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Dragonsoul

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, wie versprochen, ich hab meine Bachelorarbeit abgegeben (zwar noch nciht verteidigt, aber na ja) Und damit gibt es zwei Kapitel, ich hoffe sie gefallen. ^^
Ich entschuldige mich noch mal für die lange Wartezeit. *bow* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
endlich. ein neues Kapitel. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
ein neues Kapitel! Ich hoffe ich hab euch nicht zulange warten lassen ^^

PS.: falls es heute noch freigeschaltet wird... das ist kein Aprilscherz XD Komplett anzeigen

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Prolog

Als ich das erste Mal in meinem neuen Leben die Augen öffnete, da sah ich IHN. Wunderschön war er, von eleganter Gestalt und einer ungebrochenen Würde. Auf seinem Rücken waren Flügel und ich war sicher, dass ich im Himmel angekommen war. Es musste einfach ein neues Leben sein, denn ich hatte den Tod gesehen, seine kalten Klauen um einen Hals gespürt. Und hier wartete nun ein Engel auf mich. Das verwunderte mich etwas, denn ein Dämon kommt in die Hölle, so hatte man mir immer gesagt. Meine Augen weinten Tränen der Dankbarkeit, wodurch allerdings meine Sicht auf den Engel getrübt wurde. Meinen Engel, denn ich war sicher, er war nur für mich hier. Ich wischte mir die Augen und sah plötzlich alles klarer. Die flauschigen Flügel waren in Wahrheit lederne Schwingen. Hatten Engel solche Flügel? Ich wusste es nicht, bezweifelte aber in keiner Sekunde die Tatsache, dass dieses gottgleiche Wesen vor mir nicht von dieser Welt war, der dunklen, grausamen Welt aus der ich kam. Der Engel öffnete die formvollendeten Lippen und fragte mich mit samtener Stimme: „Alles okay? Du hast überlebt, was für ein Glück.“

Der grüne Engel

“Überlebt?“ fragte ich mich? Irgendetwas war hier doch faul. Wie konnte ich überlebt haben? Ich war doch im Himmel! Ich erinnerte mich noch genau an meinen Tod. Ich war die Klippen hinab gestürzt. Ich hatte mein ganzes Leben noch einmal gesehen. Und mir war kalt gewesen, so entsetzlich kalt. Das war die Berührung des Todes gewesen, da war ich mir sicher. Und plötzlich war es sehr heiß geworden. Ob das der Engel gewesen war, seine Berührung? Bestimmt. Sonst wäre er ja nicht hier, warum sagte er mir dann dass ich überlebt hatte? Ich wollte eine Hand nach ihm ausstrecken, doch spürte plötzlich einen Schmerz im Rücken. Ich drehte mich nach hinten, doch was ich sah, verschlug mir die Sprache. Auch ich hatte lederne Schwingen, genau wie mein Engel. War ich erlöst worden? Entrückt von dieser schrecklichen Welt? Ich schaute das wunderschönste Wesen das ich je gesehen hatte fragend an. „Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen.“ Sagte er mit einem Bedauern in der Stimme, das gar nicht zu dieser wundervollen Seele zu gehören schien. Warum war mein Engel traurig? Ich sah ihn genauer an. Seine Haare waren von einem farbenprächtigen und vielfältigen grün. Er trug sie kurz, bis auf den langen Zopf der ihm bis zu den Hüften reichte. Die Haare hingen ihm leicht ins Gesicht und verdeckten seine grün-goldenen Augen zum Teil. Er hatte kleine goldfarbene Hörner und er trug in einem Ohr zwei Ohrringe, welche durch eine Kette miteinander verbunden waren. Auf seinen Wangen, Armen, Beinen und Rücken waren leuchtend grüne Schuppen, welche sich auch auf seinem Schwanz fortsetzten. Langsam schien es mir zu dämmern. Dies war kein Engel, sondern einer der Drachen, einer unserer erbitterten Feinde. Traurigkeit und Ratlosigkeit erfasste mich. Traurigkeit, weil mein Engel mein Feind war. Und Ratlosigkeit, weil ich nicht verstehen konnte, weshalb ich noch zu leben schien. Aber… wenn ich noch lebte… wieso hatte auch ich dann Flügel? Dämonen hatten keine Flügel! War dies doch der Himmel? Ein Ort wo Drachen und Dämonen koexistieren konnten? Wo es Frieden gab? Das würde zumindest meine Flügel erklären… aber dennoch… irgendwas hier… erinnerte mich an meine Welt, es war dieselbe Klippe von der ich gefallen war und dasselbe türkisfarbene Meer brandete gegen die Felsen. Die Luft roch nach Salz, und nach dem würzigen Geruch des Drachens vor mir. Er kam einen Schritt näher. Er schien nicht älter zu sein als ich, aber da Drachen langsamer wuchsen als Dämonen hätte ich mich auch irren können. Er wirkte nicht kriegerisch, sondern eher sanftmütig und er schien von innen heraus zu leuchten. Er hockte sich vor mich, so dass ich mit ihm auf Augenhöhe war. „Geht es dir gut? Du bist da von einer ganz schönen Höhe runtergefallen…“ Es war also doch nicht der Himmel gewesen… und ein Traum anscheinend auch nicht. Doch warum lebte ich noch? Ich versucht zu sprechen, die Fragen zu stellen die mir auf der Zunge brannten, doch meine Kehle war wie ausgedörrt, und ich bekam nichts heraus außer einem leichten Ächzen. Der junge Drache ging fort, kurze Zeit war er wieder da, einen Schlauch voll Wasser dabei. Er hielt ihn mir hin, und ich trank gierig und dankbar, bis nichts mehr übrig war. Endlich konnte ich wieder sprechen: „Wer bist du? Was ist passiert? Und warum hilfst du mir?“ Der grüne Drache lächelte sanft, und antwortete mir: „Mein Name ist Yasil. Und du bist die Klippen hier heruntergestürzt. Ich habe dich gefunden, und habe dir geholfen. Warum? Ich weiß nicht, ist es nicht normal dass man anderen hilft?“ „Ja, schon, aber ich bin ein Dämon, und du bist ein Drache…“ „Und ist das wichtig?“ fragte er mit trauriger Miene. Darüber musste ich eine Weile nachdenken. Er warf all meine vorgefassten Meinungen über Bord. Wahrlich ein Engel. Ich schüttelte den Kopf.“Nein, das ist nicht wichtig. Ich bin Ouru. Kannst du mir sagen was mit mir passiert ist?“ Dabei zeigte ich mit dem Daumen über meine Schulter auf die neusten Accessoires auf meinen Rücken. Yasil machte ein schuldbewusstes Gesicht. „Ich habe dich gefunden, dem Tode näher als dem Leben, und schon in der kalten Umarmung des Todes. Es gibt nur ein Mittel das heiß genug ist um der Kälte des Todes zu widerstehen… und das ist Drachenblut. Ich gab die etwas von meinem zu trinken…“ Erst da sah ich den Verband an seinem Handgelenk und wurde mir des würzigen, kupfernen Geschmackes auf meinen Lippen bewusst. Ich hatte schon Legenden über Drachenblut gehört, seine unglaubliche Hitze und über die Lebendkraft die ihm innewohnte. Ich schaute noch einmal hin, nicht nur am Handgelenk war er bandagiert, auch um den Brustkorb lag ein Verband, leicht blutdurchtränkt. Ich erinnerte mich wieder… das heißeste, lebendkräftigste Blut, war das aus dem Herzen eines Drachen… aber er hatte doch nicht… Yasil hatte den Kopf abgewandt, Schuld brannte auf seinen Wangen. „Nur noch das Blut meines Herzens war in der Lage dich zu retten. Und deswegen bist du jetzt auch der einzige Dämon der die Flügel eines Drachen hat…“ Wieder dachte ich an eine dieser endlosen Stunden zurück in denen ich etwas über die Drachen hatte lernen müssen und erinnerte mich deutlich an die tiefe sonore Stimme meines Mentors, der mir damals sagte: „Drachenblut… die wunderlichste Substanz auf dieser Welt, ist die größte lebensspendende Macht des Universums , und gleichzeitig auch die giftigste… Nur wer eine Drachenseele hat wird nicht von dem Feuer des Blutes verbrannt…“ Doch ich hatte überlebt, und ich war kein Dache… die Antwort war mit einem mal so klar. Ich sah seine Verletzungen und plötzlich verstand ich das Flüstern in meinem Kopf. Das war ER gewesen. Er hatte mich gerettet, hatte seine Seele mit der meinen geteilt um mich zu retten… ich blickte in mein Inneres, sah die Naht, an der unsere Seelen miteinander verbunden gewesen waren, fühlte den Nachklang seiner Seele und ich sah, wie er wirklich war, sah sein ganzes Selbst, alles was ihn ausmachte und was er war. Ich sah ihm zum ersten Mal direkt in die Augen. Und dann hörte ich das Rasseln… Ich hatte es immer für einen Mythos gehalten, eine Geschichte die mir Mutter erzählte damit ich gut schlief. Doch nun hörte ich das Rasseln deutlich, die Ketten die mein Herz banden, unzerbrechlich und unwiderruflich, es umwickelten und an das andere schlagende Herz klammerten das hier war. Yasils Herz. Und ich wusste ich war verloren. An ihn. An meinen Engel. An die andere Hälfte meiner Seele…

Ich erwachte in einem großzügig bemessenen Raum, welche in kühlen Blau-und Violetttönen gehalten war. Über mir spannte sich der nachtblaue Stoff des Baldachins und ich hörte aufgeregt Stimmen neben mir. Ich drehte den Kopf. Dort saß meine Mutter, vollkommen in Tränen aufgelöst und überglücklich mich zu sehen, mein Vater stand in der Ecke, mimte den Teilnahmslosen, aber auch ihm sah man die Freude an. Direkt neben mir kniete Nilam und hielt meine Hand. Sein Blick war der reiner Freude, Freude darüber, dass ich erwacht war. Besorgt musterte er mich: „Mein Herr, ist alles in Ordnung? Geht es euch gut?“ Ich blickte mich um, doch mein Engel, der den ich sehen wollte, war nicht hier. Wo war Yasil? Verwirrt blickte ich auf meine Mutter, fragte mit Blicken nach einer Erklärung. Den Tränen nahe antwortete sie: „Wir haben dich gefunden. Du warst eine Klippe hinuntergestürzt, und hattest schwere Verletzungen. Wie durch ein Wunder hast du überlebt. Wir brachten dich her und haben dich versorgt. Sieben Tage und Nächte bangten wir, denn du wolltest einfach nicht erwachen. Der Medicus hatte keinerlei Erklärung für deinen Zustand. Wir dachten wir hätten dich verloren…“ Nun begann sie wirklich zu weinen, den Kopf über meine Brust gebeugt. Ihre Tränen durchnässten meine Decke. Ich versucht zu ordnen was ich gehört hatte... sie hatten mich gefunden… das heißt sie schienen Yasil nicht gesehen zu haben. Das gab mir Hoffnung, dass er noch lebte, denn Vater und Mutter hassten die Drachen und hätten nicht gezögert ihn zu töten. Nein, ich war mir sicher dass Yasil noch lebte, das Lied seiner Seele klang noch immer in der meinen wieder. Ich hörte Mutters ersticktes Schluchzen. Nilam begann zu sprechen: „Während ihr hier lagt, habt ihr im Schlaf gesprochen. Ständig sagtet ihr etwas von einem grünen Engel. Was meintet ihr damit?“ Ich überlegte kurz, entschied mich aber dann, ihnen nichts zusagen. Um ihn zu schützen, meinen grünen Engel. Ich hatte ihn nicht vergessen, und ich spürte die neuen Flügel auf meinem Rücken, die ich ihm zu verdanken hatte. Erst jetzt erfasste mich ehrfürchtige Dankbarkeit, er hatte mein Leben gerettet und ihm gleichzeitig einen Sinn gegeben. Ich verdankte ihm alles. Mutter und Vater starrten mich an, Mutter besorgt, mit geröteten Augen, Vater mit ernster Miene, sie warteten auf eine Antwort. Auch Nilam, mein treuer Diener, betrachtete mich voller Erwartung. „Ich weiß nicht…“ sagte ich „Ich weiß nicht was passiert ist, ich kann mich nicht erinnern, ich weiß nur noch das ich gefallen bin, seitdem ist alles… weg…“ Nilam fragte weiter. „Und was ist mit dem Engel?“ „Welcher Engel? Ich erinnere mich nicht…“ Ich täuschte einen leichten Schwindel vor, legte die Hand gespielt träge auf meine Stirn. Ich war nie ein besonders guter Lügner gewesen, daher hoffte ich, dass sie mich nicht weiter bedrängen würden. Ich lugte unter meiner Hand hervor. Vater schien mit meinen Antworten leidlich zufrieden zu sein, er machte sich auf zu gehen. Mutter war nur überglücklich mich wach zu sehen. Nur Nilam schien mich zu durchschauen, allerdings schwieg er. Mutter wollte gehen und ich richtete mich mühsam auf. Ich hörte einen erstickten Aufschrei. Es schien das Mutter die Flügel vorher nicht gesehen hatte. „Ouru, was ist mit dir passiert?“ In ihrer Stimme schwang Entsetzen. Gespielt verwundert starrte ich auf meine Flügel. „Mutter, was ist das? Was passiert hier mit mir?“ Schnell kam sie zu mir, umarmte mich sacht und sagte: „Mach dir keine Sorgen mein Sohn, wir bekommen das schon wieder hin, wir finden eine Erklärung, sei unbesorgt. Werde erst wieder gesund, dann sehen wir weiter. Ich komme später noch einmal nach dir sehen…“ Erschüttert verließ sie die Kammer, nur Nilam blieb am Bett kniend zurück. Er schaute mich zweifelnd an. „Herr, ich kenne euch gut genug um zu wissen das ihr etwas verschweigt. Warum?“ Ich schwieg wieder. Ich wusste, ich konnte ihm vertrauen, aber dies war etwas sehr Persönliches, und ich war noch nicht bereit so etwas mit ihm zu teilen. „Es ist nichts…“ ich schüttelte leicht den Kopf um meine Bemerkung zu unterstreichen. Immer noch spürte ich seinen zweifelnden Blick auf mir. Dann hörte ich ein Seufzen, das Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück: „Mein Herr, ich bin jederzeit für euch da wenn ihr euch doch entscheiden solltet zu reden, vergesst das bitte nicht. Und jetzt bitte ich euch, mich zu entschuldigen.“ Danach ging er, warmes Wasser holend um meine Verbände zu wechseln. Ich richtete mich vollständig auf, bewegt langsam Arme und Bein um meine Verletzungen zu spüren. Ich versuchte auch meine neuen Flügel zu bewegen, es fiel mir nicht schwer sie zu kontrollieren, ganz so, als wären sie schon immer ein Teil meines Körpers gewesen. Es schien, Yasil hatte auch einige seiner Erinnerungen in meiner Seele zurückgelassen. Nilam kam wieder, die neuen Verbände auf seinen Armen, eine Schüssel dampfenden Wassers vor sich her tragend. Mit zaghaften und vorsichtigen Berührungen wechselte er die Bandagen um meinen Brustkorb, den Armen und Beinen. Dabei sah ich, dass viele der Wunden schon angefangen hatten zu heilen, und dass sie weitaus geringer waren als ich erwartet hatte. Das muss das Drachenblut gewesen sein. Es war wirklich eine unglaubliche Substanz. Ich erinnerte mich noch genau an den würzigen Geschmack, Yasils Geschmack. Ich konnte ihn einfach nicht vergessen. Seinen sanften Blick und seine majestätische Erscheinung. Ich hatte mich wieder auf das Bett niedersinken lassen. Die Welt um mich herum verschwamm, ich verlor jeden Sinn für Zeit, so lag ich da, lauschte auf das Lied seiner Seele, welches sich in meine eingebrannt hatte. Unauslöschlich und unvergesslich in seiner Schönheit. Ich hörte das Knarren der Tür und blickte auf. Meine Mutter war wieder da, ihre langen, kastanienbraunen gewellten Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten aufgesteckt, die langen gewundenen Hörner umringten ihren Kopf wie eine Tiara. Eine natürliche Krone. In ihre Hörner waren goldene Intarsien eingelassen und zeugten von ihrem hohen Stand. Nilam zog sich mit einer leichten Verbeugung zurück und sie setzte sich auf mein Bett, streichelte mir sacht über die Wange, ihre schokoladenfarbenen Augen voller Liebe und Wärme. Das erinnerte mich an etwas. „Mutter, kannst du mir noch einmal die Geschichte erzählen? Die Geschichte vom Beginn der Dämonen?“ Meiner Bitte nachkommen fing sie leise und beschwörend an zu erzählen: „Vor unendlich langer Zeit, in einer Zeit da noch niemand die Geschehnisse niederschrieb, da waren die ersten Dämonen auf der Welt. Schön waren sie, aber auch von einem egoistischen Wesen. Es gab viele Kämpfe damals, denn jeder Dämon lebte nur für sich. Da begab es sich das einem Paar von Dämonen Zwillinge geboren wurden, ein Mädchen und ein Junge. Als sie gerade fünf Sommer zählten da brachen die Eltern, von egoistischen Gründen geleitet, die Familie auseinander. Das Mädchen sollte mit dem Vater gehen, der Junge mit der Mutter. Die Zwillinge weinten bitterlich, konnten sie doch nicht ohne einander leben, denn ihre Seelen waren auf eigenartige Weise miteinander verbunden. Doch die Eltern sahen diese Verbundenheit nicht, kannten sie doch nur das eigene Selbst. Sie rissen die beiden voneinander fort. Jahre zogen ins Land und die Kinder wurden größer, doch ihre Kräfte schwanden zusehends. Sie hatten jeglichen Lebenswillen verloren, sie konnten nicht ohneeinander existieren. Der Vater sah seine Tochter, und ihn überkam Reue, er wünschte etwas für seine Tochter tun zu können und er überschüttete sie mit Edelsteinen und edlen Stoffen, mit Bildern ferner Länder und unermesslichem Reichtum. Doch all dies konnte ihre Trauer nicht mindern. Die Mutter inzwischen hatte ihren Sohn als zu weich befunden, und ihn deswegen zu einem Lehrmeister geschickt. Die beiden bewohnten ein kleines Haus am Rande des Dorfes. Eines Sommerabend kamen sie angeritten, die Banditen, zu brandschatzen und zu morden. Die Bewohner versuchten sich zu wehren und der Junge kam ihnen zur Hilfe, wurde kurze Zeit später aber von einem der Räuber niedergeschreckt. Sein Lehrmeister und seine Mutter saßen sieben Tage und sieben Nächte an seinem Bett und pflegten seinen geschundenen Körper. Doch es war vergebens. Der Junge erlag seinen schweren Verletzungen. Und in dem Moment da sein Herz aufhörte zu schlagen, tat auch das Herz des Mädchens seinen letzten Schlag. Erst da erkannten die Eltern was sie ihren Kindern angetan hatten und sie beteten zu den Göttern, auf das sie verstehen lernten, auf das nie wieder so etwas passieren möge. Und da hörten sie das Rasseln der Ketten die ihre Herzen miteinander verbanden, ihre Seelen und ihr Leben. Die Götter hatten ihr Flehen erhört. Seit her wird jeder Dämon nur mit einer Hälfte einer Seele geboren, auf das auch er die Ketten hört, die ihn für immer an seine zweite Hälfte binden. Die Person für die sie geboren wurden, für die sie bestimmt sind, die sie vollkommen versteht. Denn dämonische Liebe ist einzigartig, unzerstörbar und unwiderruflich…“ Mit leiser Stimme hatte sie ihre Geschichte beendet. Ich verstand nur allzu gut, was sie gemeint hatte. Ich hatte mich also nicht geirrt. Yasil war die Person der meine Liebe galt und deren Schicksal für immer mit dem meinen verwoben war. Mutter sprach weiter: „Auch ich habe diese Liebe einst erlebt. Eigentlich sollte ich aus politischen Gründen verheiratet werden, denn nicht oft passiert es, das ein Dämon auch die Person findet, der sie bestimmt ist, und viele Dämonen geben vorher auf, mit der Annahme das sie allein sind und auf ewig einsam sein werden. Auch ich hatte mich damit abgefunden, doch dann traf ich deinen Vater. Er war nicht der Mann der für mich ausgesucht worden war. Ich traf ihn auf der Hochzeit. Er war gekommen um meinem Vater die Ehre zu erweisen, doch als sich unsere Blicke trafen war es zu spät. Wir hörten sie beide, die Bande die uns aneinander fesselten, und ich habe mit Freude deinen Vater geheiratet. Ich lebe jetzt schon seit 487 Jahren, und niemals habe ich es bereut. Ich hoffe das auch du einst diese Ketten hören wirst, und das du die unglaublichen Gefühle erfährst die auch in mir toben.“ Ich wusste ich hatte sie schon, diese Gefühle, doch es meiner Mutter anzuvertrauen kam nicht in Frage, denn wie sollte ich ihr begreiflich machen das die andere Hälfte meiner Seele ein Drache war? Mein allerliebster grüner Drache. Ich musste mehr wissen, wusste aber, dass ich es geschickt anstellen musste. „Und wie war das mit Großvater und Großmutter?“ „Deine Großeltern, die Eltern deines Vaters, waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Dein Großvater war zu diesem Zeitpunkt noch Anführer der Garde gewesen. Bei einem Scharmützel an der Grenze nahe zu den Drachen fand er dann deine Großmutter, eine schöne Frau, wie dein Vater mir erzählte. Die hatte fließendes, goldblondes Haar und ihre Augen strahlten in den Farben des Himmels. Leider habe ich sie kennenlernen dürfen, denn sie starben, getötet von einem Drachen, weil sie sein Territorium betreten hatten. Du weißt ja, die Drachen und die Dämonen stehen schon in einem jahrhundertealten Krieg miteinander.“ Darauf hatte ich gewartet. „Und wie kam es zu dem Krieg mit den Drachen?“ Meine Mutter seufzte. „Das ist eine traurige Geschichte. Hör gut zu… „

Der magische Spiegel

„Die Drachen sind älter als wir, sie waren schon lange hier als die ersten Dämonen auf dieser Welt wandelten, und vielleicht sind sie sogar älter als die Götter selbst. Sie waren immer friedlich und wir koexistierten, denn wir betraten ihr Territorium nicht und dafür ließen sie uns in Ruhe. Doch dann wurde der Frieden gebrochen. Du musst wissen, Drachen horten ihre Schätz, und niemals solltest du einen Drachen bestehlen, wenn du an deinem Leben hängst. Doch einer der unseren tat es. Auch seine Tochter war unglücklich, und er versuchte ihr Leben mit Edelsteinen und Geschmeiden zu verschönern, auf das sie bei ihm bliebe. Er selbst hatte noch nie die dämonische Liebe erlebt, eine Liebe die so tief geht, das man es nicht ertragen kann von seiner Liebe getrennt zu sein, und so erkannte er die Symptome seiner Tochter nicht, die bereits einem anderen versprochen war. Ihre Stimmung wurde immer mutloser und lebloser, sie aß kaum noch und konnte sich an nichts mehr erfreuen. Als er ihr alles was er hatte gegeben hatte, und sie immer noch nicht lächeln konnte, da stahl er sich in den Hort eines Drachen um daraus etwas für seine Tochter zu entwenden. Ein junger Mann, der seit einigen Monaten auf dem Hof gearbeitet hatte, sollte ihn begleiten. Als sie am Hort ankamen, da sahen sie dass der Drache gerade nicht da war. Sich über sein Glück freuend verlor der Vater jede Vorsicht und rannte in die Höhle. Mit geübtem Blick suchte er die schönsten Stücke aus, darunter einen Spiegel, mit Saphiren besetzt. Fröhlich pfeifend verließ er die Höhle, und hörte dabei das Pfeifen der Flügel nicht, die den Wind durchschnitten. Der wutschnaubende Drache stand vor ihm und mit einem Schwung seiner Flügel stieß der den Vater durch den Luftzug an die Wände der Höhle, Steine bohrten sich in dessen Rücken. Er dachte schon sein letztes Stündlein hätte geschlagen, da warf sich der junge Mann in den Weg und fing mit seinem Schwert den Streich des Drachen ab. Er rief den Vater zu sich zu retten, zu fliehen, und der Vater tat es, wohlwissend dass der Junge sterben würde. Als er wieder auf seinem Hof ankam, da glaubte er gar nicht, dass er es wirklich geschafft hatte. Er konnte es noch immer nicht fassen. Er öffnete freudestrahlend die Tür, nur am dann in seiner Verzweiflung zu ertrinken. Denn auf dem Boden lag seine Tochter, tot, blutend an der Stelle an der einst ihr Herz gewesen war. Dem Vater fiel der Spiegel zu Boden, und er blieb neben dem toten Mädchen liegen. Doch in dem Glas spiegelt sich nicht seine tote Tochter, sondern der leblose Körper des jungen Mannes, der sein Leben gegeben hatte um ihn zu retten. Er war der derjenige gewesen, dem die Liebe des Mädchens gegolten hatte, die zweite Hälfte ihrer Seele. Erst jetzt verstand er was er getan hatte, doch er konnte es nicht rückgängig machen. Wenigstens den Frieden versuchte er zu retten, und so ging er erneut zum Hort des Drachen, nachdem er seine Tochter würdig begraben hatte, und wollte ihn bitten ihm zu verzeihen. Doch der Drache war fort, und mit ihm sein Hort. Und so war sich der Vater bewusst, dass er alles verloren hatte, seine Tochter, seine Zukunft, und das Vertrauen seiner Rasse, denn er hatte sie verraten, hatte den Frieden gebrochen, und sie alle zum Tode verurteilt…“ „Aber warum haben die Drachen uns dann nicht alle ausgelöscht?“ „Mein Sohn, die Drachen sind wenige, doch in ihrer Macht unantastbar. Keinem war an einem Krieg gelegen und so beschlossen die Dämonen den Verräter den Drachen zu überlassen, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, als Symbol ihres guten Willens. Doch nicht alle stimmten mit diesem Vorgehen überein, einige meinten dass es Zeit wäre sich gegen die zahlmäßig unterlegenen Drachen zu wehren… Und auf einem Treffen, welches den Frieden sichern sollte, wurde das erste Drachenblut vergossen. Dort wo das Blut den Boden berührte brach er auf, und Flammen schossen aus dem Boden, verbrannten die Gebiete darum und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Das Gebiet ist heute noch als die Ödlande von Dragmoor bekannt, kein Tier und keine Pflanze kann dort leben, selbst die Luft scheint jegliches Leben zu verachten und ist für jeden der sie atmet giftig. Der ewige Krieg begann und der magische Spiegel der die andere Hälfte einer Seele zu zeigen vermochte ging verloren…“ Traurig endete sie ihre Geschichte. Sie hatte ihrem Sohn viel Stoff zum Nachdenken gegeben. „Aber… warum versucht jetzt niemand Frieden zu schließen? Es ist nun schon so lange her… warum nicht?“ Mutter seufzte. „Das ist nicht so einfach, mein Schatz. Den Verlust, dass deine Großeltern von Drachen getötet wurden, nur weil sie das Territorium des Drachen betreten hatten, hat dein Vater, der König, nie verwunden. Er wird niemals im Stande sein Frieden zu schließen solange er seinen Hass nicht aufgibt. Doch er denkt, wenn er seinen Hass aufgibt, verleugnet er damit das Vermächtnis seiner Eltern. Vielleicht kannst du es eines Tages schaffen unserer Welt Frieden zu bringen. Immer hin bist du etwas ganz Erstaunliches.“ Sie schaute kurz auf seine Flügel. „Ich hoffe eines Tages wirst du es schaffen, nein, ich glaube ganz fest daran, dass du es schaffen wirst.“ Noch einmal umarmte sie ihn. Während sie erzählt hatte, war es draußen stockdunkel geworden. Sie entzündete eine Kerze und machte sich auf den Weg in ihrer Kammer. „Gute Nacht mein Sohn. Mögen die Götter über dich wachen.“

Sie ließ ihn zurück, mit jede Menge Dinge über die er nachgrübeln konnte. Er sollte den Frieden wiederherstellen? Nur wie sollte ihm das gelingen? Langsam erhob er sich von seinem Bett und trat mit langsamen unsicheren Schritten zu dem mit goldenen Schnörkeln verzierten Wandspiegel in seinem Raum. Seine langen lilafarbenen Haare fielen ihm bis auf die Brust und seine langen goldenen Hörner ragten stolz nach oben. Er blickte sich selbst ins Gesicht, betrachtete seine goldenen Augen und versuchte zu sehen, was Yasil gesehen hatte. Was hatte ihn dazu bewogen, gerade ihm dieses großartige Geschenk zu machen, ihn zu retten? Ouru wusste es nicht, aber ihm war es ungemein wichtig, dass Yasil ihn mochte, das er ihm gefiel. Er fuhr sich durch die verhedderten Haare. Sie waren ebenso wellig wie die seiner Mutter. Er hatte sie langwachsen lassen, weil es seiner Mutter gefallen hatte, sie hatten ihn nie wirklich interessiert. Doch nun wollte er sie gekämmt sehen, wollte das sie glänzten und seinen Körper umschmeichelten, wollte dass sie einen natürlichen Schmuck darstellten, damit sie Yasil gefielen. Dieser Gedanke stimmte ihn traurig, wusste er doch nicht, wo sich Yasil nun aufhielt. Zu gern hätte er ihn gesehen, sich vergewissert das es ihm gut ging. Doch nach ihm fragen konnte er nicht ohne Yasils Leben zu gefährden, und sich selbst auf die Suche machen kam in seiner Verfassung nicht in Frage. Er blickte sich um. Nilam hatte den Raum betreten und beobachtete ihn misstrauisch, so als erwartete er jede Sekunde dass er das Bewusstsein verlor. Doch der junge Dämon fühlte sich nicht schwach, jedenfalls nicht so schwach, wie er hätte sein sollen, nachdem er dem Tod nur so knapp entronnen war. „Mein Herr, sollte ihr nicht lieber wieder ins Bett gehen?“ schlug sein Diener vor. Ouru überlegte kurz, dann besann er sich und kam dem Vorschlag nach. Der junge Blauhaarige wusch ihn mit einem weichen Schwamm, kämmt seine Haare und wechselte seine Verbände, als Ouru ein Gedanke kam. Der Spiegel. Mit ihm wäre es möglich Yasil zu finden. Doch der Spiegel war verschollen, das hatte seine Mutter selbst erzählt. Doch das hieß nicht, dass er unauffindbar war. Nilam bemerkte das verschlagene Glitzern in den Augen seines Herrn. „Herr, woran denkt ihr gerade?“ ausweichend antwortete er „An Mutters Geschichte, kennst du sie, Nilam? Die Geschichte der Dämonen und der Drachen?“ „Ja, Herr, ich kenne die Geschichte gut. Warum fragt ihr?“ „Sie erzählte von dem magischen Spiegel… ich frage mich… wäre es nicht von Vorteil wenn er uns zur Verfügung stünde?“ „Ja Herr, das wäre sicherlich von Vorteil, doch wo sollte man ihn suchen? Er ist nun schon seit tausenden von Jahren verloren… meint ihr, dass ihr ihn finden könnt?“ „Ich meine das nicht nur, ich bin mir sicher. Wenn ich den Frieden bringen soll, wie meine Mutter von mir glaubt, dann werde ich diesen Spiegel brauchen… sobald es mir besser geht werden wir uns auf die Suche nach dem Spiegel begeben…wirst du mich begleiten?“ Nilam verbeugte sich ehrfürchtig vor seinem Herrn „Natürlich mein Prinz, ich folge euch überall hin.“ Und damit war ihr Plan besiegelt.

Nachdem Ouru sich erholt hatte verbrachte er den größten Teil seiner Zeit in der Bibliothek. Er wälzte Bücher über alte Legenden, Märchen und Geschichten. Verzweifelt suchte er nach einem Hinweis über den saphirenen Spiegel. Über den plötzlichen Sinneswandel ihres Sohnes besorgt, begab sich Königin Avellana in die Bibliothek und mit ihm zu sprechen. Sie fand in dem dunklen Gewölbe, von einem Dutzend brennender Kerzen umgeben, tiefgebeugt über ein paar wirklich alten vergilbten Schriften blätternd. „Wir müssen reden.“ Der Junge blickte verwirrt auf „Worüber denn?“ „Mein Schatz, ich mache mir Sorgen um dich. Du sitzt den ganzen Tag in der Bibliothek, isst kaum, schläfst kaum, und kaum jemand bekommt dich zu Gesicht. Was erhoffst du hier zu finden“ „Mutter, ich habe an deine Geschichte gedacht, an den magischen Spiegel. Ich hoffe Hinweise auf seinen Verbleib zu finden.“ Die Königin war erstaunt. „Aber wie willst du ihn finden? Und warum? Er ist schon so lange verschollen, warum glaubst du das du ihn finden könntest?“ Mit einem Lächeln antwortet ihr der Goldäugige. „Ganz einfach. So wie du davon überzeugt bist das ich dieser Welt den Frieden wiederbringen kann, so überzeugt bin ich davon, dass ich dazu den Spiegel benötige. Wenn wir den Spiegel hätten, dann könnten viele Paare schneller zusammen finden, ihnen würde viel Leid erspart bleiben. Und wir könnten ihn den Drachen als Zeichen unserer Friedensbemühungen übergeben. Das würde sie sicherlich dazu bewegen sich unser Angebot noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich FÜHLE einfach dass wir den Spiegel brauchen werden. Versteh mich doch…“ Er schaute sie mit einem um Verständnis heischenden Blick an. Erst war seine Mutter geplättet, doch dann lächelte sie. „Ich habe verstanden. Vollkommen. Ich bin auch sicher dass wir den Spiegel brauchen werden, du hast mich überzeugt. Aber eines musst du mir versprechen, mein Sohn.“ „Ja?“ „Du sollst der erste sein, der in den Spiegel blickt. Du sollst deine zweite Hälfte finden, damit du durch sie gestärkt die schwierige Aufgabe in Angriff nehmen kannst dieses Land gesunden zu lassen. Du wirst deine zweite Hälfte brauchen, davon bin ICH überzeugt.“ Es war gefährlich leicht dieses Versprechen abzulegen. „Natürlich Mutter. Ich werde den Spiegel benutzen, das verspreche ich dir.“ Er verschwieg allerdings dass er das auf andere Weise tun würde als sie dachte. Jeden Abend dachte er an Yasil, bangte wann er ihn wiedersehen könnte, und lauschte dabei auf das Lied von Yasils Seele, das tief in ihm erklang. Er hatte Glück gehabt, das seine Mutter die Symptome nicht bemerkt hatte, die sie ihm selbst genannt hatte, die Appetitlosigkeit, die Zerstreutheit, oder das sie sie einfach seiner Suche zugeschrieben hatte. Er fragt sich wann bei ihm die Lebenslust zu verschwinden beginnen würde, doch obwohl er Yasil schrecklich vermisst, fühlte er sich nie einsam, ihm war als wäre ein Teil von Yasils Seele unwiderruflich mit der seinen verbunden, und bei ihm geblieben, selbst als Yasil ihre Seelen wieder voneinander trennte. Immer noch konnte Ouru den köstlichen Geschmack des Drachen nicht vergessen, konnte seinen verführerischen Duft in der Luft schmecken, wenn er an ihn dachte. Oft saß er abends stundenlang im Bett, nur in seiner Seele lauschend. Nilam beobachtete ihn des Öfteren misstrauisch, spürte er doch, dass der Prinz ihm etwas vormachte, ihm etwas verheimlichte. Doch er sagte kein Wort, bemerkte er doch die eiserne Entschlossenheit, die seinen Herrn gepackt hatte. Jeden Tag saß er mit ihm in dem unterirdischen Gewölbe und half ihm beim Durchsehen der alten Folianten so gut er konnte. Er konnte noch nicht richtig lesen, und so verlegt er sich darauf es sich selbst beizubringen, während er sich um das leibliche Wohl seines Meisters kümmerte und über seine Träume wachte. Wiederholt hört er ihm von einem grünen Engel murmeln, während er schlief, doch er verlor kein Wort darüber. Er war seinem Herrn zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet. Und während neben dem Bett seines Herrn saß, träumte er von der Zeit, in der sein Name noch Shi-han gewesen war.

Vor nicht allzu langer Zeit, da hatte er auf der Straße gelebt, ein Waise ohne zu Hause, gezwungen zum Stehlen um nicht zu verhungern. Eines Tages war er gefasst worden, der fettbäuchige Händler den er um einen Apfel bestohlen hatte, hatte ihn an seinen langen blauen Haaren zu fassen bekommen, ihn zurückgezerrt und gewürgt. . Er hatte sich verzweifelt gewehrt, doch er war noch ein Kind gewesen, und hatte der Kraft eines Erwachsenen Dämons nichts entgegen zusetzen gehabt. Eine Flucht war undenkbar gewesen. Plötzlich hatte es einen Tumult gegeben. Die Leute hatten begonnen zu tuscheln und der Händler hatte ihn in den Staub vor seinen Füßen fallen gelassen. Dort hatte er nun gelegen, um Luft ringend und ängstlich nach oben blickend. Die Sonne hatte direkt vor ihm gestanden und ihn geblendet, so dass er nur die Silhouetten zweier Reiter erkennen konnte, die erhaben und majestätisch wirkten. Der Kleinere der beiden begann zu sprechen, und da bemerkte der Junge, das der Sprecher noch sehr jung war, und in Anbetracht der Reaktionen und ehrfürchtigen Verbeugungen der Umstehenden musste dies der Prinz sein. Der junge Dieb erhob sich soweit um in einer tiefen knienden Verbeugung zu verweilen und um den Worten des Prinzen zu lauschen. „Was hat dieser Junge verbrochen?“ Der Händler mit der dreckigen Schürze antwortete ihm. „Mein Prinz, er hat versucht mich zu bestehlen, einen meiner schönsten Äpfel…“ Und er zeigte auf das corpus delicti, welches sich noch in unmittelbarer Reichweite befand. „Ich fordere eine gerechte Strafe.“ Der Junge hatte um sein Leben gebangt, oder zumindest um eine seiner Hände. Der Händler war nicht zimperlich und sicherlich hatte ihm eine solche Strafe vorgeschwebt als er sie vorschlug. Der Prinz hatte kurz überlegt und dann das Wort an den Blauhaarigen gerichtet. „Warum hast du gestohlen?“ Mit zittriger Stimme hatte der Junge geantwortet. „Mein Herr, ich habe kein zu Hause und keine Familie, mein Magen ist leer und ich besitze kein Geld. Hätte ich nicht gestohlen, so wäre ich verhungert.“ Der Angesprochene hatte den Prinzen nicht sehen können, doch wohl seine Blicke auf sich spüren, und wartete nun voller Angst auf das Urteil. „Du wirst mit mir kommen!“ Vor Überraschung hätte der Blauhaarige beinahe laut aufgeschrien. „Du wirst mein Diener sein. Du wirst nie wieder stehlen müssen. Und dein Name sei von heute an Nilam Nihilum. Wirst du mich begleiten?“ Und mit Tränen der Dankbarkeit in den Augen hatte er bejaht, seinen neuen Namen und seine neue Aufgabe angenommen und war dem Prinzen seither keine Sekunde von der Seite gewichen, bis auf den Tag an dem er von der Klippe gestürzt war. Schwere Vorwürfe hatten ihn seither geplagt, vor allem weil sein Herr nie auch nur ein Wort über den Vorfall verloren hatte. Er hatte sich geschworen dass er seinen Herrn nie wieder enttäuschen würde, ihm nie wieder von der Seite weichen und ihn auf ewig beschützen würde. Er spürte einfach dass ihm etwas auf der Seele lastete, ahnte aber nicht, was es sein könnte. Doch es musste etwas von größter Wichtigkeit sein, das sagte ihm die Entschlossenheit in den Augen seines Meisters. Die Jahre zogen ins Land, Ouru‘s Bestreben den Spiegel zu finden wurden immer verbissener, je mehr die Hoffnung schwand, dass er je gefunden würde. Seine Haare reichten ihm mittlerweile bis zu den Hüften. Wenn er gerade nicht mit Unterricht der verschiedensten Art beschäftigt war, durchforstete er die Bibliotheken des Königreiches nach Informationen über den Spiegel. Jedem noch so kleinem Hinweis ging er nach, erforschter alte Ruinen und Tempelstätten, Höhlen und unterirdische Katakomben, doch den Spiegel fand er nicht. Doch die Konflikte im Land mehrten sich, und Ouru, Prinz und Kommandeur der Garde, musste seine Zeit für die Konfliktbewältigung einsetzen, anstatt für die Suche nach seinem ganz persönlichen heiligen Gral. Nilam begleitete ihn auf seinen Reisen. Als sein Leibwächter war er für all seine persönlichen Belange zuständig, insbesondere für dessen Sicherheit. Er machte sich Sorgen, das sein Meister unbesonnen handeln konnte, denn von einem rein logischen Bestreben war sein Verhalten nicht geprägt. Es war irrational und wenn er so weiter machte würde es ihn zerstören. Das musste der Blauhaarige verhindern. Sie waren zu einem kleinen Dorf geritten, in dem gemischte Paare mit ihren Kindern lebten. Das kam selten vor, deswegen hatten sich diese Wesen einen eigenen Platz zum Leben geschaffen. Sie waren nur in den Grenzlanden toleriert wo keine Miliz für die Sicherheit sorgt, deswegen kam es hier oft zu Überfällen, denn keiner von den stolzen Reinrassigen wollte ihnen helfen, geschweige denn mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Diese Leute führten ein ärmliches Leben, doch sie führten es glücklich. Als Ouru das sah, begriff er endgültig, dass Rasse und Herkunft irrelevant waren, denn das definierte nicht, was man ist. Und er fasste den Entschluss, dass wenn er Frieden bringen wollte, er auch den Konflikt zwischen allen Rassen, den Reinrassigen wie den Mischlingen, und nicht nur zwischen den Dämonen und Drachen beilegen musste. Es war an der Zeit dass sich etwas änderte. Er stieg vom Pferd und ging langsam auf ein kleines weinendes Mädchen zu, was vor den schwelenden Überresten eines Hauses kniete. Als er ihr sacht die Hand auf die Schulter legte, passierten zwei Dinge gleichzeitig. Das Mädchen schreckte weg und sah ihn erschrocken an und ein erschrecktes Raunen ging durch die Reihen der Soldaten. Niemals hätten sie ihren Prinzen und Befehlshaber bei einer Interaktion mit einem Mischling erwartet. Die Kleine schaute ihn erstaunt an. Sie hatte strohiges kurzes, gelocktes Haar mit der Farbe von Lavendel. Ihre langen Hörner wiesen sie eindeutig als Angehörige der Dämonenrasse aus, doch ihre geschlitzten Pupillen und überlangen schlaksigen Gliedmaßen deuteten an, dass sich auch Naga in ihrer Ahnenreihe befanden. Ihr Blick war voller Angst, doch Ouru nahm sie einfach in den Arm, worauf ein erschreckter, ja fast angewiderter Aufschrei aus den Reihen der Garde, und ein herzzerreißendes Schluchzen aus dem Munde des kleinen Mädchens zu hören war. Sie begann zu weinen bis ihre grünen Tränen versiegt waren. Dann fragte sie schüchtern:

„Onkel, bist du ein Freund?“ Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Ourus Gesicht aus „Ja.“ „Aber du bist ein Dämon oder?“ Die Erinnerung ließ den Prinzen wehmütig lächeln. „Und ist das wichtig?“ Das kleine Mädchen überlegt kurz, schüttelte dann heftig den Kopf und umarmte den Goldäugigen voller Inbrunst. „Onkel, kannst du mir helfen? Ich weiß nicht wo meine Eltern sind.“ Ouru hatte sein sanftestes Lächeln aufgesetzt. „Keine Sorge. Ich helfe dir.“

Ouru wies seine Männer an die Feuer zu löschen und nach Überlebenden zu suchen, und die Verletzten zu versorgen. Ein Murren ging durch ihre Reihen.

„Männer, diese Leute hier sind keine Aussätzigen! Sie sind nicht krank und nicht verrückt, sie leben hier zusammen, und zwar weil sie einander lieben. Wie viele der reinrassigen Dämonen können das von sich behaupten? Und hier sind sie, verletzt und obdachlos, ohne jegliche Hilfe, und das nur, weil einige von uns über sie urteilen ohne sie zu kennen. Die königliche Garde steht für Gerechtigkeit, und Gerechtigkeit beginnt mit der Fürsorge für andere, mögen es nun Dämonen sein oder nicht. Zeigt das ihr zu Recht der Garde angehört!“

Diese leidenschaftliche Rede schien seine Kameraden wach zu rütteln, und mit neu erwachtem Eifer machten sie sich daran, die Feuer zu löschen, Verwundete zu versorgen und die Trümmer wegzuräumen um Verschüttete zu bergen. Bald darauf waren auch die letzten schwelenden Überreste verloschen und die Überlebenden trafen zusammen, dankten den Rettern und suchten ihre Anverwandten. Bald hatten sich alle gefunden, auch die Eltern des kleinen Mädchens waren unter den Überlebenden. Überglücklich schlossen sie ihre Tochter in die Arme. Die Mutter war eine Dämonin, der Vater dem Anschein nach war halb Naga und halb Naias, eine Art der Wassernymphen, was wohl auch der Grund war, weshalb er an Land zu leben vermochte. Sie dankten der Garde sehr für die Rettung, und sprachen dann zu Ouru.

„Prinz der Dämonen, bitte lasst uns euch die Ehre erweisen und folgt uns zu unserem Schrein, wo wir den Göttern danken wollen für diese glückliche Fügung des Schicksals.“

Ouru war erst skeptisch und Nilam versuchte ihn aufzuhalten, weil ihm nicht erlaubt war mitzukommen, und er so seinem Herrn nicht zur Seite stehen konnte, doch das Wort des Prinzen war absolut. Und der entschied dem ungleichen Paar zu folgen. Die Tochter sollte bei den anderen Überlebenden bleiben.

Sie gingen einen schmalen bewachsenen Waldweg entlang, den Ouru niemals gefunden hätte, hätte er keine Führer gehabt. Bald kamen sie an eine Höhle, deren Eingang mit verschiedenen Runen beschriftet war. Innen war es finster, denn die Räumlichkeit wurde nur leidlich von fluoreszierenden Pilzen erhellt. Am Ende der Höhle war ein kleiner Schrein. Kleine Opfergaben waren davor verehrt wurden. Und genau in der Mitte war ein goldener Spiegel um den sich ein Drache rankte, mit Saphiren besetzt.

Das Paar ging auf die Knie und betete, doch Ouru konnte nicht an sich halten, und er ging auf den Spiegel zu. Er sah nur sich. Er wollte die Hoffnung schon wieder fahren lassen, als das Bild verschwamm, und er das Gesicht sah, das er schon seit Jahren voller Sehnsucht hatte sehen wollen. Denn im Spiegel sah er Yasil…

Das Wiedersehen

Kapitel 3 Das Wiedersehen

Ich hatte schon oft von ihm geträumt. In meinen Träumen war es dunkel gewesen, und dann tauchte er immer aus dem Licht auf. In meinen Träumen war er älter geworden und ich hatte das immer länger werdende Haar bewundert, was ihn umschmeichelte. Und jetzt schien ich schon mit offenen Augen zu träumen, als ich sah wie er zwischen den von der Morgensonne umstrahlten Bäumen auftauchte. Sein Blick, seine Haltung und Kleidung, alles das war königlich. Sein wallendes, von der Sonne umglänztes, violettes Haar reichte ihm bis zu den Hüften und sein durchdringender Blick schien sich in meinen Kopf zu bohren. Er war stehen geblieben, anscheinend leicht verwirrt, doch kurze Zeit später zeigte sich Entschlossenheit in seinem Blick und er kam auf mich zu. Bald würde er hier sein, und ich würde aufwachen, so wie es auch schon die anderen Male gewesen war. Er blieb vor mir stehen. „Hallo.“ Hauchte er. Warum wachte ich nicht auf? Das war doch ein Traum, oder? Er konnte nicht hier sein, er war doch ein Dämon, und das hier war das Gebiet der Drachen. Nein, kein Dämon wäre so unbesonnen, denn das wäre glatter Selbstmord. Ergo, musste es ein Traum sein. Der geflügelte Dämon streckte die Hand nach mir aus, berührte leicht meinen Arm. Das war neu, denn bisher hatte ich ihn im Traum immer nur betrachten können. Was hatte sich geändert? „Warum sprichst du nicht, Yasil?“ Eine direkte Frage? Mann, seine Träume wurden immer seltsamer. Ganz logisch antwortete er. „Weil es nichts zu sagen gibt.“ Das Gesicht des Dämons wurde traurig. „Erinnerst du dich gar nicht an mich? Ich habe so lang nach dir gesucht…“ Er hatte nach mir gesucht? Warum? Schließlich war er durch mich zu einem Unikum geworden, ein Wesen, abgelehnt von Dämonen und Drachen, ein Mischling durch das Blut. Seltsamer Traum. „Ich erinnere mich an dich.“ Was sollte ich auch sonst sagen? Schließlich war er ja nur eine Ausgeburt meiner Fantasie. „Sag meinen Namen!“ verlangte er. Jetzt wurde er auch noch fordernd. Merkwürdig, wieso nur? „Dein Name ist Ouru.“ Sagte ich leicht verwundert. Erleichterung machte sich auf dem Gesicht des Goldäugigen breit. „Du erinnerst dich also.“ Plötzlich umarmte er mich ungestüm. Darauf war ich nicht vorbereitet, und ich fiel nach hinten, landete schmerzhaft auf dem harten Boden. Hätte ich davon nicht aufwachen müssen? „Was machst du hier?“ fragte ich äußerst verwundert. Warum wachte ich nicht auf? Tränen standen in seinen Augen, Tränen des Glücks. Völlig losgelöst lächelte er. „Ich habe dich so vermisst, ich habe dich gesucht, und endlich, endlich habe ich dich gefunden.“ Er weinte weiter an meiner Brust, und ich begann zu verstehen. Das war kein Traum. Das war die Wirklichkeit! Und er war wirklich so selbstmörderisch und begab sich auf das Territorium der Drachen. Und das alles nur um mich zu sehen? Mein sonst so schneller Verstand hatte Probleme zu begreifen. Was ging hier vor sich? Warum hatte er mich gesucht? Mich vermisst? Und warum zum Henker weinte er so herzzerreißend? Ich versuchte ihn zu beruhigen. „Shh, shh, es ist alles gut. Beruhige dich…“ Ich legte meinen Arm sacht um seine Schultern. In diesem Moment wirkte er so zerbrechlich, als sei er aus Glas, und ich hatte Angst, ihn mit meiner Kraft zu verletzen. Das Schluchzen verebbte langsam und kurz darauf blickte er mich mit großen, treuherzigen, leicht verheulten Augen an. Sein Gesicht war leicht gerötet. Grenzenloses Vertrauen war darin zu lesen, und ich fragte mich, womit ich das verdient hatte. Immerhin hatte ich ihn damals bei der Klippe allein gelassen als ich die Patrouille der Dämonen hatte kommen hören, war geflohen um mein eigenes Leben zu retten und hatte ihn seinem Schicksal überlassen. Seine Reaktion war mir unbegreiflich. „Warum hast du mich gesucht?“ Ich wollte es unbedingt wissen, es verstehen. Ich blickte auf seine Kleidung. Sie war fein gearbeitet und von hoher Qualität. Nichts, was sich arme Leute leisten konnten. Umso verwunderlicher waren seine Reaktion und die Tatsache, dass er hier war. Der wunderliche Adlige blickte sich um. Ich hatte nicht bemerkt da wir Publikum bekommen hatten. Einige Drachen standen um uns herum, tuschelten und warfen uns fragende Blicke zu. Ouru war zwar nicht offensichtlich ein Dämon, denn er hatte Flügel, aber ihm fehlten die Schuppen und der Schwanz, und so hub er sich signifikant von den umstehenden ab. Hier konnte er nicht bleiben. Ich schob ihn sacht von mir und stand auf, anschließend reichte ich ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen behilflich zu sein. „Komm, besprechen wir das weitere in meinem Zelt.“ Ich ging voran, mir sicher dass er mir folgen würde. Ich schlug die Zeltplane am Eingang zurück, und trat ein, wenig später hörte ich das Geräusch der Plane erneut als Ouru mir nachfolgte. Ich hatte schon zwei Trinkkelche mit Wein gefüllt, und bot ihm einen davon an. Zögerlich griff er danach, und trank ihn dann gierig. Wie ich vermutete hatte war er sehr durstig. Gut das ich einen leichten Wein gewählt hatte. Ich ließ mich nieder und schaute ihn erwartungsvoll an. Ich warte auf eine Antwort. Er begann zu sprechen. „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll…“ Ich blieb stumm und wartete bis er soweit war. Er schwieg noch einen Moment, wählte seine Worte. „Ich… wollte mich bedanken…“ Er verschwieg etwas, da war ich mir sicher. „Du hast mir da Leben gerettet, und das konnte ich nicht vergessen, und schon gar nicht ungedankt lassen. Dank dir habe ich ein neues Leben bekommen, und vielleicht mehr als das…“ Ich merkte dass er immer noch etwas zurück hielt, und forderte ihn mit einer Geste auf weiter zu sprechen. Er zögerte, überlegte noch wie er es ausdrücken sollte. Es musste etwas Schlimmes sein, wenn es ihm so schwer fiel darüber zu sprechen. „Das ist aber nicht der Grund aus dem du gekommen bist oder?“ half ich nach. Ich merkte selbst dass meine Stimme unfreundlich klang, doch meine Geduld war nicht bodenlos, und ich hatte heute noch einiges zu tun. Die Truppen warteten auf mich. „Sprich.“ Er errötete. Was war hier los? Ein errötender Dämon? War das vielleicht doch ein Traum? Es wäre lustig gewesen wenn ich nicht so ein unbestimmtes Gefühl hatte, das gleich etwas kommen würde, was mir nicht gefallen würde. Stotternd begann er: „Yasil.. ich bin gekommen… ähm.. um dir sagen…“ Er schloss die Augen, atmete tief durch und blickte mich dann durchdringend mit seinen goldenen Augen an. „Kannst du mir zeigen wie man fliegt?“ Ooooookay, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Sein Gesicht war puderrot und ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. Ich schaute ihn an. Nicht verwirrt, eher ungläubig. Was war das denn für eine lahme Ausrede? Musst wohl eine sein, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es in den all den Dekaden nicht selbst herausgefunden hatte. Langsam wurde ich wütend. Er hatte mich nicht nur meiner Zeit, sonder auch meine Geduld beraubt. Ich hatte anderes zu tun, als mir dummes Gequatsche anzuhören. Meine Emotionen schienen sich auf meinem Gesicht zu spiegeln, denn ich bemerkte einen leicht geschockten Gesichtsausdruck. Er musst ein guter Schauspieler ein, wenn er glaubte das wirklich durchziehen zu können. Ich beschloss zu gehen, bevor ich mich nicht mehr unter Kontrolle hätte und ging ohne ein Wort zu sagen und ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich hört ein leises Schluchzen hinter mir, ignorierte es allerdings. Diese Farce konnte er sich sparen.

