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And all that could have been

Uchihacest. [ItaSasu] | KakaIru
von

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Reservation for Two

Montag, meine Lieben, Montag.

o7.o4.2oo8.

Abiturprüfung, Deutsch-LK.

Spannung steigt. Deswegen zur Auflockerung mal ein etwas früherer Upload.

Nicht sehr konsequent, ich weiß.

Hat ja aber auch letztes Mal länger gedauert.

Ich widme mich dann mal wieder Nietzsche, Fontane, Epochen [und ihren Umbrüchen] und Sprachtheorien.

Gehabt euch wohl.
 

Reservation for Two
 

Dünnes Mondlicht sickerte durch das lichte Blätterwerk der Bäume. Es tauchte Itachis Haut in ein cremiges Silbern.

Sasuke genoss den Anblick, auch wenn er sich dafür hasste. Die Entwicklung war schlecht, sehr schlecht, aber was hätte er denn dagegen tun soll? Er, der zu schwach war, seinen Clan zu rächen,

war ebenfalls zu schwach gegenüber seinen wenigen Emotionen.

Der Jugendliche wusste nicht genau, was er zu machen hatte. Woraufhin dieses Treffen nun herauslaufen sollte. Das Zirpen der Zikaden schwoll an, während im Hintergrund die Musik des Festes verebbte.

Sasuke registrierte es am Rande, schrieb dem aber keine weitere Bedeutung zu, da er nicht wirklich darüber nachdachte.

Er war gefangen in diesem Moment. Itachis dunkle, ewig ruhig währende Augen lagen nachdenklich auf dem Jüngeren, beobachteten ihn sanft und zugleich aufmerksam.

Wenn dieser Mann da war, war der Wald kein gefräßiges Monster mehr, dessen Inneres Schmerzen bedeutete.
 

Sasuke löste den Blick und schielte weg. Das zu denken war nicht richtig. Itachi war doch das Monster selber.

Wenn er da war, trauten sich Artgenossen wohl nur nicht heran, denn er war das gefräßigste von allen. Aber war das dann nicht, auf der anderen Seite, wieder irrelevant?

War es nicht egal, wer ihm ein sehr plötzliches Gefühl von Schutz bot, wenn es denn wenigstens jemanden gab, der das tat?

Die Gedanken des 12-jährigen waren ihm selber zu schnell. Schutz? Wieso kam er jetzt auf Schutz? Wo war der Hass geblieben?

...ah, er erinnerte sich...

Der Hass richtete seinen gierigen Schlund nun gegen sich selber, denn das war der Dank für seine nicht vorhandene Geistesstärke. Er konnte Itachi nicht mehr ansehen, betrachtete stattdessen den Waldboden.

Sein großer Bruder kannte das Wort Geistesschwachheit sicherlich nur im Zusammenhang mit dem Jüngeren. Nicht mit sich selber.

Er konnte die Ambivalenz, diese Zwiespältigkeit in sich wachsen fühlen.

Zum Einen wollte er Itachi hassen und töten, für das, was er getan hatte - zum Anderen bekam er die Bewunderung nicht mehr aus seinem Kopf, dass Itachi eine solche Stärke überhaupt sein Eigen nennen konnte.

Ihm wurde schlecht.
 

"...Sasuke?", offenbar war es ersichtlich, dass er blasser um die Nase geworden sein musste. Itachi zog minimal eine Augenbraue hoch und beobachtete ihn irgendwie intensiver, mit wachsender Aufmerksamkeit.

Es fühlte sich seltsam gut an, diese von ihm zu bekommen - hatte der Kleinere doch Zeit seines Lebens irgendwie darum gekämpft.

Das änderte an der Übelkeit aber auch nichts. Diese inneren Zwänge zerrütteten ihn vollkommen. Hassen, nicht hassen, wieso hassen?

