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Der Vampir in unserem Keller

von

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Zurück in der Gegenwart

Er schien zu spüren, dass ich da war und seine pechschwarzen Augen suchten nach mir.

Die Soldaten, jedenfalls hielt ich sie für welche, wegen der Uniformen und Waffen, wirkten verstört. „Was bedeutet das, Graf Uchiha?“

Graf Uchiha? Nicht eher Graf Dracula? Egal, der Graf war noch jung und sichtlich verärgert, denn seine schmalen Augenbrauen senkten sich, genauso wie seine Mundwinkel. Sein ganzes Gesicht zeigte nichts außer purer Verachtung und Ärger.

„Kiba, weißt du, wer dieser eingebildete Affe ist?“

„In dieser Zeit“, hörte ich Kibas Stimme in meinem Kopf, „gibt es nur Adel und Pöbel. Zum ersten gehören vom König abwärts die anderen Adligen. Grafen, Fürsten, Ritter. Der Pöbel ist eben das Volk. Und Graf Uchiha gehört zu einer Gruppe, die sich aus den adligen Leuten und der Kirche gebildet hat. Zusammen sind sie Hexen, Dämonen, Vampiren und so weiter auf der Spur."

„Mit Erfolg, wie es scheint“, fügte ich hinzu.

„Nur diese exklusive Truppe. Ein Geheimbund. Die Diener des Uroborus. Nur die Mitglieder tragen so einen Ring, und vor denen musst du dich wirklich in Acht nehmen, Naruto."

„Ja, das merke ich“, sagte ich und beobachtete den Kerl, der jetzt die Augen schloss und vermutlich versuchte, mich auf anderem Weg zu orten. Ich löschte meine Aura. Sicher war sicher. Und es funktionierte. Die Kapuze namens Graf Uchiha öffnete die Augen wieder und sah sich unruhig nach allen Seiten um. Dabei fiel ihm die Kapuze sogar runter, und ich sah sehr blasse Haut im Kontrast zu schwarzen Haaren. Wenn ich jemanden für einen Vampir halten würde, dann wohl eher den da.

Ich stellte mich neben Kiba an die Seite des Wagens und hielt ihm meine Hand hin. Dankbar nahm er sie und endlich sah ich mal wieder ein Lächeln von ihm. Ich lächelte zurück, auch wenn mir nicht danach zumute war, denn ich hatte das unangenehme Gefühl, dass mich Star wahrscheinlich wegen der Figur mit dem Ring nicht erreichen konnte. Und vor allem nicht leiten.

„Also Kiba, hast du eine Ahnung, wie wir hier raus kommen?“

Kiba schüttelte den Kopf und machte mich auf ein paar aufgekritzelte Zeichen an den Holzgittern von dem Eselskarren aufmerksam. So hatte ich das eigentlich nicht gemeint, aber gut. Das bedeutete also, Kiba konnte sich nicht selbst aus diesem Käfig befreien.

„Ich warte auf eine günstige Gelegenheit“, flüsterte ich ihm zu und verzog mich. So schnell ich konnte sprang ich auf die Dächer der Häuser und ging auf Entfernung. Von dort aus konnte ich beobachten, wie sich die Menge allmählich wieder beruhigte. Der Scheiterhaufen wurde neu aufgebaut, die Gefangenen solange bewacht. Sie kamen miteinander überein, das es sich wohl um einen dummen Streich gespielt haben musste. Nur der Graf war nach wie vor misstrauisch.

Nachdem der Scheiterhaufen wieder stand wie vorher, setzte sich der Esel samt seiner grausigen Fracht wieder in Bewegung auf den Marktplatz zu, wo sie jubelnd, aber auch fluchend empfangen wurden. Die Soldaten zerrten die Vier übertrieben brutal und ohne jede Rücksicht auf ihre Verletzungen aus dem Wagen. Vor dem Scheiterhaufen standen sie dann nebeneinander während der Pfarrer ihnen etwas aus der Bibel vorlas. Es war nur sehr kurz, dann klappte er die Bibel zu und entfernte sich in Richtung Zuschauer. Die Verurteilten wurden eine Holztreppe hinaufgeführt bis sie zu einem Holzbrett kamen, wo ein Holzpfahl stand. Das Brett war gut drei Meter über der Erde, und unter dem Holz lag Reisig. Kiba tat so als würde er sich wehren, darum wurden zuerst die drei anderen am Pfahl festgebunden. Jetzt war ich an der Reihe. Ich sprang auf das Brett, schnappte mir Kiba, und die Frau mit dem verletzten Bein und rannte so schnell ich konnte mit den beiden davon. Eigentlich wusste ich nur eines, ich musste soviel Abstand wie nur möglich zwischen den Graf und mich bringen. Also rannte ich einfach weiter, trotz Kibas Protest, bis ich auf einmal Stars Stimme in meinem Kopf hörte.