Meine Schritte brachten mich zum Exerzierplatz. Sobald ich in Sicht kam bildeten die drei Dutzend Männer eine Reihe und standen stramm. Gute Männer waren es, von mir ausgesucht und ausgebildet. Elitesoldaten unter meinem Kommando. Heute war ein besonderer Tag, aber vor allem ein besonders heißer. In der Ferne grollte leichter Donner. Ich richtete feierlich das Wort an sie.

„Männer, heute werdet ihr geprüft werden. Heute wird sich entscheiden, wer von euch den Rang eines Kitars erreichen wird, und welche von euch Guirias bleiben werden. Geprüft wird auf Schnelligkeit, Geschick, Kraft und Verstand. Ich wünsche euch viel Erfolg.“

Sie antworten im Chor mit einem Zeichen des Einverständnisses und ich teilte sie in Vierergruppen ein. Jede Gruppe hatte mindestens einen Experten in den entsprechenden Qualitäten dabei, und einen, der ein Manko in diesem Gebiet aufwies. Dies war nicht nur ein Test des Einzelnen, sondern eine Prüfung der Gruppendynamik, des Zusammenhalts und der Planung. Aber das verriet ich nicht. Ein befehlshabender Offizier musste so etwas alleine herausfinden. Ich teilte jeder Gruppe einen der Startpunkte zu, sowie entsprechende Aufgaben die innerhalb einer Woche erledigt werden mussten. Ich schärfte ihnen ein das die Kameraden anderer Gruppen für die Dauer der Prüfung als Feinde zu betrachten waren, welche sie nicht töten durften, da man den Feind festnehmen, und Informationen von ihm bekommen sollte. Auch das jede der Aufgaben eine Interaktion mit einer anderen Gruppe beinhalteten war ein Geheimnis. Ich hofft zwar, das ein paar der Soldaten die Prüfung bestehen würden, doch realistisch betrachtet, würde maximal ein einziger die nötigen Kompetenzen aufweisen.

Nachdem ich allen Gruppen ihre Ausrüstung gegeben und die Aufgaben verteilt waren, machten sich die Prüflinge auf den Weg zu den ihnen zugewiesenen Gebieten. Keine der Gruppen wusste, wo die anderen Gruppen starten würden. Dies war eine Kampf-, Spionage- und Überlebenssimulation. Meine Männer waren bereit dafür. Als alle ausgerückt waren, seufzte ich leise. Es war nicht nötig sie zu überwachen. Sollte jemand die Aufgabe lösen, würde ich es sofort wissen. Es war schon nach Mittag. Die neuen Rekruten mussten schon eingetroffen sein. Eine Pause war mir deshalb nicht vergönnt...

Die Sonne versank schon hinter den Hügeln als ich mich endlich zu meinem Zelt aufmachen konnte. Ich war seit dem Morgengrauen auf den Beinen. Den Schlaf brauchte ich dringend. Ich schlug die Plane ohne hinzusehen zur Seite, trat an die Wasserschüssel und wusch mir das Gesicht. Feine Wassertropfen perlten von meinen Haaren zurück in die Schüssel, und erst als dass Tropfen verklungen war hörte ich den Atem eines anderen Lebewesens in meiner Nähe. Ruckartig drehte ich mich um. In einer Ecke des Zelte, kleinstmöglich zusammengekugelt, lag Ouru und schlief, seine Flügel eng um sich geschlungen. Was machte er noch hier? Ich trat näher an ihn heran.

„Hey! Was machst du noch hier?“ Überrascht schlug er die Augen auf. „Yasil?“ „Ich hab gefragt was du noch hier machst? Und wie hast du eigentlich hier her gefunden?“ Er errötete und blickte nach unten, dann merkte er auf. „Yasil, du bist ja verletzt.“ Sagte er bestürzt. Ich hob meinen Arm und blickte herunter. Ein Rinnsal Blut lief meinen Oberarm herab, ich hatte es gar nicht bemerkt. „Unwichtig. Beantworte meine Frage.“ Doch der Kleine war hartnäckiger als ich gedacht hatte. „Nein. Erst verbinden wir die Wunde!“ Ich seufzte und gab nach. Irgendwie musste ich ja mit ihm ins Gespräch kommen, und wenn das nur auf diese Weise möglich war, dann sollte es eben so sein. „In der Tasche da drüben ist Verbandszeug“ Ich zeigte auf eine hellgefärbte Medizintasche neben dem Bett.

Ouru ging dienstbeflissen hin um sie zu holen, während ich mich setzte. Während er sacht mit einem feuchten Lappen die Wunde säuberte, schaute er mich nicht einmal an. Eine frustrierende Situation. Mit sanften Bewegungen band er mir das weiße Tuch um den Arm. Er schaute auf, sein Gesicht war gerötet und der Blick voller Scham. „Fertig.“ Ein eigenartiger Dämon. Ich wartete geduldig. Jetzt da ich Zeit hatte, war es mir gleich ob er gleich zu sprechen begann. Ich trank von dem Wein. Er war mit Nelken, Muskat und Zimt gewürzt. Leise begann Ouru zu sprechen. „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll… aber ich möchte unbedingt dass du mir glaubst. Ich bin dir wirklich sehr dankbar für das was du getan hast, ich konnte einfach nicht anders als dich zu suchen. Ich habe die ganzen Jahre nichts unversucht gelassen dich zu finden. Bitte glaube mir!“ Dieser Ausbruch kam plötzlich. Ich war schockiert von dieser leidenschaftlichen Stimme, ließ mir aber nichts anmerken. Plötzlich sah ich wie sich Tränen in seine Augen gestohlen hatten. „Bitte, bitte schick mich nicht weg. Ich habe dich doch gerade erst gefunden. Lass mich hier bleiben, bei dir…“ Sein Stimme brach, und ich fühlte dass er es ehrlich meinte, doch was sollte ich tun? Ich konnte ihn doch nicht hier bleiben lassen. Er wäre in großer Gefahr wenn ihn die Drachen als das erkennen würden was er war. Ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen. „Ouru?“ „Ja?“ Sein Blick war hoffnungsvoll.“Es ist schon spät. Heute Nacht wirst du hier bleiben, okay? Du kannst hier schlafen. Und morgen erzählst du mir dann alles weitere, okay?“ Er nickte ehrfurchtsvoll. „Vielen Dank.“

Ein Hahn krähte als der Morgen graute und ich in meiner Hängematte erwachte. Durch einen Spalt am Eingang fiel das Morgenlicht in meine Behausung. Ich blickte mich um. Ich hatte Ouru ein Lager aus Fellen geschaffen, doch es war leer. War er abgehauen? Da hörte ich das Rascheln von Kleidung von der anderen Seite. Ich blickte mich um und sah Ouru geschäftig herumlaufen. „Was machst du da?“ fragte ich. Überrascht schreckte er zusammen. Hatte ich ihn bei etwas Verbotenem erwischt? Doch er drehte sich schüchtern lächelnd um, ein Tablett vor sich tragend. Ein köstlicher Duft wehte herüber. „Ich hoffe du magst Honigbrötchen? Ich habe auch einen Tee dazu gemacht.“ Ich zählte nicht wirklich zu den Kreaturen, welche den Morgen lieben, daher knurrt ich nur einen leicht mürrischen Morgengruß, woraufhin er mich irritiert anblickte. Das konnte ja heiter werden. Ich nippte an dem Tee und fuhr erstaunt zusammen. Er war köstlich. Ouru hatte mir den Rücken zugedreht, während er etwas am Tisch werkelte, und ich betrachte ihn eingehend über den Rand meines Bechers hinweg. Seine Kleidung war schneeweiß, mit blauen und silbernen Verzierungen, und schien aus feinstem Tuch gewebt zu sein. Die langen violetten Haare glänzten in der Morgensonne. Sie waren noch feucht und er hatte sie zu einem Zopf nach hinten gebunden. Ohne Zweifel, er war schön, noch schöner als bei unserer letzten Begegnung. Er dreht sich um und sein goldener Blick begegnete dem Meinen. Verlegen wand er sich ab. Wieder hatte die Röte sein Gesicht erreicht. „Der Tee…“ begann ich. Er schaute schüchtern, ja hoffnungsvoll auf. „Er ist gut.“ Ein Strahlen lief über sein Gesicht, als wäre ein zweites Mal die Sonne aufgegangen. „Warte erst bis du die Brötchen probiert hast.“ Antwortete er glücklich. Ich tat wie geheißen, und wurde wieder überrascht. Normalerweise aß ich nichts am Morgen, ich aß allgemein wenig, und auch nur, weil es seltsam erschien, es nicht zu tun, auch wenn ich es eigentlich nicht brauchte. Aber die Brötchen waren ein Genuss, eine Köstlichkeit sondergleichen, so dass ich nicht aufhören konnte zu essen, bis ich alle verzehrt hatte. Was für eine seltsame Wirkung diese Person auf mich hatte. Er hatte die Arme auf den Tisch aufgelegt und den Kopf auf seine Hände gestützt, während er mich beobachtet hatte, wie ich aß. Ich setzte eine ernste Miene auf. „Also, wie hast du das gemacht?“ „Hmm? Ich habe Mehl und Honig genommen, das vermischt, dann noch“ ich unterbrach ihn „Nein, ich meine wie du hierher gefunden hast. Dieser Ort steht unter starkem Schutz und sollte völlig unbekannt sein, und zwar für jeden. Also wie hast du von diesem Ort erfahren?“ er schwieg. Ich sah, dass er bereit war mir dieses Geheimnis anzuvertrauen, aber anscheinend war noch nicht die richtige Zeit dafür. Ich ließ einen entnervten Seufzer fahren. Irgendwann würde er es mir schon sagen. „Na gut, aber sag mir, weiß noch jemand anderes von diesem Ort?“ Er schüttelte nur energisch den Kopf. Ich wusste nicht warum, aber ich glaubte ihm. Ich schaute hinaus. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen war es Zeit zu gehen. Ich hatte entschieden nicht weiter nachzufragen. Zwar glaubte ich ihm nicht, dass er gekommen war um das Fliegen zu lernen, aber ich wollte ihn auch nicht wegschicken, nun, da es kein Traum mehr war. Aber ich hatte einen Auftrag. „Ich muss weg.“ Sagte ich schlicht, in der Hoffnung seinen Fragen entgehen zu können. Doch ein verständnisloser Blickte suchte den meinen und unwillkürlich fand ich mich vor, wie ich eine Erklärung abgab. „Ich muss die neuen Rekruten einarbeiten. Ich rate dir, nicht nach draußen zu gehen, wenn es sich vermeiden lässt. Die anderen würden sofort merken, dass du kein Drache bist, und dann wäre es um dein Leben geschehen.“ Das Leben, das ich gerettet hatte. „Wirst du wieder kommen?“ fragte er mich. Ich antwortete herrisch: „Natürlich, die hier ist meine Unterkunft, falls du es noch nicht bemerkt hast.“ Wieder hatte er errötend den Blick gesenkt. Ich ging ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen. Doch im Gehen konnte ich meine Gedanken nicht von ihm losreisen. Was wenn er herausfand, warum er diese Flügel wirklich hatte? Was wenn er fragen würde? Ich konnte nur hoffen, dass er die Wahrheit nie herausfinden würde, die schreckliche Wahrheit, welche alle Drachen hüteten, als wäre sie ihr Hort. Am Himmel waren dunkle Wolken aufgezogen.

Der Beginn der Suche

Kapitel 4: Der Beginn der Suche

Als ich die Höhle betrat, welche nur von fluoreszierenden Pilzen schwach beleuchtet wurde, nahm der Spiegel meinen Blick gefangen, denn das wenige Licht hier drinnen reflektierte sich in den Schuppen des goldenen Drachen, der sich um den Rahmen des Spiegels wand, und die darin eingelassenen Saphire warfen das Licht in mehreren Farben zurück. Die Wächter dieses Ortes hatten versucht mich aufzuhalten, waren aber gescheitert. Nichts konnte mich aufhalten, wenn es um einen Herren ging. Ich ging auf den Spiegel zu, mit der Erwartung, mein eigenes Spiegelbild zu sehen. Doch plötzlich schien sich die Oberfläche des Spiegels zu kräuseln und ein Drache war dort zu sehen. Lebendige Ranken, welche auch die Stirn wie ein Diadem um wanden, waren in seine langen, dunklen Haare gewunden, welche die Farbe eines tiefen Teiches hatten. Er trug in jedem seiner nach oben spitz zulaufenden Ohren drei hängende Ohrringe, welche ebenfalls von Ranken umwickelt worden waren. Seine Schuppen schimmerten türkis, ebenso wie seine Augen, in denen man versinken konnte, wenn man länger hinsah. Ich wollte mich schon losreisen, denn ich war hier her gekommen um meinen Herrn zu finden, nicht um einen Spiegel anzustarren, als ich plötzlich eine samtene Stimme vernahm: „Soll ich dir helfen?“ Ich schaute mich um, drehte mich langsam im Kreis, doch niemand war zu sehen, aber die Dunkelheit war dicht. Ich rief mit fester Stimme: „Wer da? Zeige dich!“ Hinter mir ertönte die Stimme erneut: „Ich bin hier. Ich war es schon die ganze Zeit. Also, soll ich dir helfen den zu finden, der dir am wichtigsten ist?“ Ich schaute mich abermals um, und mein Blick fiel auf den Spiegel. Das Bild hatte sich verändert, und die Gestalt sprach zu mir. „Natürlich würde ich dafür im Gegenzug auch etwas Hilfe von dir erwarten.“ Mein Blick wurde von der dünnen Narbe auf seinem Gesicht angezogen. Ich hatte noch nie einen Drachen mit einer Narbe gesehen. Zugegeben, ich hatte auch noch nie einen Drachen so aus der Nähe gesehen. „Warum solltest du mir helfen wollen“ fragte ich misstrauisch. „Nun, ich kann diese Höhle nicht verlassen, und du kannst sie verlassen, weißt aber nicht wohin du zugehen hast. Ich weiß wo du hin musst und ich möchte hier raus. Nimm mich mit, und ich verrate dir wo dein Narr von einem Herren hingegangen ist.“ Ich horchte auf. „Und woher solltest wohl gerade du wissen wohin er gegangen ist?“ fragte ich abschätzig und mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen. „Na ganz einfach.“ Antwortete die Stimme selbstgefällig. „Ich hab ihm den Ort gezeigt.“ Bevor ich mich versah hatte mein Faust die Oberfläche des Spiegels getroffen. Es schmerzte, und ich tröstete mich damit, dass ich dadurch Befriedigung gefunden hatte, und die elende Stimme endlich schwieg. Doch der Spiegel selbst war verblüffender Weise noch heil. Die Stimme lachte, leicht abschätzig sagte sie: „Du Tor! Die ist der Spiegel von Tsaiht. Glaubst du wirklich, dass du ihn zerstören kannst? Du, ein Dämon?“ Ich schreckte zurück. Dies war also der Spiegel von Tsaiht? Ich hatte noch nie von diesem Namen gehört, aber war das vielleicht nur ein anderer Name für den magischen Spiegel, den ich und mein Herr nun schon seit mehreren Dekaden suchten? So viele magische Spiegel sollte es nicht geben. Ich untersuchte ihn. Die Beschreibung schien zu passen, zumindest was das Aussehen betraf. Doch noch nie hatte ich davon gehört, dass der Spiegel gesprochen hätte. Ich musste mehr erfahren. „Und was kannst du so, ach so großer Spiegel von Tsaiht?“ Die Stimme antwortete, ein tiefer, einlullender Bariton umgab mich. „Also ICH bin nicht der Spiegel von Tsaiht. Der Spiegel ist nur das Instrument, das meine Seele gefangen hält. Aber dieses Instrument ist äußerst wirksam, vermag es doch dank meiner eingeschlossenen Seele ein Abbild und die Umgebung des Seelenpartners des Hineinschauenden erzeugen. Was glaubst du wohl warum dein Herr hier vorhin so weggestürmt ist? Ein seltsames Geschöpf, muss ich gestehen. Ich habe noch nie einen Dämonen mit Flügel gesehen, und ich bin schon sehr, sehr lange auf dieser Welt.“ Dann war er es wirklich gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass mein vor mir geradezu geflohen war. Mein Herr hatte die andere Hälfte seiner Seele gesehen und wo sie sich aufhielt? Das war es also gewesen? Deswegen hatten wir so verbissen gesucht? Auf einmal ergab alles einen Sinn, seine verzweifelte Suche nach dem Spiegel, seine Appetitlosigkeit, der Blick in seinen Augen. Ich hätte es gleich bemerken sollen, an dem Tag schon, an dem wir ihn schwerverwundet gefunden hatten. Ab diesem Tag hatte er sich verändert. An diesem Tag hatte er wohl seine andere Hälfte schon gefunden. Es schmerzte mich, dass er so etwas vor mir verheimlicht hatte. Der Schmerz schien sich in mich hineinzufressen, wie Säure bahnte er sich den Weg. Hatte mein Herr so wenig Vertrauen zu mir? Wieso nur hatte er kein Wort gesagt? Die Stimme im Spiegel hatte einen hässlichen Unterton, als sie wieder sprach. „Schmerzhaft, nicht wahr? Ein Herr, der seinem Diener nicht vertraut, obwohl dieser ihm so treu ergeben ist. Eine Schande.“ Wider Willen musste ich ihm rechtgeben. „Schmerzt es dich? Das er dir nicht vertraut hat? Oder schmerzt es mehr, dass du nicht derjenige bist, der für ihn bestimmt ist? Ja, das ist es, nicht wahr. Die ganze Zeit schon, wolltest du, dass er dir gehört, dir allein.“ Die Stimme sickerte in meinen Verstand, die Worte waren gleichsam Balsam und übles Gift, ich spürte einen Anflug von Neid und Missgunst. „Und dann ist sein Seelenpartner auch noch ein Drache…“ Die Worte schienen in meinem Kopf zu explodieren. Wut, gleichsam mit Verständnis. Jetzt wusste ich zwar, warum mein Herr geschwiegen hatte, doch es versetzte mich in Rage zu hören, dass ein Drache ihn mir genommen, ja, ihn gestohlen hatte. Die Stimme hatte Recht. Ich hatte ihn schon immer geliebt, meinen närrischen, freundlichen, wunderschönen Herren Ouru. Schon seit dem Tag an dem er mir einen neuen Namen gegeben hatte, seit diesem Tag, waren meine Gedanken voll von ihm. Jeden Tag hatte ich es genossen ihm beim Waschen und Ankleiden behilflich zu sein, und jeden Tag machte es mich glücklich seine Haare kämmen und frisieren zu dürfen, die seidige Fülle zwischen meinen Fingern spüren zu können. Ich dachte wieder an den Tag zurück, an dem er mir ein neues Leben gegeben hatte. Er war mir vorgekommen wie ein Engel, sein sanftes Lächeln ein Zeichen der Götter. Er hatte mir Lesen und Schreiben beigebacht, den Schwertkampf, Politik, Bogenschießen, und das Reiten. Das liebte ich fast so sehr wie ihn, denn die Pferde waren so eine wunderschöne, edle Rasse, dass man sich auf der Stelle zu ihnen hingezogen fühlen musste. Die Erkenntnis traf mich erst jetzt wirklich. Dass ich ihn geliebt hatte. Ich sank auf den Boden, konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Ich hatte ihm nie direkt in die Augen gesehen. Ich hatte mir immer gesagt, es sei aus Respekt. Doch unterbewusst, hatte ich immer die Hoffnung gehabt, dass er doch meine andere Hälfte sein könnte, doch nie den Mut besessen, es herauszufinden. Die Angst, ich könnte ihn verlieren, war zu groß gewesen. Lieber hatte ich mir die Hoffnung bewahren wollen, wenn auch nur unterbewusst. Doch nun war es zu spät. Er hatte sein Herz mit einer anderen Seele verbunden. Bittere Tränen rannen aus meinen Augen, ich konnte sie nicht zurückhalten, der Schmerz war allgegenwärtig und nichts konnte ihn lindern. Vor meinen Augen verschwamm die Welt und es wurde dunkel um mich herum. Und ich ergab mich der Dunkelheit in der Hoffnung den Schmerz zu vergessen.

Als ich wieder zu mir kam, hatte sich nichts verändert. Ich lag immer noch in der schwach beleuchteten Höhle, das Gesicht im Spiegel schaute mich an. Die Tränen waren getrocknet und hatten Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen. Der Schmerz war immer noch da. Man sagt zwar, der Schmerz vergeht, und dass die Zeit alle Wunden heilt. Doch das ist eine Lüge. Der Schmerz würde nie vergehen, man gewöhnte sich nur an ihn. Ein Gewicht schien auf meine Brust zu drücken und ich atmete mehrere Male tief ein und aus. Das Gesicht im Spiegel war immer noch da und beobachtete mich. „Fertig?“ fragte es spöttisch. Ich starrte den Drachen an. Etwas hatte mich schon seit einer geraumen Zeit beschäftigt. „Hey du, wenn der Spiegel vom Tsaiht in der Lage ist meinen Seelenpartner zu zeigen, warum bist du es, der mich anstarrt? Ich glaube kaum, dass du die zweite Hälfte meiner Seele bist, also warum redest du nicht mal Klartext?“ „Tse Tse Tse… törichter Narr.“ Antwortete die Stimme wieder. „Dein Seelenpartner kann nicht gezeigt werden, weil er nicht existiert.“ Das tat weh. Ich hätte nie erwartet, dass meine Seele eine Zerrissene bleiben würde. Meine Hand wanderte zu meiner Brust und krallte sich in die Kleidung. Die Stimme sprach weiter. „Entweder ist die noch nicht geboren worden, oder die starb vor die, und wartet darauf ein weiteres Mal den Zyklus der Wiedergeburt zu durchlaufen.“ Das klang schon besser, obwohl es hieße, dass trotzdem noch endlose Jahre des Wartens vor mir lagen. Doch es schien, als gäbe es jemanden für mich. Mir wurde etwas leichter zu Mute, doch als meine Gedanken wieder zu meinem geliebten Herren wanderten, überkam mich ein eisiges Gefühl in meiner Brust, und mir war, als würde mein Herz sogleich herausspringen. Ich dachte an die wunderschöne Rede die er vor all den Soldaten gehalten hatte, jemanden nicht nach seiner Erscheinung zu beurteilen, dass es egal wäre, welcher Rasse man angehört, dass nur die Liebe wirklich zählte. Ich hatte ihn immer für selbstlos und uneigennützig gehalten. Doch diese Worte straften ihn Lügen. „Bitter nicht wahr?“ brachte sich der Spiegel wieder in Erinnerung. „Ich habe ihn auch gehört, nette Rede die er von sich gegeben hatte. Und ihr ward alle so von ihm gefangen genommen, dass ihr nicht verstanden habt, was er eigentlich meinte, nicht wahr? Die ganze Zeit schon ging es ihm um seinen Drachen, er hat niemals auch nur an eine der erbarmungswürdigen Kreaturen dieses Dorfes gedacht. Wusstest du es? Das einige dieser Mischlinge so missgestaltet sind zu ihrer Geburt, dass sich nicht in der Lage sind zu überleben? Seit dem sind einige Paare sogar hier Ausgestoßene, denn Kinder werden im Dorf sehr hoch geschätzt, sind sie doch das Symbol der Liebe der Einwohner die hier leben. Die Bedauernswerten Leichen werden eingeäschert und dem Wind übergeben. Doch eine dieser Familien hat das Gesetzt gebrochen und eines der Kinder hier vergraben. Hier, unter diesem Schrein. Das Blut dieses Kindes und der Geruch des Todes, haben mich aus meinem langen Schlummer geweckt. Das ist nun so lange her, dass nicht einmal mehr Knochen vorhanden sind. Doch ich bin immer noch hier und jedem Wesen, welches diese Höhle betritt, bin ich gezwungen seinen Seelenpartner zu zeigen. Du bist der Erste, der mich nicht unter diesem Zwang gebunden hat, der Erste, dessen Seelenpartner noch nicht in diese Welt geboren wurde. Und du bist der Erste, der mit mir reden kann.“ Seine Stimme war einschmeichelnd und süß wie Honig, ich wollte ihr vertrauen, mich ihr unterwerfen. „Deswegen möchte ich dir helfen.“ Sprach die Stimme weiter „Ich werde dich zu deinem Herrn und Meister führen, aber dafür musst du mich mitnehmen, mich aus dieser Einsamkeit wegführen. Hin zu deinem Herrn, der einem Drachen zu Willen ist.“ Hass, tief und brodeln brach sich Bahn, ich konnte es nicht länger zurückhalten, und ich wollte es auch nicht. Mein Herr war nicht mein Seelenpartner, aber ich liebte ihn, und ich würde ihm nicht einem Drachen überlassen, einem unserer erbittertsten Feinde. Er würde ihn in der Luft zerreißen, denn es war allgemein bekannt, dass Drachen keine Seelenpartner hatten, was mich sie anfangs bedauern lies, doch nun brach sich der Hass Bahn. Ich ging zu dem Schrein, wobei ich Blumen und Opfergaben zertrampelte. Es war mir gleich. Ich nahm den Spiegel von seinem Platz und wickelte ihn in das blaue Tuch, auf welchem er platziert gewesen war. Dieses Päckchen unter den Arm geklemmt, verließ ich die Höhle. Es schien schon einige Zeit vergangen zu sein, seit dem ich die Höhle betreten hatte, denn die Sonne war schon dabei unterzugehen. Ich kehrte ins Dorf zurück zu den Soldaten, welche bis jetzt noch den Dorfbewohnern geholfen hatte. Der Hass flammt wieder auf, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Als mich die Garde kommen sah, ohne die Begleitung meines Herrn, schauten sie mich verständnislos an. Ich gab neue Anweisungen. „Unser Herr hat etwas gefunden, dem er nachgehen muss.“ Informierte ich sie „Wir sollen ohne ihn zurückkehren. Macht euch abmarschbereit.“ Die Stimme im Spiegel lachte leise und flüsterte „Du belügst die Soldaten, was für ein Vizekommandant…“ „Still!“ herrschte ich ihn an. Als alle Mann gesattelt hatten schickt ich sie los, sagte, ich würde bald nachkommen. Natürlich war das nie mein Plan gewesen, aber ich musste sie loswerden. „Wohin?“ fragte ich den Spiegel. „Halten wir uns nach Süden.“ Meinte er. Nach Süden also, ins Gebiet der Drachen…ich hätte es wissen müssen. Wieder konnte ich dem Hass nicht standhalten, und diesmal gab ich ihm nach. Noch im Wegreiten setzte ich das Dorf wieder in Brand. Sie hatten kein Recht auf ein Glück, wenn ich es nicht haben durfte. Am Himmel hinter mir bildeten sich dicke Rauschschwaden, als ich das Dorf hinter mir zurück ließ. Etwas war noch nicht geklärt. „Hey“ sprach ich zu dem Spiegel. „Wie heißt du eigentlich?“ Ein leichtes Lachen war die Antwort, dann sprach die angenehme Stimme: „Du kannst mich Sorrow nennen.“

Training mit Folgen

Kapitel 5: Training mit Folgen

Als ich am Morgen schweißgebadet erwachte war die Sonne gerade erst im Steigen begriffen. Die weichen Felle unter mir luden zum weiterschlafen ein, doch als ich einen Blick zur Seite warf, war ich hell wach. Es war doch kein Traum gewesen, den Göttern sei Dank. Ich war wirklich hier, Ich hatte ihn wirklich gefunden. Meinen grünen Engel, meinen Seelenpartner Yasil. Noch währen ich ihn anschaute quollen Tränen der Dankbarkeit aus meinen Augen, ich konnte sie einfach nicht zurückhalten. Leise schluchzend senkte ich den Kopf und begann zu beten, ein Dankesgebet an die Götter, wer und wo auch immer sie waren. Ich hörte ein Rascheln von Kleidung und schaute auf. War er erwacht? Doch Yasil hatte sie nur bewegt. Noch schlief er. Ich stand auf und trat etwas näher um ihn zu betrachten. Er lag in einer Hängematte, einer seiner Füße ragte über den Stoff hinaus. Ich bewunderte die vollendet geformten Zehen mit den dunkelgrünen Krallen. Ich hatte noch nie eine Vorliebe für Füße gezeigt, aber Yasil belehrte mich eines Besseren. Bis ich ihn getroffen hatte, hatte ich auch nur Interesse an Frauen gezeigt, nie war mir in den Sinn gekommen, dass der männliche Körper genauso anziehend sein konnte, wie der Körper einer Frau. Mein Herz schlug schneller, als ich mein Blick auf seinem Gesicht verharrte. Wie oft hatte ich schon von ihm geträumt, wie oft voller Sehnsucht erwacht, nur mit der Gewissheit, dass es ihm gut ging. Und nie war es mir in den Träumen gelungen ihm so nahe zu sein, ihn so betrachten zu können. Mein Blick heftete sich auf seine Lippen, sie waren leicht geöffnet. Meine Finger begannen zu zittern, so stark war das Verlangen ihn zu berühren, einen Beweis zu erbringen, dass dies die Realität war. Ich erinnerte mich wieder an meine Feigheit vom Vortag. Beschämt drehte ich mich weg. Ich hatte nicht das Recht ihn so zu betrachten, wenn ich ihm nicht einmal sagen konnte, warum ich wirklich hier war. Sein kalter Blick gestern hatte mich verletzt. Ich hatte ihn immer noch mit diesem leicht traurigen, sanften Lächeln in Erinnerung. Doch ich wusste auch, dass diese Weite von ihm noch existierte, existieren musste. Ich schüttelte den Kopf, versuchte meine Gedanken zu ordnen. Er hatte mir erlaubt zu bleiben, wenn auch nur für die Nacht. Wie seine Laue heute sein würde, konnte ich nicht vorhersehen, aber ich wollte alles tun, um hier zu bleiben, alles, um bei seiner Seite zu sein, bis ich endlich den Mut aufbringen konnte ihm zu sagen, dass ich ihn liebte. Ich blickte wieder zu ihm. Lange Zeit überlegte ich was, was ich tun könnte, um noch etwas zu bleiben.

Die Sonne stieg höher und der goldene Schein, den sie auf den Boden warf, brachte mich auf eine Idee. Leise schnappte ich mir die benötigten Materialen, lugte aus dem Zelt, um festzustellen ob mich jemand sehen konnte, und als niemand da war, stahl ich mich davon. Ich suchte einen Ort, an dem ich ungestört ein Feuer errichten konnte. Bald wurde ich fündig, und ich begann damit, die Honigbrötchen herzustellen wie es mir die Küchenmagd zu zeigen gepflegt hatte. Bald bereitete sich köstlicher Duft aus, doch das ging mir nicht schnell genug, denn die Sonne stieg immer höher, und ich wollte fertig sein, bevor Yasil erwachte. Er sollte nicht denken, dass ich versucht hätte weg zu laufen. Ich hatte bereits Wasser für einen Tee aufgesetzt. Die Kräuter dafür hatten sich in meinem Beutel befunden, aber ich gab auch einige Heilkräuter der näheren Umgebung hinzu. Mit angespanntem Gesicht sah ich hinüber zu dem Zelt, in dem meine andere Hälfte hoffentlich noch schlief. Ein weiteres Mal schaute ich ungeduldig nach den Brötchen und wurde belohnt. Sie waren genau richtig. Schnell legte ich sie zum Kühlen zur Seite und löschte das Feuer mit Wasser aus der nahen Quelle, wobei ich leider selbst nass wurde. Ich war gerade im Zelt angekommen, als ich sah, wie sich Yasils Atem veränderte. Er schien aufzuwachen. Schnell ging ich in die Ecke des Zimmers und legte die Brötchen auf ein Tablett. Ich schaute mich nach einem Krug für den Tee um. Inzwischen war Yasil erwacht und hatte sich umgesehen. „Was machst du da?“ hörte ich die kultivierte Stimme hinter mir sagen. Sie war rau, und eine Gänsehaut überfiel mich, so dass ich unweigerlich zusammenzuckte. Langsam drehte ich mich um, das Tablett mit den Brötchen bereit, unsicher, ob er es überhaupt versuchen würde. Ich versuchte ihn mit dem Essen zu versöhnen. „Ich hoffe du magst Honigbrötchen? Ich habe auch einen Tee dazu gemacht.“ Es erschreckte mich ein wenige, dass er darauf hin so mürrisch reagierte, ja, mich fast anknurrte, aber ich hatte auch noch nie einen Drachen beim Aufwachen zugesehen, ich wusste nicht, wie er reagieren würde. Und wo waren seine Flügel hin? Ich drehte mich um und räumte einige der Ingredienzien weg, welche ich für die Frühstücksvorbereitungen gebraucht hatte. Verträumt sah ich kurz hinüber, sah, wie er an seinem Tee nippte und errötete, als sein Blick meinem begegnete. Ich konnte nicht anders, als den Kopf abzuwenden. Sein Anblick war einfach zu schön. Aber die Flügel waren dort gewesen. Hatte ich mir das nur eingebildet? „Der Tee…“  hörte ich ihn sprechen, und schaute ihn schüchtern an. „Er ist gut“ Ein Glücksgefühl bereitete sich in meiner Brust aus, und mir schien, als würde die Welt plötzlich heller strahlen. Die Gefühle waren einfach so überwältigend. „Warte erst bis du die Brötchen probiert hast.“ Konnte ich noch sagen, doch dann verstummte ich. Er hatte mich wieder einmal in seinen Bann gezogen, wie er da saß, und die Brötchen aß, die ich für ihn bereitet hatte, so konnte ich mir keinen glücklicheren Moment in meinem ganzen Leben vorstellen. Ich hatte die Arme auf den Tisch, und meinen Kopf in die Hände gestützt. Die Sonnenstrahlen fielen zum Eingang hinein und beleuchteten sein unglaubliches Haar. Die Schönheit dieses Augenblickes wollte ich nie wieder vergessen. Plötzlich eine ernste Miene aufsetzend fragte er: „Also, wie hast du das gemacht?“ Ich war verwirrt. „Hmm? Ich habe Mehl und Honig genommen, das vermischt, dann noch..“ Ich wollte gerade weiter ausführen wie ich die Brötchen gemacht hatte, da unterbrach er mich. „Nein, ich meine wie du hierher gefunden hast. Dieser Ort steht unter starkem Schutz und sollte völlig unbekannt sein, und zwar für jeden. Also wie hast du von diesem Ort erfahren?“ Ich schieg, wieder konnte ich es nicht sagen, diese Gelegenheit war doch genau richtig. Warum nutzte ich sie nicht? Ich verfluchte meine  Feigheit. Ich hatte mich immer für mutig gehalten, doch nun, da ich das Wichtigste zu sagen hatte, was es gab, wollten mir die Worte einfach nicht über die Lippen kommen. Ich überlegte wie ich anfangen sollte, versuchte die Worte zu wählen, als ich einen leisen Seufzer hörte.  „Na gut, aber sag mir, weiß noch jemand anderes von diesem Ort?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich Feigling. Innerlich gab ich mir einen Tritt und beschimpfte mich rückhaltloses Weichei. Ich schaute auf, sah ihn hinausschauen. „Ich muss weg.“ Mir schien das Herz in der Brust stehen zu bleiben. Er konnte nicht weggehen, ich hatte ihn doch gerade erst gefunden. Panik ergriff mich und Verständnislosigkeit machte sich breit. „Ich muss die neuen Rekruten einarbeiten. Ich rate dir, nicht nach draußen zu gehen, wenn es sich vermeiden lässt. Die anderen würden sofort merken, dass du kein Drache bist, und dann wäre es um dein Leben geschehen.“ Immer noch schlug mein Herz so laut, dass ich sicher war, er müsste es hören. „Wirst du wieder kommen?“ fragte ich voller Hoffnung. Sein Spott ließ nicht lange auf sich warten: „Natürlich, die hier ist meine Unterkunft, falls du es noch nicht bemerkt hast.“ Wieder hatte er errötend den Blick gesenkt, doch das war mir egal, einzig und allein wichtig war nur, dass er nicht wiederkommen würde. Ich blickte ihm nach, wie er festen Schrittes und ohne sich noch einmal nach mir umzusehen ging. Ich war froh darüber. Hätte er mein Gesicht gesehen hätte ich meine Gefühle nicht mehr verbergen können, diese Liebe, die mich zu verbrennen drohte.

Wie in meinem Traum. Auch diesmal hatte ich von Yasil geträumt, wie jeden Tag, seit dem sich unsere Seelen verbanden. Und von Feuer, welches Yasil ergriffen hatte, ihn nicht losließ. Ich rannte um sie zu erreichen, rannte, bis ich ihn in die Arme schließen konnte, und das Feuer verbrannte mich, während Yasil meinen Namen rief.

Schweißgebadet war ich erwacht, nur um festzustellen, dass ein anderer Traum Realität geworden war, ein besserer Traum. Ich hatte noch etwas nach draußen gestarrt und die grauen Wolken betrachtet, welche am Horizont aufgezogen waren, als ich Yasil plötzlich wieder kommen sah. Ihm folgten etwa 20 jung aussehende Drachen, obwohl sie sicher auch schon seit 100 Jahren auf der Welt waren. Wie alt wohl Yasil sein mochte… Ich erinnerte mich wieder an unsere erste Begegnung. Er hatte damals nicht viel älter ausgesehen als ich. Doch Drachen wuchsen noch langsamer als Dämonen. Dass er sie anscheinend nicht nur anführte, sondern auch ausbildete war erstaunlich. Ich beobachtete Yasil, wie er die Gruppe marschieren lies, ihnen den Umgang mit dem Schwert zeigte und verschiedene Verteidigungs- und Angriffsarten demonstrierte und ausführen ließ. Ich bewunderte seine eleganten Bewegungen, und ich überlegt, ob er die Übungen vielleicht hierher verlegt hatte, so dass ich ihm zuschauen konnte. Doch ich verwarf den Gedanken sogleich wieder. Undenkbar, dass Yasil so etwas machen würde. Wahrscheinlicher war, dass er mich im Auge behalten wollte. Langsam verging der Tag, erstaunlicherweise gönnt er den jungen Rekruten keine Pausen. Nach dem Schwerttraining wurde sie im Umgang mit Pfeil und Bogen, sowie dem Reiten und gleichzeitigem Schießen unterwiesen. Wieder konnte ich nur staunend zu sehen, wie er den Bogen ergriff, und im Reiten einen Vogel erschoss, der so hoch flog, dass ich nicht mal in der Lage gewesen war ihn zu sehen. Ihm gegenüber wirkte ich wie ein Kind, dass gerade erst zu laufen gelernt hatte, nicht wie der königliche Thronerbe und Anführer der Garde. Was meine Männer jetzt wohl gerade taten? Ich war gegangen ohne auch nur einmal zurück zu schauen und ohne auch nur einmal zu zögern. Ich dachte an Nilam. Es schmerzte, mir vorzustellen was er jetzt wohl gerade dachte. Ich hatte mich auf den Boden des Zeltes gelegt, und schaute durch die offene Zeltplane hinauf auf die Übenden. Und ich dachte an die Zeit, an der Nilam und ich zusammen trainiert hatten. Es war so eine schöne Zeit gewesen, in der sich keiner von uns Sorgen machen musste, und in der wir einfach das Leben genossen hatten. Ich hatte ihn nie als meinen Diener betrachtet. Er war für mich wie meine eigene rechte Hand, ein Teil von mir, mein bester Freund. Damals, auf dem Markt, war ich in den Bann seiner blauen Haare geraten. Doch ich hatte ihm nie gesagt, dass dies der Grund war, trotzdem hatte er seine Haare lang wachsen lassen, und ich hatte es immer wieder genossen ihm ab und zur vor dem Kampf das Haar zu flechten, so dass es ihm beim Kämpfen nicht im Weg war. Er hatte es immer Ablehnen wollen, da ich doch der Prinz war, doch am Ende hatte er immer klein beigegeben. Ich vermisste ihn, seine Existenz war mir zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch ich hatte es nicht über mich bringen können, ihm zu erzählen, wohin ich unterwegs war. Mein Blick fiel wieder auf Yasil, wie er den Angriff und Verteidigung mit einem Speer demonstrierte. Ja, ich vermisste Nilam, die Männer, Vater und Mutter, aber er war es wert. Die Sonne musste den Zenit schon weit überschritten haben, und mein Engel war immer noch nicht fertig mit den Neuen. Ihnen musste das wie eine Quälerei vorkommen, doch ich wusste, dass Yasil nicht so war. Irgendwann würde ihnen das einmal das Leben retten. Plötzlich erhob sich die Gruppe in die Lüfte, anscheinend waren nun Flugstunden dran. Ich stand auf um besser sehen zu können, versteckte mich aber noch und hielt mich im Schatten. In der Luft gingen die Übungen mit den Speeren weiter, und selbst in der Luft schaffte Yasil solch elegante Bewegungen, dass es ausaß, als würde er tanzen. Ich beobachtete die Rekruten. Sie waren am Ende ihrer Kräfte, einige torkelten sogar in der Luft. Yasil ließ sie angreifen, sie würde verteidigen. Ich hoffte, dass er wusste, was er tat. Plötzlich schien es, als würden die Flügel des einen Drachen ihn nicht mehr halten können. Er kollidierte mit einem anderen, konnte sich aber noch fangen, verlos aber seinen Speer. Und dieser fiel in die Tiefe und durchbohrte Yasils Flügel. Ich sprang auf vor Schreck, die Rekruten sahen fassungslos zu, wie er zu Boden fiel. Und ich dachte nicht länger nach, mein Körper hatte sich schon bewegt, und bevor ich mich versehen konnte, war ich in der Luft und konnte Yasil gerade noch fangen, bevor dieser den Boden erreichte. Er schaute mich an: „Du kannst ja doch fliegen.“ Meinte er nur ernst, doch ein spöttisches Lächeln zierte seine Lippe.

Wir landeten, und in diesem Moment erhob sich eine Feuersbrunst, welche die Rekruten vertrieb. Ein Flammenstoß hielt auf mich zu, und Yasil warf sich zur Seite, zog mich mit in Sicherheit. Wir wandten beide den Kopf in die Richtung aus der die Flammengekommen waren. In der Luft schwebte ein Drache mit langen, flammenden Haaren, rubinroten Schuppen und Flügeln. Seine Augen schienen von ihnen her zu Glühen und uns zu fixieren. Selbst seine Kleidung war in Orange- und Rottönen gehalten. Im Moment schien es fast, als würde auch diese brennen. Seltsamerweise hatten sich seine Haare nicht dem Wind unterworfen, sie flogen in eine komplett andere Richtung. Plötzlich peitsche um uns ein Wind, dessen Macht sich die Haare des flammenden Drachen nicht wiedersetzen konnten.

Sein Blick war auf mich gerichtet und schien mich zu durchbohren. Neben mir hörte ich Yasil ungläubig einen Namen wispern: „Yakut…“

 

flammender Drache

Kapitel 6: flammender Drache

Als ich erwacht war, hatten die Ältesten um mich herum gestanden, und ich fühlt mich gleichzeitig, als hätte mich ein Berg erschlagen, und als wären alle meine Knochen neu gerichtet wurden. Noch nie war ich so erfrischt und gleichzeitig so ausgelaugt gewesen. Ich blickte mich um und fixierte den Blick meines Meisters. „Hat es geklappt?“ Meine Stimme war heiser und klang dunkler, als ich sie in Erinnerung hatte. „Ja, es hat geklappt. Du hast nun erfolgreich meine Nachfolge angetreten. Verwende deine Kräfte weise.“ Mahnte mich die immer noch jugendlich klingende Stimme meines Meisters Sahar D. Sathanthi. Ich antwortete pflichtschuldig. „Ja Meister. Und ich wünsche euch, dass ihr eure nächsten 100 Jahre in Freude verbringt.“ Das faltige Gesicht meines Meisters verzog sich zu einem Lächeln. Er war Wirklich schon sehr alt. Er hatte sich diesen „Ruhestand“ verdient. Die Bänder die  meine Arme und Beine während der Zeremonie gehalten hatten wurden gelöst. Ich bemerkte das Blut auf meiner Haut und die verbrannten Stellen um uns herum. Es war wohl doch nicht so reibungslos verlaufen, wie mein Meister mir glauben machen wollte. Meine Sinne waren geschärft und ich hörte sein leises Atmen. Es klang angestrengt. Ich hoffte sehr dass er seine verbleibenden 100 Jahre gut Nutzen würde. Mit Glück würde es nicht an mir liegen, ihn Tsaiht zu übergeben. Das hoffte ich zumindest. Ich liebte ihn nicht, aber ich respektierte ihn, und man konnte schon sagen, dass ich ihn mochte. Er war das, was ich mir unter einem Vater vorstellte, ich, der doch meinen Vater so selten sah. Denn er war weit entfernt und konnte seine Position nicht verlassen. Ein Umhang wurde mir gereicht und ich nahm ihn dankbar an. Ob mein Bruder auch durch diese Prozedur gehen würde? Es ängstigt mich, waren doch nicht alle Drachen in der Lage, diese auch zu überleben. Das Ende der Zeremonie war allerding noch nicht erreicht. Es folgte noch die Benennung. In wenigen Minuten würde ich einen anderen Namen tragen. Ich war bereit dafür, ich hatte schon lange auf diesen Moment gewartet. Ich blickte in mein Inneres und sah das Band, diese Untrennbare Kette die mich von nun an immer begleiten würde. Ich zog Kraft aus ihr, straffte die Schultern und ging ihm entgegen. Meinem Schicksal. Schon bald würde ich meinen Bruder wiedersehen. Ich hatte lange genug gewartet.

Ich träumte. Ich wusste, dass ich träumte, denn ich träumte von meinem Bruder. Ich träumte immer von ihm, denn er war mir die wichtigste Person auf Erden. So lange hatte ich gewartet bis er geboren wurde, nur um festzustellen, dass es Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte dauern würde, bis er bereit war für diese Welt. Ich hatte ihn von Anfang an geliebt. Meinen kleinen, zerbrechlichen, starken Bruder Yasil. Ich hatte noch nie mit ihm gesprochen, ihn noch nie berührt. Doch ich sehnte mich danach, seitdem ich meine Ausbildung begonnen hatte. Nun war der Zeitpunkt gekommen, ihn aufzusuchen. Mit dieser neu gewonnenen Macht war es mir möglich, ihn zu beschützen. Der Traum wurde lebendiger, und ich sah ihn wieder aus der Ferne, wie er unbeholfen auf einen Baum zuflog um ein paar Kirschen zu ergattern. Ich hatte diese Szene damals nur aus der Ferne beobachten können, doch ich hatte unfreiwillig Kichern müssen, als er seine Hand ausstreckte um eine der Kirschen zu nehmen, und seine Kraft falsch einschätzend, und dabei ganzen Baum entwurzelte. Er hatte geweint, und ich hatte mir damals nichts sehnlicher gewünscht, als ihn zu trösten, doch beobachten war das einzige, zu dem ich in der Lage gewesen war. Aber endlich würde ich ihn nicht mehr nur beobachten. Diesmal würde ich ihn treffen.

Ich wusste, dass er Befehlshaber der Truppen war, doch ich hatte nichts anderes von ihm erwartet. Ich hatte ihn schon am frühen Vormittag erreicht. Er schien ein paar neue Drachenrekruten zu trainieren, und mit Bewunderung beobachtete ich seine eleganten Bewegungen, die mehr einem Tanz, denn einem Kampfstil glichen. Sie waren flüssig und perfekt ausgeführt. Tödliche Präzision gepaart mit unglaublicher Schönheit. Ich war wie verzaubert. Ich hätte ihm stundenlang zuschauen können, von weitem seiner Stimme lauschen können.

Die Zeit verging, die Sonne sank schon am Horizont und sie hatten mit Luftkampfübungen begonnen, doch ich konnte meinen Blick nicht von ihm losreisen, und so gewahrte ich nicht die Gefahr, in der er sich befand. Der Speer, der seinen Flügel durchbohrte, war meiner Aufmerksamkeit entgangen. Ich sah ihn fallen, und ich konnte nichts tun, um meinem Bruder zu helfen, ich war zu weit weg. Ich gewahrte einen Schatten, eine fließende Bewegung, und ich sah, das Yasil gerettet war. Jemand hatte ihn gefangen. Eine Person mit unglaublich wunderschönem lilafarbenem Haar, aus dem lange goldene Hörner ragten. Ich war froh, dass meinem Bruder nichts passiert war, doch die Eifersucht ließ sich nicht zurückhalten. Ich hatte ihn retten wollen. Flammenstöße, ein Aufschrei meiner Wut, dass mein teurer Bruder verletzt wurde, brach aus in Richtung der Rekruten. Sie konnten sich noch in Sicherheit bringen, doch ich bemerkte mit Genugtuung, dass dem Rekruten, dessen Speer meinen geliebten Bruder verletzt hatte, die Haare schmauchten. Ich blickte hinunter auf die beiden anderen. Unglücklicherweise waren auch Flammen in ihre Richtung geschossen, doch hatten sie zum Glück verfehlt. Ich schaute genauer hin. Yasil schien starke Schmerzen zu haben, er hatte den Flügel eng an den Körper gezogen und die Pein verzerrte sein schönes Antlitz als er ungläubig zu mir heraufsah. Ein  starker Wind kam auf und trug den Namen den ergeflüstert hatte zu mir, meinen Namen. Die Person neben ihm starrte mich aus goldfarbenen Augen wütend an. Yasils Lebensretter hatte keinerlei Schuppen die seinen Körper bedeckten und keinen Schwanz, allein das hätte mich davon überzeugen sollen, dass er ein Eindringling ist, ein Feind, den es zu vernichten galt. Doch seine Flügel irritierten mich. Die Drachen waren die einzigen Wesen, welchen der Himmel vorbehalten war. Was war dieser Bursche also. Ich sah ihn Yasil hochhelfen, ihn stützen, ihn berühren, alles das, wozu ich nie im Stande gewesen war, und irgendwo in meinem Hirn schien etwas zu explodieren.

Eine weitere Feuerwalze wogte auf die beiden zu. Kurz bevor sie sie erreichte, wurde sie geblockt. Der Wind hatte eine Barriere errichtet um Yasil zu schützen. Mein Feuer konnte sich ihm nicht nähern. Doch meine Wut war größer. Sie durchbrach den Schild, an der Stelle, an der der Goldäugige stand und sich schützend vor meinen Bruder gestellt hatte, und Flammen leckten an dessen Kleidung und Haaren. Ein Platzregen, so plötzlich, dass er nicht natürlichen Ursprungs sein konnte, brach über uns herein, kühlte meine Flammen ein wenig und löschte die Flammen die den Jungen zu verschlingen gedroht hatten. Es war noch nicht genug. Noch hatte er für seine Frechheit, Yasil zu berühren nicht genug gelitten. Starker Wind drückte mich plötzlich zu Boden, doch ich gab nicht auf. Hätte ich einmal den Boden berührt, dann wäre es vorbei gewesen. Ich hob meine Hände, beschwor das Feuer, das sich in mir niedergelassen hatte, und warf es mit aller Kraft nach unten. Ich sah es seinen Weg gehen, als ich plötzlich eine donnernde Stimme vernahm: „GENUG!“ brüllte sie.

