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Sex on the beach

You're cute, let's fuck 2
von

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And I give you everything

Erstarrt stehe ich an der Tür. Ich blicke in das abgedunkelte Zimmer, in dem lediglich eine kleine Lampe über dem Bett brennt. Sie bringt nicht sehr viel Licht in den Raum, aber doch genug. Ich sehe, dass das Mädchen kaum noch bekleidet ist. Rock und Top liegen auf dem Boden. Sie ist gerade dabei, ihren BH aufzumachen. Vince, der mich erschrocken ansieht, scheint bis eben noch an seiner Hose herumgefummelt zu haben. Jetzt lässt er davon ab. Er erstarrt und sieht zu mir rüber. Mit jeder Sekunde die ich das Bild mehr betrachte, kommen mir immer schneller und mehr die Tränen hoch, bis sie sich langsam ihren Weg über meine Wangen bahnen. Ich habe die Hand noch immer auf der Türklinke liegen und wage es nicht, mich zu bewegen. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding, mein Magen ist mir in die Kniekehlen gerutscht und mein Herz zerspringt in tausend Splitter, immer und immer wieder. Als würde jemand es in weniger als einer Sekunde wieder kleben, um erneut mit einem Hammer draufzuschlagen. Vince fasst sich als erster wieder. Das Mädchen versteht die Situation nicht und sieht nur verwirrt von ihm zu mir.

„Steve..“, meint Vince und sieht mich noch immer fassungslos an. Warum ist er sprachlos? Ich bin es, der gerade vor seinen Augen betrogen wurde. „Steve, ich kann das erklären! Es..“

„Ist nicht so, wie es aussieht?“, frage ich mit brüchiger Stimme und unter den Tränen nach. Schnell wische ich mir über die Wangen. „Ich weiß genau, wie es ist, Vincent!“, meine ich dann und gehe zögerlich einen Schritt zurück.

„Nein, Steve! Es ist nicht...ich wollte nicht..“ Schnell steht er auf und schnappt nach seinem Shirt. Er schließt seine Hose und kommt auf mich zu, aber ich weiche nur zurück und sehe ihn mit aufgerissenen Augen an. Er zieht sich sein Shirt wieder über und lässt das Mädchen auf dem Bett zurück. Als Vince seine Hand nach mir ausstreckt, schlage ich sie weg. „Fass mich nicht an!“, schreie ich und gehe rückwärts hinaus in den Flur. „Du Schwein...Arschloch!“, schimpfe ich und schluchze auf. Ich versuche mir das Heulen zu unterdrücken, aber es klappt nicht. „Ich..“ Vince sieht mich bedrückt an. Er fährt sich über das Gesicht und bleibt an Ort und Stelle stehen. „Steven, es tut mir leid, wirklich.“, sagt er dann.

„Nichts tut dir leid..“, flüstere ich. „Nichts...“

Vince schüttelt den Kopf. „Das stimmt nicht! Steven, ich lie-“

„Sei leise!“, schreie ich ihn an. Dann schlage ich ihm einfach direkt auf die Wange. Wütend und verletzt wende ich mich ab, um zu gehen. Ich laufe eilig den Flur entlang und blicke kurz zurück über meine Schulter. „Ich hasse dich!“

So schnell war ich noch nie aus einem Hotel verschwunden. Heulend renne ich durch die Straße und weiß gar nicht richtig, wo ich überhaupt bin. Ich bin wohl der einzige, der sich in so einer kleinen Stadt verlaufen kann. An irgendeiner Hauswand lasse ich mich auf den Boden nieder und lehne mich an. Ich ziehe meine Beine an mich und umschlinge sie mit den Armen. „Ich hasse dich...ich hasse dich..“, sage ich immer wieder leise, während ich anfange zu zittern. Durch das Unterdrücken der Tränen fängt mein Kopf an weh zu tun. Ich balle meine Hände zu Fäusten, sodass sich meine Nägel unangenehm in meine Haut bohren. So bleibe ich sitzen und weine. Die Passanten, die an mir vorbeilaufen ignorieren mich einfach. Niemand hat ein Herz dazu, mir zu helfen, zu fragen was los ist. Aber wieso auch? Ich bin ja nur irgendein fremder Junge, der weinend auf der Straße zusammengebrochen ist. Aber ich sollte lieber nicht in Selbstmitleid fallen, sonst bekomme ich noch Depressionen und mit denen hatte ich kurzzeitig schon einmal zu kämpfen, das will ich nicht wieder. Was soll ich jetzt machen? Wenn ich nicht im rechten Moment reingekommen wäre, hätte Vince jetzt mit diesem Mädchen geschlafen, oder er tut es jetzt gerade sogar noch? Nachgelaufen ist er mir ja schließlich nicht. Von wegen es tut ihm leid. Es wäre nicht so, wie es aussah. Natürlich ist es so! Wie sollte es sonst sein?! Sie war fast nackt und er gerade dabei, sich von der Hose zu befreien! Für mich ist das eindeutig! Und sie hatten eine Menge Spaß.

