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The Wolves among us

"Die Werwölfe erwachen. Sie wählen ihr heutiges Opfer ... Die Werwölfe schlafen wieder ein." [Video-Opening online]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier also das große Auflösungskapitel! Bisschen später, als ich es eigentlich hochladen wollte ... dafür ist es ein wenig länger als die vorhergehenden Kapitel ;) Wünsche viel Spaß! Komplett anzeigen

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Die nie zurückkehrten


 

~ 16 ~
 

Shikamaru stand persönlich vor dem Gouverneur von Port Fronda. Er hätte darauf verzichten können, sich derart ins Rampenlicht zu drängen, aber die Obrigkeit bestand nun einmal darauf. Offenbar hatte der Gouverneur sich selbst einige Gedanken über die Flaschenpost dieses Abenteurers namens Naruto gemacht und fieberte einer Auflösung entgegen.

Nachdem er seine Unlust hinuntergeschluckt hatte, begann Shikamaru mit seinen Ausführungen. „Admiral Neji, der den Auftrag hatte, die Vorkommnisse auf der Insel zu untersuchen, war ziemlich erfolgreich. Schon in der ersten Nacht, als sie sich nach dem Schiffbruch an Land gerettet hatten und die meisten anderen todmüde waren – was ich verstehen kann –, beobachtete er den ersten Mord durch eine Wolfspiratin. Naruto schreibt, Neji hätte dies in seinen eigenen Aufzeichnungen festgehalten. Die Mörderin ist eine Dame aus hohem Hause, wohnhaft hier in Port Fronda. Die Durchsuchung ihrer Villa lieferte zwar kein Ergebnis, aber wir müssen sie ja wohl nicht mehr bestrafen. Ein paar kleine Ungereimtheiten bezüglich ihres Verhältnisses zu ihrer Dienerin, einer jungen Frau namens Sakura, stachen mir allerdings ins Auge. Ich glaube deshalb, Narutos Reisebericht erzählt die Wahrheit – selbst wenn nicht, können wir die meisten der Verbrecher nicht mehr bestrafen.“

Der Gouverneur nickte. „Selbst wenn dieser Naruto sich die ganze Geschichte ausgedacht hat, ich möchte sie aufgelöst wissen. Fahrt bitte fort.“

„Lady Ino war eine Wolfspiratin und tötete in der ersten Nacht Kakashi, den Kapitän der Vieja Gloria, mit einem Messer, das sie anschließend irgendwo bei den Felsen im seichten Wasser versteckte. Ein gewagter Zug, denn es hätte sehr wohl wieder angespült werden können. Jedenfalls glaubte die Piratenbande des Knochenmannes ebenfalls, dass sie schuldig war, und tötete sie.“ Shikamaru warf einen Blick auf die Botschaft. „Was danach am ersten Tag auf der Insel geschah, lässt wenig Raum für Mutmaßungen. Die Piraten teilten sich in zwei Gruppen auf. Kapitän Kimimaro, Sakon und Tayuya kehrten zu ihrem Schiff zurück, während die anderen ihre Gefangenen bewachten. Der Knochenmann schien übrigens schwer krank zu sein, das hat der Pirat Jiroubou Naruto und seinen Begleitern gegenüber irgendwann erwähnt. Möglicherweise gab es einen Grund, warum sie diese beschwerliche Reise dennoch auf sich genommen hatten, wenn abzusehen war, dass seine Zeit schon bald gekommen sein würde – aber darüber kann man nur spekulieren. Und das ist mir zu mühsam.“

 
 

- Schiffbruch, erster Tag -

 

Sakon sah zu, wie sich Kimimaro auf das Bett in der Kapitänskajüte wuchtete. Die letzten paar Meter wäre er fast in Versuchung geraten, ihn zu stützen. Hätten sie nicht die Landeplanke auf einen abgeflachten Felsen legen und bequem an Bord gehen können, hätte es der Kapitän vermutlich nicht mal aufs Schiff geschafft.

Es war wie immer dunkel hier drin. Tayuya zündete eine Ölleuchte an. „Das ging ja diesmal ziemlich flott“, sagte Sakon, nachdem Kimimaro nur eine Weile schwer geatmet hatte, und meinte seinen Anfall.

„Sie werden häufiger.“ Kimimaros Stimme war fest, aber es bereitete ihm Anstrengung zu sprechen, das war zu hören. „Ich habe vermutlich nicht mehr viel Zeit. Sie wird gewiss nicht reichen, um das Schiff wieder seetüchtig zu machen und mit dem Schatz nach Port Fronda zu segeln.“

„Dann haben wir ein Problem.“

Es war nicht so, dass Kimimaro Sakon besonders viel bedeutete. Er konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als er, Tayuya, Kidoumaru und Jiroubou ihren Kapitän gleichzeitig zu einem Messerkampf herausgefordert hatten. Damals war er noch nicht ihr Kapitän gewesen, also hatte es sich nicht um Meuterei, sondern um ein schlichtes Kräftemessen gehandelt. Der Beginn ihrer Piratenlaufbahn.

Kimimaro hatte sie alle vier abgefertigt. Wenn er starb, würde einer von ihnen Kapitän werden, und Sakon war sich ziemlich sicher, dass der Hut an ihn gehen würde, und das war ein angenehmer Gedanke. Aber Kimimaro war ein verdammt guter Seemann gewesen, ein guter Kapitän und ein fähiger Pirat. Ihn zu verlieren bedeutete, eine wahre Bestie der See zu verlieren, die an ihrer Seite gekämpft hatte.

„Die Landratten werden schon spuren“, sagte Tayuya. „Wenn wir denen ordentlich Feuer unterm Hintern machen, graben sie bis zum Mittelpunkt der Welt. Wir werden den Schatz im Nu haben.“

Kimimaro schnaubte. „Das Schiff leckt.“

„Wir spannen die Feiglinge einfach für die Reparaturen ein.“

„Selbst dann dauert es zu lange.“ Er stemmte sich auf die Ellbogen hoch. „Vergesst mich einfach. Lasst mich heute Nacht noch einmal in diesem Bett schlafen.“

„Sicher. Dann sollen wohl die ganzen Anstrengungen umsonst gewesen sein?“, fragte Tayuya und zog zornig eine Augenbraue hoch.

Sie hatten etliche Entbehrungen auf sich nehmen müssen, um an die Karte zu kommen. Kidoumaru hatte in einer verrauchten Hafenkneipe zum ersten Mal davon gehört. Dutzende aufgeschlitzte Kehlen, Blut und Wunden hatten den Weg gepflastert, der letztlich zu ihr geführt hatte. Jiroubou hatte sich sogar shanghaien lassen müssen, und beinahe wären sie alle in der folgenden Seeschlacht draufgegangen. Der alte Seebär, den Kimimaro in einem fairen Säbelkampf geschlagen hatte – ein unnötiger Anfall von Ehre, wie Sakon fand – hatte nur eine verblichene Kopie der Karte besessen, aber es hatte gereicht, um die Insel zu finden. Und dann hätte sie gestern dieser verfluchte Sturm fast von der See gefegt. Aye, es war ein steiniger Weg bis hierher gewesen.

„Es war nicht umsonst. So müsst ihr den Schatz nicht für meine Medizin aufwenden. Nehmt ihn und kauft euch jedes Vergnügen, das ihr haben wollt. Ich bin froh, euer Kapitän gewesen zu sein. Das reicht mir.“

„Verdammt, red‘ nicht so einen sentimentalen Mist“, knurrte Sakon.

Aber Kimimaro hatte schließlich recht. Die einzige Medizin, die Heilung für ihn versprach – und das war auch nur eine Vermutung – lagerte in den Labors der medizinischen Fakultät der Königlichen Akademie – und damit dummerweise direkt unter dem Fort von Port Fronda. Sich einzuschleichen wäre nicht das Problem gewesen, wohl aber, etwas zu stehlen. Irgendeine der Royals schien an derselben Krankheit wie Kimimaro zu leiden und stellte für die Medizin großzügige Forschungsgelder zur Verfügung, und solche Investitionen wurden natürlich streng bewacht. Piraten wateten oft durch Blut, aber in die Lagerkammern unter dem Fort einzubrechen, hätte sie auch durch ein Meer aus Pulver und Blei geschickt.

Der Schatz war eine andere Sache. Kimimaro hätte sich nicht einmal die Blöße geben müssen, seine Crew um Mithilfe bei seinem ganz privaten gesundheitlichen Problem zu bitten. Wenn nur die Hälfte der Geschichten stimmte, hätte sein Kapitänsanteil allein ausgereicht, um sich einen ganzen Vorrat zu kaufen, genau wie die Royals. Zumindest genug, bis er die nächste Wagenladung Gold parat hatte. Es war schon seltsam, dass Fläschchen mit trübem Inhalt, fast wie dreckiges Regenwasser, so viel wert sein sollten.

