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Yasura und Kaname

Merkwürdig, wie die kleinsten Entscheidungen das Leben verändern können …
von

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Während Yasura ihren Kopf wieder leicht hob und überlegte, genoss der Brillenträger wieder diesen angenehmen Duft. Nichts roch besser als die Nacht. Das war für ihn eine Tatsache! „Es ist nicht mehr allzu weit. Vielleicht fünf Minuten geradeaus, wenn ich mich nicht irre.“, erklärte sie – nun vollkommen ruhig. „Ich möchte nur nicht… alleine nachts herum laufen.“ Kaname sah einen Moment zu ihr. Ein Nicken, wobei er aber nicht darüber nachdachte, dass sie es nicht sehen konnte.
 

Er nahm einfach ihre Hand und ging langsam wieder los. Den ganzen Weg über war er sehr aufmerksam. Wer wusste auch, welche Leute sich um diese Uhrzeit herumtrieben. Gangs, Mörder, brutale Vergewaltiger, Erpresser,… ja, da fielen ihm viele Beispiele zu ein.

Und so dachte er den Weg über nach. Der erste Block war schon überstanden, dann mussten die beiden wieder die Straße überqueren. Kaname aber blieb zu Yasuras Verwunderung stehen und ließ für einen kurzen Moment ihre Hand los um aus der Jackentasche etwas herauszuziehen. Er sagte nichts weiter und beugte sich etwas vor. Sein Atem ging ruhig, er wollte, dass sie ihn bemerkt, damit sie sich nicht im nächsten Moment erschreckt, denn dann legte er ihr den Schal um, an den er sich gerade erinnert hatte. Er ließ sich nichts weiter von seiner Sorge anmerken und nahm, als es grün wurde, einfach wieder ihre Hand – Ihre kleinen Hände fühlten sich nämlich so gut in seinen an...
 

Hätte man Kaname heute Morgen gesagt, dass er abends genau das erleben würde, hätte er sich vor lachen wahrscheinlich die Schenkel geklopft. Obwohl,… wenn man genauer darüber nachdachte, hätte Kaname niemals gelacht – Diese Vorstellung war absurdt.
 

Yasura konnte Kaname ganz sicher vertrauen – Das war sicher. Dennoch wusste das Mädchen nicht recht, wie sie sich in solch einer Situation zu verhalten hatte. Es war das erste Mal, dass ein Mann so liebevoll ihre Hand hielt. „D-danke.“, flüsterte sie verlegen, als die beiden schon wieder ein Stück gegangen waren. Irgendwie hatte sich Yasura gewünscht, dass Kaname daraufhin etwas gesagt hätte, doch sie hatte leider bereits gemerkt, dass er nicht der gesprächigste Geselle war.
 

Dem Blonden kroch zwar die eisige Luft den Rücken hinauf, doch er ließ sich davon nicht unterkriegen und strahlte weiterhin eine wohlige Wärme aus. Als wäre nie etwas gewesen, schlenderten die zwei nun den Weg entlang. Für Yasura war das alles aber nicht so einfach. Das war einfach so unfassbar, was sie gerade erlebte. Als ob nie etwas gewesen wäre? Dieser nette Mann hielt immerhin ihre Hand! Mit seinen wunderbar wärmenden Händen! Yasura bemerkte auf, dass sie anfing, sich in seine Hände zu verlieben. „Jetzt ist aber gut! Du... D-du kennst ihn doch gar nicht!“, schimpfte sie innerlich und hätte sich dabei fast selbst ohrfeigen können. Verschämt von den eigenen Gedanken, vergrub Yasura das halbe Gesicht in dem wärmenden Schal und schloss die Augen. Es ärgerte sie ein wenig, dass sie schon wieder rot geworden war, aber das zeigte sie auf ein Weiteres nicht, weswegen Kaname nur über ihr niedliches Verhalten schmunzelte.
 

Ohne wirklich zu realisieren, was auf einmal geschah, packte eine kalte, raue Hand mit viel zu verkrampften Bewegungen nach ihr. Es war der komplette Gegensatz zu Kanames Händen. „H-Hallo me-hicks-maaaine Hü-hicks-p'schö!“, säuselte neben ihre eine kratzige, unbekannte Stimme. Sofort bekam sie es mit der Angst zu tun, als Kaname sie auf einmal losließ. War er vielleicht doch nicht so gut? Gehörte er zu diesem Mann? Wenn ja, was hatten sie mit ihr vor? Sie ratterte innerlich die verschiedensten Möglichkeiten herunter, während sie es panisch mit dem Schweiß zu tun hatte. Hilfe. Sie brauchte Hilfe. Die Blinde erahnte lediglich, wo sich der eben noch so nette Fremde aufhielt und rückte näher an ihn heran. Wahrscheinlich bildete sie sich nur etwas ein und er war selbst ganz erschrocken!
 

Kaname handelte im Gegensatz zu Yasura wesentlich schneller. Während sich in ihrem Kopf in den wenigen Sekunden so viel abspielte, was ihr Gesicht blass werden ließ, kam Kaname schnell zu dem Entschluss die Hand dieses – ja, in seinen Augen war es so – Unmenschen von Yasuras zu befreien. Er ließ Yasura, noch bevor sie wirklich verstand, los und baute sich vor dem betrunkenen Mann auf. „Finger weg!“, brüllte er zornig und drückte Yasura hinter sich. Nun, damit hatte die Blauhaarige nun wirklich nicht gerechnet. „D-hiks-du kanns'd mir -hiks- gaar nich'sss~!“
 

Ein ekeliger Geruch von Alkohol kroch dem selten damit konfrontierten Blonden, der den Brechreiz schnell herunter schluckte, in die Nase. „Nein,… nein, das kann ich gewiss nicht.“ Er schnappte sich Yasura und nahm sie hoch. Während das Mädchen ihr Gesicht so gut es ging versteckte, weil sie momentan in ihrer Vorstellung einfach grausam aussah, stieß ihr Held den Mann zur Seite und rannte dann einfach nur weiter. Hauptsache sie kamen von hier weg. Hauptsache… diese Frau kam von hier weg!
 

