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Tochter von Vollmondlicht und Himmelblau

Kushina x Itachi
von

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Was würdest du tun, wenn ich dir sage

All deine Leiden, all deine Verluste, all deine Schmerzen

Könnten ausgelöscht werden

Getilgt vom Angesicht dieser Erde

Und aus deinen Erinnerungen!

Doch der Preis ist

Damit würden auch all die Momente verloren gehen

In denen du glücklich warst

Menschen verschwinden, die in dieser Zeitspanne geboren wurden

Selbst deine eigenen Kinder

Aber es wäre auch zum Wohle von vielen Anderen

Die ebenfalls unermessliches Leid haben erfahren müssen

Was würdest du tun?

Wie würdest du dich entscheiden?
 

Wie jeden Tag, der seitdem vergangen war, fand sie sich vor dem schmiedeisernen Tor ein. Dunkelheit war überall um sie herum und als das junge Mädchen sich langsam durch das feuchte Nass kämpfte, hinterließen ihre Füße bei jedem Schritt ein verräterisches Plätschern, das dem Gefangenen ihren Besuch ankündigte. Ein tiefes und furchterregendes Grölen war zu vernehmen, welches von den kahlen und kalten Steinwänden widerhallte. Tausendfach und von markerschütternder Lautstärkste. Ein Schrei voller Wut und Hass.

Was aber nie jemand auch nur ansatzweise herausgehört hatte, auch voller Schmerz und Leid. Das Wesen, welches eingesperrt war in den tiefen dieses verlassenen und trostlosen Ortes, sehnte sich nach seiner Freiheit zurück, als es noch ungehindert durch die Weite der Welt gesteift war. Frische und klare Luft hatte seine Lungen gefühlt, weiche Gräser hatte es unter seinen Pranken gefühlt und unendliche weite Strecken hatte es nur durch einen einzigen gigantischen Sprung zurück gelegt. Es war nicht eingeschränkt gewesen, hatte seiner immensen Kraft freien Lauf lassen können. Und vor allen Dingen hatte es die Wärme der Sonne auf seinem rotbraunen Fell wahr genommen. Die hellen Strahlen hatte ihm eine nie gekannte Freude bereitet und auch der weiße Vollmond mit den unzähligen Sternen am Nachthimmel hatten ihm dieses Gefühl , für einen kurzen Moment reines Glück zu empfinden und zu vergessen, was er war, geschenkt. Die Pein seines Daseins vergessen lassen.

Doch jetzt befand er sich mittlerweile seit fast über neunzig Jahren in dieser Hölle. Nur Dunkelheit und Finsternis gab es hier. Und ihn, ganz allein, nur dem Zwecke dienend, als Kraftquelle her zu halten. Benutzt wurde er von diesen unwürdigen Kreaturen. Nur benutzt! Ausgebeutet wie ein gewöhnliches Tier! Der Hass über diesen Umstand fraß sich seit Dekaden tief in die Seele des Monsters ein.

Doch was sie ihm vor über dreißig Jahren angetan hatten, das würde er ihnen nie, niemals verzeihen. Gespalten hatten sie ihn. In Yin und Yang. Ihn in zwei gerissen auf ewig. Die Qualen waren ungeheuerlich gewesen! Als hätte man ihm bei lebendigen Leibe das Fell abgezogen und im gewissen Sinne hatte er, sein Peiniger, dies auch getan. All seinen Zorn hatte er in jenem Moment auf diese Person gerichtet und seitdem verfluchte er seine Nachkommen. Nährte den Hass tief in seinem Herzen auf diejenigen. Diesen verfluchten Menschen und seine teuflische Brut!

„Was willst du?“ Kalt und schneidend drang die tiefe und bedrohliche Stimme hinter den dunklen Gittern hervor. Nur zwei riesige blutrote Augen mit einer schlitzartigen Pupille waren zu sehen.

„Das, was ich immer möchte, wenn ich hierher komme!“ Glockenhell und so sanft wie eine Sommerbrise erklang sein Gegenüber.

Der Biju musterte sie. Seinen vierten Jinchuuriki.

Das junge Mädchen war jetzt sechzehn Jahre alt und seit genau vier seine Wirtin. Lange goldblonde Haare trug sie zu einem Zopf zusammen gebunden, der ihr bis zu den Hüften ging. Ihre Gestalt war so zierlich, dass man denken könnte, ein einziger Windhauch würde ausreichen, um sie zu zerbrechen. Sie kam nach ihrer Großmutter väterlicherseits. Auch diese hatte Statur einer Elfe inne gewohnt. Schneeweiße perlmuttartige Haut schien regelrecht in dieser Dunkelheit zu erstrahlen. Auch ihre Gesichtszüge untermalten noch, was für ein reines Wesen sie hatte, so gegenteilig von ihm. Sanftmut und Liebreiz ließen ihre außerordentlich hübschen Konturen noch schöner wirken. Wie einen Engel, gesandt vom Himmel persönlich. Doch das wohl faszinierendste waren ihre Augen. Ein Gemisch aus der Farbe des Himmels und dem Weiß des Vollmondlichtes und ihre Iris ließ sich kaum von der Pupille unterscheiden, sie schienen fließend in einander überzugehen. Liebe, Licht, Wärme, den Funke des Lebens lass man in ihnen, aber ebenso einen unbändigen starken unbeugsamen Willen.

Die junge Konochi setzte sich mitten in das Wasser, welches sie überall umgab, nicht achtend darauf, ob sie nass wurde oder ihre Ninjakleidung sich vollsogen würde. Einmal ließ sie ihren Blick über ihre Umgebung schweifen. Trauer spiegelte sich deutlich in ihre Mimik, dann seufzte sie schwer und wandte ihre Aufmerksamkeit erneut ihrem Gesprächspartner zu.

„Wie geht es dir?“

Verärgert über diese Frage schnaubte das Monster nur abfällig. „Wie soll es mir gehen! Ich bin immer noch hier in dir eingesperrt!“ Die letzten Worte knurrte Kyuubi.

„Ich weiß und wie ich es schon so oft gesagt habe, es tut mir leid, deswegen! Aber....“ Weiter kam sie nicht.

„Wenn ich hier rauskomme, dann werde ich alles, was dir und deinem Vater lieb und teuer ist, zerstören. Alles! Vor nichts werde ich halt machen!“ Hasserfüllt und voller Bosheit richtete der Biju seine kleine Rede an die Blonde. „Niemand wird mir entkommen, ich werde sie alle auslöschen!“

ALLE!

Das Mädchen zuckte nicht einmal mit der Wimper. Zu oft waren sie schon an diesem Punkt angelangt. Aber die Sechszehnjährige wusste, dass jedes Wort der vollen Wahrheit entsprach. Sollte der Biju die Chance erhalten, aus ihr zu entkommen, er würde vor nichts halt machen und seine entfesselte Macht ungehindert einsetzen. Doch sie glaubte einfach nicht, dass dieses Wesen vor ihr nur aus Hass bestand, nur negatives in sich trug. Es musste doch einfach irgendetwas Positives in ihm geben und sei es noch so winzig. Deswegen begab sie sich schließlich jeden Tag aufs Neue hierher mit der Hoffnung, Gutes zu finden. In ihm, dem Monster!

„Es wird nicht mehr lange dauern und dann werde ich wieder frei sein!“

Auch diese Aussage ließ die Blonde unkommentiert. Kyuubi hatte mit alldem Recht. Nur noch ein paar Monate und das Siegel würde so schwach sein, dass er die Möglichkeit hätte, zu entkommen. Und damit wäre das ihr aller Ende, wenn nicht schon vorher durch ihre jetzigen Gegner.

Zum ersten Mal, seit sie ihn täglich besuchte, verlor sie gegen ihre Gefühle. Tränen sammelten sich in ihren wunderschönen Augen und ihre Selbstbeherrschung, die sie sonst stets in seiner Gegenwart aufrecht erhalten hatte, brach wie ein Damm, der das Wasser nicht mehr halten konnte. „Meinst du, ich wollte, dass du in mir versiegelt wirst. Meinst du, ich wollte dein Jinchuuriki werden! Das ich mich vielleicht freiwillig dafür gemeldet habe!“ Sie schaute dem Biju direkt in seine Augen. „Ich kann nichts dafür, genauso wenig wie du! Und doch versuche das Beste daraus zu machen. Warum denkst du, komme ich jeden Tag hierher! Immer und immer wieder aufs Neue!“

Stille folgte, denn das Mädchen hatte sein Interesse erweckt. So kannte er sie nicht. Stets war sie ihm ruhig und besonnen erschienen, wenn sie ihn hier besucht hatte, auch wenn er unterschwellig ihre anderen Gefühle wahrgenommen hatte. Aber dies war im Moment überhaupt nicht der Fall, keine Spur war von ihrer sonst demonstrierten Gelassenheit geblieben. Die Konochi war sehr aufgewühlt, mehr noch, sogar fast außer sich.

„Du kannst doch nicht nur böse sein!“ Ihre Stimme bebte, klang gebrochen. „Du musst doch auch Gefühle haben!“ Sie schluchzte verzweifelt auf, kroch näher auf die Gitter zu und wurde dabei vollendend nass.

Sie bemerkte es nicht einmal.

Eine zierliche und zitternde Hand krallte sich um einen der kalten Stäbe. „Du musst!“

DU MUSST EINFACH, hallte es in ihren Gedanken wieder.

Die durchsichtigen Tropfen aus Wasser benetzen ihre Wangen und liefen in Strömen über ihr Gesicht.

Scheinbar ungerührt davon musterten die roten Iriden das kleine Häufchen Elend vor sich und etwas regte sich tief in seinem Innern. Eine Emotion, die er nicht kannte, die ihm fremd war. Schlagartig durchfluteten den Neunschwänzigen all die Bilder aus der Zeit, in denen sie ihn besucht hatte.
 

Die Zwölfjährige, welche das erste Mal diesen Pfad nahm und noch so unsicher und ja, verstört wirkte, denn es war eine schmerzhafte Angelegenheit ein Jinchuuriki zu werden. Als ob sich ein Pfahl mitten ins Herz bohrt und dort ein Gift eingepflanzt wird. Dennoch ging sie unbeirrt weiter und folgte ihrem Instinkt, der sie zu ihrem Zielort brachte. Sie wankte vor Erschöpfung und hielt trotzdem nicht an. Dann erreichte sie das Tor.

„Geht es dir gut?“

Diese eine Frage hatte sie gestellt. Mehr nicht. Zu benommen, um zu registrieren, was die Blonde gesagt hatte, war er vollkommen außer sich gewesen, als ihm bewusst wurde, dass er sein Gefängnis erneut gewechselt hatte. Brüllend und voller Schmerz hatte er sich gegen die Gitter gestemmt und so die Kleine verschreckt.

Fluchtartig hatte sie ihn daraufhin verlassen.

Aber sie kam wieder. Am nächsten Tag und dem darauf. Stellte dieselbe Frage wieder und wieder und irgendwann hatte er ihr geantwortet voller Hohn über diese Worte. Dennoch ließ sie nie einen Tag aus und erschien stets auf neue.

Mal fröhlich, mal nachdenklich, mal traurig, mal in Gedanken versunken, mal wütend.

Doch immer.

Und mit der Zeit, die verging, gewöhnte er sich daran. Auch ihre Gefühle zu spüren, was eine neue vollkommen neue Erfahrung war. Nicht nur die negativen, sondern auch alle positiven. Sie ließ ihn an ihrer Welt teilhaben. Doch immer bewahrte sie stets einen Sicherheitsabstand. Denn es waren nur Ahnungen und leichte Signale, was er von ihr übermittelt bekam und dennoch war es mehr, als er je von seinen anderen Jinchuurikis erhalten hatte.

Soviel mehr.

Sie ließ ihn nicht ganz allein in dieser Hölle.

War da und dennoch konnte er seinen Hass gegen ihre Vorfahren nicht vergessen. Hielt weiter daran fest, nährte ihn.
 

„Was soll ich noch machen?“ Ihre Stimme holte ihn wieder ins Hier und Jetzt zurück. Seine Augen fikzierten sie wieder. Beide Hände ihrerseits umklammerten nun die Eisenstäbe, welche ihn in Schach hielten. Ihre Kleidung war nun durch und durch feucht und klamm. Ihr Gesicht war direkt auf ihn gerichtet. Weitere Perlen aus Nässe zogen ihre Bahnen über die glatte jugendliche Haut und hinterließen sichtbare Spuren. „Was soll ich noch machen?“, wiederholte sie.

WAS?

Ein Appell! Ein Schrei!

Damit du endlich verstehst, damit du endlich von deinem Zorn ablässt, damit du mir und dir endlich eine Chance gibst. Du musst nicht mehr einsam sein!, dachte das Mädchen.

Einer seiner Schweife hielt plötzlich blitzschnell auf sie zu. Sie sah ihn kommen, wich aber nicht aus. Blieb an Ort und Stelle, rührte sich nicht.

Im letzten Augenblick wurde er langsamer und stoppte kurz vor ihrem Kopf. Der dazugehörige Körper wurde noch immer vollkommen von der Dunkelheit an diesem Ort umhüllt. Keine einzige seiner Konturen war auszumachen. Dann näherte sich die Spitze des Schwanzes vorsichtig und behutsam dem Kopf des Mädchens und strich sanft darüber. Völlig überraschend für einen stummen Beobachter.

Sie hatte seinen Test bestanden, sie vertraute ihm genug, um nicht zurück zu weichen vor seiner Macht, seiner alles zerstörenden Kraft und nun wusste der Fuchs auch, was dieses ihm unbekannte Gefühl war.

Sorge!

Er sorgte sich tatsächlich um sie und zumindest ihr gegenüber spielte sein Hass keine Rolle mehr. Er vergab. Jedoch nur ihr! Aber ihr zuliebe würde er auf seine Rache verzichten, denn sie hatte etwas vollbracht, was er niemals für möglich gehalten hätte. Das Mädchen hatte ihm Verständnis entgegen gebracht. Ohne Vorurteile und ohne Hass war sie ihn gegenüber getreten. Hatte sich ihr eigenes Urteil über ihn gebildet und wohl unterbewusst seine wahren Gefühle wahrgenommen.

„Nichts!“, ertönte die Stimme des Bijus in einem nie gekannten Ton. „Du hast es geschafft!“

Die Dunkelheit wich und verschwand Stück für Stück. Auch die Umgebung veränderte sich zunehmend. Der Hass des Kyuubi hatte seine Seele in die Finsternis gestürzt, hatte sie von innen zerfressen und madig gemacht wie ein Stück faules Fleisch. Licht hatte Einzug gehalten in die Seele des Fuchsungeheuers und somit auch Hoffnung. Sein großer starker Körper war nun erkennbar und nicht mehr verhüllt. Seine Neun langen Schweife glitten anmutig um ihn herum, gepaart mit großer Geschmeidigkeit und tödlicher Eleganz. Das junge Mädchen wirkte winzig im Gegensatz zu ihm. Nun zog sich die Finsternis langsam zurück und hinterließ eine grasbewachsene Ebene auf der sich beide gegenüber standen.

Der Neunschwänzige und sein Jinchuuriki.

Von Angesicht zu Angesicht, doch getrennt auch weiterhin durch dieses Gitter. Aber es wirkte bei weitem nicht mehr so kalt und ein warmer Wind zog über die unendliche Wiese, liebkoste seit langem wieder das rotbraune Fell des Monsters, was dieser genussvoll zur Kenntnis nahm. Auch wenn es nur in ihrer beider Vorstellung passierte.

Verwundert blickte sich die Konochi um, wurde aber in ihren Beobachtungen durch ein Räuspern gestört. Kyuubi konnte die tausend Fragen im Gesicht der Jugendlichen ablesen wie aus einem offenen Buch, als sie sich im zuwandte.

„Wir sind hier immer noch am selben Ort und doch auch wieder nicht. Ich habe mich durch dich verändert und dies ist nicht ohne Folgen geblieben, wie du zweifelsfrei siehst!“ Sein Kopf deutete hinweisend auf ihr Umfeld.

„Danke, ............................................Kushina!“ Nur schwer formulierte sich der verhasste Name. Aber dieses Mädchen vor ihr, war nicht genauso wie ihre Großmutter. Viele verschiedene Gene vereinten sich in ihr zu einer einmaligen Mischung.

Die Blonde nickte nur. War nicht fähig ein Wort heraus zu bringen. Endlich! Endlich hatte sie es geschafft.

Wenigstens hatte sie jetzt zur Abwechselung einmal Glück und einen Verbündeten.

„Ich danke dir auch!“ Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, aber diesmal vor Freude und auch Erleichterung. Eine große Last war von ihren Schultern gefallen und jetzt konnte sie sich wirklich freuen.

Eine Hand wanderte zu ihren noch flachen Bauch.

Es gab Hoffnung für ihren noch ungeborenen Nachwuchs. Hoffnung darauf, dass dieser Krieg, der nun schon so lange wehrte, ein Ende finden und das der Frieden Einzug halten würde in die gebeutelten Länder des Bündnisses der führenden Großmächte.

Seit über zwei Jahrzehnten tobte nun schon dieses gnadenlose Morden und Töten. Mal gewannen sie die Oberhand, dann wieder der Feind. Aber immer gab es Verwundete und Tote, die nicht wieder heim kehren würden zu ihren Frauen und Kindern, Brüdern und Schwestern, Müttern und Vätern, engen Freunden und Verwandten. Jeden Tag starben Menschen. Manchmal zu Hunderten. Und jeder Einzelne wurde schmerzlich vermisst und hinterließ Trauer, Wut und Hass mit seinem Verlust in den Herzen der Hinterbliebenen.

„Geh nun!“, holte die nun so ungewohnte freundliche Stimme des Kyuubi sie aus ihren düsteren Gedanken.

Ihre Iriden richtete sich wieder auf die Gestalt des Neunschweifigen. Verwirrt und erschrocken starrte sie ihn an, was den Biju ein wenig amüsierte.

Wieder bewegte sich einer seiner Schwänze, jedoch diesmal langsam und bedacht, auf die junge Konochi zu, bis die Spitze sanft einer Hand gleich, ihre Gesicht tätschelte.

„Wie ich schon sagte. Du hast es geschafft, mich zu verändern. Wohl eine leidige Charaktereigenschaft deines Vaters, nichts desto trotz möchte ich mir in Ruhe über diese neue und vor allem ungewohnte Situation klar werden. Außerdem wartet ER schon auf dich. Also geh!“, meinte das Fuchsungeheuer nun etwas energischer.

Kushina nickte und entsprach seinem Wunsch.
 

Bewusst konzentrierte sie sich und nahm bald wieder die äußeren Reize ihrer Umgebung war. Sie spürte die weiche Unterlage ihrer Matratze, auf der sie lag, sowie das flauschige Laken und die gemütliche Bettdecke. Sie gewahrte durch ihre Lieder den Schein der Morgensonne durch das geöffnete Fenster direkt über ihrer Schlafstätte und das liebreizende Gezwitscher der Vögel. Aber am wichtigsten war diese vertraute Wärme eines zweiten Körper neben dem ihren.

Lächelnd öffnete sie ihre Augen und sah in pechschwarze.

„Itachi!“, hauchte sie zärtlich, nahezu flüsternd mit leiser Stimme.

Der Angesprochene verzog missbilligend sein Gesicht. Ein schweres Seufzen entrang sich seiner Kehle. Er fuhr mit sich mit einer Hand durch sein ebenfalls rabenschwarzes Haar.

„Kushina!“, war alles, war er sagte, als würde dies Erklärung genug sein.

Schuldbewusst grinste sie ihn an.

Er schüttelte nur seinen Kopf und erleichtert bemerkte das Mädchen, wie der junge Mann sie an sich zog. Sie schmiegte sie an seine nackte und muskulöse Brust. Ebenso legte sie sich wie selbstverständlich auf die vertraute Stelle, dort wo regelmäßig und kräftig sein Herz schlug.

Boom. Boom. Boom.

Wundervoll!

Den schönsten Laut, den sie sich vorstellen konnte. Eine beruhigende Melodie, die das Leben selbst enthielt, denn was bewies mehr, als das man atmete und das stetige Pumpen dieses Organs, dass man mit beiden Beinen fest im Leben stand. Nicht dazu verdammt, zu vermodern und zu verfaulen in einem kalten dunklem Grab unter der Erde.

Itachi strich ihr währenddessen sachte über den Rücken. Seine Hand war unter ihr Nachthemd gewandert und streichelte sie behutsam. Seine Finger glitten ihre Wirbelsäule auf und ab, was ihr angenehme Schauer bereitete. Fuhren über die weiche weibliche Haut, die sich unter seinen Kuppen wie reinste Seide anfühlte.

Kushina genoss diese Zärtlichkeiten, war es doch eine Seltenheit geworden, dass sie einen stillen und friedlichen Moment miteinander teilen konnten. Nur sie beide. Ganz allein. Zärtlich und harmonisch vereint.

„Itachi!“ Sie richtete sich wieder auf und betrachtete den jungen Mann vor sich.

Er war größer als die meisten Männer, denen sie je begegnet war. Sogar um einiges größer als ihre beiden Väter und das mochte schon etwas heißen. Sein Körper war durchtrainiert mit einem breiten Kreuz, schmaler Taille und athletischen Beinen. Seine rabenschwarzen Haare standen ihm von allen Seiten ab und verliehen ihm etwas Verwegenes. Auch seine Konturen waren nicht zu verachten. Ausgeprägte hohe Wangenknochen, eine starke Kinnpartie und alabasterfarbene Haut verliehen Itachi ein schönes Äußeres. Aber wie auch bei ihr, waren die Augen das Herausrragenste. Pechschwarze Iriden, die einer mondlosen Nacht glichen, waren dazu in der Lage, seine Gegner vor Furcht erzittern zu lassen und schnellstmöglich das Weite zu suchen, einen das Blut in den Adern zu gefrieren, aber auch sich so beschützt und sicher zu fühlen, wie sonst nirgendwo auf der Welt, außer in seinen starken Armen.

„Ich hab es geschafft!“ Überwältigende Freude ließen das Gesicht Kushinas erstrahlen.

Etwas verblüfft über diese Worte, fragte der Schwarzhaarige noch einmal nach. Natürlich wusste, er wovon sie sprach, da sie ihm sonst jeden Morgen das Gegenteil mitgeteilt hatte mit glanzlosen Augen und oft Perlen aus Wasser unterdrückend.

„Wirklich?“, richtete er sich ein wenig zweifelnd an sie.

Grob schupste sie ihn daraufhin von sich weg, sodass der überrumpelte junge Mann einfach von der Bettkante fiel und neben dem Bett auf dem Boden landete.

Idiot!

„Natürlich! In dieser Hinsicht würde ich nie scherzen!“, zischte sie sauer zurück.

Itachi, der eine solche Behandlung von ihr, die sonst wirklich der Liebreiz in Person war, überhaupt nicht kannte und geschweige denn gewöhnt war, erhob sich elegant vom Boden und stand auf. Sein Blick richtete sie nun forschend auf sie, als würde bis hinein tief in ihre Seele blicken können, was schon so manchen Shinobi dazu gebracht hatte, schleunigst mit der Wahrheit rauszurücken. Doch da Kushina ihn gerade nicht ansah, konnte sich dessen Wirksamkeit nicht voll entfalten.

„Gut! Kein Grund gleich ausfallend zu werden, Kushina!“, gab er ruhig und sachlich zur Antwort. Selten war der Shinobi aus der Ruhe zu bringen und auch jetzt strahlte seine Miene Gelassenheit aus, trotz dieser ungewöhnlichen Behandlung seines Selbst durch Kushina. Doch früher war Itachi nicht so gewesen. Da hatte man ihn öfters in Rage versetzten können.

Verlegen über ihren plötzlichen Anfall von Grobheit ihrem Freund gegenüber, färbte sich die Haut um ihre Wangen rot. Eine Fähigkeit, die sie zu ihrem Leidwesen von ihrer Mutter geerbt hatte. Bei jeder noch so kleinen Peinlichkeit oder einem Fehler, zirkulierte ihr Blut schneller durch ihre Venen und gab ihr das Aussehen einer überreifen Tomate im Bereich ihrer Wangen.

„Tut mir leid!“, nuschelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart hinein und starrte immer noch überall hin, nur nicht in seine Richtung.

Ihr Gegenüber zuckte lediglich die Achseln. Fand es aber insgeheim immer wieder aufs Neue süß, wenn sich ihre Hautfarbe änderte. Doch diesen Gedanken behielt er für sich und nicht einmal seine besten Freunde hatten davon gewusst, geschweige ein anderes Individuum. Selbst seine Angebetete blieb diese Tatsache verborgen.

Da die gemütliche Stimmung nun dahin war und er sowieso bald hätte aufstehen müssen, ging er, statt zurück in die gemeinsame Schlafstätte zu klettern, geradewegs ins angrenzende Bad und machte sich fertig für den Tag.

Gerade als er dabei war sich sein Hemd überzustreifen, bemerkte er von hinten, wie sich jemand näherte mit tapsenden leisen Schritten, die kaum ein Geräusch verursachten auf den gefliesten Boden . Natürlich wusste er sofort, wer es war und ging deshalb nicht zum Angriff über. Denn wer glaubte, ihn von hinten überfallen zu können, der war sich des Todes gewiss. Itachi war ein ausgezeichneter Kämpfer und seine geschärften Sinne hatten ihn bisher immer rechtzeitig vor solchen Attacken gewarnt.

Jetzt gewahrte er, wie sich zierliche Hände um seine breiten und von durchtrainierten Muskeln durchzogenen Rücken schlangen. Er spürte den heißen Atem der Person auf seiner alabasterfarbenen Haut und ihren Kopf, der sich von hinten an ihn lehnte. Ihr Haar, welches sich teilweise aus ihrem Zopf gelöst hatte durch den Schlaf, kitzelte ihn ein wenig und ihre weichen Kurven pressten sich nur allzu spürbar an seine bloße Haut. Ihre Brüste, nur von dem Stoff ihres Nachthemdes bedeckt, ihr straffer Bauch mit dem Nabel, ihre zarten Arme.

„Bist du böse?“, erklang die zarte Stimme des Mädchens.

Bitte nicht! Sag nein.

„Nein.“ Sachlich und bar jeglicher Emotionen.

Ja!, aber warum immer so kalt, Itachi!, sprach sie ihre Gedanken lediglich geistlich aus.

„Warum bist du dann nicht wieder ins Bett gekommen?“, fragte sie unsicher nach mit einem ängstlichen Unterton, ihn doch durch ihre unbedachte Aktion verärgert zu haben. Ihn vielleicht dazu gebracht zu haben, dass er sie ebenfalls wie all die anderen Mädchen fallen lassen würde.

