Zum Inhalt der Seite

If i die young

Mit dir zusammen ans Ende der Welt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

They're worth so much after I'm a goner

They're worth so much more after I'm a goner

And maybe then you'll hear the words I been singin?

Funny when you're dead how people start listening...“
 

Ich liege im Bett, neben mir liegt Dion und schläft. Irgendwie sieht es doch ganz schön verrucht aus. Ich liege in seinen Armen und sehe ihm beim Schlafen zu. Man könnte echt denken, dass wir gerade erst etwas mit einander hatten. Also so richtig intim. Ich werde bei dem Gedanken rot. Zum Glück schläft Dion noch. Ich schmiege mich an ihn und kann mir immer noch nicht vorstellen, dass er mich im Aufzug wirklich geküsst haben soll. Ich meine, wir sind beide Kerle und ich hege sonst auch nie ein Interesse an Männern oder Frauen. Tja, so kann man sich wohl täuschen. Aber ich mag ihn ja auch nur. Ich liebe ihn ja nicht, richtig? Wobei, er hat mich geküsst. Heißt das, dass wir jetzt ein Paar sind? Ich bin mir nicht ganz sicher. Vielleicht? Vielleicht auch nicht. Wer weiß da schon? Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir darüber mal reden? Aber ich möchte ihn jetzt nicht wecken. Er sieht viel zu friedlich aus und das wäre mir zu schade. Ich brumme zufrieden auf und drehe mich in seinem Arm, sodass ich mit dem Rücken zu ihm liege. Es ist einfach unbequem, die ganze Zeit nur auf einer Seite zu liegen.

„Wieso drehst du dich weg?“, höre ich Dion murmeln und werde leicht rot. Er zieht mich dichter zu sich und ich spüre seinen Atem im Nacken. „Komm wieder her, mi corazón.“, murrt er, aber ich drehe mich nicht zurück. „Ich kann nicht so lange auf einer Seite liegen.“, murmel ich nur und bleibe mit offenen Augen unbewegt liegen.

„Wenn das so ist~“, schnurrt er mir zu und ich ahne schon das schlimmste. Dion stützt sich auf und beugt sich über mich. „Sie mich an.“, flüstert er dann und ich drehe langsam mein Gesicht. Sofort legen sich seine Lippen auf meine und ich schließe meine Augen. Automatisch erwidere ich den Druck und so intensivieren wir den Kuss noch etwas. Seine Zunge streicht über meine Lippen und ich muss leise aufstöhnen, als ich meinen Mund öffne, um sie in Empfang zu nehmen. Der Kuss dauert lange an, wie lange genau, kann ich nicht sagen. Aber mir kommt es wie eine halbe Ewigkeit vor.

Als wir wieder von einander ablassen, legt Dion sich auf mich, sodass ich nun auf dem Rücken liege. „Damit bin ich auch zufrieden.“, meint er dann grinsend. Ich murre nur.

„Ich nicht! Du bist schwer!“, sage ich und er fängt an zu schmollen.

„Wer ist hier schwer, du Trampel?! Ich bin nicht schwer! Ich bin durchtrainiert, hier schau.“ Er zieht sein Shirt hoch und zeigt mir schamlos seinen freien Oberkörper. „Ja, alles Muskeln! Merk dir das! So schnell bekommst du so etwas nicht wieder zu Gesicht.“

„Ach wirklich?“, frage ich anzüglich nach und Grinse. Ich ziehe ihn wieder zu mir und ergattere mir noch einen Kuss. Er grinst nur.

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wer weiß~“, schnurrt er, doch dann werden wir unterbrochen. Es klopft an der Tür und wir sehen beide auf. Meine Mutter kommt herein und sieht mich mahnend an. „Hallo.“, sagt sie barsch und kommt auf mein Bett zu. Sie setzt sich demonstrativ darauf und ich seufze. Ich deute Dion, dass er auf sein Bett gehen soll und sehe meine Mutter dann an.

„Dir auch einen schönen guten Tag, Mum!“, meine ich genervt.

