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Shards

At the End of Nightfall ... no one will be safe ... [Trailer online]
von

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Triumvirator

Wälder, DigiWelt

Montag, 7. August 2007

7:59 Uhr
 

„Lauft!“, schrie Tai.

„Das musst du uns nicht erst sagen!“, gab Matt zurück.

Ihre Beine flogen wie von selbst über den Waldboden. Tückische Wurzeln lauerten auf sie, doch wie durch ein Wunder stolperten sie nicht. Hinter ihnen gewann das Monochromon immer mehr an Schwung. Wie eine außer Kontrolle geratene Dampfwalze raste das Dinosaurierdigimon über den Boden, die Erde bebte bei jedem seiner Schritte. Kleine Bäume und Sträucher riss es einfach mit seinem scharfen Horn aus.

„Wieso greift es uns überhaupt an?“, rief Mimi, völlig außer Atem. Ihre Augen tränten.

„Weil wir Menschen sind! Und die Digimon haben in der Zwischenzeit gelernt, Menschen als Feinde anzusehen“, keuchte Izzy, dessen Kondition von ihnen allen am schwächsten war.

„Palmon, kannst du nicht etwas tun?“

„Würde ich ja gerne, aber ich habe Hunger!“ Seit sie in der DigiWelt waren, hatten sie um alle Dörfer und Digimon im Allgemeinen einen Bogen machen müssen und hier im Wald kaum etwas zu essen gefunden. Mehr als einmal hatten sie es bereut, auf dem Weg zu Fumiko nicht doch kurz Halt gemacht zu haben, um Proviant zu kaufen.

„Verdammt, Agumon, kannst du nicht wenigstens zu Greymon digitieren?“, jaulte Tai.

„Es tut mir leid, Tai“, hechelte Agumon, und wären die DigiRitter nicht gerade so mit ihrer Flucht beschäftigt und würden nicht Äste und trockene Blätter unter ihren Füßen bersten, hätten sie wohl seinen Magen knurren gehört. Plötzlich tauchte vor ihnen noch ein Digimon auf, ein brennender Mann, wie es aussah.

„Runter!“, Sora packte reflexartig Tais Hinterkopf und drückte ihn zu Boden. Auch die anderen legten sich flach hin, als das Meramon mit einer Hand ausholte.

Brennende Faust!

Tai spürte die sengende Hitze über seine Haut kriechen, als ein Feuerball über sie hinwegflog und das Monochromon direkt in sein geöffnetes Maul traf. Der Dinosaurier röhrte auf, schüttelte sich wie ein von Flöhen geplagter Hund, rannte ziellos gegen die Bäume in seiner Nähe und versuchte das schmerzende Brennen loszuwerden, dann machte es kehrt und entfernte sich brüllend.

„Ist alles in Ordnung, DigiRitter?“, fragte das Meramon.

Tai wagte es, den Blick zu heben. „Du … du greifst uns nicht an?“

Das Meramon fauchte, als wollte es lachen. „Ihr enttäuscht mich. Ich weiß schon, dass wir Meramon alle gleich aussehen, aber ich hätte doch gedacht, dass ihr euren alten Freund von der File-Insel wiedererkennt.“

Du bist das!“, rief Mimi erfreut. Nach und nach erhoben sich die DigiRitter und klopften sich die Erde von ihren Kleidern.

„Wo kommst du her, Meramon?“, fragte Tai.

Meramon deutete in eine Richtung. „Ich gehöre mittlerweile zur DigiAllianz. Ihr hattet Glück, dass ich heute Spähdienst hatte. Unser Lager ist gleich dort drüben. Ihr werdet dort noch einige Bekannte treffen.“

Meramon eskortierte sie in ein mit Bambuspalisaden befestigtes Heerlager. Hunderte, nein, tausende Digimon mussten sich darin aufhalten, die sie fast alle ausnahmslos misstrauisch und feindselig anstarrten.

„Hier vorne, erinnert ihr euch?“, fragte Meramon und wies auf eine Gruppe Digimon, die um ein paar Blätter mit Beeren und Fleischbrocken saßen.

