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New Reign

Wie Game of Thrones, nur mit Digimon. [Video-Opening online]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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Asche zu Asche, Staub zu Feuer


 

Tag 20

 

Die Megadramon waren an der Flussbiegung niedergegangen und ruhten sich nun im Schatten der Bäume aus. Tai führte Davis, Veemon und Wizardmon allein mit WarGreymon über die Brücke und die Stufen zur Stadt hinauf. Seit sich der Löwenkönig hier niedergelassen hatte, wurde Santa Caria von Tag zu Tag mehr zur Festung. Die äußeren Häuser wurden mit Lehm und Stein zu einem Wall erhöht, die Fenster so weit zugemauert, dass nur Schießscharten frei blieben. Piximon brieten in der Sonne auf der Oberseite des Walls. Tai sah, wie ihre eisernen Stäbe das Sonnenlicht reflektierten. Ein staubiger, trockener Geruch lag in der Luft, von heißen Pflastersteinen und festgestampfter Erde.

Seine Gefangenen sahen sich genau um, aber sie waren nicht so dumm, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Tai hatte ihre Hände mit Stricken gefesselt und Davis‘ DigiVice beschlagnahmt. Und gegen WarGreymon konnten sie ohnehin nichts ausrichten.

Die massigen Tyrannomon, die das Stadttor bewachten – das nicht mehr war als eine Straße, die nicht zugemauert worden war –, wichen sofort zur Seite, als sie ihn sahen. Ihre mächtigen, roten Füße wirbelten Staub auf.

Die Gassen der Stadt waren ein noch größeres Labyrinth als damals, als sie hierhergekommen waren. Wer nicht wusste, welche Wege offen und welche blockiert waren, lief schnell in die Falle. Tai führte seine Gruppe in Schlangenlinien durch die Stadt. Santa Caria schmiegte sich an den Berg wie eine klebrige Flechte, und den Hauptplatz am obersten Ende zu erreichen, trieb ihm den Schweiß aus den Poren – vor allem an einem heißen Tag wie diesem, wo sein Cape ihm unangenehm den Hals abschnürte und seine Stiefel mit jedem Schritt schwerer wurden. Die Sonne stand fast genau über ihnen, und nirgendwo auf ihrem Weg gab es einen rettenden Schatten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit gelangten sie schließlich auf den Hauptplatz. Die Bewohner und Soldaten mieden die Hitze und blieben in den Häusern, Tai sah nur einige Gazimon-Bedienstete hin- und herhuschen, Körbe mit Trockenobst oder Wasserkrüge transportierend, und Leomon, das sich an der Gazimon-Statue im Zentrum des mit Pflastersteinen ausgelegten Platzes mit Meramon unterhielt. Tai hatte keine Lust, angesichts dieser Hitze näher als nötig an das Flammendigimon heranzugehen, daher wartete er, bis die beiden ihr Gespräch beendet hatten und Meramon sich nach Norden in Richtung Kaserne trollte.

Nun wandte Leomon seine Aufmerksamkeit den Neuankömmlingen zu. Tai deutete eine Verbeugung an. „Mein König.“

„Sir Taichi, Ihr wart schneller, als ich erwartet habe. Wizardmon, es freut mich, Euch unbeschadet zu sehen.“

Wizardmon verbeugte sich ebenfalls. „Ich danke Euch für die schnelle Unterstützung, Euer Majestät. Diese Barbaren wollten mich und ihren anderen Gefangenen für ein Lösegeld verscherbeln, das wohl auch gern der DigimonKaiser bezahlt hätte.“

„Dann sollten wir froh sein, dass Sir Taichi Euch gefunden hat. Ihr werdet Euch sicher ausruhen wollen. Ich würde mich freuen, wenn Ihr unserer Ratssitzung beiwohnt.“

Wizardmon nickte heftig. „Natürlich, Euer Majestät.“

Leomon winkte zwei Gazimon heran. „Sorgt dafür, dass mein Freund eine angemessene Unterkunft erhält.“ Die hundeartigen, graufelligen Digimon nickten ergeben und führten Wizardmon vom Platz.

„Ihn hier habe ich bei den Banditen aufgelesen“, sagte Tai und legte Davis die Hand zwischen die Schulterblätter, um ihn daran zu erinnern, dass auch er sich zu verbeugen hatte. Wiederwillig ließ der Junge sich nach unten drücken. „Und dieses Digimon auch.“ Veemon besaß immerhin genügend Verstand, ebenfalls den Kopf zu senken.

„Hm.“ Leomon ging vor Davis in die Hocke, um mit ihm auf einer Höhe zu sein. Er sah richtig mickrig vor den breiten Schultern des Löwen aus. „Er macht keinen sehr gefährlichen Eindruck“, stellte es fest.

„Das habe ich auch gedacht“, erwiderte Tai.

„He!“, beschwerte sich Davis. „Ich bin gefährlich – oder warum sind meine Hände gefesselt?“

Leomon achtete nicht auf seine Worte. „Und er sieht auch nicht aus wie Bandit.“

„Nicht die Spur. Ich vermute, die haben ihn … adoptiert oder so. Oder dazu gezwungen, bei ihnen mitzumachen.“

„Was soll das Gefasel?“ Davis schüttelte Tais Hand ab und richtete sich wütend auf. Mit zornblitzenden Augen starrte er die beiden an. „Ich bin ein Mitglied der Getreuen des Staubes, und ich bin es mit Stolz! Veemon und ich sind aus freien Stücken beigetreten, stimmt’s, Veemon?“

„Eine Gehirnwäsche, eindeutig“, meinte Tai sarkastisch.