Der Schwarzhaarige hatte gedacht, würde er seinen Bruder eines Tages töten, so würde er sich erfüllt fühlen, komplett, endlich gut.

Das war, bevor er nur diese eine Vorstellung von Itachi gehabt hatte, bevor er ihn nach Jahren noch einmal getroffen hatte. Wieso war er eigentlich in Konoha?

Wieso hatte er Sasukes innere Mauern ganz zerrissen? Der junge Uchiha fasste sich Halt suchend an seine Stirn.

Irgendwie hatte er die beklemmende Eingebung, sich nicht erfüllt zu fühlen, würde er den Letzten seiner Art ermorden. Konnte er das für seine Familie tun? Konnte er?
 

Eine kühle Hand schob sich mit sanfter Bewegung auf seine Stirn, strich bestimmend die eigene weg.

Sasuke schielte hoch, sah erneut in Itachis Augen. Samtenes Schwarz schaute regungslos zurück, während der Ältere mit seinen Fingern die Stirn des Kleineren ertastete.

Das war irgendwie beunruhigend angenehm...

"Du bist blass."

Sah man ihm so deutlich an, dass ihn etwas dermaßen beschäftigte? Das passte dem Angesprochenen nicht, doch er wusste auch nicht mehr, was er daran hätte ändern können. Er hatte nicht einmal seine eigene Vergewaltigung verhindern können. War dieser Schutz da nicht besser als gar keiner? Bis das wachende Monster ihn ebenfalls verschlingen würde...

Und wenn er nur Beute war, am Ende war es besser, gegen ein Monster kämpfen zu müssen, als sich der Welt gegenüber gänzlich ausgeliefert zu fühlen. Oder?

Aber dann war wieder die Sache mit seiner Familie...

Es drehte sich in einem endlosen Zirkel um sich selbst. Von seiner Familie aus ging es weiter zu der Tatsache, dass Itachi Recht damit hatte, dass sie seine Schwäche waren. Der Ge-Nin hing mit all seiner Seele an diesem Clan, doch wofür? Er hatte ganze acht Jahre seines Lebens von ihm gehabt - den Rest des Weges musste er alleine gehen. Und das war - absehbar - der wohl längere Teil der Strecke.

Er hätte zu gerne gesagt, er wolle Itachi für sich selber töten, für die Jahre, die er alleine durchgemacht hatte - doch... Hätte er sich nie an seine Familie geklammert, hätte er, nach einer langen Trauerphase, sicherlich, irgendwann wieder beginnen können, selber zu leben.

Aber er hatte sich auch an Itachis Worte geklammert. Er hatte für diese Worte gelebt.

Schwindel überkam ihn.
 

"Nh...", der Jugendliche merkte, wie seine Beine nachgiebiger wurden. Sasuke hatte den Schock der letzten Wochen noch nicht ganz verdaut, und Itachi riss alte Wunden wieder auf, die sich mit den neuen vermischten.

"Sasuke", hörte er es wieder von vorne, während er spürte, wie sich zwei Hände auf seine Schultern legten, ihn stützten.

Wieso? Wieso verschwand er nicht einfach? Aber das wollte er ja gar nicht...

Nur konnte es dem 17-jährigen doch jetzt auch egal sein, was er wollte. Nie hatte er sich darum geschert. Die Welt war ein grausamer Schauplatz, und in ihrer Mitte ein Monster, das darin schrie.

Er verstand seine Worte nicht...

Der 12-jährige fühlte, wie er leicht gegen seinen Vordermann sackte, und hasste sich noch mehr dafür. Überall wo er hinkam, folgte ihm Schwäche auf dem Fuße.

Aber Itachi stützte ihn nur kommentarlos und begab sich langsam in eine Hocke mit dem Kleineren.

Man konnte leises Rascheln hören, dann sah Sasuke eine Flasche vor sich, die er nur zu gut kannte.

"Trink."