Aber dann sollte es wohl nicht so sein. Sie würden alles, was sie auf dieser Insel fanden, durch vier teilen, ob Fluch oder Gold.

„Verschwindet endlich“, krächzte Kimimaro. „Bringt mir ein wenig Rum, dann rutsche ich besser ins Jenseits.“

 

„Kapitän Kimimaro blieb an Bord des Piratenschiffes, die anderen beiden kehrten zu den Gefangenen zurück“, fuhr Shikamaru fort. „Letztendlich brachte Kidoumaru sie ins Inselinnere, um dort nach dem Schatz zu graben. Dort dürfte ihnen ein kleines Kunststück gelungen sein: Sie überwältigten den Piraten und versteckten sich auf ihrem eigenen, offenbar ziemlich maroden Schiff, wo sie Kidoumaru unter Deck einsperrten. Bis zur Nacht blieb alles ruhig, und Naruto beschreibt erst wieder, wie Admiral Neji sie am nächsten Tag weckt, mit den Piraten bereits wieder im Nacken.

Offenbar hatte Neji auch einen Wolfspiraten in dieser Nacht entdeckt, wenngleich jener niemanden getötet haben dürfte. Vermutlich hatte ihn jemand oder etwas daran gehindert. Einfach ohne Grund in einem Schiff herumschleichen wäre selbst einem Piraten zu mühsam, denke ich. Was das Ganze verkompliziert, ist die Tatsache, dass sich die Schiffbrüchigen in getrennte Räume zurückgezogen hatten. Sasuke und Deidara schliefen in ihren jeweils eigenen Kabinen, Tenten und Sakura bezogen eine Kabine zu zweit, und Naruto, Lee, Kiba und Neji blieben im Mannschaftsraum. Da die Wölfe Masken trugen, kommen also mehrere Personen dafür infrage. Ich habe allerdings einige konkrete Vermutungen, was in dieser Nacht genau vorgegangen ist, und hier in Port Fronda habe ich sogar ein paar Beweise gefunden, die sie untermauern.“

 
 

- Schiffbruch, zweite Nacht -

 

Die Nacht war schon weit fortgeschritten und er war zwischendurch immer wieder eingenickt, als der Boden knarzte. Nicht laut, aber selbst ein geübter Attentäter hätte diesem gebrechlichen Kahn ein Stöhnen entlockt.

Deidara hatte mit dem Rücken zur Tür durch den schmalen Spalt gelauscht. Jetzt spähte er auf den Gang. Erkennen konnte er nichts, aber dort war eindeutig jemand – und wenn dieser Jemand nichts Unfeines vorhatte, hätte er eine Lampe mitgebracht.

Hatte er es sich doch von Anfang an gedacht! Nun, genau genommen hatte es sich Itachi gedacht, aber das machte jetzt auch keinen Unterschied mehr. „Wenn es diesen Schatz wirklich gibt, werden es die Wolfspiraten ebenfalls darauf abgesehen haben“, hatte er gesagt, als sie sich das letzte Mal in dem etwas zweifelhaften Club von Port Fronda getroffen hatten – dem kleinen, aber trotzdem hübsch eingerichteten, der dem echten Gentlemen’s Club direkt gegenüberlag, auch wenn die feinen Herren keine Ahnung hatte, was sich hinter der roten Wolke auf der Eingangstür verbarg.

„Komm schon“, hatte Deidara gelacht und seine Zigarre über die Fingerknöchel wandern lassen. „Wer weiß denn überhaupt davon?“

„Gute Frage. Wie hast du davon erfahren?“

Deidara hatte gegrinst. „Das möchtest du nicht wissen, hm.“

„Also auf die unehrliche Art.“

„Das würd ich so nicht sagen. Sagen wir, ich hab neulich eine feurige Piratenbraut kennengelernt. Wir waren beide ziemlich betrunken, sonst wären wir uns sicher aus dem Weg gegangen. Aber sie hatte ein lukratives Angebot für mich.“

„Den Schatz, meinst du?“

„Einen Schatz schon, aber nicht den von dieser Insel. Was glaubst du wohl, was besagter Piratin bei einem ihrer Raubzüge untergekommen ist? Du errätst es nie!“

Itachi hatte ihn desinteressiert gemustert. „Es hat mit Kunst zu tun“, sagte er überzeugt.

„Richtig, hm. Ein zwei mal drei Meter großes Gemälde des alten Königspalastes, gemalt in einer Gewitternacht vom bedeutendsten Pinselschwinger der damaligen Zeit. Ein königlicher Frachter hatte es nach Port Fronda bringen sollen.“

„Ich dachte, du machst dir nichts aus Bildern?“

„Das ist etwas anderes“, hatte Deidara brüskiert geantwortet. „Es ist ein absolutes Einzelstück, entstanden am Rand einer Klippe im strömenden Regen. Bevor du fragt, ja, es war überdacht, aber der Künstler hätte in jedem Moment vom Blitz getroffen werden oder abstürzen können. Unzählige Momente seines Beinahetodes, eines Abtrittes mit einem gewaltigen Donner- oder Steinschlag, sind in dem Bild gefangen. Vermutlich verstehst du das nicht. Die Piraten haben‘s auch nicht verstanden, wussten aber nicht, wie sie das Bild an den Mann bringen sollten, immerhin würde es jeder mit ein bisschen Verstand erkennen.“

„Also haben sie es dir versprochen?“

„So sieht’s aus. Im Gegenzug soll ich ihnen bei dem Schatz helfen. Die Kleine hat gemeint, wenn ich ein Schiff kenne, das auch zu der Insel fährt, soll ich mit an Bord gehen und aufpassen, dass ihnen keiner den Schatz wegschnappt.“

„Wahrscheinlich hat sie auch vermutet, dass die Wolfspiraten davon Wind bekommen haben.“ Itachi hatte nachdenklich ausgesehen und war dann endlich mit der Sprache herausgerückt. „Jemand hat vor kurzem genau so ein Schiff gechartert. Heute legt es ab, und Sasuke ist auch an Bord.“

„Woher weißt du das?“

„Ich habe meine Beziehungen. Mein kleiner Bruder scheint es sich in den Kopf gesetzt zu haben, so weit wie möglich von daheim davonzulaufen. Vielleicht will er in der Ferne nach einer Möglichkeit suchen, sich an mir zu rächen.“ Das hatte Itachi gesagt.

Und nun war Deidara hier. Mit Sasuke, in der Ferne, auf einem zerstörten Schiff. Die geplagten Balken ächzten, die Wellen rauschten. Irgendwo flüsterte noch ein Geräusch, das Deidara nicht einordnen konnte. Aber zwischen alledem konnte er jemanden atmen hören, ruhig und abgebrüht, aber es klang saugend, wie durch … eine Maske eben. Eine besonders hohe Welle schwappte gegen die Vieja Gloria und ließ den Rumpf blubbern. Vor dieser Geräuschkulisse bewegte sich der Unbekannte weiter, denn kurz danach war das Atmen weg. Auch die Schritte hörte er nicht mehr. Es gab allerdings nur einen Ort, zu dem man gelangen konnte, wenn man an Deidaras Unterkunft vorbeikam. Sasukes Kajüte.

Deidara stand behutsam auf und schob lautlos die Türe auf. Seine Pistole hatte er gar nicht erst aus der Hand gelegt. Er trat in den Gang, sah aber nur dräuende Schatten jenseits seiner Tür.

Blind rannte er los, denn leise zu sein hatte hier keinen Zweck. Der Lauf seiner Pistole stieß gegen etwas Lebendiges, das zusammenzuckte, direkt vor Sasukes Tür. Aus der Nähe erkannte er die schattenhafte Gestalt. „Was versuchst du denn da?“, raunte er dem unförmigen Kopf zu.

Zu schnell, als dass er hätte abdrücken können, wirbelte die Gestalt herum. Deidara sah in ein Antlitz aus geschnitzten weißen Zähnen mit blutigem Zahnfleisch, der Rest der Maske war ebenso schwarz wie die Kleidung des Wolfspiraten. Einer der Regenmäntel, wie man sie auf fast jedem Schiff fand? Ein Fuß trat ihm wuchtig die Pistole aus der Hand, dann warf sich der Angreifer mit der Schulter gegen ihn. Mit einem dumpfen Ächzen prallte er gegen die Wand und riss sein Messer aus dem Gürtel.

