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And all that could have been

Uchihacest. [ItaSasu] | KakaIru
von

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The gloomy morning the terror began

Mein erster, zaghafter Versuch einer Naruto-FF.

Das Konzept ist anspruchsvoller und wird sich wohl etwas hinziehen, und auch, wenn es zu Beginn nicht danach aussieht, wird es im Endeffekt wohl auf Uchihacest hinauslaufen.

Konstruktive Verbesserungsvorschläge sind immer SEHR erwünscht, ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen!

[Anmerkungen]:

Dieses Werk habe ich Ende Januar 2006 begonnen, mein Wissen um Naruto war damals sehr beschränkt. Zudem bilden die ersten 9 Kapitel wirklich nur eine Art Einleitung, das Vorgeschehen.

Ernster wird es erst ab Teil 10, ihr wisst Bescheid. <3
 

The gloomy morning the terror began
 

Die Sonne schien noch nicht allzu lange auf Konoha, doch die Orte, die von den ersten, zaghaften Strahlen des Sternes getroffen wurden, glitzerten geheimnisvoll durch den feuchten, kalten Tau, der alles wie einen transparenten Teppich überzogen hatte.

Das wenige Licht brach sich im Dickicht der Wälder und erhellte einen schmalen Spalt auf den Straßen.

Allerdings störte ein einsamer, sich langsam voran schleppender Jugendlicher nicht an diesem Naturschauspiel. Er hätte auch nicht mehr die Kraft dazu gehabt.
 

Uchiha Sasuke blutete, und bei jedem Schritt, den er machte, fielen einige dicke, purpurfarbene Tropfen auf den aufgeweichten Boden unter ihm. Die rötliche Spur zog sich bereits über mehrere hundert Meter, doch daran verschwendete der Schwarzhaarige im Augenblick keinen Gedanken.

Das war nicht das einzige Problem, mit dem er an diesem Morgen zu kämpfen hatte. Sein Körper war nicht verletzt, Sasuke kam es viel mehr so vor, als sei sein Körper eine einzige, riesige Wunde, die unaufhörlich brannte.

Seine Kleidung hing halb zerfetzt und verrutscht an ihm, wie eine zerrissene Flickendecke, und an den Stellen, an denen der Stoff mit dem Blut des 12-jährigen in Berührung kam, begann er unangenehm an der blassen Haut zu kleben.

Dennoch schleppte er sich weiter. Er wollte weg von diesem Ort, wollte so weit wie irgend möglich weg vom Wald und einfach nur noch nach Hause. Dass er auf diesem Wege vielleicht seinen Blutungen erlegen würde, war dem Jungen vollkommen gleichgültig.

Zumindest würde es die Schmerzen beenden...

Innerlich fühlte er eine befremdliche, dunkle Leere, eine Stille, die ihn aufzufressen drohte.

Und obwohl er es sich noch nicht eingestehen wollte, schmerzte dieses befremdliche Gefühl tief in seiner Seele.
 

Ganz in der Nähe hatte jemand gerade andere Sorgen. Naruto hatte es eben noch so geschafft, sich aus dem gemütlichen, warmen Bett zu quälen, im Halbschlaf sein Essen herunterzuschlingen und war nun auf dem besten Wege, seine Wohnung zu verlassen.

"Haa... Was für gutes Wetter!"

Der Blonde verweilte einen Moment vor seiner Tür und schaute zum Himmel auf.

"Obwohl es ruhig schon heller sein könnte..."

Allerdings hatte der 12-jährige keine Zeit, noch länger das dämmrige, wolkenlose Blau zu betrachten. Stattdessen musste er zusehen, rechtzeitig beim Trainingsplatz anzukommen, weswegen er sich lieber ein bisschen beeilte.

Aus diesem Grund achtete Naruto nicht so recht auf den Weg, was ihm schmerzlich bewusst wurde, als er plötzlich mit jemandem zusammenstieß. Irritiert sah der Jugendliche auf und musste feststellen, dass er geradewegs in den jüngsten Spross des Uchiha-Clans gerannt war.

Der hatte ihm am frühen Morgen gerade noch so gefehlt.

"Kannst du nicht aufpassen?!", empörte sich der Blonde lautstark, dem der Zustand des Älteren im ersten Moment nicht auffiel.
 

Sasuke war zwischenzeitlich in einen tranceartigen Zustand verfallen und hatte kaum noch etwas um sich herum wahrgenommen, doch als er urplötzlich gegen jemanden stieß, schärften sich seine Sinne für den Bruchteil einer Sekunde wieder. Der Schwarzhaarige zuckte zusammen und sah langsam nach oben. Sonderlich begeistert war er über den Anblick des Jüngeren allerdings auch nicht, denn eigentlich war sein Plan gewesen, unbemerkt nach Hause zu kommen.

"...pass halt selber auf...", kam die schwache Antwort, und innerlich erschrak er darüber, wie kraftlos er bereits war.

Doch seine Schwäche jetzt zu zeigen konnte er sich nicht leisten. Er musste einfach nur in sein Bett kommen...
 

Naruto kräuselte verwundert die Stirn, als ihm langsam klar wurde, wie sein Teamkamerad aussah. Vor allem Sasukes Augen ließen ihn besorgt werden, denn diese waren nur noch zur Hälfte geöffnet und strahlten statt der gewohnten Kälte eine bedrückende, leblose Leere aus. Nicht schlüssig darüber, wie er sich verhalten sollte, musterte der Blonde den Größeren weiter: "...was hast du denn gemacht?"

"...unwichtig", Sasuke senkte den Blick wieder und wollte an Naruto vorbeigehen. Allerdings waren seine Bewegungen mittlerweile sehr langsam und schleppend, zu stark waren die brennenden Schmerzen und zu schwach sein geschundener Körper.

Dem Blonden entging diese Veränderung in dem 12-jährigen nicht, stattdessen begann er langsam wirklich, sich Sorgen um den Jugendlichen zu machen. Was hatte den sonst so ruhigen Ge-Nin dazu getrieben, sogar noch vor der ersten Trainingsstunde zu kämpfen? Aber selbst wenn Sasuke angegriffen worden wäre, so wäre er zumindest soweit in der Lage gewesen sich so zu verteidigen, dass er diese Art von Verwundung nicht hätte erleiden müssen.
 

Offenherzig, hilfsbereit und übereifrig wie Naruto war, griff er ohne großes Zögern nach Sasukes Handgelenk: "'Unwichtig'?! Was bitte ist bei dir denn 'unwichtig'?! Du brauchst einen Arzt!" Kurzentschlossen wollte er den Älteren ins nächstbeste Krankenhaus schleppen, doch der Schwarzhaarige zuckte zuerst zusammen und wehrte sich anschließend mit seiner verbliebenden Kraft gegen die Berührung.

"...Nicht..." Allerdings musste der 12-jährige einsehen, dass ihm auch zum Befreien seiner Hand mittlerweile die erforderliche Stärke fehlte. "...Fass mich nicht an..."

Gedanklich fügte der Größere noch ein unausgesprochenes 'Bitte' hinzu, während er spürte, wie langsam Übelkeit in ihm aufstieg, was die Sache für ihn nicht gerade erleichterte. Die ganze Situation war ihm ohnehin schon unbeschreiblich unangenehm und er wollte einfach nur weg von hier, doch Narutos entschlossenem Blick nach zu urteilen, würde sich dieses Vorhaben als fast unmöglich herausstellen.
 

Der Blonde wunderte sich immer mehr über den Älteren, doch er störte sich nicht viel an dessen leisen Protest. Stattdessen blieb er standhaft und versuchte, Sasuke zum Gehen zu bewegen. Nur widerstrebend gab er nach und setzte mit zittrigem Schritt einen Fuß vor den anderen. Naruto musterte seinen Teamkameraden, während er ihn zu stützen begann. Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter und musste feststellen, dass sich die rote Spur, die der Verletzte hinterließ, bereits über eine weite Strecke zog: "Und? Soll ich dich einfach hier verbluten lassen?"

Doch er hatte keine Zeit, sich großartig Gedanken darüber zu machen, denn urplötzlich drehte sich Sasuke von ihm weg, verkrampfte sich ein wenig und übergab sich heftig.

Naruto blieb unsicher neben dem Älteren stehen und wartete ungeduldig, bis dieser sich wieder beruhigt hatte.

"...warum nicht...", antwortete der Angesprochene nach einer weile tonlos, während er sich wie in Zeitlupe mit dem Handrücken über den Mund wischte.

Er fühlte sich in diesem Augenblick einfach nur ausgelaugt und elend, und seine Beine würden das Gewicht seines Körpers ohnehin nicht mehr lange tragen können, das spürte er.
 

Zuerst sah Naruto ungläubig und irritiert zu dem Ge-Nin, doch dann wurde es ihm zu bunt und er hob Sasuke hoch.

Das konnte er doch nicht ernst meinen!

"Schön, wenn du nicht ins Krankenhaus willst, sorg ich wenigstens dafür, dass du in einem Stück nach Hause kommst!"

Sasuke begann sich zu verspannen und wollte sich von dem Blonden wegdrücken, was ihm allerdings nicht sonderlich gut gelang.

Die Schmerzen in seinem Körper wurden schlimmer und unerträglicher, je länger er in den Armen des Jüngeren hing.

Doch er schaffte es nicht, sich gegen die ungewollte Berührung zu wehren, und so gab er den Kampf nach einigen Minuten auf.
 

Es dauerte nicht sonderlich lange, bis Naruto mit dem verstörten Bündel Mensch in seinen Armen das Anwesen der Uchihas erreichte. Der Blonde staunte nicht schlecht, doch er besann sich recht schnell wieder darauf, ins Gebäude zu kommen. Durch die Vordertür hatte er keine Chance, aber im Hof durfte er zu seiner Erleichterung feststellen, dass der Hintereingang aus einer Fusuma bestand. Traditionelle Bauten hatten eben doch etwas für sich.

Der Blonde beeilte sich die Schiebetür aufzubekommen, streifte sich aus reinem Respekt davor, dass er ein so riesiges Haus betrat, achtlos die Sandalen ab und rannte hinein, bis ihm klar wurde, dass er eigentlich nicht die leiseste Ahnung davon hatte, wohin er eigentlich musste. Planlos sah er sich um, ging dann einfach schnell weiter, schob ein paar Fusuma auf, bis er schließlich ein kleines Schlafzimmer fand, das den Eindruck machte, als würde es als Nachtlager für den Uchiha-Sprössling herhalten.
 

Vorsichtig legte Naruto den verwundeten Jugendlichen auf dem Bett ab, woraufhin dieser leise aufstöhnte. Sasuke war mittlerweile leicht weggetreten und nahm um sich herum kaum etwas wahr, doch die Zustandsveränderung zwischen getragen werden und liegen machte sich dennoch bei ihm bemerkbar, und das äußerst unangenehm. Die Schmerzen betäubten seinen Körper immer mehr und ließen kaum noch andere Gefühle zu, außer der unbarmherzigen Kälte, die durch den hohen Blutverlust verursacht wurde.

Der 12-jährige begann zu frösteln und leicht mit seinen Zähnen zu klappern.

Zudem hatte der 12-jährige bereits vor einer Weile zu fiebern begonnen, was seinem unfreiwilligen Betreuer nicht entgangen war.

Naruto musterte den Schwarzhaarigen gehetzt und unentschlossen. Was sollte er jetzt mit ihm machen?

Die Kleidung des Älteren war vollkommen zerfetzt und mit Blut durchtränkt, seine Haut blass und sein Brustkorb hob und senkte sich nur noch sehr schwach.

Der Blonde rannte aus dem Zimmer und suchte etwas, womit er das Blut abwaschen und Sasukes Stirn kühlen konnte, und nach ein paar Anläufen fand er in einem Badezimmer eine kleine Schüssel und zwei Tücher. Er ließ Wasser in die Schüssel laufen und lief dann so schnell wie möglich zurück zu seinem Patienten. Dort angekommen kniete er sich neben das Bett und tränkte zunächst das kleinere der beiden Tücher in der kalten Flüssigkeit, ehe er es Sasuke auf die Stirn legte.
 

Anschließend hatte er eigentlich vorgehabt, den Schwarzhaarigen von seiner zerrissenen Kleidung zu befreien und ihm das Blut abzuwaschen, doch daraus wurde nichts. Denn als der 14-jährige auch nur den entferntesten Versuch startete, sich irgendwie an dem Stoff zu schaffen zu machen, begann der Verletzte sich mit seiner restlichen verbliebenen Kraft dagegen zu wehren.

Zwar war er mittlerweile so weggetreten, dass er kaum noch etwas um sich herum klar wahrnahm, doch dafür spürte er Narutos Hilfeversuche umso deutlicher.

"...nicht..."

Er verkrampfte sich vollkommen und versuchte verzweifelt, sich gegen die ungewollten Berührungen zu wehren, wollte sogar von Naruto wegrutschen. Doch es gelang ihm nicht. Sein geschundener, geschwächter Körper konnte nicht mehr die Stärke aufbringen, seinen Befehlen zu gehorchen.

Stattdessen fügte sich der Schwarzhaarige in sein Schicksal und hielt inne.
 

Der Jüngere wurde immer unsicherer. Eigentlich hatte er so gar keinen Plan, was er nun machen sollte, besser gesagt: Was er sinnvolles machen konnte. Da er nicht mehr weiter wusste, aber sah, dass sein Teamkamerad Hilfe brauchte, kam ihm nur eine Lösung in den Sinn.

"Soll ich Kakashi-sensei holen?"

Eine Weile lang kam keine Antwort, doch dann nickte der Angesprochene schwach: "...Ka...ka...shi..."

Naruto warf noch einen besorgten Blick auf den Älteren, zog vorsichtig die Decke über ihn, um ihn vor weiterem Wärmeverlust zu schützen, und stand hastig auf: "Okay... Ich bin gleich wieder zurück!"

Mit diesen Worten wandte sich der Blonde um und rannte fast schon kopflos aus dem Haus.

Unanswered question

So... Hier haben wir den zweiten Teil...

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Kommentarschreibern bedanken.

Ich hoffe, es bleibt weiterhin spannend und lesenswert genug!

Desweiteren bin ich nach wie vor offen für die Nennung von Ungereimtheiten...

Sprechstundenzeit: 24h, 7 tage die Woche.

Nur für den Fall... ;)
 

Unanswered question
 

Kakashi Hatake wartete bereits ungeduldig auf dem Trainingsplatz. Dass Naruto zu spät kam, war eine Sache, das Fernbleiben Sasukes eine ganz andere. Sakura stand neben ihm und sah fragend zu ihm hoch. Doch als Antwort erhielt die 12-jährige nur ein wenig befriedigendes Kopfschütteln.

"Wirklich, dieser Naruto..." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "...Aber ob Sasuke-kun wohl krank ist?" Sakura sah zu Kakashi: "Soll ich mal nachsehen...?" "Nicht mehr nötig...", meinte der Größere und deutete auf einen orangefarbenen Wirbelwind, der mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit angerannt kam.
 

"Da bist du ja endlich!", war das Erste, was Naruto sich anhören konnte, als er die beiden Wartenden erreicht hatte. Doch zu einer aussagekräftigen Antwort war der junge Ge-Nin nicht in der Lage, da er, die Hände auf die Oberschenkel gestemmt, erst einmal heftig um Atem ringen und seine Gedanken sammeln musste. "Wo hast du so lange gesteckt?", wollte Kakashi wissen, der merkte, dass seinen Schüler etwas bedrückte.

Naruto schüttelte nur den Kopf und versuchte, sich zu beruhigen, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte: "Sasuke...er..."

Sakura, die sich bisher noch bedeckt gehalten hatte, war sofort alarmiert: "Was ist mit Sasuke-kun?!"

Kakashi schob die Jüngere zur Seite und beugte sich zu Naruto hinunter: "Ist etwas passiert?"

Der Angesprochene zuckte unsicher mit den Schultern, nickte dann aber doch und antwortete gehetzt: "Er... er blutet stark... Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also... hab ich..."

Der Größere legte seine Hände auf die Schultern des Blonden und schaute diesen mit seinem unverdeckten Auge ernst an: "Wo ist Sasuke?" Die Antwort des Jüngeren kam vollkommen automatisch, er spürte nur noch, wie sich sein Mund von alleine bewegte: "...er ist zu Hause..."
 

Kakashi nickte nur und drehte sich um: "Naruto, du kommst mit!" "Kakashi-sensei! Ich möchte auch, ich-", sagte Sakura hastig, doch ihr Lehrer unterbrach sie. "Du nicht. Du gehst wieder nach Hause."

Mit diesen Worten machte sich der Grauhaarige gemeinsam mit Naruto auf den schnellsten Wege zum Anwesen der Uchihas, wo der Blonde ihn in Sasukes Schlafzimmer brachte. Kakashi zog bei dem Anblick, der sich ihm bot, scharf die Luft ein. Der Raum war mittlerweile von einem unangenehmen Blutgeruch erfüllt, und einige Fliegen taten sich an einer halb getrockneten Blutspur an der Schläfe des 12-jährigen gütlich, der inzwischen ganz das Bewusstsein verloren hatte. Seine Haut war fahl, beinahe schon schneeweiß. Das Einzige, was noch einen lebendigen Farbton besaß, waren Sasukes Wangen, die durch das Fieber eine leichte Röte angenommen hatten. Zudem atmete er nur noch langsam und flach, und es schien, als würde jeder der schwachen Atemzüge grausame Schmerzen für den Jugendlichen bedeuten. Die helle Decke war ein Stück von seinem verwundeten Körper heruntergerutscht, so dass man deutlich eine tiefe Wunde an seiner Seite erkennen konnte, aus der die purpurne Flüssigkeit heraustropfte. Langsam färbte sich auch das saubere Bettlaken rot.

"...das sieht nicht gut aus...", murmelte Kakashi nachdenklich und hob den jungen Ge-Nin mitsamt der Decke hoch, "...er ist schon ganz kalt..."

Naruto stand etwas unschlüssig daneben und sah seinem Lehrer dabei zu, wie er den Schwarzhaarigen auf die Arme nahm. Er hatte Sasuke noch nie so erlebt - verletzt ja, schwer verletzt auch, aber dieses Mal...

Wenn er an seine Augen dachte...
 

Der 12-jährige schüttelte den Kopf und folgte schnell seinem Lehrer, der bereits im Inbegriff war, das Haus zu verlassen. Er hatte jetzt keine Zeit für derartige Gedanken, viel wichtiger war es, das Leben seines Teamkameraden zu retten. Den Grund für seinen Zustand herauszufinden konnte er später immer noch versuchen...

Es dauerte nicht lange, bis die beiden mit dem bewusstlosen Jugendlichen das Krankenhaus erreichten. Kakashi sorgte dafür, dass Sasuke direkt behandelt wurde, während Naruto, der sich etwas fehl am Platz vorkam, unsicher neben ihm stand.

Er hatte gesehen, wie Kakashi mit Sasuke in den Armen den Weg hierher gerannt war. Er hatte gesehen, wie die Haut des Schwarzhaarigen fast schon die Farbe der weißen Decke angenommen hatte. Er hatte gesehen, wie eine Krankenschwester Kakashi das Bündel Mensch aufgeregt abgenommen und ihn hastig aus der blutigen Decke gewickelt hatte, um ihn auf eine Liege zu verfrachten.

Und nun, da ein Trupp, bestehend aus Notarzt und Schwestern den Verwundeten eilig wegschafften, wurde Naruto innerlich noch unruhiger. Was jetzt? Der Blonde stand hier, mitten im Eingang eines Krankenhauses, vollkommen planlos, und auch noch ausgerechnet wegen Sasuke!

...irgendwie war das vollkommen paradox. Wieso hatte er eigentlich mitkommen müssen? Sakura hätte unter Garantie liebend gerne mit ihm getauscht.
 

"Naruto...", Kakashi kam zu dem 12-jährigen, nachdem er einige formale Dinge geklärt hatte, und ging langsam an ihm vorbei, "Wir warten im Aufenthaltsraum." Der Angesprochene nickte nur und folgte seinem Lehrer schweigend. Der metallische Geruch von Blut wollte ihm nicht aus der Nase weichen, bis ihm auffiel, dass er durch das Tragen seines Teamkameraden selber mit der roten Flüssigkeit beschmiert war. Er seufzte nur und setzte sich schnell hin, als sie in dem überfüllten, lärmenden Raum ankamen. Jetzt konnte er sich ohnehin nicht umziehen.

Sein Lehrer setzte sich auf einen freien Platz neben ihm und sah zu dem Kleineren hinunter: "Also... Was ist passiert?"

Der Jugendliche schielte auf seine Fußspitzen. Irgendwie war der sonst so fröhliche und aufgeweckte Junge überfordert mit der Situation: "...ich weiß nicht. Er lief mir vorhin so über den Weg..."

Der Grauhaarige schüttelte den Kopf: "Ich bin mir sicher, wir finden den Verantwortlichen. Vielleicht hat..."

Naruto nickte nur, mit seinen Gedanken war der 12-jährige gerade an einem vollkommen anderen Ort, weswegen er dem Größeren recht schnell nicht mehr zuhörte.

Eigentlich müsste es ihn gar nicht so sorgen, immerhin war es ja bloß Sasuke... Aber auch obwohl der Ältere sich gerne nur von seiner abweisenden Seite zeigte, und sie sich ansonsten mehr stritten als normal unterhielten, fing der Blonde an, sich wirklich Sorgen zu machen.

Auch ein kaltes, verschlossenes Herz konnte verbluten...

Außerdem waren sie im selben Team. Sie waren Partner. Wie konnte er sich in einer solchen Situation keine Sorgen machen?
 

"Sensei... Sasuke... Ich meine... wie schlimm ist es...?", wollte er nach einer Weile des Schweigens wissen, wobei er unbewusst auf seiner Unterlippe zu kauen begonnen hatte. "Er hat viel Blut verloren", war die knappe Antwort, denn auch Kakashis Gedankengänge nahmen zur Zeit andere Wege. Wer konnte Interesse daran haben, einen seiner Schüler derart zu zurichten? Lag es an Sasuke, oder hatte es vielleicht jemand auch auf die anderen abgesehen?

Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Sasuke selber für seinen Zustand verantwortlich war.

Den Kleineren befriedigte diese Antwort nicht, stattdessen hatte er Anlass zur Annahme, dass das nichts Gutes bedeuten konnte.

Seufzend lehnte er sich zurück und starrte die weiß gestrichene Decke an. Da gab es wohl keine andere Möglichkeit als Warten...

Und genau das taten die beiden auch. Sie warteten. Es verstrich eine Stunde, und nichts geschah.

Eine weitere Stunde zog sich dahin, doch auch wenn noch so viele Schwestern den Raum betraten, für sie kamen keine Neuigkeiten.
 

Erst, nachdem sie beinahe fünf Stunden gewartet und Narutos Launen zeitweise zwischen ungeduldig, wahnsinnig besorgt, unsicher, genervt und gelangweilt gewechselt hatten, kam eine junger Arzt in den Raum und lief zielstrebig auf Kakashi und seinen Schüler zu. Der Blonde erkannte, dass es sich um den Arzt handelte, der Sasuke am Morgen behandelt haben musste.

"Sensei...", begrüßte er Kakashi mit bedrückter Stimme, ohne Naruto großartige Beachtung zu schenken. Der Grauhaarige stand sofort auf: "Wie geht es ihm?" "Nun, den Umständen entsprechend... Ich muss allerdings darauf bestehen, mit Ihnen alleine zu reden", antwortete der Arzt in düsterem Ton, bevor er sich das erste Mal an Naruto wand, "Und du solltest zu deinem Freund gehen."

Der Angesprochene sah auf, wollte etwas antworten, doch beließ es dann lieber dabei und stand ebenfalls auf.

Er hätte zu gerne gewusst, was die beiden Erwachsenen zu besprechen hatten...
 

Kakashi wartete einen Moment und sah seinem Schützling hinterher, bis er sich sicher war, dass sich Naruto auch wirklich außer Hörweite befand. Der Aufenthaltsraum war mittlerweile ganz leer, da die Besuchszeit vorbei war, und so gab es niemanden, der die Vertraulichkeiten unterbrochen hätte. Der Graunhaarige sah den Arzt fragend an: "Wie schlimm ist es?" Dieser schüttelte betrübt den Kopf: "Sehr schlimm. Er hat viel Blut verloren, für sein Alter und seine Größe vielleicht etwas zu viel."

Kakashis unbedecktes Auge musterte den Mediziner mit einer Mischung aus Besorgnis und starrer Ernsthaftigkeit, doch seine Antwort ließ einige Augenblicke auf sich warten: "...heißt das, er...?" Der Angesprochene legte nachdenklich die Stirn in Falten und sah auf: "Oh nein, ich versichere Ihnen, den Jungen zu retten ist kein Ding der Unmöglichkeit! Aber..."

"...aber... ?", der Lehrer hatte andere Sorgen, als seinem Gegenüber alles aus der Nase ziehen zu müssen, doch er erkannte in dessen Schweigen, dass ihn keine guten, sondern eher unangenehme Neuigkeiten erwarten würden.

Fast wie zur Bestätigung senkte der Arzt den Blick wieder: "Ich habe allen Grund zur Annahme, dass der Junge..."
 

Naruto hatte sich bei einer Schwester durchgefragt, und so war es ihm schließlich gelungen, Sasukes Zimmer ausfindig zu machen.

Nun stand er etwas unschlüssig vor dessen Tür. Ob er anklopfen sollte? Aber so, wie der Schwarzhaarige ausgesehen hatte, war er jetzt ohnehin noch nicht bei Bewusstsein...

Er zuckte kurz mit den Schultern, klopfte schließlich doch zwei Mal kurz mit seiner Faust gegen das helle Holz, und betrat den Raum so leise wie möglich.

Kaum hatte er die Tür hinter sich wieder geschlossen, sah der Blonde, dass er mit seiner Vermutung recht gehabt hatte.

Sasuke lag ganz ruhig in dem Krankenhausbett, in das man ihn nach der Behandlung gelegt hatte, und hatte die Augen geschlossen. Naruto schlich sich zu ihm und setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Bett stand. Er konnte nicht sagen, ob sein Teamkamerad dank der Narkose oder des hohen Blutverlustes schlief, doch er spürte ganz tief in sich für den Bruchteil einer Sekunde eine seltsam angenehme Art von Dankbarkeit, dafür, dass der 12-jährige nicht seinen Verletzungen erlegen war.

Der Schwarzhaarige war immer noch blass und wirkte ausgelaugt und kraftlos, aber wenigstens waren seine Wunden versorgt und er war in Sicherheit.

Der Blonde wunderte sich über seine Gedanken. In Sicherheit wovor...? Er seufzte leise und warf dem Schlafenden einen fragenden Blick zu, wohl wissend, dass er keine Antwort bekommen würde.

Er sah nur, wie der Uchiha-Sprössling beinahe schon friedlich schlief, obwohl er zugeben musste, dass die Gesichtszüge des 12-jährigen etwas Angespanntes hatten.
 

Plötzlich klopfte jemand an die Tür. Naruto drehte sich um und sah, dass Kakashi den Raum betrat. Der Grauhaarige wirkte unglaublich gehetzt und es schien, als hätte er soeben etwas erfahren, dass ihn vollkommen aus dem Konzept gebracht hatte.

"Naruto, ich habe eine Anweisung an dich: Du wirst die nächste Zeit bei Sasuke bleiben, auch, nachdem er das Krankenhaus verlassen hat!" "W-was? Aber ich...", wollte sich der Blonde empören, doch sein Lehrer ließ ihn nicht ausreden. "Kein "aber" - du bleibst bei ihm!", Kakashi duldete keine Widerrede, sondern warf Sasuke stattdessen einen ungewohnten, offensichtlichen besorgten Blick zu, "Pass auf, dass er Ruhe bekommt."

Mit diesen Worten verschwand der Größere wieder leise aus dem Zimmer.

Naruto sah ihm hinterher. Er wusste nicht, ob er sich nun wahnsinnig aufregen, oder wahnsinnig besorgt sein sollte...

Your inner death

So...

Was lange währt, wird endlich gut, beziehungsweise veröffentlicht.

"Gut" in diesem Zusammenhang ist eher vom Betrachter abhängig..

Jedenfalls Danke an dieser Stelle an alle Kommentarschreibe, ich hoffe, euch vergeht die Lust an dem Ganzen nicht.

Take your time and enjoy~
 

Your inner death
 

Naruto starrte unsicher auf seinen Teamkameraden. Was konnte passiert sein, dass Kakashi so reagierte? Es musste etwas Ernsteres geschehen sein, das war klar - nicht nur die Verletzungen machten das deutlich. Der Blonde musterte den Schlafenden nachdenklich. Aber was? Und vor allem: Warum? Von woher war Sasuke an diesem Morgen gekommen, noch bevor das Training angefangen hatte?

Hatte er sich mit jemandem getroffen?

Der 12-jährige raufte sich frustriert die Haare. Warum musste auch immer alles so kompliziert sein?

...und warum musste ausgerechnet er bei Sasuke bleiben? Kakashi musste doch mitbekommen, dass sie nicht gerade die besten Freunde waren. Er seufzte bedrückt. Wie schlimm stand es um den Älteren wirklich?
 

Nachdem man sie einfach so zurückgelassen hatte, war Sakura ziemlich wütend gewesen. Nach Hause gehen! Als ob sie jetzt so einfach nach Hause gehen konnte, da irgendetwas passiert war, was ihr niemand erklären wollte.

Also hatte die Jugendliche beschlossen, sich ihren Frust von der Seele zu laufen, und war nun auf dem Weg in den Wald.

Wenn ihr der Trubel in Konoha zu viel wurde, trieben ihre Füße sie des Öfteren hierher, denn nur hier konnte sie sich wirklich entspannen und Ruhe finden.

Eine Weile lang lief die 12-jährige nichts Böses ahnend vor sich her, genoss die mittlerweile strahlendhelle Sonne und ließ ihre Wut verfliegen. Wahrscheinlich hatte ihr Lehrer seine Gründe gehabt, dass er sie nicht dabei haben wollte. Sie konnte Sasuke ja immer noch besuchen und sich nach seinem Befinden erkundigen. Vielleicht sollte sie ihm ein Bento machen...

Wenn sie genauer darüber nachdachte, war das eigentlich gar keine schlechte Idee.

Durch neue Euphorie angetrieben und wieder guter Dinge summte Sakura fröhlich vor sich hin.

Sie war gerade dabei zu überlegen, was für Zutaten ihr noch für ein vernünftiges Bento fehlten, als sie plötzlich Stimmen aus ihren Gedanken rissen.

Neugierig sah sie sich um und erkannte, dass sich ein Stück weiter zu ihrer Linken, gut geschützt von Bäumen und Büschen, eine kleine Lichtung befand.

Da die 12-jährige sich sicher war, dass ihr das Stimmengemurmel bekannt vorkam, schlich sie sich interessiert näher heran - nur, um sich schlagartig die Hand vor den Mund zu schlagen, damit sie nicht lauthals losschrie.
 

Sie sah Kakashi, zusammen mit einem anderen Lehrer, und die beiden unterhielten sich augenscheinlich sehr angeregt.

Zwar verstand sie nur Bruchstücke der Unterhaltung, doch es war vollkommen offensichtlich, worüber die beiden redeten.

Überall auf der Lichtung war Blut.

An den Baumstämmen, auf dem Boden, an den Blättern der Büsche, am kalten Stein einiger größerer Felsblöcke.

Mal waren es nur einige Spritzer, dann zogen sich wieder ganze purpurne Streifen über den Untergrund. Der Geruch des in der Sonne trocknenden Blutes war bestialisch, und es erschien Sakura so, als ob sie das Summen von Myriaden von Fliegen in ihrem Ohr hören konnte.

Am liebsten wäre die Jugendliche einfach nur vor diesem Anblick davongerannt, doch sie zwang sich zur Ruhe. Sie musste herausfinden, was hier passiert war. Also versuchte sie, genauer hinzuhören.

"...unmöglich sein... geht es ihm gut?"

"...im Krankenhaus, er ist... wieder bei Bewusstsein... ihn dann fragen."

Kakashi hob etwas vom Boden auf. Sakura musste ihre Augen zusammenkneifen, um zu erkennen, was ihr Lehrer da in den Händen hielt.

"...Zweifel. ...war ein Kampf."

Was hielt er da in den Händen? Es war klein, dunkel...

"...könnte so etwas getan haben?"

"...hätte Vermutungen, aber..."

...es war aus Stoff. Ein Stofffetzen...

"...Hokage benachrichtigen?..."

"Nicht, bevor ich..."

...ein dunkelblaues Stück Stoff. Aber da war doch noch was... Die Jugendliche ging ein paar Schritte nach vorne und strengte ihre Augen noch mehr an. Da war ein Stückchen Rot...

"...nicht glauben, wie Sasuke das..."

Sakuras Augen weiteten sich. Hatte Naruto nicht gesagt, Sasuke würde stark bluten...?

Der 12-jährigen wurde schlagartig übel, und bevor sie dieses Mal überhaupt einen Gedanken daran verschwenden konnte es zu unterbinden, musste sie schreien. Sie machte auf dem Absatz kehrt und begann zu rennen. Es war ihr egal wohin sie lief, Hauptsache weg von diesem Ort, weg von dem Blut, weg von dem Gespräch.

Sie rannte so schnell, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben gerannt war.
 

Mittlerweile war Naruto langweilig geworden. Wenn er es sich genau überlegte, hatte er Hunger. Er musterte Sasuke. Sollte er eigentlich die ganze Zeit auf ihn aufpassen? Die Besuchszeit war doch bereits lange vorbei, und gerade bei dem Schwarzhaarigen war er sich sicher, dass dieser mehr davon hatte, wenn nicht jemand den ganzen Tag neben ihm hockte.

Außerdem... genau genommen hatte er selber auch keinen großen Ansporn, den ganzen Tag ausgerechnet bei dem Uchiha-Sprössling zu verbringen. Irgendwann würden sie sich doch ohnehin wieder streiten.

Ob es Sasuke jetzt so gut bekommen würde, wenn sie sich wegen jeder Kleinigkeit bekriegten?

Aber dann kam dem Blonden erneut der leere Ausdruck in den Augen seines Teamkameraden in den Sinn, und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Sie hatten so leblos gewirkt, als ob sich der 15-jährige an einem Ort weit entfernt befand. Als ob etwas in ihm abgetötet worden und für immer verloren war.

Was wäre, wenn er diesen Ausdruck auch weiterhin sehen musste? Auch, wenn es keinen Grund für diese Befürchtung gab, ließ ihm diese Frage keine Ruhe.
 

Gerade in diesem Moment begann Sasuke sich etwas zu bewegen. Er kniff die geschlossenen Augen leicht zusammen, krallte sich mit den Händen schwach in die Decke und gab ein gequält klingendes Geräusch von sich.

Naruto schob seine Gedanken beiseite und sah auf: "...Sasuke...?"

Es dauerte eine ganze Weile, doch dann schlug der Angesprochene seine Augen langsam auf und öffnete sie zur Hälfte. Beunruhigt musste der Blonde feststellen, dass der ungeliebte Ausdruck noch immer in ihnen lag, doch er wollte sich davon nicht unterkriegen lassen. Wenn er schon bei dem Älteren bleiben und auf ihn aufpassen musste, dann machte er es wenigstens richtig!

"Hey...", Naruto beugte sich ein Stückchen nach vorne und begann leise zu sprechen, "Wie fühlst du dich?"

Sasuke drehte den Kopf leicht zu Naruto, doch es vergingen erneut einige Sekunden, bis er leise antwortete: "...Na...ruto...?"

Der Schwarzhaarige hatte sich noch nie in seinem Leben so ausgelaugt und besiegt gefühlt. Es kam ihm so vor, als ob sein Körper ein einziger Stahlbolzen war, der seinen Befehlen nicht mehr gehorchen wollte, die unzähligen Wunden pochten dumpf vor sich hin, seine Kehle war ausgetrocknet und kratzig und sein Kopf schmerzte unbarmherzig.

Außerdem war da dieses Gefühl, das sich tief in ihn gegraben hatte. Es war bedrückend, zerrte unnachgiebig an ihm und verdrängte alle anderen Emotionen restlos. Wenn er es sich genauer betrachtete, fühlte er sich vollkommen tot.

Nur drei Fragen quälten ihn: Wo war er, wie war er hier hergekommen, und wieso war ausgerechnet Naruto bei ihm?
 

"Ja, ich bin's...", meinte der Jüngere nach einem Moment der Stille, "...also...wie fühlst du dich?"

"...Ich..." Sasuke war sich nicht sicher, ob er wirklich antworten sollte. Oder zumindest, ob er die Wahrheit sagen sollte.

Eigentlich hatte er keinen Grund dazu, und es ging den Kleineren auch nichts an, aber... Er spürte, dass nach diesem Morgen ohnehin das ein oder andere für ihn anders werden würde...

"...schlecht..."

"Oh...", zugegebenermaßen hätte der Blonde sich mehr gefreut, wenn er etwas Positives gehört hätte. So zog er also unzufrieden eine Schnute und versuchte, die richtigen Worte zu finden, um seinen Teamkameraden ein bisschen abzulenken.

Dass sie wahrscheinlich für eine längere Zeit miteinander auskommen mussten, wollte er ihm aber lieber noch nicht sagen...

"Ich... na ja... kann ich irgendwas machen? Brauchst du was?"

Der 12-jährige kam sich völlig Fehl am Platze vor. Wieso hatte Kakashi nicht Sakura mit Sasukes Aufsicht beauftragt?

Die Jugendliche hätte diese Aufgabe sicherlich besser gemeistert als er...
 

Auch dieses Mal ließ sich Sasuke mit seiner Antwort Zeit. Innerlich war er im Moment wahnsinnig aufgewühlt und durcheinander. Die Ereignisse dieses Morgens würden ihm sicherlich noch einige Zeit nachhängen, und dass gerade Naruto der Erste war, den er nach seinem Erwachen zu Gesicht bekam, machte das nicht gerade besser.

Einerseits war etwas in ihm gebrochen, was bisher dafür gesorgt hatte, dass er nicht aufgab. Stattdessen fühlte er eine große, lebensbezogene Resignation in sich, die sich wie ein schwarzer Schleier über seine Seele legte.

Aber dann... andererseits... begann er, eine leise Stimme in sich zu hören, die um Hilfe schrie. Nur wusste der Jugendliche beim besten Willen nicht, ob er dieser Stimme tatsächlich nachgeben sollte...

"Ich...habe Durst...", kam es dann doch noch über die aufgeschlagenen Lippen des Schwarzhaarigen, bevor er seine Augen wieder schließen musste. Er konnte selber nicht fassen, wie wenig Kraft noch in ihm steckte.

"Was? Oh ja, sicher... Da hätte ich auch selber drauf kommen können!" Der Angesprochene kratzt sich am Kopf und lachte kurz verlegen. "Ich bin gleich wieder da..."

Mit diesen Worten stand der Blonde auf und lief hastig nach draußen, um den Wunsch seines Teamkameraden zu erfüllen.
 

Sasuke nutzte die Ruhe um nachzudenken. Dem sterilen Geruch nach zu urteilen war er in einem Krankenhaus.

Aber wie war er hierhin gekommen? Alles, woran er sich erinnern konnte war, wie er sich vom Wald aus in Richtung Konoha geschleppt hatte, doch nach diesem Zeitpunkt war seine Erinnerung bruchstückhaft und bestenfalls vollkommen verschwommen.

Er gab es auf, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Viel wichtiger war, warum Naruto bei ihm gesessen hatte.

Irgendwie hatte er zum ersten Mal für einen kurzen Augenblick nicht die alte Abneigung gegen den Jugendlichen empfunden, allerdings nur, damit dieses Gefühl nun wesentlich stärker wurde.

Der Schwarzhaarige wollte seine Ruhe, wollte einfach nur alleine gelassen werden und es auch bleiben. Jetzt konnte ihm ohnehin niemand mehr helfen, da war sich der 12-jährige vollkommen sicher.

Denn jetzt war es leider zu spät für die Hilfe, die er an diesem Morgen so dringend gebraucht hätte.

Jetzt war alles bereits vorbei...
 

Naruto betrat den Raum nach einer Weile wieder, in der Hand eine kleine Flasche Wasser und ein Glas: "Sasuke...? Ich hab was zu Trinken gefunden..."

Der Angesprochene öffnete die Augen wieder ein Stückchen und sah zu dem Blonden, der sich wieder neben das Bett setzte und die klare Flüssigkeit ins Glas schüttete. Diesem entging das nicht, und er sah fragend zurück: "...alles okay?"

Doch einen Moment später wurde ihm bewusst, dass es eigentlich offensichtlich war.

"Uhm... tut mir leid... ist es sicherlich nicht... Trinken tut dir bestimmt gut." Der 12-jährige stellte die Flasche beiseite und hielt seinem Gegenüber das Glas hin.

"Nimm's nicht persönlich, aber... du siehst echt fertig aus..."

Sasuke starrte das Glas weggetreten an. Es hätte ihn auch gewundert, wenn er nach alldem noch normal ausgesehen hätte...
 

Naruto wartete eine Weile ruhig, doch als sich der Schwarzhaarige nach einer Minute noch immer nicht aus seiner Starre gelöst hatte, gab er auf: "Man, sag doch, wenn du zu schwach bist..."

Er war ganz kurz davor, genervt die Augen zu verdrehen, unterließ es dann allerdings doch. Sobald es dem Uchiha-Sprössling besser ging, konnten sie sich ja gerne wieder ganz normal zanken, aber jetzt war das wohl nicht angebracht. Außerdem hatte Kakashi gesagt, er solle Ruhe bekommen.

Bekam man Ruhe, wenn man sich stritt?

Das war eigentlich eine Sache, über die man nachdenken sollte...

Naruto legte grübelnd den Kopf schief.

...wahrscheinlich eher nicht. Also beließ er es doch dabei und musterte den Älteren unsicher.

Wenn er so nicht trinken konnte, hieß das folgerichtig, dass der Blonde ihn stützen musste, was wiederum bedeutete, dass er ihn anfassen musste.

Innerlich verwünschte er Kakashi jetzt schon. Das hatte er doch mit Absicht getan!

Hatte er Sasuke nicht schon genug geholfen? Eigentlich hätte er ihm ja - so gesehen - gar nicht helfen müssen.

Sonst bekamen sie sich ja auch bei jeder Gelegenheit in die Haare. Aber heute...

Er konnte es sich selber nicht erklären, warum er plötzlich kompromissbereit im Bezug auf den Größeren wurde, doch vielleicht lag es daran, wie Kakashi sich verhalten hatte, bevor er gegangen war.

Auch der Arzt...

Alle waren plötzlich so angespannt gewesen. Und seinen Teamkameraden so zugerichtet zu sehen brachte selbst den sonst so aufgedrehten Jugendlichen dazu, ruhiger zu werden.

Irgendetwas war passiert, etwas, das schlimm genug war, dass sein Lehrer darauf bestanden hatte, den jungen Ge-Nin nicht ohne Aufsicht zu lassen. Nur was war schlimm genug? Was...?
 

Naruto wurde mehr oder weniger unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als er hörte, wie Sasuke zu husten begann.

Er sah noch einen Moment unruhig zu ihm runter, nuschelte ein genervtes: "Ach verdammt - du bist mir echt was schuldig!", und schob vorsichtig seinen freien Arm unter den Oberkörper des Schwarzhaarigen, um ihn anzuheben.

Damit hatte dieser jedoch überhaupt nicht gerechnet, was dazu führte, dass er sich direkt verspannte und leicht zu zittern begann. Mit ausdruckslosen Augen starrte er zu Naruto hoch. Dieser musste bei dem Anblick schlucken, ignorierte das seltsame Verhalten des Uchiha-Sprösslings jedoch und hielt ihm das Glas an die Lippen: "Nun trink endlich!"

Das Zittern blieb, doch Sasuke kam der Aufforderung stillschweigend nach. Der Jüngere musterte ihn dabei, und wunderte sich über dessen verstörtes Verhalten.
 

Was war an diesem Morgen wirklich geschehen?

If only I could...

Wie bereits bei den meisten Lesern angekündigt, kommt hier und heute der 4. Teil.

Morgen geht für mich die Schule wieder los, was heißt, dass ich nicht genau sagen kann, wann ich weiterschreibe...

Es kann sich ab sofort etwas hinziehen, bis ich etwas neues adde, jedoch sei euch versichert, dass ich im Augenblick nicht den Drang habe, das Ganze allzu schnell abzubrechen. :D

Viel Spaß beim Lesen, um R&R wird gebeten!

NEDEN
 

If only I could...
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis Sasuke es geschafft hatte, das Glas zu leeren. Naruto war von der Gesamtsituation nicht gerade begeistert, jedoch ließ er dem Älteren Zeit und stützte ihn mehr oder weniger geduldig. In Gedanken malte er sich nebenher aus, wie es sein würde, länger bei dem Schwarzhaarigen zu bleiben. Ob das wirklich eine gute Idee war?

Wohl eher nicht.

Aber was sollte man machen? Anweisung war Anweisung, und Kakashi hatte sicherlich seine Gründe. Nur wurmte es den Blonden, dass niemand auf den Gedanken kam, ihm die vielleicht auch mal mitzuteilen, damit er es verstehen und den Sinn in dieser Entscheidung finden konnte.

Während er seinen Gedanken nachhing, leerte sein Nebenmann das ihm angebotene Glas gänzlich. Naruto nahm und stellte es beiseite, ließ den Jugendlichen anschließend wieder zurück in die Laken sinken.

Dieser schloss beinahe direkt die Augen und entspannte sich langsam. Der Jüngere sah zu ihm runter, wobei er sich einen Kommentar nicht verkneifen konnte: "Auch mal was von 'Danke' gehört?"

Doch erst da wurde ihm klar, dass der 12-jährige bereits wieder eingeschlafen war.
 

Kakashi hatte auf dem schnellsten Weg das Krankenhaus verlassen, nachdem der Arzt ihm die schlechten Neuigkeiten überbracht hatte. Er war nun wirklich nicht erst seit gestern Lehrer, aber das... noch nie hatte er gehört, dass so etwas in Konoha passiert war.

Auch, wenn Naruto und Sasuke vielleicht nicht die engsten Freunde waren, war sich der Grauhaarige doch vollkommen sicher, das Richtige getan zu haben, als er den Blonden angewiesen zu haben, bei dem Verletzten zu bleiben.

Ihn jetzt alleine zu lassen würde die Sache wahrscheinlich nur verschlimmern...

Der Jou-Nin schüttelte den Kopf und seufzte. So hatte er sich diesen Tag nun wirklich nicht vorgestellt!

Eigentlich hatte der 26-jährige heute abend sogar ein Date gehabt, mit einem süßen Mädchen namens Maki, doch das konnte er nun wohl auch knicken.

"...nichts als Ärger...", murmelte er genervt, während er die Straßen von Konoha entlang lief, in der Hoffnung, die Richtung herauszubekommen, aus der Sasuke an diesem Morgen Naruto über den Weg gelaufen war.
 

Tatsächlich wurde er nach einiger Zeit fündig. Der Schwarzhaarige hatte eine unübersehbare Blutspur hinterlassen, der Kakashi nun ohne Probleme folgen konnte. Die roten Flecken führten aus Konoha heraus zum Wald hin. Der Lehrer wurde stutzig.

Was hatte sein Schüler am frühen Morgen alleine im Wald verloren?

Während er sich vornahm, so schnell wie möglich mit dem 12-jährigen zu reden, wäre der Grauhaarige beinahe in jemanden hineingelaufen. Kakashi sah hoch und blickte in das Gesicht eines anderen Lehrers.
 

"Guten Tag, Kakashi-san!", wurde der Jou-Nin von einem rothaarigen, hochgewachsenen Mann begrüßt.

Koba Nao war mit seinen 25 Jahren ein seltsamer Mensch, der so gut wie nie Emotionen zeigte, die über ein undeutliches Lächeln hinaus gingen, und auch sonst nicht viel von sozialen Kontakten zu halten schien.

Doch Kakashi wusste, dass er ein fähiger Mann war, und so störte er sich an dem merkwürdigen Benehmen des Jüngeren schon lange nicht mehr.

Stattdessen hatte er eine andere Frage an den etwa Gleichgroßen: "Was machst du hier?" "Ich?" Nao bedachte ihn eines undeutbaren Blickes und zeigte auf den Boden. "Genügt dir das als Antwort?"

Der Angesprochene nickte nur und besann sich wieder auf den Grund, warum er hier war. Er überlegte einen Moment und musterte Nao: "Ich bin gerade dabei, mir das näher anzusehen. Kommst du mit?"

Der Rothaarige lächelte für den Bruchteil einer Sekunde undeutlich: "Ja."
 

Die beiden verfolgten die purpurne Spur eine ganze Weile, und Kakashi nutzte die Zeit, um seinem Kollegen die Situation zu schildern. Nao hörte ganz ruhig zu und blieb gelassen. Der Grauhaarige fragte sich, ob es den Jüngeren auch innerlich so kalt ließ, allerdings kam er nicht lange dazu, darüber nachzudenken.

Als plötzlich die Fährte vom Weg verschwand, mussten die beiden gezwungenermaßen anhalten. Sie sahen sich um.

"Riechst du das?", fragte Nao nach einem Moment der Stille. Kakashi nickte: "Blut..."

Der 26-jährige schaute sich suchend um und entdeckte ein paar Tropfen der roten Flüssigkeit an den Blättern eines Busches.

Er schlug die Richtung ein und kämpfte sich einen Weg durchs Dickicht, gefolgt von Nao, bis er schließlich eine Lichtung erreichte.

Was er hier sehen musste, überstieg bei Weitem das, womit er gerechnet hatte.

Die gesamte Szenerie war mit Blut überzogen. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und sorgte mit ihren wärmenden Strahlen dafür, dass die einst flüssige Substanz nach und nach eintrocknete. Der unmenschliche Geruch der Verwesung zog einen Schwarm Fliegen an, der sich überall auf den befleckten Stellen verteilte.

Kakashi lief langsam an den kleinen und großen Pfützen vorbei und sah sich genauer um. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er gesagt, dass hier ein Kleinkrieg getobt hatte. Das sah nicht aus, als ob hier ein Zweikampf stattgefunden haben konnte.

Es sah nach einem einzigen plan- und vor allem sinnlosen Blutbad aus.

Er versuchte sich vorzustellen, was hier passiert war, doch es gelang ihm nicht. Der Jou-Nin konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie man einem Kind so etwas antun konnte.
 

Statt der Rekonstruktion der Ereignisse besann er sich lieber darauf, sich weiter umzusehen. Nicht nur das Blut deutete auf einen Kampf hin. Der Boden war aufgewühlt und überall konnte man Fußabdrücke erkennen, die Zweige einiger naher Büsche waren abgeknickt oder -gebrochen und als Kakashi einige Meter weiter lief, fand er auf dem Boden ein abgebrochenes Kunai.

Nao hatte sich mittlerweile ein eigenes Bild der Situation gemacht: "Das war kein normaler Kampf. Das kann unmöglich sein. Wo ist er jetzt? Geht es ihm gut?"

"Er ist im Krankenhaus; er ist noch nicht wach. Ich werde nach ihm schauen, wenn er wieder bei Bewusstsein ist, und ihn dann fragen...", etwas hatte die Aufmerksamkeit des 26-jährigen geweckt. Das musste er sich genauer ansehen...

Er hatte in der Ferne ein dunkles Stück Stoff entdeckt, das er nun aufhob und genauer musterte, während er sich weiter mit Nao unterhielt. Da gab es keinen Zweifel, das war definitiv ein Fetzen von Sasukes T-Shirt.

Wer konnte so etwas getan haben?
 

Plötzlich durchschnitt ein lauter, entsetzter Schrei die Stille. Die beiden Lehrer sahen in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und Kakashi erkannte nur noch, wie eine verstörte Sakura von der Lichtung wegrannte.

Er wollte ihr gerade hinterher rennen, als Nao eine Hand vor ihn hielt: "Kümmere du dich hierum. Ich werde nach dem Mädchen sehen."

Der Ältere wollte etwas erwidern, doch Nao war bereits verschwunden. Kakashi warf noch einen Blick auf die Lichtung und machte sich dann selber auf den Weg zurück nach Konoha. Alleine kam er hier ohnehin nicht weiter...
 

Es vergingen einige ereignislose und langweilige Stunden, in denen Naruto überhaupt nichts mit sich anzufangen wusste. Zwischenzeitlich war er kurz davor einzudösen, konnte sich aber doch wieder fangen, hungerte dafür aber vor sich hin.

Er musterte den schlafenden Jungen vor sich und fragte sich gerade zum wiederholten Male, wieso ausgerechnet er auf ihn aufpassen musste, als es erneut an der Tür klopfte. Naruto rechnete eigentlich mit Kakashi oder einem Krankenhausangestellten, doch zu seiner Überraschung war es Iruka, der den Kopf zur Tür hereinsteckte.

"Ah, Naruto...", der Schwarzhaarige lächelte leicht, "Also bist du wirklich hier..."

"Haa~! Iruka-Sensei!", der Jüngere sprang fröhlich auf und lief zu ihm, "...aber warum...?"

Der Ältere schüttelte betrübt den Kopf: "Ich bin leider aus keinem angenehmen Grund hier... Kakashi-sensei hat mich gebeten, nach euch zu sehen." Er warf Sasuke einen besorgten Blick zu, wandte sich danach jedoch wieder an Naruto.

"Hmpf!" Dieser verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. "Wirklich, was denkt sich Kakashi-sensei nur dabei?!"

"...in dieser Lage sollte er nicht alleine sein, ich denke, Kakashi-sensei hat Recht."

"Er hat mir ja nicht mal verraten, was mit Sasuke los ist!" Naruto sah seinen ehemaligen Lehrer nachdenklich an. "...weißt du, was passiert ist?"

Iruka sah zu dem Blonden herunter: "Ich halte mich da raus. Das ist wohl etwas zu... persönlich, um es herumzuerzählen."

Naruto grummelte missmutig: "Ja, aber dann muss ich ja auch nicht..." "Komm schon, Kopf hoch!", der Ältere lächelte, "Ich hab dir auch was mitgebracht."

Mit diesen Worten hielt der 25-jährige ein Bündel hoch, das er auf einem kleinen Tisch in der Ecke ablegte und öffnete. Zum Vorschein kamen ein neues T-Shirt für Naruto, Sasukes Stirnband und...

"Haaa~! Ramen!", euphorisch schlug der 12-jährige die Hände zusammen und umarmte den Größeren stürmisch. Dieser lachte leise, schob den Blonden aber wieder von sich: "Nicht so laut... Komm, zieh dir erst mal was Frisches an."

Wieder guter Dinge nickte der Angesprochene nur und tauschte das blutige Oberteil gegen das mitgebrachte T-Shirt. Iruka musterte ihn: "Na ja... vielleicht ein bisschen groß." "Egal!", kam die fröhliche Antwort, "Hauptsache Ramen!"
 

Einen Augenblick später saßen beide an dem kleinen Tisch, und Iruka sah dem Kleineren nachdenklich beim Essen zu.

"Also sollst du jetzt die nächste Zeit bei ihm bleiben...?", wollte der Schwarzhaarige nach einer Weile wissen.

"Mh!" Naruto nickte bekräftigend. "Und ich weiß nicht, warum!" "...wenn du weißt, was los ist, wirst du auch verstehen, warum er jetzt nicht alleine bleiben sollte." Der Blonde wurde aus dem Gespräch nicht schlau. Warum konnte ihm nicht einfach jemand sagen, was geschehen war? Dann würde es ihm auch wesentlich leichter fallen, die Rivalität, die zwischen ihnen bestand, zu vergessen.

Er musterte das Stirnband, das auf dem Tisch lag.

Iruka sah seinen Blick: "Vielleicht kannst du es ihm ja wiedergeben, wenn er wieder aufwacht." Naruto nickte stumm. So, wie Sasukes Anziehsachen ausgesehen hatten, war das wohl alles, was davon noch übrig war.

"Schon so spät? Ich muss mich wieder auf den Weg machen...", der Chuu-Nin warf einen Blick nach draußen und stand auf, bevor er dem Blonden durch die Haare wuschelte, "Halt die Ohren steif!"

Damit verschwand der 25-jährige wieder. Naruto richtete seine Haare wieder und sah ihm eine Weile hinterher, ehe er sich wieder neben das Bett setzte.

Es machte ihn verrückt, dass alle zu wissen schienen, was mit seinem Teamkameraden geschehen war, nur er nicht.

Aber was sollte er machen...?
 

Sakura war gelaufen, bis ihre Füße schmerzten und Seitenstiche ihr das Atmen erschwerten, doch sie hatte nicht eher anhalten können. Nun aber musste sich die 12-jährige gegen einen Baum stützen und heftig nach Luft ringen, um sich wieder zu beruhigen.

Das konnte doch nicht wahr sein! Wer war in der Lage, so etwas Grausames zu machen? Und warum ausgerechnet Sasuke?

"...Sasuke-kun..." Sakura senkte den Kopf.

"Ojou-chan...?"

Die Jugendliche zuckte zusammen und sah nach oben, direkt in das Gesicht von Nao. Dieser lächelte sie auf eine geheimnisvolle Weise sanft an: "Alles in Ordnung? Das war nicht für deine Augen bestimmt..."

Sakura sah zu ihm und konnte zur Antwort nur nicken. Zwar hatte sie noch nie mit diesem Lehrer geredet, doch sie war sich sicher, dass er es gewesen war, mit dem sich Kakashi unterhalten hatte.

"Das beruhigt mich..." Naos Lächeln verschwand wieder.

Die Jüngere wusste nicht, was sie von dem 25-jährigen halten sollte, also musterte sie ihn erst einmal eindringlich. Er hatte schulterlanges, rotes Haar, das er zu einem Zopf gebunden hatte und eisblaue Augen, die die Jüngere aufmerksam musterten.

Einerseits hatte er eine angenehme Stimme, aber andererseits... Sakura konnte es nicht erklären, aber etwas an seiner Art war ihr suspekt.

"Warum warst du dort?", fragte Nao ruhig. "Ich... wollte nur spazieren...", kam die zögerliche Antwort, wobei die Jugendliche wieder an die blutgetränkte Lichtung denken musste. Sie schaffte es nicht, ihre Trauer und Besorgnis zu verbergen, und ließ mutlos den Kopf hängen.

"...wirklich alles in Ordnung?", hakte der Rothaarige noch einmal mit ruhiger, fast schon einfühlsamer Stimme nach.

Dieses Mal schüttelte die Angesprochene den Kopf: "...Sasuke-kun... er..." Sakura schniefte.

Nao legte auf einmal die Arme um die Schülerin und zog sie an sich: "Mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung... Mit deinem Freund wird alles gut werden..."

Während er das sagte, erschien erneut ein schwaches Lächeln auf den Lippen des 25-jährigen.

Und dieses Mal war es weder sanfter, noch freundlicher Natur...

From the inside

So~ Endlich kommt Teil 5...

Langsam beginnt die Story sich zu verdichten, ich hoffe, das wirkt nicht abschreckend.

Vielen Dank auch wieder an dieser Stelle erneut an alle Kommentarschreiber, leider rutsche ich unaufhaltsam in die 4. Klausurphase hinein, weswegen ich in nächster Zeit nicht mehr so häufig etwas hochladen kann. u__u Ihr seid gewarnt.

Genug der Reden, viel Spaß mit dem neuen Teil!
 

From the inside
 

Naruto fand sich am nächsten Morgen mit dem Oberkörper auf dem Bett liegend wieder. Er blinzelte ein paar Mal müde und sah sich irritiert um. Wo war er? Doch als sein Blick auf den noch immer schlafenden Sasuke fiel, wurde ihm das ein oder andere wieder klar. Also war er eingenickt?

Der Blonde konnte sich noch daran erinnern, dass er eine ganze Weile gelangweilt den Mond angestarrt und sich gefragt hatte, wann sein Teamkamerad wohl das nächste Mal zu Bewusstsein kommen würde. Verständlicherweise konnte das aber wohl noch etwas dauern...

Der Jugendliche stand leise auf, streckte sich erst einmal ordentlich und schlurfte in das kleine Badezimmer. Sein Spiegelbild blinzelte ihn müde an. Eines stand fest: Die nächsten Nächte wollte er ein eigenes Bett, wenn er schon auf Sasuke aufpassen musste!
 

Einige Minuten später trottete der 12-jährige nicht wesentlich motivierter wieder zurück zum Bett.

Wie lange mussten sie eigentlich hier bleiben? Naruto wollte viel lieber wieder raus und etwas unternehmen. Dann kam ihm etwas in denn Sinn: Kakashi hatte gesagt, er sollte auch nach Sasukes Krankenhausaufenthalt bei ihm bleiben. Aber so, wie der 12-jährige jetzt aussah, war er danach sicherlich nicht direkt wieder in der Lage, an den Missionen teilzunehmen.

Musste er dann auch den ganzen Tag bei dem Schwarzhaarigen sitzen? Aber Sakura konnte doch nicht alleine...

Er seufzte. Warum eigentlich immer er?
 

Der gesamte Tag verlief zunächst recht ereignislos. Zwischendurch kam eine Schwester um nach dem Rechten zu sehen und etwas zu Essen zu bringen, doch ansonsten langweilte sich Naruto maßlos. Das war doch einfach nur öde und ätzend...

Er konnte selber nicht sagen, wie er die Zeit tot geschlagen hatte, doch als am späten Nachmittag plötzlich hektisches Treiben herrschte, war er beinahe froh darüber.