Zittrig griffen die Hände des Schwarzhaarigen danach, während er es aufgab, nach den Gründen für Itachis Verhalten zu fragen. Er öffnete den Verschluss und setzte die Öffnung an seinen Mund, einige Schlucke der Flüssigkeit in sich aufnehmend. Danach fühlte er sich etwas besser.
 

"...was machst du hier?", versuchte Sasuke es, zurück zu seiner Stimme zu finden, ohne allerdings aus der Hocke aufzustehen. Man musste es ja nicht übertreiben.

"Dich sehen."

"...das kann nicht alles sein...", murmelte der Kleinere skeptisch, wobei er die Flasche an ihren rechtmäßigen Besitzer zurückgab.

"Einen Auftrag erledigen. Ist es das, was du hören willst?"

"Ich weiß nicht, was ich hören will, Itachi", seine Stimme klang wieder etwas gefasster, was Sasuke Mut machte. Trotzdem blieb er mit Itachi unten.

"Dann solltest du dir das zuerst überlegen."

Wieso konnte er nicht einmal durchscheinen lassen, was er dachte oder wollte? Was war daran denn so schwer? Wieso ließ er nie seine Maske fallen? Allerdings... Was, wenn man seinen Worten folgte?

Was tat Itachi, wenn man tat, was er wollte? Sasuke konnte sich sehr gut vorstellen, dass der Ältere es liebte, diese Spiele zu spielen. Dass er niemals etwas preisgab über sich, bevor man nicht seinem gedanklichen Labyrinth zum Ausgang hin gefolgt war.

Im Grunde hatte er eigentlich die Haltung verinnerlicht, keine Spiele mit dem 17-jährigen zu spielen, die dessen Regeln folgten. Aber Sasuke wollte mehr wissen, über ihn.

"...dich sehen. Zufrieden?"

"Wieso?"

War das nun ehrliches Interesse, oder bloß ein Versuch, seine Schwäche zu charakterisieren? Jede Frage konnte eine Fangfrage sein... Der 12-jährige schwieg eine Weile, bedacht, seine Worte gut zu überlegen.

"Ich weiß nicht. Du bist nicht der, den ich erwartet habe."

"Nicht das blutrünstige Monster, das ich hätte sein sollen? Ich töte nicht aus Willkür, Sasuke."

"...aber mehr willst du mir auch nicht sagen."

"Unwichtig. Lebe, nicht bei den Toten. Töte mich, lass es sein, tu wonach immer dir auch sein mag. Aber handle." Diese Worte klangen nicht nach Itachi. Nicht nach dem Itachi, mit dem er all die Zeit gerechnet hatte.

Es schoss ihm wieder durch den Kopf. Seine Schwäche, in vergangenen Tagen festzustecken, in Bahnen, die längst verlassen waren - sich in seinem Kopf aber immer und immer wieder wiederholten.

Aber da war noch etwas... Der Nuke-Nin hatte in das einzige Wespennest gestochen, das noch in dem Kleineren geblieben war.

"Wer hat mir gesagt, ich solle hassen!? Mich an mein Leben klammern!? Wer?"

"...klammerst du dich an dein Leben, wenn du für andere tötest? Du solltest mich hassen, um dich von mir zu befreien."

Das war eine vollkommen andere Interpretationsweise. Aber was erwartete man? Sasuke war kein Genie, wie sein Bruder es war. Nur führte der Hass nicht dazu, sich zu lösen. Er hatte ihn, stattdessen, all die Jahre mehr an seinen Bruder geschweißt, als es ihm lieb gewesen wäre.

"Dann lasse ich es vielleicht sein. Armselig."
 

Eine Weile wurde geschwiegen. Wahrscheinlich war der Ältere der Ansicht, vorerst genug gesagt zu haben. Und Sasuke fühlte sich gegenüber ihm ohnehin seltsam machtlos.