„Red‘ keinen Müll, verdammt!“, brauste der Junge auf. „Man hat mich nicht mal überreden müssen! Ich bin beigetreten, weil ich es wollte!“

Tai packte ihn hart an der Schulter und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. „Bist du eigentlich so blöd? Kapierst du nicht, dass wir dich retten wollen?“ Nein, er kapierte es nicht, das las Tai in seinem verunsicherten Blick. „Räuber und Banditen werden nach unseren Gesetzen streng bestraft. Willst du unbedingt für den Rest deines Lebens im Kerker versauern?“ Er verstärkte den Griff, bis sein schwarzer Handschuh knirschte. Endlich schien Davis zu verstehen. „Hör zu, ich werde demnächst eine Anhörung für dich führen. Ich werde dich genau fragen, wer du bist, woher du kommst, wie du zu dieser Bande gekommen bist, was ihr alles angestellt habt und wie du dazu stehst. Also überleg dir deine Antworten gut!“ Er gab WarGreymon einen Wink. „Bring sie in eine Zelle, WarGreymon.“

Davis sah aus, als ob er etwas erwidern wollte, aber dann beließ er es bei einem trotzigen Blick und trottete gehorsam neben Veemon her in Richtung der Kerker. „Und denk das nächste Mal, wenn du mit dem König sprichst, an deine Manieren!“, rief Tai ihm hinterher. Als sie in der flimmernden Hitze des Platzes verschwunden waren, fragte er Leomon: „Glaubt Ihr, dass er der Auserwählte ist? Ich kann’s mir nicht vorstellen.“

„Einen Versuch ist es wert.“ Leomon legte den Kopf in den Nacken, um in den Himmel zu sehen. Seine Mähne kräuselte sich. „Ich werde mich jetzt ausruhen. Ich erwarte Euren Bericht noch vor der Ratssitzung, Sir.“

Tai verneigte sich. „Wie Ihr wünscht, Euer Majestät.“

 

Die Sitzung fand im Rathaus von Santa Caria statt – dem wohl ansehnlichsten Raum in der ganzen, kargen Stadt. Eine hölzerne Galerie rahmte den oberen Teil des zweistöckigen Saales ein und ein breiter Luster aus Messing glotzte auf einen mit hübschen Verzierungen bedeckten Rundtisch herab, dessen Platte zerkratzt und dort, wo Meramon für gewöhnlich saß, etwas verrußt war.

Tai saß in dem hochlehnigen Stuhl zur Rechten Leomons, Meramon ihm gegenüber. Wizardmon hatte den Ehrenplatz zur Linken des Königs erhalten. Wäre Centarumon nicht mit auf Kundschaft, hätte es ebenfalls an der Sitzung teilgenommen.

„Im Namen des Rates möchte ich noch einmal die Erleichterung aussprechen, die wir empfinden, Wizardmon. Wir sind froh, dass Ihr wohlauf und wieder unter uns seid“, begann Leomon. Der König saß auf einem Stuhl, der seinem Status gerecht wurde; massiv und mit Schnitzereien verziert, mit samtgepolsterten, verschnörkelten Armlehnen, die unter seinen gewaltigen Pranken ächzten. „Wir werden Euch sogleich das Wort erteilen. Bitte berichtet von Eurer Mission.“

„Ihr seid zu freundlich, Euer Majestät.“ Wizardmon räusperte sich und blickte die Versammelten nacheinander an. Es strahlte, trotz seiner schäbigen Kleidung und geringen Körpergröße, eine gewisse Würde aus – vielleicht reflektierte es aber auch nur die der anderen Versammelten. „Es freut Euch sicher zu hören, dass meine Mission im Grunde ein Erfolg war.“

„Im Grunde?“, hakte Meramon misstrauisch nach.

„Der Eherne Wolf ist zwar nicht an einem direkten Bündnis mit uns interessiert. Da er aber, wie er sagt, ohnehin nicht daran gedacht hätte, uns anzugreifen, wäre ein Nichtangriffspakt für all unsere Gebiete in Ordnung.“

„Überhaupt nicht arrogant“, schnaubte Tai.

„Das ist ein Anfang“, befand König Leomon. „Was könnt Ihr über die Wölfe berichten? Wären sie ernstzunehmende Feinde?“

„Das will ich meinen. Sie sind keine zusammengewürfelte Armee, wie man manchmal hört. Es sind um die vierhundert, und sie nehmen nur Digimon auf, die in ihr Regiment passen, und setzen vor allem auf Mobilität.“

Müssen sie wohl auch, wenn sie ständig nur von Ort zu Ort reisen, dachte Tai.

„Ich habe in ihren Reihen auch kein einziges Digimon getroffen, das mit ihren Siegen geprahlt hätte. Sie sind sehr streng gedrillt.“

„Das liegt vielleicht daran, dass es keine Siege gibt, über die sie reden könnten“, griente Meramon.

„Man hört vielerorts, dass sie schon etliche Scharmützel gegen den DigimonKaiser bestritten und viele seiner Türme eingerissen haben“, berichtigte es Leomon. „Es gibt also Siege. Sie sind nicht zu unterschätzen.“

„Momentan sind sie nach Süden unterwegs, so wie ich das verstanden habe“, fuhr Wizardmon fort. „In Richtung Little Edo.“

„Little Edo? Was wollen sie denn dort?“, fragte Meramon, ehe es anscheinend selbst zu einer Antwort kam. „Sagt mir nicht, dass … Will der Wolf etwa um die Hand der Prinzessin anhalten?“

„Wie kommt Ihr darauf?“, fragte Tai.