„Weil wir so oder so gleich hätten aufstehen müssen!“

Sie seufzte schwer in seinen nackten Rücken hinein. Es gab Tage, da wünschte sie sich wirklich, er würde mehr Gefühle zeigen, als ein Eisschrank. Aber so war er nun einmal und eigentlich liebte sie alles an ihm. Doch es war nicht immer leicht, mit diesen Seiten seines Charakters umzugehen. So wie jetzt. Und die Angst machte sie immer wieder unsicher in solchen Situationen, denn nie konnte sie mit Bestimmtheit sagen, was in ihm vorging.

„Hast Recht!“, gab sie daher resigniert von sich.

Ihre Hände ließen ihn los und gerade, als sie sich abwenden wollte, um wieder ins Schlafzimmer zu gehen, wurde sie von Itachi erneut herumgerissen. Bestimmt und besitzergreifend nahm er ihr zartes Gesicht in seine kräftigen und für Feinde tödlichen Finger.

Kushina konnte die Situation gar nicht so schnell erfassen, da berührten bereits weiche Lippen die ihren und verschmolzen zu einem leidenschaftlichen Kuss, der ihr jegliche Besinnung raubte. Instinktiv schloss sie dabei die Lieder ihrer Augen und gewahrte seinen herben Geschmack, der ihr mittlerweile so vertraut war wie auch sein Körper, der sich nun erhitzt an den ihren drückte. Seine starken Muskeln unter der feinen Haut, sein Geruch nach ihm selbst. Alles an ihm machte sie wie trunken vor Glück darüber, dass sie es war, die er offenbar an seiner Seite haben wollte, dessen Nähe er begehrte.

Auch Itachi musste sich in diesem Moment beherrschen, sie nicht hier auf der Stelle zu nehmen, so wie in der Nacht zuvor. Ihre unschuldige und naive Art, gleich der eines Kindes, obwohl sie schon soviel Schrecken mit eigenen Augen gesehen hatte. Ihr zierlicher und doch anziehender Körper. Ihre goldblonden Haare, die diesen verspielt umschmeichelten mit einzelnen Strähnen ihrer schwer zu bändigenden Mähne. Das zarte Nachthemd, welches mehr Konturen preisgab, als es verhüllte.

Als er sie endlich freigab, musste die junge Frau gestützt werden, so weich waren Kushina die Knie wie Wackelpudding, als er von ihr abgelassen hatte.

Oh Kami!

Ein selbstgefälliges Lächeln stahl sich nun in seine Züge. Er konnte es also immer noch. Bevor Itachi mit Kushina zusammen gekommen war, hatte er regelmäßig Frauenherzen höher schlagen lassen und diese einnehmende Wirkung auf sie gehabt, obwohl er dies nur zu seinem Vergnügen getan hatte. Jede wurde danach von ihm fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Sehr zur Missbilligung seiner Mutter übrigens, der es gar nicht recht gewesen war, was für ein Verschleiß ihr Sohn an Frauen gehabt hatte, von deren ungnädiger Behandlung erst gar nicht zu reden.

Nur Kushina hatte es geschafft ihn zu bändigen, wie es seine Freunde ausdrückt hätten. Bei ihr war ihm nicht egal, was sie fühlte und eindeutig hatte er in ihren Seelenspiegeln gelesen, dass sie in diesem Moment verletzt gewesen war von seiner zur Schau gestellten Kälte auf ihre Frage. Doch der Schwarzhaarige konnte nun einmal nicht aus seiner Haut. Er war nicht der Typ, der seinen Gefühlen freien Lauf ließ und ihnen Ausdruck durch Worte verlieh. Mit Taten bewies er seine Liebe zu ihr. Die Tiefe seiner Empfindungen, welche ihm manchmal immer noch Angst machten. Er war ihr Verfallen mit Haut und Haaren in einer Weise, der ihr selbst nie für möglich gehalten hätte und gerade dies ließ ihn in bestimmten Augenblicken immer noch in die kalte Seite seines Charakters flüchten. Flüchten vor ihr und der Wärme und Liebe in ihren Augen, ihrer Mimik und Gestik. Doch jedes Mal schaffte sie es, ihn wieder hervor zu locken aus seiner Starre, die er sich selbst auferlegte. Ihn zu verführen mit ihren traurigen wunderschönen Iriden zu solchen für ihn untypischen Reaktionen.

Die trübe Miene hatte einem Schmunzeln Platz gemacht bei der Blondhaarigen, das sich schnell zu einem schönen Lächeln ausweitete. So zeigte ihr der Shinobi immer wieder, dass sie ihm etwas bedeutete, dass sie etwas Besonderes in seinen Augen war. Das Itachi sie vielleicht sogar liebte! Obwohl sie schon seit fast einem Jahr ein so etwas wie ein Paar waren und sie ihm ihre Gefühle gestanden hatte, hatte er noch nie etwas in dieser Richtung verlautbaren lassen. Manchmal war sie denn in solchen Momenten wie eben verunsichert, doch stets schaffte er es mit solchen Gesten sie davon zu überzeugen, dass sie ihm etwas bedeutete, wenn ihr selbst auch unklar war, wie viel eigentlich.

Nachdem er sicher war, dass sie wieder allein stehen konnte, wandte er sich von ihr ab, als wäre überhaupt nichts geschehen und zog sein Hemd über, anschließend die grüne Joninweste, welche sefignant für einen Soldaten war.

Auch sein Stirnband, mit dem Zeichen Konohas, fand seinen Platz auf der vorderen Seite seines Hauptes, um den Kopf gebunden. Doch zierte noch ein weiteres Symbol dieses. Neben dem Kreisel mit dem Dreieck, war ein Pentagramm eingraviert, welches für das Bündnis der fünf Nationen stand. Alle Krieger dieser Allianz trugen seid mehr als 15 Jahren dieses zusätzliche Kenzeichen. Es stärkte ihren Zusammenhalt und machte deutlich, dass sie eine eingeschworene Gemeinschaft geworden waren.

Kushina schaute ihrem Freund dabei zu, wie er sich fertig machte. Elegant und präzise waren seine Bewegungen. Sie betrachtete ihn gerne dabei, wie das Spiel seiner Muskeln seinen Körper agierte gepaart mit einer Geschmeidigkeit, die schon viele seiner Gegner zur Strecke gebracht hatte.

Vollkommen.

Das dachte sie, wenn sie ihn so beobachtete. Er kam fast zu Gänze nach seinem Vater. Das wenige, was er von seiner Mutter hatte, war ein kleiner, nur bei genauem Hinsehen zu bemerkender smaragdgrüner Punkt in seinen Augen beiderseits, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel diese beschien. Ansonsten war er zum Teil Charakter - wie äußerlich der eindeutige Zwilling seines Erzeugers. Auch dieser besaß dieses symmetrisch perfekt geformte Gesicht. Den durchtrainierten Körper. Die strubbeligen Haare und letztlich diese pechschwarzen Augen.

Itachi indessen war fertig und schickte sich gerade an, aus dem Bad zu gehen, als er den fast hypnotisierten Blick Kushinas auf sich spürte. Dadurch schmeichelte sie innerlich sehr seiner Eitelkeit und seinem Stolz, wenn sie mal wieder wie gefangen von seinem Anblick war. Er wusste, beides waren Schwachstellen bei der man ihm leicht den Garaus machen könnte, dennoch konnte er dieses Gefühl einfach nicht unterdrücken. Ein wichtiger Aspekt ihrer Beziehung war nun einmal, dass sie ihn unglaublich attraktiv fand und ihm dies auch zeigte durch ihre begehrlichen Augen, die ihn in Momenten wie diesen anhimmelten. Er war wusste um den Umstand, dass er außergewöhnlich hübsch war in den Augen des weiblichen Geschlechts, doch wenn sie ihn so ansah, machte es ihn auch ein Stückweit glücklich. Es zeigte ihm, dass Kushina ebenfalls eine tiefe Bindung zu ihm verspürte, auch wenn sie das täglich durch Worte zusätzlich offenlegte.

„Kushina, du solltest dich auch anziehen. In einer Viertelstunde beginnt die Einsatzbesprechung.“, holte er sie in die Gegenwart zurück mit seiner kühlen Stimme, die ihr durch Mark und Bein ging und auch sich selbst zur Raison brachte, nicht dem Willen in ihrer Iriden nachzukommen und sie doch noch hier und jetzt zu verführen. Deutlich hatte dieser Wunsch in ihren Augen gestanden.

„Oh Kami! Die hab ich total vergessen!“

Mist!, Scheiße!, fluchte sie in Gedanke, denn nie würde sie sich trauen, solche Wörter in der Öffentlichkeit zu benutzen. Sie galt als wohlerzogenes Kind, dem solche Ausdrücke im Gegensatz zum Rest ihrer Verwandtschaft völlig fremd waren.

Gehetzt, wie von einer Tarantel gestochen, fing sie an, sich ebenfalls anzukleiden. Gleichzeitig versuchte sie dabei ihre blonde Mähne zu bändigen und sich die Zähne zu putzen.

Itachi schüttelte wieder nur einmal mehr den Kopf und zuckte die Schultern über ihr Verhalten. Eine weitere unliebsame Eigenschaft, die sie von ihrem Vater hatte. Das Vergessen wichtiger Termine. Nicht nur zum Verdruss von ihr, sondern auch vielen anderen.

Er verließ das Bad und machte sich daran, in der Küche schnell etwas Verpflegung für unterwegs zum Standort der Zusammenkunft zu zubereiten, da er dies nicht anders gewöhnt war. Außerdem würde sie nur schlechte Laune haben, wenn sie vorher nichts zwischen die Zähne bekommen hätte. Denn auch wenn man es ihrem schlanken, wohlproportionierten Körper, der fast schon zu zierlich wirkte, niemals zu trauen würde. Er war ein schwarzes Loch. Unmengen von Essen konnten darin verschwinden, aber sie nahm nie auch nur ein Gramm zu. Von wem sie dies hatte, war ebenso klar, wie ihre Vergesslichkeit.

10 Minuten später machten sie sich auf den Weg. Kushina schlang währenddessen noch in rekordschnelle vier Brotchen herunter und es machte ihr nicht das Geringste aus, als ob es nichts wäre.

Itachi schaffte in dieser Zeit gerade einmal eines. Es war dem Ninja wirklich einen Rätsel wie seine Freundin diese Unmengen an Nahrung vertilgen konnte. Zu seinem größten Erstaunen wurde ihr auch nie schlecht von ihrer Gefräßigkeit, die seid dem frühen Einsetzen der Pubertät an den Tag legte. Zu gute führen musste man ihr aber allerdings, dass sie ihr Essen nie in sich hineinstopfte wie gewisse andere Leute, sondern es stattdessen manierhaft, nur eben sehr schnell aß.
 

„Wie schaffst du es bloß, dass du nicht platzt?“, fragte Itachi erstaunt die Zehnjährige, welche neben ihm saß und wie eine ausgehungerte Löwin über das Essen vor ihr herfiel, dass vor ihr stand. Erstaunlich dabei war, dass man nicht ein lautes Schmatzgeräusch vernehmen konnte.

Und auch jetzt antwortete das Mädchen erst, als sie nichts mehr im Mund hatte. „Ich hab eben hunger!“, sagte sie schlicht und einfach.

Der Schwarzhaarige schüttelte nur mit dem Kopf. Soll einer doch dieses Kind verstehen! Er jedenfalls nicht!

„Wir haben erst vor einer guten Stunde Frühstück gegessen?“, erinnerte er sie, als die Kleine dabei war, sich ihre nächste Portion Ramen schmecken zu lassen.

Daraufhin zuckte die Angesprochene lediglich mit ihren zierlichen Schultern und nahm den nächsten Happen.

Itachi gab es auf und verharrte gehüllt im beleidigten Schweigen, bis sie aufgegessen hatte. Denn wenn Kushina Appetit hatte, dann musste sie essen, solange bis dieser gestillt war.
 

Sie sprangen über die Dächer des wiedererbauten Konohas, direkt zum Hokageturm, der schon von weitem auszumachen war. Das Antlitz des Shinobidorfes, versteckt hinter den Blättern hatte sich seit seiner Zerstörung durch Pain verändert. Die Häuser waren strategisch so gebaut, dass die Dächer sich, je weiter man ins Zentrum vordrang, immer mehr erhöhten. Dadurch würde sicher gestellt, dass beim Eindringen des Feindes in Konoha, es so besser verteidigt werden konnte, da man den Vorteil der Höhe und die weite Übersicht durch diesen Baustil hatte. Auch waren die Zivilisten im Inneren, im Zentrum untergebracht zu ihrem eigenen Schutz. Was einst die alten Kage geschaffen hatten, war nun fort und ersetzt worden.

Und eine weitere Veränderung prangte deutlich sichtbar für jedermann in die Felsen gehauen. Neben den Kopf von Tsunade, der fünften Hokage, erhob sich seit langer Zeit ein weiteres Haupt, dass dem Vierten erstaunlich ähnlich sah. Majestätisch und uralten Wächtern gleich, thronten die sechs Dorfoberhäupter über Konohagarkurre, dem Dorf, versteckt hinter den Blättern. Als wären sie jederzeit bereit ihren Zorn auf die niederprasseln zu lassen, welche Konoha und seinen Bewohnern schaden wollten, dachte sich Kushina, als sie diese im Vorbeispringen sah.

Gerade erreichten sie den Hokageturm.

Sie durchquerten ein hohes Tor mit weitem und verzierten Bogen und traten ins Innere des Gebäudes ein. Sie wurden von den Wachen, als auch von den vielen herumlaufenden Ninjas, die allerlei zu tun hatten, in den Gängen genau gemustert. Besonders das Mädchen gewahrte mehr als einmal einen neugierigen Blick auf ihrer Gestalt, aber stets war Itachi an ihrer Seite und seine angespannte Haltung blieb niemanden, besonders den Gaffern nicht, verborgen. Daher wandten sie meistens ihre Aufmerksamkeit sehr schnell ab und liefen eiligst weiter.

Während Kushina das letzte Stück rannte und zum Raum hetzte, wo die Einsatzbesprechung stattfinden sollte, schritt Itachi, als hätte er alle Zeit der Welt, gemächlich den Gang entlang auf seine Freundin zu, die vor der Tür auf ihn wartete, denn allein dort reinzugehen, traute sie sich nicht. Sie brauchte auch hier seine kalten und tödlich funkelnden Augen, die jeden niederstarren würden, der es wagte, sie auf ihre Verspätung hinzuweisen.

Er legte besitzergreifend einen Arm um sie und öffnete selbst die Tür, welche mit einem Knarren nachgab.

Im Inneren richte sich die gesamte Aufmerksamkeit der bereits Anwesenden auf die beiden Personen, welche den Raum betraten.

Niemand sagte ein Wort, als Itachi mit einer knallroten Kushina im Arm direkt auf die ihnen zu gewiesenen Plätze marschierte, ohne sich um die neugierigen sowie missbilligenden Augenpaare zu scheren. Auch linste die Blonde die ganze Zeit auf den Boden und war dankbar, dass ihr Freund sie durch den Raum bugsierte, ohne das sie sich die Mühe machen musste, selbst den Weg zu ihren Sitzgelegenheiten zu finden.

Sie seufzte erleichtert, als sie endlich saßen.

Ein vernehmliches Räuspern erinnerte alle daran, warum sie hier waren.

„Nun gut, da wir jetzt vollzählig sind, kann ich ja beginnen. Echt jetzt!“, ertönte eine angenehm sympathische Stimme. „Also, dem Feind ist es gelungen, Sunagarkure endgültig einzunehmen. Da wir aber damit gerechnet hatten und eine vorzeitige Evakuierung in die Wege geleitet haben, sind die Verluste von Zivilisten und Shinobis minimal. Nichts desto trotz hätte eigentlich bei diesem Rückzug niemand ums Leben kommen dürfen. Echt jetzt! Das es dennoch geschehen ist, zeigt wie gewieft unsere Gegner unsere Aktionen vorausahnen können. Dies ist ein nicht zu duldender Umstand. Wir können es uns nicht leisten, weitere Shinobi zu verlieren, da wir bereits schwindend gering in der Unterzahl sind, nachdem auch alle anderen Stützpunkte durch unsere Gegner erobert wurden.“

Schweigen folgte diesen Worten.

Sie alle wussten, dass sie so nicht mehr lange würden durchhalten können. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Konoha fallen würde.

Noch dramatischer war es dadurch, dass hinter dem Redner eine Karte aufgestellt war. Konoha war als einziges noch nicht rot angestrichen. Auch das Land des Feuers war noch weitestgehend grün, als Kennzeichen dafür, dass es nicht in der Hand des Feindes war. Aber im Vergleich zudem Rest, war es ein schwindend geringer Teil, der deutlich machte, wie verzweifelt die Situation war und wie nah sie daran waren, zu verlieren gegen Madara und seine Schergen.

„Hat jemand eine Idee, wie sich das Blatt noch wenden lässt!“, erkundigte sich der Sprecher.

Alle wussten, dass es nur noch eine Möglichkeit gab. Eine einzige Chance, um den Spieß doch noch herum zu drehen.

Alle Augen richteten sich auf Kushina. Erwartungsvolle Stille machte sich breit und ließ eine unangenehme Spannung aufkommen.

Ich bin gar nicht da! Lalalala. Ihr sehr mich gar nicht!

„Nein!“, kam es kalt und schneidend von Itachi, der Mühe hatte seine Wut unter Kontrolle zu behalten während Kushina bei dieser lauten Ansage verschreckt zusammen gezuckt war.

Er würde es niemals zu lassen, dass sie in so etwas hinein gezogen werden würde. Niemals!

„Das ist verrückt! Das würde nie und nimmer klappen!“, versuchte er jedes dagegen protestierende Wort im Keim zu ersticken.

„Aber vielleicht ist das die einzige Lösung. Oder hast du eine bessere Idee?“, fragte Shikamaru Nara mit ernster und gefasster Stimme. Er hatte sich im Lauf der Jahre nicht viel verändert. Noch immer trug er seine Haare zu einem Zopf zusammen gebunden, der seinem Schädel die Form einer Ananas verlieh. Aber eine hässliche Narbe verlief nun quer über seine rechte Wange und auch seine sonst so ruhigen Augen, wirkten müde und leer. Seine Eltern waren nach drei Jahren gefallen, beide am selben Tag, als wollte das Schicksal es, dass beide nicht lange ohne den anderen sein mussten. Auch Choji weilte nicht mehr unter ihnen, was besonders bitter für den Nara war. Temari, die ebenfalls noch als Ninja aktiv war und seine beiden Kinder Shikaku und Asuma waren sein Halt gewesen, was ihn nicht aufgeben hatte lassen. Dennoch hatte er sich eine Zukunft für seine beiden Jungs und seine Frau gewünscht, die frei von Krieg und Tod gewesen wäre. Aber stattdessen kannten seine Kinder nichts anderes als den Krieg. Frieden, die Bedeutung dieses Wortes war ihnen fremd, wie auch allen anderem in dieser Zeitspanne geborenen Kindern.

Temari, die ebenfalls anwesend war, strich ihrem Gemahl beruhigend über seinen Arm. Doch auch sie war derselben Meinung wie ihr Ehemann. Auch sie hatte durch ihren Einsatz mitten im Geschehen genug Leid und Tod gesehen. Sie wollte das nicht mehr.

Asuma und Shikaku enthielten sich einer Zustimmung. Sie wussten, warum Itachi sich so vehement gegen diesen Plan aussprach und konnten es nachvollziehen. Besonders Asuma, der im selben Alter wie Kushina war und ein enger Freund. Aber auch Shikaku, der sich drei Jahre älter als sein Bruder zählen konnte, fand das Mädchen sympathisch und sagte daher ebenso nichts. Beide Shinobis saßen neben ihren Eltern.

„Genau, dann schlag DU doch eine Alternative vor!“, ergriff nun auch Ino Yamanaka Partei für ihren einstigen Teamkameraden. Graue Strähnen zierten ihr einst goldblondes Haar und ein verbitterter Zug hatte sich um ihren Mund gelegt. Sie war Witwe. Sai, mit dem sie ihr Glück gefunden hatte, war mit Choji bei derselben Mission ums Leben gekommen und hatte sie mit ihren drei gemeinsamen Kindern allein gelassen. Ina, Irina und Ira hatten nur wenig Zeit mit ihrem Vater verbringen können. Die Mädchen waren alle nicht älter als 10 Jahre und somit waren ihre Erinnerungen an Sai sehr dürftig. Ino verfluchte diesen Krieg, der ihr ihre große Liebe genommen hatte sowie den Kindern den Vater und sie wollte, dass er endlich aufhörte. Auch wenn dies diese unvorhersehbaren Konsequenzen nach sich ziehen würde. Oft genug musste sie auch die beiden Jungen von Temari beruhigen, wenn ihre Eltern nicht rechtzeitig von einer Mission zurück waren. Dieser ängstlicher Glanz in den Augen der Jungen als sie jünger gewesen waren, wie bei ihren Eigenen, und die große Erleichterung, wenn Temari und Shikamaru doch lebendig zurück kamen. Das alles war sie so Leid.

Tenten, die neben der Blonden saß, konnte ihr im Stillen nur zustimmen. Naruto und Neji, ihr Sohn und ihr Ehemann saßen ebenfalls nicht weit von ihr. Für ihre beiden Männer wünschte sie die Ama, dass sie nicht mehr töten mussten. Viele Narben zierten ihre Körper und Gesichter. Doch auch unsichtbare hatte der Krieg ihren beiden Liebsten zu gefügt. Neji hatte ein Bein verloren und sein rechtes Auge, zudem war er so sehr verbittert, dass er nicht einmal mehr sie an sich heran ließ. Außerdem weil er nun das Oberhaupt seines Clans war, ließ er nun auch keine bzw. kaum mehr Gefühle zu. Sein Onkel, und seine beiden Korsinnen zählten ebenso zu den Opfern des Krieges wie viele andere. Das Ableben von Hizashi hatte dafür gesorgt, dass es ein Spross aus dem Nebenfamilie zum Oberhaupt geschafft hatte.

Auch Naruto, der ihr schokobraunen Haare und die schneeweißen Augen der Hyuuga geerbt hatte, litt sichtlich darunter, dass Kusuma, sein bester Freund und der Sohn von Kurenai und Asuma vor nicht Mal einer Woche gestorben war. Still und in sich gekehrt, hatte er ein paar Stühle weiter seinen Platz gefunden und gab sich teilnahmslos und kalt. Schon viele geliebte Menschen hatte ihr Sprössling verloren und jedes Mal hatte es ihm das Herz herausgerissen vor Schmerz. Wie sein Vater hatte er sich abgeschottet und scheinbar alle Hoffnung aufgegeben auf den Frieden, weil der Verlust seines Freundes ihn in tiefe Trauer und Verzweiflung gestürzt hatte.

Ebenso wie den Nara, der seitdem er dieses Schreckensnachricht gehört hatte, nur noch ein Schatten seiner Selbst war. Sein Patenkind war für ihn nach all dieser Zeit auch wie ein Sohn gewesen, daher schmerzte dessen Ableben umso mehr.

„Genau, mach einen besseren Vorschlag, der auch wirklich funktionierten könnte!“, mischte sich nun Kiba Inuzuka ein. Ihn hatten seine Feinde besonders übel mitgespielt. Er war der Letzte seines Clanes, wie einst Sasuke Uchiha. Niemand von seinen Angehörigen hatte die Jahre des erbittert andauernden Krieges überlebt. Alle nacheinander waren sie gefallen. Durch Attentate, Scheitern von Missionen, Angriffen von ihren Feinden. Nur noch Akamaru und seine kleine Tochter Hana, benannt nach seiner toten Schwester, waren ihm geblieben. Die Mutter seines Kindes stammte aus einem anderem Dorf und verstarb bei der Geburt.

Viele solche Paare hatten sich im Verlauf des langen Kampfes ergeben und zusammen gefunden. Sei es Temari und Shikamru oder Kiba und Lana, seine verstorbene Lebensgefährtin. Durch die Allianz der Ninjadörfer war der Zusammenhalt innerhalb dieses Bündnisses mehr und mehr gewachsen. Natürlich auch durch den Zuspruch beispielsweise durch Gaara Sabukuno, den einstigen Kazekagen von Sunagarkure. Mittlerweile war es alltäglich geworden, dass man Partner verschiedener Dörfer in trauter Zweisamkeit sah und sie Familien gründeten. Dieser Krieg, so viele Opfer er auch forderte, hatte es geschafft die Menschen zusammen stehen zu lassen in der dunkelsten Stunde ihrer gemeinsamen Geschichte.

Dennoch wog es all das vergossene Leid nicht auf. Den Schmerz, die Trauer, die Wut und den Hass.

Kushina zuckte bei jeder neuen Aussage zusammen und spürte wie Itachi neben ihr, immer ungehaltener wurde. Aber sie fühlte und litt mit den Anwesenden, konnte es nachvollziehen, wieso sie diesem Plan zu stimmten. Weil sie es Leid waren, sie wollten endlich Frieden. Sie verstand es nur zu gut, obwohl sie die genaue Bedeutung des Wortes nicht ermessen konnte.

Die Atmoshäre in dem Raum wurde zunehmend geladener.

Konohamaru Sarutobi, der neben seiner Lebensgefährtin Moegi, seine ehemaligen Teamkamerdin saß, äußerte ebenfalls seine Meinung zu diesem Thema. „Itachi, ich kann verstehen, dass du Angst hast, was dann mit ihr und auch uns passiert, auch ich möchte das eigentlich nicht!“ Dabei betrachtete er den gerundeten Bauch seiner Freundin mit einem wehmütigen und doch liebevollen Lächeln. Er legte seine Hand auf die gespannte Haut und strich einmal zärtlich mit dieser hinüber. Es würde ihr erstes gemeinsames Kind sein. „Aber was gibt es für eine Alternative? So vieles haben wir versucht und so viele Menschen sind schon gestorben. Wenn dies die einzige Möglichkeit ist, die uns noch bleibt, dann bin ich“, er wurde unterbrochen als ein sanftes Zwicken von Moegi ihn daran erinnerte, dass er nicht für sich allein sprach, „Nein, dann sind wir beide bereit, die daraus resultierenden Konsequenzen zu tragen.“ Traurig blickten sie sich beide an, doch entsprachen die Worte des jungen Sarutobi der Wahrheit. Den Schmerz, seinen Großvater, seinen Onkel, seinen besten Freund Udon, seinen Sensei Eibsu und schließlich auch seinen Cousin zu verlieren, hatten ihn zu dieser Entscheidung kommen lassen. Auch hatte ihn der Krieg nicht verschont. Vor zwei Monaten war er so schwer verletzt gewesen, dass es nicht gut um sein Leben gestanden hatte. Aber eine seiner Schülerinnen hatte ihm das Leben gerettet unter dem Einsatz ihres eigenen.

Auch die anderen Shinobi stimmten damit überein, welche sich ebenfalls im Raum befanden.