Und alles um uns herum versank in Dunkelheit, es war, als hätte jemand die Sonne dazu gebracht nicht mehr zu scheinen. In dieser Dunkelheit begann ein Licht zu flackern. Helle Flammen tanzten in der Luft, es wurden mehr und mehr, und sie bildeten einen Rahmen. Und darin stand mein Vater. Lugh D. Ilios, der Herr des Lichts. Seine langen Haare standen in Flammen, genau wie die meinen, doch waren meine Flammen rot, während seine von einem hellen Gold glänzten. Sie flogen ihm aus der Stirn und enthüllten das Zeichen, welches die gelben Schuppen dort auf seiner bronzefarbenen Haut gebildet hatten. Ein Schaudern überkam mich. Kein Drache enthüllte je seine wahre Natur, außer den ganz Mächtigen, denen man auch mit diesem Wissen nichts anhaben konnte, und mein Vater gehörte dazu. Die wenigen Tücher die seinen Körper verhüllten, schienen von innen heraus zu leuchten. Sie zu betrachten schmerzt meinen Augen. Im Licht, das sie warfen, konnte ich etwas erkennen, und schaute nach unten. Meine Flammen waren erstickt. Vater hatte seine Macht benutzt, und ich war ihr hoffnungslos unterlegen, selbst nach dem ich die Nachfolge meines Meisters angetreten hatte. Ich verneigte mich vor dem Lichtherrscher. „Ich bitte untertänigst um Entschuldigung.“ Sprach ich mit Reue. Keinesfalls echter Reue, aber ich hoffte ihn zu überlisten. Ich hasste es den Kopf zu beugen, jemand anderem zu Willen zu sein, zu gehorschen. Doch mir blieb keine andere Wahl, obwohl es nur einen gab, dem ich mich freiwillig ergeben hätte. Ich schaute unauffällig nach unten. Yasil untersuchte gerade die Wunden des Jungen. Ungläubig sah ich zu, wie er sich in das Handgelenk biss, und einige Tropfen seines Blutes in den Mund des Bewusstlosen laufen ließ. Wieder überkam mich Eifersucht. Doch Vater war immer noch da, auch er betrachtete schweigend die Szene die sich vor uns abspielte. „Mein Sohn Yasil…“ begann er leise. Yasil schaute auf, immer noch lief Blut aus seinem Handgelenk. Es wollte nicht stoppen. Wo es den Boden berührte, verbrannt dieser, nur um kurze Zeit darauf von verschiedensten Pflanzen bewachsen zu werden. Die hellgelben, fast weißen Augen unseres Vaters glühten auf, und die Haut an Yasils Hand verbrannt, nicht so sehr, dass es ihn ernsthaft verletzen würde, aber es schloss die Wunde. „…du hast deinen Weg gewählt…“

 Und mit diesen kryptischen Worten verschwand er, das Licht kehrte zurück, und wir blieben verwirrt zurück. Yasil erholte sich bald von diesem Zustand und hob den Jungen hoch. Obwohl selbst stark verletzt, der Speer stak immer noch in seinem Flügel, machte er sich auf, den Bewusstlosen zu seinem Zelt zu tragen. Ich beschloss ihnen zu folgen, war ich doch nicht ganz unschuldig an der ganzen Situation. Als ich das Zelt betrat, legte Yasil den Jungen gerade auf ein Lager aus Fellen, das aussah, als wäre es für ihn bereitet worden. Es versetzt mir einen leichten Stich, doch ich hielt mich zurück. Ich wusste, es war unmöglich, aber ich hatte das Gefühl, der Junge gehörte zu den Gefallenen, auch wenn er Flügel hatte. Ob er ein Mischling war? Doch selbst das ergab keinen Sinn, denn Yasil musste wissen, dass Drachenblut jeden tötete, der selbst kein Drache war. Ich konnte nicht begreifen, warum er sich um ihn kümmerte, die Wunden mit klarem Wasser austufpte und den Dreck von ihm wusch, ja sogar ihm von seinem Blut gab. Seine eigene Wunde hatte er sich noch gar nicht mal angesehen.

Ich beschloss zu handeln. Ohne zu zögern ging ich auf ihn zu und zog mit einem schnellen Ruck, den Speer aus seinem Flügel. Wieder lief Drachenblut über den Boden, und Pflanzen sprossen. Schnell sammelte ich mein Feuer und versengte die Wunde. Drachenblut war zu kostbar, als das es vergossen werden sollte, vor allem das Seine. Er hatte sich während der ganzen Prozedur nichts anmerken lassen und keinen Laut von sich gegeben, doch ich sah wie seine Hände die Behandlung des Gefallenen kurz unterbrachen. Ich versuchte ihn anzusprechen, doch er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. Ich wusste, es war sinnlos jetzt auf ihn einzudringen. Doch die Eifersucht quälte mich schrecklich, als ich sah wie er den Verwundeten versorgte. Ich dachte es müsst mich in Zwei reißen.

Es kam mir vor wie Stunden, in denen ich zusah, wie Yasil die Wunden versorgte, mit den Kräutern, die durch sein Blut gewachsen waren bedeckte und sie verband. Ich sah, dass einer der Flügel des Jungen eingerissen war. Er würde in nächster Zeit nicht fliegen können, wenn es ihm überhaupt je wieder möglich sein sollte. Ich war sicher, das Drachenblut würde ihn töten, wenn es nicht die Verbrennungen taten. Warum hatte er sich vor meinen Bruder gestellt, ihn beschützt? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.

Der Junge war immer noch ohne Bewusstsein und brauchte dringend Wasser. Ich wusste es, doch war ich nicht fähig mich zu rühren und es meinem Bruder zu bringen, ich konnte die Augen nicht abwenden. Ich war versunken in meiner Betrachtung, dass ich erst bemerkt, dass Yasil aufgestanden war, als er an mir vorbei zum Tisch lief Wasser zu holen. Er gab etwas davon in einen Becher. Die Versuche den Jungen zum Trinken zu bewegen schienen erfolglos, und ich lachte innerlich. Er würde sterben, wie ich vermutet hatte. Wenigstens diese kleine Befriedigung würde mir gegönnt sein. Doch ich hatte die Rechnung ohne meinen Bruder gemacht. Als er selbst etwas von dem Wasser in den Mund nahm, wusste ich, was gleich passieren würde, und dass ich es nicht ertragen würde können. Ich floh, und lies das Zelt hinter mir.

Draußen war es bereits dunkel geworden. Und die Sterne waren bereits am Himmel. Der Abendsternstern schimmerte mir entgegen, mein Stern, und ich schaute hinauf zu den anderen, und betete zu Tsaiht, er möge mir für meine Sünden vergeben. Und die Sterne betrachtend und sie um Rat fragend fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Ich träumte wieder von Yasil, diesmal von ihm, wie ich ihn heute gesehen hatte, wie er verzweifelt versuchte, das Leben dieses Jungen mit den lila Haaren zu retten. Die Szene die ich nicht hatte sehen wollen, derer ich vorhin geflohen war, war nun hier in meinem Traum zu finden. Eifersucht brach sich Bahn, doch ich beherrschte mich, dies war ein Traum, sagt ich mir. Doch entgegen aller Einwände kochte es in mir, ich WUSSTE einfach, dass es passiert war, aber ich wollte es einfach nicht sehen. Und so drehte ich mich weg. Und dabei sah ich zum ersten Mal, dass im Schatten von Yasil noch jemand anderes stand und Yasil beobachtete, ein Drache mit türkisfarbenen Schuppe und dunkelblauem Haar, in welches lebendige Ranken gewunden waren. Er drehte den Kopf, und sein türkisfarbener Blick bohrte sich in meinen Kopf…

Wasser und Feuer

Kapitel 7: Wasser und Feuer

Als meine Lippen die seinen berührten, schien mich ein Stromstoß zu durchfahren. Noch nie hatte ich so etwas gefühlt. Das Gefühl seiner weichen Lippen schien in mir eine Wärme auszulösen, die mit nichts vergleichbar war. Ich konnte es nicht verstehen. Durch Ourus Körper schien ein Blitz zu fahren und ich merkte, wie der das Wasser zu schlucken begann. Ich löste mich von ihm, mich immer noch fragend, was dieses Gefühl gewesen war, und sah Ourus aufgerissene Augen. Ich konnte den Ausdruck darin nicht deuten. Furcht? Überraschung? Keines dieser Worte schien dem Blick in den goldfarbenen Augen gerecht zu werden. Er atmete schwer. Ich beugte mich über ihm um mich zu vergewissern, dass er in Ordnung war. „Oh gut, du bist wach.“ Entfleuchte es meinem Mund noch bevor ich darüber nachdenken konnte Ich merkte wie sich ein Lächeln auf meine Lippen gestohlen hatte. Ich sah ihn leicht erröten und beobachtete den Versuch sich aufzusetzen, doch ich wusste, es war noch zu früh. Ich half ihm dabei sich in eine sitzende Position zu bewegen und etwas Wasser zu trinken. Danach nahm ich ihn sacht bei den Schultern und bugsierte ihn zurück auf das Lager. Doch er schnellte wieder hoch: „Yasil wie geht es deiner Wunde?“ rief er laut. Der Goldäugige starrte auf meinen Flügel, sah dass die Haut an den Stellen, an denen der Speer gewesen war verbrannt wurde. Yakut hatte dafür gesorgt, dass ich nicht noch mehr Blut verlor. Er hatte Recht, es war kostbar und ich durfte es nicht so einfach vergießen. „Es ist nichts“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich spürte, dass er mir nicht glaubt, doch nach kurzem Zögern legte er sich wieder hin und schloss die Augen. Ich drehte mich zum Tisch um das Tuch zu benetzen, mit dem ich Ourus Stirn gekühlt hatte. „Ich.. dich…“ hörte ich ihn noch leise schlaftrunken murmeln, und drehte mich um. „Was…?“ fragte ich.  Doch Ouru war schon in einen tiefen heilenden Schlummer gefallen.

Die Worte die Ouru gesprochen hatte beschäftigten mich noch eine lange Weile, während ich immer wieder das kühle Tuch auf seiner Stirn wechselte. Was hatte er zu sagen versucht? Es wollte mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich betrachtete meinen lädierten Flügel. Yakut hatte die Wunde zwar verschlossen, doch sie heilen lag nicht in seiner Macht. Es lag ganz allein an mir. Ich  zupfte eines der Kräuter ab, welche dank meines Blutes gewachsen waren und zerrieb die Pflanze zwischen den Fingerspitzen und strich sie anschließend auf die Verletzungen. Es war, als saugte mein Körper die Heilstoffe in sich auf. Sofort fühlte ich mich besser. Ein Blick auf Ouru verriet mir, das auch dieser in Ordnung, und außer Lebensgefahr war. Es war an der Zeit ein Gespräch mit ihm zu führen, wenn er aufwachte. Er würde sowieso fragen, nach dem, was er gesehen hatte. Und vor allem musste ich ihn dazu bringen mir zu verraten, wieso er hier war, und vor allem, wie er hierher gefunden hatte. Dieser Ort war gut versteckt und schwer gesichert, es sollte nicht möglich sein, dass ein Fremder hierher fand. Er würde mir vertrauen müssen. Doch Vetrauen musste man sich verdienen, wie konnte ich also das seine erringen? Einige Geheimnisse mussten wohl erzählt werden um sie bewahren zu können…

Doch etwas konnte ich einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Ich verstand seine Beweggründe nicht. Mir war von Anfang an klar gewesen, dass er gelogen hatte. Ich hatte gewusst, dass er fliegen konnte. Doch er hatte diese Lüge aufgegeben um mich zu retten, hatte sich sogar vor mich gestellt, damit die Flammen, die mich sicher verbrannt hätten, auch wenn das gewiss nicht Yakuts Absicht gewesen war, nicht trafen. Ich seufzte, jetzt, da er Yakut gesehen hatte, war das Gespräch unvermeidbar geworden. Dabei hatte ich doch gehofft ihn im Dunklen lassen zu können. Doch einige Dinge mussten vorher erledigt werden.

Ich versetzte mich in Trance. Zuerst musste ich die Aktionen meiner Prüflinge nachvollziehen. Ich hatte sie nicht vergessen, wohl aber zu lange nicht nach ihnen gesehen. Ich folgte dem Klang ihrer Herzen und vor meinem inneren Auge konnte ich sie sehen, wie eine der Gruppen gerade einen Hinterhalt für eine andere Gruppe vorbereitete, ohne zu wissen, dass eine dritte Gruppe bereits ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatte um beide Gruppen hinters Licht zu führen. Es wäre amüsant gewesen ihnen zuzuschauen, wie sie so verbissen kämpften, doch noch immer nicht das wahre  Ziel dieser Prüfung herausgefunden hatten. Gleichzeitig machte es mich traurig, zeigte es doch, dass keiner dieser Soldaten eines höheren Postens würdig war. Ich richtete seine Aufmerksamkeit auf die vierte Gruppe. Diese hatten bereits ein verstecktes Lager aufgeschlagen und entdeckt, dass ihnen gewisse Informationen fehlten um die Mission zu beenden. Ich konnte hören, wie sie einen Plan ausarbeiteten und verschiedene Punkte diskutierten. Einer ihrer Gruppe blieb stumm. Dieser war derjenige, dem ich die größten Chancen auf einen Erfolg zurechnete, war er doch in der Lage erst mit klarem Kopf alle Fakten zu sortieren und dann seine Logik nutzend eine Entscheidung zu treffen, die den wenigsten Aufwand bei maximalem Nutzen erzielte. Und bisher war er damit auch immer erfolgreich gewesen. Ich lauschte noch eine Weile, aber der stumme Krieger hatte noch keine Entscheidung getroffen. Es war auch noch zu früh. Ich hoffte sehr, dass wenigstens er den Zweck dieser Prüfung herausfinden würde, denn sonst würden sie alle die Ausbildung ein zweites Mal durchlaufen müssen.

Ich wandte meine Aufmerksamkeit ab und hin zu den neuen Rekruten. Sie waren noch alle da, und niemanden war etwas passiert, bis auf den, der besorgt seine angekockelten Haare musterte. Yakut hatte sich anscheinend zurückgehalten. Es war Zeit ihn aufzusuchen.

Doch noch bevor ich meine Energie auf ihn ausrichten konnte, hörte ich einen markerschütternden Schrei, und stürmte aus dem Zelt, der Stimme nach.

Auf einer Wiese unweit des Zeltes fand ich die Quelle des Geräusches. Yakut lag am Boden, die Hände gegen die Ohren gepresst, und schrie vor Schmerzen. Und auch die Erde schrie wie unter Schmerzen auf. Seine Muskeln zuckten unter der Kleidung, die mit jeder Sekunde weiter aufriss, die Flügel hatte er eng an den Körper gepresst. Er stand bereits in Flammen und in der Nähe befindliche Bäume und Sträucher gingen plötzlich in Flammen auf.

Ich befürchtete das Schlimmste, musste es aufhalten, auch wenn es mich selbst verletzten würde. Ich ging näher, und schlug dem roten Drachen mit der flachen Hand so fest ich konnte ins Gesicht. Doch Yakut reagierte nicht. Er warf sich herum und die schweißverklebten Haare, die sonst seine Stirn bedeckten, vielen zu Seite. Ich erstarrte. Die Zeremonie war also schon vollzogen worden. Das machte das Ganze noch schlimmer. Ich musste ihn retten. Diesmal schlug ich mit geballter Faust zu. Es half nicht. Ranken wanden sich aus der Tiefe und banden Yakuts Arme und Beine. Noch einmal schlug ich zu. Diesmal spitze Blut aus seiner Nase, und wo auch immer es auftraf, brannte es, und hörte auch nicht auf zu brennen. Meine Kleidung hatte schon längst Feuer gefangen, aber das war egal. Die Lider des Feuerdrachen zitterten heftig, und ich hatte keine andere Wahl als noch einmal zum Schlag anzusetzen, er durfte einfach nicht dem Wahnsinn anheimfallen, denn genau das war es, was ihm drohte. Meine Knochen schmerzten als sie auf ihn trafen. Das Feuer hatte sich schon tief hineingefressen. Ich hörte das Krachen als sein Flügel brach. Ich schrie Yakuts Namen, laut und deutlich, mit aller Autorität die ich aufbringen konnte, und lies meine Stimme vom Wind und von der Erde in den Körper des Bruder leiten lassen. Plötzlich zerriss dieser die Ranken die ihn am Boden gehalten hatten, und er legte seine Arme stürmisch um mich. Doch ich hatte sein Gesicht gesehen. Seine Augen waren offen, doch glasig, als wäre es noch nicht ganz hier. Irgendwie musste ich ihn wieder zur Besinnung bringen. Ich versuchte ihn zu beruhigen und streichelte seinen Rücken. Er hatte begonnen mir durch die langen Haare zu fahren. Die Flammen hatten sich schon etwas beruhigt. „Yasil?“ flüsterte er leise, unsicher, ja hilflos geängstigt. „Ja, ich bin es.“ Antwortete ich sanft, das Streicheln dabei nicht unterbrechend. Yakuts Hand hatte sich indes in meine grünen Haare gegraben, so, als wären sie alles, was ihn noch an der Realität festhalten ließ. Er seufzte leise und erleichtert, dann schaute er sich um. „Das ist meine Schuld, oder?“ Ich antwortete nicht, denn das war nicht nötig. Ein Blick auf die verkohlten Bäume und Büche, sowie die immer noch brennenden Blutflecken genügte. Yakut schloss die Augen und konzentrierte sich. Die Flammen erloschen und die Dunkelheit kehrte zurück.

Nur vom Licht der Sterne und des Mondes erhellt saßen wir eine Weile so da. „Willst du mir sagen, was passiert ist?“ fragte ich. Plötzlich ausbrechender Wahnsinn war bei so Drachen selten, vor allem wenn sie die Zeremonie schon hinter sich hatten. Ob er hierhergekommen war um mir das zu erzählen? Ich sah ihn lächeln, doch den Grund dafür wollte er mir nicht verraten. Es schien, als versuchte er sich zu erinnern. Doch dann schüttelte er nur leicht den Kopf.

Lange Zeit saßen wir so da, Yakut an mich geklammert, als wäre ich der Strohhalm, der ihm vor dem Ertrinken bewahrte. Ich  den Rücken meines Bruders weiter beruhigend streichelnd. Wir saßen immer noch so, als die Sonne begann am Himmel zu steigen und der Morgenstern zu schwinden begann. Als ich merkte, dass er nun wesentlich ruhiger war, stand ich sacht auf. „Ich muss jetzt nach Ouru sehen…“ sprach ich. „Ouru? Ach, so heißt der Junge? Was ist er?“ fragte er mich. Ein trauriges Lächeln war alles was mir dazu einfiel.  „Einzigartig.“ Antwortete ich dann schlicht. Im Gehen rief ich Yakut zu: „Vielleicht solltest du zu ihr gehen, wenn du die Zeit hast…“

von Liebe und Hass

Kapitel 8: von Liebe und Hass

Zurück in seiner Domäne, brach Lugh in Tränen aus. Er hatte gesehen, was passieren würde. Er hatte es schon bei so vielen gesehen, und er wusste, dass es kein gutes Ende nehmen konnte. Er hatte schon seine Frau verloren, deren richtiger Name aus dem Gedächtnis der Bevölkerung getilgt wurden war. Er wollte nicht auch noch einen Sohn verlieren. Doch er konnte die Tränen nicht stoppen, wusste er doch, dass er nicht in der Lage war etwas zu ändern. Voller Traurigkeit machte er sich auf, ihr seine Aufwartung zu machen.

An einer dunklen Stelle der Höhle, an der kein Licht fiel und es niemals tun würde, warfen die Flammen einen goldenen Reif und er blickte hinüber zu der Frau, die er mehr als alles auf der Welt liebte. Er erinnerte sich noch an den Tag, an dem er sie getroffen hatte. Da er seine Position nicht verlassen konnte gab es nur wenige Drachendamen, die sich mit ihm hatten paare können, und noch weniger, die dies auch wollten. Es war ihm damals wie Magie vorgekommen, dass er sich in ihren Augen hatte spiegeln können, denn das war etwas, was ihm bis dahin noch nie vergönnt gewesen war. Endlich hatte er verstehen können, was andere sahen, wenn sie ihn betrachteten, konnte verstehen, was sie fürchteten. Ja, er hatte sich damals sogar etwas vor sich selbst gefürchtet. Doch sie hatte ihm gesagt dass es okay sei, das es in Ordnung war sich einsam zu fühlen, wenn man der Herrscher über das Licht war. Er hatte immer geglaubt, der einzige seiner Art zu sein, doch dann kam sie, und erzählte ihm von den anderen Lichtherrschern, die weit entfernt über ihre Domänen wachten und sie ebenso wenig verlassen konnten wir er die seine. Es hatte sein Herz erleichtert, und zum ersten Mal, seit er denken konnte, hatte er gelacht. Sie hatte ihn immer zu Lachen bringen können. Es war hart zu wissen, dass sie noch lebt, er ihr Lachen aber nie wieder würde hören können. Und zu wissen, dass es seine Schuld gewesen war. Er blickte auf ihr gütig lächelndes Gesicht, was in ewiger Erstarrung ein Geheimnis zu kennen, es aber nicht bereit gewesen schien zu teilen. Er schaute sich um und entdeckte die Gaben, die sein Sohn hinterlassen hatte. Also vergoss er auch jetzt, nach so langer Zeit noch Tränen für die Mutter die er nie hatte kennenlernen dürfen. Reue überkam ihm, war es doch ihm anzulasten, dass die zwei nie hatten sehen und nie einander hatten berühren können. Und stumme Tränen liefen seine Wangen hinab, und hinterließen dort, wo sie zu Boden fielen, ein ewig währendes Leuchten.

 

Als Yakut die Höhle betrat, sah er sogleich das Leuchten auf dem Boden. Er war also hier gewesen… Er setzte sich auf das wiche Gras und begann zu erzählen: „Weißt du, heute hatte ich einen echt schlimmen Tag. Nach so langer Zeit, nach dem ich so lange gewartet habe, konnte ich endlich Yasil sehen, endlich mit ihm reden, ihn berühren. „ Seine Stimme wurde traurig. „Und doch habe ich es wieder nicht geschafft mein Temperament zu kontrolieren. Immer hast du mir gesagt, ich solle versuchen, nicht so schnell aus der Haut zu fahren…“ Tränen brachen aus seinen orangen Augen hervor. Und obwohl er wusste, dass er keine Antwort bekommen würde, sprach er weiter. „Ich habe ihn verletzt. Wenn dieser Junge nicht gewesen wäre noch mehr als jetzt. Es ist unverzeihlich. Sag mir, was soll ich tun? Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, nicht mehr. „ Die Tränen flossen nun unkontrolliert, und wo immer sie auf den Boden auftrafen begannen sie für einige Momente zu brennen um dann zu verlöschen. „Ich.. ich weiß nicht was ich tun soll, kannst du mir keinen Rat geben? Warum begann der Verfall so zeitig, wo ich doch gerade erst die Position eingenommen habe? Warum musste es Yasil sein, der mir half und dabei verletzt wurde. Warum kann ich ihn nicht beschützen? Warum nur.. bin ich so schwach…“ Seine Stimme brach und er weinte bitterlich, weinte, weil er die einzige Person verletzt hatte, die ihm wirklich etwas bedeutete. Er versuchte sich zu erinnern, was diese heftige Reaktion bei ihm ausgelöst hatte. Ein paar türkisfarbene Augen kam ihm in den Sinn, doch sonst war sein Gedächtnis wie blank gewischt. Er blickte auf, die Tränen liefen immer noch über seine Wangen. Er wusste, er würde keine Antwort erhalten, doch trotz allem war ihm dieser Ort heilig, denn es war Yasil, der diesen Ort so schätze. Es war so ruhig hier, und überall spürte er seine Anwesenheit. In der Ruhe dieses Ortes versiegten seine Tränen und seine Gedanken wurden klarer. Kurz vorher hatte er sich noch über das Verhalten eines älteren Bruders amüsiert, welches Yasil an den Tag legte, obwohl er doch der jüngere war. Doch auf seine Art war Yasil schon immer älter gewesen als er. Jetzt war es an der Zeit das er den großen Bruder spielte. Leise erhob er sich um zurück zu gehen. Um Yasil zu treffen. Und um die Wunden zu behandeln die er geschlagen hatte.

 

Nach dem er das brennende Dorf hinter sich gelassen hatte, war er mit Sorrow weiter gen Süden gezogen. Jedes Mal, wenn er ein Dorf sah, in welchem die Mischlinge Hand in Hand lebten, stieg der Hass wieder in ihm auf, und konnte nicht besänftigt werden, bis er nicht jeden einzelnen der Bewohner abgeschlachtet und das Dorf niedergebrannt hatte. Doch brannte das Feuer des Hasses in seinem Herzen weiter. Sorrow hatte dafür gesorgt. Immer, wenn Nilam seine Entscheidungen bereute, den Bewohner helfen, oder sie in Ruhe lassen wollte, sprach er wieder mit einlullender, verführender Stimme zu ihm, trieb den Keil des Hasses tiefer in sein Herz, auf das er sich auf ewig mit seiner Seele verbinden möge. Für Sorrow war Nilam der Springer, der ihm erlaubt über das Feld zu jagen, doch bald würde er seine Rolle erfüllt haben und wieder zu dem Bauernopfer werden, was er von Anfang an gewesen war. Den Hass schürend, erzählte Sorrow Nilam die Geschichte der Drachen, und die wahre Geschichte der Dämonen, welche in ihren Historiken schon lange verloren gegangen war. Natürlich versah er sie mit geringfügigen Abweichungen, so dass sie ihm zum Vorteil gereicht waren. Allein das Geheimnis, welches jeder Drache hütete, was seine größte Schwachstelle, und die Quelle seiner größten Stärke war, verschwieg er.

 

Weit entfernt, im Schloss Asura, explodierte die Stimme von Kyranos Vanam, dem König der Dämonen. Es war, als würden die schulterlangen schwarzen Haare mit der blauen Strähne in der Stirn vor Wut elektrisiert werden. Die Elitegarde, seine besten Männer, waren zurückgelehrt und hatte dabei seinen Sohn, den einzigen Thronerben aus den Augen verloren. Er hatte gedacht sich auf die Männer verlassen zu können, sich auf Nilam verlassen zu können. Doch auch dieser war verschwunden. Seit dem Tag, an dem sie ihn mit Flügeln auf dem Rücken gefunden hatte, hatte er stetes Leute bereitgestellt, die seinen Sohn überwachten, ihm vor Übel bewahren und sicher stellen sollten, dass er wieder nach Hause kam, wie rücksichtlos er auch immer seine Suche nach dem Spiegel gestaltete. Er wusste warum er suchte. Er hatte es von Anfang an gewusst. Wahrscheinlich war er gefallen, als er seiner anderen Hälfte hinterherlief, welche ihn nicht erkannte. Oder welche starb, bevor die Verbindung vervollständigt werden konnte. Deswegen hatte er auch nichts gesagt, nicht über die Flügel, nicht über diesen Tag und nicht über die Suche mit der er sich die ganze Zeit beschäftigte. Denn er hätte genauso gehandelt. Doch warum war er einfach gegangen. Es war nicht nur Wut die ihn ergriffen hatte, sondern auch Traurigkeit. Warum nur hatte ihm sein Sohn nie etwas anvertrauen können, warum hatte er nicht mit ihm darüber geredet? Und wenn er den Spiegel gefunden hatte, warum war er nicht wieder nach Hause gekommen? Mit seiner anderen Hälfte? Er seufzte nur und entließ die Soldaten. Seine einzige Hoffnung lag nun auf Nilam, der Ouru sicher gefolgt war. Es konnte gar nicht anders sein. Er lehnte sich auf dem Thron zurück und ärgerte sich wieder einmal, wie unbequem dieser doch war. Er hatte so gehofft diese leidliche Aufgabe bald an Ouru abgeben zu können, sobald er mit seiner Angetrauten wieder kam. Ein behagliches Leben zu führen, nicht mehr die Verantwortung zu tragen. Gerne hätte er sich um ein paar Enkel gekümmert. Er verließ den unbequemen Sitzplatz und trat ans Fenster. In den Himmel blickend fragte er sich, wo sein Sohn jetzt wohl sein möge, und ob es ihm gut ginge. Ein Blick auf den Turm verriet ihm, dass seine Frau mit den warmen schokoladenfarbenen Augen ebenfalls in den Himmel starrte, und wahrscheinlich genauso dachte wie er, auch wenn sie die Symptome ihres Sohnes nie erkannt hatte.

 

 Weit weg, an einem verwüsteten und hoffnungslos unwirtlichen Ort überquerte Nilam gerade die Grenze zum Reich der Drachen. Schon oft hatte er sich gefragt, ob es nicht besser wäre umzukehren, den Drachen am Leben zu lassen. Denn solange Ouru lebte und glücklich war, war er es auch. Der Gedanke an Ourus Lächeln ließ ihn dabei jedes Mal schmunzeln, auch wenn das Schmunzeln etwas traurig war. Immer wieder musste er an die Worte denken, die sein Herr damals in diesem Dorf gesagt hatte. War das wirklich nur für seinen Drachen gewesen? Jedes Mal nahmen die Grübeleien ein Ende, wenn die Stimme in seinem Inneren zu ihm sprach, und ihn an den Verlust erinnerte, an die Einsamkeit, und an das Gefühl verraten worden zu sein. Es war nicht seine eigene Stimme, das wusste Nilam, aber trotzdem konnte er nicht abstreiten, dass es sich anfühlte als wäre es seine eigene. Doch er hatte nicht die Kraft sie zum Schweigen zu bringen, und so schwieg er selbst, jedes Mal tiefer in Gedanken versunken, nachdem er das nächste Dorf dem Feuer überantwortet hatte. Er betrachtete den Landstrich auf dem er sich befand. Ab hier begann das Versteckspiel. Oder auch nicht… dachte er grimmig, denn wer sagte ihm dass er die Drachen am Leben lassen musste? Kinder verschonen? Er lachte leise. Niemals. Die Stimme in seinem Inneren hatte wieder einmal seine eigene zum Verstummen gebracht. Der Hass nagte weiter an seiner Seele. Bald würde er sie ganz aufgefressen haben.

 

Im Spiegel war ein bösartiges Kichern von Sorrow zu hören, welcher in Nilam den Weg, und nebenbei einige seiner Gedanken einfließen ließ. Er hatte gerade seine andere Hälfte gespürt. Bald schon würde er den Spiegel verlassen können, da war er sich sicher. Dieser naive Dämon würde ihm dabei helfen.

Kaguya

Kapitel 9: Kaguya

Es war das Gefühl von Yasils Lippen welches mich aus meiner Bewusstlosigkeit riss. Der Geschmack des Blutes brannte noch in meiner Kehle und das Wasser, was er mir einflößte, schien das zu kühlen. Dafür schienen nun andere Teile von mir unter Flammen zu stehen und mir war, als wäre ein Blitz in mich gefahren und tausende von Insekten über meine Haut krabbeln und Strom durch meine Haare fahren lassen. Ich hatte die Lippen meines Engels berührt, von denen ich  schon den ganzen Tag geträumt hatte, die ich heute Morgen noch so fasziniert betrachtet hatte. Meine Wunden sickerten in mein Bewusstsein, es brannte, und schmerzte, doch ich wollte nicht wieder das Bewusstsein verlieren, wollt wach bleiben, das auskosten. Ich hatte schlagartig die Augen geöffnet. Yasils Gesicht war so nahe gewesen. Er hatte die Augen geschlossen. Mein elektrisierter Körper sank zurück auf die Felle, als sich Yasils Lippen von den meinen lösten. Er atmete schwer. Und ich tat es auch. Yasils Gesicht tauchte ein zweites Mal über mit auf, so nahe, dass ich mich hoffnungsvoll fragte, ob er mir ein weiteres Mal Wasser einflößen würde, doch er begann zu sprechen. „Oh gut, du bist wach.“ Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, dasselbe leicht traurige Lächeln, was ich schon einmal gesehen hatte. Es kam mir  vor wie ein Déjà-vu. Ichversuchte zu sprechen. Doch Yasil hielt mich  mit einer Handbewegung zurück bis er etwas Wasser geholt hatte. Es war wirklich wie bei unserer ersten Begegnung, ich hatte dank Yasil überlebt, den Geschmack des Blutes noch auf den Lippen. Yasil hatte mir geholfen mich aufzusetzen. Ich war heftig errötet und nicht in der Lage Yasil anzusehen. Meinen Lebensretter, schon wieder. Ich versuchte mich zu erinnern, was passiert war, aber ich fühlte sich so schwummrig, die Welt vor meinen Augen wankte. Ich spürte wie Yasil mir sacht die Hände auf die Schulter legte und mich auf das Lager zurück drückte. Doch ich erinnerte mich und schnellte wieder hoch: „Yasil wie geht es deiner Wunde?“ Ich suchte mit meinen Augen den Flügel und sah, dass die Haut an den Stellen, an denen der Speer gewesen war verbrannt wurden war. „Es ist nichts“, versuchte Yasil mich zu beruhigen. Doch er konnte mich nicht täuschen, ich gesehen hatte, wie der Flügel zitterte. Doch ich wusste auch, dass ich nichts tun konnte. Ich beschloss zu schlafen und schnell gesund zu werden, um Yasil keine Sorgen zu machen. Ich sah wie er sich umgedreht hatte und hörte die Geräusche des Wassers, als er das Tuch auswusch, welches auf meiner Stirn gelegen hatte. Mit letzter Kraft versuchte ich ihm noch zu sagen, wie viel er mir bedeutete, doch der Schlaf übermannte mich.

 

Ich erwachte als die ersten Strahlen der Morgensonne mein Gesicht berührten. Ich versuchte mich zu erheben und stellte keine Probleme fest. Ich hatte von einem roten Drachen geträumt, der Yasil so fest umarmt hatte, das es schmerzhaft zu sein schien. Dem Drachen von gestern. Oder war auch das alles nur ein Traum gewesen? Doch dann fiel der feuchte Lappe, den Yasil mir auf die Stirn gelegt hatte, in meinen Schoß. Ich hatte also nicht geträumt. Ich dacht an das plötzliche Verschwinden von Licht und das gottgleiche Flammenwesen, dass ich gesehen hatte, bevor ich das Bewusstsein verlor. Was war geschehen? Ich schaute mich um. Yasil war nirgends zu sehen. Ich sank zurück auf die Felle und schloss die Augen.

Etwas Kühles auf meiner Stirn weckte mich erneut. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich wieder eingeschlafen war. Das Kühle war die Hand Yasils gewesen. Ich starrte ihn verwirrt an. „Gut, du hast kein Fieber.“ Er sagte das ohne Betonung und ohne das Lächeln von vorher. Was war passiert. Als er gegangen war, hatte er noch nicht so ausgesehen. Abgekämpft und mit den vielen Brandwunden an Gesicht und Körper. Ich streckte die Hand aus, und wollte ihn berühren, doch ich war zu langsam, er hatte sich bereits weg gedreht. Was war geschehen? Was hatte seine Gefühle so verändert? Und wer hatte ihm diese Wunden zugefügt? Ich dachte an den roten Drachen und Wut kochte ich mir hoch. Er hatte Yasil einfach so angegriffen, das würde er büßen müssen. Doch zuerst musste ich sicher sein. „Yasil, wer war der rote Drache der uns angegriffen hat?“ Er schwieg kurz, dann antwortete er. „Das war Yakut D. Yer.“ Dann schüttete er den Kopf. „Nein.“ Sein Blick wurde leicht traurig, doch er lächelte nicht. „Mittlerweile dürfte er einen anderen Namen tragen.“  Er hatte sich einen Stuhl an das Lager herangezogen und saß jetzt ganz in meiner Nähe. Ich bemerkte die verbannte Kleidung. Es waren nur doch Fetzen die seine geschuppten Beine umhüllten. Ich fragte mich was ihn so traurig gemacht hatte. „Und warum hat er uns angegriffen?“ Ich wollte es wirklich wissen, was hatte Yasil mit ihm zu tun? Er antwortete nicht gleich. Dann sagte er. „Er hat sein Feuer anfangs nur auf die Rekruten gelenkt. Danach hat er nicht UNS angegriffen, sondern dich. Er hielt dich für einen Feind. Ich sagte ja, dein Leben ist in Gefahr, wenn du das Zelt verlässt.“ Er hatte mürrisch geklungen, als der das sagt, aber nicht so, als gäbe er mir die Schuld. „Und wieso die Rekruten?“ Ich verstand den Zusammenhang nicht. Yasil ließ den Kopf hängen. „Weil ich zugelassen habe, dass einer der Drachen unter meinem Schutz in der Lage war mich zu verletzen…“ Erst jetzt sah ich das ganze Bild. Yasil gab sich selbst die Schuld für das was passiert war. Als hätte er vorhersagen können was alle Rekruten zur selben Zeit taten. Er gab sich die Schuld für ihre Verletzungen, auch wenn er diese nicht selbst verschuldet hatte. Auch dass ich verletzt worden war lastete er sich selbst an. Wieder entdeckte ich in ihm die noblen Züge die dazu geführt hatten, dass ich ein zweites Leben bekam.  Er konnte sich noch so sehr hinter einer Maske verstecken, sein wahres Ich konnte er nicht vor mir verbergen. Ich dachte an den roten Drachen zurück, Yakut. Ich hatte den Eindruck, dass er zu jenen Personen gehörte, die vor nichts und niemandem Respekt hatte, niemandem Rechenschaft schuldig waren und taten, was ihnen gefiel. Wahrscheinlich war er schon über alle Berge. Bliebe nur noch die Frage, was ihn mit Yasil verband, dass er so ärgerlich über die Wunde wurde, die im von dem Rekruten zugefügt wurden war. Yasil war in Gedanken versunken. Ich nutze ihn um mir die Brandwunden näher anzuschauen. Sie sahen frisch aus, nicht als wären sie erst am Abend zugefügt wurden. Und wie waren noch nicht behandelt. Ich schaute mich um. Verwundert bemerkte ich die verbrannten Stellen rings um mein Lager, auf denen Kräuter verschiedenster Art wuchsen. Einige erkannte ich wieder. Ich zupfte sie ab und zerrieb sie auf dem Tuch, welches Yasil auf meine Stirn gelegt hatte. Langsam fuhr ich über eine Brandwunde an seinem Bein. Er zuckte anfangs zusammen, ganz, als hätte er sich erschreckt. Ich erwartete schon fast, dass er mich wegstoßen würde. Doch er tat es nicht, er saß einfach nur ruhig da, und ich war dankbar für diese stillen Momente. Als ich fertig war seine Beine zu behandeln, schaute ich von links nach rechts, weitere Kräuter derselben Art sah ich nicht. Doch als ich wieder einen Blick zur rechten warf, waren dort genau die Kräuter, die ich gesucht hatte. Irgendetwas ging hier nicht mit richtigen Dingen zu. Doch ich nahm die Kräuter, denn Yasil war wichtiger als die seltsamen Dinge, die hier geschahen. Ich war aufgestanden um auch die Wunden an seinen Armen behandeln zu können. Besonders schwer waren die Wunden am rechten Arm. Es sah aus, als wäre er mit einer brennenden Flüssigkeit bespritzt wurden. Die Wunde war sehr tief, die Schuppen an dieser Stelle waren komplett verschwunden und ich konnte das verbrannte Fleisch reich und sah die schwarzen Stellen an denen der Knoch weiß durchschimmerte. Mir wurde ganz schlecht als ich mir vorstellte, was er für Schmerzen gefühlt haben muss. Ich kam nicht umhin Yakut als Verursacher dieser Wunden in Betracht zu ziehen. Wut garte in mir, ich konnte mir die Frage nicht verkneifen. „War das auch Yakut?“ Ein langes Schweigen erfolgte. Wut erfasste mich, denn er hatte seine Schuld nicht abgestritten. Ich hatte schon damit begonnen seinen Oberkörper zu verbinden, als er antwortete. Ich musste aufpassen, damit meine vor Wut zitternden Hände ihn nicht noch mehr verletzten. „Ja und Nein…“ Ich wurde aus der Antwort nicht schlau und wand mich seinem Gesicht zu, wischt langsam das getrocknete Blut von den Wangen. Ich sah einige verbrannte Schuppen zu Boden fallen. Ich schluckte, die Wunden sahen schrecklich aus. Ich wollte ihm auch die Stirn abwaschen, doch als ich mich er näherte, schnappt er mein Handgelenk mit einer Schnelligkeit, die ich nicht erwartet hatte. Seine Augen schauten direkt in meine, ich wurde rot, konnte es nicht verhindern. Dieser intensive Blick lies meine Beine zittern, aber es lag auch etwas Ängstliches darin. Er schüttelte nur leicht den Kopf während er die Augen schloss, und so fuhr ich fort. Den Bereich der Stirn mied ich, warum auch immer er wollte, dass ich es tat. Ich wusch gerade das Tuch aus. Das Wasser nahm dabei eine hässliche dunkelrote Färbung an, verbrannt Hautstücken und Schuppen schwammen darin herum. Da begann Yasil zu sprechen. „Es ist nicht Yakut’s Schuld. Ich habe versucht ihn zu retten. Die Schläge die er einstecken musste, damit ich ihn wieder zur Besinnung bringen konnte, haben ihm sicher die Nase gebrochen und auch seinen Flügel. Dabei ist das Blut verspritzt. Und sein Blut brennt eben, so wie er selbst…“ Ich hatte mich also nicht geirrt. Er hatte wirklich in Flammen gestanden. Wieder blickte mich Yasil mit diesem durchdringenden Blick an. „Bitte gib meinen Bruder nicht die Schuld dafür.“ Ich war vor den Kopf gestoßen. Bruder? Wie konnte eine so wilde, respektlose Kreatur der Bruder meines Engels sein. Wie konnte er es wagen mit Feuer anzugreifen, bei dem Yasil verletzt werden könnte, auch wenn ich das Ziel war? Wut brandete hoch. Der Zorn schien mich aufzufressen. Und wie konnte er es wagen Yasil ein zweites Mal zu verletzen. Es schien mit nur gerecht, auch ihm einige Verletzungen zuzufügen. Ich zitterte am ganzen Leib. Nichts schien mich mehr zu halten diesen Bastard aufzusuchen und ihm eine Lektion zu erteilen. Doch Yasils Blick hielt mich immer noch fest in seinem Bann. Ich sollte ihm nicht die Schuld geben? Aber es WAR seine Schuld. Doch wie könnte ich, wenn er mich so ansah, aber ich war nicht in der Lage nicht  auf ihn wütent zu sein, ihn nicht dafür zu hassen. Die Schmerzen hatte er sich trotzdem verdient, wenn ich sah, welche Schmerzen Yasil hatte erdulden müssen. Ich hielt meine Gefühle unter Verschluss, ich wollte nicht, dass Yasil diese hässliche Seite von mir sah. Ich war fertig mit dem Behandeln von Yasils Wunden, und so dreht ich mich weg, auf dass er mein Gesicht nicht sehen würde und spülte das Tuch.

„Und wo ist er jetzt?“ fragte ich. Ich versucht es uninteressiert klingen zu lassen, ich wollte keinen Verdacht erregen. Yasil antwortete, es klang etwas amüsiert. „Wahrscheinlich erweist er gerade seinen Respekt.“ Ich drehte mich verwirrt um. ER? Respekt erweisen? Das passte so überhaupt nicht in das Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte. Man schien mir das auf dem Gesicht ablesen zu können.

„Möchtest du dorthin?“ hörte ich Yasil fragen. Ich nickte langsam, noch etwas perplex und folgte Yasil.

Der Weg führte uns durch einen kleinen Wald auf eine Höhle zu. Und obwohl ich nichts sah, folgte ich meinem geliebten Führer. Doch ich fiel weiter und weiter zurück, nicht in der Lage etwas zu sehen. „Yasil?“ rief ich fast panisch. Eine Hand packte die meine, und führte mich durch ein Labyrinth von Gängen. Ich verfluchte mich innerlich, denn ich spürte wie mir das Blut schon wieder in die Wangen gelaufen war. Nach einigen Minuten schien sich ein Licht vor uns aufzutun und wir kamen in eine große Höhle. Sie war mit Wasser gefüllt, und in der Mitte war eine kleine Insel, auf der eine Statue zu stehen schien. Ich versuchte zu fliegen, doch ich spürte den Schmerz und erinnerte mich an die Wunde in meinem Flügel. Plötzlich spürte ich mich in die Luft gehoben. Yasil, der ebenfalls verletzte war, flog und bracht uns beide, mich auf seinen Armen als wäre ich nicht schwerer als eine Feder, auf die kleine Insel.

Es war die Statur einer Drachenfrau. Durch etliche Öffnungen in der Höhlendecke fielen Lichtstrahlen hinein. Das Licht so gedämpft, schien hellbläulich und verwandelte diesen Ort in ein magisches Sanktuarium. Um die Statue herum war ein Meer aus weißen Blumen, ich erkannte sie als Lililen. Die Drachin hatte lange, leicht gewellte silberne Haare, und ich bemerkte ein Muster auf der Stirn, welches die Schuppen geschaffen hatten, die  silbern auf ihrer schneeweisen Haut glänzten. Die langen silbernen Flügel ließen sie mehr Ähnlichkeit mit einem Engel, denn einem Drachen haben. Die Augen waren geschlossen. Sie hatte ein gütiges Lächeln auf den Lippen.

Ich blickte hinüber zu Yasil, der die Statur lange stumm betrachtet hatte. Wer das wohl war? Zaghaft sprach ich ihn an. „Yasil?“ Der Blick den er mir zuwarf, war gleichzeitig ernst, feierlich und sanft. Und in seinem leichten Lächeln war wieder die Traurigkeit gefangen.

„Dies hier ist der Grund, warum ich dich fragte ob noch jemand den Ort hier kennt, ob du allein gekommen bist, und wie du hierher gefunden hast.“ Ich schaute ihn verständnislos an. „Wegen einer Statue? Deswegen ist der Ort hier so geschützt?“ Sein Blick wurde noch trauriger. „Diese Frau ist bei meinem Volk unter dem Namen Kaguya bekannt. Kaguya, Bringerin des Verderbens, Bringerin der größten Hoffnung, Mutter von Feuer und Eis, sie trägt viele solcher Namen … Und noch etwas. Du hast dich geirrt. Dies ist keine Statue. Sie ist am Leben.“ Ich war geschockt. Ich schaute noch einmal hin. Es sah einfach nur aus wie einer Statue, wo war sie am Leben? Ich zweifelte nicht an seinen Worten, aber ich konnte es nicht verstehen. Ich begann zu stottern. „Aber was..? Aber wie…?“  Es war mir nicht möglich einen verständlichen Satz zu formulieren. „Sie wurde wie schon so viele unter dem steinernen Zauber erstarrt. Die anderen können wieder erwachen. Sie nicht. Und obwohl sie sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen, ist dies ihre Strafe. Gefangen zu sein, auf ewig in Stein. Noch am Leben, doch schon gestorben.“ Seine Stimme schien gegen Ende zu brechen. Seine Traurigkeit war so gewaltig, dass ich nicht umhin kam einen Schritt näher zu treten. Ich wollte ihn berühren, doch ich hatte den Eindruck, er könnte unter meiner Berührung zerbrechen. Eine einzelne  stumme Träne lief über seine Wange.

„Ihr richtiger Name ist Rupa D. Lalin…“ er schwieg wieder. Ich sah die Träne zu Boden fallen. An der Stelle, an der sie den Boden berührt wuchs eine weise Lilie. Ich sah all die anderen weißen Lilien und verstand. „…sie ist meine Mutter…“ Nun gaben die Tränen einen Sinn, seine Traurigkeit, und warum er diesen Ort, der sich so heilig anfühlte, beschützen wollte, mit allem was er besaß.“ Ich konnte nicht mehr an mich halten. Sanft nahm ich ihn in den Arm, vorsichtig, um seine Verletzungen nicht zu stark zu berühren. Ich wollte ihm nicht noch mehr Schmerzen bereiten. Er starrte mich verwirrt an. „Ouru? Warum weinst du?“ Ich hatte gar nicht bemerkt dass mir die Tränen über die Wangen gelaufen waren. Aber ich spürte den Schmerz, seinen Schmerz der sich tief in mich bohrt wie ein Messer, scharf und schneident und unausweichlich. Mir war, als würde mein Inneres in Zwei gerissen, nur gehalten von der zarten Außenhülle die sich meine Haut nannte. „Es ist einfach zu traurig.“ Meine Worte klangen unter dem Schluchzen undeutlich. „Psst… weine nicht.“ Sagte er sanft. Er beugt sich leicht herunter, und hauchte mir einen Kuss auf die Haare. Das lies meine Tränen vor Schreck stoppen. Ein warmes Gefühl bereitete sich in meinem Körper aus. „Es ist mein Schmerz, nicht deiner.“ Sprach er beruhigend. Er hatte ja so Unrecht, und er wusste es nicht einmal. Mit sanften Bewegungen wischte er mir die Tränen aus dem Gesicht. „Ich habe dich hierher gebracht weil du wissen wolltest wo Yakut ist, nicht um dich zum Weinen zu bringen. Er war hier, schau.“ Er deutete auf eine Stelle unweit von uns, an der ein paar Stellen im Gras waren, welche deutliche Brandflecken aufwiesen. Als Yasil ging, folgt ich ihm stumm, bei dem Gedanken immer noch an der Geschichte die ich soeben gehört hatte. Doch ich kam nicht umhin zu bemerken, dass an dem Fleck in der Näher der Brandspuren, dort wo kein Licht hinfiel, kleine leuchtende Punkte aus der Dunkelheit zu mir herausschienen.

 

Geheimnisse die erzählt werden müssen

Kapitel 10: Geheimnisse die erzählt werden müssen

Die ersten Strahlen der Morgensonne begannen schon über das Feld zu strahlen als ich schlussendlich in mein Zelt zurückging. Die Brandwunden schmerzten und einige waren ziemlich tief. Die zu heilen würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich musste schlafen, aber ich konnte nicht. Jetzt musste ich mich erst um all die Probleme hier kümmern. Als ich das Zelt betrat, bemerkte ich, dass das kühlende Tuch von Ourus Stirn gerutscht war. Ich sah ihn eine Weile an. Ich konnte mir immer noch keinen Reim darauf machen, warum er sich so verhalten, und sich vor mich gestellt hatte. Und auch ich selbst hab mir Rätsel auf. Dieses Gefühl, als würde mein Herz einen Schlag aussetzen,  das einsetzte, als er von den Flammen getroffen worden war, was war das gewesen? Ich blickte auf meine rechte Hand. Yakuts Flammen hatten das Fleisch an einigen Stellen bis auf den Knochen heruntergebrannt. So konnte ich Ouru nicht begegnen, er würde vor Schreck wieder ohnmächtig werden. Langsam ging ich zu dem Trog mit Wasser und gab einige der Kräuter vom Boden hinein. Die Hand in das Wasser zu legen tat gut, und ein leises, erleichtertes Seufzen entrang sich meiner Kehle. Ich merkte sich das Fleisch langsam neu bildete, dank meiner Kräfte die Muskeln und Nerven wieder zusammenwuchsen. Doch der Schlafmangel zehrte stark an mir. Auch wenn ich keine Nahrung braucht, Schlaf war etwas, was ich nicht aufgeben konnte. Ich zog die Hand aus dem Wasser heraus. Die Wunden sahen immer noch scheußlich aus, aber zumindest war nicht mehr das weiß der Knochen zu sehen. Mit der linken wischte ich mir die Stirn. Dabei berührte ich das Zeichen, was sich begonnen hatte dort zu bilden. Ich wusste nicht ob ich mir wünschte es wäre schneller fertig, oder ob ich wünschte dass es niemals dort gewesen wäre, aber die Last die es mir aufbürdete schien mich jedes Mal auf das Neue nach unten zu drücken. Ich seufzte und drehte mich zu dem Jungen um. Es schien ihm besser zu gehen, aber ich wollte mir sicher sein.

