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Detective Conan Destiny

von

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Tiefschwarze Ermittlungen

Vorkommende Personen in Teil I:

Main: Shinichi/Conan, Agasa, Shiho, Detective Boys, Ran, Sonoko, Saguru Hakuba, Takagi, Mizunashi Rena, Kogoro (Cameo)
 

Organisation:

Gin, Vodka, Wermut, Chianti, Korn, Bourbon, Irish, Calvados, Pisco, Anokata
 

FBI:

Shuichi Akai, Jodie Starling, James Black & André Camel (Cameo)
 

Eigen: Scotch, zwei Verdächtige, ein Mordopfer
 

Undefiniert:

Gosho Hakuba, Toshiro Odagiri, Sera Masumi, Subaru Okiya, Morofushi Takaaki
 

Prolog
 

Tokio – Edogawa Bezirk

6 Jahre zuvor
 

Wie spät war es? Bestimmt schon weit nach Mitternacht. Warum kannte er die genaue Uhrzeit nicht? Es war nicht nur seine Pflicht aufmerksam zu sein, sondern auch sein Job. Es war der Regen. Ja es musste der Regen sein, der bereits seit Stunden heftig gegen das Seitenfenster des schwarzen Porsches brasselte. Der Mann mit den langen Haaren und der altmodischen Stoffmütze sah abwesend zu dem Fahrer, in dessen Gesicht sich keinerlei Regung zeigte. Er schien nicht von dem melancholischen Gefühl erfasst zu werden, das ihn selbst, Shuichi Akai bereits die ganze Nacht, nein vielleicht sogar die ganzen letzten Tage hinweg übermannte. Nein. Special Agent Shuichi Akai. Es war ironisch in Anbetracht, dass er inzwischen nur noch selten mit diesem Titel angesprochen wurde. Wann war es das letzte Mal gewesen? In New York, kurz bevor er das Flugzeug betrat, das ihn nach Tokio bringen sollte? Nein, es war der Verbindungsagent in Shinjuku gewesen, der ihn mit der Ausrüstung versorgt hatte, die er benötigen würde. Schließlich raffte sich der FBI-Agent dazu auf, auf das Display seines Handys zu blicken. Es war 3 Uhr nachts, Müdigkeit breitete sich in ihm aus. Der Fahrer, ein hünenhafter, schwarz gekleideter Mann mit ebenfalls langen, silberblonden Haaren starrte weiterhin auf die Straße. Auch er würde ihn niemals mit diesem Titel ansprechen, das zumindest hoffte Shuichi Akai. Denn falls doch, war alles woran er an den letzten Monaten gearbeitet hatte umsonst gewesen. Sein unfreiwilliger Krankenhausaufenthalt, die Personen die er in Gefahr gebracht hatte und das gefährliche Spiel, das er begonnen hatte. Er und der die Person neben ihn kannten sich nun schon vier Monate, dennoch würde sie nicht zögern den FBI-Agenten zu erschießen, sollte dieser etwas Verdächtiges sagen oder unternehmen. Aber noch war das nicht der Fall. Für den Moment war Shuichi Akai für diesen Mann jemand anderes. Und zwar Moroboshi Dai. Der FBI-Agent wusste nicht wer sich den Namen und die Legende zu seiner Person erdacht hatte, wahrscheinlich irgendein namenloser Analytiker in seinem Büro in Manhattan. Er war ein Kleinkrimineller, jemand der für Geld alles tun würde. Aber jemand der seinen Komplizen dennoch loyal zur Seite stand. Vor vier Jahren wurde einer seiner Mitstreiter bei einem Überfall von einem Wachmann angeschossen. Dai zog ebenfalls seine Waffe, eine japanische Tonfa, mit der er den Wachmann tötete und seinen Komplizen rettend in den Wagen zerrte. Von da an galt er als äußerst skrupellos und furchteinflößend. Doch nichts davon war geschehen. Außer natürlich in der Akte, die sich die Hintermänner des langhaarigen Typen angesehen haben mussten. Genau diese hatten den FBI-Agenten für vertrauenswürdig erachtet und ihn an einem Spiel teilnehmen lassen, bei dem es um Leben und Tod ging. Es war ein tiefschwarzes Spiel, in das kein weißer Lichtfunke einzudringen vermochte. Nur ein rotes Schimmern konnte die Dunkelheit nach und nach von Innen zurückdrängen.

„Rye“

Der FBI-Agent schreckte aus seinen Gedanken auf, er hatte nicht damit gerechnet plötzlich angesprochen zu werden. Es war ein seltsames Gefühl, „Rye“.

Nicht Dai, nicht Special Agent Akai, nicht einmal ein ermuntertes ‚Shu’ wie ihn seine Kollegin und engste Vertraute beim FBI gerne nannte. Aber was verwunderte ihn daran? Shuichi hatte bei weitem schon schlechtere, gerade zu seltsamere Decknamen getragen. Rye war der Name eines kanadischen Whiskys, der hauptsächlich aus Roggen gewonnen wurde.

„Du willst mich doch etwas fragen, nicht wahr?“

Shuichi verengte die Augen, seine perfekte Mimik, die er für seinen Job an den Tag legen musste, schien kurz einen Knick abbekommen zu haben. Er überspielte es mit einem falschen Lächeln und einem herzhaften Gähnen. Er wusste, dass er den Fahrer damit kaum beeindrucken konnte, doch Unsicherheit war das letzte was er in ihm schüren wollte. Der FBI-Agent kannte Männer wie ihn, Männer die nach Sicherheit gierten und deshalb jeder möglichen Bedrohung skeptisch gegenüber waren. So war auch Gin.

Er war der Agent, dem ‚Rye’ zugeteilt worden war. Und es sollte sich als glückliche Fügung herausstellen. Gin war ein ranghoher Agent, Shuichi fragte sich stets ob es an seinen Betonungen lag, schnell in der Hierarchie aufsteigen zu wollen. Oder war es Zufall? Es konnte kaum daran gelegen haben, dass Gin ihn mochte, solch naive Gedanken waren ihm fremd. Aber egal aus welcher Blickrichtung man es auch betrachtete, der feindliche Agent war seine beste Chance um seinen Auftrag schnell abzuschließen.

Shuichi war es in den vergangenen Monaten, in denen er verdeckt in den Kreisen dieser japanischen Organisation ermittelte gelungen, Gin auch nur ein Detail über sich selbst, oder seine Verbindung zu anderen Agenten herauszufinden. Ja, der FBI-Agent kannte nicht einmal seinen wahren Namen. Zusätzlich war er mit seinen gesamten Fortschritten unzufrieden. Er kannte gerade einmal eine handvoll weiterer Mitglieder dieser Organisation, doch alle waren von niedrigem Rang. Die hohen Tiere an der Spitze waren vorsichtig, eine Einstellung die durch Gin nicht gerade gelockert wurde. Doch heute würde es anders sein, das wusste Shuichi. Heute würden sich endlich Resultate zeigen.

„Ich weiß, dass es dir nicht behagt, wenn ich ständig nach Details unserer Missionen frage…“, begann er, doch Gin würgte ihn ab.

„Dennoch hält es dich nicht davon ab deine Angewohnheit zu unterbinden.“, meinte er zynisch.

Shuichi räusperte sich, doch Gin fuhr fort.

„Wir sind gleich am Hafen, dann wirst du alles Notwendige über unsere heutige Mission erfahren.“, wollte er seinen Partner scheinbar dennoch zufrieden stellen.

Dieser holte tief Luft und stellte sich darauf ein. Was würde seine Aufgabe sein um das Vertrauen von Gin und seinen Hintermännern zu erlangen? Musste er jemand beseitigen? Es würde schwer werden seine Kollegen vom FBI über alles zu informieren, damit sie einen Plan entwerfen konnten.

„Nur wir beide?“, wollte Shuichi wissen und sah weiterhin gerade aus.

Gin schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Nein, es wird ein Drei-Mann Job. Ständig fragst du nach anderen Mitgliedern aus der Organisation, heute wird dir dein Wunsch erfüllt.“, entgegnete er.

Der FBI Agent schluckte und fragte sich, ob Gin Verdacht geschöpft hatte. War diese Mission heute dann ein Test? Vielleicht?

Der schwarze Porsche hielt nahe einem Steg, Shuichi hörte das Wasser gegen die steinernen Barrikaden schlagen. Gin schloss sein Auto ab und warf nochmals einen musternden Blick darauf. Er liebte diesen Porsche, das war Shuichi bereits am ersten Tag aufgefallen. War es das einzige? Was liebte Gin noch? Gewalt auszuüben? Zu töten? Oder gab es da noch eine Person, für die er etwas empfinden mochte? Der FBI-Agent konnte es sich schwer vorstellen.

Gin war einige Schritte vorausgegangen und Shuichi folgte ihn in sicherem Abstand.

Dann zuckte er zusammen, als plötzlich eine weitere Person aus dem Schatten auftauchte. Wie war das möglich gewesen? Shuichi hatte sie zuvor nicht gesehen, es war als hätte sie sich direkt vor ihm materialisiert. Hätte die Gestalt eine Waffe in der Hand gehabt und abgedrückt, wäre es die letzte Nacht des Agenten gewesen. Also wer war sie?

„Gin.“, säuselte eine männliche Stimme.

Shuichi Akai versuchte das Gesicht des Mannes zu erkennen, doch es war unmöglich. Er stand direkt vor ihm, doch kein einziges Merkmal wollte durch seine sichere Verkleidung dringen. Er trug einen schwarzen Hut und Mantel, ähnlich wie der von Gin. Zusätzlich eine weite Sonnenbrille und einen Schal, der nicht nur Mund, sondern sogar Nase überdeckte. Dazu Handschuhe und schwere Stiefel. Sein Blick fiel auf den FBI-Agenten, er musterte ihn eingehend.

„Der Neue?“, fragte er und der Schal dämpfte seine Stimme enorm.

Gin nickte und ließ seinen Blick schweifen. Scheinbar suchte er nach unliebsamen Zeugen, doch es gab niemanden. Sie waren allein. Shuichi, Gin, und der stark vermummte Mann.

„Bourbon.“

Diese Bemerkung war an Shuichi gerichtet, doch dieser konnte zuerst nichts damit anfangen. Dann begriff er, dass es eine Vorstellung war und auch er nannte den Namen, der ihm von der Organisation verpasst worden war.

„Bourbon ist so etwas wie unser Stratege, er hat den Plan für unser heutiges Vorhaben entworfen.“, weite ihn Gin ein.

Shuichi nickte nur und wartete darauf was sein Part daran wohl sein würde. Bourbon hatte inzwischen seine Hand ausgestreckt um einige der letzten Regentropfen aufzufangen, nachdem sich das Gewitter nun scheinbar endlich zu Ende ging.

„Akai.“, entkam des dem Agenten.

Shuichi zuckte zusammen, doch dann begriff er, dass es gar nicht sein Name war, den Bourbon genannt hatte.

„Ame… Akai… . Ja, die letzten Tropfen heute werden für unsere Zielperson blutig rot enden.“
 

Teil 1

Schwarzer Code
 

Eine Mietwohnung in Haido

6 Jahre später
 

Das Wasser brasselte herab. Doch das Gefühl war anders. Es war wärmer, angenehmer. Es war schön, gerade zu erleichternd. Es war etwas, das sie gebraucht hatte, das wusste sie. Der Tag war anstrengend gewesen, die Routine die sie einhalten hatte müssen, das ständige Verstellen, die Einsamkeit. Eisuke.

Warum jetzt? Warum dachte sie ausgerechnet jetzt an ihren Bruder? Es ging ihm gut, er war zurück in Amerika, bei seinem Onkel und seiner Tante. Sie wusste es. Weil es ihr nicht gut ging, und Eisuke musste sich ebenfalls schreckliche Sorgen machen. Sie erinnerte sich an seine Email, die sie kurz nach dem Lesen gelöscht hatte, da niemand anderer sie zu Gesicht bekommen sollte. Sie erfuhr von seinem Leid, seinen Sorgen, aber auch von seinem Ziel.

Rena hatte ihre geballte Faust gegen die Tastatur des Notebooks geschlagen.

CIA.

Sie hatte nicht fassen können was sie da las. Es war lachhaft, gerade zu unglaubwürdig. Eisuke ein CIA-Agent? Was genau stimmte nicht mit ihm? Nein, was stimmte mit dieser Familie nicht, und vor allem mit ihr? Dann wurde es ihr bewusst. Eisuke hatte stets in einer völlig anderen Welt gelebt. Ohne Angst, ohne Tot, ohne Verluste.

Die Erinnerungen an den Tod ihres Vaters drangen in sie vor. Sie hatte nicht verstanden was vor sich ging. Ethan Hondou hatte seine Waffe auf sich selbst gerichtet und den Abzug betätigt. Rena hatte mit ansehen müssen wie die Kugel den Leib ihres Vaters durchschlug und ihn tötete. Er hatte es für sie getan. Seine Tochter. Und für die Mission. Rena hatte diese immer für lächerlich empfunden, was hatte sie damit zu tun? Warum war sie für das Schicksal eines anderen Landes, für das von anderen Menschenleben verantwortlich? Jede Sekunde ihres Lebens wies sie diese Aufgabe von sich, doch es gelang ihr nicht. Ihr Vater wäre umsonst gestorben und das viele Leid hätte keinen Sinn gefunden.

Sie stellte den Hahn der Dusche ab und griff sich ein Handtuch mit dem sie ihren Körper einhüllte. Mit noch nassen Haaren streifte sie in ihrer Wohnung umher und sah sich um. Nichts von dem hier wirkte heimisch. Die Wohnung war abgelegen, niemand sollte sie als die Person erkennen, die sie eigentlich war. Mizunashi Rena, die Nachrichtensprecherin von Nichiuri-TV. Aber er war sie dann wirklich? Eine Reporterin? Hidemi Hondou, die Tochter und Schwester? Die durch abstruse Ereignisse zur Spionin gewordene CIA-Agentin? Oder Kir, das Mitglied der Schwarzen Organisation? Wusste sie überhaupt noch wer sie war? Wem stand sie wirklich loyal gegenüber? Ihr Handy klingelte und sie erkannte den Namen auf dem Display.

„Ja.“, meldete sie sich zu Wort und erkannte danach die eisige Stimme ihres Agentenführers.

„Kir. Wir haben eine Mission.“, informierte sie Gin darüber.
 

Beika
 

Der Mann der völlig in schwarz gekleidet war ging auf den Mann mit Helm und Uniform zu.

„Es ist vorbei. Ich kenne deine Identität, ich weiß wer du in Wirklichkeit bist. Stets hast du im Hindergrund gegen uns gekämpft, ohne, dass wir etwas davon mitbekamen. Doch nun ist dein Spiel vorbei, du Möchtegern-Held.“, sagte die Gestalt.

Sein Gegenspieler lachte nur demonstrierend.

„Für wen hältst du mich? Auch ich habe dich und deine Organisation bereits durchschaut, die du anführst. Und ich kenne auch deine Identität, sie ist mir nicht verborgen geblieben. Doch, dass tatsächlich ein alter Bekannte hinter dieser Maskierung steckt… ich kann es nicht glauben.“, seufzte er.

Der Mann vor ihm nahm den Hut ab und enthüllte sein Gesicht. Das Gesicht des Anführers der Organisation, die der Held unbedingt zerschlagen wollte.

„Ich hatte also recht! Du bist der Anführer dieser Organisation! Baron Potato!“, brüllte der Held wütend.

Baron Potato lachte schallend los und funkelte seinen Feind böse an.

„Ja und das hier wird unsere finale Schlacht! Kamen Yaiba!“

Als nächstes folgte ein Angriff des Bösewichts und der berühmte Yaiba-Kick seitens seines Gegenspielers. Dann eine Einblendung mit der Titelschrift und einer verzierten ‚2’.

„Jaaaaaaaaaa! Kamen Yaiba!“

„Der Film.“, verbesserte Mitsuhiko.

„Der zweite Film.“, verbesserte Genta nochmals.

Mitsuhiko schnitt eine trotzige Grimasse.

„Eigentlich ist es ja der dritte.“, sagte eine Stimme neben den beiden.

Die zwei Jungen und Ayumi reckten ihre Köpfe in die Richtung.

„Es ist eigentlich der dritte, denn es gab vor 7 Jahren schon mal einen Pilotfilm, wodurch dann die Serie entstand. Ich habe ihn damals gesehen, aber die Effekte waren natürlich nicht so gut wie heute.“, setzte sie Conan Edogawa in Kenntnis.

Die Blicke der Detective Boys wechselten von fragend zu Unglauben.

„Damals? Aber… da warst du doch gerade einmal ein Baby Conan-kun.“, wand Mitsuhiko ein.

Es dauerte etwas, bis Conan der Phopa klar wurde. Das Mädchen neben ihn begann wie gewohnt zu kichern.

„Hilf mir doch.“, zischte er sie zu, doch Ai Haibara tat so, als hätte sie nichts gehört.

„Ähhh… ich meinte, meine Eltern haben das Video für mich aufgenommen ich habe es dann vor so einem Jahr geguckt.“, erklärte er sich schnell. Die Detective Boys seufzten und wanden sich dann wieder dem Trailer zu.

„Aber ist es nicht interessant?“, flüsterte Ai dem kleinen Detektiv ins Ohr.

Conan sah sie nur irritiert an.

„Nunja, du und dieser Kamen Yaiba habt eine Menge gemeinsam.“, entgegnete sie mit einem Grinsen, doch Conan ging nicht darauf ein.

Er erhob sich von der Couch und trabte in Richtung Küche. Er bekam noch mit wie im TV ein Zwischenbericht über einen Zugriff der Polizei erwähnt wurde, über den sich die Kinder ärgerten.

„Conan-kun bring mir etwas Soda mit.“, bat Ayumi die sich über die Stirn fuhr. Es war heiß, jeder spürte die Hitze an diesem Julitag.

„Mir eine Cola.“, fügte Mitsuhiko hinzu.

„Mir Curry Reis.“, sagte Genta ebenfalls noch.

Letzteres ignorierte Conan fließendlich. Mal davon abgesehen, dass er keine Ahnung hatte, wo er um diese Tageszeit Curry Reis herkriegen sollte, gingen ihm Gentas wiederholte Wünsche auf den Geist. Er würde es nie lernen, es war zu einer Angewohnheit geworden, zu einer Routine. Genau wie seine. Er empfand nichts seltsames mehr daran mit diesen Kindern Zeit zu verbringen, er hatte sich daran gewöhnt. Sie waren ihn ans Herz gewachsen und das war vor allem eines. Schlecht. Das was er hier führte war nicht sein Leben, nicht sein eigentliches. Er war nicht Conan Edogawa, nicht wirklich. Er war Shinichi Kudo ein Oberschüler und Detektiv. Es waren bereits mehr als eineinhalb Jahre vergangen seit er mit seiner Freundin Ran das Tropical Land aufgesucht hatte und dort von Gin und seinem Komplizen Vodka niedergeschlagen wurde. Gin hatte ihm ein experimentelles Gift, das so genannte Apoptoxin4869 verabreicht, das ihn in den Zustand eines erst 7 jährigen versetzte. Seither lebte er bei Ran und ihrem Vater, allerdings nur mit einem Ziel. Die Kerle aufzuspüren, die ihm das angetan hatten. Es gelang ihm mehrmals in die Nähe dieser beiden Gangster zu kommen, vor allem durch die Hilfe von Shiho Miyano, einem ehemaligen Mitglied dieser Organisation. Dann traf er auch das FBI, das ihn tatkräftig unterstützte. Und dann war es beinahe so weit. Es war ihm gelungen Wermut, eine Agentin eben dieser jenen Organisation in eine Falle zu locken. Es war geplant gewesen, dass sie ihn zu dem Boss dieser schwarzen Kerle führen sollte. Anokata.

Conan wusste nicht, ob diese Person ebenfalls einen Decknamen trug, oder ob überhaupt jemand seinen wahren kannte. Jene Person.

Ja, jene Person war es, die er unbedingt finden musste. Nur so hatte er eine Chance diese Organisation zu zerschlagen und seine alte Form wieder anzunehmen. Doch Wermut war entkommen, zum Glück nicht ohne wertvolle Hinweise zurück zu lassen. Zum einen die Handynummer ihres Bosses, deren Tastentöne sich wie ein altes Kinderlied anhörten. Und dann die Verbindung zur Nachrichtensprecherin Mizunashi Rena, die sich jedoch ebenfalls als Agentin herausstellte, wenn zwar nicht für das FBI, sondern für den amerikanischen Geheimdienst CIA. Sie ermittelte weiterhin verdeckt in den Reihen der Organisation, jedoch unter Beobachtung. Dann der Zwischenfall am Toto-Tower. Um ein Haar wäre es ihm gelungen an einen Speicherchip mit allen wichtigen Agentennamen zu kommen. Der Agent der Organisation, Irish hatte sich als Superindentent Matsumoto verkleidet um den Serienmörder zu stellen, der zufällig an den wertvollen Gegenstand geraten war. Doch es endete alles anders, und zwar mit Irishs Tod und der Zerstörung des Chips. Dann die dringende Nachricht seitens Rena, dass ein weiterer Agent das Spielfeld betreten hatte.

Codename: Bourbon.

Wer war er? Was wusste Conan bereits über ihn? Er war gut darin Informationen zu sammeln, ein wahrhafter Stratege. Gerade zu… wie ein Detektiv. Conan erinnerte sich an den Fall im Einkaufscenter. Der Mann mit der Brandnarbe. Es war ihm spielend gelungen den Fall um die roten T-Shirts zu lüften, wer war er also? Wermut in Verkleidung? Nein, das musste nicht sein. Selbst Irish war brillant darin gewesen in die Haut jemand anderes zu schlüpfen. Wie viel wusste Bourbon also bereits? Bereits über ihn, dachte Conan…

Wermut, Irish, Bourbon… Wem in seiner Nähe konnte er noch Vertrauen, waren wirklich alle die, für die sie sich ausgaben?

Es klingele. Conan kramte nach seinem Handy, nach seinen beiden um genau zu sein. Eines gehörte dem Siebtklässler Conan Edogawa, das andere jedoch dem Schülerdetektiv Shinichi Kudo. Doch diesmal war es das des kleinen Jungen.

„Ja hallo?“, meldete er sich wie normal.

Kurze Stille. Dann ein Aufatmen.

„Conan Edogawa?“, fragte eine dumpfe, gerade zu metallische Stimme.

Conan verengte die Augen, war sie durch einen Computer verzerrt worden?

„Ja, was kann ich für Sie tun?“, wollte er wissen und wartete zögernd die Antwort ab.

Ein heiseres Kichern.

„Frag lieber was ich für dich tun kann.“, entgegnete er.

Conan schluckte.

„Wer ist da?“, fragte er scharf.

Wieder kurze Stille.

„Das wirst du noch erfahren. Aber ich habe ein Rätsel für dich kleiner Detektiv.“, verriet die Stimme nun endlich.

Conan presste die Lippen zusammen und versuchte sich einen Reim darauf zu machen.

„Also hör gut zu und vergiss kein Detail, hörst du? Es ist lebenswichtig für dich. Es beginnt mit einer Geschichte. Sherlock Holmes fühlte sich einsam. Er war intelligent, doch niemand konnte seinen Intellekt teilen. Also besuchte er Herculet Poirot. Dann erfuhren beide, dass sich Kindaichi Kosuke in derselben Stadt befand und sie beschlossen feiern zu gehen. Erstaunlicherweise schlug Kindaichi-sama jedoch vor kein Lokal, sondern eine Kirche aufzusuchen. Denn er war eigentlich auf dem Weg gewesen einen alten Freund zu sehen, nämlich Pater Brown. Kindaichi-sama hatte bereits viele Verbrechen mit ansehen müssen und wollte mit dem Pater darüber sprechen. Also machten sich die drei auf zur Kirche und sich von ihren Sünden reinigen zu lassen.“, endete die Erzählung des Mannes.

Zurück ließ er einen reichlich verwirrten Conan Edogawa.

„Wenn du dieses Rätsel löst, sehen wir uns in Kürze.“, meinte der Unbekannte und legte auf.

Conan runzelte die Stirn und versuchte das Gesagte in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Wer war der Mann gewesen? Oder war es gar eine Frau? Er hatte keine Anhaltspunkte, selbst die Nummer war unterdrückt, wie er nun bemerkte.

„Was ist denn Shinichi?“, fragte Professor Agasa, als er den bedrückten Zustand seines Freundes bemerkte.

Conan konnte nichts sagen, selbst als Shiho vor ihm trat stammelte er nur.

„Code… Rätsel… Keine Ahnung…“

Shiho betrachtete ihn mit einem spöttischen Blick.

„Arbeitest du schon wieder an einem Fall? Unser kleiner Holmes scheint diesmal wohl nicht weiter zu wissen.“, schmunzelte.

Da war es wieder. Ein Blitz durchfuhr den kleinen Detektiv.

„Entschuldigt mich, ich bin in ein paar Stunden zurück. Beschäftigt die Kinder.“, bat er die beiden und Shiho und der Professor sahen ihm zweifelnd nach.

Conan hatte das Haus verlassen und loggte sich via Handy ins Internet ein.

Es war logisch anzunehmen, dass sich Sherlock Holmes auf ihn selbst bezog. Aber was war mit dem Rest? Er goggelte nach Herculet Poirot und erinnerte sich an das Cafe, das direkt unterhalb der Detektei Mori lag. Nein, das wäre zu einfach gewesen. Sherlock Holmes bezog sich auf eine Person und alle Leute in dem Rätsel waren in Bewegung. Es war logisch anzunehmen, dass sich die restlichen Namen ebenfalls auf Personen bezogen. Conan hatte sich nicht getäuscht. Er betrachtete ein Bild von Herculet Poirot, dem etwas rundlichen Detektiven von Agatha Christie. War es ein Zufall? Nein, unmöglich. Der farbenprächtige Mantel, der altmodische Gut und sogar der Oberlippenbart waren eindeutig. Das Bild Detektiven erinnerte ihn zu stark an einen Bekannten. Und zwar an Inspektor Megure. Also was sollte er tun? Den Inspektor aufsuchen? Wusste dieser vielleicht etwas? Nein, ausgeschlossen. Die Leute in dem Rätsel steuerten auf ein bestimmtes Ziel zu.