Der Wolfspirat floh. Kaum lauter als zuvor huschte er den Gang entlang, ein Schatten, der in die Dunkelheit flüchtete. „Ja, lauf nur“, rief Deidara ihm mit gedämpfter Stimme hinterher. „Ich erwische dich schon! Du weißt, was dir blüht, wenn du wiederkommst!“

Itachi hatte Deidara damals eindringlich angesehen, und er hatte plötzlich gewusst, was er von ihm wollte. „Wenn du auch zu der Insel fährst, tu mir einen Gefallen“, hatte er gesagt. „Hab ein Auge auf Sasuke.“

Und das würde er auch tun. Itachi war ihm eine große Hilfe gewesen, als er dem Club hatte beitreten wollen. Deidara blickte zum Holz von Sasukes Kajütentür. Er würde auf seinen kleinen Bruder achtgeben. Solange es seinem Gemälde nicht im Weg war.

 

„Haben diese Beweise, von denen Ihr sprecht, etwas mit diesem zwielichtigen Club zu tun?“, fragte der Gouverneur stirnrunzelnd.

Shikamaru nickte. „Ich habe mit einiger Finesse herausgefunden, dass der ältere Bruder von diesem Sasuke in dem Club verkehrt – und Deidara war ebenfalls Mitglied. Ein paar Spionagearbeiten später erfuhr ich, dass eine gewisse rothaarige Piratin Deidara offenbar für seine Mithilfe beim Bergen des verfluchten Schatzes einen wertvollen Kunstgegenstand angeboten hat. Und laut Narutos Beschreibung ist die Frau namens Tayuya ebenfalls rothaarig.“

Der Gouverneur nahm einen Schluck aus seinem Weinkelch. „Also steckten die beiden unter einer Decke?“

„Sie schienen zumindest passiv versucht zu haben, einander am Leben und bei Laune zu halten“, sagte Shikamaru.

„Was ist mit diesem anderen Piraten, diesem Kidoumaru? Er dürfte doch irgendwie entkommen sein, oder?“

Shikamaru nickte. „Er muss seine Kameraden darauf hingewiesen haben, dass Neji ihren Plänen gefährlich werden könnte. Den Verdacht miteinbezogen, dass es zu jener Zeit noch drei Wolfspiraten auf der Insel gab, glaube ich, dass er ebenfalls einer war.

 

Das eisige Wasser, das den Boden gerade so benetzte, ließ Kidoumaru wachbleiben. Wenn er diese verdammten Bastarde zu fassen kriegte, würde er ein lustiges Spiel mit Kugeln und Messern mit ihnen spielen, das schwor er sich!

Zu rufen brachte nichts, der Knebel ließ ihn nur erstickte Laute von sich geben. Also versuchte er seine Hände zu befreien, die an den Fockmast gefesselt waren. Er befand sich in irgendeinem Lagerraum oder etwas in der Art, und der Mast führte durch den schräg liegenden Schiffbauch. Unermüdlich ließ Kidoumaru die dünnen Stricke an dem Holz scheuern, nutzte jede Unebenheit aus. Die Sonne war längst untergegangen, und im Mondlicht tanzte Staub in dem Lagerraum – vielleicht auch eher das Sägemehl, in das sich die Planken verwandelt hatten –, als die Schnüre endlich schnalzend nachgaben. Kidoumaru atmete tief durch. Seine Handgelenke waren wund, aber das scherte ihn nicht. Als Nächstes betrachtete er die Knoten um seine Knöchel. Die verdammten Matrosen dieser schwimmenden Bruchbude hatten ihm echte Seemannsknoten verpasst. Durch das eisige Wasser, das salzig in seinen Wunden brannte, robbte Kidoumaru sich in den hinteren Teil des Raums. Ein Loch klaffte dort, und an den scharfen Kanten schaffte er es umständlich, auch seine Füße zu befreien.

Nun war die Rache sein. Aber wie sollte er es anstellen? Er zog sich seinen Mantel aus, der ohnehin nur klamm und schwer vom Wasser war, und band ihn mit dem Rest der Schnüre an die Planken beim Loch. Er hatte keine Ahnung, wo er war, aber offenbar war das Schiff dieser Leute irgendwo vor der Küste auf Grund gelaufen. Wenn seine Kameraden ihn suchen kamen, würden sie den Mantel vielleicht sehen.

Seine Stiefel gaben schmatzende Geräusche von sich, selbst nachdem er das Wasser daraus leerte, also nahm er sie in die Hand und schlich auf leisen Sohlen aus seinem Quartier. Sich durch den kalten Bauch des halbtoten Schiffes tastend, suchte er den Aufgang aufs Deck. Der Boden war schief, wankte aber nicht.

Kidoumaru hörte ein flüchtiges Geräusch und huschte in die erste offenstehende Tür, die er sah. Sie führte zur Kombüse, wenn er sich nicht irrte – zumindest lag allerlei Küchenzubehör am Boden herum. Draußen sah er eine Gestalt herumschleichen, zu klug für eine Laterne, doch seine scharfen Augen erkannten die Umrisse auch im Dunkeln. Es war der königliche Forscher, dieser Neji. Ein schlauer Kerl, zweifellos. Kidoumaru hatte nicht vergessen, wie er seine Reisegefährtin mehr oder weniger absichtlich ans Messer geliefert hatte. Mit Kidoumaru als Aufpasser war er sehr zurückhaltend gewesen, aber stille Wasser waren bekanntlich tief. Er hatte gehört, was diese Landratten über scharfe Augen geflüstert hatten. Neji war gefährlich. Und gerade schnüffelte er wieder herum.

Und das konnte so nicht bleiben. Ino hatte er bereits enttarnt. Noch einen von ihnen würde es nicht erwischen. Kimimaro hatte oft genug von den Wolfspiraten geredet. Dass sie vielleicht auch hierher unterwegs wären. Jeder, der an diese Insel angeschwemmt würde und nur ein wenig gefährlich wirkte, gehörte ausgelöscht. Kidoumaru lachte sich immer noch ins Fäustchen, wenn er an die Ironie der Sache dachte. Ob Kimimaro ahnte, dass selbst seine eigene Crew infiltriert war?

Am liebsten hätte er Neji sofort den Bauch aufgeschlitzt, aber er war immer noch unbewaffnet. Hier in der Kombüse lagen zwar jede Menge Messer herum, aber die anderen hatten Pistolen, und wenn Nejis helle Augen tatsächlich so scharf waren … Das Risiko ging er lieber nicht ein. Lieber etwas Zwietracht säen, und das Problem löste sich von alleine.

Er wartete ab, ob der Schnüffler zurückkam. Als er es tat, rannte er nicht, also hatte er vermutlich nicht in den Lagerraum gesehen und Kidoumarus Verschwinden bemerkt.

Der Sonnenaufgang ließ sicher nicht mehr lange auf sich warten. Kidoumaru fand unbehelligt das Deck und atmete wieder frische Seeluft, angenehmer als die in dem Lagerraum. Eine steife Brise wehte. Hoffentlich flatterte sein Mantel schön. Kidoumaru sah sich um, mit dem prächtigen Vollmond direkt über sich. Das war das Piratenleben, wie er es liebte: Ein Spiel auf Messers Schneide, und doch immer wieder umgeben von roher Schönheit.

Dieser Seelenverkäufer hatte sich zwischen den Felsen verkrochen, vom Strand aus ungesehen dank eines riesigen Zackens, der aus dem Meer ragte. Die See war rau, aber mit etwas Glück konnte er dorthin schwimmen. Vielleicht fand er eine Höhle oder ein anderes Versteck. Wenn die anderen kamen, würde er seine Rache bekommen. Er wollte die Kerle nicht im Schlaf abstechen, das war so langweilig, dass er es seinen Kameraden überließ. Er würde ihnen am helllichten Tag gegenübertreten, bewaffnet und gestärkt, und dann würden sie schon sehen, was es hieß, sich mit Kidoumaru dem Wolfspiraten anzulegen!

 

„In dieser Nacht starb auch der Knochenmann, Kapitän Kimimaro“, fuhr Shikamaru fort. „Selbst wenn die Schiffbrüchigen später von Gegenteiligem ausgingen, halte ich es für wahrscheinlich, dass sich seine Krankheit einfach verschlimmert hatte, bis sie ihn schließlich dahinraffte.“

 

Ein Stiefeltritt weckte Tayuya. Grummelnd schlug sie die Augen auf. „Es ist so weit“, sagte Sakon.

Sie folgte ihm in die Kapitänskajüte, wo Kimimaro gerade sein Leben ausröchelte. Stumm blieben sie vor seinem Bett stehen, nur eine einzige Laterne erhellte seine letzte Stunde. Tayuya konnte selbst nicht sagen, ob es Respekt oder Ungeduld war, was sie hergetrieben hatte.

