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Dragonsoul

von

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Der Beginn der Suche

Kapitel 4: Der Beginn der Suche

Als ich die Höhle betrat, welche nur von fluoreszierenden Pilzen schwach beleuchtet wurde, nahm der Spiegel meinen Blick gefangen, denn das wenige Licht hier drinnen reflektierte sich in den Schuppen des goldenen Drachen, der sich um den Rahmen des Spiegels wand, und die darin eingelassenen Saphire warfen das Licht in mehreren Farben zurück. Die Wächter dieses Ortes hatten versucht mich aufzuhalten, waren aber gescheitert. Nichts konnte mich aufhalten, wenn es um einen Herren ging. Ich ging auf den Spiegel zu, mit der Erwartung, mein eigenes Spiegelbild zu sehen. Doch plötzlich schien sich die Oberfläche des Spiegels zu kräuseln und ein Drache war dort zu sehen. Lebendige Ranken, welche auch die Stirn wie ein Diadem um wanden, waren in seine langen, dunklen Haare gewunden, welche die Farbe eines tiefen Teiches hatten. Er trug in jedem seiner nach oben spitz zulaufenden Ohren drei hängende Ohrringe, welche ebenfalls von Ranken umwickelt worden waren. Seine Schuppen schimmerten türkis, ebenso wie seine Augen, in denen man versinken konnte, wenn man länger hinsah. Ich wollte mich schon losreisen, denn ich war hier her gekommen um meinen Herrn zu finden, nicht um einen Spiegel anzustarren, als ich plötzlich eine samtene Stimme vernahm: „Soll ich dir helfen?“ Ich schaute mich um, drehte mich langsam im Kreis, doch niemand war zu sehen, aber die Dunkelheit war dicht. Ich rief mit fester Stimme: „Wer da? Zeige dich!“ Hinter mir ertönte die Stimme erneut: „Ich bin hier. Ich war es schon die ganze Zeit. Also, soll ich dir helfen den zu finden, der dir am wichtigsten ist?“ Ich schaute mich abermals um, und mein Blick fiel auf den Spiegel. Das Bild hatte sich verändert, und die Gestalt sprach zu mir. „Natürlich würde ich dafür im Gegenzug auch etwas Hilfe von dir erwarten.“ Mein Blick wurde von der dünnen Narbe auf seinem Gesicht angezogen. Ich hatte noch nie einen Drachen mit einer Narbe gesehen. Zugegeben, ich hatte auch noch nie einen Drachen so aus der Nähe gesehen. „Warum solltest du mir helfen wollen“ fragte ich misstrauisch. „Nun, ich kann diese Höhle nicht verlassen, und du kannst sie verlassen, weißt aber nicht wohin du zugehen hast. Ich weiß wo du hin musst und ich möchte hier raus. Nimm mich mit, und ich verrate dir wo dein Narr von einem Herren hingegangen ist.“ Ich horchte auf. „Und woher solltest wohl gerade du wissen wohin er gegangen ist?“ fragte ich abschätzig und mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen. „Na ganz einfach.“ Antwortete die Stimme selbstgefällig. „Ich hab ihm den Ort gezeigt.“ Bevor ich mich versah hatte mein Faust die Oberfläche des Spiegels getroffen. Es schmerzte, und ich tröstete mich damit, dass ich dadurch Befriedigung gefunden hatte, und die elende Stimme endlich schwieg. Doch der Spiegel selbst war verblüffender Weise noch heil. Die Stimme lachte, leicht abschätzig sagte sie: „Du Tor! Die ist der Spiegel von Tsaiht. Glaubst du wirklich, dass du ihn zerstören kannst? Du, ein Dämon?“ Ich schreckte zurück. Dies war also der Spiegel von Tsaiht? Ich hatte noch nie von diesem Namen gehört, aber war das vielleicht nur ein anderer Name für den magischen Spiegel, den ich und mein Herr nun schon seit mehreren Dekaden suchten? So viele magische Spiegel sollte es nicht geben. Ich untersuchte ihn. Die Beschreibung schien zu passen, zumindest was das Aussehen betraf. Doch noch nie hatte ich davon gehört, dass der Spiegel gesprochen hätte. Ich musste mehr erfahren. „Und was kannst du so, ach so großer Spiegel von Tsaiht?