Kakashi betrat den Raum, gefolgt von einer jungen Schwester. Der Grauhaarige schien irgendwie verstimmt zu sein, doch Naruto hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen: "Sensei! Ich habe keine Lust mehr, ich-" "Naruto, du wartest draußen!", unterbrach ihn der 26-jährige unnachsichtig. Dieser Zwischenfall hatte sein erstes Date seit Langem versaut, und alles, was der Jou-Nin jetzt noch wollte war, den Verantwortlichen zu finden. Damit der Schuldige für die Sache Buße tat, die er Sasuke angetan hatte...
 

Der Blonde sah seinen Lehrer irritiert an. Doch anstatt etwas zu sagen, ließ er es lieber bleiben. So, wie Kakashi aussah, würde er ihn ohnehin weder ernst nehmen noch ausreden lassen. Also marschierte der 12-jährige frustriert nach draußen und schloss die Tür leise hinter sich.

Nur wäre Naruto nicht Naruto gewesen, wenn er nicht die Gelegenheit genutzt hätte, um an der Türe zu lauschen. Er warf nur schnell einen prüfenden Blick über den Flur und grinste dann in sich hinein.

Vielleicht würden seine Fragen ihm ja auf diesem, zugegeben nicht ganz legalen Wege Beantwortung erfahren.
 

Sasuke hatte eine relativ ruhige Nacht hinter sich. Wahrscheinlich lag es daran, dass sein Körper viel zu geschwächt war, um sich großartig zu bewegen oder in eine explizite Traumphase gleiten zu können.

Nach und nach kamen aber die Schmerzen wieder, weswegen sein Schlaf stetig leichter wurde, bis er schließlich schwaches Murmeln hören konnte.

Ein seltsam beklemmender Anflug von Panik schlich in ihm auf. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass er in einem Krankenhaus lag. Seine Erinnerungen reichten nur noch bis zum bitteren Ende des vergangenen Morgens, und so musste der 12-jährige annehmen, dass er es gar nicht geschafft hatte, aus dem Wald zu fliehen.

Der Schwarzhaarige wollte aufstehen, doch noch immer hatte er keine Gewalt über seinen Körper, und so stellte sich dieses Unterfangen als unmöglich heraus.

Dafür jedoch erkannte er allmählich, dass es sich nicht um die Stimme handelte, die ihn bis ans Ende seines Lebens verfolgen würde. Stattdessen war sie ihm sogar sehr vertraut. Er konnte zwar im Augenblick nicht mehr eindeutig sagen, woher er sie kannte, aber er konnte immerhin sagen, dass er keine Panik vor ihr zu haben brauchte.

Auch, wenn ihm das im Augenblick sehr, sehr schwer fiel.
 

Kakashi bemerkte, dass sein Schüler allmählich wieder zu sich kam, und so rutschte er näher zum Bett: "Sasuke? Bist du wach?"

Der Angesprochene ging eine Weile nicht darauf ein, nickte letztendlich aber doch schwach, wobei er die Augen noch geschlossen ließ. Der Grauhaarige seufzte: "Ich weiß, dass es nicht leicht für dich sein wird, aber... Du musst mir sagen, wer das war."

Wie erwartet schüttelte den junge Ge-Nin nur schwach den Kopf. Sasuke fühlte sich noch einfach nicht im Stande jetzt schon darüber zu reden.

"Sasuke...!" Kakashi wusste, dass man nichts erzwingen konnte, aber er brauchte die Antwort, und das besser Heute als Morgen.

Er warf der Schwester einen undeutbaren Blick zu, doch diese machte ihm nur deutlich, dass er den Jungen nicht stressen durfte.

Der 26-jährige wusste, dass Sasuke sich auch bisher schon schwer daran getan hatte, irgendetwas über sein Innerstes preiszugeben. Aber jetzt...
 

Der Schwarzhaarige wollte endlich wissen, mit wem er da redete, und schlug ganz langsam seine Augen auf. Seine Sicht war zunächst vollkommen verschwommen und undeutlich, doch allmählich wurde sie klarer.

Wen hatte er da vor sich...?

Er sah eine olivefarbene Weste, ein dunkles Oberteil...

Das kam ihm so bekannt vor...

...was war denn das?

Ein eiskalter Schauer lief dem Rücken entlang, als er das Stirnband erkannte. Schlagartig drangen Erinnerungen in ihm hoch, die er lieber verdrängen wollte.

...dieser Mann, der sich über ihn gebeugt hatte...der ihm genüsslich dabei zusah, wie er blutete...

...dieser Mann, der ihm das angetan hatte...

Er zuckte zurück. Die Augen des 12-jährigen weiteten sich und seine Pupillen verengten sich zu minimalen Punkten.

Sasuke realisierte erst gar nicht, dass es sein Lehrer war, der neben ihm saß. Er sah nur dessen Uniform.
 

Naruto wurde durch das Lauschen auch nicht wirklich befriedigt. Das gab es doch nicht! Alles was er hören konnte, war ein gedämpftes Murmeln. Anscheinend verlief das Gespräch nicht sehr erfolgreich...

Plötzlich herrschte vollkommene Stille. Der Blonde legte den Kopf schief. Was war denn jetzt?

Weder Kakashi, noch Sasuke oder die Schwester waren zu hören. Und irgendwie gefiel dem 12-jährigen diese Stille rein gar nicht.

Sie war so kalt, so unnormal...
 

Und dann, von einem Moment auf den anderen, ging alles ganz schnell.

Die Stille wurde von einem fast unmenschlichen, panischen Angstschrei zerrissen, und Naruto musste zur Seite springen, um nicht von der Tür getroffen zu werden, die die Schwester hastig aufschlug, bevor sie an ihm vorbeirannte.

Offen wie der Raum jetzt war, wagte es der Blonde, einen Blick hineinzuwerfen.

Doch was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht.

Sasuke hatte sich in der hintersten Ecke des Bettes zusammengekauert, die Beine an den Körper angezogen, die Hände seitlich am Kopf in den Haaren vergraben und schrie sich die Seele aus dem geschundenen Leib.

Dabei starrte er mit weit aufgerissenen Augen nach vorne und zitterte heftig, während Kakashi versuchte, ihn mit gutem Zureden und sanften Gesten wieder zu beruhigen.
 

Naruto hatte zwar gehofft, dass der weggetretene Ausdruck aus den Augen des Älteren verschwinden würde, doch jetzt, da er nur noch das blanke Grauen in ihnen sehen konnte, wünschte er sich, nie darum gebeten zu haben.

Unschlüssig stand er in der Tür. Wirklich, sie beide mochten nie die besten Freunde gewesen sein, aber...

Was auch immer an jenem Morgen passiert war, der 12-jährige schwor sich, von nun an die alten Streitereien zu vergessen.

Ab jetzt würde er der Aufforderung Kakashis ohne zu fragen nachkommen.

Einen Moment später kam die Schwester in Begleitung des jungen Arztes wieder, und kurz nachdem sie in dem Zimmer verschwunden und die Tür wieder verschlossen hatten, herrschte erneut Stille.
 

"Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist", murmelte Kakashi zu dem Arzt, als beide den Raum verließen, "Unter diesen Umständen wird er vielleicht nie wieder..."

Der 26-jährige verstummte, als sein Blick den von Naruto traf. Der Jüngere widerstand nur knapp dem Drang nachzufragen, ob sein Lehrer das meinte, was er befürchtete, unterließ es dann aber doch.

"Du gehst jetzt wieder zu ihm und bleibst da!" Mit dieser klaren Anweisung drehte sich der Grauhaarige hastig um und verschwand.

Der Angesprochene nickte nur nachdenklich und ging langsam zu seinem Platz zurück.
 

"Kakashi-san, Ihr wirkt heute abend so bedrückt. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?"

Der Jou-Nin wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah auf. Mittlerweile war es draußen vollkommen dunkel geworden und der Mond schien hell und rund am Himmel. Kakashi saß in einer kleinen, gemütlichen Ramenbar, deren rote Lampions den Platz erhellten, und holte sein Date von gestern nach.

"Nein, nein, Maki-chan... Es ist nichts, wirklich." Der 26-jährige lächelte schwach. "Aber reden wir doch nicht immer über mich..."

Maki erwiderte das Lächeln schüchtern, und Kakashi nahm dies zum Anlass, sie noch einmal genaustens zu mustern.

Die 25-jährige wirkte wesentlich jünger, als sie eigentlich war, und hatte ihr dunkles, fast schwarzes Haar zu einem Zopf gebunden.

Er hatte sie vor ein paar Wochen durch einen äußerst merkwürdigen Zufall hier in dieser Bar kennen gelernt, und seitdem war kein Tag vergangen, an dem der Größere nicht an seine Eroberung gedacht hatte.

Allerdings musste er zugeben, dass er das Gefühl hatte, sie von irgendwo her zu kennen...

Nur egal wie sehr er sich auch anstrengte, Kakashi konnte sich nicht erklären, woher er diese wunderschönen, ruhigen, dunklen Augen kennen sollte.

"Was wollt Ihr denn über mich wissen, Kakashi-san?", unterbrach sie die Stille. "Am liebsten alles", kam die klare, schmeichelnde Antwort. Die Jüngere lächelte verhalten: "Ihr seid mir ein Charmeur..." "Nun... Du hast mir noch immer nicht gesagt, woher du kommst. Nicht einmal deinen Familiennamen kenne ich..."
 

Maki wollte gerade etwas antworten, als plötzlich zwei äußerst motivierte Jungen angerannt kamen: "Iruka-sensei!"

Die beiden blieben neben Kakashi und seiner Begleitung stehen und sahen Maki verblüfft an.

"Ich hätte schwören können, dass es Iruka-sensei ist...!", nickte der eine eifrig, bevor er seinem Freund einen High-Five gab und fröhlich weiterrannte.

"Wirklich, diese Kinder..." Kakashi sah den beiden entnervt hinterher. Von wegen Iruka!... Obwohl eine gewisse Ähnlichkeit nicht abzustreiten war...

"Ist alles in Ordnung, Maki-chan?"

Die Dunkelhaarige war etwas blass um die Nase geworden und erhob sich langsam: "Nun ich... fühle mich heute abend nicht besonders. Entschuldigt mich bitte, aber ich denke, es wäre besser, wenn wir dieses Date auf einen ruhigeren Abend vertagen würden." Sie lächelte entschuldigend und verschwand mit eiligen Schritten, ohne, dass der Grauhaarige noch irgendetwas hätte erwidern können.

Etwas überrumpelt von der Plötzlichkeit ihres Verschwindens blickte Kakashi ihr nach.

Im Augenblick lief aber auch alles falsch...

In a darkened room

Da haben wir ihn. Den lange auf sich warten lassenden 6. Teil. Und die Klausurphase dauert bei mir noch ganze zweieinhalb Wochen an.

Jedenfalls hoffe ich, dass der Teil seriös genug rüberkommt, denn allmählich wird es ernst...

Thanks~ für's Lesen!
 

In a darkened room
 

Iruka schaffte es gerade noch so, sich unbemerkt in eine Seitenstraße hinter eine Hauswand zu retten, bevor seine Tarnung aufflog.

Er lächelte bedrückt, während er sich gegen das kalte Mauerwerk lehnte.

Für die Dinge, die er mit seinen Möglichkeiten machte, war er sicherlich nicht Lehrer geworden, aber...

Er konnte dem nicht helfen. Eigentlich hatte er es gar nicht soweit kommen lassen wollen. Es war nur einfach so gewesen, dass er ganz langsam begonnen hatte, sich für den älteren Lehrer zu interessieren, erst ganz harmlos, aber dann...

Das ganze war aus reiner Neugier entstanden, aber mittlerweile wurde die Angelegenheit wirklich ernst. Vielleicht zu ernst. Iruka hatte aber auch nicht ahnen können, dass diese Maki Kakashi so gut gefallen würde.

Immerhin hatte er sich damals eine geschickte Taktik zurecht gelegt, um den Älteren so unauffällig wie möglich anzusprechen, und nicht umgekehrt. Wenn man so darüber nachdachte, war es auch irgendwie paradox, dass Kakashi eine Frau umwarb.

Nur hätte er vielleicht damit rechnen sollen.

Es brachte nichts, sich jetzt noch darüber Gedanken zu machen. Der Chuu-Nin musste es dem Grauhaarigen früher oder später sagen, falls ihm bis dahin keine andere, weniger schmerzhafte Lösung einfiel...
 

Naruto saß die ganze Nacht nachdenklich bei seinem Teamkameraden. Dessen Schlaf war mittlerweile weit weniger ruhig wie in der Nacht zuvor, doch der Blonde hatte nicht die leiseste Ahnung, was er dagegen hätte unternehmen sollen.

Ihm spukten noch immer die Bilder des Nachmittags im Kopf. So hatte er Sasuke niemals zuvor erlebt...

Nein, nicht den so coolen und gelassenen Sasuke, dem eigentlich so ziemlich alles und jeder egal war.

Wer konnte für so etwas verantwortlich sein? Wer war in der Lage den Uchiha-Sprössling so fertig zu machen?

Der 12-jährige seufzte und ärgerte sich, dass er keine Antwort fand, während er frustriert in die Nacht hinaus starrte.

Mittlerweile war nur noch ein kleines Lämpchen an, um den Raum zu erhellen, doch dem Jugendlichen passte das eigentlich recht gut.

Es verlieh der Atmosphäre etwas ungewöhnlich entspannendes, auch, wenn das in dieser Situation vielleicht nicht der passende Ausdruck war. Aber die Ruhe tat definitiv gut.

Plötzlich, ganz langsam, begann Sasuke sich zu regen. Naruto warf ihm einen neugierigen Blick zu. Würde der 12-jährige erneut so panisch reagieren, oder schlief er vielleicht sogar ruhig weiter?
 

Der Schwarzhaarige kehrte allmählich in die Welt der Lebenden zurück. Nachdem das Gespräch mit Kakashi in einer Panikattacke geendet hatte, hatte man ihn vorläufig ruhig gestellt, um den Jugendlichen vor weiterem Stress zu bewahren.

Nun fühlte er sich ausgelaugter denn je, und sein Kopf dröhnte unbarmherzig vor sich hin.

Sasuke wusste nicht so recht, ob er die Augen wirklich aufschlagen sollte. Was war da draußen denn, dass sehenswert war? Oder dass lebenswert erschien?

Sicherlich, es gab etwas, für das er sich rächen musste. Aber wie sollte er das jetzt noch anstellen?

Wenn er jedes Mal ausrasten würde, sobald ihm ein Lehrer über den Weg lief...

Die Sache war eigentlich ganz klar: Er durfte sich einfach von so etwas nicht unterkriegen lassen. Irgendwie würde der 12-jährige es schon schaffen, seine Panik unter Kontrolle zu bekommen. Egal, ob die Missionen dann keine Herausforderungen mehr waren, sondern zu Torturen wurden. Er hatte sich selber geschworen, diese Sache zu Ende zu bringen.

Das allerdings war lange vor diesem verfluchten Morgen gewesen. Er zweifelte immer mehr daran, ob er wirklich die nötige Kraft aufbringen konnte, seine Ausbildung auch weiterhin durchzuziehen.

Konnte er sich selber so hart quälen? Gedanklich vielleicht, aber schaffte er das auch in der Realität?

Der junge Ge-Nin befürchtete fast, dass dem wohl nicht so sein würde.

Vielleicht sollte er einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Außerhalb eines Krankenhauses ließ es sich wesentlich besser nachdenken. Schon alleine, weil ihn andere Gedanken gerade mehr beschäftigten.

Die Bilder dieses Morgens ließen sich einfach nicht aus seinem Gedächtnis tilgen, egal, wie angestrengt er es auch versuchte.

Das konnte doch nicht wahr sein! Wurde er zum Gefangenen seiner eigenen Erinnerungen?

...oder musste er sich fragen, ob er das nicht schon seit einer langen Zeit war?
 

Vollkommen am Ende mit den Nerven schlug der 12-jährige schließlich doch die Augen ein Stück auf und blinzelte müde.

Er sah direkt in das zu einer nachdenklichen Schnute verzogene Gesicht Narutos, der mit etwas Abstand zu ihm neben dem Bett saß.

Konnte ihm bitte jemand erklären, was der Blonde da machte? Er erinnerte sich dunkel daran, dass er ihn nicht das erste Mal neben sich sah, doch trotzdem - oder auch gerade deswegen - blieb die Frage.

Irgendwas stimmte an der Situation nicht.

Obwohl... Eigentlich wusste Sasuke ja am besten von allen, was genau nicht mehr in Ordnung war.

Er dreht den Kopf leicht weg.

Naruto sah ihn eine Weile schweigend an, da ihm nichts einfiel, was er hätte sagen können. Dass es dem Älteren nicht gerade gut ging erkannte er ja auch selber. Doch nach einiger Zeit bereitete ihm das Schweigen mehr Sorgen, als die Möglichkeit, etwas falsches sagen zu können, und so startete der Blonde doch einen relativ mutigen Anlauf.

"...wieder wach?"

Der Angesprochene drehte den Kopf wieder zu ihm. Noch immer lag der verklärende Schleier über seinen Augen, die den Jüngeren teilnahmslos anstarrten. Er nickte zur Antwort nur leicht. Der Blonde begann, sich seiner Sache weniger sicher zu werden.

So konnte er unmöglich ein Gespräch führen!
 

Umso erstaunter und in gewisser Weise erleichterter war er, als der Schwarzhaarige von selber zu reden begann.

"Was machst du hier...?"

Seine Stimme klang schwach, brüchig, und innerlich verfluchte sich der 12-jährige dafür, dass er so kraftlos war.

Plötzlich erlosch das kleine Lämpchen, und die beiden Jungen saßen in vollkommener Dunkelheit.

"Ich?" Dem Blonden fiel ein, dass er dem Größeren Kakashis Anweisung noch nicht offenbart hatte. "...na ja... Meine Idee war es jedenfalls nicht..."

Der Angesprochene starrte ihn weiterhin an. Das hatte er sich ja auch gedacht. Konnte der 12-jährige nicht einfach mit der Sprache rausrücken?

"Kakashi hat gesagt... dass ich bei dir bleiben soll", kam nach einer Weile die zögerliche Erklärung.

Sasuke drehte den Kopf wieder weg. Was sollte das werden? Alles, was er wollte war Ruhe. Wie sollte er bitteschön mit Naruto in ein und dem selben Raum auf Dauer Ruhe bekommen?

Andererseits, so überlege er sich, wäre die andere Möglichkeit wahrscheinlich Sakura gewesen. Bei dem Blondschopf konnte er unter Umständen darauf hoffen, dass er ihn nicht pausenlos ansprechen und ihn somit einfach gewähren lassen würde, was er bei der Jugendlichen wohl ganz vergessen konnte.

Auch, wenn ihm diese Entscheidung nicht passte, so war er doch ein Stück weit froh darüber, dass es Naruto war. Er hatte zwar nicht das Bedürfnis über das Geschehene zu reden, aber dennoch, ganz abgesehen vom Charakter seiner Teamkameraden war es im Moment für ihn leichter, wenn es zumindest ein Junge war, der bei ihm saß.
 

"...soll heißen?" Der Schwarzhaarige drehte den Kopf so, dass er die Decke anstarren konnte.

"Dass wir jetzt für ne Weile miteinander klar kommen müssen", kam ohne Zögern die Antwort. Warum großartig um den heißen Brei herum reden? Erstens war das ganz sicher nicht Narutos Art, und zweitens änderte es an der Tatsache auch nichts.

Sasuke reagierte nicht darauf, doch der Blonde war sich sicher, dass er nicht gerade erfreut war, das zu hören. Deswegen versuchte er, sich ein wenig mit dem Älteren zu arrangieren.

"...ich weiß nicht, was passiert ist, aber... wenn Kakashi dich schon nicht alleine lassen will, dachte ich mir, versuchen wir's zumindest ohne Gezanke..." Der Blonde kratzte sich verlegen grinsend am Kopf.

Der 12-jährige schielte ihn aus den Augenwinkeln heraus an. Solche Worte aus dem Mund Narutos! Ihm bekam das Herumsitzen wohl nicht...

Aber im Grunde hatte er ja Recht. Es würde die Sache für ihn nicht gerade erleichtern, wenn er sich auch noch die ganze Zeit gegen den Jüngeren behaupten musste. Also nickte Sasuke leicht.
 

Eine Weile blieb es vollkommen still zwischen den beiden, da auch keiner von ihnen wusste, ob oder was er mit dem anderen sprechen sollte. Besser gesagt, Sasuke hatte nicht den leisesten Drang, jetzt auch nur ein Wort mit dem Jüngeren zu wechseln, während Naruto keine Ahnung hatte, was es zu bereden gab.

Also saßen die beiden stumm in der Dunkelheit und starrten vor sich hin, während die Minuten verstrichen.

Doch dann, nach einiger Zeit, kam dem Kleineren eine Frage in den Sinn. Und wie Naruto nun einmal so war, dachte er nicht lange darüber nach, sondern stellte sie einfach: "Du sag mal... was war vorhin eigentlich los?"

Erst verspürte der Angesprochene nicht wirklich das Bedürfnis, auf die Frage einzugehen, aber dann entschied er sich doch dazu, wenigstens irgendwie zu antworten: "Will nicht drüber reden. Geht dich auch nichts an."

"Ja... Hab ich mir schon gedacht." Naruto verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Aber meinst du nicht, dass ich ein Recht darauf habe, irgendwas zu wissen, wenn ich schon mit dir zusammensein muss?"

"...war ja nicht meine Idee."
 

Der Blonde wollte etwas erwidern und öffnete seinen Mund, schloss ihn aber schnell wieder und verkniff es sich. Ganz ruhig!

So würden sie zusammen jedenfalls nicht weiterkommen... Er wollte es ja nicht einmal darauf anlegen, dass sie ein freundschaftliches Verhältnis zu Stande brachten, allerdings mussten sie doch irgendwie zusammen klar kommen.

Aber so waren sie davon noch weit entfernt. Ob das jemals mit ihnen was wurde? Naruto war sich sehr sicher, dass er es schaffen würde, wenn nur der Schwarzhaarige mit dieser ewig unnahbaren Haltung aufhörte.

Aber nein... Wir waren ja stur und ließen uns nicht helfen.

Der 12-jährige verdrehte insgeheim die Augen, als Sasuke plötzlich weitersprach.

"...vergiss es einfach... vielleicht ein anderes Mal..."
 

Naruto sah auf. Hatte er sich verhört oder war da tatsächlich noch etwas von dem Größeren gekommen - freiwillig?

Wirklich, er wurde es dem Uchiha-Sprössling nicht schlau. Nur eines wusste er mit Sicherheit: Nachgeben wollte er jetzt auf keinen Fall.

"Wahrscheinlich geht es mich ja wirklich nichts an. Aber wir sind doch ein Team!"

Stille.

Nachdenklich sah Sasuke aus dem Fenster: "...'Team'...?"

Er schloss erschöpft die Augen. Hatte ihm irgendjemand Beistand gegeben, als seine Familie ermordet wurde? Hatte ihn irgendwer gerettet, als er Hilfe gebraucht hatte? Kam dieser ernst gemeinte Ansatz von Teamgeist nicht etwas zu spät...?

Andererseits... gab es da sonst noch etwas, woran er sich klammern konnte? Oder aber: Was hatte er jetzt noch zu verlieren?
 

"...und wenn ich dir jetzt sagen würde, dass ich Angst habe...?", flüsterte der 12-jährige mit tonloser Stimme, wobei er mit seiner Hand unbewusst Halt suchend über das weiße Bettlaken strich.

"Was...?" Der Angesprochene musterte den Älteren fragend: "...dann würde ich dir sagen, dass man zu zweit alles leichter packt."

Und dann tat er etwas, von dem er sich selber nicht erklären konnte, wieso. Vielleicht war es wieder nur einer von Narutos typischen, gedankenlosen Impulsen. Vielleicht spürte er einfach, wie schlecht es seinem Gegenüber gehen musste, wenn er so etwas zu ihm sagte. Der Blonde wusste es nicht. Aber trotzdem, ganz langsam und fast schon vorsichtig, griff er nach der suchenden Hand des Älteren und drückte sie leicht. Sie zuckte leicht, spannte sich minimal an. Doch offenbar schien Sasuke der Sache eine Chance geben zu wollen. Er zwang sich zur Ruhe.

Erschrocken musste Naruto feststellen, wie kalt die Haut des anderen war. Ohne weiterhin groß darüber nachzudenken strich der 12-jährige mit seinem Daumen über den Handrücken des Verletzen, der - selber etwas perplex - davon nach ein paar Minuten wieder dösig wurde und einschlief.
 

Es verging eine ganze Weile, in der Naruto so in der Dunkelheit saß und Sasuke beim Schlafen zusah.

Es dauerte noch länger, bis ihm schlagartig bewusst wurde, dass sie hier eigentlich Händchen hielten.

Doch nach einiger Zeit, ganz langsam, begann es ihm, egal zu werden.

The Invitation

So... Was lange währt, wird endlich gut. Ich möchte mich an dieser Stelle dafür entschuldigen, dass ihr so lange warten musstet..

Aber ich verfüge im Moment über wenig bis keine Zeit, weswegen es auch nur stockend weitergehen wird.

Jedenfalls soll das dem Ganzen keinen Abbruch tun - Danke hier also an alle Leser~ & enjoy Part Seven!
 

The Invitation
 

Es waren einige Tage vergangen, in denen Sakura weder etwas von Team 7 gehört, noch sonderlich viel zu tun gehabt hatte.

Aber im Grunde hatte die Jugendliche auch andere Dinge, die ihr durch den Kopf gingen. Zunächst einmal natürlich Sasuke. Bisher hatte noch niemand es für nötig gehalten ihr zu sagen, was mit dem Älteren passiert, oder wo er gerade war.

Und das wurmte die 12-jährige maßlos. Sogar Naruto blieb verschwunden, und sie war sich sicher, dass er etwas wusste.

Zumindest soviel, dass es ihr weitergeholfen hätte.
 

Sakura wanderte lustlos durch die Straßen von Konoha und dachte über eine weitere Sache nach. Dieser Lehrer, Nao, hatte sie damals bis nach Hause begleitet, um sicherzugehen, dass "auch wirklich alles in Ordnung" war. Einerseits fand die Jugendliche, dass etwas an ihm seltsam war, doch andererseits... seine Art zu trösten und aufzumuntern war ihr seltsam sympathisch gewesen.

Sie beide hatten sich bis zu diesem Nachmittag nicht gekannt, aber die 12-jährige hatte fast von Anfang an das Gefühl gehabt, ihm ihre Sorgen zu erzählen. Etwas anziehendes umgab den Älteren...
 

Und so war es gekommen, dass sie ihn hatte wiedersehen wollen. Jetzt, da niemand sonst für Sakura Zeit hatte und sie vorerst keine Missionen erhalten würde, brauchte sie jemanden, der ihr zuhörte. Nao schien ihr dafür sogar sehr geeignet.

Schon vom Weiten konnte sie seine leuchtenden roten Haare erkennen. Hatte er eigentlich kein Team, das er unterrichten oder betreuen musste?

"Nao-sensei..." Sakura lächelte, als sie den Älteren ereichte. "Ojou-chan!" Der 25-jährige erwiderte die Geste ganz flüchtig. "Ist etwas passiert?"

Die Angesprochene schüttelte den Kopf: "Ich wollte nur... reden." "So?" Nao musterte sein Gegenüber aufmerksam. "...dann werde ich zuhören."

Sakura nickte dankbar, innerlich darüber triumphierend, wieder jemanden für sich gefunden zu haben. Vielleicht konnte er ihr ja verraten, wo sich Sasuke aufhielt... Und dann würde sie sich wie geplant um ein Bento kümmern.
 

"Gibt es etwas Neues?" Die 12-jährige starrte unsicher ihre Füße an. "Ich meine... Wegen Sasuke-kun." "Tut mir Leid, Ojou-chan... Aber was deinen Freund betrifft, so wurde eine Schweigepflicht über alle Eingeweihten verhängt."

Die Angesprochene sah besorgt auf: "Was? Aber wieso das denn?!" "...du hast den Wald gesehen", kam die kurze Antwort, "Komm, hier lässt es sich nicht gut reden. Gehen wir ein Stück." Sie sah zu ihm hoch, nicht schlüssig darüber, was sie von dem Älteren halten sollte, nickte nach einer Weile aber zur Antwort und lief langsam los.
 

Die Straßen Konohas waren voll von energischem Leben und buntem Treiben. Niemand schenkte den beiden großartige Beachtung, während sie an lachenden Schulkindern und prachtvolle Kimonos tragenden Frauen vorbeikamen.

Wahrscheinlich war dies der Grund gewesen, warum Nao Sakura noch nie zuvor aufgefallen war. Sie waren sich sicherlich schon auf der Straße über den Weg gelaufen, hatten einander aber keine Sekunde der Aufmerksamkeit geschenkt.

Ob man durch dieses Verhalten viele Menschen übersah, die einem vielleicht wichtig werden konnten?
 

"Nao-sensei...", begann die 12-jährige die Konversation nach einer Weile des Schweigens wieder aufzunehmen, "Könnt Ihr wirklich nichts sagen? Irgendetwas...?" Sie sah hoffnungsvoll zu ihm auf.

"...es geht ihm soweit gut, dass er wohl bald wieder nach Hause kann." Seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben. "Aber das hast du nicht von mir." Die Ge-Nin nickte erleichtert: "Versprochen... Danke, Sensei!"

Innerlich grinste sie breit. Also konnte sie sich bald an das Bento machen! Sie würde sich genau jetzt, wo Sasuke sie brauchte, um ihn kümmern - und dann musste er einfach bemerken, was sie für ihn empfand... Und es natürlich erwidern.
 

"...gab es sonst noch einen Grund, mit mir zu reden?" Der Rothaarige sah zu ihr herunter. "Also eigentlich..." Die Angesprochene schüttelte den Kopf, kam sich etwas ertappt vor. "...nur deswegen."

Eine Weile blieb es still, doch dann meldete sich der Größere wieder zu Wort: "Schade. Ansonsten hätte ich dich auf einen Tee eingeladen, Ojou-chan." "Eh?" Sakura sah überrascht auf. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich gefühlt hatte, als der Jou-Nin sie in den Arm genommen hatte... Seltsam, überrumpelt.

Von einem Mann umarmt zu werden, den man nicht kannte...

Obwohl sie zugeben musste, dass sie sich dadurch wieder beruhigt hatte. Das Bild der blutverschmierten Lichtung hatte sich im Zusammenhang mit Sasuke tief in ihre Seele gebrannt, und hätte sie niemand aufgehalten, so wäre die Jugendliche wohl ewig weitergerannt.
 

Sie schaute zu Nao hoch. Das Angebot sollte sie aus Dankbarkeit schon nicht ablehnen. Außerdem: Es war zwar nicht Sasuke, aber Einladung war schließlich und endlich Einladung - sie wäre doch schön dumm gewesen, es abzulehnen und sich diese Chance entgegenzulassen.

"...vielleicht..." Die 12-jährige lächelte. "Fällt mir ja noch etwas ein, über das wir reden könnten!"

Sakura verschwendete in diesem Moment keinen Gedanken daran, dass sie sich auf die Einladung eines beinahe Unbekannten einließ. Nao erwiderte das Lächeln flüchtig und nickte.

Das konnte ihm nur recht sein...
 

Narutos letzte Tage waren unvorstellbar langweilig gewesen und hatten sich in die Länge gezogen wie zähflüssiges Kaugummi. Nach dem Abend, an dem der Blonde die Hand seines Teamkameraden gehalten hatte, hatte der Schwarzhaarige vollkommen ruhig durchgeschlafen und war bisher nicht mehr aufgewacht. Wahrscheinlich, so glaubte der Jüngere, war der Stress des Gesprächs mit Kakashi doch zu groß und der Blutverlust zu hoch gewesen.

Naruto gefiel diese Ruhe zwar absolut nicht, doch er sah ein, dass sie wohl sein musste. Immerhin war nach und nach eine gesunde Farbe in das Gesicht des 12-jährigen zurückgekehrt, und das stimmte den Ge-Nin halbwegs gnädig.

Wie viel lieber würde er jetzt wieder an Missionen teilnehmen!

Doch der 12-jährige hatte viel Zeit zum Nachdenken bekommen. Er konnte zwar nicht sagen, ob Sasuke nicht irgendwie mit Schuld an seinem Zustand war, aber es war einfach weder möglich noch sonderlich sinnvoll, jetzt Missionen an ihr Team zu verteilen. Aber wieso hatte Sasuke so auf Kakashi reagiert?
 

"Uhm..." Der Schlafende begann sich zu regen, was Naruto aus seinen Gedanken riss und seine Aufmerksam anzog. Er rutschte näher zum Bett: "Sasuke?" Der Schwarzhaarige nickte leicht. Physisch fühlte er sich dank des erholsamen Schlafes bereits wesentlich kräftiger, und die heilende Wirkung des Krankenhauses hatte ihr übriges dazu beigetragen, dass sich sein Gesamtbefinden verbessert hatte. Nur was sein psychisches Befinden anbelangte, so konnte er das leider nicht behaupten. Was brachte es einem gesunden Körper, wenn es keinen gesunden Geist mehr gab, um darin zu wohnen?

Sasuke öffnete seine Augen und sah zum ersten Mal seit Tagen wirklich zu Naruto. Er musterte ihn. Wie lange saß der Blonde schon bei ihm? Wenn er ehrlich war, störte ihn auch hier das Stirnband, doch er versuchte, sich das Ganze nicht anmerken zu lassen. Jetzt hieß es durchhalten und kämpfen.

Der 12-jährige hatte ein Ziel, und er durfte nicht aufgeben, nicht deswegen...
 

"Du... na ja... siehst besser aus", lachte Naruto schief grinsend, unsicher, was er sinnvolles hätte sagen können. "...ja", murmelte der Angesprochene abwesend. Der Jüngere zog eine Schnute. So hatte er sich das Gespräch jedenfalls nicht vorgestellt.

"Und?", startete er einen zweiten Anlauf, "Geht's dir besser?" Zu seiner Verwunderung nickte Sasuke: "Wesentlich besser."

"Ja?" Die Miene des Angesprochenen hellte sich auf. "Uhm... warte!" Naruto drehte sich um und lange nach dem Nachttisch.

"Hier." Der 12-jährige hielt dem Größeren sein Stirnband hin. "Iruka-sensei hat das vorbeigebracht..."

Sasuke musterte den schmalen Gegenstand, der vor seinem Gesicht baumelte, schaffte es aber nicht, dem Stand zu halten und drehte den Kopf weg. "...danke."

Eine Weile verharrte der Jüngere in der Haltung, in der Annahme, sein Teamkamerad würde seinen Besitz vielleicht doch noch an sich nehmen, aber dann gab er es enttäuscht auf und legte das Band wieder weg. Ihm war schon aufgefallen, dass die Reaktion des anderen durchaus nicht normal war, dennoch unterließ er es, danach zu fragen. Entweder würde er noch herausbekommen, was mit dem Älteren passiert war, oder aber dieser würde zurück zur Normalität finden und es konnte ihm egal sein.
 

Nach einer Weile des Schweigens durchbrach ein Klopfen die Stille, und Kakashi betrat den Raum. Zur Überraschung Narutos hatte er seine olivgrüne Weste abgelegt und kam nur sehr langsam auf seine beiden Schüler zu. "Ah, Sasuke. Du bist wach", stellte er fest, während er sich neben Naruto stellte, "Bei euch alles okay?" "Ja!" Der Blonde nickte, wobei er seinen Lehrer musterte.

War das überhaupt erlaubt, die Weste einfach so abzulegen? Kakashi musste es ja wissen...

Auch Sasuke meldete sich nach einen Moment, allerdings starrte er dabei unaufhörlich aus dem Fenster: "...ja. Geht schon."

"Sicher?" Der Grauhaarige musterte ihn mit seinem freien Auge undeutbar. Er hatte bereits befürchtet, dass der 12-jährige so abblockend reagieren würde, doch er wusste, dass das nicht der richtige Weg war. Es wäre besser für ihn, wenn er darüber reden würde. Doch zwingen... Das Ganze würde noch ein hartes Stück Arbeit werden.
 

"Sicher", murmelte der Schwarzhaarige tonlos, was den 26-jährigen aus seinen Gedankengängen trieb, "Wann kann ich nach Hause?" "Sobald es dir wieder gut geht", antwortete der Größere resignierend. "Das tut es", kam es beharrlich von dem 15-jährigen. Dass dem eigentlich noch nicht wirklich so war, musste er ja nicht zugeben. Hauptsache, er kam endlich hier raus und konnte sich ablenken. Dann würden ihm manche Dinge sicherlich wesentlich einfacher fallen...

Kakashi wollte etwas sagen, doch unterließ er es dann. Sasuke musste selber wissen, wie weit er seinen Körper und sich anstrengen konnte, und für den Fall, dass der Jugendliche dazu doch noch nicht in der Lage war, sollte schließlich Naruto bei ihm bleiben.

So nickte er nur und drehte sich um: "Ich suche den Arzt."
 

Naruto sah ihm hinterher, und als sein Lehrer den Raum verlassen hatte, sprach er Sasuke grübelnd an: "Sicher, dass es dir schon wieder so gut geht?" "Verdammt ja, ich bin mir sicher!", kam die leicht gereizt wirkende Antwort. Wenn der Blonde nicht genau gewusst hätte, wie schlecht es ihm in den letzten Tagen gegangen war, hätte er angenommen, er wäre wieder ganz der Alte. "Bist du stur", empörte sich der Jüngere gedankenlos, der nicht verstand, wie sein Teamkamerad das ernst meinen konnte. "Tss..." Der Angesprochene bewunderte weiterhin die Aussicht. "Der Dickkopf bist doch du." "Was!?" Der 12-jährige war drauf und dran, den unausgesprochenen Waffenstillstand zu vergessen. "Sagt gerade der Richtige!"

"Hey ihr zwei..." Die Tür öffnete sich wieder und Kakashi kam mit dem Arzt herein. "Waren wir uns nicht mit der Ruhe einig?" "Ja...", maulte Naruto schuldbewusst und unterließ die Sticheleien. Der Arzt ging zu Sasuke und beugte sich leicht über ihn: "Ich denke, ich muss alleine mit ihm reden."

Kakashi nickte nur und zog Naruto mit sich aus dem Raum: "Du hast die letzten Nächte hier geschlafen?" Der Angesprochene nickte und rieb sich den Nacken: "Ein eigenes Bett wäre nicht schlecht gewesen!" "Wie's aussieht bekommst du bald eines."

"Ha?" Der 12-jährige sah hoch. "Wieso? Wie lange müssen wir denn noch hier bleiben?" Man konnte die Enttäuschung und Genervtheit des Ge-Nin deutlich heraushören, doch der Größere schüttelte nur den Kopf. "Wenn er entlassen werden kann, wirst du ihn ja begleiten."

Die Tür glitt geräuschlos auf und der Arzt trat heraus: "Wenn er der Ansicht ist, er könne gehen..." Er schüttelte den Kopf. "Ist etwas nicht in Ordnung?" Kakashi musterte ihn undeutbar. "Das nicht gerade, aber... Vielleicht ist es doch noch etwas früh." "Sasuke kennt seine Grenzen", war die knappe Antwort, doch wenn der Grauhaarige ehrlich war, hoffte er dies im Grunde eigentlich nur.

"Verstehe. Dann braucht er aber dennoch etwas zum Anziehen, bevor wir ihn entlassen können." "Ich kümmere mich darum."
 

Während die beiden Erwachsenen redeten, hatte Naruto mit seinen eigenen Gedanken zu kämpfen. Sollte er jetzt als wirklich bei Sasuke wohnen? Nicht nur bei, sondern mit ihm? Er bezweifelte nach wie vor, dass dies die richtige Entscheidung war. Vor allem, weil er keinen sonderlichen Ansporn verspürte, mit dem Älteren in ein und dem selben Gebäude zu leben.

Schon gar nicht, wenn er nicht einmal wusste, wie lange das Zusammensein andauern würde.

Er wollte gerade wieder Kakashi ansprechen, doch dieser war schon bereits ein gutes Stück von ihm entfernt auf dem Weg, das Krankenhaus wieder zu verlassen.

So blieb der Blonde alleine auf dem Gang zurück, darauf wartend, dass sein Lehrer wieder zurückkommen würde.

Dabei drängte sich ihm die Frage auf, ob es auch eine Art Teamgeist war, sich jetzt um den Älteren zu kümmern, oder ob etwas anders dahinter steckte, was Kakashi dazu veranlasst hatte, ihm diese Anweisung zu geben...

Homecoming

So, endlich geht es damit auch an dieser Stelle weiter.

Vielen Dank an alle, die mich bisher hierbei begleitet und zum Weiterschreiben animiert haben, das ist mir wirklich sehr viel wert!

Ich denke, vor Weihnachten werde ich keinen neuen Teil mehr schaffen, und danach bin ich vorerst eine Woche bei meiner Freundin.

Spätestens Januar geht es aber weiter!

NEDEN
 

Homecoming
 

Es dauerte nicht lange und Kakashi kam mit frischen Sachen für Sasuke wieder. Zu Narutos positiver Überraschung drückte er ihm ein Bündel in die Hand. "Von Iruka." Der Blonde, der noch immer auf dem Flur gestanden hatte, nahm das Mitbringsel verwundert an und warf einen neugierigen Blick hinein. Iruka hatte ihm frische Sachen und einige Instantramen eingepackt. Der 12-jährige lächelte erfreut und wollte sich bedanken, doch Kakashi war bereits in Sasukes Zimmer verschwunden.

"Mhh..." Naruto lehnte sich an die kalte Wand und starrte die Tür an. Also würde er jetzt wirklich mit zu Sasuke kommen...

Die letzten Tage waren sie beieinander gewesen, aber nicht miteinander. Sie hatten sich nicht aufeinander einspielen oder anpassen müssen, hatten nicht einmal miteinander reden müssen. Aber wenn sie jetzt so aneinander gebunden waren, kamen sie um Kommunikation nicht herum, vor allem, weil Naruto auch lieber reden als schweigen wollte. Irgendwas würde er sich schon einfallen lassen...
 

Kakashi kam wieder heraus und sah zu dem Blonden. "Denk daran: Kein Streit." "Ja~!", murrte der Angesprochene, dem die Geheimniskrämerei trotz seines Vorhabens, Rücksicht zu nehmen, allmählich auf die Nerven ging. Sein Lehrer ging nicht weiter darauf ein, sondern drehte sich um. "Wir schauen heute abend nach, ob bei euch alles in Ordnung ist."

Mit diesen Worten verschwand der 26-jährige und ließ den Kleineren alleine auf dem Flur zurück.
 

Der 12-jährige sah ihm eine Zeit lang hinterher, doch irgendwann wurde er des Wartens müde und klopfte ungeduldig an die Tür zu Sasukes Zimmer. "Oi! Ich dachte, DU wolltest nach Hause!" Als auch nach dieser offensichtlichen Aufforderung keine Reaktion erfolgte, öffnete der Blonde kurzerhand die Tür. "Ich komme rein!"

Zu seiner Verwunderung musste er feststellen, dass Sasuke teilnahmslos auf der Bettkante saß, die Beine aus dem Bett hängen und die von Kakashi mitgebrachten Sachen auf seinem Schoß liegen hatte.

"Oi!" Naruto blieb in der Tür stehen. "Alles klar bei dir?" Langsam aber sicher begann Naruto wirklich sich wieder zu fragen, was passiert sein musste. Wenn sich nicht bald etwas an diesem Verhalten ändern würde, würde die Neugier des Ge-Nin jedenfalls konsequent die Oberhand gewinnen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Diskretion auch nicht wirklich ein Wort war, das häufigen Gebrauch durch den Blonden erfuhr.
 

Sasuke sah zu ihm. "Geh raus. Ich komme gleich." Naruto schaute den Älteren irritiert an. "...wenn du meinst... Aber beeil dich!" Er warf dem Älteren einen ungeduldigen, verständnislosen Blick zu, doch dieser verharrte nur in seiner Starre, woraufhin der Blonde seufzend den Raum verließ und die Tür wieder schloss.

Es dauerte wieder eine Weile, doch nach einiger Zeit kam der Schwarzhaarige tatsächlich aus dem Zimmer heraus. Erneut musste sich Naruto wundern, denn obwohl draußen schönstes, sommerlichstes Wetter seinen Einzug gehalten hatte, hatte Kakashi seinem Schüler einen dicken, schwarzen Pullover und eine lange Hose derselben Farbe mitgebracht.

Der 12-jährige hatte sein Stirnband noch immer nicht wieder umgebunden, es aber anscheinend recht achtlos in seine Hosentasche gesteckt und starrte jetzt mehr oder weniger teilnahmslos in die Gegend.

Naruto zog eine Augenbraue hoch. "Sicher, dass du weißt, dass es dir gut geht?", fragte er mit einer Mischung aus Skepsis und Stichelei. "Was weißt du schon...", kam nur die kühle Antwort, bevor der 12-jährige langsam zu laufen begann. "Oh! Entschuldige bitte, dass mir niemand sagen wollte, was passiert ist!", empörte sich der Jüngere lautstark und leicht angefressen. Jetzt wurde ihm also auch noch seine ungewollte Unwissenheit vorgeworfen!
 

Mürrisch tapste er los und hängte dabei Sasuke recht schnell ab. Dieser schwieg sich zunächst aus, doch kurz nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatten, holte er wieder auf um dichter bei seinem Teamkameraden zu laufen. "Geh langsamer."

"Auch schon mal was von 'freundlich fragen' gehört?!", maulte der Angesprochene genervt, doch kam er der Aufforderung dennoch nach. Zwar hatte er schon wieder gar keine Lust, selber freundlich zu sein, wenn der Größere so anfing, doch irgendwie...

Er musterte ihn.
 

Ja, irgendetwas an Sasuke war anders. Lag es an seinem Blick? Seine Augen hatten ein Stück des alten Glanzes wieder, doch fehlte ihnen immer noch die frühere Kälte und Lebendigkeit.

Was war es noch?

Sein Gang war anders. Er lief nicht mehr mit solcher Selbstsicherheit, seine Haltung hatte den überheblichen, egoistischen Unterton verloren, der Naruto sonst schon von Weitem provoziert hatte. Irgendwie wirkte sein Körper leicht in sich gesackt, kraftlos, ausgelaugt.

Wieso...?

Naruto konnte nicht anders als ihn weiterhin zu mustern. Ihm gefiel dieser Anblick einfach nicht, denn früher hatte er in Sasuke wenigstens einen Rivalen sehen können. Jetzt sah er einen Jungen, der nicht zugeben wollte, dass er am Ende seiner Kräfte angekommen war. Der Blonde brachte es nicht übers Herz seine Neugierde noch länger zu unterdrücken.
 

"Hey... Sasuke, sag mal...", begann er zögerlich, "...was ist denn überhaupt los, hm?"

Viel brachte die Frage allerdings nicht, denn der Angesprochene sah zwar kurz zu ihm, konzentrierte sich dann jedoch lieber wieder auf den Weg. Irgendwie hatte der Jüngere das Gefühl, dass er befürchtete, jemand oder etwas könne ihn auf offener Straße angreifen...

"...nichts."

Und obwohl es eine offensichtliche Lüge war, sagte Naruto nichts mehr, sondern trottete ungewohnt still hinter seinem Teamkameraden her.
 

Die beiden kamen vor dem Uchiha-Anwesen zum Stehen. Naruto konnte nicht anders als das großzügige Gebäude erneut zu bestaunen, doch Sasuke hatte dafür keinen Blick, sondern trabte sofort kraftlos hinein. Da er nicht viele andere Möglichkeiten hatte, musste Naruto ihm weiter folgen, obwohl er lieber noch einen Augenblick den Ort bestaunt hätte, an dem er nun eine Weile wohnen sollte.

Kaum hatten sie einen Schritt ins Innere des Gebäudes gesetzt, blieb Sasuke stehen. Naruto wollte ihn schon fragen, was er denn nun wieder hatte, doch da fiel es auch ihm auf. Der beißende Geruch geronnenen Blutes hing schwer in der Luft, und dem Blonden wurde nach einigen Überlegungen auch klar, woher er kam. Immerhin hatte niemand die schmutzigen Laken gewechselt, nachdem sie Sasuke ins Krankenhaus gebracht hatten.

Als sein Blick auf den Schwarzhaarigen fiel, sah er, dass dieser wieder blasser geworden war. Nachdem er so viel Blut verloren hatte, konnte Naruto es ihm wirklich nicht verübeln, und so seufzte er und ging an dem Älteren vorbei.

"...ich kümmer mich ja darum. Wo ist was zum Wechseln?"
 

Einige Zeit später saß Sasuke auf seinem frisch gemachten Bett und starrte aus dem geöffneten Fenster, das für gänzlich saubere Luft sorgen sollte. Naruto hatte sich auf den Boden davor gelegt und langweilte sich. Warum musste er nur mit einem so wortkargen Menschen zusammen wohnen?

Ihm drängte sich die Frage auf, ob Sasuke sich nicht auch den ganzen Tag langweilte, und der Blonde schielte zu ihm.

Der Gesichtsausdruck des Größeren verriet keinerlei Emotionen, weswegen der 12-jährige recht schnell wieder das Interesse daran verlor.

Irgendwie begriff er noch immer nicht so wirklich, dass er nun in diesem Haus lag, dass seinem Rivalen gehörte, dass er sogar fast neben seinem Rivalen lag und...

Naruto seufzte schwer.
 

"...ich habe dich nie darum gebeten, zu bleiben...", kam es daraufhin müde von Sasuke.

Er fühlte sich zu ausgelaugt und zu angespannt, als dass er sich großartig streiten wollte. Ohnehin konnte er seine Emotionen nicht mehr lange unter Kontrolle halten... Vielleicht würde ihm eine heiße Dusche gut tun.

"Du nicht. Kakashi schon", murrte der Kleinere genervt, auch wenn er wusste, dass sein Teamkamerad Recht hatte. Seine Schuld war es so gesehen ja nicht.

"..."

Und wieder begann das große Schweigen. Naruto sah sich gezwungenermaßen aufgefordert, in die Stille hineinzudenken.

Warum konnten sie sich gleich noch mal nicht leiden? War das so eigentlich richtig?

Wenn Sasuke nicht immer sein egomanisches Verhalten demonstrieren würde, würden sie doch eigentlich relativ gut miteinander auskommen.

Es war nicht so, dass Naruto wirklich etwas gegen den Schwarzhaarigen hatte, oder?
 

Ja... Überlegte er es genauer, wusste er, was er wirklich an dem Älteren nicht leiden konnte. Die Tatsache, dass er den ganzen Tag durchs Leben lief, als...

Der Ge-Nin dachte scharf nach.

...als hätte jemand alle positiven Emotionen aus ihm heraus gerissen und durch eine weitere, volle Palette negativer ersetzt.

KONNTE sich Sasuke überhaupt freuen? Gab es etwas, das ihn glücklich machte?

Und wieso interessierte es ausgerechnet Naruto jetzt, in diesem Moment, wo er sich eigentlich viel lieber wieder über seinen Wohnnachbarn aufregen würde?

Er schüttelte den Kopf über sich selber und ließ dieses grund- und sinnlose Unterfangen bleiben.
 

Sasuke hatte seinen Teamkameraden die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Er konnte gar nicht. Es war vollkommen lächerlich, er würde nichts tun, schon gar nicht würde er _das_ tun...

Aber die Sinne des Jugendlichen waren übermäßig angespannt. Es stresste und es erschöpfte ihn, aber der Schwarzhaarige konnte sich nicht dagegen wehren. Zu tief saß der Schock über die Ereignisse des vergangenen morgens noch in seinen Knochen.

...sinnlose, planlose Zerstörungswut...
 

Warum musste Naruto bei ihm bleiben? Er wollte nichts weiter als seine Ruhe, und zwar seine richtige, private, eigene, persönliche, einsame Ruhe. Musste der 15-jährige da noch etwas anfügen?

Naruto verband er weder mit den Worten 'privat', 'richtig' oder 'persönlich', und schon gar nicht mit 'einsamer Ruhe'.

Nur schien Kakashi das nicht zu verstehen. Also blieb den beiden wohl nichts anderes übrig...

Immerhin waren sie sich dieses Mal einig, dass sie beide nicht glücklich mit der Gesamtsituation waren. Das ließ den jungen Ge-Nin doch noch hoffen.

Wenn Naruto schon bei ihm bleiben musste, so musste er doch wohl nicht in seinem Zimmer bleiben, oder?

Denn Sasuke spürte, dass er nicht mehr lange seine starke, unnahbare Maske aufrecht erhalten konnte, zu extrem waren die Strapazen der letzten Tage gewesen. Und wenn er schon ganz zusammenbrechen müsste, so wollte er dies wenigstens heimlich, still und leise tun.
 

"Oi, Naruto", durchbrach der Schwarzhaarige also nach einiger Zeit leise die Stille, "Ich zeige dir ein anderes Zimmer."

Der Jüngere horchte direkt auf. Das waren doch mal gute Neuigkeiten... Ohne lange zu zögern sprang er auf und folgte einem nur sehr langsam schleichenden Sasuke ins Nachbarzimmer.

Anschließend verlief der Tag noch ruhiger und schweigsamer, als er es ohnehin schon gewesen war. Naruto entdeckte das andere Zimmer für sich, in dem er sich die Freiheit herausnahm, sich ohne den wachsamen Blick des Hausherren etwas umzusehen, während Sasuke in der hintersten Ecke seines Bettes zusammengekauert saß und die Wand anstarrte. Nach einer Weile ließ ihm der Anblick der weiß getünchten Fläche schwindeln. Er schloss die Augen, um dem Gefühl zu entgehen, und versank in totenstiller Dunkelheit.

Das also war das zu Hause, in das er zurückkehren konnte.
 

Am späten Nachmittag schauten Iruka und Kakashi wie angekündigt tatsächlich noch nach den beiden. Doch niemandem gelang es, Sasuke aus seinem Zimmer zu bekommen, weswegen Kakashi recht schnell wieder verschwand - frustriert offenbar.

Iruka hingegen blieb eine Weile, um sich mit Naruto zu unterhalten.
 

"Das ist öde!", maulte der Blonde entnervt herum, "Durchs Rumsitzen werde ich niemals Hokage!" "Aber, aber...", musste Iruka daraufhin lachen, "Der Titel läuft dir nicht weg, wenn du dich ein wenig um deine Kameraden kümmerst."

Das Lachen erstarb sofort im Keim.

"...immerhin ist es ernster."

"Was meinst du damit, Iruka-sensei?", horchte der Jüngere nach, "Warum sagt ihr mir nicht einfach, was los ist?"

Der Angesprochene seufzte: "Das sagte ich doch bereits... Es ist einfach... zu persönlich."

Zwar regte es den Jugendlichen auf, erneut so abgespeist zu werden, doch je öfters er fragte, und je öfters er keine Antwort bekam, desto deutlicher und verständlicher wurde es ihm, dass es wirklich nichts brachte.

Also gab er es für heute auf, verabschiedete sich von Iruka und verschwand wieder auf sein Ersatzzimmer.
 

Dort angekommen legte er sich mit dem Rücken aufs Bett und starrte zur Decke hoch.

Was um alles in der Welt war passiert, dass man es ihm nicht sagen konnte? Sie mussten sich doch der Tatsache gewiss sein, dass feindliche Shinobi sie nun einmal angriffen und mit unter stark verletzen oder gar töten konnten.

Das musste bedeuten, dass es kein normaler Angriff gewesen sein konnte.

Der Blonde rief sich die Worte seines ehemaligen Meisters in den Kopf.
 

'Es ist einfach... zu persönlich.'
 

Was konnte denn 'zu persönlich' sein? Vielleicht hatte es etwas mit Sasuke direkt zu tun? Mit seiner Familie? Oder seiner Vergangenheit?

Welche Möglichkeiten gab es da?

Urplötzlich wurde dem 12-jährigen klar, dass er keine Antwort finden konnte. Er wusste schlicht und ergreifend nichts, was ihm weitergeholfen hatte. Der Uchiha-Clan war einer der bedeutsamsten und respektiertesten Clans in Konoha gewesen.

Und weiter?

Was war mit den Menschen geschehen? Warum lebte Sasuke eigentlich alleine, wieso hatte Naruto nie etwas über seine Familie gehört?

Und mit einem Mal traten zwei Gedanken in den Geist des Jungen. Seine unbändige Neugierde verlangte Antworten und wollte wissen, wer Sasuke wirklich war. Und etwas wie leichte Sympathie regte sich, schien der Schwarzhaarige doch unter ähnlichen Bedingungen aufgewachsen zu sein, wie er selber...

Von diesem Zeitpunkt stand Narutos Entschluss fest: Er würde etwas über seinen schweigsamen Teamkameraden erfahren, egal wie.
 

Naruto schaute zum Fenster raus und beobachtete den mittlerweile aufgegangenen Mond. Er wollte gerade versuchen, einen - seiner Meinung nach - todsicheren Schlachtplan zu entwickeln, um Antworten zu bekommen, als ihn ein Geräusch aufschrecken ließ.

Was war das?

Es klang wie... Rauschen. Ja. Viel Wasser. Sehr viel Wasser.

Er konnte sich nicht erklären, warum, aber aus irgendeinem Grund hatte der Blonde ein schlechtes Gefühl.

Ohne lange zu Zögern stand Naruto auf, um nach dem Verursacher des seltsamen Klanges zu suchen...

The Ghost of you

So... Starten wir das neue Jahr mit dem letzten Kapitel des ersten Zyklus' dieser Story. Da das Ganze eine längere Angelegenheit wird, unterteile ich die FF in mehrere Abschnitte, ich denke, allein vom Storywechsel in Teil 10 wird man es schon merken.

Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen, habt auch den letzten Rest etwaigen Alkohols aus dem Blut und könnt frohen Mutes ans Lesen gehen.

Danke an alle, die mir Neujahrsgrüße gesendet haben! & viel Spaß beim Lesen~
 

The Ghost of you
 

Es musste bereits nach 9 Uhr sein, überlegte Naruto sich, als er - dem rauschenden Geräusch folgend - durch den dunklen Flur des Uchiha-Anwesens schlich. War Sasuke noch wach?

War er für den Laut verantwortlich, oder hatte sich da vielleicht doch jemand ins Haus geschlichen?

Naruto zog für den Fall der Fälle ein Kunai heraus, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, warum ein Einbrecher in diesen Maße Wasser laufen lassen würde. Aber man konnte ja nie wissen...
 

Es dauerte ein paar Minuten, doch dann schien der Blondschopf am Ziel seiner Suche angekommen zu sein. Er stand vor einer, nur achtlos und deshalb nicht besonders zugeschobenen Fusuma und meinte sich zu erinnern, dass hinter dieser Schiebetür das Badezimmer lag.

Was sich allerdings nun in diesem Raum abspielte, gefiel dem 12-jährigen überhaupt nicht. Die Fusuma stand so weit offen, dass er auch ohne es wirklich zu wollen einen perfekten, großzügigen Blick in das Bad bekam.

Naruto ließ das Kunai klappernd fallen und stürmte nach vorne. "Spinnst du!?"
 

Sasuke saß noch komplett angezogen zusammengekauert in der Dusche, hatte die Arme um die angezogenen Knie geschlungen und ließ kochendheißes, dampfendes Wasser auf sich prasseln. Er zitterte und hatte die Augen nur zur Hälfte geöffnet, und im ersten Moment schien es, als hätte er seinen Teamkameraden nicht einmal wirklich bemerkt.
 

Der Schwarzhaarige hatte den gesamten restlichen Nachmittag in seinem Zimmer zugebracht und versucht, zu vergessen oder zumindest, zu verdrängen.

Doch zwischen 'vergessen' und 'verdrängen' lagen Welten, das war ihm mit den Stunden klar geworden.

Vergessen konnte er nicht, weil er es nicht verarbeiten konnte.

Vielleicht, so war es ihm in den Sinn gekommen, war er im Verarbeiten auch nicht so gut, bedachte er die Ereignisse aus seiner Vergangenheit und deren Auswirkungen.

Verdrängen konnte er aber auch nicht. Die Erinnerungen bohrten sich bereits bei dem leisesten Versuch nach Verdrängung noch tiefer in seine Seele hinein und hinterließen ein inneres Chaos in dem Jugendlichen, das zu beseitigen allein er nicht mehr in der Lage war.
 

Als Kakashi und Iruka am späten Nachmittag vorbeigeschaut hatten, hatte der 12-jährige gespürt, wie ausgelaugt er war.

Selbst wenn er es von sich aus gewollt hätte - und alles was er wollte war Ruhe - so war er sich nicht mehr sicher, ob er die Kraft hatte, sich so vielen Personen auf einmal zu stellen. Gerade, weil zwei Lehrer dabei waren...

...'Lehrer'...

So hatten ihn also seine Gedankengänge weiterhin gequält, bis es langsam begann zu dämmern. Nach und nach war all die Wärme aus seinem Körper gewichen und hatte einer dunklen, schweren und leblosen Kälte Platz gemacht.

Die Bilder an das Erlebnis rasten immer wieder durch seinen Kopf.

Wieso musste ausgerechnet ihm so etwas passieren?

Was sollte er nun tun?
 

Irgendwann hatte er das beklemmende, eisige Gefühl nicht mehr ausgehalten und hatte sich ins Badezimmer geschleppt, schon gar nicht mehr realisierend, dass er unter Schock stand.

Und nun saß er hier, zitternd, während das heiße Wasser ihm die Haut verbrühte.

Wieso war er nur so schwach?

Wieso konnte er nicht stark genug werden um zu kämpfen, um all diesen Schmerz nicht mehr fühlen zu müssen?
 

Naruto hockte sich unsicher neben ihn.

Was sollte das nun?

"Oi, Sasuke...?"

Keine Reaktion.

"Hallo?"

Erneut keine Antwort.