„Könnt ihr mich hören, Majestät?“ klang es hohl und verzweifelt.

„Ja, und zum letzten Mal, nenn mich Naruto." Ich hielt an.

„Was soll das? Meine Verletzungen sind noch nicht geheilt“, meckerte Kiba, „und warum hast du die Frau mitgenommen?“

Das wusste ich selbst nicht. Sie war kaum noch bei Bewusstsein und mehr tot als lebendig. Ich biss mir in den Finger und ließ ein paar Tropfen Blut in ihren Mund fallen. Die junge Frau hatte zwar keine Kraft zum Schlucken, aber die Schleimhäute in ihrem Mund sogen mein Blut auf wie ein Schwamm und die Verwandlung passierte augenblicklich. In kürzester Zeit regenerierte sie sich, selbst ihr Bein heilte. Ihre Zellen bildeten neue, und die abgetrennten Zehen wuchsen nach, wie bei einer Eidechse. Vollkommen klar bei Verstand setzte sie sich auf und sah mich aus großen Augen an. Kiba sah mich auch an, aber eher so, als wisse er nicht so recht, was er von meinem Tun halten sollte.

„Ich konnte sie nicht dort lassen“, sagte ich nur.

„Schon gut, aber – na ja, dein Blut ist nicht ungefährlich, ein wenig mehr und – du weißt schon."

Ja, dann wäre sie gestorben. Aber es war das Risiko wert gewesen, dachte ich.

„Was?“ Sie stotterte ungläubig, aber dann warf sie sich vor mich auf die Knie. „Ich bitte euch, Herr, sagt mir wer ihr seid."

Kiba war wieder er selbst. „Dieser Herr ist dein König“, sagte er laut und angeberisch, während er sich vorbeugte.

„Mein König?“

„Ja, der Vampirkönig."

Erschrocken hielt sie sich ihre schmale Hand vor den Mund. Vorher hatte man nichts mehr davon gesehen, aber jetzt konnte man erkennen, das sie eine wirkliche Schönheit war. Die Haut von angenehmer dunkler Tönung, die Haare strahlend Blond, lang und lockig. Ich hatte schon in der Schule gehört, das man Frauen nur deswegen weil sie gut aussahen für Hexen hielt. Hier hatte ich den Beweis.

„I...ihr – habt mich zu einem Vampir gemacht. Oh Nein, ich bin verflucht. Wie konntet ihr? Ich war immer eine fromme Christin."

„Niemand hält dich davon ab, an Gott zu glauben“, sagte ich.

„Sei lieber dankbar“, meinte Kiba und zeigte auf den Scheiterhaufen.

„Ihr könnt den Namen des Herrn in den Mund nehmen?“ Ungläubig starrte sie mich an.

„Ja, wieso nicht“, antwortete ich, aber eher nebenbei, genau wie Kiba sah ich auch zum Scheiterhaufen. Trotz das zwei der Gefangenen verschwunden waren, hatten sie weitergemacht und ihn angezündet. Das Feuer kam nur langsam in Gang, und die Schreie der anderen Frau und des Mannes klangen fürchterlich in meinen Ohren. Sie standen auf dem Brett, und unter ihnen die Glut, die ihnen langsam aber sicher die Füße verkohlten. Es würde wohl noch dauern, bis sie erlöst waren. Durch den Tod.

„Ich spüre Gefahr, Naruto“, hörte ich Stars Stimme.

Hoffentlich war uns der Graf nicht nachgekommen, dachte ich zuerst. Aber das war wohl nicht so, sonst hätte ich Star nicht gehört.

„Beeil dich und hol uns hier raus, übrigens, wir haben noch eine Person bei uns."

„Ja, ich weiß. Hört zu. Fasst euch alle bei den Händen."

„Nein, keine Anleitung Punkt für Punkt, wir müssen so schnell wie möglich weg. Sag mir was ich tun soll."

„Gut. Setzt euch gegenüber, nehmt euch bei den Händen, schließt die Augen, und dann, Naruto, konzentriere dich auf die Höhle und darauf, das du hier sein und aufwachen willst."

„Das ist alles?“ Ich war erstaunt.

„Jawohl."