“ Die Stimme antwortete, ein tiefer, einlullender Bariton umgab mich. „Also ICH bin nicht der Spiegel von Tsaiht. Der Spiegel ist nur das Instrument, das meine Seele gefangen hält. Aber dieses Instrument ist äußerst wirksam, vermag es doch dank meiner eingeschlossenen Seele ein Abbild und die Umgebung des Seelenpartners des Hineinschauenden erzeugen. Was glaubst du wohl warum dein Herr hier vorhin so weggestürmt ist? Ein seltsames Geschöpf, muss ich gestehen. Ich habe noch nie einen Dämonen mit Flügel gesehen, und ich bin schon sehr, sehr lange auf dieser Welt.“ Dann war er es wirklich gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass mein vor mir geradezu geflohen war. Mein Herr hatte die andere Hälfte seiner Seele gesehen und wo sie sich aufhielt? Das war es also gewesen? Deswegen hatten wir so verbissen gesucht? Auf einmal ergab alles einen Sinn, seine verzweifelte Suche nach dem Spiegel, seine Appetitlosigkeit, der Blick in seinen Augen. Ich hätte es gleich bemerken sollen, an dem Tag schon, an dem wir ihn schwerverwundet gefunden hatten. Ab diesem Tag hatte er sich verändert. An diesem Tag hatte er wohl seine andere Hälfte schon gefunden. Es schmerzte mich, dass er so etwas vor mir verheimlicht hatte. Der Schmerz schien sich in mich hineinzufressen, wie Säure bahnte er sich den Weg. Hatte mein Herr so wenig Vertrauen zu mir? Wieso nur hatte er kein Wort gesagt? Die Stimme im Spiegel hatte einen hässlichen Unterton, als sie wieder sprach. „Schmerzhaft, nicht wahr? Ein Herr, der seinem Diener nicht vertraut, obwohl dieser ihm so treu ergeben ist. Eine Schande.“ Wider Willen musste ich ihm rechtgeben. „Schmerzt es dich? Das er dir nicht vertraut hat? Oder schmerzt es mehr, dass du nicht derjenige bist, der für ihn bestimmt ist? Ja, das ist es, nicht wahr. Die ganze Zeit schon, wolltest du, dass er dir gehört, dir allein.“ Die Stimme sickerte in meinen Verstand, die Worte waren gleichsam Balsam und übles Gift, ich spürte einen Anflug von Neid und Missgunst. „Und dann ist sein Seelenpartner auch noch ein Drache…“ Die Worte schienen in meinem Kopf zu explodieren. Wut, gleichsam mit Verständnis. Jetzt wusste ich zwar, warum mein Herr geschwiegen hatte, doch es versetzte mich in Rage zu hören, dass ein Drache ihn mir genommen, ja, ihn gestohlen hatte. Die Stimme hatte Recht. Ich hatte ihn schon immer geliebt, meinen närrischen, freundlichen, wunderschönen Herren Ouru. Schon seit dem Tag an dem er mir einen neuen Namen gegeben hatte, seit diesem Tag, waren meine Gedanken voll von ihm. Jeden Tag hatte ich es genossen ihm beim Waschen und Ankleiden behilflich zu sein, und jeden Tag machte es mich glücklich seine Haare kämmen und frisieren zu dürfen, die seidige Fülle zwischen meinen Fingern spüren zu können. Ich dachte wieder an den Tag zurück, an dem er mir ein neues Leben gegeben hatte. Er war mir vorgekommen wie ein Engel, sein sanftes Lächeln ein Zeichen der Götter. Er hatte mir Lesen und Schreiben beigebacht, den Schwertkampf, Politik, Bogenschießen, und das Reiten. Das liebte ich fast so sehr wie ihn, denn die Pferde waren so eine wunderschöne, edle Rasse, dass man sich auf der Stelle zu ihnen hingezogen fühlen musste. Die Erkenntnis traf mich erst jetzt wirklich. Dass ich ihn geliebt hatte. Ich sank auf den Boden, konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Ich hatte ihm nie direkt in die Augen gesehen. Ich hatte mir immer gesagt, es sei aus Respekt. Doch unterbewusst, hatte ich immer die Hoffnung gehabt, dass er doch meine andere Hälfte sein könnte, doch nie den Mut besessen, es herauszufinden. Die Angst, ich könnte ihn verlieren, war zu groß gewesen. Lieber hatte ich mir die Hoffnung bewahren wollen, wenn auch nur unterbewusst. Doch nun war es zu spät. Er hatte sein Herz mit einer anderen Seele verbunden. Bittere Tränen rannen aus meinen Augen, ich konnte sie nicht zurückhalten, der Schmerz war allgegenwärtig und nichts konnte ihn lindern. Vor meinen Augen verschwamm die Welt und es wurde dunkel um mich herum. Und ich ergab mich der Dunkelheit in der Hoffnung den Schmerz zu vergessen.