Meramon sah ihn geringschätzig an. Die Flammen um seinen Mund zuckten. „Was gäbe es dort sonst zu holen? Little Edo ist friedlich, und an Sake und Reis werden die Wölfe kein Interesse haben.“

„Trotzdem, sie könnten doch nach Little Edo genausogut weiterreisen, zum Meer oder zum Stiefel …“

„Ich halte es sogar für sehr wahrscheinlich“, sagte Wizardmon und schien sich gar nicht des Frevels bewusst zu werden, einen Ritter des Königs zu unterbrechen. Tai warf ihm einen sauren Blick zu, unter dem es zusammenschrumpfte. „Verzeiht, Sir.“ Es räusperte sich. „Aber der Wolf scheint mir, wie soll ich sagen, genau den Idealvorstellungen der Prinzessin zu entsprechen.“

„Wieso das?“ Tai verschränkte herausfordernd die Arme. „Was hat der, was die ganzen anderen Verehrer nicht haben, die ShogunGekomon einen nach dem anderen wieder wegschicken durfte?“

„Nun, zuallererst etwas ganz Wesentliches“, sagte Wizardmon unbehaglich. „Er ist ein Mensch.“ Darauf fiel Tai nichts mehr ein, was er erwidern könnte.

Meramon rutschte auf seinem steinernen Stuhl nach vorn, um sich über den Tisch zu beugen. „Ich denke, wir stimmen darin überein, dass es nicht zu einer Verbindung der Ehernen Wölfe mit dem Gekomon-Reich kommen darf. Es ist klar, dass sich die Wölfe irgendwann irgendwo niederlassen müssen. Man kann einen Krieg als Nomaden führen, aber nicht gewinnen. Aber ein Bündnis mit ShogunGekomon … ein derartiger Machtzuwachs kann uns nur Schwierigkeiten bereiten.“

Leomons Tatzen trommelten auf seinen Armlehnen. „Der Wolf hat vielleicht wirklich die besten Chancen, die Prinzessin zu heiraten. Es wäre einfach für ihn – und wir stehen mit nichts als einem Nichtangriffspakt zum Schutz da. Ich stimmte Euch zu, diese Hochzeit soll nach Möglichkeit nicht stattfinden. Dennoch werde ich, wenn sich die Prinzessin für ihn entscheidet, sicher nicht mit dem Schwert dazwischenschlagen.“

„Was bleibt uns anderes übrig?“, fragte Tai und erntete damit seltsame Blicke von allen Ratsmitgliedern. „Was seht Ihr mich alle so an? Hab ich was im Gesicht?“

„Es gibt eine andere Möglichkeit, die Prinzessin stattdessen auf unsere Seite zu ziehen“, sagte Leomon bedeutungsschwer.

Tai fühlte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. „Ihr meint nicht … nein, oder?“

„Sir Taichi, es wäre doch denkbar, dass sie sich statt für ihn für Euch entscheidet.“

Wunderbar. Auch wenn Leomon das so sagte, es kam einem Befehl gleich. Er sollte nach Little Edo fliegen und selbst um die Hand der Prinzessin werben. Etwas, auf das er nicht die geringste Lust hatte. „Ihr braucht mich sicher nicht, damit sie den Wolf abweist. Das wird sie ganz allein machen, wie mit allen anderen auch.“

„Was sträubt Ihr euch so?“ Meramon schien sehr belustigt. „Die Prinzessin soll jung und bildschön sein, nach allem, was man hört.“

„Nach allem, was man hört, ist sie vor allem eine verwöhnte Zicke“, gab Tai zurück.

„Ihr müsst sie ja nicht wirklich heiraten“, beschwichtigte ihn Leomon. „Sobald sie den Wolf abgewiesen hat, könnt Ihr Euren Antrag zurückzuziehen.“

„Wenn Ihr dann noch wollt“, grinste Meramon vielsagend.

Tai sank seufzend in seinem Stuhl zurück. Er durfte sich also auf ein Minneduell mit diesem ominösen Anführer der Ehernen Wölfe einlassen. Toll, ganz toll. Er hätte Wizardmon in der Gewalt der Banditen lassen sollen … „Erst will ich die Anhörung mit dem Gefangenen durchführen. Immerhin ist er mein Gefangener.“

„In Ordnung“, willigte Leomon ein. „Es reicht, wenn Ihr nachts aufbrecht. Auf Euren Megadramon könnt ihr den Vorsprung, den die Wölfe haben, schnell aufholen.“

Damit war das beschlossen und der Tag, der so schön mit Tais Sieg begonnen hatte, endete in einem Desaster. Er hörte nur mit halbem Ohr zu, als Wizardmon das nächste Thema ansprach.

„Euer Majestät, es wird Euch vielleicht schwer treffen, das zu hören, aber … mir ist noch etwas zu Ohren gekommen, als ich auf Reisen war …“

„Sprecht.“

„Nun … es sieht so aus, als wäre der DigimonKaiser mit seinem Geschwader zur File-Insel aufgebrochen. Bedenkt man seine Truppenstärke, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie in den nächsten Tagen an ihn fallen wird – falls es nicht schon geschehen ist.“

Ein Laut, halb Knurren, halb Seufzen, verließ König Leomons Maul. „Das war zu erwarten. Auch wenn ich nicht dachte, dass er so schnell handeln würde. Ein Grund mehr, warum wir den DigimonKaiser mit allem, was wir haben, bekämpfen müssen.“

„Gewiss“, katzbuckelte Wizardmon. „Dennoch werden wir auch von anderen Seiten bedroht, wie Ihr wisst … Wenn ich ein persönliches Anliegen vortragen dürfte …?“ Leomon gewährte ihm mit einer Armbewegung die Erlaubnis und der Diplomat fuhr dankbar fort: „Mein Land, das Ihr mir in Eurer Güte gewährt habt. Ich war gerade auf dem Rückweg von meiner Mission, als ich davon hörte. Der Dornenwall wird belagert, viele Digimon mussten vor der Armee des Blutenden Herzens fliehen.“

Tai horchte nun doch auf. Das Werk der Schwarzen Königin? Sie hatte noch nicht viel von sich hören lassen – aber was aus den Nadelbergen an die Ohren des Königs drang, verhieß stets Unheil.