Shino und sein Vater Shibi sowie dessen Gattin. Der jüngere Abrume hatte seine Frau im Krieg verloren und hatte sich seitdem keine Neue gesucht. Zu groß war seine Liebe zu ihr gewesen. Tsunade, die alt und runzlig geworden war. Gebeutelt und ausgemergelt, aber dennoch mit einem wachem Verstand.

Shizune und Kakashi, die geheiratet hatten. Der Hatake hatte sich lange gegen diese Verbindung gesträubt, da er eine starke Verlustangst entwickelt hatte, nachdem Tod seiner ersten großen Liebe Rin. Aber schließlich hatte er seinen Gefühlen für die ehemalige Gehilfin der Fünften zugelassen. Kinder allerdings waren dem Paar nicht vergönnt gewesen.

Gai, der immer noch um seinen besten Schüler Rock Lee trauerte und nun mit Kurenai zusammen war, die allerdings ebenso um ihren gefallenen Sohn weinte.

Anko, die ihren Freund verloren hatte.

Gaara, der seine Leute nach Konoha evakuiert hatte und bei dieser Aktion sowohl seine Frau Matsuri, als auch seinen Sohn Kin nicht mehr lebend wieder gesehen hatte. Obwohl er noch seine Geschwister und seine Neffen hatte, war nach diesem Ereignis etwas indem Ninja zerbrochen. Wo er zuvor noch wie sein bester Freund, der ihn einst gerettet hatte vor der Einsamkeit, daran geglaubt hatte, dieser Krieg würde bald ein Ende nehmen würde, war es ihn nun gleichgültig.

Kankuro, der mit seinem Bruder litt und immer noch alleinstehend war.

Iruka, der so viele seiner ehemaligen Schüler zu Grabe getragen hatte.

Yamato, gezeichnet durch die grausame Gefangenschaft in den Händen des Feindes und einer der Wenigen, die diese schreckliche Folter überlebt hatten.

Und viele andere, die ebenso einen Verlust zu verschmerzen hatten.

„Ich denke, dass wir es ebenfalls tun sollten!“, sprach nun auch Sasuke Uchiha, sich der Mehrheit anschließend. Er saß weit vorne und somit gut sichtbar für jeden Anderem im Raum. Sein Gesicht war ohne falten geblieben und wirkte immer noch so jugendlich wie bisher. Neben ihm saß seine Frau Sakura, die den Blick abwandte, denn sie konnte ihrem Sohn nicht länger in die Augen sehen, als ihr Gatte diese Worte laut aussprach. Für sie fühlte es sich an, als würde sie Itachi hintergehen, was ja auch zu einem gewissen Maße stimmte.

Die vorher aufgebaute Spannung entlud sich.

„VATER! Wie kannst du mir so in den Rücken fallen! Du weißt doch ganz genau, was es bedeuten würde!“, rief Itachi wütend seinem Erzeuger entgegen. Er wollte aufspringen und sich auf diesen stürzen, was sonst gar nicht seinem kühlen überlegten Naturell entsprach. Aber wenn es um Kushina ging, vergaß er diese Dinge schon einmal. Außerdem hatten er und sein Vater nicht das beste Verhältnis zueinander. Dafür waren sie sich einfach zu ähnlich.

Seine Mutter setzte zu einem Schrei an, auch andere erhoben sich, um einzugreifen.

Aber noch ehe jemand handeln konnte, war ein goldblonder Schatten zu sehen gleich einem Blitz, der den hitzigen Mann auf seinen Stuhl zurück presste. „Na, na, Itachi, dass ist kein Grund gleich auf deinen Vater loszugehen! Echt jetzt!“, erklang es tadelnd von seinem Gegenüber.

Erleichterung machte sich breit und Sasuke, der sowieso mit so einer Aktion seines widerspenstigen Sprösslings gerechnet hatte und doch gleichzeitig mit dem Eingreifen desjenigen, lächelte nur verhalten. „Danke Dobe, dass du mich davor bewahrt hast, meinen Sohn vor der versammelten Ninjaschaft zu blamieren!“

„Keine Ursache, Teme!“, erwiderte Naruto Uzumaki. Der 6. Hokage von Konoha. Der einstige Chaosninja Nummer eins sah seinem Vater nun ähnlicher als je zuvor. Es war geradezu erschreckend, wie sehr sich die beiden glichen. Auch waren seine Haare länger geworden und als Ehrenbezeichenung dem Vierten gegenüber trug er dieselbe Frisur wie Minato Namikaze. Doch nicht nur sein Aussehen ähnelte dem seines Vaters, auch sein Verstand hatte sich weiter entwickelt. War er früher ein junger Mann gewesen, dem es sehr schwer gefallen war, komplizierte Zusammenhänge zu durchschauen, gelang es ihm nun mit viel Übung auch so. Seine Erfahrungen ließen ihn mittlerweile kluge Entscheidungen treffen und seine Sympathie und Ehrlichkeit, sowie auch sein Charisma verliehen ihm die Autorität eines Anführers mit diplomatischem Geschick. Doch war das Wissen schwer erworben und wie alles in seinem Leben hart erarbeitet.

Noch immer hielt Naruto den einzigen Spross der Uchihas eisern fest, denn er bemerkte, wie dieser sich verbissen gegen seinen harten Griff wehrte.

„Papa, bitte lass ihn los!“, ersuchte ihn die bittende und flehende Stimme seiner Tochter. Kushina hatte Tränen in den Augen und bebte. Sie versuchte ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Aber der plötzliche Schock darüber, wie schnell Itachi außer Kontrolle geraten konnte, war zu viel für ihre schon angefressenen Nerven. Außerdem hatte sie eigentlich vorgehabt ihrem Vater zu offenbaren, dass es ihr gelungen war, Kyuubi auf ihre Seite zu ziehen. Doch nun, da es offensichtlich feststand, dass Plan B in Kraft treten würde, wagte sie dies nicht mehr.

Naruto seufzte schwer.

Er konnte seinem Augenstern halt nichts abschlagen, war sie doch das einzige, was noch von seiner Familie existierte. Hinata, die er später geheiratet hatte nach ihrer gemeinsamen Nacht vor seinem Weggang, war entführt und vom Feind zu Tode gefoltert worden, weil sie sich geweigert hatte, wichtige Informationen preis zu geben. Yiraya und Minato, seine erstgeborenen Zwillinge, waren zusammen mit Kusuma vor knapp einer Woche gestorben. Das war ein schwerer Schlag nicht nur für ihn, sondern auch für Kushina gewesen.

Beinahe hätte ihn dies gebrochen, aber dann hatte er in die Seelenspiegel seiner Tochter geblickt und wieder versucht, neuen Mut zu fassen, was ihm auch gelungen war. Außerdem hatte er einst versprochen seinen Weg zu gehen, egal wie viel Schmerzen er zu erleiden hätte und nie den Glauben an sich selbst zu verlieren. Er würde Wort halten, denn das war sein selbst gewählter Nindus.

Der amtierende Hokage ließ den Westenkragen von Itachi los und behielt ihn wachsam im Auge, ob er nicht doch noch versuchte, an ihm vorbei zu seinem Vater zu gelangen.

Doch Fehlanzeige, der junge Mann atmete nur heftig ein und aus und versuchte sich wieder in den Griff zu kriegen. Nicht sehr hilfreich dabei war Kushinas anhaltendes Schluchzen.

Der Konochi war diese ganze Situation einfach viel zu viel. Sie wollte hier weg und am liebsten flüchten. Ausreißen und weit fort, wo es keinen Krieg gab, keine Verluste, keine Trauer, keinen Schmerz, sondern nur Frieden und Ruhe.

Ich will nicht mehr!

Naruto brach es das Herz seine kleine Prinzessin so bitterlich weinen zu sehen und am liebsten wollte er sie trösten, doch dies konnte er im Moment nicht. Es würde ihr nicht helfen und ihm noch weniger, da er jetzt in der Position des Dorfoberhauptes handelte, und nicht in seiner Rolle als ihr Vater fungierte.

Schließlich legte Itachi einen Arm um das kleine Häufchen Elend neben ihm und drückte sie an sich. Kalt blickte er die anderen an, die es wagten seine Augen zu kreuzen. Einige schauten betreten von dieser Situation weg, andere senkten nicht den Blick und erwiderten ihn.

„Nun gut, ihr habt die Mehrheit gehört. Ich habe auch mit den anderen Oberhäuptern der Allianz gesprochen und sie haben einstimmig beschlossen, dass wir den Plan echt durchführen sollen.“ Die Anführer der ehemaligen Großmächte befanden sich zu ihrem Schutz an einem geheimen Ort, weil der Feind es speziell auf ihr Leben abgesehen hatte. Naruto sowie der Aufenthaltsort von Gaara waren bekannt, aber auch nur, da sie sich zu Wehr setzen konnten. Alle anderen waren schwer angeschlagen.

Itachi gab sich bei dieser Aussage resigniert geschlagen und presste stattdessen Kushina nur weiter an sich.

Naruto, der nun sicher war, dass der Uchiha würde sitzen bleiben auf seinen Platz, ging wieder nach vorne, wo er schon die ganze Zeit gestanden hatte. Still betrachte er seine Freunde. Viele waren gebrochen. Viele nicht mehr am Leben. Der Krieg hatte sie gezeichnet.

„Also wir werden alle Vorbereitungen für die Zeremonie sofort in die Wege leiten.“ Er verteilte die Aufgaben und niemand widersprach ihm. Er hatte die Erfahrungen eines Hokagen, ihr Vertrauen und noch immer die geöffneten Herzen der Meisten auf seiner Seite.

„Ich will sie begleiten!“, mischte sich nun wieder Itachi ein.

Naruto lächelte. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, dass seine Tochter ausgerechnet an ihn geraten war. Den kalten Vollstrecker, wie er aufgrund seines gnadenlosen Umgangs mit dem Feind und seines herausragenden Genies als Stratege von vielen hinter vorgehaltener Hand bezeichnet wurde. Auch seine zur Schau gestellte Kälte und sein Hang, ohne zu zögern, töten zu können, hatten ihn diesen Namen eingebracht. Aber man konnte sagen, was man wollte, feige war der Junge nicht und das er seinen Augenstern offensichtlich liebte, bewies, wie er vorhin versucht hatte gegen den Plan zu argumentieren und sie beschützend in diesem Augenblick an sich drückte. Ja, es steckte der Mumm seines Vaters in ihm und die hingebungsvolle Liebe, welche seine Mutter ihm vererbt hatte. Und schon allein, dass er in Hinsicht auf seine Tochter Gefühle an den Tag legte, war erstaunlich und bemerkenswert. Itachi würde alles für Kushina tun, dessen war sich der Hokage der sechsten Generation gewiss Echt jetzt!

„Natürlich, wenn das dein Wunsch ist, so werde ich dem entsprechen!“

Itachi nickte und hörte das unterdrückte Schlucken von Tränen seiner Mutter.

Diese krallte sich halt suchend an ihren Gatten, der wiederum verstand die Entscheidung seines Kindes bei der Frau zu bleiben, die er liebte und respektierte diese. Auch wenn sein Sprössling fast in jederlei Hinsicht nach ihm kam, war er doch froh, dass Sakura ihm ihren Sinn für Anstand, Treue, Liebe und Freundschaft mit auf dem Weg gegeben hatte. In dieser Hinsicht unterschied sich der Junge vollkommen von ihm. Er würde niemals, so wie er, wegen der Aussicht auf Macht und Rachgelüsten, seine Freunde und Verwandten hintergehen. Zu einem Verräter werden. Niemals. Und diese Tatsache machte Sasuke unglaublich stolz. Doch er würde dies nicht im Angesicht eines anderen zugeben. Vielleicht erst im Angesicht des Todes selbst .

Tröstend legte Sasuke einen Arm um seine Frau, die er liebte.

Nach dieser kurzen Unterbrechung, nahm Naruto seine Befehle wieder auf und erteilte Weitere an die Anwesenden.

In zwei Stunden würde der Plan durchgeführt werden.

Solange hätten die beiden Zeit, um einige Habseeligkeiten zusammen zu packen. Ausrüstung und Montur würde dann bereit stehen, sodass sie damit keine kostbare Minute verschwenden mussten.
 

Kushina stand auf den Kopf ihres Vaters, der in die Felsen gehauen war und blickte auf Konoha nieder, welches 16 Jahre lang ihre Heimat gewesen war. Ihr Zuhause. Ihre Zuflucht vor dem Krieg.

Das Bild hatte sich verändert. Alles wirkte trostloser, härter, nicht mehr friedlich und idyllisch wie es zu der Zeit gewesen sein musste, als ihr Vater in ihrem Alter gewesen sein musste.

Trauer, Wut und Hass ließen sie sich daran erinnern, was sie durchgemacht hatte.

Sie hatte ihre Mutter nie kennen lernen dürfen, denn als diese entführt wurde, war sie gerade einmal zwei gewesen. Viel zu jung um prägende Details im ihrem Gedächtnis an sie gespeichert zu haben. Das einzige, was sie wusste, war, dass Hinata eine wundervolle sanfte Stimme besessen hatte. Ihre liebliche Melodie hatte sie stets in den Schlaf gesungen.

Das sie nur ein Mal das Wort Mama hätte sagen dürfen, dafür hatte sie fast alles gegeben.

Mama!

Ihre Brüder hatten immer gemeint, Kushina habe dieselbe Stimme. Genauso sanft, weich und liebevoll.

Minato und Yiraya waren vier Jahre älter als sie gewesen. Genauso wie Itachi. Daher war es nicht verwunderlich, dass die drei unzertrennlich wurden, als sie gemeinsam im Haus der Uchiha aufgewachsen waren.

Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg von den Augen Kushinas über ihre Wangen.

Sie hatte beide noch ein letztes Mal vor ihrer Abreise besucht. Hatte vor den Grabsteinen gestanden und ihnen auf unbestimmte Zeit Lebewohl gesagt.

Zärtlich wurde die Perle aus Wasser fortgewischt.

Die Blonde schaute zu Seite und sah stolz und aufrecht Itachi neben sich stehen. Die Sonne, welche im Begriff war unter zu gehen, strahlte auf ihn hinab und verlieh ihm das Aussehen eines mythischen Helden. Auch ihm hatte der Tod seiner beiden besten Freunde sehr zu schaffen gemacht, doch hatte er sich äußerlich nichts anmerken lassen. War kalt und distanziert wie immer geblieben, außer zum einem gewissen Maße ihr gegenüber und vielleicht noch seiner Mutter, aber das konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen.

Der Schwarzhaarige sagte nichts bei dieser Bewegung, aber seine Geste bewies, wie aufmerksam er sie beobachtet hatte.

„Es ist soweit!“, meinte er nach einigen Augenblicken sachlich.

Ich will nicht!

Kushina nickte abwesend und strich noch einmal mit der Hand über ihren Bauch. Niemand wusste von dem kleine Lebewesen in ihr, außer Kyuubi. Von ihrem kleinen Wunder, dass ihr Kraft gab, weiter zu machen.

Dir wird nichts passieren, ich verspreche es!

Sie hatte angst, konnte aber doch nichts daran ändern, dass sie sich dem Plan beugen musste. Es war ihr von Anfang an klar gewesen, dass es keinen Sinn hatte, sich in dieser Hinsicht zu wehr zu setzen.

Ein lauer Wind kam auf, als ob er sich von ihnen verabschieden wollte.

Itachi streckte seine Hand aus und Kushina legte ihre vertrauensvoll in seine. Gemeinsam gingen sie zu dem verabredeten Treffpunkt, wo ihr Vater, der neben Sasuke und Sakura stand, bereits wartete auf ihre Ankunft.

In den zwei Stunden, die ihnen gegeben worden waren, hatte Kuhina sich auch von ihren Freunden und Bekannten verabschiedet, doch nichts wäre es im Vergleich dazu, den hier Anwesenden Lebewohl sagen zu müssen.

Das junge Mädchen hatte ihre Finger fest mit den Händen Itachis verflochten, doch jetzt löste sie sich kurz von ihm.

Zuerst ging sie zu der Rosahaarigen. Sakura hatte tiefe Sorgenfalten bekommen, war sie doch nachdem Abtreten der Hokage den Posten an Naruto, allein für das Krankenhaus verantwortlich gewesen. Außerdem hatte sie mit dem Tod Hinatas die Erziehung der drei Halbwaisen mit übernommen. Sie hatte den leeren Platz im Herzen der verstörten Kinder gefüllt, den Hinata mit ihrem Ableben hinterlassen hatte. Die ehemalige Haruno war die einzige Mutter, die Kushina, Minato und Yiraya je gekannt hatten. Das Mädchen blickte in die grünen vertrauten Smaragde und sah Tränen in ihnen schimmern, die unaufhaltsam ihren Weg suchten. Sakura streckte die Arme aus und zog die zierliche Blonde an sich. Diese mütterlichen Arme, der vertraute Geruch nach Kirschblüten und Gewürzen. Kushina schmiegte sich an den warmen Körper und konnte sich nur schwer dazu überwinden, diesen loszulassen. Er gab ihr Halt und Schutz seid sie denken konnte. Tröstete und bestärkte sie.

Dann, als sie es schließlich tat und sich abwandte, sah sie Sasuke an. Er war wie ein lieber Onkel. Doch da er auch sein ganzes Leben selbst seinem eigenen Kind distanziert gegenüber getreten war, umarmte sie ihn nur flüchtig und wandte sich darauf ihrem Vater zu.

Naruto besah sich seine Tochter. Sein jüngstes Kind. Sein Augenstern. Er konnte es immer noch nicht recht fassen, dass diese junge Frau vor ihm seine Tochter sein sollte. Sie sah Hinata trotz der Haarfarbe verblüffend ähnlich, doch konnte er auch Gesichtskonturen seiner eigenen Mutter in ihr wahrnehmen. Von ihm hatte sie rein äußerlich nur die goldblonden Haare und er war auch für die einzigartige Mischung ihrer Augenfarbe verantwortlich. Sobald er wusste, war sie die einzige, die nicht vollkommen die Augen der Hyuuga geerbt hatte. Eine Ausnahme. Eine Anomalie. Doch es hatte ihn ehrlich gefreut und besonders stolz gemacht auf sein Nesthäkchen. Seine Prinzessin. Er wollte sie nicht gehen lassen, aber ihm blieb keine Wahl. Für das Wohl seiner Leute und dem Beenden dieses elenden Krieges, ließ er nun auch sein letztes Kind ziehen.
 

„Sie ist wunderschön!“, hauchte ein junger blonder Mann ehrfürchtig.

Eine Frau mit nachtscharzen Haaren, dass bei intensiver Einstrahlung der Sonne die Angewohnheit hatte, bläulich zu schimmern, lächelte nur matt. Sie lag in einem großen Krankenhausbett und wiegte in ihren Armen ein kleines Bündel.

Das Baby schlief tief und friedlich. Man sah deutlich, dass es sich an der Brust seiner Mutter überaus wohl fühlte. Ab und zu hörte man aus dem kleinen Mündlein Geräusche machen, die bezeichnend dafür standen, dass es glücklich und zufrieden war. Es hatte es warm, gerade gegessen und befand sich in der Gegenwart von Menschen, die es über alles liebten.

„Darf ich sie auch mal halten?“, fragte ein kleiner Junge neben dem Mann zaghaft und leise. Seine Haare waren wie die seines Vaters goldblond, doch seine Augen hatte er aus dem Clan seiner Mutter geerbt, genauso wie sein Zwillingsbruder, der still neben ihm saß.

Hinata lächelte milde.

„Sie schläft gerade, Minato!“, antwortete Naruto seinem Sohn.

„Bitte!“, kam es flehend von dem Vierjährigen. „Ich pass auch ganz doll auf!“

Seufzend wandte sich der Uzumaki an seine Frau. Diese nickte und gab damit ihr Einverständnis.

„Komm her, Minato, setz dich neben mich, damit ich sie dir in die Arme legen kann!“, wies ihn seine Mutter an. Der Kleine ließ sich das nicht zweimal sagen und rutschte vorsichtig und geräuschlos, darauf bedacht seine süße Schwester nicht zu wecken, an ihre Seite.

Währenddessen besah sich Yiraya das ganze äußerst skeptisch und auch ein bisschen eifersüchtig. Er wollte auch das Baby halten dürfen und nicht nur sein Bruder. Doch er war klug genug, jetzt keinen lauten Protest einzulegen, weil ihr Vater sie ermahnt hatte, leise zu sein, wo sie das Zimmer betreten hatten.

„So hier!“, sagte Hinata. Gerade legte sie ihrem Sprössling das Neugeborene in die kleinen Ärmchen. Minato war ganz verzückt davon, den Säugling halten zu dürfen. Das Baby war in eine weiche Decke gehüllt und duftete irgendwie süß nach Honig, fand das Kind. Ein kleiner blonder Haarflaum war auf dem Köpfchen auszumachen und der kleine warme Körper fühlte sich gut auf seinem Schoss an, befand der Vierjährige, der sonst allen Dingen eher kritisch gegenüber stand. Die Äuglein waren geschlossen und das Gesichtchen sah irgendwie zerknautscht aus, schoss es ihm zusätzlich durch seine Gedanken.

Sein Bruder kletterte vorsichtig neben sein Pendant und strich über die noch raue Haut von der Geburt der Kleinen.

„Wie heißt sie?“, fragte Yiraya neugierig seine Eltern.

Hinata, die es unglaublich glücklich machte, ihre drei Kinder so beieinander zu sehen, schaute zu Naruto. Da sie bei den Zwillingen die Namen ausgesucht hatte, war es jetzt an ihm, einen Passenden für ihre gemeinsame Tochter zu finden.

Der Angesprochene grinste schelmisch. „Kushina Hinata Uzumaki!“

„Ist das nicht derselbe Name, den Mama auch hat!“, quatschte nun Minato dazwischen.

Naruto schmunzelte erneut und sah hinüber zu seiner Frau, die flammend errötet war. „Ja, ist es. Aber ich finde, das passt zu ihr!“, meinte der Hokage. „Sie wird schön wie ihre Mutter werden und vielleicht auch dickköpfig, wie ihre Großmutter.“ Liebevoll strich der Uzumaki Hinata eine Strähne hinter das Ohr, was sie bei dieser intimen Geste in der Gegenwart ihrer Kinder noch mehr die Röte ins Gesicht trieb.

Sowohl Minato, als auch Yiraya zuckten daraufhin nur mit den Achseln. Beide sahen wieder hinunter auf das Baby und fanden, dass ihr Vater recht hatte. Irgendwie wie die Faust auf das Auge, der Name war passend.

Eine kleine Weile saß die Familie noch zusammen und vergaß für wenige Augenblicke, dass Krieg herrschte. Diesen friedvollen Moment des Glücks wollten sie sich nicht nehmen lassen. Sie hatten ihn verdient und er war so wichtig in einer Zeit, wo der Tod mehr an der Tagesordnung stand, als das Leben.

Doch dann wurden sie eingeholt.

Leise öffnete sich die Tür zu dem Raum. Ein rosanner Haarschopf war zu sehen.

Widerwillig wandte sich Naruto von seiner Familie ab. Die Zwillinge schliefen inzwischen auf dem Nebenbett und veranstalteten ein Schnarchkonzert um die Wette und Hinata mit dem Baby im Arm summte leise vor sich hin, doch als sie das Geräusch vernommen hatte, hielt sie in ihrem Tun inne.

„Die Versammlung beginnt gleich!“, murmelte Sakura bedauernd, dass ihrem besten Freund nicht mehr Zeit vergönnt gewesen war. Aber seine Anwesenheit war unabdingbar und notwendig als Hokage des Dorfes Konoha.

„Ich komme gleich, Sakura-Chan!“

„In Ordnung, ich warte draußen!“, entgegnete die Uchiha.

Naruto drehte seinen Kopf wieder und schaute Hinata an. Sie war jetzt vierundzwanzig Jahre alt und ihre langen wunderschönen Haare reichten ihr bis zur Taille. Jetzt waren sie gebändigt zu einem Pferdeschwanz. Man sah ihr die Strapazen der Geburt nicht mehr an. Im Gegenteil, sie hatte nie wundervoller auf ihn gewirkt. Ihre schneeweiße Haut, ihr heller Teint, die üppigen Kurven, noch verstärkt durch die Schwangerschaft und dieser Glanz in den vollmondfarbenen Augen. Ein Strahlen, dass von Innen kam und nur frischgebackenen Müttern zu Eigen schien.

Er liebte sie.

Für ihr Wesen.

Für ihre Liebe.

Für ihre Wärme.

Für ihre Opferbereitschaft.

Für alles.

Flehend ruhten ihre Seelenspiegel auf ihm. „Geh noch nicht!“, flüsterte sie bittend.

Zu selten war er bei ihr. Zu selten war er einfach nur ihr Ehemann und der Vater ihrer Kinder.

Zu oft nahmen ihn seine Verpflichtungen in Anspruch. Zu häufig war er nicht an ihrer Seite, wenn sie ihn brauchte wie auch, als sie ihr erstes Kind verloren hatte. Zu dieser Zeit hatte sie allein mit dieser Tatsache fertig werden müssen.

Aber gleichzeitig verstand sie auch, dass es nicht machbar. Er hatte seinen Kindheitstraum erfüllt und stand dazu mit all seinen Konsequenzen. Sie hatte gewusst, als sie ihn geheiratet hatte, dass sie ihn immer würde teilen müssen. Mit den Dorfbewohnern Konohas, mit seinen Kameraden, mit seinen Freunden. Nie würde er ihr ganz allein gehören und auch dafür liebte sie ihn ebenso.

Naruto strich ihr liebevoll über die Wange. „Ich wünschte, ich könnte!“, sprach er mit bebender Stimme.

Verstehend nickte sie und blickte auf ihre kleine Tochter hinab wie es auch Naruto tat.

In diesem Moment öffnete das Baby zum ersten Mal seine Augen, wählte diesen Moment der kurzen Trennung und verblüffte damit seine Eltern über alle Maßen. Denn beide hatten fest damit gerechnet, dass Kushina wie auch ihre Brüder die Augen ihrer Mutter geerbt hätte. Doch dem war nicht so.

Ihre Iriden waren ein Gemisch aus der Farbe des hell erleuchteten Vollmondes und dem des Firmaments an einem strahlenden Sommertag. Vollmondlicht und Himmelblau.

„Sie ist wirklich einzigartig. Dankeschön!“, brachte Naruto nach einem Moment des ehrfürchtigen Schweigens heraus.

Hinata lächelte wieder und nickte.

Sie wusste, wie das letzte Wort gemeint war. Er, der immer allein gewesen war, ohne Familie, ohne Eltern, die ihn hätten unterstützen und anleiten können, war zutiefst dankbar. Denn Hinata hatte ihm seinem heimlichen Traum, den er nicht überall hinaus posaunt hatte in die Welt, erfüllt. Er war nicht mehr allein. Mit ihr und seinen Kindern, mit seinen Freunden und Kameraden, war er nicht mehr einsam.