Als ich wieder zu mir kam, hatte sich nichts verändert. Ich lag immer noch in der schwach beleuchteten Höhle, das Gesicht im Spiegel schaute mich an. Die Tränen waren getrocknet und hatten Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen. Der Schmerz war immer noch da. Man sagt zwar, der Schmerz vergeht, und dass die Zeit alle Wunden heilt. Doch das ist eine Lüge. Der Schmerz würde nie vergehen, man gewöhnte sich nur an ihn. Ein Gewicht schien auf meine Brust zu drücken und ich atmete mehrere Male tief ein und aus. Das Gesicht im Spiegel war immer noch da und beobachtete mich. „Fertig?“ fragte es spöttisch. Ich starrte den Drachen an. Etwas hatte mich schon seit einer geraumen Zeit beschäftigt. „Hey du, wenn der Spiegel vom Tsaiht in der Lage ist meinen Seelenpartner zu zeigen, warum bist du es, der mich anstarrt? Ich glaube kaum, dass du die zweite Hälfte meiner Seele bist, also warum redest du nicht mal Klartext?“ „Tse Tse Tse… törichter Narr.“ Antwortete die Stimme wieder. „Dein Seelenpartner kann nicht gezeigt werden, weil er nicht existiert.“ Das tat weh. Ich hätte nie erwartet, dass meine Seele eine Zerrissene bleiben würde. Meine Hand wanderte zu meiner Brust und krallte sich in die Kleidung. Die Stimme sprach weiter. „Entweder ist die noch nicht geboren worden, oder die starb vor die, und wartet darauf ein weiteres Mal den Zyklus der Wiedergeburt zu durchlaufen.“ Das klang schon besser, obwohl es hieße, dass trotzdem noch endlose Jahre des Wartens vor mir lagen. Doch es schien, als gäbe es jemanden für mich. Mir wurde etwas leichter zu Mute, doch als meine Gedanken wieder zu meinem geliebten Herren wanderten, überkam mich ein eisiges Gefühl in meiner Brust, und mir war, als würde mein Herz sogleich herausspringen. Ich dachte an die wunderschöne Rede die er vor all den Soldaten gehalten hatte, jemanden nicht nach seiner Erscheinung zu beurteilen, dass es egal wäre, welcher Rasse man angehört, dass nur die Liebe wirklich zählte. Ich hatte ihn immer für selbstlos und uneigennützig gehalten. Doch diese Worte straften ihn Lügen. „Bitter nicht wahr?“ brachte sich der Spiegel wieder in Erinnerung. „Ich habe ihn auch gehört, nette Rede die er von sich gegeben hatte. Und ihr ward alle so von ihm gefangen genommen, dass ihr nicht verstanden habt, was er eigentlich meinte, nicht wahr? Die ganze Zeit schon ging es ihm um seinen Drachen, er hat niemals auch nur an eine der erbarmungswürdigen Kreaturen dieses Dorfes gedacht. Wusstest du es? Das einige dieser Mischlinge so missgestaltet sind zu ihrer Geburt, dass sich nicht in der Lage sind zu überleben? Seit dem sind einige Paare sogar hier Ausgestoßene, denn Kinder werden im Dorf sehr hoch geschätzt, sind sie doch das Symbol der Liebe der Einwohner die hier leben. Die Bedauernswerten Leichen werden eingeäschert und dem Wind übergeben. Doch eine dieser Familien hat das Gesetzt gebrochen und eines der Kinder hier vergraben. Hier, unter diesem Schrein. Das Blut dieses Kindes und der Geruch des Todes, haben mich aus meinem langen Schlummer geweckt. Das ist nun so lange her, dass nicht einmal mehr Knochen vorhanden sind. Doch ich bin immer noch hier und jedem Wesen, welches diese Höhle betritt, bin ich gezwungen seinen Seelenpartner zu zeigen. Du bist der Erste, der mich nicht unter diesem Zwang gebunden hat, der Erste, dessen Seelenpartner noch nicht in diese Welt geboren wurde. Und du bist der Erste, der mit mir reden kann.