„Das sind schlimme Nachrichten“, sagte Leomon, doch hinter dieser Floskel verbarg sich mehr. Tai spürte, dass auch ihn interessierte, was für ein Ziel die Schwarze Königin verfolgte – immerhin saßen sie hier in Santa Caria fast an der Quelle. „Wir werden uns darum kümmern, darauf habt Ihr mein Wort, Wizardmon.“

„Euer Majestät“, sagte Tai und stand auf. „Ich werde mit den Megadramon zum Dornenwall fliegen und die Bedrohung noch heute Nacht beseitigen.“ Ein fairer Kampf war um Längen besser als mit einer zickigen Prinzessin liebäugeln zu müssen.

Leomon maß ihn mit einem seltsamen Blick. „Ich brauche Euch auch in Little Edo, Sir. Wir werden sehen. Noch heute Nacht.“

Tai schluckte. Er wusste genau, was Leomon meinte.

Ich hätte sie beide nicht herbringen sollen. Weder Wizardmon noch Davis.

 

 

Es war dunkel in der Zelle. Nur durch ein schmales Oberlicht fiel bleiches Mondlicht und malte einen hellen Fleck auf den steinernen Boden. Die Luft war trocken, selbst hier drin, und roch nach Staub und Erde. Wenigstens hatten sie darauf verzichtet, sie anzuketten. Die Gitterstäbe, die die Zelle mit dem Wachraum des Kerkers verbanden, standen eng und stahlweiß beieinander.

„Tut mir leid“, murmelte Davis irgendwann.

„Was“, hörte er tonlos von Veemon. Sein Digimon saß in den Schatten einer Ecke, nur die hellen Stellen seiner Haut waren einigermaßen zu erkennen.

„Alles.“ Eine Weile schwieg er.

„Du weißt, dass es nicht deine Schuld ist. Wir stecken da beide drin.“

„Ja. Ich weiß.“ Davis streckte sich aus. Als sie ihn hier hereingesteckt hatten, hätte er am liebsten die Steinwände mit den bloßen Fäusten eingerissen. Kraft durch Wut. Mittlerweile war sie abgeflaut, so wie die Hitze draußen nachgelassen hatte. „Elende Nordländer“, grummelte er. Sie hatten mehr getan, als ihn nur gefangen zu nehmen. Das war ja mehr oder weniger ihr gutes Recht gewesen. Aber sie schändeten das Vermächtnis der Getreuen. Er sollte sie verleugnen, damit er freikam. Er sollte diesem verdammten Löwenkönig und seinem zweimal verdammten Drachenritter eine Lüge vorspielen und so tun, als hätten ihn seine Kameraden gezwungen, bei ihren Überfällen mitzumachen. Wozu sollte das gut sein, außer um die Getreuen des Staubes auch noch im Grab mit Schmutz zu überziehen? „Wenn ich mich weigere, ihr Spiel mitzuspielen“, sagte Davis, „würdest du es mir übel nehmen?“

Eine Weile blieb sein Digimon still. Davis hörte seine Krallen über den Boden scharren, als es sich bewegte. „Ich hab zwar keine Lust, hier drin zu verrotten, aber …“ Veemon seufzte. „Ich kenn dich zu gut. Und ich denke genauso wie du darüber.“

Davis nickte dankbar, auch wenn sein Partner es vermutlich nicht sehen konnte. Als er eben wieder etwas sagen wollte, kam Bewegung in die Rockmon-Wächter, die so starr standen wie leibhaftige Statuen, sodass er deren Existenz praktisch vergessen hatte. Eine kleiner Trupp Gotsumon marschierte vor der Zelle auf. Eines davon rasselte mit einem schweren Schlüsselring und zog kurz darauf die vergitterte Tür auf. „Kommt.“

 

Auf dem Weg zum Rathaus erfuhr Davis, dass die Anhörung vorverlegt worden war. Ursprünglich hätte man sie noch bis mindestens morgen schmoren lassen wollen, das erzählten die Gazimon, die sich der Gruppe auf dem Weg anschlossen. Sie waren Schaulustige, die eigentlichen Einwohner von Santa Caria, keine Soldaten. Davis kniff die Lippen zusammen. Natürlich, sie hatten sich bei Leomon eingeschmeichelt und liefen aufgeregt herum. Ihre Vorräte gingen trotzdem zum Großteil an die Armee des Löwen. Irgendwann würden sie über ihn fluchen, wenn sie es nicht schon hinter verschlossenen Türen taten, dessen war sich Davis ganz sicher.

Sie betraten das Rathaus nicht, wie er erwartet hatte, sondern umrundeten es zur Hälfte. An der Rückseite waren in den sandfarbenen Stein Stufen eingelassen, die im Zickzack bis auf das flache Dach des vierstöckigen Gebäudes führten. Mit gefesselten Händen war Davis‘ Gleichgewichtssinn etwas beeinträchtigt und er musste bei jedem Schritt Vorsicht walten lassen, um nicht den Halt auf den schmalen, steilen Stufen zu verlieren.

Oben angekommen, fand er sich auf der breiten Fläche des Daches wieder, das im Mondlicht weiß leuchtete. Eine schwache Brise wehte Staub und Sand über die glatte Oberfläche. Kurz vor der vordersten Kante gab es eine kleine Erhöhung, wie ein Podest, auf dem bereits die Würdenträger des Nördlichen Königreichs auf ihn warteten. König Leomon stand da mit verschränkten Armen, flankiert von einem Meramon und einem Centarumon, das sich beim Aufstieg schier die Pferdebeine gebrochen haben musste – der Gedanke belustigte Davis nicht so sehr, wie er gehofft hatte. Der Drachenritter stand ein paar Schritte vor den anderen und sein edler dunkler Umhang wehte sanft im Wind, die eingearbeiteten Goldfäden schienen inmitten schwarzer Luft zum Leben erwacht zu sein.