Mit zitterndem Arm streckte Kimimaro seinen Kapitänshut von sich und legte ihn in Sakons Hände. „Mach mir keine Schande, Kapitän“, hauchte er kraftlos. „Und tu am besten etwas gegen deine Arroganz.“

Sakon setzte andächtig den Hut auf. „Hör auf, mich zu belehren“, sagte er unwirsch, aber er hatte die Zähne fest zusammengebissen. „Tritt schon ab, wenn du es so eilig damit hast.“

Und als hätte Kimimaro dem neuen Kapitän gehorcht, wurde sein Blick glasig, und sein pumpender Brustkorb erstarrte.

 

„Aber hat Admiral Neji nicht gesehen, dass dieser Sakon ein Wolfspirat war? Dann hätte dieser seinen Kapitän doch auch selbst töten können. Er hätte ein Motiv gehabt. Und Naruto hat Nejis Annahme später bestätigt“, wandte der Gouverneur ein.

 

Die Sonne würde bald aufgehen. Neji hatte viel zu lange geschlafen.

Er hatte die Geschichte erst nicht glauben wollen, aber auch er hatte viele Gerüchte über die Wolfspiraten gehört. Und falls es sie wirklich gab, trug der Mord an Kapitän Kakashi eindeutig ihre Handschrift. Die Wölfe schlugen immer nachts zu und hinterließen keine Spur, wer es getan haben könnte. Sie raubten die Leute auf die effektivste und kräftesparendste Methode aus: Im Schlaf, wenn sie gerade dabei waren, zu erkalten.

Er hatte nicht gewollt, dass Ino gleich getötet wurde, ohne sie einem Gericht gegenüberzustellen. Allein deshalb musste er achtgeben, ob sich der Wolf nicht immer noch unter ihnen befand – oder einer seiner Kumpanen.

Neji fand Naruto schlafend neben der Tür vor. Er nahm es ihm nicht übel. Immerhin schien es jedem im Mannschaftslogis gutzugehen. Mit der Pistole griffbereit begann er, durch das Schiff zu patrouillieren. Die Kabinen der anderen betrat er nicht; er wollte nicht in ihre Privatsphäre eindringen, und die meisten schliefen sowieso getrennt. Man hatte ihn gebeten, die Augen offenzuhalten, und das würde er tun.

Alles war ruhig, als er durch die teils in Salzwasser versinkenden Eingeweide der Vieja Gloria schritt, langsam und vorsichtig. Er überlegte, ob er ihrem Gefangenen einen Besuch abstatten sollte, entschied sich aber dagegen. Die anderen wären nur misstrauisch geworden, warum er so spät noch auf war – oder so früh, je nachdem.

Er beendete seinen Rundgang, ohne auf etwas Außergewöhnliches zu stoßen. Als er wieder in den Mannschaftsraum trat, hatte sich Naruto im Schlaf herumgedreht, und die anderen schnarchten noch vor sich hin. Neji wollte gerade die Tür hinter sich zuziehen, als er ein Geräusch hörte und innehielt. Durch den kleinen Spalt sah er einen Schatten vorbeihuschen. Sein Herz begann wild zu hämmern. Einen Moment haderte er mit sich, dann schalt er sich dafür und nahm die Verfolgung auf, ebenfalls so leise wie möglich. Er hatte nur den Eindruck einer schwarzen Figur gesehen, mit einem Kopf, der irgendwie falsch war. Eine Maske, ging ihm durch den Kopf. Die Wolfspiraten trugen Masken, hatte Tenten gesagt.

Der Schatten war aus der Richtung gekommen, in der die gewöhnlichen Passagiere ihre Quartiere hatten. Jetzt schliefen dort nur noch Sasuke und Deidara. Am Mannschaftsraum vorbei führte der Gang zur Luke und dann weiter zur Luxuskajüte – was immer Luxus auf einem Schoner wie der Vieja Gloria heißen mochte. Dorthin hatten sich Sakura und Tenten zurückgezogen.

Natürlich war der Schemen nirgends mehr zu sehen. Neji strengte seine Augen an. Eine Flut aus Mondlicht fiel durch die Luke unter Deck und offenbarte nasse Fußspuren. Jemand war über die Treppe nach oben gestiegen. Neji leckte sich über die Lippen. Sollte er …?

Langsam, die Pistole schussbereit, kletterte er an Deck. Frische, kühle Luft, nicht so schwer und feucht wie unten, ließ seine Sinne kribbeln. Im Osten schob die Sonne bereits sanftes Morgengrauen über den Horizont. Das Meer darunter war noch fast schwarz – und vor diesem malerischen Hintergrund sah er die Gestalt erneut und duckte sich unter den Rand der Luke. Er sah nur den Kopf, da der umgestürzte Mast direkt vor ihm seine Sicht behinderte, aber der Mann hob eben etwas Schwarzes von diesem Kopf und fächelte sich damit Luft zu. Neji erkannte ihn genau. Es war Sakon von der Crew des Knochenmannes.

Neji ließ sich wieder unter Deck sinken, um nicht gesehen zu werden. Was sollte er tun? Es mit ihm aufnehmen? Er war sicher bewaffnet, und außerdem ein kampferprobter Pirat. Es war ratsamer, die anderen zu wecken – Neji war sich fast sicher, dass Sakon einen von ihnen getötet hatte. Weit konnte er nicht kommen, von der Reling aus könnten sie ihn im Wasser gut aufs Korn nehmen.

Als er den schiefen Weg zurück zum Mannschaftsquartier entlanglief, hörte er, als er die Tür aufriss, gerade noch Schritte über die Treppe poltern.

 

„Er hatte keine Beweise“, berichtigte Shikamaru. „Neji irrte sich höchstwahrscheinlich, oder eher, er erlag einer Täuschung. Auch hatte er keine Gelegenheit mehr, seine Gedankengänge diesbezüglich aufzuschreiben, sodass Naruto auf eine mündliche, wenig stichhaltige Aussage vertrauen musste. Er sah den Wolfspiraten, mit Maske, danach Sakon an Deck, vermutlich ohne Maske. Ich hatte bereits das enge Verhältnis zwischen Sakura und der Lady Ino angesprochen. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Sakura nichts vom Doppelleben ihrer Herrin gewusst hatte – oder anders gesagt, sie war mit ziemlicher Sicherheit selbst eine Wölfin.“

„Habt Ihr dafür auch Beweise?“, fragte der Gouverneur.

Shikamaru unterdrückte ein Gähnen. „Brauche ich die? Ihr wolltet eine Auflösung. Wenn meine Theorie logisch zusammenpasst, reicht mir das. Es ist ja nicht so, als könnten wir die Toten auf der Insel bestrafen.“

Der Gouverneur zögerte kurz, dann bedeutete er ihm mit einer Handbewegung, fortzufahren.

„Ich habe die Baupläne der Vieja Gloria in der Werft von Port Fronda verlangt. So wie Naruto ihre Schlafstätten beschreibt, führte der Weg zur Kabine von Sakura und Tenten an der Deckluke vorbei. Ich glaube, dass es Sakura war, die auf der Suche nach einem neuen Opfer durch den Schiffsbauch schlich. Neji folgte ihr wohl – und nahm die falsche Abzweigung. Möglicherweise sah er Kidoumarus nasse Fußspuren oder etwas anderes und glaubte, der Wolf wäre an Deck gestiegen. Dort sah er jedoch Sakon und zog die falschen Schlüsse. Vielleicht hatte er gegen die Morgensonne geblinzelt und Sakons neugewonnenen Kapitänshut für eine Maske gehalten, die er eben absetzte.“

Wieder überlegte der Gouverneur und gab sich dann damit zufrieden. „Und danach wiegelte Kidoumaru die Piraten auf, um Neji, der Sakon beschuldigte, zu töten.“

„Genau. Offenbar tricksten die Gefangenen die Piraten hernach aus und säten Misstrauen, sodass Jiroubou ihnen half, sich zu befreien, als die anderen gerade nicht in der Nähe waren. Nachts durchsuchten sie Nejis Gepäck und fanden den Brief von Euch.“ Der Gouverneur nickte grimmig. Shikamaru erzählte weiter: „Daraufhin beschloss Naruto für sich, Nejis Arbeit fortzusetzen. Hier wird es wieder knifflig. In Zweiergruppen verließen sie das Schiff, um die Piraten zu beobachten. Naruto und Sasuke, Lee und Sakura, Deidara und Tenten. Kiba blieb auf dem Schiff.“

 
 

- Schiffbruch, dritte Nacht -

 

Kidoumaru grinste in sich hinein, während er nach seinem heimlichen Gespräch mit Jiroubou sein eigenes Lager im Dickicht der Palmen und Farne aufsuchte. Dieser blonde Gnom hatte wohl geglaubt, er hätte ihn nicht im Sand liegen sehen. War das zu fassen? Sie hatten sich erst am Morgen des letzten lästigen Schnüfflers entledigt, und nicht nur hatten sich ihre Gefangenen ein zweites Mal befreit, nein, jetzt spionierte schon der nächste des Nachts herum!