„Hör mit den Förmlichkeiten auf, wir haben etwas zu besprechen!“, meint sie dann ernst. Ich schmunzele. Muss ja wirklich etwas schlimmes sein, wenn sie mich so schräg von der Seite anmacht und mal ausnahmsweise nicht so tut, als wären wir eine Regenbogen-Sonnenschein-Familie. Ich sehe sie also abwartend an und schiele ab und an zu Dion herüber.

Meine Mutter räuspert sich und scheint die richtigen Worte zu suchen.

„Dein Onkel ist tot.“

Das waren definitiv die falschen Worte! Ich starre sie ungläubig an und in meinem Gehirn rattert es. Das kann doch gar nicht sein! Er war doch erst bei mir. Er ist nie und nimmer-! Ich schüttele langsam, wie mechanisch, den Kopf und öffne meinen Mund, aber es kommt nicht ein Wort heraus. „Er ist an seiner Herzkrankheit gestorben. Vorgestern. Er hatte die Krankheit schon, seit er ein kleiner Junge war.“, erklärt mir meine Mutter und ich schüttelte wieder den Kopf. Nein! Nein das kann gar nicht wahr sein! Das darf nicht war sein! So einfach ist es! Er lebt noch, das ist nur ein sehr schlechter und dummer Scherz! Er würde mich doch nicht zurücklassen, ohne etwas zu sagen! Das würde er niemals tun!

„Nein!“, bringe ich mit brüchiger Stimme heraus und fange an zu zittern. Schnell kralle ich mich in die Decke, damit man es nicht sofort bemerkt. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Ich will nicht weinen. Ich will es nicht glauben. Es ist nicht passiert! Das stimmt alles nicht! Meine Mutter hasst mich nur so sehr, dass sie sich das ausgedacht hat.

„Das..das stimmt nicht!“, sage ich und sehe sie noch immer ungläubig an. „Nein, das kann gar nicht stimmen! Er würde nicht einfach gehen, ohne mir etwas zu sagen!“, schimpfe ich nun und merke, wie mir die Tränen hochkommen. Nein, nicht weinen! Wenn ich weine, dann heißt es, dass ich es glaube und dass ich es akzeptiert habe, dass er nun nicht mehr wieder kommt. Gott, wenn ich an dich glauben würde, spätestens jetzt hättest du einen deiner Anhänger verloren! Wie konntest du mir das antun?! Reicht es dir nicht, dass ich schon förmlich im Sterbebett liege?!

„Timo, beruhige dich. Das ist normal, jeder stirbt irgendwann.“, meint meine Mutter. Ach so, klar. Ich muss ja keine Trauer empfinden. Ist ja sowieso klar, dass wir alle irgendwann sterben. Nur weil du keine Gefühle für deine Familie hast, heißt es nicht, dass es mir damit genauso geht, Mum!

Ich sehe sie entrüstet an und sie steht auf. Sie kramt ihr Handy aus der Tasche und sieht auf das Display. „Ich muss jetzt gehen.“, meint sie und wirft Dion einen kurzen Blick zu, der so tut, als würde es ihn nicht interessieren, was hier gerade abläuft.

„Die Arbeit ruft.“

Wohl eher der Chef, was?! Ich würde ihr jetzt am liebsten an die Kehle springen und sie mit ins Grab nehmen. Allerdings schaue ich ihr nur hinterher, immer noch unfähig wirklich zu begreifen was passiert ist. Vorgestern schon? Wieso sagt sie es mir dann jetzt erst?! Wieso kam sie nicht vorgestern schon zu mir?! Ich will ihn sehen, verdammt! Das ist unfair! Das ganze Leben ist gegen mich! Ich hab keine Lust mehr darauf!

Jetzt kann ich endlich weinen. Meine Mutter ist weg und kann es nicht sehen, also kann ich weinen. Aber ich bin zu betäubt, um die Tränen fließen zu lassen. Ich höre ein Rascheln und merke, dass Dion wieder zurück zu mir kommt. Aber ich sehe ihn nicht an. Er nimmt mich in den Arm, zieht mich dich zu sich und streicht mir über den Rücken. Ich habe ein Déjà-vu. Alles kommt mir so vertraut vor, so wie vor ein paar Tagen, als Dion mich vor der Operation in den Arm genommen hat. Ich kralle mich an ihn und fange an zu zittern. Dion sagt nichts, er streicht nur über meinen Rücken und schweigt. Vielleicht fehlen diesmal sogar ihm die Worte.