Links und rechts standen Soldaten und Stadtbewohner, erschreckend viele, sodass nur ein Kreis von etwa zehn Schritten Durchmesser für Davis, Veemon und ihre Wachen freiblieb. Als sie dort ankamen, wurde das Gemurmel lauter, summte unverständlich durch die laue Nacht und bescherte Davis Kopfschmerzen. Taichi hob die behandschuhte Hand, und allein diese Geste brachte die Umstehenden zum Schweigen. „Wie ist dein Name?“, schallte seine Stimme durch die entstehende Stille, zerschnitt sie wie ein Messer.

Davis schluckte. Also war das hier alles hochoffiziell. Er hatte immer gedacht, Leute wie er würden im stillen Kämmerchen unter die Guillotine gedrückt. „Daisuke“, sagte er und verwünschte seine Stimme, die seine Nervosität allzu deutlich preisgab.

„Damit alle hier Versammelten im Bilde sind“, fuhr der Ritter fort, „werde ich kurz die Tatsachen erläutern. Du wurdest heute Morgen bei einer Bande von Räubern nördlich der Kesselstadt erwischt. Einer unserer Peckmon-Späher hat einen Überfall beobachtet und uns sofort davon berichtet. Die Banditen hatten einen Händler, seine Vorräte und einen Vasallen unseres Reiches in ihre Gewalt gebracht. Als ich mit meiner Drachenstaffel angriff, hast du dich auf die Seite der Banditen geschlagen. Nur du, dein Digimon und Wizardmon, der treue Vasall unseres Königs, haben überlebt. Ich habe dich gefangen genommen und hierher gebracht. Ist das alles soweit korrekt, Daisuke?“

„Getreue des Staubes“, knurrte Davis. „Nennt sie gefälligst die Getreuen des Staubes, nicht Banditen.“

Trotz des schlechten Lichts sah er genau, wie sich Taichis Miene verfinsterte. „Wie bist du zu diesen Getreuen des Staubes gekommen?“ Allein für die Art, wie er den Namen aussprach, hätte Davis ihn am liebsten geschlagen.

„Ich war lange Zeit allein in der DigiWelt, seit meiner Kindheit. Veemon und ich hatten immer nur einander. Als der Krieg ausgebrochen ist, haben uns die Getreuen aufgenommen. Das ist die ganze Geschichte.“

„Verstehe“, sagte Taichi. „Sie haben also ein halbes Kind in ihre Reihen aufgenommen, das bereitwillig alles getan hat, damit sie es nicht töten.“

„So war das nicht!“, rief Davis wütend und meinte eine neuerliche Zornfalte in Taichis Gesicht auftauchen zu sehen. „Ich habe ihnen aus freien Stücken geholfen!“

„Niemand hilft einem Räubertrupp aus freien Stücken.“

„Wir sind kein Räubertrupp!“ Davis ballte die Fäuste. „Ihr Hochgeborenen habt ja keine Ahnung. Klar, hier in der Stadt ist alles in Ordnung, bis auf die Tatsache, dass ihr den Leuten das Essen wegfresst. Ihr breitet euch hier einfach aus, und ich wette, ihr habt die Gazimon nicht mal gefragt.“

Taichi verschränkte herausfordernd die Arme. „Die Gazimon teilen ihr Hab und Gut mit uns, weil wir sie beschützen. Versuch nicht vom Thema abzulenken, es geht hier um dich.“

„Ihr beschützt sie, ja. Und was ist mit all den anderen Digimon, die von niemandem beschützt werden? Die kleinen Dörfer und Siedlungen, die man nicht so schön in eine Festung umbauen kann wie dieses Bergnest hier? Die werden nur geplündert, damit die Großen ihre Armeen durchfüttern können.“ Davis schob trotzig das Kinn vor. „Abertausende Digimon haben in diesem Krieg ihre Heimat verloren, oder auch ihr Leben – in diesem Krieg, den ihr angefangen habt. Sie sind unschuldig und wollen nicht kämpfen, aber sie wollen auch nicht sterben. Deswegen treten sie irgendwann einer Armee bei, wenn sie dort aufgenommen werden, wo sie dann für irgendeinen wahnsinnigen König kämpfen, den sie nicht kennen, und letzten Endes trotzdem sterben. Und die ganzen Armeen fressen das Land kahl, wo immer sie stehen. Deswegen haben wir euch bestohlen. Wir geben den Unschuldigen nur das zurück, was ohnehin ihnen gehört!“

„Und dieser Händler, war er nicht unschuldig? Ihm habt ihr sein Hab und Gut gestohlen.“

Davis rümpfte die Nase. „Dieser … Käfer hat den Armen ihren letzten Besitz für fast gar nichts abgenommen und ihn an das nächste Heer weiterverkauft. Er war ein Kriegsgewinnler von der schlimmsten Sorte, er hat von der ganzen Not nur profitiert!“

Taichi atmete tief durch. „Verehrte Ratsmitglieder“, verkündete er, „überzeugt Euch selbst. Die Räuber haben ihm mit ihrem noblen Gerede den Kopf verdreht.“

„Haben sie nicht!“, brüllte Davis. „Wir haben das Richtige getan! Wir waren gerecht! Legt mich meinetwegen in Ketten, so lange ihr wollt, aber beschmutzt nicht das Vermächtnis der Getreuen des Staubes!“

„Genau!“, rief jetzt auch Veemon. „Wir haben mehr Digimon geholfen als ihr! Wir haben auch die Armen satt gemacht, nicht nur einen König und seine verwöhnten Vasallen!“

Wieder wurde Gemurmel laut, doch Tai übertönte es. „Seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen?“, schrie er die beiden an. „Wollt ihr so dringend wieder in eure Zelle zurück?“

Leomon trat auf ihn zu und legte ihm die Pranke auf die Schulter. „Wir werden uns beraten“, verkündete es laut und grollend. Taichi warf Davis noch einen zornigen Blick zu, dann machte er auf dem Absatz kehrt, dass sich sein Umhang bauschte. Die vier auf dem Podium stiegen die Stufen zu ihrer linken hinunter auf das Dach. Dort dürfte eine Tür oder etwas in der Art sein, denn sie verschwanden im Inneren des Podiums, das auch gut der oberste Halbstock des Rathauses sein konnte.