Ich schüttele meinen Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, aber es klappt nicht. „Verdammte Scheiße!“, schreie ich, ehe ich wieder aufschluchze.

Plötzlich legt sich ein Schatten über mich. „Steven?“ Ich wage es kaum aufzusehen. „Steven, was ist denn mit dir passiert?“ Die Stimme kommt mir bekannt vor und als Chuck sich vor mich hockt, lasse ich mich einfach in seine Arme fallen und mache seine Schulter mit meinen Tränen nass. „Hey, beruhige dich. Was ist denn los?“, fragt Chuck nach, aber mir ist nicht nach reden zu Mute. Er zieht mich hoch und drückt mich fest an sich. „Gehen wir erst mal wieder zurück zur Herberge.“, murmelt er und zieht mich mit sich. Ich stolpere nach und schluchze immer noch leise. Das werde ich Vince einfach nicht verzeihen können. Wie konnte er mir das nur antun? Und wieso? Klar, wir haben eine Trennung auf Probe, aber deshalb muss er doch nicht mit dem nächstbesten ins Bett springen. „Ich hasse ihn.“, flüstere ich leise und schniefe.

„Sag so etwas nicht. Ich weiß doch, wie sehr er dich liebt und du ihn. Ich kenne euch kaum, aber so wie ich ihn kennen gelernt habe, würde er dich für keinen Preis der Welt hergeben. Ich meine, auch wenn jetzt etwas vorgefallen ist, ihr euch getrennt habt und alles drunter und drüber läuft, er wird schon zu dir zurückkommen.“, versucht Chuck mich aufzumuntern. Aber es klappt nicht. Ich schenke seinen Worten einfach keinen Glauben. Wieso auch? Ich weiß es doch schließlich besser.

Wir kommen bei der Herberge an und Chuck bringt mich rein und zerrt mich zu den Toiletten. „Wasch dir erst einmal das Gesicht.“ Er macht den Wasserhahn an und während ich das Wasser über mein Gesicht laufen lasse, holt er ein paar Tücher, die er mir hinhält.

„Möchtest du in dein Zimmer? Oder woanders hin?“

„In mein Zimmer.“, murmel ich mit brüchiger Stimme. Er nickt. Wir gehen los und betreten den Raum. Langsam lasse ich mich auf das Bett gleiten. Er setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. „Und jetzt erzähl mir erst einmal, was genau passiert ist.“ Ich schlucke, nicke aber langsam.

„I-Ich...a-also wir..wir haben uns gestritten. A-Als ich in das Wasser gefallen bin. U-Und dann...wir sind getrennt...also auf Probe.“ Ich wische mir über die Augen und spüre Chucks Hand in meinem Haar. „U-Und dann sind wir uns aus dem Weg gegangen. H-Heute sind wir in ein Museum gegangen. I-In eine Galerie. E-Er hat mich...mich beobachtet und-“ Ich breche ab und merke, dass mir die Tränen dabei wieder hochkommen.

„Alles ist gut. Atme tief durch. Ganz ruhig.“, rät mir Chuck. Ich versuche es und unterdrücke die Tränen. „Ich habe mich...die ganze Zeit so- so verfolgt gefühlt und.. E-Er ist dann mit einem Mädchen weg...aus der Bar.“ Chuck zögert leicht und seine Hand hält in der Bewegung inne.

„Ich bin hinterher und...und sie haben..sie..“ Ich weine erneut. Chuck nimmt mich in den Arm, sodass ich mein Gesicht an seiner Halsbeuge verstecken kann. „I-Ich hasse ihn!“, wiederhole ich meine Worte schluchzend. Chuck schüttelt mit dem Kopf, während seine Hand beruhigend über meinen Rücken streicht.