Er küsste sie zum Abschied innig und auch seine Tochter hauchte er einen auf das kleine Köpfchen. Das Mädchen regte sich nicht und lag ganz still. Sie sah ihn unergründlich an mit ihren kleinen Augen an, als ob sie schon alle Geheimnisse des Lebens wüsste und Dinge gesehen hatte, die ihm noch lange verborgen sein würden und mit einer nicht zu deutenden Weisheit, welche nicht in die Iriden eines Neugeborenen gehörte.

Er winkte noch ein letztes mal, ehe er durch die Tür schritt.
 

Der Hokage der sechsten Generation riss sich schließlich zusammen und strecke seine Arme nach ihr aus. Kushina ließ sich natürlich nicht zweimal bitten und erwiderte seine Geste. Es würde das letzte Mal sein, das sie die wohltuende und beruhigende Nähe ihres Papas spürte. Das letzte Mal, dass sie seinen Duft nach Ramen und Wald würde riechen können. Auch bei ihm weinte sie bitterlich.

Kurze Zeit gab Naruto sich der Vorstellung hin, wie es wäre, wenn sich seine Familie vollzählig von ihr verabschieden konnte. Hinata hätte sie vielleicht nicht gehen lassen und wie eine Löwin, die ihr Junges verteidigt, so wie Itachi gegen den Plan argumentiert. Yiraya und Minato hätten wahrscheinlich ebenfalls darauf bestanden sie zu begleiten. Und sein ältester Sohn. Was er wohl getan hätte? Bitter stiegen Naruto die Erinnerungen auf, als er daran dachte, dass es eigentlich noch ein Kind gegeben hätte. Er schüttelte mit dem Kopf, um diese unnützen Gedanken zu vertreiben.

„Ich hab dich so lieb!“, flüsterte das Mädchen still ihrem Vater ins Ohr und holte ihn somit in die Gegenwart zurück. „Echt jetzt!“, verwendete sie die selten genannten Worte ihrerseits.

„Ich dich auch, mein kleiner Augenstern. Sieh zu, dass du heil wieder hierher kommst! Echt jetzt! Und“, er zögerte einen Augenblick, „Ich glaube an dich!“, sagte ihr der Hokage mit bebender Stimme. Ganz fest schloss er sie noch einmal in seine Arme, als er bemerkte wie aufgewühlt das Mädchen war und deshalb noch mehr Tränen vergoss. Doch auch ihn nahm das Ganze sichtlich mit.

Während sich Kushina von ihrem Vater verabschiedete, trat Itachi seinen Eltern gegenüber. Aber anders als seine Freundin weinte er nicht. Er drückte seine Mutter kurz aber herzlich an sich. Diese wiederum wollte ihr einziges Kind nicht ziehen lassen, doch sie musste. Der einzige Sohn, der ihr noch geblieben war, nachdem tragischen Tod der Zwillinge würde er sie nun ebenfalls verlassen.

Itachi gab seinem Vater die Hand. Dieser schlug ein.

„Pass auf dich auf!“

Überrascht von diesen Worten musterte der junge Mann Sasuke genauer. Auch ihm fiel es anscheinend nicht leicht, seinen Sohn gehen zu lassen.

Er nickte. „Werde ich machen, ihr aber auch auf euch!“

Nun war es der ältere Uchiha, der seinen Kopf senkte und wieder hob.

Nach diesen Abschiedsworten wanderten die pechschwarzen Augen des jüngsten Uchihasprosses zu Kushina, die immer noch an ihren Vater gelehnt da stand.

Itachi seufzte schwer. Er mochte es einfach nicht, wenn sie weinte und konnte sich nicht daran gewöhnen, denn in letzter Zeit hatte sie zu viele Tränen vergossen. Festen Schrittes ging er auf sie zu und sah dabei seinem fast Schwiegervater in spe in die himmelblauen Augen. Beide nickten sich zu und Naruto machte seine schluchzende Tochter behutsam von ihm los, um sie in die halt versprechenden Arme Itachis zu überantworten.

Er konnte sie nicht länger an sich drücken. Sie mussten beginnen.

Kushina krallte sich nun an ihrem Freund fest. Der einzige Mensch, der ihr bleiben würde außer dem Baby.

Ihr Kopf vergrub sich an seiner Brust und sie konnte ihre Tränenflut einfach nicht stoppen. Sie liefen einfach immer weiter, benetzten ihre Wimpern, ihre Wangen, verfingen sich in ihren Haaren und befeuchtete auch die Kleidung ihres Gegenübers.

Itachi drückte sie so fest an sich, wie es möglich war, ohne ihr weh zu tun.

Langsam entfernte er sich von dem ehemaligen Team 7 und bugsierte dabei Kushina sicheren Weges, bis sie in einem auf dem Boden gezeichneten achteckigen Stern standen. Seine Zacken waren nicht spitz sondern fast Oval und dieses Symbol hatte mehr Ähnlichkeiten mit einer symmetrischen Blume. Ein aller letztes Mal kreuzten sich seine pechschwarzen Iriden mit den Augen seiner Eltern und dem des Hokagen.

Naruto zwinkerte ihm zu sowie er frech sein typisches Lächeln grinste und Sasuke schenkte seinem Nachwuchs in Betrachtung dieser Situation ein minimales Schmunzeln. Sakura stand ebenfalls an ihren Mann gelehnt und auch ihr liefen geradezu Sturzbäche über ihre Wangen.

Dann begann das Ritual, unbekannte Worte wurden geflüstert und die drei Personen verschwammen vor seinen Augen. Wurden erst schemenhaft, dann verwischten ihre Konturen und schließlich waren sie ganz verschwunden.
 

Kushina, die die Augen fest geschlossen hatte und sich an Itachis Brust drückte, gewahrte das Rascheln von Blättern und die wohltuende Wärme von Sonnenschein auf ihrer Haut. Aber sie ließ dennoch ihre Lieder geschlossen, denn wenn sie sie erst öffnen würde, wäre alles real. Ihr Fortgang, die tatsächliche Durchführung des Plan und dessen ungewisse Folgen.

Einfach alles.

Itachi indessen besah sich neugierig die Umgebung, in der sie durch das Ritual transferiert wurden. Sie befanden sich in einem Wald und wenn er nach den Temperaturen ging, war es wahrscheinlich Sommer. Kurz überprüfte er in unmittelbarer Entfernung die Signaturen von fremden Chakra, doch als er nichts feststellen konnte, widmete er sich Kushina.

Noch immer hatte sie sich fest an ihn gekrallt und schien auch nicht in nächster Zeit auf die glorreiche Idee kommen zu wollen, ihn von selbst loszulassen. Itachi streichelte wieder über ihren Rücken, wusste er doch, dass dies meistens dazu führte, Kushina zu entspannen.

Tatsächlich bemerkte er nach wenigen Minuten, wie ihr fester Griff in seine Kleidung lockerer wurde und schließlich ließ sie los. Dennoch lehnte sie sich noch immer an ihn.

Halt suchend.

„Komm, wir sehen uns erstmal einen Unterschlupf um!“, meinte Itachi monoton.

Die junge Frau nickte nur müde.

Schafen, nur noch schlafen!

Sie war erschöpft und am Ende ihrer mentalen sowie körperlichen Kräfte. Aufrecht stand sie allein deswegen noch, weil sie sich mit ihrem ganzen Gewicht an Itachi lehnte. Ihrem Partner blieb dies nicht verborgen und so hob er sie einfach auf seine Arme. Kuhsina hatte nichts dagegen. Im Gegenteil, sie kuschelte sie noch mehr an ihn, wurde dabei aber wieder tomatenrot. Doch das war ihr im Moment egal. Alles was zählte, war, dass sie bei Itachi und nicht einsam war. Hier in dieser fremden Welt.

Allein auf sich gestellt, hätte sie wahrscheinlich, trotzdem sie ein Jinchuuriki war, nicht lange überlebt. Obwohl sie nicht wusste, was es mit sich brachte, das Kyuubi sie mittlerweile akzeptierte und ihr sogar vertraute, etwas, dass wie gesagt, nicht einmal Naruto fertig gebracht hatte.

Der junge Uchiha aktivierte sein Bluterbe und überprüfte nochmals seine Umgebung. Denn sicher war sicher. Ein Fehler hätte vielleicht den Tod zu folge und dies wollte er unter allen Umständen verhindern.

Bald hatte er vertraute Dinge fest gemacht. Ja, es war eindeutig, dass sie nicht weit entfernt von Konoha waren, daher musste er schleunigst darauf acht geben, dass sie beide nicht entdeckt wurden. Kushina indessen war in einen friedlichen Schlummer gefallen, der bewacht von dem Neuschwänzigen wurde. Er sorgte dafür, dass sein Schützling die verdiente Auszeit und die notwenige Erholung bekam. Durch seine Macht verschaffte er sich einen Zugriff auf ihr Unterbewusstsein und stellte dieses für die Dauer ihres Schlafes ruhig.

Das Fuchsungeheuer hatte die ganze Zeit still und heimlich durch die Ohren seiner Wirtin gelauscht und bewunderte insgeheim diese mutige Entscheidung, die die Shinobis gefällt hatten. Dennoch war er verärgert über die Tatsache, dass diese soviel Schmerz über seinen neuen Schützling brachte. Daher nahm er sich vor, einen Weg zu finden, um ihr zu helfen, so wie sie ihm beigestanden hatte in den letzten vier Jahren. Ihn geheilt hatte von der Finsternis, die sein Herz Tag für Tag mehr verdorben hatte von Innen heraus. Doch das wie musste er sich noch überlegen.

Itachi bemerkte nichts von dem Eingreifen des Bijus, außer das seine Liebe nun gleichmäßiger und tiefer atmete in seine Armen. Ihre Muskeln entspannten sich vollkommen und wie ein nasser Sack hing sie in seinen Händen.

Er sprang mit ihr von Ast zu Ast, wobei sich Kushinas widerspenstiges Haar aus ihrem Zopf gelöst hatte und ihm störend ins Gesicht getrieben wurde von einer Bö. Aber er war nicht umsonst ein Uchiha und ignorierte daher diese Tatsache einfach gekonnt. Der Wind wehte ihm und seiner Last nach einer Weile eine kühle Brise entgegen und die Sonne würde bald untergehen, wie sich an ihrem tiefen Stand nachweislich feststellen lassen konnte. Langsam überzog die weiche Haut der Schlafenden einige Schauer, was Itachi zum Anlass nahm, schneller zu laufen, um einen geeigneten Rastplatz für die Dauer der Nacht zu finden. Auf der Suche nach diesem, entdeckte er schließlich eine vielversprechende Höhle, die Schutz vor möglichen Regen und den Augen potentieller Feinde bot. Elegant hüfte er von dem Stamm herunter, wo er eben noch gewesen war und landete sanft und vorsichtig, damit er nicht Gefahr lief, Kushina zu wecken.

Anmutig schritt er auf die Höhle zu und legte das Mädchen am Eingang dieser behutsam auf den steinigen Boden ab, was ihm ein protestierendes Murren seitens der jungen Konochi einbrachte. Dieses ignorierend nahm er dann seinen Rucksack zur Hand und holte einen Schlafsack heraus. Dank seiner Kraft und Geschicklichkeit hatte er keine erhebliche Mühe, die Blonde in das weichere Innere ihrer Schlafstätte zu hüllen, was nach dem zufriedenen Seufzen mehr ihrem Geschmack entsprach, welches sie ausstieß, als sie den wolligen Stoff spürte auf ihrer Haut.

Außerdem ließ Kushina widerstandslos diese Prozedere mit sich geschehen. Träumte sie doch gerade davon, dass ihre Brüder beide noch unter den Lebenden weilten.

Das überdrehte und doch herzliche Lachen der beiden perlte in ihren Ohren wieder. Das lausbubenhafte Grinsen, wenn sie wieder etwas angestellt hatten, der entsetzte Ausdruck, als sie entdeckten, dass zwischen ihr und Itachi etwas lief. Der liebevolle Blick, den sie ihr schenkten, wenn sie zurück kamen von einer Mission. Ihre ernsten Gespräche, die sie geführt hatten innerhalb der Familie. Alle diese und viele andere Dinge. Schöne Erinnerungen, die Kushina noch einmal erlebte im Schlaf.

Dunkelheit senkte sich merklich nach einiger Zeit über den Himmel und bald war sein Antlitz voller Sterne, die erhaben in die Finsternis der Nacht strahlten genauso wie der Sichelmond am Firmament. Ruhe hatte sich über den Wald gelegt, indem sie sich befanden. Nur selten wurde die nächtliche Stille durch ein Tier gestört.

Der junge Shinobi hielt Wache, nachdem er sich neben seine Liebe niedergelassen hatte. Zudem war er auch viel zu aufgeregt, als das er jetzt an Schlaf denken konnte. Zu viele Sachen geisterten in seinen Gedanken herum und machten ihn konfus und nervös. Gefühle, die sonst nicht in sein Repatoir gehörten. Um sich selbst zu beruhigen, denn aufgewirbelte Emotionen machten unaufmerksam, rief er sich seine erste Begegnung mit Kushina in Erinnerung. Wenn er an sie dachte, verschwanden alle seine Probleme fast wie von selbst und gerieten in den Hintergrund.
 

Itachi wusste nicht, was er davon halten sollte. Natürlich mochte er seine besten Freunde sehr, aber sich deswegen gleich ein Zimmer mit den zwei Chaotenzwillingen teilen zu müssen, ging doch weit über seine Zuneigung hinaus. Außerdem hatte seine Mutter ihm offenbart, dass sein heißgeliebtes Spielzimmer für Kushina würde herhalten müssen, da sie als Mädchen einen einzelnen Raum für sich allein benötigte.

Der Uchihasprössling verstand zwar nicht vollständig, warum ihr als Mädchen ein eigenes Reich zu Verfügung stand, während er sich sein Eigenes mit ihren Brüdern teilen musste, aber er nahm es hin. Konnte er doch daran sowieso nichts ändern. Denn was seine Mama bestimmte, war ein ungeschriebenes Gesetz, an das man sich zu halten hatte, es sei denn, man wollte eines qualvollen Todes sterben. Gut, vielleicht übertrieb der Sechsjährige auch ein bisschen in seiner Fantasie. Immerhin war seine Mutter kein Monster! Obwohl er manchmal doch einen riesigen Schiss vor ihr hatte, was er aber natürlich nie zu geben würde. Ganz besonders nicht vor seinen Freunden.

„Tachi!“, quiekte ein kleines Mädchen mit goldblonden Haaren sowie großen Augen fröhlich und holte ihn wie auch seine Gedanken in seine nähere Umgebung zurück. Vor ihm befand sich das kleine soeben erwähnte Kind und strahlte ihn an wie ein Honigkuchenpferd. Es war dem Jungen ein Rätsel, was die Kleine an ihm fand. Nichts desto trotz suchte sie ständig seine Nähe, seit sie hier war und wollte immer seine volle Aufmerksamkeit haben.

„Mensch, Shina, was findest du bloß an dem?“, fragte ihr großer Bruder seine Schwester mit verächtlicher Stimme.

Verständnislos gluckste das kleine Mädchen und zog begeistert am Ärmel des Schwarzhaarigen. „Tachi!“, kam es erneut vergnügt von ihr.

„Vielleicht ist sie ja verliebt!“, vermutete sein Pendant.

Beide Jungen mussten wegen der Vorstellung lachen. Sie prosteten los und kugelten sich auf den Boden. Die Zwillinge sahen genau gleich aus. Yiraya und Minato hatten das Haar ihres Vaters geerbt, sowie sie auch später seinen kräftigen Körperbau haben würden. Nur die Augen waren mütterlicherseits. Absolut weiß wie kalter Schnee an einem Wintermorgen und ohne sichtbare Konturen der Iris zur Pupille. Typisch für die Augen der Hyuuga.

Itachi reagierte nicht auf den Ausbruch an Heiterkeit seiner Freunde. Er würde sich doch nicht die Blöße geben, indem er auf dieses kindliche Gehabe eingehen würde. Schließlich war er ein Uchiha mit Stolz und würde lieber tot umfallen, als zu offenbaren, dass ihn das Gekicher der beiden störte und ärgerte. So schaute der Sechsjährige nur mit verkniffenem Gesicht auf diese Idioten, wie er sie in seinen Gedanken schon des öfteren betitelt hatte, hinunter.

Als er erneut ein Ziehen an seiner Kleidung gewahrte, dass nur von der Nervensäge Kushina Uzumaki kommen konnte, riss er sich wütend von der Zweijährigen los und nahm einige Schritte Abstand zu ihr.

Das Mädchen verstand die Welt nicht mehr und es gefiel ihr gar nicht, dass Itachi sich von ihr entfernt hatte.

Tachi!

Schlagartig herrschte Stille zwischen den Kindern, denn ihre Brüder ahnten schon, was jetzt passieren würde, war es doch nicht das erste Mal, aber der Uchihaspross war völlig unwissend.

Kushina holte tief Luft und dann erklang ein Schrei, so hoch und verzweifelt, dass der Sechsjährige entsetzt noch weiter zurückwich und sich die Ohren zu hielt.

„Das hast du ja schön hingekriegt!“

„Ganz super!“, stellten Minato und Yiraya ironisch fest. Beide begaben sich zu dem Schreihals, doch Kuhsina wollte nichts von ihren Brüdern wissen, wie sie auch schnell feststellen mussten, als die Kleine nur noch lauter anfing zu brüllen.

„Nun steh da nicht wie begossener Pudel so herum, komm her!“, befahl ihm Minato.

Der Angesprochene schaute ihn erst perplex an, ehe sein Gehirn seine Beine in Bewegung setzte und er sich doch der Gruppe näherte. Als er bei ihr angekommen war, krallte sich die kleine Hand wieder sofort in seine Sachen und er hörte, wie sie nur noch leise vor sich hinschniefte.

„Tachi!“, wiederholte Kushina immer wieder und weitere Krokodilstränchen kollerten aus ihren großen Augen.

„Was war denn los?“, fragte er die beiden Brüder verwirrt. „Warum hat sie auf einmal geheult wie am Spieß?“

Yiraya zuckte nur unwissend die Achseln, während sein Bruder seine Theorie darüber zum Besten gab. „Weißt du, sie weint immer, wenn jemand, den sie mag, nicht nett zu ihr ist. Auch wenn Paps mit ihr schimpft, flennt Shina sofort los. Besonders schlimm ist es, seid Mama weg ist.“ Zum Schluss wurde seine Stimme immer leiser, sodass man wirklich Mühe hatte, ihn deutlich zu verstehen.

Itachi, dem nun klar war, warum seine Freunde zu ihm zogen und schämte sich plötzlich vorhin so egoistische Gedanken gehabt zu haben. Natürlich hatte er gewusst von seinen Eltern, dass Tante Hinata, die er immer sehr gern gehabt hatte, nicht mehr wieder kommen würde. Das hieß aber auch für seine Freunde, ihre Mutter zu verlieren. Deswegen würden sie bei ihm Zuhause einziehen, da ihr Vater es wegen seiner Pflichten als Hokage nicht allein schaffen würde, für sie zu sorgen. Dies würde seine Mutter übernehmen, da sie keine mehr hatten. All das wurde ihm erst jetzt bewusst.

„Tachi!“, erklang es erneut.

Der Junge schaute nach unten in diese seltsamen Augen, die ein Gemisch aus der Farbe des Firmaments und das des Vollmondes waren. Kindliche Iriden voller Sehnsucht nach etwas, dass anscheinend nur er ihr geben konnte. Spiegel zu ihrer Seele in Vollmondlicht und Himmelblau getaucht.

Er streichelte über das goldblonde Haar und ein zufriedenes „Tachi!“ hörte er nochmalig aus ihrem zarten Mund.

„Sie steht wirklich auf dich!“, meinte nun auch Yiraya lächelnd wie sein Bruder.

Und auch wenn er es nicht merkte, so zierte doch ebenso die Lippen des Uchihas ein Schmunzeln.

„Tachi!“
 

Mittlerweile lächelte Itachi sehr selten. Doch wenn, dann war dieses meistens einzig und allein Kushina vorbehalten gewesen.

Itachi konnte es immer noch nicht fassen, dass aus diesem kleinen quirligen Mädchen eine solche Frau geworden war. Sie lag friedlich vor sich hinträumend eingehüllt in ihren Schlafsack und sah in diesem Moment so unschuldig aus, wie damals, als er die Zweijährige kennengelernt hatte. Einige Strähnen ihres Haares hatten sich aus dem Zopf gelöst, den sie immer trug als Pferdeschwanz und umschmeichelten nun ihr herzförmiges Gesicht, das dem ihrer Mutter so glich.

Er streichelte mit seinen Fingern einmal darüber, beherrschte sich nicht weiter zu gehen und wandte seine Aufmerksamkeit dann erneut seiner Umgebung zu. Er war schon seit einer geraumen Weile still und leise. Nichts hatte sich bewegt oder deutete auf eine drohende Gefahr hin, dennoch ließ Itachi sein Sharingan aktiviert und ließ keinen Augenblick in seiner Aufmerksamkeit nach.

Seine Augen glühten tiefrot unheimlich in der Dunkelheit auf und gaben ihm fast die Aura eines höllischen Dämons mit der perfekten Schönheit eines Engels.

Lange saß er bewegungslos an Ort und Stelle neben dem schlafenden Mädchen, bis schließlich die Sonne aufging. Ihre gleißenden Strahlen bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg durch die Wipfel des Waldes und frühmorgendlicher Nebel zog langsam auf. Tau sammelte sich auf den Gräsern und Blättern und der Wind fegte sanft durch die Bäume, ließ sie rascheln und sich winden und biegen.

Auch die rabenschwarzen Haare des Uchihaerben wurden durch ihn bewegt.

Vogelgezwitscher und andere Geräusche vervollständigten das Bild eines friedlich anbrechenden Morgens in der Natur.

Kushina regte sich, als der grelle Schein der Sonne auf sie hernieder fiel und durch ihre geschlossenen Lieder drang. Nur mit Helligkeit war sie aus dem Schlaf zu holen, eine andere Möglichkeit bot sich nicht, da weder Gebrüll, noch das Bewegen ihres Körpers oder andere Optionen halfen. Ein lautes Gähnen war zu vernehmen. Sie brachte sie in eine aufrechte Position und streckte sich erst einmal katzenhaft, um ihre verspannten Muskeln und Glieder zu lockern.

Müde!

Bald danach öffnete sie ihre Augen und lächelte, als sie Itachi erblickte. Er saß seitlich an der Wand der Höhle gelehnt und blickte mit unergründlichen Augen hinaus.

Sie kämpfte sich aus dem Schlafsack und krabbelte auf allen Vieren auf ihn zu. Bei ihm angekommen, setzte sie sich auf seinen Schoss und schmiegte sich an ihn.

Ihre weibliche Brust drückte sich an seine und die Wärme ihres Körpers, noch herrührend vom Schlaf, verführte seine Sinne. Ihr Duft nach Apfel und Zimt ließ ihn an den Winter denken. Seine Lieblingsjahreszeit, obwohl es jetzt Sommer war. Der herrliche Geruch wilder Blumen bewies es nur zu deutlich.

„Morgen!“, nuschelte sie noch einigermaßen verschlafen.

Er sagte nichts und fuhr stattdessen mit seinen Fingern über ihr Rückgrat und streichelte durch ihr Haar, wofür er ein wolliges Seufzen von ihr quittierte mit dieser Berührung. Wie eine Katze schnurrte sie auf und presste sich noch enger an ihn. Suchte Verständnis und Halt. Wärme und Geborgenheit, was sie durch seine Nähe auch erhielt. Kushina schloss wieder ihre Augen und lauschte still seinem stetigen Herzschlag an seiner muskulösen Brust, welchen sie selbst durch seine Kleidung gewahrte.

Eine Weile saßen sie so und ließen sich von den warmen Strahlen der Sonne einhüllen und den Wind mit ihren Haaren spielen.

Itachi genoss in diesem Moment seine Nähe ebenso zu ihr. Zu seinem Licht. Sie vertraute ihm völlig und war ihm gegenüber ganz und gar offen. Hielt weder mit ihren Gefühlen noch mit ihren Gedanken hinter dem Berg.

Doch ein kleines Geheimnis hatte sie noch nicht preisgegeben, aber bald würde er es selbst merken.

„Hast du überhaupt geschlafen?“, fragte das Mädchen nach einiger Zeit besorgt nach. Als sie aufgestanden war, hatte sie tiefe Ränder unter den Augen bemerkt.

„Nein.“, erhielt sie als Antwort von ihrem Gegenüber.

Sie sparte sich darauf hinzuweisen, dass selbst er einmal Schlaf benötigte und durch einem Mangel an diesen vielleicht unaufmerksam und einen gefährlichen Fehler begehen könnte. Doch sie hatte selbst schon miterlebt, dass Itachi mehrere Tage am Stück ohne zu ruhen noch voll einsatzfähig war und trotzdem bessere sowie schärfere Sinne hatte, als sie.

Ein hungriges Knurren ihres Magens erinnerte sie daran, dass sie noch nicht gefrühstückt hatte.

Sie lief rot an und ärgerte sich gleichzeitig über ihren vorlauten Magen.

Blödes Magenknurren!

Aber Itachi ignorierte die Änderung ihrer Gesichtsfarbe gewissentlich genauso wie das Geräusch und holte aus seinem Rucksack ihren Proviant. Kushinas Augen leuchteten auf bei dem Anblick von Essen.

Der Schwarzhaarige reichte ihr eine Portion und noch ehe er seine aufgemacht hatte, war der kleine Nimmersatt bereits fertig und stierte noch immer hungrig auf seine noch unangetastete Verpflegung. Schulterzuckend reichte er ihr auch die seine und sie aß geschwind ebenso diese.

Itachi holte sich währenddessen etwas Neues.

Als beide gestärkt waren, erhoben sie sich.
 

In der Zeit, wo ihr Partner die Sachen zusammenpackte, war Kushina an den Eingang der Höhle getreten und versetzte sich an den Ort, wo sie mit Kyuubi reden konnte.

Nicht überrascht über ihr Erscheinen, hockte sich der massige Körper des Fuchses auf die Wiese, damit die Möglichkeit gegeben war, sie von Angesicht zu Angesicht, jedoch noch immer getrennt durch das schmiedeiserne Tor, miteinander sprechen zu lassen.

Unsicher, wie sich ab nun verhalten sollte, schaute das Mädchen in die blutroten Iriden des Biju und wusste nicht recht, was nun zu tun war. Sollte sie ihre übliche Frage stellen? Sich vielleicht verbeugen, um ihren Respekt seiner Macht und ihre Dankbarkeit ihm gegenüber zum Ausdruck zu bringen? Oder abwarten? Wäre das vielleicht dann doch zu unhöflich?

Statt noch weiter darüber nachgrübeln zu können, wie sie beginnen sollte, wurde ihr das von dem Fuchsungeheuer selbst abgenommen, indem einer seiner Schweife durch die Gitter zur Begrüßung sanft über die Haut ihres Gesichtes fuhr. Wie ein erfrischender, aber flauschiger Windhauch fühlte sich das an, dachte das Mädchen im Stillen.