Kaum dass sie außer Sicht waren, gab es für die Schaulustigen kein Halten mehr. Sie tratschten und plapperten alle durcheinander, kein auf- und abbrandendes Murmeln mehr, sondern brodelnde Diskussionen. Davis hörte heraus, dass sogar jemand auf seiner Seite war; ein Gazimon jammerte über enge Freunde, die am Rand der Kaiserwüste für den DigimonKaiser gekämpft hatten und die von einem General aus Little Edo getötet worden waren. Ein anderes stimmte zu, dass rein hypothetisch die Digimon, deren Dörfer auf der Großen Ebene lagen, am schlimmsten vom Krieg betroffen waren, ohne dass sie auf den Schutz einer Fraktion hoffen konnten.

Dennoch war die Mehrheit der Digimon eindeutig gegen ihn. Ein Mushroomon brüllte ihm etwas zu und als Davis in seine Richtung sah, warf es einen stinkenden Pilz nach ihm, der knapp vor seinen Füßen explodierte, sodass er einen hastigen Sprung machen musste. Sofort stampften seine Gotsumon-Wächter in die Schusslinie. „Das Urteil wurde noch nicht verkündet!“, rief eines von ihnen.

Die Löwengarde des Königs, hochgewachsene Digimon in schwarzen Rüstungen, die Davis noch nie gesehen hatte und die während der Anhörung stramm unterhalb des Podiums gestanden waren, schlossen nun locker Wetten ab, welche Strafe Davis und Veemon wohl erhalten würden.

Die Zeit zog sich zur Ewigkeit, ehe der Rat wiederkehrte. Taichi war verändert, sichtlich widerwillig setzte er die Anhörung fort. „Daisuke. Der Rat hat deine verworrene Situation auf einige wenige, handfeste Fakten zusammengefasst. Erstens: Dir liegen das Schicksal der unschuldigen Digimon und ein baldiges Ende des Krieges am Herzen. Zweitens: Du hast getan, was du konntest, um diesen Digimon zu helfen, und dafür auch gekämpft. Drittens: Selbstlose, noble Ansichten haben dich dazu getrieben; es sei dahingestellt, wie du zu diesen gekommen bist. Und viertens: Du bereust diese Taten nicht, sondern willst deinen Ansichten treu bleiben, auch wenn du dafür bestraft wirst. Stimmst du mit diesen Punkten überein?“

Davis wollte schon fast trotzig schweigen. Wenn man es so auslegte, stimmte alles, was Taichi sagte. „Ja“, murmelte er.

„Wunderbar“, sagte der Drachenritter, klang dabei aber, als würde er die Worte eines anderen wiederholen, leblos und gleichgültig. „In diesem Fall spricht dich der Rat von deinen Vergehen frei. Dich und deinen Digimon-Partner.“

War das ein schlechter Scherz? Davis machte den Mund auf, aber Veemon stieß ihm den Ellbogen in die Seite. „F-frei?“, wiederholte er daher nur ungläubig.

„Das Nördliche Königreich verurteilt keine Krieger der Gerechtigkeit“, verkündete der ach so gerechte Taichi. „Allerdings werden wir die Wahrheit deiner Worte auf die Probe stellen.“

Du meinst die Wahrheit deiner Worte, dachte Davis.

„Alles Weitere ist Sache des Militärs, nicht der Justiz. Die Anhörung ist beendet.“ Vereinzelt wurden enttäuschte Stimmen laut, als der Drachenritter von dem Podest trat, gefolgt von den anderen Ratsmitgliedern. Nur Leomon, der König, blieb stehen und sah Davis in die Augen. Er spürte eine Art zufriedene Aura in diesem Blick. Die Versammelten lösten sich verstimmt auf, aber niemand wagte es, den Entschluss des Rates infrage zu stellen.

Davis und Veemon wurden von ihren Handfesseln befreit, allerdings ließen die Gotsumon keinen Zweifel daran, dass sie weiterhin einer Eskorte bedurften. Immerhin bekam er von ihnen sein DigiVice zurück. Davis überlegte, auf Ex-Veemon davonzufliegen, aber er war im Hoheitsgebiet des Löwen und durfte im Übrigen nicht hoffen, Taichis Drachenstaffel abhängen zu können. So fügte er sich gehorsam und ließ sich von den Gotsumon wieder nach unten und anschließend in den Keller des Rathauses führen.

Die Atmosphäre dort war ganz anders als im Kerker, viel feindseliger und wachsamer. Die Soldaten des Königs flankierten einen gewissen Tunnel, der den Berg unterhalb der Stadt durchzog und in dem Fackeln ein tiefes Orangerot verströmten. Ein riesiges Triceramon hielt Wache vor einem massiven Eisengatter. Der Anblick des gehörnten Dinosauriers brachte etwas in Davis zum Schwingen, aber konnte nicht sagen, was es war.

Die Gotsumon marschierten unter den Beinen des Monsters hindurch und unbehaglich und geduckt folgten ihnen Davis und Veemon. Das Triceramon ließ ihn keine Sekunde aus den Augen und stieß drohende Knurrlaute aus. Was immer es bewachte, es war wertvoll.

Im Eisengatter stand ein schmales Tor sperrangelweit offen und dahinter sahen ihnen Taichi und Leomon erwartungsvoll entgegen. „Was wollt Ihr noch?“, fragte Davis unbehaglich. War das vielleicht seine neue Kerkerzelle? Er hatte Geschichten gehört von Digimon, die offiziell freigesprochen und weitergereist, in Wirklichkeit aber in düsteren Kellern von unheimlichen Henkerdigimon zu Tode gefoltert worden waren.