„Das ist ja Frigimon!“, rief Tai erfreut. Das Schneemanndigimon hatte er schon immer besonders gemocht.

„Freut mich, euch zu sehen“, erwiderte es. „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich nicht erwartet, euch je wieder zu treffen.“

„Unkraut vergeht nicht“, meinte Tai grinsend.

„Ogremon, du bist auch hier?“, fragte Mimi überrascht, als sie das grünhäutige Digimon Frigimon gegenüber sitzen sah, weit genug weg, damit der Hauch der Kälte, den das Schneedigimon verströmte, es nicht erreichte.

Ogremon schien verlegen zu sein, denn es kratzte sich am Hinterkopf. „Tja … fragt besser nicht.“

„Das einzige Ogremon in den Reihen der DigiAllianz“, bekräftigte Meramon. „Und unbezahlbar bei Spionagediensten bei den Scherben.“

„Jetzt hör schon auf, verflucht noch eins.“ Ogremon stand auf und trat auf die DigiRitter zu. „Nanu? Ihr habt euch ja ziemlich verändert. Ihr seht nicht mehr so mickrig aus wie früher.“ Es lachte brüllend. „Und was sehe ich da, die DigiRitter haben sich auch zwei Knappen genommen?“

„Wir sind keine Knappen!“, protestierte Yolei.

Mimi grinste breit. „Du hast dich dafür gar nicht verändert, Orgemon.“ Das Oger-Digimon lachte nur noch lauter.

„Sag mal, ihr kennt dieses Digimon?“, flüsterte Yolei Mimi zu.

„Ja, aber keine Sorge. Es sieht vielleicht ziemlich grob aus, aber irgendwo tief unten hat es ein gutes Herz.“

„Ha! Das soll wohl ein Witz sein!“ Ogremon wackelte erbost mit seiner Knochenkeule. „Mein Herz ist so schwarz wie Kohle!“

„Weswegen du ja auch bei der DigiAllianz bist, anstatt bei den Scherben“, versetzte Meramon. Sie alle lachten, nur Ogremon setzte sich beleidigt und verschränkte schmollend die Arme.

„Meramon, es tut unglaublich gut, euch wiederzusehen“, sagte Tai dann, „aber wir müssen dringend unsere Digimonpartner finden. Ihr habt nicht zufällig Gabumon und die anderen irgendwo gesehen? Hier im Lager sind sie nicht, oder?“

Meramon überlegte. Die Flammen in seinem Gesicht flackerten, als es sich am Kinn kratzte. „Ich weiß, dass ein Veemon, das mir mal erzählt hat, es würde euch kennen, sich vor etwa einer Woche einem Stoßtrupp von uns angeschlossen hat, der nach Süden gezogen ist. Die meisten anderen eurer Partner habe ich lange nicht gesehen, aber damals waren sie noch bei den Partisanen, in den Ausläufern des Bluray-Gebirges. Ich kann euch hinbringen, wenn ihr wollt.“
 

So kam es, dass Meramon die DigiRitter, nachdem sie sich an dem kargen Soldatenmahl hatten stärken dürfen, nach Osten führte. Es wurde Abend, als sie die Ausläufer des mächtigen Gebirgszugs erreichten. Meramon führte sie in eine schmale Schlucht, als eine Stimme ertönte. „Wer seid ihr?“

Die DigiRitter sahen sich alarmiert um, aber wer auch immer gerufen hatte, hatte sich gut versteckt.

„Meramon von der DigiAllianz!“, rief Meramon zurück. „Und die DigiRitter, die vor acht Jahren unsere Welt gerettet haben und jetzt ihre Partner suchen.“

Kurze Zeit war es still, dann sagte jemand: „Ihr könnt passieren.“

Als sie den schmalen Grat zwischen den Felsklippen weitergingen, fragte Matt: „Was sind diese Partisane?“