Er wusste nach wie vor nicht, ob er seine Rache wirklich aufgeben sollte, aber in gewisser Weise hatte er Itachi zu sehr an sich herangelassen, als dass er gerade ihn jetzt noch hätte töten können.

Doch hatte er nicht das Gefühl, Itachi wäre von außen nach innen in ihn hereingekommen. Viel eher fühlte es sich so an, als hätte wirklich etwas in ihm geschlafen, darauf wartend, nicht länger von stärkeren Emotionen unterdrückt zu werden. Damals hatte er zu ihm aufgesehen...

"Es ist niemals armselig, selber zu denken, Sasuke."

Der Jugendliche erwiderte daraufhin erst einmal nichts. Itachi war diesen Abend von seltsam redseligem Gemüt, und er musste lernen, damit klarzukommen.

Der Mond leuchtete verdeckt durch das Blätterwerk, als der 12-jährige an seinem Bruder vorbeischielte und hinaufsah. Er spürte die Wärme des anderen Körpers klar und deutlich. Unignorierbar.

"...was denkst du gerade, Itachi?", darauf erwartete er eigentlich keine Antwort, aber die Frage hatte darauf gepocht, gestellt zu werden.

"Daran, dass ich deine Worte aus deinem Mund höre."

"Mehr nicht?"

"Daran, dass wir gebunden sind."

"Nicht, dass du diese Verbindung zeigen oder brauchen würdest..."
 

Wieso sagte der Ältere das? Und wieso erst jetzt?

Aber er konnte es aufgeben, Fragen zu stellen, die seine Lippen ja doch nicht verlassen würden. Und wenn doch, so würden keine Antworten folgen.

Langsam konnte er sich ein etwas anderes Bild seines Bruders machen. Itachi schien diverse Ansichten in sich zu einen, die ein völlig eigenes Weltbild aufbauten. Wahrscheinlich war dies Segen und Fluch eines Wunderkindes - Zusammenhänge und Tatsachen besser, mehr, oder einfach anders zu verstehen und hand zu haben, wie durchschnittliche Menschen.

Diese Ansichten konnte er jedenfalls nicht durchblicken. Aber es ließ sich ein schwaches Muster in seinen Handlungen erkennen, das einen Rahmen hatte, der sich mit Sasukes Innerem schnitt.

Auch, wenn es irgendwie falsch war. Er konnte nicht einfach alles über Bord werfen, nur, weil er ein einziges Mal einen schwachen Einblick in den Kopf dieses Mörders bekam.

Und wieder klammerte er sich an vergangenes.
 

"Sei nicht so trotzig, Sasuke."

"Bin ich nicht. Du bist der, der sich wie ein Arschloch benimmt."

"So?", das klang eher fast so, als wäre ein schmaler, belustigter Unterton in der Stimme versteckt. Das ging auch? Jedenfalls konnte er das nicht auf sich sitzen lassen.

"Ja! Nach dem, was du getan hast, was du gesagt hast... Und dann tauchst du hier wieder auf und machst alles zu Nichte."

"Mache ich?"

Sicher, Itachi hatte niemals direkt gesagt, er solle seinen Hass fahren lassen. Nur, dass er nicht an der Vergangenheit festhalten sollte. Der Nuke-Nin machte ihn wahnsinnig.

"Ich hasse dich."

"..."

"Was?", ein leises Fauchen entkam ihm, fühlte er sich doch nicht wirklich ernst genommen.

"Tust du?"

"Wer weiß."

"..."
 

Keiner der Beiden realisierte wirklich, dass sie anfingen, sich wie richtige Geschwister zu triezen. Vielleicht hatte Itachi den leisen Verdacht, doch selbst wenn, geäußert hätte er sich dazu nicht.

Ihre Beziehung war seltsam, das war ihnen allerdings klar. Es gab wahrscheinlich nicht einmal ein Wort dafür, was sie wirklich genau beschrieben hätte.