Langsam kommen mir nun doch die Tränen und ich lasse sie einfach fließen. Ich schluchze auf und krallte mich in sein Shirt, was ich vollheule. Ich heule los und bekomme mich auch kaum noch ein. Dass eine Schwester unser Zimmer betritt, kriege ich nicht mit, auch nicht, dass sie es sofort wieder verlässt, nachdem Dion seinen Kopf geschüttelt hat. Er drückt mich stark an sich und murmelt mir nun leise Worte ins Ohr.

„Es ist alles gut, Timo. Hör auf zu weinen. Beruhige dich. Ich bin da... Ich bin da!“ Aber die Worte beruhigen mich nicht. Wieso ausgerechnet Can? Was hat er gemacht Gott, dass du ihn hast sterben lassen? Er war auch noch so jung. Er war doch selber kaum älter als ich! Gott, ich hasse dich dafür! Ich hasse dich aus tiefstem Herzen! Wieso hast du nicht einfach mich sterben lassen?! Can hat es nicht verdient! Bei mir wäre es doch egal, aber nicht er! Er hatte so viele Freunde und Verwandte, er hatte eine Familie. Ich nicht und trotzdem lebe ich. Ich verstehe es nicht. Das Leben ist nicht fair.

Oder lass mich auch sterben, dann können wir zusammen beerdigt werden und er ist nicht so alleine.

„Nicht fair!“, sage ich mit tränenerstickter Stimme. „Das ist alles nicht fair! Wieso er?! Wieso nicht ich?“, schluchze ich und Dion drückt mich etwas von sich.

„Hör auf so etwas zu sagen, Timo! Und wenn ich diese Meinung aus dir rausprügeln muss! Es ist schlimm, ja! Aber das ist kein Grund, jetzt auch sterben zu wollen! Klar hat er es nicht verdient, natürlich ist es nicht fair! Aber das ganze Leben ist nicht fair! Und du hast es ebenso wenig verdient zu sterben, wie er, ok?! Also hör auf, darüber nachzudenken!“, fährt er mich an und ich zucke zusammen. Ich sehe ihn aus verheulten Augen an und wische mir über die Wangen. Er zieht mich wieder an sich und küsst mich. Ich sehe ihn verständnislos an, kralle mich an ihn und erwidere den Kuss. Als er sich löst, öffne ich meine Augen wieder. Ich schniefe und muss schlucken.

„Versprich mir, dass du nie wieder daran denkst, freiwillig zu sterben!“, murmelt er dann und seufzt auf. „Ich würde es nicht ertragen, hörst du? Für mich bist du mein Ein und Alles und du bist mehr wert, als deine Mutter denkt! Du bist viel mehr wert, als du selber denkst. Du bist so ein toller Junge, du bist hübsch und niedlich. Du bist nett und hast Humor. Man kann mit dir unendlich viel Spaß haben und man kann dich so schnell lieb gewinnen, wenn man es nur zulässt. Lass dir von den anderen nichts einreden. Du hast mich!“, meint er und ein Teil des Knotens in mir löst sich langsam. Ich nicke leicht, ehe er sich zu der Kommode beugt und Taschentücher aus der Schublade holt.

Er hält mir eines hin und ich schnaube mir die Nase. Nicht gerade leise, oder wie es sich gehört. Ich schnaube einfach und werfe es dann in den Mülleimer, der einen knappen Meter von meinem Bett entfernt steht. Ich muss trotzdem noch mal schniefen und meine Wangen sind noch ganz nass. Es kommt mir vor, als würde es kleben und an meiner Haut ziehen. Als wäre sie total ausgetrocknet. Dion küsst mir meine Wangen und leckt mir die Tränen ab. Ich kneife meine Augen zu und werde rot. Jetzt ist nicht der passende Moment, um rot zu werden! Er sehe ihn an, ehe seine Lippen sich wieder auf meinen wiederfinden. Er hält mein Gesicht in seinen Händen und zieht mich ganz nahe zu sich, sodass nicht mal mehr ein Blatt zwischen uns passen würde. Ich keuche leise auf und er beginnt zu lächeln.

