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Senbonzakura

A Thousand Cherry Blossoms
von

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Der Shinigami

Ihr Leben war hart. Täglich musste sie um ihr Leben und um das ihrer kleinen Schwester kämpfen, das noch ein kleines Baby war. Eigentlich lebte sie nur in den Tag hinein ohne ein besonderes Ziel zu haben. Sie wusste nur eines: sie musste überleben. Denn wenn sie stürbe, dann wäre das Schicksal ihrer Schwester ebenfalls besiegelt gewesen.

In dem Bezirk in dem sie lebte, war die Kriminalität höher als in jedem anderen. Ohne Raub oder gar Mord war das Leben in diesem düstersten aller Bezirke wohl unmöglich gewesen. Also lernte sie durch Beobachtung das Verhalten ihrer Mitmenschen und bemühte sich so gut sie konnte, ihnen nachzumachen Lebensmittel zu stehlen und auf offener Straße zu betteln. Es fiel ihr selbst jetzt noch schwer, obwohl sie schon viele Jahre an diesem Ort lebte. Der Grund war simpel: sie war ein sehr zart gebautes Mädchen, von zierlicher Statur und weichem Herzen, das Gewalt über alles verabscheute. Doch würde sie sich nicht ihrem Milieu anpassen, dann könnte sie in dieser harten Welt nicht überleben.
 

Einmal gab es eine herzensgute Person, um genau zu sein, ein alter Mann, der sehr gebrechlich war und wohl nicht viele Jahre mehr zu leben hatte. Als sie in einer kalten Nacht mit dem keinen Baby im Arm vor seiner Hütte lag, nicht fähig, noch einen Schritt zu machen, entdeckte er sie, bekam Mitleid mit ihr und bot ihr an bei sich zu leben.

Es klingt unplausibel, dass ein alter Greis einen Menschen bei sich aufnehmen konnte, und doch war es wahr. Der alte Mann hatte nämlich einen Sohn, der aufgrund seines Talents den Traum aller Menschen hier verwirklichen konnte - nämlich den Beruf des Todesgottes ausüben zu dürfen - und deshalb in den inneren Bezirk gezogen war. Er hatte seinem alten Vater etwas von den Gütern gegeben, die er als Amtsgehalt bekommen hatte, und sicherte somit dessen einsames Leben ab; doch zu mehr reichte es nicht. Denn eben dieser Sohn war von einer seiner Missionen nicht mehr zurückgekommen. Und obwohl sein Tod von Boten bestätigt wurde, wollte es der alte Mann nie wirklich wahrhaben. Er war überzeugt, dass sein Sohn eines Tages wieder vor seiner Haustür stehen würde, ihm um den Hals fallen würde und ihm von seiner glänzenden Karriere als Shinigami berichten würde.

Der alte Mann entdeckte also das halbverhungerte Mädchen vor seiner Haustür und bat sie doch hereinzukommen. Sie erzählte ihre Geschichte, wie sie vor einer Gruppe von groben Männern bedrängt wurde und in letzter Sekunde entkommen konnte, indem in den nahen Fluss sprang, was ja doch eine sehr riskante Tat war, da sie ein Baby in den Armen hatte. Der alte Mann war so gerührt von ihrer Geschichte und da er sowieso immer einsam in seiner Hütte war, bot er ihr an bei sich in der Hütte zu wohnen. Das Mädchen war ihm unendlich dankbar und sie konnte sich keine schönere Zeit ihres Lebens mehr vorstellen.

Doch ihr Glück war nicht von langer Dauer, denn nach einigen Monaten verstarb der alte Mann und ehe sie sich ausweinen konnte, traten grobgebaute Männer bereits die Tür ein und wenn sie nicht rechtzeitig aus dem Hinterfenster gesprungen wäre, dann wäre ihr Übles zugestoßen.

Also begann ihr hartes Leben wieder von Neuem. Wieder musste sie täglich neben den Marktständen kauen und warten, bis jemand ein Stück seines Gemüses vielleicht versehentlich verlor. Man bot ihr sogar an, als Freudenmädchen zu arbeiten, doch sie war sich nicht ganz sicher bei der Sache, und entschied damit bis zu einer besonders harten Zeit zu warten und es als eine Notlösung zu betrachten.
 