„Poirot… Megure…. Meguro!“

Conan suchte nach einem Stadtplan in Tokio, Meguro war einer der äußeren Bezirke. In einer Stunde konnte er den Bezirk mit dem Zug erreichen. War diese Lösung richtig? Und was dann? Kindaichi Kosuke. Der einzige japanische Detektiv in dem Rätsel. Eine Figur kreiert von Yokomizu Seishi. Etwa Inspektor Yokomizu? Kannte der schräge Typ etwa sogar ihn? Oder… Conan forschte weiter. Nein es musste der Autor selbst sein. Yokomizu wurde in der Hyogo-Präfektur geboren, im Bezirk Kobe. Doch dieser befand sich nicht in Tokio, also was…

Conan scrollte weiter, bis ihm wieder einfiel, dass es in Meguro ebenfalls eine derartige Ortschaft gab. Pater Brown. Eine Kirche. Mit diesen Anhaltspunkten bestieg er den Zug und traf nach etwas über einer Stunde in Kobe ein. Doch warum nahm er überhaupt an diesem Spiel teil? Er wusste es. Der Mann trieb keine Scherze mit ihm, er hatte in seiner Stimme erkannt, dass er es ernst meinte, Und, dass er gefährlich war.

In Kobe gab es genau vier Kirche, doch nur eine passte zur Anforderungen. Brown, es lag nur eine ‚chairo’-Kirche in der unmittelbaren Nähe. Conan hatte den Ort im Rätsel gefunden und steuerte zielsicher darauf zu.

Sie war leer, natürlich es war weder Sonntag, noch fand irgendeine Beerdigung oder Hochzeit statt. Dafür war es angenehm kühl und es erleichterte dem Detektiv die Suche.

„Sünden reinigen…“, murmelte Conan und kam schließlich auf den Beichtstuhl. Es dauerte nicht lange, bis er einen weißen Brief darin vorfand. Hastig riss er ihn auf und starrte auf einen Zettel mit einer Zahlenreihe.

834Sp213123.

Conan blieb nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, denn sein Handy klingelte. Es war der Professor der sich nach ihm erkundigte. Der Detektiv versprach jedoch bald wieder zurück zu kommen.
 

Teil 2

Das Tal der Furcht
 

Haido – Unbekanntes Apartment
 

Sie spürte die Erschöpfung und fragte sich wie viel Kraft sie für diese Sache noch aufbringen konnte. Manchmal wirkte alles so aussichtslos, tat sie es wirklich für ihren Vater? Gab es nicht andere Leute, die besser hierfür geeignet waren? Bestens ausgebildete Feldagenten. Agenten wie Shuichi Akai? Aber nein, Akai-san hatte es bereits versucht und war gescheitert. Das FBI war gescheitert. Also wieso glaubte Rena es schaffen zu können? Konnte sie nicht einfach aus allem aussteigen? Zurück nach Amerika verschwinden? Zu Eisuke und ihrem Onkel und ihrer Tante. Nein, unmöglich. Die Organisation würde sie aufspüren. Selbst nachdem Akai sie verlassen hatte, gelang es ihr herauszufinden, dass es sich bei ihm um einen FBI-Agenten handelte. Also schickten sie ihre einzige ausländische Agentin, Wermut los, um ihn zu beseitigen. Sie scheiterte, doch es war ihr gelungen nahe genug an Akai heranzukommen. Rena würde nicht soviel Glück haben wie er. Und was wenn Eisuke etwas zustieß? Oder anderen Personen die ihr wichtig waren? Sie besaß keine Zeit mehr um in Gedanken zu schwelgen, denn sie hatte ihren Zielort erreicht. Kaum hatte sie das Versteck betreten, schon wurde ihr eine Waffe an den Kopf gehalten.

Es war Vodka, der einzige Agent mit dem sie sich verstand. Von Sympathie war freilich nicht zu sprechen, doch er war der einzige von diesen Verbrechern der ihr bisher auch nur ansatzweise menschlich vorkam. Sein Lachen war ehrlich und er zögerte nicht seine Meinung zu offenbaren. Dann stellte sich Rena wieder vor wie viele Menschen er wohl schon getötet haben musste, und verwarf diesen Gedanken. Der Pistole war nur eine Sicherheitsvorkehrung, es bestand kein Grund zur Panik.

„Mir ist niemand gefolgt.“, versicherte Rena und Vodka senkte die Waffe. Er führte sie ins Innere, es war eine heruntergekommene Absteige und alle wichtigen Personen schienen sich im Wohnzimmer versammelt zu haben. Vodka setzte sich Gin gegenüber, der sich gerade ein Glas Wasser genehmigte.

„Ziemlich heißt heute, was?“, bemerkte Vodka und Rena war wieder einmal dankbar für seine Fähigkeit, die Situation auflockern zu lassen. In einer Ecke erkannte sie Chianti, die junge Frau war unberechenbar und dazu noch Scharfschützin. Eine gefährliche Kombination. Sonst war niemand hier. Dennoch hatte sich das übliche Team versammelt. Bis auf einen.

„Wo ist Korn?“, wollte die CIA-Agentin wissen.

Gin schnaubte nur.

„Er hat andere Aufgaben, wir werden ihn diesmal ohnehin nicht brauchen.“, erklärte er ihr.

Rena nickte und begann sich umzusehen. Chianti hatte ihre Ausrüstung mitgebracht, auf dem Tisch lag ein Stadtplan von Beika.

„Also gut, weiht mich in die Mission ein.“, begann sie und sah erwartend zu Gin.

Dieser gab Vodka ein Zeichen, welcher sich scheren Herzens aufrappelte und den Fernseher einschaltete. Dort flackerte das Bild eines Pressesprechers auf, der einen schick angezogenen Mann ans Rednerpult ließ. In der Überschrift: Waffenschieberring zerschlagen. Alles Dank der Tokioter Polizei!

„Wer ist der Kerl?“, wollte Rena wissen.

Gin sah in ihre Richtung.

„Polizeioberrat Hakuba. Die Waffenschieber die verhaftet wurden, arbeiteten für uns, diese Aktion hat der Organisation somit einen schweren Schlag versetzt.“, offenbarte er.

„Und dafür wird er jetzt büßen.“, meinte Chianti mit einem Grinsen, das durch nichts anderes als Boshaftigkeit zu interpretieren war.

Rena wirkte verdutzt.

„Rache? Ein seltsames Motiv für die Organisation.“, wand sie ein.

Gin schüttelte schnell den Kopf.

„Sein Tod war so oder so vorbestimmt. Unsere Mission kommt nur etwas zu spät. Sein Stellvertreter arbeitet für uns, wir beseitigen also nur um mehr Einfluss zu bekommen.“, verriet er.

Rena nickte und betrachtete die Zielperson. Polizeioberrat Hakuba war korpulent und besaß einen gerade zu übertriebenen Schnurbart.

„Was wird meine Aufgabe sein? Mizunashi Rena hat offiziell gekündigt und sollte sie dennoch wieder auftauchen, ist das FBI alarmiert.“, entgegnete sie.

Gin musste ihr recht geben.

„Du bist seitdem in der Tat nutzlos für uns geworden. Es wäre einfach wenn du ihn interviewen und so in die rechte Position bringen könntest, aber es wird auch so gehen. Wir wissen wo er heute um 14 Uhr sein wird, Chianti positioniert sich auf dem Dach gegenüber des Parlamentsgebäudes. Deine und Vodkas Aufgabe wird es sein die Umgebung zu sichern, kein Polizist darf uns in die Quere kommen.“, bemängelte er.

Rena nickte und ließ sich ohne Widerrede in den genauen Plan einweihen. Kurze Zeit später bat sie um eine Pause und suchte die Toilette auf. Dann zückte sie ihr Handy und untersuchte es auf Wanzen. Sie wechselte die Sim-Karte und wählte dann eine bestimmte Nummer. Es war die ihres Verbindungsagenten hier in Japan. Nachdem die CIA über den Anschlag bescheid wusste, wählte sie erneut und zwar die Nummer von Jodie Starling.
 

Beika – Haus von Hiroshi Agasa
 

„Häääh? Ein weiterer Code? Und du hast ihn bereits gelöst?“, fragte Agasa überrascht.

Die Detective Boys waren bereits gegangen, nur Shiho stand mit verschränkten Armen vor ihm.

„Ja, ich schätze schon. Für jemand Außenstehendes wäre es schwierig gewesen, aber diese Rätsel wurden auf mich ausgerichtet.“, erklärte er.

Shiho spitzte die Lippen.

„Auf einen Holmes-Freak meinst du?“, meinte sie sarkastisch.

Conan erwiderte nichts darauf, sondern dachte nach.

„Dieser Code erscheint ebenfalls in einem Holmes Roman. Und zwar in „Das Tal der Furcht“. Ein Spion in Moriartys Organisation schickt ihn an Holmes, dieser braucht ebenfalls etwas um ihn zu knacken. Die Zahlen beziehen sich auf Seiten und Absätze in einem Buch.“, offenbarte er.

Agasa fasste sich ans Kinn.

„Also müssen wir nur im selben Buch nachschlagen?“, hakte er nach.

Conan schüttelte den Kopf.

„Das würde wenig Sinn ergeben, da es sich um ein fiktives Buch handelt. Aber meiner Theorie nach, dürfte es sich dabei um das „Tal der Furcht“ selbst handeln.“, meinte er.

Agasa nickte verstehend.

„Der Code sagt also aus, du sollst in diesem Buch nach den folgenden Seitenzahlen und dazu passenden Wörtern suchen, richtig?“, begann er zu verstehen.

Conan nickte.

„Bin gleich zurück, ich habe ich Exemplar in meiner Bibliothek in meinem Haus.“, erwiderte er und wollte losrennen. Doch jemand hielt ihn zurück. Es war Shiho.

Conan sah sie überrascht an. Furcht spiegelte sich in ihren Augen, als wollte sie Conan nicht loslassen, da er sonst in das Tal stürzen und von ihm verschlungen werden konnte.

„In deinem Haus… da wohnt doch immer noch… er.“, stockte sie und sah aus dem Fenster.

Doch Conan entwarnte sie. Der Student, Subaru Okiya, der seit einigen Wochen in seinem Haus lebte, weil sie eigene Wohnung abgebrannt war, hatte bestimmt nichts hiermit zu tun.

Conan hatte das Haus des Professors bereits verlassen, bis Shiho einfiel, dass Subaru Okiya doch ebenfalls Sherlock Holmes Fan war, oder? Und sie Rätsel befassten sich nun mit exakt diesem Thema…
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo
 

Subaru Okiya öffnete dem kleinen Detektiv die Tür und musterte ihn eindringlich.

„Conan-kun was kann ich für dich tun?“, fragte er charmant.

Dieser kratzte sich verlegen an der Stirn.

„Ähhh… ich wollte eigentlich nur eines von Shinichis Büchern ausleihen.“, kam er gleich zum Punkt. Der Student nickte verstehend und ließ ihn in sein eigenes Haus. Conan kannte sich natürlich prächtig in seiner eigenen Bibliothek aus und hatte das passende Buch schnell gefunden. Okiya beobachtete ihn und rückte seine Brille zurecht.

„Das Tal der Furcht.“, murmelte er.

Conan nickte und entschuldigte sich für die Störung.

„Er hat versagt, weißt du?“, hinderte ihn Okiya schließlich am verlassen des Hauses.

Conan drehte sich nochmals zu ihm um, der Student hatte sich sein übliches Grinsen aufgesetzt.

„Holmes versagt bei dem Versuch die Person zu beschützen, für dessen Mord Moriarty und seine Komplizen verantwortlich sind.“, machte er ihn auf den Inhalt des Buches aufmerksam, welchen Conan jedoch bestens kennen musste. Dennoch nickte der Detektiv und ließ seinen Mieter allein.

Zurück im Haus des Professors durchstöberte er das Buch und notierte sich alle notwendigen Worte.

„Mist.“, fluchte er dann.

Auch Shiho und dem Professor entgingen seine Verzagtheit nicht.

„Es ist das falsche Buch. Die Worte ergeben keinen Sinn. Fluss, Überdachung, Watson, es, Haus, Überschrift, Mord. Diese Worte sind in keinen logischen Zusammenhang zu bringen.“, beschwerte er sich.

Shiho warf einen Blick auf die Worte und dann wieder auf den Code. Sie schmunzelte.
 


 

Beika – Unbekanntes Firmengebäude
 

Er war es, daran bestand kein Zweifel. Zumindest äußerlich. Nichts an den Gesichtszügen, oder dem Ausdruck in den Augen erinnerte die FBI-Agentin an ihren langjährigen Partner. War Shuichi Akai wirklich tot? Der Shuichi Akai den sie kannte? War der Mann vor ihr jemand völlig anderes? Er hatte sie nicht erkannt, das hatte der Frau große Angst bereitet. Was war nur geschehen? Mit ihrem Mittel – und Zeigefinger fuhr sie über die markante Brandnarbe im Gesicht ihres Freundes. Was hatte er nur durchlitten? Was war damals am Raiha-Pass geschehen? Mizunashi Rena von der CIA hatte auf ihn geschossen daran bestand kein Zweifel. Doch er hatte überlebt, auch wenn es nicht mehr der Akai war, den sie kannte. In diesem Fall wäre er nämlich längst wieder zum FBI zurückgekehrt. Zu seinen Kollegen, zu seinen Freunden… zu ihr. Hatte er sein Gedächtnis bei der darauf folgenden Explosion verloren? Es erinnerte an einen schlechten TV-Film, war aber die einzige Erklärung. Doch was war mit den übrigen Fragen? Wer war die Leiche im Kofferraum des Chevrolet C-1500? Wieso besaß sie Shus Fingerabdrücke? Und wo war ihr Freund jetzt? Ihr Handy klingelte und Jodie erkannte den Namen der CIA-Agentin die für den Vorfall verantwortlich war. Zuerst hatte sie Hass für Mizunashi Rena empfunden, jetzt wusste sie nicht, welche Art von Gefühlen sich einstimmten. Sie ging ran und lauschte gespannt dem Bericht der Undercover-Agentin. Sie dankte ihr und versprach ihrem Vorgesetzten alles zu erzählen. Dann biss sie sich auf die Lippen. Bis 14 Uhr war es gerade noch eine Stunde, James würde alle Risiken abwiegen und dann entscheiden was das beste war. Vermutlich würde er es darauf beruhen lassen die Polizei zu warnen, während das FBI selbst Stellung einnahm um die fliehenden Agenten einzufangen. Shu würde anders handeln das wusste sie. Er fehlte ihr. Shu.
 

Teil 3

Rot und Pechschwarz
 

Beika – Haus von Hiroshi Agasa
 

„Eine Telefonnummer?“ Conan sah seine Freundin skeptisch an.

Shiho nickte und hielt ihm die Worte unter die Nase.

„Lass mich raten du hast natürlich nur japanische Exemplare des Buches, habe ich recht?“, fragte sie spöttisch.

Conan brummte, bejahte dann aber.

„Es fiel mir ein, nachdem du weg warst. Texte werden zwar mehr oder weniger 1 zu 1 vom englischen ins japanische übertragen, doch wenn man an die Anreihung der Schriftzeichen denkt, gibt es keinerlei Übereinstimmung mehr. Die Plätze der Worte verschieben sich, selbst Kanjis können anders interpretiert werden als vorgesehen. Es käme zu Missverständnissen, was diesem Rätselliebhaber kaum lieb sein könnte.“, redete sie um den heißen Brei herum.

Als sie Conans drängenden Blick erkannte, kam sie zum Punkt.

„Ich benutzte den PC des Professors um online ein englisches Exemplar einzusehen. Ich habe die Zahlen noch nicht abgeglichen, aber…“ Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, schon hatte sich Conan an den Computer gesetzt und legte los. Einmal erneut schlug er in dem Werk nach und musste feststellen, dass seine Freundin recht hatte.

„Null… Null… Acht… Eins… Siebzehn… Zehn… Hundert…“, notierte er sich die geschrieben Zahlen.

„Ich sagte es doch, oder? Wieso überprüfst du es dann nochmal?“, fragte Shiho in einem anklagenden Ton.

Conan sprang wieder vom Stuhl und packte Shiho an den Schultern.

„Du bist die beste!“, sagte er ihr und kramte nach seinem Handy.

Shiho räusperte sich fing sich schnell wieder.

„Aber… wem gehört diese Nummer?“, wollte Agasa wissen.

Conan zuckte nur mit den Schultern.

„In wenigen Augenblicken wissen wir es. Ich stelle auf laut.“, erwiderte er.

Es klingelte. Ziemlich lang sogar. Schon als der Detektiv annahm es würde niemand mehr abheben, regte sich etwas.

Ein Schnaufen. Dann Stille.

„Sie sind das, oder? Derjenige der mir den Code gegeben hat.“, meldete sich Conan zu Wort.

Wieder die metallene Stimme.

„Wie es von Conan Edogawa nicht anders zu erwarten war. Hat dir meine Geschichte gefallen?“, hakte er nach. Conan ließ sich aber nicht beeindrucken.

„Was hat das zu bedeuten? Erklären Sie es mir nun, wie versprochen?“, wollte er wissen.

Ein Schmatzen an der anderen Leitung. Amüsierte seinen Gesprächspartner die Situation?

„Also gut, ich erzähle dir erneut eine Geschichte. Hör aufmerksam zu.“, begann er.

Doch Conan schien genug davon zu haben.

„Mir reichen Ihre Geschichten, sagen Sie endlich was Sie von mir wollen.“, meinte er gereizt.

Sein Gegenüber schien nicht erbost zu sein, im Gegenteil. Er lachte und durch die verzerrte Stimme tat es regelrecht in Conans Ohren weh.

„Bist du sicher? Der Protagonist meiner Geschichte ist ein Detektiv, genau wie du. Und sein Name lautet…. Shinichi Kudo.“
 

Stille. Diesmal auf beiden Seiten. Alle waren nun ernster und offenere dafür was der Mann zu sagen hatte.

„Die Geschichte beginnt in einem gewöhnlichen Freizeitpark. Zwei junge Oberschüler genießen das Glück ihrer Jugend das der Liebe. Dann das Ereignis das alles verändern sollte. Ein Deal lief schief, jedoch nicht für die Kriminellen. Sondern für den Detektiv. Er wurde entdeckt und man drohte ihn zu ermorden. Die Namen der beiden Kriminellen lauten Gin und Vodka. Kommt dir das soweit bekannt vor? Sie benutzen ein neuartiges Gift, welches eine Wissenschaftlerin kreierte, die wie sie Teil einer mächtigen Organisation war. Jeder nahm nun an der Detektiv sei tot. Aber es gab Ungereimtheiten. Kein Polizeibericht über einen Leichenfund an jenem Tag in diesem Vergnügungspark. Niemand trauerte um Shinichi Kudo, warum nicht? Er war sehr beliebt und dazu noch berühmt? Warum schrieben die Zeitungen nichts? Dennoch war Shinichi Kudo verschwunden. Es gibt demnach zwei mögliche Optionen. Jemand fand die Leiche und ließ sie verschwinden. Doch warum sollte jemand so handeln? Oder, Shinichi Kudo überlebte die Attacke und tauchte danach unter. So weit so gut, er blieb von der Bildfläche verschwunden. Dafür drängte sich aber ein anderer Detektiv in den Vordergrund, ein ehemaliger Polizist, Kogoro Mori. Interessanterweise handelte es sich bei ihm um den Vater von Kudos Freundin. Ein Zufall? Oder war Kudo bei ihm untergetaucht und half ihm bei seinen Fällen? Ich untersuchte seinen Hindergrund und fand etwas wirklich Interessantes. Einer untreuen Agentin der Organisation, Sherry sollte ebenfalls getötet werden. Doch sie entkam und die Umstände wurden untersucht. Sie war die Entwicklerin jenes Giftes

Und trug vielleicht noch etwas davon bei sich. In ihrem Versteck gab es keine Ausgänge, ausgenommen ein kleiner Spalt, aus dem aber gerade mal ein Kind hätte entkommen können. Und kurze Zeit zuvor nahm Kogoro Mori einen Jungen bei sich auf, den er auch stets zu seinen Ermittlungen mitnimmt. Doch auch dieser Junge ist selbst sehr engagiert, zusammen mit gleichaltrigen Freunden löst er Fälle, die selbst für die Polizei eine schwere Nuss darstellen. Unter ihnen befindet sich auch ein brünettes Mädchen, das Sherry durchaus ähnlich sieht. Mit anderen Worten will ich sagen…, dass Conan Edogawa… Shinichi Kudo ist. Na? Was hältst du von meiner Theorie?“, schloss er seinen Bericht schließlich.

Conan brauchte etwas um die passenden Worte zu finden.

„Eine nette Theorie. Aber sie gleicht denen, die Onkel Kogoro, also Herr Mori stets von sich gibt. Ein Erwachsener wird in ein Kind verwandelt? Das hört sich sehr unglaubwürdig an.“, entgegnete er.

Ein kurzes Lachen auf der anderen Seite.

„Du willst einen Beweis? Gut, ich war damit beauftragt das Versteck eines inzwischen verstorbenen Agenten zu säubern. Irish, erinnerst du dich an ihn?“

Conan verengte die Augen.

„Auf seiner Festplatte fand ich den restlichen Beweis, der zweifelsfrei belegt, dass Shinichi Kudo durch das APTX nun zu Conan Edogawa wurde.“, untermauerte er seine Erläuterung.

Conan schluckte schwer, Professor Agasa geriet beinahe in Panik. Selbst Shiho klammerte sich an den Türbalken fest.

„Nach all diesen Hinweisen… weißt du endlich bei wem es sich um mich handelt?“, fragte die Stimme.

Conan ließ sich Zeit für die Antwort.

„Ja. Sie sind Bourbon, richtig?“, hakte er nach.

Ein ‚Bingo’ seitens des Gesprächspartners.

„Was glaubst du würde geschehen wenn ich diese Information an meine Leute weiterleiten würde? Ganz recht, sie würden nicht nur dich, sondern auch alle anderen Gefahren beseitigen. Deine Freunde, deine Familie, alle würden abgeschlachtet werden.“, erwiderte Bourbon höhnisch.

Conans Faust zerquetschte das Handy beinahe.

„Aber… Sie haben die Information noch nicht weitergeleitet?“, fragte er kritisch.

Bourbon schien am anderen Ende kurz zu überlegen. Ein Pusten, rauchte er etwa eine Zigarette?

„Ich schlage dir einen Handel vor, was hältst du davon?“, wollte er wissen.

Conan überlegte kurz ob er es ernst meinte.

„Ach komm schon, was spricht dagegen? Ich sehe dich nicht wirklich als Gefahr für die Organisation an, ich lasse dich also laufen. Und für diese abtrünnige Agentin… Sherry… interessiere ich mich schon gar nicht. Willst du deine Freunde gar nicht beschützen?“, fragte er.

Conan wusste, dass er ihm nicht vertrauen durfte, doch was sollte er in dieser Situation unternehmen?

„Einen Handel? Na schön, was wollen Sie als Gegenleistung dafür, dass Sie die Information unterschlagen?“, ging er dann doch darauf ein. Shiho war näher gekommen und wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu.

Bourbon holte tief Luft und antwortete schließlich.

„Ich will… Shuichi Akais Kopf.“

Stille. Diesmal länger. Conan hatte es die Sprache verschlagen, doch Bourbon wartete auf seine Reaktion.

„Shuichi Akai… ist tot.“, erwiderte er dann.

Shiho und der Professor warfen sich fragende Blicke zu, Conan bereute es sein Telefon auf laut gestellt zu haben. Beide hätten von diesen Dingen nichts mitbekommen sollen.

Nun ein Knurren seitens Bourbons.

„So einfach mache ich es dir aber nicht Kudo-kun. Ich kenne den Zwischenfall am Raiha-Pass und Kirs angeblichen Mord an Special Agent Shuichi Akai. Ja, einige Agenten beobachteten die Tötung und eine Leiche wurde sichergestellt. Diese Leiche besaß die Fingerabdrücke von Shuichi Akai. Niemand hätte Verdacht geschöpft, doch ich kenne diesen Mann bereits einige Zeit länger. Ich ermittelte weiter und ging einem Verdacht nahm. Es gelang mir DNA-Material von der Leiche zu bekommen und glich sie mit der, der Polizei ab. Natürlich nicht der von Tokio, denn ich wusste, dass jene Person aus Shizuoka stammte. Dort fand ich sie auch, sie passte genau auf deinen zweitklassigen Kriminellen, der bekannt dafür war für jeden zu arbeiten. Der Name dieser Person lautete… Kusuda Rikumichi. Kommt dir dieser Name bekannt vor? Er sollte es. Er war einer der Agenten, welche die Organisation in alle umliegenden Krankenhäuser geschleust hat um Kir aufzustöbern, das Mitglied der Organisation, das vom FBI gefangen genommen worden war. Somit war alles an jenem Tag ein Trick gewesen. Akai und das FBI waren vorbereitet und konnten alles so präparieren, damit es aussah, als hätte Kir Akai getötet. Selbst Gin, der meinen Hass auf diesen Mann teilt glaubte an seinen Tod. Natürlich macht das Kir zu seiner Komplizin, ich nehme an sie ist ebenfalls Teil des FBIs, oder einer anderen Behörde. Ob ich sie gehen lassen kann weiß ich nicht, das muss ich mir noch überlegen. Jedenfalls sieht unser Deal folgendermaßen aus.

Ich gebe dir 6 Stunden um mir Shuichi Akais Aufenthaltsort zu nennen, falls nicht, werde ich meine Daten an meine Leute weiterleiten. Danach wird die Hölle ausbrechen und ein Blutbad wird sich um dich herum ziehen. Ich überzeuge meine Leute davon dich zuletzt zu töten, damit du den Verlust mit eigenem Leib spüren kannst.“, sagte Bourbon bedrohlich. Dann legte er auf.