„Eine neutrale Digimon-Gruppierung“, erklärte Meramon. „Eure Partner haben sie gegründet, als wir gegen die Dunklen ins Feld gezogen sind. Sie wollten ebenso die Albtraumsoldaten, die Scherben, bekämpfen, aber keine Menschen. Es sind nicht viele und sie sind nicht sehr stark, also halten sie sich hier versteckt. Manchmal überfallen sie die Nachschublieferungen der Scherben oder lassen uns Informationen über ihre Truppenbewegungen zukommen, die sie ausspioniert haben.“

Der Weg wurde steiniger und beschwerlicher und die DigiRitter sahen nun einige Ninjamon, die sie unter felsfarbenen Planen misstrauisch ansahen. Cody griff nach dem Katana in seinem Gürtel, als er sich an die Ninjamon im Krankenhaus erinnerte, aber diese hier taten nichts, außer ihnen nachzusehen.

Nach kurzer Zeit erreichten sie eine Höhle, die ebenfalls von zwei Ninjamon bewacht wurde. Meramon erklärte sich erneut und führte sie dann durch den niedrigen Stollen, in dem sie sich bücken mussten, um sich nicht die Köpfe zu stoßen. Meramon fungierte dabei praktischerweise als lebende Fackel.

Sie erreichten eine niedrige Höhle, in der mehrere Feuer brannten. Und dort waren sie. Gabumon, Piyomon, Tentomon, Gomamon, Armadillomon und Hawkmon saßen um eines der Feuer und waren eben mit Essen beschäftigt. Piyomon bemerkte sie als erstes. „Träume ich?“, rief es, dann erfreut: „Das ist Sora!“

„Was?“

„Wo?“

Die Digimon sprangen auf und wirbelten herum. Unter lautem Lachen und Gejubel fielen sich DigiRitter und Digimon in die Arme. Mimi und Palmon und Tai und Agumon standen lächelnd daneben, als sie Erlebnisse austauschten und die Digimon staunten, wie sehr sich ihre Partner inzwischen verändert hatten. Speziell Cody und Armadillomon schienen nicht zu wissen, was sie sagen sollten.

„Du liebe Güte, Izzy! Was ist denn mit dir passiert?“ Tentomons Insektenfuß zitterte, als es erschrocken auf Izzys Gesicht deutete. Die Schnitte, die Ansatsu ihm beigebracht hatte, waren verschorft und die drei dunkelroten Linien, die sich schräg über sein Gesicht zogen, leuchteten fast im Licht des Lagerfeuers.

„Ist eine lange Geschichte. Es sieht schlimmer aus, als es ist, in Anbetracht der Umstände.“

„Wo ist Joe? Ist er nicht mitgekommen?“, fragte Gomamon. Das stets so gut gelaunte Digimon schien enttäuscht.

Während Agumon den anderen Digimon erzählen musste, was es die ganze Zeit über getrieben hatte, erklärte Tai: „Joe ist bei Kari, T.K. und Davis. Sie sind ein paar Tage früher gekommen als wir. Wir sollten sie als nächstes suchen gehen.“ Seit sie in der DigiWelt waren, schwiegen ihre DigiVices. Die roten Punkte, die die Nähe zu anderen DigiRittern markierten, tauchten nicht auf den Displays auf. Das würde die Suche erheblich erschweren.

Gomamon schien ein wenig beruhigt. Wahrscheinlich hatte es angenommen, ihm sei etwas zugestoßen.

„Ich find’s herrlich, dass ihr wieder da seid!“ Gabumon hatte glücklich die Augen geschlossen und offenbarte mit seinen scharfen Zähnen ein unheimliches Grinsen. „Jetzt können wir endlich wieder digitieren. Ohne euch waren wir nur schwache Rookie-Digimon und konnten nichts tun als uns hier zu verstecken und ab und zu Vorratskarawanen der Scherben zu überfallen.“

„Hier ist einiges passiert, nicht wahr?“, murmelte Matt. „Euch geht es auch wirklich gut?“

„Jetzt, wo ihr wieder hier seid, wird alles gut“, sagte Piyomon überzeugt, das sich in einer engen Umarmung von Sora befand.