„Alles wird wieder. Sag noch nicht, dass du ihn hasst. Wie hat er denn reagiert? Ich meine, als du ihn erwischt hast.“ Ich zucke mit den Schultern. „E-Er wollte sagen, dass es nicht so ist und hat sich entschuldigt. Aber ich glaube ihm nicht.“

Chuck seufzt auf und lässt sich nach hinten fallen. Er kommt zum Liegen und ich sehe verheult zu ihm runter. Chuck streckt lächelnd die Arme aus. „Na komm her. Los. Ich tu dir schon nichts.“ Er zwinkert mir zu und zögerlich lege ich mich zu ihm. Er drückt mich und hält mich fest, als würde er mir ein wenig Halt geben wollen. „Meine Augen tun weh.“, nörgele ich rum. Chuck lacht leicht. „Na wenn du so meckern kannst, muss es dir ja jetzt schon besser gehen.“ Er streicht mir über die Wangen und damit die restlichen Tränen weg. „Sieh mich mal an.“ Er legt eine Hand unter mein Kinn und hebt meinen Kopf vorsichtig an. „Oh man, du siehst schrecklich aus.“ Chuck greift nach meiner Brille und zieht sie mir langsam ab. „N-Nicht!“, sage ich, aber er lächelt mir nur zu. „Ohne Brille bist du doch genauso niedlich, keine Sorge.“ Ich werde rot und weiche seinem Blick aus. Was soll das? Aber irgendwie tut seine Anwesenheit mir gut. Auf irgendeine Art und Weise jedenfalls. „Ich sehe ohne die Brille aber nicht so gut.“, murmele ich. „Außerdem fühle ich mich ohne Brille unsicher.“

„Brauchst du nicht.“ Seine Hand streicht über meine Wange und er kommt mit seinem Gesicht näher. Ich kann ihn nur verschwommen sehen und irgendwie ist es mir dadurch gleich noch unangenehmer. „Ch-Chuck, lass das.“, bitte ich ihn und schiebe ihn ein wenig von mir.

„Keine Sorge, ich bespringe dich schon nicht. Ich wollte dir nur einen Freundschaftskuss geben, um dich aufzuheitern, weißt du.“ Er lacht leicht. „Na gut, dann eben nicht. Aber die Brille behalte ich!“

„Chuck!“ Er grinst mich an und legt die Brille zur Seite. „Was dagegen, wenn ich heute hier bleibe?“, fragt er nach. Ich zucke mit den Schultern. „Ich kann es dir vermutlich eh nicht verbieten. Du machst doch sowieso was du willst.“

Er lacht auf. „Da hast du recht. Außerdem will ich nicht nach Hause.“, murrt er. „Ich habe auch so etwas wie Liebeskummer, weißt du.“ Ich sehe ihn perplex an. Der und Liebeskummer? Niemals. Warum wollte er mich dann küssen? Ok, er meinte es wäre nur ein Freundschaftskuss, aber trotzdem! „W-Was ist denn passiert?“, will ich neugierig wissen. Habe ich überhaupt das Recht zu fragen? Ich kenne ihn doch eigentlich so gut wie gar nicht. Mich gehen seine Angelegenheiten doch gar nichts an.

„Ach, ist so was wie eine Urlaubsliebe, glaube ich. Er kommt nicht von hier. Außerdem kann er mich nicht leiden.“ Chuck lacht leicht und niest. Mir fällt jetzt erst auf, dass er sich erkältet anhört. „Bist du krank?“ Besorgt mustere ich ihn, kann aber nicht viel erkennen. Chuck winkt nur ab. „Ein bisschen. Ich liege vermutlich eh in ein bis zwei Tagen mit einer Grippe im Bett. Ich war ein wenig unvorsichtig. Habe mich raus in den Regen gesetzt.“ Er lacht leicht auf, ich gebe ihm einen Klapps auf den Hinterkopf. „Mehr als unvorsichtig.“, murre ich.