Conan wusste nicht, ob es ihm gelungen wäre noch etwas zu sagen. Dann wählte er die Nummer erneut, doch ohne Erfolg. Der Mann hatte scheinbar alles gesagt was er zu sagen hatte.

Bourbon.

„Shi… Shinichi!“, hatte Agasa ihn an den Schultern gepackt.

Conan drehte sich um und erkannte Shihos ängstlichen Gesichtsausdruck.

Dann rang er sich ein Lächeln ab.

„Keine Sorge, im Prinzip verläuft alles nach Plan.“, sagte er dann.

Beide sahen ihn skeptisch an.

„Kudo-kun! Er kennt unsere Identitäten und wird sie der Organisation mitteilen, wenn du ihm diesen Typen nicht auslieferst.“, sprach sie eindringlich.

Conan tat eine abfällige Handbewegung.

„Aber er sagte doch, dass wir noch 6 Stunden hätten, richtig? Also genug Zeit ihn zu finden und durch ihn an seinen Boss zu gelangen.“

Shiho konnte nicht glauben wie gelassen Kudo das ganze sah. Sie wollte etwas sagen, doch Conan hatte bereits wieder zu telefonieren begonnen und das Mädchen traute ihren Ohren nicht, als er plötzlich für ihren Augen, seelenruhig eine Pizza bestellte.

„Überlasst das mir, ich regle das schon.“, war er abermals daran das Haus zu verlassen.

Diesmal hielt ihn Shiho fester zurück. Sie sagte nichts, sie hielt einfach den Ärmel seines T-Shirts. Conan legte ein beruhigendes Lächeln auf.

„Keine Sorge, du kannst dich auf mich verlassen. Außerdem gibt es einen Grund warum sie mir nichts anhaben können.“, erwiderte er.

Shiho sah ihn überrascht an.

„Naja… ich bin schließlich noch zu jung zum Sterben.“, scherzte er und ließ die beiden dann allein.

Draußen starrte er abermals ständig auf sein Handy, wodurch ihm die neugierigen Blicke eines stillen Beobachters entgingen. Subaru Okiya stand hinter dem Fenster im ersten Stock und sah auf die Straße hinab. An seinem Ohr ein Handy, ungeduldig wartete er darauf, dass sich die Person meldete.

„Ja ich bin es. Unser kleiner Freund scheint wegen etwas sehr aufgebracht zu sein. Soll ich ihm folgen?“, wollte er wissen.

Sein Gesprächspartner schien aber dagegen zu sein, was sich in Okiyas Miene widerspiegelte.

„Sicher? Er könnte uns zu Akai führen.“, wand er ein.

Doch die Entscheidung des Anderen schien dicht diskutierbar sein.

Also legte er auf und sah zu wie der Junge in Richtung U-Bahn verschwand. Dann kehrte er an den Tisch zurück und griff nach der halbleeren Falsche Bourbon die darauf stand.

„Hm. Halbleer… oder halbvoll?“, murmelte er stoisch und schenkte sich ein.
 

Beika – Einkfausviertel
 

Conan hatte inzwischen vier Stationen mit der U-Bahn zurückgelegt und befand sich gegenüber des Bahnhofs in einer Tiefgarage, die unter einem bekannten Einkaufscenter lag.

Ständig begutachtete er seine Uhr und ließ seinen Blick schweifen. Er wartete auf das Herannahen eines Wagens, doch es blieb aus. Die Person auf die er wartete war bereits hier. Das wurde ihm spätestens klar, als sich ein Schatten über ihn bildete. Mit einem Ruck drehte sich der Detektiv um und starrte die Person an, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Lässig und mit den Händen in den Hosentaschen sah der Mann auf Conan herab.

„Dein Anruf bedeutet wohl… dass es nun endlich soweit ist?“, fragte Shuichi Akai den geschrumpften Detektiv interessiert.
 

Teil 4

Konvergenz
 

Tokio – Parlamentsgebäude

5 Stunden und 40 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

„Du siehst gedankenverloren aus Vater.“

Ein Zucken seitens des altgedienten Polizisten. Polizeioberrat Hakuba ließ von seiner atemberaubenden Aussicht ab und wand sich seinem Sohn zu.

„Du bist früh dran.“, erwiderte er und strich sich über seinen Anzug.

Saguru Hakuba tat es ihm gleich und starrte aus dem Fenster.

„Anmutig nicht wahr? Das ist eines der größten Gebäude in Tokio.“, meinte er sagen zu müssen.

Sein Vater begann zu lachen.

„Keine Sorge, ich habe unser Abendessen nicht vergessen. Deine Mutter würde mich ermorden und wenn das geschieht, wer soll sich dann um die wirklich schlimmen Buben kümmern?“, säuselte er und richtete seinen Schreibtisch.

Saguru nickte kurz.

„Ja ich habe von deinem durchschlagenden Erfolg gehört, eine Waffenschieberbande?“, hakte er nach. Der Polizeirat bestätigte es ihm und überflog einige Stellen in seinem Terminkalender.

„Aber es ist selten, dass du uns besuchst. Sag bloß es gefällt dir in London nicht mehr. Oder ist es… nein, sag nur nicht, dass es wieder dieser Kriminelle ist, für den du eine so dermaßen große Obsession entwickelt hast.“

Saguru seufzte und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen.

„Wenn du auf diesen dreisten, weißen Dieb anspielst, so kann ich dir versichern, dass es sich in keinster Weise um eine Obsession handelt, sondern möglicherweise um eine Lebensaufgabe.“, korrigierte er ihn.

Der Polizeioberrat fragte sich ob er anmerken sollte, dass sich diese Dinge für nicht unterschieden, unterließ es dann aber.

„Vater und Sohn kämpfen beide gegen das Verbrechen. Jeder auf seine eigene Weise“, erklang nun eine Stimme, die das Vater-Sohn-Gespräch beenden sollte.

Saguru blickte zur Tür ein schick angezogener Mann betrat das Büro und stolzierte auf die beiden zu. Sein Anzug war makellos und seine Frisur ließ keinen Tadel zu.

„Ach Saguru, kennst du bereits Staatssekretär Kagami Raitou-san?“, stellte er ihn seinem Sohn vor.

Hakuba junior verneinte und schüttelte Kagami die Hand.

„Bitte nehmen Sie meinen Vater nicht zu sehr in Beschlag ja? Meine Mutter und ich benötigen ihn noch für einige Zeit.“, versuchte er so charmant wie möglich zu klingen.

Kagami nickte und wollte mit seinem Vorgesetzten einige Details durchgehen, bis dieser abwehrte.

„Heute nicht mehr. Das ist ohnehin nur für die Presse, oder? Also hat es Zeit. Schließlich will ich mit meiner Familie noch einen netten Abend verbringen.“, wehrte er ab.

Kagami zögerte, akzeptierte dann aber den Wunsch des ranghohen Beamten.

„Saguru, gib mir noch 15 Minuten, danach gehöre ich ganz dir.“, versicherte er, doch sein Sohn starrte nur weiterhin aus dem Fenster.

„Es kommt ein Sturm auf…“, entkam es ihm, scheinbar unbewusst.

Kagami und Hakuba senior blickten nur überrascht nach draußen. Der Himmel war klar, kaum eine Wolke drängte sich ihnen auf. Also wovon sprach er?
 

Highway – Richtung Tokio Innenstadt

5 Stunden und 30 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

„Das… ist ein Chevrolet Spark, nicht wahr?“, wagte es Conan zu fragen.

Der FBI-Agent auf der Fahrerseite nickte betrübt.

„Ja. An diesem Tag… ist auch ein Teil von mir gestorben.“, erwiderte er mit melancholischem Geschichtsausdruck.

„Hey hey…“

Conan musterte den Mann, meinte er es etwa ernst? Hatte ihm sein alter Wagen dermaßen viel bedeutet? Er blickte auf die Uhr. 5 Stunden und 40 Minuten bis Bourbons Ultimatum ablief.

„Es hat wohl nicht funktioniert.“, murmelte Akai und Conan nickte, in dem Wissen, dass dieser seinen fingierten Tod andeutete.

„Nunja, einige in der Organisation haben es geglaubt, selbst Ihre Kollegen vom FBI.“, wand er ein.

Akai konnte ihm nur rechtgeben.

„Zumindest bis… ja, bis zu meinem Doppelgänger.“, konnte er sich trotz der angespannten Situation ein Lächeln abringen. Er bemerkte wie der Junge in seine übliche Starre verfiel und angestrengt nachdachte.

„Es… könnte sich dabei um Wermut handeln.“, schlug er vor.

Akai nickte nur.

„Ja, es könnte ein Versuch sein herauszufinden was das FBI wirklich weiß. Das, oder…“, sprach er, brach dann aber ab.

„Oder?“, hakte Conan, doch Akai schüttelte den Kopf. Er schien das Thema nicht weiter besprechen zu wollen. Aber es ergab Sinn. Das FBI nahm an, Shuichi Akai wäre am Raiha-Pass getötet worden. Tauchte nun ein zweiter Akai auf, der verwundet war und eine Brandnarbe trug, die scheinbar durch eine Explosion verursacht worden war, war das FBI in Gefahr.

„Sie sollten Ihre Kollegen davon informieren.“, warnte ihn Conan.

Akai sah weiterhin konzentriert auf die Straße vor sich.

„Wenn wir das hier erledigt haben.“, bestand er darauf.

Conan akzeptierte seine Entscheidung.

„Was können Sie mir über Bourbon verraten?“, hakte er nach.

Nun erkannte er eine ernste Regung im Gesicht des Agenten. Hatte er einen wunden Punkt getroffen?

„Um ehrlich zu sein nicht sonderlich viel. Er ist sehr geheimniskrämerisch, ich habe sein Gesicht noch nie zuvor gesehen. Aber er ist in der Tat gefährlich, das kann ich dir versichern. Er ist der Stratege der Organisation und entwirft die meisten Vorgehensweise für die Agenten. Bevor ein Verbrechen begangen wird verlangt ‚er’ persönlich, dass Bourbon alles absegnet. Man kann mit gutem Recht davon sprechen, dass er ein Genie ist. Und…“

„Und?“, hakte Conan nach.

Akai räusperte sich.

„Jodie nennt dich doch manchmal Holmes, richtig? Ich sehe davon ab, da es meiner Meinung nach nur einen geben kann.“, erklärte er.

Conan konnte ihm für einen Moment lang nicht folgen. Dann erinnerte er sich an Renas Beschreibung des Mannes.

„Er ist ein Holmes-Fan. In diesem Falle seit ihr beide euch recht einig.“, sagte Akai schließlich doch noch.

Conan wollte etwas erwidern, doch dann hielt der Wagen.

„Wir sind da.“, informierte ihn Akai und stellte den Motor ab.

Conan sah zur anderen Straßenseite hinüber und erkannte das hohe, weitläufige Parlamentsgebäude.

„Und die Informationen sind wirklich korrekt?“, wollte er wissen.

Akai nickte, für ihn schien es keinerlei Zweifel zu geben.

„Rena hat mich selbst darüber informiert nachdem sie meinen Kollegen bescheid gesagt hatte.“

Conan senkte den Kopf.

„Dann nehme ich an, hat das FBI hier bereits alles abgesperrt.“, murmelte er.

Akais Miene sprach Bände.

„James empfand es als zu gefährlich hier überall Agenten durch die Gegend zu schicken. Mizunashi Renas Tarnung wäre ernsthaft in Gefahr. Deshalb bin ich wohl das einzige, das er entbehren kann.“, meinte er entschuldigend.

Doch Conan musste ihm recht geben. Es war wichtig den Polizeioberrat zu schützen, doch geschah dies zu auffällig, gerieten auch noch andere Leute in Gefahr. Der kleine Detektiv stieg aus dem Wagen und trat einige Schritte vorwärts. Er stoppte als er mitbekam, dass Shuichi Akai in seinem neuen Chevrolet verharrte.

„Kommen… Sie nicht mit?“, wollte er wissen.

Der Agent schüttelte den Kopf.

„Die Organisation observiert das Gebäude sicherlich, es könnte es negativ auf uns auswirken wenn vor ihnen plötzlich ihr tot geglaubter Nemesis erscheint, meinst du nicht?“, sprach Akai aus was er von dieser Idee hielt. Conan stimmte schließlich zu und schritt voran, bis ihm eine weitere wichtige Frage einfiel.

„Noch etwas. Sie wissen… über Subaru Okiya bescheid, oder?“, sagte er nochmals an den FBI-Agenten gewand. Dieser nickte schwach und das schien Conan bereits auszureichen.

Wenige Minuten später stand er vor dem Eingang des Parlamentsgebäudes. Er wollte ins Innere, doch dies hätte wenig Sinn ergeben. Die zwei Wachleute waren das erste was ihm ins Auge stieß. Sie würden ihn nicht ohne weiteres ins Innere lassen, außer…

Es dauerte nicht lange, bis sich der Detektiv eine Strategie zurecht gelegt hatte. Ein gestresster Mann in seinen Vierzigern, verlor ständig seine Unterlagen, da er einfach zu überladen war. Conan ging ihm zur Hand und bot sich an, ein paar seiner Sachen für ihn zu tragen. Der Büroangestellte war sichtlich dankbar und verschaffte Conan so Zutritt in den gesicherten Bereich. Beide bestiegen den Lift und Conan dachte konzentriert nach. Alles was er zu tun hatte war den Polizeioberrat zu warnen, doch wie? Er würde kaum einem Kind glauben außer…. Ja, das klügste war es mit der Stimme eines ranghohen Beamten anzurufen wie Megure, oder noch besser Matsumoto. Dann wäre man die Warnung ernst nehmen. Conan besaß inzwischen genug Erfahrung mit der Organisation, dass er einen Scharfschützen nicht ausschloss. Jemand wie Korn oder Chianti konnte sich auf dem Dach eines gegenüber liegenden mehrstöckigen Hauses postiert haben und warten, bis die Zielperson das Gebäude verließ. Nachdem Hakuba in Sicherheit war würde Conan diese Person finden und durch sie an den Boss der Männer in Schwarz herankommen. So sah zumindest der Plan aus. Ein abenteuerlicher Plan, wie er zugeben musste. Er konnte nur scheitern nicht? Wie die übrigen Male…

Er war ihnen so dicht auf den Fersen gewesen, doch es endete in Akemi Miyanos Tod. Shihos Schwester. Selbst Wermut konnte sich seinem Griff entziehen und Irish starb direkt vor seinen Augen. Eine Kugel in die Brust, die ihn jedoch nicht von einer letzten Bitte abhielt. Die Organisation zu zerschlagen. Viele verließen sich auf ihn, das wusste er. Besonders Ai.

Der Lift hielt und der Angestellte taumelte auf dem Flur.

„Tsurugi, wo bleibst du? Der Chef wartet auf die Präsentation.“, wurde der Mann von einer Frau im Gang angeschnauzt.

„Amamiya-san…“, stotterte er und folgte ihr unverzüglich.

Conan lud noch die getragenen Sachen ab, dann wollte er sich aus dem Staub machen. Er bekam gerade noch mit wie ein rundlicher Mann die beiden Untergebenen anschnauzte, dann war er auf dem Weg in den 14ten Stock, wo sich laut Akai ein provisorisches Büro für den Polizeioberrat befinden sollte.

Der junge Detektiv hatte kaum den Gang betreten, da kam ihm bereits eine Gruppe Leute entgegen. Er kannte keinen von ihnen. Oder… nein! Falsch! Eine Person kam ihm tatsächlich bekannt vor, nur hatte er nicht mit ihr gerechnet. Es handelte sich um Saguru Hakuba ebenfalls einem Schülerdetektiv, dem er bereits einige Male begegnet war. Was tat er hier?

Natürlich, Polizeioberrat Hakuba war sein Vater, es war also nicht unlogisch, dass er ihm einen Besuch abstattete.

„Hey Junge, hast du dich verlaufen?“, wurde er von einem korpulenten Mann gefragt, bei der es sich scheinbar um Hakuba senior handeln musste.

Conan wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte.

„Bist du nicht… ja bist Conan-kun nicht wahr?“, meldete sich Hakuba junior zu Wort.

Conan blickte verlegen und versuchte sich etwas einfallen zu lassen. Doch sein Detektivkollege schien die Predulie zu erkennen in die er geraten war.

„Das ist übrigens ein alter Freund von mir, er ist ebenfalls Detektiv.“, stellte er Conan seinem Vater vor.

Dieser lächelte, scheinbar wusste er nicht was er davon halten sollte.

„Hier drin ist es so stickig, gehen wir doch raus.“, schlug ein schick angezogener Mann vor und führte beide Hakubas, sowie Conan in den Lift.

„Sie… sie wollen jetzt doch nicht etwa hinausgehen, oder?“, fragte der Detektiv erschrocken.

Der Polizeioberrat bedachte ihn eines tadelnden Blickes.

„Doch, nach langer Zeit nehme ich mir endlich wieder frei um den Abend mit meiner Familie verbringen zu können. Daran wird mich niemand hintern.“, sagte er kritisch.

Conan wollte etwas einwenden, scheiterte aber bereits an dem festen, stoischen Blick des Polizisten. Er wollte sich Saguru Hakuba anvertrauen, doch wie? Selbst wenn er ihm glauben würde, sein Vater und dessen Kollege würden es nicht.

Der Lift hielt schneller im Erdgeschoss als er es erwartet hatte. Niemand stieg zu, niemand der die Gruppe aufhalten konnte. Wenn er jetzt nichts unternahm, würde die Organisation zuschlagen. Erbarmungslos. Sollte er Akai informieren? Oder sich zurückziehen und mit Matsumotos Stimme anrufen? Nein er kannte weder die Nummer des Polizeioberrats, noch blieb dafür Zeit. Er stellte sich vor die Männer und wirbelte mit den Armen herum.

„Also… können Sie mich hier nicht etwas herumführen?“, bat er flehend.

Doch keiner der beiden Beamten beachtete ihn groß. Saguru Hakuba musterte ihn, er schien abschätzen zu wollen, was ihm der Junge mitteilen wollte. Es war zu spät. Die beiden Männer steuerten auf den Ausgang zu, Conan und Hakuba folgten ihnen in dichtem Abstand. Sie waren noch einen Meter von der Glastür entfernt, bis Conan zum Äußersten Griff. Er hob seinen Arm und den Polizeioberrat mit dem Narkosechronometer zu betäuben. Es würde wie ein Schwächeanfall aussehen, eine andere Option blieb ihm nicht. Er bereitete sich auf die Aktion vor und… es blieb aus. Conan blieb starr stehen, genau wie der Rest der Gruppe und die Wachleute vor dem Eingang. Erst war es nur ein undefinierbares Geräusch gewesen, ein Klirren, als wäre irgendwo Glas zersprungen. Conan beobachtete wie Scherben auf einen Wagen fielen, der nur wenige Meter vor ihnen geparkt war. Dann der Mann.

Es gab einen unendlich lauten Knall, der von dem Aufprall einer sehr dicken Person hervorgerufen wurde. Weitere Glasscherben, alle Anwesenden hielten sich die Gesichter bedeckt. Die Autoalarmanlage des Wagens ertönte schrill und die Wachleute versuchten sich einen Überblick zu verschaffen. Conan und Hakuba näherten sich und blickten ungläubig auf das, was von dem Wagen noch übrig war. Conan erkannte die Person, es war der rundliche Mann, der seine Angestellten angeschnauzt hatte. Jetzt beschwerte er sich nicht mehr, er hatte gar keine Gelegenheit mehr dazu. Denn er war tot, daran war nichts zu rütteln.
 

Hochhaus-Complex – 400 Yards vom Parlamentgebäude entfernt
 

Chianti kauerte in ihrem Verschlag und brach beinahe unter der Hitze zusammen. Warum musste es ausgerechnet das Dach sein? Warum nicht eines der unteren Stockwerke? Ganz einfach, weil es schwierig gewesen war ein Gebäude mit leer stehenden Büros zu finden. Und dieses Hochhaus war eben der beste Punkt von dem man aus den Eingang des Parlamentsgebäudes im Blick hatte. Der Agent im Umfeld des Polizeioberrats hatte sie darüber informiert, dass die Zielperson in wenigen Minuten aus dem Gebäude schreiten würde. Chiantis Finger zuckte, sie hatte zu lange nicht mehr getötet. Andere Frauen in ihrem Alter verbrachten ihre Zeit vermutlich mit Shoppen oder auf Singlepartys. Chianti dagegen damit sich um ihre AK-47 zu kümmern. Sie hegte und pflegte sie und bekam dafür auch etwas zurück. Es war der Rausch der in sie fuhr, wenn sie den Abzug betätigte und die Kugel hunderte von Meter weit flog und in die Stirn der Zielperson einschlug.

Peng.

Die Person krachte zu Boden.

Peng.

Sie war tot.

Peng.

Es war wie ein Ohrwurm für Chianti, sie spürte die Sucht und nahm sie völlig in sich auf. Sie musste endlich wieder jemanden töten. Ihre letzte Kugel galt einem ihrer eigenen Agenten, Irish, der zwar nicht abtrünnig geworden, es aber dennoch verdient hatte. Doch das war Wochen her, sie brauchte den ‚Schuss’, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann die Sache für dem Einkaufscenter, sie hatte nicht verstanden warum Gin die Mission abgebrochen hatte. Zu gerne hätte sie Shuichi Akai in die Stirn geschossen, es wäre eine Trophäe gewesen, die sie sich gerne angesteckt hätte.

Dann war es soweit. Die Zielperson verließ das Gebäude. Chianti hatte die Erlaubnis ohne vorherige Nachfrage schießen zu dürfen, eine Chance die sie sich nicht entgehen lassen wollte. Sie erkannte den fetten Kerl, der sich im Raster ihrer AK-47 tummelte. Er wirkte fröhlich und ausgeglichen, mal sehen wie es mit ein, vielleicht zwei Kugeln in Kopf und Hals aussehen würde. Zwei weitere Personen begleiteten ihn, wie sie von ihrer Position aus sehen konnte, doch die waren egal. Sie wollte gerade den Abzug betätigen, da geschah es. Ein lauter Knall, dann Glasscherben die auf den Boden herabregneten. Wieso? Sie hatte doch noch gar nicht geschossen, was ging hier vor sich? Dann der schwere Gegenstand der aus einem der oberen Stockwerke zu Boden fiel und hart auf einem parkenden PKW landete. War das… ein Mensch? Ein Selbstmörder? Damit hatte sie nicht gerechnet. Schnell zückte sie ihr Handy und wählte Gins Nummer.

„Ja?“, meldete sich dieser auf den Drücker.

„Es gibt ein Problem. Ich sehe die Zielperson, aber es gibt einen Toten. Jemand scheint aus einem der oberen Stockwerke gesprungen zu sein, sieht für mich wie Selbstmord aus. Jedenfalls rennen jetzt alle wie verrückt umher.“, informierte sie ihn über die Lage.

Gin musste nicht lange nachdenken um eine Entscheidung zu fällen.

„Zieh dich zurück. Dort ist gleich alles voller Polizei und das können wir nicht gebrauchen.“, wies er sie an.

Chianti erhob jedoch sofort Einspruch.

„Aber… unsere Mission.“

Oder Gin wollte keine Widerrede hören.

„Das FBI oder die Polizei wird kaum jemanden töten nur um unsere Mission zu sabotieren. Es muss sich um einen unglücklichen Zufall handeln, wir brechen ab.“, sagte er und legte auf.

Chianti fluchte. Schon wieder. Schon wieder hatte sie niemanden töten dürfen. Sie wusste, heute würde sie wieder besonders schlecht schlafen.
 

Tokio – Parlamentsgebäude

4 Stunden bis Ablauf des Ultimatums
 

„Ruft doch endlich einen Rettungswagen!“, brüllte der Polizeioberrat die Wachleute an. Einer zückte sein Funkgerät, doch Hakuba wehrte ab.

„Tut mir Leid, doch scheinbar fiel er aus dem 8ten oder 9ten Stock. Er ist definitiv tot.“, informierte er seinen Vater. Dieser presste die Lippen zusammen und starrte ungläubig die Leiche an.

„Wissen wir… wer er ist?“, stammelte er nun regelrecht.

Kagami kam zu ihm getreten.

„Sugiura Toshio-san, seine Abteilung wertet Berichte fürs Verkehrsministerium aus.“, erklärte er nachdem er selbst kurz telefoniert hatte.

Der Polizeioberrat strich sich über die Haare und ging vor dem Tatort entlang.

„Wieso… wieso musste er sich bloß umbringen?“, schien er die Welt nicht mehr zu verstehen.

„Hat er nicht.“, drang eine Stimme vom Frack hervor.

Der Junge von vor hin stand neben der Leiche und hob ihren Arm. Der alte Polizist wollte ihn schon davon abhalten, bis ihm auffiel, dass sein Sohn dasselbe tat.

„Saguru…“, stauchte er ihn erbost zurecht.

Doch beide Detektive ließen sich nur äußerst ungern stören.

„Tut mir Leid, Vater. Aber dies hier sieht definitiv nicht nach Selbstmord aus.“, musste dieser sagen.

Der Polizeioberrat sah abwechselnd zu ihm und zu dem Jungen.

„Es ist das Glas.“, sagte der Junge mit der Brille dann. Hakuba nickte nur zustimmend und hob eine Scherbe auf.

„Warum sollte ein Selbstmörder aus einem geschlossenen Fenster springen? Außerdem sind die Scherben als erstes hier aufgeschlagen, also noch vor der Leiche. Ein Körper ist wesentlich schwerer als Glas, besonders wenn es sich bei der Person um jemand korpulenteres handelt. Er müsste also zuerst ausgeschlagen sein und die Scherben müssten auf seinem Körper liegen und nicht umgekehrt. Oder zumindest müssten sie in der näheren Umgebung verteilt sein.“, erklärte er.