„Da fällt mir etwas ein“, sagte Matt, an Meramon gewandt. „Du hast vorher gesagt, das hier wäre das Bluray-Gebirge?“

Meramon nickte. „Ja. Die Scherben kommen von hier irgendwo. Das vermuten wir zumindest; wenn ihre Armeen angeschlagen sind, ziehen sie sich immer wieder in die Berge zurück, aber unsere Späher sind bisher noch nie von dort zurückgekehrt.“

Izzy sah Tai vielsagend an. „Jagari hat gesagt, die Dunklen hätten hier in diesem Gebirge ihre Basis.“

„Da seid ihr nicht mehr auf dem neuesten Stand“, brummte Meramon. „Sie hielten sich ganz am Anfang des DigiKrieges in der Finsterzitadelle auf, einem Stützpunkt der ehemaligen Macht der Dunkelheit. Aber dann kamen die Scherben und haben sie von dort vertrieben. Jetzt haben die DigiRitter die Fliegende Festung reaktiviert, in der einst der DigimonKaiser gehaust hat, und starten ihre Aktionen von dort.“

„Na toll.“ Tai stöhnte auf. „In dem Ding sind sie unmöglich zu finden!“

„Lass den Kopf nicht hängen“, meinte Agumon und tätschelte ihm mit seinen Krallenpranken den Arm, was etwas seltsam aussah. „Es ist doch schon ein Anfang, dass wir uns gefunden haben.“

Tai sah ihn abfällig an. „Du bist leicht zu begeistern“, stellte er nüchtern fest.

„Was hast du, Izzy?“, fragte Sora. Der Rotschopf war plötzlich nachdenklich und kratzte sich am Kinn.

„Nichts …“, murmelte er. „Glaube ich. Wisst ihr noch genau, was Jagaris Worte waren?“

„Dass Taneo die Dunklen gegründet hat und die DigiWelt verwüstet?“, fragte Tai.

„Den genauen Wortlaut, meine ich“, erklärte Izzy und starrte in Gedanken versunken ins Feuer. „Wenn ich mich recht erinnere hat er etwas gesagt wie Taneo hat die Scherben befreit. Das macht doch keinen Sinn! Die Scherben haben ihn schließlich bekämpft!“

Tai überlegte ebenfalls, aber nur kurz. „Du machst dir zu viele Gedanken“, meinte er. „So oder so, sowohl Taneo und die Dunklen als auch die Scherben der Albtraumsoldaten sind unsere Feinde. So einfach ist das.“ Er sah in die Runde und holte sich von jedem ein bestätigendes Nicken. „Lasst uns als nächstes Kari und die anderen suchen, dann können wir entscheiden, was wir tun.“
 

Zur Rauchenden Krone, DigiWelt

Sonntag, 6. August 2007

11:10 Uhr
 

„Und ich glaube dir trotzdem nicht!“ Das Goblimon, das die Rolle des Sprechers übernommen hatte, überschlug die Beine auf dem Tisch und verschränkte die Arme.

Joe war zu müde und aufgewühlt, um irgendetwas zu sagen. Sie waren in der Gaststube der Taverne, die die Goblimon kurzerhand von Deramon beschlagnahmt hatten, wie sie es ausgedrückt hatten. Joe hatte zuerst gar nichts gesagt, er wollte nur allein sein mit seinen Gedanken und seiner Trauer. Er hatte nicht erwartet, dass die grünhäutigen Digimon einen Funken Mitgefühl besaßen, und das taten sie auch nicht, aber scheinbar wussten sie nicht, wie sie mit seinem Schweigen umgehen sollten, denn sie hatten ihn in Ruhe gelassen. Nach einer Weile war Davis in die Gaststube gekommen, hatte sich in der finstersten Ecke des Raumes auf einen Schemel gesetzt und die Hand nach einem halb leeren Bierkrug ausgestreckt, ihn dann aber mit angewidertem Mienenspiel stehen lassen. Veemon hatte sich zu ihm gesetzt und war von dem Goblimon, mit dem es gestern geredet hatte, zornig angemotzt worden. Stumm hatte Veemon dem Digimon die Faust gegen die Backe gedonnert und die anderen so finster angesehen, dass sie nicht wagten, es anzugreifen.