„Ich bin müde..“, sage ich dann leise und rolle mich leicht zur Seite. Ich wende ihm meinen Rücken zu und schließe meine Augen. „Du wirst mir ja nichts tun, richtig?“, frage ich nach. „Nein, nichts, was du nicht willst.“ Ich spüre, wie Chuck sich hinter mich legt und einen Arm um mich legt. Ich kuschele mich leicht an ihn und ziehe an der Decke. Ich werfe sie uns über und seufze leise. „Schlaf und ruh' dich aus, dann geht es dir morgen schon wieder besser.“, höre ich Chuck noch flüstern, während ich schon langsam abdrifte.
 

Am nächsten Morgen blinzele ich leicht, als ich aufwache und verziehe das Gesicht. Ich habe nicht nur mordsmäßige Kopfschmerzen, meine Augen brennen auch wie die Hölle. Ich kann sie kaum öffnen. Sie tun so weh. Ich halte sie erst einmal geschlossen und taste nach dem Ding, was da neben mir liegt. Wer oder was ist das? Ich taste das Shirt hinauf und zwinge mich dazu, doch einen Blick zu wagen. Als ich Chuck sehe, schrecke ich kurz zusammen. Was macht er in meinem Bett? Ich streiche mir durch die Haare und denke nach. Da fällt mir wieder ein, dass ich ja gestern in der Bar ein wenig was getrunken habe und nicht mehr ganz auf der Höhe war. Und dann bin ich Vince hinterher und-. Chuck hat mich danach hierher gebracht. Stimmt.

Ich stütze mich murrend auf und halte mir meinen Kopf. Nicht nur vom Heulen, sondern auch noch vom Alkohol einen schlimmen Kater. Müde strecke ich mich und krabbele leise aus dem Bett, um Chuck nicht zu wecken. Er sieht so friedlich aus. Leider schlägt mein Plan fehl, als ich mit dem Fuß hängen bleibe und im hohen Bogen auf dem Boden lande. „Au!“, brumme ich und kämpfe mich wieder hoch. Mein armes Knie. Jetzt ist es aufgeschrammt. Ich sehe an mir herunter. Scheinbar habe ich gestern Abend nicht mehr die Kraft dazu gehabt, mich umzuziehen. Das werde ich dann gleich mal nachholen, die Sachen riechen immer noch nach Suff und Zigarettenrauch. Deswegen kann ich Bars auch nicht leiden! Abgesehen von dem meist schrecklichen Morgen danach, stinken die Klamotten auch noch total.

Ich krame ein paar Sachen aus meiner Tasche und will gerade das Zimmer verlassen, als ich ein Rascheln höre. „Morgen.“, murmelt Chuck mir kaputt entgegen. Er sieht wirklich nicht gesund aus, so blass. „Morgen.“, lächele ich leicht. „Wie geht es dir?“, frage ich besorgt nach.

„Besser als dir, schätze ich.“ Chuck grinst ein wenig und schielt zu mir rüber. „Gehst du ins Bad?“, will er wissen. Ich nicke. „Aber alleine!“, betone ich deutlich und erinnere mich an das letzte Mal im Bad. Das soll sich jetzt nicht unbedingt noch einmal wiederholen.

Ich verschwinde aus dem Zimmer und gehe den Flur entlang. Wo Vince wohl die Nacht über geblieben ist? Ob er bei dem Mädchen war? Vermutlich schon. Wo auch sonst? Hier sicherlich nicht und begegnet bin ich ihm auch nicht. Eigentlich bin ich darüber ganz froh. Was sollte ich auch sagen? Hey Vince, voll Scheiße was du gestern abgezogen hast, aber ich lass mich gerne trotzdem von dir nehmen? Ja klar, als ob.

Seufzend betrete ich das Bad und sehe mich um. Keiner da. Könnte auch daran liegen, dass ich fast der einzige Junge in dieser Herberge bin. Schnell ziehe ich mich aus und hänge mein Handtuch an die Seite. Ich stelle mich unter eine der Duschen und schließe meine Augen. Meine Stirn lehne ich an die kalten Fließen. Für mich ist das schon so etwas wie ein Weltuntergang. Vince war meine erste große Liebe und jetzt hat er mich einfach betrogen. Einfach so, vermutlich nicht mal mit Alkoholeinfluss. Er hat das Mädchen einfach im Bett überfallen. Und mit mir natürlich nicht gerechnet.