"...Sasuke!" Mürrisch darüber, dass er ignoriert wurde, rüttelte der Blonde an der Schulter des Größeren. Augenblicklich zuckte Sasuke erschrocken zusammen und starrte erschöpft und fertig zu seinem Teamkameraden.

Unsicher durch diese Bewegung geworden, schaute der 12-jährige eine Weile einfach nur zurück, bevor er sich wieder fing:

"Was machst du!? Das ist doch viel zu heiß!"
 

Der Angesprochene antwortete nicht, sondern verharrte zitternd unter dem dampfenden Schauer.

"Sei nicht so still!", beschwerte sich Naruto nun wesentlich lauter und energischer, "Sei nicht so stur!"

Er versuchte, den 12-jährigen aus der Dusche zu ziehen, und zu seiner Verwunderung ließ dieser es tatsächlich ohne Widerstand mit sich geschehen. Allerdings hatte der Blonde damit nicht gerechnet, weswegen er leicht nach hinten kippte und den durchnässten, immer verstörter wirkenden Jugendlichen plötzlich halb auf sich liegen hatte.
 

Sasuke, dessen Gesicht an Narutos Brust verborgen lag, verspannte sich stark, war aber zu durcheinander, als dass er hätte wegrutschen können.

Wieso war der Jüngere...?

Der Schwarzhaarige war bis zu diesem Moment vollkommen in seinen Gedanken gefangen gewesen, er hatte gar nicht mitbekommen, wie der Kleinere den Raum überhaupt betreten hatte. Eben jener schaute perplex zu dem nassen Bündel auf sich herunter.
 

Nun war es aber wirklich gut!

Was war aus dem eigenbrötlerischem, schweigsamen und vor allem vor menschlicher Nähe zurückschreckendem Jugendlichen aus seinem Team geworden? Das war doch beinahe eine komplette 180°-Wendung...
 

"Oi, Sasuke...", versuchte es Naruto nach einiger Zeit erneut, wobei seine eigene Kleidung bereits selber alles andere als trocken geblieben war. Der 12-jährige zitterte noch immer und klapperte leise mit den Zähnen, und Naruto sah, dass seine Haut an viele Stellen dunkelrot verfärbt war. Er hatte seine Augen geschlossen und machte auch sonst nicht den Eindruck, als habe er in absehbarer Zeit noch einmal vor, auf das Rufen seines Namens zu reagieren.
 

Naruto selber hatte keine Ahnung, wie er damit umzugehen hatte. Wieso hatte Sasuke das getan? War er nun von allen guten Geistern verlassen worden? War das etwa irgendeine spezielle Art von Training, dessen tieferen Sinn sich seiner Logik entzog?

Eine Weile lang beließ der Blonde es dabei, den Größeren zitternd auf sich zu haben, doch dann wurde es ihm zu dumm.

So konnte er ihn und sich wohl kaum lassen. Also fasste er einen Entschluss und setzte sich erst einmal auf.
 

"...nicht...", kam es bei dieser Bewegung von dem nassen Bündel auf sich. "Oi, ich mache doch gar nichts!", beschwerte sich der Angesprochene, schalt sich im gleichen Augenblick aber auch wieder dafür. So, wie es aussah, musste er wohl wirklich Rücksicht auf Sasuke nehmen...

Er schob den Schwarzhaarigen von sich herunter und lehnte ihn ersatzweise gegen die Duschwand, bevor sich der Jugendliche umdrehte und nach einem Handtuch griff, das offensichtlich von Sasuke herausgelegt worden war. Mit diesem bewaffnet hockte er sich vor seinen Teamkameraden und zupfte an dessen vollkommen durchweichtem Oberteil, bevor er Anstalten machte, es ihm ganz auszuziehen.
 

Der Besitzer des schwarzen Stoffes hatte aber allem Anschein nach entschieden etwas dagegen. Zwar hatte Sasuke die Augen nur halb geöffnet, atmete schwer und unregelmäßig und zitterte stark, dennoch machte er schwache Versuche, Naruto von sich wegzuschieben: "...nicht..." Der ganze Körper des Jugendlichen verspannte sich automatisch, und er kauerte sich noch mehr zusammen, als er es ohnehin schon tat.

Sein blonder Beobachter wurde nun rein gar nicht mehr schlau aus diesem Verhalten. Sicher, Sasuke war nicht der Typ Mensch, der sich gerne und viel anfassen ließ, und auch sein restliches Benehmen warf Fragen auf - aber er musste doch selber merken, dass er aus den nassen Sachen befreit werden musste.

Vielleicht musste er es etwas anders angehen, wenn er heute noch Erfolg und den Uchiha-Sprössling zumindest aus dem Bad haben wollte.
 

Also ließ der Kleinere Shirt fürs Erste Shirt sein und kniete sich neben seinen Kameraden.

"Naa, Sasuke...", begann er vorsichtig, "...meinst du nicht, dass du dich umziehen musst?"

Als Antwort folgte ein sehr klägliches Kopfschütteln. Es sah nicht danach aus, als wollte der Schwarzhaarige im Augenblick viel reden - vielleicht war er auch nicht mehr in der Lage dazu.

Doch so schnell gab Naruto sich nicht geschlagen: "...okay. Wie du meinst." Seine blauen Augen blieben an der rötlich verfärbten, verbrühten Haut hängen. "...oi...sag mal...woher bist du denn an dem Morgen gekommen...?"
 

Der Angesprochene zuckte bei dem Gedanken an diese Zeit zusammen und starrte wortlos auf den Boden. Konnte er Naruto das erzählen? Er Naruto?

Nun, wenn er danach ging, konnte er es wohl entweder Naruto, oder niemandem erzählen. Sakura würde er ganz sicher kein Wort erzählen. Und Kakashi? Wie vertrauensvoll war ein manisch zu spät kommender Lehrer, der seine Nase lieber des öfteren in Schmuddelheftchen steckte, anstatt sich aktiv um die Fortschritte seiner Schüler zu kümmern?

Und ansonsten war da wohl niemand. Denk Kontakt zu den anderen Teams, zu Menschen, hatte er sehr bewusst gemieden, wohl wissend, dass Freundschaft ihm - und auch den anderen - nichts bringen würde.

Er würde eines Tages seine Rache bekommen, oder eben nicht. Das war alles, was zählte. Freunde behinderten ihn. Sie konnten ihm von seinem Training abbringen, und irgendwann vielleicht auch von seinem Vorhaben.

Aber wenn er es so betrachtete... Im Augenblick konnte er das Training sowohl mit, als auch ohne Freunde vergessen. Zu diesem Ort im Wald würde er niemals zurückkehren...
 

Und dann war da noch etwas anderes. Etwas, das er versucht hatte, zu verbergen. Auch, wenn sich sein Verstand dagegen wehrte - Naruto war wohl oder übel nach all der Zeit sein Freund geworden. Und er konnte es auch nicht mehr vor sich selber verleugnen.

Nicht auf Dauer jedenfalls.

Darüber zu reden war nicht Sasukes Art - aber vor dem ihm so wichtigen Training wegen so etwas davonzulaufen auch nicht.

Der Körper des Schwarzhaarigen schmerzte und er fühlte sich vollkommen ausgelaugt, erschöpft und kraftlos.

Sicher war Naruto ein Plappermaul, doch so musste er es wenigstens nur einmal erzählen - auch wenn er nicht wirklich wollte, dass jeder davon erfuhr. Aber da er sich ohnehin nicht sicher sein konnte, ob er die Überwindung aufbrachte, wirklich alles zu erzählen, gab er sich wenigstens einen kleinen, fast schon verzweifelten Ruck, wenigstens einen Anlauf zu unternehmen.

Damals hatte ihm niemand geholfen, als er um Hilfe und sein Leben gefleht hatte.

An diesem Morgen war niemand gekommen, der es verhindert hätte, als man all seine Selbstsicherheit und den daraus entstandenen Selbstschutz zerstört hatte.

Warum sollte er es nicht wenigstens versuchen? Wenn Hilfe von anderen auch nichts brachte, so wusste er wenigstens, dass er lieber auf sich selbst gestellt versagen und zu Grunde gehen wollte...
 

"...ich habe trainiert...", kam es nach Minuten der beklemmenden Stille also leise und zittrig über Sasukes Lippen. Naruto, der das Warten beinahe doch aufgegeben hätte, sah ihn überrascht an: "Das war doch noch früher Morgen!"

Er fing sich einen leicht tadelnden Blick aus den Augenwinkeln ein: "...ich gehe jeden Morgen trainieren..."

Der Blonde musste sich doch wundern. Kein: "Solltest du auch tun"? Aber er beschwerte sich nicht, sondern war eigentlich froh, dass der Größere sich doch noch etwas öffnete.

"Seit wann trainierst du denn mit anderen?"

Ein schwaches Kopfschütteln war die Antwort.

"Ehh?! Aber du hast dir das doch nicht selber angetan!", brachte sein Zuhörer lauter und perplexer hervor, als es beabsichtigt war.

Ein kurzes, aber kräftiges Zucken folgte. Erinnerungen drangen in Sasukes Geist ein und nahmen von ihm Besitz.

Das Zittern wurde stärker.

"...wurdest du angegriffen...?", fragte Naruto leiser, dem die Anspannung Sasukes nicht entgangen war. Besonders irritierte ihn im Moment, dass der Größere permanent mit einem leeren Blick auf die blanken Fliesen starrte.

Dafür bekam er allerdings ein sehr zaghaftes Nicken.

"...aber das kann doch nicht alles gewesen sein. Wir sind schon so oft angegriffen worden. Und bisher warst du nie so... so...", dem Blonden fiel kein passendes Wort für Sasukes apathisches Verhalten ein, "...na, so eben. ..."
 

Sasuke reagierte gar nicht mehr. Stattdessen kniff er reflexartig die Augen zusammen und zog die Beine an, wobei er einen aufkommenden Anfall von Übelkeit unterdrückte. Er hörte ein beinahe schon besorgtes: "...Sasuke...?"

Der Schwarzhaarige durfte sich nicht so gehen lassen, er musste kämpfen... Gegen die Übelkeit, gegen die Erinnerungen, gegen dieses Gefühl...

"...da...war mehr...", schaffte er schließlich zu sagen. Sein Gegenüber sah ihn fragend an. "...er..."

"Er?", schoss es Naruto durch den Kopf, doch er sagte nichts, sondern ließ Sasuke die Zeit, die er brauchte.

"...es war... ...willkürlich... ...glaube ich..."

Er brach ab und starrte wieder den Boden an, schlang die Arme zitternd und betont langsam um seine Beine. Doch aufgeben wollte er noch nicht. Zögern brachte nichts.

"...er...hat mich...vergewa..."

Sasuke schaffte es beim stärksten Willen nicht weiter und biss sich fest auf die Unterlippe, bis langsam ein dünner rötlicher Rinnsal an seiner blassen Haut herunterrann.
 

Naruto sah ihn an, als hätte er einen Geist gesehen. Der Jugendliche mochte nicht allzu viel über diese Welt wissen, mochte nicht perfekt aufgeklärt sein, aber das, was man ihm soeben versucht hatte zu sagen, verstand er dafür mehr als nur deutlich.

Eigentlich schossen ihm nun tausend Fragen durch den Kopf, doch es sah nicht danach aus, als ob Sasuke noch großartig den Drang besaß, viel zu sagen. Dennoch wollte der Blonde es versuchen...

"...oi...ich... ...kennst du...ihn?"

Als Antwort folgte ein kaum wahrnehmbares Kopfschütteln, doch Naruto war sich gar nicht sicher, ob es nicht mehr darauf bezogen war, dass er im Augenblick einfach nicht antworten wollte.

"...trotzdem musst du aus den Sachen raus", seufzte der Kleinere leise resignierend, wohl wissend, dass er nun wirklich Rücksicht nehmen musste.

Das änderte alles... Es änderte Sasuke, und vor allem Narutos Ansicht über ihn.

Arrival

So, da habt ihr ihn, den 10. Teil.

Ich hoffe, die "Wende" in der Story kommt nicht so ruppig, aber langsam entwickelt sich die ganze Sache doch, und ich persönlich bin mit dem Auftreten von Kisame und Itachi relativ zufrieden.

Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle Naruto_Uchiha aussprechen, für ihren Einsatz im Bezug auf diese Fanfiction. Ich habe leider keine Zeit, es persönlich zu machen, aber so ganz offiziell für alle sichtbar ist es sicherlich auch nicht schlecht <3

Mir bedeutet dieses Werk eine ganze Menge, und ich will auch in Zukunft hart daran arbeiten, insofern es mir möglich ist. Deswegen freue ich mich über jeden, der sich ein bisschen mehr Zeit für diese Sache nimmt, und bin dankbar dafür.

Desweiteren bedanke ich mich recht herzlich bei den Leuten, die in Naruto_Uchiha's Zirkel über diese FF reden. ZU süß von euch, ich lese immer mit, auch wenn ich leider nicht selber posten kann. Vielleicht nehme ich mir irgendwann die Zeit, wenn es so weitergeht... <3

Genug der langen Vorreden und viel Spaß bei Teil 10!
 

Arrival
 

Der Mond hüllte den Wald in einen Mantel aus fahlem Grau. Das Blätterwerk schirmte den größten Teil des schwachen Lichts ab, aber alles konnte es nicht zurückhalten.

Wenn man unbemerkt reisen wollte, war dies die beste Möglichkeit. Nacht und Flora boten optimalen Schutz vor ungewollten Blicken, gerade, wenn man sich auf gefährlichem Terrain bewegte.
 

Es war lange her, seitdem er zuletzt Konoha betreten hatte, noch viel weiter aber lag es zurück, dass er sogar in Konoha-Gakure gewesen war.

Uchiha Itachi war kein emotionaler Mensch, er war es nie gewesen, durchaus nicht. Aber auch er konnte sich nicht dagegen wehren, dass für den minimalen Bruchteil einer Sekunde ein klammes, erdrückendes Gefühl in ihm aufkam, und sich über den Ort legte, wo sein Herz schlug. Er stellte fest, dass es nicht zu ihm passte und schenkt ihm deswegen keine weitere Aufmerksamkeit, für den Moment.

Der Wald lichtete sich etwas, und der junge Mann kam wortlos zum Stehen, wobei er undeutbar in Richtung gewaltiger Mauern starrte, die seine Herkunft umschlossen und schützten wie die Rinde einen Baum.

Er brauchte nicht zu hetzen, um sie zu überwinden. Er war geduldig.
 

"Ah, Itachi-san...", Kisame trat grinsend zu seinem Partner, nachdem er sich die letzte Zeit bedeckt gehalten hatte, "Heimweh?"

Der Angesprochene wurde wieder einmal daran erinnert, wieso er es im Grunde vorziehen würde, komplett ohne Begleitung zu reisen. Er wusste durchaus, was er an dem Nuke-Nin aus Kiri zu schätzen hatte - vor allem seine medizinischen Kenntnisse waren, so musste Itachi neidlos anerkennen, bemerkenswert.

Bedauerlicherweise machte Kisame seine praktischen Vorteile durch seine Charakternachteile zu Nichte.

Kurz und schlicht: Der amphibische Mann war des öfteren sehr hart an den Grenzen Itachis Toleranz'.

Der Schwarzhaarige versuchte, ruhig zu bleiben und ignorierte den Kommentar geflissentlich.

Alles andere hätte ebenfalls nicht zu ihm gepasst. Zudem hatte er wichtigeres zu tun.
 

Kisame war dieses eiskalte Verhalten bereits auf seine Art gewöhnt, und so beließ er es dabei. Er hatte sehr früh aufgegeben, jemals schlau aus dem Jüngeren werden zu wollen. Es war vollkommen offensichtlich, dass man von ihm nichts erwarten durfte.

Itachi mochte zu weilen von Zeit zu Zeit durch diverse Taten und unaufgeforderter Kommentare überraschen - wenn er wollte.

Das war überhaupt essentiell für das Zusammenleben mit dem Uchiha: Niemals durfte man ihn dazu zwingen, etwas zu tun.

Es hätte ohnehin keinen Erfolg. Abgesehen von ihrem Auftraggeber nahm er von niemandem Befehle entgegen.

Dazu kam, dass Kisame ebenfalls schnell begriffen hatte, dass er - abgesehen von seinem Namen - nie mehr über seinen Partner aus dessen eigenem Munde erfahren würden.

Der Blauhaarige sah ihm aufgrund seine Menschenkenntnisse durch seine ANBU-Zeit an, dass ihn etwas hatte ruhelos werden lassen, dass ihn etwas gravierendes umhertrieb. Aber was, würde der Größere wohl niemals erfahren.

Traurig, aber wahr...
 

Kisame schob die weißen Bänder seines Strohhutes etwas beiseite und blickte auf. Noch waren sie für unerwünschte Blicke unsichtbar, geschützt durch das dichte Buschwerk. Von ihrer Position aus konnten sie den Mond in seiner vollen Pracht sehen, wie er schwer und erdrückend über Konoha-Gakure hing. Vollmond.

Der Nuke-Nin war sich sehr sicher, dass er unwahrscheinlich froh sein würde, wenn dieser lästige aber notwendige Auftrag erledigt war. Er schielte zu Itachi.

Irgendwie war er dieses Mal anders. Itachi war anders.

Es war schwer zu beschreiben, kaum in Worte zu fassen, was, aber der Kleinere war verändert. Hätte Kisame keine Augen, denen durch langes Training eine besondere Schulung zu Teil geworden war, wäre auch ihm es entgangen, aber - Manche seiner Bewegungen wirkten seit Bekanntgabe des Auftrages unnatürlich mechanisch, lange nicht mehr so geschmeidig und elegant wie zuvor.

Kisame konnte sich kaum vorstellen, woran das liegen konnte. Konoha-Gakure alleine war kein Grund, was das betraf, so war er sich vollkommen sicher.

Allerdings waren Gerüchte laut geworden, dass sich Orochimaru seit neustem in dieser Gegend aufhielt... Wenn es das war, was Itachi beschäftigte, wunderte es Kisame nicht.

Kopfschüttelnd beschloss der Nuke-Nin, dieses sinnlose Denken für eine Weile aufzuschieben und widmete sich wieder Wesentlichem.

"Itachi-san... wir sollten weiter..."
 

Kakashi hatte an diesem Abend keine Ruhe finden können und war wenig zielfixiert durch seine Heimat gelaufen. Das Verlangen auf Sake war dem 26-jährigen für die heutige Nacht mehr als nur vergangen.

Zu viele unbeantwortete Fragen behausten seinen Kopf. Wieso ausgerechnet Sasuke? Was war der Schlüssel zu dem Tor, hinter dem sich die entscheidende Antwort verbarg? Wieso der Uchiha?
 

Es wollte einfach nicht in seinen Kopf hinein. Sasuke war, abgesehen von einem Haufen vorpubertierender Kunoichi, vielleicht nicht gerade der Beliebteste, das konnte man vielleicht in gewisser Weise so sagen. Er selbst tat schließlich nichts dergleichen, um sich mit Freunden zu umhaufen.

Nur auf der anderen Seite war er auch nicht gerade verhasst, abgesehen von einigen Rivalitäten, die sich für gewöhnlich unter Ge-Nin aufbauten. Er war nicht überaus unhöflich, nicht vorlaut, frech oder beleidigend, eher ausgeglichen mit einer unterschwelligen, nach Kakashis persönlicher Ansicht niemals abebbenden Anspannung, deren Ursache er nicht verstand. Im Grunde ließ sich kaum etwas über den Jungen sagen, da er selber nie zum Reden zu animieren war.

Doch blieb man objektiv... Bis auf seinen Clan war Sasuke beinahe ein Kind wie jedes andere in seinem Alter auch.

Einsamkeit und Verlust veränderten die Menschen eben doch...
 

Der Grauhaarige seufzte tief. Das war alles überhaupt nicht nach seinem Geschmack - die nächsten Missionen konnte er jedenfalls ruhigen Gewissens canceln. In diesem Zustand würde er niemals die Verantwortung übernehmen, Sasuke an einem derartigen Kraftaufwand teilnehmen zu lassen, und so leid es dem Jou-Nin auch tat, Gesetz war Gesetz. Zu zweit konnten Naruto und Sakura schlicht und ergreifend keine Aufträge erledigen.
 

Langsam und genervt wanderte der hagere Mann weiter. Er wusste, dass man ihn wahrscheinlich für den gesamten Vorfall noch zur Rechenschaft ziehen würde. Einer seiner Ge-Nin, früh morgens unbeaufsichtigt alleine im Wald... Das schien auch nicht das erste Mal gewesen zu sein, was die Lage für ihn nicht besser werden ließ.

Hätte der Kleinere doch mit ihm geredet...

Kakashi hätte ihm niemals ein Sondertraining verweigert, alleine weil Sasuke in ihm alte Träume und Erinnerungen wieder aufkommen ließ. Damals...
 

Nein, er verwarf den Gedanken wieder. Damals lag in der Vergangenheit. Sie jetzt noch zu ändern, war ohnehin zu spät.

Heute Nacht war definitiv nicht seine Nacht. Der Jou-Nin hatte klare Probleme damit, seine Gedanken beisammen zu halten. Er wusste beim besten Willen nicht, wie es nun weitergehen sollte. Sasuke war ganz offensichtlich am Ende gewesen, und wenn der 26-jährige ehrlich war, standen die Chancen sehr, sehr hoch, dass sich der Zustand seines Schülers psychisch gesehen nur noch verschlechtern würde, bekäme er keine Hilfe.

Nur woher? Da konnte noch so viel übriggebliebener ANBU in ihm stecken, Kakashi hatte zu viel erlebt, als dass er seine Kenntnisse der Psychologie - um die es in Wahrheit auch nicht allzu erfreulich bestellt war, hatte er sich doch bereits damals eher dem Studium des Icha Icha Paradisus gewidmet - auf einen derartig harten Fall anwenden würde.

Es viel Kakashi schwer, sich vorzustellen, dass es niemanden gab, der darauf spezialisiert war, traumatisierte Jugendliche zu therapieren. Denn, offenkundig betrachtet, gab es davon leider genug. Die Zeiten waren auch im Frieden mehr als hart...
 

Irgendwann begannen sich, dumpfe Ideen in seine Gedanken einzuschleichen. Erinnerungen zwischen damals und heute verschmolzen für Bruchteile von Sekunden, ehe sie wieder auseinander drifteten und ihre grausamen Geheimnisse preisgaben.

Es gab da eine offene Rechnung...

Vielleicht war die Zeit des Begleichens gekommen.

Der Shinobi fasste einen Entschluss.
 

Nach wie vor innerlich aufgewühlt schaute Kakashi sich um. Wohin hatten ihn seine Füße getragen? Der Grauhaarige kam vor einem kleinen Haus zu stehen, dass insgesamt in einem weniger dicht besiedelten Teil Konoha-Gakures lag. Im übrigen wohnten hier eher wohlhabende Familien oder Sensei, Kakashis eigene Wohnung selber lag nicht allzu fern.

Er musterte das Gebäude.

Seltsam.

Kam ihm irgendwie bekannt vor.

Zufälle waren das dieser Tage...
 

"Kakashi-sensei...?", der Angesprochene dreht sich um und sah in das überraschte Gesicht Irukas, "Was machst du hier...?"

Iruka war, durch den gemeinsamen Besuch von Naruto und Sasuke, ziemlich im Schreiben seiner Berichte aufgehalten worden und hatte an diesem Tag lange gebraucht, bis er sich endlich von seinem Schreibtisch in der Akademie lösen konnte.

Aber nun den Älteren so vor seinem Haus stehen zu sehen...

Hatte er etwa sein kleines Geheimnis herausgefunden?

Der Braunhaarige nahm ganz offensichtlich an, dass Kakashi nicht ohne Grund vor seinem Haus herumlungerte.
 

Iruka versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch die Anspannung wuchs. Im Grunde hatten die beiden Lehrer in ihrer Freizeit eher wenig miteinander zu tun, auch, wenn sich das in letzter Zeit relativ geändert hatte.

Ein Grund mehr, sich zu wundern.

Kakashi schaute seinen rangniedrigeren Kollegen an und kratzte sich äußerst unschlüssig am Kopf.

"Mhh... Konnte nicht schlafen und war gerade in der Gegend... Schlimm?"

Iruka entspannte sich wieder. Das war beruhigend.

Er lächelte lieb: "Nein, komm ruhig mit rein. Ich wollte mir gerade einen schönen Tee machen..."
 

Sakura lachte.

Zugegeben, ihr war das selber etwas suspekt, aber was sollte sie machen? Nao war einfach ein wunderbarer Mensch.

Den ganzen Nachmittag hatten die beide in einem ganz hervorragenden, kleinen Café verbracht - Nao's "Geheimtipp" - und Sakura hatte darüber vollkommen die Zeit vergessen.

Ärger würde sie dafür jedenfalls nicht bekommen, war sie doch in Begleitung eines ihrem Vater bekannten Jou-Nin.

Und so konnte sich die Nacht noch sehr hinziehen.
 

Die Jugendliche rührte zufrieden in ihrem Jasminetee und lauschte angetan den Worten des Älteren. Der Rothaarige verstand sich überaus gekonnt darin, seine Zuhörerin von den Sorgen der Realität abzulenken, während er selber einen schwarzen Tee mit einem ordentlichen Schuss Alkohol konsumierte. Das Hochprozentige schien er jedoch gewöhnt zu sein.

Allmählich begann Sakura sich zu fragen, wieso sie anstatt einem solchen Mann nur den planlosen Schatten eines solchen zum Sensei bekommen hatten. Sicher, Kakashi war begabt - leider auch darin, manisch zu spät zu kommen, sich wie ein Kleinkind zu verhalten und am laufenden Meter Regel, Vorschriften und Gesetze zu brechen, um sich sein Leben angenehmer zu machen.

Oder wie sonst konnte er es verantworten, ständig seine Nase in zensurbedürftige Schmuddelheftchen zu schieben?
 

"Sag, Ojou-chan... Wird es nicht langsam Zeit, dass ich dich nach Hause bringe?", riss die amüsierte Stimme Nao's die 12-jährige aus den Gedanken.

Sofort war Sakura wieder bei der Sache. Sie hob ablehnend die Arme: "Ah, wirklich! Noch habe ich etwas Zeit..."

Ihre innere Stimme sagte ihr, dass man diese Chance beim Schopfe packen musste.

Nao war perfekt.

Nao war perfekt für sie.
 

Nein, Sakura's Absichten lagen nicht in Liebesgeschichten, nicht dieses Mal.

Aber Nao schien zu wissen, was mit Sasuke passiert war. Man sah es der Ge-Nin vielleicht nicht an, aber auch sie hatte ihre gerissenen Seiten, und im Bezug auf den Uchiha waren das nicht zu wenig. Da durfte auch etwas Ausnutzung der Mittel mit im Spiel sein. Sie wollte nur ungern Nao's Freundlichkeit derart bestrafen, entschuldigte es aber für sich, dass es ihr ohne Gewissheit deutlich schlechter gehen würde, als mit einem schlechten Gewissen.

Außerdem... War man ehrlich, so hatte der Größere sicher auch seinen Spaß an diesem Abend gehabt.

Warum also nicht?
 

"Doch, ich denke, es wird langsam Zeit... Auch für mich", der Jou-Nin erhob sich, "Tut mir leid, Ojou-chan. Wir trinken ein anderes Mal weiter, jetzt begleite ich dich lieber zurück."

Innerlich seufzte Sakura resignierend, das war genau der falsche Moment. Aber wo ein Wille war, war auch ein Weg.

Man musste sich eben in Geduld üben... Der Weg war immerhin das Ziel.

"Ja, natürlich... Sehr gerne, Sensei."

Die 12-jährige erhob sich ebenfalls, während sie sich ihre eigenen Pläne fein säuberlich zurechtlegte.

Nicht wissend, dass sie nicht die einzige war, die ein geplantes Ziel verfolgte...

Nightwatch

So, ich melde mich zurück mit Teil 11 - dem bisher kürzesten Teil des Ganzen.

Insgesamt bin ich relativ zufrieden damit, besonders der Part mit Iruka und Kakashi hat mir viel Spaß gemacht.

Auch, wenn mir Com nicht liegt, hoffe ich, dass diese Szene nicht ins Negative ausgeartet ist. Ich war der Ansicht, derartige Elemente auch einmal üben zu müssen, und es passte gerade so wunderbar. <3~

Viel Spaß beim Lesen!

Neden
 

Nightwatch
 

Naruto hockte ermüdet und durchnässt an Sasukes Bett.

Langsam aber sicher verließ ihn die Hoffnung, mit dieser Situation klarzukommen.

Nachdem sein Teamkollege ihm gestanden hatte, was wirklich passiert war, war er nicht mehr ansprechbar gewesen.

Jeder Versuch, irgendwie Kontakt mit ihm aufzunehmen, war in Wimmern und unkontrolliertes Zittern ausgebrochen.

Deswegen hatte der Blonde gewartet, bis Sasuke sich weitestgehend beruhigt hatte, hatte ihm dann umständlich einen Bademantel umgezogen, bevor er ihm noch wesentlich umständlicher seine Klamotten entfernt hatte.

Das war nicht wirklich nach Narutos Geschmack gewesen - viel lieber hätte er Sakura umgezogen, das musste er ja zugeben.

Aber was von Nöten war, war von Nöten.

Ziemlich besorgt hatte er auch sehen müssen, dass die Haut an den Schultern des Schwarzhaarigen dunkelrot verfärbt war,

wohl durch das viel zu heiße Wasser.

Also hatte Naruto sich resignierend aufgemacht, eine Wundsalbe zu suchen, und sie nach einigen Anläufen schließlich sogar gefunden. Sasuke war währenddessen zitternd und zusammengekauert auf dem Boden des Badezimmers in einen tiefen Schockschlaf gefallen, was seinem unfreiwilligen Betreuer die Sache nun wirklich nicht erleichtert hatte.

Aber was sollte man machen?
 

Bereits leicht genervt, dass die Dinge wieder einmal so gekommen waren, wie sie keiner gebrauchen konnte, hob Naruto Sasuke unter Anstrengungen hoch und brachte ihn in sein Bett, wo er ihn endlich mit der Salbe einreiben konnte.

Die Haut des Jugendlichen war an den verbrühten Stellen sehr beunruhigend erhitzt, doch viel mehr als das, was er bereits getan hatte, fiel dem Ge-Nin einfach nicht ein.

Schlussendlich hatte er noch die Decke über den Bewusstlosen gezogen, bevor er sich neben dem Bett hinhockte und wartete.

Okay, langsam ergab ja alles einen Sinn, aber dafür taten sich bei weitem mehr neue Fragen auf, als dass alte verschwanden.

Vor allem eine Sache ließ ihn nicht los...

Wer hatte das getan? War Sasuke nur ein bedauerlicher Fall von menschlicher Willkür geworden?

Unwahrscheinlich war das ganz gewiss nicht, viel eher, als dass es jemand beabsichtigt und begründet getan hatte.

Man konnte anderen Menschen wirklich eine Menge antun, weil man einen Grund hatte. Aber Vergewaltigung war etwas so unglaublich Wahnwitziges, dass es dafür einfach nicht in Frage kam.

Jedenfalls das stand für Naruto fest, und der Jugendliche hatte nun weiß Gott miterleben müssen, wie grausam Menschen auch ohne offensichtlichen Grund werden konnten.
 

Er wrang sich sein Oberteil etwas aus. Lust, aufzustehen und sich ein neues zu holen hatte er nach dieser Nacht herzlich wenig, aber auf Dauer war bloßes Ertragen doch zu feucht.

Die Zeit verging seltsamer Weise auch wahnsinnig schnell, dafür, dass er eigentlich nur herumsaß und wartete,

dass irgendetwas passierte. Vielleicht sollte er doch einen der Lehrer rufen, oder zumindest einen Arzt.

Aber nachdem, wie Sasuke sich verhalten hatte, war ihm klar, dass ein urplötzliches Auftauchen dritter Personen dem Uchiha eher schaden als helfen würde, und so beließ Naruto es vorerst dabei.

Der 12-jährige lauschte den leisen, regelmäßigen Atemzügen des anderen, während er weitestgehend seinen Gedanken nachhing.

Was auch noch unklar war, war die Frage, wie es nun weitergehen sollte.

Team 7 konnte doch so unmöglich zusammen Aufträge ausführen.

Ausgeschlossen, so, wie der 12-jährige am Abend ohne ersichtlichen, ausschlaggebenden Punkt so dermaßen ausgeflippt war, würde das auf offener Straße doch noch wesentlich schneller ausarten.

Was sollte man nur machen...

Der Kopf des Blonden sank, ohne das er es wirklich merkte, zur Seite, und ein tiefer, dringend benötigter Schlaf übermannte ihn.
 

Iruka war wirklich froh, dass er so spät noch solchen Besuch bekommen hatte.

Kakashi, der zu Beginn noch recht ungewohnt bedrückt gewirkt hatte, war nach und nach immer lockerer geworden und schließlich sogar dafür gewesen, doch noch eine Runde Sake mit seiner Abendbegleitung zu genießen.

Aus dem eigentlich geplanten Tee wurde also nichts.

Nun, Iruka hatte ja nichts dagegen, die ganze Nacht mit dem Älteren durch Konoha zu ziehen - war es doch das, was er immer gewollt hatte - aber irgendwo wurmte es ihn, dass aus der Chance, den Grauhaarigen für die Dauer der gemeinsamen Zeit in seinem Haus zu behalten, nichts geworden war.

Gut, besser als gar nicht mit dem hageren Mann zu reden, war es alle Male.

Auch, wenn Iruka alles andere als trinkfest war...
 

"Nun nimm schon noch ein Gläschen!", stachelte Kakashi ungeniert, wohl wissend, dass der Kleinere bereits nach dem einem,

zu dem er sich hatte breit schlagen lassen, genug hatte.

Mehr als genug.

"...nhh... nein...Kakashi... Lass das...!", der Braunhaarige hielt sich wehleidig seinen bereits dröhnenden Kopf und versuchte verzweifelt, sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen. Wieso musste er auch in diesen Angelegenheiten gerade so sehr schwächeln?

"Lassen? Was denn, Iruka-chan?", neckte der Ältere amüsiert weiter, während er ohne Erlaubnis dreist nachschenkte.

Das Ganze war doch eindeutig überaus unterhaltsam.

"D...das weißt du ganz...genau!", kam es gemurrt zurück, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund griff Irukas Hand wie von selbst nach dem Gläschen mit der klaren Flüssigkeit, hob es an seine Lippen und brachte ihn dazu, es in einem viel zu schnellen Zug zu leeren, "Gnn..."

Kakashi lachte: "Was soll ich denn lassen? Du trinkst ja doch weiter."

Er stützte seinen Kopf mit einer Hand und lächelte dem Jüngeren genießend zu. Das wiederum veranlasste den Angelächelten dazu, eine schwache Röte auf seinen Wangen zu bekommen.

Es war das erste Mal, dass er den 26-jährigen hatte lächeln sehen - kein Grinsen, ein ehrliches Lächeln.

Und irgendwie gefiel ihm das verdammt gut...
 

Der Chuu-Nin musste gestehen, dass er bisher nie sicher gewesen war, was er wirklich für Kakashi empfand. Alles, was er genau wusste war, dass ein starkes Interesse daraus resultierte.

Doch - er konnte beim besten Willen nicht sagen, ob es am Alkohol, an der Stimmung oder einfach nur an Kakashi lag - langsam wurde er sich insgesamt klarer darüber.

So ein Mist aber auch!

Wieso musste er sich in einen Mann verlieben, der durch seine auffällig gekennzeichnete Lektüre aller Welt deutlich demonstrierte, wie hetero er war?

...

...dieser Sake war aber auch verführerisch gut...

"...Nachschlag!"
 

Kakashi stutzte. Hatte eben jener Iruka eben freiwillig und von sich aus um mehr Alkohol gelallt? Wirkliches Reden war es ja nun leider nicht mehr...

Aber warum nicht? Wenn er unbedingt wollte - es könnte sicher noch sehr interessant werden...

Wortlos schenkte der Grauhaarige nach. Und nun? Zu seiner überaus großen Verwunderung trank der Chuu-Nin den Sake auf der Stelle und ohne Zögern.

Bemerkenswert, was man hier so alles zu sehen bekam, war man nur lange genug mit den richtigen Leuten in Konoha unterwegs...
 

Farben wurden urplötzlich viel klarer. Faszinierend.

Seit wann war Kakashis Auge denn so dermaßen schwarz? Das war ja schon beinahe beängstigend...

Und der Raum musste auch die abnormale Eigenart entwickelt haben, sich von alleine zu drehen.

Musste wohl passiert sein, während er das letzte Mal geblinzelt hatte.

Das war, wenn man so darüber nachdachte, ja genau genommen eine Unverschämtheit.

Konnte man sich wegen solchen architektonischen Ausfällen eigentlich irgendwo beschweren?

...aber im Grunde war es doch recht lustig, wie die Lampions an der Decke im Kreis Limbo tanzten, zusammen mit dem Deckenstreben.

War das überhaupt noch Limbo, oder schon ein Vorspiel beim hemmungslosen Gruppensex?

...

Uhh, der rote Lampion ging aber ziemlich ran...
 

Iruka saß da, starrte die Decke an und kicherte.

Gut, Kakashi hatte den Witz nicht verstanden - ehrlich gesagt hatte er auch keinen gehört - aber eigentlich war es doch recht lustig. Noch nie hatte er den sonst so über alle Maßen korrekten Iruka so... ausgeflippt erlebt.

Was Alkohol doch aus den Menschen machen konnte...

Jedenfalls stand fest, dass der Braunhaarige so nicht alleine nach Hause kommen würde. Und irgendwo war Kakashi ja auch daran Schuld, dass es so gekommen war, weswegen er sich vornahm, den mittlerweile recht ziemlich betrunkenen Chuu-Nin lieber schnellstens nach Hause zu schaffen.
 

"Ah, Iruka-chan. Es wird Zeit", der Grauhaarige bezahlte und zog den Jüngeren, der mittlerweile knallrot und beschämt in Richtung Erde stierte (offensichtlich war das Vorspiel zwischen Lampions und Deckenstreben nun beendet, und die Sache begann, ernst zu werden), mit sich.

Was für eine Nacht... Irgendwo war es doch wirklich unterhaltsam gewesen, sich einmal so mit dem Kleineren zu amüsieren.

Ablenkend war es alle Mal gewesen.

Genau bei diesem Gedanken kamen Kakashi seine alten Sorgen wieder hoch.

Dass er zur Rechenschaft gezogen werden würde, wurmte ihn nicht. Das so etwas passieren konnte, hatte er lange, bevor er Lehrer geworden war, gewusst. Es war einfach nur eine allgemein verdammt nervenaufreibende Situation.

Der Grauhaarige merkte, wie Irukas Laufen in eine Aneinanderreihung von Stolpern umschlug, und so hob er den Chuu-Nin resignierend hoch. Na, der würde Morgen definitiv nicht arbeiten können...
 

Eine Sache gab es nach wie vor, die ihn innerlich unruhig werden ließ. Man kannte nach wie vor den Täter nicht.

Oder den Beweggrund.

Denn wenn es eine Sache gab, bei der sich der 26-jährige sicher war, dann die, dass es einen Grund gab.

Jemand hatte es vielleicht nach Willkür aussehen lassen, aber irgendwie passte es nicht ins Schema.

Was auch immer es gewesen war, er würde es herausfinden...

Pleasant Nightmare

So, wie versprochen Teil 12 etwas schneller. Trotz der Tatsache, dass mein Internet zur Zeit nicht geht, Halleluja!

Ich merke, dass es mir sehr viel Spaß bereitet, Konversationen zwischen Itachi und Kisame niederzuschreiben. Diese beiden sind zusammen sehr leicht umzusetzen... Ich hoffe, ich übertreibe es dank meiner Euphorie damit nicht <3

Viel Spaß beim Lesen!

NEDEN
 

Pleasant Nightmare
 

Konoha erwachte langsam, ganz langsam aus seinem Schlaf.

Die ersten Strahlen der Sonne krochen am entfernten Horizont entlang und tauchten die Welt in ein goldenes, warmes Orange, während feuchter Nebel aus dem Unterholz aufstieg.

Noch war es insgesamt recht frisch, und nur den wenigsten wäre in den Sinn gekommen, jetzt schon das um Welten gemütlichere Bett zu verlassen. Dafür war es noch deutlich zu früh.

Jedoch kam diese Tatsache zwei einsamen Reisenden mehr als gelegen.
 

"Itachi-san...", meldete Kisame sich wieder. Die beiden waren auf dem besten Wege, Konoha-Gakure von innen zu sehen, allerdings erwies sich dieses Unterfangen doch schwieriger als geplant. Es war unverkennbar, dass die Anzahl der Wachen an den Dorfmauern erhöht worden war.

Kisame war ein gemütlicher Typ. Mit einem Hang zum Sadismus, unverkennbar, in der Tat, aber dennoch gemütlich.

Er hielt nicht viel von spontanen Planänderungen, die das Unterfangen erschwerten, und besonders hielt er nichts von lebensmüden Jou-Nin, die sich dem Ex-ANBU in den Weg stellten.

"Itachi-san... Dürfte ich vorschlagen, dass wir uns einfach einen Weg schlagen?", der Haimensch streichelte beinahe liebevoll sein Samehada, während er mit einem kindlich-erwartungsvollen Blick zu seinem wortkargen Partner schaute.

Keine Reaktion.
 

Wenn es etwas gab, was Kisame noch weniger ausstehen konnte als überflüssige Arbeit, so war es ignoriert zu werden.

Ignoriert hatten ihn die Kinder in seinem Dorf, als er klein gewesen war.

Das ließ er heutzutage nur noch selten ohne passendes, nicht unblutiges Feedback auf sich sitzen. Allerdings war ihm durchaus bewusst, dass er es nicht zu wagen brauchte, etwas gegen Itachi zu unternehmen.

Wie gesagt, Itachi tat nur, was er wollte - und wenn er nicht wollte, war es gesünder, ihn lieber zu nichts zu zwingen.

Auch, wenn der Nuke-Nin den Uchiha nicht als so übermäßig gewaltverherrlichend und sadistisch wie sich selber einstufte, schien er kein Problem damit zu haben, jemanden auf unsanfte Weise zum Schweigen zu bringen, wenn es angebracht war.

Und das musste Kisame nun wirklich nicht heraufbeschwören.

Aber wieso Itachi seinen doch recht ernst gemeinten Vorschlag derartig ignorierte, konnte der Größere an dieser Stelle nicht nachvollziehen. Normalerweise kam zumindest in solchen Situationen ein tadelnder, scharfer Kommentar zur Thematik

"Nicht auffallen" - aber dieses Mal...

Stimmte etwas nicht?
 

Itachi lief bereits geraume Zeit mit seinem Partner im Schlepptau um Konoha herum, immer wachsam darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Gut, diese paar Jou-Nin stellten kein sonderliches Problem für ihn da. Darum ging es nicht.

Aber wenn sie aufflogen und Aufmerksamkeit erregten, konnten sie ihre Mission für die nächsten Wochen vollkommen vergessen, und darauf legte der 17-jährige es wirklich nicht an. Er bestand darauf, seine Aufträge sauber, schnell, ordentlich und ohne den geringsten Anlass für Beschwerden zu erledigen, und das sollte auch in Zukunft so bleiben.

Je schneller er hier fertig wurde, desto schneller kam die Akatsuki zu ihrem Ziel, und dies, so wusste er, lag in gewissen Teilen auch in seinem Interesse.

So viel zur Theorie.

Doch die Praxis machte sich einen Spaß daraus, die beiden Nuke-Nin zu triezen, wie es schien.
 

Ihr Informant hatte unzweifelhaft gesagt, dass je zwei Doppelwachen am Nord- und Südtor postiert war, zudem noch zwei patrouillierende Wachen, die Mauer in unregelmäßigen Abständen abliefen.

Ihr Maulwurf log nie. Seine Informationen waren bisher jedes Mal hieb- und stichfest gewesen, absolut zuverlässig und sicher.

Aber Itachi sah es nun einmal mit seinen eigenen Augen.

Doppelwachen an allen Seiten. Mindestens vier Patrouillen.

Was hatte das zu bedeuten? Konoha war ein relativ friedliches Land, der Jugendliche war sich in diesem Moment nicht einmal sicher, ob er jemals so viele Jou-Nin um diese frühen Morgenstunden in Konoha-Gakure gesehen hatte. Der einzige sinnvolle Anlass, der ihm einfiel, war ein bevorstehender Krieg, doch auch politisch war der Schwarzhaarige bestens unterrichtet.

Zur Zeit gab es keine Spannungen zwischen zwei Hoheitsgebieten, die Konoha betrafen.

Er verwarf diesen Gedanken wieder, so schnell er gekommen war.

Nonsens. Er hasste es, wenn er die Zusammenhänge nicht verstand, denn diese waren wichtig, um sich eine Situation zum Vorteil zu machen.
 

"Planänderung", kommandierte Itachi kühl und blieb mit dem Rücken zu Kisame stehen.

Oh Wunder, er hatte gesprochen. Der Größere horchte zufrieden auf und hielt ebenfalls an. Er war des Herumlaufens bereits müde geworden und wenn er zugab, waren das auch nicht wirklich seine Temperaturen.

"Habt Ihr schon eine Idee?", Kisame stellte sein Samehada ab und stützte erwartend die Arme darauf. Irgendwo war es doch sehr komfortabel, einen ANBU-Captain zum Partner zu haben.

"...oben ist kein Durchkommen", erkannte Itachi ruhig an, während er zu Konoha aufblickte. Das ganze passte ihm einfach nicht.

Die Atmosphäre fühlte sich falsch an.

Etwas musste passiert sein.

Nicht, dass es ihn interessiert hätte, was in diesem Ort geschehen war. So etwas wie Vaterlandsliebe besaß der 17-jährige ganz sicher nicht. Aber er konnte sich dem Gefühl nicht entledigen, dass die ganze Sache eine größere Bedeutung hatte.

Normalerweise, so hatte er es selber noch erleben müssen, schliefen die Verantwortlichen hier ganz schön, wenn es um Postenaufstockung ging.

Er schüttelte den Kopf. Sich solche Gedanken zu machen - Das passte nicht zu ihm.
 

"Wir gehen subterran vor", beendete er schnell seine Gedankengänge und verstummte wieder vollends, wobei er sich gänzlich von seinem Partner abwand.

Kisame betrachtete ihn nachdenklich. Unterirdisch also.

...Unterirdisch? Das konnte doch nicht der Ernst des Uchiha sein!

"Itachi-san... Seid Ihr Euch sicher, dass das eine so gute Idee ist?"

Keine Reaktion.
 

Sasuke träumte. Sein gesamter Organismus war derartig erschöpft und durch den Wind, dass es das aller erste Mal nach einer langen Ewigkeit keine Alpträume waren.

Früher hatte er immer fratzenhafte Gesichter gesehen, die ihm das Leben aus dem Körper rissen, während sie hämisch dabei lachten. Und der schwarze Schatten aus seiner Kindheit hatte in Ruhe dabei zugesehen - augenscheinlich amüsiert, was eine Besonderheit war, glaubte er doch, dass es nichts auf Erden gab, was diesen Schatten wirklich zu unterhalten wusste.

Ohnehin war dieses Wesen in seinen Träumen absolut jedes Mal präsent. Sasuke konnte sich nicht dagegen wären, sich nicht von diesem Schatten lösen.

Auch heute, in diesem relativ angenehmen Traum, tauchte er wieder auf.

Der 12-jährige lag unter einer riesigen Eiche und schaute zum Himmel auf. Die Baumblätter wogen sich schwach im Wind, während das Sonnenlicht sich im Geäst brach.

Die Szenerie war seltsam überlichtet, er nahm das meiste nur verschwommen und unklar wahr, aber es störte ihn nicht.

Irgendwie war das alles überaus entspannend... Sein Geist hatte sich schon lange nach dieser Art von innerer Ruhe gesehen.

Ironisch, dass er sie gerade jetzt bekam, doch Sasuke wollte sich nicht beschweren. Nicht jetzt.
 

Jemand war bei ihm, er spürte es, doch insgesamt fühlte sich sein Körper zu kraftlos an, als dass er sich hätte bewegen können.

Und im Grunde wollte er es ja auch gar nicht.

Doch es hätte ihn schon interessiert zu wissen, mit wem er diese Ruhe teilte. Eigentlich gab es keinen Menschen, den er in seine Entspannung hereingelassen hätte - wer hätte sich also selber einladen können?

"Sasuke..."

Die Stimme der Person erhob sich. Sie war dunkel, männlich - und wahnsinnig angenehm ruhig. Etwas in ihm sagte ihm, dass er sie über alles liebte, doch ein Teil in seinem Kopf schrie unerbittlich, dass dem nicht so sein konnte.

Allerdings passten diese Schreie nicht in seine Ruhe. Er ignorierte sie.

"...willst du nicht aufstehen?"

Sie hatte beinahe etwas neckisches, diese Stimme. Aber dennoch war sie sanft, irgendwie verständnisvoll...

Der 12-jährige spürte, wie seine Lippen tonlos Worte formten.

'Nicht jetzt...'
 

Einen Moment herrschte Stille. Doch die Stimme ließ nicht so leicht locker.

"...Sasuke... Steh auf..."

Wieso? Konnte man ihn nicht einfach dort liegen lassen? Wann hatte er sich das letzte Mal so wahnsinnig wohl und erfüllt gefühlt? Das war nicht gerecht...

'Nicht jetzt...'

"Steh auf..."

Sasuke resignierte. Auch, wenn er keine Kraft in sich verspürte, beschloss er, der Stimme nachzugeben - ihm war nicht nach rebellieren zu Mute und vielleicht würde er dann endlich Ruhe bekommen.

Langsam, ganz langsam richtete er sich auf, ohne dabei seinen Körper als solches zu spüren. Alles, was er wahrnahm, war eine bleierne Schwere, die es ihm schier unmöglich machte, sich wirklich zu bewegen.

Er schaute sich um.

Und im nächsten Augenblick bereute er seine Dummheit, der Stimmte gehorcht zu haben.

Das Licht verschwand und wurde durch Dunkelheit ersetzt. Unsicher sah sich der junge Uchiha um, nur um im nächsten Moment die toten, leblosen Körper seiner Eltern vor sich zu sehen.

Der Schwarzhaarige riss die Augen auf und drückte sie anschließend fest zusammen.

Er wollte das nicht sehen, nicht noch einmal, nicht noch-
 

"Otouto...", jemand hauchte ihm leise ins Ohr. Er mochte das Gefühl nicht, es war viel zu angenehm.

Unsicher öffnete der Jugendliche die Augen wieder. Jemand hatte die Arme um ihn gelegt.

Obwohl er sich vorstellen konnte, wer es war, schielte er langsam zur Seite.

Itachi schaute ihn an, sanft, ruhig, aber mit dem gleichen undeutbaren Blick wie immer.

Ohne weiteres Erklären behielt er Sasuke im Arm.

Der Jüngere zuckte leicht. Wieso...?
 

"...nhhh...!"

Naruto wurde wach, als Sasuke unruhig zu werden begann. Vollkommen verschlafen und neben sich blinzelte der Blonde ein paar Mal, bis ihm klar wurde, dass sein noch schlafender Teamkollege ganz offensichtlich einen Alptraum der harten Sorte hatte.

Er beugte sich zu Sasuke und musterte ihn kurz, bis er ihn unschlüssig am Arm berührte - geistesgegenwärtig war ihm klar, dass seine Schultern noch verbrüht sein mussten - und versuchte, ihn irgendwie zu wecken.

"Oi, Sasuke!"

Eine Sekunde später zuckte der Angesprochene zusammen und fuhr verstört hoch, mit weit aufgerissenen Augen. Er atmete schwer und unregelmäßig, auf seiner Stirn hatte sich leichter Angstschweiß gebildet.

Nach dem ersten Schockmoment wurde dem 12-jährigen bewusst, dass sein Rücken ihm äußerst wehtat, und so ließ er sich leidend stöhnend wieder ins Kissen zurücksinken.

Was sollte dieser Traum...?
 

Naruto hielt sich zunächst bedeckt und wartete, bis Sasuke sich etwas von sich aus beruhigt hatte.

Wahrscheinlich war das besser so...

Als der Jugendliche jedoch so in die Laken zurücksank, meldete er sich wieder: "...alles...okay?"

Der Angesprochenen drehte zu seiner Verwunderung sogar den Kopf zu ihm und musterte ihn kurz nachdenklich.

Naruto fühlte sich plötzlich innerlich beruhigt, irgendetwas an dem Blick des Schwarzhaarigen war wieder lebendiger geworden.

Es war ein Anfang.

Währenddessen kam Sasuke hoch, was in der gestrigen Nacht passiert sein musste. So viel Blöße hatte er sich gegeben?

Wie peinlich...

"Oi... wegen Gestern... danke für deine Hilfe", der junge Ge-Nin drehte den Kopf zum Fenster, "...aber vergiss, was passiert ist.

Ich war nicht ganz bei mir." - Wenn auch gleich er sich nicht schlüssig darüber war, in wieweit er JETZT bei sich war...

"Das... habe ich gemerkt. Geht's dir besser...?", fragte der Blonde einfach auf gut Glück. Immerhin war er nicht mehr ganz so abwesend wie die letzten Tage, auch wenn es selten vorkam, dass Sasuke sich bedankte.

Ein schwaches Nicken folgte: "...ich denke... vielleicht wäre ich lieber alleine, jetzt."

Sein Rücken schmerzte höllisch, auch wenn er selber daran Schuld war. Deswegen war es auch nicht in seiner Absicht, viel daran zu ändern.

Irgendwie passte es Naruto nicht, dass Sasuke ihn nun so rausschmiss, nachdem, was passiert war - doch was sollte er tun?

Er war unfreiwillig hier, sicher, aber nach wie vor nur der Gast. Und von diesem Uchiha hatte er nie viel Gastfreundschaft erwartet.

"Wenn du etwas brauchst, melde dich", meinte der 12-jährige nur noch, bevor er auf dem schnellsten Wege den Raum verließ.

Sollte Sasuke doch machen, was er wollte. Bitte. Wenn er meinte, dass das so gut für ihn wäre...

Eigentlich hätte Naruto erkennen müssen, dass Sasuke oftmals das tat, was genau nicht gut für ihn war.

Aber so, wie er eben war, erkannte er diese offensichtliche Tatsache leider nicht.
 

Sasuke bliebt alleine in seinem Zimmer zurück und starrte die Decke an. Der Traum hatte ihn über alle Maßen verwirrt...

Wieso ließ er sich noch von ihm umarmen, nachdem er doch gesehen hatte, was Itachi ihm angetan hatte?

Er hatte in all den Jahren doch nie daran gezweifelt, dass er seinen Bruder durch und durch hasste. Etwas anderes verdiente er

auch nicht, nach dem Leid, das er brachte.

Aber warum hatte er sich im Traum dann nicht dagegen gewehrt, dass er die Arme um ihn legte, oder ihm "Otouto" ins Ohr flüsterte? Diese Gedanken waren wirklich irrational...

Sobald er seinen Rücken weniger unangenehm spüren würde, würde er versuchen, zumindest im Hinterhof ein wenig mit Shuriken zu trainieren, irgendwie würde er das schon hinbekommen.

Bis dahin versuchte er einfach, alle Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen.

Sasuke drehte den Kopf wieder zu Fenster und sah der Sonne dabei zu, wie sie langsam höher empor stieg.

An Entrance

Und schon wieder geht es weiter. Ich bin positiv überrascht, dass ich es schaffe, in letzter Zeit so regelmäßig zu posten. <3

Zudem komme ich kaum von Kisame/Itachi weg. Es ist einfach zu amüsant und dabei so realistisch - Kisame's Charakter hat es mir irgendwie angetan.

An dieser Stelle möchte ich mich einmal bei allen KommentarschreiberInnen bedanken, die mir bisher die Treue gehalten haben. Ich würde mich gerne bei jedem einzelnen persönlich bedanken, aber leider ist mir dies aufgrund von abituriellem Stress nicht möglich.

Mittlerweile denke ich aber, dass ich ohne euch keine Lust mehr hätte, weiterzuschreiben. Ich sitze schon lange an der Story und sie wird immer schwieriger für mich zu schreiben.

Ich hoffe, ihr werdet auch in Zukunft das Ganze weitermitverfolgen - ich habe noch so einiges vor, seid gespannt!

Viel Spaß beim Lesen. :3
 

An Entrance
 

Kisame konnte es nicht fassen. Itachi hatte es tatsächlich gewagt, ihn in die Kanalisation hinab zu zwingen.

Nun, vielleicht war 'gewagt' im Bezug auf den Uchiha das falsche Wort - Itachi musste nichts wagen, er tat, was er wollte, und ließ sich durch nichts und niemanden davon abbringen.

Aber musste das wirklich sein...?

Zugegeben, wirkliche Kanalisation war es ja auch nicht. Es waren einige alte, stillgelegte unterirdische Gänge, wohl besondere Routen für ANBU-Einheiten oder Fluchtwege für Zivilisten, aber dennoch fand er es äußerst erniedrigend, dermaßen ungesehen zu reisen.

Wirklich, so schlimm, dass man ihn verstecken musste, war er nun auch wieder nicht.

In Ordnung, vielleicht übertrieb es etwas. Der junge Mann hatte in seinem Leben einfach genug Ausgrenzung erfahren, aber was machte das schon... Das lag alles weit, weit zurück. In der Vergangenheit.
 

Eine Tatsache wurmte ihn jedoch wirklich. In den unterirdischen Höhlen konnte er den Stand der Sonne nicht ablesen. Es ließ sich nur schwerlich schätzen, wie spät es war, und das war schlecht.

Meistens hatte Itachi ein besseres Zeitgefühl wie er, jedoch wollte er es nicht provozieren, davon nun unbedingt Gebrauch zu machen, wenn es sich denn verhindern ließ. Besser war das.

Der Größere schaute interessiert zu seinem Partner. Seltsam benahm er sich jedenfalls nach wie vor, doch woran das nun lag, das blieb ihm weiterhin verborgen. Da blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als die Situation zu akzeptieren...

Wie gesagt, Itachi würde ihn den tieferen Grund nur wissen lassen, wenn er wollte.

Und Schwächen offenbaren - das wollte er mit Sicherheit nicht.
 

Itachi spürte den stechenden Blick seines amphibischen Partners unangenehm in seinem Rücken, und er hätte liebend gerne etwas dagegen unternommen. Aber solange Kisame wusste, wo sein Platz war, und er in Folge dessen keine allzu nervtötenden Fragen stellte, ließ es sich noch aushalten.

Außerdem musste er seine Gedanken sammeln. Den Auftrag Schritt für Schritt in seinem Kopf aufrufen.

In Konoha-Gakure gab es einen ganz besonderen Jungen. Nun, der Junge interessierte den Schwarzhaarigen herzlich wenig, aber er besaß etwas, das die Aufmerksamkeit des Uchiha wert war.

Kyuubi.

Der Fuchsdämon war unabdingbar für die Pläne der Akatsuki, und auch, wenn Itachi niemals mit Aufträgen emotional wurde, so sah er es als Vertrauensbeweis an, diese Mission sauber auszuführen. So lange war er nun nicht Teil dieser Organisation, und als jüngstes Mitglied durfte er sich keine Fehltritte erlauben.

Zudem war es auch einfach so, dass der Jugendliche einen Hang zum Perfektionismus besaß.

Konnte dem Leader ja nur Recht sein.

Itachi musterte den Weg vor sich.

Sie würden schnell nach oben kommen, den Auftrag reibungslos erledigen, und ebenso schnell wieder verschwinden.

Kein langes Aufhalten. Wegen niemandem.

Der Nuke-Nin blieb stehen und sah zur seitlich auf. Da lag er, der Weg hinauf nach Konoha-Gakure.
 

Naruto lag auf dem Bett, was Sasuke ihm zugeteilt hatte, und schaute zur Decke auf.

Langweilig.

Irgendwie war es ganz einfach nicht sein Fall, den ganzen Tag tatenlos herumzuliegen. Es passte ihm nicht, und er konnte nicht verstehen, wie es anderen gefallen konnte. Aber einfach weggehen konnte er ja nun nicht, das ging nicht, und es war ihm durchaus bewusst. Er seuftzte schwer. Wenn man ihn wenigstens gefragt hätte, ob er es machen wollte...

Aber solche Entscheidungen sollte man nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden. Wenn er keine Lust dazu hatte, dann machte er es doch ohnehin nur halbherzig. Der Blonde rollte sich auf die Seite.

Er gestand ja, dass er verstehen konnte, dass man Sasuke so nicht alleine lassen sollte, er verstand es ja wirklich...
 

Aber was sollte Naruto da schon machen? Er hatte mit Abstand am wenigsten Ahnung von psychischer Hilfe, und phsyische würde dem Schwarzhaarigen auch nur bedingt helfen. Vielleicht sollte er mit Kakashi reden.

Nein. Kakashi würde ihm sicher sein Gehör nicht schenken. Aber vielleicht konnte er mit Iruka reden, und dieser würde es einmal mit Kakashi versuchen...?

Aber so viel hatten die beiden in ihrer Freizeit ja nun auch nicht miteinander zu tun. Warum auch?

Mürrisch, darüber dass seine Gedanken sich unaufhaltsam im Kreise zu drehen schienen, rollte Naruto sich auf die andere Seite.

Er hatte unwahrscheinlichen Hunger, denn für die Gewohnheiten des 12-jährigen hatte er Essen in den letzten Tagen wahnsinnig nach hinten geschoben.

Man konnte ja nachschauen gehen, was die uchiha'sche Küche so im Angebot hatte...

Er stand auf und verließ den Raum.
 

Irgendjemand hatte gerade ganz sicher seinen Spaß.