Diese Zeit sollte bald kommen, denn schon bald fand sie sich ausgemergelter denn jemals zuvor auf der Straße verzweifelt nach Essbarem suchen. Ihre kleine Schwester, die tagsüber nun in einer Kiste in einer heruntergekommenen Werkzeugslagerhütte eingebettet war, war mittlerweile ein wenig gewachsen, immerhin konnte sie schon ganz gut gehen.

Gerade kam ihr der schreckliche Gedanke, sich als Freudenmädchen zu verkaufen, da fand sie eines Tages am Straßenrand einige Äpfel. Schleunigst stürzte sie sich auf sie, bevor sie jemand anderer sah. Sie hielt die schönen Äpfel in ihrer Hand und konnte ihr Glück kaum fassen und beschloss zugleich, noch einen Abstecher zu ihrer Schwester zu machen, die ja immerhin auch schon seit einigen Tagen nichts mehr zu essen bekommen hatte.

Sie stürmte los, mit den eben gefundenen Schätzen fest umklammert an ihrer Brust. Und während sie so gedankenverloren lief, halb vertieft in ihrem Glück, solch Wertvolles gefunden zu haben, und gleichzeitig in ihrer Trauer, in kürzester Zeit sich stinkenden Männern anbieten zu müssen, achtete sie nicht auf Passanten und prallte glatt mit großer Wucht mit einer fremden Person zusammen. Durch den Zusammenstoß stürzte sie zu Boden und ihr fielen die großen roten Äpfel aus den Händen und sie rollten davon. Sofort griff sie nach ihnen und bat gleichzeitig um Verzeihung. In der selben Sekunde fiel ihr auf, dass die Person vor ihr eine schwarze Tracht trug. Sie traute sich kaum ihren Kopf zu heben. Als sie es dann mit großer Angst tat und der Person scheu ins Gesicht blickte, blieb ihr das Herz stehen.

Der Mann war von großer Statur und schlank zugleich und hatte langes schwarzes Haar. Er blickte herab auf ihr Gesicht.

Was sie am meisten neben der Tatsache, dass er die Tracht der Todesgötter trug, schockierte, war, dass etwas Silbriges an seinem Haar glänzte. Ohne Zweifel trug er jene berüchtigten Haarspangen, die nur Adeligen von höchstem Rang vorbehalten war. Sie war so entsetzt, dass sie ihn einfach nur anstarren konnte. Innerlich zwang sich mit aller Macht ihr Gesicht von seinem Antlitz abzuwenden und sich einfach zu seinen Füßen zu werfen und um Gnade zu flehen, doch aus blanker Angst war ihr Körper wie gelähmt. Plötzlich waren von allen Seiten laute Stimmen zu hören und mit noch größerem Entsetzen merkte sie erst jetzt, dass diese Schar von Todesgötter die ganze Zeit bei ihrem Gegenüber gewesen waren. Sie waren empört und wütend und schrien etwas wie "sie wagt es" und "schmutziges Weibsstück" und viele zogen ihre Schwerter und gingen bereits auf sie zu um Gesindel wie sie an Ort und Stelle zu exekutieren. Sie wusste, dass gleich alles aus sein würde und unwillkürlich schossen ihr in ihrer Todesangst Tränen in die Augen. Schon jetzt konnte sie den harten Griff einer der Leibgarde oder gar den Todeshieb eines ihrer Schwerter spüren.

Doch er kam nicht.

Wie durch ein Wunder schienen die Männer mit einem Male plötzlich zu verstummen, mehr aus Überraschung als aus Beruhigung. Sie wusste selbst nicht, was passiert war, und als sie ihren Kopf zögernd hob, blickte sie in das Gesicht des Shinigami mit dem langen Haar. Er sah sie immer noch an, doch etwas hatte sich in seinem Blick geändert. Statt der anfänglichen Kälte glaubte sie nun eine Spur von Wärme in seinen Augen wahrzunehmen...

"Kuchiki-sama...sie ist nur eine-"

"Ich weiß", unterbrach der Mann einen seiner Gefolgsmänner. Er wandte sich dem Mädchen zu: "Lebst du in diesem Bezirk?" Er hatte eine tiefe und doch sanfte Stimme.