Nur das Gefühl in Sasukes Magen, warm, befreiend, fesselnd, unklar.

Er sah den Älteren wieder an. Fühlte er etwas ähnliches in ihrem Zusammensein?

Ihm drängte sich die Frage auf, was aus ihnen geworden wäre, wäre es niemals zu dem Massaker gekommen. Ihre Beziehung wäre trotzdem von zwiegespaltener Rivalität durchzogen gewesen, das war Sasuke klar.

Man ahnte, was man hätte sein können, hätte man nicht sein müssen, was man war.

Erschrocken sah er sich aber über den Gedanken, dass ihre Beziehung - welcher Art sie auch sein mochte - niemals so tief und verwurzelt geworden wäre, wäre es nicht so gekommen, wie es wirklich war.

Nun war da nur noch ein Uchiha, dessen Aufmerksamkeit er auf sich ziehen wollte. Keine Mutter mehr, kein Vater mehr.

Nur Itachi alleine.

Deswegen war Hass auch nicht das richtige Wort, nicht mehr. Nur was es dann tatsächlich war, das konnte der Jüngere nicht so recht sagen. Er sah nach oben.
 

"Und wenn ich's nicht tue? Dich nicht hasse?"

"Wieso solltest du nicht?"

"...beantworte du mir doch einmal eine Frage", versuchte Sasuke den Spieß herumzudrehen. Viel Erfolg versprach er sich davon nicht, aber das war eh egal. In seinem Hinterkopf blieb der Gedanke, dass Itachi in wenigen Tagen wahrscheinlich sowieso wieder verschwunden sein würde.

"Welche?"

Er hasste die Art, wie Itachi ihn mit Gegenfragen in die Enge trieb. Wirklich ein Genie, auch mit Worten - aber keine gute Sache, wenn man daraus keinen eigenen Nutzen ziehen konnte.

Okay, damit suggerierte er aber zumindest, dass er auf die vorangegangenen Fragen nicht antworten wollte. So langsam begriff der 12-jährige die Regeln, nach denen Itachi eine Konversation aufbaute und führte.

Worauf er sich nicht direkt einließ war für ihn wohl nicht relevant, interessant oder angenehm.

Aber er ging darauf ein, eine Antwort zu geben. Oder zumindest gab er die Erlaubnis, eine Frage zu stellen, der er Beachtung schenken würde.

Warum also die Chance verschwenden? Sasuke dachte nach. Etwas, das er wirklich wissen wollte... Da gab es einiges, aber nur eine Sache, die jetzt zu fragen Sinn machte.
 

"Verrate mir nur eines. Wieso bist du hier, bei mir?"

Daraufhin folgte ein sehr, sehr langes Schweigen. So lange, dass der Jüngere das Gefühl bekam, mit keiner Antwort mehr rechnen zu dürfen, doch - er hatte Glück. Itachis Lippen bewegten sich tatsächlich antwortend. - Nicht nur antwortend, sondern wie die letzten Male auch sehr verführerisch, gleichmäßig, schön. Seltsamer Gedanke.

"Das würden wir beide nicht verstehen, Sasuke. Geh, wenn dir das als Begründung nicht reicht. Du musst nicht bleiben."

Das klang in gewisser Weise fast nach seiner eigenen Meinung... Zwar fühlte er sich unverkennbar und sehr überraschend zu dem Älteren hingezogen, aber... Es war kein Grund für ihn. Keiner, den er verstand, keiner den er als solchen angeben würde.

"Und wenn ich bleibe?"

"Dann...", Itachi musterte ihn mit einem seltsam neutralen Ausdruck in den Augen, "...fühlen wir uns vielleicht ähnlich."

Verstand der Ältere den Grund seines Hierseins also selber nicht? Das war ein interessanter wie unerwarteter Gedanke, da Sasuke davon ausgegangen war, ein Genie wie sein Bruder müsste auf fast alles eine Antwort parat haben - die er auch erklären und in Worte fassen konnte. Aber ohne Antwort, ohne Erklärung rissen die Fragen im Kopf des Ge-Nins nicht ab.