Dumm nur, dass dieser Irgendjemand nicht Kisame war. Die beiden Nuke-Nin hatten es geschafft, unbemerkt in Konoha-Gakure einzudringen und befanden sich nun in der Wohnung, die ihnen ihr Maulwurf als Adresse gegeben hatte.

Kein Fuchsdämon. Kein Bewohner. Kein gar nichts.

Gut, ein Haufen Unordnung, aber das wusste nicht wirklich zu begeistern. Ihr Informant konnte nicht so im Unrecht sein, da einige Fotos darauf hindeuteten, dass schon die richtige Person hier lebte.

Es war gerade einmal 4, 5 Uhr morgens. Wo konnte dieser Junge nur stecken?

Frustriert ließ Kisame sich äußerst ungeniert auf die Couch im Wohnzimmer sinken und wartete darauf, dass sein genialer Partner ihm die passende Lösung vortrug. So lange war jawohl nichts gegen ein Päuschen einzuwenden.
 

Itachi hatte keinen Sinn für das Herumsitzen, ebenso wenig Verständnis, wie sein zuweilen sehr peinlicher Partner sich hier und jetzt ausruhen konnte. Aber er wusste, dass Kisame die frischen Temperaturen in Konoha nicht gerade gut bekamen, und ließ ihn deswegen in Ruhe.

Stattdessen nutzte er die Zeit, um sich noch einmal haargenau umzusehen. Gut, etwas zuwider war ihm das schon.

Dieses Chaos war wirklich ungemein abstoßend, besonders in der Küche. Man musste sich ernsthaft fragen, wie hier ein menschliches Wesen - Dämon hin oder her - leben konnte.

Er verdrängte seine Gedanken und besann sich wieder auf das Wesentliche.

Allgemein war nichts wirklich Interessantes in der Wohnung. Aber vielleicht ließen sich Hinweise auf den Verbleib des Jungen finden.

Der Schwarzhaarige ging noch einmal zu den Fotos zurück. Die meisten zeigten einen blonden Jugendlichen, der augenscheinlich sehr viel Spaß am Leben hatte. Aber das half keinem.
 

Itachi stutze. Was war das?

Er nahm ein Foto vom Regal, dass Kakashi, den Jungen und zwei weitere Jugendliche zeigte. Musste wohl das aktuelle Team des Jou-Nin sein...

Das Mädchen beachtete er nicht weiter, jedoch zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf sich.

Das war unerwartet. Wirklich unerwartet. Wieso hatte ihn niemand davon unterrichtet?

Mürrisch ließ er den Bilderrahmen fallen und trat bei seinem Vorrübergehen, wenn auch unbeabsichtigt, in das Glas.

Scherben knirschten und bohrten sich in das Zelluloid.

"Kisame! Wir gehen."
 

Unschlüssig stand Naruto in der Küche. Der Hunger hatte ihn ja wirklich umgebtrieben, aber...

Irgendwo war es auch nicht richtig, einfach so etwas zu nehmen. Zudem machte Sasuke ja doch den Eindruck, als könne er auch etwas Festes zwischen den Zähnen gebrauchen. Also machte der 12-jährige kehrt und ging zurück zu dem Zimmer des Hausbesitzers.

"Sasuke...?", er klopft schwach gegen die Streben der Fusuma, nicht sicher, ob der Jugendliche nicht doch wieder eingeschliefen war. Ein leises Murren folgte, was Naruto jedoch als Einladung zur Öffnung der Türe deutete und diese aufschob.

Der Schwarzhaarige saß da und starrte aus dem Fenster, löste seinen Blick jedoch nach einer Weile und drehte den Kopf betont langsam zu seinem Gast: "...ist etwas?"

"Ich wollte fragen, ob ich mir was zu essen machen kann...", begann der Angesprochene beinahe kleinlaut, während er in Sasukes dunkle Augen zurückblickte. Hatte ihm das Geständnis gut getan? Irgendwie wirkte er lebendiger...

"...und, ob du auch was willst."
 

Eine Weile herrschte Stille. Sasuke beobachtete seinen Teamkameraden aufmerksam. Nachdem Aussetzer der letzten Nacht hatte er sich geschworen, gegen diese panischen Zustände anzugehen. Okay, er musste umdenken.

Aber verdammt, er durfte nicht weglaufen - solch ein Feigling durfte er nicht werden...

Irgendwie würde er sich wieder fangen, auch wenn es dauern würde. Kleine Schritte in die richtige Richtung.

Ohne fremde Hilfe.

"...nimm, was du willst. Ich mache mir nachher selber etwas", antwortete er deswegen nur knapp.

Dieses Anwesen war das Anwesen eines Uchihas. Wie konnte er seinen Vorfahren derartige Schande machen, sich hier derartig gehen zu lassen?

Sasuke starrte wieder aus dem Fenster. Sein Entschluss stand - wackelig, weil sich in seinem Inneren noch alles um die schmerzlichen Ereignisse drehte, und ihn der Traum verwirrt hatte - doch er stand. Was den Traum anbelangte, so war er mit sich überein gekommen, dass er ihm keine weitere Beachtung angedeihen lassen würde.

Er wünschte sich eben alte Zeiten zurück, das war nichts Neues.
 

"Wie du meinst... danke", sagte Naruto offensichtlich erfreut darüber, dass es nun endlich etwas zu essen gab, und verschwand aus der Tür. Sasuke sah ihm kurz nach und blickte dann an sich herunter. Noch immer nur mit dem Bademantel bekleidet stand er auf und ging zu seinem Schrank. So konnte er nicht bleiben, ganz sicher nicht.

Er öffnete den Gürtel des Kleidungsstückes und ließ es langsam zu Boden gleiten, während er nach ein paar passenden Klamotten suchte.

Irgendwie war ihm dieser Körper zuwider. Der Jugendliche hielt in seinen Bewegungen inne und betrachtete kurz die teilweise noch deutlich sichtbaren Wundmale. So schmutzig...

Ein schwaches Seufzen entwich seinen Lippen. So würde er seine Gedanken ja nie ändern.

Schnell streifte er sich Shorts, eine Dreiviertelhose und einen Pullover über, kramte noch ein Paar Zori hervor, damit er nicht Barfuß durch das Anwesen laufen musste, und schloss den Schrank sorgsam.

Sasuke nahm den Bademantel, machte mit einem geübten Handgriff sein Bett und verschwand danach im Bad.

Sein Rücken brannte, die Wunden machten sich wieder bemerkbar und wenn er ehrlich zu sich selber war, hatte er all seinen Appetit verloren. Gegen die ersten Probleme ließ sich etwas ausrichten, aber zum Essen zwingen konnte er sich beim besten Willen nicht. Vielleicht würde ein gesundes Shurikentraining ihm wirklich weiterhelfen, wenn es sein Körper und sein Geist zuließen.

Der 12-jährige zog sich seinen Pullover noch einmal über den Kopf und begann damit, wenigstens die größten, schmerzhaftesten Wunden mit einer schmerzlindernden Salbe zu behandeln. Er musste sich etwas Zeit lassen, noch war ihm insgesamt recht unwohl bei all seinen Bewegungen, aber er spürte, dass er bereits deutlich mehr Kraft hatte als vor ein paar Tagen.

Es war ein erster, kleiner Schritt. Ein wackeliger.

Aber es war einer.

First Encounter

So, und wieder ein Schritt in Richtung Storyentwicklung. <3

Wobei ich wieder nur betonen kann, dass das Ganze sich noch sehr lange herausziehen wird...

Jedenfalls ist an dieser Stelle anzumerken, dass ich das nächste Update nicht wie gewohnt in zwei Wochen vornehmen werde. Zum einen kommt diesen Sonntag für eine Woche meine Freundin zu mir ♥, zum anderen habe ich mir cosplaytechnisch noch etwas vorgenommen und werde auf einigen Cons unterwegs sein - darüberhinaus ein Gespräch an der D-Dorfer Uni bezüglich meines Studiums nächstes Jahr führen. <3

Ich werde genaue Daten in meinem Steckbrief updaten, sobald ich sagen kann, wann es ein neues Update geben wird! - wem ansonsten langweilig ist, kann in der Zwischenzeit ja gerne auch in meine anderen Werke reinschauen. |3

Danke an der Stelle für alle Unterstützer und Kommentarschreiber!

Eure Geduld wird belohnt werden~

Viel Spaß mit Teil 14:
 

First Encounter
 

In der Pfanne brutzelte es geräuschvoll. Das heiße Fett knackste immer wieder auf, wenn es mit unsymmetrisch geschnittenen Gemüsstückchen und viel zu übergroßen Fleischhappen in Berührung kam.

Naruto hatte nie viel für das Kochen übrig gehabt, aber aus irgendeinem Grund schien Sasuke doch tatsächlich nicht über Ramen zu verfügen. Seltsam, soetwas hätte es bei ihm nie gegeben, und wenn doch, dann wäre er eben ausgegangen, Ichiraku hatte für ihn immer den perfekten Ersatz. Zudem zog er die Ramenbar ohnehin den Instantnudeln vor.

Der Blonde kniete sich frustriert an den niedrigen Tisch in der uchiha'schen Küche und warf einen Blick aus dem Fenster.

Es konnte nicht viel später als 7 Uhr sein.

Der 12-jährige streckte sich und gähnte einmal äußerst deutlich, bevor er sich durch die Haare strubbelte und sein Stirnband gerade rückte.

Wie lange musste er eigentlich bei Sasuke bleiben? Es war langweilig. Langweilig, und, wenn er an die Ereignisse der letzten Nacht dachte, anstrengend. Er spürte, dass er für derartige Situationen nicht geschaffen war, und es wurmte ihn, da man an seiner Stelle vielleicht jemand eher qualifiziertes hätte nehmen können.

Aber was konnte er schon machen?
 

Naruto seuftzte tief und legte sich auf den Rücken. Niemand, der mit ihm dieses Haus bewohnte...

Wieso eigentlich?

Die Küche wirkte seltsam künstlich, da niemand wirklich regelmäßig in ihr zu kochen schien. Es roch nicht einmal nach Küche,

sondern eher nach steriler Abstellkammer. Überhaupt verströmte das gesamte Gebäude einen ungewöhnlichen, kalten Geruch,

es roch nicht nach Leben, viel mehr roch es nach Tod.

Und dem Ge-Nin gefiel diese Tatsache nicht. Da war es doch kein Wunder, dass Sasuke so war, wie er war. Oder?
 

Er hatte den Jungen schon sehr früh oft alleine erlebt, wenn er nicht gerade von seiner ungewollten Anhängerschaft umgeben war.

Der erste Eindruck, den der 12-jährige in ihm hinterlassen hatte, war Sympathie gewesen. Sasuke schien so einsam wie er zu sein, auch, wenn all diese Menschen bei ihm waren. Im Grunde waren sie nie MIT ihm.

Es hatte jedoch nicht lange gedauert, da verstand Naruto, wieso dem so war. Sasuke ließ niemanden an sich heran, und schien eine Ablehnung gegen alles und jeden verinnerlich zu haben. Wieso? Wieso war es so weit gekommen, mit einem Kind, das fast so alt war wie er selber?

Es war... traurig...
 

Allerdings - Naruto setzte sich wieder auf - hatte er ja auch selber genug gelitten. Im Gegensatz zu seinem verstummten Teamkameraden war er aufgeblüht und hatte Menschen kennengelernt und für sich gewonnen.

Und irgendwie würde er auch noch den Uchiha davon überzeugen können, dass es da mehr im Leben gab, als den Geruch des Todes, der sich um das Familienwappen gelegt hatte...

Ermutigt erhob er sich vollends und bewahrte sein Essen davor, gänzlich zu verbraten.
 

Itachis Gedanken rasten. Das hatte er nicht absehen können, und es passte ihm nicht. Er wollte dieses verdammte Gesicht endlich vergessen, bis es einer Erinnerung wert war.

Jedoch, so musste er einsehen, war es manchmal schwer, sich von dem ein oder anderen allzu schnell zu trennen...

"Itachi-san?", Kisame, der langsam genug von der routinierten Schweigetour seines Partners hatte, meldete sich von hinten, "Stimmt etwas nicht?"

"...alles in Ordnung. Nur eine weitere Planänderung", gab der Kleinere beinahe genervt zurück. Er hatte nicht die Intention, seinem fischigen Gefährten alles aus seinem Privatleben mitzuteilen, auch wenn er sich denken konnte, dass es darum gar nicht ging.

Wahrscheinlich war dieser bloß wieder angefressen, da man ihm nicht sagte, wohin sie ihr Weg führen würde, doch das konnte er am Ende schön selber sehen.

Den Ort nahm er sicher nicht in den Mund, namentlich.
 

Während sie durch das Dorf vorangingen, spürte der Jugendliche deutlich eine allgemeine Anspannung. Viel Betrieb war noch nicht zu beobachten, allerdings war das um diese Uhrzeit verständlich.

Dafür machten immerwieder einige Passanten einen überaufmerksamen Eindruck. Mütter begleiteten Ge-Nin zu den einzelnen Treffpunkten - alleine das war schon sonderbar - und immer wieder mussten sie ausweichen, da ANBU ihren Weg kreuzten.

Passanten konnten mit der Kleidung der beiden Partner nichts anfangen, da machte sich der 17-jährige keine Sorgen.

Die Akatsuki wurde größtenteils todgeschwiegen, um die Bevölkerung nicht unnötig in Aufruhr zu versetzen.

Aber ANBU wurde sicherlich eingeschärft, dass die rot-schwarzen Mäntel keine freundliche Gesinnung verbargen.

Die Ansammlung der Sondereinheit passte nicht zu dem morgendlichen Konoha-Gakura, das ihm in Erinnerung geblieben war...

Wieder ein Beweis dafür, dass sich die Dinge doch änderten.

Er beschleunigte zielstrebig seine Schritte, um die Szenerie alsbald zu verlassen.
 

Sasuke hatte sich mittlerweile nach draußen bugsieren können. Die ersten, warmen Sonnenstrahlen kitzelten ihn bereits neckisch im Nacken, woran er sich jedoch nicht weiter stören ließ.

Zumindest versuchte er das.

So angespannt hatte er sich seit Jahren nicht mehr erlebt - sein Körper reagierte übergereizt auf alle äußerlichen Einflüsse; Luftzüge, Licht, das entfernte Aufsteigen eines Vogelschwarmes. Er sah ein, dass er wirklich am Ende war, und beschloss für sich, dass er, nachdem ihm diese Erkenntnis gekommen war, deutlich leichter etwas dagegen unternehmen konnte.

Sasuke musterte den abgenutzten Baumstumpf vor sich, und zog ein Shuriken.

Konzentration war überaus wichtig. Das Ziel anvisieren, Konzentration, perfekte Körperanspannung und -haltung, Konzentration, den richtigen Moment exakt abschätzen, Konzentration und - Wurf.

Der metallene Stern verpasste nur sehr knapp die eigentlich angedachte Markierung. In Anbetracht seines Zustandes hatte er auch schon weitaus schlimmere Ergebnisse erzielt.
 

Der Ge-Nin rang nach Atem. Diese kleine, kurze Übung hatte ihm bereits wieder all seiner Kräfte beraubt, warum?

Jede Faser seines noch angeschlagenen Körpers schmerzte.

'...Otouto...'

"Nhh...!", Sasuke zuckte zusammen, als seine Traumbilder sein Unterbewusstsein durchdrangen und nach oben vorstießen.

Er wollte jetzt nicht daran denken müssen, wieso tat er es dann? Wieso konnte er nicht einfach Traum Traum sein lassen?

Die Schwäche durchzog fadenhaft seinen Körper, und er konnte sich kaum mehr dagegen wehren.

Irgendwie wurde ihm mit einem Mal so ganz anders...
 

Naruto saß mittlerweile am Tisch und as. Zugegeben, es war nicht das beste Essen aller Zeiten, aber dafür, dass er ein ungelenker Tollpatsch war, was Küchenarbeit betraf, war es doch recht genießbar.

Etwas anderes störte ihn weitaus mehr: Die Stille, die ihn umgab. Es war, als würde dieses Haus von den Toten bewohnt, und Sasuke war einer von ihnen geworden.

Kein noch so leiser Laut war zu hören. Nichts. Gar nichts. Die Stille sickerte durch die Wände und Fusuma, durchdrang Möbel und Gegenstände und legte sich über alles wie dämpfender Staub.

Und Naruto bekam nicht schlecht Lust, diesen Staub wegzuwischen.

Aber ohne die Einwilligung seines Teamkameraden konnte er ihm auch nicht wirklich helfen.

Tief seufzend schob sich der 12-jährige sein Essen in den Mund. Bis vor wenigen Tagen war sein Leben so normal gewesen, und jetzt... Jetzt war es normal, aber kalte Realität.

Er schaute aus dem Fenster.

Heute würde ein sehr schöner Tag werden, das stand fest. Was wohl Iruka gerade tat?

Irgendwie würde er gerne einmal mit ihm über Sasuke reden...
 

Nun, nicht, dass Kisame jemals aus Itachi schlau geworden wäre - aber das ging doch etwas zu weit.

Der Schwarzhaarige lotste ihn behände und ohne ein erklärendes Wort zielstrebig durch das Dorf. Wohin wollte er?

Zugegeben, mehr als die Tatsache, dass Itachi aus Konoha stammt, war Kisame eben auch nicht bekannt. Er wusste sicherlich, wohin ihn seine Füße trieben, aber was Kisame sich unter diesem "Wohin" vorzustellen hatte...

Das machte ihm doch einiges Kopfzerbrechen.

Irgendetwas stimmte mit Itachi einfach nicht, in diesen Tagen. Lag es an diesem Ort?

Seine Haltung war so sehr verändert, dass der Größere kaum in der Lage war, darin noch etwas Itachi-typisches wiederzuerkennen.

Aber was sollte er machen? Er würde wohl ohnehin keine Antwort bekommen.

Itachi bog ab und führte Kisame in die prunktvolleren Teile Konohas. Das Schweigen hielt an, während der Schwarzhaarige sich mühelos mit hohem Tempo durch die Gassen bewegte, den Weg nach all den Jahren immer noch kennend.

Nach einer langen Weile kam er schließlich zum Stehen. Sein Partner tat es ihm gleich und sah sich neugierig um, was er hier wohl interessantes entdecken könnte.

Aus der Ferne leuchteten ihm, aufgemalt auf eine große, prächtige Hausfassade, das rot-weiße Wappen des Uchihaclans entgegen.

Kisame traute seinen Augen nicht.

Er schielte zu Itachi. Lag hier sein Ursprung?

Doch bevor er auch nur ein weiteres Wort hätte sagen können, war Itachi bereits auf dem Wege, in das Innere des Anwesens zu gelangen.
 

Naruto hatte mittlerweile sein Frühstück beendet und starrte nach wie vor aus dem Fenster. Viel sehen konnte er von seinem Platz aus allerdings nicht, also erhob er sich nach einiger Zeit, um seine Langeweile aktiv zu bekämpfen.

Vielleicht sah man ja etwas interessantes.

Und tatsächlich regte sich auf dem Hofe der Uchihas etwas. Naruto erspähte Sasuke, der offensichtlich ernsthaft mit seinen Shuriken trainierte. War das nicht etwas unpassend in seiner Situation? ...aber was wusste Naruto schon...

Er beobachtete den Uchiha eine Weile, wobei es immer deutlicher wurde, dass das eigentlich noch Angeschlagenen an Kraft fehlte.

Dem Blonden kam in den Sinn, dass Sasuke gerade nach dieser Nacht und mit seinen verletzten Schultern sowieso lieber das Bett hüten sollte, und so wollte er sich gerade aufmachen, um seine Gedanken dem Gleichgroßen wenigstens einmal mitzuteilen, als er sah, wie dieser bereits langsam zu Boden sank.

Erneut fragte sich Naruto, wieso er sich gerade um den Schwarzhaarigen kümmern musste, doch das half ihm jetzt auch nicht...

Unsicher suchte er sich umständlich den Weg nach draußen.
 

Sasuke hatte versucht, sich auf den Beinen zu halten, doch allmählich zerstörten die Rückenschmerzen seine Konzentration, und er sank langsam nach vorne.

Erst im zweiten Moment bemerkte er seinen blonden Teamkameraden neben sich, der ihn mit genervten Geschnatter lautstark dazu ermahnte, demnächst solche dummen Aktionen zu unterlassen.

Was wusste Naruto schon? Der Blonde schien nie besonders viel Wert auf hartnäckiges Training zu legen - okay, frustrierender Weise hatte er dennoch erfolgreich größere Sprünge in der Entwicklung seiner Techniken gemacht als Sasuke selber, aber daran wollte der 12-jährige jetzt ganz sicher nicht denken.

"Lass mich alleine", sagte er kalt zu dem anderen Ge-Nin, womit er den Redefluss für einen Moment unterbrach.

Er hatte Narutos Nähe nutzen können, aber jetzt... Es war wieder wie früher. Der Blonde war zu aufgedreht und zu gut gelaunt für seinen Geschmack, auch wenn es gerade nicht so rüber kam.
 

Und genau diese abweisende Haltung ließ Naruto inne halten: "...ganz sicher nicht." Warum musste der Hockende sich das Leben auch so verdammt schwer machen? Konnte er nicht einmal Hilfe annehmen, wenn sie angebracht war?

Wirklich, er wurde nicht schlau aus ihm...

Aber das Training würde ihn jetzt ganz umhauen. Und das brauchte der 12-jährige nicht haben, Sasuke machte auch schon viel Arbeit, ohne dass er bettlägrig war.

"Nun sein nicht so verdammt sturr!"
 

Was die beiden über ihre Meinungsverschiedenheit nicht sahen, war versteckt hinter großen Büschen am Rande des Platzes.

Kisame grinste innerlich mit Genugtuung. Itachi hatte es doch tatsächlich geschafft, ihr Objekt der Begierde - inklusive dem störenden Körper - ausfindig zu machen.

Wie war ihm schlichtweg ein Rätsel - was verband Kyuubi denn mit dem Uchihaanwesen? Aber augenscheinlich war er ja nicht alleine. Und da der Blonde kein Uchiha sein konnte, musste es wohl der Junge neben ihm sein.

Aber wie?

Kisame schaute zu seinen Partner rüber und warf ihm ein paar abschätzende Blicke zu. Ihn jetzt soetwas zu fragen war keine Option. Der Nuke-nin wusste sehr genau, dass Itachi für die Auslöschung seines eigenen Clanes verantwortlich war, das war ein offenes Geheimnis. Nur wie sollte da noch ein Uchiha im Anwesen leben?

Allerdings brachte es wirklich kaum etwas, jetzt groß nachzubohren. Viel interessanter war ohnehin der Kyuubi, die Diskussion zwischen den beiden Jungen - und nicht zuletzt Itachi, der absolut konzentriert auf das Szenario starrte, bis zum Anschlag angespannt und irgendwie seltsam...

Kisame fiel kein passendes Wort ein. Emotional wäre bereits zu offenherzig gewesen, das war es nicht...
 

"...verschwinde, Naruto. Ich will meine Ruhe."

Und Sasuke blieb sturr.

"Ich sage dir, du gehörst in ein Bett! Du kippst gleich über, wieso willst du das nicht einsehen?"

Naruto stand dem jedoch in nichts nach.

"...lass meinen Arm los. Ich gehöre nicht ins Bett. Ich gehöre auf den Trainingsplatz."

Einige harsche, allerdings recht erfolglose Bewegungen folgten.

Langsam wurde es dem Blonden zu dumm. Er hatte eigentlich keine Lust, Sasuke auf das Thema zu bringen, aber vielleicht verstand er einfach nicht die Härte seines Zustandes. Und gedankenlos, wie Naruto nun einmal war...

"Trainingsplatz!? Damit dir das gleiche noch mal passiert...? Du kannst dich doch jetzt erst recht nicht wehren!"

Sasuke zuckte merklich zusammen.

Er wollte nicht schwach sein.
 

Itachi sah die minimalen Veränderungen in der Körperhaltung seines kleinen Bruders sehr genau und deutlich.

Er hatte es in Erwähgung gezogen, dass die geringe Chance bestehen würde, Sasuke nach all den Jahren dummerweise in Konoha anzutreffen - damit gerechnet hatte er aber eigentlich nicht. Umso mehr passte ihm dieses Faktum nicht.

Allerdings... Sie mussten den Kyuubi bekommen, und tief in seinem Inneren regte sich eine emotionale Leiche unter vielen, die er tief in sich begraben geglaubt hatte.

Persönliches Interesse.
 

"...das... wird nie wieder passieren", kam es trocken über Sasukes Lippen, obwohl er das Gefühl hatte, es war nicht er, der diese leblosen Worte aussprach. Naruto wäre allerdings nicht Naruto gewesen, wenn er nicht unachtsam noch einmal zuschlagen würde.

"Woher willst du wissen, ob er dich nicht noch mal vergewaltigt?!"

Es mochte seine offene, ehrliche und direkte Art von Freundschaft sein, doch genau dieses Thema war im Augenblick noch absolut unangebracht.

Zittrig erhob sich Sasuke, nur, um wortlos an seinem Teamkameraden vorbeizutraben. Er sah ihn nicht mehr an, und man merkte, dass dieser Schlag gesessen hatte.

In diesem Moment gab es nur eine Sache, die der Schwarzhaarige sich wünschte: Naruto nie wieder sehen zu müssen.
 

Itachis Augen hatten ganz minimal gezuckt. Nur kurz, für den Bruchteil einer Sekunde, doch sie war dagwesen, diese Bewegung.

Und Kisame hatte sie gesehen. Er hätte beinahe geglaubt, dass seinem Partner nicht passte, was da vor ihnen passierte, doch tat er dies als Lächerlich ab. Viel eher bot sich nun der perfekte Augenblick, um relativ unbemerkt an Kyuubi heranzukommen.

Doch Itachi gab kein Kommando dazu.

Stattdessen erhob er sich mit einer erneuten, mechanischen Bewegung und drehte sich um, um den Rückzug anzutreten:

"Wir gehen."

Itachi hatte genug gesehen. Vorerst.

Nocturnal vigil

So, und weiter geht es, mit gerade einmal einer Woche Verzögerung.

- Ich habe am Ende der Ferien wirklich geschrieben wie eine Besessene, und das Ergebnis lässt sich definitiv sehen. <3

Es steht nun fest, dass Aatchb 38 Kapitel umfassen wird. Es kann allerhöchstens sein, dass ich es um ein oder zwei Kapitel ausweite, für den Fall, dass gewisse charakterliche Veränderungen nicht gut genug nachvollziehbar sind.

Aber 38 werden es ganz sicher, ich hoffe, die meisten verlieren ihren Spaß in der Zeit nich hieran. <3

Desweiteren... Verzeihung für die verhauene Szene zu Beginn. Ich weiß, meine "Actionszenen" (kaum als solche betitelbar) sucken. -__- Ich nehme das mal in Anlauf, sobald keine größeren Projekte anstehen...

Bis dahin würde ich viel Spaß beim Lesen wünschen! Um R6R wird ausdrücklich gebeten, da ich mich verbessern möchte, und mir deswegen gerne Vorschläge diesbezüglich anhöre.

Danke für euer Interesse <3
 

Nocturnal vigil
 

Es war bereits dunkel, als Teuchi, Besitzer der recht gut laufenden Ramenbar Ichiraku, sich endlich auf den Heimweg machte.

Seine Tochter Ayame hatte er bereits nach Lokalschluss nach Hause geschickt. Sie hatte seiner Meinung nach für heute genug erledigt, den restlichen Abwasch hatte er alleine übernommen.

Nun aber war auch er froh, endlich die Arbeit ruhen lassen zu können, denn der Braunhaarige spürte doch die Anstrengung des Tages in seinen Knochen.

Der alte Mann lief nachdenklich durch die dunklen Gassen Konohas, ohne dabei sonderlich auf seinen Weg zu achten.

Seit mehreren Jahrzehnten ging er diesen Weg nun zwei Mal am Tag, er hatte keinen Grund, allzu achtsam zu sein.
 

Doch leider bestätigte auch in diesem Fall eine Ausnahme die gesamte Regel.

Teuchi hörte Schritte hinter seinem Rücken.

Etwas ungewöhnlich war das schon, war er doch meistens der einzige, der zu so später Stunde diese Straße entlang lief.

Leises, gleichmäßiges Klackern folgte seinem Weg, das Geräusch sehr abgenutzter, abgetretener Sandalen auf kaum bearbeitetem Stein. Es hallte in der Dunkelheit wieder wie ein warnendes Echo.

Teuchi war versucht, sich einmal zu vergewissern, ob jemand verdächtiges ihm folgte, jedoch war er ein gestandener Mann, der sich nicht wirklich viel aus Hirngespinnsten machte, und für Verfolgungswahn hatte er noch nie etwas übrig gehabt.

Die Schritte wurden schneller.

Aus dem lockeren, folgenden Gang wurde ein seltsam aggressives Traben, der Wiederhall der Schritte klang wie das Schlagen auf Trommeln.

Nun wurde der Braunhaarige doch stutzig. Der eigenen Sicherheit wegen ließ er seine Augen langsam wandern und schielte über seine eigene Schulter.
 

Das letzte, was der Barbesitzer sah, war sein namenloser Verfolger, der ein Katana hob, um es zielgenau auf ihn zuschnellen zu lassen. Er spürte einen unglaublichen Schmerz, der, von seinem Kopf ausgehend, seinen Körper durchfuhr und seine Sinne benebelte.

Sein Blickfeld verschwamm, wurde unscharf und schwarz.

Danach herrschte Stille.

Nur das dumpfe Geräusch von Schlägen und Schnitten durchbohrte noch eine Weile die Dunkelheit.
 

Sakura lag auf ihrem Bett und starrte die Decke an. Der Morgen war angebrochen und eigentlich wäre dies die Zeit gewesen, da die Jugendliche hätte aufstehen müssen - aber wo keine Missionen waren, waren für den Moment auch keine Verpflichtungen.

Dazu kam, dass sich die 12-jährige nicht allzu wohl fühlte, körperlich wie seelisch.

Wie lange war es schon her, dass sie Sasuke das letzte Mal gesehen hatte...? Es musste bereits über eine Woche vergangen sein.

Nicht zu wissen, wo der Schwarzhaarige sich aufhielt und wie es ihm ging, das war etwas, was Sakura wahnsinnig wurmte.

Eine kurze Nachricht von Kakashi, irgendetwas... Doch was sollte man von diesem Team schon erwarten?

Naruto war ja auch nicht hilfreicher. Gemeinsam mit Sasuke verschwunden, an dem Tag, da er ebenfalls gegangen war.

Nein, Sakura spürte zu tiefst, dass sie diese Gedanken nicht mochte.

Ihr Team löste sich merklich auf, und auch, wenn sie sich meistens über Naruto beschwerte, so hatte seine optimistische Art doch etwas aufmunterndes, tröstendes.

Sie vermisste es.
 

Tief seufzend drehte sich die Ge-Nin auf die Seite und starrte aus dem Fenster. Dieser Nao musste eindeutig mehr wissen, als er bereit war zu erzählen, aber wie kam man an seine Informationen heran?

Zugegeben war sie für den Einsatz "weiblicher Reize" doch etwas zu jung. Und Nao würde sich wahrscheinlich schneller aus ihrem Einflussbereich entfernen, als ihr lieb war, würde sich sie auf eine solch unsinnige Weise an ihn heranmachen.

Aber vielleicht gab es ja etwas, womit man Nao etwas unter Druck setzen konnte. Nicht, dass Sakura ihn erpressen wollte, aber... Sie liebte Sasuke. Keine naive, unechte jugendliche Schwärmerei, sondern wahre, tiefe Liebe.

Zudem, so war ihr klar geworden, vermisste sie schon jetzt die gemeinsamen Tage mit Team 7.

Vielleicht gab es ja irgendeine Chance, das Team wieder zu vereinen. Irgendetwas würde ihr schon einfallen, da war sie sicher.

Die Jugendliche spürte ein unangenehmes Ziehen in ihrem Unterleib und hielt ihre Hand auf den Bauch.

Wie sie es doch hasste, eine Frau zu sein.

Sowas hatte Naruto nicht, der Glückliche...
 

Gleich würde es endlich läuten.

Iruka hatte einen anstrengenden Tag hinter sich gehabt. Anscheinend hatte er es wirklich geschafft, sich vor Kakashi zu betrinken, was ihm unglaublich peinlich war.

Er hätte doch wer weiß was aussprechen können.

Wie Kakashi nun aber einmal so war hatte er das ganze recht locker gesehen und seinen Kollegen nach Hause gebracht, hatte sogar die Nacht bei ihm gewartet, bis die Nachwirkungen des hochprozentigen Getränks nachgelassen hatten.

Sogesehen konnte Iruka sich ja eigentlich freuen, das war ja zu seinem Vorteil gewesen.

Dumm nur, dass er einfach zu korrekt war. Es blieb für ihn peinlich, was passiert war. Zudem hatte er Gestern beim besten Willen keinen Unterricht mehr geben können und sich krank melden müssen. Das war nicht förderlich für seinen Gefühlszustand gewesen.
 

Der Chuu-Nin seufzte tief und schrieb den letzten Satz an die Tafel.

Das sollte wohl für heute reichen. Er hätte sich ohnehin nicht mehr konzentrieren können.

Er wartete nur noch darauf, bis die letzten seiner Schützlinge brav abgeschrieben hatten, ehe er seine Unterlagen beiseite legte, einige Blätter ordnete und sie punktgenau mit dem Schellen auf das Pult legte.

Routine konnte so erlösend sein.

Ein Raunen ging durch die Klasse, Stühle wurden hastig gerückt und die Kinder verließen nach- und nebeneinander hektisch den Raum - wie jeden Tag.

Kopfschüttelnd sah Iruka ihnen hinterher. War er damals auch so gewesen...?

Jedenfalls gab es ihm einen gewissen Halt, jetzt, wo sich einige Dinge zu ändern begannen.

Die Frage, der er sich stellen musste war, wie Kakashi nun über ihn dachte. Zugegeben, Kakashi hatte eine Vorliebe für die flüssige Droge, aber ob so ein Ausrutscher für echte Sympathie sorgte, war fraglich.

Wieso machte er sich eigentlich so verdammt viele Gedanken deswegen?

War es nicht offensichtlich so, dass es keinerlei Chancen gab?
 

Der Braunhaarige ging langsam zur Fensterfront und schloss bedrückt die Augen. Nein, das Leben war nicht fair, zu niemandem.

Aber wenn man sich doch eigene Gerechtigkeit beschaffen konnte...

Immerhin, wenn man ehrlich war - Maki schien Kakashi verdammt gut zu gefallen. Warum also nicht?

Wenn doch beide Seiten davon profitierten...

Der Chuu-Nin öffnete seine Augen wieder und musste feststellen, dass jenes Objekt seiner Begierde auf dem Platz vor der Akademie herumlungerte. Seltsam, auch, wenn Kakashi für die kommenden Tage keine Missionen für sein Team zu betreuen hatte, so hatte er doch sicherlich besseres zu tun als das.

Wahrscheinlich hatte er einen driftigen Grund - und dieser trug sicher nicht den Namen 'Iruka'.

Der 25-jährige wollte gerade resignieren, als er von Kakashi am Fenster entdeckt wurde und dieser ihm auffordernd zuwank.

Neugierig und positiv überrascht, wie der Angewunkene nun einmal war, nahm er es als Aufforderung wahr, sich zu dem Älteren zu gesellen, und verließ nachdenklich den leeren Klassenraum, mit dem Vorhaben, allen anfallenden Papierkram für den heutigen Tag pflichtbewusst auf später zu vertagen.
 

Kakashi hatte in der Tat auf den Kleineren gewartet, und auch, wenn er zugeben musste, dass Iruka ihm immer sympathischer wurde, war der eigentliche Grunde dafür nicht allzu erbaulich.

"Lass uns eine Weile gehen", war deshalb alles, was er Iruka entgegenbrachte, bevor er sich langsam in Bewegung setzte.

Ohne es zu wissen löste er damit eine Reihe von Emotionen und Gedankenketten in seinem Begleiter aus, der ja allen Grund zu der Annahme hatte, dass Kakashi seine dunklen Geheimnisse früher oder später lüften musste.

So ergab er sich einfach in sein Schicksal und folgte dem Hellhaarigen ziemlich antrieblos durch die bunten, überfüllten Straßen von Konoha.

Eine ganze Zeit passierte nichts, bis Kakashi das Schweigen wieder brach.

"Du bist doch mit Naruto oft bei Ichiraku's gewesen, oder?"

"...uhm, ja..."

Was hatte das nun damit zu tun?

"Ist vorerst geschlossen."

Manchmal wurde es nicht ganz klar, ob der Jou-Nin nicht gut mit Worten umgehen konnte, oder es schlichtweg einfach nicht wollte.
 

"So?", Iruka blieb stutzig stehen. Niemand würde einen solchen Spaziergang mit ihm unternehmen, nur um ihm das zu sagen.

Der hagere Mann kam ebenfalls zum Stehen, kratzte sich am Nacken und überlegte: "...Teuchi, der Inhaber, wurde heute Nacht angegriffen. Seine Tochter Ayame hütet vorerst sein Krankenbett - hoffen wir, dass es nicht zur Totenwache wird."

Es dauerte einen Moment, bis die Botschaft in Iruka ankam­: "Was... ist passiert?"

Kakashi seuftzte. Nicht, dass das zu ihm passen würde, aber es war eine generell unpassende Situation.

Was sollte es also...

"Sein rechter Arm... Abgerissen. Ist einfach weg. War wohl ein ganz schönes Disaster."

"Abgrissen!?", der Kleinere zog ehrlich berührt die Luft ein, "...gibt es schon Verdächtige?"

Der Ältere ging langsam weiter. Für seinen Geschmack waren das ein paar Überfälle zu viel in letzter Zeit.

"...nein, nicht direkt. Im Augenblick werden wohl noch Befragungen durchgeführt, aber es kommen nicht viele in Frage. Dafür war die Tat zu präzise. Der Arm wurde nicht willkürlich vom Körper getrennt. War wohl ein Profi."

Der Grauhaarige grinste seinen Gesprächspartner süffisant an.

"Wie kannst du dabei noch so grinsen?", der Kleinere zog eine verständnislose Schnute. Manchmal verstand er seinen Schwarm wirklich nicht.

"Mhh...", Kakashi zuckte zur Antwort mit den Schultern, "Kann ich eben. Jedenfalls... Ich dachte, es wäre besser, wenn du es Naruto sagst. Jemand müsste noch mal nach den beiden sehen."

"Ach so. Und da soll ich natürlich gehen", erkannte der Braunhaarige trocken, auch, wenn es ihm im Grunde nichts ausmachte. Er kümmerte sich gerne um andere, und besonders um Naruto. Aber irgendwie war es doch letztes Mal schöner gewesen, als Kakashi ihn begleitet hatte.

Schließlich war auch die Verbindung zwischen Iruka und Sasuke nicht allzu eng...
 

"Ja, war so gedacht", gab der Angesprochene zu, "Ich hab' keine Zeit im Augenblick. Außerdem glaube ich, es wäre besser, das Zusammenleben der Beiden noch einmal zu überdenken."

"So?", der Jüngere, der ihm mittlerweile folgte, wollte der Aussage nicht so wirklich Glauben schenken, "Kakashi, lenk nicht ab..." Wenn keine Missionen für sein Team anstanden, konnte er auch nicht so wirklich viel zu tun haben.

Dafür wunderte ihn jedoch diese beinahe schon beiläufige Feststellung, die der hagere Mann am Ende angefügt hatte.

War es nicht seine Idee gewesen, Naruto mit der Aufsicht zu betreuen?

"Ich... muss noch etwas erledigen", war die wenig aufschlussreiche Äußerung hierzu. Doch so schnell gab Iruka nicht auf - wusste er doch, wie Kakashi sich normalerweise verhielt. Trinkfreudig und arbeitsscheu nämlich.

"Du hast keine Missionsberichte, die es zu schreiben gilt. Du hast gar keine Missionen."

Der 26-jährige gab es auf. Iruka war so wahnsinnig aufmerksam, geduldig und lieb - er konnte es irgendwie nicht vor ihm verschweigen, auch wenn er es sich selber nicht erklären konnte, gab er doch sonst nie etwas von sich Preis, wenn er es nicht selber absolut wollte.

"...wir suchen noch immer den Mistkerl, der Sasuke das angetan hat. Das heißt, ich suche."

"Wie... meinst du das?", der Braunhaarige verstand nicht so ganz, auf was sein Gesprächspartner hinaus wollte.

"Du weißt, dass ich mal bei der ANBU war."
 

Es herrschte eine Weile Schweigen. Ein paar Kinder rannten an den Shinobi vorbei, lachend, fröhlich, unbeschwert - frei.

Iruka sah ihnen nach.

"...du suchst im Alleingang?"

"Könnte man so sagen."

Der Chuu-Nin wusste nicht, was er davon halten sollte. Sicher, er hielt ihn für einen äußerst kraftvollen, fähigen Kämpfer. Aber die Sorge in ihm waren einfach zu stark, als dass er sie mit diesen Argumenten einfach abspeisen konnte. Außerdem machte es keinen Sinn. Auch, wenn man ein noch so sorgevoller Sensei war, wenn man noch so lange der ANBU gedient hatte, es war noch lange kein Grund, das Suchen nicht den zuständigen Kräften zu überlassen.

"...Kakashi...Es wird doch bereits nach ihm gefahndet...Wieso?"

Erneut dominierte Stille das Miteinander der Beiden. Anscheinend haderte der Ältere mich sich, ob er auf diese Frage wirklich eine Antwort geben sollte.

Iruka wollte es schon fast aufgeben, etwas von dem Jou-Nin zu erfahren, als sich dessen Lippen zu bewegen begannen.

"...Ich habe meine Gründe. Aber ich bin nicht gekommen, um dir mein Innerstes preiszugeben. Du solltest nach den Jungs sehen..."

Mit diesen Worten wand sich Kakashi ab und ging langsam in eine andere Richtung.

Noch nie hatte Iruka erlebt, dass er so etwas tat.

Und es offenbarte ihm schlagartig, wie wenig er über den geheimnisvollen Mann in Wirklichkeit doch wusste.

Was wollte er verbergen?

Secrets & Truths

Neues Wochenende, neue Runde. <3

Ich bin stolz euch mitteilen zu können, dass ich nach 15 Monaten Arbeit diese FF fertig geschrieben habe. 38 Teile. Vom 02.02.2006-02.05.2007. Was da alles passiert ist, in der Zeit...

Ich werde weiterhin wie gehabt alle 2 Wochen ein Update machen. Ihr habt also noch eine Weile von der Sache. <3

Zur Zeit geht mein Leben up&down, ich hoffe, ihr werdet zumindest meine FFs auch noch in Zukunft tatkräftig unterstützen!

Danke für alles.

Enjoy <3
 

Secrets & Truths
 

Sasuke starrte die Wand an. Seit fast einem Tag hatte er nichts anderes gemacht, und im Grunde hatte es ihm geholfen, nachzudenken.

Darüber, was geschehen war.

Darüber, was ihm helfen würde.

Und darüber, was ihm jetzt nur in die Quere kam.

Auf eben jener letzteren Liste standen groß die Namen der Menschen, die ihm immer wieder zu nahe traten. Das wollte er nicht.

Das hatte er nie gewollt, diese aufgezwungene Nähe, dieses Eindringen in sein Innerstes.

Er konnte dem nicht helfen, aber es war nun einmal so - anderen Menschen waren ein Hindernis für ihn, er hatte es heute eingesehen.
 

Sicher, anfänglich hatte Sasuke geglaubt, Naruto könne ihm helfen. Gerade, wenn er einmal den Versuch wagte und sich öffnete.

Nun, er wusste ja, wie das geendet hatte.

Eine schöne Hilfe war das gewesen - wenn man es vorzog, bei einem Kratzer am Oberschenkel gleich das ganze Bein zu amputieren. Und ein Masochist war der 12-jährige ganz sicher nicht.

Es gab, zu diesem Schluss war er gekommen, nur einen wirklichen Weg: den frontalen.

Einfach weitermachen wie bisher, normal leben, Missionen ausführen - er erinnerte sich nur zu gut daran, dass es diese Einstellung gewesen war, mit der er die ersten Wochen nach dem Verlust seiner Familie überstanden hatte.

Der Schwarzhaarige hatte lange genug Pause gemacht, eindeutig. Er würde ganz geduldig warten, bis seine Wunden verheilt waren, doch danach...

Nur eine Frage der Zeit.
 

Iruka hatte nicht lange gewartet, bis Kakashi in der Menge verschwunden war. Er war gedankenlos zur Akademie zurückgekehrt, vollkommen leer im Kopf. Die Ereignisse wurden ihm zu schnell.

Erst Sasuke, dann der Nudelbarbesitzer...

Konoha war doch sonst nicht so ein gefährliches Pflaster. Und Kakashi machte ihm die Situation ja auch nicht leichter.

Abgesehen von den Gefühlen, die er für den Älteren hegte, benahm sich dieser äußerst seltsam.

Sicher, Kakashi bewies durchaus Engagement im Bezug auf seine Schüler, aber das...

Die Frage war leider: Was würde der Ex-ANBU anstellen, hatte er den Verantwortlichen erst einmal gefunden?

Jemand, der in der Lage war, einem Kind so etwas anzutun, der war auch zu anderen Dingen fähig.
 

Über all diesen Gedanken hatte der Braunhaarige routiniert seine Berichte verfasst und den restlichen Papierkram erledigt. Anschließend verließ er die Akademie so, wie er gekommen war, denn seine Gedanken verliefen sich ziellos auf ihrem Weg hinaus aus seinem Kopf.

Nach einer Weile hatten ihn seine Füße wie von selbst vor die Tore des Uchihaanwesens getragen.

Ihm war, als würde alles Treiben dieser Welt an diesem einen Ort zusammenlaufen.

Irgendwie ein ernüchterndes Gefühl...
 

Der Braunhaarige klingelte, um sein Kommen anzukündigen, rechnete jedoch nicht mit einem persönlichen Öffnen der Pforte und trat einfach ungefragt ein.

Zu seiner Überraschung entdeckte er bereits im schlichten, traditionellen Vorgarten die auf dem Weg hockende Gestalt Narutos.

Der Junge war mit dem Rücken zu ihm und bemerkte anscheinend nicht, dass sich ihm jemand näherte.

Wahrscheinlich war er vollkommen in Gedanken versunken.

"Naruto?", sein ehemaliger Lehrer blieb mit etwas Abstand zu ihm stehen und musterte ihn. Der Angesprochene drehte sich um:

"...Iruka-sensei..."

Nanu?

Kein euphorisches Aufspringen, keine Umarmung, kein Genörgel? Stattdessen blieb der sonst so quierrlige Jugendliche demotiviert hocken: "...ich hab's verbockt..."

"So?", der 25-jährige ließ seine Stimme besonders sanft und verständnisvoll klingen, während er sich auf den Boden neben dem Blonden setzte, "Wieso das?"

Der Kleinere atmetete tief durch, offensichtlich war die Lage für ihn nicht angenehm: "Sasuke, er... hat mir gesagt was passiert ist."

Eine Weile lang kam von keiner Seite darauf etwas.

Iruka hielt es für besser, zunächst zu schweigen, und Naruto war sich nicht sicher, ob er weiterreden sollte.

"Er hat gestern Morgen trainiert. Dieser Idiot!", für einen kurzen Moment zeigte der 12-jährige wieder richtig lebendige Emotionen, ehe er sich ausnahmsweise eines Besseren besann und weiterredete: "Ich habe gesagt, er soll's lassen, deswegen..."
 

Anscheinend verstand der Blonde sehr wohl, was die Vergewaltigung für Sasuke bedeuten musste, auch wenn er anscheinend wie gewohnt ohne nachzudenken gehandelt hatte.

Iruka legte ihm eine Hand auf die Schulter. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das noch nicht alles gewesen war, doch er hielt es nach wie vor für besser, nichts zu sagen. Naruto würde schon die passenden Worte für seine Sorgen finden, wenn er nur genug Zeit dazu bekäme.

Und tatsächlich, nachdem sie eine Weile miteinander geschwiegen hatten, begannen sich seine Lippen wie von selbst zu bewegen.

"Jetzt kommt er nicht mehr aus seinem Zimmer raus, seit Gestern."

"Oh", entfuhr es dem Chuu-Nin ehrlich besorgt, der absehen konnte, in was für einer labilen Verfassung Sasuke sich befinden musste, "Vielleicht sollte ich einmal nachschauen."

"Ich weiß nicht... Er ist sturr wie immer und will seine Ruhe", Naruto verzog angenervt das Gesichte und äffte seinen Teamkameraden in Stimmlage und Gestik nach. Iruka lachte ganz kurz leise über die Darbietung auf, ehe er den Ge-Nin ernst ansah: "Aber versuchen muss ich es."
 

Naruto, der genug von dem ernsten Thema hatte, wechselte es schlagartig: "Naa, Iruka-sensei! Können wir nicht noch mal Ramen essen gehen? Ich geh' ein vor Langeweile!"

Der Braunhaarige wurde sehr ruppig und schlagartig daran erinnert, was Kakashi ihm gesagt hatte. Irgendwie wollte er seinen ehemaligen Schüler nicht so enttäuschen, aber anlügen konnte er ihn auch nicht.

"Es gibt ein Problem", begann er deshalb vorsichtig, darauf bedacht, die Worte weise zu wählen, "Ichiraku's ist bis auf's Weitere geschlossen."

Der Kleinere blinzelte ihn ein paar Mal naiv an, ließ die Botschaft in seinen Kopf dringen, ehe er aufgebracht darauf reagierte: "Eeh?! Wieso das denn?" "Na ja... Der Besitzer liegt im Krankenhaus", versuchte Iruka es einfach. Schließlich war dies auch die Wahrheit.

Naruto fragte auch gar nicht erst weiter nach, sondern ließ demotiviert den Kopf hängen: "Kann ich ihn besuchen?"

Diese Frage überraschte den Älteren schon etwas. Wurde der Blonde allmählich doch noch erwachsener?

Vielleicht färbte Sasuke's Art ja mehr ab als angenommen.

"Ich denke schon, ich erkundige mich mal", er lächelte aufmunternd. Endlich kehrte ein fröhlicher Schimmer in die Augen des 12-jährigen zurück. Wenigstens das...
 

"Uhm... wegen Sasuke...", das Thema jedoch schien den Blonden nicht locker zu lassen. Iruka verstand nur zu gut, was der Jüngere meinte, schließlich war es bei dem Uchiha-Sprössling ein leichtes, alles nur noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon war. Er überlegte ernsthaft angestrengt, wie er dem Schwarzhaarigen am Besten begegnen sollte, allerdings war das Ergebnis seiner Gedanken nicht allzu erbaulich.

Er hatte nie einen Draht zu dem Jungen gehabt, eher zu Naruto - der große Unterschied zwischen Kakashi und ihm. Was Iruka mit seiner Kindheit in Naruto wiederfand, entdeckte Kakashi offensichtlich in Sasuke.

Nur was? Was verheimlichte der Jou-Nin?

Zudem... die Andeutungen, die der Hellhaarige gemacht hatte, gefielen dem verliebten Chuu-Nin nicht. Kakashi konnte solch ein Kinskopf sein, wenn er etwas in Eigenaktion unternahm, würde er sich nur in Gefahr begeben.

Vielleicht aber gab es eine Chance, einen Weg, um ihm das auszureden.
 

Iruka schüttelte den Kopf über sich. Das war wirklich nicht der Moment, um darüber nachzudenken. Er sah zu Naruto: "Ich denke, es ist besser, Kakashi sieht nach ihm. Ich informiere ihn gleich."

Der Angesprochene verstand diesen Umschwung zwar nicht, doch wollte er sich nicht beschweren, solange sich jemand der Sache annahm. Also nickte er nur und hoffte einfach auf das Beste.

Schließlich vertraute er Iruka.
 

Nao saß bereits einzige Zeit in seinem Büro, vollkommen untätig und beinahe etwas gelangweilt. Der 25-jährige hasste Papierkram, ihm stand eher der Sinn nach praktischen Tätigkeiten. Aber was getan werden musste, musste getan werden - irgendwann.

Nur bitte nicht jetzt.

Umso erfreuter war der Rothaarige, als ihm ein junger Chuu-Nin ankündigte, eine kleine Kunoichi wäre für ihn da.

Sakura musste einen Narren an ihm gefressen haben, in der Tat. Doch das störrte ihn rein gar nicht. Wenn es etwas gab, was er konnte, dann Situationen für seine Vorteile zu nutzen.

Und so auch dieses Mal, ganz sicher.
 

Sakura wusste nicht, ob sie wirklich das Richtige tat, aber irgendwie musste sie die Initiative ergreifen. Und Nao hatte ihr neulich beim Tee Trinken erzählt, wo sein Büro war, und dass er, darüber hinaus, zur Zeit keine Missionen erledigte.

Warum also nicht? Mehr als sie wieder wegschicken konnte er wohl kaum tun.

Die Jugendliche hatte aber Glück, denn anscheinend wollte der 25-jährige sie wirklich empfangen. Etwas unsicher betrat sie auf Erlaubnis eines Chuu-Nins hin das Büro, das genauso stilvoll wie sporadisch eingerichtet war.

Nao saß an einem großen, dunklen Schreibtisch, hatte sich entspannt zurückgelehnt und schaute gelassen zu der Jüngeren.

Ein sanftes Lächeln umspielte seine feinen Lippen.
 

"Ojou-chan... Ist etwas passiert?"

Der Rothaarige bot ihr zuvorkommend den Stuhl vor seinem Schreibtisch an, und Sakura setzte sich schnell. Sie schüttelte den Kopf: "Ich wusste nichts zu tun, meine Eltern mögen es nicht, wenn ich herumlungere... Und wohin hätte ich sonst gehen sollen?"

Nao lachte ganz leise: "Ah so. Ich weiß nicht, ob mich das ehren, oder mich besorgt sein lassen soll. Aber es trifft sich ganz gut - nach Bürokratie fühle ich mich gerade ohnehin nicht."

Die Jugendliche lächelte verlegen: "Ich hatte schon Angst, ich störe vielleicht..."

"Du mich? Nein, niemals", er stellte ihr ein paar Onigiri hin und stand auf, um in einer kleinen, versteckten Kochniesche einen Tee aufzusetzen, "Auch, wenn es mich etwas kränkt, dass du sicher nur wegen Sasuke gekommen bist."

Bei dem Namen ihres Schwarmes zuckte die 12-jährige leicht zusammen und errötete etwas: "...das...uhm... wie kommt Ihr darauf...?"

"Es ist ganz offensichtlich, tut mir leid, es so sagen zu müssen", meinte der Ältere aus seiner Niesche heraus, wobei er jedoch sehr amüsiert klang, "Aber es stört mich nicht. Warum auch? Ich freue mich über charmante Gesellschaft und ziehe die gleichen Vorteile daraus, wie du."
 

Verwundert sah Sakura in die Richtung, in der Nao sich aufhielt. Nun, sie hatte sich schon gedacht, dass ihm ihre Anwesenheit nicht allzu unangenehm war, aber dass er so positiv über ein Mädchen in ihrem Alter dachte, war verwunderlich.

Aber gut, Nao war allgemein wunderlich, wenn sie so darüber nachdachte. Was für eine Aufgabe erfüllte er als Jou-Nin eigentlich, wenn er kein Team leitete? Das war doch mal eine Frage wert.

"...Nao-sensei...Was arbeitet Ihr eigentlich genau, wenn ich fragen darf?"

"Ah, nur sehr langweiliges, eintöniges. Ich berate den Hokage ab und an, wenn es sein muss. Ansonsten gebe ich neuen Chuu-Nin Einführungen in all den Papierkram hier. Das würde dich nur langweilen, sicherlich."

"Ah, verstehe...", murmelte die Jüngere nicht viel aufgeklärter, und griff nach einem der Onigiri.

Nachdenklich biss sie hinein.

Seltsam war es ja doch, dass sie nur wegen Sasuke hier bei einem wildfremden Jou-Nin saß, aber... bitte.
 

"Gibt es denn etwas Neues von Sasuke-kun?", entfuhr ihr nach einer Weile die Frage.

Ein gut gelauntes, leises Lachen drang aus der Ecke zu ihr hinüber.

Nao hatte eine so unglaublich angenehme Stimme, dass es wie süßer Sirup durch ihren Gehörgang drang und ihren Verstand für den Bruchteil einer Sekunde benebelte.

"Ich hatte schon damit gerechnet, dass du fragen würdest. Aber leider bist du an der falschen Adresse - ich weiß gar nichts Neues.

Nur ein paar alte Geschichten."

"...>alte Geschichten<?", der Jüngeren war nicht ganz klar, was sie sich darunter vorzustellen hatte. Doch ihr Interesse erweckte es, ganz eindeutig.

"Nun...", Nao kam endlich mit einem brombeerfarbenem Tee zu ihr hinüber, "Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich für deine Ohren bestimmt ist. Es sind keine schönen Dinge, verstehst du?" Er schenkte seinem Gast die klare aber dennoch dunkle Flüssigkeit ein.

Leider verstand Sakura nun erst recht nicht.

Dass sich um Sasuke nur einige dunkle Geheimnisse rankten, die ganz sicher keines schönen Ursprungs entstanden, das war wohl offensichtlich. Aber wieso wusste Nao davon - und sie nicht?

Nicht, dass sie gleich alles über den Schwarzhaarigen wissen musste, nur weil sie im selben Team waren. Nein.

Aber musste nicht eher sie etwas wissen, als dieser plötzlich aufgetauchte Jou-Nin, der Nichts mit ihnen verband?

Solange sie jedoch ihre Antworten bekam, war auch das nebensächlich...
 

Der Rothaarige schenkte sich selber Tee ein und ging langsam zu dem Fenster hinter seinem Schreibtisch.

Er, der in einer sehr strengen Shinobifamilie aufgewachsen war, hatte früh von seinem Vater gelernt, Menschen für sich zu beeinflussen. Die Dinge, mit denen man sie manipulierte, mussten nur geschickt genug gesetzt sein.

"Also gut...", er seuftzte leise,"...aber unter der Voraussetzung, dass du das nicht von mir hast."

Der 25-jährige konnte die stechenden, neugierigen Blicke der Kunoichi in seinem Rücken spüren, und ein kurzes Lächeln glomm auf. Sakura hatte wirklich ein großes Herz - aber zu groß, um absehen zu können, wann sie sich auf dünnes Eis begab.

Schade eigentlich.

"...der wahre Grund, warum Sasuke so ist, wie du ihn kennst..."

Er drehte sich langsam wieder zu der 12-jährigen um, beugte sich betont gemächlich über den Tisch zu ihr und schaute ihr fest in die Augen. Kontakt, ohne sich zu berühren.

"...ist ganz einfach: Man hat seinen Clan vor seinen Augen..."

Nao trank den letzten Schluck aus seiner Tasse.

"...abgeschlachtet."

Er stellte das helle Porzelan auf dem Tisch ab.

Childhood memories, something left behind

Leicht verspätet dank privater Hausparty. -

Und der Tatsache, dass mein Timejump-Sasuke-Cos fertig ist. *__* erm. Ja.

Aber wir melden uns mit dem 17. Teil zurück. Ich möchte euch um etwas Geduld bitten - Itachi und Kisame werden im nächsten Kapitel endlich wieder auftauchen, das versichere ich euch!

Doch ein Wenig muss zwischen Iruka und Kakashi auch noch geschehen...

Ich hoffe, euch wird die Lust nicht vergehen~

Enjoy Part 17!
 

Childhood memories, something left behind
 

"...abgeschlachtet."

Sakura sah ihr Gegenüber geschockt an, während Nao vollkommen ruhig in ihre grünen Augen starrte.

Wie konnte er eine solche Tat nur so gelassen Preis geben?

"Nun, ich vergaß zu erwähnen, dass der Mörder niemand geringeres war, als Sasukes älterer Bruder, Uchiha Itachi."

Die Angesprochene schluckte leicht. Die Art, wie der Rothaarige davon berichtete, hatte unabstreitbar etwas sadistisches.

Er vermittelte in diesem Moment nicht ansatzweise Ablehnung, eher nahm er es hin wie ein unabänderliches Dogma des Lebens.

Nao hatte nie viele Emotionen gezeigt, doch Sakura liefen kalte Schauer über den Rücken.

Wer war dieser Mann?
 

Der Antwort auf diese Frage konnte sie im Augenblick jedoch nicht nachgehen, da sich ihr andere Fragen mehr aufdrängten.

"Wieso... ?", Mehr kam nicht über ihre Lippen, denn in ihrem Kopf rasten Gedanken und Erinnerungen vorbei.

Plötzlich wurden so viele Dinge klar und verständlich...

Sasukes Menschen vermeidende Art, das Ziel, einen Mann zu töten und sein Wunsch nach Kraft.

Und die Tatsache, dass sie seit Jahren keinen seiner Verwandten gesehen hatte.

Naruto hatte sich des öfteren im geheimen darüber offenherzig ausgelassen, wenn Sasuke nach den Missionen schon verschwunden war.

Schließlich, an dem Tag, an dem sie alle an die Akademie gekommen waren, war auch Sasukes Vater noch dabei gewesen...

Und hatte sie ihn nicht ab und zu mit einem etwas älteren, jungen Mann gesehen, einem weiteren Clanmitglied? - Sein Bruder...?

Wieso hatte sie es als so natürlich akzeptiert, dass seine Familie verschwunden war?

Für den ewigen Hauch einer Sekunde wurde ihr Herz langsamer. Denn Sakura hatte erkannt, was mit Sasuke passiert war.

Und sie sah, dass sie nicht in der Lage war, ihm jetzt noch irgendwie zu helfen.
 