Irgendwann hatte das Schweigen dem Goblimon-Anführer dann doch zu lange gedauert. „Du sagst, ihr wärt keine Dunklen? Was seid ihr dann? Wenn ihr Feinde seid, töten wir euch.“

Also hatte Joe ihm wortkarg erklärt, dass sie Menschen waren, die mit Digimon verbündet waren – dass sie schon einmal gegen die Albtraumsoldaten gekämpft hatten, hatte er verschwiegen –, und dass sie in diese Welt gekommen waren, um die Dunklen zu bekämpfen.

Weil das Goblimon, egal, was er sagte, misstrauisch blieb, gab Joe schließlich auf und stellte seine eigenen Fragen. „Ihr habt schon mal mit den Dunklen zu tun gehabt? Diesen einen, der vorhin hier war – kennt ihr ihn?“

Das Goblimon brummte und schien einen Moment die Antwort verweigern zu wollen. „Er ist einer der Menschlinge, die nur Ärger machen“, knurrte es schließlich. „Er hat nicht viel mit uns zu schaffen, weil man sagt, dass er lieber Engeldigimon tötet. Allerdings hat er, als unsere Hauptstreitmacht damals ihr Versteck erobert hat, mit seinen widerlichen Freunden unseren alten General Myotismon getötet. Das dürfte ihm gefallen haben, denn seitdem hat man ihn nur noch in so einer Fledermauskluft gesehen.“

Joe nickte apathisch. Wenn sie diese Information früher gehabt hätten …

Hätte es auch nichts geändert, wies er sich zurecht. Er warf Davis einen Blick zu. Wie sollte es jetzt weitergehen?
 

Menhirfeld, DigiWelt

Sonntag, 6. August 2007

12:00 Uhr
 

„Warum hast du mich herbestellt, Mensch?“ LadyDevimon spuckte das letzte Wort wie Gift aus.

Taneo schritt gemächlich zwischen den Felsen hindurch auf das schwarzgekleidete Digimon zu. „Nur die Ruhe, Digimon“, gab er im gleichen Tonfall zurück. „Sieh es als Verhandlungen an. Oder Informationsaustausch, wie du willst.“ Er blieb drei Schritte vor LadyDevimon stehen und blies sich eine braune Locke aus dem Gesicht.

LadyDevimon gab ein abfälliges Geräusch von sich und funkelte ihn aus blutroten, geschlitzten Augen an. Schwere Wolken verzogen den Himmel, ansonsten wäre es vielleicht gar nicht erst hergekommen. „Also, was willst du? Ich lasse mich nicht wie einen Hund herumpfeifen, auch unter der weißen Fahne nicht!“

„Und dennoch bist du hier.“ Taneo lächelte. „Aber ich will es kurz machen: Wie weit seid ihr bei der Suche nach eurem Meister?“

LadyDevimons Mundwinkel zuckten. „Warum sollte ich dir überhaupt irgendeine Antwort geben, Mensch?“

„Immerhin sitzt du im Triumvirat der Scherben“, erklärte Taneo und lächelte erneut, während er einladend die Arme ausbreitete. „Wenn es einer weiß, dann wohl du. Und ich habe großes Interesse an eurem Fortschritt. Weißt du, wenn ihr nicht mehr so gut vorankommt, könnte es sein, dass ich mich dazu entschließe, euch endgültig zu vernichten.“

„Die Frage ist, wer hier wen vernichtet“, gab LadyDevimon giftig zurück. „Was kümmert es dich? Wenn wir unseren Meister wiedererwecken können, hast du für immer ausgespielt, Dunkler!“

„Vergiss nicht, dass ich es war, der die Macht der Dunkelheit wieder einigermaßen zusammengesetzt und euch zu einer Armee versammelt hat. Hast du dich nie gefragt, wieso?“

„Was in euren Menschenköpfen vorgeht, interessiert mich nicht“, blaffte LadyDevimon.

„Kennst du das Spiel Basketball?“, fragte Taneo unvermittelt.