„Versprichst du es mir?“, fragt er nach und ich nicke zögerlich. „Tut mir leid..“, murmel ich dann. Die Gefühle haben mich einfach übermannt gehabt. So etwas sollte mir wohl nicht noch einmal passieren. Aber Dion schüttelt nur seufzend den Kopf und lächelt.

„Wir stehen das gemeinsam durch. Das alle, ok? Wir werden das schon schaffen. Wir brauchen dafür keine anderen Leute. Wir haben uns und das ist auch gut so.“, erklärt er mir. Es freut mich, dass Dion es so sieht, auch wenn es mir noch immer schwer fällt, seine Meinung zu übernehmen.

„Timo..ich liebe dich.“, murmelt er mir ins Ohr und ich sitze erneut wie gelähmt da und bekomme meinen Mund nicht mehr zu. Er liebt mich?! Was zur Hölle... Er meinte vor ein paar Tagen oder Wochen erst noch, dass er in mich verknallt ist und mich mag. Wie kommt er jetzt darauf, sich in mich zu verlieben?! Ich muss schlucken. Erwartet er jetzt eine Antwort? Ich mag ihn, sogar sehr. Aber lieben? Ich glaube nicht, oder? Ich weiß es nicht genau, wenn ich ehrlich bin. Ich habe mir darum überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich war glücklicher in den letzten Tagen, als sonst. Vorausgesetzt, er war bei mir! Ich hatte Spaß und Dion hat mich von meinen Problemen abgelenkt, von meiner Krankheit und meiner 'Familie'. Er hat mir geholfen, aber ich weiß nicht, ob ich wirklich Liebe empfinden kann. Er ist doch ein Junge? Ok, schwul sein gibt es inzwischen schon recht häufig und wird in den meisten Ländern erlaubt, aber..ich bin nicht schwul. Oder vielleicht schon und ich weiß es nur nicht? Can war schwul, das weiß ich. Ich habe nichts dagegen gehabt. Ich mochte ihn ja trotzdem sehr. Und ich hatte bisher noch keine feste Beziehung zu einer Frau, noch ein Interesse an ihr. Ich habe nicht an Frauen denken müssen und finde ihre Kurven auch nicht so toll, wie immer alle sagen. Wenn ich ab und an die Jungs aus meiner Klasse beobachte, dann fällt mir auf, wie sie den Mädchen hinterhergaffen und ihnen auf den Hintern oder ihre Brüste starren. Sie reden fast nur noch darüber und wollen unbedingt mit ihnen Sex haben. Bei dem Gedanken werde ich sofort wieder leicht rot. Aber ich habe bisher nicht an so etwas gedacht. Ich habe kein Interesse daran, so schnell meine Jungfräulichkeit zu verlieren, ein Mädchen zu küssen oder sie anzufassen. Ist das abnormal? Ich bin immerhin schon sechzehn und mitten in der Pubertät. Müsste ich dann nicht eigentlich auch solche Gedanken haben, oder morgens mit einem Ständer aufwachen? Ok, das führt zu weit.

Schnell versuche ich an etwas anderes zu denken. Gott, ist das peinlich! Wieso denke ich ausgerechnet jetzt daran?! Und ich habe ganz vergessen, dass Dion scheinbar eine Antwort will. Er drückt mich leicht von sich und sieht mich prüfend an. Oh nein, ich bin sicher noch ganz rot und verwirrt. Das soll er doch nicht sehen!

„Ich erwarte erst mal noch keine Antwort. Ich habe dich ja schon bei unserem Kennenlernen überfallen und ich will dir Zeit lassen, damit du dir klar darüber wirst, was das heißt. Ich zwinge dich nicht dazu, dich in mich zu verlieben. Es reicht mir, wenn du mich gern hast. Hauptsache du verabscheust mich nicht oder so. Außerdem hast du ja momentan auch andere größere Probleme. Da will ich mir dir nicht auch noch aufhalsen.“ Er sieht mich lächelnd an, ehe er sich erneut einen Kuss von mir raubt. Ich erwidere das Lächeln zaghaft.