Nao hatte die Jüngere eine Weile beobachtet, ehe er antwortete: "Das ist bis Heute ungeklärt. Angeblich soll er es getan haben, um die Tragweite seiner Kraft zu testen - er war ein wahres Wunderkind. Aber ob man das glauben soll..."

Das reichte, um Sakura wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen, und ihre Emotionen für kurze Zeit zu besiegen. Ihr analytischer Verstand sagte ihr, dass das eine schwache Antwort war: "...wieso lebt Sasuke-kun dann noch..."

Der Angesprochene grinste schwach: "Das ist ein Mysterium, was bis heute niemand lösen konnte. Wenn er wirklich so hochintelligent ist, kann er ebenso in höchsten Maße wahnsinnig sein. Vielleicht."

"Wohin ist er danach verschwunden...?"

"Es kursieren ein paar Gerüchte über seinen Aufenthalt. Aber ich glaube keinem davon. Manchmal ist es besser, wenn man sich seine eigenen Wahrheiten bildet, Ojou-chan..."

Der 25-jährige schenkte Sakura ungeniert Tee nach. Doch diese war bereits wieder in Gedanken versunken.
 

Kakashi saß entnervt in seinem Büro und starrte auf eine Akte, die er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Gerade erst war es ihm gelungen, sich mental fast vollständig von damals zu lösen, doch nun...

Und Maki hatte er auch schon lange nicht mehr gesehen. Er schob frustriert die Zettel weg, achtlos in den abgegriffenen Ordner hinein, und schloss die Akte.

Konnte er seine Gedanken nicht einfach ähnlich schließen? Wieso konnte er nicht?

Damals...

Seine Augen wollten sich nicht von der vergilbten Akte trennen.

Oh, wenn Uchiha Sasuke nicht aufgetaucht wäre, hätte er weiterleben können, ohne diese Schuldgefühle.

Aber vielleicht war es auch anders... vielleicht war gerade dieser eine letzte Uchiha seine Chance auf Wiedergutmachung vergangener Fehler. Oder welchen Grund sollte es geben, ausgerechnet ihm den letzten in Konoha ansässigen Uchiha zuzuteilen?
 

Der 26-jährige nahm ein altes Foto, was er auf seinem Schreibtisch stehen hatte.

Normalerweise behielt er es für sich, zu Hause... Aber nun war ihm vorerst wohler, wenn es sich hier befand. Er sah in die Gesichter von vier jungen Menschen - alle voller Hoffnung und einer viel versprechenden Zukunft.

Traurigerweise konnten Bilder lügen. Und Kakashi wusste das, nur zu gut.

Von den vier Personen lebte nur noch einer - und das war er selbst.

Manchmal war das Leben nicht fair... vielleicht sollte er sich mehr um Sasuke kümmern.
 

Es klopfte, und einen Augenblick später steckte Iruka den Kopf durch die Tür: "...uhm... Kakashi-san... störe ich?"

Hastig klappte der Angesprochene das Bild um und schüttelte geistesabwesend den Kopf: "...komm rein."

Der Braunhaarige schlüpfte durch die Tür, schloss sie hinter sich und tapste - Kakashi viel einfach kein besseres, passenderes Wort dafür ein - durch den Raum. Der Ältere bot ihm einen Stuhl an, und hoffte insgeheim, dass er diesen Besuch nicht wegen seiner Eigeninitiative bekommen hatte.

"Ich wollte wegen Sasuke und Naruto mit dir sprechen...", der Kleinere seufzte verzweifelt und schaute mit bedrückter Miene auf.

"Es klappt nicht, richtig?"

Offensichtlich war diese schnelle Feststellung eine Überraschung für den Braunhaarigen: "Ja, genau... Wie kommst du darauf?"

"Wie ich neulich schon gesagt habe: Wir sollten es überdenken."

Iruka wurde etwas misstrauischer: "Im Grunde habe ich immer nach den Beiden geschaut. Warum also auf einmal?"
 

Der 26-jährige schielte zu der Akte auf dem Tisch. Er mochte es nicht, seine Entscheidungen groß zu diskutieren, wenn er dabei allzu viel über sich selber verraten musste. Andererseits musste er sich eingestehen, dass Iruka der einzige war, dem er etwas vertrauen konnte. Und vielleicht war es nicht das schlechteste so.

"...ich... hatte dafür einen Grund. Warum ich mich nicht selber gekümmert habe."

Iruka erkannte eine schwache Spur Unsicherheit in der Stimme des Älteren. Das war etwas, was er noch nie zuvor wahrgenommen hatte, und er musste zugeben, dass es ihn eine Spur menschlicher wirken ließ.

"Der gleiche Grund, wieso ich mich im Alleingang darum kümmern will, den Täter zu finden."

Der Jou-Nin schwieg sich aus. Eigentlich hatte er schon mehr als genug gesagt.

Als Ex-ANBU wusste er, dass es klüger war, nicht allzu viele Geheimnisse zu offenbaren.

Auch, wenn Iruka's leicht naive Art ihm verdammt gut tat.
 

Dieser seufzte bedrückt: "Ich weiß, dass unser Kontakt nicht der engste ist, Kakashi-san... Aber ich glaube, in Konoha gibt es zur Zeit genug Geheimnisse. Du bist damals zu mir gekommen und hast mich darum gebeten, dir wegen Sasuke und Naruto zu helfen. Denkst du nicht, wenigstens mich einzuweihen wäre angebracht?"

"Vielleicht", war die knappe Antwort, während der Angesprochene innerlich mit sich rang. Der Chuu-Nin hatte ja sehr Recht mit dem, was er sagte. Zu niemand anderem wäre Kakashi damals gegangen, als er den Entschluss gefasst hatte, die Situation für's Erste so zu handhaben. Und das bedeutete schon eine Menge.

Das Beste wäre, dem Braunhaarigen einfach einen Wink zu geben - der Gerechtigkeit halber. Wenn er es nicht verstand, war es nicht mehr Kakashis Schuld.
 

Für Iruka jedoch war diese Antwort sehr ernüchternd. Irgendwie hatte er doch gehofft, dass ihm der Ältere mehr Vertrauen entgegenbrachte. Leider...

Doch wie der 25-jährige war, überspielte er die aufkommende Trauer schnell mit korrektem Pflichtbewusstsein: "Jedenfalls... Du musst einfach selber hingehen. Ich komme an Sasuke nicht mehr ran, und Naruto..."

Er schilderte die Situation kurz.

Dass Naruto etwas wirklich unpassendes gesagt hatte und Sasuke sich nun komplett einschloss und ganz offensichtlich darauf bestand, seinen Sensei zu sehen.

Kakashi schaute dabei fast etwas desinteressiert aus dem Fenster, nicht wissend, wie sehr er Iruka damit verletzte. Doch im Moment konnte er nicht auf das Verhalten des Kleineren achten, zu sehr musste er eigene Entscheidungen treffen.

"Ich verstehe. Ich schaue nachher bei ihm vorbei, versprochen. Vielleicht werde ich Sasuke auch vorerst aufnehmen."

Diese Entscheidung war die zweite Überraschung, die Iruka während dieses Gespräches zu Teil wurde.

"So plötzlich?"

"Ich überlege schon länger daran."

"Sicher, dass es so gut ist...?"

"Mit Naruto funktioniert es doch nicht. Er ist selber noch ein Kind, es war nicht gerecht, ihm diese Aufgabe zu geben."

Damit hatte der Jou-Nin allerdings Recht. Fragwürdig war diese Entscheidung schon von Anfang an gewesen...

"Also gut", der Braunhaarige nickte resignierend, "Aber dieses Mal redest du mit den beiden. Zumindest mit Sasuke."

"Sicher...", Kakashi starrte bereits wieder verträumt aus dem Fenster.
 

Iruka beobachtete ihn aufmerksam. Zwar hatte es nicht den Anschein, als würde es etwas bringen, aber er musste zumindest irgendwie den Versuch starten, Kakashi von seinem geplanten Alleingang abzuhalten.

"Ah, bevor ich das noch vergesse...", er griff in seine Brusttasche und zog eine kleine Schriftrolle hervor, "Das hat mir eine junge Frau draußen für dich mitgegeben. Maki, glaube ich... Sie wollte uns wohl nicht stören..."

Überraschenderweise war der Angesprochene direkt wieder aktiv bei der Sache und nahm das Schriftstück hastig an sich: "Sie war hier? Wann?"

"Eben... bevor ich reingekommen bin...", sagte der 25-jährige etwas leiser. Wieso musste er auch so verdammt viel Interesse an dieser fiktiven Person zeigen?

"Verstehe...", die Finger des Größeren betasteten prüfend den Gegenstand, wobei er eine Weile schwieg.

Das war ganz sicher eine Einladung auf ein Date.

Genau das, was er jetzt gebrauchen konnte, auch wenn er eigentlich wichtigeres zu tun hatte...
 

"Vielleicht sollte ich lieber gehen...", kam es irgendwann nach wie vor leise von Iruka, bevor er aufstand und Anstalten machte, den Raum zu verlassen. Das kam zwar für Kakashi unerwartet, aber nicht ungelegen.

"Warte", allerdings konnte er ihn so noch nicht gehen lassen...

"Du kennst dich doch etwas besser mit dem ganzen Papierkram aus. Schau bitte nach, ob diese Akte korrekt verfasst ist..."

Kakashi griff ohne weiteres langes Nachdenken nach der alten Akte vor ihm und drückte sie dem ahnungslosen Iruka in die Hand.

Mehr Hinweise würde er nicht geben.
 

Sasuke hatte gar nicht gemerkt, dass er zitterte, und als es ihm endlich klar wurde, wurde ihm beinahe speiübel.

War er denn wirklich so schwach?

Er kam von diesem einen Gedanken nicht weg, egal wie sehr er sich anstrengte. Vielleicht konnte er ihn zwischenzeitlich verdrängen, aber im Endeffekt kam er ja doch wieder hoch.

Wieso hatten die Worte seines Bruders nur so dermaßen viel Einfluss auf ihn?

Der Schwarzhaarige zog seine Decke eng um sich und starrte durch den Raum. Sein Blick war nicht leer, sondern finster und gedankenverhangen. Aufgeben war keine Option.

Es würde wieder Missionen geben.

Er hatte bereits vollkommen vergessen, wie lange er sich nun bereits mit diesem Gedanken auseinander gesetzt hatte, doch musste es schon über einen Tag her sein. Immerhin war es zwischenzeitlich Nacht gewesen. Naruto's Worte hatten ihn einfach sehr hart getroffen. Zu Sasukes eigener Verwunderung nicht einmal wirklich seelisch, aber es hatte an seinem Stolz gekratzt, und wenn er gekonnt hätte, hätte er dem Blonden diese heimliche Schmach auf der Stelle heimgezahlt.
 

Der Jugendliche wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er Schritte vor seiner Tür hörte. Allerdings war das nicht Naruto, dafür waren sie zu schwer. Er wurde hellhörig und sah angespannt auf.

"Yo, Sasuke!", Drang Kakashis Stimme gedämpft durch die Fusuma. Ohne zu fragen schob er die Tür auf, trat ungeniert in den Raum und legte die Hand an den Kopf: "Oh, darf ich überhaupt rein?"

Sasuke, der ja nun nichts anderes von seinem Sensei gewohnt war, schwieg nur und schaute abweisend zur Seite.

Kakashi merkte schon, dass der 12-jährige überhaupt nicht zu Späßen aufgelegt war - noch viel weniger, als er es ohnehin nicht zu sein schien. Doch das konnte ihm nun egal sein, wahrscheinlich würde der Schwarzhaarige freiwillig auch nicht mit ihm mitgehen.

"Iruka hat gesagt, was passiert ist", meinte der Größere eine Spur sanfter und ging langsam auf das Bett zu.

Der Angesprochene spannte sich an.

Diese Nähe war ihm absolut unangenehm, besonders da Kakashi seine grüne Weste wieder angezogen hatte. Er starrte feindselig nach oben, eine bessere Art der Abwehr hatte er nie gelernt.

Kakashi sah das fast schon verstörte Verhalten, und hielt es für klüger, erst einmal stehen zu bleiben.

"Naruto kommt wieder weg, ich habe gerade eben mit ihm geredet."

Sasuke sah ihn beinahe misstrauisch an: "Wieso auf einmal?" Innerlich war er unendlich erleichtert, diese Nachricht zu hören.

"Ich sehe ja, dass es so nicht geht. Du kommst vorerst zu mir."

"Was?", Knurrte der Kleinere daraufhin unwillig. Er wollte kein betreutes Wohnen, er wollte seine Ruhe und ein normales Leben.

"Das war kein Angebot, Sasuke", grinste der 26-jährige seinen Schüler an.

Er hatte ja doch mit so einer Reaktion gerechnet.
 

Wahrscheinlich konnte Sasuke sich jetzt kaum widersetzen, das war ihm bewusst. Kakashi machte zwar nicht den Anschein, aber Befehl war bei ihm Befehl, besonders, wenn es um das Wohlergehen seiner Schützlinge ging.

Aber sich einfach so in sein Schicksal fügen passte nicht zu dem 12-jährigen.

Irgendwie musste er zumindest selber einen kleinen Vorteil aus der Situation erhalten, damit sein Lebenswille nicht von seinen negativen Gedanken erdrückt wurde.

Er schaute zu seinem Sensei hoch: "Also gut. Unter einer Bedingung: Ich bekomme wieder Missionen."

Zwar hatte sich der Jou-Nin schon gedacht, dass der Kleinere nicht ohne Zetern mitkommen würde, aber eine solche Forderung hatte er nicht kommen sehen. Konnte er das verantworten?

Einen Moment wog der 26-jährige die Lage ab, dann nickte er: "Meinetwegen. Aber erst mal ziehst du um."

Der Angesprochene erhob sich langsam und etwas ungelenk und begann, tatsächlich ohne weiteres Beschweren ein paar Dingen zusammen zu suchen.

Er war seinem Ziel wieder ein Stückchen näher gekommen.

Emotion Regression

Ah, unglaublich - jedes Mal, wenn ich mich wieder an dieser Stelle hier befinde, an der es erneut heißt: "Hochladen, Update!", denke ich genau alle zwei Wochen - was denn? Schon wieder 14 Tage um?

Sie vergehen wie im Fluge.

Aber gut, wie bereits angekündigt tauchen endlich lang ersehnte Charaktere wieder auf. Ich hoffe, die Wartezeit war nicht tödlich, doch bei den verschiedenen Handlungen der Story war es unabdinglich, dass unsere Hauptpersonen mal den Kürzeren antreten mussten.

Kann auch wieder passieren, aber hey - Spannung. <3

Ich wünsche euch viel Spaß mit Part 18!
 

Emotion Regression
 

Es waren zwei Tage vergangen, seitdem Itachi und Kisame im Uchihaanwesen zugesehen hatten, was sich zwischen Naruto und Sasuke abspielte.

Kisame bereute es nach wie vor, dass sie ihre Chance nicht sofort genutzt hatten. Das wäre die Gelegenheit gewesen, warum hatte Itachi sie sich durch die Finger gehen lassen?

Er wurde nicht aus seinem Partner schlau...

Dieser lief gerade mit etwas Abstand zu ihm vor ihm her, schweigsam und anscheinend in Gedanken versunken wie die letzten Tage, während sie möglichst unauffällig durch schmale Nebenstraßen reisten.

Seit der Sache im Anwesen war Itachi noch abweisender geworden.

Erklärungen hierfür hatte Kisame aber keine.

Selbst wenn es an dem Jungen lag, der offensichtlich ein Uchiha war, machte das noch lange keinen Sinn.

Itachi hatte den Clan selber ausgerottet. Wiedersehensfreude oder Empathie wegen den Neuigkeiten, die der Neunschwänzige Preis gegeben hatte - das war ausgeschlossen.

Schuldgefühle? Bitte, es ging hier um Uchiha Itachi.

Zudem war er ja auch schon vor ihrem Aufbruch seltsam gewesen.

Frustriert knurrte Kisame leicht und versuchte, die Gedanken von sich zu schieben. Es brachte ja doch nichts.

Stattdessen legte er einen Schritt zu, um wieder mit Itachi auf einer Höhe zu sein.
 

"Itachi-san... Was ist mit Kyuubi?", vielleicht war wenigstens die Mission noch zu retten, denn der Schwarzhaarige war es ja ganz offensichtlich nicht mehr, bei dem weltfremden Verhalten, das er dieser Tage zeigte.

Zunächst kam keine Antwort, und der Größere erwartete fast schon, dass er auch keine mehr bekommen würde, doch dann zuckte der Angesprochene minimal zusammen und blieb stehen.

Einen weiteren Moment geschah wieder nichts, als hätte er Kisame gar nicht wirklich zugehört und müsste sich nun ins Gedächtnis rufen. Doch dann begannen sich seine Lippen tatsächlich zu bewegen.

"Meine Schuld."

Am liebsten hätte sein Partner daraufhin die Augen gerollt, da das nun wirklich keine Antwort auf die eigentliche Frage gewesen war, doch zugegebenerweise war es das aller erste Mal, dass er Itachi etwas über persönliche Schuld reden hörte.

Also unterließ er diese Geste lieber.

"Das war aber nicht meine Frage, Itachi-san..."

"Ich weiß."
 

Die beiden traten aus der Enge hinaus auf eine belebte Hauptstraße.

Kisame musste aufpassen, seinen viel kleineren Partner hier nicht im Gedränge zu verlieren, auch, wenn er fand, dass das doch etwas lächerlich war.

Itachi war einfach mehr, als seine Körpergröße es vermuten ließ.

Auch, wenn er gerade doch einen leicht verwirrten Eindruck auf den Ex-ANBU machte, und dieser sich langsam zu fragen begann, ob eine Auszeit für den Jüngeren nicht besser wäre.

"Ich wäre dafür, wir machen eine Pause und besprechen den Plan neu", schlug der amphibische Mann deswegen unparteiisch vor, in der Hoffnung, dass Itachi die angebotene Ruhe nicht ausschlagen würde.

Der Schwarzhaarige nickte schwach aber zustimmend, und während sie sich unter das Volk mischten, hielt Kisame nach einem einladenden, abgeschiedenen Teehäuschen ausschau.
 

Konoha war wirklich ein lebendiges, friedliches Land. Bevor sie aufgebrochen waren, war Kisame davon ausgegangen,

dass Chuu-Nin und Jou-Nin ihre Arbeit hier erschweren würden, aber bis auf die anfänglichen Probleme vor ein paar Tagen verlief alles recht harmonisch. Im Augenblick sahen sie sich eher von gefahrlosen Zivilisten umringt, Hausfrauen mit kleinen Kindern,

Angestellte und Arbeiter, Kuriere und Leute, die gerade ihre Pause genossen.

Davon ausgehend, was der Neunschwänzige gesagt hatte, war der junge Uchiha aber hier vergewaltigt worden, schoss es

Kisame durch den Kopf.

Er nahm sich vor, in einem geeigneten Moment Itachi etwas auszufragen - das hatte zwar erfahrungsgemäß keinen Effekt, aber Kisame wäre nicht Kisame gewesen, wenn er es nicht wenigstens einmal versucht hätte.
 

Am Ende der Straße sprang dem Nuke-Nin eine kleine Bar ins Auge, die seinen Anforderungen entsprach, und so schlüpfte er mit seinem Partner im Schlepptau unter den Fähnchen, die am Eingang angebracht wahren, hindurch und suchte sich in der hintersten Ecke einen Platz.

Der Blauhaarige wartete geduldig, bis auch Itachi sich gesetzt hatte, und war sogar kurz versucht, Strohhut und Samehada abzulegen, um es sich etwas gemütlicher zu machen. Er unterließ es jedoch lieber, da es wohl keine allzu kluge Idee war, und konzentrierte sich stattdessen auf sein Gegenüber.

Der Kleinere schenkte Kisame nach wie vor nicht viel Beachtung und kümmerte sich auch nicht wirklich um die Karte, die auf dem Tisch lag. Aber man war ja eh nichts anderes gewöhnt...

"Itachi-san, kann ich Euch einen Tee bringen?"

Der Angesprochene nickte schwach: "Ja, bitte."

Kisame stand ohne ein weiteres Wort wieder auf, verschwand, und kam 5 Minuten später mit einem kleinen Tablett wieder.

Nach fast 4 Jahren gemeinsamer Zusammenarbeit wusste er doch recht gut, welche Teesorten sein schweigsamer Begleiter favorisierte, und da er selber nicht allzu anspruchsvoll war, hatte er sich irgendwann daran angepasst.

Er stellte das Tablett ab und reichte Itachi eine Tasse mit dunklem, grünen Tee. Traditionell wie immer.

Anschließend setzte sich der Nuke-Nin wieder und schwieg ausnahmsweise eine Weile, auf das eigene Getränk fixiert.
 

Erst, nachdem er sich sicher sein konnte, dass ein wenig Ruhe eingekehrt war, machte er einen vorsichtigen ersten Anlauf, ein Gespräch zu starten.

"Itachi-san...", hörte er sich selber ungewohnt ruhig sagen, "Wegen Vorgestern..."

Der 17-jährige wollte direkt abblocken: "Meine Schuld, ja." - Doch so leicht wollte der hochgewachsene Mann es ihm dieses Mal nicht machen. Auch, wenn er wusste, dass es recht chancenlos war, auch, wenn er wusste, dass er sich auf dünnes Eis begab - Kisame war in diesen Tagen im höchsten Maße neugierig. Und das war etwas, was er nur schwer im Zaum halten konnte.

"Das meine ich nicht... Itachi-san, der Junge in Eurem Anwesen..."

"Vergiss, was du gesehen hast. Ich habe kein Anwesen", ganz allmählich konnte man ein leichtes Drohen aus der Tonlage des Jugendlichen entnehmen, doch wenn Kisame einmal bereit war, so weit zu gehen, reichte das alleine nicht mehr aus.

Er hatte nun beinahe eine Woche dieses Verhalten ertragen müssen.

"...jedenfalls... dieser Junge..."

Wie auch immer die Grenze zwischen Neugierde und Leichtsinn aufgebaut war, bei dem ehemaligen Shinobi aus Kiri-gakure lag sie sehr tief.
 

Itachi, der durch das beinahe kindische Verhalten seines Partners unglaublich gereizt wurde, sah ein, dass die einzige Möglichkeit darin bestand, irgendetwas Konstruktives zu sagen, damit die Neugierde des Ex-ANBU den Rücktritt antrat.

"Mein kleiner Bruder."

"Ah...", überrascht, dass doch etwas kam, ließ der Größere die Antwort erst einmal im Raum stehen. Also tatsächlich ein Verwandter... Und direkt so eng. Er musste grinsen. Je nachdem, wie lange ihr Aufenthalt sich in Konoha noch hinziehen würde, konnte das ja glattweg noch spannend werden.

Itachi, der nur zu deutlich sah, wie sehr dieses Faktum seinen sadistischen Partner offensichtlich amüsierte, knurrte ein halbherziges: "Was?" Langsam schien ihm das Thema unleidlich zu werden, was auch Kisame nicht ganz verborgen blieb.

"Ah, nichts... Ich dachte mir nur, dass es seltsam ist, einen anderen Uchiha zu sehen, der sich noch über der Erde befindet."

"...diese Tatsache betrifft nur mich."

"Und den Kurzen", warf Kisame gut gelaunt ein, da es äußerst selten vorkam, Itachi so gesprächig zu erleben, "Wie heißt er denn?"

"Unwichtig", wahrscheinlich würde es den 17-jährigen nun auch nicht weiterbringen, groß zu schweigen, dessen war er sich vollkommen bewusst.

Trotzdem versuchte er es weiterhin mit Abblocken, während er nebenher den Rest seines Tees leerte.

"Aber wichtig genug, dass er noch lebt?", langsam aber sicher steigerte sich die Neugierde des 29-jährigen in unüberlegtes Trietzen.

Er betrat Bereiche, von denen Itachi froh gewesen wäre, sie gänzlich unberührt zu lassen, aber so wurde daraus herzlich wenig.

Dementsprechend fiel auch die nächste - und vorerst letzte - Antwort aus.

"Kisame", die Stimme des Jugendlichen wurde ungewohnt scharf und schneidend eisig, "Noch ein einziges Wort..."

Der Zurechtgewiesene fügte sich äußerst schnell in seine Rolle: "Verzeihung, Itachi-san..."

Nicht, dass es jemals anders gewesen wäre. Es war immer das gleiche.

Kein Mitglied der Akatsuki redete über seine Vergangenheit - aber allgemein bekannt waren die Hintergründe bei allen, wie offene Geheimnisse.

Nur Itachi bildete die schwarze Ausnahme, und wie auch dieses Mal wusste er, wie er lästige Fragen abblocken konnte.

Sein Partner, dem ein gesundes Leben lieb war, resignierte vorzugsweise und trank selber seinen Tee zu Ende, bevor er schnell das Thema wechselte.

"Wir sollten unseren Plan neu besprechen."
 

Sasuke konnte nach wie vor nicht so recht fassen, dass Kakashi ihn tatsächlich dazu gebracht hatte, in seine Wohnung zu kommen.

Etwas unwohl war ihm dabei schon, verhielt der Ältere sich nun wirklich äußerst selten allzu normal und korrekt.

Aber zugegebenerweise wusste Sasuke auch, was er an ihm hatte. Auf eine gewisse Art konnte er sagen, dass er zu dem merkwürdigen 26-jährigen mehr Vertrauen hatte, als zu Naruto oder Sakura. Und sonst gab es keine Menschen, die er überhaupt ansatzweise an sich heranließ.

Zudem kam die Tatsache, dass er nach seiner vollständigen Genesung wirklich wieder Missionen zugeteilt bekommen würde.

Somit hatte sich der Jugendliche mit einem ungewissen Gefühl in der Magengegend von seinem Anwesen getrennt und war, sporadisch ausgestattet, von Kakashi nach Hause gebracht worden.

"Es ist nur für die nächsten paar Tage", hatte der Ältere noch zu ihm gemeint, und Sasuke vertraute darauf, dass es so stimmte.

Allzu lange würde er es hier jedenfalls nicht aushalten.
 

Der Jugendliche hatte ein kleines Zimmer am Ende der Wohnung bekommen. Mehr als ein Bett, auf dem er gerade saß, ein schmaler Schrank und ein winziger Schreibtisch standen nicht darin, doch der 12-jährige war nicht anspruchsvoll und froh, seine Ruhe zu haben.

Er zog die Decke, die Kakashi ihm geliehen hatte - schwarze Shuriken auf olivgrünem Stoff, Sasuke fand das Muster abscheulich - um sich und starrte aus dem Fenster gegenüber des Bettes auf Konoha.

Sein Rücken schmerzte nach wie vor, jedoch längst nicht mehr so extrem wie zu Beginn. Er war froh, dass außer Naruto davon niemand Wind bekommen hatte, denn unnötig anfassen lassen wollte er sich im Moment wirklich nicht.

Kakashi hatte zwar damit gedroht, das vor der ersten Mission eine Routinenachuntersuchung fällig sei, aber bis dahin konnte er sich noch ungestört ein paar Tage ausruhen und seine Gedanken weitesgehend ordnen.

Wieso lief sein Leben eigentlich immer so aus den Rudern?
 

Irgendwie war da ein Gefühl tief in Sasuke, das in den letzten Tagen immer stärker wurde.

Es war dagewesen von dem Tag an, da Itachi seine Familie ermordet hatte und verschwunden war.

Bis vor kurzem war es relativ konstant geblieben, an besonders schönen Tagen - leider hatte es davon in der Vergangenheit nicht allzu viele gegeben - war es fast restlos verschwunden, an Tagen, an denen er Rückschläge erlebt hatte, dem Jahrestag des Massakers oder familiären Geburtstagen war es schlimmer geworden.

Aber ansonsten hatte es nie eine allzu große Gewichtung für ihn gehabt. Ja, er hatte es nicht einmal wirklich einordnen können.

Es war ein dumpfes, taubes Gefühl, das sich in seinem Brustkorb niedergelassen hatte. Manchmal wurde ihm beklemmend übel davon, manchmal verspürte er den irrationalen Drang, zu weinen. Und insgesamt hinderte es ihn daran, wirkliche Freude zu zeigen.

An dem Tag, an dem er vergewaltigt worden war, war das Gefühl seltsam stark geworden.

Es hatte alles andere in ihm ausgeschaltet und seinen Geist durchdrungen wie Wasser Papier.

Nachdem er sich etwas erholt hatte, war auch das Gefühl abgeschwächt, nur, um danach immer wieder aufzuglimmen.

An dem Tag, an dem er mit Naruto in sein Anwesen gekommen war. - der Grund, wieso es ihn an diesem Abend ins Badezimmer getrieben hatte.

Nach dem Traum mit Itachi.

Und danach, was Naruto ihm an den Kopf geworfen hatte.

Früher hatte er sein ganzes seelisches Chaos relativ unter Kontrolle gehabt. Das unbekannte Gefühl hatte ihm sogar dabei geholfen,

alle anderen Emotionen auszuschalten. Doch nun...

Wenn er wenigstens gewusst hätte, was es war...
 

Ein schwacher Schwindelanfall zwang ihn dazu, den Kopf zwischen seine angezogenen Knie zu betten.

Ganz dunkel kam die Erinnerung an vergangene Tage in ihm hoch, daran, dass er sich in Kindestagen auch ein einziges Mal derartig gefühlt hatte, nachdem sein Vater ihm keine Anerkennung entgegenbrachte und Itachi sich nie Zeit für ihn genommen hatte.

Nach einem langen, intensiven und liebevollen Gespräch mit seiner Mutter und einer warmen Umarmung war er danach deutlich besser drauf gewesen.

Nur leider brachte ihm diese Erkenntnis nun nichts mehr. Vielleicht hätte seine Mutter ihm auch dieses Mal mit ihrer Wärme helfen können, aber Uchiha Mikoto war tot. Und selbst wenn er sich mit dem Gedanken abfinden konnte, auf begrenzte Zeit bei seinem Sensei zu wohnen, so war das bestenfalls reines Dulden seitens Sasukes.

Was war das nur für ein Gefühl?

Irgendwie leer, aufzehrend, wenn es so stark war. Als ob etwas fehlte.

Dass etwas fehlte, war ja nicht abzustreiten, aber nach all den Jahren hatte der Jugendliche gedacht, dass er sich an dieses Faktum vielleicht ansatzweise gewöhnt hätte.

Nun gab es für ihn zwei Möglichkeiten:

Entweder, er würde sich an die neue Intensität dieser Emotion gewöhnen und damit leben lernen.

Das war aber erwartungsgemäß nicht gerade erfolgsversprechend.

Die andere Möglichkeit war, bis vor Beginn der nächsten Mission in sich zu gehen und die Ursache und Bedeutung des ganzen herauszufinden. Dann wäre auch sein Kopf wieder klar und frei, um sich zu konzentrieren.

Denn, was die Vergewaltigung betraf, so zog der Schwarzhaarige es vor, sie einfach tief in sich einzuschließen und so gut es ging zu verdrängen.

Zwar hatte er das am Anfang für unmöglich gehalten, doch je länger er es schaffte, seine Gedanken auf etwas anderes zu fixieren, desto mehr gelang es ihm entgegen der Erwartungen doch. Und das war beruhigend.
 

Die Gedanken des Uchihasprösslings wurden durch seinen Sensei unterbrochen, der von außen gegen die Tür klopfte:

"Sasuke? Ich gehe noch für ein paar Stunden weg. Essen steht in der Küche. Mach dir einen schönen Abend - und lass die Finger von meiner Pornosammlung! Da bist du noch zu jung für."

Man konnte das amüsierte Grinsen aus der Stimme des 26-jährigen herauslesen, doch der Angesprochene störte sich nicht daran.

Er antwortete nicht mehr darauf, froh, alleine in der Wohnung zu sein.

A case he wanted to forget

Ja - leider schon wieder kein Itachi, kein Sasuke - und keine bissigen Seitenkommentare von Kisame. Übrigens bin ich sehr überrascht, dass ihr allgemein so positiv auf Fischie reagiert. Irgendwie macht es mir auch sehr viel Spaß, ihn darzustellen - dass er dadurch so gut bei euch ankommt, macht mich wirklich froh. <3

Heute mal etwas früher das Kapitel. Dürfte ja zu allgemeiner Erheiterung führen.

Enjoy!
 

A case he wanted to forget
 

Irgendwie war Kakashi ja doch glücklich, für den Moment.

Okay, er hatte einen Fall der schwierigen Sorte bei sich zu Hause sitzen, auf den er eigentlich hätte aufpassen müssen.

Er hatte gerade mehr zu tun, als er es gehabt hätte, würde er normal mit seinem Team Missionen bearbeiten.

Und in Sachen Entspannung hatte er in den letzten Tagen auch kaum eigene Erfahrungen gesammelt.

Aber als er das Lokal betrat, waren all diese Störfaktoren weg.

Denn da saß sie - wunderschön, ihr braunes Haar wie immer zu einem ordentlichem Zopf gebunden, dezent und dennoch elegant gekleidet und ganz ruhig wartete Maki nur auf ihn. Wenn das nicht der größte Schub für Kakashis Ego war...
 

"Maki-chan...", lächelnd näherte der 26-jährige sich dem Tisch, andem sein Date Platz genommen hatte. Er erkannte sich wirklich kaum wieder, aber seit er diese Frau getroffen hatte, hatte sich auch sein Benehmen ein Stück weit verändert, wahrscheinlich zum Positiven hin.

Die Angesprochene sah auf und wurde direkt rot: "Kakashi-san..." Sie lächelte schüchtern.

Gott, wenn sie nur wüsste, wie sehr sie ihn verrückt machte...

Der Ältere nahm ihr gegenüber Platz und musterte sie eine ganze Weile. Noch nie war er wirklich verliebt gewesen, bisher waren alles nur recht männliche Schwärmereien für die ganz bildhübschen Modelmodelle gewesen. Aber auch, wenn Maki unabstreitbar eine eigene Schönheit besaß, war da noch deutlich mehr in ihr, was sein Interesse weckte, wie es bisher keine andere geschafft hatte.

Sie war eine gute Zuhörerin, zickte nicht, hatte die selben Interessen wie er, brauchte sich nicht hinter Unmengen von Schminke zu verstecken und hatte einfach einen gewissen warmen Charme, den er bisher bei allen anderen vermisst hatte.
 

"Wie geht es dir? Ich habe dich vermisst...", begann er etwas steif die Konversation.

Es fiel Kakashi schwer, sich so 'normal' zu verhalten, aber ein lockeres 'Yo!' erschien ihm einfach unglaublich unpassend.

Die Jüngere lächelte aber ziemlich glücklich und nickte schwach, bevor sie verbal antwortete: "Uhm...gut...danke. Und Euch?"

"Ich schätze, ich bin etwas gestresst", gab der Jou-Nin ehrlich als Antwort, während er sich eine Karaffe mit Sake bestellte.

Makis Blick bekam etwas deprimiertes: "Viel zu tun, im Moment...?"

Der Angesprochene nickte nur schwach. Bevor er jetzt viel Lust zum Reden hatte, musste er erst einmal einen ordentlichen Schluck trinken, soviel stand fest.
 

Iruka freute sich nicht wirklich darüber, dass Kakashi so offen war und seine momentane Lage zugab. Er hatte Probleme damit, sich für den Moment in seiner Rolle zurechtzufinden und zu warten, anstatt direkt auf das Thema 'Alleingang' einzugehen.

Aber er musste diese Gedanken für's Erste verschieben, musste er doch darauf achten, dass er dieses Mal seine Konzentration behielt. So spielte er gedankenverloren an einer Strähne seines seidig gebürsteten Haares, während er Kakashi genüsslich beobachtete.

Irgendwie konnte es doch so bleiben. Er hatte bereits an diesem Morgen gemerkt, wieviel mehr Chancen er bei Kakashi haben würde, würde er sich weiterhin als Maki ausgeben.

War die Idee denn so schlecht? Wo war denn der Unterschied? Das bisschen andere Aussehen...

Und nachdem er seinen Schwarm schon so oft in dieser Form angegraben hatte, machte es ihm auch kaum etwas aus, sich als Frau auszugeben. Es war nicht gerade das Ruhmreichste, was er jemals getan hatte, aber wen störte das schon?

Sicher, Iruka war zu rational, als dass er von Heute auf Morgen sein Leben so drastisch hätte ändern können.

Dennoch... Langsam bekam er zu spüren, dass er als Maki vielleicht glücklicher werden konnte.
 

Kakashi hatte mittlerweile seinen Sake bekommen und wurde nun dabei beobachtet, wie er langsam trank.

Iruka konnte die Augen nicht von ihm lassen. Sein Herz schlug beschleunigt, die Röte auf seinem Gesicht blieb, und hätte er nicht gewusst, wie lange sie sich in Wahrheit schon kannten, hätte er sich nun wirklich aufgeführt wie ein kleines, verliebtes Schulmädchen.

Der 25-jährige sah dabei zu, wie sich der Inhalt der Karaffe langsam verringerte, und offenbar schien das Kakashi gar nichts auszumachen. Gut, der Braunhaarige wusste, wie viel er wegstecken konnte, aber er hatte im Gegenzug das Gefühl, schon vom Zusehen blau zu werden. Wahrscheinlich war es dringend nötig, dass er an seiner Trinkfestigkeit arbeitete...
 

Bereits etwas erheitert nahm Kakashi die Konversation wieder auf: "Naa, Maki-chan... mein Beruf ist eben manchmal anstrengend."

"Ja, das sicher... Was ist denn passiert?", kam direkt die besorgte Frage. Ach, wie süß sie doch war.

Kakashi überlegte eine Weile gründlich, ob er antworten sollte. Allerdings war Maki etwas sehr besonderes für ihn, vielleicht würde ihm offen Reden an dieser Stelle gut tun, auch, wenn es absolut nicht sein Stil war.

Also sagte er in knappen, klaren Sätzen, was in letzter Zeit so passiert war, allerdings darauf bedacht, nicht allzu ausschwänglich zu werden. Das wäre wahrscheinlich doch zu viel des Guten gewesen.

Die Braunhaarige hörte wie immer ruhig zu, während sie ihn mit verständnisvollem Blick ansah.

Irgendwoher kamen ihm diese Augen ja bekannt vor, das musste er zugeben. Aber woher nur? Kannte er vielleicht doch jemanden aus ihrer Familie?

Seltsam war dieses Gefühl jedenfalls schon, aber bis ihm sein Schwarm nicht wenigstens den Familiennamen genannt hatte, musste er sich wohl noch in Geduld üben.
 

"Uhm...Kakashi-san...", die Jüngere legte die Fingerspitzen besorgt an die Lippe und sah ihr Gegenüber schüchtern an,

"Wäre es nicht besser, wenn Ihr die Lösung des Falles den zuständigen Behörden überlasst...?"

Der Jou-Nin lächelte milde: "Ach, Maki-chan. Lass doch die Förmlichkeiten, okay?"

Die Kleinere wurde automatisch rot: "Uhm...natürlich..."

"Ich weiß, du meinst es nur gut, aber das muss ich tun. Ich fühle mich verantwortlich."

"Wieso das?", offenbar konnte die 25-jährige keine sichtbare Schuld erkennen.

"Nicht Heute, okay? Ich genieße diesen Abend zu sehr", blockte der Größere schnell ab. Nein, dieses Thema war Kakashi wirklich absolut unlieb. Irgendwie wünschte er sich schon, diese eine Schwäche zu überwinden, aber je größer die Wunde, desto langwieriger der Heilungsprozess.

"Aber...", Maki schien hin- und hergerissen zu sein, ob sie nicht doch widersprechen sollte, "Ich mache mir wirklich Sorgen, Kakashi-san. Wenn etwas passiert..."

Der Hellhaarige stutzte und schaute die junge Frau vor sich nachdenklich an. Irgendwie war er es nicht mehr gewöhnt, dass man sich um ihn sorgte.

Er griff nach der Hand der Schönheit und drückte sie schwach: "Hab Vertrauen. Ich haue nicht ab, Maki-chan."

"Bekommst du denn keine Probleme, wenn du soetwas einfach tust?", so leicht wollte die Braunhaarige wohl nicht aufgeben.

"Tja... Das sehe ich dann hinterher", er grinste zur Antwort belustigt, während er ihre Hand wieder losließ.

Maki schaute bedrückt weg, was Kakashi seine Einstellung beinahe bereuen ließ - aber auch nur beinahe.

Entweder, er tat etwas richtig, oder er konnte es direkt bleiben lassen.

Und in diesem Falle käme 'bleiben lassen' wohl kaum in Frage.
 

"Bitte, Maki-chan. Themenwechsel", der 26-jährige ließ sich einfach nicht darauf ein - das war das Beste für sie beide,

und er wusste es. Er würde seine fast-Freundin unter Umständen auch nur in Gefahr bringen, und das war es die Sache einfach nicht wert.

"Wieso reden wir eigentlich nie über dich?", Kakashi brachte ihr eigentliches Hauptthema wieder auf den Tisch. Nicht, dass es ihn so dermaßen gestört hätte. Im Grunde hatte er sehr viel Spaß an diesem Versteckspiel, und er mochte das Geheimnisvolle, dass seine Begleiterin umgab.

"Weil ich nicht langweilig werden möchte. Da ist nichts interessantes, fürchte ich...", sie lächelte entschuldigend.

"Aber einen Nachnamen wirst du doch wohl haben?", so ganz glauben konnte Kakashi diese ewig gleichausfallende Antwort ja nun nicht, aber wie gesagt, es reizte ihn.

Die 25-jährige lächelte verschmitzt: "Nun, wer weiß...?"

"Und was machst du beruflich?", auch diese Frage hatte Kakashi sicherlich schon zehn Mal gestellt, aber bitte - und wenn er es noch 20 Mal fragen musste.

"So dies und das. Willst du sicherlich nicht wissen."

"Maki-chan... Gib mir doch wenigstens die Chance, das selber zu beurteilen."

Eine Weile kam nichts von ihrer Seite, doch dann rang sie sich tatsächlich durch, kurz offener zu werden: "Chuu-Nin."

Amüsiert schaute der Ältere sie an: "Wirklich? Das ist schön zu hören..."

"Uhm...wieso das?", sie schien nicht zu verstehen, woraufhin ihr Gegenüber hinauswollte.

"Weil ich nun herausfinden kann, wo du dich tagsüber immer vor mir versteckst", Kakashi grinste siegessicher.
 

Am liebsten hätte Iruka noch spät am Abend wegen dieser Nachlässigkeit seinen Kopf gegen die nächstbeste Wand geschlagen, doch er wusste, dass es ihm neben Kopfschmerzen und der Tatsache, dass er sich lächerlich machte, nicht viel bringen würde.

Der 25-jährige lag bereits in seiner Wohnung auf dem Bett und hatte das Licht ausgeschaltet.

Doch an Schlafen war nicht zu denken.

Der Chuu-Nin starrte betrübt durch sein Zimmer, das nur vom entfernten Straßenlicht Konohas schwach erhellt wurde. Der Raum lag vollkommen ruhig und still da, ordentlich gehalten wie immer und mit ein wenig sympathischem Krimskrams angefüllt, das ihm teilweise seine Schüler selber gemacht hatten. Die Lichter des Dorfes tauchten alles in ein marinefarbenes Blau.

Wenn er rational darüber nachdachte, war es ja einerseits kein Problem.

Es gab keinen weiblichen Chuu-Nin mit dem Namen Maki in ganz Konoha-gakure. Er wusste, dass sich in Tanzakugai eine Jou-Nin mit diesem Namen aufhielt, aber das würde ihm keine Sorgen bereiten.

Sogesehen würde sein Schwindel vorerst nicht auffliegen.

Was aber würde sein, wenn Kakashi nachforschen würde, woher seine Maki dann kam?

Wenn er ihn für eine Spionin eines anderen Landes halten würde?

Oh Gott, nicht auszudenken...
 

Der Braunhaarige zog sich das Kissen über den Kopf, um die Gedanken gewaltsam zu vertreiben, doch es half nichts.

Schuld und Angst hämmerten in seinen Gedankengängen - und Sehnsucht.

Beinahe hätte Kakashi ihn dazu gebracht, über Nacht gemeinsam irgendwo unterzukommen. Und wie das geendet wäre, war ja nun leicht abzusehen.

Sogesehen hatte er keine Abneigung dagegen, mit Kakashi zu schlafen - eher sogar wollte er es ja schon, irgendwie.

Aber die Gefahr war zu groß, dass der ganze Schwindel platzte, weil Iruka sich nicht mehr konzentrieren konnte.

Und das wäre wirklich mehr als unangenehm ausgegangen.

Irgendwie bereute er es aber dennoch, nicht mitgegangen zu sein. Je länger er mit Kakashi auf diese Art zusammen war, desto mehr wollte er auch mehr Chancen davon. Gut, sie waren nicht offiziell zusammen, hatten sich noch nicht einmal geküsst oder Händchen gehalten. Jedoch war es offensichtlich, wie vernarrt Kakashi in Maki war.

Leider. Das war alles so unendlich kompliziert und frustrierend...
 

Am allerliebsten wäre Iruka nun doch aufgestanden und hätte seinem Vorrat Nervennahrung - Schokolade, süße Bohnenpaste, Dango und abgepackte Kuchenstückchen - einen Besuch abgestattet, aber was das betraf gönnte er sich ohnehin schon zuviel.

Also zog er überfordert das Kissen mehr um seinen Kopf, wobei er damit etwas von seinem Nachtschränkchen runterstieß.

Fragend richtete er sich auf und sah über die Bettkante. Was war das?

Es dauerte einen Moment, bis er den Gegenstand als die Akte, die Kakashi ihm gegeben hatte, identifizierte.

Irgendwie kam er auch nicht von diesem Mann los...

Da er jedoch ohnehin nicht schlafen konnte, machte er seine Nachtlampe an, griff nach der Akte und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Im Grunde hatte er nicht verstanden, wieso ausgerechnet er diese Akte durchsehen sollte, aber Kakashi hatte ja des öfteren solche konfusen Anwandlungen, und mittlerweile war er wirklich daran gewöhnt.
 

Gespannt, was ihn also nun erwarten würde, schlug er den Ordner auf und besah sich alles eine Weile in Ruhe.

Zunächst verstand er rein gar nichts. Die Informationen waren gut 10 Jahre alt und bereits begläubigt, eine weitere Durchsicht war also nicht mehr von Nöten.

Doch dann nahm sich der Braunhaarige die Zeit, sich den Inhalt ganz genau zu Gemüte zu führen.

Es war der Fall eines gewissen Uchiha Obito, der lange vor dem Massaker auf einer Mission gestorben war.

Anscheinend musste er von einem Felsbrocken begraben worden sein.

Iruka seuftzte leise. Irgendwie war es deprimierend, dass der arme Junge so oder so gestorben wäre - und wenn es nur ein paar Jahre später durch Itachi gewesen wäre.

Dennoch verstand er noch nicht, was er nun mit dieser Akte anstellen sollte. Allerdings einmal neugierig gemacht, konnte der Chuu-Nin nicht mehr so schnell mit dem Lesen aufhören.

Wollte ihm sein Angebeteter unter Umständen etwas hiermit sagen?
 

Und tatsächlich, da war etwas.

Beinahe wollte Iruka schon aufhören, weil ihm doch langsam die Augen zufielen. Er hatte nun die komplette Akte zwei oder drei Mal intensiv durchgelesen, und allmählich verschwand der Elan aus seinem Geist.

Doch durch einen Zufall bemerkte er aus den Augenwinkeln heraus, dass wohl ein Blatt aus der Akte gefallen war.

Er beugte sich nach unten und hob das Papier auf, bevor er es gründlich studierte.

Seine braunen Augen weiteten sich. Wenn er nicht vollkommen daneben lag, dann hatte man ihm wirklich etwas damit sagen wollen.

Der Partner des Uchihas, der hier so unglücklich zu Tode gekommen war, war niemand anderes aus Hatake Kakashi.

Iruka legte die Akte weg und machte das Licht aus, jedoch löste er sich nicht von der Wand.

Er starrte durch den Raum. Noch nie hatte Kakashi konkret etwas über seine Vergangenheit erzählt. Seine Gedanken rasten.

War Obito der Grund, wieso Kakashi so auf Sasuke fixiert war?

Sooner or later

Mit einer guten Woche Verögerung melde ich mich brav aus meinem Urlaub zurück.

Großes muss ich wohl nicht sagen - dieser Part stellt lediglich eine letzte Schonzeit dar, ab Teil 21 wird es endgültig ernst.

Ich hoffe, dass ihr diesem Kapitel dennoch etwas abgewöhnen könnt. Die Entwicklungen brauchen ihre Zeit, und es sei gesagt, dass diese bald abgelaufen ist.

Enjoy <3
 

Sooner or later
 

Drei Tage lang befand sich Sasuke nun schon bei Kakashi, und von Tag zu Tag erholte er sich rascher.

Es war ihm selber unbegreiflich, da er eigentlich davon ausgegangen war, dass ihm sein Meister unglaublich auf seine ohnehin schon überstrapazierten Nerven gehen würde, doch ganz im Gegenteil - meistens war der Ältere unterwegs und ließ Sasuke weitestgehend vollkommen in Ruhe.

Er störte nur zwei Mal am Tag um zu sehen, ob der Schwarzhaarige genug zu sich nahm, und wie weit die Heilung seiner Wunden vorangeschritten war. Zwar war letzteres weniger angenehm für den Uchihasprössling, doch wenn er an Missionen teilnehmen wollte, musste er sich zumindest an dieser Stelle einmal fügen.

Natürlich waren Kakashi die leichten Verbrühungen am Rücken seines Schützlings dabei nicht entgangen, aber er hatte es wohl vorgezogen, keine große Sache daraus zumachen - jedenfalls hatte er Sasuke nicht lange dazu ausgefragt.
 

Ansonsten war die Zeit auch so ganz angenehm herumgegangen. Wenn Kakashi weg war, hatte Sasuke sich ein paar Schriftrollen über diverse, interessante Jutsu gesucht und angefangen, diese zu studieren. Auch, wenn er nicht aktiv trainieren konnte, wollte er wenigstens seine Sinne schulen, so gut es ging.

Sogesehen war es um die letzten Tage, in denen er keine Mission gehabt hatte, nicht allzu schade gewesen.

Mitunter war ein vollkommen neuer Lebenswille in Sasuke erwacht.

Er hatte zum einen feststellen müssen, wie schwach er in Wirklichkeit noch war. Wäre er stärker gewesen, wäre das Ganze nicht so ausgegangen und es würde ihm jetzt besser gehen.

Zum anderen aber trieb es ihn dazu an, noch härter zu arbeiten. Er konnte viel zu leicht getötet werden, und das durfte unter keinen Umständen passieren, bevor er nicht zuerst getötet hatte.

Das waren die ganz simplen aber harten Regeln, nach denen es zu spielen galt.

Töte, bevor es dich tötet.

Ja, mit seinen 12 Jahren war der Schwarzhaarige wirklich seelisch ausgezehrt, auch, wenn es ihm selber nicht bewusst war.

Für ihn waren es ganz bewusste, aber logische Entscheidungen, die er traf, und nichts hinderte ihn daran, auch in Zukunft so weiterzuleben.

Was seinen anderen Plan betraf, so hatte Sasuke erkannt, dass das dumpfe Gefühl in ihm wahrscheinlich der Überbleibsel der Vergewaltigung war. Dass es verschwinden würde, wenn er die Vergewaltigung hinter sich gelassen hatte.

Und daran würde er alles setzen.

Dem Jugendlichen war gar nicht bewusst, was für ein unmenschlicher Kampfgeist sein Innerstes umwab.
 

Er streckte sich etwas, um die Müdigkeit aus seinen Gliedern zu vertreiben, bevor er sein Studium wieder aufnahm.

Vielleicht konnte er nachher mit Kakashi reden, dass sie endlich die abschließende Routineuntersuchung hinter sich brachten.

Denn auch wenn er sich relativ wohl in der Wohnung seines Senseis fühlte, brauchte er das Praktische. Etwas, worauf er sich konzentrieren musste, damit es ihm gelang. Theoretisches Training war zwar besser als nichts, aber seine Gedanken schweiften hierbei einfach zu leicht ab.
 

Umso erleichterter war er, als er endlich die Wohungstür gehen hörte. Der Schwarzhaarige stand auf, legte die Schriftrolle beiseite und ging langsam aus seinem Zimmer hinaus, um nachzuschauen, wo Kakashi hingegangen war.

Er hörte Wasser im Bad laufen. Die Tür war nur angelehnt, und so stieß Sasuke sie leicht auf und lehnte sich an den Türrahmen.

Kakashi war gerade dabei sich die Hände und das Gesicht etwas zu waschen, doch als er seinen Schüler bemerkte, zog er schnell seine Maske zurecht und sah auf: "Ah, Sasuke. Sehnsucht nach mir gehabt?"

Der 26-jährige grinste, offenbar zutiefst amüsiert über sich selber.

Sasuke war kurz davor, einen weniger schönen Kommentar von sich zu geben, beließ es aber lieber dabei und kam direkt zu dem, was er eigentlich wollte: "Bring mich zum Arzt."

"Ist dir nicht gut?", Kakashi wurde ungewohnt ernst, was den Jugendlichen irritierte. Manchmal zeigte er einfach Stimmungen, die irgendwie nicht zu dem Jou-Nin passten.

"Ganz im Gegenteil", der Uchihasprössling sah ihn auffordernd an, "Ich will wieder eine Mission. Es geht."

Der Größere trocknete sich die Hände ab, ging an dem türblockierenden Jungen vorbei und schwieg einen Moment.

"Ob es geht, lassen wir den Arzt entscheiden. Ich besorge dir für Morgen einen Termin."

Sasuke nickte nur leicht.

Vielleicht würde er in zwei Tagen endlich wieder etwas zu tun bekommen. Seine Laune hob sich leicht.
 

Nach ihrem letzten Besuch bei Nao war Sakura sehr verwirrt und aufgewühlt gewesen.

Verwirrt einerseits, da sie nicht verstand, wie der Rothaarige solche Fakten nur so unberührt erzählen konnte, da es sie persönlich doch sehr getroffen hatte, was er über Sasuke preiszugeben wusste. Aber nachdem sie in Ruhe darüber nachgedacht hatte,

war ihr der Gedanke gekommen, dass es vielleicht daran lag, dass der Jou-Nin einfach nicht so eine Beziehung zu dem Jugendlichen hatte, wie sie. Und dass er generell schon ziemlich abgehärtet schien.

Wenn man weiterkommen wollte als Shinobi, durfte man wohl nicht allzu emotional sein.

Aufgewühlt war sie gewesen, da es ihr aber dennoch einfach nahe ging, was sie über Sasuke erfahren hatte.

Wenn sie nur daran dachte, was sie früher bemerkt hatte - sein Vater bei der Einschulung, das Bento, was ihm seine Mutter gemacht haben musste...

Wieso war es ihr nicht aufgefallen, dass das von einem Tag auf den anderen plötzlich weg gewesen war?

Sie war so sehr in ihn verschossen gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, wie es wirklich um ihn stand.
 

Und diese Erkenntnis hatte Sakura zu einer Entscheidung getrieben. Von nun an würde sie versuchen, auch rational und mit Abstand über die Dinge nachzudenken.

Und sie würde versuchen, Sasuke irgendwie eine Stütze zu sein. Nicht nur als Teammitglied, sondern auch als Kameradin.

Außerdem wusste sie immer noch nicht, was mit dem Ge-Nin vor gut zwei Wochen passiert war.

Das galt es auch noch herauszufinden.

Ohne es wirklich bewusst wahrzunehmen, was sie da tat, war sie bereits wieder auf dem Weg zu Nao.

Er war ihre einzige Chance, an den 12-jährigen heranzukommen. Die einzige wirkliche Verbindung.

Sie lief fast schon routiniert den Weg zu Naos Büro entlang, vollkommen in Gedanken versunken.

Wenn sie wenigstens wüsste, wie es Sasuke jetzt ging...
 

Nao, der gerade dabei war, ein paar Akten zu sortieren und aus seinem Büro zu räumen, sah, dass er wieder Besuch hatte. Er stellte einen Aktenstapel ab, den er gerade wegtragen wollte, und sah Sakura an: "Ojou-chan, suchst du mich?"

Sakura, die vollkommen in Gedanken versunken war, zuckte leicht und sah auf: "Nao-sensei... Tut mir leid, störe ich?"

"Das nicht, aber wenn du mir ein paar Akten abnehmen würdest, wäre ich schneller fertig", der 25-jährige zwinkerte ihr zu und nahm den Stapel wieder an sich.

"Natürlich!", kam die schnelle Antwort, und Sakura nahm ihm etwa die Hälfte des Stapels ab, bevor sie hinter ihm her lief,

"Wohin kommen das?"

"Der Hokage hat mich alle Schriftstücke durchsehen lassen, die in den letzten paar Wochen verfasst wurden. Für's Erste kommt das jetzt ins Archiv, bis man es wieder braucht", er lächelte leicht.

"Ah, so?", Sakura gestand sich ein, dass sie ihm wirklich gerne zuhörte. Auch ihr Vater hatte ihr gesagt, dass man von Nao noch etwas lernen konnte.

"Und wann braucht man sie wieder?"

"Unterschiedlich. Manche bleiben für immer geschlossen", Nao ging eine Treppe hinunter, um ins Archiv zu gelangen,

"Andere können vielleicht zum Einsatz kommen, wenn man Beweismaterial für die Lösung eines Verbrechens braucht. Manche Täter begehen ja mehr als eine Straftat."
 

Die Jugendliche warf den Akten einen abschätzenden Blick zu: "Stehen hier nur Berichte über Verbrechen?"

Der Größere schüttelte den Kopf: "Nein, keine Sorge. Auch langweilige Berichte über das Betragen der Akademisten, über langweilige D-Rankmissionen, diverse abgelehnte oder bewilligte Anträge und... oh. Das dürfte dich interessieren, Ojou-chan."

Nao schloss eine Tür auf, was durch die Akten in seinem Arm etwas erschwert wurde. Er betrat den Raum dahinter, schaltete das

Licht ein und sah auf unzählige Reihen von Aktenschränken.

Vollkommen gelassen lief er durch sie hindurch, offenbar genau wissend, wo er hinmusste.

"Wie meint Ihr das?", die 12-jährige war neugierig geworden.

"Kakashi-sensei hat dem Hokage gesagt, dass er bald wieder eine Mission für euch möchte. Vielleicht noch diese Woche",

der Jou-Nin blieb vor einem Schrank stehen, zog eine Schublade hervor und sortierte seine Akten hinein.

Sakura konnte kaum glauben, was sie da hören durfte. Ihr Herz machte einen Sprung.

"Wirklich? Ist Sasuke-kun wieder gesund?"

"Nun, das weiß ich nicht. Aber Kakashi-sensei ist bei seinen Teams noch nie risikobereit gewesen. Ich denke, wenn er so entscheidet, wird es wohl wirklich in Ordnung sein", er nahm Sakura ihre Akten ab und ließ auch diese in den Tiefen des Schrankes verschwinden.

Ohne groß darüber nachzudenken fiel die Kunoichi ihm glücklich um den Hals, sich der Tatsache bewusst, dass Nao ihr sicher niemals so viele Details erzählen durfte: "Danke, Sensei!"

Der 25-jährige schaute an der Jugendlichen runter. Er war versucht zu lächeln, unterdrückte es dann aber doch.

"...es ist mir eine Freude, dich zu erfreuen."

Er tätschelte ihr gelassen den Kopf.
 

Die Krankenhausstühle waren genauso unbequem wie an dem Tag, an dem er mit Kakashi Sasuke hergebracht hatte.

Naruto rutschte unruhig auf seinem Sitz herum. Der Jugendliche hatte wirklich nach Teuchi schauen wollen, doch nun, da er im Krankenhaus angekommen war, ließ man ihn nicht herein.

Er sei kein Familienmitglied, hatte man ihm abfertigend gesagt.

Familie...

Was konnte er denn dafür? Man konnte sich schließlich nicht aussuchen, von wem man geboren wurde. Er hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, mit dem freundlichen alten Mann verwandt zu sein.

Wirklich, das Leben war nicht gerecht.

Zudem hatte er es sich wohl vorerst mit Sasuke verdorben, was ihm im Nachhinein auch Leid tat. Er fühlte sich, als hätte er einen schweren Streit mit seinem Bruder gehabt...
 

"Naruto?"

Der Blonde drehte sich um, und zu seiner großen Überraschung sah er in die Augen Ayames, Teuchis einziger Tochter.

"Ayame-chan?", er wollte erst lächeln, doch dann wurde ihm klar, wo sie sich befanden, "...wie geht es deinem Vater...?"

Die Angesprochene schaute ihn bedrückt an, drehte dann den Kopf weg und schüttelte ihn verneinend: "Sie lassen mich nicht zu ihm. Es ist wohl ernster, als angenommen..."

Naruto schaute auf den Boden: "...oh..." In diesem Moment hasste er sich dafür, dass er mit Worten nicht gut umgehen konnte.

Ayame schien es aber nicht zu stören, sie setzte sich stattdessen langsam neben ihn.

Die beiden Jugendlichen schwiegen sich eine ganze Weile an. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte, ohne die bedrückende Stimmung zwischen ihnen nicht noch schwerer werden zu lassen.
 

Schließlich war es Ayame, die das Schweigen durchbrach: "Du wolltest meinen Vater besuchen? Das ist lieb von dir."

Der Kleinere nickte nur schwach: "Er war immer so nett zu mir... Wer hat ihm das angetan?"

Die Ältere schaute weg: "Man weiß es nicht."

"Aber... Welchen Grund gab es denn?", der 12-jährige begann, wieder hektischer und lebendiger zu werden. Er spürte eine große, menschliche Ungerechtigkeit, der er gegenüber machtlos war. Und er hasste dieses Gefühl.