Kagami kam zu den dreien getreten.

„Dann… kann es nicht auch sein, dass er das Fenster mit einem Stuhl oder ähnlichem eingeschlagen hat und danach gesprungen ist?“, stellte er die Möglichkeit in den Raum?

Beide Detektive schüttelten die Köpfe.

„Das wäre unmöglich. Er ist zuerst mit dem Rücken auf dem Fahrzeug gelandet. Aber sehen Sie doch, sein Gesicht und sein Hals sind voller Kratzer und Schnitte. Er wäre beiseite gegangen wenn er das Fenster einschlägt, davon abgesehen wäre es einfacher gewesen es zu öffnen, wenn er lebensmüde gewesen wäre.“, wand er ein.

Kagami und sein Chef mussten schließlich zustimmen.

„Gut Kagami-tan, kümmern Sie sich um den Polizeilichen Einsatz und sprechen Sie am besten mit dem zuständigen Beamten. Ein möglicher Mord vor dem Parlament, die Presse wird nicht lange brauchen um davon Wind zu bekommen.“ Dann blickte er zu seinem Sohn.

„Kein Abendessen?“, fragte Hakuba, doch auch ohne Worte kannte er die Antwort seines Vaters. Während Kagami mit der Polizei telefonierte und kurze Zeit danach wieder auflegte, sah sich Conan die Leiche genauer an. Hatte Sugiura-san einfach gewartet, während der Täter das Fenster einschlug und sich nicht gewehrt, als man ihn nach draußen gestoßen hatte? Es musste schwer gewesen sein einen stämmigen Kerl wie ihn überhaupt zu bewegen. Und der Knall vorhin? Er war lauter als dass er nur durch das Zerbrechen von Glas verursacht werden konnte. Und dann… dann geschah es. Zuerst nur ein Piepsen, dann das Summen einer Melodie. Das eines Kinderliedes. Panisch reckte Conan seinen Kopf nach hinten und sah zu dem Mann der gerade telefonierte.

Karasu….

Kein Zweifel, es war das alte Kinderlied, die Nummer die zum Boss seiner schwarzen Feinde führte.

„Wer… ist das?“, stotterte er und sah in die Richtung des fein angezogenen Mannes.

Hakuba folgte seinem Blick.

„Kagami-san? Er ist Staatssekretär, er arbeitet ständig mit meinem Vater.“, klärte er ihn auf.

Conan ballte die Fäuste und sah kurze Zeit darauf, wie Kagami in Richtung eines Auto stapfte. Er wollte weg fahren. Nein, das durfte Conan nicht zulassen.

„Hakuba…kann ich dir diesen Fall überlassen?“, bat er schließlich.

Sein Detektivkollege wirkte überrascht, nickte dann aber. Conan war sich sicher, dass auch er die Ungereimtheiten entdeckt haben musste. Die beiden hatten zusammen bereits zwei Fälle gelöst, Conan war sich also sicher, dass er ihm diese Aufgabe seelenruhig übertragen konnte.

Raitou Kagami war in seinen Wagen gestiegen, immer noch mit Handy am Ohr. Conan hörte gerade noch ein ‚Verstanden’ und ‚Bin unterwegs’ oder ‚Verstanden Boss’ mit, bevor die Fahrertür zugestoßen wurde. Schnell und unbemerkt brachte er einen Peilsender am Wagen an und versteckte sich hinter einem anderen Auto. Dann fuhr Kagami ab und Conan wartete bis der Wagen außer Sichtweite war. Er war dankbar seinen Rucksack dabei zu haben, denn dort bewahrte er die meiste Zeit sein motorisiertes Skateboard auf, das ihm nun sicher von Diensten sein würde.

Er packte es auf und dann ging die Fahrt bereits los. Mittels seiner Radarbrille empfing er ein klares Signal von Kagami, er würde ihm nicht entkommen. Aber warum war ein Mitglied der Organisation hier? Sollte er vielleicht den Polizeioberrat töten? Oder war er lediglich ein Informant? Es spielte keine Rolle, Conan nahm sich vor es herauszufinden.
 

Seitenstraße – 500 Meter vom Parlamentsgebäude entfernt
 

„Abbruch?“, fragte Rena irritiert. Vodka nickte und hatte immer noch Gin an der anderen Leitung.

„Ich weiß nicht, was genau schief gegangen ist, aber wir ziehen uns zurück. Du sollst in deiner Wohnung auf weitere Instruktionen warten, ich fahre dich hin.“, kündigte er an und Rena nickte schwach.

Was war nur geschehen? Sie wusste es nicht, doch das FBI schien zweifelsohne interveniert zu haben. Die Zielperson war in Sicherheit, ein besseres Ergebnis hatte sie sich nicht wünschen können. Trotzdem. Irgendetwas nagte an ihr. Selbst als Vodka sie zu hause absetzte und sie vorerst in Sicherheit war, wusste sie, dass es noch nicht zu Ende war.
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo

4 Stunden und 50 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Subaru Okiya wusste nicht, wie lange er auf sein Handy starrte. Er wollte seine Kontaktperson anrufen, doch er durfte es nicht. Es gab festgelegte Zeiten, würde er diese brechen, könnte es die gesamte Mission gefährden. Das Bild im TV änderte sich, die Medien sprachen von einem möglichen Selbstmörder der aus dem 9ten Stockwerk des Parlamentsgebäudes gesprungen war. Was war dort vor wenigen Minuten noch vorgefallen? Hatte es mit dem Anschlag zu tun? Oder handelte es sich um einen Zufall.

Es klingelte.

Okiya eilte zu dem Handy und nahm erleichtert ab.

„Was ist passiert?“, wollte er wissen.

Die Frau auf der anderen Seite schnaufte unwillig.

„Ich komme zu dir.“, entschied er, wurde aber angebrüllt.

„Bist du verrückt? Ich stehe sicher noch unter Beobachtung, es ist sogar zu gefährlich nur mit dir zu telefonieren.“, meinte sie wehklagend.

Okiya seufzte.

„Warum… wagst du es dann überhaupt?“, konnte er das Verhalten der Frau nicht nachempfinden. Diese sagte nichts mehr, es war Okiya der fortfuhr.

„Ja, es tut mir auch gut deine Stimme zu hören.“, sagte er in einem tröstenden Ton.

Ein schweres Murren auf der anderen Seite.

„Das hatten wir bereits oder? Du und ich das ist…“, begann sie, doch wieder kam ihr Okiya zuvor.

„Zu gefährlich? Klingt das nicht… nach einer Ausrede?“, wand er ein.

Die Frau auf der anderen Leitung verstummte.

„Wann können wir uns sehen.“, gab Okiya dennoch nicht auf, erhielt aber eine Absage.

„Wir… telefonieren. Bis dann.“, legte die Frau auf und ließ ihren Gesprächspartner entmutigt zurück.

Okiya seufzte. Er machte sich Sorgen sogar schreckliche. Wen konnte anrufen um ihn einzuschalten? Niemanden mehr, das Spiel lief und hatte inzwischen eine völlig neue Richtung eingeschlagen. War es seine Schuld gewesen? Hatte er den Stein ins Rollen gebracht? Damals im Einkaufscenter? Er hätte gar nicht dort sein dürfen, es war entgegen seiner Mission. Doch es gab zwei Punkte die ihm äußerst wichtig waren. Zum einen, eine bestimmte Person zu beschützen, die Frau mit der er gerade gesprochen hatte. Und dann natürlich die, Shuichi Akai zu finden. Den Mann den alle wollten. Warum waren dermaßen viele Parteien so interessiert an ihm? Langsam schritt er zum Tisch zurück und griff nach der Flasche Bourbon. Er wollte sein Glas füllen, doch lediglich ein einzelner Tropfen entkam aus ihr. Sie war leer. Dann schmunzelte er.

„Ich hoffe… das war bereits das schlimmste was heute passiert.“
 

Teil 5

Verluste
 

Beika – Café Chess
 

„Hot Love.“

„Wa… was?“, fragte Ran ihre Freundin überrascht.

Sonoko sah verschwörerisch von der Eiskarte auf.

„Das ist der Name des Eisbechers. Hot Love. Glaubst du eine Zutat davon ist Shinichi-kun?“, wollte sie wissen.

Ran seufzte resigniert.

„Was du sagst ergibt keinen Sinn.“, bemängelte sie.

„Hot Summer.“, kam es von einer weiteren Person.

Sonoko seufzte.

„Dieses Eis hingegen ist etwas zu realitätsgetreu. Ich musste mich heute schon dreimal umzuziehen, die Hitze ist wirklich unerträglich. Und was ist mit dir? Du trägst auch noch Hosen.“, sagte sie an das Mädchen gewand.

Masumi Sera grinste verlegen, es war einfach ihr Styl und sie wusste, dass ihre neue Freundin, eben diesen nicht zu verstehen mochte.

„Sagt mal… Ich höre ständig von diesem Kudo-kun, habe ihn aber noch nie gesehen.“, wand sie unerwartet ein. Dann nahm sie eine gewisse Traurigkeit im Gesicht ihrer neuen Freundin Ran wahr.

„Vergiss diesen Taugenichts, er stiehlt sich in der Weltgeschichte herum und löst an irgendwelchen entfernten Orte Fälle. Und es würde mich nicht wundern, wenn er in jeder Stadt ein Mädchen hätte, dass auf seine Rückkehr wartet, genauso wie Ran.“

„Sonoko!“, wies Ran ihre Freundin zurecht.

Doch diese ließ sich diesmal nicht besänftigen.

„Was denn? Er erklärt dir in London seine Liebe und dann hört man Wochen nichts mehr von ihm. Er ist sicher bereits bei einer Ersatzfreundin und sülzt diese voll, welch ach so tollen Gefühle er doch für sie hegt.“, führte ihr Sonoko vor Augen.

Doch Ran wollte nichts mehr davon hören.

„Hör auf, so ist Shinichi doch gar nicht. Seine Arbeit ist ihm einfach wichtig.“, rechtfertigte sie sich.

„Wichtiger als du?“, fragte Sonoko und Ran versank beinahe in ihrem Stuhl.

Sera versuchte zu schlichten, was ihr aber mäßig gelang.

„Ich… ich bin sicher Kudo-kun denkt gerade in diesem Moment an dich.“, sagte sie selbstsicher. Ran blickte zu ihr und nickte dann.

„Ja bestimmt. Zwischen seinen Fällen findet er immer Zeit für mich…“, meinte sie resigniert.

Sera schüttelte den Kopf.

„Manche wollen es nicht verstehen aber… das Herz besteht eben aus zwei Teilen.“, murmelte sie.

Sonoko betrachtete sie verdutzt.

„Zwei Teile?“

Sera nickte verlegen.

„Naja, wenn man es teilt haben die Stücke die exakt selbe Form, richtig? Ein Stück ist für die Person die man über alles liebt und das andere für seinen Traum. Man kann diese Stücke nicht trennen, weil sie nur zusammen Eins ergeben und auch nur so intakt funktionieren können. Ein Teil verbindet dich mit dem Menschen den du liebst das andere lässt dich voranschreiten und dich weiter entwickeln.“, fuhr sie dann fort.

Sonoko und Ran hörten ihr aufmerksam zu, bis sie zu kichern begannen.

„Ernsthaft. Von wem hast du denn so einen Unsinn?“, meckerte Sonoko.

Sera blickte peinlich zur Seite.

„Eigentlich… hat mir das mal jemand sehr cooles gesagt.“, gestand sie.

Das erregte Sonokos Aufmerksamkeit.

„Oho, jemanden den du magst?“, hakte sie nach.

Sera nickte schnell.

„Ja. Jemand der mir sehr wichtig ist.“, sagte dies mehr zu sich selbst.
 

Tokio – Hauptstraße

4 Stunden und 30 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Aufgeregt wählte er die Nummer des FBI-Agenten. Shuichi Akai meldete sich prompt und Conan gab ihm seine Position durch.

„Er fährt die Hauptstraße Richtung Haido entlang, jetzt nimmt er die Ausfahrt Richtung Osten.“, informierte er ihn.

Akai brummte unruhig.

„Es mag ein Zufall sein… aber dort befindet sich die provisorische Wohnung die Rena bezogen hat.“, fiel es ihm wieder ein.

Conan stutzte.

„Wieso sollte dieser Kerl dorthin unterwegs sein? Rena ist doch nicht aufgeflogen oder? Der Zwischenfall vor dem Parlament hatte nichts mit dem Anschlag zu tun, denken die etwa das FBI hätte interveniert?“, konnte ihm Conan nicht folgen.

Doch scheinbar glaubte auch Shuichi Akai nicht recht daran.

„Ich begebe mich zur Wohnung, du verfolgst weiter diesen Kagami. Vielleicht haben wir ja dasselbe Ziel.“, meinte er und legte auf.

Conan stoppte vor einer Kreuzung und fluchte. Mehrere Autos waren vor ihm und der Gehsteig war zu besetzt. Wenig später geriet er auch noch an einen Bahnübergang, der Schranken senkte sich gerade. Nun konnte Kagami seinen Vorsprung noch weiter ausbauen.

Conans Handy klingelte erneut, doch es war nicht Akai, sondern eine unbekannte Nummer.

Der Detektiv hatte jetzt keine Zeit dafür, nahm das Gespräch aber dennoch an.

„Hallo?“, meldete er sich gereizt.

Kurze Zeit stille.

„Tik Tak.“

Es war erneut die metallene Stimme, die ihm bereits Stunden zuvor einen eiskalten Schrecken eingejagt hatte.

„Bourbon!“, fauchte Conan geradezu.

Auch sein Gegenüber schien gereizt zu reagieren.

„War unser Deal nicht eindeutig? Du solltest mir Shuichi Akai liefern und nicht irgendwelche Pläne der Organisation sabotieren.“, drohte er.

Conan ließ sich jedoch nicht unterkriegen.

„Das war keine Bedingung unserer Vereinbarung. Und ich habe auch noch 4 Stunden, richtig?“, fragte er zynisch.

Bourbon ging darauf ein.

„Verliere ihn nicht.“, warnte er dann.

Conan reagierte überrascht.

„Kagami meine ich. Der Mittelsmann der Organisation. Ich nehme an du verfolgst ihn gerade, nicht wahr?“, säuselte Bourbon.

Conan schluckte und sah sich nach allen Seiten um. Nein, niemand der ihm gefolgt war oder ihn gar observierte. Also wo war Bourbon, dass er dies wusste? Wer war er?

„Vergiss Kagami, er ist nicht wichtig. Wenn Polizeioberrat Hakuba abgetreten wäre, wäre er an seine Stelle gerückt. Er war mit dessen Arbeit am vertrautesten gewesen und hätte uns von großem Dienst sein können. Nun wurde seine Mission geändert, damit er uns wenigstens auf andere Weise von Nutzen ist.“, berichtete Bourbon kühl.

Conan presste die Lippen zusammen und wartete darauf, dass sich die Schranken wieder hoben. Kagami setzte seinen Weg fort, das Radar zeigte ihn noch an. Aber für wie lange? Wie lange würde es dauern, bis er ihn verlor?

„Sagen Sie bloß… nein, was ist mit unserer Abmachung?“, fauchte ihn Conan an.

Bourbon lachte schallend auf.

„Ich sagte doch, ich würde nicht für Mizunashi Renas Sicherheit garantieren, oder? Als aktive Agentin ist sie eine Gefahr für die Organisation, darüber kann ich nicht so einfach hinweg sehen. Kagami wird sie beseitigen und zwar weil ich es so will. Im Moment bist du zu abgelenkt, das behagt mir nicht. Du sollst Zeit haben um über unseren Handel nachzudenken. Du hast 4 Stunden Zeit um mir Akai zu liefern, ansonsten ist dieses Spiel vorbei. Ich nehme dir all deine Figuren, bevor ich den König vom Feld stoße.“, versprach er.

Conan knirschte mit den Zähnen.

„Das werde ich nicht zulassen.“, entgegnete er.

Bourbon lachte abermals.

„Wen genau willst du schützen? Deine dir nahe stehenden? Für wen? Shuichi Akai? Dieser Mann hat nichts als Leid über jene gebracht, die ihn kannten. Alles endete in Schmerz oder Tod. Für so einen Mann willst du dein Leben und das deiner Freunde aufs Spiel setzen? Wer genau ist Shuichi Akai? Vor vier Jahren kam er nach Japan um verdeckt in einer Organisation zu ermitteln. Doch warum gerade er? Er als FBI-Agent? Es gab andere Leute die diesen Job hätten ausfüllen können, warum operiert ein FBI-Agent also im Ausland. Und dann seine zaghaften Fortschritte während seinen Ermittlungen. Weißt du warum die Organisation ihn so fürchtet? Weil er der Partner von Gin war, einem ranghohen Mitglied. Er besitzt entscheidende Informationen die so weitreichend sind, dass die Organisation sogar einen Mordanschlag auf ausländischem Boden auf ihn inszeniert. Ja, Shuichi Akai versagte und kehrte in das gelobte Land zurück. Er verließ uns und auch Akemi Miyano, er überließ sie einfach ihrem Schicksal. Also welcher Mann tut so etwas? Und dann die Informationen die er beisteuert immer wenn die Lage brenzlig wird. Sei es ein Obdachloser der zufällig sah wie Mizunashi Rena den abtrünnigen Agentin damals erschoss oder der geplante Mordanschlag an Detektiv Mori. Wenn er so viel weiß, warum ist uns das FBI dann nicht bereits viel dichter auf den Fersen?“, wand Bourbon ein und wartete Conans Antwort ab.

Dieser schien aber einige Zeit zu brauchen um zu überlegen.

„Was wollen Sie damit andeuten?“, fragte er schließlich.

Bourbon hauchte hörbar.

„Ich will damit andeuten…, dass du Shuichi Akai nicht vertrauen sollst.“, wurde er konkreter.

Conan schloss für kurze Zeit seine Augen und schlug sie dann mit neuem Elan wieder auf.

„Ich vertraue ihm… immer noch mehr als Ihnen.“, gab er zurück.

Bourbon lachte abermals und legte dann auf. Der Schranken erhob sich und Conan konnte seinen Weg fortsetzen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
 

Tokio - Edogawa Bezirk

6 Jahre zuvor
 

„VIP…“, konnte sich Rye nicht erwehren zu sagen.

Bourbon nickte bekräftigend.

„Yoshikawa Kazuya, 54, Präsident von Yoshikawa Electronics. Und unsere Zielperson. Laut dem Wunsch des Klienten soll er die heutige Nacht nicht überleben.“, setzte ihn Bourbon in Kenntnis.

„Und die Details?“, fragte Gin und Rye war überrascht, dass sein Partner noch nicht eingeweiht wurde.

Mit zusammen gekniffenen Augen musterte er den Mann vor sich. Bourbon war im Grunde eine beeindruckende Erscheinung, groß, stämmig und einnehmend. Zumindest soweit der FBI-Agent erkennen konnte. Bourbon schien sehr geheimniskrämerisch zu sein und auf äußerste Vorsicht bedacht. Paranoia wäre untertrieben gewesen. Aber in dieser Hinsicht ähnelte er nur Gin. Waren alle hochrangigen Agenten der Organisation so? Wenn ja wäre es der FBI-Agent schwierig haben sein Ziel zu erreichen. Wie lange würde es dauern? Monate? Jahre? Würde am Ende ein Erfolg zu verbuchen sein? Oder verschwendete er gar nur seine Zeit? Und sein Leben? Er hatte seine Freunde seit Monaten nicht mehr gesehen. Oder sollte er sie eher Kollegen nennen? Es war das selbe für ihn. Und wie lange war es her, seit er seine Familie zuletzt sah? Seine Eltern hatten sich längst in einem schicken Haus in Boston zur Ruhe gesetzt. Sein älterer Bruder war Nachrichtenoffizier im Pentagon, seine kleine Schwester besuchte allerdings noch die Schule. Wie erging es ihnen? Machten sie sich Sorgen um ihn?

„Der Job soll in zwei Stunden erledigt sein. Momentan befindet sich Yoshikawa in seinem Haus in Kyouso. Dummerweise wurde er von jemanden gewarnt, vier Bodyguards bewachen das Anwesen, in dem er sich aufhält.“, begann Bourbon zu erzählen.

Rye hob sein Kinn.

„Vier Bodyguards? Und wir sind nur zu dritt? Ist dieser Plan wirklich sicher?“, offenbarte er seine Skepsis.

Doch Bourbon blieb die Ruhe selbst.

„Eure Aufgaben werden folgendermaßen verteilt. Gin zieht die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich und lockt sie zum vorderen Tor. Währendessen wird dir das Gartentor geöffnet und schleichst dich hinten rein. Direkt über die Terrasse ins Wohnzimmer, wo Yoshikawa auf uns warten wird. Ein gezielter Schuss und der Job ist erledigt.“, fuhr er fort.

Rye brummte nachdenklich.

„Mir wird das Tor geöffnet? Von wem?“, hakte er nach.

Bourbon begann zu Grinsen.

„Von einer sehr begabten Person. Velvet ist dafür bekannt in jede Rolle zu schlüpfen die sich ihr anbietet. Durch sie konnte die Organisation bereits großartige Erfolge verbuchen. Im Moment hat sie die Rolle von Yoshikawas Sekretärin inne und wird alle nötigen Schritte einleiten und die heute Mission abzuschließen.“, erklärte er ihm.

Rye verstand nun, es befand sich in weiteres Mitglied der Organisation im Inneren des Anwesens. Was sollte er also unternehmen? Zwei Stunden waren nicht gerade viel um das FBI zu informieren und Yoshikawa in Sicherheit zu bringen. Und Gin und Bourbon würden natürlich Verdacht schöpfen. Nur sie drei und die Agentin vor Ort kannten den Plan, und der Neue war bekanntlich immer zuerst verdächtig. Sollte das FBI dennoch zuschlagen und diese Velvet in Gewahrsam nehmen? Wie viel wusste sie? Genug um an ‚jene Person’ heran zu kommen, von der Gin stets sprach? Er und Bourbon kannten die Identität ihres Bosses, daran hatte der FBI-Agent keinerlei Zweifel. Sie zu verhaften wäre am einfachsten, doch welchen Nutzen brachte es? Niemand von ihnen würde reden, das wusste er.

„Dir ist klar was das hier bedeutet, richtig? Rye?“, hatte Gin ihn unerwartet angesprochen?

Der FBI-Agent fuhr herum und musterte seinen Partner abwartend.

„Das ist deine Chance hier ernst genommen zu werden. Du solltest es nicht in den Sand setzen.“, warnte Gin ihn aufs eindringlichste.

Rye nickte. Er wusste, worin seine Aufgabe bestand.
 

Unbekanntes Versteck

4 Stunden und 20 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Akai. Akai Shuichi. Rye.

Bourbon war es egal wie viele Namen dieser Mann trug, bald würde ihm keiner mehr bleiben. Ungeduldig blickte er auf seine Armbanduhr. Es waren noch 4 Stunden bis das Ultimatum ablief, das er Shinichi Kudo gegeben hatte. Wie lange hatte er auch seine Rache warten müssen? Es waren nun an die 5 Jahre. 5 Jahre seit dem Ereignis damals. 5 Jahre in denen er nichts und niemanden so sehr gehasst hatte wie Shuichi Akai. Bourbon war nicht naiv, nein er war alles andere. Er war Realist, er dachte klar, anders konnte er seinen Job gar nicht ausüben. Er wusste, dass Kudo ihm Akai niemals ausliefern würde. Also entwickelte er einen Plan B. Er würde jeden ausnutzen, der ihm von Diensten sein konnte. Shinichi Kudo, Mizunashi Rena, Gin, und alle anderen. Das hier war seine Rache, sein Spielbrett und er gebot über alle Figuren darauf. Er kramte ein Foto aus seiner Hose, der Mann darauf war ebenfalls Shuichi Akai. Seine rechte Hand war blockiert, also schob er es sich mit der linken regelrecht in den Mund und zerriss es nur mit den Zähnen. Das würde er auch mit dem Echten anstellen, bald, und zwar in 4 Stunden.
 

Haido – Wohnung von Mizunashi Rena
 

Unmut breitete sich in ihr aus. Ihr Kontakt beim FBI meldete sich nicht, dabei war es gerade in diesem Moment wichtig die Situation zu besprechen. Die Politik der CIA war recht einfach. Abwarten und Tee trinken. Doch das konnte Rena nicht. Sie brauchte alle Informationen, sie musste alles auswerten, nur so konnte sie sich wirklich sicher fühlen. Hatte das FBI etwas unternommen? Oder gab es andere Gründe, dass die Mission abgebrochen wurde? Die Medien versorgten sie endlich mit Gewissheit. Ein Mann, ein Angestellter des Verkehrsministeriums fiel aus dem neunten Stock und starb kurz darauf an der Verletzung.

Selbstmord? Oder ein Trick die Mission scheitern zu lassen? Von wem? Dem FBI? Schwer vorstellbar. Ein Zufall? Schicksal? War Renas Wunsch erhört worden? Sie hätte sich gerne darüber gefreut, doch etwas nage an ihr. Sie spürte etwas Elementares zu übersehen.

Dann klingelte es an ihrer Tür. Wer mochte das sein? Privaten Besuch bekam sie nicht, es konnte sich also nur um die Post oder einen Vertreter handeln. Gin und der Rest würden sie hier nie aufsuchen, das war zu gefährlich. Langsam schritt sie zur Tür und guckte durch den Spion nach draußen. Es war ein Mann, ein recht attraktiver sogar, wie sie empfand.

Er trug einen schicken Anzug und war glatt rasiert. Langsam öffnete die Agentin die Tür und starrte in das Lächeln des Mannes.

„Nun… entschuldigen Sie vielmals, aber mein Wagen ist liegen geblieben. Dürfte ich eventuell Ihr Telefon benutzen?“, fragte er charmant.

Rena überlegte einen Moment und ließ ihn dann ein. Sie zeigte auf das Gerät, welches auf dem Nachttisch befestigt war und der Mann nickte dankbar.