„Tut mir leid. Aber noch kann ich dir nicht Antwort stehen.“, gebe ich dann auch ehrlich zu. „Du belästigst mich doch gar nicht. Ich mag es, dass du alles mögliche Versuchst und mich immer wieder so umgarnst.“, sage ich leiser. „Aber es ist ungewohnt und daher muss ich es erst einmal richtig begreifen. So etwas hat vorher noch nie jemand zu mir gesagt.“

Dion lächelt und drückt mich runter auf die Matratze. Ich sehe ihn überrascht an und bekomme leichte Panik. Was hat er vor?! Was will er jetzt machen? Doch er nimmt mich nur in den Arm und legt sich halb auf mich. „Ich bin so glücklich!“, meint er und ich blinzele verwirrt. Glücklich? Wieso? Ich habe ihm ja nicht einmal antworten können, wieso sollte er glücklich sein?

„Ab jetzt gehören alle ersten Male mir!“, meint er dann grinsend. Sofort werde ich rot. Ach das meint er. Er weiche seinem Blick aus und knurre leicht. „Geh runter, du bist schwer!“

„Und du bist ein Trampel!“, meint Dion lachend.

„Wenn du so weiter machst, dann überlege ich mir die Sache gar nicht und weise dich gleich ab!“, warne ich ihn vor. Ich versuche so allerdings nur meine Verlegenheit zu überspielen. Dion kuschelt sich an mich und seufzt leise und zufrieden auf. Ich stutze, dann werde ich knallrot. Was soll das denn jetzt?!

„Dion! Hast du etwa-?“, will ich fragen, aber er murrt nur auf.

„Ignoriere es einfach, dann geht es auch von alleine wieder weg.“, meint er und grinst. „Was erwartest du von mir? Ich bin zwanzig, grade erst aus der Pubertät raus, könnte man sagen. Ich bin ein Mann und hab auch meine Bedürfnisse. Und du bist einfach so zuckersüß, dass ich mich auch irgendwann nicht mehr halten kann.“

Perplex sehe ich ihn an und werde erneut knallrot. Ich versuche ihn wegzudrücken und meine Beine anzuziehen. Er soll wieder auf sein Bett! Ich will nicht spüren, dass er.. Knallrot versuche ich erneut, ihn loszuwerden. „Geh runter! Das ist pervers!“, sage ich fauchend, aber er grinst nur. „Du bist eindeutig noch Jungfrau.“, meint er lachend. Ich sehe ihn leicht entsetzt an und versuche dann nach ihm zu treten, was leider nach hinten losgeht, als er auf einmal aufstöhnt. Ich lasse mein Bein schnell wieder sinken. Oh Gott! E hat gerade gestöhnt! Gestöhnt!!! Was soll ich denn jetzt machen? Mich geht das ja eigentlich nichts an, oder? Ich muss schlucken und beiße mir auf die Lippen.

„Geh ins Bad, oder kalt duschen.“, murre ich dann. Aber Dion scheint etwas anderes im Sinn zu haben und beugt sich vor, um mich zu küssen. Während er mich somit ablenkt, wandert seine Hand in meine Hose und ich sauge scharf die Luft ein. „L-lass!“, murre ich und versuche seine Hand wieder herauszuziehen. Aber wirklich schaffen tue ich es nicht. „W-was hast du vor?! Ich will nicht!“, sage ich. „Keine Sorge, ich will nur, dass du dich ein bisschen gut fühlst.“, murmelt er und im nächsten Moment keuche ich auf. Er hat einfach angefangen, mein Glied zu massieren. Ich ziehe meine Beine an und kneife die Augen zu.