Die Jugendliche schüttelte ihren Kopf erneut. Sie selber konnte sich nicht erklären, was man von ihrem Vater gewollt hatte.

Er war eigentlich ein recht langweiliger Typ. Nett zu allen, auch zu denen, die er nicht leiden konnte. Bescheiden, bequem, ohne Risikofreude oder den Drang, sich dunkle Geheimnisse zu verschaffen. Und besonders reich waren sie ohnehin nicht.

"Es kann keinen besonderen Grund geben", sie vergrub das Gesicht in den Händen, "Reine Willkür."

Naruto musste an Sasuke denken.

Er schloss die Augen und legte Ayame eine Hand auf den Kopf. Wenn er doch nur einmal seinen Mund gehalten hätte...
 

Die Jugendliche sah auf. Im Moment schien es ihr lieber zu sein, wenn sie Abstand zu ihren Problemen bekam.

"Du siehst aber selber auch nicht besser aus. Irgendwas passiert?"

Eigentlich fand der Ge-Nin, dass es besser wäre, ausnahmsweise nicht alles zu erzählen, was ihm in den Sinn kam, aber Naruto war die letzten Tage schon schweigsam genug gewesen. Er begann, dem befreundeten Mädchen ein paar der Ereignisse der vergangenen Wochen zu erzählen, allerdings darauf bedacht, die Vergewaltigung nicht als solche zu erwähnen.

Angriff war Angriff, das musste Ayame genügen.

Die Braunhaarige hörte in Ruhe zu und nickte nur leicht: "Er muss ziemlich am Ende sein, wenn er so reagiert hat...

Vielleicht solltest du dich bei ihm entschuldigen."

Dieser Gedanke - so einfach er auch war - war dem Kleineren bisher wirklich noch nicht gekommen. So schlecht war die Idee wirklich nicht.

Nur wie? Sasuke war angeblich bei Kakashi, er selber war wieder in seiner eigenen Wohnung...

Der Blonde stand auf. Vielleicht war es besser, wenn er sich wirklich etwas überlegte.
 

Er verabschiedete sich von Ayame, wünschte ihr alles gute für ihren Vater und machte sich auf den Heimweg.

Wahrscheinlich würde er frühestens bei Beginn der nächsten Mission wieder auf Sasuke treffen, und das konnte dauern.

Frustrierend, wirklich.

Genervt seufzend ging er langsam durch seine Räumlichkeiten, den Blick gesenkt.

Plötzlich viel ihm etwas auf. Naruto griff nach unten und hob ein Foto seines Teams hoch. Zunächst kam die logische Schlussfolgerung in ihm auf, dass es wohl heruntergefallen sein musste.

Doch etwas machte ihn stutzig. Die Art, wie das Glas zersprungen war... Als wäre jemand draufgetreten.

Aber das war doch unmöglich.

Oder?

Death of a good man

So... nach einer langen Sommerpause geht es endlich in die 21. Runde [Wow! Selber nach wie vor erstaunt von mir!].

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich kaum Zeit hatte, in den Ferien etwas zu schreiben. Falls es demnächst neues von mir gibt, wird's wohl ne Weile dauern, da ich ab sofort in der 13. Klasse feststecke und abends zur Fahrschule hetzen darf.

Nichts desto trotz hier die lange ersehnte Fortsetzung. <3

Enjoy!
 

Death of a good man
 

Es war nun beinahe drei Wochen her, seit Sasuke ins Krankenhaus eingeliefert worden war, und endlich hatte das Warten ein Ende.

Der 15-jährige hockte gerade in Kakashis Flur und zog seine Schuhe an.

Sein Sensei stand hinter ihm und sah ihm gelassen dabei zu.

Wenn der Junge meinte, er müsse sich selber so stressen, hielt er sich vorerst lieber zurück - aber zumindest hatte er auf den Routinecheck bestanden, der verhältnismäßig gut ausgefallen war.

Er konnte Sasuke wohl auch nicht ewig hier einsperren, das würde weniger gut ausgehen als die einfache D-Rankmission, die er bekommen hatte. Wahrscheinlich waren alle Uchiha so temperamentvoll - im negativen Sinne.
 

Kakashi seufzte und entschied für sich, diese Gedanken lieber fallen zu lassen, bevor er an seinem Schützling vorbeiging.

"Komm, die anderen warten sicher."

Sasuke erhob sich und knurrte leise: "Von dir ist man auch nichts anderes gewöhnt, Kakashi."

"Och, Sasuke...", meinte der Ältere gut gelaunt, "Wieso so aggressiv? Freu dich doch mal."

"Tss...", kam es nur wortkarg zurück, auch wenn Kakashi schon Recht hatte. Mission war Mission, und Sasuke wusste, dass der Ältere nur für ihn einen Auftrag angenommen hatte.

Für ihn.

Ein seltsam warmes Gefühl durchdrang kurz seinen ausgelaugten Körper, war es schließlich offensichtlich, dass deswegen einige Arbeit auf den 26-jährigen zukommen würde.

Wenn es eines gab, was Sasuke problemlos zeigen konnte, dann war es Dankbarkeit.

Er sah zu seinem Sensei auf: "...ich freue mich, wirklich. Danke."

Der Größere nickte nur. War der Uchiha also doch noch nicht ganz verloren.
 

"Was für eine Mission wird das?", fragte der Schwarzhaarige nach einer Weile ansatzweise interessiert.

Der Jou-Nin grinste: "Siehst du dann. Passt dir aber bestimmt nicht."

Daraufhin erwiderte der 12-jährige nichts mehr, sondern zog sich wieder in seine Gedanken zurück. Vielleicht war etwas anspruchsloses für den Anfang gerade geeignet. Konnte auch seine Vorteile haben, ein Erfolgserlebnis würde sein Selbstvertrauen wieder beleben.

Die beiden gingen den Rest des Weges schweigsam nebeneinander her. Sasuke verspürte Abneigung dagegen, sein Team wiederzusehen - insbesondere wegen Naruto - aber er wusste, dass es sich nicht verhindern lassen würde.

Manchmal musste man Kompromisse eingehen.
 

Zehn Minuten später kamen die beiden Shinobi an ihrem gewohnten Treffpunkt an, wo Naruto und Sakura tatsächlich bereits warteten. Sasuke musterte sein Team kurz, bevor er sich mit etwas Abstand neben sie stellte und sich wieder auf Kakashi fixierte.

Er konnte nur darauf hoffen, dass der Jou-Nin die Mission schnell erklärte.

Sakura schaute zu ihm rüber: "Sasuke-kun... Wie geht es dir?"

Doch der Angesprochene antwortete nicht darauf, sondern ließ seine Kameradin einfach im Ungewissen.

Das nahm Naruto zum Anlass, sich ebenfalls einzuschalten: "Oi, Sasuke! Sie hat dich etwas gefragt!"

Kurz war der Schwarzhaarige versucht, bei dem Klang dieser Stimme zusammen zu zucken, aber er behielt für dieses Mal die Kontrolle. Jedoch gab er weiterhin keine Antworten oder Reaktionen zurück.

"Sasuke!", Naruto zählte zweifellos zu den Hartnäckigen, "Bist du immer noch beleidigt? Das hat mit ihr nichts zu tun!"

Endlich drehte der 12-jährige sich zu den beiden, denn er wollte nicht länger die Stimme des Blonden ertragen müssen, ohne zu kontern.

"...Beleidigt? Tss... Du verstehst nichts. Wie immer, Naruto."

"Ehh?!", entrüstete sich der Gleichalte, "Ich verstehe eine ganze Menge! - Und es tut mir Leid!"
 

Daraufhin schwiegen die zwei Jungen eine Weile. Sasuke hätte niemals gedacht, dass sich der Jugendliche diese Blöße geben würde, anstatt weiterhin darauf zu beharren, dass er im Recht sei.

Er schaute zu Sakura. Auch, wenn sie ihn liebte und sich sicher Sorgen gemacht hatte...

War es nicht besser, niemanden zu nahe an sich heranzulassen? Er wusste, dass er in naher Zukunft vielleicht schon nicht mehr existieren würde, nicht in Konoha, nicht bei ihnen... Wäre der Schmerz des Verlustes nicht größer wie der Schmerz der Ablehnung?

Sakura sah ihn betrübt aber unschlüssig an. Wahrscheinlich traute sie sich nicht mehr, ihm etwas zu sagen.

Manchmal hatte Sasuke das Gefühl, die Dinge würden besser laufen, wenn er es nur zulassen würde.

Aber vielleicht musste er seine Frage auch egoistischer stellen:

Wie war es für ihn leichter, alles hinter sich zu lassen?

Mit dem Gedanken, nur Menschen zu verlassen, die ihm nichts bedeuteten?

Oder mit dem Gedanken, dass der Verlust für beide Seiten gelten würde?

Ersteres, sicher...

Wie hoch war der Preis, den er für Itachi noch zahlen musste?

Der Schwarzhaarige musterte sein Team wortlos. Eines musste er sich eingestehen. Wenn er sich Naruto in der Nacht damals nicht hätte anvertrauen können, wäre sein Zustand jetzt deutlich schlechter.

Und seine Eltern hätten sicherlich auch nicht gewollt, dass er so ein menschenfremder, egoistischer junger Mann werden würde.

Seine Mutter jedenfalls sicherlich nicht.

Er gab sich einen leichten Ruck - unter der Vorraussetzung, dass alles nur vorübergehend war - und gab ein kleines Stück seiner Abwehr für das Team auf.
 

"...vergiss es, Naruto. Lass uns weitermachen, wie bisher. Du willst mich doch besiegen, also fang damit an, nicht mehr in meiner Schuld zu stehen", Sasuke sah flüchtig zu Sakura hinüber, "Es geht mir gut. Danke."

Damit war auch für Kakashi die Angelegenheit beiseitigt und die Lage vorerst entspannt, und er zog eine Schriftrolle aus seiner Brusttasche hervor: "Auf euch drei wartet eine unglaublich spannende und wichtige Mission." Er grinste breit.

Naruto sah aufgeregt zu ihm hoch: "Wirklich? Wirklich? Was für eine? Sollen wir fiesen Verbrechern das Handwerk legen?"

Die Stimmung des 12-jährigen überschlug sich fast.

Kakashis Grinsen wurde breiter: "Fast. Ihr sollt einen entlaufenden Hund suchen. Das ist doch mal was, oder?"

Narutos Gesichtszüge entgleisten: "Das ist nicht dein Ernst!"
 

Sakura pokte ihrem Teamkameraden an den Hinterkopf: "Beschwer dich nicht immer." Die Jugendliche sah zu Kakashi auf, froh,

ihr Team endlich wieder vereint zu sehen, wie Nao es ihr prophezeit hatte.

Sie wartete geduldig, bis alle drei die Instruktionen von ihrem Sensei bekommen hatten und machte sich bereit, mit dem Rest der Gruppe den Flüchtigen aufzuspüren.

Nao hatte Recht gehabt, er hatte sie nicht belogen. Beinahe hatte sie erwartet, der Ältere hätte ihr die Information nur gesagt,

damit sie nicht immer bei ihm hing um sich dort zu vertrösten.

Und dieses Gefühl war irgendwie sehr erdrückend gewesen.

Ohne es wirklich zu bemerken konnte die 12-jährige nicht anders und rutschte mit ihren Gedanken immer wieder zu dem

Rothaarigen ab. Die letzten Tage war sie beinahe ununterbrochen bei ihm gewesen, jetzt in diesem zerrütteten Team zu sein,

erfüllte sie nicht mehr annähernd so, wie der Aufenthalt im Büro des Jou-Nin es getan hatte.

Auch, wenn sie unendlich glücklich war, Sasuke gesund zu sehen.

Die Kunoichi beobachtete ihren Schwarm, der einige Meter voraus mit Naruto lief, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

Das Schicksal seines Clans... Sie begann, den Gleichalten langsam zu verstehen. Und in Folge dessen wuchs ihr Respekt vor ihm.

Aber nach wie vor hatte sie keine Ahnung, was an jenem Morgen vor drei Wochen passiert war, und das beunruhigte sie etwas.

Doch Nao wusste sicher auch darüber Bescheid.

Sie liebte Sasuke. Und sie würde nicht aufhören, nach der Wahrheit zu suchen, bis sie eine befriedigende Antwort bekommen hatte.

Das war ihr Ninjaweg.
 

Itachi trank stillschweigend wie immer seinen Tee zu Ende, während Kisame ihm dabei zusah. Die beiden Nuke-Nin hatten eine Pause in einem leeren Teehäuschen genommen und beobachteten mehr oder weniger interessiert das Treiben auf Konohas Straßen.

Die Lage war angespannt, das sah man den Gesichtern der Erwachsenen an.

Irgendetwas musste in diesem friedlichen Ort passiert sein, und wenn es so viel Wirbel verursachte, war es vielleicht von Belangen. Der Schwarzhaarige schaute abwägend zu seinem Partner. Er selber hatte nicht die Intention, nachzuhorchen, aber Kisame konnte er mit dieser Aufgabe sicherlich ruhigen Gewissens betrauen.

Der Ältere verstand schon, was sein leicht flegmatischer Begleiter von ihm wollte und seuftzte tief.

Immer musste er den Informationskram erledigen, aber was sollte er tun? Itachi zu widersprechen war mit prädestinierter Sicherheit keine Option. Resignierend erhob sich der Shinobi, während Itachi seelenruhig an seinem Platz verweilte, den Tee genoss und weiterhin auf die Straße sah.

Im Grunde hätten sie ihren Auftrag schon lange erledigt haben sollen, allzu positiv war es jedenfalls nicht, dass das Prozedere andauerte. Aber Itachi konnte sich nicht helfen - seine Gedanken waren so zerstreut wie noch nie, verteilt wie Ahornblätter im kalten Herbstwind. Diese innere Unruhe konnte sich der 17-jährige nicht leisten, es beeinträchtigte seine Fähigkeiten zu sehr.

Noch nie zuvor hatte er solche Probleme mit der Beendigung eines Auftrages gehabt.

Er selber konnte nicht sagen, was ihn so umtrieb, denn für gewöhnlich fühlte der Jugendliche nicht allzu viel.

Gefühle behinderten nur. Als Teil der Akatsuki hatte er zu funktionieren, mehr nicht. Und als Uchiha Itachi galt das selbe.
 

Zum Glück kam in dem Moment, wo Itachis Gedanken drohten, allzu abstrakt zu werden, Kisame zurück.

"Itachi-san", er grinste äußerst amüsiert, "Hier scheinen sich ein paar Gewalttaten zu häufen."

Vollkommen unbeeindruckt davon trank der Kleinere seinen Tee gänzlich aus. So, das war also der Grund.

"Ich nehme an, Euer Bruder ist auch Teil davon", begann Kisame das Thema wieder anzuschneiden, wobei er sich setzte.

Itachi warf dem amphibischen Mann einige vielsagende Blicke zu, auch wenn er wusste, dass Kisame sich allmählich nicht mehr wirklich davon beeindrucken ließ.

"Lass das Thema. Das ist Geschichte", versuchte er es deswegen knurrend, sein Sharingan aktivierend.

Kisame lachte kalt: "Ja, und zwar Eure." Anstatt jedoch weiter zu nerven unterließ er es doch lieber.

Man musste es sich ja nicht hundert Prozent mit Itachi verscherzen.

Die beiden Nuke-Nin begannen wieder, in gemeinsames Schweigen einzustimmen, während sie erneut auf das Treiben der Straße hinaussahen. Vielleicht passierte ja noch etwas interessantes.
 

Sasuke hätte nicht gedacht, dass einfaches Suchen nach einem entlaufenden Haustier so anstrengend sein konnte, doch er wurde an diesem Morgen eines besseren belehrt.

Seine Sinne waren die ganze Zeit über bis zum Anschlag angespannt, seine Augen versuchten, jede kleine Bewegung wahrzunehmen. Wahrscheinlich hatte sein Unterbewusstsein die Angst, dass er noch einmal so überfallen werden könnte, schloss er für sich selber.

Und es passte ihm nicht.

Seit gut zwei Stunden liefen die drei Ge-Nin nun bereits durch Konoha-gakure, allerdings ohne wirklichen Erfolg.

Angeblich war der Hund hier irgendwo gesehen worden, aber bisher fehlte noch absolut jede Spur.

Und langsam machte sich bei ihm bemerkbar, dass er noch vor wenigen Wochen beinahe seinem Blutverlust im Krankenhaus erlegen wäre.

Der Schwarzhaarige hing mittlerweile eher auf der Höhe Sakuras statt Narutos, und das wurmte ihn. Es hatte ganz den Anschein, als würde der Blonde den heutigen Tag als Sieger bestreiten.

Wie gesagt, ein Erfolgserlebnis würde mehr Wirkung auf Sasukes Befinden haben.
 

Nachdem die dritte Stunde angebrochen war, begann Naruto sich und seinen Hunger zu beklagen, und so blieb dem Trupp nichts anderes übrig, als in die Richtung einzuschlagen, in der diverse Restaurants, Bars, Teehäuser und Supermärkte lagen.

"Naruto, du hälst uns nur auf!", tadelte Sakura resignierend, während sie die Straße entlanglief, "Essen kannst du auch zu Hause."

"Aber ich habe jetzt Hunger, und nicht erst wenn wir fertig sind", maulte der Blonde frustriert, da er offenbar absolut keinen Elan mehr hatte, "Der Auftrag ist sowieso doof."

"Du bist doof", kommentierte die Jugendliche daraufhin nur desinteressiert.

Sasuke hörte den beiden mehr oder weniger aufmerksam zu, während er versuchte, sich zu konzentrieren.

Diese ganzen Menschen hier störten ihn und seine Psyche. Zu viele Sinnesreize auf einmal.

Dennoch versuchte sich der 12-jährige nichts anmerken zu lassen, sondern lief einfach zielstrebig mit seinem Team weiter.

Ganz ruhig. Es konnte ihm hier nichts passieren, besonders nicht, da er nicht alleine war.

Es dauerte einen Moment, doch allmählich wurde er innerlich tatsächlich ruhiger, seine Anspannung wich etwas.

Wahrscheinlich war viel Selbstdisziplin auch von Nöten...
 

Während Naruto und Sakura noch lautstark über den Sinn und Unsinn einer Imbisspause diskutierten, sah Sasuke sich um.

Viel gab es hier nicht zu sehen, die meisten Menschen mussten zugegeben um diese Uhrzeit auch arbeiten.

Dementsprechend leer waren die einzelnen Geschäfte auch. In den meisten Bars schien noch niemand zu sitzen.

Nur in einem kleinen Teehäuschen am Ende der Straße saßen zwei Personen. Seltsam, aber wahrscheinlich waren es Reisende.

Aus irgendeinem Grund zogen sie Sasukes Aufmerksamkeit besonders auf sich.

Die beiden Gestalten - anscheinend Männer - waren vollständig in lange, schwarze Mäntel gehüllt und versteckten ihr Gesicht unter Strohhüten.

Aus welchem Land kamen die beiden? Vielleicht lag es daran, dass sie relativ suspekt wirkten, aber der Jugendliche konnte sie einfach nicht aus den Augen lassen.

Plötzlich hob einer der beiden seinen Kopf etwas, und zum Vorschein kam ein Schopf Haare, schwarz wie frische Tusche.

Ein kleines Glöckchen, was an dem Strohhut befestigt war, gab ein angenehmes, leises Geräusch von sich.

Sasuke blieb paralysiert stehen.

Das konnte nicht sein... Sah er wirklich in die Augen seines Bruders?
 

Ein schwacher Schwindelanfall überkam ihn, die Reizüberflutung nahm zu und seine Sinne spannten sich wieder an.

Itachi, hier, direkt vor ihm? Oder war das nur ein Streich seiner Fantasie?

Der Zustand des 12-jährigen verschlechterte sich drastisch, als sich ein Trupp Jou-Nin, der gerade seine Mittagspause einnahm, zwischen ihn und das Teehäuschen schob.

Diese Uniformen... Der schwarze Overall, die olivgrüne Weste...

...

Er hatte sich über ihn gebeugt und sah mit dieser unendlichen Mordgier zu, wie er blutete...

...

Der Geruch der roten Flüssigkeit schoss in seine Nase.

Die Farben um ihn herum schwammen zu einem einzigen Meer aus Licht und tanzenden Punkten.

Naruto und Sakura bemerkten im letzten Moment, was sich hinter ihnen abspielte, und eilten zu ihrem Kameraden.

Sasuke bekam diese Reaktion der zwei jedoch schon nicht mehr mit, stattdessen sackte er, bereits bewusstlos, an Naruto zusammen.

Das letzte, was der junge Uchiha noch wahrnahm, war das Bild Itachis, was er im Traum so klar vor sich gesehen hatte.
 

Etwas später am selben Tag hatte Iruka sich auf den Weg zum Hokage gemacht. Er musste ihn einfach fragen, wo die Zusammenhänge zwischen dem Uchihaclan und Kakashi bestanden, denn diese Frage hatte den 25-jährigen die letzten Tage doch sehr beschäftigt.

Kakashi gab nie etwas über sich Preis, wieso sollte er dann so offensichtliche Andeutungen machen?

Allerdings erwies sich das Unterfangen nicht gerade als einfach.

Von einigen Jou-Nin hatte er erfahren, dass der Hokage anscheinend nicht zum heutigen Dienst angetreten war, doch da Iruka bereits im Vorfeld um ein Gespräch gebeten hatte, ließ er sich davon nicht abschrecken und nahm sich vor, wenigstens den Versuch zu starten, Sarutobi zu Hause anzutreffen.
 

So war es gekommen, dass er bereits zum zweiten Mal klingelte, jedoch niemand öffnete. Kurioserweise stand die Haustür einen Spalt offen. Iruka seufzte tief. Einbrechen war sicherlich nicht sein Gebiet.

Aber die Tür stand ja nun einmal bereits offen. Was sollte es also...

"Hokage-sama?", der Braunhaarige ging langsam hinein und tastete sich voran, da im kompletten Haus das Licht gelöscht war.

Seltsam war das wirklich. War der Hokage etwa krank?

Allmählich stieg ihm ein beißender Geruch in die Nase, den der Chuu-Nin ohne Zweifel als Blut identifizierte.

Etwas angespannt tastete er nach dem Lichtschalter und betätigte ihn.

Im nächsten Moment wünschte er sich, es gelassen zu haben.
 

Der Hokage lag am Ende des Flures vor ihm - tot. Der Körper des alten Mannes wirkte auf den ersten Blick wie ausgeblutet, überall klebte die bereits leicht eingetrocknete Flüssigkeit.

Iruka zitterte etwas. Der junge Mann war solche Bilder absolut nicht gewöhnt und auch nicht wirklich darauf trainiert, und dank seines sanften Gemütes schockierte ihn das ganze umso mehr.

Aber pflichtbewusst, wie er war, musste er sachlich bleiben, bevor er emotional werden konnte.

Oberhalb des Leichnams, an der Wand, stand mit krakeliger Schrift eine Botschaft.

"Nicht der Letzte"

Was hatte das zu bedeuten?

Taste the change

Neue Woche, neues Kapitel.

Wir sind nicht mehr allzu weit davon entfernt, eine ernsthafte Szene zwischen Itachi und Sasuke zu haben. Im Manga ist das ja faszinierender Weise letzten Freitag bereits eingetreten [ja, das war ein Spoiler :D], wie sich das entwickeln wird...

Gibt es hier SuiKa-Fans? Gibt es sie? Gibt es?
 

Taste the change
 

Tonlos stand Iruka in Mitten von anderen Chuu-Nin, Jou-Nin und ANBU.

Der Schock saß ihm noch in allen Knochen, auch wenn er wusste, dass er sich jetzt keine Blöße geben durfte.

Sein Pflichtbewusstsein war gefragt. Konoha war für den Moment führerlos, und nachdem die Zahl der Gewaltverbrechen zugenommen hatte, war dies eine äußerst riskante Situation.

Iruka schaute nach vorne, sich der Tatsache bewusst, dass er wohl oder übel einen Bericht über das Gesehene schreiben musste.

Sie hatten sich an ihrem regulären Versammlungsplatz im Herzen der Akademie zusammen gefunden, um zu bereden, wie es nun weitergehen sollte.

Ein junger Mann trat in den Mittelpunkt, und Iruka identifizierte ihn als Koba Nao. Die beiden rankverschiedenen Shinobi hatte nie viel miteinander zu tun gehabt, doch Iruka schätzte ihn als souverän, pflichtbewusst, arbeitsam und eigenbrötlerisch ein.

Zudem bedeutete es einiges, wenn man vom Hokage persönlich und vertraulich mit Aufträgen versorgt wurde.
 

Der Jou-Nin schaute mit ernstem Gesicht in die Runde, ehe er zu sprechen begann: "Ich habe Jiraiya-sensei bereits gebeten, Tsunade-sama zu suchen, umgehend."

Iruka verstand zwar nichr, wieso ausgerechnet dieser junge Mann sich um die Regelung des Ganzen gekümmert hatte, doch er war froh, dass sich so schnell ein würdiger Nachfolger zu finden lassen schien.

"Tsunade? Wie kommst du darauf, dass sie da mitmacht?", Iruka drehte sich nach hinten und sah Kakashi, der lässig an der Wand lehnte.

Sein Herz machte ganz kurz einen Sprung, und das beklemmende Gefühl setzte aus. Jedoch hielt das Ganze nicht lange an.

Nao unterbrach seinen Glücksmoment: "Ah, Kakashi-sensei... Diese Entscheidung unterlag nicht meinem Urteilsvermögen. Sarutobi-samas Berater haben so entschieden."

Relativ unbeeindruckt zog Kakashi eine Augenbraue hoch: "Ich verstehe nicht, wieso ein normaler Jou-Nin darin involviert ist."

Nao lächelte seltsam entschuldigend: "Ich stand gerade zur Verfügung, nehme ich an. Aber ich denke, wir sollten doch wichtigeres zu klären haben, als diese belangenlosen Details, nicht wahr?"

Kakashi verschränkte die Arme vor der Brust, schwieg jedoch von da an wieder. Irgendetwas schien ihm nicht zu passen...

Iruka hatte nicht widerstehen können und schielte unsicher zu ihm. Wie gerne hätte er jetzt eine Auszeit bei dem Älteren genommen.

Nur eine kurze, intensive Auszeit...

Langsam aber sicher konnte er seine Emotionen nicht mehr unter Pflichten und Verantwortungen begraben. Er ließ den Kopf hängen und starrte nachdenklich nach unten. Sasuke, Teuchi, der Hokage...

Konoha war doch sonst so friedlich. Und die Botschaft an der Wand - was hatte es damit auf sich?
 

Der 25-jährige zuckte leicht und schaute auf, als sich eine Hand auf seine Schultern legte. Kakashi sah ihn an, für seine Verhältnisse sehr ernst: "Alles okay?"

Seine Stimme klang gedämpft und leise in Irukas Ohr. Anscheinend wollte der Ältere die anderen Shinobi heraushalten, und der Jüngere war ihm dankbar dafür.

Er schaute ihn an, wobei er versuchte, überzeugend zu klingen: "Ah, schon gut..."

Viel lieber hätte er die Wahrheit gesagt; dass ihm schlecht war, dass er den Geruch des Blutes nicht aus seinem Inneren verbannen konnte und dass sein Kopf schmerzte.

Der Größere schien ihm aber ohnehin nicht zu glauben: "Du bist blass."

Der Chuu-Nin seufzte: "Tur mir Leid. Ich habe schlecht geschlafen..."

"Du siehst aus, als hättest du gar nicht geschlafen."

Daraufhin schaute der Braunhaarige weg, denn so ganz Unrecht hatte er mit seiner Aussage ja nun nicht.

Ein bisschen zugespitzt war es schon, aber so wenig Schlaf, wie er in dieser Nacht bekommen hatte, war der Unterschied nur minimal.
 

Kakashi sah, dass es dem Jüngeren nicht allzu gut zu gehen schien. Normalerweise hätte er den Rat zu Tage gefördert, dass man als Shinobi eben vor solchen Bildern nicht geschützt war, aber in diesem Falle konnte er nicht.

Irukas Eltern waren Shinobi gewesen und vor mehr als 12 Jahren ehrenvoll im Kampf gegen Kyuubi gestorben.

Der Jou-Nin sah zwei gute Gründe, wieso sein jüngerer Freund tat, was er tat. Zum Einen wollte er sicher seinen Eltern folgen, um ihnen irgendwie nahe zu bleiben. Er sah seinen Beruf als überaus wichtig an, vielleicht, weil er es für seine Pflicht hielt, den Fußstapfen seiner verstorbenen Familie zu folgen.

Zudem war er ja auch Lehrer an der Akademie, er wich den wirklich üblen Anblicken also schon bewusst aus und widmete sich stattdessen mit all seinem Herzen der Erziehung seiner Schüler.

Kakashi war normalerweise nicht so, aber er empfand es als Ungerechtigkeit, dass Iruka so etwas hatte sehen müssen.

Er konnte nicht widerstehen und legte eine Hand auf Irukas Kopf: "Auszeit?"

Iruka wurde unweigerlich minimal rot.
 

Sasuke starrte die Decke an. Der Jugendlich war vor einer halben Stunde in Kakashis Wohnung aufgewacht und hatte seitdem keine allzu gute Laune. Er war frustriert, dass er ausgerechnet auf dieser ersten, doch so leichten Mission zusammengebrochen war. Irgendwie hatte er mehr von sich erwartet...

Er wusste nicht einmal, wie er zurück in dieses Zimmer gekommen war, oder wer ihn dorthin gebracht hatte.

Der 12-jährige drehte seinen Kopf zum Fenster.

Vielleicht musste er einmal in Ruhe raus, ohne andere Menschen. Ganz für sich.

Vorallem, weil er doch einen unermesslichen Hass in sich lodern spürte - auf sich selber. Wieso hatte er diese Mission, ausgerechnet diese Mission so vergeigt?

Was war los mit ihm? Er war längst nicht so am Ende gewesen, nachdem Itachi verschwunden war. Danach hatte er den Tatsachen viel gefasster ins Auge gesehen und sich auf Ziele von wirklichem Interesse fixiert.

Oder?

Zugegeben konnte er sich an den Anfang seines Einzelgängerdaseins kaum erinnern. Bisher hatte er es immer darauf geschoben, dass er sich eben - wie andere normale Menschen auch - nicht großartig an seine Kindheit erinnern konnte.

Das war wahrscheinlich ja auch besser so, gute Erinnerungen an vergangene Tage würden nur seinen Blick für das Wesentliche trüben.

Aber der Gedanke schlich sich Sasuke ein, dass er sich vielleicht auch aus anderen Gründen nicht mehr an seine gelebten Jahre erinnern konnte. Verdrängung.

Er hatte gelebt, um zu kämpfen und war somit der Natur des Menschen gewichen, zu kämpfen, um zu überleben.

Der Jugendliche selber war bisher der Ansicht gewesen, dass er weder im Verdrängen noch im Vergessen gut war,

doch wahrscheinlich lag diese Ansicht eher daran, dass für ihn nur Kraft von Interesse war.

Seine Erwartung, alles andere um und in sich auszublenden, um dieses Ziel zu erreichen, war vielleicht zu hoch gesetzt.
 

Der Schwarzhaarige stand langsam auf und legte die Decke beiseite.

Er musste wirklich raus. Sasuke ging langsam zu dem Schrank, in dem er einige seiner Sachen verstaut hatte, und zog sich etwas Neues über. Er verstaute seine benutzte Wäsche ordentlich in einem freigelassenen, unteren Fach des Möbelstücks,

schloss sorgsam dessen Tür und ging langsam aus dem Raum, seinen Gedanken nachhängend.

Erst, als er durch die Wohnung lief, bemerkte er, dass Kakashi nicht anwesend zu sein schien.

Nicht, dass es ihn gestört hätte. Der Ältere hätte sicher Probleme gemacht, wenn er angemerkt hätte, er wolle jetzt das Gebäude verlassen, um frische Luft zu schnappen.

Aber nach alledem war Sasuke beinahe automatisch davon ausgegangen, dass Kakashi wenigstens ab und an überprüfte,

wie es um seinen Schüler stand.
 

Im Flur angekommen hockte er sich hin, griff nach seinen Schuhen und begann, sie mit ermüdend trägen Bewegungen überzuziehen. Seine Gedanken ließen gerade keine schnelleren Handlungen zu, viel zu sehr war er mit anderen Dingen beschäftigt.

Er musste das Ganze noch einmal reflektieren.

Wieso war er kollabiert?

Zunächst einmal waren seine Sinne so überreizt gewesen, dass es ohnehin schwierig war, die Situation um sich herum einzuschätzen. Er hatte nicht mehr sagen können, was wirkliche Gefahr und was nur Einbildung war, und das zu unterscheiden war von unglaublicher Bedeutung. Die Beschränkung auf das Wesentliche. Er musste es schaffen, auf seinem Pfad zu bleiben.

Als nächstes die Jou-Nin, wegen deren Uniform er bereits im Krankenhaus schon Panik bekommen hatte.

Aber bei Kakashi und Iruka hatte er sich doch mittlerweile eigentlich wieder...

Wieso also dann an dieser Stelle?

Ihm vielen drei relativ plausible Gründe ein.

Zunächst einmal waren es diverse unbekannte Jou-Nin gewesen. Würde er seinen Vergewaltiger wiedersehen, würde er ihn genau erkennen, aber ohne sein Gesicht direkt zu sehen, war es eher diese Uniform, die sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte.

Dazu kam zudem noch, dass es mehrere Jou-Nin auf einmal gewesen waren.

Der zweite Grund, der wohl eigentliche Auslöser war, dass er bereits vorher schon unglaublich angespannt war.

Der 12-jährige hatte tief in sich damit gerechnet, dass etwas passieren musste.

Als er diesen Trupp gesehen hatte, hatte sein Unterbewusstsein sich wahrscheinlich bestätigt gefühlt und mit dieser Reaktion darauf geantwortet.

Und das letzte, was er noch gar nicht wirklich beachtet hatte...

Hatte er tatsächlich Itachi gesehen, oder war es nur ein Streich seines Geistes gewesen?
 

Sasuke schob, nach wie vor sauer auf sich, die Hände in die Hosentaschen, starrte düster den Boden an und lief mit zielstrebigen Schritten durch Konoha. Ihm fiel in diesem Moment gar nicht auf, wie - so in Gedanken eingebunden - seine Sinne dieses Mal wieder deutlich entspannter reagierten.

Einige Menschen in schwarzen Trachten kamen ihm entgegen, doch er achtete nicht auf sie. Es gab wichtigeres.

Itachi...

Er musste rational denken. Konnte es überhaupt sein, dass er diesen Mann hier sah?

War es nicht logischer, dass es sich tatsächlich um eine Halluzination handelte?

Zugegeben, Itachi hatte sich vier ganze Jahre nicht gezeigt und sich anscheinend fernab von seiner Heimat aufgehalten.

Aber der Ältere brauchte keine logischen Begründungen, um irgendetwas zu tun. Das hatte er noch nie nötig gehabt, und es würde sich wohl auch nie ändern.

Itachi war Itachi, er handelte wie er wollte, und dabei hatte er noch nie jemanden in seine Überlegungen und Gedanken eingeweiht.

Nur, angenommen es wäre tatsächlich sein Bruder gewesen - wer war der fremde Mann bei ihm, und was wollten die beiden hier?
 

Der Jugendliche ging beinahe automatisch vom Dorfzentrum weg und bewegte sich eher in Richtung Wald.

Erst, als er die ersten großen Tannen nahe vor sich realisierte, hielt er schlagartig an.

Im Grunde hielt er es für besser, sich diesem Ort in naher Zukunft nicht mehr zu nähern. Wenn er hier kollabierte konnte es dauern, bis man ihn aufsammelte.

Doch im nächsten Moment verfluchte er sich für diesen Gedanken. Wollte er stärker werden? Wollte er an sich wachsen?

Wieso spielte er dann schon wieder mit dem Gedanken, wegzulaufen?

Der Jugendliche schluckte leicht. Ja, es kostete ihn Überwindung, wenn er aktiv darüber nachdachte.

Wenn er hieran keinen Gedanken verschwendete, war es ein Leichtes, den Schritt hinein ins Dickicht zu wagen.

Er hob langsam einen Fuß an und setzte ihn nach vorne. Sein Körper spannte sich etwas an, doch er ignorierte es.

Sasuke war sich sicher darüber, dass nun jeder weitere Schritt leichter werden würde.

Es dauerte seine Zeit, doch nachdem er sich selber bewiesen hatte, dass sein eigener Wille noch tief in ihm zu wirken schien,

konnte er halbwegs ruhig seinen Weg durch den Wald beschreiten, und sich wieder anderen Problemen widmen.
 

Wenn Itachi hier war, würde sich ihm die Chance bieten, sich zu rächen?

Im Grunde war diese Möglichkeit verlockend, aber ob er bereits die Kraft dazu besaß, wusste er nicht.

Vielleicht sollte er es einfach auf sich zukommen lassen. Es war kaum absehbar, wie ein reales Aufeinandertreffen der beiden Brüder in Wirklichkeit ablaufen würde.

Für einen gebrochenen Moment schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf Sasukes Lippen, kurz und schwach.

Es würde zu einem Aufeinandertreffen kommen, das wusste er.

Und dieses Wissen stützte sein Innerstes und hob seine Laune an.
 

Kisame war es allmählich leid, Tag um Tag ohne ersichtliche Erfolge in Konoha seine Zeit abzusitzen.

Der Nuke-Nin befand sich gerade mit seinem Partner auf dem Weg durch enge Seitengassen, um das potentielle Aufsehen um sie möglichst gering zu halten. Nach wie vor verabscheute der 29-jährige diese Art des Reisens, aber auch er sah ein, dass es sich in ihrer Lage kaum vermeiden ließ.

Gut, ganz uninteressant war Konoha ja selbst für ihn nicht.

Es hatte Kisame überaus große Freude bereitet dabei zuzusehen, wie Itachis kleiner Bruder auf offener Straße einen Abgang machte.

Ein amüsiertes, sadistisches Grinsen bereite sich auf seinem Gesicht aus. Ehrlich zu sich selber, wie er eben gerne war, hatte er große Lust, diesen besonderen Jungen einmal genauer kennenzulernen.

Schade, dass Itachi da wohl nicht mitmachen würde.

Der 17-jährige hatte direkt, nachdem sein wohl einziger Verwandter zusammengebrochen war, angeordert, dass es weiterging.

Wie man an so etwas Unterhaltsamen nur so verdammt wenig Interesse zeigen konnte...

Außerdem hatte er wie immer seine lieben Probleme damit, dass sein Partner offenbar gar keine Beabsichtigung in sich hegte, einmal eine sinnvolle Konversation anzufangen.

Wie er das nur aushielt... Kisame für seinen Teil konnte immer reden. Der amphibische Mann war selten geschwätzigen Charakters und hatte beinahe zu jeder Gelegenheit ein Thema, das er gerne bereden würde.

Aber das konnte er bei Itachi natürlich vergessen.
 

Der 29-jährige schaute zu dem Kleineren herüber. Dieser war stehengeblieben und schielte einen Weg entlang zur Hauptstraße.

Eine Masse schwarz gekleideter Menschen schlich im besinnenden Gang durch das Dorf.

Anscheinend handelte es sich um einen Trauerzug, doch wer konnte solche Aufregung herbeiführen?

Kisame grinste gut gelaunt weiter und schaute hinauf zum Hokagefelsen. Die Antwort trohnte über ihnen.

Nur glauben konnte er es nicht.

"Itachi-san...", nicht, dass er es hätte lassen können, "Sollten wir das untersuchen?"

Der Angesprochene schwieg eine Weile und schielte letztendlich zu dem Größeren: "...es ist unwichtig, Kisame."

"So unwichtig, dass Ihr hinschauen müsst?", sein Grinsen wurde noch eine Nuance sadistischer, "So unwichtig wie Euer Bruder?"

"...", die Begeisterung über dieses Thema war Itachi ins Gesicht gemeißelt.

Doch irgendwie hatte Kisame das seltsam beflügelnde Gefühl, sich auf dieser Mission etwas mehr herausnehmen zu dürfen, als er es sonst tat.

Und so hatte er dieses Mal nicht vor, allzu schnell zu schweigen.

"Ihr denkt oft an ihn, seid wir hier sind", bemerkte der Ältere also trocken, während er seinen Weg fortsetzte und darauf hoffte, dass Itachi nachkommen würde.

Der Jugendliche folgte wie geplant, dafür blieb die Antwort aus. Leider ließ sich bei dem Schwarzhaarigen nie genau sagen,

ob er aus Trotz, Lustlosigkeit, Desinteresse oder Gereiztheit nicht antwortete.

Aber anscheinend hatte der Uchiha andere Pläne, als zu reden. Wie immer.

"...der Hokage scheint gestorben zu sein", war deshalb der seltsam zusammenhanglose Themenwechsel.

"Ich dachte, es sei unwichtig?", Kisame wurde einfach nicht schlau aus ihm...

"Vielleicht."

"Was soll dieses 'vielleicht', Itachi-san? Ja oder nein?"

"Falls es Mord war...", begann der 17-jährige seinen Antwortsatz, der jedoch gewohnterweise nicht zu Ende geführt wurde.

Kisame machte das nichts, zumindest in solchen Momenten war er in der Lage, halbwegs das zu erahnen, was man ihm sagen wollte. Denn das Problem, was dann auf sie zukäme, war offensichtlich.

Sollte der Hokage Opfer eines Anschlages geworden sein, so würde sich die ANBU in kürzester Zeit in ganz Konoha breit machen.

Kyuubi konnten sie dann wahrscheinlich vergessen.

"Wir suchen uns eine bessere Aussicht", meinte Itachi plötzlich, und ging mit zielstrebigen Bewegungen an dem Größeren vorbei.

Kisame schüttelte frustriert den Kopf, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich seinem Schicksal zu ergeben.

Er hasste Unanehmlichkeiten wirklich.

Meeting of two blood-bound brothers

Ewigkeiten hat es gedauert, aber es ist soweit - nun treffen die beiden endlich aufeinander ♥

Hallo alle miteinander, die wieder eine Woche mehr warten mussten als gewohnt, da mir [und hoffentlich auch euch <3] die Connichi dazwischen kam.

War dieses Jahr der größte Mist und der absolute Segen zugleich, verarbeitet habe ich es jedenfalls noch nicht - aber da Klausuren anstehen, habe ich dazu eh keine Zeit.

Ich würde gerne mal wieder mehr schreiben, aber das Abi erledigt sich nicht von alleine, na ja...

Genug der Reden, ich wünsche euch viel Spaß mit Teil 23! <33
 

Meeting of two blood-bound brothers
 

Iruka saß noch in der Akademie, lange nachdem die Versammlung bereits wieder aufgelöst worden war.

Als einfacher Lehrer hatte er mit den folgenden Untersuchungen nicht viel zu tun, und da auch geklärt war, wer an die Stelle Sarutobis treten sollte, war für ihn das Nötigste besprochen worden.

Aber er hatte sich nicht nach Gehen gefühlt. Im Grunde war es sinnlos - wenn er genauer darüber nachdachte, hatte er nur eine Leiche gesehen. Andere sahen weit mehr als einen toten Menschen, Tag für Tag, Jahr um Jahr.

Doch auch wenn er die Fakten kannte, Iruka war ein unglaublich emotionaler Mensch, und diese Tatsache wurde ihm wieder einmal sehr deutlich gemacht. Sarutobi konnte in seinem Bewusstsein nicht einfach als toter Körper existieren - er hatte den jungen Mann zu oft nach dem Verlust seiner Eltern aufgemuntert, hatte zu viel für Konoha allgemein getan, als dass er so rational hätte werden können. Es war ihm unmöglich.

Wenn Iruka ehrlich war, war es der erste tote Mensch, den er hatte sehen müssen. Die Leichen seiner Eltern hatte man dem Braunhaarigen damals bewusst vorenthalten, und die Chuu-Nin-Prüfung war bei ihm auch verhältnismäßig unblutig ausgefallen.

Der 25-jährige seufzte sehr tief.
 

"Yo", eine Hand inklusive dampfender Kaffeetasse schob sich in sein Sichtfeld, und er hob den Kopf, um in das wie immer größtenteils vermummte Gesicht Kakashis zu blicken. Der Ältere hatte seinen Vorschlag wahr gemacht, nachdem die beiden Shinobi in dem Lehrgebäude alleine zurückgeblieben waren, und versuchte gerade den Kleineren auf andere Gedanken zu bringen.

Der Jou-Nin hockte sich vor ihn, wartete mehr oder minder geduldig, bis Iruka resignierend und abwesend die Tasse an sich nahm, und ließ sich dann neben ihn sinken.

"Danke, Kakashi...", der Kleinere sah aus dem Fenster. In diesem Moment machte ihm sein verfahrenes Gefühlsleben in einem bedeutend höherem Maße mehr Sorgen als sonst, und er brachte es einfach nicht fertig, dem Älteren ins Gesicht zu sehen.

Wenn er so darüber nachdachte, war Kakashi der Grund gewesen, wieso er zum Hokage gegangen war.

Ernüchternd darüber trank der 25-jährige einen großen Schluck Kaffee, vergaß über seinen Gedanken allerdings, dass das Getränk durchaus noch über Wärme verfügt hatte, und hustete verschluckt.
 

Kakashi warf ihm einen skeptischen Blick zu, nahm die Tasse wieder an sich und klopfte Iruka sachte auf den Rücken.

Er war entschieden nicht für solche Situationen geeignet. Aber das sollte ihn nicht davon abhalten, wenigstens den Versuch zu starten, seinem jüngeren Kollegen zu helfen.

"Sicher, dass du hier bleiben willst?"

Der Jüngere versuchte, sich wieder zu beruhigen und schaute auf: "Wo denn sonst?"

"Sag mir nicht, dass du noch arbeiten musst", erwiederte Kakashi daraufhin mit einem schwach vorwurfsvollen Unterton in der Stimme.

Iruka schaute weg: "...nein. Heute nicht."
 

Der Hellhaarige nickte daraufhin schwach, wohl aber mehr für sich selber, da Iruka diese Geste kaum wahr nahm: "Andernfalls hätte ich dich auch nicht gelassen. Du brauchst jetzt 'ne Auszeit."

Er nahme endlich neben dem Kleineren Platz und drehte den Kopf nachdenklich nach oben: "Lass uns das Thema erstmal vergessen, mh?"

Verdammt, Kakashi wusste ja, dass es schneller und besser helfen würde, wenn er versuchte, über das unangenehme Thema zu reden, statt es zu ignorieren, aber er war und blieb schlecht darin, solche Gespräche unbefangen zu führen. Er versteckte sich nicht ohne Grund hinter einer Maske...

Ein ander Mal, wenn es besser passte.

Iruka schien der Themenwechsel rein gar nichts auszumachen, denn er trank nachdenklich den Kaffee zu Ende und schielte zu seinem Nebenmann: "...und worüber, Kakashi?"

Dieser schwieg eine Weile. Irgendetwas, worüber er auch reden wollte. Das machte die Sache einfacher und für ihn lockerer.

Die Stille hielt einige Momente an und zog sie zu unendlichen Minuten hinaus. Ein leises Klackern durchdrang sie, als Iruka die Tasse beiseite stellte.

"Iruka... Kennst du eine Chuu-Nin namens Maki?"

Zugegebener Maßen war dies das einzige Thema, das den 26-jährigen im Augenblick interessierte - jedenfalls interessierte und erfreute. Das Thema Sasuke und dessen Missbrauch war auch interessant, doch daran wollte er gerade jetzt nicht denken müssen. Das war etwas, was er im Stillen und für sich viel besser geregelt bekam.

Iruka war Problem genug, für die Zeit, in der er neben ihm saß.

Was mit Sasuke war, überdachte er jetzt auch gar nicht. Vielleicht wäre ihm ansonsten bereits aufgefallen, dass der Jüngere sich seit längerem nicht mehr in dem kleinen Zimmer in seiner Wohnung befand.
 

Iruka hingegen schien die Frage irgendwie unangenehm zu treffen und aus dem Konzept zu bringen: "Uhm... na ja... Nicht so wirklich?"

Mh. Was war denn 'Nicht so wirklich?' für eine Antwort? Das konnte alles oder nichts bedeuten. Was war mit dem Braunhaarigen denn plötzlich los?

"Soll heißen?", stocherte der Jou-Nin weiter.

"...nicht so wirklich was von ihr gehört, aber kann sein...?", war die mehr als kläglich ausfallende Antwort. Kakashi seufzte innerlich. Diese unbefriedigende Aussage brachte ihn auch nicht weiter, doch irgendwie war es ihm nicht möglich, Iruka böse deswegen zu sein. Dazu war er... schlicht und ergreifend zu niedlich.

Er winkte ab: "Vergiss es. Wollen wir nicht lieber zu mir? Du kannst etwas abspannen, ich mache dir...mhh... einen starken Tee. Oder sowas. Egal."

Automatisch wurde der Angesprochene ruhiger und nickte ergeben: "Ich...würde mich sehr freuen..."
 

Sasuke konnte es nur recht sein, dass ihn bisher noch niemand zurückgeholt hatte. Der Jugendliche lief langsam aber zielstrebig durch das lichte Unterholz, innerlich angespannt und nachdenklich.

Bisher fühlte er sich nicht allzu schlecht, aber es drang ihm ins Bewusstsein, dass sich seine Psyche doch bleibend verändert hatte.

Es fiel ihm schwer, alleine zu einem Ergebnis zu kommen, das war ihm klar. Deswegen wankten seine tiefsten Entscheidungen in letzter Zeit auch unbeschreiblich; alles, was sich in ihm festhielt, war der Gedanke an Itachi.

Das war in all diesen Jahren so unabänderlich sein Fix- und Angelpunkt gewesen, dass es kaum etwas geben konnte, was ihn vom Platz Sasukes inneren Zentrums zu vertreiben in der Lage gewesen wäre.

Ihn ließ die Frage nicht los, ob er wirklich seinem Bruder in dem Teehaus hatte sitzen sehen, ob er wirklich wieder in Konoha war, oder ob sein Unterbewusstsein ihm nicht ein täuschendes Trugbild vorgesetzt hatte.

Er blieb stehen, lehnte sich an einen Baum und blickte hinauf in dessen Krone.

Dafür, dass er zu Beginn einen starken Widerstand in sich verspürt hatte, war er doch recht tief in den Wald eingedrungen.

Ein zufriedener Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Der junge Uchiha empfand Befriedigung darin, dass er trotz Probleme und Hürden in der Lage gewesen war, seinem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen.

Er ließ den Kopf wieder sinken.

Je stärker er werden würde, je mehr Leid er ertrug, desto schwieriger würde er in Zukunft zu verletzen sein.

Sogesehen konnte er vielleicht, nach einer langen Zeit des Kräftesammelns, auch etwas positives aus der Vergewaltigung ziehen.
 

Was er dabei nicht sah war, dass das Begraben dieses Vorfalls den wunden Punkt in ihm nur anschwellen ließ. Wie er bereits richtig erkannt hatte: Sein Innerstes hatte sich bleibend verändert.

Den Kopf nach wie vor gesenkt schielte er unbewusst auf seine Hände. Es dauerte einen Augenblick bis er realisierte, dass er im Inbegriff war, zu zittern.

Was war denn los?

Mal noch war doch alles in Ordnung. Er spannte sich mehr an, um das minimale Zucken seiner Hände zu unterdrücken, doch es wollte ihm nicht gelingen.

Wieso?

Er war doch weit und gut vorangekommen. Was sollte das nur?

Irgendwie... Irgendetwas in ihm fühlte sich so anders an - was war es nur?

In Sasuke, der niemanden an sich heranließ, war jemand auf so unglaublich brutale Art und Weise eingedrungen, dass er nicht halb so gut damit klar kam, wie er sich selber glauben machen wollte.

Und sich selber dazu zu zwingen, in den Wald einzudringen, verschlimmerte diesen Zustand nur.

Das war es, was der 12-jährige erkennen und einsehen musste. Innerlich war er hin- und hergerissen zwischen zwei Fronten. Zum einen wollte er ein bestimmter Mensch sein, ohne Schwächen, ohne Angriffsfläche, doch zum anderen schuf er sich genau durch dieses selbstzerstörerische Verhalten immer mehr offene Wunden.

Er war in seinem ganz eigenen Krieg gefangen, ohne dem beilegen zu können. Zumindest nicht, wenn er so weitermachte.

Diese Gedanken kamen ihm auch allmählich, wenn auch nicht so klar und deutlich formuliert.

Er legte eine Hand an seinen Kopf. Wahrscheinlich ließ er sich nicht genug Zeit. Er raste durch seine Genesung, und der dadurch verursachte Stress und Kraftaufwand riss die Wunden immer wieder auf.

So langsam ging ihm auf, wieso er in seinem Bemühen umd Macht nur so schleichend voran kam.

Er gab seine körperliche Spannung auf, entspannte sich.
 

Trotz des Inhaltes dieser Erkenntnis war sie erneut ein Schritt, ein kleiner in die Richtung, in die er sich zu bewegen versuchte.

Unruhige, dunkle Augen sahen sich um Wald um.

Was machte man mit dieser Erkenntnis?

Wohin sollte er gehen?

Was sollte er tun?

Was würde helfen?

Der Jugendliche war nicht wirklich gut darin, in solchen Entscheidungen die richtige Wahl zu treffen. Wie auch?

Wäre er es, so hätte er gerade seelisch wahrscheinlich deutlich weniger Sorgen.

Sasuke war gerade tief in Gedanken versunken, um Antworten auf seine Fragen zu finden, als jemand seinen Weg kreuzte.

Der Schwarzhaarige, der noch auf den Boden gestirrt hatte, hob augenblicklich den Kopf. Dieses Chakra kannte er.

Und er hasste es bis auf's Mark.

Unglauben durchzog seine Gedanken, die Unruhe wich aus seinem Blick, machte Platz für Hass, Verachtung und Abscheu. Er stieß sich von dem Baum ab, in Angriffshaltung.

Unmöglich.
 

Kisame stand seelenruhig neben Itachi, der beim Anblick Sasukes stehen geblieben war. Während die beiden Brüder einander nur wortlos anstarrten - Itachi im Gegensatz zu Sasuke ausdrucks- und emotionslos - konnte der amphibische Mann nicht anders, als wiedereinmal sein süffisantes, schwammiges Grinsen an den Tag zu legen.

Himmel, hätte er das gewusst - er kam dem Kurzen ja immer näher!

Wie unerwartet. Kisame liebte Überraschungen. Besonders, da man, wie in diesem Fall ausgeschlossen damit hätte rechnen können, Sasuke jetzt an diesem Ort zu treffen.

Der Blauhaarige schaute amüsiert seinen Partner an: "Itachi-san, mir scheint, als würdet Ihr Euren kleinen Bruder diese Tage sehr oft sehen."

Itachi ignorierte Kisames Bemerkung, genauso wie Sasuke.

Der Mann aus Kiri-gakure fand keinerlei Beachtung bei den Brüdern, vorallem bei Sasuke nicht, dessen Anspannung sichtlich wieder zunahm.
 

Itachi, jetzt, hier...

Wenn er das richtig deutete, was der Begleiter seines Bruders gesagt hatte, dann war der ältere Uchiha tatsächlich in dem Teehaus gewesen. Der 12-jährige hielt seiner Anspannung kaum noch stand.

Jede Faser in seinem Körper bebte, seine Gedanken rasten und sein Puls beschleunigte sich, bis er das Gefühl bekam, ihn in seinen Schläfen hämmern hören zu können.

Niemals hätte er damit gerechnet, Itachi an diesem Ort, zu dieser Zeit anzutreffen.

Der 17-jährige hatte sich kaum verändert.

Seidig schwarze Haare, durchtränkt mit einem Schimmer wie Samt, umwoben das Gesicht des Jugendlichen fein, makellose Haut fasste regungslose, schmale Lippen, und blutrote, ruhige Augen ein.

Ein leichter Touch von Femininität rundete die Erscheinung, schwächte sie ab, machte sie in den Augen Sasukes umso verwerflicher.

Da stand er.

Der Mann, der Schuld war. Der Mann, der ihm seine Familie genommen hatte - seine glücklichen Tage, sein Leben, sein zu Hause.

Und der Mann, der seinen Hass gedeihen ließ, welcher den 12-jährigen bis in sein Innerstes durchzog, der die Wut in ihm geformt und verursacht hatte.

Wieso jetzt? Wieso jetzt?

Sasuke hatte keine Waffen dabei, war einige Wochen nicht trainieren gewesen, noch angeschlagen und verletzlich. Eine Jutsu in diesem Zustand anzuwenden war nicht ungefährlich.

Der Körper des Schwarzhaarigen bebte. Die zwei Nuke-Nin, die noch immer in einigem Abstand zu ihm regungslos im Wald standen, waren einfach so vor ihm aufgetaucht.

Er hatte nicht einmal ihr Chakra spüren können.

Sasuke wusste, dass es eigentlich aussichtslos war, besonders so, wie es gerade stand. Doch er hatte sich geschworen, diesen Mann zu töten, sobald er die Gelegenheit dazu bekam.

Wenn er nichts unternehmen würde, müsste er eine weitere Sache für den Rest seines Lebens bereuen. Und er bereute bereits genug.

Ein wenig Übelkeit kam in ihm auf, doch er ignorierte sie und aktivierte sein Sharingan.

Immerhin war es sein Blut, auf das der Ge-Nin sich verlassen konnte und wollte.
 

Kisame beobachtete das alles nach wie vor neugierig. Itachi tat nicht viel mehr wie immer, doch der 29-jährige wusste, dass stille Wasser tief waren. Egal, was es war, seinen Partner beschäftigte etwas in diesen Minuten, und ganz offensichtlich war der Kurze daran Schuld.

Dieser - so konnte Kisame feststellen - schien sich ironischer Weise auf einen Angriff vorzubereiten. Eigentlich sollte gerade er es ja besser wissen.

Das Grinsen des großen Mannes wuchs, als der junge Uchiha tatsächlich den Mund öffnete: "...Itachi..."

Der Angesprochene zeigte sich unbeeindruckt ob der Nennung seines Namens.

"...ich habe Jahre auf diesen Tag gewartet..."

Anscheinend war der Kurze um einiges gesprächiger als sein älterer Verwandter. Sehr schön.

"...du hast mir alles genommen, du Mistkerl! Dafür nehme ich mir dein Leben!"

Schien ja schwer überzeugt von sich zu sein, gerade gemessen an der Tatsache, dass er vor nicht allzu langer Zeit einen Abgang auf offener Straße gemacht hatte. Kisame vermerkte die Beobachtungen über Uchiha Sasuke für sich. Er war und blieb Sadist der ganz eigenen Sorte, und manche Details konnte man sich da noch sehr gut zu Nutze machen.
 

Sasukes Gedanken rasten währendessen noch mehr. Er formte hastig und zittrig einige Fingerzeichen, das Gesicht nach wie vor wutverzerrt und angestrengt. Er versuchte sich für später zu behalten, Kakashi noch einmal für das Trainieren des Chidoris zu danken.

Die warnenden Worte seines Sensei klangen ihm noch im Ohr, was die Nutzung dieser Jutsu und ihren Chakraverbrauch anging, doch das war ihm nun mehr als egal. Was hätte er sonst effektives tun sollen?

In seiner linken Hand sammelte er alles an Energie, was sein Körper noch herzugeben in der Lage war, während das anschwellende Zwitscher abertausender Vögel die Luft erfüllte.

Er spürte es in seinem Körper.

Er hatte nur für diesen Augenblick gelebt. Sobald sein Bruder sein Sichtfeld gekreuzt hatte, war alles andere belangenlos geworden. Und es war gut so.

Menschen, die nichts mehr zu verlieren hatten, waren bereit, eine Menge aufs Spiel zu setzen.

Der junge Uchiha wartete nur einen kurzen Moment länger, bevor er es schaffte, ein letztes Mal die Anspannung in sich zu erhöhen.

Das Zwitschern der Vögel war ohrenbetäubend, das grelle Licht des Chidoris blendete ihn, aber Sasuke hatte sein Ziel noch klar vor Augen.

Tatsächlich, egal wo er war oder wie es ihm ging... Itachi brachte sein Innerstes immer wieder in geregelte Bahnen.

Jetzt.
 

Er stieß sich mit einem Fuß ab und rannte los. Wind peitschte ihm ins Gesicht, Blätter stoben auf. Hinter ihm hinterließ sein gebündeltes Chakra eine Schneise im Waldboden. Er preschte nach vorne, nur fixiert auf die noch immer seelenruhig dastehende Person seines Bruders.

Das Chakra erhitzte seine Hand, doch er ignorierte es. Schwindel durchströmte seinen Kopf und seine Sicht verschwamm kurz.

Verdammt, nicht jetzt!

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte der Jugendliche, anstatt Itachi den Mann zu sehen, der ihn an jenem Morgen im Wald...

Sein Chakra setzte kurz aus, die Übelkeit nahm zu. Es war doch vorbei, es war vorbei...

Eine heisere Männerstimme aus seiner Erinnerung drang in sein Ohr. 'Du bist der Erste... nicht der Letzte.'

Sein Magen drehte sich um. Wieso jetzt? Wieso? Seit Wochen hatte er nicht mehr an die Details des Morgens denken müssen, wieso ausgerechnet jetzt?

Er musste sich konzentrieren, er durfte nicht nachlassen, er durfte nicht...
 

Wie zuvor in Konoha-gakure begannen die Farben zu einem unendlichen Gemischt aus gleisenden Punkten zu verschwimmen. Das Gefühl wich aus seinem Körper.

Seine Arme, besonders sein linker wurden zu schwer. Er konnte sein Chakra nicht mehr halten.