„Einen Beweis deiner Aufrichtigkeit. Und deines Mutes.“ Tai hielt ihm einen Gegenstand hin, der wie Ei mit Flammenverzierungen aussah, aus dem eine blitzende Klinge ragte. Darauf war dasselbe Symbol abgebildet wie auf den Bannern, die über den Dächern der Stadt wehten, dasselbe, dass auf Taichis Umhang und auf der Brust seiner direkten Untergebenen zu sehen war, eine strahlende Sonne in Gelborange. Allein deswegen widerstrebte es Davis, es zu berühren.

„Was ist das?“, fragte er misstrauisch.

„Eine Waffe. Möglicherweise eine mächtige. Eine Waffe, um die Unschuldigen zu beschützen und den Krieg schnell zu beenden. Das wolltest du doch, oder?“

„Und was hab ich damit zu tun?“

„Frag nicht so dumm und nimm es einfach.“

Als Davis das Ei zögerlich entgegennahm, erklärte Leomon: „Es sind einige dieser DigiArmorEier in der DigiWelt aufgetaucht. Menschen können sie verwenden, um die Digimon, die ihnen am nächsten stehen, digitieren zu lassen. Sir Taichi war nicht der Richtige, um die uralte Macht zu wecken, daher hofften wir, bei dir mehr Glück zu haben.“

Davis warf Taichi einen Blick zu, der verstimmt zur Seite sah. Deswegen also diese Scharade. Um mich freizubekommen und das Ei an mir auszuprobieren. „Und was soll ich jetzt damit machen?“

„Befiehl ihm zu erstrahlen“, brummte Taichi. „Dann werden wir sehen, ob du wirklich der Auserwählte bist oder ob wir uns umsonst all die Mühe gemacht haben.“

Davis sah Veemon fragend an, das eifrig nickte. „Versuchen wir es einfach.“

„Okay …“ Davis hob das Ei hoch. Die Feuermaserung schien im Fackellicht lebendig zu werden. Er nahm das als gutes Zeichen. „Erstrahle!“, befahl er.

Und das Ei erstrahlte.

Das Wappen glühte in feurigem Licht auf, das auf Veemon übergriff. Berstende Hitzesäulen hüllten das Digimon ein und Davis musste sein Gesicht vor den Flammen schützen. Er wich zurück, bis er kalten Stein hinter sich fühlte, während Veemon sich verwandelte. Es wurde nicht etwa zu Ex-Veemon, wie er halb erwartet hatte. Das Digimon, das aus einer Feuersäule brach, sah ihm zwar ähnlich, doch es trug eine flammengestaltete, rote Rüstung. Aus dem Helm ragte die gleiche Sichel wie aus dem ArmorEi. „W-wow“, brachte Davis hervor. Selbst das Triceramon grunzte überrascht und warf einen Blick hinter das Eisengatter.

„Davis, es hat funktioniert!“ Veemon betrachtete erstaunt die Klauen, die aus seinen Armschonern ragten. „Ich fühle ein Feuer, ich fühle … Ich bin Flamedramon!“

„Unsere Hoffnungen haben uns nicht betrogen“, sagte Leomon zufrieden. „Wir haben die legendäre Armor-Digitation wiedererweckt.“

„Sieht so aus.“ Taichi schien ein wenig geknickt.

„Die Entscheidung liegt jetzt bei dir, Daisuke.“ Da Taichi schwieg, richtete der König persönlich das Wort an ihn. „Du kannst diese Macht nutzen, um der DigiWelt den Frieden zurückzugeben und den Notleidenden einen Platz zum Leben. Allerdings gehört das ArmorEi immer noch dem Nördlichen Königreich. Wenn du es benutzen willst, wirst du für unsere Armee arbeiten müssen.“

Davis warf ihm einen schiefen Blick zu. Er hatte eigentlich nicht darum gebeten, diese Macht zu bekommen. Realistisch betrachtet wäre er dennoch allein, wenn er einfach so ginge. Nur mit Veemon Nachschubrouten zu überfallen und die Beute an die Armen zu verteilen war praktisch unmöglich.

„Sei nicht kindisch“, sagte Taichi, der seine Gedanken erraten zu haben schien. „Ein Mensch und sein Digimon allein können nichts bewirken. Auch keine engstirnige Banditenbande.“ Er sprach schnell weiter, als Davis protestieren wollte. „Der Krieg wird vorbei sein, wenn jemand gewonnen hat. Genau genommen, wenn wir gewonnen haben. Leomon ist ein gerechter König. Es wird dafür sorgen, dass es auch den Enteigneten an nichts mangelt. Den Frieden müssen wir uns erkämpfen, nicht ergaunern.“

Davis sah ihn nachdenklich an. „Selbst wenn ich euch beitreten sollte, werde ich sicher nicht unter dir dienen.“

Taichi schnaubte. „Das wäre ja noch schöner. Ich breche noch heute Nacht nach Little Edo auf. Jemanden wie dich brauche ich da am allerwenigsten.“

„Und wohin soll ich dann euren Frieden tragen?“

„Warst du schon einmal am Dornenwall?“, fragte Taichi.