„D-Dion! Was ist, wenn jemand-“ Ich muss abbrechen und stöhne auf. Er greift nach meiner Hand und führt sie in seine Hose. Es ist mir furchtbar peinlich, aber wehren tue ich mich nicht. „Mach einfach das, was ich mache.“, murmelt er und ich bemühe mich, es ihm gleichzutun. Allerdings fällt es mir recht schwer, da seine Hand mich einfach nur an den äußersten Rand des Wahnsinns treibt.So dauert es auch nicht lange, bis ich zu meinem Höhepunkt komme. Er kommt gleich nach mir. Erschöpft schließe ich die Augen, während Dion Taschentücher herauskramt und unsere Hände sauber macht. Dann wirft er sie in den Mülleimer und legt sich neben mich. „Ich hasse dich..“, murre ich mal wieder, aber er zieht mich nur in seine Arme. „Ich weiß. Ich liebe dich auch.“, schnurrt er und ich drücke mich an ihn. Ich schlafe kurz danach einfach ein und schlafe den restlichen Tag durch, bis ich Abends wieder wach werde.

Ich sehe mich blinzelnd um und muss gähnen. „Wie spät?“, frage ich müde nach. „Kurz nach sechs.“, antwortet mir Dion lächelnd. „Hab ich so lange geschlafen?“, frage ich und er nickt. „Du warst nur zwischendurch ein paar Mal kurz wach.“ Ich schmiege mich an ihn und schließe meine Augen wieder. Als mein Magen knurrt, sitze ich schon fast senkrecht im Bett. „Hunger!“, meine ich dann und sehe Dion an. Er lacht auf und wir gehen gemeinsam etwas essen, nachdem wir uns beide wieder richtig angezogen haben.
 

Ein paar Tage später bin ich auf der Beerdigung von meinem Onkel. Meine Mutter ist auch da, aber ich halte mich von ihr fern. Ich will jetzt nicht mit ihr reden. Dion ist zum Glück mitgekommen, was mir wenigstens etwas Kraft gibt. Ich will nicht wieder weinen müssen. Wir stehen alle um das Grab versammelt, während jemand vorne etwas über Can erzählt. Das erste mal sehe ich seinen Freund Finley. Er sieht mitgenommen aus und schweigt die ganze Zeit. Er scheint Tage lang nicht geschlafen zu haben, seine Augen sind geschwollen und gerötet. Er muss viel geweint haben. Ob er jemanden hat, der ihm jetzt beisteht?

„Can war großartig. Er hat uns alle geliebt, er wurde von allen geliebt. Er hatte keine Feinde und war immer gut zu allen. Er wollte es jedem recht machen, hat immer als erstes an andere gedacht, ehe er sich selbst etwas zu Gute kommen ließ. Er hat oft Geld gespendet, hat sich um verwahrloste Tiere und Waisenkinder gekümmert und wenn er auf Reisen war, haben ihn alle furchtbar vermisst. Dennoch wurde er mit so einer schlimmen Krankheit bestraft. Keiner von uns wird je verstehen, wie es dazu kam.“ Ich höre nicht mehr zu. Ich will nicht noch mehr darüber hören. Ich hasse es. Wenn man bei einer Beerdigung nur gut von der Person redet, ist es einfach nur eine schamlose Lüge. Jeder Mensch hat in seinem Leben Fehler gemacht. Und die sollte man nicht verstecken.

„Und er hat gebeten, dass sein Neffe Timo nach vorne treten soll.“ Ich sehe auf. Bitte was? Dion schiebt mich nach vorne, auch wenn ich ihn dafür anklagend ansehe und stellt sich dann an den Rand. Ich weiß eigentlich nicht, was ich sagen soll.