LadyDevimon kniff erneut die Augen zusammen, ehe es antwortete. „Nie gehört.“

„Das ist ein Spiel, das wir in der Menschenwelt spielen. Zwei Mannschaften spielen gegeneinander, jede von ihnen hat einen Korb, und es gibt einen einzigen Ball. Um zu gewinnen, müssen die Spieler den Ball in den gegnerischen Korb werfen.“ Taneo neigte den Kopf und sprach mit einer zuckersüßen Stimme, als würde er die Regeln einem Kind erklären. „Aber es gibt auch andere Versionen des Spiels. Auf der Straße oder auf manchen Sportplätzen gibt es nur oft einen einzigen Korb. Und in den versucht dann jedes Team, den Ball zu bekommen.“

„Worauf willst du hinaus?“, fragte LadyDevimon desinteressiert.

„In einem solchen Spiel gibt es zwei Möglichkeiten, den entscheidenden Punkt zu machen: Entweder kämpft sich das Team an allen Gegnern vorbei, bis es den Korb erreicht hat und mit Sicherheit trifft. Oder“, Taneo hob einen Zeigefinger und seine Stimmlage veränderte sich, „man wartet in Ruhe ab, bis das gegnerische Team den Ball fast am Korb hat, dann nimmt man ihnen den Ball ab und wirft selbst. So in etwa verhält es sich mit unseren beiden Fraktionen, LadyDevimon. Kannst du mir folgen oder ist der Vergleich zu hoch für dich?“

„Deine Hochmut kennt keine Grenzen, DigiRitter“, zischte das Digimon und bleckte die spitzen Vampirzähne. „Ich sollte dich auf der Stelle töten!“

„Ich habe mich hier mit dir unter dem Schutz der weißen Flagge getroffen, das war vereinbart. Wir reden nur“, antwortete Taneo ruhig. „Also sag mir bitte, was ich wissen will. Wie weit seid ihr bei eurer Suche vorangekommen?“ Er wandte LadyDevimon den Rücken zu und sah auf die von seltsam regelmäßig geformten Felsen gesäumte Ebene hinaus. „Da ich euch zusammengeführt habe, muss ich schon überprüfen, ob ihr noch das tut, was ich von euch erwarte. Sonst muss ich mich eurer entledigen, so leid es mir tut.“

Die Dämonenfrau ließ ein Fauchen hören und danach ein Kichern. Er hörte ihre Schritte näherkommen, drehte sich aber nicht um. Sie schlang sanft die Arme um seinen Oberkörper und fuhr ihm mit einer zärtlichen Geste durchs Haar. „Du hast mehr Mut, als dir vielleicht guttut, mein Kleiner“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Taneo spürte ihre Brüste gegen seinen Rücken drücken. Seine Haut kribbelte. Sie war wie ein Sukkubus, wollte ihn verführen, bereit, ihr Opfer jede Minute zu verschlingen. „Alleine hierher zu kommen, persönlich, als Anführer der Dunklen, und das nur um mich zu treffen …“ Sie ließ den Satz nachdenklich klingen und endete ihn in einem tonlosen Hauchen in sein Ohr.

Taneo musste grinsen. „Du misst dir aber sehr viel Bedeutung bei, dafür, dass du nur eine dahergelaufene, hässliche Schlampe aus einer dahergelaufenen, verfallenen Armee bist. Eine Schlampe auf dem Ultra-Level vielleicht, die in einem Triumvirat, mit Wein betrunken, niedere Digimon herumscheucht, aber trotzdem nur eine Schlampe.“

Das Fauchen tat in seinem Ohr weh. Er spürte, wie sie sich anspannte. Eine Hand löste sich von ihm, die andere krallte sich schmerzhaft in seine Haut, um ihn am Fortlaufen zu hindern. „Ich habe mir genug angehört! Dunkler Speer!“, zischte LadyDevimon. Taneo musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sich die rechte Hand des Digimons in einen tödlichen, schwarz glänzenden Stachel verwandelte. „Es war dumm von dir, anzunehmen, dass sich eine Albtraumsoldatin an die weiße Flagge halten würde“, flüsterte es belustigt. „Irgendwelche letzten Worte?“

Taneo kicherte verhalten. „Und wer hat sagt, dass ich mich daran halten würde?“

Die Luft um sie herum flimmerte kurz und dann spürte Taneo den Stoß, der durch LadyDevimons Körper ging. Ein brennender Schmerz flammte zwischen seinen Schulterblättern auf. Die Umklammerung des Digimons lockerte sich. Er riss sich los und drehte sich um.