"Wenn du hier bist...wie denkst du dann über mich, Itachi?"

"...ist das nicht irrelevant, Sasuke?"

"Ich will eine Antwort. Es ist absolut irrsinnig, was wir hier tun!"

"Der einzige Mensch, an dem ich Interesse finden kann, bist du. Alle anderen sind nicht von Bedeutung."

Dieses - ja, Sasuke befand es für sinnvoll, es als eine Art Geständnis aufzunehmen - war seltsam. Der Höhepunkt ihrer Absurditäten des heutigen Abends. Und es war grauenvoller Weise schön zu hören, was die Lage für den Schwarzhaarigen nicht besser machte. Er zog ein wenig an seinem leicht verrutschten Kimono herum, dessen schwerer Stoff unignorierbar auf seinen Schultern lastete.
 

Jedoch... da war noch etwas. Je mehr Antworten er bekam, desto schneller rasten die Gedanken in seinem Kopf. Wie weit konnte er dieses Spiel treiben? Er musste es einfach austesten.

"Tss. Als ob das etwas bedeuten müsste. Wie interessant bin ich?"

Itachi wartete abschätzend einen Moment, bevor er Sasuke musterte. Die Ruhe wich nie aus seinem Blick.

"Du willst es wissen?", der Unterton hatte beinahe wieder etwas triezendes.

"Sonst würde ich nicht fragen."

Das schien Aussage genug gewesen zu sein, denn der Ältere reagierte anscheinend wirklich bereitwillig auf die vorangegangene Frage.

Er beugte sich nach vorne. Seidig schwarze Strähnen fielen ungehindert in sein Gesicht. Was sollte das nun werden?

Der 17-järhige hatte die Augen noch leicht geöffnet, schien sehen zu wollen, wie sein kleiner Bruder reagierte. Doch dieser war für den Augenblick zu gebannt, als dass er irgendwie gehandelt hätte.

Nur noch Zentimeter, Millimeter trennten ihre Gesichter von einander. Sie konnten gegenseitig den Atem des anderen spüren.

Die Zikaden lärmten im Hintergrund. Ein lauter, durchdringender, melodischer Klang, von alarmierender Betörung.

Und dann passierte es - Sasuke hatte es kommen sehen, doch in der Sekunde, als er Itachis weiche, warme Lippen auf seinen fühlte, spürte, wie sich ein Mund langsam gegen seinen drückte, wurde die Erkenntnis viel klarer. Der Nuke-nin beugte sich ganz über ihn. Der Kimono wurde durch einen anderen Körper berührt.

Was sollte das? Wollte er das? Sein Bruder... Der Mann, den er töten wollte...den er hatte töten wollen... er küsste ihn. Und Sasuke selber tat nicht ansatzweise etwas dagegen, die Sache zu unterbrechen.

Viel zu sehr war er damit beschäftigt, sich zu überlegen, ob das gut, schlecht oder überhaupt okay war.

Es kam so plötzlich, so unerwartet, so...

Das angenehme Gefühl, was er in seinem Magen verspürt hatte, wurde mit einem Mal deutlich intensiver.

Er ließ es zu.
 

Sakura hatte die ganze Szene mitangesehen. Sie hatte eine Weile gebraucht um zu verstehen, wer sich hinter dem namenlosen, fremden Mann wohl zu verbergen hatte, doch als es ihr klar geworden war, hatte auch sie Hass in sich verspürt. Hass darüber, dass dieser Mörder zuerst Sasukes Leben zerstörte, und anschließend ihre Pläne für den Abend zu Nichte machte.

Das gesamte Gespräch über hatte die Jugendliche mit sich gehadert, ob sie eingreifen sollte oder nicht. Aber wie sollte sie Sasuke erklären, dass sie ihm hinterher gegangen war?

