gespannt wie es weitergeht.

greetz
Von:  bLy
2012-03-30T20:26:58+00:00 30.03.2012 22:26
ein starkes kapitel!!!!
irgendwie "unglücklich" wie ino gefallen ist ;) aber auch mal nett sone szene.
bin wirklich auf die kämpfe jetzt gespannt.. naruto & sasuke gegen kakashi.. ob vielleicht naruto schwer verletzt wird? würde ja zu sakuras pech (mit ihren freunden) ja passen..
und der kampf / die auseinandersetzung zwischen sakura und tsunade.. bin gespannt!!!
schreib ganz schnell weiter !!!!!
Von:  fahnm
2012-03-30T20:24:26+00:00 30.03.2012 22:24
Hammer Kapi^^
Ino, Tenten und Lee sind Tot.
Und Kakashi kämpft mit seinen ehemaligen schülern.
Bin mal gespannt wie es weiter gehen wird.
Von:  Cortes
2012-03-30T16:29:38+00:00 30.03.2012 18:29
Ino tot. Lee tot. Tenten tot.
Naruto und Sasuke gegen Kakashi.

Hoffe, das Sakura gegen Tsunade antreten muss!

Will mehr!

Von:  _senorita_marie_
2012-03-30T16:23:06+00:00 30.03.2012 18:23
super geniales kapitel
und ich finde es echt krass, dass sakura ino mehr oder weniger getötet hat
und iwie sind sie ja selber schuld, ich meine sakura hat ihre freunde gewarnt
und ich bin gespannt ob shika stirbt oder nicht, weil ich meine es wird ihm das herz zerreisen, wenn er sieht dass ino tot ist
und iwie freu ich mich schon auf den kampf zwischen sakura und tsunade der unweigerlich passieren wird gg

freu mich schon, wenn es weiter geht gg

gglg mary


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