Hinter LadyDevimon ragte eine Gestalt auf, genauso in schwarze Kleidung gehüllt wie sie. Ein violetter Stachel ragte zwei Fingerbreit aus der Brust des Digimons. Ansatsu hatte das richtige Timing erwischt. Taneo war sich nicht sicher gewesen; die Fähigkeit von Fumikos dämlichem Digimon war ihm noch nie geheuer gewesen. Jetzt, da er sah, wie die schwarze Frau scharf die Luft einsog und Blut über ihre Lippen quoll, lächelte er. Das Digimon biss die Zähne zusammen und fluchte. „Ich sollte dich … langsam und qualvoll … ausweiden … Mensch!“, keuchte es.

„Ansatsu, ich mag ihre Stimme nicht“, erklärte Taneo sachlich.

Ansatsus DigiVice erglühte. LadyDevimon schrie auf, als sich zu dem Stachel noch die drei scharfen Krallen des Dunklen gesellten und sich tief in sein Fleisch gruben. Das Digimon versuchte mit einem Schritt nach vorn den Messern zu entkommen. Digitales Blut tropfte zu Boden. „Ihr … kriegt mich nicht …“ LadyDevimons Stimme war zitternd und unstet. „Mit solchen läppischen Attacken … Dunkelhei–

Schwarze Planetenkraft!

LadyDevimon erstarrte, als es Ansatsus Stimme hörte. Seine Augen weiteten sich. „Nein“, keuchte es.

Ein roter Energieball flammte in Ansatsus Hand auf, die er in LadyDevimons Rücken versenkt hatte. Einen Sekundenbruchteil später wurde das Digimon in einen Schwall aus Datenfragmenten zerfetzt und der Dunkle stand mit ausgestreckter Hand allein da.

Taneo nickte ihm zu. „Schade eigentlich.“

„Hattest du wirklich vor, sie nach dem Stand der Dinge zu fragen?“

Der Dunkle DigiRitter lächelte. Es sah beinahe unschuldig aus. „Einen Versuch war’s wert. Aber so haben wir wenigstens einen Feind weniger. Hol dir ihren Dunklen Speer, ich glaube, den könntest du ganz gut in deinem Waffenarsenal brauchen. Dann bring mich zur Festung zurück.“

Ansatsu nickte und zückte sein DigiVice. Taneo sah zu, wie einige der Datenfragmente zurückkehrten und durch eine Schnittstelle in das Gerät flogen.
 

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Kann man Taneos Pläne eigentlich schon erahnen? Das würde mich interessieren^^
 

Da meine letzten Kapitel ja ein wenig für Wirbel gesorgt haben, will ich auch noch etwas dazu sagen^^ Den Verlauf der Story habe ich nach Stunden und Tagen des Hirnzermarterns bereits festgelegt und ich werde ihn, bis auf Kleinigkeiten vielleicht, nicht mehr abändern. Dass Kari gestorben ist, ist ein Schlüsselmoment ebendieser Story und zwar nicht etwa deshalb, weil ich sie aus dem Weg haben wollte oder ich sie nicht leiden kann (im Gegenteil), sondern weil ich euch eine außergewöhnliche FF bieten will, eine spannende Action-Darkfic, und ihr könnt euch sicher vorstellen, dass der Tod von Kari (und zwar wirklich ihrer und nicht der von jemand anderem) eine einmalige Dynamik in der Handlung erzeugen kann, die im Original-Digimon nie vorhanden war und auch nie vorkommen wird.

Lange Rede, kurzer Sinn (und diesmal ohne Euphorie): Die Handlung ist bereits in Stein gemeißelt und ich lasse mich dahingehend nicht beeinflussen ;) Es wird allerdings noch so einige Überraschungen und Plot-Twists geben, auf die ihr euch freuen könnt. Falls jemand diese Storyline überhaupt nicht mit sich vereinbaren kann, fände ich das zwar schade, aber ich kann und will niemanden zwingen, weiterzulesen.
 