Halt - Naruto zu suchen war ja nicht ihre Idee gewesen. Er hatte sie an der Nase herumgeführt, nicht umgekehrt.

Allerdings hatte sie für solche Gedanken keine wirkliche Zeit. Zuzuhören war deutlich interessanter gewesen.

Die Konversation wurde langsam runder, bis sie schließlich endete, wie sie geendet hatte.

In einem Kuss.

Einem Kuss, den Sasuke nicht verhindert oder unterbrochen hatte.

Sasuke küsste einen Mann - den Mann.

Das war nicht fair! Wieso ließ er so etwas zu? Es tat weh, unbeschreiblich!

Ohne wirklich darüber nachzudenken, tief verletzt im Inneren und mit einem unglaublichen Herzensschmerz rannte die 12-jährige davon, soweit und so schnell sie konnte.

Und dieses Mal wollte sie wirklich nicht mehr aufhören zu laufen. Ihre Yukata ließ sie immer wieder stolpern, dünne Äste rissen an der dünnen Baumwolle, doch sie achtete nicht darauf.

Ihre Liebe war ehrlich, ernst, reif, aufrichtig. Und nur, damit sie so etwas mitansehen musste?

Die Augen der Kunoichi wurden feucht, heiß, brannten. Ihre Hände wischten ungeschickt und hilflos darüber, wobei sie aufhörte, auf den Weg zu achten.

Bis sie in etwas rannte.
 

"Na, na...Ojou-chan... Vorsicht", die warme, tröstende Stimme Naos empfing sie, ebenso wie seine Arme, "Was ist passiert?"

"...Sasuke-kun...er...er hat...", mehr bekam sie als Antwort einfach nicht heraus. Es war zum Weinen - würde sie es nicht bereits tun. Ihr Innerstes war durcheinander, schmerzte, ihre Gedanken wirr und rasend.

Sasuke musste weg von diesem Mann. Er war nicht gut für ihn. Nicht gut. Sie liebte ihn, nur sie alleine.

Einige Tränen kamen noch, dann wurden ihre Augen leer und trüb. Nur sie alleine liebte ihn wirklich, und er verletzte sie.

Nao beugte sich zu ihr herunter und wischte ihr die Tränen weg. Er hielt seine Lippen an ihr Ohr.

"Er hat dich verletzt, nicht wahr? Grausam... Aber nun... Lass mich dir helfen, ein wenig."

Er grinste ungesehen, während sie nur nicken konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  sumomo_hioru
2008-11-17T19:48:53+00:00 17.11.2008 20:48
grrrr
NAO...!!!
wenn du saku auch nur EIN haar krümmst, mach ich dich zu hühnerfrikassee!
ich zwar schonen-ai fan...
und es macht mir auch echt spaß, saku zu verarschen...
aber DAS ging zu weit!
arme saku
*pat pat*


Von:  Sasu-
2008-05-22T16:00:49+00:00 22.05.2008 18:00
Das hat mir wirklich sehr gut gefallen wie es zu dem Kuss kam...
Oh böse dass Saku ausgerechnet Nao in die Arme läuft
Von:  Suchen
2008-05-16T09:26:17+00:00 16.05.2008 11:26
*__*
Woah... Woah!! o__o
Sie haben sich geküsst! >__<
Und das hast du so schön beschrieben!! (Ich glaub ich les es mir gleich nommal durch...) Und das Gespräch davor... Du triffst die Charakter immer so wunderbar passend! Es ist gut, dass gewisse Dinge angesprochen wurden und sou! Aber Sakura... verdammt, ich hoffe ihr passiert nix! .__. (aber ich glaub ich hätte es für schlimmer befunden, wenn sie die beiden Uchihas unterbrochen hätte oder so!)
Von: abgemeldet
2008-05-07T18:49:45+00:00 07.05.2008 20:49
Wuhuuuu *winkZ* <3
Das ist ja soo süß der
Kuss..hach *schwärm*
Hihi...Itachi hat Sakura´s
Herz gebrochen..höhö ^^
Nja..auf jeden Fall einen guten
ruhigen Schreibstil <.<
Was mir ehrlich gut gefällt und
vorallem sehr detailiert ♥
Schade das es so wenig gute ItaxSasu
FF´s gibt ~|33