„Ein Glas Wasser vielleicht?“, bot Rena weiterhin an.

Das Lächeln des Mannes wurde noch breiter und bejahte schließlich.

Sie beobachtete noch wie er sich an dem Telefon zu schaffen machte, dann ging sie einige Schritte vorwärts.

Dann zählte sie innerlich bis drei. Sie sprang nach rechts und holte ihre FN Browning HP unter ihrem Kissen zuvor. Ohne zu zögern richtete sie die handliche Waffe auf den Mann.

Sie hatte Glück gehabt, es war noch nicht zu spät gewesen. Die Hand des Mannes steckte noch in seiner Jackentasche, er hatte es nicht geschafft seine Pistole rechtzeitig aus dem Holster zu ziehen.

„Ich nehme an… ich bin aufgeflogen?“, rang sie sich ein sanftes Grinsen ab.

Der Mann vor ihr tat es ihr gleich.

„Bourbon.“, war alles was er zu sagen hatte.

Rena nickte und wartete die Reaktion ihres Gegenübers an. Es kam wie erwartet. Obwohl er unterlegen war zog er nach seiner Waffe und Rena schreckte nicht davor zurück den Abzug zu betätigen. Eine Kugel in den Leib des Mannes reichte um ihn zusammensacken zu lassen. Er lebte, Rena hatte keine wichtigen Organe verletzt. Sie überlegte ob sie es zu Ende bringen wollte, entschied sich dann aber dagegen. Wenn dieser Agent der einzige gewesen wäre, der ihr Geheimnis kannte, wäre es etwas anderes gewesen. Doch Bourbon kannte ihre Identität und wenn Gin es nicht tat, dann würde dies in naher Zukunft. Sie steckte ihre Waffe ein und lief nach draußen. Sie wollte sich gerade in ihren eigenen Wagen schwingen um abzuhauen, bis ihr Handy klingelte. Sofort ging sie ran und meldete sich zu Wort.

„Rena-san, sind Sie es? Hier spricht Jodie Starling, Sie haben versucht mich zu erreichen?“, erklang die Stimme der sympathischen FBI-Agentin.

Rena war unendlich froh nun eine vertraute Stimme zu hören und berichtete in Bruchstücken von ihrer Enttarnung.

Jodie hörte aufmerksam zu.

„Wir haben ein sicheres Haus am Hafen, dort können Sie erst einmal untertauchen.“, kam es von der Agentin.

Rena dankte ihr und ließ sich die genauer Adresse geben. Zur Sicherheit entsorgte sie ihr Handy in einem Mülleimer und fuhr dann los. Ständig blickte sie in den Rückspiegel um sicher zu gehen, dass ihr niemand folgte.
 

Haido
 

„Hat sie es geschluckt?“, fragte Vodka interessiert.

Er saß am Steuer des schwarzen Porsches, dem Lieblingsstück seines Partners. Er sah zum Rücksitz wo Jodie Starling saß und ihn anlächelte. Natürlich handelte es sich bei ihr nicht wirklich um die FBI-Agentin, sondern um das Mitglied der Organisation namens Wermut. Diese besaß viele Talente. Sie konnte nicht nur in die Haut jeder beliebigen Person schlüpfen, auch ihre Stimme war vielseitig wandelbar.

Die Agentin die früher als bekannte, amerikanische Schauspielerin bekannt war, klappte ihr Handy zu.

„Es war gute Arbeit ihr Handy bei eurem Einsatz auszutauschen. Sie hat nicht bemerkt, dass es nicht die Nummer meines Gegenstücks war. Sie denkt das FBI will sie nun schützen und läuft direkt in unsere Falle. Und was sagst du Gin? Bin ich nicht eine hervorragende FBI-Agentin?“, stichelte sie.

Gin schwieg, scheinbar dachte er gerade über etwas nach.

„Aber… das alles haben wir Bourbon zu verdanken, richtig? Er wusste von Anfang an, dass Shuichi Akai am Raiha-Pass nicht getötet wurde. Aber es ist beachtlich, ich war dabei und hielt ihn für tot!“, meinte Vodka überrascht.

Gin nickte langsam.

„Ich fühle mich wie du. Nein nicht wie du, wesentlich schlimmer, da ich es hätte erkennen müssen. Ich ahnte, dass Shuichi Akai eine schusssichere Weste mit falschem Blut darunter trug. Deswegen trug ich Kir auf, ihm in den Kopf zu schießen. Ich weiß immer noch nicht wie dieser Bastard das fingiert hat. Aber das Bourbon herausfand, dass die Leiche sich um Kusuda handelte… Dieser Typ ist echt unglaublich.“

Vodka schluckte schwer.

„Und die Aktionen in der Bank in Beika und im Einkaufscenter haben zu seinen Ermittlungen beigetragen?“, wollte Vodka wissen.

Gin nickte abermals.

„Bourbon ist ein verdammter Einzelgänger. Angenommen wir würden eine Wanze oder ähnlich an einem FBI-Agenten anbringen und herausfinden, dass Shuichi Akai seinen Tod nur fingiert hat… Dann wäre Kir automatisch in Gefahr. Doch dieser Fuchs hat nicht mal seinen eigenen Leuten erzählt, was er vorhat. Ganz so wie ich ihn kenne. Aber ich freue mich wirklich, dass er noch am Leben ist. So wird es in einem Zweikampf zwischen uns ausarten.“, säuselte er.

Vodka musste grinsen.

„Ja, dann bekommst du endlich deine Auseinandersetzung mit Akai.“, stimmte er ihm zu.

Gin warf ihm einen scharfen Blick zu.

„Ich meinte nicht Shuichi Akai, sondern Bourbon. Ich denke unsere Gier nach ihm ist gleich groß. Deswegen wird die Jagt nach ihm ein aufregendes Spektakel. Ich bin gespannt wer von uns den großen Preis abräumen wird.“, erwiderte Gin erwartungsvoll.
 

Tokio – Parlamentsgebäude
 

„Wie bitte? Sie sind der Sohn des Polizeioberrates?“, fragte der junge Kommissar überrascht.

Hakuba nickte, ließ die Leiche aber nicht aus den Augen.

Alles war weitläufig abgesperrt worden, die Polizei war bereits am Tatort eingetroffen.

Der junge Kommissar wirkte etwas gestresst und überfordert, wie Hakuba beobachten konnte. Wie war sein Name nochmal? Tadashi? Nein, es war Takagi gewesen.

„Verzeihung, aber wird Ihr Vorgesetzter noch zu uns stoßen?“, wurde Takagi von dem Polizeioberrat gefragt.

Der Kommissar kratzte sich verlegen am Kopf und überlegte wie er antworten sollte.

„Dummerweise ist Inspektor Megure gerade heute auf einem Seminar, gerade wo solch ein Unglück geschieht. Das Hauptquartier schickt bereits einen Ersatz für ihn, dieser sollte bald hier eintreffen.“, versicherte der Kommissar und versuchte so kompetent wie möglich vor seinem ranghohen Vorgesetzten zu wirken.

„Ist doch egal wer, Hauptsache jemand kümmert sich endlich um die Leiche!“, fauchte die Frau neben dem Kommissar energisch. Takagi hob besänftigend die Hände und bat um etwas Geduld.

„Haben Sie beide etwas mitbekommen?“, fragte Hakuba an die zwei Angestellten gewand.

Diese sahen ihn erstaunt an.

„Wer bist du denn?“, wollte die Frau wissen.

Hakuba räusperte sich.

„Ich assistiere bei den Ermittlungen.“, meinte er und sah zu seinem Vater. Dieser nickte zustimmend. Hakuba war seinem alten Herrn dankbar, ohne ihn gäbe es viele Hindernisse bei den Fällen die er untersuchte. Er erinnerte sich an ein ‚Vater-Sohn Erlebnis’, das ihn besonders geprägt hatte. Er wurde zu einem Fall gerufen, doch der zuständige Beamte, ein Inspektor Nakamori hielt sonderlich wenig von ihm. Nur durch das zutun seines Vaters konnte er erst einen Fuß in die Tür setzen. Zugegeben, an diesem Tag traf er auch seinen Nemesis, ebenfalls ein Fakt, den er nicht vergessen konnte.

„Und wer genau sind Sie?“, fragte er schärfer zurück als er es eigentlich vorgehabt hatte.

Die Frau räusperte sich, der Mann wirkte verlegen.

„Amamiya Nako, ich bin… ich war die Sekretärin von Sugiura-san.“, stellte sie sich vor.

Dann drängte sich der Mann in den Vordergrund.

„Tsurugi Keiji, Schadensregulierung. Moment mal, Sie halten uns doch nicht für Verdächtige, oder?“, wandte er ein.

Takagi behielt sein neutrales Lächeln bei, doch es war jemand anderes der antwortete.

„Da es sich hier zweifelsfrei um Mord handelt, ist das leider wirklich der Fall.“

Die Gruppe drehte sich um und erkannte einen großen, schick angezogenen Mann der aus seinem Wagen stieg.

„Morofushi, sind Sie das?“, fragte Hakubas Vater erstaunt.

Auch Takagi war die Überraschung anzusehen.

„Ich… hatte zwar um einen Ersatz für Inspektor Megure gebeten, aber ich habe nicht Sie erwartet. Wenn ich mich nicht irre wurden Sie erst gestern nach Tokio versetzt, richtig?“, wand Takagi ein.

Der Mann richtete sich seinen Anzug und überblickte die Runde.

„Korrekt, als Verbindungsmann zwischen der Polizei in Tokio und der in Nagano. Ich freute mich auf meinen neuen Posten und glauben Sie mir, mit einem Mord habe ich nicht gerechnet. Doch aufgrund der komplizierten Umstände habe ich beschlossen, dass ein ranghoher Polizist die Ermittlungen leiten sollte.“, erklärte er schein Erscheinen schließlich.

Takagi selbst hatte nichts dagegen, er war erfahren, doch dieser Fall war heikel und er war derjenige der Matsumoto und den Medien Rede und Antwort stehen musste. Er wünschte sich Miwako wäre jetzt bei ihm, doch sie arbeitete an einem anderen Fall. Selbst Shiratori war mit seiner neuen Freundin verreist, nur Chiba tummelte sich hier irgendwo herum. Takagi hielt nach ihm Ausschau, entdeckte ihn aber nicht.

„Du kennst ihn Vater?“, flüsterte Hakuba dem Polizeioberrat zu.

Dieser nickte, ohne eine konkrete Antwort zu geben.

„Inspektor Morofushi Takaaki.“, brummte er nur.

„Koumei.“, verbesserte der Verbindungsmann schließlich.

Hakuba musterte den Mann. Bei genauerer Betrachtung ähnelte er wirklich dem legendären Feldherren. Aber es war ein alberne Spitzname, auch wenn der Detektiv das nie offen gesagt hätte.

„Ich würde mir gerne den Tatort ansehen.“, sagte der Mann aus Nagano schließlich.

Takagi trat einen Schritt beiseite, doch Koumei wehrte ab.

„Nein, das hier meinte ich nicht. Sondern der Ort an dem er angeblich aus dem Fenster fiel.“, korrigierte er. Alle waren erstaunt, nur Hakuba schien dies erwartet zu haben.

„Also… jetzt wo Sie es sagen… . Es ist in der Tat seltsam, dass sich jemand die Mühe macht das Fenster zuvor einzuschlagen und danach zu springen. Es lässt sich scheinbar leicht öffnen, also worin besteht der Grund?“, versuchte Takagi die Situation einzuschätzen.

„Nicht nur das, wieso ist Sugiura nicht mit dem Lift auf das Dach gefahren und ist von dort aus gesprungen?“, wand der Polizeioberrat ein.

Koumei kniete sich hin und betrachtete eingehend die Scherben.

„Ja es sieht alles so unüberlegt aus, als wäre er plötzlich ohne Grund gesprungen, als hätte er Panik bekommen.“, murmelte Takagi.

Doch Hakuba schüttelte den Kopf.

„Sind Sie blind? Sagen Sie bloß Ihnen sind die vielen Scherben im Inneren des Büros nicht aufgefallen? Inspektor Koumei… ähhh Inspektor Morofushi scheinbar schon.“, sagte er und sah zu der Wiedergeburt des Feldherren.

Takagi kniff die Augen zusammen, er konnte den beiden nicht folgen.

„Es sind zu viele. Hätte das Opfer das Fenster mit einem Stuhl oder so eingeschlagen dürfte nur ganz wenige Scherben auf dem Fußboden zurückgeblieben sein. Aber sowohl hier im Inneren, als auch unterhalb der Leiche sind eine große Anzahl davon zu finden. Es ist gerade so, als wäre das Fenster von beiden Seiten aus eingeschlagen worden.“, erkörte ihm Koumei.

Takagi bedachte ihn eines zweifelnden Blickes.

„Wie sollte das möglich sein?“, fragte er verwirrt.

Koumei und Hakuba sahen einander an. Auch Hakubas Vater kannte den Blick.

„Junge, hast du denn Fall etwa so schnell gelöst?“, schien er sichtlich überrascht.

Selbst Takagi zog die Augenbrauen hoch.

Hakuba dachte konzentriert nach.

„Ich habe eine Theorie, die wahrscheinlich auch zutrifft. Aber leider fehlen mir die Beweise. Fest steht eines. Sugiura-san befand sich vorhin in seinem Büro. Dann vernahm er wohl ein merkwürdiges Geräusch aus der Richtung des Fensters. Er schritt zu der Quelle des Geräusches… und dann muss es eine Explosion gegeben haben.“, erklärte er.

Die Beteiligten starrten ihn fassungslos an?

„Eine Explosion sagst du?“, hakte Takagi nach.

Hakuba nickte bekräftigend. Die Anwesenden haben bestimmt das laute Geräusch gehört, es war zur stark um von einem einfachen, zerbrechenden Fenster zu stammen. Die Explosionskraft muss nicht groß gewesen sein, nein im Gegenteil sie war gerade zu winzig. Es sollte gerade mal ausreichen um ein anschauliches Loch in das Fenster zu sprengen.“, erzählte er.

Takagi notierte sich ein paar Dinge, schien aber nicht überzeugt zu sein.

„Wozu sollte das gut gewesen sein?“, hakte er nach.

Hakuba grinste.

„Ablenkung. Pure Ablenkung. Sugiura-san war sehr korpulent, selbst wenn das Fenster von Anfang an offen gestanden wäre, hätte es leicht in einem Kampf oder zumindest einem Handgemenge ausarten können. Noch dazu war der Täter vermutlich kleiner und wesentlich Schwächer als sein Opfer. Die Sprengladung explodierte und Sugiura-san flogen Scherben und Staub ins Gesicht. Dann nahm der Täter Anlauf und stieß sich mit voller Kraft gegen den Rücken des Opfers. Dieser torkelte nach vorne und stürzte überrascht aus dem Fenster. Der Täter hatte demnach genug Zeit die Reste des Sprengsatzes zu entsorgen.“, schloss er seinen Bericht.

Alle hörten aufmerksam zu, bis sich sein Vater zu Wort meldete.

„Kleiner und schwächer als das Opfer?“, wiederholte er grüblerisch.

Hakuba richtete seinen Blick auf die beiden Verdächtigen.

„Korrekt. Der Täter sind Sie, Amamiya Nako-san.“, verriet er.

Die Frau fuhr zusammen und auch ihr Kollege nahm Abstand.

„Un… unerhört! Wieso hätte sich sowas tun sollen? Sie haben keinerlei Beweise!“, zischte sie.

Doch Koumei erhob sich und schüttelte den Kopf.

„Ich muss Sie enttäuschen, aber sie vergaßen ein Detail. Sie nahmen an, jeder für es sofort für Selbstmord handeln, doch dies war nicht der Fall. Durch die drohende Ermittlung blieb Ihnen nichts übrig als die Reste des Sprengsatzes loszuwerden, und hier gibt es nicht sonderlich viele Versteckmöglichkeiten. Wenn wir ihn also finden und darauf Ihre Fingerabdrücke sicherstellen können…“, begann er, doch Amamiya-san wehrte ab.

„Egal, spielt keine Rolle mehr. Ich war sogar so dumm ihn bei mir zu tragen. Ich nahm an… ich nahm an, dass sich ohne kein Mensch um dieses Schwein Gedanken machen würde. Selbst wenn er tot wäre. Ich war zu leichtsinnig. Ständig hat er mich schikaniert, da wollte ich ihn einfach aus dem Weg räumen! Sie kannten ihn doch gar nicht!“, schnauzte sie Hakuba und die Polizisten an.

Koumei nickte und gab Takagi ein Zeichen sie festzunehmen.

Hakuba spürte wie der Blick seines Vaters auf ihm lastete. Dieser war stolz auf seinen Sohn und er machte auch keinen Hehl daraus.
 

Tokio – Parlamentsgebäude, Büro von Gosho Hakuba
 

Polizeioberrat Hakuba beobachtete wie die Polizei die Täterin wegbrachte und atmete erleichtert aus. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Tag so anstrengend werden würde. Er blickte zum Dach eines gegenüberliegenden Gebäudes und versank in einer nachdenklichen Starre.

„Du wusstest es, nicht wahr?“, sagte eine Stimme hinter ihm.

Der Polizeioberrat drehte sich um und erkannte einen alten Freund. Früher dienten sie in derselben Einheit, jetzt war er sein Boss. Vor ihm stand Toshiro Odagiri, früher ein aufstrebender Beamter, heute der Polizeipräsident von Tokio.

„Ich glaube es war ein Scharfschütze. Ich sah den Schatten den er geworfen hat.“, erwiderte der Polizeioberrat ohne erst zu fragen warum sein alter Freund hier war.

„Denkst du wir haben es zu weit getrieben?“, wollte Odagiri erfahren.

Polizeioberrat Hakuba schüttelte den Kopf.

„Er ist unser Job, nicht wahr? Wenn einer von uns dabei stirbt ist unser Tod ebenfalls Teil davon.“, versuchte er nicht allzu melancholisch zu klingen.

Odagiri lachte unerwartet auf.

„Du hast doch Familie, nicht wahr?“, wand er ein.

Doch dies schien für den Polizeioberrat kein Argument zu sein.

„Und du bist der Polizeipräsident, sollte dir etwas zustoßen wäre die ganze Polizei demoralisiert.“, befand er.

Odagiri wirkte nun ernster.

„Du hattest heute großes Glück. Auch wenn jemand anderes dafür sein Leben lassen musste. Wo befindet sich Kagami jetzt? War unsere Vermutung richtig?“, hakte er nach.

Der Polizeioberrat nickte zögernd.

„Er ist definitiv ein Teil von dem Ganzen. Ein Teil von ihnen. Wenn ich tot wäre, hätte Kagami die meisten meiner Aufgaben übernommen.“, erklärte er.

Odagiri schritt näher an seinen Freund heran.

„Sollen wir ihn verhaften wenn er sich wieder zeigt?“

Der Polizeioberrat zuckte nur mit den Schultern.

„Das hier ist größer als Kagami, er würde uns keine Informationen liefern, geschweige uns denn die Namen seiner Hintermänner verraten.“, stand für ihn scheinbar fest.

Odagiri biss sich auf die Unterlippe.

„Es wird gefährlicher, mein Freund. Bist du bereit den ganzen Weg zu gehen?“, wollte er sicher gehen.

Der Polizeioberrat nickte zögerlich.

„Ja. Koste es was es wolle. Für die Sicherheit unserer Bürger und unserer Familien.“
 

Beide der beiden Männer bekamen nichts von ihrem unerwünschten Lauscher mit. Saguru Hakuba hatte eigentlich vorgehabt nochmals mit seinem Vater zu sprechen, doch nun hatte er es aufgeschnappt, das nicht für seine Ohren bestimmt war. Sein Vater arbeitete an einem schwierigen Fall. Ein Scharfschütze? Jemand wollte ihn heute ermorden? Achso, deswegen hatte dieser kleine Detektiv ihn also aufgesucht. Hakuba zückte sein Handy und versuchte sich an die Nummer zu erinnern, die ihm der kleine Conan gegeben hatte, nachdem sie den Mord an Tokitsu Junya gelöst hatten. Es klingelte eine Weile, scheinbar war der Junge beschäftigt.

„Hallo?“, meldete er sich schließlich zu Wort.

„Hey kleiner Detektiv, ich wollte dich nur in Kenntnis setzen, dass der Fall gelöst ist, und du dir keine Sorgen mehr darüber zu machen brauchst.“, verriet er.

Conan brauchte etwas um zu antworten. Hakuba nahm Motorengeräusche war, befand er sich in einem Wagen?

„Das freut mich, danke für deine Hilfe. Gibt es sonst noch einen Grund warum du mich anrufst?“, schien ihm das allein kein Grund für den Anruf seines Detektiv-Kollegen zu sein.

Hakuba setzte an etwas zu sagen, ließ es dann aber bleiben. Er vertraute Conan, selbst wenn es dabei um das Leben seines Vaters ging.

„Nein, ich nehme nur an, dass du noch an einem weiteren schwierigen Fall arbeitest. Deshalb wollte ich dir nur Glück wünschen.“, meinte er und legte auf, bevor Conan noch etwas erwidern konnte. Dann sah er auf die Uhr.
 

Hauptstraße Richtung Haido-cho

3 Stunden und 40 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

„Wir haben weniger als vier Stunden! Mist!“, fluchte Conan nach er das Gespräch beendet hatte. Er saß wieder auf dem Beifahrersitz des Chevrolet Spark, den sich Akai angeschafft hatte nachdem sein altes Modell ein unrühmliches Ende nahm.

„Vier Stunden um Mizunashi Rena zu warnen, Bourbon zu schnappen und ihn daran zu hindern elementare Informationen an die Organisation weiter zu leiten.“, fügte der FBI-Agent zusammen, der Conan erst vor wenigen Minuten aufgegabelt hatte. Etwas hatte dem Jungen Sorgen bereitet. Kurz nachdem Bourbon mit ihm fertig war, war das Signal an Kagamis Wagen verschwunden. Hatte das so genannte Superhirn seinen Komplizen gewarnt? Akai selbst hatte mehrmals versucht Rena zu kontaktieren, doch ihr Handy war tot.

Dann kamen sie endlich vor dem Gebäudekomplex an, in dem die Doppelagentin eine Unterkunft gefunden hatte. Akai blieb vorerst im Wagen, es war möglich, dass dieser Ort überwacht wurde. Im ungünstigsten Falle lauerten irgendwo Korn oder Chianti, die nur darauf warteten ihm eine Kugel zu verpassen.

Conan hielt kurz inne als sich ihm plötzlich der Gedanke an Ran aufdrängte, Warum jetzt? Gerade jetzt hatte er sich zu konzentrieren. Ein Fehler und es war alles vorbei. Unsicherheit stieg in ihm auf als er bemerkte, dass die Tür zur Wohnung offen stand. Innen wirkte alles normal, außer… Blut. Blut am Boden und Teile des Bettes. Es hatte ein Schusswechsel stattgefunden. Wer wurde getroffen? Rena? Oder dieser Kagami? Dieser silbergraue Wagen dem Conan seit dem Parlamentsgebäude aus gefolgt war, stand nicht draußen auf dem Parkplatz. Rena musste es gelungen sein zu fliehen und Kagami verfolgte sie. Konnte es so sein? Conan stürmte nach draußen und bekam mit wie sich Akai an einem der Mülleimer zu schaffen machte. Er stand recht schnell, es war normal für Agenten Dinge loszuwerden, durch die man sie schneller aufspüren konnte.

„Ich war gerade dabei die letzte Nummer zu wählen, die auf Mizunashi Renas Handy eingegangen ist.“, erklärte er, doch Conan riss ihm das Gerät einfach aus der Hand.

Akai wirkte jedoch nicht beleidigt. Wenn die Nummer einem Organisationsmitglied gehörte und ein Kind anrief konnte man leicht annehmen, jemand hätte sich verwählt.

Es klingelte

Ein zweites Mal.

Ein drittes Mal.

„Ja?“

Conan kam die Stimme bekannt vor?

„Hallo…“, brachte er lediglich heraus.

„Oh! It’s you? Cool guy?“, säuselte Wermut regelrecht.

„Cool Guy?“, fragte Vodka mit einem verdutzten Gesicht.

Wermut vollzog eine abfällige Handbewegung.

„Nur ein Kerl aus Amerika, mein treuster Fan. Er betreibt meine Fanseite, ich habe ihm erlaubt mich hin und wieder anzurufen.“, gestand sie und fasste sich peinlich ertappt an die rechte Wange.

Gin zischte gereizt.

„Dafür haben wir jetzt keine Zeit, leg auf!“, befahl er.

„Yes!“, erwiderte sie und tat so als würde sie das Gespräch beenden.

„Hey wie lange wird es dauern bis Kir am HH ankommen wird?“, wollte Vodka wissen.

Gin schien kurz zu überlegen.

„In weniger als einer Stunde. Sie wird direkt in unsere Falle tappen und weiß nichts davon.“, konnte er sich nicht erwehren bei diesem Gedanken zu schmunzeln.

Dann legte Wermut tatsächlich auf. Es sollte als kleiner Anreiz gelten, mehr wollte sie ihrem Lieblingsdetektiv auch wieder nicht verraten.
 

„Das war… Wermut.“, berichtete Conan, auch wenn sich Akai das bereits hatte denken können, immerhin hatte der kleine Detektiv das Telefon schnellstmöglich auf Lautsprecherfunktion umgestellt.

„HH…“, murmelte Akai nachdenklich.

Conan nickte und dachte an Weise, wie die Organisation üblicherweise ihre Orte beschrieben.

„P… Park. B…. Bridge…“

Es war der FBI-Agent der die Lösung parat hatte.

„H wie Harpor.“, schlug er vor.

Conans Gesichtszüge spannten sich.

„Gin meinte Kir würde in weniger als einer Stunde eintreffen. Von hier bis zum Haido Hafen würde man genau diese Zeit benötigen. Dorthin ist sie also unterwegs. Wir müssen sie warnen, dass sie in eine Falle läuft!“, sagte er unruhig.