„Can war für mich der beste Onkel, den man sich wünschen kann.“, sage ich und streiche mir über den Nacken. „Er war immer nett zu mir und als ich klein war, haben wir zusammen gespielt. Er hat mir viel von seinem Freund erzählt.“ Ich werfe einen Blick auf Finley und lächele. „Sie waren wohl sehr glücklich. Und ja, Can war schwul! Aber ich denke, dass alle Anwesenden es schon wissen sollten. Und er war auch nicht der perfekte Mensch, so wie er eben hingestellt wurde. Auch Can hatte seine Wutausbrüche. Er hatte auch keine einfache Kindheit und er war auch nicht immer der freundliche und liebe nette Can, den vielleicht einige von ihnen kennen. Er konnte auch nicht jedem helfen. Wenn er auf Reisen war, meldete er sich nicht. Man wusste nie, ob er überhaupt noch unter uns weilte. Von seiner Krankheit habe ich bis zu seinem Tod nichts erfahren.“, erzähle ich. Es ist nur die reine Wahrheit. „Man sollte über eine tote Person nicht schlecht reden, wird gesagt. Aber das tue ich nicht. Ich habe ihn geliebt! Und ich liebe ihn immer noch. Ich werde ihn nie vergessen, denn für mich war er der wichtigste Mensch in meinem Leben. Aber ich mochte nicht nur seine guten, sondern auch seine schlechten Seiten. Ohne sie, wäre Can sicher nicht Can gewesen. Und ich denke ich spreche nun im Namen aller, wenn ich sage, dass kein Tag vergehen wird, an dem wir nicht an ihn denken.“ Ich deute Dion mich wieder zurückzuschieben. Ich will nicht weiter vor der Menge stehen. Ich hasse so etwas. Aber für Can war es mir wirklich wert.

„Das hast du schön gesagt Timo.“, flüstert Dion mir zu, während irgendein Typ da vorne anfängt, Blumen in das Grab zu werfen. Nun geht es einmal die Reihe durch.

„Danke, dass du mitgekommen bist.“, sage ich leise. Er lächelt und nickt. „Ich glaube, ohne dich hätte ich das alles nicht überstanden.“ Ich werfe eine weiße Lilie ins Grab, die zwischen den ganzen Rosen stark heraussticht. Aber wenn man ihm schon eine Blume schenkt, dann wenigstens seine Lieblingsblume. Wir gehen weiter. „Dion, lass uns gehen.“, bitte ich ihn. Ich will nicht mit meinen Verwandten reden und vor allem nicht mit meiner Mutter. „Timo!“, höre ich da eine unbekannte Stimme und drehe mich um. Finley kommt auf mich zu und lächelt leicht. „Danke.“, meint er dann. Ich nicke nur. „Kein Problem. War schön dich mal kennen gelernt zu haben, auch wenn ich es unter anderen Umständen schöner gefunden hätte.“, gebe ich zu. Er nimmt meine Hand und schüttelt sie. „Pass gut auf dich auf und gute Besserung.“, meint er, ehe er wieder verschwindet.

„Dion, los jetzt.“ Er schiebt mich weiter, Richtung Taxi, hilft mir ins Auto, klappt den Rollstuhl zusammen und verfrachtet ihn in den Kofferraum. Dann setzt er sich neben mich und wir fahren wieder ins Krankenhaus. Ich lehne mich an ihn und schließe die Augen. „Ich glaube, ich liebe dich auch.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  tenshi_90
2012-10-11T21:12:41+00:00 11.10.2012 23:12
Huhu!

Das war wieder ein so schönes aber auch n bissl trauriges Kapitel :)
Du kannst die Gefühle der einzelnen Personen echt gut umsetzen :)

Dion und Timo sind so sweet zusammen :) Ich find es einfach toll, wie sich Dion um Timo kümmert :)

Freu mich schon auf das nächste Kapi

LG
Von:  Midnight
2012-10-10T18:41:54+00:00 10.10.2012 20:41
Awwww, ich bin so begeistert von diesem Kapitel!
Es war wieder mal zum weinen! Herzergreifend!
Es war wirklich schön geschrieben. Das muss wahre Liebe sein *__*
Timo und Dion passen wirklich toll zusammen und dieser letzte Satz hat mich zum schmachten gebracht. Das war Zuckerflash pur >0<
*begeistert jubel*

Jedes deiner Kapitel läd ein Stück zu träumen ein und es ist so gut geschrieben, dass man sich alles fast live vorstellen kann. Unglaublich schön!
Jedes Mal kann ich es gar nicht erwarten, bis das nächste Kapitel oben ist! Freu mich auf das nächste.

LG Middy <3


Zurück