mfG
KouKou
Von: abgemeldet
2008-05-04T09:42:03+00:00 04.05.2008 11:42
O man
bin gespant wies mit den beiden weitergeht (itaxsasu)
du bringst das so gut heraus gehst nicht so sehr in die details und kümmerst dich um das wesebtlich
du machts das echt supper
ich hoffe das du den nicht abbrichst oder der Ff dir zu kopf steigt
lieber langsam weiter machen als garnicht sag ich mal
Also wehe du bricht ihn ab sont bin ich wirklich traurig QoQ
Also gute gelingen und nagut nadan
TÜSS
Von:  Takui
2008-04-11T12:21:00+00:00 11.04.2008 14:21
Das war ein echt tolles Kapitel.! ♥
sasuke und Itachi sind einfach ein so krasses Paring. * _ * Und es ist dir gut gelungen die beiden dazustellen. ^^
...was sakura angeht haben sich wohl meine befürchtungen bestätigt....!
O _ o
Von:  Dark_Knight_Sparda
2008-04-08T07:00:17+00:00 08.04.2008 09:00
Hallo neden
deine ff ist der knaller, wunderbar geschrieben und die story ist top durchdacht, auch nach so vielen Kapi's.
Ich könnte dich umarmen, endlich zeigen sie Gefühle, die Beiden.
Und ich schließe mich auch voll der Meinung von LoonaRiver an.
Besser kann man es nicht machen.
Ich warte auf's nächste und wünsche dir nicht so viel Abistress.
Liebe Grüße Ines
Von: abgemeldet
2008-04-06T15:35:54+00:00 06.04.2008 17:35
oioioi
Kappi geb ich dir ne 1+ mit sternchen!!!
endlich Ita und Sasukee-e!! ich liebe dieses kappi
die ff ist mein persönlichr Favorit pur
*auf und ab hüpf*
wehe Nao macht das jetzt alles kapputt!!!

*grr*

Von:  Tydarkpromise
2008-04-06T12:41:35+00:00 06.04.2008 14:41
woah!!! *funkel* einfach nur geniaaaal^^ das ist echt toll geschrieben---wie immer eigentlcih, aber das kapitel hier ist einfach...genial!! weiter so^^ *g* und bitte bitte schnell~ *schon aufs nächste chappi freu*
Von: abgemeldet
2008-04-06T09:02:27+00:00 06.04.2008 11:02
Awww, oh mein Gott *_* Endlich, sie haben sich geküsst, sie haben sich geküsst *rumtänzel* Und das an so einer süßen Stelle <33
Hai, ich liebe deinen Schreibstil meine Liebe, schön, anspruchsvoll und durch und durch interessant zu lesen.
Es wird einfach nie langweilig!! Das Kapi ist einfach perfekt, zwar kam die ENS noch nicht, aber was solls, habs ja auch so entdeckt *_*
Du haust echt ein hammer Kapi nach dem anderen heraus!! Aber das hier ist einfach das beste, ich liebe es wie Sasuke versucht die Gedankengänge seines Bruders zu hinterfragen.
Das Sakura am Ende wieder in Naos Arme landet... wirklich spannend, aber ich hoffe die olle wird noch irgendwie beseitigt.
Sooooaaaa zum Ende meines Kommis noch gesagt, EIN RIESIGES LOB AN DICH UND DEINE KREATIVITÄT!!!!
Mach weiter so *hug*

lg Keksi (as. ehemalige Misya^^)


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