Doch Akai stellte ein weiteres Problem in den Raum.

„Aber Haido besitzt doch zwei Häfen, richtig? Einen im Westen und einen im Osten des Stadtteils. Zu welchem von beiden ist sie unterwegs?“, wollte er wissen.

Conan fluchte und musste ihm rechtgeben. Er wollte den FBI-Agenten bitten seine Kollegen zu benachrichtigen, doch dafür fehlte vermutlich die Zeit.

„Wir teilen uns auf, in Ordnung?“, verriet er seine Taktik und Akai hatte nichts dagegen einzuwenden. Allein war die Gefahr größer, dass sie in Gefahr gerieten, aber es half eben nichts. Wieder klirrte das metallene ‚Tik Tak’ in Conans Ohr. Bourbons Ultimatum würde in 3 Stunden und 10 Minuten auslaufen. Akai war nun hier, direkt neben ihn. Doch warum dachte er das nun? Es war unvorstellbar für den Detektiv auf so einen Handel einzugehen. Akai einfach auszuliefern, egal wen er damit schützen würde. Ran. Nein nicht nur sie, auch Shiho, den Professor, die Kinder, ja sogar Kogoro.

Er und Akai nickten einander zu, dann bestieg zweiterer seinen Chevrolet und Conan sein Skateboard. Er würde Bourbon dieses Spiel nicht gewinnen lassen.
 

Haido Hafen Ost

2 Stunden bis Ablauf des Ultimatums
 

Conan hätte den Verkehr verfluchen können, erschwerend kam hinzu, dass er sich in diesem Stadtteil nicht auskannte. Akais Weg war wesentlich kürzer gewesen, doch er hatte noch keinen Anruf von ihm erhalten. War der westliche Hafen eine Sackgasse? Er würde es gleich erfahren, denn das Meer tat sich direkt vor ihm auf. Er erblickte die weiten Stege und Container und musste feststellen, dass der Hafen größer war als erartet. Wie sollte er die CIA-Agentin hier finden? Ganz einfach, an vielen Teilen des Hafens herrschte reger Betrieb, die Organisation könnte dort niemals zuschlagen. Rena musste sich abseits der großen Buchten befinden, in einem der Lagerhäuser. Ja dies war wahrscheinlich, immerhin vermieden es die Männer in Schwarz stets Zeugen zu hinterlassen. Zu dumm, gerade jetzt gab die Batterie seines Skateboards auf und Conan war gezwungen zu laufen. Eisern kämpfte er sich durch die Container und anderen Frachten um den Hafen zu durchqueren. Dann stieß er mit einem Arbeiter zusammen und landete unsanft auf seinem Hinterteil.

„Verzeihung.“, würgte Conan heraus und wollte an ihm vorbei.

„Hey Kleiner was hast du hier zu suchen? Willst du hier spielen, oder… oder gehörst du gar zu dem Nachrichtenteam?“, fragte der Mann forsch.

Conan sah ihn jedoch nur unverständlich an.

„Naja vorhin sah ich diese eine Schnalle aus dem Fernsehen, deshalb dachte ich die wollen einen Bericht über den Hafen drehen oder so.“, gestand er.

Conan verengte die Augen und fragte den Mann nach der Richtung in die die Frau gegangen war. Dann setzte er seinen Weg vehement fort. Bald hatte er die Lagerhäuser erreicht und begann den Namen der CIA-Agentin zu rufen.

„Rena-san! Rena-san!“

Keine Antwort, die Anlagen hier waren riesig, wie wollte er sie hier finden? Dann eine offene Tür an einem der Lagerhäuser. Es wirkte sehr rustikal und war nicht einmal überdacht. Wahrscheinlich wurden Kisten oder andere Gegenstände dort aufbewahrt. Es war einen Versuch wert und der kleine Detektiv fand sich wenig später in den wirren Gängen des Gebäudes wieder. Aber es musste auch einen großen Lagerraum geben, das wusste er. Licht drang zu ihm durch, er erreichte den nicht überdachten Teil des Gemäuers und erblickte sie von weitem. Es war eine Frau die mit dem Rücken zu ihm stand.

„Rena-san!“, brüllte Conan aus Leibeskräften.

Die Frau wand sich zu ihm um und entpuppte sich tatsächlich als die zur CIA-Agentin gewordene Nachrichtensprecherin.

„Conan…kun?“, schien sie nicht mit dem Auftauchen des Jungen gerechnet zu haben.

In ihrer Hand hielt sie eine ausländische Pistole, ahnte sie etwa bereits etwas? Oder waren das hier nur Sicherheitsvorkehrungen.

„Rena-san das hier ist eine Falle! Die Organisation weiß, dass Sie eine Doppelagentin sind und hat Sie hier her gelockt.“, berichtete er stockend.

Renas Gesichtszüge änderten sich kaum merklich. Reagierte sie so gefasst, dass ihr diese Information keinen Schrecken einjagen konnte? Was hatte die Frau durchmachen müssen um zu so einer Person zu werden?

„Verstehe, es gibt wohl wirklich keinen Ort wo ich hin kann…“, murmelte, sie, allerdings mehr zu sich selbst.

Conan schüttelte den Kopf.

„Doch, das FBI wird Sie beschützen. Ich werde Akai-san anrufen und er wird Sie…“

Weiter kam der junge Detektiv nicht.

Er stoppte nicht weil er etwas hörte, nein das würde erst wesentlich später der Fall sein.

Es war der rote Punkt, der begann von Renas linkem Arm auf ihre Schulter zu schwanken.

Dann wurde dem geschrumpften Detektiv alles klar. Darum der Hafen. Darum das nicht überdachte Gebäude. Ein Scharfschütze!

„Rena-san Sie müssen…!“

Es war zu spät.
 

Eine Lagerhalle in Beika

1 Jahr zuvor
 

Zeit. Zeit! Er hatte keine, das wusste er. Endlich hatte er den Schlüssel in Masami Hirotas Wohnung gefunden, aber eben zu spät. Nein, nicht Masami Hirota. Der wirkliche Name dieser Person lautete Akemi Miyano. Und sie war ein Mitglied der Organisation, der Leute, denen er bereits seit Wochen auf der Spur war. Was dieser aber nicht daran hintern sollte ihre eigene Kameradin auszuschalten. Sie war für sie eine Gefahr geworden, daran bestand kein Zweifel mehr. Sie würden sie beseitigen. Gin und Vodka würden sie beseitigen. Er war Realist, hoffte aber dennoch noch etwas ausrichten zu können. Er sollte sich irren.

Akemi Miyano lag vor ihm, in ihrem eigenen Blut, ihre Hand nach Conan ausstreckend.

„Alles was ich weiß ist, dass ihre Farbe schwarz ist…“

„Schwarz?“

„Ja. Die Leute die in der Organisation etwas zu sagen haben sind alle schwarz gekleidet. Schwarz wie das böse.“

Dann starb sie vor seinen Augen.
 

Toto Tower

1 Monat zuvor
 

Irish streckte dem Helikopter den Chip entgegen, so wie Gin es gewollt hatte. Doch es war nicht um ihn besser betrachten zu können, wie er es behauptet hatte. Gins Augen waren gut, nein regelrecht scharf. Ihre Schärfe und die Bosheit darin ließen sogar Conan zurück schrecken. Dann der Schuss. Es war Chianti gewesen, die gefeuert hatte. Eine Kugel traf den Chip und durchdrang erst ihn, dann Irishs Brust. Getroffen fiel er zur Seite, direkt neben dem Detektiv. Doch seine Komplizen schienen Conans Anwesenheit bemerkt zu haben. Chianti schoss erneut, Irish schob sich vor ihn, um ihn zu beschützen. Aber warum? Warum tat er das? Sie waren Feinde, nicht wahr? Hielt er ihn für einen kleinen Jungen? Nein, er kannte sein Geheimnis, er wusste, dass er Shinichi Kudo war. Welchen Grund hatte er also ihn zu retten? Conan bekam nie wieder die Gelegenheit ihn danach zu fragen.

„Finde uns… Gib nicht auf bevor du uns hast.“, stammelte Irish bevor er endgültig starb.
 

Lagerhallentrakt am östlichen Haido Hafen

Jetzt

1 Stunde und 40 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Kannte er diese Situation nicht? Conan erinnerte sich zurück. War es nicht Gin gewesen der Sonoko versehentlich für Shiho gehalten hatte? Das abtrünnige Mitglied, das für ihn nur als Sherry bekannt war? Conan bemerkte den roten Punkt und konnte Sonoko noch rechtzeitig aus der Schusslinie bringen. Dann vor einem halben Jahr, als Korn und Chianti dabei waren den Senatskandidaten Domon-san zu ermorden. Conan nutzte die Sprinkler-Anlage um für Verwirrung zu stiften. Beide Male war es ihm gelungen die Situation abzuwenden. Doch bei Irish hatte er versagt. Bei Akemi Miyano hatte er versagt. Und er würde bei Mizunashi Rena versagen. Der erste Schuss durchdrang Renas Oberkörper. Die Kugel preschte durch ihren Rücken und riss beim Austritt ein Loch in ihre Brust. Die CIA-Agentin taumelte nach vorne, direkt auf Conan zu.

„Rena-san!“, brüllte Conan verzweifelt.

Die Agentin besaß noch genug Kraft um vor Conan hinzuknien und sich schützend über ihn zu legen. Der Detektiv bekam mit, wie sich das Blut nun auch auf seiner Brust sammelte. Ein weiterer Schuss, Renas Schulter wurde getroffen.

„Rena-san, wir müssen fliehen!“, versuchte er zu ihr durchzudringen.

Doch Rena hörte ihn nicht. Oder wollte sie ihn gar nicht hören? Beide waren auf offenem Gelände, egal in welche Richtung sie rannten, für einen Scharfschützen waren sie ein leichtes Ziel. Niemand von beiden konnte entkommen. Rena wusste es. Ihr wurde beigebracht so etwas zu wissen.

„Wieso?“, brüllte Conan sie an.

„Wieso beschützen Sie mich? Wieso denken Sie, dass ich es wert bin?“, wollte der Detektiv panisch von ihr wissen.

Rena wand ihre letzte Kraft dazu auf ihre Hand auf Conans Wange zu legen.

Es war ein nostalgisches Gefühl. Und vor allem ein warmes, obgleich Rena durch den Schock gerade fröstelte. Conan erinnerte sich an dieses Gefühl. Rena hatte ihm im Haido Park die Hand auf die Wange gelegt um zu überprüfen ob er log. Diesmal hatte es einen anderen Zweck. Diesmal war es weil sie ihre letzten Sekunden mit ihm verbringen wollte. Wieder pochte die Frage in ihm. Warum er? Angenommen er zog die Aufmerksamkeit auf sich, dann vielleicht – vielleicht – hatte Rena dann eine Chance zu fliehen, verletzt oder nicht. Eine CIA-Agentin konnte in diesem Machtspiel bestimmt mehr ausrichten. Also warum beschützten die Leute immer ausgerechnet ihn?

„Bitte… sag Eisuke…“, waren ihre letzten Worte bevor sie schlapp auf den geschrumpften Detektiv sackte.
 

Korn hasste ungebetene Zeugen, sehr sogar. Es war nicht sein Tag, das hatte er frühestens beim Aufstehen festgestellt. Keine Zahnpasta mehr. Das hatte ihn den ganzen Vormittag über beschäftigt. Er hasste sich selbst dafür mit Kleinigkeit nicht besser fertig werden zu können. Seien es banale Dinge wie Zahnpaste, oder dass jemand wie Chianti vorgezogen wurde. Ja, sie besaß die besseren Ergebnis im Training, aber was bedeutete das schon? Es kam schließlich auf die realen Ziele an. Nur an ihnen konnte man erproben was man wirklich leisten konnte. Als er erfuhr, dass er für die Exekutierung von Kir verantwortlich sein würde, nahm er dies mit gemischten Gefühlen auf. Er hatte lange nicht mehr abgedrückt. Das letzte Mal als er auf dieses äußerst attraktive Polizistin zielte, die mit ihrem Wagen auf der Schnellstraße unterwegs war. Korn war es nicht vergönnt gewesen sie zu töten, doch er gab zu froh darüber gewesen zu sein. Aber diesmal war es anders. Ja, er mochte Kir, auch sie war attraktiv und hatte immer nette Worte für ihn übrig gehabt. Doch Befehl war Befehl. Kir war tot, doch was war mit dem Jungen dort unten.

„Korn, hörst du mich? Ist es vollbracht?“

Es war Gins Stimme die aus dem Funkgerät drang.

Korn brummte missmutig.

„Kir ist tot. Aber da ist ein Junge bei ihr.“, berichtete er.

Gin schien verwundert zu sein.

„Ein Junge?“, hinterfragte er.

Korn bestätigte es ein zweites Mal.

„Was soll ich tun?“, hakte er nach.

Für Gin schien die Vorgehensweise eindeutig zu sein.

„Er wird kaum zum FBI gehören, es ist sicher nur jemand der sich beim Spielen verlaufen hat. Dennoch lässt die Organisation niemals Zeugen zurück. Beseitige ihn.“, befahl er und unterbrach den Kontakt.

Korn seufzte. Kinder erschießen, etwas was er nicht einmal gewagt hatte als er noch Söldner in Vietnam oder den Philippinnen war. Dann heuerte ihn die Organisation an. Er hätte sich gewünscht Chianti wäre bei ihm. Sie war die reinste Psychopathin die Korn je kennen gelernt hatte. Sie hätte keine Skrupel gehabt den Jungen zu erschießen.

Korn zielte auf den Jungen und zögerte. Es war nicht weil Unsicherheit in ihm aufkam, nein es lag an etwas anderem. Er kannte dieses Kind, er hatte bereits einmal auf es gezielt. Korn vergaß keine Person die ihm jemals vor sein Präzisionsgewähr gekommen war. Er stand auf um besser sehen zu können.

„Ist das nicht dieser… ja dieser kleine Rotzlöffel vor der Detektei Mori.“, erinnerte er sich nun wieder.

Er wollte Gin bescheid geben, doch etwas stimmte nicht. Woher kam plötzlich der rote Fleck auf seinem Funkgerät? Und warum wanderte er stetig zu seiner Brust hinauf? Pure Panik breitete sich in dem ehemaligen Söldner aus. Er packte seine AK-47 und richtete sie auf den Ausgangspunkt des Flecks. Er quetschte sein Auge regelrecht an das Zielfernrohr und erkannte den feindlichen Schützen wenige Hundert Meter auf einem Hochhaus. Er hielt ebenfalls ein ähnliches Modell wie er in Händen, mit dem Unterschied, dass er bereits den Abzug betätigt hatte. Die Kugel schlug in Korns Brust ein und seine letzten Gedanken waren bei…

„Akai Shuichi.“
 

Teil 6

Identität
 

Haido Hafen Ost

1 Stunde bis Ablauf des Ultimatums
 

Shuichi Akai hatte Korns Leiche erst gesichert, bevor er hinab stieg und mit äußerster Vorsicht in Richtung Lagerhaus stapfte. Er war erleichtert als er feststellte, dass sonst keine feindlichen Agenten mehr zugegen waren. Es war unmöglich rechtzeitig zu kommen, nachdem er sich sicher, war am falschen Hafen zu sein. Dennoch nutzte er die Zeit um sich zu postieren und als Scharfschütze Hilfe leisten zu können. Doch er war zu spät. Das wurde ihm spätestens dann klar, als er beobachtete wie der Junge vor Mizunashi Renas Leiche kniete.

Der FBI-Agent verzichtete darauf eine Entschuldigung herauszupressen, es war einfach nicht seine Art. Er hatte zu viele Verluste miterlebt, was jedoch nicht hieß, dass ihn Renas Tod nicht traurig stimmte. Drei Monate waren vergangen seit sie ihn zum Raiha-Pass bestellt hatte. Es benötigte keinerlei spitzfindiger Formulierungen um die Situation einzuschätzen. Rena wollte die Organisation verlassen? Das allein war der beste Hinweis gewesen. Der FBI-Agent wusste nicht was ihn erwarten würde, doch er war mit allem ausgestattet. Kusudas Leiche im Kofferraum, eine schusssichere Weste und sogar sein spezielles Geheimnis unter seiner dicken Wollmütze. Eine Weste schützte den Oberkörper, alle wichtigen Organe, aber nicht den Kopf. Ein Schütze zielte bei einem Kopfschuss meist auf die Stirn, also konnte eine Stahlplatte jede noch so dicke Kugel abfangen. Selbst Hohlspitzgeschosse, wenn man danach keine allzu großen Kopfschmerzen scheute. Es war einfach aus dem inzwischen zu brennen begonnenem Chevrolet zu entkommen. Er hatte sich diesen Trick bei seinem Kollegen André Camel abgekupfert. Als Chianti ihn töten wollte, nutzte er den Qualm des Unfallsfahrzeugs um sich rechtzeitig hinaus zu werfen. Mehr war auch an Akais mysteriösem Tod nicht gewesen. Er war untergetaucht und hatte Informationen gesammelt. An einem speziellen Ort, den nicht einmal das FBI kannte.

„Die Gefahr ist gebannt.“, war das einzige was er herausbrachte.

Doch Conan schüttelte nur den Kopf.

„Ist es nicht.“, sagte er mit fester Stimme.

Als ob sein Handy dies gehört hatte, begann es unvermittelt seinen Klingelton abzuspielen.

Conan hob ab noch, bevor das zweite Klingeln einsetzte.

„Ja?“, meldete er sich.

„Tik Tak.“, raunte die metallene Stimme.

Conan erwiderte nichts darauf. Er spürte die Erschöpfung und die Müdigkeit.

„Habe ich dir nicht untersagt deine kostbare Zeit auf diese Weise zu verschenken? Was hast du schon gewonnen? Kir ist tot und dein Ultimatum läuft in einer Stunde ab. Nein, warte mein Fehler. In 56 Minuten. Oh richtig, Korn hat das Spielfeld verlassen! Glückwunsch ein schwarzes Pferd weniger. Aber soll ich dir etwas verraten? Der Turm ist dabei dich Schachmatt zu setzen. Ich habe alles was ich brauche um deinen König… nein sämtliche deiner Figuren ins Aus zu befördern. Ich habe es dir versprochen, richtig? Erst all deine Lieben, dann dich selbst. Kir war ein kleiner Vorgeschmack. Er ist bei dir, oder? Shuichi Akai, eine ich.“, flötete Bourbon durch den Hörer.

Conan schloss die Augen und schlug sie nach wenigen Sekunden wieder auf.

„Was wollen Sie?“, fragte er kritisch.

Bourbon ließ sich mit der Antwort Zeit.

„Gin. Vodka. Pisco. Sherry. Diese vier. Wer hätte wohl ein Motiv die drei Männer zu töten und die Frau am Leben zu lassen?“, fragte Bourbon und legte dann auf.

Conan blieb keine Gelegenheit mehr nachzuhacken. Er versuchte dem Gesagten einen Sinn einzuhauchen, aber ohne Erfolg.

„Was will er?“, fragte nun auch Akai, doch Conan zögerte. Dann war es aber endlich so weit. Einer seiner Geistesblitze. In sekundenschnelle wählte er die Nummer von Professor Agasa.
 


 

Dach des Haido City Hotels

10 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Sein Herz schlug gewaltig sogar. Allerdings nicht aufgrund der Treppen die er jede einzeln erklomm. Nein es war die Vorfreude darauf Shuichi Akai endlich töten zu dürfen. Er hatte sich alles fein säuberlich ausgemalen. Natürlich würde ihm Kudo Akai nicht einfach so ausliefern, doch sein Plan würde aufgehen. Der FBI Agent war etwas besonderes, ein ganz spezieller Mitspieler. Nicht einmal Kudo oder das FBI wussten, dass er weder schwarz noch weiß trug. Nein, Shuichi Akai war der rote König. Doch das würde heute enden. Er kannte die Strategie des FBI-Agenten, er hatte sie jahrelang studiert. Er würde sich auf einem der umliegenden Dächer postieren und auf ihn zielen. Es war eine lächerliche Vorgehensweise. Bourbon war ihm drei Züge voraus, Akai ahnte nicht selbst von Scharfschützen ins Visier genommen zu werden. Er würde das Gespräch mit Kudo hinaus zögern und Chianti so die Möglichkeit liefern Akai zu finden und auszuschalten. Gin war gegen diese Strategie gewesen. Doch Bourbon und er nahmen denselben Rang ein, es war Anokata gewesen der entschied, dass diese ‚rote Bedrohung’ heute ihr Ende finden sollte. Er keinem etwas von Kudos kleinem Geheimnis erzählt, oder von Sherrys Aufenthaltsort. Es war nicht wichtig, nur eines pulsierte jetzt in seinem Kopf herum. Shuichi Akai.

Er stieß die Tür unter lautem Knarren auf und trat der Dämmerung entgegen. Würde das Sonnenlicht für Chianti ausreichen um Akai treffen zu können.

Er sah ihn. Conan Edogawa stand vor ihm, er hatte ihm den Rücken zugewandt. Nein nicht Conan, Shinichi Kudo. Es war kein kleiner Junge der da stand, sondern jemand ebenwürdiges.

„Ich bin hier also wirklich richtig.“, sagte der Detektiv, ohne sich ihm zuzuwenden.

Dennoch war Bourbon nicht dumm. Er zog eine Pistole und richtete sie auf den Knirps.

„War es zu einfach?“, fragte Bourbon diesmal mit seiner eigenen, nicht verzerrten Stimme.

Conan schüttelte den Kopf.

„Alle vorherigen Hinweise bezogen sich auf Sherlock Holmes, warum sollte es diesmal anders sein? Gin. Vodka. Pisco. Sherry. Vier Personen, es bezieht sich auf den Holmes-Roman ‚Das Zeichen das Vier’. Drei Personen sollen darin getötet werden weil sie sich an einem Ort befanden. Auch die Frau wird angegriffen, die später Marry Watson sein sollte. Marry steht für Sherry nicht wahr? Und wo trafen diese vier Personen aufeinander? Korrekt, im Haido City Hotel. Vor einem Dreiviertel Jahr tötete Gin hier Pisco und wollte auch Sherry beseitigen. Wir entkamen nur knapp.“, erklärte er.

Bourbon grinste.

Und nun bist du hier um dich mir zu stellen? Du weißt, das Ultimatum läuft in wenigen Minuten ab.“, erinnerte er.

Er verabscheute die Lässigkeit seines Gegenübers. Der Knirps hatte seine Hände in der Hosentasche verstaut und bedachte ihn nicht eines Blickes. Wie konnte man nur so arrogant sein?

„Alles was ich heute tat zielte nur darauf ab, dass wir uns nun hier auf diesem Hoteldach gegenüber stehen. Habe ich nicht recht? Okiya… Subaru-san?“, fragte Conan und drehte sich mit einem Ruck um.

Die Situation hatte sich nicht verändert. Bourbon hatte seine Pistole noch immer auf ihn gerichtet, blickte seinem Gegenspieler aber nun direkt in die Augen.

Auch Conan taxierte die zusammengekniffenen Augen hinter der harmlos wirkenden Brille. Er Student hob sein Kinn und begann Conan zu mustern.

„Wenn du bereits alles weißt, muss dir auch klar sein was ich von dir will.“, erwiderte er kühl.

Conan begann zu lächeln.

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher Sie durchschaut zu haben. Aber es gibt ein Detail, das Sie nicht berücksichtigt haben.“

Plötzlich laute Schritte im Treppenhaus.

„Etwas, wodurch ich Ihnen einen Zug voraus bin.“

Sollte Bourbon sich umdrehen? Nein, dann war er ohne Deckung.

„Nämlich, dass das hier…“

Es war zu spät.

Hinter Bourbon wurde die Tür aufgeschlagen und ein Mann schnellte hervor. Er richtete eine Pistole an seinen Hinterkopf.

„…eine Falle sein könnte!“, beendete der Mann den Satz für den kleinen Detektiv.

Bourbon schluckte schwer. War er Akai, der ihn da bedrohte? Nein, die Stimme was vollkommen anders. Etwa… nein! Das konnte nicht sein! Er erfasste die Person mit den Augenwinkeln und erstarrte. Er blickte in einen Spiegel, anders konnte es gar nicht sein. Die Person stand nun seitlich neben ihn, und ließ kein Zucken zu. Der Mann trug gewellte Haare, war fein angezogen und besaß einen aufgestellten Kragen. Seine Augen waren schwer zu erkennen, zum einen durch die dicke Brille, zum anderen durch die verengten Augen.

„Dann ist das also…“, begann Bourbon und Conan beendete den Satz für ihn.

„Der echte Subaru Okiya, ganz recht.“

Bourbon knirschte mit den Zähnen, ein Detail das er nicht eingeplant hatte.

„Haben Sie wirklich erwartet mich mit dieser Maskerade täuschen zu können?“, fragte Conan zynisch. Sein Gegenspieler begann unvermittelt zu lachen.

„Na schön Kudo-kun, nicht schlecht! Aber um das Spiel zu beenden will ich deine Schlussfolgerungen hören, einverstanden?“

Conan nickte artig.

„Dann beginne ich nun.“, sagte er ohne seine Haltung zu ändern.

„Alles begann vor drei Monaten. Sie konnten einfach nicht glauben, dass Shuichi Akai wirklich tot war. Sie fanden heraus, dass es sich bei der Leiche um Ihren eigenen Mann handelte und begannen zu ermitteln. Aber es gab ein Problem. Ihr Boss hatte Ihnen eine zusätzliche Aufgabe erteilt, nämlich die Verräterin Sherry zu finden. Ihre Zeit wurde knapp, weshalb Sie einen Komplizen anheuerten. Sie benötigten allerdings jemanden mit scharfem Verstand. Durch Kusuda, Hara oder auch Akemi Miyano weiß ich, dass die Organisation gerne Kleinkriminelle anheuert. Diese haben kaum Kenntnis über die Organisation, oder ihre höherrangigen Mitglieder. Und so kamen Sie auf Subaru Okiya, einen Studentin, der dringend Geld brauchte. Seine Aufgabe war es herauszufinden, dass ich Shinichi Kudo… und Haibara Shiho Miyano ist. Korrekt? Durch einen Zufall kam er in unsere Nähe und ich hörte zufällig ein Telefonat mit. Er erwähnte den Namen Rena und ich zählte 1 und 1 zusammen.“, erzählte er die Geschichte von Anfang an.

