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Lichter in der Dunkelheit

Wichtelgeschichte für Ur
von

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Drachenblut


 

Tirdas, Erste Saat, 4Ä 219
 

Die Nächte in Himmelsrand waren kalt und die gesamte Khajiit-Karawane hatte sich um das Feuer in der Mitte ihres Lagers geschart. Raja und Maja saßen eng beieinander, ihre langen Katzenschwänze hinter ihnen ineinander verflochten.

Die Nord beäugten die Khajiit von ihren Wachtürmen und Wällen herab mit misstrauischen Blicken. Weißlauf war noch ein Fürstentum indem die Karawane den mildesten Feindseligkeiten ausgesetzt war. In anderen Teilen des Landes spukten die Nord ihnen vor die Füße oder sogar in das dichte Fell und Beleidigungen waren an der Tagesordnung. Die Nord schimpften sie Diebe und Lügner, obwohl sie noch nie mit den Khajiit gesprochen hatten. Es gab nur wenige, die gewillt waren mit ihnen zu handeln. Raja verstand nicht warum die Karawane nicht in das Heimatland der Khajiit zurückkehren konnte, wo die Nord ihnen das Leben in Himmelsrand doch so schwer machten. Sie kannte Elsweyr nur aus den Erzählungen von Jirit und anderen Mitgliedern der Karawane, doch dort waren die Khajiit zu Hause und Raja war sich sicher, dass Raja und Maja und Jirit dort glücklicher sein würden.

Eine der wenigen Nord, die mit der Karawane handelte, war eine Nordfrau namens Ysolda. Sie hatte einmal zu Raja gesagt: »Ich habe gehört, Elsweyr sei mit Himmelsrand nicht zu vergleichen. Es soll dort tropische Wälder und staubige Ödlande geben. Es klingt furchtbar.«

Raja fand, dass es wundervoll klang. Doch Jirit sagte ihr immer wieder, dass die Reise in ihr Heimatland zu weit und gefährlich für die Karawane sei. Also hatte Raja noch häufiger mit dem Schwert geübt und sowohl ihre Krallen als auch ihren Verstand geschärft. Sie trainierte noch wenn Maja bereits keuchend im Gras lag und Jirit sie bat es nicht zu übertreiben. Ihr Ehrgeiz und ihr wachsendes Geschick waren von einigen der Nord nicht unbemerkt geblieben. Die Wachen gingen Raja aus dem Weg und mit der Zeit folgte ihr immer weniger Getuschel.

Sie war fast sicher, dass es vielleicht noch Hoffnung für die Khajiit in Himmelsrand gab, dass sie das schlechte Bild, das die Nord von ihnen hatten, noch geändert werden konnte, als sie nach einer längeren Übungsstunde zurück ins Lager kam und Maja mit Tränen in den Augen vorfand. Einer der Nord hatte eine klebrige und stinkende Flüssigkeit nach Rajas Schwester geworfen und das dunkle Zeug hatte sich in ihrem Fell festgesetzt. Es dauerte Stunden Majas Fell zu reinigen und noch länger bis der Geruch verschwunden war. Nach diesem Ereignis wachte Raja noch öfter nachts von Majas Schluchzen auf und schlang ihre Arme fester um ihre Schwester. Sie wünschte sich so sehr, dass sie Maja und die anderen Khajiit beschützen könnte. Doch sie erkannte die bittere Wahrheit: in Himmelsrand würde es für die Khajiit nicht besser werden und Majas Tränen würden niemals versiegen.

Jirit und das Oberhaupt der Karawane, S'kasha, teilten Rajas Enthusiasmus nach Elsweyr zurückzukehren jedoch nicht. Sie bestanden darauf, dass es zu gefährlich sei und Raja sollte sich diese dummen Tagträumereien aus dem Kopf schlagen. Raja hatte großen Respekt vor Jirit und auch vor S'kasha, die die beste Händlerin weit und breit war, aber warum konnten sie nicht erkennen was für Raja klar auf der Hand lag? Die Nord hassten die Khajiit und es würde die Karawane über kurz oder lang zu Grunde richten.
 

Raja drückte Maja fester an sich, als sie spürte wie ein Zittern durch ihre Schwester lief. Die Nächte waren kalt in Himmelsrand, so kalt, wie die Nord zu den Khajiit waren. Es war still um das Lagerfeuer herum geworden. In der Stille hörte Raja die großen Schwingen des Drachen einen Bruchteil bevor der markerschütternde Schrei durch die Nacht hallte. Die Khajiit zuckten zusammen und aus den Augenwinkeln sah Raja, dass auch die Wachen der Nord erschrocken aussahen. Raja war sich sicher, dass es ein Drachenschrei sein musste, auch wenn sie noch nie zuvor einem Drachen begegnet war. Es gab nicht mehr viele von ihnen in Himmelsrand seit das legendäre Drachenblut vor fast zwanzig Jahren Alduin, den Weltenfresser und Erzfeind der Nord, besiegt hatte. Raja hatte sich in der Vergangenheit oftmals gewünscht, dass Alduin gewonnen und die Nord allesamt gefressen hätte.