Nachdem ich das mal von der Seele habe, wünsche ich euch allen frohe und erholsame Weihnachtsfeiertage :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ailtvesiki
2013-01-01T18:50:37+00:00 01.01.2013 19:50
angenehm mal nicht um das leben eines geliebten digiritters oder digimons fürchten zu müssen xD
und es ist ein schöner lichtblick das digiritter und partner wieder zueinander gefunden haben ;)
eine frage hätt ich aber, gibts das blue-ray gebirge wirklich oder hast du das erfunden? passt nämlich perfekt zur digiwelt xD
und eines muss ich noch loswerden: tai "lasst uns als nächstes kari und die anderen suchen" :( armer armer tai das wird wohl nicht funktionieren...
Von:  Juju
2012-12-23T22:56:44+00:00 23.12.2012 23:56
Also Taneos Pläne sind bestimmt, dass Ansatsu alle möglichen superstarken Digimon besiegen und ihre Attacken übernehmen soll. Und damit ist er dann DIE ultimative Waffe. ;) Aber bestimmt lieg ich nicht ganz richtig.

Dass die DigiRitter und ihre Digimon sich endlich alle bis auf Joe und Gomamon gefunden haben, ist sehr schön. :) War wieder sehr süß. Hoffentlich finden die letzten beiden sich auch schnell zusammen.
Bei Joe und Davis kommt die Verzweiflung und Ratlosigkeit sehr gut rüber. Ich hätte auch keine Ahnung, was ich an ihrer Stelle machen würde. :/
Das Gespräch zwischen Taneo und LadyDevimon ist auch super gelungen. Ich frage mich, wer der Machthaber der bösen Digimon ist, den die da suchen. Sicherlich hätte Taneo es gerne, dass Ansatsu es besiegt und auch diese Attacke klaut.
Sind die Scherben jetzt eigentlich LadyDevimon und Co.? Ich glaube, ich hab das noch nicht ganz verstanden. :D

Bin sehr gespannt, was für Überraschungen deine FF noch für uns bereithält.
Von:  fahnm
2012-12-23T21:52:08+00:00 23.12.2012 22:52
Also so machen die Dunklen das.
Ich habe mich schon gefragt wie ein Mensch die Attacke eines Digimons einsetzen kann.
Aber wer hat ihnen solche Digivices gegeben?
Freue mich schon sehr aufs nächste kapi^^
Von:  EL-CK
2012-12-23T09:21:43+00:00 23.12.2012 10:21
Zunächst zu seinen persönlichen Fragen:
Ich bin mir nicht sicher ob ich schon weiß was er plant aber Vermutung hab ich natürlich..
Dann die Sache mit dem Plot und Kairs Tod, ich denke du hast vollkommen recht - diese Dynamik die sich schon abzeichnet hat was besonders... und ICH persönlich hab mich so langsam damit abgefunden.... und bin schon sehr gespannt was da kommt...



Zum Kap: Ein Hammer - mal wieder... ich freu mich, dass die Digiritter ihre Partner gefunden haben....
Ich bin schon aufs nexte gespannt



LG und jetzt schon mal frohe Weihnachten
Von:  Kaninchensklave
2012-12-22T22:24:43+00:00 22.12.2012 23:24
nun ich würdde sagen Taneps Pläne sind die Digiwelt und dann die Normale Welt zu begherrschen sobalde eer die Daten von Pietmon oder Apoklaimon geladen aht um dann allen zu zeigen wie Mächtig er ist

doch er wird aneinem Heiligen Digimon shceiter das auf dem MEgaLevel ist und die Kraft von licht und Hoffnung besitzt


Tja nun haben es die anderen zumindest geschafft von der Digimonallianz gefunden zu werden aber Tai und die anderen wissen immer noch nciht was mit Kari passiert ist und ich hoffe doch das Ihre Besondere verbindung zu T.K ausreicht um Sie wieder zu beleben

GVLG


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