„Es ist schön dich zu sehen! Kleine Shina!“

Überrascht von dieser ungewöhnlichen und warmen Anrede und dem neuen Kosenamen für sie lächelte Kushina zögernd und neigte schließlich nur den Kopf vor dem Fuchs. „Es ist auch schön dich zu sehen!“

Ihre Stimme nahm einen schelmischen Ton an. „Aber ich bin nicht klein!“, machte sie ihn aufmerksam. „Ihr seid nur alle so groß!“, kam es keck von ihr zurück. Die Blondine hatte sich damit abgefunden, dass sie die kleinste und zierliche in Konoha gewesen war. Selbst manche Genin hatte sie überragt und neben Itachi wirkte sie erst recht wie ein Zwerg. Aber es hatte auch seine Vorteile eine geringe Körpergröße zu haben, denn immerhin war sie wendiger und schneller als andere.

„Natürlich, wie konnte mir dieser Umstand entgehen!“, entgegnetet der Biju spöttisch. „Verzeih!“ Übertrieben ging er mit seinen Vorderpfoten elegant vor ihrer Gestalt auf die Knie, sodass es nach einer form vollendeten Verbeugung aussah, gleich eines menschlichen Gentlemans.

Kushina kicherte und war gleichzeitig erstaunt darüber, welche Wandlung im Charakter des Kyuubi stattgefunden hatte.

Doch dann verschwand das amüsierte Funkeln und Ernst fand Einzug in die Konturen des Neunschwänzigen. „Der Plan wurde also erfolgreich durchgeführt!“

Die Konochi nickte und auch aus ihrem Gesicht war jeder Schalk gewichen. Doch war es mehr die Feststellung einer Tatsache gewesen, als eine Frage.

„Wie werdet ihr weiter vorgehen?“

Unsicherheit spiegelte sich deutlich in den Augen des Mädchens wieder. „Ich weiß nicht. Itachi und ich haben noch nicht darüber gesprochen!“

„Dann solltest du das nachholen!“, gab er zu verstehen.

„Soll ich...“

„Nein, unsere Bindung ist enger denn je. Alles, was du fühlst, denkst, siehst, hörst, selbst riechst, bekomme ich mit. Daher brauchst du danach nicht noch einmal hierher kommen.“

Erstaunt über diese Offenbarungen nickte Kushina nur erneut sprachlos. Wieder stahl sich ein Schmunzeln in die Züge ihres Gegenübers.

Dann, nach einigen Sekunden, wurde die Sechszehnjährige so flammend rot, dass es sogar ihre Ohren erreichte. „Oh Kami, bitte sag mir, dass du nicht alles hörst, was ich denke und.......OH KAMI!“ Das dürfte nicht wahr sein! Wenn er ... und....! Da wäre dermaßen peinlich!

Der Biju hatte es nicht für möglich gehalten, aber die Tiefe der Farbe wurde noch intensiver. Er unterdrückte ein Lachen, um es nicht noch peinlicher für sie zu machen. „Beruhige dich. Die Verbindung ist erst seid kurzem so intensiv und in Momenten, die privat für dich sind, werde ich mich selbstverständlich aus deinen Gedanken zurück ziehen. Sei unbesorgt, denn es liegt auch nicht in meinem Interesse, solche Augenblicke hautnah mitzuerleben!“ Schon bei der Vorstellung an eine solche Situation dieser Art, schüttelte es ihn vor Unbehagen.

Unbewusst sträubte sich sogar sein rostbraunes Fell.

Erleichtert darüber, aber nicht minder errötet, nickte Kuhsina dankbar.

Zum Abschied streckte sie die Hand aus und der Kyuubi reichte ihr erneut einen seinen Schweife durch die eisernen Stäbe wie zum Handschlag. „Bis bald!“, hauchte sie, ehe ihre Erscheinung verschwand und ihn zurückließ.

Nachsichtig kicherte der Biju auf und ließ seinem aufgestauten Lachen endlich freien Lauf, was er während ihrer Anwesenheit unterdrückt hatte und es tat gut. So unendlich gut.
 

Die stille Unterhaltung hatte nur ein paar Minuten angedauert. Als Kushina wieder bewusst die Reize ihrer Umgebung wahrnahm, spürte sie, wie Itachi direkt hinter ihr stand. Sie lehnte sich instinktiv an seine starke Brust und atmete tief ein. Seine Wärme beruhigte und entspannte sie auf eine Weise, die sie fast alles um sich herum vergessen lassen konnte.

Itachi!

Er sagte nichts, wie immer, aber er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sich noch näher an seinen Körper heran, küsste sie sanft auf den Scheitel und machte sich dann los.

„Wie werden wir vorgehen?“

Diese Frage überrascht ihn, denn immerhin war sie es, die in den Plan genau eingewiesen wurde. Kushina hatte ihm zwar jedes Mal klammheimlich, obwohl strengster Geheimhaltung, davon erzählt und diese Informationen freimütig preis gegeben, dennoch war sie besser mit den Einzelheiten vertraut als er. Aber es war schon immer eine nicht besonders gute Eigenschaft ihres Wesens, sich zu sehr auf andere insbesondere auf ihn selbst zu verlassen. Wie ihre Mutter traute sie sich wenig von allein und ohne Hilfe zu. Außerdem war ihre mangelnde Erfahrung im Kampf nicht gerade zuträglich für ihr geringes Selbstbewusstsein. Hatte sie doch im Krieg kaum die Gelegenheit gehabt, ihre Talente und Kräfte zum Einsatz zu bringen, da sie als letzter Jinchūriki enorm wichtig für die Allianz der fünf Ninjagroßmächte war. Von daher war sie gut beschützt und behütet worden wie ein kostbares Juwel und nie bzw. selten in die Situation geraten, allein Entscheidungen treffen zu müssen.

Itachi seufzte. Ihm würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als auch hier die Kontrolle zu übernehmen und insgeheim war er sehr erleichtert darüber. Denn der Shinobi hasste es sich anderen unter zu ordnen und sei es seiner Freundin. Als einer der führenden Truppenführer im Krieg war es ihm zur Gewohnheit geworden, Befehle zu erteilen und ausgeklügelte sowie raffinierte Strategien zu ersinnen, um manchmal aussichtslose Schlachten doch noch in einen Sieg zu verwandeln.

„Wir werden Kontakt aufnehmen müssen. Aber am Besten nur erst einmal zu der Hokage persönlich.“

Kushina signalisierte ihre Zustimmung mit einem Nicken. „Und wie machen wir das?“

„Ich werde mir etwas überlegen!“, war alles, was er darauf sagte.

Er zog sich in das Innere der Höhle zurück und breitete verschiedene Karten, diverse Listen und andere Papiere auf den Boden aus. Diese beinhalteten Zahlen und Fakten über den Anfang des vierten Ninjaweltkrieges, aber nicht sehr detailliert, da ein Fremder, wenn er dieser Blätter habhaft werden würde, ansonsten Informationen erhielt, die die Zukunft extrem beeinflussen konnten.

Kushina, die wusste, dass er sie jetzt sowieso die nächsten Stunden ignorieren, selbst dann, wenn sie ihn direkt ansprechen würde, beschloss am Eingang der Höhle stehen zu bleiben und die Umgebung genau in Auge zu behalten. Dadurch kam sie sich wenigstens nicht ganz so überflüssig vor.

Doch dann hatte sie eine Idee. Sie könnte diese Zeit auch nutzen, um ein wenig zu trainieren. Vielleicht sogar mit dem Biju selbst. Da im Gegensatz zu ihrem Vater ihr nie der Umgang mit dessen Chakra gelungen ist und sie sich stets nur auf ihr eigenes Verlassen musste. Nur unter extremen Bedingungen, war es einmal mit ihr durchgegangen. Wie einst bei ihrem Vater in einer ähnlichen Situation.

Mit einem Schaudern erinnerte sie sich an das Geschehen.
 

„Lu, bitte! Beweg dich! Bitte, komm schon, beweg dich! Bitte, bitte.“

Verzweifelt schüttelte ein blondes Mädchen den Körper eines leblosen Hundes. Er hatte schneeweißes Fell, doch es war verunstaltet und getränkt von vielen blutigen Schrammen, Kratzern und einer großen Wunde, die sich quer über den Bauchraum des Tieres zog. Unaufhaltsam quoll der rote Lebenssaft aus ihm heraus. Es war deutlich zu erkennen, dass nur noch ein Leichnam auf den Knien des Kindes lag. Das Tier hatte versucht, so vor einem feindlich gesinnten Ninja zu beschützen.

„LU!“ Blind vor Tränen rüttelte sie wieder an dem Kadaver, in der trügerischen Hoffnung, dass ihr Begleiter doch wieder die Augen aufschlagen würde und anfing, ihr wie immer über das Gesicht zu lecken.

Sie bettelte, sie flehte.

Er rührte sich einfach nicht.

„Bitte mach doch deine Augen auf! Du bekommst auch eine Belohnung! Nur bitte! Ja?“ Sie zerrte weiter an dem leblosen Körper. „Bitte!“, ihre Worte kaum zu verstehen, so sehr zitterte ihre Stimme vor Schluchzern und den Tränen.

Durch ihre Trauer ablenkt bemerkte sie gar nicht, wie sich der Übeltäter, der für den grausamen Tod ihres treuen Gefährten verantwortlich war, näherte. Zu aufgebracht war das Mädchen, dass ihr dies völlig entging.

Er war auf routinemäßiger Patrouille durch den nahe gelegenen Wald gewesen, der an das Dorf grenzte. Auf seiner Suche nach möglichen Feinden war er ihr und dem Hund über den Weg gelaufen. Er hatte nicht gezögert und sie sofort attackiert

Gerade als der feindliche Ninja sie packen wollte, zog er entsetzt seine Hände zurück.

Eine blutrote Aura hatte sich um den Körper der kleinen Konochi gebildet. Langsam und laut zischend nahm dieses rote Gebilde an ihrem Kopf zu zwei Ohren und ihrem Rücken zu einem Schwanz Gestalt an. Ganz ruhig saß sie auf einmal da und ihr zierlicher Körper wurde nicht mehr geschüttelt vor Trauer und Verzweiflung.

Wie in Zeitlupe drehte sie ihren Kopf in die Richtung, wohin ihr Gegner zurück gewichen war vor ihr und als ihr Feind in ihr Gesicht sah, bekam er es mit der Angst zu tun, denn er wusste nun ganz genau, wem er gegenüberstand.

Die Augen des Kindes waren genauso blutrot verfärbt, wie ihre Aura. Ihre Pupillen hatten sich zu raubtierartigen Schlitzen verengt und funkelten ihn teuflisch und gefährlich an. Wie in Trance erhob sie das Mädchen. Ein Wind kam auf, ließ ihre Erscheinung unheimlich flimmern, wie die eines Dämons aus alten Zeiten. Das Licht der Sonne, welches durch die Wipfel der Baumkronen brach, ließ die Farbe ihrer Aura noch zusätzlich schimmern, wie ein gefräßiges Feuer, welches alles verschlingen würde. Auch ihn selbst. Auf ewig in die finsteren Tiefen der Höhle ohne Wiederkehr oder die Hoffnung auf Erlösung.

„Mörder!“ Ihre Stimme war viel tiefer, als es sich gebührte für ihr zartes Alter und mit einem eisigen Unterton, der ihm kalte Schauer der Angst über den Rücken jagte.

Er wusste instinktiv, dass er sterben würde. Hier und Jetzt. Seine Zeit war ablaufen. Dabei hatte er immer gedacht, dass er noch viele Jahre vor sich hatte. Doch er hatte den Fehler begangen, dieses Kind zu unterschätzen und ihren treuen Freund auf dem Gewissen zu haben. Er würde dafür bezahlen. Genau in dieser Sekunde.

Er schloss voller Furcht seine Augen, denn ihm war klar, es brachte nichts, sich zu wehren und erwartete den tödlichen Schlag, der ihn ins Jenseits befördern würde. Doch er blieb zu seiner Überraschung aus. Nur ein kalter Luftzug streifte an seiner Wange vorbei.

Verunsichert linste er mit einem Lied und sah ein erstaunliches Bild.

Vor ihm stand ein Mann, groß und stolz mit derselben intensiven Haarfarbe, wie das Mädchen. Er trug einen weißen langen Mantel mit Flammen drauf gestickt, die Orange leuchtete. Unter ihm ließen sich eine grüne Weste und Kleidung eines Ninjas ausmachen. Schützend hatte er sich so positioniert, dass ihm die Attacke des Kindes nicht getroffen und sein Beschützer sie selbst abgewehrt hatte.

Geschockt und unendlich erleichtert ließ er sich in auf den Boden sinken, denn seine Knie waren butterweich und die Erkenntnis überlebt zu haben, sickerte nur langsam in seinen Verstand ein. Um zu begreifen, welch ein Glück er hatte, drückte er seine Hand tief in nie nasse Erde, um ihre Beschaffenheit mit seinen Fingern zu fühlen.

„Shina!“

Naruto kümmerte sich nicht weiter um dieses Stück Abschaum hinter ihm. Anbus, die ihn begleitet hatten, würden sich seiner annehmen.

Sie reagierte nicht. Wieder schoss der Schweif aus rotem und ätzendem Chakra auf ihn zu und erneut wehrte er ihn ab.

„Kushina Hinata Uzumaki!“

Ein kleines Zögern in ihrer Körperhaltung bestätigte ihm, dass sie ihn gehört hatte. Sein Augenstern war noch da und setzte sich vermutlich gegen die Übernahme des Kyuubi zu Wehr. Sie kämpfte.

„Dräng ihn zurück. Lass ihn nicht die Kontrolle über dich übernehmen!“, spornte er sie weiter in ihrem Bestreben an.

Er wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer es war, das Chakra des Neunschwänzigen zu kontrollieren und zu seinem Bedauern, hatte er ihr den Umgang mit diesem nie Nahe bringen können. Zu spät hatte er erkannt, dass seine Tochter ein zu friedliebendes Wesen besaß, um mit der Bürde um zu gehen, ein Jinchūriki zu sein. Sie war anders als er damals. Besonders fiel es ihm immer wieder darüber auf, wenn er in ihre Augen sah. Sie konnte keiner Fliege etwas zu Leide zu tun, auch nicht um sich selbst zu retten. Daher hatte er sie aufgehalten, als Kushina im Begriff gewesen war, diesen Mann zu töten. Sobald sie wieder bei klarem Verstand wäre, würde sie an dieser Tatsache zerbrechen und zu Grunde zu gehen.

Aber Naruto war im diesem Moment auch bewusst, dass irgendwann der Tag kommen würde. An dem sie Schuld wäre, am Ableben eines anderen Menschen. Dann würde es heißen sie oder ihr Feind. Und keiner würde ihr in diesem Augenblick zu Hilfe eilen können. Doch der Hokage der sechsten Generation vermutete, dass sie sich eher freiwillig umbringen lassen würde, als Gefahr zu laufen, ihren Gegner doch tödlich zu verwunden. Aber dies würde Kyuubi nicht zu lassen. So wie auch jetzt würde er die Kontrolle über ihren Körper übernehmen, denn der Biju wollte leben, um jeden Preis.

Langsam löste sich die rote Aura auf und das Mädchen sank auf den feuchten Boden. Dicke graue Wolken hatten sich in der Zwischenzeit gebildet und öffneten nun ihre Schleusen. Kalter nasser Regen ergoss sich auf die Erde.

Völlig orientierungslos blickte sich das Mädchen einen Moment um. Dann gewahrte sie ihren Vater direkt vor sich. Verwirrt versuchte sie sich die vorangegangenen Minuten in ihr Gedächtnis zu rufen. Aus Prostest, weil sie schon wieder nicht das Dorf verlassen dürfte, hatte sie sich heimlich mit Lu, ihrem Hund und Weggefährtin, einem Geschenk von Kiba, aus Konoha geschlichen und war über die Tatsache, dass ihr das wirklich gelungen war, enorm erstaunt gewesen. Sie hatte sich immer weiter entfernt und in den umliegenden Wäldern die Natur bewundert, als plötzlich Lu Alarm geschlagen hatte.

Bei den Gedanken an Lu huschten ihre Augen blitzschnell über ihre Umgebung.

Wo war er eigentlich, da er ansonsten doch nie von ihrer Seite wich!

Da!

Da lag doch etwas!

Mit Schrecken erkannte Kushina, um was es sich handelte.

Nein!

„NEIN!“ Sie krabbelte auf allen Vieren wieder zu den Überresten ihres Hundes. Behutsam und unendlich sanft legte sie den leblosen Kopf des Tieres erneut auf ihren Schoss. Sie streichelte liebevoll durch das einst schneeweiße Fell und wippte dabei vor und zurück. Einem unsichtbaren Takt folgend.

Vor und Zurück.

Immer wieder.

Tränen ergossen sich aus ihren Iriden, die nicht mehr blutrot aufleuchteten. Vermischten sich auf ihren Wangen mit den Regentropfen, die immer noch von den grauen Wolken niedergingen. Sie schniefte, ein Weinkrampf schüttelte sie und doch strich sie immer wieder durch das samtweiche Fell.

Hörte nicht auf.

Naruto brach dieser Anblick das Herz. Sein Augenstern litt so entsetzlich wie nie zuvor in ihrem Leben. Denn dies war ihr erster Verlust, der sie ganz persönlich traf und den sie nicht im zarten Alter von zwei Jahren erlebte.

Der Hokage ließ ihr Zeit. Während die Anbus schon längst wieder verschwunden waren, stand er immer noch an Ort und Stelle, hatte sich keinen Millimeter gerührt.

Doch dann beschloss er, dass es genug war für den Moment. Sie musste ins Warme und ihre feuchten Sachen wechseln. Trotzdem er zwar davon ausging, dass sie nicht Gefahr lief, sich zu erkälten, da der Kyuubi es bei ihm selbst stets verhindert hatte, dass er sich solche Erkrankungen zu zog, brauchte sie nun Geborgenheit. Und diese würde sie hier draußen nicht finden.

Er ging in die Hocke und legte eine Hand auf ihre zierliche Schulter.

Als ob sie sich daran verbrannt hätte, zuckte das Mädchen vor dieser Berührung zurück.

Dann wurde sie sich gewahr, dass sie nicht allein war. Kushina schaute auf in die himmelblauen Augen ihres Vaters.

Auch er war durchnässt von dem anhaltenden Regen bis auf die Knochen. Aber er hatte gewartet. Ihr Zeit gegeben.

„Alle werden sich schon Sorgen machen, wo wir solange bleiben. Echt jetzt! Also Komm, mein kleiner Augenstern. Lass uns nach Hause gehen!“

Keine Vorwürfe, wie leichtsinnig und dumm sie gewesen war, als sie sich klammheimlich davon geschlichen hatte. Nur diese liebevollen Worte.

Kushina nickte und Naruto nahm seine Tochter auf seine Arme. Dabei hielt das Kind immer noch den Leichnam ihres Hundes an sich gedrückt. Zusammen machten sie sich auf den Rückweg.
 

Bis heute hatte er ihr nie deswegen selbst die Leviten gelesen. Denn ihre Strafe dafür hätte nicht schlimmer sein können, als der Verlust von Lu. Monatelang war sie danach noch verstört gewesen, aber nach einiger Zeit war es wieder bergauf mit ihr gegangen. Durch Itachi, ihre Brüder und alle anderen. Denn trotzdem sie ein Jinchūriki war, wurde sie nie ausgeschlossen und drangsaliert, wie es bei ihrem Vater in seiner Kindheit der Fall gewesen war. Sie hatte Freunde und wurde von allem akzeptiert, wegen ihres freundlichen und mitfühlenden Wesens, aber auch weil sie die Tochter des Hokagen war.

Kushina wischte sich eine aufkommende Träne aus ihren Augenwinkeln weg und atmete einmal bewusst tief ein und aus.

Komm, lass uns trainieren gehen!, versuchte sie Kyuubi mit diesem Vorschlag aufzumuntern.

Gute Idee.

Die Uzumaki drehte sich noch mal prüfend zu Itachi um, der immer noch still über diesen ganzen Papierkram brütete.

Sie wandte sich wieder ab und ging einige Schritte in den Wald hinein, wo sie sogleich eine vielversprechende Lichtung entdeckte.

Nachdem sie sich dort positioniert hatte, fiel ihr auf, dass sie gar nicht wusste, was sie überhaupt üben sollte mit dem Biju.

Ein markerschütterndes Lachen tönte laut in ihren Gedanken und hallte noch eine Weile in ihnen wieder, dass sich das Mädchen erschrocken und erstaunt umwandte, nur um festzustellen, dass dieses Geräusch aus ihrem Inneren gekommen war, weil sie nichts außer sich selbst identifizieren konnte auf der Lichtung.

Du bist wirklich der amüsanteste Jinchūriki, den ich je hatte, bemerkte Kyuubi immer noch kichernd.

„Ha ha! Sehr witzig!“, kam es laut und eingeschnappt von der Konochi. „Ich lach mich kaputt!“

Nun stumm schmunzelnd, räusperte sich der Biju.

Also, ich werde dir nun etwas zeigen, was noch keinem Anderen je gelungen ist. Schließe deine Augen und konzentriere dich bewusst nur auf mein Chakra. Lass dich von nichts ablenken.

Kushina versuchte seine Anweisungen in die Tat umzusetzen, aber es fiel ihr sehr schwer. Der umliegende Wald war voller Geräusche. Sei es das Rascheln der Blätter im Wind, das Gezwitscher der Vögel, die sommerlichen Düfte, das Sirren der Insekten.

Vor lauter Anstrengung darauf, sich nur auf ihre Aufgabe zu fokussieren, verkrampfte sie sich und Schweizperlen sammelten sich auf ihrer Stirn.

So wird das nichts!, meinte ihr Mitbewohnter in spe nach einer Weile in ihrem Inneren.

Du musst versuchen, es locker angehen zu lassen.

„Das sagt sich so leicht!“, schmollte das Mädchen abweisend wieder laut.

Ein Seufzen war zu vernehmen.

Ich helfe dir, aber dazu musst du dich mir vollkommen öffnen. Meinst du, du schaffst das?

Die Blonde war ein wenig unsicher, aber sie wollte ihm vertrauen. Schließlich tat er es jetzt auch.

„Ja!“, erklang es fest über die Lichtung. „Ich schaffe das.“

Sie spürte, wie das Wesen langsam, Schritt für Schritt in ihren Geist eintauchte, intensiver als je zuvor. Ihre Gedanken wurden seine Gedanken. Ihre Gefühle fluteten in ihn hinein. Und dann ganz plötzlich splitterten sie sich wieder auf.

Kushina, die dabei die ganze Zeit, ihre Augen fest verschlossen hatte, ging in die Knie und atmete schwer. Es war, als ob sie gerade gegen ihren Vater angetreten wäre in einem Kampf auf Leben und Tod. Sie zitterte vor Anstrengung, nicht sofort auf den Boden zu sinken. Ihre Muskeln waren starr und taten weh. Ein kalter Schweizfilm zierte ihre Haut.

„Alles in Ordnung?“

Erschrocken riss sie ruckartig ihre Lieder auf und was sie da gewahrte, hätte sie nie, niemals für möglich gehalten.

Da stand er. Der Neunschwänzige. Auf der Lichtung direkt vor ihr in der Wirklichkeit. Sein Fell wurde von der Sonne beschienen und leuchtete rötlich auf. Seine Schweife bewegten sich anmutig um seinen Körper, der die Höhe von Itachi hatte. Aber seine Größe war dennoch gigantisch. Seine roten Iriden fikzierten sie besorgt.

Stumm starrte die Konochi das Wesen vor ihr an.

„Du hast mich benutzt!“, flüsterte sie kaum hörbar. „Du hast mich benutzt, um wieder frei zu sein!“

Eine einzelne Perle aus Wasser lief über die zarten Wangen das Mädchens, welche kalkweiß waren vor Schock.

„Nein!“ Wie zum Beweis über die enthaltene Wahrheit seiner Aussage, bewegte sich einer seiner Schwänze auf sie zu und wieder wich das Mädchen nicht zurück. Vorsichtig und behutsam strich der Biju mit der flauschigen Spitze die Träne fort, diesmal in der Wirklichkeit und nicht auf der mentalen Ebene, wo ihre Treffen sonst stattgefunden hatten, behindert von den störenden Gittern des Siegels.

„So kann ich besser auf dich und deinen Krümel aufpassen!“, erklärte der Biju geduldig auf ihren verwunderten Ausdruck in ihrem Gesicht.

Verwirrt und noch immer skeptisch musterte Kushina den Fuchs. „Wie geht das? Ich meine, wie ist es dir gelungen, hier vor mir zu stehen? Vollkommen real und aus Fleisch und Blut. Bin ich immer noch dein Jinchūriki? Kannst du nun einfach so gehen?“, gerade als sie zu einer weiteren Frage ansetzen wollte, wurde sie sanft, aber bestimmt unterbrochen durch das erneute Auflegen seiner Schwanzspitze auf ihren Mund.

„Immer langsam! Also welche deiner Fragen soll ich zuerst beantworten?“

„Die Erste!“, kam es prompt.

„Durch dein vollkommenes Vertrauen in mich, wurde das Siegel soweit gelöst, dass mein Chakra aus deinem Körper entweichen kann und ich so die Möglichkeit habe, mit einen Teil meines Chakras zu einen festen Körper zu formen, der nun hier vor dir steht. Sehr einfach ausgedrückt. Das genaue Prinzip dieses Vorganges ist sehr kompliziert, daher erspare ich dir die Details. Wichtig ist, dass es mir in dieser Gestalt möglich ist, uns direkt zu beschützen. Ich kann die ganze Kraft und Macht meines Chakras nutzen, ohne das du dabei direkten Schaden nimmst oder ich extra aufgrund deines Zustandes Rücksicht nehmen muss. Um deine anderen Fragen zu beantworten. Ja, du bist immer noch mein Jinchūriki. Ein minimaler Teil von mir ist immer noch mit dir verbunden und wenn du stirbst, dann werde ich dir ebenfalls in den Tod folgen.

Und nein, ich kann nicht einfach so gehen. Ich weiß nicht genau, wie weit ich mich von dir entfernen kann, ohne dass diese Hülle wieder zerfällt. Das müssen wir wohl ausprobieren.“

Kushina schwirrte der Kopf von den ganzen Informationen. Matt nickte sie einfach nur daraufhin.

Verwirrend, äußerst verwirrend!

Die Schweife des Kyuubi fassten sie behutsam unter ihre Achseln und stellten sie wie ein Kleinkind wieder auf ihre Beine. Immer noch besorgt schaute er auf ihr bleiches Erscheinungsbild hinab.

Schließlich lief er an ihre Seite.