Leise muss ich schniefen. Mein Gott, hört das irgendwann auch wieder auf?! Das Geheule geht mir auf die Nerven. Aber ich kann nichts dagegen tun. Was Vince wohl gerade denkt? Ob er auch so verletzt ist? Bestimmt nicht. Er ist ja schuld. Was macht er wohl gerade? Wo war er über die Nacht? So viele offene Fragen. Wie soll ich ihm je wieder unter die Augen treten? Mein Herz wird mir immer schwerer. Ich fühle mich, als würde es mich förmlich zerquetschen.

Schnell seife ich mich ein und wasche mich zu Ende. Dann schnappe ich mir mein Handtuch und trockne mich ab, während ich meinen nicht gerade positiven Gedanken nachhänge. Ich ziehe mich an und verlasse das Bad wieder, um meine Sachen ins Zimmer zurückzubringen und nach Chuck zu schauen. Gerade, als ich auf den Flur hinaustrete, trifft mich der Schlag. Die Tür von Violas Zimmer geht auf und Vince tritt heraus. Ich starre ihn an und mir bleibt der Mund offen stehen. Was macht er hier?! Und vor allem, was macht er bei Viola?! Ich schweige und zucke leicht zusammen, als er mich bemerkt. Auch Vince erstarrt und sieht zu mir herüber. Wir haben uns wohl wirklich nichts mehr zu sagen.

Schnell beiße ich mir auf die Lippen und balle meine Hände wieder zu Fäusten.

„Steve!“, meint Vince und ich zucke merklich zusammen. Ich gehe ein paar Schritte zurück, damit ich schnell in mein Zimmer flüchten kann, aber Vince kommt gar nicht auf mich zu.

„Lass uns reden. Lass es uns bitte klären! Bitte! Ich weiß, dass du fürchterlich traurig sein musst und sonst was von mir denkst, aber ich will das jetzt hier auf der Stelle geklärt haben! Ich will Missverständnisse aus dem Weg räumen und-“

„Was für Missverständnisse Vince?! Verrate mir das mal! Du hast mich gestern vor meinen Augen mit einem Mädchen betrogen! Ich habe es gesehen! Und ich glaube dir auch nicht mehr! Du bist ein Lügner und hast mich die ganze Zeit nur ausgenutzt! Ich hasse di-“ Ich breche ab, als ich Vince' Gesichtsausdruck sehe und er wieder das Wort an sich reißt.

„Sag das nicht!“, meint er schnell und presst seine Lippen fest aufeinander. „Bitte. Das...es tut weh.“ Wer ist hier eigentlich gerade das schwarze Schaf? Oder der geprügelte Hund? Vince oder ich? Bisher war ich der Meinung, dass ich das Opfer in der Sache bin, aber wo ich Vince jetzt so sehe, gerate ich ins Zweifeln. So verletzt habe ich ihn wirklich noch nie gesehen.

„Können wir auf dein Zimmer gehen?“, fragt Vince nach. „Gib mir..fünf Minuten.“, schmunzelt er leicht. Ich zögere. Aber Chuck ist doch noch in meinem Zimmer. Wie das wohl aussehen mag, wenn Vince ihn jetzt in meinem Bett vorfindet? Aber hey, ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass nichts passiert ist. Also zucke ich leicht mit den Schultern. „Fünf Minuten.“, meine ich dann und gehe voraus. Vince folgt mir mit langsamen Schritten und hält ein paar Meter von mir Abstand. Langsam öffne ich die Tür und muss überrascht feststellen, dass Chuck gar nicht mehr im Raum ist. Scheinbar hat er seine Sachen schon gepackt und ist verschwunden. Gut für mich, aber ein wenig Sorgen mache ich mir schon.

Ich trete ein und schmeiße meine Sachen erst einmal in eine Ecke, ehe ich mich auf den Stuhl setze. Ich warte, bis Vince eingetreten ist und die Tür geschlossen hat. Er nimmt auf meinem Bett Platz und kratzt sich im Nacken. Dann herrscht erst einmal betretenes Schweigen.

„Die fünf Minuten laufen!“, meine ich barsch und warte ab.

Vince sieht mich nicht an. Was soll ich davon jetzt wieder halten? Ich fühle mich, als hätten wir gerade eben die Rollen getauscht. Als wäre ich jetzt der Böse von uns beiden, der den anderen unterdrückt und etwas unrechtes getan hat. Aber das habe ich doch gar nicht! Oder doch?