"J-ja", stammelte sie, das Gesicht aus Scheu und Furcht wieder gesenkt.

"An welchem Ort?", fragte er weiter.

Sie war überrascht von dieser Frage und vor Scham und mit einem seltsamen Gefühl der Angst um die Folgen ihrer Antwort sagte sie zögerlich: "L-links hinten in der Gasse."

Er sagte nichts mehr, doch sie spürte, dass er in die eben beschriebene Richtung blickte. Dann wandte er sich um und die Traube von Todesgöttern folgte ihm, wobei manche etwas murmelten.

Sie kniete noch eine ganze Weile am Boden, obwohl sich die Schar von Todesgöttern bereits entfernt hatte. Sie war gelähmt und überrascht davon, was ihr widerfahren war. Langsam richtete sie sich auf und mit zittrigen Fingern sammelte sie die verstreuten Äpfel ein.
 

In jener Nacht konnte sie nicht schlafen. Sie war nun doch nicht zum Freudenviertel gegangen, stattdessen liefen ihre Gedanken immer wieder hinüber zu jenem Geschehnis mit dem gnädigen Mann, der sie entgegen aller Erwartungen laufen ließ. Immer wieder musste sie an ihn denken, an seine Tracht, dem weißen Schal, an seine langen schwarzen Haare, die in der Adelsklämme gebunden waren und vor allem - bei dem Gedanken fühlte sie immer etwas Beklemmendes an ihrer Brust - wenn sie an seine dunklen Augen dachte.

Sie sagte sich ständig, es wäre nur Zufall gewesen, dass er nett zu ihr war, und dass es bestimmt auch nette Todesgötter auf der Welt gäbe. Und doch war sie gepackt von einer unbeschreiblichen Aufregung und sie fragte sich innerlich ob sie ihn jemals wieder zu Gesicht bekommen würde.

Was würde sie nicht alles tun, um ihn noch einmal zu sehen, in seine sanften Augen zu blicken, mit denen er sie angesehen hatte? Bei diesem Gedanken zuckte sie zusammen, und sie hätte sich am liebsten selbst gezüchtigt für diesen törichten und fatalen Wunsch, einen adeligen Todesgott, der ihr von Rang und Status um Welten überlegen war, wiedersehen zu wollen. Es war ein Wunder, dass er sie überhaupt eines Blickes gewürdigt hatte, ja sie sogar angesprochen hatte, so schmutzig und armselig wie sie war. Es war nicht garantiert, dass er beim nächsten Treffen auch so viel Toleranz zeigte, womöglich würde er sie aus einer Laune heraus umbringen.

Bei diesem Gedanken rannen ihr Tränen die Wangen herunter und sie wusste selbst nicht genau, warum ihr Herz dabei so unglaublich wehtat...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-09-15T13:13:12+00:00 15.09.2008 15:13
Wow...Echt tolle Story und wie du alles genau beschrieben hast, dran zu meckern habe ich gar nichts.
Ich hoffe du schreibst irgendwann weiter.
Ich hoffe es nur zu sehr...
Von: abgemeldet
2007-12-14T20:12:42+00:00 14.12.2007 21:12
Ich kann Isi-bisi nur zustimmen. XD
ByakuHisa gehört zu meinen Lieblingspairs in Bleach und diese Geschichte war einfach nur schön. ^^ Dein Stil ist sehr überzeugend, ich wrde diese FF einfach mal weiter verfolgen. ^^
Von: abgemeldet
2007-12-01T01:17:31+00:00 01.12.2007 02:17
Abhhw~ Byakuya ist so toll*_* XD
Also~ bis jetzt gefällt mir diese Geschichte wirklich sehr gut. Dein Schreibstil gefällt mir. Du Beschreibst sehr ausführlich, wirklich sehr schön^.^ Vorallem die Gefühle und Byakus Aussehensbeschreibung waren sehr überzeugend.
Zu kritisieren habe ich eigentlich nichts, kann mich nicht beschweren. Ich hoffe jedenfalls dass es hier bald weiter geht, werd auf jedenfall drann bleiben^^


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