Kushina registrierte das alles nur am Rande ihres Bewusstseins. Doch dann, als sie auf einmal den Biju direkt neben sich gewahrte, konnte sie nicht länger leugnen, dass dies hier tatsächlich geschah. Es war kein Traum, sondern entsprach der Realität.

Genau betrachtete sie ihn nun. Zaghaft berührte sie sein Fell und stellte fest, dass es sich genauso weich und warm anfühlte, wie die Spitzen seiner Schweife. Fast flauschig. Sie lehnte ihren Kopf an den großen Körper, wie sie es immer bei Itachi tat, wenn sie Trost brauchte. Mit einer Hand fuhr sie behutsam und zärtlich immer wieder auf und ab durch die kuscheligen Haare. Ein zufriedenes Brummen setzte schließlich von Seiten des Kyuubi ein, als ob er eine schnurrende Katze wäre, schoss es ihr durch ihre Gedanken.

Ich bin keine Katze!, kam es etwas gekränkt mental zurück. Außerdem solltest du dich mal hören, wenn dieser Uchiha dich streichelt!

Das funktioniert also auch noch?, überging die Konochi seine Aussage gekonnt. Sie war erstaunt darüber, dass sie sich nicht nur geistlich, sondern jetzt auch laut artikulieren konnten.

Natürlich, ließ der Fuchs sein vorheriges Thema fallen.

„Und war machen wir jetzt?“, redete die Sechszehnjährige wieder laut.

„Trainieren!“, war die einsilbige Antwort.

Und das taten sie. Beide stellten schnell fest, dass sich der Fuchs mindestens einen Abstand von zwei Kilometern zwischen sich und seine Wirtin erlauben konnte, ehe seine fleischliche Hülle sich auflöste. Doch sie dann wieder neu entstehen zu lassen, war für Kushina ein enormer Kraftaufwand, den sie höchstens zweimal hinter einander schaffte.

Auch übten sie Abwehrattacken ein und das Kushina sich schnell auf seinen Rücken schwingen konnte, wenn es notwenig war, damit er sie beschützen konnte. Das erste Mal, als sie dies tat, war es ein berauschendes Gefühl. Der Fuchs glitt anschließend mit ihr durch den Wald, so geschwind, dass die Bäume vor ihren Augen geradezu verschwammen. Ihre Konturen gingen fließend ineinander über und verwischten nahezu zu einem einheitlichen Farbgebilde.

Nach einem halben Tag hatte das Mädchen genug und war am Ende ihrer Kräfte. Während der Biju offensichtlich nicht an die körperlichen Grenzen seines Jinchūriki gebunden war. Er strahlte noch immer pure Macht aus.

Halb liegend auf seinen großen starken Rücken wurde das Mädchen zurück von ihm zur Höhle gebracht, wo Itachi schon ungeduldig wartete.

Aber als der junge Mann sah, auf wem Kushina da angeritten kam, zeigte sich in seinen Iriden und nur in seinen Augen die Verblüffung, der Rest seines Gesichtes blieb, sehr zum Erstaunen des Kyuubi unbewegt, als ob es das normalste der Welt wäre, dass er wieder unter den Lebenden wandelte in einem richtigen Körper. Nicht einmal ein winziges Zucken ließ auf die Gedanken das Schwarzhaarigen schließen. Unnahbar und ohne jegliche Emotionen.

Unsicher sah Kushina auf ihn herab, als sie bei ihm angekommen waren. Durch ihre erhöhte Position auf dem Rücken ihres Begleiters war der Uchiha gezwungen, seinen Kopf zu heben, um in ihre Iriden blicken zu können.

Er strecke besitz ergreifend seine Hände nach ihr aus und das Mädchen ließ sich wie selbstverständlich von ihm hinunterziehen. Sanft und vorsichtig hatten sich seine filigranen Finger um ihre Taille gelegt und sie bestimmt in seine Arme, fort von dem Körper des Kyuubis gezogen zu sich heran. Prüfend glitten seine pechschwarzen Augen einmal über ihre zierliche Gestalt, nur um festzustellen, dass ihr nicht das Geringste fehlte.

Der Fuchs hatte dies alles stillschweigend geduldet. Lag es doch nicht in seiner Absicht noch zusätzlichen den Argwohn Itachis anzuregen. Aber er war nicht minder überrascht, wie gelassen das alles der Shinobi offenbar aufnahm.

„Das war also der Grund deines Verschwindens!“

Kushina, die immer noch nicht genau wusste, was zu tun war, nickte bestätigend daraufhin. Sie war verwirrt über das Verhalten des jungen Mannes. War er denn gar nicht erschrocken? Hatte er vielleicht mit so etwas gerechnet? Aber wie?, schoss es ihr durch den Kopf, wo sie doch selbst völlig überrumpelt gewesen war, leibhaftig den Neunschwänzigen in Fleisch und Blut gegenüber zu stehen.

Als Itachi seine Liebe sicher an seiner Seite gewahrte, lenkte er seine Aufmerksamkeit schließlich auf den Kyuubi, der noch immer an der Stelle stand, wo er gehalten hatte.

„Du wirst uns nicht hintergehen, nehme ich an?“, drang seine ruhige Stimme an die empfindlichen Ohren des Biju.

„Nein.“, kam es ebenso gelassen zurück.

Itachi nickte. „Gut! Dann wäre das Thema damit erledigt. Jetzt müssen wir nur noch besprechen, was es durch diesen neuen Umstand alles zu beachten gibt und wie es sich auf Kushina auswirkt.“

Eine von Itachis guten Eigenschaften war, dass er es verstand eine Situation notfalls zu entspannen und keine störenden Fragen zu stellen. Oftmals hatte dies schon zum entscheidenden Erfolg einer Mission beigetragen. Außerdem war es für ihn nicht relevant, warum auf einmal der mächtigste aller Biju direkt vor seiner Nase von Angesicht zu Angesicht herum spazierte. Wichtig war für ihn nur, dass ihnen keine Gefahr von dem Fuchsungeheuer drohte und dass diese Erscheinungsform bei der Frau, die er liebte, nicht den geringsten Schaden anrichtete. Alles andere war nebensächlich und nicht weiter von Belang für ihn. Vielleicht ergaben sich durch diese neuen Umstände sogar gewisse Vorteile für sie beide. Doch das musste er abwarten und beobachten.

Kushina, stand noch immer völlig neben sich und war etwas irritiert über diese Reaktion. Das hatte sie auf jedenfalls nicht erwartet. Aber so war es schon immer mit den Schwarzhaarigen. Gerade, wenn die Blonde glaubte, ihn ein wenig besser zu kennen, tat er etwas völlig untypisches und sie entdeckte wieder etwas Neues an ihm, was sie nicht für möglich gehalten hatte.
 

Die nächsten zwei Monate verbrachte das Dreiergespann in den angrenzenden Wäldern von Konoha, dass langsam wieder aufgebaut wurde und die bekannte Gestalt annahm, welche sie aus ihrer Zeit kannten. In dieser Zeit stellt sich eine gewisse Routine ein und sie lernten einander zu vertrauen. Ab und zu mischte sich Itachi getarnt unter die Dorfbewohner, um Neuigkeiten zu erfahren. So fand er heraus, dass der vierte Ninjaweltkrieg bereits voll im Gange war und Tsunade sich mit den anderen führenden Truppenführern in Kumogarkuare aufhielt und vorn dort aus die Schlachten, Soldaten und den Nachschub an Verpflegung, Ausrüstung und medizinischer Versorgung für die Menschen und Ninjas organisierte.

Aus Berichten und seinen Erkundungen, die Itachis gelesen und gehört hatte, wusste er, dass sie nur dort anzutreffen war, was hieß, sie müssten ihren jetzigen Aufenthaltsort verlassen und sich auf den Weg in das Reich des Blitzes machen.

Als er dies Kushina mitteilte, wurde sie blass um die Nase herum. Überhaupt waren Itachi in den letzten Wochen seltsame Veränderungen sowohl an ihrem Körper, als auch in ihrem Verhalten aufgefallen. Sie suchte mehr den je die Nähe zu ihm, aber gleichzeitig, wenn er ihren Körper erforschen und lieben wollte, hielt sie wieder Abstand. Als ob sie Angst hätte, er würde sie abstoßend finden können. Doch er akzeptierte ihr Gebaren in dieser Hinsicht, auch wenn es ihm schwer fiel. Was aber noch mehr seine Argwohn erregte, waren ihre Stimmungsschwankungen. Von einem Moment auf den Anderen war sie wie ausgewechselt. Mal himmelhoch jauchzend und so optimistisch, dass ihre Mission gelingen würde und mal zutiefst depressiv und mit einer Laune, die weit mehr als mit schlecht zu bezeichnen war. Zudem aß sie die sonderbarsten Zusammenstellungen an Gerichten, bei denen selbst ihm übel wurde und er war bei Kami nicht zimperlich. Aber wer aß den bitte Waldpilze gemischt mit gerösteten Käfern und geschmolzener Schokolade? Erstens war es Schade um die leckere Süßigkeit und Kushina hatte Insekten sonst immer verabscheut, sich geradezu davor geekelt. Das tat der Uchiha jetzt vor ihren Essgewohnheiten. Zusätzlich trug sie in letzter Zeit auffällig immer öfter seine Kleidung, in der sie aussah wie ein Zwerg. Aber im Bereich ihrer Brüste und um den Bauchraum konnte sie seine großen T-Shirts gut ausfüllen. Ein weiterer Grund, der ihn langsam seine Geduld verlieren ließ. Ihre Kurven wirkten so anziehend auf ihn, dass er schon fantasierte von ihr. Etwas, dass ihm noch nie passiert war, da Kushina den körperlichen Aspekten ihrer Beziehung stets mit übermäßiger Freude gefrönt hatte. Doch jetzt war seit knapp zwei Monaten nichts mehr gelaufen und war es Leid zu warten.

Daher schlich er sich, an ihren letzten Abend vor dem Aufbruch zum Land der Blitze heimlich an die Stelle heran, wo sich eine heiße Quelle befand und sie badete.
 

Kyuubi, der dies selbstverständlich mitgekriegt hatte mit seinen überaus sensiblen Sinnen, ließ ihn gehen. Es wurde so oder so an der Zeit, dem Jungen reinen Wein einzuschenken und er dachte nicht mehr daran, seinen Schützling noch länger zu decken. Noch spätestens zwei Wochen und die Schwangerschaft würde sich vor Itachi nicht mehr verheimlichen lassen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hatte sie ihr Geheimnis schon zu Anfang offenbaren sollen, aber er hatte ihr, freundlich wie ihr war, ihren Willen gelassen.

Außerdem konnte sie von Glück reden, dass die regulären Anzeichen einer Schwangerschaft wie morgendliche Übelkeit oder andere Beschwerden die junge Frau nicht heimgesucht hatten. Denn diese Merkmale hätten sie schon viel früher entlarvt. Doch müßig waren diese schon viel zu oft gedachten Wege, in die seine Überlegungen wanderten. Hier und heute würde das Geheimnis ans Licht kommen, ob sie wollte oder nicht.

Statt noch weiter sich mit diesem Thema sich auseinander zu setzen, bewog er sich dazu, sich abzulenken.

Er spürte, wie entspannt sein Schützling zurzeit war und fragte sich einmal mehr, in welche seltsame Bahnen das Schicksal sie lenkte.

Überhaupt war es noch immer seltsam für den Biju, fast frei hier draußen in der Nacht zu sitzen und die Sterne sowie den Vollmond betrachten zu können. Natürlich war es nicht mehr dasselbe, als er noch völlig ungebunden gelebt hatte. Dennoch hatte seine Bindung zu Kushina einen Vorteil, denn er jetzt durchaus zu schätzen wusste. Er war nicht mehr einsam, so wie sein vorheriger Wirt es auch nicht mehr war. Durch sie würde er es auch nicht sein, denn ließ ihn immer noch teilhaben in all ihren Gefühlen. Jetzt sogar ohne diese Schutzbarriere, die ihn stets auf eine gewisse Distanz gehalten hatte.

Er spürte ihre starke und uneingeschränkte Liebe zu dem jungen Mann, der sich heimlich zu ihr geschlichen hatte. Dieses Gefühl, was sie auch dem kleinen Lebewesen unter ihrem Herzen entgegen brachte sowie ihrer Familie, ihren Freunden und auch ihm selbst.

Er war so überwältigt gewesen, dass er nicht vermocht hatte, sich bei ihr dafür zu bedanken.

Doch auch ihre Sorge und die Angst vor dieser Ungewissheit kannte er. Vor dem Versagen und somit dem Scheitern ihrer Mission.

Aber auch auf die Reaktion Itachis, was er dazu sagen würde, wenn er herausfand, dass er bald Vater werden würde und sie es ihm, feige und konfliktscheu wie sie war, verheimlicht hatte. Dass er sich vielleicht von ihr abwenden würde, was sich der Biju allerdings nicht vorstellen konnte.

Er hatte den Uchiha beobachtet. Stets achtete der Schwarzhaarige auf Kushina. Still und leise, so wie es seine Art war, doch mit deutlicher Fürsorge. Er bereitete ihre Mahlzeiten am frühen Morgen, wenn sie aufstand und noch nicht wirklich zu etwas zu gebrauchen war. Er streichelte ihren Rücken, wenn sie Angst hatte, was sie ungemein beruhigte. Er gab ihre körperliche Nähe zu ihm, wenn sie danach verlangte. Und der Kyuubi wusste mit absoluter Sicherheit, dass er diese Privilegien nicht vielen Personen gestattete. Dafür war er nicht der Typ.

Wie einst der Namikaze schoss es ihm durch seine Gedanken. Aber bei dieser Person musste er sich bemühen, seinem aufsteigenden Hass nicht zu nachkommen und seine komplette Umgebung in Schutt und Asche zu legen.

Stattdessen zwang er seinen aufgewühlten Geist an andere Sachen zu denken. Wie zum Beispiel daran, dass er den echten Wind auf seinem Fell spürte und reale Mondstrahlen mit seinen Augen erkennen konnte. Das wirkliche Licht der Sterne in der Dunkelheit der Nacht, dass seit Jahrhunderten sein treuer Wegbegleiter durch einsame Wanderungen in der Finsternis gewesen war. Und dies konnte er nur spüren, weil sein Jinchūriki ihm völlig vertraute, darauf das er ihr keinen Schaden zufügen wollte.

Und in der Tat hatte er nicht vor, dieses kostbare Geschenk wieder zu verlieren.

Ein erschrockener Ausruf ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass Itachi wohl doch bemerkt worden war.

Gemächlich erhob er sich von seinen Platz, nur um vorsichtshalber nach dem Rechten zu schauen.

Bei dem Stolz eines Uchiha konnte man nie Wissen!
 

Itachi schlich sich still und leise durch das Dickicht das Waldes und verursachte keinerlei Geräusche. Amutig und voller Grazie pirschte er sich an seine Beute heran wie ein Panther auf der Jagd.

Kushina stand mit dem Rücken zu ihm und wurde von strahlendem Vollmondlicht beschienen. Ihre Haut schimmerte perlmutfarben und ließ ihre kleine zierliche Gestalt noch zerbrechlicher wirken. Sie war noch nie besonders groß gewesen. Im Gegenteil zählte sie zu den kleinsten des ganzen Dorfes und doch wohnte ihr eine Kraft inne, die manche vor Furcht erzittern ließen. Doch wie sie jetzt so da stand in dem warmen Wasser der heißen Quelle, gehüllt in den feuchten Nebel und ihre zierlichen Hände vor ihren Brauch verschränkt hatte, wie er vermutete, sah sie aus wie eine Elfe aus dem Märchen. Ihre goldblonden Haare, die offen und ungebändigt ihren Körper hinab flossen wie flüssiges Gold umschmeichelten diesen zart und der Wind spielte mit den entstandenen Locken. Um sie herum bewegte sich das Wasser zu zauberhaften Spiralen und Formen, die sich mit ihrem Chakra formte und entstehen ließ. Wie kleine Lichtsäulen wirbelten sie um ihren Körper.

Sie war so schön. Nicht klassisch, dachte Itachi.

Dafür war sie zu klein, ihr Körper zu zierlich, ihre Haut nicht hell genug. Ihre Augen zu groß für ihr Gesicht.

Aber sie war perfekt für ihn. Schien wie für ihn allein gemacht.

Denn sie ergänzten sich. Auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sah.

So, wie sie eine der Menschen im Dorf mit der geringsten Körpergröße war, galt er als eine der Imposantesten. Er überragte deutlich sie alle sichtbar für jedermann. Sein Körper war robust und stark. Er entsprach dem Vorbild eines perfekten Mannes und eines grandiosen Shinobi. Er wusste um seine Schönheit und hatte sie anfangs gnadenlos ausgenutzt, um eine Frau nach der Anderen ins Bett zu kriegen. Die verletzen Gefühle dieser Mädchen hatte ihm nichts bedeutet, waren egal gewesen und ohne Belang für ihn.

Doch dann hatte er die erblühende Schönheit Kushinas bemerkt und es hatte ihn getroffen wie ein Blitz. Jahrelang hatte er sie nur als eine Art Schwester wahrgenommen, doch nicht als Frau. Doch von einem Tag auf den Anderen hatte sich seine Sichtweise auf sie verändert und er hatte angefangen, sie verstehen zu wollen. Zu wissen was in ihrem Inneren vorging, war eine Aufgabe geworden, die er sich selbst gestellt hatte und dessen Schwierigkeitsgrad höher als alles, was er jemals zuvor angefangen hatte, war. Schnell hatte er entdeckt, wie angewidert sie von seinem Verhalten gegenüber den Mädchen gewesen war. Sofort und ohne ersichtlichen Grund hatte er damit aufgehört. Auch hatte er noch andere unliebsame Charaktereigenschaften wegen ihr abgelegt. Dazu zählten sein Desinteresse an dem Befinden seines Vaters und auch sein übermäßiger Konsum von Alkohol, den er gerne mit Yiraya und Minato getrunken hatte, um sich von den schrecklichen Bildern des Krieges abzulenken. Das brauchte er nicht mehr, denn sie schaffte es auch so, seine Gedanken zu bannen mit ihrem Selbst. Im Gegenzug hatte sie ihn an sich heran gelassen. Hatte ihn teilhaben lassen an ihrer Welt. Ihren Gedanken. Ihren Gefühlen und ihm schließlich gestanden, dass sie schon lange etwas für ihn empfand. Seine Kälte, die doch zu seinem Wesen gehörte, schreckte sie nicht, die Dunkelheit, die ein Erbe seines Vaters an ihn war, kümmerte sie nicht. Sie hatte keine Angst davor und war so unwissentlich mutiger, als jeder andere in seiner Umgebung, denn selbst seine eigene Mutter wusste manchmal nicht damit umzugehen. Seinen Ausbrüchen von Zorn, die ihn seit seiner Kindheit heimgesucht hatten. Einem unstillbaren Hass und höllischen Durst nach Vergeltung für etwas, was er nicht kannte und den er nie ganz verstand, bis sein Vater ihm die Geheimnisse seiner Vergangenheit anvertraute und seine Geschichte.
 

Itachi saß auf dem Dach des Krankenhauses von Konoha. Der Wind wehte in dieser Höhenlage pfeifend und laut und zehrte an seiner Kleidung.

Er hatte gerade seinen ersten Kampf hinter sich gebracht auf dem offenen Feld des Krieges, wo es hieß, Leben oder Sterben und war geschockt gewesen, wie brutal er seinen Gegner zu Grunde gerichtet hatte. Dabei hatte er alles vergessen und war in einen regelrechten Blutrausch geratten, sodass er nicht einmal bemerkt hatte, wie sein Körper immer mehr Verletzungen davon trug und er fast am Ende war.

Gerade hatte ihn Kushina mit ihren sanften kleinen Händen geheilt und ihn vor versammelter Mannschaft zur Schnecke gemacht. Vor seinen besten Freunden Yiraya und Minato, vor den Anderen, hatte die Zwölfjährige kein Blatt vor den Mund genommen. Auch vor seinem Vater, der gleichzeitig sein Sensei war sowie der seine beiden Ziehbrüder.

Einer der Gründe, warum sie ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander hatten. Sasuke Uchiha erwartete viel von seinem Sohn und nahm diesen besonders hart dran. Er ließ keine Ausreden gelten und wies immer auf jede noch so winzige Kleinigkeit hin, die in seinen Augen gravierend gewesen war. Nie war er gut genug in den kritischen Augen seines Erzeugers. Alles, was er anfing, war entweder schlecht oder nur Mittelmass. Selten verlor er ein gutes Wort über seinen eigenen Sohn, was diesen noch mehr zusetzte, da er sich verzweifelt die Anerkennung seines Vaters wünschte, jedoch nie bekam, dass umso bitterer für ihn war.

Irgendwann hatte Itachi aufgehört danach zu streben und war in eine Haltung verfallen, in der es ihm egal war, was sein Vater von ihm hielt. Innerlich war er auf Abstand gegangen, was natürlich keinem verborgen blieb. Der Hokage hatte mehrmals versucht, sich einzumischen, allerdings ohne nennenswerten Erfolg, weil Vater wie Sohn den Stolz und die Sturheit der Uchiha innewohnten. Eine Tatsache, die es ihnen schwer machte, noch miteinander auszukommen.

Allen voran in dieser Situation wollte Itachi eigentlich nur allein sein und ihn Ruhe, wie es Kushina keck ausdrücken würde, seine Wunden lecken. Aber Sasuke war ihm gefolgt, als sein Sprössling voller Scham und Wut über seinen Ausbruch das Krankenzimmer verlassen hatte. Dass er Kushina nicht den Marsch geblasen hatte, wie er es sonst zu tun pflegte, wenn sie ihn zurecht wies, obwohl sie erstens vier ganze Jahre jünger war und zweitens über diese Dinge keinerlei Erfahrungen besaß, zeigte, wie aufgewühlt der Sechszehnjährige wirklich war.

Langsam näherte sich der Ältere dem Jüngeren.

„Verschwinde!“, erklang es kalt und schneidend wie Eis.

Doch sein Gegenüber ließ sich davon nicht beirren und nahm schließlich auf der rechten Seite neben ihm Platz.

Eine Weile herrschte kühles Schweigen und wieder zog und nestelte der Wind an ihrer Kleidung.

Sie blicken hinunter auf das Dorf, welches von Dach aus gut zu sehen war.

Die Wipfel der Bäume, die verteilt überall standen, bargen ein prächtiges Farbenspiel aus Gelb, Braun und Rot und allen Nuancen, die es zwischen ihnen gab. Der Wind ließ die Herbstblätter, welches sich von den Ästen lösten, einen Tanz in der Luft aufführen, bevor sie dann auf dem feuchten mit gras bewachsenen Boden aufkamen oder in den Gassen Konohas. Die Sonne ließ sich trotz der bereits recht kühl vorherrschenden Temperaturen nicht davon abringen, ihre Strahlen auch in die end legensten Winkel des Dorfes zu bringen. Sie täuschte seine Bewohner über die Jahreszeit hinweg und gab den Anschein, als würde es noch herrlicher warmes Sommer sein, aber der frostige Wind, welches durch die Straßen der Ortschaft fegte, bewies das Gegenteil, denn schon bald würde der Schnee mit dem Winter Einzug halten.

Fröstelnd zog Itachi seine Jacke enger um sich.

„Was willst du?“, fragte der dann genervt, als Sasuke keine Anstalten machte zu handeln oder auszusprechen, was auch immer er zu sagen hatte.

Der Ninja rang mit sich und versuchte für das Folgende die richtigen Worte zu finden. Aber es war sehr schwer. Bisher hatte er darüber nur mit drei Menschen geredet und das waren sein ehemaliger Sensei, seine Ehefrau und sein bester Freund gewesen.

Doch dies nun seinem Sohn zu erzählen, was wohl eines der schwersten Dinge, die er je tun musste.

Sasuke räusperte sich vernehmlich.

„Du weißt, nach wem du benannt wurdest?“, fing er letztlich an.

„Ja.“, war die monotone Antwort darauf.

Der Ältere seufzte schwer. Irgendwie hatte er sich das Ganze einfacher vorgestellt, doch wenn er so zurück dachte. Sein Leben war nie wirklich leicht gewesen! Immer war er ein Einzelgänger gewesen, der lieber für sich allein gewesen war. Nur schwer hatte er die Bindungen zu seinem Team akzeptieren können, die sich unweigerlich aufgebaut hatten mit der Zeit. Jeder neue Erfahrung hatte sie enger zusammen geschweißt, Vertrauen geschaffen und bald Freundschaft entstehen lassen. Dennoch hatten es diese Bande nicht geschafft, seinen Rachedurst auszulöschen und bald war er schwach geworden und hatte diesem nach gegeben. Er war ein Verräter geworden. Aus freiem Willen und eigenem Antrieb heraus.

Aber sein Sohn sollte nie so werden wie er. Nie.

„Du hast die Namen meines Bruders gekriegt!“, erläuterte Sasuke.

„Ich weiß.“

Itachi bemerkte, wie sein Vater sich nun umwandte und ihn direkt ansah.

„Weißt du auch, weshalb wir bzw. ich dir diesen Namen gaben?“

„Vielleicht weil er dir viel bedeutet hat!“, fügte der Jüngere ironisch hinzu.

Sasuke ließ sich nicht auf diesen Ton ein, sondern nickte ernsthaft. „Genauso ist es, doch dies ist nicht der einzige Grund.“

Neugierig geworden schaute sein Sohn ihn nun erwartungsvoll an.

„Mein Bruder war ein soviel besserer Mensch, als ich es jäh sein werde!“ Sasuke fing an zu erzählen. Von seinem über alles geliebten Bruder, der alles getan hatte, um ihn zu beschützen. Der sich selbst aufgegeben hatte, all sein Wünsche und Träume für eine glückliche Zukunft. Der gemordet hatte. Der verflucht, gejagt und verfolgt worden war, nur um ihn, seinen kleinen Bruder zu retten. Auch von dem Kampf erzählte Sasuke, von seiner eigenen Rolle in diesem, von seinem Verrat, von seinen Plänen und Absichten. Er beschönigte nichts und präsentierte die nackte Wahrheit.

Itachi horchte mit Entsetzen und gleichzeitig mit Faszination zu. Er war ergriffen und doch schockiert über seinen Vater. Doch nun verstand er auch viele Dinge, die ihm vorher schon immer merkwürdig erschienen waren. Diese feindlichen Blicke, die seinem Erzeuger oft zu geworfen wurden, diese Furcht, die manche ihm entgegen brachten, wenn sie ihn sahen und das fühlbare Misstrauen, welches bei seinem Erscheinen vorherrschte.

„Obwohl mein Bruder genau wie ich den Hass des ersten Sohnes in sich trug, hat er diesem nie nach gegeben. Und auch du wirst nicht tun. Das weiß ich!“

Danach war Sasuke aufgestanden und hatte seinem Sprössling noch einmal auf die Schulter geklopft, was er schon nicht mehr getan hatte, seid Itachi Genin geworden war.
 