Doch das große Monster, das sich gegen den dunklen Nachthimmel abzeichnete, ließ auch Raja erschrecken. Sie sprang auf und griff nach ihrem Schwert, Maja klammerte noch immer an ihr und schien wie erstarrt. Als die Bestie Feuer spukte und sich ein Stall der Nord mitsamt seinen Bewohnern und den Pferden in ein Flammenmeer verwandelte erwachte Rajas Schwester aus ihrer Trance und griff ebenfalls nach ihrer Waffe. In dem Chaos, das nun ausbrach, hatte Raja Jirit aus den Augen verloren. Sie vertraute auf seine Stärke und wusste, dass er der fähigste Krieger in der Karawane war, doch beim Anblick dieses Monsters stellte sich jedes einzelne Haar ihres dichten Fells auf und ein Fauchen drang aus ihrem Mund.

Der Drache kreiste einmal über die Stadt und kehrte dann zum Stadttor und dem davor aufgeschlagenen Lager der Khajiit zurück. Die Erde erzitterte unter dem enormen Gewicht des Drachen als er landete. Raja sah wie der Drache die Wachen der Nord mit einem Flügelschlag zu Boden warf und wie sie seinem Feueratem nicht entgehen konnten. Die dummen Nord rannten geradewegs in ihr Verderben!

Aber nicht nur die Nord, wie Raja erkannte und es erschreckte sie zutiefst. Auch Jirit war unter den Kriegern, die sich dem Drachen entgegenstellten. Maja rannte als erste los und diesmal war es an ihr ihre Schwester mit sich zu ziehen.

Alles in Raja sträubte sich dagegen sich diesem Monster entgegen zu stellen, ihre Überlebensinstinkte wiesen sie an zu fliehen, doch da waren Maja und Jirit, ihre Familie und ihre ganze Welt, und Raja würde sie niemals im Stich lassen.

Im Sprint hob sie einen Rundschild auf, den eine der Nordwachen anscheinend fallen gelassen hatte. Der Drache sah die Khajiit-Schwester kommen und speite Feuer in ihre Richtung. Raja zog Maja zu sich und zusammen fanden sie Deckung hinter dem Schild. Das Feuer leckte an dem Schild und Raja fühlte wie der Griff heiß wurde, doch sie zwang sich den Schild weiterhin aufrecht zu halten. Denn auch der Schild konnte sie nicht vollständig vor dem Feuerstoß bewahren. Rajas Fell wurde versengt und eine Hitze, die sie nie zuvor für möglich gehalten hatte, nahm die Umgebung ein.

Nach dem Feuerstoß folgte eine zweite Attacke. Der Drache schrie und trotz der ohrenbetäubenden Lautstärke hörte es sich für Raja fast an wie Worte einer ihr noch unbekannten Sprache. Eine unsichtbare Wucht versuchte sie zurückzustoßen doch Raja und Maja schafften es stand zu halten. Der Drache schnappte nach ihnen und entblößte lange scharfe Zähne. Sie wichen ihm geschickt aus und Raja verpasste ihm einen gezielten Schlag mit dem Schild. Sie hatten nicht umsonst so viele Stunden mit Schwert und Schild geübt. Khajiit hatten außerdem noch einen Vorteil, der den Nordwachen fehlte: sie konnten im Dunklen sehen. Das Schlachtfeld wurde zwar von einigen kleineren Feuern erhellt, doch so fand Rajas Blick Jirit wesentlich schneller. Er und wenige der Nordwachen waren noch am Leben. Jirit stützte sich auf sein Schwert und sah auf, direkt in Rajas Gesicht. Sein Schrei ging im Getöse unter und zeitgleich zerrte Maja an Rajas Arm, doch es war bereits zu spät. Der gezackte Schwanz des Drachen fegte ihnen so schnell entgegen, dass sie nicht mehr ausweichen konnten und warf die Schwestern zu Boden. Der harte Aufschlag presste alle Luft aus ihren Lungen und Raja schnappte schmerzhaft nach Luft. Sie spürte Blut in ihr Fell laufen wo die scharfen Zacken ihr die Beine aufgeschlitzt hatten. Sie tastete nach ihrem Schwert und blinzelte bis sich ihr verschwommener Blick langsam schärfte und sie Maja leblos neben sich auf der aufgewühlten und versengten Erde liegen sah. Angst erfasste Rajas Herz, viel schlimmer als die, die sie beim Anblick des Drachen verspürt hatte. Lass sie nicht tot sein, bitte, lass sie leben, lass sie nur bewusstlos sein. Raja glaubte an keine Götter, doch in diesem Augenblick betete sie trotzdem.