Ich legte ihm die Hand auf die Stirn. Plötzlich öffnete er abrupt die Augen und starrt mich verwirrt an. „Gut du hast kein Fieber.“ Sagte ich. Was ich hätte ich in dieser Situation auch anderes sagen können? Doch ich war mir nicht ganz sicher, was dieser verwirrte Blick zu bedeuten hatte. Ich drehte mich nach einem Stuhl um. Hinter mir hörte ich ihn fragen: „Yasil, wer war der rote Drache der uns angegriffen hat?“ Ich schwieg einen Moment. Warum wollte er es wissen? Was bezweckte er mit dieser Frage? „Das war Yakut D. Yer.“ Doch ich erinnerte mich wieder an das Zeichen auf seiner Stirn, von dem ich hatte eigentlich nichts erfahren dürfen. Ich schüttelte traurig den Kopf. „Nein, mittlerweile dürfte er einen anderen Namen tragen.“ Nur dass ich ihn nicht kannte. Ich hatte mir einen Stuhl an sein Lager herangezogen. „Und warum hat er uns angegriffen?“ fragte der goldäugige dann. Ich schwieg wieder denn diese Frage hatte ich erwartet, doch sie zu beantworten war nicht leicht. . „Er hat sein Feuer anfangs nur auf die Rekruten gelenkt. Danach hat er nicht UNS angegriffen, sondern dich. Er hielt dich für einen Feind. Ich sagte ja, dein Leben ist in Gefahr, wenn du das Zelt verlässt.“ Obwohl das nicht ganz richtig war. In seiner Wut hätte sich sein Feuer vermutlich auch gegen mich gerichtet, wenn Ouru sich nicht vor mich gestellt hätte. Und dass er angegriffen wurde weil er für einen Feind gehalten worden war, daran glaubte selbst ich nicht komplett. Es hatte bestimmt damit zu tun gehabt, doch wenn mein Gefühl mich nicht trog, dann steckte noch mehr dahinter. „Und wieso die Rekruten?“ fragte Ouru. Das war die Kernfrage, die schwierigste von allen, und doch die einfachste die es zu beantworten galt, denn schließlich war es seine Schuld gewesen. „Weil ich zugelassen habe, dass einer der Drachen unter meinem Schutz in der Lage war mich zu verletzen…“ brachte ich heruas, und gestand damit meine ganze Mitschuld ein. Schließlich hätte ich es verhindern können, wenn ich besser aufgepasst hätte. Eine Weile grübelte ich noch über den Vorfall, als mich ein stechender Schmerz am Bein durchzuckte. Verwundert öffnete ich die Augen. Ouru hatte begonnen meine Wunden zu behandeln. Ich ließ ihn gewähren, schließlich war es nur Recht und billig, hatte ich doch auch die seinen versorgt. Die Schmerzen an den Beinen hatten schon nachgelassen, als ich sein Zögern bemerkte. Er schaute sich um, und ich erkannte das Dilemma, keine der Kräuter hier war heilsam für Brandwunden. Unauffällig grub ich die Krallen in meine ohnehin schon verletzte Handfläche und ließ einige Tropfen Blut auf den Boden fallen, wo augenblicklich die gesuchten Pflanzen wuchsen. Ich sah wie der junge Dämon die Stirn runzelte. Anscheinend hatte er gemerkt, dass sie vorher noch nicht da gewesen waren. Doch schnell ignorierte er diese Tatsache, pflückte was er brauchte und erhob sich um sich der Wunden an meinen Armen anzunehmen. Er schien praktisch veranlagt zu sein und ich war froh darüber, dass er die Stille nicht mit albernen Worten füllte. Sie war so wohltuend. Ich spürte seinen Herzschlag, wie er schneller wurde, verärgerter schlug. Und ich blickte unauffällig auf die Hand hinunter. Es war nicht gut zu handeln, wenn man gerade nicht im Besitz von Nerven war. Ich hatte die Wunde wieder bis hinunter auf den Knochen geöffnet. „War das auch Yakut?“ Wie sollte ich das nur beantworten? Schließlich war zwar sein Blut die Ursache, er aber nicht Schuld an den Verletzungen gewesen. Wie konnte ich Ouru verstehen lassen ohne ihm das elementarste Geheimnis der Drachen zu erzählen? Ich überlegte lange Zeit. Als Ouru schon begonnen hatte die Wunden an meinem Oberkörper zu verbinden, sein Herzschlag war in der Zeit immer ärgerlicher geworden, entschied ich, dass er so viel von der Wahrheit erfahren musste, wie nötig, doch so wenig wie möglich. Ich bemerkte ein leichtes Beben in seinen Händen. „Ja und Nein…“ antwortete ich. Er war inzwischen zu meinem Gesicht übergangen. Sein Herzschlag verreit mir das er mit der Antwort weder etwas anfangen konnte noch mit ihr zufrieden war. Ich überlegte gerade wie ich es in Worte kleiden sollte, die er verstand, als sich seine Hand meiner Stirn näherte. Ich konnte ihm nicht erlauben das Zeichen zu sehen. Unbewusst, noch bevor ich darüber nachgedacht hatte, hatte ich schon seine Hand gepackt. Ich starrt ihn dringlich an und er errötete vor meinen Augen. Sein Herz schlug unregelmäßig und flatterte wie ein kleiner Vogel, ängstlich, überrascht. Der Blick schien im unangenehm. So schloss ich die Augen und schüttelte nur leicht den Kopf. Ich hoffte, er würde verstehen. Ich hörte ihn das Tuch auswaschen und begann zu erklären. Es ist nicht Yakut’s Schuld. Ich habe versucht ihn zu retten. Die Schläge die er einstecken musste, damit ich ihn wieder zur Besinnung bringen konnte, haben ihm sicher die Nase gebrochen und auch seinen Flügel. Dabei ist das Blut verspritzt. Und sein Blut brennt eben, so wie er selbst…“ Wieder wurde sein Herzschlag ärgerlich. „Bitte gib meinen Bruder nicht die Schuld dafür.“ Ich hatte diese Worte nicht verhindern können. Ich schaute ihn wieder an. Nicht so wie vorhin, doch ich hielt seinen Blick fest, ich wollte, dass er verstand. Doch er drehte sich weg, das Herz immer noch nicht ruhiger schlagend.

 „Und wo ist er jetzt?“ fragte er. Er schien uninteressiert klingen zu wollen, doch sein Herz verriet ihn. Ich entschied mich das Spiel mitzuspielen. Das war auch ein Weg ihm zu sagen, was er wissen musste, um ihn auf unsere Seite zu bringen. Daher antwortete ich so ruhig wie möglich.

 „Wahrscheinlich erweist er gerade seinen Respekt.“

Ourus verdutzes Gesicht war es wert gewesen das Spiel zu spielen. Ich hätte beinahe gelacht. Doch nur beinahe, denn ich musste mich zusammenreisen. Bei diesem Spiel war der Einsatz für ein Versagen einfach zu hoch.

„Möchtest du dorthin?“ fragte ich ihn daher. Er nickte langsam, noch etwas perplex und folgte mir dann schweigend.

Den Weg auf den Wald zu schwiegen wir. Als eine kleine Höhle in Sicht kam, schaute ich heimlich nach ihm, doch er folgte mir immer noch schweigend und vertrauensvoll. Die Höhle war dunkel, und selbst meine Drachenaugen waren nicht in der Lage die Dunkelheit zu durchdringen, doch keinen Schritt setzte ich falsch, denn ich kannte den Weg in- und auswendig. Plötzlich hörte ich Ouru leicht panisch meinen Namen rufen. Ich ging zurück und nahm ihn bei der Hand. So würde er nicht verloren gehen in dieser allesumfassenden Dunkelheit. Dies war ein Labyrinth von Gängen und nur sehr wenige kannten den Weg.

Als nach einigen Minuten die Dunkelheit erhellte taucht vor uns das Ziel unserer Reise auf. Die Höhle, welche durch unregelmäßig durch die Decke einfallendes Sonnenstrahlen in leicht bläuliches Licht getaucht war, war mit Wasser gefüllt, und in der Mitte dieser Höhle war eine Insel. Ich schaute mich nach Ouru um, er versuchte zu fliegen, doch mir war klar, dass er mit der Wunde nicht würde fliegen können, egal wie sehr er sich auch anstrengte. Kurzerhand schnappte ich ihn mit einem Arm bei den Schultern, sie waren schmaler als ich erwartet hatte, und mit dem anderen an den Beinen und schon waren wir in der Luft. Es war schwer zu fliegen, denn die Wunde des Speeres schmerzte immer noch.

Als ich ihn auf der Insel absetzte schien dieser wie verzaubert von diesem Ort. Ich betrachtete die Frau die dort in ewiger Versteinerung stand und trotz allem gütig lächelte. Ich wusste, dass sie am Leben war, denn ich hörte ihr Herz schlagen, langsam, fast wie erstarr, aber es schlug. Es war in Aufruhr. Jemand war hiergewesen. Ich blickte mich um und entdeckte leuchtende Flecken und verbrannte Erde an einigen Stellen. Ich wusste genau, wer hier gewesen war. Also vergossen sie beide immer noch Tränen der Schuld, wenn auch aus anderen Gründen. Stumm betrachtete das Gesicht der Drachenfrau, das Gesicht von Rupa der Silberprinzessin, meiner Mutter und lauschte dem Klang ihres Herzens.

Es hatte mich immer wieder erschreckt wie die Ältesten es hatten zulassen können, dass sie in Starre verfiel während ihre wahre Natur für alle sichtbar war, aber wahrscheinlich hatten sie auch nie damit gerechnet, dass einmal ein Dämon diesen Ort betreten würde. Ich hoffte sehr, dass es ihm nicht auffallen würde, und wenn doch, dass er die falschen Schlüsse draus zog.

Zaghaft, so als ob er mich nicht stören wollte, begann Ouru zu sprechen. „Yasil?“ Es war nur ein Wort, mein Name, gleichzeitig eine wortlos gestellt Frage, die zu beantworten ich mich gezwungen fühlte.

„Dies hier ist der Grund, warum ich dich fragte ob noch jemand den Ort hier kennt, ob du allein gekommen bist, und wie du hierher gefunden hast.“ sagte ich dann. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen die richtigen Worte zu finden, überhaupt Wort zu finden um meine Gedanken darin zu kleiden. Er schaute mich verständnislos an. „Wegen einer Statue? Deswegen ist der Ort hier so geschützt?“ fragte er. Traurigkeit ergriff mich ohne dass ich mich gegen sie zu schützen vermochte, doch ich antwortete ihm. „Diese Frau ist bei meinem Volk unter dem Namen Kaguya bekannt. Kaguya, Bringerin des Verderbens, Bringerin der größten Hoffnung, Mutter von Feuer und Eis, sie trägt viele solcher Namen … Und noch etwas. Du hast dich geirrt. Dies ist keine Statue. Sie ist am Leben.“ Ich sah ihm deutlich an, dass er geschockt war, ich hätte nicht mal auf seinen Herzschlag hören brauchen. Doch eigenartigerweise lag kein Zweifel in seinem Blick. „Aber was..? Aber wie…?“  hörte ich ihn stottern. Ich begann zu erklären: „Sie wurde wie schon so viele unter dem steinernen Zauber erstarrt. Die anderen können wieder erwachen. Sie nicht. Und obwohl sie sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen, ist dies ihre Strafe. Gefangen zu sein, auf ewig in Stein. Noch am Leben, doch schon gestorben.“ Die Traurigkeit hatte mich überwältigt. Wieder lief eine einzelne Träne meine Wange hinunter. Sie würde sich zu den anderen gesellen und ebenfalls eine Lilie hervorbringen. Das Lilienmeer, dass meine Mutter umgab, es war das Zeichen meiner Trauer. „Ihr richtiger Name ist Rupa D. Lalin…“ die Stimme drohte mir zu versagen, aber ich fühlte mich genötigt Ouru dies zu erzählen. „…sie ist meine Mutter…“

 Plötzlich spürte ich sanfte Arme die sich um mich legten, ganz sacht nur, um meine Wunden zu schonen. Ich schaute verwirrt nach unten, Ouru weinte, Sturzbächer kleiner Tränen kullerten aus seinen Augen und benetzten die Verbände auf meiner Brust. „Ouru? Warum weinst du?“ ich verstand es nicht. „Es ist einfach zu traurig.“ Hört ich ihn unter Schluchzen hervorbringen. Ich versuchte ihn zu beruhigen. „Psst… weine nicht.“ Ich erinnerte mich an die Träume über meine Mutter, und ich tat, was sie getan hätte um mich zu beruhigen. Leicht küsste ich sein Haar am Scheitelansatz. „Es ist mein Schmerz, nicht deiner.“ Versuchte ich wieder in von seiner Traurigkeit zu erlösen. Ich wischte ihn die Tränen aus dem Gesicht. Es kamen keine neuen nach. Zum Glück. Ich hätte nicht gewusst, was ich hätte tun sollen, hätte er weiter geweint. In mir regte sich das seltsame Verlangen ihn zu beschützen.

 „Ich habe dich hierher gebracht weil du wissen wolltest wo Yakut ist, nicht um dich zum Weinen zu bringen. Er war hier, schau.“ Ich deutete auf eine Stelle unweit von uns, an der ein paar Stellen im Gras waren, welche deutliche Brandflecken aufwiesen. Das war Beweis genug. Ich ging wieder, denn länger war es mir nicht möglich hier zu bleiben ohne selbst wieder in Depressionen zu verfallen. Ich spürte wie er mir folgt. Er war okay. Doch hätte ich es bevorzugt, wenn er meine Tränen nicht gesehen hätte.

Ich flog zurück in die Höhlengänge, Ouru auf meinen Armen und auch auf dem Rückweg ließ er meine Hand nicht los. Mir schien, als würden die Stellen an denen seine Haut meine berührte brennen. Ich ignorierte es, denn ich schreib es den Brandwunden zu, die ich mir durch Yakuts Blut zugefügt hatte. Wo er jetzt wohl steckte? Nur ein kurzes Lauschen und schon hatte ich den Herzschlag gefunden der zu ihm gehörte. Er war ganz in der Nähe.

Als wir die Höhle verließen blendete mich das Licht für einen Moment. Doch nachdem ich wieder sehen konnte, sah ich Yakut in tiefen Gedanken versunken dort am Rand des Waldes stehen. Er blickte ratsuchend in den Himmel. Einer seiner Flügel hing nutzlos herab und schleifte auf dem Boden. Ich hatte gewusst dass er dort sein würde. Langsam ging ich auf ihn zu.

 

werter Bruder

Kapitel 11: werter Bruder

Nachdem Besuch der Höhle hatte ich mich an den Rand des Waldes begeben. Mein Flügel war nutzlos, und ohne die entsprechende Behandlung würde ich ihn nicht so schnell heilen können. Doch dafür brauchte ich die Hilfe meines Bruders. Ich seufzte, denn mir war klar, dass die Verletzungen, die er erlitten hatte alle nur meiner Eifersucht entsprungen waren. Wäre ich stärker gewesen, hätte mich der Traum nicht so erschüttert, dass ich in den Zustand des Fallens geriet. Ich wusste was das Ende war. Jeder Drache wusste es und jeder versuchte vorher einen Nachfolger für seine Position zu finden und ihn entsprechend auszubilden. Denn die Konsequenzen eines Fallenden waren gravierend. Zu stark war die Furcht davor. Und jeder Drache der die Position seines Meisters übernahm hoffte, dass dieser sein Leben beenden würde, bevor er fiel. Denn dem Nachfolger war es auferlegt einen gefallenen Vorgänger Tsaiht zu übergeben. Ich dachte an meinen Meister. Wie es ihm wohl jetzt ging? Er sollte zwar noch mindestens 50 ruhige Jahre haben, aber für einen Drachen war das nur wenig Zeit. Aber was würde aus Yasil werden? Er hatte keinen Meister, und war doch schon der Nachfolger, und das ohne die abgeschlossene Zeremonie. Es war kompliziert und mir wollte nicht einfallen, wie ich ihm würde helfen können. Ich blickte in den Himmel, dort wo die Sterne auch leuchteten, wenn man sie nicht sehen konnte und fragte stumm um Rat.

Ich schreckte zusammen als jemand meine Schulter berührte. Es war Yasil. Ich hatte zwar gewusst, dass er hier sein, aber nicht, dass er plötzlich hinter mir auftauchen würde. Ich schaute ihn über die Schulter an. Wir waren fast gleich groß, doch                                                             die widerspenstige Natur meiner Haare ließ mich größer erscheinen. Ihm auf dem Fuße folgend sah ich den Jungen. Ich war überrascht zu sehen, dass er noch am Leben war, und nicht nur das. Sein Flügel schien wieder in Ordnung, und die Brandwunden waren kaum mehr zu sehen. Ich versuchte mich an seinen Namen zu erinnern. Ouru, war es gewesen, das hatte Yasil gesagt. Der Goldäugige starrte mich voller Verachtung an, Hass war es nicht wirklich, aber Wut. Wohl weil ich ihn am Flügel verwundet hatte. Warum hatte er überhaupt Flügel? Von Nahem betrachtet unterschied er sich in nichts zu den Dämonen. Nur seine Flügel waren eine Abnormalität. Er überraschte mich mit der Unerschrockenheit mit der er mich anstarrte und plötzlich zu sprechen begann:

„Du! Warum hast du zugelassen, dass sich Yasil verletzt?“ Ich war perplex. Er war gar nicht wütend wegen seiner eigenen Wunden? Sondern denen von Yasil? „Du bist es nicht wert von ihm ‚Bruder‘ genannt zu werden!“ Das tat weh. Ich wollte ihm schon zeigen, was es bedeutete mich zu verärgern, doch ich hielt mich zurück. Yasil hatte Ouru bis eben noch verblüfft angesehen. Jetzt schien sein Gesichtsausdruck eher Unwille und Ärger auszudrücken. Ich blickte auf seine Verbände. Meine Wut verpuffte, und ich musste feststellen, dass der Knirps nicht ganz Unrecht hatte. Immerhin HATTE ich ihn verletzt. Mein Feuer HATTE ihm das Fleisch von den Knochen gebrannt. Und ich hatte um die Schwere seiner Verletzungen gewusst, war aber dennoch nicht im Stande gewesen sie zu versorgen. Das hatte der Kleine getan. Ich war wirklich ein Versager als Bruder. Und hätte er mir es nicht so direkt gesagt, hätte ich es wahrscheinlich immer noch nicht begriffen.  Ich beschloss, dass es Zeit für einen Neuanfang war.

Mein Entschluss schien sich auf meinem Gesicht zu spiegeln, denn beide schauten mich verwirrt an. Dann ging ich zu Ouru, klopfte ihm leicht auf die Schulter und beugte mich herunter um ihm ins Ohr zu flüstern: „Du hast Recht. Aber ich schwöre bei meinem neuen Namen, der Tag wird kommen an dem ich mich ihm würdig erweise.“

Er schaute mich verdutzt an. Auch Yasil tat es, mir war klar gewesen, dass er es würde hören können. Ich verbeugte mich leicht und sprach feierlich, so als würden wir uns hier zum ersten Mal begegnen: „Yakut D. Veneris macht euch seine Aufwartung.“ Und zu Yasil gewandt sprach ich: „Yasil, mein Bruder, es ist schön dich endlich kennen lernen zu dürfen.“

Sein Gesicht darauf war unbezahlbar. Ich musste mir das Lachen verkneifen, während ich den Knirps leise kichern hörte. Ob über meine Vorstellung oder über Yasils Gesicht, das konnte ich nicht genau sagen.

Doch bald schon hatte sich wieder eine mürrische Miene auf Yasils Gesicht gelegt. Es schien fast, als knurrte er, als er mich fragte, wie es meinem Flügel ginge. Ich zeigte ihm die Wunde. Nach kurzer Beobachtung packte er mich am Arm und schleifte mich mit sich mit. Ich stolperte beim Gehen. „Hey, wohin gehen wir?“ Sein mürrisches Gesicht, als er es mir zuwandte, hatte etwas von seiner Ernsthaftigkeit verloren. „Na wohin wohl? Es gibt nur eine Möglichkeit deinen Flügel wieder in Ordnung zu bringen. Das du dir die Wunde nicht mal genauer angeschaut hast… tse.. wenn wir es so lassen wirst du nie wieder fliegen können. Er zerrte weiter und hinter uns hörte ich den Jungen rufen, leise, denn Yasil legte ein ganz schönes Tempo vor. „Hey, wo geht ihr hin? Was soll ich denn jetzt machen?“ Seine Worte dem Wind übergebend sprach er: „Geh wieder schlafen!“ Die Antwort des Jungen konnte ich nicht mehr verstehen.

Nach dem wir einige Meter entfernt waren ließ er meinen Arm los, und ich folgte ihm schweigend. Wohin er wohl wollt? Doch die Antwort war bald schon in greifbarer Nähe. Wir kamen zu einem Gebiet in dem es heiße Quellen und Geysire gab. Und unter ihnen spürte ich deutlich das Feuer, dass die fütterte. Doch was würde mir das nützen? Es war zu tief in der Erde verborgen.

Als sich Yasil zu Boden setzte wies er mit der Hand auf eine Stelle, unter der eine der Lavaströme entlang floss, welche das Gebiet durchdrangen. Ich setzte mich dorthin. Ich konnte das Feuer fühlen. Ich hatte die Augen geschlossen. Denn das Feuer sang für mich und ich wollte keinen der Töne verpassen. Plötzlich schwoll der Klang an, wurde lauter, voller. Er kam näher.

Ich öffnete die Augen und war im nächsten Moment von einer flammenden Säule umgeben, welche mich in den Himmel erhob. Ich blickte auf Yasil. Feiner Schweiß hatte sich auf seiner Haut gebildet. Er atmete heftig. Plötzlich verstand ich. Ich nahm das Feuer in mich auf, ließ es meine Wunden heilen und eins mit mir werden. Ich sang mit ihm, so wie es vorher für mich gesungen hatte.

Danach war es eine Weile still. Meine Augen, die in die Helligkeit des Feuers geblickt hatten brauchten einen Moment um wieder etwas zu erkennen. Das was ich sah, verschlug mir vor Angst den Atem.

Yasil lag auf der Erde, zur Seite gefallen, weil er seine Macht zu  stark benutzt hatte, wo er doch noch so verletzte war. Bewegungslos lag er da. Leblos, als wäre er eine Puppe. Schnell flog ich zu ihm. Er atmete noch, doch er war schwach. Ich verfluchte meine Schwäche, war es mir doch nicht möglich ihn zu heilen. Ich hetze von dannen, meinen Bruder schwach und ohne Bewusstsein in meinen Armen haltend. Ich flog auf das Zelt zu, welches er sein Eigen nannte und stürzte hinein. Ich wollte ihn auf sein Lager betten, doch sah ich nur das Lager des Jungen, bis ich in der Ecke eine Hängematte sah, doch war sie jetzt ungeeignet. Dann sah ich die Kräuter um das Lager des Jungen. Das war schon besser. Ich schob die Felle zur Seite um ihn auf dem weichen Boden zu betten.

Doch was sollte ich tun um ihn wieder aus der Bewusstlosigkeit zu reißen? Ihn zu schlagen kam nicht in Frage, denn er hatte schon genug Wunden die seine ganze Aufmerksamkeit erforderten. Ich rannte aus dem Zelt und stieß mit dem Jungen zusammen. Wie war er so schnell hierhergekommen? Er schien außer Atem.

„Deine Wunden…“ sagte er verwundert. „..sie sind alle geheilt..“ Irgendetwas schien in seinem Kopf einzurasten und er schob mich zur Seite und betrat das Zelt. Ich hörte einen erstickten Schrei, als er Yasil so sah. Sogleich kam er wieder herausgerannt. „Was hast du ihm angetan, du Versager von einem Bruder?!“ Eins musste man ihm lassen, für einen Vertreter einer so schrecklichen schwachen Spezies hatte er viel Mut. Und er sorgte sich um Yasil. Er würde helfen.

„Er hat meine Wunden geheilt, und das, obwohl seine wesentlich schlimmer waren als meine. Er hat sich überanstrengt. Hilf mir ihn am Leben zu erhalten!“ Den letzten Satz hatte ich geschrien und in ihm lag all meine Verzweiflung. Es war meine Schuld, dass er in diesem Zustand war. Keine schönen Worte und keine guten Gründe konnten das ändern.

Doch der Goldäugige begriff schnell. „Was soll ich tun?“ fragte er nur. Froh, einen Helfer zu haben schickte ich ihn frisches Wasser holen.

So wie ich das Feuer gebraucht hatte um zu heilen würde Yasil das Wasser brauchen.

Ich ging zurück in das Zelt. Aus dem Boden hatten sich Ranken begonnen um Yasil zu winden und ein Lager aus weichem Moos hatte sich um ihn gebildet. Ich begriff, es war nicht nur das Wasser, was er brauchte. Eigentlich war es verboten, doch ich strich die Haare aus seiner Stirn um mir sein Zeichen anzusehen. Die Schuppen dort hatten einen schmalen Ring gebildet. Es war noch nicht vollständig. Das machte die Sache nicht einfacher, doch ich hatte ohnehin gewusst, dass es so sein würde. Und vielleicht war es uns auch zum Vorteil gereicht, sollte der schlimmste Fall eintreten. Ich nahm etwas von der Erde und bedeckte seine Wunden damit. Dabei blies ich ihm ständig mit einer leichten Bewegung meiner Schwingen Luft über das Gesicht.

Wo blieb der Knirps nur mit dem Wasser? Gerade als ich das panisch dachte, kam er herein gesprintet, einen Krug frischen klaren Wasser in den Händen, das leicht überschwappte, durch seine hektischen Bewegungen. Er stellt ihn neben mich und ihm entfuhr ein Aufschrei als er Yasil sah. Hektisch begann er die Ranken abzureisen und die Erde zu entfernen. Ich packte seine Handgelenke und zog ihn weg. „Was tust du da? Willst du das er stirbt?“ schrie ich ihn  an. Schnell verteilte ich mit dem Schwanz die Erde wieder auf Yasil. „Was tust DU?“ schrie er zurück. „Die Erde wird in die Wunden geraten!“ „Das soll sie auch!“ rief ich zurück. „Sie werden sich entzünden!“ Seine Stimme war panisch, ja, fast dem Wahnsinn nahe. Tränen, geboren aus Trauer, Angst und Wut rannen seinen Wangen hinab. „Du bringst ihn um!“ Es war nur noch ein leichtes Wimmern, das er von sich gab. Wie konnte Yasil ihm nur so am Herzen liegen? Ich stieß in weg und noch bevor er wieder hochkommen konnte, schlug ich ihm ins Gesicht. Ich schrie ihn an, auch ich wurde langsam panisch, denn auch mein Leben stand hier auf dem Spiel „ Er ist ein Drache! Und nicht irgendeiner! Er ist der Herr von Terranfor! Er BRAUCHT die Erde zur Heilung.“

In der eintretenden Stille hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Ich realisierte meinen Fehler. Ich hatte zu viel gesagt, ein Geheimnis gelüftet, welches kein Außenstehender zu erfahren hatte. Ich verfluchte mein Temperament und nahm den Krug um den Fehler zu überspielen. Ich goss das Wasser in kleinen Portionen über den Körper meines Bruders, bis er über und über damit bedeckt war. Beständig fächerte ich mit meinen Flügeln Luft in seine Richtung. Ich fühle seinen Puls. Er war immer noch schwach und seine Haut klamm. Es war, als würde es ihn an Feuer mangeln. Feuer?

Das war es. Ihm fehlte das Feuer! Schnell handelte ich und sammelte einen Teil meiner Essenz, die aus elementarem Feuer bestand in meinem Mund und presste meine Lippen auf die seinen. Mit dieser Elementarkraft, der Verbindung aus Feuer und Luft beatmete ich ihn. Unter meinen Fingern spürte ich den flackernden Puls kräftiger werden und die Haut sich erwärmen. Ich löste mich von ihm und atmete erleichtert auf. Jetzt das Wasser. Genau wie eben das Feuer übergab ich ihm Wasser und Erde um ihn wieder mit der Welt zu verbinden die ihn umgab. Hinter mir hörte ich eine erstickte Stimme, doch ich schenkte ihr keine Beachtung.

Einzig und allein Yasil zählte. Die Freude die mich ergriff, als er langsam und flatternd die Augen zu regen begann, war nicht zu beschreiben. Ich drehte mich um, Ouru die frohe Botschaft zu berichten. Doch er war verschwunden.

Als er wieder kam, brachte er einen frischen Krug Wasser mit. Deswegen war er also gegangen. Er stellt ihn neben mich und sagte rundheraus: „Du bist mir eine Erklärung schuldig!“

Ich seufzte. So etwas in der Art hatte ich erwartet. Ich schaute wieder zu Yasil. Er hatte die Augen noch geschlossen und schlief, die Ranken an seiner Seite waren noch mehr geworden und eine Decke aus frischem Gras hatte sich über ihm ausgebreitet.

„Was bedeutet das ‚Er ist der Herr von Terranfor‘?“ fragte der lilahaarige wieder. Ich drehte mich zu ihm um. Er stand da, mit verschränkten Armen an einen der Pfeiler des Zeltes gelehnt. In seiner ganzen Haltung konnte man seine Angespanntheit sehen. Sein Blick schien sich mit brennender Intensität in meiner Augen zu bohren. Die sitzende Position in der ich mich befand behagte mir nicht, denn so blickte er auf mich herab. Ich versuchte mich zu erheben, doch ich kam nicht weit. Die Schmerzspitze die auf meinen Hals zielte hatte ich nicht kommen sehen. Er war weitaus gefährlicher als er den Anschein gehabt hatte.

Aber mit diesem Schwert würde er mir keinen Schaden zufügen können. Doch ich würde ihn noch eine Weile in dem Glauben lassen.

Also antwortete ich gespielt kleinlaut: „Das kann ich dir nicht sagen.“ „Warum nicht?“ Seine Stimme war schneidend scharf wie ein Rasiermesser. „Weil das ein Geheimnis ist, was nur Yasil dir erklären kann, und es auch besser wäre, wenn er es dir sagt. Das heißt, wenn er dazu bereit ist…“ Ich war mir sicher er würde es nicht tun. Drachen hüteten Geheimnisse stärker als ihre Schätze.

Das Schwert entfernte sich etwas, aber nicht viel. „Dann erklär mir warum die ihn mit Erde begraben und Wasser begossen hast. Und was sollte der Kuss?“ Ich hörte den Ärger in seiner Stimme als er endete. Interessant. Es war also der Kuss der ihn am meisten gestört hatte.

„Das kann ich dir erklären.“ Ich ritze mit einer Klaue leicht in meinen Arm. Die wenigen Tropfen Blut die herausquollen und zu Boden fielen, fingen an zu brennen. „Der Körper eines jeden Drachen ist den Elementen mehr oder weniger zugeordnet. Wie du siehst, besteht mein Körper zum größten Teil aus Feuer. Meine Seele, meine Essenz ist mit dem Feuer verbunden. Deswegen konnte auch nur Feuer die Wunden schließen, die ich mir zugezogen hatte.

Yasil ist mit der Erde verbunden. Er formte sie neu um einen unterliegenden Lavastrom auf mich zu richten und meine Wunden damit zu heilen. Doch er war schon verletzt und dieser Kraftakt überanstrengte ihn. Er brach zusammen und nur die Verbindung aller Elemente, die Erde mit der ich ihn begrub, das Wassre mit dem ich ihn tränkte, die Luft mit der ich ihn umwirbelte und dem Feuer meines Atems konnten ihn wieder zu den Lebenden zurückbringen. Wäre ich nicht gewesen, wäre er gestorben…“

„Ja…“ antwortete Ouru „aber wärest du nicht gewesen, wäre er auch nie in diese Lage gekommen.“ Der Klang seiner Stimme war wie ein Messer, das sich in meinen Körper schnitt. Wieder hatte er Recht. „Aber…“ begann er nun etwas sanfter „du hast dich deines Bruders als wert erwiesen…“

Und das Schwert entfernte sich von meinem Hals. Staunend sah ich zu wie er sich neben mich kniete und mit dem eben geholten Wasser ein Tuch tränkte um es Yasil aufzulegen.

Erinnerungen

Kapitel 12: Erinnerungen

„Du! Warum hast du zugelassen, dass sich Yasil verletzt?“ Ich war vollkommen perplex. Niemals hätte ich erwartet das Ouru dermaßen aus der Haut fahren konnte. „Du bist es nicht wert von ihm ‚Bruder‘ genannt zu werden!“ Er war wütend, und ich verstand den Grund dafür nicht. Etwas wegen meinen Verletzungen? Doch das machte keinen Sinn, warum sollten sie ihn kümmern? Ich konnte nicht anders, es ärgerte mich, dass ich es nicht verstand. Ich sah wie sich Yakut bewegte. Sein Gang war langsam, vorsichtig. Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er legte Ouru leicht die Hand auf die Schulter und beugte sich herab um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Es war leise, doch der Wind hauchte mir die Worte ins Ohr. „Du hast Recht. Aber ich schwöre bei meinem neuen Namen, der Tag wird kommen an dem ich mich ihm würdig erweise.“ Ouru schien verdutz, und ich war es auch. Mit feierlicher Stimme intonierte Yakut:  „Yakut D. Veneris macht euch seine Aufwartung.“ Und an mich richtete er die Worte: „Yasil, mein Bruder, es ist schön dich endlich kennen lernen zu dürfen.“

Es überraschte mich. Er hatte mir freiwillig seinen vollen Namen gesagt, einen Namen, den man, war die Zeremonie abgeschlossen, nicht so einfach einem anderen nennen sollte, denn der Name bedeutete Macht. Ich hörte Ouru kichern und auch auf Yakuts Gesicht schien sich der Ansatz eines Lächelns auszubreiten.

Doch er täuschte mich nicht. Ich fragte ihn, wie es seiner Wunde ginge und nach kurzem Zögern zog er den Flügel nach vorn damit ich ihn betrachten konnte.

Ich schaute genau hin und nutze alle mein Kräfte um zu erkennen, was sich schon oberflächlich angezeichnet hatte. Es war schlimmer als gedacht. Der Flügel war nicht nur gebrochen, die Knochen daran waren an einigen Stellen geradezu pulverisiert. Die Flügelhaut war mehrfach eingerissen, an einigen Stellen fehlte sie ganz. Mir war klar, was jetzt zu tun war, es gab nur diese eine Möglichkeit.

Ich schnappte mir seinen Arm und zog ihn mit mir. Solange ich noch die Energie dazu aufbringen konnte, musste ich es nutzen. Bald würde ich schlafen müssen. Ich hört Yakuts einwändendes Geschrei:  „Hey, wohin gehen wir?“ Es machte mich ärgerlich, dass er sich so widersetzte. „Na wohin wohl? Es gibt nur eine Möglichkeit deinen Flügel wieder in Ordnung zu bringen. Das du dir die Wunde nicht mal genauer angeschaut hast… tse.. wenn wir es so lassen wirst du nie wieder fliegen können.“ Kurz darauf hörte ich Ouru rufen: „Hey, wo geht ihr hin? Was soll ich denn jetzt machen?“ Ich wusste er würde die Antwort nicht hören können. Wir waren zu weit weg. In den Wind sprechend, auf das er meine Worte zu ihm bringen möge, sagte ich ihm, er solle wieder schlafen gehen. Auch er war noch nicht geheilt und brauchte den Schlaf dringend. Eine Antwort hörte ich nicht mehr.

Es zog mich zu den heißen Quellen, einem Ort, der von einigen Lavaströmen unterwandert wurde, welche das Wasser aufheizten. Mein Bruder folgt mir nun schweigsam. Feuer war was Yakut brauchte, und Feuer war, was ich ihm geben würde. Doch meine Macht über Feuer war begrenzt. Es war das Element, was am wenigsten mit mir verbunden war. Doch ich hatte auch nicht vor es zu beherrschen, war es doch die Erde die ich nach meinem Willen zu formen gedachte.

An einer Stelle, an der die Flammen recht nahe unter der Oberfläche brannten, hieß ich ihm zu sitzen. Ich sah ihn die Augen schließen und tat es ihm gleich. Schon hörte ich die Stimmen der Erde und des Wassers unter mir, ja die Stimme des Lebens. Und den Klang von Yakuts Herzem. Es war Zeit zu beginnen. Die Erde zu formen, war, als würde ich einen Teil meiner selbst formen, neue Lieder bildeten sich mit jedem Stein den ich in den Erdschichten verschob und mit jeder Wasserader die ich umleitete. Jetzt spürte ich auch die Herzschläge all der keinen Lebewesen der Erde, von Tieren, als auch von Pflanzen, die, obwohl sie kein Herz besaßen, im Rhythmus eines schlagenden Herzens lebten. Es war, als vivibrierten alle diese Töne auf meiner Haut, eine Sinfonie für die Sinne. Die Erde bebte, als ich mit ihre Hilfe die Flammen an die Oberfläche brachte. Sie brachen hervor und umschlossen Yakut. Sie würden ihn nicht verletzen, konnten es nicht. Und ich hörte ihn singen, im Einklang mit dem Feuer. Ich lauschte dieser Stimme, bis mich ein Schmerz der meinen Rücken durchdrang, aus meiner Konzentration riss. Es schien, als hätte einer der Gruppen ihre Aufgabe erledigt. Doch es war schlechtes Timing. Und die Reaktion stärker als erwartet. Ein Schrei entrang sich meiner Kehle. Dann verlor ich die Kontrolle über die Erde und im nächsten Moment war mir, als würden auch meine Kräfte im selben Maße sinken. Und ich sank mit. Es wurde schwarz um mich herum.

 

In der Dunkelheit die mich umgab, war ich allein. Die Stille war drückend. Plötzlich hörte ich Geräusche, ein schwaches Echo von nackten Füßen auf dem Boden. Die Schritte kamen näher, und mit ihm ein mattes bläuliches Licht.

Ich blickte auf und sah das Gesicht eines Drachen, welches schöner nicht sein konnte. Lange dunkelblaue Haare umrahmten in leichten Wellen das Gesicht, welches mit türkisfarbenen schuppen bedeckt war. In die Haare gewunden waren lebendige Ranken. Sie umwanden die Stirn wie ein Diadem, waren Haarschmuck und hatten sich auch um die langen Ohrringe, er trug drei an der Zahl in jedem Ohr, gelegt. Seine blaue Kleidung schien nicht materiell zu sein, die Farben flossen ineinander als wären sie lebendig. Ich sah eine feine Narbe, welche das regelmäßige Schuppenmuster auf seiner linken Wange störte. Tiefe türkisfarbene Augen blickten mich an. Er ließ sich hinter um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein. „Wer bist du?“ war alles was ich erstaunt herausbringen konnte. „Mein Name tut nichts zur Sache.“ Antwortete er sanft. Der angenehme Bariton schmeichelte meinen Ohren. „Wichtig ist, wer bist du?“ Ich wusste nicht, was ich drauf sagen sollte, was wollte er hören?

Doch der Name den ich ihm sagte verklang in diesem Raum, hier besaß er keine Form, war wortlos. Er legt leicht die Hand auf meine Wange. „Du kannst dich noch nicht erinnern?“ die Stimme schien traurig. Ich schaute in verstört an. „Aber du musst dich erinnern, es ist wichtig. Ich weiß, dass du es kannst. Bitte, wenn du wieder aufwachst, versuche es.“ Sprach er bittend. Wenn ich wieder aufwachte? Ich blickte mich um, die Dunkelheit umgab uns noch immer, nur das Leuchten, was von seinem Körper ausging, erhellte sie ein bisschen. „Bitte erinnere dich.“ Sprach er wieder, diesmal geradezu flehend, und stand auf um zu gehen. Ich streckte eine Hand aus, wollte ihn abhalten. „Sag mir wie du heißt.“ War alles was mir noch einfiel. Ich wusste, ich kannte diese Person. Ich sah ihn die Lippen bewegen, doch der Ton erreichte meine Ohren nicht und mir schien, als würde ich fallen.

Wieder umgab mich Dunkelheit, doch war sie nicht so tief. Etwas Schweres lastete auf mir, ein Gewicht, was mich am Aufstehen hinderte. Ich hörte zwei Herzschläge, einen ärgerlichen und einen besorgten. Nein, sie waren beide besorgt. Und auch den Herzschlag der Erde hörte ich, es war wie ein Schlaflied…

Kühles Nass bedeckte mich, noch die Schwere wollte nicht weichen. Kälte breitet sich in mir aus und ich spürte den Wind in meinen Haaren. Doch mich zu regen war unmöglich.

Plötzlich spürte ich die Hitze, von den Haarspitzen angefangen fühlte ich sie, sie wanderte bis in die Füße, wärmte jeden Teil meines Körpers und nahm die schreckliche Kälte fort. Undeutlich hörte ich eine erstickte Stimme, die in mir etwas auslöste. Wo kam sie her? Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch die Lider waren schwer. Einer der Herzschläge entfernte sich. Und mit ihm auch mein Wille zu erwachen. Schon bald schlummerte ich, von der Erde in den Schlaf gesungen.

Die Szenerie die sich vor mir ausbreitete, würde ich nie in meinem Leben vergessen. Sie steppige Ebene war nur selten von einigen kahlen Bäumen und Büschen unterbrochen. Die Sonne am Horizont stand hoch und brannte heiß auf uns herab. Ich war von einer Gruppe Leute umringt, welche wie ich in lange graue Umhänge gehüllt waren, die Kapuzen verdeckten ihre Gesichter. Wir warteten.

Einige Momente später sahen wir eine Prozession an unserem äußersten Gesichtsfeld auftauchen. Langsam bewegte sie sich auf uns zu. Auch sie trugen lange graue Kapuzenmäntel. Es war die Delegation die gekommen war um den Frieden mit uns zu versichern. Ich strengte meine Augen an und konnte in den Händen des Anführers einen in graues Tuch gewickelten Gegenstand erblicken. Sie hatten also die Bedingungen erfüllt. Neben uns stand ein niedriger Tisch und auf beiden Seiten stand je ein Stuhl. Langsam kamen die Personen näher. Gefallene, wie wir sie nannten, Dämonen, wie sie sich selbst bezeichneten. Es machte mich traurig sie zu sehen, denn ihre Situation war nur durch uns Drachen so verfahren geworden.

Sie deuteten eine leichte Verbeugung an, als sie sich uns näherten und wir erwiderten sie aus Höflichkeit. Ihr Führer ergriff die Initiative und setzte sich auf den Stuhl. Das Bündel dass er in der Hand gehalten hatte legte er auf den Tisch und wickelte es mit äußerster Vorsicht auf. Ein goldener Spiegel, um den sich ein Drache mit saphirenen Augen wand, kam zum Vorschein. Ein Raunen ging durch meine Kameraden.

Es war der Spiegel von Tsaiht, wir wussten es, spürten wir doch alle die Macht, die von ihm ausging. Eine Person aus unserer Gruppe löste sich und setzte sich dem Führer der Dämonen gegenüber. Ich ließ sie nicht aus den Augen. Sie begann zu sprechen, die klare Stimme einer Frau war zu hören, doch obwohl sie die Worte formte, war es mir nicht möglich zu verstehen, was sie sagte. Der Führer der Dämonen nickte, auch er sprach mit unhörbaren Worten.

Ich bemerkte eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Aus der Gruppe an Dämonen hatte sich einer der Dämonen gelöst. Ich sah Stahl aufblitzen und sah das helle Leuchten silbernen Haares. Die Sprecherin unserer Gruppe ließ einen kleinen Schrei ertönen. Ich sprintente los, selbst einen Schrei auf den Lippen. Es wurde dunkel um mich und mit einem Ruck wachte ich auf.

über Himmel und Hölle

Kapitel 13: über Himmel und Hölle

Ich war immer noch wie in Trance, als wir die Höhle verlassen hatten. Yasil hatte mir solch ein großes Geheimnis anvertraut. Das bedeutete doch sicher, dass er mir zumindest ein wenig vertraute. Ich wusste, ich musste es ihm sagen, denn ich war nicht der Einzige, der in den Spiegel schauen würde. Doch obwohl ich ihn so liebte, hatte ich Angst ob seiner Reaktion, wenn er von der wahren Natur meiner Gefühle erfuhr. In meinem Kopf spielten sich viele Möglichkeiten ab, so viele Antworten und Reaktionen die er zeigen konnte, und ich fürchtete eine mehr als die andere. Ich erwartete nicht, dass er mich auch lieben würde, aber ich hatte Angst, dass er mich fortschicken würde, hatte er erst gehört was ich zu sagen hatte. Ich liebte ihn einfach, das war alles, solange ich in seiner Nähe bleiben durfte war das genug. Mehr wollte ich nicht, ihn betrachten, in seiner Nähe schwelgen, für ihn da sein. Ich erwartete nichts von ihm dafür, solange er mich bei sich blieben ließe.

Ich blickte auf und der Hass den ich vorhin empfunden hatte kehrte zurück. Dort war Yakut. Auch wenn das, was ich gesehen hatte, die Brandflecken, die auf Yakuts Tränen zurückzuführen waren, ihn in einem anderen Licht hatten erscheinen lassen, so war er doch noch immer derjenige der meine vom Schicksal auserwählte Person verletzt hatte. Auch wenn Yasil seine Schuld bestritt, so war er doch nicht von der Schuld freigesprochen. Und als ich Yasil sah, wie er sanft die Schulter des Rothaarigen berührte, war es, als würde etwas in meinem Inneren explodieren.

„Du! Warum hast du zugelassen, dass sich Yasil verletzt?“ Der rote Drache schaute mich verdutzt an. „Du bist es nicht wert von ihm ‚Bruder‘ genannt zu werden!“ Es schien als hätte ich ihn verletzt. Gut so, auch er sollte den Schmerz fühlen. Doch plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, ich konnte nicht verstehen warum, und so war ich nicht im Stande zu reagieren, als er näher kam, mir auf die Schulter klopfte und sich zu meinem Ohr herunterbeugte. Er flüsterte: „Du hast Recht. Aber ich schwöre bei meinem neuen Namen, der Tag wird kommen an dem ich mich ihm würdig erweise.“

Das hatte ich nicht erwartet. Plötzlich verbeugte er sich wie ein Gentleman. „Yakut D. Veneris macht euch seine Aufwartung.“ Sprach er. Das war also der neue Name den er erhalten hatte? Was er wohl bedeutete?

Zu Yasil gewandt sprach er: „Yasil, mein Bruder, es ist schön dich endlich kennen lernen zu dürfen.“

Ich schaute zu Yasil. Eben hatte er noch mürrisch, ja sogar wütend ausgesehen, aber die Verblüffung die auf seinem Gesicht zu lesen war, war einfach köstlich. Ich konnte mir ein leichtes Kichern nicht verkneifen.

Doch bald schon wurde sein Gesicht ernst und er fragte Yakut, wie es seinem Flügel ginge. Selbst ich sah, dass die Wunde ziemlich schlimm sein musste, so wie er den Flügel auf dem Boden schleifen ließ. Yasil betrachtete die Wunde stumm und griff dann unvermittelt nach Yakuts Arm. Ich hatte noch nicht begriffen was los war, da zerrte Yasil den zeternden Yakut auch schon hinter sich her.

Sie waren schon weit gelaufen, und sie waren schnell. Ich versuchte sie einzuholen und reif: „Hey, wo geht ihr hin? Was soll ich denn jetzt machen?“ Ich sah Yasil die Lippen bewegen, doch sie waren schon zu weit weg, dann hörte ich die Stimme, getragen vom Wind, die sanft sagt: „Geh wieder schlafen!“ Mein Protest verklang ungehört.

Ich begab mich zurück zum Zelt. Ich wusste, irgendwann würden sie wieder kommen, doch ich hatte es nicht eilig. Ich schlenderte am Wald entlang, zupfte hier und da ein paar Kräuter und genoss die frische Luft. Der Wind wurde stärker und ich bemerkte wie ein Rumpeln durch die Erde ging. Ob es hier vulkanische Aktivitäten gab? Ich sah mich um. Weit entfernt sah ich eine Feuersäule gen Himmel steigen, welche augenblicklich wieder erlosch. Gleichzeitig vernahm ich einen Schrei und kalter Schweiß benetzte meine Haut. Es war Yasils Stimme gewesen.

Ich rannte los, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Und in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als Fliegen zu können. Ich streckte die Flügel, machte mich auf den Schmerz gefasst. Doch er blieb aus. Verwundert schaute ich auf die Stelle, die verletzt gewesen war. Sie war geheilt. Das war also dieses warme Gefühl gewesen. Yasil hatte die Wunde geheilt, und das, obwohl seine Verletzungen mehr schmerzen mussten als die meinen. Ich flog los, auf das Zelt zu, in der Hoffnung die beiden dort zu finden.

Als ich vor dem Zelt landete rannte Yakut in mich hinein. Etwas war anders. Schnell hatte ich begriffen was. „Deine Wunden…“ sagte ich verwundert. „..sie sind alle geheilt..“ Ich verstand sofort. Ich schob mich an ihm vorbei und in das Zelt hinein. Ich konnte den Aufschrei nur mit Mühe zurückhalten. Yasil lag auf der Erde, leblos, verwundet und ich befürchtete schon das schlimmste. Ich packte den Drachen mit den roten Augen bei seiner Kleidung und schrie ihn an: „Was hast du ihm angetan, du Versager von einem Bruder?!“

Die Verzweiflung in seiner Stimme war echt als er sprach, ich hörte Verzweiflung darin: „Er hat meine Wunden geheilt, und das, obwohl seine wesentlich schlimmer waren als meine. Er hat sich überanstrengt. Hilf mir ihn am Leben zu erhalten!“  „Was soll ich tun?“ fragte ich, es war egal, ich würde ALLES tun um ihn zu retten, und wenn es mich mein Leben kosten sollte, für Yasil würde ich es mit Freuden opfern. Er schickte mich Wasser zu holen und ich beeilte mich. Ich wusste, es war frisches Wasser dass Yasil brauchte. Die Quelle war nicht mehr weit.

Den Krug, den ich in der Eile vom Tisch genommen hatte tauchte ich tief ein und so schnell mich meine Schwingen trugen kehrte ich zurück. Ich stellte den Krug zu Boden und blickte zu Yasil. Den Aufschrei diesmal konnte  ich nicht zurückhalten. Yasil war von Erde bedeckt und Ranken begannen sich um seine Glieder zu winden, auf der Erde begann das Moos zu sprießen. Ich begann Erde von ihm zu streifen und Ranken abzureißen, doch ich wurde kraftvoll bei den Handgelenken gepackt und weggezerrt. „Was tust du da? Willst du das er stirbt?“ schrie ich Yakut an. . „Was tust DU?“ schrie er zurück. Er verteilte gerade wieder die Erde mit dem Schwanz auf Yasil. „Die Erde wird in die Wunden geraten!“ Langsam wurde ich panisch. „Das soll sie auch!“ antwortete er. „Sie werden sich entzünden!“ Ich meine Stimme war nur noch ein Schreien, Tränen liefen meine Wangen hinab. „Du bringst ihn um!“ Meine Stimme war nur noch ein Wimmern. Ich weinte, denn wenn er jetzt sterben würde, was würde ich tun? Ich konnte nichts tun um ihn zu helfen. Ich hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren. Es war die Hölle. Ich fühlte mich so machtlos und die Angst schien mich von innen her aufzufressen. Sicherlich wäre ich daran zerbrochen, hätte mich Yakut nicht weggestoßen und im mir nächsten Moment eine schallende Ohrfeige erteilt. „ Er ist ein Drache! Und nicht irgendeiner! Er ist der Herr von Terranfor! Er BRAUCHT die Erde zur Heilung.“ Die Stille, die nun eintrat, tat meinen Ohren weh. Die Tränen waren versiegt, und langsam versuchte ich zu begreifen, was er gesagt hatte. Unfähig mich zu rühren sah ich wie er das Wasser über Yasils Körper verteilte. Ich verstand nicht, war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Leichter Wind, von Yakuts Flügeln verursacht, ließ die Haare auf Yasils Stirn leicht anheben. Auch dort waren Schuppen. Hatte er deswegen nicht gewollt, dass ich ihn dort anfasse? Mein starrer Blick konnte sich nicht von dem Geschehen vor mir lösen. Ich schreckte auf, als ich sah, wie sich Yakut nach unten beugte. Als seine Lippen, die meines Engel berührten, hielt ich es nicht mehr aus. Yasils Name entfleuchte meinen Lippen, dann nahm ich meine Kraft zusammen und floh. Weg, von dieser Szene, weg von Yakut, und weg von der Eifersucht die mich gepackt hatte.

Ich floh, bis ich wieder bei der Quelle war. Erschöpft sank ich nieder. Meine eigenen Gefühle widerten mich an. Ich hatte mir gesagt, dass es genug sei, nur bei hm zu sein, genug, ich zu lieben. Doch diese Gefühl von Eifersucht gerade… ich kam mir so schmutzig vor. Was sollte ich tun? Wieder traten Tränen in meine Augen, doch diesmal wurden sie aus einer anderen Quelle gespeist, denn es war Wut, Wut und Hass auf mich selbst, dem diese Tränen entsprangen. Ich blickte zum Himmel. Mutter hatte immer gesagt, wenn Drachen sterben, dann fährt ihre Seele zum Himmel, da sie die Wesen sind die der Himmel geschaffen hatte. Im Himmel, so hatte sie gesagt, würden Engel leben, Wesen mit großen federnen Schwingen, Töchter und Söhne unserer Götter.

Dämonen, so hatte sie gesagt, waren Wesen die die Erde bevölkerten, und sie kehrten zu ihr zurück wenn sie starben, an einen Ort, an dem die Seelen der Dämonen lebten, an einen Ort, den sie Hölle genannt hatte.

Ich blickte hinauf zum Himmel, und hoffte, dass die Seelen der Drachen dort residierten, und so sandte ich ein Gebet zu den Drachenseelen hinauf, ich betete, dass sie Yasil wieder gesund machen würden. Denn das war der einzige Wunsch den ich hegte.

Zu beten hatte mich beruhigt, und langsam war ich wieder in der Lage klar zu denken. Ich hob den Arm um mir die Tränen abzuwischen, doch etwas Hartes traf meine Stirn. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich den Wasserkrug mitgenommen hatte. Ich füllte ihn erneut und kehrte zum Zelt zurück. Es wurde Zeit, dass ich einige Antworten bekam.

Ich betrat das Zelt, stellte den Krug neben Yakut und begab mich in den hinteren Teil, dort, wo ein Teil meiner Sachen lag. Ich lehnte mich lässig an einen der Pfeiler des Zeltes und verschränkte die Arme. „Du bist mir eine Erklärung schuldig!“ sagte ich zu Yakut. Ich hörte ein Seufzen. Ich sah wie er Yasil betrachtete, welcher ruhig schlief, die Wangen hatten schon wieder etwas Farbe, die Ranken an seiner Seite waren noch mehr geworden und eine Decke aus frischem Gras hatte sich über ihm ausgebreitet.

 „Was bedeutet das ‚Er ist der Herr von Terranfor‘?“ fragte ich weiter.

Ich sah wie der rote Drache sie bewegte. Ich wusste um seine Schnelligkeit, aber ich war schneller. Die Schwertspitze kam nur wenige Millimeter vor seinem Hals zum Stehen.

„Das kann ich dir nicht sagen.“ Antwortere er leicht unterwürfig. Ich war sicher, dass das nicht sein wahres Empfinden war. „Warum nicht?“ Ich wusste selbst, dass meine Stimme kalt klang, doch es war mir egal. „Weil das ein Geheimnis ist, was nur Yasil dir erklären kann, und es auch besser wäre, wenn er es dir sagt. Das heißt, wenn er dazu bereit ist…“

Ich überlegt, und zog das Schwert ein klein wenig zurück. Ich würde Yasil fragen. Das war auch besser als es von seinem Bruder zu hören.