Erst da erkannte er, was diese Gefühle in ihm waren. Das Erbe des ersten Sohnes, das noch immer in den Adern seiner Nachfahren zirkulierte. Einmal, als solch Anfall ihn heimgesucht hatte und Kushina zu gegen gewesen war, hatte sie angefangen zu singen und die lieblichen sanften Töne ihrer Stimme hatten ihn zurück geholt und die Wut und den Hass vertrieben. Sie hatte nichts gesagt, als es sich gelegt hatte und ihn mit ihrer stillen Anwesenheit getröstet. Aber nicht mehr, denn körperliche Nähe hätte er in diesem Augenblick nicht ertragen können und sie hatte auch diese Tatsache akzeptiert und war dennoch nicht von seiner Seite gewichen.

Sie mochte ihre Fehler haben. Das sie wenig Selbstbewusstsein besaß und noch viel weniger an ihre Fähigkeiten glaubte. Dass sie manchmal feige war und lieber den Mund hielt. Dass sie eine kleine Heulsuse war und eine Vergesslichkeit an den Tag legte, die der ihres Vaters fast in nichts nachstand und doch schaffte nur sie es, das sich ganz fühlte.

Wie ein vollständiger Mensch.

Er respektierte ihre Eigenarten, so wie auch sie gelernt hatte mit seinen Schwächen umzugehen. Manchmal fiel ihm dies noch schwer und sie hatte noch nicht das Vertrauen in ihn, welches er ohne ihr Wissen in sie hatte. Aber er war überzeugt, dass sie sicherlich über den Umstand bescheid wusste, dass sie ihm wichtig war.

Alle diese Gedanken hegte der Schwarzhaarige bei diesem Anblick und dann wurde ihm schlagartig klar, wieso sie sich in letzter Zeit so anders verhalten hatte und er schallt sich innerlich einen blinden Narren. Wie er hatte er diese deutlichen Anzeichen übersehen können? Oder hatte er sich absichtlich in dieser Hinsicht dumm gestellt? Hatte er es das nicht wahrhaben wollen?

Letztendlich war es egal.

Sie hatte ihm diese wichtige Tatsache verschwiegen! Hatte sich ihm nicht wie sonst anvertraut!

Wut machte sich in ihm breit. Dabei war er noch nie zornig auf das Mädchen gewesen. In keiner Situation. In keinster Weise.

Nicht, als sie nichts gegen den Plan unternommen hatte.

Nicht, als sie zu feige gewesen war für sich selbst einzutreten!

Nicht, als sie bei ihrem kleinen heimlichen Ausflug mit Lu fast in die Hände des Feindes geraten wäre.

Aber jetzt empfand er dieses Gefühl. Sengend heiß flutete es durch seine Adern.

„Du bist schwanger und hast es mir nicht gesagt!“

Seine Stimme klang laut und eiskalt, ohne jegliche Emotion. So hatte er noch nie mit ihr gesprochen.

Erschrocken drehte sich Kushina dabei um und gab einen Laut der Überraschung von sich. Das Wasser, welches vorher um ihren Körper getanzt hatte, fiel mit einem lauten Platschen zurück in die Quelle.

„Iiiitttachhi!“, stotterte sie vollkommen überrumpelt. Sofort wurde ihr Gesicht knallrot, als sie bemerkte, dass sie völlig unbedeckt vor ihm stand, wie sie es immer wurde.

„Du bist schwanger und hast es mir nicht gesagt!“, wiederholte er seine Worte. Wie schafte Messer bohrten sie sich in Kushina hinein.

„Ich...ich..!“

„Du hattest nicht den Mut, mir das zu erzählen oder nicht das Vertrauen!“, redete er weiter, ohne auf ihr entsetztes Gesicht zu achten, noch auf ihre dahin gestammelten Wortfetzen.

„Itachi..es..!“ Ihre Gesichtsfarbe änderte sich und wurde langsam weiß.

„Du hast er mir nicht gesagt! Dabei erzählst die mir sonst einfach alles.“

Gedankenverloren wischte er sich eine störende Strähne aus seinem Gesicht, die der aufkommende Wind in seine Augen geweht hatte.

„Ich habe gedacht, du vertraust mir. Würdest mir genug Vertrauen!“

Tränen liefen über die vom Mond beschienenen Züge der Uzumaki. Ihr bis dato friedlicher Körper wurde geschüttelt von Schluchzern.

„Dabei war es so deutlich!“ Er schaute sie nun an. Sie stand völlig nackt vor ihm im Wasser, ihre Hände noch immer um den ihre Mitte gelegt und die Rundung ihres Leibes war nicht zu übersehen. Ihr Mal, dass sie als Jinchūriki auszeichnete, kreisförmig einem Strudel gleich, verziert mit verschiedenen Schriftzeichen um ihren Nabel geschlungen, prangte über ihren Bauch.

Sie wollte näher zu ihm gehen. Wollte ihn ihre Gründe und Ängste erklären. Langsam wartete sie durch das heiße Wasser der Quelle, mit ihren Augen immer sein Gesicht fikzierend. Doch er schien sie überhaupt nicht wahrzunehmen und blickte durch sie hindurch. Als Kushina ihn fast erreicht hatte, richteten sich seine blutroten Augen, vor Sekunden noch pechschwarz, auf sie.

„Wage es nicht, jetzt näher zu kommen, Kushina. Ich warne dich nur einmal.“ Kalt, so unendlich kalt erklang seine geliebte und vertraute Stimme über die Lichtung.

Völlig entsetzt und erstarrt blieb sie an Ort und Stelle stehen. Instinktiv ihre Hände vor ihren Unterleib verschränkt, um sein kostbares Innere zu schützen.

„Itachi!“, hauchte sie flehend.

„Bitte!“, flüsterte Kushina.

Er musterte sie. Sie war so wehr – und schutzlos in diesem Moment. Nackt, ohne Waffen, ihm ausgeliefert.

Schmerz, er wollte das sie ebensolche Schmerzen empfand wie er in diesem Augenblick, als ihm klar geworden war, was sie ihm über zwei Monate verheimlicht hatte. Der Uchiha wollte sie leiden sehen, so wie er jetzt litt. Er wollte sie am Boden sehen, so wie er es jetzt war. Ein Teil von ihm wollte es so sehr, dass er zitterte, bemüht, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Verführerisch flüsterte das Erbe des ersten Sohnes auf ihn ein, er soll diesen Gefühlen nachgehen und ihnen freien Lauf lassen.

„Itachi.“

„Still!“, zischte er eisig.

Kushina zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Neue Perlen aus Wasser sammelten sich in ihren Iriden und bahnten sich ihren Weg über ihren Körper. Vermengten sich mit dem feuchten Nass von der Quelle, welche noch immer überall ihre Gliedmaßen bedeckte.

Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Bereit, sich auf sie zu stürzen.

Aber er behielt die Oberhand. Gab der Finsternis nicht nach so wie es sein Vater getan hatte. Er blieb standhaft.

Fröstelnd stand Kushina immer noch unbedeckt vor ihm, traute sich nicht, sich zu bewegen. Sie hatte noch nie Angst vor ihm gehabt. Auch jetzt nicht, denn sie vertraute darauf, dass er es schaffen würde, seine dunkle Seite zurück zudrängen. Sie zweifelte nicht einen Augenblick an seiner Stärke.

Nach etlichen Minuten, wie es schien, entspannte sich Itachi wieder. Aber er war noch immer sauer und enttäuscht.

Herrisch winkte er sie zu sich heran, was sich das Mädchen nicht zweimal sagen ließ und diesem stillen Befehl folge leistete.

Er zog sich sein Gewand aus, sodass seine stählernen Muskeln zum Vorschein kamen. Ohne eine Wort zu sagen, reichte er ihr sein Oberteil, da er wusste, dass sich Kushina meistens so trocken ließ von der warmen sommerlichen Brise und ihre Sachen weiter hinten im Gebüsch lagen. Bei der Übergabe achtete er peinlich genau darauf, sie nicht aus versehen zu berühren.

Kushina zog das Gereichte über und stand ihm anschließend unsicher gegenüber, nicht wissend, was sie machen sollte.

Itachis Augen waren wieder normal, aber noch immer war dieser kalte Glanz in ihnen. Er wandte sich ab, nachdem er mit seinen Iriden prüfend über ihre zierliche Gestalt geglitten war.

Mit dem Rücken stand er zu ihr und schaute in den dunklen Wald.

„Wieso?“

Seine Stimme klang immer noch kalt.

Kushina zitterte. Sie konnte es nicht ertragen, wenn er zornig mit ihr war. Sie wollte diese Distanz, die plötzlich zwischen ihnen herrschte, nicht haben. Als ob sie Fremde wären, als ob sie sich nichts bedeuten würden.

Langsam bewegte sie sich auf ihn zu. Hoffte vergebens, dass er sich umdrehen würde. Schließlich bettete sie ihren Kopf an seinen Rücken, der dennoch warm und tröstlich war. Immerhin entzog er sich ihr nicht ganz. Ließ sie es zu, dass sie ihn berührten durfte, trotz dessen, was gerade vorgefallen war.

Sie vergrub ihr Gesicht in die warme Haut und atmete mehrmals tief ein. Inhalierte seinen jetzigen Duft nach dem würzigen Geruch des Waldes und dem seines Schweißes, als er sich mit aller Macht zurück gehalten hatte.

Itachi spürte die warme Luft an seiner Kehrseite, die sie ausatmete. Aber dennoch blieb er steif und angespannt.

„Weil ich Angst hatte!“, flüsterte sie.

„Wovor?“, kam es monoton fragend zurück.

„Vor allem!“

Beide schwiegen.

Nach einer Weile ärgerte Itachi diese unzureichende Antwort.

„Vor was genau?“, hakte er letztlich nach.

Stille.

Kushina sammelte sich.

„Vor dieser ungewissen Zukunft. Vor deiner Reaktion. Davor, dass Kind zu verlieren, während der Strapazen. Davor, dass du mich verlassen könntest deswegen. Davor, dass du sterben könntest, ohne es jemals kennengelernt zu haben. Davor, dass ich eine schlechte Mutter sein werde. Davor, dass ich vorher sterbe, bevor dass Baby geboren ist und es so mit mir stirbt. Davor, dass wir es beide allein lassen und es so wie mein oder dein Vater aufwachsen muss. Davor, es in dieser Welt, hier in der Vergangenheit allein zurück zu lassen. Davor, dass es kein guter Mensch wird. Davor, in allem zu versagen.“

Itachi ließ ihre Worte unkommentiert.

Was sollte er darauf sagen?

Schließlich konnte er ihr nicht länger die kalte Schulter zeigen und wollte es dann auch nicht mehr. Zum Teil konnte der Schwarzhaarige sie verstehen. Er drehte sich um und zog sie an sich. Ihren zierliche kleinen Körper, nur gehüllt in den Stoff seines Oberteils. Ihre von der Schwangerschaft üppigen Kurven drücken sich an seinen und er beherrschte sich, nicht über sie herzufallen, so erregend fand er sie, trotz seines Greuls ihr gegenüber. Kaum war ihr Kopf an seiner Brust gebettet weinte sie wieder. Weinte und weinte eine Träne nach der Anderen wie ein Damm, der gebrochen war. Er unternahm nicht den Versuch, es zu unterbinden. Sie musste ihre Gefühle rauslassen. Alle diese Gedanken, alle diese Ängste, all diese Furcht, die sich gestaut und gesammelt hatte in ihrem Inneren. Wer wusste, wie lange schon! Wie lange sie diese Fragen sie schon gequält hatten!

Der Uchiha streichelte ihre Rücken, fuhr mit seinen Fingern über die nackte Haut unter dem Oberteil. Auf und ab. Sanft und zärtlich. Beruhigend und Tröstend.
 

Kyuubi, der diese Szene heimlich beobachtet hatte, bereit jeder Zeit bei drohender Gefahr für seinen Schützling einzugreifen, war froh, dass Itachi endlich eingeweiht war und gönnte den Beiden nun ihre Privatsphäre, indem er sich diskret zurück zog, aber nicht ohne dem jungen Mann noch ein letztes Mal zu zunicken, da dieser sein Anwesenheit bemerkt hatte.
 

Schließlich war Kushina so erschöpft von ihrem Ausbruch, dass sie sich mit ihrem ganzen Gewicht erneut an ihn lehnte, indem stillen Vertrauen, dass er sie auffangen und halten würde. So, wie er es immer tat. Auch dieses Mal.

Er hob sie auf seine Arme und kehrte zum Lager zurück, dabei sammelte er gleichzeitig noch ihre Sachen mit ein. Die ganze Zeit hatte kein einziger Ton seine Lippen verlassen.

Er hüllte die Blonde in den warmen Schlafsack und schickte sich an, sie danach wieder zu verlassen. Doch Kushina klammerte sich an seine Hand, hielt diese mit ihren Beiden fest umschlossen.

„Geh nicht!“, bettelte sie. „Bitte!“

Bitte Itachi!

Flehend blickten ihre Seelenspiegel zu ihm hinauf.

Aber der Angesprochene konnte jetzt nicht länger bei ihr bleiben. Der Uchiha brauchte Zeit, um sich mit diesen Neuigkeiten, gebührend auseinander zu setzten. Er musste allein sein. Es war notwenig, damit er wieder klar denken konnte. Zu sich kam.

Sanft, doch bestimmt entfernte er ihre Finger von den Seinen und wandte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen ab.

Er hörte wieder ihr Schluchzen hinter sich, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen und ehrlich gesagt, wollte er das auch gerade gar nicht. Er hatte sie an der Quelle getröstet, obwohl sie das eigentlich nicht verdient gehabt hätte seiner Meinung nach. Aber nach diesen Worten hatte er sie nicht allein lassen können. Fröstelnd, einsam und nach seine Nähe bedürftig.

Doch jetzt.

Langsam schritt Itachi anmutig wie ein Puma zurück in den Wald und sprang dann von Ast zu Ast davon. Entfernte sich immer weiter von ihr und brachte einen immer größer werdenden Abstand zwischen sich und Kushina. Verschwand in der Dunkelheit und wurde eins mit ihr.

Nichts desto trotz wusste Itachi, dass sie nicht schutzlos war. Der Biju würde in der Zeit seiner Abwesenheit über sie wachen und gegebenenfalls verteidigen. Wäre es nicht so, würde er jetzt nicht gehen, denn obwohl alldem liebte er sie. Auch wenn ihr Verrat, in seinen Augen war dieses Verhalten nichts anderes, ihn schmerzte. Er würde ihr verzeihen, dass wusste er mit absoluter Sicherheit. Dafür allerdings benötigte er Zeit allein.

Nur er und die Nacht, wie schon so oft. Auf Missionen, in ruhelosen Momenten.
 

Kushina war untröstlich und weinte bis in den frühen Morgen hinein, als sie endlich Ruhe fand. Ihre zierliche Gestalt hatte vor Kummer gebebt und sich vor Weinkrämpfen regelrecht geschüttelt. Immer wieder hatte sie verzweifelt aufgeschaut in der vergeblichen Hoffnung, der Schwarzhaarige würde doch frühzeitig zurückkehren.

Der Kyuubi hatte sich an ihre Seite gelegt und verkrampft hatte das Mädchen mit ihren zarten Fingern sein Fell umschlossen. So fest wie sie konnte. Seine Schweife hatten sich beschützend um die junge Konochi und ihren Schlafsack gewickelt und sie an seinen warmen tröstenden Körper gedrückt. Kuhsina hatte ihren Kopf in seine rotbraunen Haare vergraben und an diesen Stellen war es schnell feucht geworden.

Nach einer Weile, wo er einfach nicht mehr gewillt war, ihrem Schmerz zu zusehen, hatte er mit seiner Macht, ihren Geist in einen tiefen und heilsamen Schlaf versetz, der sie sich erholen lassen würde wie schon zu Anfang der Mission. Einen Schlummer, der sie stärkte für die kommende beschwerliche Reise nach Kumogarkure. Denn leicht würde es mit Sicherheit nicht werden.

Ihr Körper war nun entspannt, ihre Züge friedlich, aber ihre Augen waren stark gerötet. Ihr Gesicht kaltweiß und die Haut unnatürlich blas. Selbst im Land der Träume verweilend, perlten noch immer einzelne Tränen aus ihren geschlossenen Liedern, die von ihrem tiefen Kummer zeugten.

Sie tat ihm leid, aber er konnte auch den Entschluss des Uchihas verstehen, eine gewisse Zeit für sich allein zu brauchen. Um gebührend mit den neuen Gegebenheiten klar zu kommen. Sich einzufinden in diese ungewohnten Tatsachen.

Während er in seinen Überlegungen vertieft war, behielt er auch gleichsam, sowie er über Kushina wachte, seine Umgebung im Auge und bald gewahrten seine blutroten Iriden die vertraute Chakra Präsenz Itachis, die sich unaufhaltsam und schnell näherte.

Kurz darauf erschien seine mächtige Gestalt aus dem Wald. Elegant landete er auf dem Boden und ging gemessenen Schrittes auf sie beide zu.

Ohne ein Wort zu sagen erhob sich der Biju von seiner Stelle und überließ es nun dem Uchihasprössling, diese einzunehmen. Dabei löste er mit seinen Schweifen, gleich menschlichen Fingern, vorsichtig Kushinas Hände, sie sich um sein Fell geschlungen hatten.

Aber entfernte sich nur wenige Schritte und ließ sich ihnen gegenüber erneut nieder.
 

Itachi indessen fikzierte mit seinen pechschwarzen Iriden seine Liebe. Sie sah erbärmlich aus. Noch gestern hatte sie gestrahlt wie die Morgensonne eines beginnenden Tages persönlich und jetzt hatte sie mehr Ähnlichkeit mit einer Leiche.

Blass, tiefe Schatten unter den Augen, ihr Haar glanzlos und spröde. Ihre Wangen wirkten fast eingesunken und ihre Haut wies einen ungesunden Farbton auf.

Er seufzte und unterdrückte ein ärgerliches Verziehen seiner Brauen, da er nicht vergessen hatte, dass er scharf beobachtet wurde. Und er wusste, sollte er jetzt eine falsche Bewegung machen, würde ihm das nicht gut bekommen. Denn der Biju verstand in der Hinsicht um Kushina keinerlei Spaß. Ihr war es nicht aufgefallen, aber der Kyuubi hatte Itachi das eine oder andere Mal in die Schranken verwiesen durch einen bohrenden Blick, wenn er der Meinung gewesen war, seinem Schützling wurde eine unfaire Behandlung durch ihn zu Teil. Sei es, ein spöttisches Grinsen aufgrund ihres fehlenden Orientierungssinnes oder anderen banalen Kleinigkeiten, in denen er sich, ohne dass sie großartig störte, zu einem gewissen Maße sich über sie amüsiert hatte.

„Du kommst spät!“, meinte der Fuchs mit scheinbar gelangweilter Stimme, während sich seine Schwänze anmutig um seinen Körper bewegten, in der mahnenden Erinnerung, dass diese jederzeit zu tödlichen Waffen werden konnten.

Itachi gab keine Antwort darauf, sondern bettete die zierliche Gestalt seiner Freundin an seine Brust und fing an, durch ihr Haar zu streicheln und es langsam zu entwirren. In ihre Mähne hatten sich durch die vergangenen Stunden viele Knoten geschlichen.

„Hast du ihr verziehen?“, drang der Biju weiter in ihn vor.

Der Uchiha schaute nicht auf und fuhr mit seiner Tätigkeit in aller Ruhe fort.

„Du weißt im welchem Monat sie ist, oder?“, überging er die Aussage einfach.

„Anfang des fünften.“

Eine Brise kam auf und ließ sich das Mädchen näher an ihn schmiegen. Als ob sie wüsste, dass er es war und nicht ihr anderer Gefährte, legte sich Kushina mit ihrem Kopf an die vertraute Stelle direkt über seinem Herzen. Sie gab einen zufriedenen Laut von sich und rollte sich auf seinem Schoss zu einer kleinen Kugel zusammen wie eine Katze.

In Sicherheit, wieder bei ihm!

„Das ist wenig Zeit, um die Mission noch vor der Geburt zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.“, merkte das Fuchsungeheuer nach einer Weile der Stille an.

Itachi schaute nun doch auf, aber seine Hände glitten unentwegt weiter durch das wieder flüssige Gold von Kushina.

„Sie wird genügen!“

„Meinst du?“, hakte der Kyuubi neugierig nach.

„Ja!“

Wieder herrschte Stille über dem Lagerplatz. Jeder hing seinen Gedanken nach.

Bald verschwanden die Sterne und die Nacht wurde abgelöst durch den Tag. Stumm besahen sich beide das wundersame Schauspiel, wie die Sonne am Horizont auftauchte und ihr Erscheinen die Welt nur für einen Moment in sanftes rötliches Licht tauchte, dass alles freundlicher wirkte, als es in Wirklichkeit war. Wie sie für einen Moment auf der scheinbar gleichen Ebene mit der Welt selbst war, ehe sie sich erhob und erhaben über ihr thronen würde für den Rest des Tages. Nur einen Augeblick, wo man von Angesicht zu Angesicht mit ihr war.

Als sie schließlich ihren vorherbestimmten Platz eingenommen hatte, fuhr Itachi fort, weiter mit seiner Hand über den Kopf von Kushina zu gleiten. Unbewusst liebkoste er ihre Haut und streichelte so behutsam, der Berührung eines Schmetterlings gleich, über sie hinweg.

„Du wusstest es die ganze Zeit schon!“, stellte der Uchihaerbe mit sachlicher Stimme fest.

Der Neunschwänzige nickte, stritt diesen Umstand nicht ab.

„Wann?“

„Wann es passiert ist?“
 

Kushina hatte die Augen geschlossen und versuchte alles auszublenden.

Den Geruch nach Urin und Kot, da die Verwundeten nicht mehr die Kontrolle über ihren Ausfluss hatten. Den penetranten süßlichen Duft des Todes und den metallenen von Blut, der die Luft um sie herum schwängerte. Nach verbrannten und verätztem menschlichem Fleisch. Nach dem Gemisch aus Erde, gemengt mit den Eingeweiden der Gefallenen. Nach Elend, nach Verderben. Nach nackter Angst und Furcht.

Sie probierte die Geräusche auszublenden. Die qualvollen Schreie nach Erlösung vor diesen unerträglichen Schmerzen, die ihre Verletzungen mit sich brachten. Das verzweifelte Schluchzen und Weinen. Das Aufeinanderprallen von Kunais, die noch geführt wurden im Kampf auf Leben und Tod. Den pfeifenden Wind, der mitten durch die Schlacht fegte und Staub aufwirbelte. Die Laute der Attacken, wenn sie aufeinander trafen. Sei es Erde auf Feuer, Wasser auf Blitz, Luft auf Holz. Tausende von Geräuschen eines um sie herum tobenden Gefechts.

All das war ablenkend und sollte sie nicht interessieren. Aber das tat es, denn jeden Schmerzensschrei hörte sie in sich widerhallen. Als ob der Hieb sie persönlich traf, in ihre Haut einstach, ihr Ende sein könnte.

Reiß dich zusammen, befahl sie sich mit aller Macht, die sie aufbringen konnte.

Ihre Iriden richteten sich wieder auf den Verletzten vor ihr. Konohamaru Sarutobi. Ihr Sensei. Eine tiefe Wunde zeichnete sich quer über seinen Bauchraum und unaufhaltsam schoss das Blut heraus. Aber das Mädchen würde ihren Lehrer nicht sterben lassen. Hier und Heute war nicht der Tag, an dem er ins Jenseits übertreten würde.

Mit aller Macht ließ sie ihr heilendes Charka in seinen Körper fließen. Stoppte die Blutung und fügte gerissene Fasern wieder zusammen, verband die Blutgefäße erneut miteinander, so wie es sich gehörte und animierte sein Herz dazu, selbstständig seine Funktion aufzunehmen, ohne ihre Hilfe. Und es gelang.

Ungläubig wurde sie von den umstehenden Ninjas angeguckt. Er war bekannt, dass die Tochter des Hokagen der sechsten Generation keinerlei Talent für den Kampf besaß. Sie war unfähig, besaß weder die nötige Einstellung, noch das Vermögen, Techniken für die Schlacht erfolgreich ausüben zu können. Auch das Erbe des Hyuuga funktionierte nur unzureichend und nicht wie bei ihren beiden Brüdern. Sie war nicht in der Lage des Byakugan einzusetzen.

Doch sie war eine Kurifähe auf dem Gebiet der Heilung. Sie übertraf selbst Tsunade und Sakura, bei denen sie gelernt hatte. In diesem Bereich war Kushina ein Genie, wie sich an der schnellen Genesung ihres Senseis unmittelbar feststellen ließ.

Erleichtert darüber, dass es ihr gelungen war, erhob sich das Mädchen und wandte sich dem nächsten Patienten zu. Sie eilte von Verwundeten zum Verwundeten und machte keine Unterschiede, ob Freund oder Feind. Stets begleitet wurde sie dabei von Anbus, die sie, während sie ihr Chakra darauf verwendete, neues Gewebe zu regenerieren, schützten und anschließend dafür Sorge trugen, dass man die Behandelten hinter die Front brachte.

Normalerweise wäre auch ihr Platz dort gewesen, aber dieses eine Mal hatte sie sich gegen die führenden Persönlichkeiten durchgesetzt mit der Begründung, dass Madara immer noch annahm, ihr Vater sei der Jinchūriki des Kyuubi und somit theoretisch nicht mehr Gefahr für sie bestand als für allen anderen Iroyonin, die in dieser Schlacht ihren Beitrag leisteten. Außerdem sei sie die Beste, was nicht einmal gelogen war.

Daher war nun auch sie mitten zwischen den Kämpfenden und versorgte die Verletzten. Und ihre Erfolgsrate lag bei knapp neunzig Prozent. Weit mehr, als bei ihren Kollegen.

Wieder hatte sie einen Shinobi mit gebrochenen Bein und mehreren Stichverletzungen geheilt, als das Signal zum Rückzug ertönte. Ein Laut, wie der Schrei eines Falken auf der Jagd nach Beute.

Auch dieser Kampf war verloren. Schweren Herzens folgte Kushina ihrem Gefährten und eine Träne rann ihr still und leise über die Wange, als sie sah, wie viele tapfere Ninjas ihr Leben gelassen hatten. Sie sprangen über Leichen hinweg und das Mädchen brachte es nicht fertig weg zusehen.

Dort lag ein junger Mann, höchstens ein bis zwei Jahre älter als sie selbst, sein Gesicht zu einer Fratze des Leids erstarrt.

Da eine Frau um die Vierzig, die verblüfft noch den Mund geöffnet hatte, als hatte sie es nicht glauben können, jetzt sterben zu müssen.

Neben ihr ein Genin, ein Kind, dass den morgigen Tag nicht mehr erleben würde.

So viele Menschen.