„Dann ist dieser Kerl also…“, murmelte Bourbon, doch Conan schnitt ihm den Satz ab.

„Sie wissen bereits, dass Mizunashi Rena eine Doppelagentin war. Subaru-san war ihr Verbindungsoffizier. Doch er machte sich Sorgen und durch einen Glücksfall fanden Sie ihn. Oder fand er Sie? Sie hatten keine Zweifel, sein Hintergrund war perfekt. Und zwar weil er von einer Behörde eingerichtet wurde, die äußerst gut darin ist.“, verriet er weiter.

Bourbon sah nun zu Okiya.

„Also…“

„CIA.“, half ihm dieser auf die Sprünge.

Bourbon nickte schwach.

„Da habe ich wohl einen Fehler gemacht.“, gab er zu.

Conan schüttelte den Kopf.

„Was reden Sie da? Sie haben früh genug bemerkt, dass mit Subaru-san etwas nicht stimmt. Und zwar als Sie ihn im Kaufhaus entdeckten, einem Ort zu dem Sie ihn nicht beordert haben. Es hätte ein Zufall sein können, aber an sowas glauben Sie nicht, richtig? Aber Sie waren ohnehin nur an Akai-san interessiert und mussten wissen was mit ihm geschehen war. Dazu bedienten Sie sich sogar der Maskerade Ihres ärgsten Feindes. Hat Wermut Ihnen Tipps gegeben? Genauso wie Irish? Sie wurden zu Shuichi Akai und nahmen Kontakt mit dem FBI auf. Natürlich erzählte Akai-san seinen Kollegen nichts von seinem fingierten Tod, aus Angst um ihre Sicherheit. Jodie spielte das Spiel perfekt mit, ohne es zu merken, denn für sie war ihr Partner tatsächlich tot. Doch ihre Reaktion genügte Ihnen nicht, nicht wahr? Noch dazu Subaru-sans Erscheinen, das ihn ebenfalls als möglichen Doppelagenten auszeichnete. Welchen Grund gäbe es sonst, sich heute als ihn auszugeben nur um mich zu verwirren?“, fragte Conan scharf.

Bourbon seufzte demonstrativ.

„Ja das ist alles richtig. Ich habe selbst meine eigenen Leute benutzt. Gin glaubte nicht, dass Akai noch am Leben war, dieser Narr! Ich wollte ihnen einen Anreiz geben, doch er bemerkte meine wahre Identität, nachdem ich Chiantis Position in dem Gebäude gegenüber kannte, nachdem ich selbst den Plan für die Mission entworfen hatte. Und er wusste, dass ich Wermut gebeten hatte mir ihre Tricks zu verraten. Aber eines fehlt noch, mein kleiner Detektiv. Und zwar mein wahres Gesicht. Sag bloß nicht, du scheiterst daran.“, begann Bourbon sich nun sich über Conan lustig zu machen.

Doch dieser schüttelte lässig den Kopf.

„Das war auch recht einfach. Sie können Ihre Maske ruhig abnehmen… Kagami Raitou-san.“, meinte er triumphierend.

Bourbons Hals schnürte sich zusammen und wutentbrannt riss er sich die Maske vom Kopf. Darunter kam das gepflegte Gesicht des Staatssekretärs hervor.

„Woher…“, schien er wahrlich nicht damit gerechnet zu haben.

„Ich sagte es bereits, oder? Alles was heute geschah zielte darauf ab, dass wir uns hier auf diesem Dach treffen. Sie haben die Nummer Ihres Bosses nicht zufällig gewählt, oder? Ich sollte auf Sie aufmerksam werden und einen Peilsender an Ihrem Wagen anbringen. Es war außerdem etwas, das Sie gesagt haben. Sie verwendeten den Begriff… Boss. Das erste Mal war es, als Wermut die Nummer wählte. Sie war eine ranghohe Agentin, es war nichts seltsames daran. Doch als Kir anrief, verwendete sie diesen Begriff nicht. Und schon gar nicht Kusuda Rikumichi der einen äußerst geringen Rang inne hatte. Deshalb denke ich, dass die Nummer Ihres Bosses eine Art Zwischenstation besitzt. Es soll ja nicht jeder mit Ihrem Anführer sprechen können. Wenn Sie das aber können, müssen Sie besonders wichtig sein, nicht wahr? So wussten Sie auch, dass ich Ihnen folgte und riefen mich an und Zeit zu schinden, damit sie vor mir bei Mizunashi Rena eintreffen würden. Sie nutzten denselben Trick wie Akai-san und präparierten Ihre schusssichere Weste mit falschem Blut. Rena-san fiel auf Sie herein und wurde am Haido Hafen getötet. Dann lockten Sie mich… nein um mich geht es hier nicht, richtig? Ihnen ging es immer nur um Shuichi Akai. Ist es nicht so?“

Ein breites Grinsen zierte Kagamis Gesicht. Dann schien ihm der rote Fleck aufzufallen, der auf seinem Oberkörper umherwanderte.

„Ist das… Shuichi Akai?“, sprühte seine Miene gerade zu nach Gier.

„Endlich… endlich…“

Adern zogen sich förmlich durch sein Gesicht und sein Blick verharrte auf Akais wahrscheinlicher Position.

„Nur so aus Neugier… Warum sind Sie so dermaßen fixiert auf ihn?“, erlaubte es sich Conan zu fragen.

Bourbon bedachte ihn nur eines spöttischen Blicks. Dieser Bengel würde nie verstehen wie er fühlte. Nie das nachempfinden was er verloren hatte.
 

Edogawa Bezirk, Yoshikawa Anwesen

5 Jahre zuvor
 

Ein Schatten legte sich über das Haus, ein tiefschwarzer. Es war sein eigener. Er war zu diesem Schatten geworden.

„Bereit?“

Es war Gins Stimme und er wusste, dass er nun vollkommen aufmerksam sein musste. Es war ihm nicht gelungen das FBI zu kontaktieren, er musste sich einen Ersatzplan einfallen lassen.

Es ging los.

Er hörte Schüsse vor der Einfahrt, Gin machte seine Sache gut, denn die Wachleute stürmten nach vorne. Würde Gin einen von ihnen töten? War der FBI-Agent dann dafür verantwortlich? Er hatte keine Zeit nachzudenken, das Gartentor stand offen wie erwartet. Die Terrasse war beleuchtet und die Tür zum Anwesen stand offen. Mit gezogener Waffe stürmte er ins Innere ohne genau zu wissen was vor sich ging.

Er konnte zwei Personen erkennen. Eine Frau und einen älteren Mann.

Bei dem Mann musste es sich um Yoshikawa handeln, die Frau war vermutlich die Agentin namens Velvet, die sich als dessen Sekretärin ausgab.

Ja. Sie war es. Daran bestand kein Zweifel.

Sie lächelte Akai verschwörerisch an, sie hatte auf ihn gewartet. Der Agent überlegte sich ruhig seine nächsten Schritte. Dann richtete er die Waffe auf Velvet.

Diese war mehr als erstaunt, dann zog sie ihre eigene Pistole hinter dem Rücken hervor. Akai schoss zweimal, beide Kugeln trafen den Oberkörper. Regungslos fiel sie zu Boden.

Präsident Yoshikawa schlug flehend die Hände zusammen, scheinbar verstand er die Situation falsch.

„Bleiben Sie ruhig, ich bin von der Polizei. Jemand will Sie ermorden, Ihre Sekretärin war darin verwickelt...“, erklärte er ihm, verschweig aber, dass er eigentlich vom FBI war. Das wäre jetzt zu kompliziert gewesen.

Als Yoshikawa Velvets Waffe erblickte, beschloss er dem Agenten zu vertrauen. Akai bat ihn durch die Hintertür zu verschwinden und sich in die Hände der Polizei zu begeben. Yoshikawa folgte ohne Widerrede und Akai tat alles um ihm die Flucht zu erleichtern.
 

Sicheres Versteck

30 Minuten später
 

„Der Plan ist also gescheitert?“, fragte Gin missmutig.

Akai konnte es ihm nur bestätigen.

„Velvet war bereits tot als ich eintraf und von Yoshikawa keine Spur. Er muss etwas geahnt haben und hat sie mit ihrer eigenen Waffe erschossen.“, schlussfolgerte er gespielt.

Gin seufzte tief.

„Dann war es nicht deine Schuld, obwohl es Schade um die Mission ist. Uns entgeht eine Menge Geld. Noch dazu dürfte Bourbon ziemlich angepisst sein.“

Bei letzterem lächelte er und Akai fragte sich ob seinem Partner das sogar gefallen mochte.

„Stimmt, es war immerhin sein Plan.“, gab er zu.

Gin schüttelte den Kopf.

„Nicht nur das. Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“, sagte er verschwörerisch an seinen Partner gewand und Akai zuckte etwas zusammen.

Solche Worte kannte er von Gin nicht, es passte nicht zu seiner Persönlichkeit. Aber dennoch war er offen für die Information die ihm anvertraut wurde.

„Diese Velvet… Um ehrlich zu sein war sie Bourbons Verlobte.“, entgegnete er und zündete sich danach eine Zigarette an.
 

Dach des Haido City Hotels

Ende des Ultimatums
 

„Diese Velvet war also Ihre Verlobte?“, fragte Conan ungläubig.

Die Wut war Bourbon regelrecht anzusehen.

„Shuichi Akai! Kannst du mich hören? Hast du wirklich gedacht ich hätte nicht 1 und 1 zusammen gezählt, nachdem du enttarnt wurdest? Du hast Velvet getötet, die Person die mir so viel bedeutet hat!“, brüllte er in die Luft.

Conan nahm nun eine angespanntere Haltung ein.

„Und dafür wollen Sie sich nun rächen?“, wollte der Detektiv wissen.

Bourbon schüttelte heftig den Kopf.

„Nein um Rache geht es mir nicht. Die habe ich bereits erhalten… als ich den Auftrag erstattete Akemi Miyano ermorden zu lassen.“, sagte er nun mit einem Ausdruck, der nur noch als diabolisch beschrieben werden konnte.

Auch Conan reagierte geschockt.

„Aber ich dachte Gin…“, begann er, doch Bourbon ließ ihn nicht.

„Ja, der gute alte Gin. Aber soll ich euch etwas verraten? Akemi Miyano hat keinen Fehler begangen. Der Raub der ihr aufgetragen wurde verlief fehlerfrei. Doch ich war es der Anokata davon überzeugte, dass sie eine Gefahr war. Allerdings nur um so Rache an Shuichi Akai zu nehmen. Und ihn zurück nach Japan zu locken.“

Conan spürte bereits das unvermeidliche. Er nutzte sein Detektivabzeichen, das mit Akais Funkgerät verknüpft war.

„Special Agent Akai!“, schrie er hinein.

Kurze Stille.

„Was? Hast du erwartet, dass die Wut mich übermannt und ich abdrücken könnte?“, fragte dieser in rauem Ton.

Conan atmete erleichtert aus. Es war keine Selbstverständlichkeit, dass der FBI-Agent so ruhig blieb. Beide Männer hatten einander das liebste genommen was sie besaßen. Doch es reichte ihnen nicht, nun wollten sie auch noch das Leben des je anderen.
 

Dach von Takanashi Chemikals

5 Minuten nach Ablauf des Ultimatums
 

„Hey Gin! Hörst du mich? Es läuft nicht so wie geplant. Bourbon hat seine Maske abgenommen, es ist dieser Kagami. Wusstest du davon?“, wollte Chianti wissen.

Es dauerte etwas, bis ihr Funkgerät reagierte.

„Natürlich, aber dass er enttarnt wurde war nicht Teil des Plans. Wer ist noch auf dem Dach?“, wollte er in Erfahrung bringen.

Chianti versuchte alles genau zu überblicken.

„Meine Sicht von hier aus ist schlecht. Bourbon wird von einem Kerl mit Waffe bedroht, vielleicht FBI. Und jemand vor ihm, der allerdings von einem Fahnenmast verdeckt ist. Und wenn Bourbon keinen Müll erzählt hat, dürfte Shuichi Akai ebenfalls zugegen sein. Aber ich sehe ihn nicht.“, verriet sie.

Gin etwas zu brauchen um zu überlegen.

„Bourbon hat sich diesmal verschätzt. Er ist in die Hände des FBI gefallen, nur weil er unbedingt Akai wollte.“, stand für ihn fest.

„Und… was jetzt?“, hakte Chianti nach.

„Freigabe.“, sagte Gin nur.

Chianti reagierte überrascht.

„Ich soll die FBI-Agenten erschießen?“, schien sie nicht ganz zu verstehen.

Doch darauf schien Gin nicht hinauszuwollen.

„Nein, du sollst Bourbon beseitigen, hast du das verstanden?“, wurde er konkreter.

Chianti glaubte ihren Ohren nicht.

„Aber… er ist ein ranghoher Agent. So wie du. Hat Anokata das abgesegnet?“, wurde sie plötzlich unsicher.

Ein verächtliches Grunzen seitens Gin.

„Er würde dieselbe Entscheidung treffen. Gerade weil Bourbon so wichtig für uns ist, besitzt er viele entscheidende Informationen. Er kennt die Namen unserer Vorgesetzten, verdammt er kennt sogar den Standort unseres Hauptquartiers. Wenn er dem FBI in die Hände fällt sind wir alle erledigt.“, stand für ihn fest.

Chianti verstand und unterbrach den Funk.

Hoffentlich war sie am Ende nicht diejenige, welche die Konsequenzen tragen musste.
 


 

Dach des Haido City Hotels
 

„Kagami Raitou, ich verhafte Sie wegen Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung.“, sagte Subaru Okiya nun ließ den Mann nicht aus den Augen.

Bourbon lachte los, scheinbar konnte er nicht anders als dies als Scherz aufzufassen.

„Habt ihr eine blasse Ahnung wovon ihr hier redet? Ich verrate euch wie alles ablaufen wird. Zuerst wird Shuichi Akai her kommen, ich will ihn vor mir sehen. Du wirst das bewerkstelligen Kudo-kun. Erinnerst du dich noch? Ich habe alle Informationen die ich brauche um dir ernsthaft zu schaden.“, fauchte er den Detektiv an.

Conan wich zurück, Okiya war der einzige der unbeeindruckt blieb.

„Nicht wenn wir Sie verhaften und dazu bringen uns zu Ihrem Versteck zu führen. Wir sichern die Daten und vernehmen Sie. Dann führen Sie uns zu Ihrem Boss und wir beenden die Existenz dieser Organisation noch heute.“, sagte er entschieden.

Bourbons Lachen nahm kein Ende.

„Habt ihr die Sache mit dem Ultimatum für einen Scherz gehalten? Die Zeit ist seit 7 Minuten abgelaufen. Und seit genau 7 Minuten hat mein Computer ein Programm gestartet, ein recht einfaches. Sollte ich es vor Ablauf von 30 Minuten nicht deaktivieren, werden sämtliche Daten meiner Festplatte an die hohen Tiere der Organisation gesandt. Darunter auch alles über Shinichi Kudo und die Verräterin Sherry.“, drohte er.

Conan zuckte zusammen.

„Dann lassen Sie uns gehen. Wir haben noch etwa 20 Minuten richtig?“, wirkte er nun äußerst gehetzt.

Bourbon zischte nur.

„Ich würde mein Versteck nur durch Folter verraten. Und selbst das gelingt euch niemals in 20 Minuten. Ihr könnt nur aufgeben und meinen Instruktionen folgen. Akai soll kommen, damit ich mit ihm reden kann. Danach schließe ich einen Handel mit dem FBI. Ich überlasse euch die Informationen und ihr lasst mich gehen.“, offenbarte er seine ganzen Plan.

Weder Conan, noch Okiya und wohl schon gar nicht Akai würden damit einverstanden sein.

Doch welche Wahl blieb ihnen? Bourbon legte seinen Kopf seitlich in den Nacken und wartete scheinbar auf eine Reaktion.

„Habt ihr mich nicht gehört? Ich will Shuichi Akai, oder ihr alle wertet…“

Stille.

Unendliche Stille.

Nein so ganz stimmte das nicht. Vor der Stille gab es noch etwas. Einen lauten Knall, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Wie vorhin bei Rena, als sie direkt über Conan gestorben war. Und nun? Geschah nun wieder dasselbe? Ja es war eine Kugel gewesen, daran bestand kein Zweifel. Und sie galt Bourbon. In seiner Stirn klaffte ein gewaltiges Loch, aus seinen Augen war sofort jegliches Leben verschwunden. Sein letzter Gesichtsausdruck sah nach Ungläubigkeit aus, als könne er die Situation nicht verstehen. Starr fiel er zu Boden und blieb tot liegen.

Was war geschehen? Hatte Akai geschossen? Nein, Conan glaubte nicht daran. Also was dann? Die Stimme des Agenten erklang nun über das Detektivabzeichen.

„Es ist Chianti! Ich kann sie sehen!“, berichtete er.

Okiya stürzte nach vorne und zog Conan hinter einen Mauervorsprung.

Dort verharrten sie einige Minuten bis Akai Entwarnung gab. Chianti hatte sich zurückgezogen, die Gefahr war gebannt. Oder… nein im Gegenteil.

Conan eilte zu Bourbons Leiche und durchsuchte seine Taschen. Nichts.

„Verdammt, wir haben noch 15 Minuten um sein Versteck zu finden!“, knurrte der kleine Detektiv schockiert. Okiya der mit seiner Waffe die Umgebung sicherte, taumelte zu ihm.

„Das ist unmöglich zu schaffen. Sein Versteck könnte sonst wo sein, wir schaffen es nicht rechtzeitig!“, sagte er eindringlich.

Doch Conan wollte davon nichts hören, immerhin ging es hierbei nicht nur um ihn.

Dann ging ihm ein Licht auf.

„Er wusste es nicht…! Er wusste nicht, dass wir ihn enttarnt hatten und uns bekannt war, dass es sich bei ihm um Kagami Raitou handelte!“, keifte er Okiya beinahe an.

Akai meldete sich abermals zu Wort.

„Ich habe verstanden. Ich sage James bescheid, er soll sofort Kagamis Wohnung ausfindig machen und den Computer in Beschlag nehmen.“, verkündete er.

Doch damit beruhigte er Conan nicht. 15 Minuten. Das FBI brauchte vielleicht nur 1-2 Minuten um Kagamis Adresse zu besorgen, sofern sie einige Spezialisten dabei hatten. Aber wie lange würde es dauern Kagamis Wohnung erst zu finden und aufzubrechen.

„Ran! Haibara! Professor!“
 

Rizen Bezirk – Tiefgarage
 

Chianti war die letzte die eintraf. Gin und Vodka saßen lässig in ihrem Porsche, sie hatte dieses Vehikel stets als peinlich empfunden. Kein Vergleich zu ihrer sexy Viper. Wermut lehnte an einer Wand und schminkte sich. Aber wo war Korn.

Gin stieg nun aus dem Wagen.

„Keine Sorge, ich habe gerade mit dem Boss telefoniert. Bourbons Tod ist ein Verlust für uns aber es war das Richtige.“, ermutigte er sie.

Chianti nickte und sah auf die Uhr.

„Korn verspätet sich normalerweise nie.“, bemerkte sie.

Gin räusperte sich.

„Korn hat es nicht geschafft. Er wurde getötet nachdem er Kir beseitigt hat.“, setzte er sie davon in Kenntnis.

Chiantis Augen weiteten sich. Sofort richtete sie ihre AK-47 auf Wermut, zur Überraschung aller.

„Sie ist schuld! Sie hat Kir zum Hafen gelotst und Korn auf sie angesetzt! Erst schickt sie Calvados in den Tod, jetzt Korn. Diese Hexe!“, keifte sie erzürnt.

Gin hob ebenfalls seine Waffe und richtete sie auf Chiantis Kopf.

„Genug! Wir haben heute bereits genug Leute verloren, ich würde gerne darauf verzichten unsere letzte Scharfschützin zu exekutieren.“, raunte er Chianti zu, wobei diese natürlich wusste, dass Gin selbst ein Meister auf diesem Gebiet war, wenn nicht sogar besser als sie.

„Es war die Schuld von Bourbons fahrlässigem Plan. Und natürlich die eines bestimmten Mannes. Shuichi Akai hat Korn getötet, du solltest deine Wut auf ihn richten.“, legte er ihr nahe.

Es dauerte etwas, bis Chianti ihre Waffe senkte. Dann fluchte sie was das Zeug hielt.
 


 

Café Chess– Kurz vor Dämmerung
 

„Möchten Sie noch etwas bestellen? Wir schließen bald.“, sagte die freundliche Kellnerin. Trotz dieser Tatsache, bat Sera noch um ein zusätzliches Glas Wasser. Ran und Sonoko waren lange gegangen, nur sie saß noch an dem Tisch und kritzelte in ihrem Notizblock. Immer wieder sah sie zur anderen Straßenseite hinüber. Männer gingen ein und aus, darunter auch eine ausländische Frau und ein alter Mann. Ein Krankenwagen stand am vermeintlichen Seiteneingang des Hotels und ein Körper, der in einem weißen Tuch eingewickelt war wurde ins Innere gehoben. Auffälligerweise waren beide Rettungskräfte ebenfalls Ausländer, was ihre Echtzeit stark untergrub. Sera fiel ein Junge mit Brille auf, es war Conan-kun. Hinter ihm kamen zwei Männer hervor. Ein lehrerhaft wirkender junger Typ und ein schwarz gekleideter Kerl mit Stoffmütze. Dadurch war es nicht schwer zu schlussfolgern wer sich unter dem Leichentuch befand.

Sera kritzelte weiter in ihrem Block. Zwei Namen waren bereits durchgestrichen.

Kir.

Und Korn.

Nun setzte sie den Stift ein weiteres Mal an um Bourbons Namen unkenntlich zu machen.

„Hmm… wer könnte der nächste sein?“, murmelte sie und dann schien ihr etwas einzufallen.

Schnell schrieb sie ihre Gedanken auf.

„Scotch?“, fragte eine Stimme neben ihr plötzlich.

Sera schreckte aus ihren Gedanken auf und erkannte einen Mann. Er trug einen Anzug und eine geschäftstüchtige Frisur. Außerdem einen Schnurbart.

„Morofushi-san Sie haben es geschafft.“, schien sich das Mädchen darüber zu freuen.

Der Inspektor setzte sich ihr gegenüber und das Glas Wasser wurde geliefert. Sera schob es ihm hin und Koumei bedankte sich.

„Sind Sie auf dem neuesten Stand?“, wollte sie wissen.

Koumei schüttelte jedoch den Kopf.

„Nein. Aber warum erzählst du mir nicht von den Ereignissen des heutigen Tages? Meine Schwarze Königin.“
 

Beika - Detektei Mori , Später Abend
 

Okiya betrachtete den Jungen eingehend. Es waren nicht die Strapazen des heutigen Tages, die ihn so schlauchten, das wusste er. Es war die Sorge um seine Freunde und Familie. Okiya war dieses Gefühl nicht fremd.

„Hör mal. Mizunashi Rena… nein. Hidemi war mehr als nur eine Kollegin. Sie hat mir sehr viel bedeutet.“, sagte er unvermittelt.

Conan sah in seine Richtung. Warum erzählte er ihm das?

„Du hast keinen Grund dir Vorwürfe zu machen. Ich war derjenige der nicht bei ihr war, weil ich Befehle befolgte und still und brav in meinem… entschuldige, deinem Haus blieb. Wäre ich bei ihr gewesen…“

„Wären Sie jetzt tot.“, beendete Conan den Satz, obwohl er wusste, dass es nicht das war, worauf der CIA-Agent hinauswollte.

„Mich konnte sie beschützen, auch wenn ich nicht verstehe warum. Korn hätte auch Sie getötet, daran bestand kein Zweifel. Lasten Sie sich nicht zu viel auf in Ordnung? Wie haben heute viel verloren, aber auch einige Siege errungen.“, machte er ihm Mut.

Okiya nickte langsam.

„Aber… es war ein Wunder! Kagamis Wohnung noch rechtzeitig zu finden war eine fast schier unmögliche Aufgabe. Ich habe gehört dieser eine rundliche FBI-Agent mit dem französischen Namen hat sich über das Ding geworfen und so den Strom unterbrochen.“, versuchte er die Stimmung etwas aufzuheitern.

Doch der geschrumpfte Detektiv war noch immer in Gedanken versunken.

„Aber eines stört mich. Auf Kagamis Computer war kein solches Programm, und auch keine Daten von mir oder Haibara.“, meinte er dann.

Okiya zuckte nur den Schultern.

„Es war ein Bluff ganz einfach. Er wollte nur Akai und entwickelte einen Tunnelblick. Es gab nichts anderes mehr für ihn.“

Okiya verhaarte nun ebenfalls einige Zeit vor dem Lenkrad, Conan wusste, dass er an das dachte was er verloren hatte. Mizunashi Rena. Hidemi Hondou. Es war etwas, das sie beide verloren hatten.

„Ihr Bruder heißt Eisuke, richtig? Ich werde noch heute mit ihm sprechen.“, fiel es dem Agenten ein.

Conan schüttelte vehement den Kopf.

„Nein, Rena-san hat mir diese Aufgabe anvertraut. Und Eisuke kennt mich, wenn ich es ihm beibringe, wird er es verstehen.“, stand für ihn fest.

Okiya akzeptierte die Entscheidung und sah zu wie der Junge die Tür öffnete und vom Beifahrersitz rutschte.

„Eines noch.“, hielt er ihn auf.

Conan sah sich zu ihm um.