Der Boden vibrierte als der Drache näher kam. Raja konnte sich nicht von dem gehörnten Gesicht und den leuchtend gelben Augen lösen, während sie weiter nach ihrem Schwert tastete. Raja und Maja würden beide sterben wenn sie nichts unternahm. Der Drache fixierte sie mit seinem Blick, gleich würde er sie töten, gleich würden sie sterben, gleich war es soweit, gleich- wo war das verdammte Schwert?!

Jirit war zur Stelle als der Drache sein riesiges Maul öffnete und die langen Zähne im Halbdunkel aufblitzten. Doch sein Schwerthieb streifte den Drachen nur, woraufhin dieser wütend aufschrie. Es war dieselbe Art von Magie, die er auch gegen Raja und Maja eingesetzt hatte, aber Jirit hatte keinen Schild, der ihn schützen konnte. Raja sah Jirit straucheln und als der Drache nach ihm schnappte blieb ihm nicht genug Zeit um auszuweichen.

Im gleichen Moment schloss sich Rajas Hand um den Griff eines Schwerts. Ohne darüber nachzudenken was sie tat sprang sie auf und schoss vor um dem Drachen die Klinge in den langen schuppigen Hals zu rammen. Sie hörte ihn keifen und der riesige Körper windete sich, mit den Krallen seiner Vorderbeine versuchte er Raja und das Schwert zu erreichen, doch sie hielt es fest. Der Drache rang mit ihr bis seine Versuche langsam schwächer wurden und er mit einem ächzenden Schnaufen zu Boden ging. Raja zitterte als sie Majas Schwert aus dem toten Körper des Drachen zog.

Sie hatte Angst sich umzusehen. Der furchterregendste war nicht länger der Drache, sondern das, was er ihren Liebsten angetan hatte. Maja lag immer noch auf dem Boden, Jirit war neben ihr zusammengesackt und drückte eine Hand gegen seine blutende Schulter. Sein rechter Arm fehlte. Der Drache musste ihn abgebissen haben. Das Schwert fiel Raja aus der Hand als sie zu den beiden stürzte.
 

»Maja lebt«, brachte Jirit zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Raja legte eine Hand auf ihre Brust und fühlte den Herzschlag ihrer Schwester. Sie atmete aus.
 

Plötzlich umgab sie ein seltsames Licht und strömte in ihren Körper hinein. Es fühlte sich warm an und Raja wusste, dass sie es bedrohlich oder zumindest seltsam finden sollte, doch ihr Verstand war bereits vollkommen ausgelastet.
 

»Drachenblut«, wisperte einer der Nord und das veränderte alles...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ur
2015-04-04T20:53:54+00:00 04.04.2015 22:53
Die beiden Babies und Jirit geben mir so viele made-families-feels, es ist unglaublich! Ich hatte die ganze Zeit Herzchen in den Augen und als du geschrieben hast, dass die beiden Kittys ihre Schwänze miteinander verhaken, bin ich vor Liebe fast gestorben. Und dann...

>>Alles in Raja sträubte sich dagegen sich diesem Monster entgegen zu stellen, ihre Überlebensinstinkte wiesen sie an zu fliehen, doch da waren Maja und Jirit, ihre Familie und ihre ganze Welt, und Raja würde sie niemals im Stich lassen.<<

HAT DIESER SATZ MIR TRÄNEN IN DIE AUGEN GETRIEBEN! ICH WEIß ES NOCH GENAU! MEINE FRESSE! (Mach dir nie Sorgen darum, dass du meine Charas verhunzt, es ist ganz wunderbar gelaufen! Und ugh. Ihre ganze Welt, indeed .___.)

Ich fands auch besonders gut, dass du quasi die origin-Story von Jirits Behinderung mit Rajas Drachenblut-Originstory zusammen gelegt hast und dass er auch in den Kampf gestürzt ist, das hat mir mega viele Jirit-Gefühle beschert >-< Ugh! Ich glaube, konstruktiver wirds nicht mehr! Dies hier war der erste Streich und der zweite folgt (vielleicht ganz jetzt sogleich, aber bald sogleich hoffentlich xD)...

TAUSEND LIEBE!
<3<3<3<3


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