Es tat ihr in der Seele weh, aber sie dürften nicht anhalten. Mussten hinter die sicheren Linien gelangen, bevor es zu spät war.

Weiter und immer weiter rannten sie durch die Ebene, auf der die Schlacht stattgefunden hatte, um Madara abzulenken von einem Dorf, das in der Zwischenzeit evakuiert worden war. Damit nicht noch mehr Menschen in seine Gewalt gerieten. Grausamerweise hatte er angefangen, nachdem sie dafür gesorgt hatten, dass er sowie Kabuto sich nicht mehr der Toten bemächtigen konnten, in umliegende Siedlungen einzufallen und die dort ansässigen Ninjas für sich kämpfen zu lassen, wenn diese nicht wollten, dass ihren Angehörigen etwas geschah. Diese widerwärtige Methode zeigte ein durchschlag gebenden Erfolg, der bis heute anhielt. Immer wieder aufs Neue schaffte er es, dass Verbündete so zu Feinden wurden, um ihre Familien, die in seiner Gewalt waren, zu schützen. Gelegentlich gelang es ihnen, einige zu befreien. Doch es war selten der Fall, dass dies von Erfolg beschienen war. Oftmals endeten diese Missionen tödlich für die Beteiligten oder schlimmer, sie wurden selbst zu Gefangenen und mussten fortan gegen ihre eigenen Leute vorgehen. Immer brutaler wurden diese Übergriffe, weil auch Madara, nachdem er weder Naruto habhaft werden konnte und noch der Schriftrolle , wo geschrieben stand, wie man den Juubi befreit.

Bitter stiegen diese Gedanken in der Uzumaki auf, aber sofort wurde sie abgelenkt, als sie es geschafft hatten, hinter die sicheren Linien zu gelangen. Wie von selbst führten ihre Füße sie zu den Lazaretten.

Hindurch durch die vielen Ninjas, die sich ebenfalls hier aufhielten und alle einer Aufgabe nachgingen. Von vielen wurde Kushina bewundernd angesehen, da sie trotz ihrer geringen Größe etwas an sich hatte, dass die Aufmerksamkeit vieler auf sich zog.

Dort bei den Hospital aus Zelten bestehend angekommen, sah sie zu ihrem größten Schrecken, wie Yiraya und Minato nervös vor einem hin und her gingen.

Kushina schwarnte übles und geschwind schritt sie auf ihre Brüder zu.

Die Beiden bildeten mit Itachi zusammen ein Dreierteam seid sie Genin waren unter der schon bereits erwähnten Anleitung von Sasuke Uchiha. Also konnten sie sich blind aufeinander verlassen und vertrauen und durch die gemeinsam erlebte Ausbildung war es fast so, als könnten sie die Gedanken ihrer Gruppenmitglieder lesen, was einen ernormen Vorteil mit sich brachte.

Doch jetzt wirkten ihre sonst so heiteren Gemüter schwer und ihre Gesichter gezeichnet von Sorge und der wohl bekannten Furcht, die das Mädchen bei allen kannte, die um das Leben eine Freundes und Kameraden bangten.

Nein!

Das darf nicht sein!

Bitte nicht!

Bitte nicht er!

Bitte!

Als Minato seine kleine Schwester auf sich zu laufen sah, verzogen sich seine Züge schuldbewusst. Sie hatten ihr heimlich versprochen, auf den Uchihaspross acht zu geben und nun!

„Kushina!“, sagte inzwischen nun der andere Zwilling. „Es ging alles so schnell und auf einmal...!“, versuchte Yiraya zu erklären, aber sie hielt sich nicht damit auf, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, geschweige denn, ihm zu zuhören. Sie eilte einfach an ihm vorbei, direkt in das Zelt hinein.

Die Brüder warfen sich einen bangen Blick zu.

Sie wussten von der Begabung ihrer Schwester, aber würde ihr das gelingen, was bereits seid Stunden andere versucht hatten.

Das Leben ihres besten Freundes zu retten, das auf des Messers Schneide stand!

Hastig fiel der Verhang des Zeltes wieder zu und die Konochi analysierte auf einem Blick die kritische Situation. Eigentlich hätte sie jetzt eine Pause machen sollen, damit ihre Chakra Gelegenheit hatte, sich wieder nachzubilden. Aber dies hier duldete keinen Aufschub.

Itachi lag leichenblass auf eine Pritsche. Über ihm war seine Mutter gebeugt, die verzweifelt versuchte, seine Seele in seinem Körper zu halten, obwohl er schon mehr tot als lebendig war. Sein Brustkorb hob sich nur noch schwach und sein Atem ging rasselnd. Seine Augen waren geschlossen und seine Muskeln schlaff.

Kushina atmete ein einziges Mal tief durch, ehe sie sich an die Seite von Sakura stellte.

Diese bemerkte erst gar nicht, dass plötzlich jemand neben ihr stand. All ihre Sinne waren auf ihr Kind konzentriert und darauf, nicht aufzugeben. Sie kämpfte verbissen schon seit Stunden, aber es wurde immer ersichtlicher, wie töricht ihr Unterfangen war. Sie verlor ihn. Stück für Stück.

„Lass mich es probieren!“

Ruckartig hob die Rosahaarige ihren Kopf und gewahrte die Gegenwart ihrer Ziehtochter neben sich. Tränen, die schon unzählige Minuten aus den Smaragden der ehemaligen Haruno flossen, strömten weiter aus ihren Augen.

Stumm, nicht fähig ein Wort zu sagen, nickte sie und trat ihre Position an die Jüngere ab.

Kushina schluckte all ihre Emotionen in diesem Moment hinunter und machte sich an die Arbeit.

Itachi war getroffen worden von einem vergifteten Kunai, das die Produktion seiner roten Blutkörperchen hemmte und ihn so langsam an Unterversorgung und multiplen Organversagen sterben lassen würde. Schleichend und rasendschnell breitete sich das Toxin aus. Von Zelle zu Zelle über die verbundenen Chakrafäden, die seinen gesamten Organismus miteinander verbanden.

Jedes einzelne Teilchen des Giftes musste neutralisiert und vernichtet werden. Und dieses Unterfangen war ein Ding der Unmöglichkeit, was zu Folge hatte, dass die Wirkung wahrscheinlich zu einhundert Prozent tödlich war.

Aber Stunden vergingen und Kushina hörte nicht auf, jeden Bereich seines Körpers auf der Suche nach dem Übeltäter zu durchkämen. Und schließlich nach fast einem Tag, wo sie weder eine Pause eingelegt hatte zum Verschnaufen, noch zum Ruhen, war es geglückt.

Noch in der Sekunde, als die Blonde Sakura kurz zulächelte, brach sie über seinem Köprer erschöpft zusammen. Doch hatte das Mädchen, dass Unmögliche möglich gemacht und bewiesen, wie weit sie ihren Lehrmeisterinnen inzwischen überlegen war.

Schnell hatte sich diese Botschaft der Hoffnung und der Freude über die versammelte Mannschaft der Shinobis verbreitet und war mit großer Ehrfurcht aufgenommen worden. Aber bei der Legende, die ihr Vater bereits war, verwunderte diese Leistung ihrerseits die Meisten nicht.

Itachi erwachte noch am selben Tag und sucht sofort seine Freundin auf, als er erfuhr, was sie für ihn getan hatte.

Sie lag in einem eigens für sie errichteten Zelt und aufgrund ihrer Verwandtschaft allein. Nicht wenige mussten sich ihr Lager mit fünf oder sechs Anderen teilen.

Kushina war von ihrem Vater, der so fort an ihre Seite geeilt war, als er davon erfahren hatte, in dieses gebracht worden und jetzt fand in genau diesem Augenblick eine Lagebesprechung statt, zu der der jüngere Uchiha eigentlich hätte erscheinen müssen als einer der Führenden Persönlichkeiten in diesem Krieg. Viele sahen zu ihm auf und bewunderten seine genialen Strategien, die denen Shikmaru Nara in nichts nachstanden, seine beträchtliche Stärke, typisch für die Uchiha und seinen eisernen Willen, der ihn voran trieb, so wie er auch in dem Hokagen Konohas existierte.

Leise schlich er sich an ihre Schlafstätte heran.

Sie sah so schön aus. Mit nichts vergleichbar.

Er beugte sich über sie und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Ihre lavendelfarbenen Lieder flatterten und schließlich hob sie diese.

Warm lächelnd schaute die Konochi in seine pechschwarzen Iriden. Itachi lehnte seine Stirn an ihre.

„Danke!“

Dieses Wort benutzte er nie und es war das erste Mal, dass sie es aus seinem Mund hörte.

Statt sie antworten zu lassen, presste er wieder seinen Lippen auf die ihren. Dieser Kuss war leidenschaftlich und voller Leben. Genau das, was der Uchiha, nachdem er an der Schwelle zum Tod gestanden hatte, brauchte.

Ihre Nähe, ihren Duft, ihren Körper.

Schon oft hatten sie sich geliebt, aber immer aufs Neue trieb er sie beide voran. Wollte sich wieder und wieder in ihrer Wärme, ihrer Liebe, ihrer Zuneigung, ihrer feuchten Mitte verlieren und das tat er. Unzählige Male, bis er vollkommen erschöpft über ihr zusammenbrach. Sie atmeten beide schwer und ein Schweißfilm zog sich über ihre müden Glieder.

Noch immer waren sie verbunden. Eins mitten ihren Körpern und es fühlte sich richtig an. Alles war so, wie es sein sollte. Hier an ihre Seite und umgekehrt, sie an seine Seite, genau dort gehörten sie hin.

Sie waren nicht perfekt, hatten viele Schwächen und doch waren sie füreinander wie geschaffen. Sie passten zusammen wie Yin und Yang, wie Schwarz und Weiß, wie Gut und Böse, zwei Gegenteile und doch dieselben Seiten einer gleichen Medaille.

In dieser Nacht entstand neues Leben, welches Kushina fortan unter ihrem Herzen trug.
 

„Zu diesem Zeitpunkt geschah es!“, erläuterte der Fuchs. Er hatte es noch in der Sekunde der Empfängnis gespürt.

Itachi erwiderte nichts darauf. Er hatte die Antwort erhalten, nach der er gefragt hatte.

Doch noch immer war es sich unsicher, wie er es finden sollte, dass er Vater werden würde. Einerseits machte es ihn stolz, denn das Kind würde ebenfalls das Blut der Uchiha in sich tragen und es weiter fortführen. Außerdem würde es ein Teil von ihm und von ihr sein. Würde sie noch enger aneinander schweißen, als sie es ohnehin schon waren.

Andererseits hätte der Zeitpunkt nicht ungünstiger gewählt sein können. Wobei der Schwarzhaarige nicht ernsthaft in Betracht zog, dass Kushina sich absichtlich hatte schwängern lassen von ihm. Dennoch konnte diese Tatsache ihre Mission und auch ihr Leben in Gefahr bringen. Da er seine Liebe mittlerweile so gut kannte, dass sie alles tun würde, um das Ungeborene zu schützen. So war sie. Wenn es um das Leben von Menschen ging, die ihr Nahe standen, dann entwickelte das Mädchen eine erstaunliche Kraft, um diese zu heilen oder zu schützen, wenn nötig mit ihrem eigenen Körper. Aber dieser Umstand machte sie angreifbar und nur noch verletzlicher, als sie es sowieso schon war. Auch konnte er keine richtige Freude empfinden, da er es selbst herausgefunden hatte und nicht eingeweiht worden war von der Uzumaki.

Wie auch immer machte die Schwangerschaft alles nur noch komplizierter.

Nichts desto trotz war daran nichts mehr zu ändern und so musste er sich daran anpassen und dies mit ein kalkulieren.

Während Itachi noch in seine Überlegungen vertieft war, erwachte das Mädchen in seinen Armen langsam. Sanft gleitet sie von der Phase des tiefen Schlummers hinüber in die der Wirklichkeit, außerhalb ihrer Träume.

Aufmerksam wurde der Uchiha schnell, als er bemerkte, wie sie sich bewegte.

Kushina, noch nicht ganz fassend, dass sie tatsächlich in den Armen ihres Freundes lag, schmiegte sich erneut an ihn und dass er sich nicht dabei anspannte, war für sie ein gutes Zeichen.

„Es tut mir leid!“, flüsterte sie kaum hörbar.

Er sagte nichts, aber er streichelte ihr wieder über den Rücken.

„Verschweige mir so etwas nicht noch einmal!“, brummte er nach etlichen Minuten mit einem warnenden Unterton in der Stimme.

Kushina richtete sich auf, sodass sie sich nun direkt in die Augen sehen konnten.

„Versprochen!“
 

Nach Bereinigung dieser Angelegenheit machten sie sich erst am folgenden Tag auf dem Weg nach Kumogarkure. Kushina und Itachi fanden beide Platz auf dem Rücken des Kyuubi, der inzwischen dauerhaft in einer Hülle aus Fleisch und Blut gewechselt war und nun an der Seite der Beiden verweilte. Diese Art der Fortbewegung war sehr Kräfte sparend und sie kamen viel schneller voran.

Auf dem Weg allerdings mussten sie immer wieder aufpassen, dass sie auch von niemand entdeckt wurden. Weder vom Feind, noch von den Anderen. Denn wie hätten sie erklären sollen, dass sie aus der Zukunft waren, gesandt um den Verlauf der vierten Shinobiweltkrieges entscheidend zu beeinflussen zu ihren Gunsten. Wahrscheinlich hätte man es für einen üblen Trick des Feindes gehalten und sie gefangen genommen oder womöglich sie sogar getötet.

Sie brauchten zwei Wochen für die Reise. Vorbei kamen sie an unwirklichen Gegenden. Mal an tiefen Tälern, die so friedlich wirkten, mal an riesigen Gebirgszügen, die so gigantisch waren, als würden die Götter in den nichtsehbaren Höhen ihre Feste abhalten. Doch der wohl schönste Ausblick, während der gesamten Rücklegung ihres Weges war der Anblick, als sie an die Küsten des Reiches der Blitze kamen.

Noch nie hatten die beiden Ninjas das Meer gesehen und umso gewaltiger war der Moment, als sie es das erste Mal seiner angesichtig wurden. Selbst Itachis sonst ausdrucksloses Gesicht verzog sich vor ehrfürchtigem Staunen. Unendlich weit zog sich das Wasser bis zum Horizont hin. Es schien kein Ende zu nehmen und die Wellen brachen sich laut und grölend an den Felsen der Küste. Wild und uneinnehmbar zeigte es seine ganze Kraft und Schönheit. Stetig, wie ein Herzschlag, wiederholten sich die stürmischen Kämme und die Gischt wehte in ihnen ins Gesicht genauso wie der unverkennbare Geruch salziger Meeresluft mit dem Wind schwang. Es war fesselnd und machte demütig, wenn man sah, welche Wunder die Natur zu bieten hatte.

An diesem Abend schlugen sie ihr Lager direkt in Sichtweite des Wassers auf, um den Anblick noch ein bisschen genießen zu können. Nur schwer konnten sie sich am darauf folgenden Tag davon lösen, aber sie mussten weiter. Immer ihrem Ziel entgegen bis sie es letztlich erreichten.

Kushians Zustand war nun nicht mehr zu übersehen und auch ihre Bewegungen vorsichtiger und sparsamer an Kraft geworden. Itachi saß hinter ihr und hatte seine Finger fest um ihre Mitte geschlungen, als sie die ersten Häuser von Kumogarkure erspähen konnten.

Auf einem unhörbaren Befehl blieb der Biju auf eine Anhöhe stehen, wo sie einen guten Überblick hatten.

Das Dorf, versteckt unter den Wolken, sah so anders aus als Konoha. Überall waren Häuser oder Plattformen zu sehen, die in den Felsen gehauen waren. Verbunden wurden diese durch Brücken, die sich über kilometertiefe Abgründe wanden. Je näher man auf das Zentrum, ein großer kuppelähnlicher Bau aus massivem Stein bestehend mit Bäumen drum herum, desto dichter wurde das Netzwerk aus Seilen und Holz. Da diese Siedlung hoch im Gebirge lag, was es für die Gefährten auch immer schwieriger gemacht hatte, unentdeckt zu bleiben, sammelten sich auf manchen Plattformen Nebelbänke, die flauschigen Wolken glichen.

Ratlos, wo hier die Hokage anzutreffen war, drehte sich Kushina zu Itachi um.

Gerade als sie diesbezüglich ihre Frage stellen wollte, ging ein Ruck durch den massiven Körper des Kyuubi und wie der Wind selbst, so eilig und geschwind, entfernte er sich wieder von dem Dorf.

„Wachposten haben uns entdeckt!“, erklärte er seine Flucht.

Blitzschnell gerieten die Gedanken Itachis in Bewegung. Wenn sie jetzt flohen, würde man sie für Feinde halten. Aber sie konnten es auch nicht riskieren, gefangen genommen zu werden. Doch es musste einen Ausweg geben.

Schon mehrmals hatten sie über den Ernstfall einer solchen Situation gesprochen und setzten sie diesen vorher ersonnen Plan um.

Der Kyuubi brachte genügend Abstand zwischen sich und ihre Verfolger, sodass sie die Anwendung von Chakra nicht wahrnehmen würden. Geschwind legten sie ihre vorher erdachte Tarnung durch ein Verwandlungsjutsu an. Itachi hatte das Aussehen eines Mannes aus dem Clan der Hyuuga angenommen, was seine überdurchschnittliche Sehfähigkeit erklären würde, während Kushina sich in eine braunhaarige unscheinbare Frau verwandelte. Aber ihre Augen konnte sie nicht kaschieren, weshalb beschlossen worden war, dass sie eine Anbumaske tragen würde. Auch der Kyuubi nahm die Gestalt eines riesigen Wolfes mit silbegrauem Fell und einem Schwanz an.

Dann blieben sie stehen und warteten darauf, dass ihre Verfolger sie einholen würden.
 

C und eine Gruppe junger Genin hatten die Eindringlinge schließlich eingeholt, was den Ninja aber sehr misstrauisch machte, da diese mit Leichtigkeit hätten entkommen können, wenn sie es gewollt hätten. Doch stattdessen zog es die Gruppe offenbar vor, sich von ihnen fangen zu lassen.

Auf sein Zeichen hin wurden die zwei Shinobis mit ihrem Reittier von ihnen eingekreist.

Still musterte C sie. Der Mann war unverkennbar einer aus dem Clan der Hyuuga, wobei es ihm schleierhaft war, warum dieser hier herum lungerte, statt auf dem Schlachtfeld seine Kameraden mit seinen Fähigkeiten zu unterstützen. Mehr Rätsel gaben ihm da schon die zweite Person der Gruppe auf. Es war eine Frau von durchschnittlicher Größe und einer unauffälligen Statur. Verwundert war er aber dadurch, dass sie eine Anbumaske trug und ihr Charka, das mit dem des Wolfes auf unerklärliche Weise verbunden schien, war ungewöhnlich stark.

„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, fragte C kalt.

Der Mann trat vor und stellte sich schützend vor die Frau, die noch immer auf dem Rücken des Wolfes saß, sodass er keine direkte Sicht mehr auf sie hatte. „Wir sind Shinobi aus Konoha und sollen der Hokage eine wichtige Botschaft überbringen!“, sprach er mit nicht minder kühlem Unterton.

„Es ist uns nicht bekannt, dass die Fünfte Besuch aus Konohagarkure erwartet!“

„Weil unser Anliegen allein die Hokage etwas angeht.“, präzisierte der Hyuuga.

„Die Hokage hat keine Geheimnisse vor den anderen Kagen. Außerdem warum seid ihr dann einfach getürmt!“, erklärte C überzeugt und machte Anstalten sie angreifen zu wollen.

„Also, wer seid ihr und was wollt ihr wirklich?“, fragte C nun äußerst aggressiv nach.

Die umstehenden Genin sah man mit ihre Nervosität an, da sie unsichere Blicke untereinander tauschten. Doch ebenso wie ihr Truppenführer machten sich die Jugendlichen bereit, wenn nötig diese Fremden zu attackierten, auch wenn es ihr Leben einfordern sollte.

Auch die Frau schien nun angespannt, sowie ihr Reittier. Sein Schwanz peitschte unruhig hin und her.

„Wir wollen weder euch, noch dem Dorf schaden. Doch zwingst ihr uns dazu, dass wir uns verteidigen müssen, so werden wir das ohne Rücksicht tun. Aber es ist nicht unser Ansinnen, euch zu verletzten. Wir wollen lediglich mit der Hokage reden über Belange, die euch nichts angehen!“, versuchte der Hyuuga den bevorstehenden Angriff noch zu vermeiden.

Hin und her gerissen, entschied sich C schließlich doch für die Option des Angriffs. Auf sein Zeichen sollten die Genin mit Kunais auf die Frau zu gehen, während er sich um den Mann kümmern wollte. Doch noch ehe einer von ihnen reagieren konnte, hatte sich der Unbekannte so schnell bewegt und den Kinder kampfuntauglich gemacht, dass er allein gegen sie beide da stand.

Er wollte fliehen, um Verstärkung zu holen mit einem angetäuschten Tritt auf die Frau, als auch er zu Boden befördert wurde von dem Schwanz des Wolfes, der bei dieser Tat gefährlich aufgeknurrt hatte.

Noch ehe sein Kopf auf den felsigen Untergrund aufschlug, war er bewusstlos.
 

„Na toll!“, entgegnete Kushina sarkastisch.

„Und jetzt?“, fragte sie trocken die beiden männlichen Wesen ihrer Gruppe.

Itachis Gesicht blieb ausdruckslos, obwohl auch ihn dieses Fiasko mächtig nervte. So hatte er gewiss nicht vorgehabt, Kontakt zu der Hokage aufzunehmen. Auch Kyuubi schwieg, der ebenso keine Idee hatte, wie es jetzt weiter gehen sollte.

Die Konochi wartete noch einen Moment vergebens auf eine Antwort. Dann zuckte sie mit Schultern, wandte sich den auf den Boden liegenden Menschen zu und untersuchte vorsorglich die vier Shinobis aus dem Dorf, versteckt unter den Wolken. Alle waren nur ohnmächtig und wiesen keine schwerwiegenden Verletzungen auf.

„Wir bringen sie ins Dorf und tun so, als hätten wir sie schon in dieser Position vorgefunden. Die Aufregung, die hoffentlich dadurch entsteht, nutzen wir für unsere Zwecke aus und begeben uns auf die Suche nach Tsunade.“, gab der Uchiha seinen spontan entwickelten Plan kund. Dabei würden sie sich auf den hochsensiblen Geruchssinn ihres dritten Teammitgliedes verlassen müssen.

Da Keiner eine bessere Variante vorschlagen konnte, nahm Itachi, verkleidet als Angehöriger des Klans der Hyuuga den befehlshabenden Kommdanten huckepack, während der Biju die Kinder auf seinen Rücken lud und zusätzlich Kushina weiterhin transportierte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, Richtung Zentrum, wo Itachi die Hokage vermutete und es mit einem Nicken von dem Biju bestätigt wurde.

Schon während sie sich fortbewegten, erregten sie Aufmerksamkeit. Beinahe aus jeder Ecke kamen andere Wachposten angesprungen und waren offensichtlich bestürzt darüber, was ihren Kameraden widerfahren war. Immer wieder wurden Zwischenfragen laut, die der getarnte Uchiha allerdings immer mit einem unwissenden Zucken seiner Achseln beantwortete.

Auf ihrem Weg wurden sie von der ortsansässigen Shinobi zum Hospital des Ortes gelost, sehr zum Verdruss Itachis. Auch Kushina und Kyuubi wurden aufgrund dieser Wendung nervös.

Als sie dann vor einem im Stein gehauenen Gebäude, was sich nicht wesentlich von den Anderen unterschied, wohl um mögliche Eindringlinge noch zusätzlich zu verwirren, was hervorragend bei den Zweien funktionierte, anhielten, fusselten schon eilig Iroyonin aus dem Eingang, um die vermeintlich Schwerverletzen im Empfang zu nehmen.

„Was ist genau passiert?“, hörte Kushina eine nur zu bekannte Stimme nachfragen. Shizune stand mitten unter den Ninjaärzten und sah nicht wie alle anderen zu den Patienten, sondern direkt zu ihnen. Sie wirkte so anders, als das Mädchen sie kannte. Keine Sorgenfalten auf der Stirn, keine tiefen Augenränder, die sich immer mit sich herum getragen hatte. Keine gebeugte Haltung. Diese Shizune war noch jugendlich und voller Tatendrang und Energie.

Schweizperlen bildeten sich unter ihrer Anbumaske. Die Ältere war schon immer misstrauisch gewesen und hatte den richtigen Riecher um Geheimnissen auf den Grund zu kommen.

Scheiße!

Man flucht nicht, schon vergessen!, wurde das Mädchen im stillen von dem Biju getadelt.

Doch noch ehe er weitersprechen konnte, unterbrach ihn Shizune erneut mit ihrer Frage.

„Was genau ist mit ihnen passiert?“, wiederholte sie langsam.

Es war Itachi, der geistesgegenwärtig antwortete, da Kushina wie erstarrt schien.

„Aufgrund einer Verletzung meiner Kameradin sind wir hierher zurück gekehrt!“ Überrumpelt fasste sich Kushina sogleich gespielt schmerzhaft an die Schulter und gab ein Stöhnen von sich. „Als wir uns dann dem Dorf von Westen her genähert haben, sind uns diese Wachposten aufgefallen, da sie bewusstlos auf dem Boden lagen!“,sprach der Uchiha mit sicherer Stimme, die geübt war wie ein Meister zu lügen.

Shizune nickte und wandte sich dann an ihre Kollegen. „Bringt sie hinein und untersucht sie gründlich!“, wies sie an. Offenbar hatte sie hier die Verantwortung für das Hospital.

Ihre braunen Augen folgten den Vieren, samt Ärzten, bevor ihre Iriden wieder die Gruppe fikzierte. „Und ihr kommt am besten auch mit hinein, damit ich mir persönlich diese Verletzung ansehen kann.“ Deutlich hörten Itachi und Kushina die Zweifel heraus.

Unsicher und keine Wahl habend folgten sie der Älteren, welche sie in das Gebäudeinnere führte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BLACKKING
2014-04-06T07:54:24+00:00 06.04.2014 09:54
Super Geschichte mir gefällt dein schreib stil,da er sehr flüssig ist .Natürlich hast du ein paar fehler in Punkt und Komma setztung aber diese sind kaum der rede wert .
Ich danke dir für diese ff sie ist sehr interessant, aber wie bist du auf die idee mit einer zeitreise gekommen?.

Mfg Black
Antwort von:  funnymarie
21.06.2014 19:26
Vielen danke für deinen tollen kommentar und freut mich, wenn dir die geschichte gefallen hat
nun punkt-/kommasetzung, ist nicht ganz so einfach^^
was die idee für die zeitreise angeht, ich mag solche geschichten einfach unheimlich gern und dadurch können sich die verschiedensten charaktere begegnen
daher die idee
lg funnymarie


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