“ Seine Stimme war einschmeichelnd und süß wie Honig, ich wollte ihr vertrauen, mich ihr unterwerfen. „Deswegen möchte ich dir helfen.“ Sprach die Stimme weiter „Ich werde dich zu deinem Herrn und Meister führen, aber dafür musst du mich mitnehmen, mich aus dieser Einsamkeit wegführen. Hin zu deinem Herrn, der einem Drachen zu Willen ist.“ Hass, tief und brodeln brach sich Bahn, ich konnte es nicht länger zurückhalten, und ich wollte es auch nicht. Mein Herr war nicht mein Seelenpartner, aber ich liebte ihn, und ich würde ihm nicht einem Drachen überlassen, einem unserer erbittertsten Feinde. Er würde ihn in der Luft zerreißen, denn es war allgemein bekannt, dass Drachen keine Seelenpartner hatten, was mich sie anfangs bedauern lies, doch nun brach sich der Hass Bahn. Ich ging zu dem Schrein, wobei ich Blumen und Opfergaben zertrampelte. Es war mir gleich. Ich nahm den Spiegel von seinem Platz und wickelte ihn in das blaue Tuch, auf welchem er platziert gewesen war. Dieses Päckchen unter den Arm geklemmt, verließ ich die Höhle. Es schien schon einige Zeit vergangen zu sein, seit dem ich die Höhle betreten hatte, denn die Sonne war schon dabei unterzugehen. Ich kehrte ins Dorf zurück zu den Soldaten, welche bis jetzt noch den Dorfbewohnern geholfen hatte. Der Hass flammt wieder auf, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Als mich die Garde kommen sah, ohne die Begleitung meines Herrn, schauten sie mich verständnislos an. Ich gab neue Anweisungen. „Unser Herr hat etwas gefunden, dem er nachgehen muss.“ Informierte ich sie „Wir sollen ohne ihn zurückkehren. Macht euch abmarschbereit.“ Die Stimme im Spiegel lachte leise und flüsterte „Du belügst die Soldaten, was für ein Vizekommandant…“ „Still!“ herrschte ich ihn an. Als alle Mann gesattelt hatten schickt ich sie los, sagte, ich würde bald nachkommen. Natürlich war das nie mein Plan gewesen, aber ich musste sie loswerden. „Wohin?“ fragte ich den Spiegel. „Halten wir uns nach Süden.“ Meinte er. Nach Süden also, ins Gebiet der Drachen…ich hätte es wissen müssen. Wieder konnte ich dem Hass nicht standhalten, und diesmal gab ich ihm nach. Noch im Wegreiten setzte ich das Dorf wieder in Brand. Sie hatten kein Recht auf ein Glück, wenn ich es nicht haben durfte. Am Himmel hinter mir bildeten sich dicke Rauschschwaden, als ich das Dorf hinter mir zurück ließ. Etwas war noch nicht geklärt. „Hey“ sprach ich zu dem Spiegel. „Wie heißt du eigentlich?“ Ein leichtes Lachen war die Antwort, dann sprach die angenehme Stimme: „Du kannst mich Sorrow nennen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Azahra
2013-09-06T07:59:11+00:00 06.09.2013 09:59
Uh! Wie spannend :D
Wirklich sehr gut geschrieben, das Kapitel. Der arme Diener :( Schon immer hat er Ouru geliebt und nun muss er erfahren, dass ein Drache sein Seelenpartner ist. Traurig, traurig...
Die weitere Entwicklung des Kapitel fand ich ebenfalls ganz interessant....Nun hat er einen neuen Namen, und ich glaube, dass dieser bald nur noch dazu da ist um Angst zu verbreiten.

Bis bald :)


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