 „Dann erklär mir warum die ihn mit Erde begraben und Wasser begossen hast. Und was sollte der Kuss?“ es beschämt mich, dass ich nicht in der Lage war meine Emotionen zu kontrollieren, man konnte hören, dass mich der Kuss verstört hatte.

„Das kann ich dir erklären.“ Sprach Yakut und ritzte mit einer Klaue leicht in seinen Arm. Die wenigen Tropfen Blut die herausquollen und zu Boden fielen, fingen sofort an zu brennen. „Der Körper eines jeden Drachen ist den Elementen mehr oder weniger zugeordnet. Wie du siehst, besteht mein Körper zum größten Teil aus Feuer. Meine Seele, meine Essenz ist mit dem Feuer verbunden. Deswegen konnte auch nur Feuer die Wunden schließen, die ich mir zugezogen hatte. „ Das hörte sich einleuchtend an.

„Yasil ist mit der Erde verbunden. Er formte sie neu um einen unterliegenden Lavastrom auf mich zu richten und meine Wunden damit zu heilen. Doch er war schon verletzt und dieser Kraftakt überanstrengte ihn. Er brach zusammen und nur die Verbindung aller Elemente, die Erde mit der ich ihn begrub, das Wasser mit dem ich ihn tränkte, die Luft mit der ich ihn umwirbelte und dem Feuer meines Atems konnten ihn wieder zu den Lebenden zurückbringen. Wäre ich nicht gewesen, wäre er gestorben…“

Auch das ergab durchaus Sinn… ich konnte es nicht bestreiten, aber ich war nicht sicher, ob das wirklich der Wahrheit entsprach. Doch seine Stimme schwankte nicht, er blinzelte nicht mit den Augen, und dass sein Körper Feuer war, hatte er bewiesen.

„Ja…“ gab ich zu „aber wärest du nicht gewesen, wäre er auch nie in diese Lage gekommen.“ Ich war immer noch wütend auf Yakut, aber ich war nicht mehr in der Lage ihn zu hassen. „Aber…“ begann ich nun etwas sanfter „du hast dich deines Bruders als wert erwiesen…“

Ich legte das Schwert beiseite und tränkte ein Tuch mit dem Wasser um es Yasil aufzulegen.

Ich wachte an seiner Seite, wachte bis es Abend wurde. Yakut hatte sich in eine Ecke des Zeltes gesetzt und saß mit verschränkten Armen dort, Yasil die ganze Zeit beobachtend. Irgendwann hörte ich seinen gleichmäßigen Atem. Ich schaute mich zu ihm um. Er war eingeschlafen.

Ich nahm mir eines der Fälle, welches Yasil für mich bereit gelegt hatte, damit ich darauf schlafen konnte, und legte es neben das erdene Bett, welches sich um Yasils Körper gebildet hatte. So legte ich mich neben ihr und lauschte seinen sanften Atemzügen.

Ich erwachte von einer leisen Stimme: „Ru…“ hörte ich nur, die Stimme klang heiser. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich eingeschlafen war. Ich öffnete die Augen, es viel mir schwer. Ich sah Yasils aufgerissene Augen, seine Hand die ausgestreckt gen Himmel zeigte und war nur froh, dass er erwacht war. Langsam ließ zurück auf sein Lager fallen und bald schon hörte ich wieder regelmäßige Atemzüge. Ich war beruhigt, er war wach gewesen, es schien ihm besser zu gehen, und nun schlief er wieder. Und ich war an seiner Seite. Das konnte nur der Himmel sein.

Ein Blick zu den Sternen

Kapitel 14: Ein Blick zu den Sternen

Ich starrte überrascht auf meine Hand, welche ich suchend zum Himmel gestreckt hatte. Ich wusste nicht mehr, warum ich sie ausgestreckt hatte. Nur das Gefühl von Verlust, unendlicher Traurigkeit und Unausweichlichkeit war verblieben. Ich bemerkte die Ranken die an meinen Armen zogen, und wurde mir meiner Lage bewusst. Was hatte ich getan? Ich hatte gewusst, dass es mich viel Kraft kosten würde Yakut zu heilen, und auch wenn er mein Bruder war, so hatte ich ihn doch vorher noch nie getroffen. In dem Moment, in dem mir die Macht über die Erde entglitten war, hatte ich das Leben aller aufs Spiel gesetzt. Ich ließ die Hand wieder sinken. So was durfte mir nicht noch einmal passieren.

Ich erinnerte mich wieder an die eindringlichen türkisfarbenen Augen. „Du musst dich erinnern!“ Hatten sie verlangt. Ich schloss die Augen erneut. Vielleicht war es mir nun endlich möglich mich zu erinnern.

Kurze Zeit später erwachte ich, erfrischt, und traurig, kannte ich doch nun die Wahrheit, die die Erde mir schon seit so vielen Jahren hatte erzählen wollen. Ich hatte sie nicht gelassen, hatte mich im Schlaf von der Erde entfernt um die Bilder nicht sehen zu müssen, die mir wie Albträume vorkamen. Doch sie waren die Wahrheit. Mein Magen regte sich, mir wurde schlecht. Verzweiflung nagte an mir. Ich musste hier raus. Ich versuchte aufzustehen, die Ranken und Erde wischen bereitwillig von mir.

Ich bemerkte ein Ziehen an den Haaren und schaute zur Seite. Dort lag Ouru, friedlich schlummernd neben mir, seine Hand in meine Haare gekrallt. Sanft löste ich seine Finger und stand auf. Wieder wurde ich überrascht, denn im hinteren Teil des Zeltes saß Yakut mit verschränkten Armen an die Zeltwand gelehnt da, ebenfalls friedlich dösend. Ich hatte nicht erwartet, dass die beiden einander soweit vertrauen konnten, um am selben Ort zu schlafen. Leise holte ich meinen Mantel und warf ihn mir über. Dann ging ich nach draußen, den Sternenhimmel zu betrachten.

Ich kam nicht weit, da hört ich den Herzschlag des jungen Drachen, welcher wegen mir verletzt wurden war. Mir brach kalter Schweiß aus, dachte ich an die verkohlten Haare, denn das Haar eines Drachen war sein ganzer Stolz. Und es schmerzte, wurde es verletzt. Ich ging dem Herzschlag nach und hatte auch schon bald das Zelt gefunden, in dem wohnte. Ich ging hinein. Es war nicht nötig, dass ich mich ankündigte, ich hatte das Recht hier zu sein.

Leise schlug ich die Zeltplane am Eingang zur Seite und schaute herein. Der bleiche Mond am Himmel ließ sein Licht hineinfallen und so konnte ich die Umrisse erkennen. Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden.

Leise sprach ich: „Khroonus D.Yer, fürchte dich nicht.“ Sein Blick war zaghaft, verängstigt. Ich konnte es ihm nicht verübeln, er hatte einen voll ausgebildeten Drachen verärgert und war zum Opfer des von ihm kontrollierten Elements geworden. Es war ein Wunder dass er nur mit angekockelten Haaren davon gekommen war. Er wusste ja nicht, dass ich, obwohl ich schon den Titel eines voll ausgebildeten Drachen trug, meinen richtigen Namen noch nicht erhalten hatte und auch noch nicht über meine vollen Kräfte verfügte.

Angst glomm immer noch in seinen Augen, so näherte ich mich ihm bewusst ganz langsam. Mit Panik in den schwarzen Augen versuchte er zu fliehen, doch schnell umarmte ich ihn, und griff dabei nach seinen Haaren. Ich hörte wie er zu schluchzen begann, es war Verzweiflung und ich glaubte er würde an diesem Druck zerbrechen, ich wusste, ich hatte nicht mehr allzu viel Zeit. Ich nahm meine Energie zusammen und schickte sie in seinen Körper. Und ich überschätze die Kraft ein wenig. Ich spürte wie er in meinen Armen zusammensackte. Ich ließ sein nun wieder geheiltes braunes Haar mit den blauen Reflektionen los und trug ihn auf sein Lager. Als er wieder zu Bewusstsein kam, war ich schon weg.

Ich schaute mich um. Der Ort hier war von mehr oder minder hohen Bergen umgeben und bildete so eine natürliche Festung, eine Art Kessel. Ich blickte in Richtung des Mondes. Von seinem Licht berührt, sah ich einen Felsvorsprung auf einem der Berge. Dies sollte mein Ziel sein.

Dieser Berg, welcher vor nicht allzu langer Zeit von Pflanzen übersät war, war nun kahl, von jeglichem Leben beraubt. Ich wurde traurig, denn wieder war es meine Schuld. Acuh die Schuld der Erinnerungen lastete auf mir. Es waren nicht die meinen, doch es fühlte sich an, als wäre ich dabei gewesen. Mir war, als würden schwere Gewichte an meinen Gelenken baumeln.

Am Rande des Vorsprungs angekommen setzte ich mich und blickte hinunter ins Tal. Wie friedlich es da unten schien. Ich hört zu wie Dutzende von Herzschlägen unter meiner Haut ressonierten, eine Sinfonie bildeten und atmete tief ein. Ich nutze meine Erdmacht um die Wurzeln hier zum Wachsen zu bewegen. Sie bildeten sich nach meinem Wunsch und ich begann mit einem Gesang der an den Himmel gerichtet war. Ich sang mit Worten der Macht, den ursprünglichen Worten, den einzigen, die in der Lage waren die Wirklichkeit mit ihrer wahren Natur zu beschreiben.  Als ich geendet hatte, öffnete ich die Augen und sah hoch zu den Sternen.

„Das war wunderschön…“ hörte ich Ourus staunende Stimme plötzlich neben mir. Ich schaute verblüfft zur Seite. Ich hatte ihn nicht kommen gehört. Er setzte sich neben mich und schaut wie ich hinauf zu den Sternen. Ich hatte gedacht er würde noch schlafen. Wir schwiegen eine Weile. Dann begann er leise.

„Weißt du, meine Mutter hat mir immer gesagt, dass Dämonen erdgebundene Wesen sind, und unsere Seelen nach dem Tod an einen Ort namens ‚Hölle‘ kommen, in dem alle erdgebundenen Wesen in Frieden miteinander leben können. Die Seelen der Drachen, da sie an die Luft gebunden sind, gehen nach dem Tod in den ‚Himmel‘ einen Ort an dem die Kinder der Götter, mit federnen Schwingen bewandet den Frieden bewahren. Deswegen habe ich heute meine Gebete gen Himmel gesandt, mit dem Wunsch, dass du gerettet wirst. Mein Wunsch wurde anscheinend erhört.“

Sein reines, unverfälschtes Lächeln verwunderte mich, berührte mich. Warum hatte er für mich gebetet? Er war seltsam, ich dachte, alle Dämonen würden den Drachen feindselig gegenüber stehen. Dieser hier war anders. Daher hatte ich auch kein Problem damit, ihm ein bisschen davon zu erzählen, an was Drachen glaubten.

„Ich weiß zwar nicht, woher dieser Gedanke kommt, aber wir Drachen sind der Ansicht, dass alle lebenden Wesen an einen einzelnen Ort zurückkehren. Denn alles um uns herum, jede Person, ja wir selbst, sind ein Teil von der Wesenheit, dir ihr als ‚Gott‘ bezeichnet. Diese Wesenheit, welche seit Anbeginn allen Lebens existiert, und mit welcher auch alles Enden wird, nennen wir ‚Tsaiht‘. Und wenn wir zur Tsaiht beten, beten wir gleichzeitig zu unseren Vorfahren und Nachkommen, zu allen Lebewesen um uns herum, dem leeren Raum zwischen den Sternen und zu uns selbst. Ein Gebet ist nichts anderes als ein Ausdruck unserer Gefühle und Wünsche, eingegraben in unsere Seelen. Wir alle kehren irgendwann zu Tsaiht zurück, sind wir doch alle ein Teil von ihm. Deswegen ist es nicht wichtig ob man ein Drache oder ein Dämon, Naga, Nymphy oder sogar eine Pflanze ist. Denn im Tode sind wir alle gleich und alle eins.“

Daraufhin schwieg Ouru für eine Weile. „Du hast Recht.“ Sagte er dann „Wenn wir alle Teil eines Ganzen sind, dann ist es vollkommen egal, wer oder was wir sind. Denn alles ist eins…“

Er schien tief in Gedanken versunken, und ich wollte ihn nicht stören. Und so begann ich ein neues, wortloses Lied und ließ es zu den Sternen klingen.

Ich hatte ihm nicht alles gesagt. Denn selbst wenn wir alle eins waren uns zu Tsaiht zurückkehrten, die Traurigkeit würde bleiben. Und damit würde auch Tsaiht trauern.

„Kann ich eine Frage stellen?“ Ich lächelte in mich hinein, sah ich doch den Widerspruch in seinen Worten, doch ich nickte. „Ich habe vorhin gehört, dass du die Haare von dem Drachen geheilt hast, welcher von Yakut verbrannt wurde. Wieso?“

„Weil er wegen mir verletzt wurde.“ „Aber es ist doch nur Haar!“ beharrte Ouru. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Eben nicht.“ Er schaute verwundert. Ich wusste, dass nur weniger andere davon wussten. „Drachenhaar wächst sehr langsam. Es ist ein wertvoller Schatz, und… es zu verletzen schmerzt uns genauso sehr wie ein Schnitt in die Hand. Deswegen haben Drachen auch lange Haare.“ „Aber die Drachen hier, mit Ausnahme von Yakut und dir haben alle nur maximal schulterlange Haare!“ Ich schaute ihm tief in die Augen. „Natürlich, denn sie alle sind noch keine tausend Jahre alt.“ Er schwieg und erzählte weiter. „Drachen schätzen ihr Haar sehr, und es gibt nur seltene Momente, in denen sich ein Drache selbst verletzen und sich seine Haare abschneiden würde. So etwas tun wir, um bestimmte Ereignisse nicht zu vergessen, wichtige Ereignisse, traurige Ereignisse und auch freudige Ereignisse. Denn den Schmerz, den wir an den Haaren erleiden können wir nicht vergessen…“

Ich verschwieg, dass die meisten Drachen nie etwas vergaßen, wie unwichtig die Information auch war. Er schwieg eine Weile.

„Yasil?“ fragte er dann unvermittelt „Mhh?“ „Der goldene Drache, den ich gesehen habe als das Licht weg war, als Yakut angriff… wer war das?“ Ich seufzte. „Lugh D. Ilios, der Herr des Lichts.“ Ich wollte es dabei belassen, doch die Antwort schien Ouru nicht auszureichen. „Mein Vater…“ fügte ich  daher leise hinzu. Ich bekam keine Reaktion und betrachtete sein Gesicht. Man sah, dass sich die Gedanken in seinem Kopf gerade überschlugen. Ich ließ in ein seinen Gedanken treiben, denn auch ich ließ meine Gedanken schweifen.

„Hey, was hast du da eigentlich am Anfang gesungen?“ fragte Ouru plötzlich. Ich lächelte leicht, bemerkte ich doch, wie er mit aller Kraft versuchte, das Thema zu wechseln. Doch es störte mich nicht. „Es war eine Hymne an den Himmel…“ „Welche Sprache war das? Die Drachensprache? Was bedeuten die Worte?“ fragte er ganz aufgeregt. Ich lächelte und begann die Hymne ein weiteres Mal zu singen, diesmal ohne Macht, aber mit Worten die er verstehen konnte.

 

Eine Lektion in Sachen Himmel

Kapitel 15: Eine Lektion in Sachen Himmel

Ich erwachte und erschrak, als ich sah, dass Yasil verschwunden war. Leise stand ich auf und verließ das Zelt. Wo konnte er nur sein? Ich hörte jemanden sprechen und ging in die Richtung der Geräusche. Ich erblickte zwei junge Drachen, Rekruten, welche ich schon bei Yasils Training gesehen hatte. Einer von ihnen schluchzte, aber er wirkte glücklich. Ich erkannte ihn als den Rekruten, welcher Yasil verwundet hatte. Ich spitze die Ohren, wollte hören was sie sagten. Leise hörte er den Rekruten glücklich stotternd. „Meine Haare…meine Haare…“ Der andere packte ihn bei den Schultern, schüttelte ihn leicht und verlangte zu wissen, was passiert war. „Der Kommandant… er hat meine Haare geheilt…“ sagte er glücklich, doch mit Tränen überströmten Gesicht.

Ich ging, denn ich musst nicht erst raten wer ihr ‚Kommandant‘ war. Es konnte nur Yasil gewesen sein. Also war er gerade noch hier gewesen. Ich schaute mich um in dieser natürlichen Festung. Plötzlich klangen fremdartige Töne an mein Ohr, magisch und seltsam, hatte ich so etwas vorher doch noch nie gehört. Welches Instrument wohl in der Lage war solche Töne zu erzeugen? Die Melodie klang traurig, leicht verzweifelnd, aber hoffend und betend. Ich schaute mich nach der Quelle der Musik um. Plötzlich setzte Gesang ein. Die Stimme war von Macht durchdrungen, und sang mit solch tiefer Traurigkeit, dass mir unweigerlich eine Träne über die Wangen rollte. Sie klang so einsam. Ich wusste gleich, dass es Yasils Stimme war.

Endlich hatte ich ihn entdeckt. Auf dem Rand eines Felsvorsprunges sitzend, saß er, vom Mondschein beleuchtet da. Eine Silhouette die allein in der Nacht wachte und ihre Traurigkeit gen Himmel sang. Ich lief los, alles was ich wollte, war bei ihm zu sein. Ich konnte es nicht ertragen ihn so einsam zu sehen, so traurig. Wenn ich nur irgendetwas tun konnte, auch sei es noch so schwer, um seine Traurigkeit zu lindern, so würde ich es machen.

Als ich den Platz erreichte, an dem er saß, beendete er gerade sein Lied. Jetzt konnte ich auch erkennen, was diese seltsamen Töne erzeugt hatte. Es war eine Harfe, welche nur Yasil nutzen konnte. Eine Wurzel wand sich aus dem Boden vor ihm und formte den Rahmen. Seine Haare bildeten die Seiten. Ich sah ihn die Augen öffnen, die Hände von den Seiten nehmen und stumm in den Himmel starren.

 „Das war wunderschön…“ hörte ich mich selbst, sagen, noch bevor ich darüber nachgedacht hatte. Verwundert blickte er zu mir herüber. Ich setzte mich neben ihm um ebenfalls in die Sterne zu blicken. Leise begann ich zu erzählen: „Weißt du, meine Mutter hat mir immer gesagt, dass Dämonen erdgebundene Wesen sind, und unsere Seelen nach dem Tod an einen Ort namens ‚Hölle‘ kommen, in dem alle erdgebundenen Wesen in Frieden miteinander leben können. Die Seelen der Drachen, da sie an die Luft gebunden sind, gehen nach dem Tod in den ‚Himmel‘ einen Ort an dem die Kinder der Götter, mit federnen Schwingen bewandet den Frieden bewahren. Deswegen habe ich heute meine Gebete gen Himmel gesandt, mit dem Wunsch, dass du gerettet wirst. Mein Wunsch wurde anscheinend erhört.“

 Ich drehte mich zu ihm, und hörte dann verwundert, wie er mir die Sicht der Drachen erklärte:

„Ich weiß zwar nicht, woher dieser Gedanke kommt, aber wir Drachen sind der Ansicht, dass alle lebenden Wesen an einen einzelnen Ort zurückkehren. Denn alles um uns herum, jede Person, ja wir selbst, sind ein Teil von der Wesenheit, dir ihr als ‚Gott‘ bezeichnet. Diese Wesenheit, welche seit Anbeginn allen Lebens existiert, und mit welcher auch alles Enden wird, nennen wir ‚Tsaiht‘. Und wenn wir zur Tsaiht beten, beten wir gleichzeitig zu unseren Vorfahren und Nachkommen, zu allen Lebewesen um uns herum, dem leeren Raum zwischen den Sternen und zu uns selbst. Ein Gebet ist nichts anderes als ein Ausdruck unserer Gefühle und Wünsche, eingegraben in unsere Seelen. Wir alle kehren irgendwann zu Tsaiht zurück, sind wir doch alle ein Teil von ihm. Deswegen ist es nicht wichtig ob man ein Drache oder ein Dämon, Naga, Nymphe oder sogar eine Pflanze ist. Denn im Tode sind wir alle gleich und alle eins.“

Irgendwie war das zu schön um wahr zu sein, bedeutete das doch, das selbst wenn ich sterben würde, ich im Tode mit Yasil vereint war, ein Privileg, welches ich nach dem Glauben der Dämonen nicht haben würde. Und irgendwie ergab es auch Sinn, zerfielen die Körper von Dämonen und Drachen doch gleichermaßen zu Staub, wenn sie starben. Asche zu Asche…

„Du hast Recht.“ Sagte ich dann. „Wenn wir alle Teil eines Ganzen sind, dann ist es vollkommen egal, wer oder was wir sind. Denn alles ist eins…“

Ohne es zu wissen, hatte er mich dadurch noch einmal in meinem Glauben bestärkt, dass es unerheblich war, welcher Rasse man angehörte. Und dass es mir erlaubt sein sollte, ihn zu lieben. Ich dachte an den Tag zurück, an dem ich Nilam und die Gardisten hatte im Stich gelassen um Yasil zu finden. Ich hatte etwas Ähnliches zu ihnen gesagt, um sie zur Hilfe der Dorfbewohner zu bewegen.

Mit seinen Fingern begann er wieder ein Lied anzuspielen, dieses war weniger traurig, und ich hatte fast das Gefühl die Töne in der Luft leuchten zu sehen.

„Kann ich eine Frage stellen?“ sagte ich ohne darüber nachzudenken. Er nickte. „Ich habe vorhin gehört, dass du die Haare von dem Drachen geheilt hast, welcher von Yakut verbrannt wurde. Wieso?“ „Weil er wegen mir verletzt wurde.“ War seine Antwort. Ich hatte es gewusst, er gab sich die Schuld dafür, und dabei hatte er weder die Flammen beschworen noch überhaupt einen Fehler gemacht. Stattdessen hatte er seine Kraft gebraucht, obwohl er selbst noch nicht vollständig bei Kräften zu sein schien. Ich ließ meine Blicke über seinen Körper streifen, doch er hatte sich einen Mantel übergeworfen und so konnte ich nur seine Arme erkennen. Die Verletzungen schienen verschwunden zu sein. Aber warum hatte der Drache das verkohlte Haar nicht einfach abgeschnitten?

 „Aber es ist doch nur Haar!“ beharrte ich daher. Er schüttelte leicht den Kopf. „Eben nicht.“ Ich schaute verwundert. „Drachenhaar wächst sehr langsam. Es ist ein wertvoller Schatz, und … es zu verletzen schmerzt uns genauso sehr wie ein Schnitt in die Hand. Deswegen haben Drachen auch lange Haare.“ „Aber die Drachen hier, mit Ausnahme von Yakut und dir haben alle nur maximal schulterlange Haare!“ Der Blick seiner Augen schien sich tief in meine zu bohren „Natürlich, denn sie alle sind noch keine tausend Jahre alt.“ Ich schwieg, und versuchte zu begreifen, was ich gehört hatte. Wenn sie erst schulterlange Haare hatten, und noch keine tausend Jahre alt waren, wie alt war dann Yasil, dessen Haare bis hinab zu den Knien reichten? Das war mehr als ich mir vorstellen konnte. Und ich wollte es mir auch nicht vorstellen, war doch meine Lebensspanne nur ein Bruchteil der seinen. Er sprach weiter. „Drachen schätzen ihr Haar sehr, und es gibt nur seltene Momente, in denen sich ein Drache selbst verletzen und sich seine Haare abschneiden würde. So etwas tun wir, um bestimmte Ereignisse nicht zu vergessen, wichtige Ereignisse, traurige Ereignisse und auch freudige Ereignisse. Denn den Schmerz, den wir an den Haaren erleiden können wir nicht vergessen…“

Ich schwieg, ich wollte mit aller Macht an etwas anderes denken, nicht an das Alter meines Engels, und daran wie lange er noch leben würde, wenn ich schon lange nicht mehr war. Goldene Schulterlange Haare kamen mir in den Sinn.

 „Yasil?“ fragte ich dann unvermittelt „Mhh?“ „Der goldene Drache, den ich gesehen habe als das Licht weg war, als Yakut angriff… wer war das?“ Er seufzte. „Lugh D. Ilios, der Herr des Lichts.“ Ich schaute etwas verwundert. „Mein Vater…“ fügte er  daher leise hinzu.

 Ich bemerkte den traurigen Unterton in seiner Stimme, und so schluckte ich die Frage, die mir auf der Zunge gelegen hatte wieder herunter. Wenn er sein Vater war, warum hatte er dann so kurze Haare? Warum war das Licht weggewesen? Und auch Yakut… warum hatte er kürzere Haare als Yasil? Welche Ereignisse waren in ihrem Leben passiert, welche sie nicht zu vergessen wagten?

Die traurige Melodie von vorhin fiel mir wieder ein.

„Hey, was hast du da eigentlich am Anfang gesungen?“ fragte ich daher. Er lächelte leicht, und ich fragte mich, warum er es so selten tat, und warum es immer leicht traurig erschien. „Es war eine Hymne an den Himmel…“ Eine Hymne? „Welche Sprache war das? Die Drachensprache? Was bedeuten die Worte?“ fragte ich aufgeregt. Er lächelte wieder und begann damit, die Hymne ein weiteres Mal zu singen, diesmal in der Sprache, die auch ich verstand.

 

 

 
 

„Vater im Himmel von dort hältst du Wacht
 

Am Tage die Sonne, als Mondschein bei Nacht
 

Mutter im Schlafe auch weilest du dort
 

Spiegelnd erhellst du den düsteren Ort
 

Bruder des Morgens und Bruder der Nacht
 

Hältst Dämmerungsträume und wiegest sie sacht
 

Herr über alles und Herrscher im Raum
 

Hältst Wacht über alles und wandelst im Traum.“
 

 

Als er geendet hatte konnte ich  ihn nur verwundert anstarren. Seine Stimme war einfach wunderschön. Ich hatte das Gefühl, als würde dieser Text eine geheime Bedeutung beinhalten, doch ich traute mich nicht, ihn zu fragen. Und so saß ich nur dort und betrachtete die Sterne. „Sie sind wunderschön.“ Sagte ich zu mir selbst, und wurde überrascht, als Yasil darauf sagt: „Möchtest du sie dir einmal genauer ansehen?“ Ich nickte, fragte mich jedoch, was in seinem Kopf vorging. Die Wurzel, welche den Harfenkörper gebildet hatte, war verschwunden. Er stand auf und reichte mir eine Hand um mir beim Aufstehen behilflich zu sein. Zaghaft ergriff ich sie und wurde von der ungeheuren Kraft, welche mich mit Leichtigkeit nach oben zog überrascht. „Komm. Ich weiß das du wieder fliegen kannst.“ Sagte er freundlich. Ich gab mich geschlagen, breitete die Flügel aus und flog ihm hinterher.

Sein Ziel war der höchste Gipfel, der Berge, die dieses Tal umfingen. Als er unvermittelt in einen Sturzflug abstieg, fackelte ich nicht lange, und folgte ihm, auch wenn ich nicht wusste wohin die Reise gehen sollte. Nach meiner Schätzung sollte die Dämmerung bald einbrechen.

Wir hielten auf eine Öffnung im Berg zu, welche ich, ohne Yasils Hilfe, nie entdeckt hätte. In den Fels waren Gänge und Räume eingehauen. Die Wände waren mit leuchtendem Moos überzogen und steinerne Stufen führten in die Höhe. Dort ging er lang und während ich staunend die Umgebung betrachtete ging ich ihm hinterher. Die Stufen endeten in einem großen weitläufigen Raum. Seltsame Geräte standen hier herum. Besonders ein großes kegelförmiges Gerät, welches bis an die Decke reichte, fesselte meine Aufmerksamkeit.

„Das hier“ begann Yasil, und zeigte mit der Hand feierlich auf den großen Kegel „nennen wir ein ‚Teleskop‘. Mit ihm kann man die Sterne am Himmel etwas näher betrachten“ Er erhob den Arm in die Luft, und bewegt in dann leicht, als würde er eine etwas verschieben wollen. In diesem Moment sah ich, wie der Berg, welcher sich als Decke über uns wölbte, langsam in zwei gerissen wurde, und sich eine Gesteinsplatte abnormaler Größe wie von Zauberhand zu bewegen schien. Erst da verstand ich, was es hieß, dass Yasil mit der Erde verbunden war. Die Erde formte sich nach seinen Wünschen.

Als sich über uns der klare Himmel ausbreitet, schaute er durch eine kleine Öffnung an der Spitze des Kegels, dessen Grundfläche in den nun sichtbaren Himmel zeigte.

„Komm her, und schau durch.“ Rief er mir zu. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, und so tat ich wie geheißen. Ich musste nach Luft schnappen, als ich das Bild, gewahrte, welches der Kegel zeigte. Vor meinen Augen breite sich ein runder Körper aus, in hellen erd-und orangefarbenen Tönen gehalten. Seine Oberfläche veränderte sich, schien wie flüssig, die Farben liefen ineinander und bildeten ständig neue Muster.

„Was ist das?“ fragte ich verwundert. „Das ist der Morgenstern.“ Antwortete Yasil.

Ich starrte weiter in das seltsame Wunderding. Er hatte es wirklich wahr gemacht und mir die Sterne von Nahem gezeigt. „Die Sterne die weiter entfernt sind, das sind alles weit entfernte Sonnen, welche so hell strahlen, dass man sie bis hierher sehen kann.“ Es gab also mehr als eine Sonne? „Und der Morgenstern?“ Yasil erklärte weiter. „Der Morgenstern ist der Planet Venus, er dreht sich um die Sonne, genau wie der Planet, auf dem wir uns hier befinden. Sie leuchtet nur am Sternenhimmel, weil sie das Licht unsere Sonne reflektiert, wie ein Spiegel.“

Ich dachte eine Weile darüber nach, während ich die Venus betrachtete. „Sie ist so schön…“ sagte ich. Von Yasil hörte ich daraufhin ein leises Kichern, welches ich mir nicht erklären konnte. Aber ich freute mich, denn die Traurigkeit war von ihm gewichen.

„Kann ich noch mehr sehen?“ fragte ich begierig, und er zeigte mir Saturn und Merkur, Jupiter und Neptun. Und schlussendlich den Mond. Ich hatte ihn noch nie so nahe gesehen. Aus der Ferne erinnerte er mich immer an Silber doch seine Oberfläche war rau und unregelmäßig. Wie Tod. Dort lebte nichts.

Doch etwas beschäftigte mich schon eine Weile. „Und wie sieht dieser Planet hier aus? Die Erde?“ fragte ich Yasil. „Ihr nennt ihn also Erde, hmmm?“ Er schwieg kurz. Dann sagte er: „Soll ich es dir zeigen?“ Ich war verblüfft, es kam mir nicht in den Sinn, wie er das anstellen wollte. Schließlich konnten wir kaum bis hinauf zum Mond fliegen.

„Schließ die Augen.“ befahl er sanft und ich gehorchte ohne zu zögern. Mein Herz schlug schneller, als ich merkte, wie er mir seine Hand auf die Augen legte. Ich keuchte auf, als die ersten Bilder in meinen Kopf strömten. Bilder von einem wundervollen blauen Planeten, welcher von weißen Wolken umgeben war. Ich sah so viele Ort, das Grün, das sich ausgebildet hatte. Die Schönheit war einfach überwältigend, und ich begann zu schluchzen.

Schnell nahm Yasil die Hand von meinen Augen. „Ist alles okay?“ fragte er „War das zu viel?“ Wie besorgt er klang. Doch wie konnte ich ihm die Emotionen vermitteln, die mir durch den Kopf gingen, wie konnte ich ihm nur zeigen, was ich alles fühlte? Mein Körper bewegte sich wie von allein, und schon hatte ich die Arme um meinen grünen Drachen gelegt und ihn fest an mich gezogen. Ich glaubte ihn verwundert zu haben, versuchte es zu erklären. „Ich… ich … es ist nur… das alles ist so schön, so einzigartig. Und wir zerstören es. Wir führen Kriege, zerstören die Landschaft, roden ganze Wälder. Ich versteh es nicht, ich versteh einfach nicht warum wir das tun!“ Meine ganze Frustration lag in diesem letzten Satz und ich konnte nicht verhindern, dass mir schon wieder Tränen über die Wangen rannen.

von Sternen und Soldaten

Kapitel 16: von Sternen und Soldaten

Selbst in die Sterne versunken hörte ich plötzlich ein Flüstern neben mir. „Sie sind wunderschön.“ Sagte Ouru, nicht zu mir, sondern einfach in den Raum hinein. Spontan hatte ich eine Idee. „Möchtest du sie dir einmal genauer ansehen?“ Er nickte und ich stand auf und half ihm beim Aufstehen. „Komm. Ich weiß das du wieder fliegen kannst.“ Sagte ich, ich schätze er hatte von Anfang an gewusst, dass ich die Lüge durchschaut hatte.

Unser Ziel war eine Höhle im Berg, welche ich geschaffen hatte, um die Sterne besser betrachten zu können. Als ich den Eingang sah, flog ich steil nach unten, denn dies war die einzige Möglichkeit hinein zu gelangen. Die aus dem Stein gehauenen Treppen führten bis in die Spitze des Berges, dorthin, wo meine größte Errungenschaft versteckt lag. Ich sah Ouru hinter mir staunend das Gerät bestaunen, was ich selbst entwickelt hatte.

„Das hier“ begann ich und zeigte mit der Hand feierlich auf das Gerät „nennen wir ein ‚Teleskop‘. Mit ihm kann man die Sterne am Himmel etwas näher betrachten“ Das es meine Erfindung war, sagte ich nicht. Ich wollte nicht prahlen. Doch ich musste dafür sorgen, dass es auch einsatzbereit war. Ich hob eine Hand zur Decke, und wie ich die Hand zur Seite bewegte, so tat es auch die Felsplatte, die vor der Öffnung in der Decke lag.

Schnell schaute ich durch die kleine Öffnung und suchte am Himmel die Venus. Ich winkte und rief nach Ouru. Es war das erste Mal, dass ich einem anderen dieses Gerät vorführen würde. „Komm her, und schau durch.“ Er kam und ich hörte ein Schnappen nach Luft, als er das Bild gewahrte. „Was ist das?“ fragte er verwundert. „Das ist der Morgenstern.“ Antwortete ich, zufrieden mit dem Vorführeffekt.

Ich fing an zu erklären: „Die Sterne die weiter entfernt sind, das sind alles weit entfernte Sonnen, welche so hell strahlen, dass man sie bis hierher sehen kann.“ Ich hörte ihn fragen: „Und der Morgenstern?“ Es amüsierte mich immer wieder wie oft Planeten mit Sonnen verwechselt wurden, doch störte es mich nicht, da nur wenige soweit blicken konnten wie ich. „Der Morgenstern ist der Planet Venus, er dreht sich um die Sonne, genau wie der Planet, auf dem wir uns hier befinden. Sie leuchtet nur am Sternenhimmel, weil sie das Licht unsere Sonne reflektiert, wie ein Spiegel.“

„Sie ist so schön…“ hörte ich plötzlich. Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Ich fragte mich, was Yakut wohl von dieser Aussage würde halten mögen. „Kann ich noch mehr sehen?“ fragte er begierig, und gerne kam ich diesem Wunsch nach. Ich zeigte ihm Saturn, den zweitgrößten Planeten in unserem Sonnensystem welcher mit seinen Ringen auch mit bloßem Auge sichtbar war. Ich erzählte ihm von den 62 Monden, die ihn umkreisten, und nannte ihm die Namen der vier größten, Titan, Rhea, Dione und Tethys. Ich zeigte ihm auch Merkur, der unserer Sonne am nächsten war, und welcher für die Weisheit stand. Auch Jupiter, welcher in goldgelbem Licht erstrahlte, ließ ich nicht aus. Er war der Größte der unsere Sonne umkreisenden Planeten. Von Neptun, einem wunderschönen, fast nur aus Gas bestehenden blauen Planeten mit Ringen war Ouru besonders begeistert. Er wollte mehr sehen, doch die es begann schon zu dämmern. Ich hatte nur noch Zeit um ihm etwas zu zeigen, was mir sehr am Herzen lag. Ich zeigte ihm den Mond. Der junge Dämon war sichtlich überrascht, dass der Mond leblos, öd und mit Kratern übersät war.

Plötzlich fragte er „Und wie sieht dieser Planet hier aus? Die Erde?“ „Ihr nennt ihn also Erde, hmmm?“ entfuhr mir. Bisher hatte ich ihm die Namen der anderen Planeten gesagt, wie sie in seiner Sprache hießen. Die Drachen nannten sie anders. Auch die Erde trug bei uns einen anderen Namen, doch bis heute hatte ich mir nie die Frage gestellt, wie die Dämonen sie wohl bezeichneten. Doch wie sollte ich ihm die Erde erklären? Dann hatte ich eine Idee.

„Soll ich es dir zeigen?“ fragte ich.  Er schien verblüfft. „Schließ die Augen.“ befahl ich, und wurde überrascht wie bereitwillig er der Aufforderung nachkam. Ich legt ihm meine Hand auf die Augen und schloss die meinen. Das Bild der Erde herauf zu beschwören war nicht schwer. Sie lebte in mir. Ich sandte ihm diese Bilder, hörte ihn keuchen, als er in der Lage war sie zu betrachten. Ich zeigte ihm nicht nur wie die Erde von außen aussah, auch die Natur, die Wälder und Flüsse und Berge zeigte ich ihm. Plötzlich hörte ich ihn schluchzen. Schnell nahm ich meine Hand von seinen Augen und unterbrach somit den Bilderstrom.

„Ist alles okay?“ fragte ich besorgt „War das zu viel?“ Als mich seine schlanken Arme plötzlich an ihn zogen und mit Kraft festhielten, die ich ihm nie zugetraut hätte, war ich wie gelähmt. Er begann stotternd: „Ich… ich … es ist nur… das alles ist so schön, so einzigartig. Und wir zerstören es. Wir führen Kriege, zerstören die Landschaft, roden ganze Wälder. Ich versteh es nicht, ich versteh einfach nicht warum wir das tun!“ Frustration klang in seinen Worten und Tränen rannen ihm über die Wangen. Leicht legte ich eine Hand auf seine Schulter. Dann begann ich sacht über sein Haar zu streichen. Wie weich es war…Ich verstand seine Tränen, versuchte ihn zu trösten, auch wenn mir selbst kein Trost vergönnt sein würde.

Ich ließ in weinen, ausgiebig, denn Tränen reinigten den Körper. Irgendwann, die Sonne war bereits aufgegangen, beruhigte er sich leicht.

„Alles wieder okay?“ es beunruhigte mich, dass er so stark zu sein schien, aber trotzdem so mitfühlend war. So etwas war mir bisher noch nicht untergekommen.

Er schluchzte noch leicht, doch er nickte. „Ruh dich ein wenig aus. Du brauchst es dringend.“ Sagte ich. Ich konnte die mentale Anspannung spüren unter der er litt. Es ging mir nahe.

Ich wollte ihn gerade zu einer Bank führen, wo er etwas schlafen konnte, doch er war bereits in meinen Armen eingeschlafen. Vertraute er mir so sehr? War kein bisschen Misstrauen in ihm? Schließlich war ich ein Drache. Er hatte gesehen, was ich zu tun vermochte.

So vorsichtig ich konnte, hob ich ihn hoch und flog mit ihm davon. Und dann verschloss ich das Loch zum Himmel wieder.

Ich war ihm dankbar. Wäre er nicht zur mir gekommen heute Nacht, hätte ich sie in Depressionen verbracht. Ich strich ihm das Haar aus der Stirn, welches der Flugwind ihm ins Gesicht blies. Ich musste lachen, als ich daran dachte, wie Yakut wohl reagieren würde, wenn er uns so ankommen sah. Und ich musste mich wohl bei ihm bedanken. Ich war sicher, dass nur er dafür gesorgt hatte, dass meine Verletzungen heilten.

Ich fragte mich… die Wahrheit die die Erde erzählt hatte… sollte ich sie ihm sagen? Wusste er es bereits? Es war möglich, schließlich war er schon mehr als eine Million Jahre älter als ich. Ich würde ihn fragen müssen… später.

Jetzt gab es wichtigeres zu erledigen. Beim Zelt angekommen, lugte ich vorsichtig hinein. Yakut schlief noch immer, und dass, obwohl ich so lange weg gewesen war. Es hatte ihn wohl etliches an Kraft gekostet, bei meiner Heilung zu helfen. Ich legte Ouru auf das Lager und zog eine Decke über ihn, dann verschwand ich so leise wie ich gekommen war.

Es war Zeit die Truppen aufzusuchen. Die neuen Rekruten waren die Ersten. Sie versammelten sich vor mir, als mein stummer Ruf sie erreichte. Hier hatte ich die absolute Macht. Sie waren alle mehr oder minder in Panik. Die seltsamen Erdbeben, sich in die Luft erhebende Feuerströme und das plötzliche Ausbleiben von Licht hatten sie verschreckt.

Ich war nicht besonders gut darin, die passenden Worte zu finden, doch ich versuchte sie zu beruhigen. "Ich habe euch hier versammelt, weil ihr ein Recht drauf habt zu erfahren, was die Ereignisse bewirkt hat, die euch so verschreckt haben.“ Ein Raunen ging durch die Menge, und ich hob meine Stimme. Und zeigte auf den Rekruten, dessen Haare ich wieder hergestellt hatte.

„Khroonus D.Yer, berichte was du gesehen hast, und ich werde es euch erklären.“ Ich hatte ihn gewählt, weil er alles beobachtet zu haben schien. Er nickte leicht, verschüchtert. „Das ist was ich sah. Beim Training, als es bereits Abend wurde, entglitt mir durch Unachtsamkeit mein Speer. Er verletzte den Kommandanten am Flügel und er stürzte zu Boden. Das nächste was ich sah, war eine Flammenwalze, die uns entgegen schlug und meine Haare versengte.“ Ein Murmeln ging durch die Menge, sahen sie doch alle sein unversehrtes Haar. „Ich floh, doch noch während ich floh, wurde die Welt um uns herum plötzlich dunkel, als hätte jemand das Licht entfernt, und dann sah ich den goldenen Drachen. In seinem Licht konnte ich auch den roten Drachen sehen, welcher die Flammenwand geschickt hatte. Ich konnte nicht verstehen was sie sagten, doch der goldene Drache war plötzlich verschwunden und ich fand mich auf dem Boden wieder. Ich floh weiter bis zu meinem Zelt. Die Angst hatte mich so sehr gepackt, dass ich den ganzen Tag lang nicht in der Lage war das Zelt zu verlassen. Erst als ich das Beben der Erde bemerkte, rannte ich nach draußen, und ich sah, wie eine Fontäne aus Flammen zum Himmel aufstieg. Danach war es eine Weile ruhig. Zu ruhig. Es war, als hätte die Erde den Atem angehalten…“ Ich hatte nicht gewusst, dass die Aktion mit Yakut solche Folgen gehabt hatte.

„Es war, als wäre alles vorbei, und aus Furcht floh ich zurück in mein Zelt. Am Abend kam der Kommandant vorbei und heilte meine Haare, weswegen ich ihm auf ewig dankbar bin.“ Er endete seinen Bericht ohne die Angst und die Tränen zu erwähnen, die er erfahren hatte, als er mich sah. Doch er blickte mich mit unverhohlener Bewunderung an.

Nun war es an mir zu erklären. Ich war der Herr von Terranfor, oberster Richter, Oberbefehlshaber der Truppen, Kommandant und Ausbilder, Wächter der schlagenden Herzen. Und alle Herzen um mich herum schlugen voll Angst. Das durfte so nicht weitergehen. Angst war der größte Feind eines Drachen.

„Der rote Drache, den ihr gesehen habt, das war Yakut D. Veneris.“ Als sie den Namen hörten war allen klar, dass er ein voll ausgebildeter Drache war, denn alle Drachen trugen den Namen ‚Yer‘, wenn sie die Zeremonie noch nicht durchlaufen hatten, als Zeichen dessen, wo sie geboren wurden.

„Er hat euch angegriffen, einzig und allein, weil er verärgert über meine Verletzung war…“ Ein junger blauhaariger Drache mit dem Namen Triton  D. Yer fragte: „Warum hat ihn das so wütent gemacht?“ „Er ist mein Bruder.“ Ein Staunen ging durch die Menge. „Und der goldene Drache? Und warum war das Licht weg?“ fragte Khroonus. „Das war Lugh D. Ilios, der Herr des Lichts. Ihr müsst wissen, unter den Drachen sind Lichtherrscher sehr selten. Es war sein Tun, dass das Licht so plötzlich erlosch.“ Wieder ein Raunen, etwas Ängstliches lag in ihren Augen. Ich wusste nicht wer die Frage gestellt hatte die wie aus dem Nichts zu kommen schien. „Aber was hat er dann hier gemacht?“ Es war diese Frage, die ich befürchtet und gleichzeitig erhofft hatte.

„Er kam um uns Brüder vom Streiten abzuhalten. Schließlich ist er unser Vater.“ Ich sagte das alles mit einem Lächeln um sie zu beruhigen. In Wahrheit wusste ich selbst nicht warum er gekommen war, und ich kannte ihn nicht. Obwohl er mein Vater war, hatte ich ihn ebenso wie meinen Bruder an diesem Tag zum ersten Mal gesehen. Ich beantwortete weitere Fragen, merkte, wie sich Furcht in Bewunderung wandelte und war erleichtert zu sehen, dass langsam alles wieder in seinen geregelten Bahnen verlief. Als die Rekruten, nun von Angst befreit, gegangen waren, schwang ich mich in die Luft um die Höhle aufzusuchen, in der die Gruppe kampierte, die den militärischen Test bestanden hatte.

Sie verneigten sie vor mir, als sie meine Präsenz gewahrten und ich gebot ihnen zu stehen. Ich sah mich um. Ich hatte erwartet, die schlimmer zugerichtet zu sehen. Doch ich sah nur schwache Verletzungen, welche vom Dreck verdeckt wurden, welchen sie zur Tarnung aufgetragen hatten.  Die Prüfung war noch nicht vorbei. Erst wenn die Sonne im Zenit stand, würde sie das sein, doch ich hatte genug gesehen. Sie alle würden Guirias bleiben. Nur ein Einziger, wie ich vermutet hatte, besaß die Qualitäten eines Kitars. Es war Caelum. Seine Haare reichten schon bis zu den Ellebogen. Dass er hier war, hatte mich am Anfang gewundert, war er doch schon von seinem Meister in die Lehre genommen wurden. Doch nun verstand ich. Schließlich war der der Nachfolger des Herrn von Ulanoseu. „Caelum D. Yer. Vom heutigen Tage an stehst du im Rang eines Kitars. Ich erteile dir hiermit alle Recht und Pflichten. Die Prüfung wir heute beendet sein, wenn die Sonne im Zenit steht.“ Ich hörte ein unzufriedenes Gemurmel, weil er als Einziger der Gruppen in der Lage war einen höheren Rang zu erreichen. „Ich habe euch beobachtet, ohne dich, hätte deine Gruppe diesen Test nicht bestanden, du hast gezeigt, dass du in der Lage bist eine Situation kühl zu analysieren, Probleme zu lösen und Leute zu führen. Wenn die Prüfung heute beendet ist, wird es deine Pflicht sein alle Gruppen zu lokalisieren und wieder zu den Quartieren zu führen. Das abendliche Training mit der Lanze wird ab sofort unter dein Regime fallen.“ Er nickte und verbeugte sich. Die anderen Drachen waren verstummt. „Bevor zu gehst…“ sagte ich und legte einen Finger auf seine Stirn. Seine Augen wurden groß vor Schreck, als die Informationen über die Aufenthaltsorte und den Zustand der anderen Prüflinge in seinen Geist flossen. „Finde sie. Du weißt wo du zu suchen hast.“ Und damit ging ich. Es war mir gleich, was die anderen denken mochten, doch sie waren noch nicht so weit. Dieser Test hatte es bewiesen. Ich flog zurück zu meiner Behausung, hoffend, die beiden Hitzköpfe noch schlafend vorzufinden.

Krieg (oder auch nicht)

Kapitel 17: Krieg (oder auch nicht)

Ich erwachte in molliger Wärme. Ich erinnerte mich an die Lektion über die Sterne, die Schönheit der Erde und an Yasil. Ich war eingeschlafen. In seinen Armen. Urplötzlich wachte ich auf und setzte mich auf. Ich hörte das Zwitschern einiger Vögel, Licht fiel in das Zelt, doch niemand war hier. Langsam stand ich auf. Es war mir peinlich schon wieder vor Yasil geweint zu haben. Er musste mich für schwach halten, so oft wie ich bei ihm schon in Tränen ausgebrochen war. Doch ich konnte nichts tun. In seiner Gegenwart war mir, als würde ich wieder zum Kind, und alle Emotionen die ich zurückgehalten hatte würden einfach aus mir herausbrechen. Ich sah eine Schale mit Wasser auf dem Tisch stehen. Schnell wusch ich mir das Gesicht. Ich war mir sicher, dass meine Augen ganz rot und geschwollen waren. Das kühle Wasser tat gut. Ich schöpfte es mit den Händen und ließ es mir über Gesicht und Haare laufen. Über die Schale gebeugt, ließ ich es zurücktropfen. Das Geräusch beruhigte meine Nerven. Einige Momente lang stand ich so da und dachte nach. Ich wusste, ich musste Yasil von dem Spiegel erzählen. Aber dann würde er auch erfahren, was ich wirklich für ihn empfand, und ich fürchtete mich davor, von ihm weggeschickt zu werden, von ihm ignoriert oder sogar gehasst zu werden. Ich fürchtete mich vor seiner Ablehnung.

Sicher würde es ihm seltsam vorkommen, würde ihm ein Mann, und auch noch ein Dämon seine Liebe gestehen. Aber das genau war es, was ich empfand. Es liebte ihn nicht weil er mein Seelenpartner war. Ich hatte ihn schon geliebt, noch bevor ich die Ketten gehört hatte. Er war mein Seelenpartner weil ich ihn liebte. Es war ein Schicksal was ich selbst bestimmt hatte. Diese Gedanken gaben mir Kraft. Ich dachte an sein Verhalten gestern zurück und hoffte, dass es bedeutete, dass er mich wenigstens ein bisschen mochte. Ich erwartete gar nicht, dass er mich auch liebte… solange ich nur bleiben dürfte, wäre es genug.

Ganz in Gedanken versunken hatte ich die Stimmen nicht gehört, welche von draußen hereindrangen. Es waren die von Yakut und Yasil. Ich lugt nach draußen. Sie kamen in Richtung des Zelts gelaufen. „….nd du hast ihn zum Kitar ernannt?“ Ich sah wie Yasil nickte und die Hand schwenkte. Aus dem Boden wuchsen Wurzel, welche einen Tisch, Stühle und ein Dach bildeten. Verwundert kam ich näher. Sie setzten sich. Ich sah Yakut ein Blatt zusammenrollen. Mit einem Schippen seiner Finger entzündete er es, dann legte er es an die Lippen und sog den Rauch ein. Ich sah wie Yasil missbilligend das Gesicht verzog. Ein weiterer Schwenker seiner Hand ließ den Wurzeltische Becher hervorbringen und einen Moment später waren sie mit Wasser gefüllt. Ich traute meinen Augen nicht.  Ich hatte zwar schon gesehen, wie Yasil die Erde bewegt hatte. Aber das hier war etwas ganz anderes. Die Wurzelmöbel und –becher, all das war reichhaltig verziert. Sie sahen aus wie von erfahrensten Handwerkern gefertigt. Weiter betrachtend ging ich näher ran. „Setzt dich doch.“ Sagte Yasil. Ich kam der Aufforderung nach, immer noch die Dinge betrachtend, welche Yasil geschaffen hatte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Yakut einen toten Hasen in die Luft warf, einen Feuerstoß hinterher sandte und das fertig geröstete Kaninchen wieder auffing und zu Essen begann. Yasil hatte den Becher angesetzt und trank, doch ich sah sein angewidertes Gesicht. Mochte er kein Fleisch?

„Ich verstehe es nicht…“ murmelte ich vor mich hin. Die Blicke der beiden wandten sich mir zu. „Was verstehst du nicht?“ fragte Yakut mit vollem Mund, oder zumindest war es das was ich glaubte, dass er zu sagen versuchte. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich so laut gesprochen hatte. „Na, ich meine den Krieg. Ich habe gesehen wie mächtig ihr seid. Warum also führen die Dämonen Krieg gegen die Drachen? Sie sind doch hoffnungslos unterlegen!“ Die beiden schauten mich verwundert an, dann einander. „Krieg?“ fragten sie wie aus einem Mund. Dann schauten sie mich wieder an. Unisono ertönte: „Wie kommst du darauf?“

Jetzt war ich verwirrt, aber er hatte Recht, wie kam ich drauf. Ich dachte nach und erzählte: „Meine Mutter erzählte mir, dass die Drachen und Dämonen schon seit Ewigkeiten im Krieg legen, weil ein Dämon damals einen magischen Spiegel aus dem Hort eines Drachen gestohlen hatte, der in der Lage war die andere Hälfte der Seele zu zeigen, die hineinblickt. Sie sagte es wäre ein goldener Spiegel um dessen Rahmen sich die Gestalt eines Drachen mit saphirenen Augen windet. Und dass auf einem Friedenstreffen, auf dem der Spiegel zurückgegeben werden sollte, das erste Drachenblut vergossen wurde. Wir nennen das Gebiet Dragmoor. Und dass der Spiegel verloren ging. Und das seit dieser Zeit die Drachen uns Dämonen als ihre Erzfeinde betrachten und Dämonen töten, wann immer sie die Gelegenheit haben.“ „Du bist also doch ein Dämon!“ rief Yakut aufgeregt, doch Yasil brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Das erzählt man sich also bei euch?“ Ich nickte.