Vor Jiroubou hatte er kein Aufhebens machen wollen. Der dicke Dummkopf glaubte hoffentlich, sie würden im selben Boot sitzen. Zum Glück war Kidoumaru noch eingefallen, dass Jiroubous Verdächtigungen seiner Sache sehr entgegen kamen. Er würde bei der nächsten Gelegenheit auch einfach Sakon und Tayuya bezichtigen. Diese beiden trauten einander sicher kein Stück weit, da waren er und Jiroubou dann schwer im Vorteil.

Was den blonden Dummkopf anging, so würde Kidoumaru schon dafür sorgen, dass er seine Nase nicht mehr in fremde Angelegenheiten stecken konnte. Früher oder später, aber irgendwann auf jeden Fall.

Was machten die anderen wohl gerade? Sicher passierte eben irgendwo ein Mord. Kidoumaru war schon gespannt, wen es diesmal erwischte. Die Wölfe hielten nichts von Sklaverei. Sie würden den Schatz schon selbst heben, das war das Sicherste und Einfachste. Alle anderen konnten ruhig vorher sterben. Und wenn alles so weiterging wie bisher, würde es sowieso Ewigkeiten dauern, bis sie richtig zum Graben kamen.

 

„Und Kiba wurde das nächste Opfer“, wusste der Gouverneur.

„Genau. Und bedenkt man unser Wissen über Sakuras Schuld, kommt automatisch jemand in den Verdacht, der letzte Wolf im Bunde zu sein.“

 

Kiba wartete ungeduldig auf die Rückkehr der anderen. Schlaf konnte er keinen finden, obwohl ihm die Anstrengungen der letzten beiden Tage noch in den Knochen steckten. Seine Muskeln marterten ihn, als wühlte darin eine Armee aus Ameisen.

Immerhin war er auf dem Schiff sicher. Von Deck aus konnte er die Umgebung gut überblicken, und die Nacht war sternenklar. Er wagte es nicht, ein Licht zu entzünden. Nejis Leiche hatte er schließlich über Bord geworfen, ohne sie zu durchsuchen. Aberglaube hin oder her, er wollte nicht mit einem Toten auf demselben Schiff sein. Mit dem Messer im Gürtel ging er auf und ab, vom Bug bis zum Heck und wieder zurück. Am liebsten wäre es ihm ja gewesen, selbst auf Piratenjagd zu gehen. Dass er allein mit dem Messer wenig Chance hätte, kümmerte ihn nicht. Dämliches Los! Wenn die anderen ihn nicht an Bord vorfanden, wenn sie zurückkehrten, würden sie ihn verdächtigen. Sie hatten gemeinsam beschlossen, dass es zu gefährlich war, zu dritt loszuziehen. Zwei Wölfe könnten einen harmlosen Abenteurer mühelos überwältigen. Das würde auf die zwei zwar auch ein schlechtes Licht werfen, aber ihr Opfer hätte nicht mal die Möglichkeit, sich zu verteidigen. Und außerdem sollte jemand dafür sorgen, dass das Schiff bei ihrer Rückkehr nicht plötzlich piratenverseucht war.

Gereizt drehte er eine weitere Runde. Bis spätestens Sonnenaufgang würden sie unterwegs sein, dann schlafen, bis die Piraten wiederkamen. Kiba war sich sicher, dass keiner so verrückt war, den Zeitrahmen derart zu überspannen. Ein wenig ausruhen wollten sie ja hoffentlich auch. Wo blieben sie dann, verdammt nochmal?

Endlich tauchten auf den Felsen, die zum umgestürzten Mast führten, zwei Gestalten auf. Er erkannte sie als Sakura und Lee. Dass eine Frau nicht lange auf der Insel herumwandern konnte, hatte sich Kiba gedacht. Lee hingegen hatte Energie für zwei. Sicher hatte sie ihn dazu gedrängt, aufzuhören. Naja, ihm sollte es recht sein. Er winkte ihnen zu, und sie winkten zurück.

„Irgendwas entdeckt?“, fragte Kiba, als sich die beiden auf das Deck sinken ließen. Die Kletterpartie über die Felsen war jedes Mal anstrengend, und ihre Kleider waren nass.

Aber da war noch etwas anderes. Die beiden wirkten ungewohnt hektisch, und so sehr keuchte man eigentlich auch nicht, wenn man an Bord kletterte …

„Und ob“, sagte Sakura atemlos. „Schnell, wir müssen unter Deck!“

„Was?“ Kiba war verwirrt.

„Unter Deck! Sie sind knapp hinter uns! Mit Pistolen!“

Kiba zog alarmiert sein Messer. „Wer? Die Piraten?“

„Schlimmer – die Wölfe! Drei an der Zahl!“, rief Lee.

„Verdammt, wirklich?“ Kiba stürzte an die Reling, um die Felsen abzusuchen. Ob er bekannte Gesichter dort unten erkennen würde? Noch sah er niemanden.

Ein heftiger Schlag gegen seine Schulterblätter unterbrach seine Gedanken und ließ ihn gegen die Reling krachen. Für einen Moment blieb ihm sogar die Luft zum Schreien weg. Verdattert sank er zu Boden, drehte sich dabei um. Lee stand direkt hinter ihm.

„Verdammt, du …“, stieß er keuchend hervor. Die Klinge seines Messers blitzte im Mondlicht auf.

Ein Fußtritt gegen seine Schläfe schickte ihn endgültig zu Boden. „Sie waren nicht hinter uns. Sie waren hinter dir, als du uns den Rücken zugewandt hast“, erklärte Sakura süffisant.

Vor Kibas Gesichtsfeld tanzten schwarze Flecken. Das Messer war ihm entglitten, seine Finger tasteten über die rauen Planken, ohne es zu finden. Schemenhaft konnte er Lees Stiefel neben sich erkennen. „Warum?“, presste er hervor. Lee war doch so ein guter Kamerad gewesen!

„Weil er mir eine Bitte nicht abschlagen kann“, flüsterte Sakura in Kibas Ohr, und er fühlte das Messer wieder, direkt an seiner Kehle.

 

„Naruto schreibt, wie Sakura und Lee einhellig eine Geschichte erzählen: Er hätte sie belästigt, sie wäre davon gestapft. Ziemlich leichtsinnig, so etwas zuzugeben, nachdem eine neue Leiche gefunden wurde, nicht wahr? Jeder von beiden könnte nun verdächtig sein. Sofern sie nicht entweder zu ehrlich oder zu naiv gewesen waren, diesen kleinen Streit für sich zu behalten, sollte das Ganze meiner Meinung nach nur davon ablenken, dass sie beide unter einer Decke steckten. Sie töteten Kiba, verzogen sich wieder von Bord und kamen mit Unschuldsmienen zurück, nachdem Tenten und Deidara die Leiche gefunden hatten.“

Shikamaru streckte sich.

„Der Rest erklärt sich eigentlich von selbst. Nachdem sie wieder zur Arbeit gezwungen worden waren, prangerte Sasuke Sakura bei den misstrauischen Piraten an, die sehr schnell mit der Hand am Pistolengriff waren. Nachts flohen die Gefangenen endgültig. Deidara und Sasuke blieben wohl beisammen. Ich denke, Deidara versuchte Sasuke im Auge zu behalten, auf Drängen seines Bruders. Dazu stahl er vermutlich Waffen aus den Vorräten der Piraten auf der Schatzlichtung, während diese im Wald nach ihnen suchten – es ist wohl naheliegend, dass die Piraten sich dafür trennten, bedenkt man die folgenden Ereignisse. Naruto und Tenten fanden das Piratenschiff und gingen an Bord, wo sie ein Wolfspirat angriff.“

„Aber ist das nicht merkwürdig?“, fragte der Gouverneur. „Laut Naruto folgten sie dem Wolf durch den Bauch des Piratenschiffs, nachdem er Tenten verletzt hatte. Doch als sie das Deck erreichten, war er schon vom Schiff geflohen. Ich dachte, es wäre Kidoumaru gewesen. Tenten schoss auf ihn, weil sie am Strand jemanden sahen, wie Naruto schreibt. Er dachte zunächst, sie hätte nicht getroffen, weil sie kurz danach selbst von einer Kugel tödlich verwundet wurde.