Nach einiger Zeit wusste Yasura gar nicht mehr wo sie nun war, wie lange sie gelaufen waren und wo lang es nun ging um nach Hause zu kommen. Sie war einfach viel zu sehr in ihren eigenen Gedanken vertieft gewesen, als auf den Weg zu achten. Nachdem sich Kaname sicher war, dass ihnen der Betrunkene nicht mehr folgen würde, ließ er Yasura zurück auf ihre Beine und sah sich erst einmal um. Sie schien erst nach einem kurzen Moment zu merken, dass sie wieder den Boden unter den Füßen hatte und löste den fast schon verkrampften Klammergriff von Kanames Brust. Ihr Kopf war wieder hochrot geworden. Wie oft ihr heute wohl schon diese unangenehme Hitze ins Gesicht gestiegen war? Zwei weitere Blöcke lag hinter ihnen und es schien nun wohl wirklich nicht mehr lange zu dauern. Doch bevor die beiden weiterliefen, musste Kaname noch eine Frage loswerden. „Sag mal…“, begann er und wunderte sich selbst darüber, dass er den Mund einfach so auftat, „Wie alt bist du eigentlich?“
 

Er wollte sich nicht für seine Frage rechtfertigen, doch irgendwie konnte er sein Vorhaben nicht ganz einhalten. „Ich meine,… um die Uhrzeit ist nicht für manche Altersgruppen nicht üblich… draußen zu sein.“

Sie hatte ihr halbes Gesicht wieder im Schal versteckt und versuchte nun mit ihren Augen in seine Richtung zu sehen – Wenn sie das denn könnte. „N-neunzehn…“, flüsterte sie leise in den Stoff. Allein ein Danke überforderte sie gerade schon. Er nickte nur für sich, war aber etwas enttäuscht von der Antwort und ließ ihr Zeit sich etwas zu beruhigen, während er nachdachte. Obwohl der Fernsehstar eben erst gerannt war, atmete er jetzt schon wieder vergleichsweise ruhig.
 

Irgendwie hatte Kaname geahnt, dass sie so jung sei, so sah sie eigentlich ja auch aus, doch die Hoffnung wollte er nicht aufgeben. Warum er das dachte, wollte er sich selbst nicht einmal eingestehen, denn er kannte sie doch eigentlich noch gar nicht! Innerlich führte er eine große Diskussion mit sich selbst. „Kaname! Du bist 24, hör auf dir was einzureden, du... du verdammtes Schmalhirn! Sie ist zu jung und du kennst sie doch erst seit gerade!“ Seine Miene wurde wieder ernst – so wie es eigentlich immer war und er fing an sich wieder umzusehen.
 

Dass Kaname solche Konflikte mit sich selbst führte, ahnte Yasura nicht im Entferntesten. Wahrscheinlich, weil ihr einfach die Information fehlte, dass fünf Jahre zwischen den beiden lagen und es in vielen Augen nicht richtig wäre, wenn er ihre Hand hielt. „Um die Uhrzeit solltest du dich nicht alleine herum treiben…“, äußerte er, aber blickte eisern nach vorne. „Ja, ich weiß…“, gab sie leise zu und senkte den Kopf ein wenig, „Aber ich bin doch keine Acht mehr und außerdem… bin ich ja gar nicht alleine.“ Den letzten Teil ihres Satzes sagte sie total schüchtern und wurde augenblicklich wieder rot. „Fünf! Fünf Jahre! Vergiss es nicht!“, rief er sich noch einmal in Erinnerung und lenkte sich damit ab, als er doch noch einmal in ihr wunderschönes Gesicht sah und eigentlich verlegen werden wollte.
 

Der junge Mann vergaß komplett sein eigenes Alter zu nennen. Dass ihn etwas beschäftigte, merkte Yasura, als er nur zögerlich ihre Hand nahm. „H-Habe ich etwas falsch... gesagt?“ Der Blonde spürte, wie ihn ein leichtes Kribbeln durchfuhr, weil er sich ertappt fühlte. Es ging nicht. Er konnte sich das nicht einreden. Nicht, wenn er diese angenehme Hand in seiner spürte. Deswegen konnte er ihr auf diese Frage auch nicht wirklich antworten. Etwas falsch gemacht? Vielleicht hatte er ja etwas falsch gemacht... Ohne es wirklich zu merken schüttelte er den Kopf, als ob sie es sehen könnte. „Äh,… also wir sollten w-weiter, sonst-… Es ist zu spät und du bist sicher müde u-und ich halte dich auf un-un-und vielleicht passiert dir was, wenn es noch später wird, weil du alleine nach Hause gehst!!“, sagte sie ganz wirr und begann dann langsam weiterzulaufen. Kurz atmete er durch und betrachtete sie doch ein weiteres Mal. Ohne es wirklich zu merken, schlich sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen. Er war sich sicher, ihm würde nichts passieren, aber es tat gut, dass sich jemand Sorgen um ihn machte – wenn auch nur für eine Nacht. „Ich werde sie wahrscheinlich eh nie wieder sehen, also… sollte ich die Zeit mit ihr genießen.“



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