Yasils Gesicht wirkte leicht ärgerlich, aber auch nachdenklich. „Jetzt verstehe ich.“ Murmelte er vor sich hin. Er blickte mir tief in die Augen. „Lass mich dich etwas korrigieren.“ Ich nicke ergeben. Und ich hörte gespannt zu wie Yasil die Geschichte erzählte. „Vor langer, langer Zeit, da gab es den Spiegel von Tsaiht, der Spiegel von dem du gesprochen hast. Wir alle spürten, dass er ein sehr mächtiger Gegenstand war, und keiner dachte auch nur daran, den Spiegel zu benutzen. Es war ein Tempel in dem er zu sehen war. Es war unsere Verbindung zu Tsaiht, und ein Ort hoher Spiritualität. Die Drachen damals verlangten, dass der dämonische Dieb den Spiegel zurückgab.

Und wie du gesagt hattest, waren einige nicht mit dieser Entscheidung einverstanden. Dragmoor war damals schon ein trockener Ort gewesen, eine Steppe, ab und an wuchsen Büsche und Bäume. Es war dort sehr heiß, man trug lange schwarze Mäntel um sich vor fliegendem Sand und der flammenden Hitze zu schützen. Es waren neun Dämonen die an den Verhandlungstisch kamen um den Frieden zu sichern. Doch einer von ihnen war ein Verräter an der Krone.

Zu dieser Zeit herrschte König Riwalda, der Blutkönig, der in euren Historiken vielleicht schon vergessen ist.“ Ich erinnerte mich an ein altes, fast zerfallenes Dokument in dem ich diesen Namen gelesen hatte. Wenn ich mich Recht erinnert war dies auf einer Zeit von vor fast Zwei Millionen Jahren zurückdatiert. Es war nur erhalten gewesen, da es in Drachenhaut eingeritzt gewesen war. Oder zumindest hatte ich angenommen, dass es sich dabei um Drachenhaut handelte, denn noch nie war mir ein ähnlich blutrotes Stück unter die Augen gekommen.

„Es waren auch neun Drachen anwesend, genau die Anzahl an Personen die ausgemacht war.“ Sein Blick wurde hart, traurig, ich sah dass er etwas zu sagen hatte, doch ich sah ihn die Wort herunterschlucken. „Die…Vertreterin der Drachen setzte sich an den aufgestellten Tisch. Auch der Vertreter der Dämonen setzte sich und legte den in ein graues Tuch gewickelten Spiegel auf dem Tisch. Als die Drachenfrau den Vertrag aus der Tasche holte schlug der Verräter zu. Ein…anderer Drache, wollte ihn aufhalten, war aber nur noch in der Lage die Attacke mit seinem Körper abzuwehren. Er hat die Drachenfrau geliebt. Doch sein Opfer war zu groß. Das vergossene Drachenblut … verseuchte die Erde, entzog ihr das Leben. Die acht anderen Drachen konnten ihren Kammeraden nicht sterben lassen, der Verlust wäre zu groß gewesen.

Also hatten sie nur eine Wahl. Sie banden die Seele des sterbenden Drachens an den Spiegel. Die Dämonen waren bereits voller Angst geflohen, der Verräter gerichtet. Nur der Anführer der Dämonen, der Blutkönig blieb um zu sehen, wohin ihn das Vertrauen in die falschen Leute geführt hatte. Und er sah die Erde sterben, und er sah, wie acht Drachen ihre Magie verbanden um den Tod der Erde zu beenden. Er sah mit seinen Augen wie sich die Erde mit Eis überzog, sich in einen Winterschlaf versetzte. Und er sah entsetzt zu. Und er fragte die Drachen, was nun passieren würde. Das Eis würde den Tod so vieler Dämonen bedeuten, die es nicht verdient hatten, für die Vergehen eines Einzelnen zu leiden.

Und die acht Drachen trafen eine Entscheidung. Sie schlossen einen Blutpakt mit dem Blutkönig, der besagt, dass es den Dämonen erlaubt sei, den Spiegel von Tsaiht für eine Weile zu behalten, denn er war mächtig genug das Eis in einer gewissen Umgebung fernzuhalten. Dort wo der Spiegel war, blühte das Leben. Und mit der eigeschlossenen Seele kam auch dessen Fähigkeit die andere Hälfte einer Seele zu zeigen. Der Vertrag besagte, dass wenn der Nachfolger des im Spiegel eingeschlossenen Drachen erscheinen würde, dieser Spiegel an ihn zu übergeben sei. Dafür würden die Dämonen den Frieden waren, sowohl mit den Drachen, als auch mit allen anderen Rassen. Das besagte der Pakt.

Aber… der Pakt wurde gebrochen. Der Spiegel wurde nicht zurückgegeben, er ging verloren. Und die Dämonen führten Krieg.

Wir Drachen führen keine Kriege, nicht gegen eine Rasse, so viel schwächer ist als wir, die wir in der Vergangenheit zu beschützen suchten…“ Er endete traurig. Ich hatte gemerkt, dass er einige Dinge der Geschichte … unterschlagen zu haben schien, so kam es mir zumindest vor. Aber ich war doch überrascht. Ich hatte immer angenommen die Drachen würden einen Groll gegen Dämonen hegen… Und Vater hatte immer gesagt, dass seine Eltern von Drachen getötet wurden waren.

„Aber, was ist dann mit den Dämonen die von Drachen getötet wurden? Was ist es, wenn nicht Krieg?“ wandte ich ein. Sie antworteten wie aus einem Mund: „Selbstverteidigung.“

Meine Gesichtszüge entgleisten. „Huh?“ „Es ist ganz einfach.“ Begann Yasil. „Drachen haben die oberste Pflicht ihr Leben zu beschützen, sowie das Leben aller anderen Drachen. Wenn also Dämonen, die sich als unsere Feinde betrachten und uns angreifen, wenn sie uns sehen, sich uns nähern, dann sind wir vorsichtig. Viele unerfahrene junge Drachen haben daher mehr getötet als nötig. Deswegen werden sie hier ausgebildet. Um ihnen Sicherheit zu geben, um sie davon abzuhalten um sich zu schlagen, damit sie soweit einen klaren Kopf behalten um zu verhandeln, Leben zu erhalten und zu fliehen um ihr Leben zu schützen anstatt wild drauf los zu schlagen. Daher wurde im Blutpakt festgelegt, dass die Drachen in den Gegenden leben würden, die damals vom Eis überzogen wurden, denn sie konnten das überleben, während die Dämonen in wärmere Gebiete zogen und sich um den Spiegel sammelten. Die Drachen haben die Dämonen nie als ihre Feinde betrachtet…“ er beendete seine Geschichte mit diesem traurigen Lächeln, was ich nun schon so oft gesehen hatte, doch schien die Traurigkeit in seiner Stimme nun gewachsen zu sein. Ich fragte mich, was passiert war.

Yakut begann: „Genau. Wir hassen die Dämonen nicht. Eigentlich tun sie uns sogar leid, schließlich sind sie…“ Ich hörte das Ende des Satzes nicht mehr. Yasils Flügel hatte Yakut wuchtig im Gesicht getroffen und er war zu Boden gefallen. Yasils Gesicht drückte Wut aus, Trauer und irgendwie auch Schuld. Noch bevor ich etwas sagen konnte, flog Yasil davon. Yakut starrte ihm eine Weile hinterher. „Ich glaube, jetzt habe ich ihn verärgert…“ sprach er schuldbewusst. Langsam setzte er sich auf. Verträumt starrte er in den Himmel, obwohl Yasil schon lang außer Sichtweite war. Er seufzte. Langsam konnte ich den Geschehnissen nicht mehr folgen. Ich hatte mich gewundert, wieso Yasil in der Lage war die Geschichte so detailliert wieder zu geben …als wäre er dabei gewesen. Ich schüttelte den Kopf, das konnte doch gar nicht sein.

Ich trat zu Yakut. „Hey. Du solltest dich bei ihm entschuldigen.“ Er blickte mich verwirrt an. „Na, du hast ihn doch verärgert, oder? Ich weiß zwar nicht mit was, aber wenn man streitet, dann sollte man sich entschuldigen, so dass man sich wieder vertragen kann…“ Er lacht leicht.  Und schaute dann zu mir. „Sag mal, ist es dir noch nicht in den Sinn gekommen, dass er sauer wurde, weil ich dabei war dich zu beleidigen? Oder dass das bei Drachen anders läuft? Bestimmt weißt du gar nicht, was du damit anfangen sollst, was gerade erzählt wurde. Bist du nicht neugierig? Stört es dich nicht?“ Jetzt war es an mir verwirrt zu schauen. Er hatte mich beleidigen wollen? „Warum sollte es mich stören? Als ob ich etwas daran ändern könnte, wenn ich es nicht verstehe und keiner von euch die Güte hat mich aufzuklären. Das Einzige, das mich wunderte ist, ob Yasil dabei war, als der Blutpakt geschmiedet wurde. Schließlich konnte er es so detailliert erzählen… aber so alt ist er sicher nicht oder?“

Jetzt wurde auch Yakuts Lächeln traurig, und ich konnte zum ersten Mal die Verwandtschaft der beiden sehen. „Du hast Recht, zu der Zeit war er noch nicht am Leben…“ Eine Weile saßen wir so da, und ich überlegte, wo er wohl hingegangen sein mochte. Ein Windstoß fuhr mir durch die Haare und er brachte die Stimme von Yakut mit sich, die ich ohne den Wind, wahrscheinlich nicht gehört hätte, und ich fragte mich, was die geflüsterten Worte wohl zu bedeuten hatten: „…aber die Erde erinnert sich daran…“

Die Last der Schuld

Kapitel 18: Die Last der Schuld

Ich hatte kaum das Zelt betreten da hörte ich auch schon eine knurrige Stimme. „Wo bist du gewesen?“ Yakut klang vorwurfsvoll. „Ich habe meine Aufgabe erledigt.“ Antwortete ich kalt. Was ging es ihn an? Ich war nun schon eine halbe Ewigkeit ohne ihn ausgekommen, nie hatte er sich für mich interessiert. Nie war er für mich dagewesen. Überhaupt waren alle nur besorgt gewesen, dass ich überlebe, da ich schon seit meiner Kindheit der Herrscher von Terranfor war. Aber nie war es ihnen um mich selbst gegangen, nur Terranfors Sicherheit war wichtig gewesen. Ich hatte die älteren Drachen dafür verachtet, wie sie sich nur um ihre eigene Sicherheit gesorgt hatten. Nie hatte es irgendwen gekümmert, wie es mir ging. Die Erde war die Einzige gewesen, die immer für mich da gewesen war, doch ich entzog mich ihr, als die Träume anfingen. Träume, die die Wahrheit sprachen, welche mich ängstigten und folterten, mich in Starre versetzt hatten. Und dann hatte ich mich der Erde selbst entzogen, welche als Einzige nur mich gesehen hatte. Ich verstand die alten Drachen nun, ich warf ihnen nichts vor, aber dieses unbestimmte Gefühl von Ablehung, das sich in mir breit gemacht hatte, konnte ich nicht abstellen. Ich verstand auch nun die Erde. Die Träume waren ihre Art der Zuwendung gewesen, in dem sie das Wissen, dass nur sie allein hütete mit mir allein zu teilen suchte. Es tat mir leid, dass ich es so lange nicht verstanden hatte. Ich bemerkte wie mir Yakuts Blick folgte, als ich kurz nach Ouru sah. Er schlief noch. Seine Augen waren etwas gerötet vom Weinen. Wieder fragte ich mich, was er hier wollte. Ich wusste, dass er keine feindseligen Absichten hatte, sein Herzschlag hätte es mir verraten, doch ich konnte ihn nicht verstehen. Er weinte ob des Krieges, meiner Verletzungen, meiner Schmerzen, was ging nur in ihm vor. Und auch Yakut. Ich begegnete seinem Blick. Er war noch immer auf mich fixiert. Was wollte er hier? Warum war er gerade jetzt gekommen? Ich hatte das Gefühl, dass er etwas zu sagen hatte. Ich deutete nach draußen und ohne ein Wort ging er voran.

Draußen platzte es aus ihm heraus, doch senkte er seine Stimme trotz allem. „Erklär mir endlich was das soll?“ Ich schaute ihn verwirrt an. „Was meinst du?“ „Der Kleine!“ sagte Yakut verärgert. „Er ist ein Dämon, richtig? Ich weiß zwar nicht warum er Flügel hat, aber ich kann bei ihm keine Verbindung zu den Elementen feststellen. Er IST ein Dämon. Und sag mir nicht, dass du nicht weißt was er ist. Gerade DU müsstest es wissen. Also, erklär es mir!“ verlangte er. Ich bemerkte seinen verärgerten Herzschlag, aber da war auch noch etwas anderes. Was war es? Ich blickte ihn verächtlich an. „Und was geht das gerade dich etwas an? Es ist meine Sache, wen ich bei mir behalte oder nicht?“ Yakuts Herz machte einen Satz.

„Er ist dein Spielzeug?“ Yakuts Gesicht entgleiste und ich seufzte. „Nein. Aber selbst wenn, ginge es dich nicht an. Was willst du überhaupt hier?“ Er schien sich immer noch nicht ganz von dem Gedanken erholt zu haben, dass ich Ouru als Spielzeug, als eine Art Haustier hielt. Ich hoffte er würde bald wieder zu Sinnen kommen. Diese Diskussion begann mich zu langweilen.

„Mhh.. eigentlich bin ich gekommen um dir zu sagen, dass ich meine Ausbildung vollendet habe. Ich bin jetzt der Herr von Vinasa. Deswegen wollte ich dir, als Herrn von Terranfor, meine Aufwartung machen. Aber dass ich die Ausbildung beendet habe, dass hast du mittlerweile wohl selbst gesehen…“ Ich dachte an das vollendete Mal, dass sich auf seiner Stirn gebildet hatte und nickte. Er war also aus reiner Ritterlichkeit hier, na bravo. Das ließ ihn in meiner Achtung nicht gerade steigen. Bis jetzt hatte er mir nur Ärger bereitet, ihn dorthin zu schicken wo er hergekommen war schien mir passend und er hatte mir noch keinen Grund gegeben, über eine andere Möglichkeit nachzudenken. Meine Gefühle ihm gegenüber waren kalt.

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „…und… ich wollte dich sehen. Ich wollte dich schon so lange aufsuchen, aber während meine Ausbildung noch lief, war es mir verboten worden…“ Ich blickte ihn erstaunt an. Das war mir neu. Seit wann war es Drachen verboten andere Drachen während ihrer Ausbildung zu sehen? „… ich mein, du bist mein Bruder, und natürlich wollte ich dich sehen… es war schwer, dich nicht sehen zu dürfen. Nachdem ich schon so lange gewartet hatte…“ sprach er weiter. Ich hatte das Gefühl das es ihm nicht ganz gelingen wollte auszusprechen was ihm auf dem Herzen lag. Ich beschloss, dass er es vielleicht doch wert war, dass man ihm zuhörte, also winkte ich kurz um ihn zum Mitgehen zu bewegen. Ich wollte die frische Luft nutzen um einen kleinen Spaziergang zu unternehmen.

Wir schwiegen eine Weile, während Yakut wie ein treuer Hund neben mir her dackelte, die Blicke die er mir manchmal zuwarf unterstrichen den Eindruck noch. Wenn man ihn so sah konnte man schwer glauben, dass er wesentlich älter war als ich.

„Also, willst du mir jetzt auch mal erklären was das soll? Ich meine, ich kenne kein Gesetz dass es Drachen in der Ausbildung verbietet sich zu treffen, und theoretisch gesehen bin ich noch in der Ausbildung, obwohl ich schon über meine vollen Kräfte verfüge…“

Ich sah wie er um Worte rang, Worte suchte um zu erklären, was ihn bewegte. „Ach ja, bevor es mir entfällt.“ sagte ich um die Stimmung zu lockern. „Um dein Essen musst du dich selbst kümmern!“

Er schaute mich verwirrt an, und prustete dann los. Es war ansteckend, auch ich musste lächeln. „Kein Problem, ich hab schon vorgesorgt.“ Er führte mich weite in den Wald hinein und schon bald hörte ich das flackernde Herz eines Wesens, welches offensichtlich vollkommen panisch war. Ein paar Schritte weiter, sah ich auch warum. Es war in eine Falle geraten, das Bein des Hasen hing in einer Schlinge. Es schien als habe er schon gezogen und gezerrt so gut er konnte, ja, man sah Bissspuren wo er sich versucht hatte das Bein abzunagen. Er tat mir leid, und ich wollte ihn schon befreien, doch dann sah ich Yakuts Grinsen. Das war also seine Vorbereitung gewesen. Ich schluckte meinen Ärger hinunter. Ich wusste, es war der Lauf der Welt, die Starken fraßen die Schwachen. Doch gefallen musste es mir noch lange nicht.

Ich merkte wie sich Yakut freute so fette Beute gemacht zu haben. Ich schaute weg, als er ihm das Genick brach. Zumindest war sein Tod nicht qualvoll gewesen. Die Qual die er hatte vorher zu ertragen, war aber vermeidbar gewesen. Es ärgerte mich, dass Yakut so wenig über seine Taten nachdachte und ihre Tragweite begriff. Ich hatte sofort gewusst, dass dies eine Hasenmutter war. Die panisch schlagenden kleinen Herzen in der Nähe bewiesen es. Ich wollte ihnen helfen, sie mitnehmen, aber dadurch würde ich in den Kreis des Lebens eingreifen, und wenn Yakut sie gewahrte, würde er aus ihnen noch einen kleinen Snack machen. So ließ ich sie schweren Herzens zurück, hoffend, dass wenigstens eines der Kleinen es bis ins Erwachsenenalter schaffen würde.

Auf dem Rückweg begann Yakut zu erzählen. Wie es ihm verboten war mich zu sehen, weil seine Kräfte instabil gewesen waren, und man außerdem nicht gewollt hatte, dass er mich in irgendeiner Weise beeinflusste, wie er versucht hatte mich aus der Ferne zu beobachten. Wie er sich zurückhalten musste um zu mir zu kommen, weil er doch wusste, das er mich verletzen könnte. Es war Erstaunlich, was er alles von mir wusste, wie er, der er doch einen Bund mit dem Feuer hatte, gelernt hatte das Wasser zu benutzen um mich von Zeit zu Zeit zu beobachten.

Jetzt tat es mir leid, dass ich so schlecht von ihm gedacht hatte.  Und ich erzählte ihm von der Prüfung die ich abgehalten hatte. Schon waren wir wieder am Zelt angekommen. Ich war gerade dabei meinen Bericht zu beenden. „Und dann hast du ihn zum Kitar gemacht?“ fragte Yakut. Ich nickte, und schwenkte die Hand. Die brennende Sonne störte mich und so ließ ich die Wurzeln des Bodens an die Oberfläche treten und Tisch, Hocker und ein Dach schaffen.  Ein weiterer Schlenker meiner Hand ließ aus der Oberfläche des Tisches Becher sprießen, welche sich kurz darauf vom Gewebe des Tisches lösten. Ich beschwor das Wasser, welches sich noch in den Wurzeln befand herauf, dass es die Becher füllen möge. Ich setzte mich Yakut gegenüber. Er zog ein Blatt aus seinem Mantel, rollte es zusammen und entzündete die Spitze mit einem Schnippen seiner Finger. Dann legte er das rauchende Blatt an die Lippen und sog den Rauch genüsslich in seine Lungen.

Und ich spürte wie die Luft schlechter wurde. Mir wurde regelrecht übel. Doch ich wusste, als einer der den Bund zum Feuer hatte, brauchte er das. Schon hatte ich das aufgeregt schlagende Herz bemerkt, was sich uns näherte. „Setzt dich doch.“ Sagte ich zu Ouru, und er kam der Aufforderung prompt nach. Den vorhin gefangenen Hasen warf Yakut in die Luft um ihn mit einem gezielten Flammenstoß zu rösten. Es widerte mich an. Ich trank etwas, um meinen rebellierenden Magen zu beruhigen. „Ich verstehe es nicht…“ hörte ich Ouru plötzlich leise vor sich hin murmeln. „Was verstehst du nicht?“ fragte ihn Yakut mit vollem Mund kauend. „Na, ich meine den Krieg.“ Antwortete Ouru. „ Ich habe gesehen wie mächtig ihr seid. Warum also führen die Dämonen Krieg gegen die Drachen? Sie sind doch hoffnungslos unterlegen!“ Ich schaute ihn verwirrt an, dann blickte ich zu Yakut. Er schien genauso verwundert wie ich. „Krieg?“ fragten wir wie aus einem Mund. Er schaute genauso verblüfft wie wir. Unisono meinten wir: „Wie kommst du darauf?“

Er schien kurz zu überlegen und begann dann zu erzählen. „Meine Mutter erzählte mir, dass die Drachen und Dämonen schon seit Ewigkeiten im Krieg legen, weil ein Dämon damals einen magischen Spiegel aus dem Hort eines Drachen gestohlen hatte, der in der Lage war die andere Hälfte der Seele zu zeigen, die hineinblickt. Sie sagte es wäre ein goldener Spiegel um dessen Rahmen sich die Gestalt eines Drachen mit saphirenen Augen windet. Und dass auf einem Friedenstreffen, auf dem der Spiegel zurückgegeben werden sollte, das erste Drachenblut vergossen wurde. Wir nennen das Gebiet Dragmoor. Und dass der Spiegel verloren ging. Und das seit dieser Zeit die Drachen uns Dämonen als ihre Erzfeinde betrachten und Dämonen töten, wann immer sie die Gelegenheit haben.“

Yakut schrie auf: „Du bist also doch ein Dämon!“ Ich brachte ihn mit einer Handbewegung zu schweigen. Er hatte es doch gewusst, warum tat er plötzlich so überrascht?  „Jetzt verstehe ich.“ Entfleuchte meinen Lippen. „Das erzählt man sich also bei euch?“ fragte ich ihn. Er nickte. Mir war klar, dass er wahrscheinlich nichts daran ändern konnte, doch aus irgendeinem Grund wollte ich wirklich dass er die Wahrheit wusste. „Lass mich dich etwas korrigieren.“ Er nickte ergeben, und ich fragte mich, ob es wirklich richtig war die Erinnerungen er Erde mit ihm zu teilen, doch ich hatte es begonnen und ich würde nicht eher enden, bis er nicht die Wahrheit kannte.

 „Vor langer, langer Zeit, da gab es den Spiegel von Tsaiht, der Spiegel von dem du gesprochen hast. Wir alle spürten, dass er ein sehr mächtiger Gegenstand war, und keiner dachte auch nur daran, den Spiegel zu benutzen. Es war ein Tempel in dem er zu sehen war. Es war unsere Verbindung zu Tsaiht, und ein Ort hoher Spiritualität. Die Dämonen damals verlangten, dass der Dieb den Spiegel zurückgab.

Und wie du gesagt hattest, waren einige nicht mit dieser Entscheidung einverstanden. Dragmoor war damals schon ein trockener Ort gewesen, eine Steppe, ab und an wuchsen Büsche und Bäume. Es war dort sehr heiß, man trug lange schwarze Mäntel um sich vor fliegendem Sand und der flammenden Hitze zu schützen. Es waren neun Dämonen die an den Verhandlungstisch kamen um den Frieden zu sichern. Doch einer von ihnen war ein Verräter an der Krone.

Zu dieser Zeit herrschte König Riwalda, der Blutkönig, der in euren Historiken vielleicht schon vergessen ist. Es waren auch neun Drachen anwesend, genau die Anzahl an Personen die ausgemacht war.“ Die damaligen Herrscher… und eine Vertretung.

„Die…Vertreterin der Drachen“ meine Mutter…“ setzte sich an den aufgestellten Tisch. Auch der Vertreter der Dämonen setzte sich und legte den in ein graues Tuch gewickelten Spiegel auf dem Tisch. Als die Drachenfrau den Vertrag aus der Tasche holte schlug der Verräter zu. Ein…anderer Drache, wollte ihn aufhalten, war aber nur noch in der Lage die Attacke mit seinem Körper abzuwehren. Er hat die Drachenfrau geliebt. Doch sein Opfer war zu groß. Das vergossene Drachenblut … verseuchte die Erde, entzog ihr das Leben. „ so wie auch dem Drachen das Leben entzogen  wurde. „Die acht anderen Drachen konnten ihren Kammeraden nicht sterben lassen, der Verlust wäre zu groß gewesen.

Also hatten sie nur eine Wahl. Sie banden die Seele des sterbenden Drachens an den Spiegel. Die Dämonen waren bereits voller Angst geflohen, der Verräter gerichtet. Nur der Anführer der Dämonen, der Blutkönig blieb um zu sehen, wohin ihn das Vertrauen in die falschen Leute geführt hatte. Und er sah die Erde sterben, und er sah, wie acht Drachen ihre Magie verbanden um den Tod der Erde zu beenden. Er sah mit seinen Augen wie sich die Erde mit Eis überzog, sich in einen Winterschlaf versetzte. Und er sah entsetzt zu. Und er fragte die Drachen, was nun passieren würde. Das Eis würde den Tod so vieler Dämonen bedeuten, die es nicht verdient hatten, für die Vergehen eines Einzelnen zu leiden.

Und die acht Drachen trafen eine Entscheidung. Sie schlossen einen Blutpakt mit dem Blutkönig, der besagt, dass es den Dämonen erlaubt sei, den Spiegel von Tsaiht für eine Weile zu behalten, denn er war mächtig genug das Eis in einer gewissen Umgebung fernzuhalten. Dort wo der Spiegel war, blühte das Leben. Und mit der eigeschlossenen Seele kam auch dessen Fähigkeit die andere Hälfte einer Seele zu zeigen. Der Vertrag besagte, dass wenn der Nachfolger des im Spiegel eingeschlossenen Drachen erscheinen würde, dieser Spiegel an ihn zu übergeben sei. Dafür würden die Dämonen den Frieden waren, sowohl mit den Drachen, als auch mit allen anderen Rassen. Das besagte der Pakt.

Aber… der Pakt wurde gebrochen. Der Spiegel wurde nicht zurückgegeben, er ging verloren. Und die Dämonen führten Krieg.

Wir Drachen führen keine Kriege, nicht gegen eine Rasse, so viel schwächer ist als wir, die wir in der Vergangenheit zu beschützen suchten…“ Es war traurig, wie wenig die Dämonen aus der Geschichte gelernt hatte, wie sie ihre Wurzeln vergessen hatten.

„Aber, was ist dann mit den Dämonen die von Drachen getötet wurden? Was ist es, wenn nicht Krieg?“ wandte er ein. Auch hier waren Yakut und ich der gleichen Meinung. „Selbstverteidigung.“

Seine Gesichtszüge entgleisten. „Huh?“ „Es ist ganz einfach.“ Begann ich. „Drachen haben die oberste Pflicht ihr Leben zu beschützen, sowie das Leben aller anderen Drachen. Wenn also Dämonen, die sich als unsere Feinde betrachten und uns angreifen, wenn sie uns sehen, sich uns nähern, dann sind wir vorsichtig. Viele unerfahrene junge Drachen haben daher mehr getötet als nötig. Deswegen werden sie hier ausgebildet. Um ihnen Sicherheit zu geben, um sie davon abzuhalten um sich zu schlagen, damit sie soweit einen klaren Kopf behalten um zu verhandeln, Leben zu erhalten und zu fliehen um ihr Leben zu schützen anstatt wild drauf los zu schlagen. Daher wurde im Blutpakt festgelegt, dass die Drachen in den Gegenden leben würden, die damals vom Eis überzogen wurden, denn sie konnten das überleben, während die Dämonen in wärmere Gebiete zogen und sich um den Spiegel sammelten. Die Drachen haben die Dämonen nie als ihre Feinde betrachtet…“ Warum sie uns als ihre Feinde betrachteten das verstand ich immer noch nicht. Ich hörte Yakut sprechen. „Genau. Wir hassen die Dämonen nicht. Eigentlich tun sie uns sogar leid, schließlich sind sie…“ ich hatte ihn mit einem Stoß meines Flügels zu Boden geworfen, noch ehe er das letzte Wort aussprechen konnte. Wut floss durch meinen Körper und mir war, als würde er brennen. Ich wollte nicht, dass Ouru auf diese Weise erfuhr, warum die Drachen den Kampf mit Dämonen vermieden. Doch ich bemerkte, dass meine Reaktion zu auffällig war. Er würde fragen. Und ich wollte die Frage nicht hören. Also flog ich davon.

Ich wusste nicht was ich getan hatte, doch ich hatte das Gefühl in der Falle zu sitzen. Ich kam nicht von ihnen los. Ich flog so schnell ich konnte. Ich hoffte sehr, dass sie mir nicht hinterherkommen würden. Ich wollte für mich sein, auch wenn ich das nie komplett würde sein können.  Es gab keinen Ort auf Erden, an dem ich allein war. 

Auf der Lichtung angekommen, auf der ich schon heute Morgen war, hörte ich immer noch die kleinen Herzschläge der Hasenkinder. Sie waren noch nicht von hier fortgegangen. Ich kam näher. Und ich spürte wie ihre Angst wuchs. Und dann verband ich mein Herz mit ihren.

Sie erkannten sofort was und wer ich war. Und sofort ließ ihre Angst nach. Neun kleine Hasenkinder waren es, die aus ihrem Versteck heraus kamen um mich zu grüßen. Sie hatten gesehen, dass ich bei dem Drachen gewesen war, welcher sie ihrer Mutter beraubt hatte, und trotzdem vertrauten sie mir. Sie konnten nicht anders. Ich nahm sie hoch und trug sie weiter in den Wald hinein, dorthin, wo ich den Herzschlag des Vaters aufgespürt hatte. Nahe eines kleinen Teiches hatte er eine kleine Höhle gegraben. Ich fand ihn dort in Trauer vor. Doch zeigte sein Herzschlag Freude, als er seine Kinder gewahrte. Es grämte mich, dass sie ihre Mutter verloren hatten, und ich konnte die Tränen nicht zurück halten. Denn was ich bei diesen Tieren sah, war ein Band, welches ich nie zu haben erwartete. Ich sank auf die Knie, Schuld drückte mich nieder. Ich hätte es verhindern können. Und die Tränen wollten nicht aufhören. Und überall wo meine Tränen den Boden berührten, wuchs eine Lilie mit der Farbe von Sonnenlicht.

Verhängnissvolle Worte

Kapitel 19: Verhängnissvolle Worte

‚Aber die Erde erinnert sich daran‘ was das wohl zu bedeuten hatte? Ich hoffte, Yasil würde sich schnell wieder beruhigen. Ich wusste nicht, was ihn so aufgeregt hatte, aber ich wollte nicht dass sich die beiden stritten. Ich war gegangen um Yakut eine Möglichkeit zu geben Yasil hinterher zu fliegen, sich bei ihm zu entschuldigen. Bestimmt würde er es nicht tun, solange ich noch dort war. Der Tisch und die Stühle, alles was Yasil hatte entstehen lassen, waren mit seinem Weggang wieder in ihren natürlichen Zustand zurückgekehrt. Es gab nicht einmal mehr Spuren davon, dass dort eins gewachsene Möbel gestanden hatten. Was Yakut wohl zu sagen gehabt hatte? Er hatte gesagt, dass den Drachen die Dämonen Leid taten, aber warum? Sie hatten doch gar nichts mit uns zu tun, von dem Blutpakt einmal abgesehen.

Ich erinnerte mich über einen Bericht über König Riwalda, doch in unseren Chroniken hatte er einen anderen Namen getragen. Bei uns war er unter dem Namen des Eistöterkönigs bekannt.

Ich erinnerte mich noch ganz genau an die Legenden die ich über ihn gelesen hatte. Sie besagte, dass es damals schreckliche Kriege mit den Drachen gegeben hatte, Drachen welche das Wetter manipulierten und die Erde mit Eis überzogen. Und es wurde gesagt, dass er die Dämonen gerettet hatte, weil er in der Lage gewesen war den Eisdrachen zu töten, welcher in seinem Gebiet gelebt hatte. Und das deswegen das Eis in seinem Gebiet zurückgegangen war, dass deswegen die Rasse der Dämonen überlebt hatte.

Ich merkte erst jetzt, welche Schuld ich auf mich selbst geladen hatte. Auch ich hatte diese Geschichten geglaubt, als ich noch sehr jung gewesen war, hatte den eistötenden König bewundert, hatte mit dem Schwert trainiert um es ihm gleichtun zu können.

Ich wusste nicht, ob Yasil die Wahrheit gesagt hatte, aber warum sollte er lügen? Was sollte es ihm bringen? Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, warum er mich belügen sollte. Zum Glück wusste er nicht wer ich war. Er hätte mir so etwas sonst nie erzählt.

Irgendwie musste ich meine Eltern kontaktieren. Ich musste wissen, ob sie die Wahrheit kannten. Doch wie konnte ich sie erreichen? Ich sah einen Wanderfalken vorbeifliegen, und hatte plötzlich die entscheidende Idee. Schnell zog ich mich in das Zelt zurück, und schrieb ein paar Zeilen. Ich zerriss das Schriftstücke in kleinere Stücke und nahm sammelte ein paar rote Beeren. Dann wartete ich.

Schon bald kam ein weiterer Wanderfalke vorbei. Eine besondere Art, die vom Land der Drachen bis zum Land der Dämonen flog.

Schnell fing ich ihn ein, band eine der kleinen Schriftstücke an sein Bein und markierte den Vogel mit dem Saft der roten Beeren. So verfuhr ich mit fünf weiteren Vögeln. Die rote Farbe sollte sicher gehen, dass wenigstens einer der Vögel, welche sicherlich auch ins Land der Dämonen fliegen würden, als meine Botenvögel erkannt wurden. Ich hatte sie mit meinem Siegelzeichen versehen. Ich ließ alle Vögel frei und hoffte, dass wenigstens eines der Tiere den Weg bis zu ihrem Ziel schaffen würde.

Ich ging hinaus, dorthin, wo ich schon einmal fündig wurde beim Suchen von Kräutern. Ich hatte Yasil noch nicht essen sehen, während Yakut einen ganzen Hasen verschlungen hatte. Er war sicher hungrig. Die Honigbrötchen schienen ihm geschmeckt zu haben, und so schickte ich mich an ein paar weitere von ihnen zu machen, diesmal mit Kräutern, welche die Wundheilung beschleunigten, obwohl ich mich nicht erinnern konnte noch Wunden an Yasils Körper gesehen zu haben. Was hatte ihn so schnell geheilt? Aber auch Yakuts Verletzungen waren so schnell verheilt gewesen, und sicher war es auch Yasil gewesen der meine Wunden geheilt hatte, als wir in der Höhle seiner Mutter gewesen waren.

Es stiegen schon köstliche Gerüche auf, dort wo die Brötchen bucken. Irgendwie brachte mich der Gedanke, dass Yakut sie wohl schneller hätte backen können, zum Lachen. Ob er Yasil schon gefunden hatte?

Als die Brötchen fertig waren, steckte ich ein paar in die den Beutel an meinem Gürtel, den Rest brachte ich in das Zelt. Ich überlegte, ob ich auch Yakut eines der Brötchen anbieten sollte, und begab mich nach draußen um zu schauen, ob die beiden schon zurück waren.

Ich sah Yakut wie er stumm auf der Erde saß. Genau in derselben Position, in der ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.

„Los, beweg dich!“ fuhr ich Yakut an, der nun schon seit gut zwei Stunden in den Himmel starrte, in die Richtung, in die Yasil geflogen war. „Geh gefälligst und entschuldige dich!“ Wieder schaute er mich so verständnislos wie vorhin an. In seinen Augen konnte ich kein Leben erkennen. Es ärgerte mich, wie er nicht einmal so eine einfache Aufgabe erledigen konnte. „Was ist? Bist du dir zu fein deinen Bruder suchen zugehen? Ihm könnte sonst was passiert sein! Vielleicht ist er verletzt und in eine Erdspalte gefallen oder so.“ „Das ist unmöglich.“ Antwortete er. „Er ist der Herr von Terranfor, so eine Lapalie würde ihn nicht aufhalten hier her zu kommen. Das heißt, er WILL nicht hier sein. Also warum sollte ich ihn suchen? Das würde ihn doch nur noch mehr verärgern…“ Ich explodierte, trat ihm in die Seite und flog davon. „Du bist so ein Idiot! Dann such ich ihn eben alleine!“ schrie ich im Davonfliegen. Wenn er mir nicht helfen würde, auch gut. Ich würde die andere Hälfte meiner Seele auch ohne ihn finden. Ich würde wissen, wenn er in der Nähe war, meine Seele würde es wissen.

Was sollte das eigentlich immer mit dem Herrn von Terranfor? Was hatte das zu bedeuten?

Ich flog zuerst in die Richtung, in die Yasil sich davon gemacht hatte. In der Ferne sah ich den Berg, der das Teleskop enthielt und ich überlegte, dass er vielleicht dort sein könnte. Es war schwer den Eingang ohne Yasils Hilfe zu finden, doch nach einigen Minuten gelang es mir. Ich ging die steinernen Treppen empor. Der kalte Gang wurde immer noch von den leuchtenden Flechten erhellt, aber sie kamen mir weniger hell vor, als das letzte Mal. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er hier war. Im Teleskopraum sah ich mich um. Wie ich erwartet hatte, er war nicht hier. Ich schaute mich um. Gestern hatte der Raum etwas Magisches, Bewundernswertes gehabt, aber ohne Yasil war da nichts, nur ein Raum mit verstaubten Geräten.

Ich verließ den Berg wieder und flog ziellos durch die Gegend, dann überlegte ich, dass er vielleicht bei seiner Mutter war und ich schlug einen Kurs zu der Höhle ein. Ich landete vor dem Eingang. Ich konnte Yasils Präsenz spüren. Ich ging ein paar Schritte in die Höhle hinein, und erinnerte mich, dass Yasil gesagt hatte, dass dies ein Labyrinth sein. Sollte ich es wagen hinein zu gehen? Ich suchte in meiner Seele nach der Verbindung zu Yasil. Hier war seine Präsenz schwächer. War er gar nicht in der Höhle?

Ich rannte hinaus. Ja, hier war er viel deutlicher zu spüren. Ich folgte dem Gefühl in den nahen Wald hinein. Immer tiefer lotste mich das Gefühl hinein, und immer stärker wurde meine Sehnsucht nach meinem grünen Engel. Als ich ein paar Farne zur Seite schob stockte mir der Atem. Ich war an einen kleinen Teich geraten. Das Wasser wurde durch das einfallende Licht zum Leuchten und Glitzern gebracht, die umgebende Flora schien grüner, und reicher zu sein, als an irgendeinem anderen Ort.

Und dort lag Yasil, in einem Meer von hellen gelben Lilien. Es sah fast so aus, also würde er in Licht baden. Das durch die Bäume fallende Licht ließ seine Schuppen und Haare leicht bläulich schimmern. Ich ging näher. Um ihn herum hatten sich kleine Hasenkinder geschart. Sie drängten sich an ihn, als wollten sie ihn wärmen, und alles tun um ihn zu berühren. Eines hatte sich unter seinen Flügel gelegt, ein anderes kuschelte sich vertrauensselig an sein Gesicht. Er schien zu schlafen. Als ich noch ein paar Schritte näher kam und mich über ihn beugte um zu schauen, wie es ihm ging, stoben die Hasen davon. Langsam öffnete er die Augen und blickte mich an. Nie war er mir schöner und nie war er mir göttlicher vorgekommen als in diesem einen Moment. Ich legte sacht eine Hand auf seine Wange um mich zu vergewissern, dass dies keine Illusion war. Seine Haut war warm, und ich spürte wieder die Blitze die mich durchzuckten wann immer ich seine Haut berührte.

In diesem Moment wurde es mir unmöglich zu denken, meine Körper reagierte von ganz allein. Und als ich mit meinen Lippen auf die seinen traf, war es zu spät. Es war so natürlich, es fühlte sich so echt an, so… richtig. Er schien überrascht, hatte den Mund leicht geöffnet um zu protestieren, und ich ließ meine Zunge hinein gleiten. Er war so heiß, so … unbeschreiblich. Ich hatte das Gefühl in einen Rausch zu geraten, als mich ein Schlag zur Seite warf.

„Was tust du da?“ schrie er mich an. Sein Gesicht war gerötet. Er fuhr sich mit dem Arm über das Gesicht.  Es war sein Schwanz der mich zur Seite geschlagen und mich wieder zur Besinnung hatte kommen lassen. Die Stelle an der er mich getroffen hatte brannte. „Was soll das?“ rief er wieder verärgert.

Jetzt war es geschehen, es war aus, ich hatte es vermasselt. Jetzt würde er mich hassen. Ich warf einen Blick auf seine geröteten Lippen, und konnte nicht glauben was ich getan hatte. Ich hatte jede Chance vertan, ihm zu erklären was in mir vorging. Es tat weh, seine Ablehnung. Ich spürte sie in jedem seiner Worte. „Was das soll?“ Ich konnte das Leid in meiner Stimme nicht verbergen. „Ich liebe dich, verdammt…“ brachte ich hervor, dann begannen mir die Tränen über die Wangen zu laufen. Ich sah wie er vor Wut zu zittern begann, die Erde bebte, sein Gesicht drückte Abscheu aus. Ich konnte es nicht mehr ertragen und rannte davon. Ich dachte gar nicht daran zu fliegen. Ich glaubte, dass es mir in diesem Moment nicht möglich war, doch sobald ich den Wald verlassen hatte breitete ich meine Flügel aus, und flog davon. Doch wohin sollte ich fliegen? Es war zu spät, es war alles zu spät. Mein Drache wollte mich nicht, lehnte mich ab. Mein Drache, der meine Welt bedeutete, dem ich mein Leben verdankte.

Ich verlor die Kontrolle. Ich trudelte zu Boden, versuchte mich zu fangen. Doch im Fallen fragte ich mich, warum eigentlich. Ich hatte ihn verloren, die Welt war so trist und grau ohne ihn… wozu sollte ich noch leben? Warum sollte ich diesen Sturz verhindern? Ich war doch eh nie dazu bestimmt gewesen zu fliegen, die Flügel hatte mein Drache, mein Engel mir geschenkt, und nun war es, als gehörten sie mir nicht länger und wollten mich nicht mehr tragen. Ich fiel, genau wie schon vor so vielen Jahren, ich ließ mich fallen, ergab mich dem Schicksal, nahm es an, und um mich herum wurde es schwarz.

Verhängnisvolle Erkenntnis

Kapitel 20: Verhängnisvolle Erkenntnis

Als ich erwachte, die Position in der ich geschlafen hatte, hatte mir Rückenschmerzen bereitet, war es bereits Tag und Yasil war verschwunden. Dafür lag der Knirps auf dem Lager, selig schlafend. Das hob meine Laune nicht gerade. Ich wollte gerade aufstehen und nach Yasil suchen, da betrat er das Zelt. „Wo bist du gewesen?“ knurrte ich ihn an. Er konnte mich doch nicht einfach so hier sitzen lassen?

Mein Bruder antwortete: „Ich habe meine Aufgabe erledigt.“ Es klang abweisend, als wollte er sagen, dass ich mich nicht in seine Sachen einmischen soll. Das verletzte mich, denn schließlich war es nicht meine Entscheidung gewesen, dass ich ihn nicht hatte besuchen können.

Ich beobachtete wie er einen kurzen Blick auf den Schlafenden warf. Was war an ihm so Besonders dass mein Bruder ihm so viel Aufmerksamkeit schenkt, verdammt noch mal?

Ich musste es unbedingt wissen. Da sah ich Yasil nach draußen deuten, offenbar hatte er sich entschieden mit mir zu reden. Ich folgte ihm. Kaum waren wir draußen fuhr ich ihn mit unterdrückter Stimme an: „Erklär mir endlich was das soll?“ Er blickte mich verwirrt an. „Was meinst du?“ „Der Kleine!“ sagte ich verärgert. „Er ist ein Dämon, richtig? Ich weiß zwar nicht warum er Flügel hat, aber ich kann bei ihm keine Verbindung zu den Elementen feststellen. Er IST ein Dämon. Und sag mir nicht, dass du nicht weißt was er ist. Gerade DU müsstest es wissen. Also, erklär es mir!“ verlangte ich. Ich war verärgert, was war zwischen Yasil und dem Kleinen?  Sein Gesichtsausdruck wurde hart, ja gerade zu verächtlich. „Und was geht das gerade dich etwas an? Es ist meine Sache, wen ich bei mir behalte oder nicht?“

Entsetzt blickte ich ihn an. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich konnte nicht glauben was ich da gerade gehört hatte. Bedeutete das etwa…„Er ist dein Spielzeug?“ meine ganze Verwirrung sprach aus diesem Satz und ich hörte Yasil seufzen „Nein. Aber selbst wenn, ginge es dich nicht an. Was willst du überhaupt hier?“ Der Gedanke, dass dieser Wicht meinem Bruder zu Willen war ließ mich immer noch nicht los, doch Yasil hatte es bestritten und mein Herz beruhigte sich langsam wieder.

Ich beschloss gleich zum Punkt zu kommen, Yasil sah im Moment nicht gerade geduldig aus. „Mhh.. eigentlich bin ich gekommen um dir zu sagen, dass ich meine Ausbildung vollendet habe. Ich bin jetzt der Herr von Vinasa. Deswegen wollte ich dir, als Herrn von Terranfor, meine Aufwartung machen. Aber dass ich die Ausbildung beendet habe, dass hast du mittlerweile wohl selbst gesehen…“

Ich wusste, wir dachten beide gerade an das Mal auf meiner Stirn, nun war es vollendet.

Doch Yasils Laune hatte sich noch nicht gebessert, und so erzählte ich den EIGENTLICHEN Grund meines Kommens. Verlegen kratzte ich mir den Hinterkopf. „…und… ich wollte dich sehen. Ich wollte dich schon so lange aufsuchen, aber während meine Ausbildung noch lief, war es mir verboten worden…“ Ich sah seinen erstaunten Blick. Hatte es ihm niemand gesagt?

 „… ich mein, du bist mein Bruder, und natürlich wollte ich dich sehen… es war schwer, dich nicht sehen zu dürfen. Nachdem ich schon so lange gewartet hatte…“ Ich überlegte Worte, um auszudrücken wie ich fühlte, da sah ich Yasil winkend an mir vorbeigehen. Es war eine Einladung ihm zu folgen, und ohne groß darüber nachzudenken, tat ich es.

Wir schwiegen eine Weile, während ich hinter ihm, und ihm ab und zu einen Blick zu warf um herauszufinden, ob er mir böse war, dass ich hier hergekommen war.

Yasil begann zu sprechen: „Also, willst du mir jetzt auch mal erklären was das soll? Ich meine, ich kenne kein Gesetz dass es Drachen in der Ausbildung verbietet sich zu treffen, und theoretisch gesehen bin ich noch in der Ausbildung, obwohl ich schon über meine vollen Kräfte verfüge…“

Ich versuchte wieder Worte zu finden, es war nicht gerade eine meiner Stärken.

 „Ach ja, bevor es mir entfällt.“ Hörte ich ihn sprechen. „Um dein Essen musst du dich selbst kümmern!“

Ich schaute ihn verwirrt an, und prustete dann los. Das war irgendwie einfach zu komisch. Es schien ansteckend zu sein, denn ich sah Yasil lächeln. Mir wurde schon leichter ums Herz.  „Kein Problem, ich hab schon vorgesorgt.“ Beilte ich mich deswegen zu sagen und führte ihn in den Wald hinein, wo ich eine Falle aufgestellt hatt um mir etwas Essbares zu fangen. Ich hörte es Rascheln und als ich die Falle sehen konnte, konnte ich mit Freude feststellen, dass ich Erfolg gehabt hatte. Ein Hase hatte sich mit dem Bein in meiner Schlinge verfangen und er ich sah, wie er erfolglos versucht hatte sich zu befreien. Das Tier war gut gebaut. Das würde ein Festmahl geben. Schnell ging ich hin um das Tier zu töten. Mit einem leichten Ruck brach ich das Genick und steckte das an der Schlinge hängende Tier unter meinen Mantel.

Dann begann ich zu erzählen, warum ich ihn nicht hatte treffen dürfen, wie gern ich es getan hätte, ich erzählte über meine Ausbildung, meinen Meister, die Zeremonie und wie ich ab und zu das Wasser genutzt hatte um Yasil zu beobachten. Und ich erzählte auch, wie ich hier hergekommen war, warum und freute mich dann, also Yasil mir von der Prüfung erzählte, die er abgehalten hatte, und wo er vorhin gewesen war. Wir waren gerade beim Zelt angekommen, als er dabei war Bericht zu beenden. „Und dann hast du ihn zum Kitar gemacht?“ fragte ich.

 

Er nickte, und schwenkte die Hand. Die brennende Sonne machte mir zu schaffen und so freute ich mich, als ich sah wie er die Wurzeln des Bodens an die Oberfläche treten und Tisch, Hocker und ein Dach schaffen ließ.  Ein weiterer Schlenker seiner Hand ließ aus der Oberfläche des Tisches wunderschön verzierte Becher sprießen, und kurz drauf waren sie mit Wasser gefüllt. Ich setzte mich Yasil gegenüber,zog ein Blatt aus meinem Mantel, rollte es zusammen und entzündete die Spitze mit einem Schnippen meiner Finger. Voller Genuss sog ich den Rauch ein. Als ein Drache der mit Feuer verbunden war, war das eine Art, meine Essenz zu regenerieren.

„Setzt dich doch.“ Hörte ich Yasil plötzlich sagen. Ich hatte nicht mitbekommen, dass der goldäugige Knirps näher gekommen war. Er kam der Aufforderung sofort nach. Ich kümmerte mich nicht darum. Er würde Yasil nichts tun, und alles andere war mir egal. Ich warf den vorhin gefangenen Hasen in die Luft um ihn mit einem gezielten Flammenstoß zu rösten. „Ich verstehe es nicht…“ hörte ich den Kleinen plötzlich leise vor sich hin murmeln. Konnte er nicht einmal die Klappe halten? „Was verstehst du nicht?“ fragte ich ihn kauend, ebenso wie Yasil. „Na, ich meine den Krieg.“ Antwortete der Angesprochene. „ Ich habe gesehen wie mächtig ihr seid. Warum also führen die Dämonen Krieg gegen die Drachen? Sie sind doch hoffnungslos unterlegen!“ Ich schaute ihn verwirrt an, dann blickte ich zu Yasil. Er schien genauso verwundert wie ich. „Krieg?“ fragten wir wie aus einem Mund. Er schaute genauso verblüfft wie wir. Unisono meinten wir: „Wie kommst du darauf?“

Er schien kurz zu überlegen und begann dann zu erzählen. „Meine Mutter erzählte mir, dass die Drachen und Dämonen schon seit Ewigkeiten im Krieg legen, weil ein Dämon damals einen magischen Spiegel aus dem Hort eines Drachen gestohlen hatte, der in der Lage war die andere Hälfte der Seele zu zeigen, die hineinblickt. Sie sagte es wäre ein goldener Spiegel um dessen Rahmen sich die Gestalt eines Drachen mit saphirenen Augen windet. Und dass auf einem Friedenstreffen, auf dem der Spiegel zurückgegeben werden sollte, das erste Drachenblut vergossen wurde. Wir nennen das Gebiet Dragmoor. Und dass der Spiegel verloren ging. Und das seit dieser Zeit die Drachen uns Dämonen als ihre Erzfeinde betrachten und Dämonen töten, wann immer sie die Gelegenheit haben.“

Ich schrie auf, endlich hatte ich den Beweis: „Du bist also doch ein Dämon!“ Yasil brachte mich mit einer Handbewegung zu schweigen. „Jetzt verstehe ich.“ Murmelte er. „Das erzählt man sich also bei euch?“ fragte er den Dämon. Der nickte. „Lass mich dich etwas korrigieren.“ Sagte Yasil, und ich schaute zu wie der Dämon ergeben nickte. Auch ich lauschte gespannt die Geschichte vom Spiegel von Tsaiht, König Riwalda und dem Blutpakt.Ich hatte sie noch nie so detailliert gehört. Mutter, die damalige Vertreterin der Drachen, hatte es nie über sich gebracht darüber zu sprechen. Ich merkte mit Genugtuung, dass Yasil dem Dämon diese Information vorenthielt.