„Bourbon hielt sich selbst für eine Art Sherlock Holmes. Lass es dir eine Warnung sein, dein wahrer Moriarty könnte eine völlig andere Person sein.“, gab er nun preis.

Conan senkte seinen Kopf etwas.

„Hidemi hat mich vor einem Agenten gewarnt, vor dem sie ungeheure Angst hatte. Ich denke diese Person ist dein wahres Gegenstück. Sein Codename in der Organisation lautet…. Gin.“, vertraute er ihm an.

Conan nickte bedächtig. Es schien für ihn keine Neuigkeit darzustellen, weswegen er sich von Okiya verabschiedete und bald darauf die Treppe zur Detektei hinaufspazierte.

Im Inneren erkannte er, dass Ran noch nicht zurück war. Auch ihr Vater hatte heute seinen Mahjong-Abend.

Mit langsamen schritten stolzierte er auf das Telefon zu und suchte aus dem Notizbuch daneben eine Nummer heraus.

Die Zeit die er zum Wählen brauchte kam ihm unendlich vor. Endlich drückte er die letzte Taste und wartete. Eine Stimme erklärte ihm, dass er gerade ein Ferngespräch einging, eine äußerst unnütze Information. Dann die Stimme auf der anderen Seite.

„Hallo? Hier Eisuke Hondou. Was kann ich für sie tun?“

Stille.

„Hallo? Wer ist da?“, drängte Eisuke weiter.

Conan öffnete den Mund, aber es wollte keine Worte kommen.

„Also…“

Das war alles was Eisuke noch sagen konnte. Conan hatte den Hörer auf die Gabel gelegt und seufzte. Er hatte es nicht gekonnt. Er war gescheitert. Er fühlte sich vollkommen unnütz.
 

Teil 7

Regen
 

Beika - Detektei Mori
 

Wer war diese Person? Sie starrte ihn direkt in die Augen, doch er erkannte sie nicht? Er dachte er hätte sich an diesen Anblick gewöhnt, doch dem war nicht so. Dutzende Male hatte er sein Bild im Spiegel betrachtet und gewöhnte sich immer mehr die Reflektion des kleinen Jungen. Heute war es aber anders. Er erkannte sich selbst, Shinichi Kudo darin. Nein, er hatte über Nacht keinen Wachstumsschub erhalten, keine Wunderpille von Shiho. Er war immer noch Conan Edogawa. Ein kleiner Junge, der nichts ausrichten konnte. Er sah Mizunashi Rena vor sich, er sah wie sie von Korns Gewehrkugel getroffen wurde. Sie starb vor seinen Augen, genau wie damals Akemi.

„Du bist so ein großartiger Detektiv. Warum… warum ist es dir dann nicht gelungen meine Schwester zu retten?“

Ja, er erinnerte sich noch gut an die Worte seiner Freundin als die beiden mit Professor Agasa im Haus von Akemi Miyanos früherem Mentor waren. Trotz seiner Fähigkeiten war es ihm nicht gelungen sie zu retten. Genau wie gestern Mizunashi Rena.

Am Ende war es das FBI gewesen das den Tag gerettet hatte. Conans Geheimnis blieb weiterhin geschützt, doch zu welchem preis.

Er verließ das Badezimmer und setzte sich an den Küchentisch. Ran und Onkel Kogoro hatten bereits Platz genommen. Der junge Detektiv sah nach draußen, es regnete in Strömen.

„Wirklich schlimm heute, was? Und ich hatte mir überlegt mit Conan-kun und den anderen ins Tropical Land zu gehen.“, murmelte Ran.

Das Tropical Land. Dort hatte alles begonnen. Dort hatte er eine einzige falsche Entscheidung getroffen, die sein Leben und das der anderen stark beeinflusst hatte.

„Ist schon in Ordnung, ich habe heute ohnehin keine große Lust dazu.“, meinte Conan missmutig und verließ den Tisch nachdem er mit dem Frühstück fertig war.

Ran sah ihm verdutzt nach.

„Sag mal Paps… findest du nicht auch, dass Conan-kun heute etwas deprimiert wirkt? Und das in seinem Alter…“, schien sich Ran wirkliche Sorgen zu machen.

Der Privatdetektiv zuckte mit den Schultern.

„Lass ihn doch, ist bestimmt nur das Wetter. Er kann den Tag über ja fernsehen, oder lesen.“, wand er ein.

Ran nickte, doch sie wusste, dass es noch etwas anderes geben musste, das Conan beschäftigte.
 

Rizen Bezirk – Hauptstraße
 

„Aniki! Aniki!“

Keine Reaktion.

Vodka hustete laut und endlich erwachte sein Partner aus seinem Schlaf. Es war ihm nicht zu verdenken gewesen, gestern war viel geschehen.

„Dein Handy klingelt bereits ziemlich lange.“, machte ihn Vodka darauf aufmerksam.

Gin brummte unzufrieden und kniff die Augen zusammen als er die Nummer auf dem Display erkannte.

„Er ist er.“, verriet er und nahm das Gespräch an.

Vodka konnte das Thema der Unterhaltung nicht mitverfolgen, Gin bejahte ein paar mal und legte schließlich auf.

„Der Boss will uns sehen.“, informierte ihn sein Partner.

Vodka schluckte schwer.

Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Was meinte sein Partner damit? Persönlich? Ihr Boss, ‚Anokata’ wollte sie doch nie persönlich sehen. Vodka selbst war ihm in seinen 8 Jahren bei der Organisation erst dreimal begegnet. Alles lief über Telefon oder Kontaktleute. Also warum nun? Er wusste es. Sie hatten drei Agenten verloren, und auch wenn sich Kir als Spionin herausgestellt hatte, so war die gestrige Mission ein Fehlschlag gewesen. Korn war tot. Vodka hatte immer geschätzt, dass er so still und reserviert war. Bourbon war tot. Vodka hatte nie sonderlich viel von ihm gehalten, ja er besaß nicht einmal Kenntnis davon, dass es sich ihm um Kagami Raitou handelte, der angeblich niedere Agent der Polizeioberrat Hakuba hätte ersetzen sollen. Hätte Hakuba wirklich sterben sollen? Oder war der ganze gestrige Tag ein einziges Spiel seitens Bourbons gewesen? War es richtig von Gin gewesen, Chianti den Befehl zu geben? Hätte das FBI etwas aus seinem Komplizen herausbekommen?
 

Shinjuku – Unbekanntes Gebäude
 

Gin und Vodka kamen stets den Lift. Er war kameraüberwacht und mit vielen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Er hielt im letzten Stockwerk des Gebäudes und die beiden betraten den Gang dahinter. Ein bewaffneter Mann vor einer großen Holztür wurde auf die beiden aufmerksam und musterte sie skeptisch. Als er sie erkannte trat er beiseite.

Gin drückte die Klinke herab ohne zuvor zu klopfen. Vodka fragte sich ob das in Ordnung war.

Der Raum dahinter war dunkel. Pechschwarz.

Der Regen hatte sich in ein Gewitter umgewandelt, dicke Wolken bedeckten den Himmel. Wäre es also nicht klug gewesen zumindest eine Schreibtischlampe oder dergleichen einzuschalten.

„Wir sind hier. Was willst du?“, fragte Gin scharf und Vodka wich zurück.

Er wusste, dass Gin der einzige war, der so mit ihrem Boss sprach und es vermutlich auch durfte. Hätte sich Vodka so einen Patzer erlaubt, wäre er nicht gerügt worden, nein, in seinem Kopf würde definitiv eine Kugel stecken.

Vodka erkannte ihren Boss, ‚Anokata’.

Angespannt hatte er sich in dem Ledersessel seines breiten Schreibtisches zurückgelehnt.

„Gin. Charmant wie immer.“, begrüßte ihn die kratzige Stimme.

Vodka stand so stramm vor ihm wie möglich.

„Da draußen herrscht ein Sauwetter. Du verbesserst die Lage nicht unbedingt, indem du uns her zitierst.“, fuhr Gin fort.

Anokata verengte die Augen.

„Du weißt scheinbar nicht wo dein Platz ist. Ist dir bewusst, was du dir gestern geleistet hast?“, funkelten seine Augen in Gins Richtung.

Doch dessen Miene wurde nur umso arroganter.

„Bourbon hat sich selbst ins Aus katapultiert. Er wäre um ein Haar vom FBI gefasst worden, ich tat das, was nötig war.“, rechtfertigte er sich.

Anokata verschränkte seine Hände.

„Während wir Korns Verlust noch verkraften können, wiegt Bourbons Tod wesentlich schwerer.“, offenbarte er.

„Wir können ihn ersetzen.“, stand für Gin fest.

Dann spürte er eine dunkle Präsenz, die aus der anderen Seite des Raumes zu ihm herüberwehte.

Eine weitere Person?

„Können wir das? Du scheinst Bourbons Fähigkeiten unterschätzt zu haben. Gin.“

Vodka und sein Partner drehten sich blitzschnell um.

Jemand stand tatsächlich neben einem der Vorhänge. Aufgrund der Wolken draußen und dem fehlenden Licht im Raum, hatten die beiden Männer ihn nicht wahrgenommen. Aber Moment, nicht einmal Gin? Vodka hätte sich so einen Phopa erlauben können, doch es beunruhigte ihn, dass selbst Gin so unaufmerksam war.

„Scotch! Wie lange stehst du da schon?“, fragte er erbost.

Der Mann rührte sich keinen Zentimeter. Er musterte die beiden Neuankömmlinge.

„Gin, ich muss dich doch sehr bitten. Mein Rang ist höher als deiner, erinnerst du dich?“, zierte ein Grinsen sein Gesicht.

Vodka schluckte. Scotch war die Nummer 2 der Organisation, Anokatas rechte Hand.

Während ihr Boss Gins rüde Art akzeptierte, so war Scotch ein völlig anderes Kaliber. Vodka kannte ihn bereits einige Zeit, viele Aufträge liefen über ihn. Er war ein wahrer Soziopath und Vodka hätte es nie gewagt ihn zu verärgern.

„Lange genug um deine Rechtfertigungen milde zu belächeln.“, erklärte er.

Vodka spürte die Wut seines Partners und versuchte ihn zu beruhigen.

„Was willst du hier?“, fauchte Gin ihn an.

Scotch legte seinen Kopf in den Nacken und begann dann zu sprechen.

„Bourbons Tod mag ein Verlust für uns sein, doch ebenfalls ein Segen. Scheinbar hat er ein Programm gestartet, das im Falle seines Ablebens sämtliche von ihm zusammen getragene Informationen an das Hauptquartier weiterleitet. Zugegeben, das FBI hat Kagamis Wohnung durchsucht, doch sie ahnten nicht, dass Bourbon noch ein Versteck hatte.“, erzählte er.

Gin ächzte verächtlich.

„Bourbons Ermittlungen zu Shuichi Akai? Wir wissen bereits, dass er noch am Leben ist.“, erwiderte er.

Scotch schüttelte jedoch nur den Kopf.

„Bourbon hätte nie seine wahren Pflichten vernachlässigt. Sein Auftrag lautete weiterhin nach der Verräterin Sherry zu suchen und scheinbar ist ihm dies gelungen.“

Gins Augen weiteten sich. Vodka wusste, was dies hervorrief. Damit hatte Scotch einen Nerv getroffen, Gin wurde geradezu obsessiv wenn es um diese Wissenschaftlerin ging.

„Wo ist sie?“, keifte er seinen Gegenüber an.

Anokata hob nun einschreitend die Hände.

„Gin ich bitte dich. Wir ziehen es vor dir diese Information vorerst nicht mitzuteilen. Ich kenne dein Gemüt und denke, dass wir die Lage zuvor beobachten sollten. Das FBI beschützt sie und unüberlegtes Handeln würde uns genau dahin führen wo Bourbon im Moment auch immer sein mag.“, wies er ihn zurecht.

In Gins Augen war nur noch Hass zu erkennen. Er wollte Sherry unbedingt, sie und Shuichi Akai. Beide am besten mit möglichst vielen Löchern im Körper, das wusste Vodka.

„Außerdem solltest du dir hier nicht zuviel leisten Gin. Bourbon ist es gelungen einen weiteren Fehler von dir aufzudecken.“, säuselte Scotch.

Gin wirkte nun etwas verdutzt, wovon sprach der Kerl.

„Was für ein Fehler soll das gewesen sein?“, hakte er nach.

Scotch holte tief Luft und fuhr dann fort.

„Sagt dir der Name… Shinichi Kudo etwas?“, wollte er wissen.

Gin hob überrascht sein Kinn. Shinichi Kudo? Ja, der Name kam ihm in der Tat bekannt vor.

Hast du eigentlich schon mal… den Namen Shinichi Kudo gehört? Es waren Irishs Worte die ihm nun ins Gedächtnis drangen. Aber Moment, war er wirklich der einzige gewesen?

Damals, bei dieser Mission auf dieser Halloween-Party.

„Kennst du eigentlich… einen gewissen Shinichi Kudo?“

Er hatte diese Worte an Wermut gerichtet, diese hatte verneint. Ja, jetzt erinnerte er sich wieder. Damals in diesem Freizeitpark. Es war dieser lästige Detektiv gewesen, den er erst niederschlug und dann vergiftete.

„Ja… ich erinnere mich. Was soll mit ihm sein?“, wollte er wissen.

Scotch schnaubte amüsiert.

„Naja… du hast ihn am Leben gelassen.“, verriet er.

Gin glaubte im ersten Moment nicht was er da hörte.

„Ich habe ihm das APTX selbst injiziert.“, beharrte er.

Scotch nickte abfällig.

„Das mag sein, doch scheinbar besitzt dieses Gift nicht immer eine tödliche Wirkung.“, gestand er.

Gin fletschte nun förmlich mit den Zähnen. Wollten sie diesen Fehler jetzt ihm anlasten.

„Dann wurde an anderer Stelle Mist gebaut, ich habe mich auf seine Wirksamkeit verlassen.“, sagte er an Anokata gewand. Dieser nickte nur.

„Richtig, es war Sherry die das Gift entwickelte. Du hast nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Doch laut Bourbon arbeitet Kudo nun mit dem FBI zusammen. Vermutlich trug er sogar dazu bei, dass das FBI Bourbon einkreisen konnte.“, berichtete er.

Gins Hand fuhr bereits über den Halfter in dem seine Waffe steckte.

„Dann nenn mir zumindest seinen Aufenthaltsort. Ich bringe es zu Ende.“, nahm er sich vor.

Doch Anokata wehrte abermals ab.

„Noch nicht. Er weiß genauso viel wie das FBI, nicht mehr und nicht weniger. Vorschnell zu handeln, ist niemals klug. Erst stellen wir Nachforschungen zu ihm und seinem Hintergrund an. Danach werten wir alle Informationen aus. Ich habe bereits Scotch mit dieser Aufgabe betraut.“, beschloss er.

Gins Hände ballten sich zu Fäusten.

„Siehst du nicht was hier vor sich geht? Bourbon beging denselben Fehler. Er sah Shuichi Akai nicht als Gefahr an, sondern beschloss mit ihm zu spielen.“, erinnerte er.

Doch sowohl Anokata als auch Scotch schienen die Sache von einer anderen Richtung zu betrachten.

„Das war vorerst alles. Sollte deine Hilfe gebraucht werden, wirst du verständigt.“, entgegnete Anokata noch, bevor er den Agenten zusammen mit seinem Partner hinaus bat.

Gin zögerte, doch schließlich folgte er dem Befehl. Vodka verbeugte sich noch kurz und folgte ihm dann.

Als die schwere Holztür zuviel, atmete Anokata tief aus.

Scotch war an seinen Schreibtisch getreten und musterte ihn.

„Sind Sie sicher, dass es eine gute Idee war, ihm nicht alle Details zu verraten?“, fragte er kritisch.

Sein Boss nickte vehement.

„Selbstverständlich. Sie kennen Ihn genauso gut wie ich. Er würde losziehen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Besonders wenn Sherry darin verstrickt ist. Er würde sie und diesen Detektiv töten, ohne die Konsequenzen im Auge zu behalten.“

Scotch brummte nachdenklich.

„Wenn er es überhaupt geglaubt hätte. Selbst mir fiel es sehr schwer, doch Bourbon war nicht verrückt, im Gegenteil. Wer hätte erwartet dass das ATPX eine derartige Wirkung entfalten würde? Auch wenn die Versuchsreihe bereits seit einiger Zeit voran geht, eine Verjüngung der Zellen war nicht vorauszusehen gewesen. Dass sich Shinichi Kudo und die Verräterin Sherry in normale Kinder verwandeln würden, allein der Gedanke wäre ohne Beweise absurd gewesen.“, gab er von sich.

Anokata lehnte sich in seinen Sessel zurück und konnte ihm nur rechtgeben.

„Ja es lohnt sich dieses Ereignis genauer zu beobachten. Wir werden Shinichi Kudo ab heute observieren um die Fortschritte aufzuzeichnen. Vielleicht hat Gin recht und er ist eine Gefahr. In diesem Falle werden wir ihn beseitigen, jedoch nicht ohne zuvor unseren Nutzen daraus gezogen zu haben. Scotch, darf ich dieses Problem Ihnen überlassen?“

Seine rechte Hand schmunzelte.

„Natürlich und wissen Sie was? Ich werde diese Aufgabe höchstpersönlich übernehmen. Laut Bourbons Recherchen lebt Shinichi Kudo… oder Conan Edogawa wie er sich zurzeit nennt, bei dem Vater seiner Freundin.“, berichtete er.

Anokata hörte aufmerksam zu.

„Ach richtig, dieser Kogoro Mori, den Gin ebenfalls um ein Haar beseitigt hätte. Sie kennen Ihn, richtig?“

Scotch nickte unverzüglich.

„Ich bin ihm bereits begegnet, jedoch nur einmal. In Bourbons Aufzeichnungen stand nichts darüber, ob er Kenntnis von Kudos wahrer Identität besitzt, oder nicht. Ich werde es genauer untersuchen müssen.“, erklärte er sein Vorgehen.

Anokata segnete dieses ab und fuhr sich übers Kinn. Die Ereignisse der vergangenen Tage waren äußerst interessant gewesen. Niemals hätte er gedacht seinem Ziel so schnell näher kommen zu können.

Phönix.
 

Vodka wagte es nicht seinen Partner anzusprechen, er wirkte einfach zu verärgert. Shinichi Kudo war am Leben? Ja er hatte ihn gesehen, vor einem Jahr auf dieser Kostüm-Party. Aber es war nicht Shinichi Kudo gewesen, sondern irgendein Spinner der sich als er verkleidet hatte. Vodka verstand gar nichts mehr wenn er ehrlich war. Gin ging es nicht anders.

Vertraute ihm der Boss nicht mehr? Hatte er etwas falsch gemacht? Er ließ Bourbon töten weil es seine Pflicht war. Und dieser Kudo? Das war ebenfalls nicht seine Schuld gewesen. Er erinnerte sich daran, wie Vodka ihn erschießen wollte. Hätte er ihn damals nicht aufgehalten, sehe die Situation anders aus. Doch er konnte nicht ahnen, dass das Gift keine Wirkung zeigen würde, richtig? Oder Moment, besaß sie etwa doch eine? Er erinnerte sich an den Tag an dem er Sherry töten wollte. Sie lag mit Handschellen gefesselt in einem Keller, aus dem es kein Entrinnen gab. Dennoch war es ihr gelungen. Aber wie? Die Tür war fest verschlossen, es gab gerade einmal ein Loch, doch daraus hätte gerade mal ein Kind entkommen können. Aber Moment mal… Ein Kind?

Sherry unterstützte nun das FBI, das wusste er bereits bevor es ihm Scotch sagte. Die Wanze die in Kirs Schuh angebracht worden war, stammte von dem ehemaligen Organisations-Mitglied. Wann genau stieß Sherry zum FBI? Nach Wermuts Fehlschlag am Pier? Oder bereits zuvor? Sherry wurde von jemandem auf dem Dach des Haido City Hotels gerettet, war diese Person vom FBI? Oder gar… Shinichi Kudo selbst? Ja, er kooperierte ebenfalls mit ihnen. Dann fielen ihm schlagartig wieder Korns letzte Worte ein.

„Da ist ein Kind bei Kir.“

Ein Kind. War das der Hinweis den er brauchte? Plötzlich erschienen Bilder vor seinem geistigen Auge. Er observierte den Zugang zur Bahnstation, wo Vodka die Disc abholen sollte, die Itakura bereit gelegt hatte. Ein Computerprogrammierer, der für Tequila gearbeitet hatte und nun tot war. Ein Kind war die Treppe hinunter gerannt, Gin kam es seltsam vor, da es bereits sehr spät war. Dann Moris Neffe, der seinen Onkel gerade noch rechtzeitig vor einer Exekutierung gerettet hatte. Ein Zufall? Und diese Person auf dem Toto-Tower? Sie war sehr klein gewesen, womöglich… ein Kind? Möglicherweise… Etwa….

Langsam zogen sich die Puzzleteile zusammen und schlossen zueinander auf.

Aber auch die Türen des Lifts schlossen sich und er setzte sich in Bewegung.
 

Beika - Detektei Mori
 

Der Detektiv pirschte sich immer weiter an den Anführer heran. Er wusste, wenn es ihm gelang ihn auszuschalten würden auch alle seine Anhänger aufgeben. Er setzte zum Sprung an und…

Es machte keinen Sinn. Conan las die Zeilen, doch sein Gehirn nahm sie nicht auf. Dabei hatte er es immer geliebt die Bücher von Detektiv Nintaro zu lesen. Doch jetzt schien nichts mehr einen Sinn zu ergeben. Nintaro gelang es immer den Fall zu lösen und die Gefangenen zu retten. Aber er war auch nicht real, das wusste Conan.

Die Tür einen Spalt breit auf und ein Kopf reckte sich nach innen. Ran schnitt ein freudiges Lächeln und klopfte an. Conan erwiderte nichts darauf. Sie kam ins Zimmer und setzte sich neben ihm aufs Bett.

„Was gibt es denn?“, fragte er mit schwacher Stimme.

Ran hob ihre Hand und legte sie auf Conans Stirn. Dieser errötete augenblicklich.

„Ran…?“

Diese atmete erleichtert aus.

„Gott sei Dank. Ich hatte schon befürchtet du hättest eine Erkältung.“, erklärte sie lächelnd.

Conan sah sie überrascht an.

„Wie kommst du denn darauf?“

Ran wirkte etwas ertappt.

„Nunja… mir kommt es so vor als würde es dir heute nicht so gut gehen.“, gestand sie.

Conan schluckte. Sie hatte ihn durchschaut.

„Ach ich… ist einfach nur nicht mein Tag schätze ich.“, antwortete er.

Ran nickte bedächtig.

„Dagegen kenne ich allerdings ein Mittel!“, sagte sie und begann plötzlich Conan zu packten. Sie zog ihn an ihre Brust und stand mit ihm auf. Sie stolzierte zum Fenster und öffnete es.

Dann benutzte sich auch ihre zweite Hand um Conan zu umarmen.

Erst jetzt war dem Jungen aufgefallen, dass sich der regen gelegt hatte. Eine feuchte, aber angenehme Priese durchströmte den Raum. Ran wies auf etwas vor sich, einen Regenbogen, der sich über zwei hohe Gebäude streckte.

„Nach jedem Regen gibt es auch wieder Sonnenschein und einen wundervollen Regenbogen. Findest du ihn nicht atemberaubend, Conan-kun?“, wollte Ran wissen.

Dieser nickte schließlich und ein Lächeln zierte seine Lippen.

„Ja. Du hast recht. Er ist… wirklich wunderschön.“, stimmte er ihr zu.
 

Epilog
 

Shinjuku, Lagerhallenbezirk– 3 Jahre zuvor.
 

Er wusste nicht wie lange er gewartet hatte, es mussten Stunden gewesen sein. 4? Oder gar 5? Aber es war auch alles andere als verwunderlich. Der FBI-Agent saß mit überkreuzten Beinen da und starrte einfach nur gerade aus. Es war Gin der dieses Treffen vereinbart hatte. Wie lange kannte er ihn inzwischen schon? Ach richtig drei Jahre. Drei Jahre hatte es gedauert, bis er endlich in den inneren Zirkel gelangte.

„Du willst Anokata kennen lernen?“, hatte er gefragt und Akai hatte nur genickt.

Nach drei Jahren war er endlich am Ziel. Heute würde er an diesem Ort jemanden treffen der ihn zum Boss jener Organisation bringen würde, hinter der er bereits solange her war. Er war natürlich verwanzt, und zwar so gut, dass nicht einmal Detektoren den Sender aufspüren konnten. Die neuesten Errungenschaften des FBI. Sobald er im Hauptquartier war und ein bestimmtes Codewort nannte, würde eine Eingrifftruppe des FBI das Gebäude stürmen und alle verhaften. Dann würde seine Mission endlich vorbei sein. Selbst das Lagerhaus war gut gesichert. Seine Kollegen hatten sich hinter den schweren Holzkisten versteckt, nur für den Fall, dass etwas schief ging.

Dann regte sich etwas. Schritte. Akai schwenkte seinen Kopf schwach zum Eingang und erkannte jemanden. Es war ein Mann, doch er wirkte alt und gebrechlich. Das sollte ein ranghoher Agent sein? Akai verharrte in seiner Position, er tat so als würde er ihn nicht bemerken. Der Greis kam näher und setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum der nicht besetzt war. Das ganze dauerte nur eine Minute. Einer seiner Kollegen, André Camel stürzte aus seinem Versteck hervor und begann damit den Greis zu verscheuchen. Dieser grinste nur und zeigte seine falschen Zähne. Das war der Anfang vom Ende gewesen.

Natürlich hatte das FBI den Mann verhört, doch er wusste rein gar nichts. In nur einer Minute waren drei Jahre verpufft, als hätten sie nie existiert. Special Agent Akais Mission war gescheitert, er würde nie wieder die Gelegenheit bekommen sie fortzusetzen. Oder möglicherweise doch?



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