Ich gab die Anordnungen an das Mädchen, dessen Name ich noch gar nicht kannte und Kiba weiter. Wir setzten uns, nahmen uns gegenseitig an den Händen und ich konzentrierte mich auf die Höhle. Das Gefühl kam mir vertraut vor. So als wenn man träumt, und weiß, dass es nur ein Traum ist, ein Albtraum. Und man versucht unbedingt daraus aufzuwachen. Es war das Gleiche. Ich bemühte mich, mich aufs Aufwachen zu konzentrieren, schließlich merkte ich, dass sich etwas verändert hatte und öffnete die Augen.

Ich saß neben Kiba auf der Matratze. Kiba sah mich an. Neben ihm und händchenhaltend lag das Mädchen. Sie wirkte extrem verstört. Armes Ding.

„Star, kümmerst du dich um sie?“

„Wie ihr wünscht."

„Ich wünschte, du würdest normal reden“, seufzte ich.

Kiba und ich hielten auch Händchen. Ich zog ihn hoch. Während Star sich um das Mädchen kümmerte, wollte ich ihm berichten, was passiert war.
 

Star und Thea, eigentlich Dorothea, waren draußen. Nach dem ersten Schock und nach Stars Fürsorge war aus dem verängstigten Mädchen eine glückliche junge Frau geworden, die draußen im Wald herum rannte, und ihre neuen Kräfte ausprobierte.

„Ich kann immer noch nicht glauben, das mein Vater zu diesen Uroborus gehört“, sagte ich gerade deprimiert. „Und ich kann ihm unmöglich verzeihen, was er dir angetan hat und mir antun wollte. Ganz egal, was Star gesagt hat."

„Aber sie hat Recht. Denk nicht mehr an ihn. Ich meine – was willst du sonst tun? Deine eigenen Eltern töten?“ fragte Kiba.

Nein, das ging auch nicht.

„Es macht dich mit der Zeit nur kaputt, wenn du nicht drüber wegkommst."

„Ihr habt leicht reden“, erwiderte ich sarkastisch.

„Tz, Naruto. Du wärst nicht das erste Kind, das von seinen Eltern plötzlich schlecht behandelt wird, weißt du. Also mach hier keinen auf Selbstmitleid. Weißt du, was ich hinter mir habe? Zuerst haben sie mir mit so einer Weinpresse den Schädel gebrochen, dann haben sie nach und nach so viele Gewichte auf mich gelegt bis mein Brustkorb gebrochen ist. Sie wollten ein Geständnis, na ja, ich hab nicht gesagt, dass ich ein Vampir bin, das haben sie zuerst auch nicht gedacht. Anschließend haben sie mich mit den Füßen zuerst aufgehängt, und mir die Haut vom Rücken gekratzt. Von der Peitsche und den Zangen will ich erst gar nicht reden."

Kiba erzählte das so, als habe er etwas Peinliches erlebt, fast lachte er dabei.

„Sag mal, wie lange warst du eigentlich da in deiner Erinnerung?“

„Ein paar Monate."

„Was? Aber – es war nur ein Tag."

„Nicht bei mir. Nebenbei Naruto, danke, das du mich raus geholt hast."

Ich wurde rot. „Ist doch klar. Schließlich bist du mein Freund. Das ist normal, oder?“

Kiba grinste und ich konnte seine spitzen Eckzähne sehen.

„Da gibt es was, das mich stört“, fing ich an. Eigentlich wollte ich an diese komische Sekte nicht mehr denken, aber es war mir eben aufgefallen. „Dieser Uroborus, das ist doch so rund. Ich meine, eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Aber rund. Die Schlange. Oder nicht? Aber die Schlange auf dem Ring, sie war so verdreht, zu einer acht."

Kiba zuckte nur mit der Schulter. „Ist doch egal. Vielleicht wollten sie sich dadurch nur von den echten Anhängern des Uroborus abgrenzen. Und dabei ist ihnen halt nichts Besseres eingefallen, als noch ein Unendlichkeitssymbol drauf zu klatschen."

„Hm, doppelte Unendlichkeit“, wiederholte ich nachdenklich. Gab es das? Gab es mehr als Unendlichkeit?

Kiba klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken, um mich aufzumuntern. „Ruhen wir uns heute erst mal aus. Morgen können wir immer noch darüber nachdenken, was wir als Nächstes tun."

„Als Nächstes besuche ich Laddy“, sagte ich.

„Was?“

„Ja, ich will mit ihm reden, bevor wir weggehen."

„Weggehen? Wohin denn?“

„Ein König braucht ein Königreich, oder?“



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