„Aber, was ist dann mit den Dämonen die von Drachen getötet wurden? Was ist es, wenn nicht Krieg?“ wandte der Knirps ein. Auch hier waren Yasil und ich der gleichen Meinung. „Selbstverteidigung.“

Im Gesicht des Lilahaarigen war Unverständnis zu lesen. „Huh?“ „Es ist ganz einfach.“ Begann Yasil. „Drachen haben die oberste Pflicht ihr Leben zu beschützen, sowie das Leben aller anderen Drachen. Wenn also Dämonen, die sich als unsere Feinde betrachten und uns angreifen, wenn sie uns sehen, sich uns nähern, dann sind wir vorsichtig. Viele unerfahrene junge Drachen haben daher mehr getötet als nötig. Deswegen werden sie hier ausgebildet. Um ihnen Sicherheit zu geben, um sie davon abzuhalten um sich zu schlagen, damit sie soweit einen klaren Kopf behalten um zu verhandeln, Leben zu erhalten und zu fliehen um ihr Leben zu schützen anstatt wild drauf los zu schlagen. Daher wurde im Blutpakt festgelegt, dass die Drachen in den Gegenden leben würden, die damals vom Eis überzogen wurden, denn sie konnten das überleben, während die Dämonen in wärmere Gebiete zogen und sich um den Spiegel sammelten. Die Drachen haben die Dämonen nie als ihre Feinde betrachtet…“ Genau, schließlich waren sie nur Gefallene. Ich hatte vor es ihm unter die Nase zu reiben. „Genau. Wir hassen die Dämonen nicht. „ sprach ich gönnerhaft. „Eigentlich tun sie uns sogar leid, schließlich sind sie…“ Ein Flügelstoß warf mich zu Boden, noch ehe ich das letzte Wort aussprechen konnte. Ich schaute überrascht in Yasils Gesicht in dem Wut, aber auch Schuld zu lesen war. Und dann flog er davon, ohne ein Wort zu sagen. Ich starrte ihm eine Weile hinterher. „Ich glaube, jetzt habe ich ihn verärgert…“

Ich war mir meiner Schuld voll bewusst. Und ich schaute noch weiter in den Himmel, obwohl ich Yasil seit geraumer Zeit schon nicht mehr sehen konnte. . „Hey. Du solltest dich bei ihm entschuldigen.“

Kam es plötzlich von der Seite. Verwirrt schaute ich den Trottel an, der mich angesprochen hatte. . „Na, du hast ihn doch verärgert, oder? Ich weiß zwar nicht mit was, aber wenn man streitet, dann sollte man sich entschuldigen, so dass man sich wieder vertragen kann…“

Ein freudloses Lachen entfuhr mir. Er gab mir Ratschläge? Dabei war ich doch mindestens zehnmal so alt wie er. Von meiner Warte aus, war er ein Kind.  Also dachte ich, es wäre an der Zeit einmal dem Kind den Ernst des Lebens bei zu bringen.

„Sag mal, ist es dir noch nicht in den Sinn gekommen, dass er sauer wurde, weil ich dabei war dich zu beleidigen? Oder dass das bei Drachen anders läuft? Bestimmt weißt du gar nicht, was du damit anfangen sollst, was gerade erzählt wurde. Bist du nicht neugierig? Stört es dich nicht?“ Seine Antwort überraschte mich allerdings.

 „Warum sollte es mich stören? Als ob ich etwas daran ändern könnte, wenn ich es nicht verstehe und keiner von euch die Güte hat mich aufzuklären. Das Einzige, das mich wunderte ist, ob Yasil dabei war, als der Blutpakt geschmiedet wurde. Schließlich konnte er es so detailliert erzählen… aber so alt ist er sicher nicht oder?“ Scharfsinnig, dass musste man ihm lassen. „Du hast Recht, zu der Zeit war er noch nicht am Leben…“ so viel musste ich einräumen. Und leise flüsterte ich vor mich hin. „…aber die Erde erinnert sich daran…“

Der Kleine ging, und ließ mich mit meinen Gedanken allein. Sie alle kreisten nur um eines. Yasil. Was sollte ich jetzt tun? Welche Worte sollte ich finden? Ich war ratlos und meine Gedanken schienen in einem Labyrinth gefangen zu sein.

Plötzlich stieg mir ein köstlicher Duft in die Nase, der schnell näher kam. Und dann wurde ich angeschrien. „Los, beweg dich!“ Ich konnte meinen Blick nicht vom Himmel lösen. „Geh gefälligst und entschuldige dich!“ Ich blickte ihn an und sah das verlockend duftende Brötchen in seiner Hand. Ob ich mich mit so etwas bei Yasil entschuldigen konnte?

„Was ist? Bist du dir zu fein deinen Bruder suchen zugehen? Ihm könnte sonst was passiert sein! Vielleicht ist er verletzt und in eine Erdspalte gefallen oder so.“ sprach der Dämon gereizt. „Das ist unmöglich.“ Antwortete ich promt. „Er ist der Herr von Terranfor, so eine Lappalie würde ihn nicht aufhalten hier her zu kommen. Das heißt, er WILL nicht hier sein. Also warum sollte ich ihn suchen? Das würde ihn doch nur noch mehr verärgern…“ Ich war verzweifelt, wenn nun Yasil nicht zurückkommen würde wollen. Was dann? Ein Tritt, präzise ausgeführt und äußerst schmerzhaft ließ mich zur Seite fliegen.

 „Du bist so ein Idiot! Dann such ich ihn eben alleine!“ schrie der Dämon und flog davon, das köstlich duftende Brötchen war zu Boden gefallen.

Ich starrte noch eine Weile in den Himmel, dann auf das Brötchen. Wider Willen musste ich ihm wieder Recht geben. Ich sollte mich entschuldigen. Ich erhob mich, und machte mich auf die Suche nach Yasil. Ich folgte seinem Geruch. Er war schwach, da schon so viel Zeit vergangen war, doch ich war immer noch in der Lage ihm zu folgen. Es verwunderte mich nicht, dass die Spur in den Wald führte. Hier würde ich nicht fliegen können, die Bäume standen zu dicht. Also landete ich und machte mich auf Yasil zu suchen. Hier war es schwieriger. Yasil roch nach Wald und Erde, nach wilder Natur und Kräutern. In dieser Umgebung war es mir nicht mehr möglich ihn nur nach dem Geruch zu finden. Dies würde eine Suche wie nach der Nadel im Heuhaufen werden. Ich sollte mich wohl besser beeilen.

Lange lief ich ziellos durch den Wald, da hörte ich ein Krachen. Ich blickte zur Seite. Dort war eine Lichtung mit einem Teich, und der Knirps stand dort vor einem Feld aus gelben Lilien. Und in dem Feld lag Yasil. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Endlich hatte ich ihn gefunden, auch wenn es ich wurmte, dass der Knirps eher hier war als ich. Ich sah wie dieser sich zum Boden beugte. Was hatte er vor? Er streckte die Hand nach Yasil aus, so vorsichtig, als wäre Yasil aus Glas. Er hatte ja keine Ahnung, wie mächtig Yasil wirklich war. Es wunderte mich schon, dass er nicht vor Angst zitternd vor ihm kniete.

Ich stellte mir das bildlich vor, und was ich sah, gefiel mir. Doch dann sah ich etwas, was mein Herz dazu brachte aus dem Takt zu geraten. Ich sah wie sich der Junge zu Boden beugte und Yasil küsste. Der Kuss schien sich in die Läng zu ziehen, und jede einzelne Sekunde hatte ich das Gefühl, mir würde das Herz aus der Brust gerissen. Es war Eifersucht die mich zerfraß. Ich sah das aufblitzen von Schuppen in der Sonne, und dann wurde der impertinente Bastard von einem Schlag mit dem Schwanz zur Seite geworfen. Ich hörte Yasil verärgert schreien. „Was tust du da?“ er bekam keine Antwort. „Was soll das?“ rief er noch einmal. Die Antwort des Dämons war leise, ja gar flehend, verzweifelt. „Was das soll? Ich liebe dich, verdammt…“ Ich sah Yasils Gesicht, spürte das Erzittern der Erde und sah noch, wie der Kleine unter Tränen davon rann. Ich blickte wieder zu Yasil. Das Zittern des Erdbodens hatte sich beruhigt und er hatte das Gesicht in den Händen geborgen. Ich wusste nicht was in ihm vorging, aber in diesem Moment wurde mir klar, dass ich ihn liebte. Nicht wie man einen Bruder liebte. Diese Art der Liebe hier war anders. Und die Welt, wie ich sie eben noch vorgefunden hatte zerbrach vor meinen Augen und ließ mich in Verzweiflung zurück.

Wächter der schlagenden Herzen

Kapitel 21: Wächter der schlagenden Herzen

Ich erwachte aus dem Schlummer in denen mich die Tränen getrieben hatten. Ich spürte die Wärme des Lichts über mir und durch geschlossene Lieder merkte ich plötzlich, dass es über mir dunkler wurde. Ich öffnete die Augen. Nur kurz von meinem Gesicht entfernt war Ouru und schaute mich besorgt an. Doch in seinem Blick war noch mehr. Seine langen Haare hingen ihm über die Schultern und berührten meine nackte Haut. Sie waren weich. Und sein Blick schien einen Bann zu weben. Ich konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Langsam streckte er eine Hand aus, vorsichtig, als wollte er mir nicht wehtun. Dabei war seine Kraft der meinen weit unterlegen. Und sanft legte er die Hand auf meine Wange. Ich sah wie sich seine Augen etwas weiteten. Was war nur mit ihm los? Und dann, schneller als ich reagieren konnte, hatte er seine Lippen auf die meinen gepresst. Ich wollte protestieren, doch er nutze die geöffneten Lippen um mit der Zunge hineinzufahren. Dieses Gefühl… so etwas hatte ich noch nie erlebt. Meine Haut schien mir plötzlich zu eng, zu drückend, und es war als würde sie brennen. Ich spürte wie sich meine Hände zu Klauen formten und die Krallen etwas weiter ausfuhren. Es schien, als wollte er nicht aufhören. Was zum Teufel war hier los? Ich schlug ihn mit dem Schwanz zu Seite. Dies hatte mich mehr Anstrengung gekostet als ich gedacht hatte. Irgendwie hatte mir mein Körper den Dienst verweigern wollen. Meine Lippen brannten, und ich wischte sie mit dem Arm trocken. Das Brennen wollte nicht aufhören.

Ich schaute zur Ouru. Er hatte eine Hand auf den sicherlich brennenden Abdruck auf seiner Wange gelegt. Er schaute mich verzweifelt an. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten. Es war, als wäre ihm erst jetzt klar geworden, was gerade passiert war. Sein Blick wirkte verloren. „Was tust du da?“ schrie ich ihn an. Ich wollte es wirklich wissen, es verstehen. Ich brauchte einen Grund. Ich bekam keine Antwort, es machte mich wütend. „Was soll das?“ rief ich daher noch mal. Seine Antwort war leise, verzweifelt, um Verständnis flehend.

„Was das soll?“ Seine Stimme zitterte. „Ich liebe dich, verdammt…“ Ich begann zu zittern, die Erde tat es mir gleich. Wut breitete sich in mir aus. Liebe? Nie hatte mich jemand geliebt. Liebe war ein Gefühl, welches mir unbekannt war. Wieso sollte er mich lieben? Ich sah Ouru in Tränen aus brechen. Er sah aus, als hätte ich ihm einen Dolch ins Herz gestoßen. Er rannte davon, ich sah ihm nach, seine Beine schwankten. Ich ließ den Kopf verzweifelt in meine Hände sinken.

Warum Liebe? Was war Liebe? Was glaubte er zu gewinnen, wenn er mir so eine Lüge erzählte? Was hatte ihn bewogen hierher zu kommen? Der Grund warum er mich gesucht hatte, all das schien damit verbunden.

Ich dachte an seine ehrlichen Tränen, an sein glückliches Lächeln, als er mich gefunden hatte. Sein Blick zu den Sternen. Warum nur, wurde das alles nun von seinem Anblick überlagert, den er mir gerade geboten hatte? Ich konnte es nicht verstehen. Und warum liefen mir nun Tränen über die Wangen? Ich verstand diesen Schmerz nicht. Wo kam er her? Was bedeutete er.

Plötzlich hörte ich die Stimme des Drachen mit den türkisfarbenen Augen, den ich im Traum gesehen hatte. Seine Stimme war sanft und leise, aber auch traurig: „Weißt du es immer noch nicht?“ flüsterte er in den Tiefen meiner Seele. Ich wusste nicht was es zu bedeuten hatte…

Ich kehrte zum Zelt zurück. Dunkle Wolken hatten den Himmel verdunkelt. Im Zelt angekommen, fand ich es leer vor. Meine Hoffnung auf eine Ablenkung war verschwunden. Wo trieb sich Yakut nur herum? Ich seufzte tief und berührte leicht meine Lippen. Ich verstand immer noch nicht.

Ich schüttelte den Kopf, wollte auf andere Gedanken kommen, doch immer wanderten sie zu Ouru zurück. Wo er jetzt wohl war? Gedankenversunken blickte ich nach draußen. Der Wind hatte aufgefrischt und ich lauschte mit geschlossenen Lidern dem Rauschen der Bäume des nahen Waldes. Dann ein Rascheln von Kleidung.

Schnell öffnete ich die Augen und schaute mich um. Es war niemand da. Ich hatte mich geirrt, es mir nur eingebildet. Auf was wartete ich hier eigentlich? Wollte ich dass er zurück kam?

Verärgert über mich selbst sprang ich auf und ging nach draußen. In der Ferne hörte ich Donnergrollen. Ich ging die Rekruten suchen. Es war Zeit für eine Trainingseinheit.

Zuerst ging ich mich davon überzeugen, dass alle Prüflinge sicher wieder angekommen waren. Es gab leichte Verletzungen, aber nichts Erstes. Ich teilte ihnen neue Aufgaben zu. Heute würden sie als Sparring-partner für die Rekruten dienen.

Heute hatte ich ihnen Schwerttraining auferlegt. In einer Reihe sollten sie antreten. Ich hatte die Guirias nach ihren Fähigkeiten eingeteilt. Sie waren dazu angetan, es den Rekruten einfach zu machen, Finten zu ermöglich und Angriffslücken zu lassen. Zuerst kämpften sie in Gruppen gegen die Schwächeren Guirias. Jeder der in der Lage war einen Treffer zu landen, würde anschließend gegen einen höherrangigen Guiria antreten. In Einzelkämpfen sollten Kampfsituationen simuliert werden. Wurde hier ein Treffer errungen, so folgte anschließend ein Kampf gegen mehrere Guirias gleichzeitig. Waren bei allen diese Gruppe Treffer erzielt wurden, die Kämpfe hatten bisher alle auf dem Boden stattgefunden, würden sie danach in einem Luftkampf gegen mich antreten. Ich war gespannt zu erfahren, wie viele der Rekruten es bis zu mir schaffen würden…

Ich beobachtete die Kämpfe um mich herum, gab Tipps und korrigierte Haltungen, wenn nötig. Doch etwas störte mich. Einer der Rekruten schien zu fehlen. Es war ungewöhnlich für ihn. Triton war sonst sehr pflichtbewusst. Er hatte zwar noch keinen Meister gefunden, aber ich wusste, dass es einen der Altdrachen gab, der an ihm Interesse zeigte. Ich hatte ihm Tritons Fortschritte schon seit einiger Zeit berichtet. Doch wo war er nur?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als einer der Rekruten, es war Khroonus, auf mich zukam. Offensichtlich hatte er die Gegner vor ihm überwunden. Sein Blick war gerade auf mich gerichtet, er schaute nicht weg, er zeigte keine Angst, nur Bewunderung und Respekt. Er verneigte sich vor mir. Und damit erhoben wir uns beide, wie auf ein unsichtbares Signal reagierend, in die Luft. Er kam auf mich zu, eine Seite offen, wie unbeabsichtigt, aber sein hoffender Herzschlag verriet mir, dass es eine Falle war. Ich musste mir ein leichtes Lächeln verkneifen. Das hatte er sich gut ausgedacht. Ich tat, als würde ich auf die Falle eingehen, ahnte seine Reaktion voraus und konterte. Noch bevor er wusste wie ihm geschah befand er sich auf dem Boden, entwaffnet und besiegt.

„Ihr seid so stark…“ sagte er bewundernd. Ich lobte ihn für seine Leistung und seine Idee, zeigte ihm, was er besser machen konnte. Da keiner der anderen Rekruten die Einzelkämpfe überwand, zeigt ich Khroonus noch einige Manöver. Plötzlich begann er: „Aracan?“

Ich nickte, als Zeichen, dass ich zuhörte. „Aracan, habt ihr Triton gesehen? Er ist seit einiger Zeit verschwunden…“ Es war also nicht nur mir aufgefallen. „Keine Sorge.“ Sagte ich um ihn zu beruhigen. Ich hatte schon lang Tritons Herzschlag gefunden. Demnach war er okay. „Es geht ihm gut. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass er zur morgigen Übung erscheint.“ Khroonus schien daraufhin sehr erleichtert zu sein.

Ich blickte mich um. Die Guirias waren kaum erschöpft, sie waren gut trainiert. Die Rekruten pfeiften mehr oder minder auf dem letzten Loch. Ich seufzte, und beendete dann das Training für heute.

Es war auch schon später geworden. Ich hatten den meisten Tag auf der Lichtung verschlafen… Die Dämmerung war nicht mehr weit entfernt.

Ich beschloss zu meinem Zelt zurück zu kehren, nachdem ich allen Rekruten und Guirias ihre Aufgaben und Trainingseinheiten für morgen zugeteilt hatte.

Als ich zurück kam wusste ich gleich, das Yakut wieder da war. Ich sah ihn auf dem Boden sitzen sobald ich das Zelt betreten hatte. Irgendwas war anders. Er sah aus, als wäre er komplett am Boden, verzweifelt, zerstört und verloren. Was war geschehen? Ich beugte mich zu ihm herunter und berührte ihn leicht an der Schulter. „Alles okay?“ fragte ich ihn? Den Blick den er mir zuwarf, als er meine Hand abschüttelte, konnte ich nicht deuten, es war, als hätte er etwas von seiner geistigen Gesundheit eingebüßt. Irgendwie verängstigt. Komplett in sich selbst verschlossen. Er schlug die Arme um die Beine machte sich so kleine wie möglich. Es sah aus, als würde er am liebsten von dieser Welt verschwinden. Ich konnte es nicht verstehen. Er war einfach nicht der Typ für Verzweiflung. Ich näherte mich ihm langsam und streichelte ihm über die Haare.

„Alles ist okay, egal was passiert ist, du wirst es überwinden. Du bist stark…“ Ich weiß nicht ob diese Worte ihn unterstützen würden, doch ich wusste nicht was ich sonst tun sollte. Ich streichelte ihm weiter über die Haare bis er sich etwas entspannte. Plötzlich schnappte er mich, zog mich zu Boden. Ich war unter ihm begraben, und er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, ich spürte wie sie nass wurden von seinen Tränen.

Er war eine so seltsame Person. Ich verstand nicht was in seinem Hirn vor sich ging. Das schien mir in letzter Zeit öfter so zu gehen…

Irgendwann spürte ich wie er aufhörte zu zittern und ruhig schlief. Was nun? Er war schwer… Ich unterwarf einige der Wurzeln hier meinem Willen und ließ sie Yakut auf das Lager legen.

Eine Weile betrachtete ich ihn, dann zwang ich auch mich zu schlafen. Die Hängematte, in der ich immer schlief, schien mich zu locken und ich gab der Verlockung nach…

 

Stunden später lag ich immer noch wach. Was war nur los mit mir? Ich dachte an die letzte Nacht, in der ich friedlich geschlafen hatte. Das war bevor Ouru hier aufgetaucht war. Ich hatte von ihm geträumt. Wie er in einer Höhle gestanden hatte, welche von Pilzen erleuchtet wurde. Seit dem war er hier gewesen.

Hatte ich mich schon so sehr an seine Gegenwart gewöhnt, dass ich nicht einmal mehr ohne ihn schlafen konnte? In so einer kurzen Zeit? Unmöglich. Ich machte mir nur Sorgen, das war alles. Ich schloss die Augen wieder, und öffnete sie gleich darauf. Es war sinnlos. Ich würde nicht schlafen können ehe ich nicht wusste ob er okay war. Und bevor ich nicht die Antworten hatte, die ich suchte.

Ich warf mir meinen Mantel über und ging hinaus, warf aber noch einen letzten Blick zurück auf meinen Bruder. Ich fragte mich was heute in ihn gefahren war. Ich war beruhigt, dass er jetzt friedlich schlafen konnte. Der Himmel nur wenig von einem blassen Mond erhellt war dunkel von regenverhangenen Wolken. Ich begann mit der Suche in dem Wald, in dem ich ihn zuletzt gesehen hatte. Selbst mit den guten Sinnen eines Drachen war es nicht leicht seinen Fußspuren in dem fahlen Licht zu folgen. Sie führten bis zum Ende des Waldes, dann hörten sie auf. Seine Beine hatten geschlottert, als er davongelaufen war. Der Idiot würde in dem Zustand doch wohl nicht geflogen sein?

Ich warf mich in den immer stärker werdenden Wind und flog in die Richtung, in die die Fußspuren gezeigt hatten. Ich brauchte nicht lange zu suchen, dann fand ich abgeknickte Zweige und Blätter. Er war nicht in der Lage gewesen ordentlich zu fliegen, wie ich erwartet hatte. Doch wo war er. Ich sah die Stelle an der sein Körper den Boden berührt hatte. Etwas Blut war dort vergossen worden. Ich konnte es riechen. Nie hatte ich erwartet, dass Blut so einen Geruch haben könnte. Drachenblut roch definitiv anders.

Ich folgte der Blutspur. War er etwa weiter in die Berge gelaufen. Irgendwann endete die Spur, ich folgte den Pfaden jedoch weiterhin. Irgendwo musste er doch sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sich allein soweit geschleppt hatte. Der Sturz musste ihn ziemlich verletzt haben.

Doch wie sehr ich auch suchte, ich konnte ihn einfach nicht finden. Es hatte begonnen zu regnen. Warum hörte der verdammte Regen nicht auf? Ich befahl dem Regen zu stoppen, warum funktionierte es nicht?

Langsam kam ich in immer stärker zerklüftete Regionen. War er etwa in eine der Schluchten gefallen? Langsam nahm die Verzweiflung überhand. Der Regen wurde stärker. Und langsam schränkte er meine Sicht ein. Das Unwetter hatte mich erreicht. Was sollte ich tun? Ich versuchte nach seinem Herzschlag zu suchen. Ich wusste, dass es sinnlos war. Ich war der Wächter der schlagenden Herzen, jedes schlagende Herz auf Erden hatte eine Verbindung zu meinem. Ich konnte mich mit Drachen ganz natürlich verbinden, und auch mit Tieren wenn sie in der Nähe waren. Aber ein Dämon der irgendwo sein konnte? Was war ich für ein Wächter wenn ich nicht einmal dieses eine schlagende Herz zu finden und zu beschützen vermochte? Ich musste es einfach versuchen, auch wenn die Chancen auf Erfolg gering waren.

Und die Verbindung war sofort da. Es erstaunte mich wie leicht es doch war, ganz so, als wäre er ein Drache wie ich, nein, es war fast noch einfacher. Es war so einfach, wie zu atmen. Ich spürte seinen Herzschlag, er war ruhig, als würde er schlafen. Plötzlich wurde er schneller. Was war passiert? Ohne darüber nachzudenken rannte ich in die Richtung, aus der sein Herzschlag zu mir tönte. Fliegen konnte ich bei diesem Wind und Regen nicht.

Er war schon ganz nah. Plötzlich wurde der Herzschlag panisch. Ich drehte mich um. Dort war eine kleine versteckte Höhle in der ein schwaches Licht brannte. Der Herzschlag kam von drinnen. Und noch ein weiterer Herzschlag war dort auszumachen, der Herzschlag eines Drachen.

Ich ging hinein und mit jedem Schritt den ich ging schien Ourus Herz panischer zu schlagen. Doch es war mein Herz, das einen Schlag aussetzte, als ich gewahrte, was in der Höhle vor sich ging.

Hüterin der vergessenen Geschichte

Kapitel 22: Hüterin der vergessenen Geschichten

Lange nun schon hatten sie auf die Rückkehr des ersten Offiziers der Garde gewartet, doch nie war er gekommen. Nie hatte er berichten können, was ihrem Sohn widerfahren war. Kyranos saß im Thronsaal auf dem unbequemen Stuhl den er hütete und starrte zerknirscht zum Fenster hinaus auf die langsam untergehende Sonne. Warum meldete sich sein Sohn nicht? Wütend ballte er die Hand zur Faust, seine Nägel gruben sich tief in das Fleisch. Warum nur musste er seiner Mutter so viel Leid zufügen? Sie hatte noch nicht einen Bissen gegessen, seit dem die Garde ohne ihn zurückgekehrt war.

Plötzlich wurden die Türen aufgestürmt und ein junger Gardist betrat aufgeregt den Raum, in seinen Händen einen Vogel, der Farbe auf seiner Brust nach, erschossen. Was war so besonders daran?

Der Soldat begann zu sprechen: „Mein König, verzeiht meinen fehlenden Salut, aber ich bin nicht in der Lage die Hände von diesem Vogel zu entfernen.“ Kyranos sah, dass der Vogel noch lebte, er zappelte leicht im festen Griff des Dämons. Was hatte das zu bedeuten?

Der Soldat kam näher und überreicht dem König mit einer tiefen Verbeugung den Vogel. Erst verstand er nicht, was der Junge meinte, doch dann sah er sich die Farbe genauer an, die sich auf der Brust des Vogels befand und er schnappte nach Luft.

„Benachrichtigt sofort die Königin.“ Und er nahm den Vogel entgegen, der Soldat salutierte und ging dem Befehl nach. Der König hingegen betrachtete den Vogel verwundert und musste dann unweigerlich lachen. So eine Idee konnte auch nur seinem Sohn kommen.

Nicht viel später war auch Königin Avellana anwesend. „Mein Liebster, was ist? Warum hast du mich rufen lassen?“ Der König grinste breit und präsentierte ihr den Vogel und das Zeichen, was er auf der Brust trug. „Ouru…“ Tränen der Freude standen in ihren Augen, wie sie den Namen ihres Sohnes aussprach. Mit leichten Händen nahm sie den Vogel entgegen und betrachtete ihn genauer. Dann stutze sie.

„Kyranos, was ist das da an seinem Bein?“ Auch der König schaute verwirrt. Er hatte sich den Vogel bisher noch nicht so genau angesehen. Am Bein des Tieres war ein Zettel gebunden. Schnell machte er ihn ab und entrollte ihn. „Er ist von unserem Sohn.“ Er wirkte leicht erstaunt. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, irgendeinem Vogel eine Botschaft mitzugeben, wenn nicht einmal sicher ist, ob er überhaupt bis hierher kommt. Der Kleine hat Ideen…“ Er schüttelte gespielt den Kopf, war er doch genauso froh wie Avellana, Nachricht von Ouru erhalten zu haben. Schnell laß er vor. „Hier steht: ‚An die Herren von Asura. Mein Weg steht fest, ich habe den Klang vernommen. Ich kann nicht zurück, noch nicht. Aber ich brauche Informationen. Was wisst ihr über die wahre Überlieferung des Eistöterkönigs? Es ist wichtig! Schickt Raku, er wird mich finden.‘ “ Unterschrieben war es mit seinem Siegelsymbol.

Es war ohne Zweifel Ourus Nachricht. Avellana hatte die Hände vor das Gesicht gelegt. Unkontrollierte Tränen rollten ihr über die Wangen. „Er hat die Ketten gehört…, ich habe so oft gebetet, dass er es eines Tages tut…“ Ihre Stimme brach und als wäre ein Damm in ihr gebrochen weinte sie weiter, Tränen, die aus einer Quelle tiefer Freude gespeist wurden.

Kyranos ging zu ihr und nahm sie zärtlich in den Arm. Er hatte es schon vor langer Zeit gewusst.

Er hielt Avellana in den Armen, bis deren Tränen versiegt waren, die Sonne war schon am Horizont verschwunden und der Thronsaal, sonst von Kerzen erhellt, lag im Dunkeln.

Langsam stand Kyranos auf und half seiner Königin beim Aufstehen. Lange kuschelte sie sich in seine Arme, einfach nur froh, dass ihre Ängste und Befürchtungen nicht der Wahrheit entsprochen hatten. Kyranos war weniger optimistisch, denn der Vogel gab ihm zu denken. Er hatte sich, nach erfolglosen Fluchtversuchen, in einer weit entfernten Ecke des Thronsaals auf einem Kerzenständer niedergelassen und schien zu dösen. Der König betrachtete das Gefieder genauer. Es war eine einmalige Art von Vogel, die einzige bekannte Art, welche die Hälfte des Jahres in den Gebieten der Drachen, und die andere Hälfte in den Gebieten der Dämonen verbrachte. Und es war gerade die Zeit der Wanderung. Hieß das, dass sich Ouru im Gebiet der Drachen befand? Kyranos wurde kalt bei diesem Gedanken. Er hoffte es wäre nicht so, doch er hatte eine dunkle Ahnung, dass seine Hoffnung vergebens war.

 

Es dauerte nicht lange und Avellana rappelte sich auf. Es war Zeit zu handeln. Wie eine Einheit marschierten sie zu den Gewölben in denen die alten Historiken aufbewahrt wurden. Sie waren nur spärlich von Kerzenlicht erhellt und überall dominierte der Staub. Viele dieser Schriften waren eingerissen, befleckt oder fast zu Staub zerfallen. Doch es war ihre Aufgabe, sie alle nach dem eistötenden König abzusuchen. Wenn ihr Kind sie so sehr darum bat, dann gab es nichts, was sie nicht erreichen konnten. Doch sie mussten diese Information selbst beschaffen, heimlich. Keiner der Bediensteten durfte es wissen, das hatte der Wortlaut klar gemacht. Ouru hatte schon immer gewusst, wenn in einem Text geheime Botschaften versteckt waren. Und er war auch immer sehr talentiert darin gewesen selbst welche in seinen Texten zu verstecken.

Bevor Avellana zur Königin wurde, war sie die berühmteste Historikerin der Dämonen gewesen, bekannt als die Hüterin der vergessenen Geschichten. Nach der Hochzeit hatte sie ihre Studien der Geschichte größtenteils aufgegeben, denn sie wollte ihrem Geliebten Kyranos helfen. Doch nun war es an der Zeit ihre Fähigkeiten wieder zum Einsatz zu bringen.

Sie hatte ihrem Sohn nie erzählt, wie versiert sie in der Geschichte der Dämonen war, doch er schien es geahnt zu haben. Mit Kyranos Hilfe durchforstete sie die unterirdischen Gewölbe, bis sie schlussendlich auf eine alte Aufzeichnung stießen, welche sich um den eistötenden König rankte. Doch es war nur die altbekannte Variante. Sie mussten noch tiefer graben.

Es dauerte noch Stunden, die sie in den stickigen Gewölben verbachten, und sie wollten schon aufgeben, als sie im hintersten Winkel eines der Regale auf eine alte Schrift stieß. Und tatsächlich, hier war der eistötende König erwähnt, doch hätten sie seinen Namen nicht gewusst, wären es ihnen nie aufgefallen. Denn hier wurde er als Blutkönig bezeichnet. Das war Avellana neu, doch es war schon schwer genug die alte, verblassende Schrift zu entziffern, vielleicht hatte sie es ja auch einfach nur falsch übersetzt.

Sie zeigte Kyranos die Aufzeichnungen. Denn hier war von einem Pakt die Rede, und sie wollte wissen, ob er etwas davon wüsste. Doch der schüttelte nur den Kopf und die blauen Haarsträhnen, die sich so von dem Rest seiner nachtschwarzen Haare abhoben, flogen ihm von einem Auge zum anderen.

Doch Avellana bezweifelte nicht die Authentizität des Schriftstückes. Das war es, was sie gesucht hatten, sie war sich sicher. Sie rollte die alte, schon langsam zerfallende Schriftrolle zusammen und schaute sich um. Ein roter Zipfel hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Er war zwischen Wand und Regal gefallen und klemmte fest. So behutsam wie möglich erlöste sie das kostbare Stück aus seinem Gefängnis.

Das blutrote Schriftstück war sorgsam und sehr eng eingerollt worden und mit einem Siegel versehen. Sie staunte nicht schlecht, als sie es als Riwaldas Zeichen anerkannte. Behutsam brach sie das vergoldete Wachsstück und entrollte das seltsame Gebilde. Dies war eine Rariarität, das wusste sie sofort.

Auf dem roten Schriftstück waren Buchstaben und Symbole in einem dunklen braun.

„Was ist das?“ fragte Kyranos. Avellana war blass geworden. Sie wusste was das war. „Das ist ein Blutpakt…“ flüsterte sie ehrfürchtig. Noch nie hatte sie einen Blutpakt gesehen. Sie begann zu erklären: „Viele nehmen an, ein Blutpakt besitzt seinen Namen, weil er mit Blut unterschrieben ist. Doch das stimmt nur bedingt. Was glaubst du was das hier ist?“ Und sie reichte ihm den roten Pakt.

Kyranos fuhr leicht mit den Fingern darüber. „Es fühlt sich seltsam an.“ Gab er zu. „Weich wie Seide, glatt wie Kristall aber mit einer Struktur von gesprungenes Glas. Was ist das?“ Verwirrt betrachtete er seine Frau. Diese antwortete: „Ein Blutpakt heißt so, nicht weil er mit Blut geschrieben ist, sondern weil er AUF Blut geschrieben ist. Was du da in der Hand hältst ist kristallisiertes Drachenblut…“ Kyranos öffnete den Mund, wollte eine Frage stellen, schloss ihn dann aber wieder. Er wartete. „Und nicht nur das. Die braune Schrift, auf dem Vertrag… auch das ist Blut… das bedeutet das sogar zwei Drachen für diesen Vertrag geblutet haben. Und das dieser Vertrag noch existiert bedeutet außerdem dass der Drache, aus dessen Blut der Vertrag besteht, noch am Leben ist… und auch, dass wir den schlummernden Vertrag gerade wieder erweckt haben“

Triton

Kapitel 23: Triton

Ich erwachte, als ich merkte, dass jemand vor meinem Gesicht war. Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Plötzlich hörte ich ein Wimmern neben mir und ich schaute hin. Dort war ein Mann, mit eisblauen schulterlangen Haaren. Er hatte den Kopf in die Hände geborgen und rieb sich die Stirn. Ich beugte mich langsam zu ihm, merkte ich doch deutlich wie mein Körper schmerzte. „Alles okay bei dir?“ fragte ich besorgt. Ich hörte ihn vor sich hin murmeln. „Du kannst doch nicht einfach plötzlich hochgehen. Au au au…“ Ich schaute ihn verwundert an. Sein Körper war von hellblauen Schuppen überzogen und er hatte lange dunkelblaue Krallen und Hörner mit derselben Farbe. In seinen spitzen Ohren baumelte je ein Ohrring in der Form eines langen Eiskristalls. Er schaut mich plötzlich interessiert an. Seine Augen waren tief blau mit hellen Sprenkeln. Ich war fasziniert von seinen geschlitzten Pupillen. Er begann zu reden: „Also, du bist schon ein seltsamer Drache. Du hast zwar Flügel, aber keine Schuppen und keinen Schwanz. Woran liegt das?“ Ich schwieg, denn ich wusste keine Antwort auf seine Frage. Er begann meine Haare zu betatschen.
 

 „Deine Haare sind so lang. Heißt das, dass deine Ausbildung schon beendet ist? Hey, ich weiß, bist du vielleicht der Lichtherrscher von dem uns der Kommandant erzählt hat?“ Ich wusste nicht wovon er sprach und schaute ihn nur verwirrt an.

 „Ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Triton D. Yer. Und wer bist du?“ Ich versuchte angestrengt mich zu erinnern. „Sag mir deinen Namen!“ verlangte er, diesmal etwas fordernder. Ich hatte mich auf den Boden gesetzt und schaute mich um während ich über eine Antwort nachdachte. Wir befanden uns in einer Höhle, von deren Decke lange Tropfsteine nach unten ragten. Draußen hörte ich den Wind unruhig heulen.
 

„Mein Name?“ sprach ich langsam zu mir selbst. Ich überlegte. Mein Name… wie war mein Name? Ich konnte mich nicht erinnern. Warum konnte ich mich nicht erinnern? „Ich…ich weiß nicht…“ Ich griff mir an den Kopf und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken als ein stechender Schmerz durch meine Schläfe fuhr. Dabei fiel mein Blick auf meinen Arm. Er war komplett bandagiert. Ich untersuchte den Rest meines Körpers, der ebenfalls in Bandagen war. Dabei gewahrte ich auch die Flügel auf meinem Rücken. Das alles schien keinen Sinn zu ergeben. Ich hatte keinerlei Ahnung was ich war oder auch wer ich war, aber ich wusste, dass nur Drachen Flügel hatten. Woher kam dieses Wissen? Und was war dann dieser Triton vor mir? Nach dem was er erzählt hatte, zählte er sich anscheinend selbst zu den Drachen, doch er besaß keine Flügel.
 

Meine Erinnerung sagte mir auch, dass Drachen Schuppen besaßen. Ich hatte Flügel, aber keine Schuppen. Ich konnte nicht verstehen was vor sich ging. War meinen Erinnerungen überhaupt zu trauen, wenn ich nicht mal mehr meinen Namen wusste?

Tritons Gesicht hatte einen wissenden Ausdruck angenommen. „Oh ja, du bist ja ganz schön tief gefallen. Du kannst von Glück reden, dass ich dich gefunden hab. Und dass du dir anscheinend auch nichts gebrochen hast. Vielleicht geht es deinem Kopf auch deswegen nicht so gut?“ Ich nickte leicht, es klang einleuchtend, auch wenn ich mich nicht an einen Fall erinnern konnte. Aber das würde zumindest die Bandagen und die Schmerzen an meinem Körper erklären.
 

„Was soll ich jetzt tun?“ fragte ich ihn daher. Er schaute mich fragend an, anscheinend hatte auch er keine Antwort auf diese Frage. Er schwieg eine Weile, in der ich mich näher an das kleine Feuer heranwagte, welches er entfacht hatte.

„Was meinst du, soll ich dich zum Kommandanten bringen?“ fragte er plötzlich. Meine Gedanken waren zähflüssig, als würde mein Gehirn noch nicht wieder richtig arbeiten. „Kommandant?“
 

„Ja, der Kommandat, der Aracan, er ist mein Vorbild.“ Das klang interessant, vielleicht konnte ich ihm vertrauen. „Und wie ist er so? „ fragt ich. „Wie er ist? Einfach unbeschreiblich! Ich wurde bei ihm schon in allen möglichen Waffenarten unterrichtet, und nicht ein einziges Mal war es mir auch nur möglich gewesen ihn zu kratzen. Er kam nicht einmal ins Schwitzen, obwohl ich total fertig war. Er ist ein wahrer Meister. Er ist intelligent und ein guter Anführer, auch wenn er sehr wortkarg und mürrisch ist. Er kümmert sich immer um die ihm Unterstellten. Er ist der Einzige Drache hier in der Gegend mit langen grünen Haaren. Du wirst ihn sofort erkennen wenn du ihn siehst, es ist als wäre er immer von einer Aura aus Grazie und Würde umgeben. Ein geborener König.“ Ich hörte ihn schmachten und ich hatte das Bild eines grünhaarigen Drachens vor Augen, der vor mir stand und mich mit einem traurigen Lächeln betrachtete. Was ging hier vor? Kannte ich ihn etwa oder war dies nur meine Vorstellung nach dem was Triton erzählt hatte?
 

„Ich bin zwar noch ein Rekrut, gerade einmal 1523 Jahre alt, aber trotzdem kümmert er sich um jeden einzelnen von uns. Unlängst ist sein Bruder aufgetaucht, und hat die Haare von meinem Zeltkammeraden Khroonus versengt. Der Kommandant hat sie geheilt.“ Ich lauschte weiter den Schwärmereien von Triton. Meine Gesichtsmuskeln entgleisten nur für einen Moment, als ich sein Alter hörte. Wenn meinen Erinnerungen zu trauen war, dann wurden Drachen sehr alt, wenn er mich also zu den Drachen zählte, und ich ihm glauben konnte, warum dann verursachte diese Zahl so ein Stechen in meiner Brust?

Der Regen draußen war stärker geworden. Ich hörte das Rauschen der Wälder, das Plätschern des Wassers und das ferne Donnergrollen.

„Weißt du, ich habe noch keinen Meister gefunden, aber im Gegensatz zu vielen meiner Mitrekruten muss ich die Verbindung zu meiner Mutter nicht mehr aufrecht erhalten und gehöre damit zu den Adepten.“ Er plapperte prahlend weiter, während meine Erinnerung wild durcheinander wirbelten. Was bedeuteten die Bilder die ich sah? Und warum tauschte darin immer wieder das Gesicht des Drachen mit den grünem Haaren auf?

„Ich hoffe, dass ich nicht so bald einen Meister finde, denn ich möchte so gerne noch eine Weile unter dem Kommandanten dienen. Ich bewundere ihn so sehr. Es ist so eine Ehre dem Herrn von Terranfor zu Diensten sein zu können.“

Die Bilderflut stand still. Irgendetwas in meinem Kopf erkannte diese Wortfolge wieder. Es schien wichtig zu sein. Doch was war es nur? „Der Herr von Terranfor?“ fragte ich daher. „Ja, der Oberkommandierende der Truppen, der einzige, der alle hier lebenden Drachen im Falles eines Kampfes befehligt. Er hat diesen Posten inne, da er die Position jedes Drachen ausmachen kann, und so in der Lage ist alle zu koordinieren, aber das dürfte dir ja nicht neu sein.“ Erstaunlich. er musste außerordentlich begabt sein. In einer Schlacht wäre das sicher von Nützen, aber was meinte Triton damit, das es mir nicht neu sei müsste?. „Und wie tut er das?“ fragte ich ihn daher neugierig.
 

Er schaute mich verwirrt an. „Willst du mich veralbern? Allein sein Titel sagt doch schon alles! Das kann doch nicht sein, das du die wahre Sprache vergessen hast, jeder Drache kennt sie von Geburt! Sie ist in seine Seele eingegraben.“
 

Er schüttelte den Kopf ob meines Unwissens, während die Bilder in meinem Kopf sich noch schneller zu drehen begannen. Was war es? Was bedeutete Terranfor? Inmitten dieser wirren Gedanken war die einzige Konstante das Bild eines grünhaarigen, wunderschönen Drachens. Ich versuchte mich daran fest zu halten, mich daran zu klammern. Ich hatte das Gefühl in einer Flut aus Bildern und Gefühlen zu ertrinken. Mein Kopf schmerzte. Mit einer Hand stütze ich mich in eine sitzende Position und sorgte dafür das ich nicht nach hinten kippte, die andere Hand legte ich sacht auf meine Schläfe. Doch selbst diese sanfte Berührung ließ den Schmerz wie feurige Blitze durch meinen Körper fließen.
 

„Wie ist sein Name?“ konnte ich nur mühsam herausbringen. Ich wusste nicht warum es mir so wichtig war, aber ich musste es unbedingt wissen. „Sein Name ist Yasil.“ Anwortete Triton leise, so als wäre es ihm nicht gestattet den Namen auszusprechen. Als ich den Namen vernahm. Schien es mir, als wollte mein Kopf explodieren und ich krümmte mich zusammen. Triton kam herbei, fasste mich bei den Schultern und ich drückte mich unter Schmerzen an ihn. „Ist alles okay mit dir?“ fragte er mich besorgt. Yasil, Yasil, der Name klang wie Balsam in meinen Ohren, doch mein Kopf schmerzte so, warum nur, warum? Ein Blitz schlug am Eingang der Höhle ein und ich konnte sehen, wie er die Gestalt eines im strömenden Regen stehenden Drachens erhellte. Den Drachen den ich in meinen Erinnerungen gesehen hatte, lange grüne Haare, grüne Schuppen und diese intelligenten, traurigen Augen die auf mich gerichtet waren.
 

„Aracan…“ hörte ich Triton flüstern. Es war also nicht nur eine Vorstellung gewesen, doch der Schmerz in meinem Kopf nahm zu, mir war, als würde mein Schädel explodieren. Es war nicht zu ertragen und ich schrie auf, die Hände fest an den Kopf gepresst, um ihn vorm Zerplatzen zu bewahren.
 

Es war zu viel, der Schmerz war zu groß. Ich sah wie der grüne Drache die Höhle betrat, und mit jedem Schritt den er sich näherte wurde es schlimmer. Warum nur? Als er vor mir stand, sprach er leise einen Namen: „Ouru.“

Und als er sanft meinen Arm berührte durchzuckte es mich wie ein Blitz und meine Sinne schwanden.

Schwankungen

Kapitel 24: Schwankungen

Langsam brach die Dämmerung heran. Ich weiß nicht wie lang ich schon hier auf dem Boden saß, unfähig einen Muskel zu rühren, unfähig etwas anderes zu empfinden außer lähmendes Entsetzen. Diese Verwirrung hatte mich erstarren und meine Gedanken mit einer endlosen Langsamkeit laufen lassen. Es war als wäre die Zeit schneller gelaufen während ich versuchte zu begreifen wie tief meine Gefühle für meinen Bruder gingen, wie sehr er mit meiner Seele verwoben war und welche Rolle er für mich spielte. Erst jetzt ergab alles einen Sinn. Warum hatte ich nicht schon vorher bemerkt wie sehr ich ihn liebte? Nie war es mir aufgefallen mit welch begehrlichen Blicken ich ihn angesehen hatte.

Jedes Mal, wenn ich eine Kraft, die meiner eigenen sehr fremd war wie das Wasser, gezwungen hatte ihn mir zu zeigen, desto mehr hatte ich mich in seinen Anblick verliebt, und desto öfter hatte ich ihn sehen wollen. Das Verlangen ihn zu sehen war schon zu einer Sucht geworden und ich hatte es nicht einmal gemerkt, die Symptome nicht verstanden. Wie hatte ich nur so blind sein können? Es war mir unbegreiflich.

Doch nun war es mir umso schwerer zu Begreifen was ich zu tun hatte. Ich wusste, egal wie sehr ich ihn liebte, er würde mich nie auf diese Weise ansehen, das gleiche wie ich empfinden. Und selbst wenn, auch wenn er so mächtig war, es würde ihm nicht möglich sein sich einem Urteil der Altdrachen zu verweigern. Er MUSSTE Nachkommen zeugen. Und Drachen banden sich fürs Leben. Ich sah die Barrieren die zwischen uns standen und meine Wut auf den Knirps wurde immer stärker. Wusste er nicht wie sinnlos es war? Außerdem war er ein Dämon! Einer der Gefallenen! Die Mauer die er zu überwinden sah musste größer sein als die meine. Und doch… was trieb ihn an es trotzdem zu versuchen? Er sollte einfach aufgeben. Das wäre besser für ihn. So würde er zumindest mit dem Leben davon kommen. Obwohl… was interessierte es mich ob er lebte? Meinetwegen sollte er es ruhig versuchen, scheitern und sich anschließend in Agonie wälzen und danach vergehen. Ich gönnte ihn den Schmerz, obwohl ich jetzt eher verstehen konnte warum er sich so für meinen Bruder eingesetzt hatte. Und dafür war ich ihm insgeheim dankbar. Doch um nichts in der Welt würde ich das jemals zugeben.

Langsam, schleppend versucht ich mich zu erheben. Ich hatte das Gefühl die Schwerkraft lastetet stärker auf mir, als sie es gewöhnlich tat. Sie schien mich zu Boden zu drücken, an diesem Ort behalten zu wollen. Ich fühlte mich so schwer. Keiner meiner Körperteile schien sich dort zu befinden wo er es sollte. Jede Bewegung bereitet mir Mühe. Langsam, wie in Zeitlupe erhob ich mich. Die Luft drückt mich nieder, sie wirkte schwermütig.

Fliegen standt außer Frage, so schwer wie es mir im Moment fiel überhaupt zu stehen. Ich straffte die Schulter. So wie ich jetzt aussah, war es eine Beleidigung für meinen Bruder. Langsam streifte ich den Schmutz von meiner Kleidung. Mein roter Mantel störte mich im Moment sehr. Es war eine warme, feurige Farbe, doch im Moment fühlte ich mich überhaupt nicht so. ein trauriger, gedeckter Ton würde mir im Moment ehr zusagen. Doch vielleicht war es gut so. Es war eine Möglichkeit meine wahren Gefühle vor Yasil zu verbergen. Solange wie er mich nicht fragte, würde er den Grund für die Unregelmäßigkeit meiner Herzschläge nicht verstehen. Mit schweren Schritten machte ich mich auf in Yasils Zelt zurück zu gehen.

Er würde sich sorgen, wenn ich nicht da wäre. Auf dem Weg dahin fragte ich mich ständig, ob man es mir ansehen könnte. Ob er etwas ahnen würde. Ich kam bis zum Zelt. Dann stand ich eine Weile davor, unschlüssig ob ich reingehen sollte. Würde er dort sein? Würde er fragen wo ich so lange gewesen war? Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Doch ich hatte mich entschieden mich ich zu stellen und ich nahm meinen Mut zusammen und schlug die Plane zur Seite. Ein Seufzen entfuhr mir. Halb Erleichterung, halb Enttäuschung. Ich war froh noch jetzt nicht mit ihm konfrontiert zu werden, doch ich hätte ihn gerne gesehen und jetzt machte ich mir Sorgen, wo er geblieben sein könnte. Aber er hatte andere Pflichten, und wahrscheinlich ging er diesen gerade nach.

Langsam versucht ich mich in eine Ecke des Zeltes zu setzen, doch die Schwerkraft machte mir einen Strich durch die Rechnung und zog mich mit aller Macht zurück zum Boden. Die Gefäße auf dem Tisch wackelten hin und her, als sich mein Körper mit Macht dem Erdboden unter sich entgegenstrebte. Langsam versank ich wieder in diesem Fluss aus Trübsinn und Verzweiflung. Er riss mich mit, seine Strömung war zu stark und ich einfach viel zu schwach…

Kurze Zeit darauf hörte ich ein Rascheln und ich blickte auf. Yasil stand vor mir, und der blick den er mir zu warf, zeigte, das ich erschreckend aussehen musste. Ich hatte ihm eine Seite von mir gezeigt, die ich ihm nie hatte zeigen wollen. Sein besorgter Blick war auf mich gerichtet, während er sich langsam zu mir beugte und leicht meine Schulter berührte, so als hätte er Angst ich würde unter seiner Berührung zerbrechen. Es kam mir ironisch vor, das sein leichtes Vortasten mich so sehr an die Szene erinnerte die ich vorhin gesehen hatte, und der Schmerz brach sich wieder Bahn. „Alles okay?“ fragte er leise, mit einer Stimme, sanfter hatte ich sie noch nie vernommen.

Ich schüttelte die Hand ab, mit der er mich berührte, denn sie schien mich von innen heraus zu verbrennen. Und ich schaute ihn an und versuchte mich doch gleichzeitig ihm zu entziehen. Ich war für diese Konfrontation noch nicht bereit.

Langsam kam Yasil wieder näher und sanft wie ein leichter Winde streichelte er mir über das Haar. So sacht, so sanft. „Alles ist okay, egal was passiert ist, du wirst es überwinden. Du bist stark…“ sprach er mit seiner wunderschönen Stimme, so samten, dass ich nicht anders konnte als ihm Glauben zu schenken. So unglaublich warm. Langsam entspannten sich meine verkrampften Muskeln etwas. Doch je mehr er meine Haar streichelte, je mehr sich meine Muskeln entspannten, umso mehr rissen meine Gefühle an meiner Selbstbeherrschung.

Mit aller Macht versuchte ich den Impuls zu unterdrücken der an den Ketten meines bewussten Seins riss, an der Türe kratzte. Und dann, ohne einen Hinweis, wurde die Tür eingerissen und noch bevor ich darüber nachdenken konnte, hatte ich ihn umarmt. Seine Haut auf meiner brannte, doch das Feuer war teil meiner Seele, und ich wollte brennen, hoffte diese Gefühle aus zu brennen.

Tränen liefen mir die Wangen herunter, ich konnte es nicht verhindern. Doch diesmal konnte ich es kontrollieren, es blieben normale Tränen, sie würden nicht brennen, würden Yasil nicht verletzten. Ich spürte wie seine Haare immer nasser wurden, doch es war mir einfach nicht möglich. Es war mir nicht möglich meine Gefühle zu unterdrücken oder dieses Zittern zu beruhigen was durch meinen ganzen Körper lief. Langsam fühlte ich wie mir mein Bewusstsein entglitt...

Ich erwachte als ich die Anwesenheit eines anderen Drachens vernahm. Ruckartig richtete ich mich auf. Die Schwere die mich vorher so nach unten gedrückt hatte war verschwunden.

Ich befand mich auf dem Lager in Yasils Zelt. Er hatte mich wohl darauf gebettet, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte. Doch Yasil war verschwunden.

Der Geruch eines anderen Drachen drang mir entgegen. Schlimmer noch. Es war der Geruch eines weiblichen Drachens. Die Plane des Zeltes wurde zur Seite geschlagen.

„Was tust du hier.“ knurrte ich sie an. Ihr arroganter Blick richtete sich auf mich. „Die Altdrachen schicken mich. Ich will zum Herrn von Terranfor. Seid ihr das?“

Anscheinend hatte ihr noch niemand Manieren beigebracht. Sie musste wirklich noch sehr jung sein.

Ich ging nach draußen und erwartete, dass sie mir folgte. Es tröpfelte noch leicht, doch Spuren eines Sturmes waren noch überall zu sehen. Draußen im Licht der aufgehenden Sonne betrachtete ich sie genauer. Ich konnte auch im Dunkeln sehen, aber es war an der Zeit ihr meinen höheren Rang deutlich zu machen.

Mit einem Schnippen entzündete ich hell leuchtende Flammen, welche in der Luft um sie herum tanzten. Das Licht des Feuers spiegelt sich in den Pfützen auf dem Boden.

Sie hatte etwa schulterlanges, gewellte Haare, welche mit einem Haarband nach hinten gehalten wurden. Gleichzeitig verdeckte das Band ihre Stirn. Nur ein paar wenige Strähnen fielen darüber. Ihre Haare waren vielfarbig. Goldene, blonde, rote und braune Strähnen der verschiedensten Farbtöne waren darin zu finden. Ihre kleinen dunklbraunen Hörner verschwanden regelrecht darin.