„Unser Streit am Strand...“, beginnt Vince langsam. „Ich war wirklich sauer auf dich.“, meint er dann. Ach ne, soweit bin ich auch schon. Ich schweige weiterhin und verschränke meine Arme vor der Brust. „Du warst so abweisend zu mir. Es war dir peinlich mit mir zusammen Händchen zu halten und mich in der Öffentlichkeit zu küssen. Das hat mich gekränkt. Ich hatte ein angeschnittenes Ego und zudem hast du mich damit einfach verunsichert. Ich dachte, dass du mich gar nicht mehr richtig liebst. Als dann diese Trennung auf Probe kam, fühlte ich mich nur schlecht und schuldig. Aber ich wusste nicht, was ich machen sollte. Du wolltest meine Gefühle nicht verstehen und ich war zu stur, um es dir zu erklären. Ich war der Meinung, dass du es wissen müsstest, wenn du mich wirklich liebst. Von deinem Sturz habe ich erst am nächsten Tag erfahren, sonst wäre ich doch sofort ins Krankenhaus geeilt. Ich bin also erst später hin, aber da habe ich gesehen, wie Chuck dich abgeholt hat. Ich war...“ Er bricht ab. Nanu, schon fertig? Bisher hat es mich noch nicht sonderlich gerührt. Das sind doch alles Dinge, die eher nebensächlich sind. Ich will nur wissen, was es mit gestern auf sich hat!

„Ich war eifersüchtig. Ich dachte, dass ich dir nicht gut genug bin und du dich schon mal anderweitig umsiehst.“ Ich stutze. „Schön zu wissen, wie du von mir denkst. War es das? Dann kannst du ja gehen.“ Ich bin verwundert über meine eigenen Worte. Das ich so etwas kaltes mal aus meinem Mund höre. Vince sieht mich kurz an, ehe er leicht lächelt. „Du hasst mich wirklich, nicht wahr?“, fragt er dann nach. Er schüttelt leicht mit dem Kopf. „Ich war so dämlich. Und ich dachte wirklich, dass du mich liebst. Sorry, dass wir uns da so missverstanden haben.“

Oh nein, was mache ich hier eigentlich? „Ich wollte nur sagen, dass ich nicht mit dem Mädchen geschlafen habe. Es war wirklich dumm von mir, so etwas machen zu wollen. Danke, dass du mich davon abgehalten hast.“ Er wirft einen Blick auf sein Handy. „Die fünf Minuten sind gleich um.“, meint er dann. Er erhebt sich und sieht mich kurz an. Vince kommt auf mich zu und ich habe noch immer nichts gesagt. Im nächsten Moment spüre ich Vince' warme Hand in meinem Haar.

„Danke für die schöne Zeit.“ Nein, stopp! Das hört sich an, als wäre jetzt endgültig Schluss! Was soll das jetzt heißen?! Er wollte es mit mir klären und jetzt verschwindet er einfach? Das muss ich doch irgendwie verhindern! Aber wie? Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll? Ok, ich könnte mich entschuldigen, aber die Worte wollen einfach nicht aus meinem Mund kommen. Ich öffne ihn, aber nichts passiert. Vince wendet sich ab und setzt an zu gehen. Ich sehe ihm nach. Nein, geh noch nicht! Bleib hier! Bitte, verlass mich nicht. Sonst ist es das für immer! Das vertrage ich nicht, Vince!

Meine Gedanken kreisen und gerade als er nach der Klinke greift, reagiere ich. „Vince!“, sage ich und er hält inne. Er dreht sich zu mir und sieht mich fragend an. Ich stehe nur auf und bleibe in einiger Entfernung vor ihm stehen. Ich sehe ihn an, weiß immer noch nicht, was ich sagen soll.

„Verzeihst du mir?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tenshi_90
2013-04-15T16:25:17+00:00 15.04.2013 18:25
Ein Auf und Ab.. da wird einem ja recht schwindlig bei dem ganzen Gefühlskarusell :D

Jetzt bin ich wirklich gespannt, was in diesem Zimmer noch so passieren wird ^^
Antwort von:  Chibi-Neko-Chan
15.04.2013 18:32
Dankeeee für dein Kommi :3
Ja.. die beiden machen sich das Leben aber auch schwer ... Eigene Schuld ;P

Liebe Grüße :3


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