Als aber später Tayuya und Jiroubou eintrafen, lag Kidoumaru tot im Sand – und als Naruto, nachdem es nur noch zwei Überlebende gab, die Leiche betrachtete, hatte er keinen Zweifel, dass der Pirat sofort tot gewesen war. Wer hatte Tenten erschossen, wenn nicht ein Wolfspirat? Die anderen hätten sich doch gezeigt? Mir fällt nur Lee ein, aber wusste der überhaupt, wo das Piratenschiff zu finden war? Hatte er es durch Zufall gefunden, oder hatte ihn Kidoumaru eingeweiht? Wenn, dann hätten sie Tenten und Naruto doch wohl zu zweit angegriffen, oder?“

Shikamaru nickte. Diese Sache hatte ihn auch länger beschäftigt. „Hier gibt das Ende Aufschluss“, sagte er. „Das Ende, das Naruto nie geschrieben hat.“

 
 

- Schiffbruch, vierte Nacht -

 

Deidara beobachtete, wie Naruto das Lager verließ, um sein Geschäft zu verrichten, und kurz darauf wiederkam. Dann legte sich der Junge neben Lee ins Gras. Offenbar gefiel ihm sein selbst geschaufeltes Grab nicht mehr.

Deidara lag nicht weit von den beiden entfernt. Er gestattete es sich nicht, tief einzuschlafen. Bei jedem Geräusch schreckte er in die Höhe. Sein ursprüngliches Ziel war ein wenig in den Hintergrund gerückt, als er ohnmächtig geworden war. Nun schliefen sie alle hier auf einer Lichtung, Freund und Feind, und das Einzige, dessen Deidara sich sicher sein konnte, war, dass erst Neji und jetzt Naruto anständige Leute waren. Anständig genug, um keinen Mord zu begehen. Er hatte den Jungen lange genug beobachtet; momentan glaubte er eher daran, dass sein Schützling Sasuke etwas mit den Wölfen zu tun haben könnte als Naruto, der Sakon so souverän enttarnt hatte. Von seinem Schlafplatz aus konnte er sehen, wie sich Narutos Silhouette im Rhythmus seines Atems bewegte. Sollte sie je damit aufhören, sollte sich heute Nacht jemand an ihn heranschleichen, Deidara würde sofort mit seinem Spaten zur Stelle sein.

Bei aller Liebe zur Kunst und bei allem Pflichtgefühl gegenüber Itachi musste Deidara schließlich auch dafür sorgen, dass er irgendwann wieder heil hier wegkam.

 

„Das hat ja ewig gedauert“, sagte Sakura.

„Was soll ich machen, ich musste ihn erst überreden“, meinte Kidoumaru achselzuckend.

Jiroubou war verwirrt, dass die Frau aus Port Fronda in der Dunkelheit zwischen den Bäumen auf sie wartete. „Was bedeutet das?“, fragte er. „Sie wolltest du mir zeigen? Deswegen weckst du mich?“

„Dummkopf. Ist es nicht klar, warum ich dich hierher gebeten habe? Wir sind die Wolfspiraten, Jiroubou“, schnaubte Kidoumaru.

„Ihr seid …“ Jiroubou fehlten die Worte. Er griff nach seiner Pistole, aber Kidoumaru war schneller. Er hielt das glänzende Stück Eisen bereits in der Hand.

„Nur die Ruhe“, sagte der andere Pirat. „Wir hätten uns dir nicht zu erkennen gegeben, wenn wir dich töten wollten. Du kannst dir ja sicher vorstellen, wie wir denken. Ich hätte keine Skrupel gehabt, dir im Schlaf die Kehle aufzuschlitzen. Vielleicht hätte ich es auch gemacht, wäre das nicht langweilig. Und Sakura hat gemeint, wir sollten uns für heute mal zurückhalten. Die anderen fühlen sich ja gerade recht sicher. Das sollten wir ausnutzen, um unsere Pläne voranzutreiben.“

„Was wollt ihr dann?“, fragte Jiroubou mit belegter Stimme.

„Was wohl?“ Sakura hatte sich noch nicht von der Stelle gerührt. „Es sind noch neun Menschen auf der Insel, und wir sind nur zu dritt. Ausnahmsweise erlauben wir jemandem, bei uns einzusteigen. Dann wären wir vier gegen fünf. So gut stehen unsere Chancen selten.“

„Ihr wollt mich anheuern?“, fragte Jiroubou ungläubig. „Warum ausgerechnet mich?“

„Weil ich dich gut kenne“, sagte Kidoumaru. „Du bist wenigstens ein bisschen loyal, und ganz ehrlich, seit Kimimaro tot ist, ist unsere Crew keine Crew mehr. Du kannst gut kämpfen und bist ein guter Pirat. Und du hast mehr Verstand als Tayuya. Die will hier weiterschürfen, bis uns der Proviant ausgeht. Dafür hab ich den Sextanten nicht geklaut.“

„Demnach glaubt ihr nicht, dass es den Schatz wirklich gibt?“

Kidoumaru zuckte mit den Schultern. „Was zählt, ist das Spiel, oder?“

„Was Kidoumaru meint“, sagte Sakura lächelnd, „ist, dass wir nicht so versessen auf eine bestimmte Goldtruhe sind. Für einen Wolfspiraten wäre der Schatz hier ein Riesenbonus, keine Frage. Aber eine Crew wie die unsere kann sich auch noch auf viele andere Arten bereichern. Denk mal logisch nach – wenn du auf einem sinkenden Schiff bist und es stellt sich heraus, dass höchstwahrscheinlich doch keine Schatzkiste an Bord ist, suchst du trotzdem noch unter jeder Bodenplanke danach, oder kundschaftest du ein neues Ziel aus?“

Jiroubou schwieg. Er wusste jetzt schon, wie er sich entscheiden würde. Abgesehen davon, dass ihm diese Schatzjagd ebenfalls zum Hals raushing, gab es wohl keinen Piraten, der das Angebot einer Heuer bei den Wölfen der See abschlagen würde.

„Du hast gesagt, ihr seid bisher zu dritt. Wer ist noch dabei?“, fragte er.

„Das sagen wir dir, wenn du selbst lange genug dabei bist“, erklärte Sakura und zwinkerte verschmitzt.

„Das heißt also, du bist an Bord?“, fragte Kidoumaru. Als Jiroubou nickte, steckte er die Pistole weg. „Gut. Dann kommen wir zum eigentlichen Thema. Wir sind diesen Neji losgeworden, aber jetzt nervt ein anderer. Naruto, der blonde Gouverneur in spe.“

Sakura nickte. „Ich hab mir auch schon gedacht, dass er gefährlich werden kann. So viel Aufmerksamkeit hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Ich habe ihn in einer Kneipe in Port Fronda kennengelernt. Wir haben uns öfter dort getroffen, haben geredet über Freiheit und Gold und so. Dann hat er plötzlich diese Schatzkarte aufgetrieben und wir haben diese Reise gemeinsam geplant. Ohne ihn wären wir alle nicht hier. Damals habe ich ihn für einen chaotischen Tagedieb gehalten. Ich habe ihn unterschätzt.“

Jiroubou war nun auch etwas anderes klar geworden. „Also hast du über Sakura von dem Schatz erfahren?“, fragte er Kidoumaru.

Sein Kamerad grinste. „War doch eine verlockende Geschichte. Und ich dachte mir eben, ich bringe euch gleich als Verstärkung mit.“

„Um uns dann zu töten.“

„Wenn es sein müsste, ja. Der Schatz ist mir immer noch mehr wert als eure Freundschaft. Selbst wenn es ihn vielleicht nicht gibt. Das verstehst du sicher.“

Natürlich verstand Jiroubou. Sie waren beide Piraten. Sehr viel ausgekochter als gewöhnliche Seeräuber konnten die Wölfe auch nicht sein. „Was wollt ihr also gegen Naruto unternehmen?“

„Er ist gefährlich. Ich habe ihn gestern Nacht bei deinem Lager gesehen. Vermutlich war er eine ganze Weile da. Er muss sterben“, entschied Kidoumaru.