Mit ihren feuerroten Lippen begann sie zu sprechen und wiederholte ihr Anliegen: „Ich suche den Herrn von Terranfor. Seid ihr das?“ Ich bemerkte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme. Die kleiner Feuershow schien sie effektiv davon überzeugt zu haben, dass mein Rang den ihrem weit überlegen war, und es angebracht wäre etwas höflich zu sein. Doch die Worte dies sie sprach waren reiner Trotz.

„Nein, ich bin nicht der Herr von Terranfor. Aber was willst du von meinem Bruder?“ Meine Stimme war immer noch nicht so zivilisiert wie ich es gern hätte. Ich war eifersüchtig auf diese Frau, denn sie wäre in der Lage an der Seite meines Bruders zu bleiben, etwas, was mir nicht vergönnt war.

Ihre gelben Augen musterten ich mit unverhohlener Neugier. Ich dagegen betrachtet ihr kurzes bauchfreies Oberteil. Es war ockerbraun und passte gut zur der enge rote Hose mit dem gelben Tuch, welches an ihrem braunen Gürtel befestigt war, das sie trug. Dies Kleidung ließ darauf schließen, dass sie es liebte mit den Gefühlen ihrer männlichen Artgenossen zu spielen, und ich konnte nicht zulassen, dass sie das auch mit meinem Bruder tat. Würde es nach mir gehen, bekäme sie ihn nie zu Gesicht.

Eine schmale schlichte Schwertscheide, welche an ihrer Seite hing, zeigte allerdings, dass sie sich zu wehren wusste. Ihre bernsteinfarbenen Schuppen glänzen im Schein der Feuer und ihr Gesicht schien sich ständig zu wandeln. Mein Blick fiel auf ihren Bauch. Zischend sog ich die Luft ein. „DU!“ begann ich zu fauchen. Jetzt wusste ich was sie war. An der Seite ihres Unterleibes befand sich ein Tatoo. Das Symbol eines Kelches, eines Kreises und eines Astes hatten sich hier verbunden. Und es gab nur zwei Arten von Drachen, die solche eine ewige Zeichnung trugen. Verbrecher und Formwandler. Sie gehörte zu den letzteren.

Und ich hasste Formwandler. Denn nie konnte man sich sicher sein, dass die äußere Gestalt die sie zeigten, auch ihre wahre Gestalt war. Nur das Tatoo war immer sichtbar und zeigte wer sie war. Es war wie ein Name, ein Code, der verriet, wer sich hinter der Maske des Fleisches verbarg.

„Was ist mit mir?“ antwortete sie trotzig, jegliche Vernunft abgelegt.

„Wer bist du?“ fuhr ich sie an, in der Hoffnung mich zur irren.

„Mein Name ist Io.“ antwortete sie stur. Ich begann vor Wut zu zittern, doch dann bemerkte ich, dass es die Erde war, die zu beben begonnen hatte.

freier Fall

Kapitel 25: Freier Fall

Langsam kamen meine Sinne zurück. Zuerst der Geruchssinn. Ein würziger, köstlicher Geruch stieg mir in die Nase, ich wunderte ich woher er kam. Er kam mir bekannt vor. Danach setzte mein Hörvermögen wieder ein. Ich hörte ein Tropfen, ein Tröpfeln von Regen. Dann spürte ich den Druck. Die Luft lag schwer auf mir, wie eine Umarmung. Und dann spürte ich Wärme. Langsam öffnete ich die Augen. Und ich schaute direkt in das Gesicht des grünen Drachens. Meine Gedanken gingen noch zu langsam. Ich verstand nicht.

„Na, bist du wieder wach?“ fragte er mit samtener Stimme. Er legte mir die Hand auf die Stirn. Es fühlte sich angenehm an. „Wie ich mir gedacht habe. Du hast Fieber…“ Er nahm die Hand weg und legte mir stattdessen ein feuchtes Tuch auf die Stirn.“Was macht du denn auch für Sachen! Ich habe mir Sorgen gemacht…“ Sein Gesichtsausdruck wirkte angespannt. Und so, als würde ihn etwas beschäftigen.
 

Ich kannte ihn. Ich wusste, dass ich ihn kannte, sogar sehr gut. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Yasil, das war sein Name. Mich überkam ein Gefühl von Scham, als ich sein Gesicht genauer betrachtete. Doch wo es her rührte, war mir noch nicht bekannt. Ich betrachtete sein Gesicht genauer. Es schien mir so vertraut, so als hätte ich es schon seit Jahren gesehen. Seine Berührung schien die Schmerzen, die meinen Körper plagten, zu lindern. Je länger ich sein Gesicht betrachtete umso sicher war ich mir, das er mir wichtig war, das es wichtig war das ich mich an ihn erinnerte. Ich wollte mich unbedingt erinnern können. Langsam versuchte ich den Arm zu heben, der Impuls sein Gesicht zu berühren war zu stark, als dass ich ihm widerstehen konnte. Doch mein Arm fühlte sich so schwer an, erdrückt von seiner Gegenwart.

Doch noch bevor ich etwas tun konnte hörte ich eine aufgeregte Stimme. „Was ist passiert, geht es ihm gut?“ Es war Triton. Sein Gesicht tauchte hinter Yasil auf. Er war ganz aufgeregt, sorgte sich um mich. Er schien froh zu sein, dass ich wieder zu mir gekommen war. Ich hörte ihn respektvoll zu Yasil sprechen.
 

„Aracan, wer ist das? Er kann sich nicht an seinen Namen erinnern, aber ihr scheint zu wissen, wie er heißt.“

Yasil antwortete ruhig. „Ja, ich kenne ihn. Sein Name ist Ouru. Ich bin froh, dass du ihn gefunden hast. Aber sag den anderen Rekruten nichts davon, dass würde nur zu Unruhe führen.“ Ich spürte die absolute Autorität in seiner Stimme. Das war keine Bitte die er da geäußert hatte, es war ein Befehl. Es klang, als wäre er der geborene Herrscher. Ihn umgab eine majestätische Aura, welche mir fehlte. Das Bild eines schwarzhaarigen, gehörnten Mannes mit blauer Stirnsträhne kam mir in den Sinn. Ich sah ihn einen wallenden Umhang in königlichem Blau tragen. Auch  ihn umgab die Aura eines Herrschers. Und gleichzeitig machte er den Eindruck eines eisernen Kriegers.

Ich wusste wieder, wer das war. Das war mein Vater, Kyranos Vanam. Auch das Bild meiner Mutter, Avellana Andamaina kam mir in den Sinn, dann das von Nilam. Ich erinnerte mich, wie wir einst beim Schwerttraining übertrieben hatten, es zu ernst wurde, und ich Nilam im Gesicht erwischte.

Die Narbe hatte er immer noch. Und jedes Mal fühlte ich mich schuldig, wenn ich sie sah. Das war auch der Grund gewesen, warum Nilam hatte seine Haare lang wachsen lassen, so dass ich die Narbe nicht mehr sehen konnte. Und mich überkam wieder das schuldige Gefühl, dass ich ihm nichts von Yasil gesagt hatte. Meinem grünen Engel.
 

Und dann stürzten die Bilder von Yasil auf mich ein. Es war als würde ich fallen, ein freier Fall. Alle Gefühle, alle Erinnerungen kamen zurück, begleitet von leichten Kopfschmerzen. Doch ich nahm sie gern in Kauf, denn ich wollte sie nicht missen.

Ein leichter Seufzer entfleuchte mir, als es ganz schlimm wurde, Yasil und Triton drehten sich sofort besorgt zu mir um. „Alles in Ordnung?“ fragte Yasil besorgt, und Triton aufgeregt: „Ist alles okay mit dir?“

Ich nickte nur, versuchte mich zu entspannen. Doch das warme Gefühl, war noch da, das Gefühl von Yasils Körper, auf dessen Schoß ich lag, und meine Muskeln versteiften sich unwillkürlich. Was machte er hier?

Ich dachte, er würde mich hassen… Natürlich war ich überglücklich, ihn zu sehen. Doch ich hatte Angst vor dem, was er mir vielleicht sagen wollte, den Grund, aus dem er hier war, aus dem er mich gesucht hatte. Ich versuchte mich zu entspannen, ich konnte sowieso nicht entfliehen…

Ich war an ihn gekettet, mit Fesseln die die Ewigkeit bedeuteten. Und je länger ich bei ihm war, je näher ich ihm kam, umso mehr banden sie mich an ihn, fesselten mich. Ich kam nicht mehr von ihm los. Tränen stiegen mir in die Augen und ich wandte das Gesicht zur Seite, damit die beiden Drachen es nicht sahen.
 

 Es war aussichtslos, was konnte ich nur tun? Ich wollte ihn nicht verlassen, konnte aber seine Ablehnung nicht ertragen. Ich wollte ihm nahe sein, wollte ihn aber nicht berühren, er war zu stark, zu rein, seine Präsenz war einfach überwältigend, mir war, als würde es mich zu ich ziehen, und gleichzeitig schien die Aura um ihn zu sagen ‚Fass mich nicht an!‘ . Ich hatte Angst, Angst ihn zu verlassen, Angst ihm zu nahe zu kommen, Angst mich zu verlieren. Doch noch größere Angst hatte ich IHN zu verlieren. Was sollte ich tun? Verzweiflung kochte in mir hoch und schürte die Quelle aus der immer weitere Tränen drangen.

Ich spürte wie sich eine Hand sacht auf meine Schulter legte. „Hast du noch Schmerzen?“ fragte Yasil mitfühlend. Die Stelle, an der seine Haut die meine berührte schien in Flammen zu stehen. Und ich musste an den Kuss denken. Blut schoss mir in die Wangen und ein Prickeln erfasste meinen Körper.

Wusste er überhaupt was er da anrichtete? Oh, diese süße Qual, wie lange würde ich sie noch durchstehen können? Ein Schütteln erfasste mich. Meine Muskeln begannen unkontrolliert zu zucken und Yasil drückte sich noch enger an mich, wohl weil er dachte, dass es mich vor Kälte schüttelte. Seine Lippen kamen meinem Gesicht immer näher. War das wirklich Yasil? Oder war das nur eine Erscheinung, hervorgerufen durch das Fieber?
 

Plötzlich flüsterte er mir leise in mein Ohr, mit dieser Stimme, die ich nicht vergessen würde können: „Ich verstehe dich einfach nicht…“ Ich erschrak. „Warum nur?“ flüsterte er weiter, so leise, dass es Triton der etwas weiter entfernt war, sicher nicht zu hören vermochte. „Warum kann ich deine Worte einfach nicht vergessen?“ Ich spürte das langsame gleichmäßige Schlagen seines Herzens an meiner Haut. „Warum versuche ich mir immer einzureden, dass du mich angelogen hast, obwohl mir dein Herzschlag das Gegenteil beweist?“ Ich konnte nicht glauben was ich da hörte. Hieß das er glaubte mir? Konnte es wirklich wahr sein?

Ich merkte wie mein Herz vor Aufregung schneller schlug.

Er schaute mich verwundert an. „Du bist mir ein Rätsel, dem Schlagen deines Herzen zu zuhören ist als ob ich eine Sinfonie aus verschiedenen Tönen vernehmen würde, alles reine Laute, kein einziger von einer Lüge verunreinigt.“ Ich hörte seiner Stimme volle Faszination zu, ich wagte nicht ihn zu unterbrechen.

 

„Deine Aktionen sind so unvorhersehbar. Warum bist du in deinem Zustand geflogen? Ich finde keine Erklärung. Was geht in deinem Kopf vor? Hilf mir, es zu verstehen…“ Sein Blick schien sich tief in meine Augen zu brennen. Ich konnte mich nicht von ihm lösen. Sanft berührte er meine Haut. „Erinnerst du dich an mich?“ Leichte Verzweiflung klang aus seiner Stimme, ich konnte jedoch die Ursache dafür nicht verstehen. Ich konnte dieser bittenden Stimme nicht länger widerstehen, auch wenn ich es noch so gern leugnen würde, damit er mich nicht verurteilen würde.

 

„Ja.“ Antworte ich langsam und ebenso leise wie er. „Ja, jetzt kann ich mich wieder erinnern…Und wie könnte ich dich jemals vergessen?“ Er schaute mich auffordern an. „Ich… ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll…“ fing ich langsam an. Noch immer brannte sein Blick auf meiner Haut und ich schaute zur Seite, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. Ich wollte nicht den Moment sehen, an dem sein freundlicher Blick feindselig wurde. „Wie soll ich dir das erklären… es… „ Ich holte tief Luft, versuchte meine Wort zu sammeln. „Bevor ich dich traf, da existierte ich einfach nur. Aber jetzt LEBE ich… bevor ich dich traf, da war es mir egal ob ich am Leben war oder nicht, doch jetzt WILL ich leben.

Bevor ich dich traf war mein Leben verwirrt, ein Bejahen und Verneinen, eine Vermischung von Traum und Realität, ohne Sinn, ohne Grund… doch als ich dich traf... Ich weiß nicht einmal warum ich dort war, aber ich danke den Göttern jeden Tag dafür. Als ich dich traf, da bekam mein Leben einen Sinn, meine graue Welt bekam Farben, die Gegensätze fügten sich ineinander, und ich wusste, warum ich lebe. Nämlich für dich…“
 

Ich konnte nicht wissen, ob er mich verstand, ob er auch nur ein bisschen nachempfinden konnte, was in mir vorging.

Yasil schwieg und sein Blick schien mich auf meinem Platz zu bannen. „Bitte…“ brach ich unter brechender Stimme hervor. „Bitte, schick mich nicht weg. Lass mich einfach bei dir bleiben.

Eine Weile blieb er stumm, danach hörte ich nur ein leises, trauriges Seufzen. Das war der Moment vor dem ich mich gefürchtet hatte. Der Moment, in dem er mich fort schicken würde.

Er hatte seine Arme um mich gelockert, da ich nun nicht mehr zitterte. „Ich schielte nach draußen. Es stürmte immer noch, Ich sah wie böige Winde den Regen vor dem Höhleneingang in schrägen Fäden fallen ließen.

Ich wusste nicht was ich tun würde, wusste nicht, was seine Antwort sein würde. Doch ich hatte solch eine unbändige Angst davor. Panik überkam mich, und ich dachte nur noch an Flucht.

Einen Moment lang der Unachtsamkeit, mehr brauchte ich doch gar nicht... und als sich Yasil umwandte um kurz nach dem Feuer zu schauen, da war er gekommen.
 

So schnell mich mein geschundener Körper trug, so floh ich aus der Höhle, weg von Yasil und der süßen Folter seiner Anwesenheit, weg von der Angst der Ablehnung, hinaus in den Regen.

Ich konnte nichts sehen, die Sonne hatte gerade erst den Horizont erreicht und der Himmel hatte nach dem Sturm noch nicht aufgeklart. Tränen beschränkten meine Sicht. Doch es kümmerte mich nicht, ich wollte nur fort. Ich war ein Narr gewesen, zu glauben, dass er akzeptieren könnte, was ich war, wer ich war, und wie ich fühlte.

Ich war ein Narr gewesen, mir je Hoffnungen gemacht zu haben, dass er mich auch nur einen Bruchteil so sehr lieben könnte wie ich ihn liebte.
 

Plötzlich spürte ich wie der Boden unter meinen Füßen nachgab, meine Füße auf nassem Grund abrutschten.

Es schien genau zu sein wie vor vielen Jahren. Der freie Fall hatte mich wieder. Warum war ich damals eigentlich an dieser Klippe gewesen? Ich konnte mich nicht mehr erinnern.

Plötzlich ging ein Ruck durch meinen Körper und ich spürte einen stechenden Schmerz in meinem Arm. Ich schaute nach oben.

Dort mit dem Oberkörper über der Klippe hängend von der ich abgerutscht war, lag Yasil auf dem glitschigen Boden, sich mit einer Hand krampfhaft festhaltend. Die andere war um meinen Arm geschlungen.

Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, doch er schien verärgert. „Was tust du da?!“ schrie er mir durch den Schleier der Dunkelheit entgegen.“Wieso läufst du weg?!“
 

Er verstand es nicht. Doch trotz dass er nicht verstand, war er gekommen mir zu helfen.

Tränen der Dankbarkeit regten sich in meinen Augenwinkeln. Doch was sollte ich tun? Wenn es so weiter gehen würde, dann würde er zusammen mit mir abstürzen. Solch einen Sturz würde nicht mal ein Drache überleben.

„Lass mich los!“ schrie ich ihm entgegen. „Nein!“ hörte ich seine Stimme durch das Dunkel zu mir dringen. „Lass los!“ schrie ich lauter: „Sonst wirst du mit mir in die Tiefe gerissen!“
 

Doch er ließ nicht los. Wie konnte ich es ihn begreiflich machen? Ich konnte doch nicht zulassen dass er mit mir starb. Plötzlich spürte ich einen starken Ruck an meinem Arm und es war als würde ich fliegen. Ich wurde nach oben gerissen, und ich sah, dass es Yasil war, der mich nach oben gezogen hatte.
 

Doch mit Entsetzen musste ich mit ansehen, wie der Boden, auf dem er sich gehalten hatte, unter ihm nachgab. Und während ich durch die Luft nach oben und in Sicherheit auf das Plateau zurückgeworfen wurde, so sah ich wie Yasil zu fallen begann.

Ich wurde von Triton aufgefangen, der unter meinem Gewicht zu ächzen begann. Mit vor Panik geweiteten  Augen schrie ich ihn an: „Schnell, wir müssen ihm helfen!“
 

Doch Triton war seelenruhig und hielt mich zurück. Eine Ruhe die mich bis ins Mark erschütterte, kam sie mir doch in diesem Moment äußerst grausam vor. Ich rannte zu dem abgebrochenen Felsen und spähte hinab in die Tiefe. Es war mir unmöglich den Grund auszumachen. „Yasil...“ flüsterte ich unter Schock vor mich hin. Er konnte doch nicht tot sein?!

Dann entrang sich ein stummer, verzweifelter Schrei meiner Kehle und unter mir begann die Erde zu beben.

 

Fragen über Fragen

Kapitel 26: Fragen über Fragen

Hinter mir schlug ein Blitz ein. Der strömende Regen behindert meine Sicht. Doch was in der Höhle vor sich ging, dass kam mir so klar und scharf vor, als gäbe es keine Entfernung und keinen störenden Regen. Ich sah Ouru, und den jungen Triton ineinander verschlungen. Meine Haut fühlte sich plötzlich zu eng an und mich durchfuhr ein Gefühl von Ärger, welches ich mir nicht erklären konnte. Ich spürte Ourus Blick auf mir und kam näher. Erst jetzt wurden mit die Verbände bewusst, die seinen ganzen Körper bedeckten.“Aracan...” hörte ich Triton ehrfürchtig die uralte Anrede benutzen. Doch meine Aufmerksamkeit galt dem goldäugigen Dämon. Er schlug die Hände an den Kopf, so als würde er ihn daran hindern wollen zu zerbersten. Ein Schrei voller Schmerz entrang sich ihm und meine unsinnige Wut verflog. Langsam kam ich näher, ich hatte das Gefühl, er ängstigte sich vor mir. Ich wollte nicht, dass er Angst vor mit hatte, dass er Schmerzen hatte.
 

Als ich bei ihm war, sprach ich leise seinen Namen und berührte ihn leicht, um ihn zu beruhigen. Doch in diesem Moment verlor er das Bewusstsein, und alles was ich noch tun konnte, war ihn zu fangen und zu verhindern, dass sein Kopf auf dem Boden aufschlug und Triton fragend anzublicken.
 

Schnell erzähle er mir wie er Ouru gefunden hatte und danach schickte ich ihn Wasser zu holen.

So sachte wie es mir möglich war trug ich ihn näher zum Feuer und bettet seinen Kopf auf meinen Schoß. Nun war es an mir ihn zu pflegen. Es schien, seit wir uns trafen, wechselten wir uns ständig ab. Der Anflug meines Lächelns stahl sich auf mein Gesicht. Die Ironie des Lebens war wirklich unübertrefflich.
 

Doch dann begann sich Ouru zu regen. Erst flackerten seine Augenlider und dann öffnete er quälend langsam die Augen. „Na, bist du wieder wach?“  fragte ich ihn. Ich legte ihm die Hand auf die Stirn. Sie fühlte sich heiß an. „Wie ich mir gedacht habe. Du hast Fieber…“ unterrichtete ich ihn und nahm dann ein feuchtes Tuch um es ihm aufzulegen. “Was macht du denn auch für Sachen! Ich habe mir Sorgen gemacht…“  tadelte ich ihn sanft, doch ich konnte den Gedanken nicht loswerden, dass ich Schuld an dieser Situation war. Ich spürte seinen fragenden, ungetrübten Blick auf mir. „Was ist passiert, geht es ihm gut?“ hörte ich Triton plötzlich aufgeregt rufen. Ich konnte ihm die Freude über Ourus Erwachen anhören.
 

Die Worte mit denen er mich ansprach waren weit ruhiger und respektvoller. Aber auch reserviert. Das machte mich traurig, vergrößerte es die Kluft zwischen uns doch noch mehr.

„Aracan, wer ist das? Er kann sich nicht an seinen Namen erinnern, aber ihr scheint zu wissen, wie er heißt.“

Ach das war es gewesen. Ich hatte mich schon über das Verhalten von Ouru gewundert. Der Sturz schien doch härter gewesen sein als ich erwartet hatte.
 

Gemessen antwortete ich ihm: „Ja, ich kenne ihn. Sein Name ist Ouru. Ich bin froh, dass du ihn gefunden hast. Aber sag den anderen Rekruten nichts davon, dass würde nur zu Unruhe führen.“  befahl ich ihm.

Ich wollte nicht, dass die anderen von ihm erfuhren. Er war, logisch gesehen,  ein Sicherheitsrisiko, doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er diesen Ort verraten würde. Der irrationale Wunsch ihn von den anderen fern zu halten, überraschte mich.
 

Ich hörte ein unterdrücktes Seufzen, und dreht mich schnell wieder zu Ouru: „Alles in Ordnung?“ fragte ich ihn besorgt. Auch Triton war sofort zur Stellen und rief aufgeregt: „Ist alles okay mit dir?“
 

Er nickte nur und ich bemerkte wie er sich versucht zu entspannen. Der Blick den er mir zuwarf  war unergründlich.

Dann wandte er sich ab, doch ich konnte die Tränen riechen. Ich vermied es ihn darauf anzusprechen, vor allem da er es so offensichtlich zu verbergen suchte.
 

Ich kannte den Grund für seine Tränen nicht, doch ich wollte ihm unbedingt Trost spenden, und legte sacht meine Hand auf seine Schulter. „Hast du noch Schmerzen?“ Was für eine dumme Frage. Natürlich hatte er Schmerzen. Man musste sich nur einmal die Wunden ansehen die seinen Körper bedeckten. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht genau sehen, doch ich bemerkte wie er errötet. Peinlich berührt schaute ich weg, doch die Fragen die mir schon die ganze Zeit im Kopf herum schwirrten brachen sich Bahn und ich konnte nicht an mir halten und flüsterte ihm ins Ohr, so leise, dass er es gerade hören konnte. So leise, dass es Triton unmöglich sein musste es zu verstehen: „Ich verstehe dich einfach nicht…“ Er zuckte leicht zusammen. „Warum nur?“ fuhr ich fort:  „Warum kann ich deine Worte einfach nicht vergessen?“

 

Er hatte sich zu mir umgedreht und schaute mich erstaunt an. „Warum versuche ich mir immer einzureden, dass du mich angelogen hast, obwohl mir dein Herzschlag das Gegenteil beweist?“ Sein Herzschlag beschleunigte sich und die Verwunderung schien sich auf meinem Gesicht zu spiegeln. „Du bist mir ein Rätsel, dem Schlagen deines Herzen zu zuhören ist als ob ich eine Sinfonie aus verschiedenen Tönen vernehmen würde, alles reine Laute, kein einziger von einer Lüge verunreinigt.“ sprach ich, mehr zu mir selbst.
 

„Deine Aktionen sind so unvorhersehbar. Warum bist du in deinem Zustand geflogen? Ich finde keine Erklärung. Was geht in deinem Kopf vor? Hilf mir, es zu verstehen…“ Ich konnte es nicht leugnen, ich war von seiner Ehrlichkeit fasziniert. Doch wie sollte er es mir erklären? Wie konnte er mir die Antworten geben, nach denen ich mich so sehr sehnte, wenn er sich nicht mal an seinen eigenen Namen erinnern konnte? „Erinnerst du dich an mich?“ fragte ich ihn, fasst bittend. Er musste sich einfach erinnern, ich brauchte diese Antworten unbedingt, ohne sie war es mir nicht möglich ihn zu verlassen.
 

Er schwieg, doch antwortete dann leise.  „Ja.“ Seine Stimme klang traurig. „Ja, jetzt kann ich mich wieder erinnern…Und wie könnte ich dich jemals vergessen?“ Hätte er sich lieber nicht erinnert? Ich wartete auf eine Antwort. „Ich… ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll…“ Er schaute wieder weg. „Wie soll ich dir das erklären… es… „ Er holte tief Luft, als fiele es ihm schwer die Worte zu formulieren. „Bevor ich dich traf, da existierte ich einfach nur. Aber jetzt LEBE ich… bevor ich dich traf, da war es mir egal ob ich am Leben war oder nicht, doch jetzt WILL ich leben.“ Sich bemerkte wieder, dass ich mir vorher nie wirklich Gedanken über das Leben der Dämonen gemacht hatte. „Bevor ich dich traf war mein Leben verwirrt, ein Bejahen und Verneinen, eine Vermischung von Traum und Realität, ohne Sinn, ohne Grund… doch als ich dich traf... Ich weiß nicht einmal warum ich dort war, aber ich danke den Göttern jeden Tag dafür. „  Ich hatte mich damals auch gefragt, warum ich dort gewesen war. Es war eine unwiderstehliche Kraft gewesen, die mich an diesen Ort geführt hatte. Er fuhr fort: „Als ich dich traf, da bekam mein Leben einen Sinn, meine graue Welt bekam Farben, die Gegensätze fügten sich ineinander, und ich wusste, warum ich lebe. Nämlich für dich…“ Sein ehrlicher Blick traf mich wie der Blitz. Hoffnung stand darin, ein Blick der um Verständnis bat, doch sein Herzschlag offenbarte mir seine bangen Gedanken. Doch ich konnte nicht, antworten, wusste nicht was ich sagen sollte. Von einer solchen Tiefe seiner Gefühle hatte ich nicht einmal ahnen können. „Bitte…“ flehte er mich an. Ich hörte wie seine Stimme brach: „Bitte, schick mich nicht weg. Lass mich einfach bei dir bleiben.“
 

Ich konnte ein trauriges Seufzen nicht verhindern. Wie sollte ich darauf reagieren? Statt Antworten hatte ich nur noch mehr Fragen erhalten. Und Ourus Herzschlag trommelte in meinen Ohren. Ich drehte mich zur Seite und blickte in das hypnotische Flackern des Feuers. Was war dieses Gefühl, dass sich in  meinem Brustkorb ausbreitete? Was sollte ich ihm sagen? Doch plötzlich war die Wärme die von seinem Körper ausgegangen war verschwunden. Ich blickte erschrocken hoch.
 

Noch bevor ich einen Muskel rühren konnte, hatte sich Ouru bis zum Eingang der Höhle geschleppt. Wie er sich in diesem Zustand hatte bewegen können war mir schleierhaft. Es erinnerte mich wieder daran, was mir Yakut während des Spazierganges gesagt hatte: „Hüte dich vor diesem Kleinen, er führt ein Schwert schnell genug um damit einem Drachen gefährlich werden zu können.“ Ich hatte seine Warnung nicht ernst nehmen wollen. Doch die lähmende Lethargie verflog sofort, als mir klar wurde, was er vor hatte. Ich sprang auf und rannte los. Ich spürte wie Triton mir folgte.

 

Ich hatte Ouru fast erreicht, ich musste nur noch die Hand ausstrecken, doch da brach der Boden unter ihm weg. Und ich sah wie er fiel. Schneller als ich denken konnte hatte ich mich nach vorne geworden und den Arm nach vorn schnellen lassen. Ich konnte die Erleichterung nicht verstehen, als ich seinen Arm gerade noch so zu fassen bekam. Ein schmerzhafter Ruck ging durch meinen Körper, als sich ich seinen Sturz abfing, doch in diesem Moment war es mir egal. Denn da war es wieder, dieser flatternde Herzschlag, Ourus Herzschlag, der eine Verbindung mit meinem herstellte, so als wäre es natürlich. Und der mein Herz so schnell wie seines schlagen ließ.

 

Mit der anderen Hand krallte ich mich in den bröckelnden Felsboden. Er war glitschig, und mit jeder Sekunde rutschte ich weiter nach vorne. Lange würde ich uns beide nicht so halten können. „Was tust du da?!“ schrie ich schien verärgert an.“Wieso läufst du weg?!“ Ich hatte immer noch nicht alle meine Fragen beantwortet bekommen. Ich roch das Salz seiner Tränen doch der Blick den er mir zuwarf konnte ich nicht deuten. „Lass mich los!“
 

Schrie er mich an. Ich verstand es nicht, aber ich wusste er würde sterben, wenn ich ihn loslassen würde. „Nein!“ lehnte ich ab. Es verwunderte mich, wie sehr ich daran interessiert war, sei Leben zu retten. „Lass los!“ schrie ich lauter: „Sonst wirst du mit mir in die Tiefe gerissen!“ Er sorgte sich um mich? Deswegen wählte er lieber den Tod? Wie unsinnig. Ich ließ meiner Kraft seit langem wieder seinen Lauf. Und es war keine Schwierigkeit ihn nach oben zu ziehen. Er flog an mir vorbei, es war wie in Zeitlupe. Ich sah sein erstauntes, ungläubiges Gesicht und war erleichtert, dass es ihm den Umständen entsprechend  gut zu gehen schien. Ich schleuderte ihn an die Stelle, wo Triton stand. Ich wusste er würde rechtzeitig reagieren können. Dann brach der schon bröckelige Fels unter mir und ich fiel in die Tiefe. Im Fallen hörte ich das das Ächzen, als Triton ihn auffing. Und, schon durch die Entfernung kaum zu verstehen, hörte ich Ourus panische Schreie: „Schnell, wir müssen ihm helfen!“ Es klang, als würde er gleich hinter mir her stürzen, um mir zu helfen. Ich hoffte Triton würde ihn aufhalten. 
 

Ich schloss die Augen und wartete auf den Aufprall. Doch dann hörte ich einen Schrei, er war so voller Schmerz und Leid und er drang bis in die tiefsten Winkel meiner Seele. Ich hatte  noch nie einen Schrei gehört, welcher so leidvoll geklungen hatte. Und ich war sicher als würde ich meine Namen in mir wiederhallen hören. Ich wusste nicht woher dieses Wissen kam, doch ich war mir sicher, es war Ourus Stimme die ich gehört hatte. Es war, als würde sie mich wach rütteln und die Kraft, die ich normalerweise sorgsam unter Verschluss bewahrte, begann einige ihrer Fesseln zu sprengen.
 

In diesem Moment schlug ich auf den Boden auf, welcher wie ein Kissen unter mir nach gab und meinen Sturz auffing. Die Kraft meines Sturzes nahm die Erde auf sich, und trug ihn weiter. Mit Wucht rollte die Energie durch die Erde und ein Beben, zu mächtig, als dass es hier von natürlichem Ursprung sein könnte, erschütterte die gesamte Umgebung.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
das dritte Kapitel hat leider lange auf sich warten lassen, da ich sehr unter Zeitmangel litt, aber dafür gibt es bald auch das 4. Kapitel. Wer Rechtschreibefehler findet oder Verbesserungsvorschläge hat, der kann das gerne sagen ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, irgendwie hab ich gerade einen guten Lauf, wenn das so weiter geht, gibt's bald Kapitel nummer 6 ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
so, endlich auch das 7. Kapitel fertig. Ich hoffe es gefällt ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
so, mal sehen wann ich das nächste kapitel fertig habe ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ach, endlich kann ich das Kapitel hochladen. ICh wollte schon die ganze Zeit, aber da ich den regelmäßigen Upload beibehalten wollte hab ich mich selbst zurückgehalten das hochzuladen.. ich bin auf die Reaktionen gespannt XD nächstes kapitel lad ich wieder nächsten montag hoch, wann es dann freigeschaltet ist ist ne andere Sache... hoffe es gefällt ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
ich konnte mich nicht zurück halten das neue Kapitel hochzuladen...dabei wollte ich das erst am Montag machen... na ja, was solls ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das nächste Kapitel erfolgt so gleich ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, mal sehen wann ich das nächste Kapitel online stelle ^^ falls jemand Rechtschreibefehler oder dergleich findet, bitte sagen ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, und anlässlich der 50-likes Verlosung auf facebook gibt's für die mexxler Kapitel 11, 12 und 13 zusammen ^^ Ich hoffe ihr freut euch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
HAch, ich hab schon ewig lang gewartet diese KApitel hochladen zu können. Ich bin auf die Reaktion zu Yasils Lied gespannt ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, hier also das 19. Kapitel. Lange schon wollte ich es hochladen, aber ich wollte mein Hochladeschema von einem Kapitel pro Woche nicht unterbrechen. Nun muss das leider doch kommen. Man könnte sagen, Dragonsoul geht in die Sommerpause. Auch wenn Pause eigentlich das falsche Wort ist, zumindest für mich. Ich schreibe grad an meiner Bachelorarbeit, und bald ist Abgabe. Ich werde mich erst mal nur noch darauf konzentrieren (weil ich mich sonst nicht davon abhalten kann weiter an Dragonsoul zu schreiben). Wenn die Verteidigung dann durch ist, dann lade ich gleich zwei Kapitel hoch. Ich hoffe ihr bleibt mir treu und nehmt mir diese Verzögerung nicht übel. Ich freue mich weiterhin über jeden Kommentar, und wer Rechtschreibefehler findet kann sie mir gerne mitteilen. Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn ich wieder weiterschreiben kann. Ich wünsch euch was.
Liebe Grüße
Dea Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war das versprochene zweite Kapitel. Leider kann ich ab jetzt keinen regelmäßigen Upload mehr garantieren, durch Vorlesungen und so kann ich nicht sicher sein das ich immer rechtzeitig ein Kapitel fertig habe. Aber sobald ich wieder was habe werde ich es natürlich hochladen. Bitte bleibt mir treu. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab schon überlegt: Soll ich die Story pausieren? Ich mein, wenn nicht ein Wunder passiert und der Tag plötzlich 48 Stunden hat, dann schaff ich es kaum bis März ein weiteres Kapitel zu machen, und das finde ich total doof, vor allem weil ich euch ja dann warten lasse, und ich dachte mir ob es vielleicht besser wäre die auf pausiert zu stellen. Was haltet ihr davon?
Und es tut mir echt leid, ich weiß genau, das ihr wissen wolltet wie es nach Folge 21 weitergeht, aber na ja, so kann es gehen.. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute, es tut mir echt leid, dass ich ecuh so lange hab hängen lassen. Hier kommt nun die Fortsetzung. Das es jetzt schneller geht, kann ich nicht versprechen, denn ich weiß zwar was ich schreiben möchte, das wie entzieht sich mir aber derzeit noch. Und warum zum Teufel löscht Animexx meine Absätze?! *nuff*
Aber dafür zeichne ich jetzt mehr dazu. Es gibt Kakoakarten (von denen ich auch Auflagen mache), Lesezeichen und auf Anfrage kann ich auch mal ein Tassenmotiv oder ähnliches machen. Ich hab einiges davon auf meine Facebook-Seite eingestellt, falls wer Interesse hat ;) Besucht mich doch mal. Sobald ich das nächste Kapitel fertig habe lade ich es hoch. 'See you later

*für Prüfungen lernen geh* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich kam ich mal dazu ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe ihr seid mir trotz der langen Wartezeit treu geblieben und bleibt es auch (obwohl es wahrscheinlich auch weiterhin zu langen Wartezeiten kommen wird). Ich wünschte echt ich könnte öfter schreiben aber leider ist meine Zeit sehr begrenzt (und manchmal will auch die Story nicht so auf das Papier wie ich das will). Ich hoffe euch hat das neue Kapitel gefallen und ihr freut euch schon auf das nächste. Fühlt euch alle gedrückt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
schon wieder zu Ende... und ich kann leider nicht vorhersagen, wann es weiter gehen wird... es läuft zur Zeit sehr schleppend... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
endlich mal ein neues Kapitel. Es tut mir so leid, dass ich so verdammt lange brauche, aber ich hab so viel zu tun, die Zeit geht viel zu schnell vorbei, und bevor ich es merke ist ein Monat um und ich bin immer noch nicht weiter. Das ärgert mich sehr, vor allem da ich grad mal überschlagen habe das es bis zum ende noch etwa 18 Kapitel und einen Epiolog geben muss. Und ich weiß nicht ob ich die hier weiter veröffetlichen werde. Ich trage mich mit dem Gedanken (falls ich je mit der Story fertig werde) sie bei einem Verlag einzuschicken. Und wenn das nichts wird, dann möchte ich eine eigene Veröffetlichung als ebook in Betracht ziehen. Falls es dazu kommt werde ich aber allen die momentan diese Story in der Favoritenliste haben die Möglichkeit geben, entweder Beta-leser vor einer veröffentlichung sein, oder eine fertige Geschichte nach Abschluss zu bekommen, Als Dank für die unterstützung. (da ich die Story hier dann auch aussoertieren werde)

Leute die momentan die Story auf ihrer Favoritenliste haben und das Angebot annehmen können:
- Azahra
- black_-_rose
- Narjana
- blue_phoenix
- Evelyn
- Ju-Yeon
- kamiruchuna
- KuroMikan
-  Leoline
- Luciel
- MaiRaike
- Resnec
- sayuri-sama
- Shiku-chan
- silvana
- Sonnenblume97
- xXSimcaXx
- YumiUchiha

Ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (61)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KuroMikan
2014-06-23T18:26:56+00:00 23.06.2014 20:26
halli-hallo :)
freu mich das es ein neues kapitel gibt! *luftsprung mach*
das is sooo süß die beiden!!!! was mich die ganze zeit schon fuchst... ouru hört die ketten rascheln (oder wie auch immer) und yasil nicht -.- das deprimiert mich irgendwie... XD
whatever
jedenfalls wieder ein sehr gelungenes kapitel! ^^

würd mich freuen wenns mit dem buch oder ebook klappt :)

lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
24.06.2014 09:44
die Erklärung warum Yasil es nicht hört kommt noch irgendann, wenn es vllt auch nur angeschnitten wird. Danke für die Ermunterung.
Antwort von:  DeaNox
26.06.2014 08:44
Welche Variante würdest du lieber haben? Beta-leser sein und nach Rechtschreibfehlern, Ausdruck und unlogischen Sachen (wie verschiedene Altersangaben bei gleicher Person) suchen, oder länger warten bis es fertig ist und eine fertige Fassung bekommen?
Antwort von:  KuroMikan
03.07.2014 18:55
Also wenn es dir helfen würde könnte ich schon Beta-leser machen :) würd mich freuen ;)
Antwort von:  DeaNox
05.07.2014 12:12
aber gerne doch ^^ Ich würde dir dann schreiben wenn ich fertig bin, dann könnte ich es dir über mail schicken
Antwort von:  KuroMikan
14.07.2014 13:37
ok einfach ne ens schicken dann kriegst du meine email adresse :)
Von:  KuroMikan
2014-04-01T22:34:00+00:00 02.04.2014 00:34
woahhhhhhhhhhhhhhhh !!! *freu* du glaubst gar nicht wie sehr ich auf dieses kapitel gewartet hab :D jeden tag nachgeguckt ob ich ne update-ENS bekommen hab :) jipppiiii
is echt grad sau spannend :) oh gott die beiden sind so süß *.*
freu mich schon aufs nächste pitel :) bis dann

Lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
02.04.2014 18:28
Und es war kein Aprilscherz XD Freut mich das es dir gefällt. Ich hoffe es bleibt spannend ;)

LG

Dea
Antwort von:  KuroMikan
15.04.2014 13:38
hehe ja das hoffe ich doch auch ;)
Von:  KuroMikan
2014-03-08T05:39:37+00:00 08.03.2014 06:39
woah!!!! O.O kawaii!!!!!!!!!!!!!!!!
das is so süß wie er seinen bruder liebt T.T so rührend *schnief*
und...
aaaaaaaaaarg *zähne knirsch* .... verbrenn diese frau!!! die macht bestimmt nur ärger!

uhhh ich bin sooo gespannt wies weiter geht :) du glaubst gar nicht wie ich mich grad über die ENS gefreut hab XDDDD hab so lang drauf gewartet XD
sind deine Prüfungen jetz rum? wie isses gelaufen?

Lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
09.03.2014 17:48
freut mich sehr das es dir so gefallen hat.
Ob die frau noch Ärger macht? Keine Ahnung. Hat sie mir noch nicht gesagt XD

Ja, meine Prüfungen sind jetzt erst mal vorbei, ich hab meinen Bachelor erfolgreich verteidigt und bin jetzt im Masterstudiengang, da hatte ich jetzt schon die ersten Prüfungen. Die mehr oder weniger gut gelaufen sind. bei einigen muss ich zur Nachprüfung (aber das hatte ich erwartet, das Fach ist einfach so kacke -.-' )
Und weil der Masterstudiengang ganz schön fordernd ist, werde ich es nicht schaffen wöchentlich hochzuladen wie ich es am Anfang gemacht habe. Aber ich schreibe schon am nächsten Kapitel und hoffe das es jetzt etwas regelmäßiger wird mit dem hochladen, auch wenn es nicht mehr so schnell geht... Ich hoffe du bleibt weiter ein Fan der Story

Liebe Grüße

Dea
Antwort von:  KuroMikan
10.03.2014 17:54
klar :) hehe muss ja auch nicht jede woche sein... ;)
Von:  KuroMikan
2014-01-18T18:01:42+00:00 18.01.2014 19:01
omg ouru *schnief* er tut mir sooo leid T.T
dem zerspringt gerade das herz (T.T) *schnief* los yasil mach es wieder ganz <3
ahhh naja ob das so einfach wird? XD eher nicht.... du scheinst es schließlich zu lieben dein beiden das zu erschweren... *nick nick* (wobei ich sagen muss das ich dem nicht ganz abgeneigt bin XD)

ahhhh ich bin so gespannt wies weiter geht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *schreiend im kreis renn*


ich wünsch dir immernoch viel glück für die prüfungen! *daumen drück* ^^
du schaffst das ;) (ich habs auch geschafft *daumen hochheb :D * )
ich hoff man hört von dir :)

lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
18.01.2014 19:38
Nun ja, ich WILL es ihnen ja nicht schwer machen, aber sie zwingen mich dazu! Außerdem, wie war das? Ruffy hat das OnePiece auch nicht gleich in der ersten Folge gefunden ;) Ich könnte spoilern wie es generell weitergehen soll... aber ich glaub das lass ich mal, schließelich haben solche GEschichten auch immer eine Eigendynamik XD ICh werd mich anstrengen wegen der PRüfungen. Freut mich auf jeden Fall das dir das Kapitel gefällt (ich wollte halt nicht das die ganze Zeit niemand weiß was danach passiert...) Ich ärger mich grad etwas, das ich zur Zeit nicht weiter komm mit Dragonsoul, weder Zeitmäßig noch das ich zufrieden bin (ich lade eben erst hoch wenn ich zufrieden bin, will später höchstens rechtschreiblich was korriegieren)
Auf facebook bin ich aktiver (hauptsächlich weil man da nicht auf Freischaltung warten muss XD )

Bis bald ^^

LG

Dea
Antwort von:  KuroMikan
19.01.2014 10:28
haha so kann man es auch sehn XD das gibt dem ganzen einen dramatischen touch XD ne spoilern brauchst nich ;) aber bald weiterschreiben... da wär ich dir sehr verbunden
(^^°) -> ich bin schlimm....
was solls ;) hau rein! (in jeder hinsicht)

lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
19.01.2014 12:00
NEin, bist nicht schlimm! ICh brauch jemand der mir in den Arsch tritt XD
Antwort von:  KuroMikan
19.01.2014 15:15
haha schön das du das so siehst XD *sich extra die stiefel auszieh... damits nich weh tut ;) *
Antwort von:  DeaNox
19.01.2014 19:41
zieh die Stiefel wieder an XD Dann hat es mehr Effekt ^^
Antwort von:  KuroMikan
20.01.2014 10:16
was bringts mir wenn du nich mehr sitzen kannst und im stehn schreiben musst XD
da ham wir beide nichts von ;)
Antwort von:  DeaNox
21.01.2014 13:44
muhahaha, aber ich liege immer beim schreiben im Bett XD mit dem rechner auf den Beinen (oder schreibe dann wenn ich gar nicht soll, in der arbeit oder so ^^)
Antwort von:  KuroMikan
21.01.2014 17:49
genau wie ich XD aber ich schreib nich in der arbeit... könnte ich auch gar nich XD weit und breit kein rechner ^^ aber dafür isses in der backstube immer schön warm :)
Antwort von:  DeaNox
21.01.2014 21:53
ich backe total gerne ^^ komme jetzt aber nur noch selen dazu. Bei mir ist fast immer ein Rechner da, ich studiere zur Zeit MOlekularbiologie und Bioinformatik, und da jedes zweite Fach was info zu tun hat ist es auch total normal wenn jeder seinen labtop in der vorlesung offen hat
Antwort von:  KuroMikan
21.01.2014 22:23
klingt aber irgendwie auch total cool ^^ naja ich bin nich so der studien mensch XD mir hat das ers mal gereicht... ;) ich bin jetz ausgelernte konditorin (hat ne gefühlte ewigkeit gedauert -> kindheitstraum *.* )
und jetz mach ich torten und so zeug XD und am schönsten isses immer wenn freunde geburtstag haben XD.... zb. diesen samstag: riesen keks (familienpizza-größe)
oh ja ich liebe meinen beruf <3
Antwort von:  DeaNox
21.01.2014 22:32
ich will auch °q° ich wollte das anfangs auch machen, aber ich hab total ein PRoblem mit früh aufstehen, und bin immer ganz enttäuscht wenn ich mir toal arbeit zu hause beim backen mache und dann ist die torte schneller zusammengefressen als ich sie gemacht habe. ICh hab auch meine eingene Geburtstagstorte gebacken (Und mein Vater hat vor mir an der genascht. Gemeinheit *schnief*)
Und dann mag ich die kleinen Tierchen die dafür sorgen das ein Kuchen aufgeht ^^
Antwort von:  KuroMikan
21.01.2014 22:42
hehe also ich fang um 7 an XD kann mich also nicht beklagen... ;)
woah ich hab schon mal mokona und diese fledermaus aus rosario to vampire (name vergessen) gemacht XD voll geil
Antwort von:  DeaNox
21.01.2014 22:49
die kenn ich ^^ aber wenn ich glück hab klingelt mein wecker erst um die zeit ^^ und mir wäre lieber wenn er es erst zwei stunden später tun würde. bin eine nachteule. die meisten kapitel von dragonsoul sind tief in der nacht entstanden XD so ab um 2
da bin ich sehr kreativ
Antwort von:  KuroMikan
22.01.2014 16:45
hehe um die zeit schlaf ich noch/schon tieeeeeeeeeeeeeef und fest XD
naja dafür kann ich gar nicht durch machen -.- is manchmal echt ätzend ^^
aber mir wird nachgesagt das ich immer und überall schlafen kann.. das is doch auch was XD
Antwort von:  DeaNox
22.01.2014 17:53
ich bin eben ne nachteule, ich kann abends nicht schlafen, und früh komm ich nicht aus den Federn raus ^^
Antwort von:  KuroMikan
23.01.2014 19:21
naja gäbs keine nachteulen dann könnte man auch die frühaufsteher nicht einordnen XD
Antwort von:  DeaNox
23.01.2014 19:45
wie wahr ^^
Antwort von:  KuroMikan
23.01.2014 20:45
is dir eigendlich schon aufgefallen das immer wenn wir uns schreiben, es in irgendwelchen kapiteln von Dragonsoul ist? und wenn dann ziemlich oft XD
Antwort von:  DeaNox
23.01.2014 21:45
ist mir aufgefallen ^^ Ich hab überhaupt nichts dagegen (hat ja nur nicht wirklich was mit dem Kapitel zu tun) XD
Antwort von:  KuroMikan
23.01.2014 22:50
naja der nächste der sich die kommis durchliest hat ordentlich was zu tun XD
aber ich bin der meinung das es im grunde ja eigendlich noch im ramen is^^
wär was anderes wenn ich dich fragen würd wies wetter wird XD
immerhin gehts ja eigendlich um schreib gewohnheiten usw ^^
(immer alles positiv auslegen ;) )
apropo... wie weit is das neue pitel ? XDDDD
Antwort von:  DeaNox
24.01.2014 02:08
0% weiter,sorry aber Montag ist Prüfung Automatentheorie (und ich kapier gar nix...)mal sehen ob ich danach Zeit hab
Antwort von:  KuroMikan
24.01.2014 08:23
ich hab mir zur prüfung auch alles rein prügeln müssen XD ich versteh dich also sehr gut ^^
Antwort von:  DeaNox
24.01.2014 12:35
Problem ist nur, wenn der Prüfer verlangt das du es verstanden hast...
Von:  KuroMikan
2013-12-16T21:50:44+00:00 16.12.2013 22:50
omg soo spannend und du willsts vorerst auf eis legen?
schade aber was will man machen ^^
bleibe trotzdem fan und werde natürlich jedes weitere kapitel mit freuden verschlingen ;)
lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
18.12.2013 09:06
na ja, auf Eis legen WOLLEN tu ich das nicht, aber wenn ich keine Zeit zum schreiben habe, weiß ich nicht welche der beiden Optionen (passieren oder einfach lassen wie es ist mit langen Wartezeiten) besser ist... Freut mich das du mein Fan bleibst ^^
Von:  MaiRaike
2013-12-16T20:33:17+00:00 16.12.2013 21:33
Waaah, das wird richtig spannend und du willst pausieren???

Naja, da der Tag wohl keine zusätzlichen Stunden bekommst, gibt es wohl keine andere Wahl.
Ich werde die Geschichte einfach auf meiner Favo-Liste lassen, dann werde ich benachrichtigt, wenn du es schaffst ein neues Pitel zu schreiben.

Achja, das Kapitel war wirklich sehr gut. Auch wenn keiner der Hauptcharaktere vorkommt, hat es die Story echt voran gebracht und den Spannungsbogen weiter erhöt. Ein sehr gelungener Cliffhanger der dafür sorgen wird, dass eine Leser dranbleiben ;)
Antwort von:  DeaNox
18.12.2013 09:06
wie gesagt, pausieren möchte ich eigentlich nicht, aber ich frage mich ob es vielleicht sinnvoll wäre... Freut mich das du die Story in deiner favo-liste lässt.
Eigentlich mag ich euch auch nicht so hängen lassen, ich versuche mal das nächste Kapitel irgendwie noch fertig zu kriegen, damit sich die Spannung nicht bis ins unendliche erhöht ^^
Von:  Azahra
2013-11-16T09:10:43+00:00 16.11.2013 10:10
Sehr schönes Kapitel! Wirklich lobenswert ^-^

Mach ja weiter so ;D

cucu,
Azahra
Antwort von:  DeaNox
18.11.2013 09:54
vielen Dank ^^
Von:  KuroMikan
2013-11-09T23:10:39+00:00 10.11.2013 00:10
woah immer isses an den spannendsten stellen vorbei -.-
war wieder ein toller kapitel! ich hoffe du schreibst bzw lädst bald wieder eins hoch!
auch wenns keine regelmäßigen updates mehr gibts..hauptsache es gibt welche! hab deine ff wirklich vermisst :)
freu mich schon total aufs nächste kapitel, also lass dir nicht zu viel zeit ;)
lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
10.11.2013 18:52
ich werd versuchen es so schnell wie möglich fertig zu machen (aber Studium muss leider erst mal vorgehen TAT )
Antwort von:  KuroMikan
12.11.2013 12:07
klar^^ versteh ich
Antwort von:  KuroMikan
10.12.2013 20:20
*mauz*... ich will ja nich nerven aber.. ich wiege mich so langsam in ungeduld ;)
Antwort von:  DeaNox
13.12.2013 01:03
oh, danke das du mich daran erinnerst. Ich war so im Stress das ich alles vergssen hab. Tut mir Leid. das nächste Kaüitel ist ja im Prinzip schon fertig, aber ich bin nicht ganz zufrieden damit, es passt noch nicht ganz. Entschuldige bitte die lange Wartezeit, sobald ich es zufriedenstellend fertig hab lade ich das KApitel hoch
Antwort von:  KuroMikan
16.12.2013 12:27
du bist mir ja eine XD vergisst das einfach so ^^
nur kein stress ;) freu mich dann einfach wenns da is
Von:  KuroMikan
2013-11-09T22:54:21+00:00 09.11.2013 23:54
Yay endlich!!!!
jetzt hast du klein mikan sehr glücklich gemacht :)
mach mich gleich ans nächste ^^
lg mikan
Von:  Azahra
2013-09-29T12:33:49+00:00 29.09.2013 14:33
Schönes Kapitel; die Szene wie er das Frühstück herrichtet fand ich herzallerliebst ♥
Bin schon auf das nächste Kapitel gespannt,

cucu
Azahra
Antwort von:  DeaNox
29.09.2013 17:44
vielen Dank ^^ freut mich das es dir gefällt
cu
Dea


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