Sasuke verlor im Laufen den Halt und sackte langsam nach vorne, die Augen dabei zufallend. Alles, zu was er in diesem Moment in der Lage war, war sich selber unglaublich für seine Schwäche zu hassen.

Dann war Stille, und tiefste Dunkelheit empfing ihn mit familiärer Wärme.

Den Aufprall auf den Boden nahm er bereits nicht mehr wahr.

By all accounts, today was a disaster

So, weiter geht es, weiter geht es.

Vor allem zwischen unseren zwei Lieblingsuchihas <3 ♥

Das Kapitel gibt es dieses Mal etwas früher, da ich am Wochenende eine große Feier hier habe, die ersten Gäste schon Morgen kommen und ich da ansonsten wohl nicht mehr zu gekommen wäre - na, dürfte euch ja nicht stören.

Irgendwann muss ich diese ganze Story noch mal generalüberholen, by the way.

Viel Spaß beim Lesen weiterhin!
 

By all accounts, today was a disaster
 

Irgendwie zog es unangenehm in seinem Kopf.

Sasuke drehte ihn leicht, auch wenn ihm alleine diese Bewegung unglaublich viel abverlangte. Der Jugendliche fühlte sich hohl, ausgelaugt.

Er musste sich erst einmal sammeln. Bisher hatte er auch die Augen nicht geöffnet, dazu fühlte er sich noch zu benommen.

Benommen aber wovon?

Wo war er?

Bei Kakashi konnte er nicht sein - das, was man allgemeinhin 'Bett' nannte, fühlte sich deutlich weicher und bequemer an als der Untergrund, auf dem er gerade lag.

Nach Krankenhaus roch es auch nicht. Und sein Anwesen schloss er ebenfalls aus Gründen der menschlichen Logik aus.
 

Wahrscheinlich musste er doch erst einmal für sich klären, was vor seinem Erwachen passiert war. Das machte eine Menge einfacher.

Er war bei Kakashi gewesen, hatte sich aber, ohne Bescheid zu geben, aus dem Staub gemacht und war in den Wald gegangen.

Der Wald! - War er also erneut ohnmächtig geworden. Eine andere Erklärung gab es nicht. Super.

Sasuke freute sich gerade herzlich wenig über seine körperlichen Funktionen, als ein Geräusch neben ihm seine Sinne wieder schärfte.

Seine Ohnmacht klärte seinen Aufenthaltsort noch lange nicht ohne weiteres.
 

Der junge Uchiha überlegte nicht sonderlich lange, sondern öffnete endlich seine Augen. Immerhin war er ein Mensch der Tat.

Und was er sah, gefiel ihm nicht. Er blickte genau in das Gesicht eines beinahe zwei Meter Riesen, dessen Körper gänzlich einen azurfarbenen Touch hatte.

Haifischzähne reihten sich in seinem Grinsen auf. Es war zweifellos der Mann, der mit seinem Bruder gewesen war.

Zwar verstand Sasuke nicht, was es mit der skurilen Kleidung der beiden auf sich hatte, doch es zeigte eine Verbindung, die dem 12-jährigen irgendwie nicht gefiel.

Die zwei Shinobi musterten sich eine Weile lang stumm.

Als Sasuke jedoch merkte, dass vorerst keine weitere Reaktion des Fischgesichtes folgte, schaute er an dem Größeren vorbei. Ganz ruhig.

Erst einmal musste er die Lage erkennen und einschätzen.

Er befand sich in einem relativ dämmrigen, höhlenartigen Raum, lag auf dem Boden des selben in einer Ecke. Mobiliar war offensichtlich keines vorhanden.

Zwei Fackeln neben einer verschlossenen, schweren Eichentür erhellten die Szenerie, gemeinsam mit einer kleinen Öffnung in der Wand links von ihm.

Und nebene eben jener Öffnung hockte ein unglaublich ruhiger Uchiha Itachi.
 

Alles kam ihm schlagartig ins Gedächtnis.

Sasuke wand den Blick ab. Oh Gott, was für eine riesen Schande!

Er hatte seinen Bruder nicht einmal ansatzweise berührt, und war trotzdem nicht zu mehr in der Lage gewesen. Aber wieso hatte man ihn nicht einfach im Wald liegen gelassen?

Wieso ersparte ihm der 17-jährige die Schmach und die Qual nicht einfach?

Nicht einmal eines Blickes würdigte er ihn in diesen Minuten... Die Augen des älteren Uchiha blickten ausdruckslos durch die Öffnung ins Freie.

Der Hass des jüngeren loderte dafür mit einem Mal wieder auf.

Wenn Itachi nicht gewesen wäre, wäre niemals etwas schlimmes passiert. Dann hätte er nicht früh morgens wegen ihm in diesem Wald trainiert, wäre nicht so berührt worden...

Ohne Itachi hätte sein Leben nicht so ausgesehen.
 

Eine Welle von Emotionen, die Sasuke zum Großteil allerdings selber nicht genau verstand, durchmischten sich und fluteten seinen Körper.

Er durfte nicht so tatenlos hier herumliegen, nur Meter von diesem Mann getrennt. Irgendwie schaffte er es, sich aufzurichten, auch wenn sein Körper unter seiner eigenen Last stark zitterte:

"...I...tachi..."

Der Angesprochene verharrte eine ganze Weile regungslos, bevor er irgendwann den Kopf wortlos zu seinem kleinen Bruder drehte.

Hämatit traf auf Rubin.

Sasuke musste schwach um Atem ringen; erst jetzt spürte er genau, wie sehr er seinen Körper zuvor beansprucht hatte.

Sein Chakra war unglaublich reduziert, und in seinem Kopf hämmerte es immer noch. Aber erneut Schwäche zeigen vor seinem Bruder wollte er auch nicht.

Dieser war relativ wenig beeindruckt, und blickte schon bald wieder aus der Öffnung hinaus.

Zu allem Überfluss schob sich auch noch dieser Fischmensch zwischen die beiden Brüder und grinste schwammig: "Du solltest dich ausruhen, Kurzer."

Die Antwort war ein gereiztes Knurren. Sasuke befand sich in einer vollkommen unerwarteten Situation. Er war definitiv nicht mehr in der Lage, etwas gegen Itachi zu tun.

Aber tatenlos Herumliegen war ebenfalls keine Option, nicht für ihn.

Verdammt. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt!

...

Okay. Erst einmal heraufinden, was die Aktion hier sollte. Wahrscheinlich brauchte er seinen Bruder gar nicht erst zu fragen, Sasuke hatte zum einen keinen allzu großen Drang, mit dem Älteren zu reden,

zum Anderen brachte das Ganze sicherlich herzlich wenig. Und sein Stolz ließ es so oder so nicht zu, den 17-jährigen auch nur eines anderen Blickes, als den eines hasserfüllten zu würdigen.

Mit einem Mal hatte es Vorteile, nicht ganz alleine mit Itachi zu sein.
 

"Was wollt ihr?", knurrte der Schwarzhaarige den amphibischen Mann vor sich also an. Kisame freute sich über die anscheinend ungeteilte Aufmerksamkeit und zögerte kaum mit der Antwort:

"Nichts großartiges. Aber zum Liegenlassen im Wald bist du einfach zu schade, Kurzer."

Diese Antwort war für den Uchiha mehr als nur unbefriedigend. Er schaffte es mühsam, sich endlich so aufzurichten, dass er zumindest nicht mehr lag sondern saß, und lehnte sich mit dem Rücken an die nackte Wand hinter sich. Eiskalter, graubrauner Fels, bloß von seinem Körper getrennt durch dünne Baumwolle, reizte seine Haut.

Ein paar unebene, hervorstehende Stellen nahm er besonders wahr. Sie drückten unangenehm in seinen Rücken. Kühle Schauer durchliefen ihn, er unterdrückte sie halbherzig.

Sasuke sah Kisame skeptisch und gereizt an, legte den Kopf abwertend schief und zog die rechte Augenbraue um Millimeter nach oben: "Ah, so? Und seit wann das?"

Unmöglich, dass Itachi ihn in seiner Nähe duldete, weil er urplötzlich zu schade dafür war, im Wald liegen gelassen zu werden.

Der 12-jährige war sich eher sicher, dass der Größere der Erste war, der ihn gerade liegen lassen und vorbei gehen würde, wenn er im Wald kollabierte.

"Ich finde dich mitnehmenswert", meinte Kisame platt, während er sich umständlich im Schneidersitz vor seinem jüngeren Gesprächspartner hockte,

und die Sicht auf Itachi somit ganz verdeckte, "Du bist amüsant."

Er grinste süffisant, worin definitiv Kisames Stärke zu finden war.
 

Sasuke schnaubte verächtlich. 'Amüsant', er? Irgendwie war das absolut abwertend. Wer auch immer diese Person war, er konnte sie auf Anhieb rein gar nicht leiden.

"Bin ich das?", irgendwie musste der Jugendliche die Konversation am Laufen halten. Ansonsten konnte er gleich ganz resignieren.

Immer wieder versuchte er dabei, zu Itachi schielen zu können. Es machte den 12-jährigen rasend, dass er keine Chance hatte, diesen Mann jetzt zu töten.

Wieso musste ihn sein Schicksal nur so hassen?

Würde sein Schädel auch nur halb so sehr dröhnen, hätte er bereits versucht, irgendwie an den Mann zu kommen, dessen Leben er sich nehmen wollte.

Aber die Schmerzen machten seinen ohnehin ausgelaugten Körper unbrauchbar.

"Und wie!", plapperte Kisame unterdessen weiter, "Itachi-san ist nicht einmal ansatzweise so amüsant wie du!"

Die Tatsache, dass der Größere eine Höflichkeits- und Respektfloskel wie '-san' verwendete, machte Sasuke nur noch rasender. Zudem wollte er nicht mit Itachi verglichen werden.

Nicht wie damals. Nicht wieder. Nie wieder.

Er hasste ihn. Bis aufs Mark.

Mittlerweile machten den Ge-Nin beide anwesenden Männer äußerst aggressiv. Die Konversation schien auch ins Nichts zu führen.

Vielleicht, wenn er sich nur etwas zusammennahm...
 

Sasuke versuchte, sich irgendwie ganz aufzurichten, um richtig zu stehen.

Tödlich gereizt sah er dabei Kisame an: "Lass mich durch."

Augenblicklich erstarb das Grinsen auf der anderen Seite: "Tut mir Leid. Das geht nicht. ...nein, eigentlich tut es mir nicht Leid."

Der Nuke-Nin genoss sich wieder einmal unglaublich, wobei er zusah, wie der Jüngere unter schwersten Anstrengungen versuchte, sein Gleichgewicht zu finden.

"Hab dir doch gesagt, ruh dich aus, Kurzer. So machst du gleich wieder einen Abgang", trotz der annehmbaren Fürsorge seiner Worte merkte man ihm deutlich an, dass ihm ein weiterer Zusammenbruch Sasukes rein gar nichts ausmachte. Umgekehrt, er würde sich sogar sehr darüber freuen. Der 29-jährige blieb einfach ein Sadist.

Der Jüngere ließ sich davon aber ohnehin nicht abhalten, irgendetwas zu versuchen.

Seine Beine zitterten, sein Körper mahnte ihn durch unterschiedlichste Schmerzen und Signale, sich wieder hinzulegen, sein Kopf fühlte sich an, als würde er kurz vor seiner endgültigen Zerberstung stehen -

aber er ließ sich nicht abhalten.

In dieser Position konnte er Itachi in seinem verwischten Sichtfeld erkennen.

Der 17-jährige hockte mit einer unglaublichen Eleganz nach wie vor neben der Öffnung, und schielte unerwarteter Weise todernst, aber mit stillem Interesse zu seinem kleinen Bruder.

Hatte er sein Sharingan deaktiviert?

Ein paar Strähnen seidigen Haares hingen ihm im Gesicht, betonten sein makelloses Äußeres.

Im Wiederschein der Fackeln wirkten die dunklen, ruhigen Augen des Nuke-Nin fast eine Spur weit sanft.
 

Diese falsche Schönheit zog Sasuke für Bruchteile von grenzenlosen Sekunden in ihrenn Bann - ehe sein Körper ihm bewies, dass er es mehr als übertrieben hatte.

Die ohnehin schon zittrigen Beine des Konohashinobi gaben unter seinem Gewicht endgültig nach. Er rang erneut um Luft, versucht, den offensichtlichen Schwächeanfall zu unterdrücken,

während er langsam in sich zusammen sackte.

Sasuke lehnte sich seitwärts an der Wand ab. Aus dieser Lage heraus war es ihm sogar noch möglich, wieder an dem blauen Koloss vor ihm vorbei zu Itachi zu sehen.

Dennoch musste er seine Augen kurz schließen, um einem Schwindelanfall Herr zu werden.

Grenzenloser Hass pulsierte in seinem Körper, ließ ihn immer impulsiver denken.

Doch es gab keine Chance, die Gedanken real werden zu lassen. Wo keine Kraft war...

"Was habe ich dir gesagt, Kurzer? Du bist genauso eigensinnig wie dein Bruder", meldete sich der Nuke-Nin mit amüsiertem Unterton wieder, der den ausgezehrten Anblick vor sich offensichtlich sehr genoss.

Auch, wenn er so rein gar nicht bei Sasuke punktete...
 

"Kisame", konnte man urplötzlich die monotone, ruhige Stimme Itachis vernehmen, der die Trietzereien seines Partners augenscheinlich Leid war.

Anscheinend hatte er so gänzlich zu seiner Sprache gefunden, denn es war nicht das Letzte, was die Lippen des jungen Shinobis nun verließ.

Der ältere Uchiha sah weiterhin ruhig zu den beiden anderen, schien insbesondere aber Sasuke im Blick zu haben, der die Augen in der Zwischenzeit selber wieder geöffnet hatte.

Offenbar gab es doch einen ernsthafteren Grund, wieso man Sasuke nicht im Wald gelassen hatte.

"Sasuke...", selbst Itachis Lippen bewegten sich gleichmäßig und anmutig.

Wie konnte so viel Perfektion nur so viel Grauen verbergen?

"...ist die Vergewaltigung wahr?"

Die Augen des Angesprochenen weiteten sich in Unglauben.

Das war es? Woher wusste er davon?

Sein Bruder duldete ihn hier, um sich an seiner Schmach zu ergötzen? Mehr nicht? Ihm wurde augenblicklich speiübel.

Er konnte dem Blick des Älteren nicht mehr länger Stand halten und sah weg: "Kann dir scheiß egal sein."

Nun mischte Kisame sich wieder ein: "Würde Itachi-san dich sonst fragen?"

In Anbetracht der Tatsache, dass Itachi sonst nie redete - und Sasuke konnte davon ausgehen, dass sich das in all den Jahren nicht geändert hatte - stimmte es wohl.

Zur Antwort sah er sich dennoch nicht verpflichtet.

"Und wenn schon. Wäre meine Sache", kam es also - trotziger als beabsichtigt - von dem Schwarzhaarigen. Auch, wenn das wohl Antwort genug war...

Wieso hatten die beiden ein solches Interesse an dieser Tat?

Und woher wusste Itachi davon?
 

Iruka freute sich, endlich wieder. Der Chuu-Nin war im Grunde noch nie richtig bei Kakashi gewesen. Und die Wohnung gefiel ihm immer besser.

Sauber, ordentlich, recht stilvoll sogar, lud sie den 25-jährigen doch glatt zum Bleiben ein.

Der Braunhaarige saß in Kakashis Wohnzimmer auf einer riesigen, khakifarbenen und urgemütlichen Couch, lächelte vor sich her und wartete auf die Rückkehr seines Gastgebers, der sich gerade um den Tee kümmerte.

Das Ganze war tatsächlich die beste Ablenkung, die man sich vorstellen konnte - zumindest, was Iruka betraf. Nicht nur die beste, sondern auch die entspannenste.

Er lehnte sich zurück, schloss die Augen. Wie lange schon hatte er sich vorgestellt, hier in dieser Wohnung zu sitzen?

Von draußen drang leises Vogelgezwitscher herein.

Iruka atemete tief ein. Das gesamte Zimmer roch unglaublich gut und eigentümlich nach Kakashi. Er konnte nicht viel Besuch bekommen, was Irukas Aufenthalt noch eine Spur versüßte.

Mhh... Das war eine angenehm männliche, zu Kakashi passende Note, die die Luft durchzog.

Himmlisch.
 

Da fiel ihm ein... Wäre nicht der ideale Zeitpunkt gekommen, um den Älteren auf die Akte anzusprechen, die er ihm ausgehändigt hatte?

Das war ja sogesehen der Grund gewesen, wieso er den Hokage hatte aufsuchen wollen... Diese Aktion mahnte Iruka, solche Dinge in Zukunft lieber direkt, als auf Umwegen anzugehen.

Besser also, er erledigte es hier und heute, sonst würde ihm die Frage nach der Antwort bald gar keine Ruhe mehr lassen.

Er hatte allerdings keinerlei Ahnung, wie er dieses Thema anscheinden konnte - beziehungsweise, nach der Akte zu fragen war nicht schwierig, aber er war sich bis zu diesem Moment noch nicht sicher, ob Kakashi ihm damit wirklich etwas hatte sagen wollen, oder einfach nur einen professionellen Rat zu hören wünschte.

Andererseits... Der Jou-Nin war absolut verschlossen, wenn es um ihn ging. Niemand wusste wirklich über seine Vergangenheit Bescheid.

Er würde doch unmöglich gerade eine solch persönliche Akte in andere Hände geben, wenn es nicht einen tieferen Sinn hatte.

Argh! Der 26-jährige machte ihn noch vollkommen verrückt!

Wann stand eigentlich das nächste Date mit Maki an...?
 

Kakashi brachte Iruka noch mehr als dem Konzept, als er just in diesem Moment mit einem gut beladenen Tablett zurückkehrte.

Irgendwo hatte er einmal aufgeschnappt, dass Iruka auf Süßigkeiten abfuhr, und so hatte er kurzer Hand alles zusammengeräumt, was ihm auf die Schnelle vor die Nase gekommen war.

Keine Ahnung wieso, aber irgendwie liebte er es, dem Jüngeren eine Freude zu machen. Der Chuu-Nin konnte sich einfach zu niedlich freuen über solche kleinen Gesten...

Der 26-jährige stellte das Tablett vor seinem Gast ab, schenkte ihm Tee aus und grinste durch seine Maske hindurch: "Nur zu, bedien dich."

Die Tat zeigte Wirkung, der Kleinere wurde augenblicklich verlegen, errötete und lächelte schüchtern: "Danke..."

Oh Gott, war das derbe süß.

Und Iruka war wirklich ungeschlagen der Einzige, bei dem Kakashi zu solchen Gedanken fähig war. Nein, er bereute es rein gar nicht, den Chuu-Nin heute zu sich eingeladen zu haben.

Während er zu einem Plätzchen griff, sah der Kleinere unschlüssig zu seinem Gastgeber auf: "Uhm...Kakashi-san? Da gäbe es glaube ich etwas, das wir besprechen müssen..."

"So?", der Angesprochene sah fragend von seinem Tee auf, die Akte schon vollkommen vergessen habend, nickte aber.

"Kein Problem. Lass mich nur mal nach unserem Sorgenkind gucken. Ich war heute noch nicht bei ihm", er grinste wieder, "Vielleicht mag er ja auch einen Keks haben."
 

Mit diesen Worten stand der Jou-Nin wieder auf und verschwand erneut für einen Moment.

Iruka nutzte die Zeit, um sich, sich ein paar weitere Plätzchen gönnend, überlegte. wie er das heikle Thema erklären sollte. Ihm schwirrten, was die Akte anging, entschieden zu viele Fragen im Kopf herum-

Den Tee ließ er vorerst unangerührt, da er ihn lieber mit seinem heimlichen Schwarm zusammen trinken wollte.

Heimlicher Schwarm...

Da fiel ihm ein, verdammt - Kakashi schien wirklich nach Maki zu suchen.

Mist... Es würde in einer Blamage enden. Er sah es ganz klar kommen.

Wobei... Wenn es schon so kam, konnte man dieses Spielchen zumindest auch zu zweit spielen.

Iruka nahm sich vor, auf ganz naiv zu machen (wohl seine Paradeleistung), und Kakashi gleich einmal fragen, wer denn diese Maki war, von der er gesprochen hatte - und natürlich, was er von ihr wollte, und wie er zu ihr stand. Immerhin gab es immer noch die leise Möglichkeit, irgendwie so mit dem Älteren zusammen zu kommen.

Iruka lächelte aufgeregt.

Man konnte doch alles zum Guten wenden.
 

Urplötzlich wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgerissen. Kakashi sah hektisch zu Iruka: "Sasuke ist nicht da. Nicht in meiner Wohnung jedenfalls."

Der Angesprochene sah auf: "Was? Wie, nicht da? Wo sollte er denn sein?"

Ein Kopfschütteln war die Antwort, während Kakashi seine Weste zurecht rückte: "Tut mir Leid, Iruka... Wir müssen ihn suchen gehen. Er ist noch immer nicht auf der Höhe."

Mit ein paar knappen Worten schilderte der Hellhaarige schnell, wie die letzte gemeinsame Mission geendet hatte.

"...du hilfst mir doch, oder?"

Der Jüngere stand, pflichtbewusst wie er war, und vorallem motiviert, Kakashi zu helfen, auf und folgte dem Älteren nach draußen.

So hatte er sich den Nachmittag leider nicht vorgestellt... Aber er wusste ja, wie Sasuke sein konnte. Sehr selbstzerstörerisch.

Wo konnte er stecken?

A distance there is

Runde 25 <3~

Und dieses Mal mit brandinformativen News ♥

Nachdem ich so lange an dieser FF gearbeitet habe, dachte ich mir: Wieso nur Doujinshis in Druckform herausbringen?

Ich bin das ganze Projekt zur Zeit am Überarbeiten, und habe für Mitte 2008 geplant, And all that could have been in Druck zu geben.
 

-> über 300 Seiten, Taschenbuchformat, ein paar Extras wird es wohl geben... [Infos & Zusatzstory]

-> Coverart steht noch nicht fest, wird aber noch folgen

-> bei 25 Exemplaren läge der Preis pro Stück bei etwa 6 € [OHNE Versandkosten!]
 

Ich hoffe, dass ein paar von euch Interesse hätten, an der ganzen Sache mitzumachen. <33~

So, nun aber weiter im Programm - viel Spaß mit Teil 25!
 

A distance there is
 

Es war ein seltsames Gefühl, in einem Raum mit Itachi zu sitzen, ohne sich dabei zu bekriegen.

Sasuke hatte sich bisher nicht mehr getraut, den Älteren auch nur ansatzweise anzusehen, zu schwer wog das Gefühl von Scham in ihm. Nicht nur, dass er es nach 4 Jahren immer noch nicht schaffte,

irgendwie gegen den älteren Uchiha anzukommen, nein, er ließ sich auch von irgendwelchen wildfremden Männern...

Der Jugendliche zuckte zusammen und schloss angespannt die Augen.

Hey, hatte er es nicht vergessen wollen? Gut, es war nicht das einfachste, wenn er dauernd daran erinnert wurde. Aber konnte er denn ewig so darunter leiden? Es war vorbei, es war schon wochenlang vorbei.

Und gerade hatte er wirklich andere Sorgen, die viel naheliegender - und näher - waren.

Er konnte sich ja selber denken, dass Uchiha Itachi niemals Antworten geben würde, wenn die Frage nicht gestellt wurde - egal, wie offensichtlich sie im Raum stand.

Nur fiel es Sasuke nicht allzu leicht, mit dem Nuke-Nin zu sprechen. Im Grunde wollte er das ja ohnehin wirklich nicht.

Mit Itachi sprechen? Freiwillig? Alles, was er wollte und den 17-jährigen betraf war, ihn zu töten. Mehr nicht.

Und eben zu dieser einen Sache schien er nicht in der Lage zu sein...
 

Kisame spürte, dass keiner der beiden Uchiha sehr gesprächig war. Schade, er hatte gehofft, dass zumindest der Kurze lebendiger wäre.

Dieser hockte immer noch relativ verspannt, ausgepowert und irgendwie zusammengekauert an der Wand, ohne die beiden Akatsukimitglieder auch nur eines Blickes zu würdigen.

Dem Blauhaarigen wurde das zu langweilig: "Sasuke-kun heißt du also?" War ja mal schön, das von Itachi zu erfahren. ...auch, wenn das sicher nicht Sinn der Nennung des Namens gewesen war.

"Also stimmt das wirklich, was der andere Kurze gesagt hat", Kisame schaute vielsagend zu seinem Partner.

Er verstand selber beim besten Willen nicht, wieso Itachi so erpicht darauf war, diese Antwort zu bekommen, aber so war der Schwarzhaarige einfach.

Man konnte nicht in seinen Kopf hineinsehen.

Nachdem Sasuke im Wald zusammengebrochen war, hatte der 17-jährige nicht viele Worte verloren. Er war stumm zu dem Jüngeren gegangen, hatte seinen Puls gecheckt und ihn anschließend ohne

weiteren Kommentar hochgehoben.

Es war auch vollkommen unmöglich zu sagen, ob Itachi aus Impulsen und Launen heraus handelte, oder ob er tatsächlich mit seinen Taten irgendein Ziel verfolgte. Dazu gab er einfach zu wenig über sich Preis.

Im Grunde hätte es ihm auch eigentlich egal sein können, ob Sasuke irgendwie schändlich berührt worden war.

Allerdings... Nur, weil Itachi gefragt hatte, bedeutete das nicht zwangsläufig, dass er Interesse daran hatte. Vielleicht wollte er damit nur bezwecken, dass alles nach wie vor seiner Kontrolle unterlag.

Dass er Bescheid wusste.
 

Das Schlechteste war es ja nun nicht. Immerhin erfuhr Kisame so auch einiges über das Leben des sonst so verschlossenen Uchiha. Es konnte nur noch interessanter werden.

Auch, wenn es anstrengend war, der 29-jährige wusste schon ganz genau, wieso er so gerne mit dem Kleineren reiste.

"Kisame...", die stark verzögerte Reaktion Itachis folgte endlich, "Schau nach ANBU."

Was denn? Sollte er ausgerechnet jetzt weggeschickt werden? Das Leben war wirklich nicht fair...

Aber bevor Itachis Laune irgendwie kippte, war es vielleicht besser, zur Abwechslung noch einmal zu gehorchen. Zudem... Kisame grinste schon wieder.

Vielleicht war der Befehl ja nur dazu da, um ihn rauszuschicken. Wollte da jemand mit dem Kurzen alleine sein?

"Sicher, Itachi-san", das Grinsen kaum noch loswerdend erhob sich der große Mann, schulterte Samehada ordentlich und ging langsam zur Tür.

Er öffnete das schwere Holz, schaute noch einmal hinter sich auf die beiden Brüder.
 

Sasuke hatte sich etwas entspannter an die Wand gelehnt, mittlerweile - und wäre nicht klar gewesen, dass das ganz sicher der falsche Zeitpunkt war, so wäre Kisame davon ausgegangen,

dass der Jugendliche in Ruhe döste. Kein Stirnband zur Kontrollierung aufhabend fielen ihm unzählige schwarze Strähnen in Stirn und Gesicht.

Man konnte ihm ansehen, dass er sich lieber ganz hinlegen, aber einfach keine Schwäche zeigen wollte. Das Sitzen musste anstrengend sein.

Itachi verharrte selber relativ stur in seiner Ecke, schien aber allmählich mehr in die Richtung seines Bruders zu sehen. Es kam selten vor, dass er sein Sharingan deaktivierte, doch im Moment war

dies ganz offensichtlich der Fall. War es wegen dem Kurzen, oder weil Itachi auch eine Pause brauchte?

"Ist noch etwas?", fragte Itachi irgendwann ruhig, dem nicht entgangen war, dass sein Partner wieder einmal unerlaubterweise spannerte.

"Nein", kam daraufhin die karge Antwort, bevor Kisame sich eines besseren besann und den Raum entgültig verließ.

Der Weg hinab nach Konoha war auch so schon lang genug.
 

Zurück blieben die beiden Brüder, alleine.

Vollkommene Stille durchdrang den Ort mit einem Mal. Sasuke hatte mitbekommen, dass der - von Itachi als Kisame betitelte Mann gegangen war. Und ob ihm das gefiel wusste er nicht.

Eigentlich war er ja zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser war, nicht mit seinem Bruder alleine zu sein.

Aber das war, als er noch gehofft hatte, zumindest von Kisame hilfreiche Antworten zu bekommen. Somit machte es wahrscheinlich keinen Unterschied mehr, ob er mit einem oder zwei Nuke-Nin

das Zimmer teilte. Abgesehen davon, dass er mit dem Gebliebenen noch eine offene Rechnung und seine Rache verband.

Auch in dem 12-jährigen kam die Frage auf, wieso Kisame weggeschickt worden war. Es passte schon zu Itachi, dass er leichte Arbeiten für zu anspruchslos hielt, als dass er sich selber damit befassen wollte.

Zumindest irgendwie so konnte er ihn noch einschätzen.

4 Jahre waren eine lange Zeit, aber... seltsamerweise hatte sich in Sasuke ein Bild von Itachi abgezeichnet - wie er über ihn dachte, wie er glaubte, dass er denken, handeln und leben müsste.

Niemals hätte er daran gedacht, dass sie sich noch einmal so begegneten würden. Würde sich sein Bild nun bestätigen?
 

Aber das war so gesehen nebensächlich. Sasuke riss sich zusammen. Wieso überlegte er an einer solch überflüssigen Frage?

Wichtiger war immer noch, wieso er hier war, und was Itachi von ihm wollte. Und wie lange er hier bleiben musste, wie dieser Trip enden würde.

Wollte Itachi ihn ausfragen, um ihn anschließend zu beseitigen? Irgendwie... hätte er sich diese Mühe dann auch vor 4 Jahren schon machen können.

Vielleicht, so schoss es ihm schlagartig durch den Kopf, war Itachi aus dem selben Grund hier, wegen dem er sich vor einem guten Monat schwer verletzt aus dem Wald herausgeschleppt hatte.

Sasuke öffnete die Augen wieder und schielte seinen großen Bruder an. Dieser war nach wie vor ganz ruhig in seiner Ecke.

Aber das musste nichts heißen.

Oh Gott... Itachi würde er das noch zutrauen. Er sah nicht danach aus, Skrupel vor irgendetwas zu haben.

Der 12-jährige spürte, wie ihm langsam erneut übel wurde. Je mehr er darüber nachdachte, desto logischer erschien ihm dieser Verdacht.

Das mochte daran liegen, dass er die Vergewaltigung nicht bewältigt und verarbeitet hatte, aber dieser Gedanke war für den Ge-Nin zu weit weg, als dass er von alleine darauf gekommen wäre.

Und so blieb es dabei, dass der 17-jährige sicherlich keine wohlgesonnen Absichten in sich einen konnte.

Schwach rutschte Sasuke etwas nach hinten.

Hätte er ihn doch damals auch umgebracht...

An jenem Tag war seine Kindheit ohnehin zu Ende gewesen. Wenn er so darüber nachdachte.
 

Itachi erhob sich mit einem Mal geschmeidig aus seiner Position und drehte sich zu dem Kleineren.

Er sah ihn aus vollkommen regungslosen, lethargisch-wirkenden Augen heraus an, musterte die zusammengekauerte Gestalt am anderen Ende des Zimmers. Sein kleiner Bruder.

Der 17-jährige öffnete langsam seinen Mantel und ging dabei stumm auf Sasuke zu.

Es stimmte schon. Er hatte wirklich seine ganz eigenen Pläne, und Rumsitzen gehörte nicht in ihr Schema.

Sasuke musste also mit ansehen, wie der Ältere - sich dabei doch ganz klar entkleidend - auf ihn zukam. Wieso hatte er kein Kunai mitgenommen? Wieso?

Wahrscheinlich war das Bereuen dieser Unachtsamkeit nun ohnehin zu spät.

Itachi hockte sich bedächtig neben ihn. Er traute sich nicht, ihn anzusehen und drehte den Kopf leicht weg. Eine Weile passierte nichts.
 

Der 17-jährige musterte seinen Bruder. Nun war er genau da, wo er nicht hatte sein wollen.

Vor Beginn der Mission hatte er schon daran gedacht, dass ein Treffen mit seinem letzten Verwandten nicht angenehm werden würde. Und Unannehmlichkeiten waren nicht sein Metier, ganz sicher.

Sasuke war ziemlich gewachsen in den paar Jahren. Auch sein Chakra hatte sich gut entwickelt. Ob er endlich sein Sharingan aktiviert hatte?

Auch, wenn Itachi es nicht zugab, aber das Interesse an dem Kleineren war durchaus vorhanden. Ansonsten wäre er wohl nicht mehr am Leben.

Sicher, es war wohl wirklich nur eine Art Laune - es gab keine Regeln, nach denen er festlegen konnte, wodurch er Interesse an etwas oder jemanden entwickelte.

Es störte ihn aber auch nicht weiter, Itachi konnte so relativ gut leben. Er hatte die Macht dazu.

Sein kleiner Bruder sah jedenfalls nicht allzu gut aus. Er hätte eine deutlich aggressivere Reaktion beim Annähern erwartet, doch das hier war eher reserviert und verstört.

Der Ältere legte stumm und endgültig seinen Mantel ab. Er war hier noch lange nicht fertig.
 

Sasuke zuckte schwach, als er spürte, was neben ihm vor sich ging. Das gefiel ihm ganz und gar nicht...!

Und schon wieder zeigte er Schwäche. Eine kleine Stimme in seinem Kopf schrie ihn an, Ruhe zu bewahren und sich zusammen zu reißen, doch es half nichts.

Er kam gegen die Veränderung seiner Psyche nicht an.

Seine Eltern würden sich im Grabe umdrehen, wüssten sie, dass er nicht zur Rache in der Lage war. Peinlich. Zumindest Herumflehen vor Itachi wollte er sich ganz sicher nicht erlauben.

Dann doch lieber schweigsam alles ertragen, was so kommen würde.

Er drehte seinen Kopf langsam zurück und sah Itachi endlich an. Dieser schien nur auf etwas derartiges gewartet zu haben, denn plötzlich hob er seinen Mantel an und legte ihn schweigend um den Kleineren.

Nein, das gefiel Sasuke jetzt doch noch weniger. Diese Tat passte nicht in das Bild, was er von Itachi hatte. Was sollte das nun?
 

"Was hast du vor?", hörte der 12-jährige sich plötzlich selber fragen.

Wenigstens reagierte sein Körper noch irgendwie, wenn sein Verstand schon aussetzte.

Itachi lehnte sich etwas zurück und sah ihn undeutbar an: "...dir den Mantel geben. Ruh dich aus."

Seine Stimme sickerte wie goldener, warmer Nektar durch Sasukes Gehörgang. Es war... angenehm, auch wenn es ihm nicht passte.

Zwar schien Itachi gerne mal zu handeln, ohne dass man seine Taten logisch begründen konnte, aber irgendwie war ihm das wirklich zu abstrakt.

...zugegeben war ihm mit dem Mantel aber schon wohler, irgendwie. Es fühlte sich in gewisser Weise an wie ein Schutz.

Der Ge-Nin musterte sein Gegenüber. Itachi war verdammt schlank, und man sah ihm absolut nicht an, welche Kraft in ihm versteckt lag.

Sein Körper war in der Tat eher feminin, als dass man viele Muskeln erahnen konnte - noch etwas, was er mit Sasuke gemeinsam hatte.

Nur, dass sich in Sasuke keine große Kraft verbarg, rief er sich bitter ins Gedächtnis. Aber jetzt war wohl nicht der Zeitpunkt, in Selbsthass zu versinken - zumal er seinen Hass auch eher auf Itachi alleine konzentrieren sollte.

"Ausruhen? Sehe ich aus, als würde ich mich JETZT ausruhen wollen!?", fuhr er Itachi gereizt an. Das Verhalten des Älteren passte ihm nicht. Es war zu fürsorglich.

Der Größere schwieg eine Weile. Er schien auf seine Wortwahl irgendwie viel wert zu legen: "...ja."

Mehr nicht? Gott, wie er ihn hasste! Musste er denn alles nur noch schlimmer machen? Nein, ihm war definitiv nicht danach, sich zu entspannen und vor seinem verhassten Bruder einzuschlafen.
 

"Woher weißt du, dass ich...?", wechselte er also das Thema. Sollte Itachi ihm doch den Mantel geben, wenn er sich dann besser fühlte. Sich dafür bedanken würde er ganz sicher nicht.

"...Kyuubi", folgte sogar eine ehrliche Antwort, die dem Kleineren allerdings herzlich wenig half, wusste er doch nicht, dass Kyuubi und Naruto für Itachi dasselbe waren.

"Und was geht dich das an?", überspielte er also seine Unwissenheit mit einigen patzigen Fragen. Als ob Itachi etwas anderes verdient hätte.

Dieses Mal dauerte das Schweigen deutlich länger an.

"Du bist mein kleiner Bruder."

Bitte, was? Was war das für eine Begründung, aus dem Munde des 17-jährigen?

"Als ob du so viel Wert auf Familie legen würdest, Mistkerl."

"Von Familie war nie die Rede."

Zugegebenerweise... Anscheinend machte der Größere ja einen entschiedenen Trennstrich zwischen "Sasuke" und "Familie" - dumm nur, dass es umgekehrt nicht so war.

Der Ge-Nin sah sich einfach als Teil des Clans, der nicht mehr da war. Die Erinnerungen an ihn blieben mit ihm und hielten ihn da, wo er das Gefühl hatte, zu Hause zu sein. In der Vergangenheit.

Und was das betraf, war sogar Itachi irgendwo ein kleiner Teil davon, der im Grunde der größte Teil von Sasukes Leben ausmachte.

Er hatte nie so darüber nachgedacht, hatte es nie so betrachtet, aber Familie war für ihn - definierte man es über Blutsbande - nur noch Itachi.

Er zog den Mantel etwas mehr um sich. Und wieso war das so? Weil eben jener letzte Teil alle anderen ermordet hatte.

Nein, Itachi konnte nicht so wichtig für ihn sein. Nur, wenn es um seine Rache ging.
 

Itachi griff an seine Gürtel und machte eine kleine Wasserflasche ab, die er Sasuke plötzlich hinhielt.

Dieser sah nur leicht perplex und aus Gedanken gerissen zu dem Gegenstand, erkannte aber, dass es einfach keinen Sinn machen würde, nachzufragen, wieso er das nun schon wieder tat.

Der 12-jährige überlegte, ob es okay war, die Geste hinzunehmen, sah jedoch ein, dass sein Körper sich bedanken würde.

Und wenn er wieder auf den Beinen war, hatte er vielleicht sogar reelle Chancen gegen diesen Mann.

Hastig und widerwillig griff er nach der Flasche, musterte sie kurz, schaute Itachi dann musternd an, bevor er sie an seine Lippen hob und - durstiger als erwartet - daraus trank.

Der Schwarzhaarige hätte nicht gedacht, dass es so gut tun würde...

Es war noch nicht einmal nur Wasser, es war sogar Tee. Sasuke liebte Tee, auch wenn er solche Ansichten lieber für sich behielt.

Seine Panik darüber, dass unter Umständen erneut Übergriffe auf ihn gestartet werden könnten hatte er für den Augenblick bereits wieder vergessen.

Der Schwarzhaarige legte die Flasche mit wenigem Restinhalt beiseite.
 

Er gestand es sich zu, sich endlich halbwegs entspannt hinzulegen, wobei er aber seinen Bruder nicht aus den Augen ließ. Er konnte einfach nicht glauben, dass dieser weiterhin so seelenruhig dort verharren würde.

Irgendetwas musste doch in ihm vorgehen. Nur was?

Sasuke wollte zum ersten Mal seit Jahren verstehen, was in Itachi vorging. Umbringen konnte man ihn ja immer noch, aber dann würde es keine Antworten mehr geben.

Und irgendwie...irgendetwas musste da doch sein. Uchiha Itachi war nicht die Person, die einem einfach den Mantel gab oder Trinken.

"...mehr ist da nicht? Warum wolltest du das wissen?"

"Es klang unglaubwürdig."

"Tja. Und was bringt dir das jetzt?"

"Gewissheit."

Das klang nicht danach, als ob es alles wäre, doch Sasuke hatte keine Lust, noch einmal nachzufragen. Die Antworten änderten ihren Inhalt wohl ohnehin nicht mehr. Für ihn reichte es jedenfalls nicht,

auch, wenn es bei dem 17-jährigen anders war. Aber das Thema lag ihm sowieso sehr schwer im Magen, wenigstens hatte er jetzt vielleicht wieder seine Ruhe davor.

Doch erneut machte Itachi ihm einen Strich durch die Rechnung: "Noch einmal passiert das nicht."

Der Schwarzhaarige wusste nicht, wie er das nun deuten sollte, doch es... klang fast wie ein Versprechen. Das war lächerlich. Der ganze Satz war lächerlich.

Aber er konnte sich nicht dagegen wehren, dass es irgendwie Ruhe in ihm auslöste.

Es passte ihm nicht. Er wollte da weg, sehr dringend. Denn irgendwie wurde ihm die Nähe des Älteren langsam halbwegs angenehm.

Er blieb dabei, er hasste Itachi. Er hatte ihm alles genommen, was er besessen hatte. Aber trotzdem...

Gerade war seine Nähe angenehm.

Während Sasuke darüber nachdachte, wie er so schnell wie möglich hier wegkommen konnte, schlief er über diesen Gedanken ein. Für seinen Körper war es ohnehin das Beste so.
 

Itachi sah ihm dabei zu, selber für sich in Gedanken versunken. Er hatte ja noch eine Mission zu erledigen, bevor er Konoha wieder verlassen konnte. Aber bevor Kisame keine Ergebnisse lieferte...

Er beobachtete die schlafende Gestalt vor ihm, während er seine Flasche wieder an sich nahm. Die Lippen des Kleineren sprangen auf, und man konnte in der Stille deutlich hören, wie er leise vor sich her atmete.

Die Nähe des Jungen war beruhigend. Besser als die Teepausen mit seinem Partner.

Der 17-jährige wusste für sich, wieso Sasuke noch am Leben war. Der kurze Anblick reichte.

Und in ein paar Tagen würde die Mission wohl erledigt sein.
 

Fern ab von alledem wusste Sakura noch nicht einmal, dass Sasuke verschwunden war. Was den Zustand der 12-jährigen anging, so war dies vielleicht auch besser so.

Es hatte ihr bei weitem gereicht, sich von ihren Eltern die Neuigkeit anhören zu müssen, dass der Hokage verstorben war.

Die Jugendliche hockte an ihrem Standartplatz in Nao's Büro, dem Ort, wo sie sich in den letzten Wochen am wohlsten gefühlt hatte.

Ihr einfühlsamer Gastgeber schenkte ihre gerade Tee nach: "Sag, Ojou-chan, was machst du in deiner Freizeit so, wenn du mich nicht mit deiner Anwesenheit beglückst?"

Die Angesprochene wurde rot, daran erinnert, dass es eigentlich keinen Grund für sie gab, dauernd innerhalb dieser vier Wänden zu sein.

Sie bedankte sich leise für den Tee und trank ein paar Schlucke, während sie aus dem Fenster hinaus auf Konoha schaute: "Da keine Missionen anstehen, wegen Sasuke-kun..."

Anscheinend war offensichtlich, wie der Satz zu Ende gehen würde, denn Nao unterbrach sie.

"Ich verstehe. Das dachte ich mir schon. Ojou-chan, du machst dir zu viele Sorgen um ihn. Wäre es nicht schöner, wenn du ihn fragen würdest, ob er mit dir zu dem Dorffest in 6 Tagen gehen möchte?"

Sakura errötete wieder: "Sasuke-kun hat sicher kein Interesse daran..."

"Hey, nicht so kampflos aufgeben", Nao lächelte ansteckend, "Frag ihn. Und wenn er nein sagt... Biete ich mich als zweitklassigen Ersatz an. Einverstanden?"

Die 12-jährige überlegte eine Weile.

Irgendwie fand Nao immer die richtigen Worte. Er hatte ja Recht. Sie musste sich nur etwas um Sasuke-kun bemühen... Das Bento stand auch noch aus.

Sie nickte: "Versprochen. Ich werde um ihn kämpfen."

Zufrieden nippte die Jugendliche an ihrem Tee.

Turning around, facing the loneliness

Neuste Erkenntnis: Die 13 Klasse ist die reinste Klausur- und Arbeitsphase.

Oder auch: Was man Morgen erledigen könnte, das machen wir schon Heute.

Schrecklich, man kommt aus Tests, Klausuren, Hausaufgaben, Referaten und Handouterstellungen NICHT mehr heraus.

Dafür schreibe ich nächsten Monat die letzte Matheklausur meines Lebens.

Hell yeah, Bitches! ♥~

So, genug der privaten Tratschereien - auf geht's zum 26. Teil. Übel, noch vor einem Jahr waren hier gerade einmal 7 Kapitel...

Anyway - enjoy :D~
 

Turning around, facing the loneliness
 

Es hatte fast den gesamten Tag in Anspruch genommen, doch Sasuke war nicht mehr aufzufinden.

Iruka hatte Kakashi angesehen, dass er sich wahnsinnige Sorgen machte, auch wenn er es niemals zugeben wollen würde. Er hatte lange damit gezögert, das Verschwinden des Jungen publik zu machen,

doch nun führte wohl kein Weg mehr daran vorbei.

Die beiden Shinobi waren kreuz und quer durch Konoha-gakure gelaufen, hatten alle möglichen und unmöglichen Aufenthaltsorte des Uchihas abgeklappert, hatten Passanten nach ihm gefragt, doch es hatte sich

nicht einmal ein Anzeichen oder ein Hinweis finden lassen, wie sie ihre Suche auszuweiten hatten.

Auch in Iruka war die Sorge in der Zwischenzeit gewachsen. Er selber hatte nun wirklich oft genug mitbekommen, wie labil Sasuke anscheinend war. Somit brachte er sein Verschwinden in direkten Zusammenhang mit der Vergewaltigung, ohne dabei auch nur ansatzweise in Betracht ziehen zu wollen, dass der Jugendliche vielleicht auch noch Opfer eines anderen Verbrechens geworden war.

Der Braunhaarige sah, wie es langsam dämmerte. Es musste auf 7 Uhr zugehen, und er beschloss, nach Kakashi zu suchen, um die Aktion hiermit abzubrechen und an zuständige Behörden zu übergeben.

Er wusste, dass es dem Älteren nicht passen würde, vor allem, da die zuständigen Behörden gerade anderweitig mehr als ausgelastet waren.

Über den Tod des Hokage gab es jedenfalls nichts Neues. Alles, was bekannt war, war die Tatsache, dass die Beerdigung schon Morgen abgehalten werden würde.

Der 25-jährige seufzte schwer, daran erinnert, dass er es gewesen war, der den Toten gefunden hatte.
 

"Also nichts gefunden?", kommentierte eine seltsam ungewohnt belegte Stimme Kakashis das Aufseufzen von hinten.

Iruka drehte sich um: "Kakashi-san..." Er schüttelte betrübt den Kopf. Es folgte vorerst nur ein Nicken.

"Wir sollten der ANBU Bescheid geben, irgendjemand wird schon nach ihm suchen können...", versuchte es der Kleinere vorsichtig. Es war offensichtlich, dass er darauf anspielte, dass Sasuke aufgrund seiner ungewollten Verbindungen zu Orochimaru und der Tatsache der Vergewaltigung mit Sicherheit wichtig genug war, trotz der aktuellen Lage gesucht zu werden.

Kakashi schien dies ebenfalls einzusehen, und er nickte nur erneut. Mehr blieb ihm ohnehin nicht übrig. Zwar würde er auch im Alleingang weitersuchen, doch wenn er spürte, dass diese Aktion zu nichts führte,

ging auch er andere Wege. Und da er, ein Ex-ANBU, einen Nachmittag, ohne auch nur die geringste Spur zu finden, unterwegs gewesen war, hatte es wohl keine Ergebnisse geliefert.

"Ich melde es sofort. Wir müssen nicht noch mehr Zeit verlieren."

Iruka war erleichtert über diese Ankündigung. Der Braunhaarige hatte bereits befürchtet, Kakashi würde weiterhin stur spielen und es alleine versuchen, und wie das unter Umständen ausgegangen wäre,

wollte er sich nicht vorstellen. Sicher, Kakashi war talentiert und wusste seine Fähigkeiten auch einzusetzen. Aber man sollte sein Glück nicht herausfordern...

Und für den Augenblick gab er es auch freiwillig auf, sich auf die Spur des Täters zu machen. Sasuke war noch weitaus wichtiger als er.

"Dann denke ich, gehe ich wohl auch nach Hause... Meldest du dich, wenn es etwas Neues gibt? Oder wenn ich noch etwas tun kann?"

Der Ältere musterte den Rangniedrigeren nachdenklich. Manchmal würde er nicht wissen, wo sich sein Kopf befände, gäbe es diesen Chuu-Nin nicht.

Er nahm sich für sich vor, ihm irgendwann in einer ruhigeren Minute angemessen dafür zu danken.

"In Ordnung. ...Ja, das werde ich machen, Iruka. Danke."

Die beiden Shinobi musterten sich noch eine Weile schweigend, ehe sich ihre Wege vorerst trennten.
 

Iruka drehte sich schweren Herzens um und lief die Straße hinab.

Wie konnte ein Junge, der sich doch so von allen abgeschottet hatte, so vielen am Herzen liegen? Wahrscheinlich zog dieses abweisende Verhalten wohl an.

Er musste an Sasukes Umwerberinnen denken, und konnte sich ein schwaches Lächeln nicht verkneifen. Wahrscheinlich? Ganz gewiss.

Aber das erklärte die Vergewaltigung nicht. Das erklärte sein Verschwinden nicht.

Ersteres musste man nicht erklären, sicher nicht, egal wie grausam diese Tatsache auch war. Aber... Sasuke hatte ausdrücklich bei Kakashi bleiben sollen. Der Jugendliche war wohl ein noch größerer

Sturkopf, als sein Sensei es war, und so würde es den 25-jährigen nicht wundern, wäre er gegen das Verbot hinaus gegangen.

Dann gab es mehrere Möglichkeiten, was passiert sein konnte.

Er war freiwillig abgehauen, weil er es hier nicht mehr ausgehalten konnte. Weil der Schock doch tiefer saß, als angenommen.

Er hatte sich einfach überschätzt, war eine sehr lange Zeit herumgewandert und schließlich irgendwo zusammen gebrochen, wo ihn niemand finden konnte. Und wobei er sich vielleicht verletzt hatte.

Oder aber jemand hatte ihn entführt. Vielleicht der Täter?

Irukas Magen zog sich spürbar zusammen, als er daran denken musste, wohin die letzteren Möglichkeiten zu führen in der Lage waren.

Er schüttelte seinen Kopf und beschleunigte seinen Gang etwas.

Du bist übermüdet, hörte der Chuu-Nin sich in Gedanken sagen. Oh ja, da war etwas dran. Er musste dringend Schlaf von letzter Nacht nachholen. Sehr dringend.
 

Während der Braunhaarige sich seinem Mietshaus näherte, wurde sein Kopf bei jedem Schritt leerer. Nun, da er den Schlaf in seine Gedanken gelassen hatte, übernahm er auch allmählich Besitz von seinem Körper.

Müdigkeit drang in all seine Knochen. Den ganzen Tag hatte er verdrängt, was passiert war und wie seine Nacht ausgesehen hatte, doch das war nun vorbei.

Dieser Anblick würde ihn noch verfolgen...

Schlagartig blieb er stehen. Der Gedanke hatte ihn hellhörig gemacht, denn erst jetzt kam ihm in den Sinn, dass er unterbewusst die gesamte Zeit jemanden dicht hinter sich gespürt hatte.

Er schielte nach hinten. Niemand zu sehen.

Wurde er jetzt paranoid? Der Mann lief weiter. Und jetzt, da er darauf achtete... Ja, ganz klar. Er hatte deutlich das Gefühl, dass ihn jemand verfolgte.

Um ganz genau zu sein: Sogar sehr deutlich.

Iruka beeilte sich, seine Wohnung aufzusperren und einzutreten. Das war doch alles nur Einbildung, ganz klar. Niemand verfolgte ihn. Wieso auch?

Das Einzige, was wirklich los war, war Schlafmangel und eine unschöne Erfahrung, die sich in seinen ermüdeten Gliedern breit machte.

Er zog es dennoch vor, schnell das Licht im Flur anzuschalten, bevor er sich erschöpft ins Bett schleppte, um den restlichen Nachmittag zu verschlafen.
 

Die Sonne stand noch relativ hoch über Konoha-gakure, und eine leichte Brise machte diesen Tag besonders angenehm.

Doch das nahmen weder Naruto noch Sakura wirklich in sich auf. Die beiden hatten sich an ihrem regulären Treffpunkt über den Dächern von Konoha verabredet, um in Ruhe miteinander zu sprechen.

Es war offensichtlich, dass die Dinge alles andere als gut liefen. Dass langsam alles auseinanderbrach. Und anscheinend tat niemand etwas, um dem wirklich effektiv entgegen zu wirken.

Sakura stand am Rande des Daches und sah nachdenklich hinunter auf ihre Heimat.

Eine Strähne ihres Haares wehte ihr ins Gesicht, doch sie ignorierte es, nahm es gar nicht wahr. Ihre Gedanken waren meilenweit entfernt, unfähig, sich noch auf diesen Ort zu konzentrieren.

"Es hat alles an diesem Morgen angefangen...", sprach die Jugendliche irgendwann leise, ohne sich dabei umzudrehen, "Ich wusste, dass etwas passiert sein musste, was wirklich anders war, als das, was wir bisher so zusammen durchgestanden haben."

Endlich bewegte sie ihren Kopf zur Seite und musterte Naruto, teils ernst, teils besorgt. Dieser hatte sich auf der kleinen Treppe niedergelassen, dort, wo er an ihrem aller ersten gemeinsamen Nachmittag ebenfalls Platz gefunden hatte. Neben Sasuke.

"Ich habe Sasuke-kun seit damals erst ein Mal wieder gesehen. Auf unserer Mission. Und jetzt ist er schon wieder unerreichbar. Für uns beide."

Bei der Erwähnung dieser Tatsache zuckte der Blonde schwach zusammen. Er hatte es niemals gesagt, doch Sasuke war in all der Zeit für ein unersetzbarer Bruder für ihn geworden. Immer noch war er

sauer auf sich selber, dass er so gedankenlos die Vergewaltigung erwähnt hatte. Er war wirklich zu ungeschickt für Menschen.

"Sakura-chan... Weißt du, was passiert ist?", traute der 12-jährige sich irgendwann zu fragen, der mittlerweile ziemliche Angst vor seinen eigenen Worten bekommen hatte.

Er sah Sakura zwar als ein so wunderbares, starkes Mädchen an, dass er nicht glaubte, sie würde sich leicht durch Worte verletzten lassen, aber das war nicht mehr die Frage.

Er wollte endlich richtig aus seinen Fehlern lernen. Von Ayame hatte er vor zwei Tagen erfahren, dass Teuchi dank des Blutverlustes vorerst in ein künstliches Koma geschickt worden war.

Und seitdem hatte er seine Wohnung nicht mehr verlassen.

Menschen waren so einfach zu brechen.
 

"...du meinst mit Sasuke-kun? Nein, das hat mir niemand gesagt", Sakura wurde hellhörig, "...dir etwa?" Irgendwie hatte der Unterton in ihrer Stimme etwas feindseliges, das Naruto von der Gleichaltrigen gar nicht kannte. Er stutzte und sah sie an, doch es folgte keine weitere Reaktion in der Richtung, und so entschied er sich dafür, lieber ohne nachzufragen zu antworten.

Der Ge-Nin nickte: "Ja... Sasuke hat es mir selber gesagt. Ansonsten wüsste ich es auch nicht, ehrlich!" Fühlte die 12-jährige sich vielleicht ausgebootet?, schoss es ihm durch den Kopf.

Verwunderlich wäre es auch nicht. Wenn er daran dachte, dass er es gewesen wäre, der praktisch als Letzter davon erfahren musste...

Doch ganz offensichtlich schien das für sie nicht mehr wirklich relevant zu sein, denn sie drehte sich endgültig zu ihm und ging auf ihn zu: "Naruto! Sag es einfach! Ich will es nur wissen... Mehr nicht..."

Er musste sich geirrt haben. Da war rein gar nichts feindseliges in ihrer Stimme, vielmehr fand der Angesprochene dort Verzweiflung und Trauer wieder.

Ohne Missionen - ohne Sasuke - musste auch ihr Leben ziemlich einsam geworden sein.

"Also... na ja... es ist so...", begann der 12-jährige recht unsicher darüber, wie er das seiner Teamkollegin beibringen sollte. Die beiden hatte auch seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander geredet,

irgendwie war Sakura für ihn genauso unerreichbar geworden wie Sasuke. Und diese Tatsache verängstigte ihn.

Kein Ichirakus mehr, zu dem er mit Iruka gehen konnte. Kein Sasuke mehr, um sich zu streiten und gegenseitig zu motivieren.

Kein Kakashi mehr, um Missionen auszuführen. Keine Sakura mehr, die tadelte und die er doch über alles bewundern und lieben konnte.

Dieser Gedanke war eiskalt und schoss ihm durch den Kopf wie ein vergifteter Pfeil.

Alles Mist! Sasuke würde zurückkommen, Teuchi würde sich erholen, Team 7 würde weitermachen wie bisher, und abends ging es mit seinem alten Sensei noch raus auf eine Schüssel Ramen.

Er war nicht mehr einsam.
 

Bestärkt durch diese Aussicht schaffte er es, sich durchzuringen, es einfach zu sagen, wie es war. Beschönigungen oder Herumstottern machten es nicht besser, noch angenehmer.

"Sasuke...wurde vergewaltigt, Sakura-chan... Verstehst du?"

Diese naive Frage zum Schluss stellte er wohl eher mehr für sich selber, als für die Jugendliche, der die Bedeutung der Worte erst einmal in den Verstand dringen mussten.

Denn im Grunde war es ohnehin Naruto, der nicht wirklich verstand, was passiert war. Er hatte es gehört, die Auswirkungen gesehen - aber alles, worauf er wartete, war eine Rückkehr des normalen Sasukes.

Als wäre nie etwas passiert. Und dabei sah er nicht, wollte oder konnte nicht sehen, dass das für den Moment einfach nicht möglich war.
 

Er schielte zu der Kunoichi vor sich, als er ein leises Schluchzen vernahm.

"Sakura-chan...?"

Naruto stand auf und ging betont langsam auf seine Teamkollegin zu, die im Inbegriff war, auf den Boden zu sinken. Anscheinend hatte sie wirklich begriffen, was los war.

Er hockte sich neben sie, wobei er einen Arm um sie schlang und sie an sich drückte. Der Blonde hatte keine Ahnung, ob es das war, was sie wollte oder brauchte, aber es war das Beste, was ihm einfiel.

Weil er es gebraucht hätte, als er geweint hatte.

"Wo...ist Sasuke-kun...?", die Kunoichi zwang sich verzweifelt dazu, ihre Tränen, eines wahren Shinobis würdig, zurückzuhalten, doch es war härter, als sie angenommen hatte.

Nach allem, was sie von Nao erfahren hatte, hatte Sasuke das nicht verdient.

"Uhm... Weiß nicht... Iruka-sensei hat gesagt, er soll zu Kakashi, oder so...", brachte der Angesprochene wenig hilfreich, dafür aber nach bestem Gewissen heraus, während er die Umarmung noch nicht löste.

"...ich werde Nao-sensei fragen, ob er etwas weiß", Sakura strich sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und versuchte, die Sorgen aus ihrem Kopf zu bekommen, wobei sie sich von dem Jungen löste und etwas mehr aufsetzte. Jetzt hieß es, Aktion zeigen.

Sie musste beweisen, dass sie für den Schwarzhaarigen da war. Immerhin hatte sie das Versprechen gegeben, zu kämpfen.

Naruto sah sie vollkommen irritiert und fragend an: "Nao-sensei? Wer ist das, Sakura-chan?"

Die Angesprochene schaute ernst zurück: "Du kennst ihn nicht?" Irgendwie war sie mittlerweile so fixiert auf diesen Mann, dass es ihr schwer fiel, diese Tatsache noch nachzuvollziehen.

"Mh-mh", der Blonde schüttelte den Kopf, wobei er eine Spur Neugierde nicht daraus zurückhalten konnte.

"Er ist wunderbar...", sie schaute verlegen weg, bereute diese Bewegung jedoch direkt und sah grimmig zu dem Gleichalten, "Nicht das, was du denkst, Dummkopf. Er ist nur ein Sensei, nicht mehr.

Da wir ohnehin keine Missionen haben, ist es doch egal, ob ich meine Zeit mit ihm verbringe."

Zeit mit ihm verbringen? Naruto verstand nun gar nichts mehr. Irgendwie hatte Sakura sich wirklich verändert... Auch, wenn er das eigentlich nicht wahr haben wollte.

Aber die Art, wie sie ihm antwortete - er konnte nicht sagen, wieso, aber sie gefiel ihm ganz und gar nicht. Das war keine Erklärung, das klang eher nach Entschuldigung. Oder Ausweichen.

Oder so irgendetwas, jedenfalls.

"Woher kennt ihr euch denn?", Naruto wäre nicht Naruto gewesen, wenn er nicht weitergebohrt hätte, bis er den Sachverhalt genau verstand - oder zumindest soweit, wie er die Dinge nachvollziehen konnte.

"Lange Geschichte", nun wich Sakura ihm wirklich bewusst aus, da sie urplötzlich das Gefühl bekam, nicht mit dem Gleichalten darüber reden zu wollen, "Er hat für den Hokage gearbeitet."