„Aber nicht heute“, sagte Sakura. „Die anderen haben sicher schon bemerkt, dass er nützlich für sie ist. So wie ich das sehe, vertraut ihm zumindest Sasuke, und der hat in unserer Gruppe mehr oder weniger das Sagen. Wenn wir ihn töten wollen, wird das nicht einfach. Lassen wir sie fürs Erste im Glauben, alles wäre jetzt ruhig. Wenn wir bis morgen den Schatz nicht gefunden haben, geben wir auf und schlagen wieder zu, bis wir die anderen so weit haben, dass wir heimsegeln können.“

 

„Wir haben nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Wölfe einen der anderen auf ihre Seite gezogen haben“, sagte Shikamaru. „Narutos Bericht endet, als er und dieser Jiroubou als einzige Überlebende um ein Lagerfeuer sitzen. Unser Marineschiff hat auf der Insel alles so vorgefunden, wie er es beschrieben hat, nur Jiroubou fehlte – er und der Schatz. Und Narutos Leiche war am Waldrand versteckt gewesen. Offensichtlich hat Jiroubu ihn umgebracht und ist alleine von der Insel geflohen. Die Besatzungsmitglieder des Schiffs, das ihr Signal überhaupt erst gesehen hat, berichten auch nur von einem einzigen Mann, den sie an Bord gelassen haben.“

„Aber Jiroubou war ein Pirat“, warf der Gouverneur ein. „Piraten tun so etwas. Er muss kein Wolf gewesen sein.“

„Das muss er nicht“, gab Shikamaru ihm recht. „Ich glaube trotzdem, dass er einer war.“

„Naruto schreibt explizit, dass Jiroubou sauber war. Er hat ihn des Nachts beobachtet, und er war auch derjenige, der sich mit den Gefangenen zusammengetan hat. Ein Wolf würde doch eher versuchen, Zwietracht zwischen den beiden Gruppen zu säen, und nicht der größeren gegen die kleinere helfen.“

„Das mag alles sein“, sagte Shikamaru. „Ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube, Jiroubou wurde von Sakura und Kidoumaru rekrutiert, nachdem sie alle auf der Lichtung versammelt waren. Er war es letztlich auch, der Naruto und Tenten auf dem Piratenschiff auflauerte. Tenten rettete Naruto dort mehr oder weniger das Leben.

Jiroubou floh von Deck, wo Tenten ihn am Strand zu sehen glaubte und erschoss. Das war allerdings Kidoumaru, sein Komplize, der vielleicht verhindern sollte, dass ungebetene Gäste hinzukamen. In dem Moment, als Tenten ihn traf, tötete Jiroubou im Gegenzug sie, verzog sich wieder in die Wälder und kam mit Tayuya später zum Schiff zurück. Dabei allerdings hatten Sasuke und Deidara die beiden entdeckt, nun bewaffnet, und versuchten sie in die Enge zu treiben. Und schließlich gipfelte alles in dem Kampf an Deck, den Naruto beschrieben hat. Das wären meine Ausführungen. Habt Ihr noch Fragen?“

Der Gouverneur überlegte und leerte schließlich sein Weinglas. „Ich denke nicht. Falls mir noch etwas durch den Kopf gehen sollte, werde ich vermutlich selbst darauf kommen. Gute Arbeit, Offizier. Ihr dürft Euch entfernen.“ Er stellte das Glas ab. „Und, verdammt nochmal, ich hoffe wirklich, dass wir die Piraterie irgendwann besiegen und solche Szenarien in Zukunft nie wieder vorkommen.“

Shikamaru nickte knapp und ließ den Gouverneur allein. Er war froh, das hinter sich gebracht zu haben. Es war auch gar nicht so einfach gewesen, sich zu vergegenwärtigen, mit welch hoher Persönlichkeit er gesprochen hatte. Der kunterbunte Kleidungsstil des Gouverneurs war so gewöhnungsbedürftig wie unpassend.

 

Es war alles so abgelaufen, wie Shikamaru es sich gedacht hatte. Die einfachen Dorfbewohner waren Kakashi und Kiba gewesen, die Werwölfe Ino und Sakura. Mit ihnen verbündet waren Lee, der Günstling, und Kidoumaru, die Zaubermeisterin. Shikamaru hatte lange darüber nachgedacht, sich aber Stück für Stück zum Ergebnis getastet, indem er nach und nach alle Bürger mit Spezialfähigkeiten analysiert hatte.

In der ersten Nacht hatten die Wölfe Kakashi getötet. Der Leibwächter, Deidara, hatte sich nach eigener Aussage selbst vor Werwolf-Attacken geschützt – ein verständlicher erster Zug, wenn er noch nicht wusste, wie sich das Spiel entwickeln würde. Neji, die Seherin, hatte das Glück gehabt, schon in der ersten Nacht einen Werwolf ausfindig zu machen, der Zaubermeisterin aber verborgen zu bleiben. Am folgenden Tag prangerte er Ino an, die daraufhin gelyncht wurde.

Die zweite Nacht verlief anders als von dem verbleibenden Wolf geplant. Sakura hatte Sasuke als Opfer ausgewählt, doch der Leibwächter, Deidara, hatte ihn beschützt. Stattdessen war Kimimaro gestorben, der Alte Mann. Diese Wende hatte Shikamaru erst dazu gebracht, Neji zu vertrauen. Der Alte Mann starb immer in der Nacht X, und X war die Menge der Werwölfe plus eins. Da er in der zweiten Nacht gestorben war, musste zu dem Zeitpunkt nur noch ein Werwolf am Leben gewesen sein – Sakura. Was wiederum Ino als Werwolf und Neji als Seherin bestätigte. Gleichzeitig meinte Neji, einen weiteren Werwolf ausfindig gemacht zu haben: Sakon. Kidoumaru hingegen entdeckte die Seherin, was ihr schließlich zum Verhängnis werden sollte.

Da Shikamaru Neji vertraute, musste jener einer Täuschung unterlegen sein – was bedeutete, dass Sakon nur die Lykanthropin sein konnte. Sakon wendete seinen Tod jedoch ab, und Kidoumaru beschuldigte Neji. Sakura, die Kidoumarus Identität kannte, tat dasselbe, und mit Lee, der wiederum Sakura kannte, hatten sie eine gute Basis, um die Abstimmung zu gewinnen.

In der dritten Nacht übernahm der Seher-Lehrling das Amt der Seherin. Das war offensichtlich Naruto – niemand sonst hatte derart die Initiative ergriffen. Ob sie sich einfach nur bedeckt halten wollten? Dafür war Shikamaru der darauf folgende Zusammenhalt zu stark gewesen.

Naruto beobachtete, dass Jiroubou kein Werwolf war. Sakura als letzter Wolf tötete Kiba. Kidoumaru hatte wieder Glück und enttarnte Naruto schon am Anfang seiner Funktionsperiode als neue Seherin. Der Leibwächter, Deidara, schützte sich abermals selbst.

Am dritten Tag setzte sich Naruto durch und tötete Sakon, den Neji bereits beschuldigt hatte. In Wahrheit war dieser nur die Lykanthropin gewesen – und somit eigentlich ein Verbündeter.

Da Sakura vermutete, dass Naruto vom Leibwächter beschützt werden würde – was tatsächlich der Fall war –, griff sie in der vierten Nacht Jiroubou an. Dieser war der Verfluchte und starb somit nicht, sondern schloss sich als neuer Werwolf den Antagonisten an. Naruto überprüfte in dieser Nacht Lee. Er war zwar der Günstling der Werwölfe, aber im Grunde nur ein Dorfbewohner. Niemand starb in dieser Nacht. Erst hatte Shikamaru gedacht, der Leibwächter hätte Naruto einfach erfolgreich beschützt, aber so naiv, das nicht auch vorauszusehen, hatte Sakura nicht sein können. Die anderen hatten erzählt, dass sie ihnen nach ihrem Tod noch viel Glück gewünscht hatte. Sie musste selbst geahnt haben, dass Jiroubou der Verfluchte und das Spiel somit noch nicht vorbei war, wohl weil die Hexe ihren Trank für Naruto aufheben und der Leibwächter, wenn es ihn noch gab, ihn sicher beschützen würde.

Am vierten Tag schließlich ging es Sakura an den Kragen. Die Menge an Opfern in der nächsten Nacht konnte nur bedeuten, dass Ino der einfache Werwolf und Sakura das Wolfsjunge gewesen war. Nach dessen Tod durften die Wölfe in der folgenden Nacht immerhin gleich zwei Opfer wählen.

Die Arbeit der Werwölfe setzte Jiroubou fort. Ab hier war es wieder knifflig geworden. Natürlich würde er die neue Seherin anfallen, da der Leibwächter nicht zweimal hintereinander denselben Spieler schützen konnte. Dennoch war Naruto nicht gestorben, dafür Tenten und Kidoumaru – den Jiroubou sicher nicht angreifen würde. Die Sache ließ sich erklären, wenn man Tenten als Hexe annahm. Man könnte vielleicht meinen, sie würde sich mit ihrem Trank selbst heilen, wenn sie angegriffen wurde, doch Tenten wusste, dass es wichtiger war, die Seherin zu beschützen. Also heilte sie Naruto benutzte im nächsten Moment auch ihren Gifttrank, bevor ihr Tod verkündet wurde. Damit tötete sie Kidoumaru, vielleicht mit einem leisen Verdacht.

Tenten war also die Hexe, Sasuke war erwiesenermaßen der Jäger. Die Unruhestifterin bestimmte in derselben Nacht, dass demnächst zwei Nominierungen durchzuführen wären; folglich war sie zu diesem Zeitpunkt noch am Leben. Somit konnten die gewöhnlichen Dorfbewohner automatisch nur Kiba und Kakashi gewesen sein. Die Unruhestifterin selbst musste dann Tayuya gewesen sein. Wie passend. Deidara hatte wieder einmal Sasuke beschützt.