 
 

We stand, we fighte

Withe the Lion of the northe

The saviour from up highe above hath come

(Stormwarrior – Lion Of The Northe)
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier also das Tai/Davis-centric Kapitel. Was sagt ihr zu Tais "Mission"? ;)
Trivia: Dass Leomon König vom "Nördlichen Königreich" ist, ist eine Anlehnung an König Gustav II. Adolf von Schweden (1594 - 1632), der der "Löwe aus dem Norden" genannt wurde. Daher auch der Songbeat am Ende. Nur so am Rande XD
Das nächste Kapitel trägt den Titel "Das Attentat" ;)
Übrigens habe ich einen Weblog auf animexx gestartet. Zum Thema Digimon gibt es momentan noch keinen Eintrag, aber wenn ihr ab und an mal vorbeischaut, findet ihr vielleicht was Interessantes darin :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Juju
2015-07-23T11:26:31+00:00 23.07.2015 13:26
So, ich hole endlich mal was auf hier. Du postest fleißig und ich komme mit dem Lesen gar nicht mehr hinterher.
Soso, Leomon ist also ein König und Tai sein Ritter. Bin mal gespannt, wie die Anhörung wird. Und es gibt also einen Auserwählten? Falls ja, schätze ich, dass es sich tatsächlich um Davis handeln könnte. ;) Würde ja zu Ken und so passen.
Die Umgebung um die Stadt und den Berg herum war übrigens toll beschrieben! Konnte mir wieder einmal alles prima vorstellen. Und Tai muss doch schwitzen...
Uh da reden sie über Matt und sein Wolfrudel. Aber sie wissen doch gar nicht sicher, ob er wirklich Mimi heiraten will, oder? Und wie Tai über ihn denkt, ist auch witzig. Und haha, jetzt soll der arme Tai ihr einen Heiratsantrag machen gehen, damit sich Matt nicht mit Little Edo verbindet. Das ist echt eine tolle Idee. :D Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommt. Der arme Tai. Und ich bin gespannt, wer die schwarze Königin ist. Etwa Sora? O_O Das ist die Einzige, die noch fehlt.
Ich finde, es passt sehr gut zu Davis, dass er die Getreuen des Staubes verteidigt, anstatt vorzutäuschen, er wäre von ihnen gezwungen worden, bei ihnen mitzumachen. Das passt sehr zu seinem Charakter. :) Mutig, aber auch ein wenig dumm. Aber er setzt sich für die ein, auf deren Rücken der ganze Krieg ausgetragen wird, das ist schön. Und Tai, der wütend wird haha. :D Das war auch sehr passend. Ach ich mag ihn echt. Soso Davis wird also freigesprochen. Ich schätze, sie halten ihn für den Auserwählten. Ich mag diese unterschwellige Feindschaft zwischen Tai und Davis echt gern. xD
Aha, das DigiArmorEi des Mutes war also der Test und es hat natürlich geklappt. Tais Unmut darüber ist zu herrlich haha. Und Davis wird also der Armee beitreten. Was anderes blieb ihm ja eigentlich auch kaum übrig, aber ich glaube trotzdem, dass er da mehr oder weniger sein eigenes Ding durchziehen wird. :D
Bin mal weider echt gespannt, wie es weitergeht. :>
Antwort von:  UrrSharrador
04.08.2015 13:06
Danke für deine Kommis :) Haha, Tai muss in der Kluft wirklich schwitzen^^ Was man nicht alles tut, um cool auszusehen ;)
Nein, sie wissen nicht, was Matt will, aber allein wegen der Vermutung werden sie nervös XD Freut mich, wenn dir die Idee gefällt^^ Hm Sora und die Schwarze Königin ... das wird bald aufgeklärt ;) Mehr oder weniger.
Schön, dass du Tai und Davis hier magst. Hehe ja, diese Feindschaft ist iwie so nebenbei entstanden, aber ich fand sie auch passend^^
Von:  fahnm
2015-06-13T22:36:14+00:00 14.06.2015 00:36
Klasse Kapitel
Freue mich schon aufs nächste Kapitel
Antwort von:  UrrSharrador
04.08.2015 13:01
Da hab ich es doch tatsächlich iwie verpasst, die Kommis hier zu beantworten - sorry^^ Danke nachträglich!^^
Von:  _Mika_
2015-06-13T18:50:10+00:00 13.06.2015 20:50
ok, damit habe ich jetzt wirklich nicht gerechnet, das du die Amoreierthematik miteinbaust =)
Aber die Duellidee mit Tai vs. Matt um Mimis Hand find ich klasse und bin wirklich gespannt wie die ganze Sache ausgeht.
Ich finde es übrigens Super wie du Tai darstellst. Normalerweise wird er ja in faster jeder FF so navi und untaktisch dargestellt, aber die art und weise wie du Tai hier in szene setzt ist einfach super und zeigt auch mal eine vollkommen andere Seite an ihm.

Lass Mich Raten mit der Königin oben erwähnt soll Sora gemeint sein gel? Mal schauen was du dir für sie so schönes ausgedacht hast =)
Antwort von:  UrrSharrador
04.08.2015 13:01
Da hab ich es doch tatsächlich iwie verpasst, die Kommis hier zu beantworten - sorry^^ Danke nachträglich! Schön, wenn ich dich überraschen konnte ;) Die Eier werden noch eine besondere Rolle spielen.
Haha, ich stelle Tai auch meist eher naiv dar, aber iwie ... er ist ja älter geworden, und schon am Ende von Adventure kloppt er nicht mehr nur so drauf los. Freut mich, dass er dir hier gefällt.
Hm Sora und die Schwarze Königin ... lass dich überraschen ;)
Von:  EL-CK
2015-06-13T12:41:53+00:00 13.06.2015 14:41
Da bin ich mal auf den Erfolg von Tais Mission gespannt....
wobei ich da gute Chance sehen ;)
Ich mochte auch wie du die Beziehung zwischen Tai und Matt bzw Tai und Mimi durchkommt (auch wenn sie sich in dieser Realität -noch- nicht persönlich kennen ;)
Antwort von:  UrrSharrador
04.08.2015 12:59
Da hab ich es doch tatsächlich iwie verpasst, die Kommis hier zu beantworten - sorry^^ Danke nachträglich! Wie es mit den dreien weitergeht, kommt dann in dem Kapitel, das ich heute noch hochlade :)


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