Das Gemetzel erreichte seinen Höhepunkt am fünften Tag. Günstling Lee wurde gelyncht, außerdem Sasuke, der sich als Jäger entpuppte und Tayuya mit in den Tod riss. Deidara hatte mit ihr das Liebespaar gebildet, also starb er ebenfalls. Nur Jiroubou und Naruto blieben übrig, und der letzte Werwolf fraß sein letztes Opfer in der folgenden Nacht.

„Es war eigentlich vom Anfang bis zum Schluss eine Täuschungsaktion“, murmelte Neji. „Sphinx hat das Spiel so aufgebaut, dass die Seherin möglichst oft in die Irre geführt wird.“

„Ich glaube auch, dass das seine Absicht war“, sagte Sakura. „Er wollte uns beweisen, dass selbst die mächtigste Karte im Spiel nicht unfehlbar ist.“

„Klingt alles sehr kompliziert“, meinte Chouji. „Und wir sollen da echt mitspielen und mitraten?“

„Mitraten werde nur ich“, sagte Shikamaru. „Es ist zwar höllisch lästig, aber dieser Kerl geht mir ordentlich auf den Senkel.“

„Was meint ihr, welche Karten wird es im nächsten Spiel geben?“, fragte Hinata beklommen. Niemand wollte darüber Vermutungen anstellen.

„Mal was anderes“, sagte Shikamaru und wandte sich an Naruto. „Wie genau seid ihr nun eigentlich hier gelandet? Ich hab mir ein bisschen was zusammengereimt, aber seid so gut und klärt mich auf.“

Naruto warf Sakura und Kiba einen Blick zu und begann dann zu erzählen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat euch gefallen und Licht ins Dunkel gebracht :) Und es ist an der Zeit, ein weiteres Rätsel zu lösen - siehe nächstes Kapitel ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Cosmoschoco1209
2019-03-09T07:02:49+00:00 09.03.2019 08:02
Was für ein Kapitel.... Ich habe gehofft mal alles richtig zu haben, aber bei 4 Rollen daneben gelegen zu haben, ist nun auch kein Weltuntergang und das obwohl mir bei meinen Begründungen alles einleuchtend vorkam. Am meisten hat mich die Rolle von Lee überrascht, damit hätte ich nie gerechnet. Aber ich bin froh das dieses Spiel vorbei ist und freue mich sehr auf das nächste, wofür ich wieder einen klaren Kopf habe.
So lässt es sich dann doch leichter miträtseln. :)

Von:  ReverdeLune
2016-10-16T20:15:45+00:00 16.10.2016 22:15
Also Lee war schon eine harte Nuss, da lag ich auch falsch XD
Ansonsten bin ich sehr gespannt, was für Rollen es beim nächsten Spiel noch so geben wird und was hinter dieser ganzen Sache mit Sphinx und so steckt ;-)
Antwort von:  UrrSharrador
21.10.2016 13:45
Danke für deinen Kommi! Ja, ich gebs zu, Lee war fies xD
Von: Swanlady
2016-10-15T20:11:42+00:00 15.10.2016 22:11
Da ist sie also, die Auflösung... und ich ärgere mich gerade darüber, weil ich Lee lange Zeit verdächtigt habe!!! Und dann hab ich es gelassen, weil... "nah, er ist wohl doch unschuldig". XD Das war gemein. Beim nächsten Mal bleib ich bei meiner Meinung, egal ob ich am Ende richtig liege oder nicht (wie z.B. in Sasukes Fall), so!
Ich mochte die Erklärung, dass Itachi Deidara darum gebeten hat, auf Sasuke aufzupassen. :) Die Gouverneur/Sphinx Ähnlichkeit hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich bin auch wirklich sehr gespannt, wie viel du uns von den Umständen, die sich um die "reale Welt" (die Anführungszeichen deshalb, weil man sich schließlich nie 100%ig sicher sein kann) ranken, erzählen wirst. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du alle Karten offen auf den Tisch legst (pun intended), aber ich hoffe dennoch auf ein paar interessante Anhaltspunkte, die helfen werden, das große Geheimnis (sprich: WTF geht hier eigentlich vor?) zu lösen.
Ich freu mich schon! Bis zum nächsten Mal.
Antwort von:  UrrSharrador
21.10.2016 13:44
Danke für deinen Kommentar :) Hehe, freut mich, wenn ich dich austricksen konnte :D Du darfst gespannt sein, aber es nicht allzu spektakulär, denke ich^^ Es geht nur mehr oder minder darum, wie sie in diese Lage geraten konnten^^
lg
Von:  BlueberryBlossom
2016-10-15T12:19:58+00:00 15.10.2016 14:19
Ich habe mich seit gestern durch deine Kapitel gearbeitet, ich fand es so spannend dass ich noch aufhören konnte. Das erste Rätsel hätte ich ganz gut gelöst, beim zweiten war das deutlich schwerer. Ich hatte mich so unglaublich gefreut als ich deine Story entdeckte, da ich das Spiel damals öfter mal gespielt habe. Aus deiner FF hat es mir Sakura besonders angetan, besonders am Anfang. Ich muss zugeben dass es etwas gedauert habe, ehe ich gemerkt hatte das sie nur ein Spiel spielen und später schmunzelte ich an ein paar stellen. Die Charakter hast du gut hinbekommen, ich find es ja immer süß wenn sie sich darüber aufregen dass sie glyncht oder gestorben sind und somit das Spiel verlassen müssen. Übrigens bin ich gespannt auf deine Pairrings

Freu mich auf mehr

LG Mia
Antwort von:  UrrSharrador
21.10.2016 13:41
Hi! Dann willkommen an Bord und danke für deinen Kommi :) Es war gewollt, dass am Anfang noch nicht rauskommt, dass es nur ein Spiel ist, also wenn du es nicht gleich von Anfang an gemerkt hast, bin ich zufrieden^^
lg
Von:  EL-CK
2016-10-14T17:43:38+00:00 14.10.2016 19:43
Ein wirklich sehr gutes Kapitel. ..
Ich mag Shika ja... und ich finde er hat seinen Job gut gemacht ;)
Jetzt bin ich aber mal gespannt wie die anderen nun in diese Lage gekommen sind...
Antwort von:  UrrSharrador
21.10.2016 13:39
Danke für deinen Kommi! Mit nur 1 Woche Verspätung xD Sorry, Oktober ist mein Stress-Monat.
*räusper* Jep, Shikamaru war iwie immer auch einer meiner Lieblinge in der Serie. Ich weiß nicht, warum ich so spät angefangen habe, ihn auch in FFs richtig einzubauen^^
Antwort von:  EL-CK
21.10.2016 19:43
Kein Stress, kein Stress. ... und achja gern geschehen ;)
Von:  Thrawn
2016-10-14T12:53:04+00:00 14.10.2016 14:53
Super Kapi

Mit Lee lag ich falsch. Aber das hats du wieder extrem gut gemacht. Ich dachte, ich hätte die Täuschung durchschaut und bin ihr trotzdem erlegen gewesen. Aber nun freue ich mich auf das nächste Kapi. Denn Shikamaru versucht ja Sphinx Motive zu erraten. Shpinx erinnert mich an Joker. Den fand ich immer total geil!!!!!^^^^

Aber da es ein neues Spiel gibt, hätte ich eine Frage. Im letzten Spiel wurden die Wölfe und besonders die neutralen Spieler gestärkt. Die Menschen (sprich der Seher als einzige Konstante, der immer nur für die Menschen spielt) bekam nur den Seher-Lehrling. Bekommen die beiden nochmals Verstärkung? Bei den Neutralen und Wölfe sehe ich ja noch viel Platz für weitere Figuren. Und iregndwie habe ich das Gefühl, dass es eventuell Vampire dazukommen.

Hoffentlich kommt das nächste Kapi bald.^^ Ich fiebere so gern mit, wer was tatsächlich ist. Erinnert mich an die Serie: X-Factor Das Unfassbare

MfG Thrawn
Antwort von:  Thrawn
16.10.2016 16:54
Sind noch ein paar neue Rollen eingefallen: Richter, Henker, Joker oder Elfe.
Antwort von:  UrrSharrador
21.10.2016 13:38
Danke für deinen Kommi :) Freut mich wie immer, dass es dir so gut gefällt!
Ich kann so viel verraten, dass tatsächlich viele neue Karten dazugekommen, die teilweise nicht zwingend eine der Fraktionen verstärken, teilweise aber auch die Chance für die Guten heben, wobei ich immer darauf bedacht bin, es ausgewogen zu machen.
Die vier Rollen kenne ich gar nicht - magst du mir erklären, was die können? :)
mfg


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