Der 12-jährige legte den Kopf nachdenklich schief und kniff die Augen zusammen: "Mhhh... Er hat? Wieso denn nicht mehr, Sakura-chan?"
 

Daraufhin folgte ein Schweigen.

Sakura musterte den Jungen eine Weile. Konnte es sein, dass er nichts wusste? - Okay, es ging um Naruto. Es konnte definitiv sein.

"Naruto, weißt du es denn noch nicht!?"

"Was denn wissen, Sakura-chan?", worauf spielte sie denn an?

"Der Hokage... ist tot...", die Jugendliche schaute betreten zu Boden, wohl wissend, was diese Nachricht für den Ge-Nin bedeutete, "...tut mir leid..."

Der Angesprochene aber tat etwas absolut untypisches. Er schwieg wieder. Und einfach weiter.

Kein Hokage mehr, der ihn nachsichtig anlächelte, wenn er um eine anspruchsvollere Mission bettelte.

Eine heftigere Brise kam auf, zerzauste sein Haar und spielte mit den Strähnen, während der Jugendliche nun selber auf Konoha herabblickte.

Ein wenig Laub wurde aufgewirbelt und saftiggrüne Blätter stoben an ihnen vorbei.

Wie alleine war er in Wirklichkeit?

Stalked

OMG nur noch 11 Kapitel! Das macht insgesamt noch etwa 22 Wochen! Dies wiederrum ist weniger als ein halbes Jahr!

So, nachdem mir diese Erkenntnis kam, zurück zum Thema. Werde wohl den ein oder anderen von euch enttäuschen müssen; schon wieder nichts mit unseren Uchiha♥Kyoudai. ú__u Die haben ihren nächsten großen Auftritt in Teil 28 wieder, seid unbesorgt!

Hoffe, dass euch dieser Teil dennoch zusagen wird... <3~

Grüße!
 

Stalked
 

Kakashi hatte bei seinem Betreten des Verwaltungsgebäudes in Konoha unter vielen Dingen besonders eines feststellen dürfen:

Man war mehr als zuverlässig.

Es war einfach so gut wie keine Unruhe zu finden, und das, obwohl der Tod des Hokage kaum einen Tag zurücklag. Der Grund dafür war, dass sich unübersehbar etwas verändert hatte.

Und diese Veränderung war äußerst positiv, hochgewachsen, blond, sehr weiblich und - rief nach ihm.

"Hatake Kakashi?"

Der Jou-Nin nickte und trat langsam an die neue Hokage heran: "Tsunade-sama." Er verbeugte sich sehr kurz, wie es ihm die Etikette bot, bevor er die Erscheinung eingehend musterte.

Na, die Frau sah nicht halb so alt aus, wie sie in Wirklichkeit sein musste. Aber er verkniff sich Kommentare dazu. Außerdem war sie ziemlich hochgewachsen und - gut gebaut.

Allerdings... auch diesen Gedanken ließ er lieber sehr schnell wieder fallen. Andere Fakten waren doch wichtiger.

Es war sicherlich von unglaublichem Vorteil die wohl beste Medic-Nin zur Godaime zu haben...

Keine zwei Minuten dauerte es, und Kakashi hatte für sich absolut akzeptiert, wer von nun an hier herrschen würde.
 

Tsunade, die den Mann ihrerseits selber eingehend studiert hatte, meldete sich wieder zu Wort: "Ich wollte dich bereits suchen lassen. Wir müssen reden."

Offenbar war die Frau bestens informiert worden, was Kakashi nur Recht sein konnte. Vielleicht war sie in der Lage, Probleme zu lösen, die andere verursacht hatten.

Die beiden Erwachsenen verließen den Eingangsbereich, und Tsunade brachte ihren neuen Untergebenen hoch in das Büro des Hokages.

Sie setzte sich an einen riesigen, imposanten Tisch, stützte die Ellenbogen auf dem Holz ab, verschränkte die Finger und legte ihren Kopf darauf ab.

Kakashi schloss die Tür hinter sich, überrascht, noch jemanden in diesen Raum vorzufinden. Neben dem Tisch am Fenster stand niemand anderes als Koba Nao.

"Meine Adjutantin, Shizune, suchte wohl schon nach dir", Tsunade seufzte leise, "Na ja, egal. Lässt sich jetzt nicht mehr ändern."

"Weswegen wolltet Ihr mich sprechen?", Kakashi trat an den Tisch heran, konnte sich das plötzliche Interesse nur schwerlich selber erklären. Er warf einen mehr als misstrauischen Blick zu Nao hoch,

dessen Anwesenheit ihm aus irgendeinem Grund nicht ganz passte. Nao hatte zwar offensichtlich nicht viele Kontakte, aber wenn er das Thema Sasuke gleich zur Ansprache bringen wollte, wäre es ihm doch lieber gewesen, dass nur Tsunades Ohren den Inhalt vernahmen.
 

"Es geht um dein Team. Besser gesagt, Uchiha Sasuke", die Blondhaarige blätterte durch einige Akten und Unterlagen, die vor ihr ausgebreitet aus dem Tisch lagen, "Ich denke, ich muss nicht erwähnen,

was mit ihm passiert ist. Die Sache ist die, dass man mich darüber informiert hat, dass alle nennenswerten Verbrechen der letzten Monate im weiten Umkreis erst nach diese Tat passiert sind.

Dicht hintereinander. Ich will damit nicht sagen, dass sie offensichtlich in Verbindung stehen, noch, dass ich davon ausgehe - aber wir haben zu keiner der Taten Hinweise. Vielleicht sind Spekulationen zur

Zeit das Einzige, was wir wirklich sicher haben. Ich sage das nicht, weil ich ein Freund von Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten bin. Ich sage das, weil ich mir nicht ausmalen will, wie viele Verrückte da draußen

rumlaufen, die Spaß an solchen Handlungen haben - und, was passiert, wenn das Ganze so weitergeht."

Der Angesprochene hörte vollkommen in Ruhe zu, nickte zwischendurch nur bejahend und versuchte zu erkennen, worauf das Gespräch hinauslaufen sollte.

Er verstand die Problematik ja, aber auch so, wie die Ältere es darstellte, war es ein im Kreis laufen, das ihnen nichts half.

Allerdings war dies die perfekte Sekunde, um sein Anliegen vorzutragen. Das verschlimmerte den aktuellen Zustand noch, spitzte ihn zu. Und gab Tsunade damit sicherlich einen netten Einblick darin,

was passierte, wenn das Ganze so weiterging.

"Wo wir dabei sind, Hokage-sama... Ich bin ohnehin hier, weil ich das Verschwinden von Sasuke melden wollte."

Tsunade wurde etwas ungehalten: "Ich dachte, man hätten ihn in deine Obhut übergeben!?"

Kakashi kratzte sich verlegen und entschuldigend am Kopf: "Tja, schätze, ich kann ihn auch nicht an mir festtackern."

"Wäre vielleicht besser gewesen, Kakashi." Offenbar war mit der neuen Hokage so rein gar nicht zu spaßen. Der Hellhaarige vermerkte das für sich. Besser war das.

"Hast du eine Idee, wo er stecken könnte?"

"Nein", antwortete der Jou-Nin ehrlich, bevor er - darauf bedacht, nicht allzu viel zu sagen, was in falschen Gehörgängen landen könnte - kurz schilderte, was er zu dem Verschwinden wusste.

"Ich verstehe", Tsunade seufzte tief und schloss die Augen, bevor sie eine Minute nachdenklich schwieg, "Ich werde zwei ANBU-Einheiten verständigen und damit beauftragen. Wenn wir Glück haben, ist er schnell gefunden."

Daraufhin nickte der Jüngere nur, wohl wissend, dass er im Augenblick wirklich nicht viel mehr machen konnte. Es war zum aus der Haut Fahren. Und Naos Anwesenheit machte es nicht besser.
 

"Wenn ich fragen darf... Was macht Nao hier?", das Misstrauen des 26-jährigen hatte einfach überwogen.

"Nao hat mir geholfen, mich etwas einzuführen. Er ist relativ gut mit allen Angelegenheiten des Dorfes vertraut, und ich weiß seine Hilfe sehr zu schätzen."

Tsunade erkannte eindeutig sein Misstrauen, verlor aber keinen weiteren Kommentar dazu. Ihr schwebten wohl andere Dinge im Kopf herum.

"Aber habe ich das richtig verstanden? Sasuke wurde bis Heute nicht zum Tathergang verhört?", Unglauben schwang in ihrer Stimme mit.

"Nun ja... Das stimmt. Es ist nie zu einer Befragung gekommen, das heißt..."

"Ja?"

"...nie zu einer dokumentierten. Ich habe einmal versucht, Informationen aus ihm herauszubekommen. Es ist unmöglich. Er ist vollkommen ausgerastet."

"Trotzdem hätte man das weiter versuchen sollen, Kakashi! Ich bin offen, ich glaube im Moment nicht daran, dass die Taten miteinander verbunden sind. Aber wenn dem so wäre, hätte man vielleicht schon etwas verhindern können."

"Ich weiß. Es ist mein Fehler."

Die Hokage seufzte wiederholt, und dieses Mal besonders tief. Das konnte sich noch ziehen. Aber im Moment konnte Kakashi ihr auch nicht weiterhelfen. Jetzt war es ohnehin zu spät, Sasuke war ja weg.

Und der Jou-Nin hatte es nur gut gemeint, das wusste sie.

"Geh nach Hause und warte dort. Vielleicht kommt er von alleine wieder. Den Rest übernehmen wir."

Ihre Tage in Konoha begannen großartig.
 

Die Sonne war bereits untergegangen, und alles, was das Dorf nun noch auf natürliche Weise erhellte, war das fahle Licht des Mondes, der sich vorwitzig hinter einer zerklüfteten Wolkendecke versteckte.

Iruka war mittlerweile wieder wach, lag aber nach wie vor auf seinem Bett und sah nach draußen. Der 25-jährige hatte sich auf den Rücken gelegt; die Arme hinter dem Kopf verschränkend musterte er die Straßenlaternen, die ein wenig Licht in seine Welt warfen, und breite helle Schneisen durch sein Zimmer zogen. Motten flogen um die Lampe herum.

Er konnte einfach nicht mehr schlafen. Nicht, dass es genug gewesen wäre, was er diesen Nachmittag an Schlaf abbekommen hatte, aber es ging nicht mehr.

Kaum war Iruka wachgewesen, war ihm klargeworden, dass er es wieder versäumt hatte, mit Kakashi über die Themen Obito und Maki zu reden. Er warf einen Blick auf seine Uhr.

Angeleuchtet von Schein der Laterne konnte er ausmachen, dass es bereits weit nach zehn Uhr war. Der Braunhaarige wusste nur zu gut, wie viel Stress sein Angebeteter an diesem Tag gehabt hatte,

und deswegen spielte er nicht lange mit dem Gedanken ihn anzurufen.

Musste das also wieder verschoben werden. Irgendwie nervte ihn das ja, zumal er nicht das Gefühl bekam, alsbald zu dieser gewünschten Konversation zu gelangen.

Der Gedanke an Kakashi hatte sogar den Hokage ganz aus seinem Kopf gebannt, was wirklich als positiv anzurechnen war, hatte Iruka damit doch relativ zu kämpfen gehabt.

Aber dafür machte ihm nun diese Problematik Sorgen.

Er wollte einfach wissen, wie Kakashi zu Maki stand. Denn langsam erhärtete sich in dem Chuu-Nin die anfänglich noch fixe Idee, diese andere Identität komplett anzunehmen, falls er sicher sein konnte,

dass er damit definitiv Chancen bei dem Jou-Nin haben würde. Wie genau er diese Entscheidung dann umsetzen würde, konnte er zwar noch nicht sagen, wohl aber, dass er absolut hinter ihr stand.

Schon jetzt. Iruka war so unendlich verliebt, dass er bereit war, einen derartig drastischen Schritt irgendwie zu gehen.

Und wenn es bedeutete, Kakashi anzulügen. Und wenn es bedeutete, dass Umino Iruka für immer verschwand. Dass er Naruto alleine zurückließ.

Naruto...
 

Oh Gott, den Jungen hatte er die letzten Tage ja gar nicht mehr gesehen! Wie ging es ihm wohl? Iruka bekam prompt ein unglaublich schlechtes Gewissen, fühlte er sich dem Jüngeren doch äußerst verbunden.

Er seufzte schwer und nahm sich vor, gleich Morgen einmal nach ihm zu schauen und ihm irgendwo eine Schüssel frische Ramen zu besorgen.

Nach all den Jahren, durch die er Naruto hinweg begleitet hatte, wusste er nur zu gut, wie es für ihn sein musste, wenn sein alter Lehrer sich so lange nicht bei ihm meldete.

Der Mann ließ den Kopf hängen. Sonst war er doch nicht so nachlässig und egozentrisch. Kakashi hatte ihm wirklich den Kopf verdreht.

Und wo wir schon bei Kakashi waren...

Rehbraune Augen schielten sehnsüchtig zum Telefon. Er wollte seine Stimme hören, jetzt. Nicht gleich, nicht Morgen, nicht die Tage. Jetzt.

Ein tiefer, gequälter Seufzer entfuhr ihm. Nein, es ging nicht. Wahrscheinlich schlief der Jou-Nin, oder war noch auf einen Sake hinausgegangen, um sich abzulenken.

Da war kein Weg, durch den sie jetzt noch telefonieren konnten. Zudem hatte er Morgen auch Unterricht und hätte es eigentlich vorziehen müssen, sich dafür entsprechend auszuruhen.

Irukas Blick verließ das Telefon, blieb jedoch bei seinem Nachttisch hängen. Die Akte lag immer noch dort, schon mehrmals von ihm durchgeblättert, in der naiven Hoffnung, sie würde ihm ein einziges Mal

mehr als nur Fakten und Daten liefern.

Aber nichts der gleichen war eingetroffen, wie war es auch anders zu erwarten?

Der Braunhaarige legte sich etwas entspannter auf die Seite und sah ganz hinaus. Er sollte wirklich wieder schlafen.
 

Der 25-jährige merkte gerade, dass er definitiv nicht mehr schlafen konnte, als das schrille Klingeln seines Telefons ihn aus den Gedanken riss.

Hektisch und verwundert über den späten Anruf stand er auf und griff zum Hörer: "...Ja?"

"Iruka? Habe ich dich geweckt?", es war eindeutig Kakashis Stimme, die über die Entfernung hinweg zu ihm sprach. Sein Herz machte einen großen Sprung.

Der Angesprochene setzte sich mit dem Telefon aufs Bett, wobei er ein breites Lächeln nicht mehr unterdrücken konnte. Er hatte ihn angerufen, er hatte ihn angerufen, erhatteihnan-ge-ruf-en!

Eindeutig verliebt wie ein kleines Schulmädchen versuchte der Chuu-Nin, sich zusammenzureißen: "Kakashi-san? Nein, keine Sorge... ich war noch wach."

"Noch? Iruka, du hast die Nacht doch kaum geschlafen."

"Na ja... ich habe auch geschlafen. Aber... ich kann's jetzt nicht mehr. Geht nicht. Tut mir Leid...", das Letzte, was der Kleinere wollte, war seinem Angebeteten durch solche Lappalien Sorgen zu bereiten.

Er bevorzugte es, schnell das Thema zu wechseln.
 

"Kakashi-san... Hast du Sasuke gemeldet?"

"Ja, habe ich", kam die irgendwie seltsam klingende Antwort. Kakashi haderte am anderen Ende der Leitung damit, ob er Nao's Anwesenheit anmerken sollte, die ihm nach wie vor nicht gepasst hatte.

"Gibt es etwas Neues?", schoss es Iruka heraus, im selben Moment, indem ihm der Gedanke kam, dass das vielleicht der Grund des Anrufes war.

"Nein, das nicht...", kurz dominierte nachdenkliche Stille die Leitung, "Wenn ich störe, sag's mir. Ich konnte selber nicht schlafen, und - halt mich für verrückt - wollte mit dir reden."

Kakashis breites Grinsen strahlte förmlich durch die Hörer und das verbindende Kabel hindurch, aber Iruka war in diesem Augenblick überaus dankbar dafür, dass sie nicht nebeneinander sitzen mussten.

Eine tiefe Röte legte sich auf seine Wangen. Mit ihm hatte er sprechen wollen? Und mit niemandem sonst? Sein Herz sprang erneut in seiner Brust herum.

"Uhm... Nein, nein, du störst nicht! Um ehrlich zu sein... ich hatte selber überlegt, anzurufen, aber... es war schon so spät...", brach es frei aus dem Jüngeren heraus.

"So? Gibt es denn was bestimmtes?" Eine entscheidende Frage. Sollte er ehrlich antworten?

Was überlegte er eigentlich noch herum? Wenn er nicht fragen würde, würde er sich, noch während er im Inbegriff war, aufzulegen, unglaublich über sich selber ärgern. Hatte er die letzten Wochen schon genug Gründe zu gehabt.

"Na ja... Um ehrlich zu sein: Ja. Ich wollte deine Stimme hören, aber... Ja, auch etwas bereden. Etwas bestimmtes. Es ist..."

Womit fing man da an? Wahrscheinlich war es besser, wenn sie erst eine Weile geredet hatten, und er erst dann Maki zur Ansprache brachte.

"...es geht um diese Akte, die du mir gegeben hast."

Trotzdem musste man das Thema mit Vorsicht behandeln. Er war sich nach wie vor nicht hundertprozentig sicher darüber, ob dahinter wirklich eine Botschaft gesteckt hatte, doch konnte er Kakashi plötzlich erleichtert aufseufzen hören: "Ich dachte schon, du fragst nie."

Zumindest schien er damit einen Volltreffer gelandet zu haben, war ja auch mal nicht schlecht. Aber nun kam es einzig auf den Verlauf der Konversation an.

Iruka war sehr gespannt, wie das Ergebnis aussehen würde.

"Wenn es dir um die Akte ging, da sehe ich keine Probleme. Bei ihr ist alles ordnungsgemäß beschriftet, sortiert und hinterlegt worden. Aber ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass es dir um diese Akte ging."

Ein undeutbares Schweigen. Dann ein Seufzer: "Richtig."

"Was dann? Ich meine... Du redest nie über vergangenes. Du redest nie über dich. Wieso drückst du gerade mir so etwas in die Hand?"
 

"Es kam wieder hoch", war eine tonlose Antwort, die lange auf sich hatte warten lassen. Zum Glück gehörte Iruka zu den Menschen, die überaus schnell schalten konnten.

"...du meinst...die Sache mit Obito...wegen der Sache mit Sasuke?"

"...genau das. Ich stehe in der Schuld eines Uchiha, Iruka." Irgendwie gefiel dem Jüngeren nicht, wie Kakashi das formulierte. Das klang nicht nach dem Jou-Nin. Das klang nach einer vollkommen anderen Person, der er hier, durch das Telefonat, zum ersten Mal begegnete. Aber was sollte er sagen? Der 26-jährige war um so vieles schlagfertiger wie er. Oder zumindest stoischer, überlegener und dominanter.

"Weiß Sasuke davon...?", war deshalb alles, was dem Kleineren passendes einfiel, doch er konnte sich die Antwort schon selber geben. Natürlich nicht.

"Natürlich nicht", was hatte er gesagt?, "Aber ich musste es mal loswerden."

Iruka lächelte milde. "Das ist wirklich okay, Kakashi-san. Ich uhm...", er brach ab, selber peinlich berührt davon, was er sagen wollte, "...möchte, dass du weißt, dass ich da bin."

Der Chuu-Nin lachte verlegen: "Es klingt irgendwie...kitschig. Ich weiß, tut mir leid."

"Muss es nicht, Iruka. Halte mich für einen alten Mann, halte mich für stur, einen komischen Kauz oder für einen Perversling. Tut trotzdem gut, das zu hören."
 

Im Grunde wusste der Ältere bereits, dass Iruka da war. Dass er, seitdem Naruto sie verband, eigentlich immer irgendwie da gewesen war. Genau deshalb hatte er die Akte noch einmal herausgekramt.

Er wäre nicht in der Lage gewesen, die Geschehnisse von damals erneut selbstständig zu erzählen oder anzuschneiden, aber er hatte den unendlichen Drang in sich verspürt, endlich die Mauer des absoluten Schweigens zu brechen. Sasuke hatte alles in ihm aufgewirbelt, was sich an neuen Erinnerungen, Pflichten, Erfahrungen und Kontakte im Laufe der Jahre über dieses Ereignis gelegt hatte wie zäher Schlamm.

Und so war dies die beste Möglichkeit gewesen, die ihm geblieben war - und er war Iruka mehr als dankbar dafür, dass er ihn so, ohne Worte, verstand.

Irgendwie fühlte er sich ihm von Tag zu Tag mehr verbunden.
 

"Das...uhm...freut mich...", meldete sich Iruka leise aber heraus hörbar lächelnd wieder, "Wenn du darüber reden willst, sprich es einfach an. Und ich höre dann zu. Egal wann, okay?"

"...du bist ein Stück Gold wert, Iruka."

Prompt wurde der Angesprochene wieder rot. Musste Kakashi so charmant sein? Aber gut, nun hieß es, seine Asse gekonnt auszuspielen. Die wirklich entscheidende Frage stand an.

"Sag das nicht. Ich habe noch eine Frage. Wer ist denn diese Maki, nach der du mich gefragt hast?" Bloß unauffällig bleiben. Nichts anmerken lassen.

"Wieso fragst du?"

"Es ging mir nicht aus dem Kopf. Ist irgendetwas passiert, dass du nach so einer Person fragen musst?"

"Mhh... Kann sein, dass ich das Mädel nett finde", man konnte das Grinsen des Hellhaarigen zum wiederholten Male förmlich aus dem Hörer schauen sehen. Nett also? So, wie Kakashi das sagte, klang es...

Ausbaufähig, aber viel versprechend.

"Aber wieso fragst du? Du hast sie doch einmal selber gesehen." Wie bitte sollte das gehen?

"Was? Ich... erinnere mich nicht, tut mir leid."

"Wo ich dir die Akte gegeben habe, hattest du einen Zettel von ihr dabei." Oh verdammt, er hatte ja Recht! Das hatte er vollkommen vergessen... Ganz ruhig, ganz ruhig.

"A-ach ja. Stimmt... Aber ich erinnere mich nicht mehr so... Chuu-Nin, soll sie sein, sagtest du? Nie gesehen, aber du weißt ja, ich bin ein Workaholic und na ja... Dann ist sie vielleicht im Außendienst tätig?"

Irgendwie hatte Iruka das starke Gefühl, dass es besser sei, das Gespräch schnell zu beenden, bevor er sich noch in Unstimmigkeiten verfing.

"Wenn du willst, höre ich mich wirklich um. ...Was, schon so spät? Ich glaube, ich sollte mich doch hinlegen, Kakashi-san... Ich muss Morgen früh raus."

"Du willst arbeiten, nach deinem heutigen Zustand?", irgendwie bekam er kein schnelles Ende zu Stande, so. Mist aber auch, wieso musste man sich gerade jetzt um sein Wohlergehen sorgen?

"Mir geht es dank dir schon viel besser, wirklich. Ich brauche nur genügend Schlaf. Danke noch mal, Kakashi-san. Gute Nacht!"
 

Bevor das Ganze zu einer endlosen Verabschiedung mutierte, legte Iruka lieber hastig auf.

Das war zwar auch nicht das Optimum - nun hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er seinen Schwarm praktisch abgewürgt und weggedrückt hatte. Nur was wäre ihm anderes übrig geblieben?

Er legte das Telefon weg und drehte sich wieder auf den Rücken, die Decke anstarrend.

Hatte er eigentlich für sich erwähnt, dass in letzter Zeit alles schief lief?

Über diesem Gedanken, und über der Suche nach Problemlösungen, schlief der 25-jährige nach einiger Zeit mehr oder weniger ruhig ein.

Nur noch die Motten tanzten weiter im Schein der Laterne, aus deren Schatten ganz gemächlich eine Gestalt heraustrat, die den Schlafenden bis zu eben dieser Sekunde unbemerkt beobachtet hatte.

Ein Grinsen umspielte ihre Lippen.

The Outsider

So mit etwas klausurverschuldeter Verspätung kommt also endlich Teil 28. Noch 10 Kapiel, Leute. Wenn diese FF auf Animexx abgeschlossen ist, werde ich schon auf dem besten Wege an die Düsseldorfer Uni sein - sollte alles klappen...

Kann also auch in Zukunft sein, dass Kapitel sich verspätigen - Abschluss geht vor, das versteht ihr ja sicher <3

Noch etwas anderes... Gut, den Spruch werdet ihr sicher schon kennen, aber langsam wundere auch ich mich, dass ich bei fast 200 Mexxlern auf der Favoritenliste stehe - aber nicht mal von einem Zehntel Feedback bekomme. Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn der ein oder andere vielleicht etwas kommentarfaulere Mensch eine kurze Resonanz dalassen würde. Immerhin hängt an dieser Geschichte wirklich viel Herzblut ♥

So, nichtsdesto trotz: Viel Spaß beim Lesen! <3
 

The Outsider
 

Es war nun annähernd einen ganzen Tag her, dass Sasuke sich in Itachis Gegenwart aufhalten musste.

Eigentlich, so hatte er gedacht, wäre er niemals wieder dazu in der Lage, sich in der Anwesenheit seines Bruders auch nur ansatzweise zu entspannen. Das war die Theorie für ihn immer gewesen,

und im Grunde war er nicht wirklich davon ausgegangen, dass es realistisch war, eine solche Situation einmal in der Praxis durchleben zu müssen.

Aber der 12-jährige sah sich eines besseren belehrt.

Er lag nach wie vor - und zu seinem eigenen Erstaunen aus freien Stücken heraus - ruhig in seiner Ecke. Unter Itachis Mantel.

Dieser verströmte einen unglaublich benebelnden, angenehmen Geruch, gegen den Sasuke sich nur schwerlich zur Wehr setzen konnte. Dazu fühlte er sich in erster Linie einfach zu ausgelaugt,

auch, wenn die marternden Kopfschmerzen nach einem erholsamen Schlaf den Rückzug angetreten hatten. Und genau diesem hatte er es wohl auch zu verdanken, dass er sich trotz seines

reduzierten Chakras auf die ein oder andere Art deutlich besser fühlte. Irgendwie. Trotz des harten Untergrundes, der fremden Umgebung, sogar Itachi zum Trotz.

Dennoch wollte er weg. Am Liebsten jetzt und sofort.
 

Denn dem 12-jährigen behagte es überhaupt nicht, dass er sich so resignierend verhielt, angesichts des Mannes, dessen Leben zu nehmen er sich geschworen hatte.

Natürlich war es sehr gut, dass er langsam einschätzen konnte, wie es um seine wirkliche Stärke stand. Dass er nicht, von Hass besessen, auf Itachi zurannte wie ein Berserker, obwohl sich ihre Stärke

deutlich genug unterschied. Aber war das hier deswegen okay?

Der Jugendliche hatte die Augen halbwegs entspannt geschlossen und sich auf die Seite gerollt, mit dem Gesicht zur Wand hin, hatte sich etwas in den Mantel hineingerollt und versuchte,

zu klaren Gedanken zu kommen.

Er musste sich eingestehen, dass er nicht an der Tatsache vorbeisehen konnte, dass er Ruhe gefunden hatte - zu seinem eigenen Bedauern und der Verwunderung, dass es sich genau um die Art

von 'Ruhe' handelte, nach der er sich die letzten Wochen gesehnt hatte. Die ihn auch innerlich ergriff. Wenn er es so betrachtete, musste er keine klaren Gedanken fassen, denn sie waren alle da,

geordnet, greifbar, logisch. Der Schwarzhaarige begriff, wie und was er zu tun hatte, damit er seinen Lebenstrott wieder aufnehmen und vielleicht sogar optimieren konnte.

Es waren allesamt kleine Dinge, aber die Erkenntnis alleine, dass er es geschafft hatte, auf sie zu kommen, erfüllte ihn mit einem guten Gefühl.

Sasuke musste mit seinem Team reden. Dringend.
 

Naruto und Sakura waren es doch, die ihn die letzten Jahre wirklich angetrieben und vorangebracht hatten. Und festgesteckt war er erst gewesen, als er sich wegen der Vergewaltigung abgeschottet hatte.

Wieso war ihm das vorher nicht erkenntlich gewesen? Gut, Naruto hatte seine Fehler, Sakura auch ihre. Aber hatte er selber die nicht auch?

Der Jugendliche beschloss für sich, dass es besser war, bis zu einem bestimmten Punkt mit seinem Team weiterzumachen.

Irgendwann würde er gehen. Irgendwann, wenn er stark genug war, um...
 

...Itachi!

Er fuhr innerlich zusammen. Wie weggetreten musste er denn sein, dass er hier herum lag und seelenruhig sein Leben überdachte, während der zentrale - negative - Aspekt davon direkt hinter ihm war?

Aber hatte er das nicht schon gehabt? Er war gerade einfach nicht in der Lage, mehr zu tun. Er konnte nur herumliegen.

Der Ge-Nin unterdrückte ein Seufzen darüber, zu was er die Kraft hatte, und versuchte für sich Alternativen zu finden.

Irgendwie... War es komisch, würde er einfach irgendwann gehen, nur um Itachi vielleicht bei ihrem nächsten Treffen zu töten. Wer sagte ihm denn, dass es nicht immer so laufen würde?

Der Gedanke war ernüchternd, und mit ihm kam die Frage, wieso er auf einmal so resignierte.

Sasuke war davon ausgegangen, dass sein Hass bei weitem stark genug war, um für immer in ihm zu existieren. Aber im Augenblick tat er es nicht - nicht in der Form, in der er es zuvor getan hatte.

Nicht, dass er nun mit seinem Bruder sympathisierte - genau genommen hatten die beiden nicht wirklich miteinander geredet, sich gegenseitig kaum beachtet.

Aber diese Ruhe, die der Ältere ausstrahlte...

Es war die gleiche Ruhe, die Sasukes Mitte in Kindertagen ausgemacht hatte.
 

Der Schwarzhaarige öffnete seine tiefen, dunklen Augen wieder, und starrte ziellos auf die felsige Wand vor sich. Diese Erkenntnis gefiel ihm nicht, ganz und gar nicht.

Es hatte ihm egal zu sein, ob Itachi die Ruhe vermittelte, nach der er sich sehnte. Es war nicht mehr relevant. Das musste ihm doch wohl klar sein.

Itachi würde gehen, verschwinden, und Sasuke würde eines Tages nichts anderes machen. So war es schon immer zwischen ihnen gewesen. So war sein Weg gewählt.

Rache erforderte keine Ruhe, nur Geduld. Und die bewies er doch hier gerade vorzüglich.

Wieso nicht diese Gelegenheit noch anderweitig nutzen? Der 12-jährige beschloss für sich, dass es doch überaus vorteilhaft war, eine Zeit lang die Nähe des anderen Mannes zuzulassen.

Das erste Mal seit Stunden schielte Sasuke ganz langsam und versucht, möglichst unauffällig damit zu verbleiben, nach hinten.
 

Er konnte nicht unterdrücken, dass ein kurzer, überraschter Ausdruck in seinem Blick aufglomm. Itachi saß seit längerem wieder neben der Öffnung in der Wand, aber er sah nicht - wie erwartet - hinaus.

Nein, er schaute selber zu seinem Bruder herüber. Beobachtete ihn ganz offensichtlich auch. Und damit hatte der Kleinere nicht gerechnet.

Itachi hatte ihn nie wirklich beachtet. Damals schon nicht, und danach erst recht nicht. Allerdings - wenn er so rein gar kein Interesse an ihm hegte, wäre es nicht einfacher gewesen, ihn im Wald zu lassen?

Oder ihn direkt mitsamt dem restlichen Clan zu töten?

Irgendwie wollte er wissen, was der Grund war, was im Kopf des Älteren vor sich ging, was er mit seinem undeutbaren Verhalten bezweckte. Es musste doch irgendeine Antwort auf diese Fragen geben.

Sasuke musterte sein Gegenüber, wobei er das verstohlene Herüberschielen aufgab und den Kopf leicht zur Seite drehte. War ja nun auch egal.

Itachi hockte vollkommen gelassen auf dem Boden und rührte sich kaum. Alles, was sich wirklich an ihm bewegte, war sein Brustkorb, der sich langsam hoch und nieder senkte.

Dafür wirkte aber selbst diese Bewegung bei ihm außerordentlich elegant und perfekt. Der Ge-Nin zweifelte an, dass es möglich war, einen makelloseren Menschen anzutreffen, zumindest, was das Äußere betraf.

Irgendwie war da etwas attraktives in den schlanken, femininen Zügen.
 

Die beiden Brüder sahen sich eine stillschweigende Zeit aufmerksam an, und keiner wagte es, den anderen auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Hätte man die Szenerie von außen betrachtet, wäre der Verdacht schnell nahegekommen, dass die zwei Jugendlichen etwas sehr inniges verband - allerdings im positiven Sinne.

Doch davon merkte keiner der Uchiha etwas, zu sehr waren sie mit sich selber beschäftigt.

Zu Sasukes Verwundern war es der andere, der die Stille durch den ungewollt angenehmen Klang seiner Stimme zerschnitt.

"...du bist also wach", stellte Itachi mit gleichmäßigem Ton fest, bevor eine Kunstpause folgte, "...Durst?"

Durst?, wiederholte der Angesprochene daraufhin die Frage in seinem Kopf. So kannte er Itachi einfach nicht. Dieses Verhalten war... auf eine überaus schöne Art nicht zu aufdringlich, aber fürsorglich.

Der 12-jährige erschrak über den Inhalt seiner eigenen Gedanken. Angenehm? Itachi? Niemals wieder für ihn.

Wie sollte er also reagieren? Zum Einen wollte er die unfassbare Freundlichkeit des 17-jährigen nicht annehmen, zum Anderen wollte er sie - und er wollte sie nicht ablehnen.

Wollte er sie? Das Knäuel in seinem Kopf verknotete sich wieder. Woher kam den bitte diese Wende in ihm?

Es ging um den Mörder seiner Familie, den Mann, den er zu töten wünschte.

Allerdings... Eine Tatsache war unleugbar. Itachi war der Mörder seines Clans. Aber er war gleichzeitig auch alles, was von seinem Clan übrig geblieben war. Was Sasuke anging, so war er Himmel und Hölle für ihn.

Aber wahrscheinlich hatte er sich ohnehin schon dafür entschieden, den Pfad hinab zu gehen. Oder?
 

"Und wenn?", kam nach ein paar Minuten endlich die einzige Reaktion, die Sasuke angemessen erschien. Er wusste nicht genug über Itachi, das ging ihm auf. Wenn man jemanden besiegen wollte, der stärker war als man selber, dann musste man ihm geistig überlegen sein. Zumindest daran konnte er ja nun arbeiten, auch wenn der Schwarzhaarige sich immer mehr eingestehen musste, dass er für einen Augenblick lieber ohne diese inneren Zwänge leben wollte. Doch das verbot er sich direkt, als der Impuls in ihm kam.

"...habe ich Tee", mit diesen knappen Worten hielt der 17-jährige eine kleine Flasche hin. Wahrscheinlich war er gut vorbereitet auf seine Reisen und führte aus diesem Anlass weitaus mehr als einen der Wasserbehälter mit sich, doch wo er sie verstaute blieb dem Jüngeren ein Rätsel. Sei es drum.

Er richtete sich auf, ohne die Augen von dem Nuke-Nin abzusenken. Vielleicht war das hier ein Test, eine Prüfung - oder ein makaberes Katz-und-Maus-Spiel.

Doch bevor Sasuke noch weiter hätte reagieren können, erhob sich der Größere bereits von alleine und ging auf ihn zu, die Flasche mit sich führend: "Du siehst besser aus."

Das führte wohl so zu nichts mehr. Der jüngere Uchiha beschloss, endlich angemessen zu reagieren.

"Was willst du von mir, Mistkerl?"
 

Zu seiner Überrumpelung und als Ersatzantwort hielt Itachi ihm ruhig die Flasche hin. Sasuke sah mürrisch auf: "Das meine ich nicht. Und du weißt es."

Itachi hockte sich neben ihn, wobei er den Gegenstand vor dem Kleineren abstellte: "Mag sein."

Seine Augen verrieten keine Gefühlsregung, und es war, als würde der 17-jährige alle äußeren Einflüsse an sich abprallen lassen. Nichts kam in ihn herein - und nichts kam heraus.

Sasuke ignorierte das Angebot zu trinken vorerst. Er hatte gerade keine Ruhe dazu: "Was machst du hier?"

"Nichts. Nichts, was dich anginge."

"Und was mache ich hier, verdammt?"

"Lass die Ausdrücke, Sasuke. Sie ändern nichts." Wieso auf einmal diese Belehrung? Wieder folgte ein Kunstpause, oder zumindest etwas, was Sasuke als solche einstufte, bevor der andere weiterredete.

"Ich sagte es schon. Ich wollte mich nur überzeugen, dass das Gerücht wahr ist."

Irgendwie war es mehr als sonderbar, wie sie hier gerade miteinander reden konnten... Nicht, dass Itachi sich verständlich ausdrücken würde, aber es war doch ruhig, entspannt. Kein Hass, keine Ablehnung - auf keiner Seite.

"Was bringt es dir denn?", der Angesprochene sah beschämt den Boden an. Bereits bei dem Ansatz der Erwähnung des Vorfalles zog sich in ihm alles zusammen.

"Blutsbande verbinden ein Leben lang, Sasuke."

Was wollte er damit implizieren? Dass es doch einen Teil in Itachi gab, der nicht vollkommen in seiner eigenen Welt zu leben schien. Sasuke griff doch zur Flasche und trank einige hastige, große Schlucke,

ehe sein Kopf sich wieder zu melden begann. Vielleicht war dies die einzige und letzte Gelegenheit, dem Mann, den er töten würde, noch ein paar Fragen zu stellen. Und nun war das auch egal.

"Also denkst du an mich?", wollte der Kleinere geradeheraus wissen, wobei ihm im selben Augenblick nicht klar war, wieso er gerade das nachharkte.

"Ja." Mehr Antwort konnte er wohl nicht erwarten. Aber... Irgendwie hätte er das nicht erwartet. Dieses 'ja' kam so überaus zögerfrei und schnell, dass es sich in das Gedächtnis des 12-jährigen brannte.

Blutsbande... Damit kam auch die Idee wieder hoch, dass Itachi eine absolut ambivalente Rolle in Sasukes Leben einnahm - er war der Mörder seiner Familie, der gerichtet werden musste, und gleichzeitig war er seine Familie, für die er richten wollte. War Itachi damit also Opfer und Täter?

Wahrscheinlich war es nicht legitim, es so zu sagen, denn er hatte wohl aufgehört, ein Uchiha zu sein, als er den Clan hingerichtet hatte. Aber wieso sprach ausgerechnet er dann jetzt von Blutsbanden?
 

Der Ge-Nin stellte die halbleere Flasche vor seinen Bruder und reichte ihm seinen Mantel.

Unruhe kam in ihm auf. Er hatte zu hassen, er hatte dafür zu leben - und keinen netten Kaffeeklatsch zu veranstalten. Sein Blick wanderte wieder auf den Boden. Ja, er fühlte sich gerade endlich noch einmal annehmbar. Vielleicht sogar gut, wenn er ganz ehrlich war. Musste er auch das für Rache aufgeben? Es waren viele Opfer, die er den Toten brachte...

Seltsam, dass sie erst jetzt einen solchen Moment hatten, der sich wirklich gut anfühlte... Nach all den Jahren, in denen es angebrachter gewesen wäre.

Er musterte seinen Bruder, wobei er eine Spur Nachdenklichkeit in seinem Gesichtsausdruck nicht verbergen konnte, obwohl der Schwarzhaarige lieber ebenso emotionslos gewirkt hätte.

Der Ältere schaute zurück - und dabei lag Aufmerksamkeit in seinem Blick. Ein unbekanntes Gefühl kroch in Sasuke auf, und obwohl er vorgehabt hatte, noch länger den Musternden zu machen, wand er seinen Blick wieder ab.

Der Moment war schön und gut - aber konnte er es jetzt so annehmen, ohne, dass sich am Ende etwas veränderte?

Viel für Menschen hatte er eigentlich nicht übrig. Wahrscheinlich war die innere Verwirrung also nur temporär. Etwas anderes, als darauf zu hoffen, konnte er nicht tun. Würde er nachfragen, wie lange er noch zu bleiben hatte, und ob er letztendlich einfach gehen konnte, käme unter Garantie keine sinnvolle Antwort.

Also musste er erneut seine Geduld unter Beweis stellen und warten. Von seitens seines Bruders kam jedenfalls nichts mehr - der 17-jährige ergriff irgendwann seinen Mantel und die Flasche, richtete seine

Anziehsachen wieder her, schob den Wasserbehälter weg und erhob sich stumm, um zurück zu der Öffnung in der Wand zu kehren.

Was auch immer er da observierte...
 

Danach folgte vorerst nichts mehr. Nur anhaltende Stille, schwellendes Schweigen und die verbleibende Unruhe in Sasuke, dem aufging, dass er ein positives - um nicht zu sagen äußerst positives Gefühl mit seinem Bruder zu verbinden begann. Der Hass in sich konzentrierte sich deshalb vorläufig auf den Jugendlichen selber, der sich für zu schwach hielt, um standhaft zu bleiben.

Er war doch eine Schande für seinen Clan.

Über diesen vernichtenden Gedanken die Zeit vergessend verflog der Tat relativ schnell.

Erst, als die Tür auf einmal aufging, wurde Sasuke aus seiner Lethargie gerissen. Er sah auf, um zu erkennen, dass der von Itachi als Kisame betitelte Mann zurückgekehrt war.

"Itachi-san...", der Blauhaarige richtete sich ohne Umschweife an seinen Partner, "Es ist, wie befürchtet. ANBU-Einheiten untersuchen die gesamte Gegend."

ANBU-Einheiten? Darauf konnte der Zuhörer sich keinen Reim machen. Welchen Anlass gab es für die ANBU, derart auszuschweifen? Wegen seinem Verschwinden konnte es wohl kaum sein.

Sicher, realistisch war, dass Kakashi einen Suchtrupp nach dem plötzlich Fehlenden geschickt hatte. Aber da reichte auch eine Einheit.

Jedenfalls reagierte sein angesprochener Bruder lediglich mit einem Nicken darauf.

"Wir sollten besondere Vorsicht walten lassen, Itachi-san", Kisame streckte sich leicht, ehe er sich neben dem Kleineren niederließ und zu Sasuke nickte, "Ihr habt doch alles, was Ihr von dem Kurzen wolltet, oder nicht?" Irgendwie passte es dem erwähnten Jugendlichen nicht, wie der Nuke-Nin seine Anwesenheit umschrieben, aber den Elan dazu, sich einzumischen, fand er auch nicht recht.

Jedenfalls kam erneut nur ein Nicken. Der Ältere schielte zu dem 12-jährigen: "...geh."

Diese Anweisung war so absurd, dass es kurz dauerte, bis der Angesprochene sie verstand. Er war von zwei rechtlich gesuchten Shinobi gefangen gehalten worden, die Sache und das Verhalten mit und von Itachi musste er nicht mehr erwähnen. Das grenzte an puren Leichtsinn, gekrönt von einem Hauch Unzurechnungsfähigkeit.

Sasuke beobachtete die beiden skeptisch. Hatten sie keine Angst, dass er sie verraten würde? Offensichtlich nicht, denn man schien nur darauf zu warten, dass der anscheinend überflüssig gewordene Jugendliche verschwand.
 

Resignierend erhob er sich also. Genauer betrachtet mussten sie sich keine Gedanken darum machen, ihn wegzuschicken. Es lag auch nicht in seinem Interesse, Itachi an die ANBU auszuliefern.

Bekäme Konoha ihn in die Hände, dann hieß es für den 17-jährigen vielleicht lebenslange Sicherheitsverwarnung.

Zwar hegte Sasuke gerade weniger Hass als gewohnt, aber bevor man diesen Mann einsperren würde, wollte er die Rache doch selber in die Hand nehmen.

Bei der Tür angekommen blieb er kurz stehen und schaute zu den zwei Akatsukimitgliedern. Ob man diese beiden bald wiedersehen würde...?

Der Schwarzhaarige beließ es lieber dabei, öffnete die schwere Tür und trat heraus auf einen wenig beleuchteten Flur. Neue Probleme und Herausforderungen stellten sich ihm.

Wo war er - und wie kam er dort weg?

Er tat also das, was am naheliegendsten war - dem Weg folgen, bis er etwas erkennen konnte, dass nach Ausgang wirkte. Die Hände dabei an die kalte Wand gelehnt, um sich in der Dunkelheit etwas Halt zu verschaffen, gelang ihm das Vorwärtskommen tatsächlich relativ passabel.

Nach guten zwei Minuten endetet der Flur, abgegrenzt durch eine weitere Tür. Er drückte sie auf - und hielt sich im selben Moment einen Arm vor die Augen.

Gleißendes Sonnenlicht blendete ihn. Es musste ein wunderbarer Sommertag sein, der sich draußen abspielte.

Sasuke kniff die Augen zusammen und versuchte, während er sich an die Helligkeit gewöhnte, auszumachen, wo er war. Vor ihm, im Tal, lag Konoha-gakure. Er hatte also einen Abstieg vor sich...

Wo aber war er dann?

Sein Blick wanderte nach oben, wobei er erkennen musste, dass man ihn tatsächlich im Inneren des Hokagefelsens festgehalten hatte. Unverkennbar. Nicht weit von dem Kopf des Nidaime, bei dem er sich seinen Einschätzungen nach aufhalten musste, war die Plattform, die zum Verwaltungs- und Hokagegebäude führte.

Mit einem Mal fühlte er sich seltsam übermannt... Genug Panorama, er musste in ein richtiges Bett, denn nach wie vor war das ausgelaugte Gefühl nicht aus ihm gewichen.

Die Gedanken bereits wieder abdriftend machte Sasuke sich nachdenklich auf den Weg nach unten. Er zog es noch einen kurzen Moment in Erwägung, doch jemandem zu sagen, wer sich in Konoha aufhielt.

verwarf die Idee bei seinem Abstieg aber vollends.

Wem hätte er sich auch öffnen wollen oder können?

Thinking of you

So, der vielleicht letzte Teil des Jahres 2oo7 geht online~

Ob ich im ganzen Weihnachtstrubel noch dazu kommen werde, Teil 30 on zu stellen, ist fraglich - und danach bin ich bis zum Ende der Ferien unterwegs, meine letzten wirklich freien Tage als Schülerin genießen. <3

Nichtsdesto trotz: Enjoy!
 

Thinking of you
 

Es war ein wirklich schöner Tag, der Sasuke durch Konoha begleitete.

In der Ferne hatte er zwischenzeitlich immer wieder einmal ANBU-Einheiten wahrgenommen, aber diesen war er - nur für den Fall, dass tatsächlich jemand nach ihm suchen würde - vorsorglich ausgewichen.

Der Schwarzhaarige hatte nun keine Lust auf Verhöre oder Ausfragungen im großen Stil. Er wollte einfach nur noch Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Etwas warmes zu essen wäre auch nett gewesen,

aber das Nachdenken hatte Vorrang.

Die Straßen waren irgendwie leergefegt, aber auch, wenn er das für sich bemerkte, wirklich in ihn sickerte diese Tatsache nicht. Der 12-jährige war innerlich im höchsten Maße verwirrt.

Wieso hatte er die Chance nicht ergriffen, Itachi zu töten? Nur, weil er keine Kraft in sich verspürt hatte?

Er seufzte sehr, sehr tief - eine Geste, die im Grunde gar nicht zu ihm passte - und versuchte, es zumindest jetzt dabei zu belassen. Er brauchte erst einmal ein richtiges Bett, Schlaf, Essen, Ruhe...

Und dann war sein Kopf bis dahin vielleicht auch wieder klarer. Man konnte es nur hoffen.
 

Der Jugendliche brauchte eine gute Stunde, bis er es geschafft hatte, irgendwo anzukommen. Mittlerweile hatte er fast alles um sich herum ausgeblendet, und so bemerkte er auch nicht, dass ihn seine Füße

direkt vor Kakashis Wohnung getrieben hatten.

Es wurde ihm erst klar, als er registrierte, dass er vor gut zwei Minuten stehen geblieben war und sich nicht mehr weiterbewegte.

Na, der Hentailiebhaber war sicher verdammt angefressen, wenn er jetzt plötzlich auftauchte. Wie lange war er eigentlich genau weggewesen? Er blieb unschlüssig stehen.

Irgendwie war das dämlich. Wenn er schon hier war, musste er auch klingeln - alles andere wäre lächerlich gewesen. Mit dieser Motivation hob der Schwarzhaarige seinen Arm, drückte seinen Zeigefinger

leicht gegen den Knopf der Klingel und wartete.

Die Tür wurde fast augenblicklich aufgerissen, und ein ungewöhnlich hektischer Kakashi starrte beinahe ungläubig zu Sasuke herab. Doch der Ausdruck wich sofort, machte Ernsthaftigkeit platz - und Besorgnis?

Sasuke konnte es nicht mehr erkennen, denn sein Sensei legte ihm schnell die Hände auf die Schultern und starrte ihn an: "WO warst du?!"

Der Kleinere, dem man die innere und äußere Erschöpfung durchaus ansehen konnte, schaute etwas weggetreten hoch: "...ich..."

Was sollte er antworten? Die Idee kam ihm schnell. Er blieb einfach bei der Fastwahrheit.
 

"...musste mir...den Kopf freilaufen. Ich musste einfach raus. Bin ja wieder da", mit dieser Anmerkung schob er halbherzig die Hände des Älteren beiseite, taumelte wie in Trance an ihm vorbei in die

Wohnung und zog sich mit schleppend langsamen Bewegungen die Schuhe aus.

Kakashi schloss die Tür hinter sich und drehte sich zu seinem Schützling um: "So? Ich habe das Gefühl, du hast das Chidori benutzt." In seiner Stimme schwangen Tadel und Vorwurf mit, doch das war

dem Jüngeren jetzt egal. Und der Hellhaarige erkannte, dass der Jugendliche wohl zu erschöpft war, um viel zu tun. Er beließ es dabei.

"Geh ins Wohnzimmer, ich mache dir einen Tee..."

Anscheinend einverstanden mit dem Angebot erhob sich der Angesprochene wieder und trabte müde von dannen. Es war nur allzu deutlich, dass er nicht mehr lange durchhalten würde.

Wahrscheinlich hatte er keinen langen Schlaf bekommen, draußen. Wo auch immer er sich herumgetrieben haben mochte...

Kakashi ging in die Küche und setzte Tee auf. Sobald er Sasuke ins Bett gebracht hatte, würde er Tsunade und Iruka anrufen. Aber das hier hatte Vorrang.

Besonders, weil er den Eindruck hatte, dass es dem jungen Uchiha nun wieder schlechter ging als vorher. Kopf freilaufen... Wieso kam dieser stoische Junge nur immer auf solche Ideen?

Verständnislos schüttete der 26-jährige heißes Wasser über Teebeutel, die er bereits in zwei Tassen verteilt hatte.

Für Sasuke war dabei ein wohltuender Beruhigungstee vorgesehen, damit die offensichtlich blank liegenden Nerven des Jugendlichen nicht noch mehr überstrapaziert wurden.
 

Während der Tee zog, schaute der Jou-Nin aus dem Fenster. Dass der Verschwundene die ganze Zeit über der ANBU ausgewichen war, grenzte an ein Wunder. Vielleicht am Anfang noch, ja, aber jetzt...

In Konoha wimmelte es zur Zeit doch nur so von ihnen.

Da fiel ihm auf - hatte Sasuke den Tod des Hokage eigentlich noch mitbekommen? Wahrscheinlich war es schon, aber wenn der der ANBU nicht begegnet war, dann war es auch ebenso sehr wahrscheinlich,

dass der Junge sich die ganze Zeit entfernt von Konoha-gakure aufgehalten hatte. Na ja, jetzt diese Sache zu erwähnen war taktisch unklug. Kakashi ging zwar nicht davon aus, dass es sich um

eine derartig für Sasuke harte Nachricht handelte, dass er dabei Vorsicht walten lassen musste, aber er machte im Augenblick nicht den Eindruck, als sei er allzu aufnahmefähig.

Und der Jou-Nin wollte der Letzte sein, der ihn nun zusätzlich überanstrengte.

Beließ man es lieber dabei, jetzt. Er nahm die Teebeutel aus den Tassen, warf sie in einen kleinen Mülleimer unter der Arbeitsfläche und stellte die Tassen ihrerseits auf ein Tablett.

Vielleicht war eine Suppe noch ganz gut...
 

Dem 26-jährigen fiel nicht wirklich auf, wie sehr er sich um den Jüngeren zu kümmern begann, während er eine Instantsuppe aus seinem Küchenschränkchen herauskramte, erneut Wasser aufsetzte und wartete.

Stattdessen schoss es ihm durch den Kopf, ob Naruto schon über den Tod Sandaimes Bescheid wusste. Zwar ging Sasuke gerade vor, aber Naruto hing unglaublich an dem Verstorbenen.

Kakashis Blick wanderte wieder aus dem Fenster. Er musste wohl Iruka bitten, mit Naruto zu reden. Oder Naruto direkt anrufen? Nein, das war nicht sein Stil.

Auch, wenn er bei dem Uchiha zur Zeit nicht wirklich stilecht blieb, das musste man ja sagen.

Das Wasser kochte geräuschvoll im Kocher. Die Flüssigkeit sprudelte heiß, als der Shinobi sie über den Inhalt der Instantsuppe schüttete, die er in eine Schüssel gefüllt hatte.

Er griff nach einem Löffel, rührte alles um und stellte die Schüssel ebenfalls auf das Tablett. Das würde seinem Sorgenkind sicher reichen.

Mitsamt Tee und Suppe machte der Hellhaarige sich auf den Weg in sein Wohnzimmer.
 

Sasuke hatte sich auf die Couch gehockt und erschöpft die Beine an sich gezogen. Er wusste nur zu gut, dass diese Haltung Schwäche wiederspiegelte, doch das war ihm im Augenblick egal.

Anders hätte er sich nur noch unwohler gefühlt. Der Jugendliche hatte den Kopf auf die Knie gelegt und starrte geistesabwesend nach draußen.

Langsam kehrte zwar etwas von dem alten Hass gegen Itachi wieder, doch irgendwie... Es war anders. Er hatte in diesen 24 Stunden eine vollkommen neue Seite an seinem Bruder gefunden, die sich zwar

im Verhalten her kaum von dem Altbekannten unterschied, aber für sich selber waren die Unterschiede spürbar. Deutlich spürbar.

Itachi hatte nicht mit ihm gespielt - jedenfalls nicht offensichtlich - , hatte ihn nicht bewusstlos im Wald liegen gelassen und Interesse daran gezeigt, was ihm wiederfahren war.

Und die Frage nach Durst hätte er sich auch sparen können. Hätte.

War das willkürliches Verhalten? Oder steckte da doch mehr hinter? Itachi hatte gesagt, dass er an ihn dachte...

Sasuke wusste zwar nicht, wie oft er es tat oder welche Gefühle er dabei hegte, aber so sehr, wie er an der - er spannte sich an - Vergewaltigung interessiert gewesen war...

Oder war das nur ein Vorwand gewesen, um mögliche Schwachstellen für zukünftige Treffen zu finden? Das wäre ihm ganz lieb gewesen, hätte er es sich einreden können. Aber hätte er nur solch niedere Absichten gehabt, hätte Itachi ihn niemals einen ganzen Tag in seiner Gegenwart geduldet.

Woher er davon wusste, hatte Sasuke im Grunde immer noch nicht verstanden. Kyuubi...

Natürlich wusste der 12-jährige nur zu gut um den Neunschwänzigen, aber wie oder wieso sollte sein Bruder mit ihm reden?

Sein Kopf begann wieder zu ziehen. Er schloss die Augen.
 

Die Ruhe, die er noch im Hokagefelsen verspürt hatte, war vollkommen aus ihm gewichen. Er wollte es nicht wahrhaben, aber offenbar war wirklich der 17-jährige dafür verantwortlich gewesen.

Dessen ruhige, überlegte Art war ansteckend. Im positiven Sinne.

Sasukes Fingernägel bohrten sich leicht in seine Haut, während er sich erneut anspannte. Er hatte zu hassen, zu hassen! Itachi konnte ihm egal sein, solange er ihn tot sah.

Das war er seiner Familie immerhin schuldig, er hatte es ihnen versprochen. Er würde sein Leben für sie unterwerfen. Mehr gab es nicht.

Von einer Sekunde auf die andere fiel dem Schwarzhaarige siedendheiß sein Traum wieder ein.

'Otouto...'

Er schüttelte den Kopf. War dieser Itachi nicht mit seiner Familie gestorben? Der Ge-Nin war kein kleiner Bruder mehr. Er war nur noch ein Rächer.

...aber da war es...

Das Gefühl, wie ihn jemand im Arm hielt. 'Otouto...'

Seine Fingernägel bohrten sich tiefer hinein. Das durfte doch nicht wahr sein! Wieso lies er es immer und immer wieder zu, dass andere sein Leben aus der Bahn warfen?
 

Itachi ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er musste an den schlangen, kräftigen Körper denken, den er im dämmrigen Licht der Fackeln klar vor sich gesehen hatte.

Die sanften, dunklen Augen, die ruhig auf ihn herabgesehen hatten... Die eleganten Finger, die ihm Flüssigkeit anboten und den eigenen Mantel...

Das seidige Haar, die ebene, porzellanartige weiße Haut, die schmalen, geschwungenen Lippen.

In keiner Facette dieser Erscheinung hatte Sasuke die blutige Mordlust erkennen können, die er in ihm vermutet hatte. In jenen Augenblicken, in denen sich ihre Blicke getroffen hatten,

war der 17-jährige nur eines gewesen: Perfekt und makellos.

Und? Trotzdem war er jener Mann, der in nur einer Nacht Konohas stärksten Clan ausgerottet hatte. Das verfluchte Wunderkind der Familie Uchiha.

Sasuke schielte weg. Ein Wunderkind war er wirklich, immer schon gewesen... Und für den Ge-Nin somit unerreichbar. Alles, was er von Itachi zu sehen bekam, war sein am Ende des Weges verschwindender

Rücken. Und wenn er nicht aufpasste, würde sich daran nichts ändern.

Das warme Gefühl kam erneut in ihm auf, was ihn schon im Unterschlupf in den Felsen irritiert hatte. Der junge Shinobi konnte es nicht zuordnen, es war... seltsam. Weil es angenehm war.

Was angenehmes anging, so kannte er nicht viel. Nicht, dass es ihm gepasst hätte, dass er so fühlte, aber... angenehm war angenehm, und er konnte es nicht ignorieren.

Itachi hatte sich ihm nicht aufgedrängt, und trotzdem den Eindruck vermittelt, dass er sich wenigstens dieses eine Mal kümmerte.

Das war eine Mischung, die dem jüngeren Uchiha leidlicher Weise gut bekam.

Trotzdem... der Nuke-Nin musste sterben. Es führte für beide kein Weg daran vorbei.
 

"Sasuke..."

Der Jugendliche wurde davon abgehalten, an diesen Erkenntnissen herumzudenken, als Kakashi mit einem Tablett zurückkam und dieses auf dem niedrigen Wohnzimmertisch vor ihm abstellte. Der Tisch bestand aus lackiertem, sehr schwarzem Ebenholz und Sasuke konnte seine Reflexion darin erkennen, als er sich etwas nach vorne beugte. Der Tee dampfte und verströmte einen süßlichen, angenehmen Geruch.

Kakashi griff nach einer der beiden Tassen, nahm in einem Sessel neben der Couch platz und lehnte sich nach hinten.

"Bedien dich. Die Suppe ist auch für dich. Ist gesund."

Was hätte er bei dem Älteren auch anders erwarten sollen? Das Einzige, was der Schwarzhaarige seit Wochen vermisste, was das Icha-Icha-Paradisu seines Senseis (wobei vermissen der falsche Ausdruck war.

Nicht, dass er mit den schlüpfrigen Inhalten des Buches sympathisierte, aber Kakashi hatte es immer dabei. Das war ein beunruhigender Wandel, vermerkte der Jüngere für sich).

Allerdings wollte er nicht lange darüber grübeln, wie er das Verhalten des anderen einzuschätzen hatte. Stattdessen meldete sich sein Magen, und dankbar nahm er die Schüssel an sich.

"...danke."

Der Jou-Nin ihm gegenüber beobachtete ihn schweigend, während Sasuke die Suppe förmlich verschlang. Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Das war sicher weit mehr als einen Tag her...

Relativ schnell stellte er die leere Schüssel zurück und griff nach dem mittlerweile etwas abgekühlten Tee.

Kakashi registrierte, dass die Suppe eine gute Idee gewesen sein musste, und begann nach Sasukes Beendigung seines Essens wieder ein Gespräch.

"Du bist erschöpft. Leg dich gleich hin."

Keine Standpauke folgte? Irgendwie gefiel dem Angesprochenen die Stimmung nicht. Gut, Kakashi war manchmal etwas wirr und nicht derjenige, der am strengsten die Regeln einhielt, aber dass er sich Sorgen gemacht hatte, war nicht zu übersehen.

"Mache ich. Tut mir leid."

Es passte nicht zu ihm, sicher, aber er befand für sich, dass eine Entschuldigung wirklich fällig war. Es war sein stoisches Verhalten, dass vieles erschwerte, das war Sasuke klar geworden, wenn auch noch nicht einhundertprozentig. Da fiel ihm ein, er wollte ja noch mit seinem Team reden... Oder es zumindest sehen. Der Wunsch war noch nicht ganz begründet und ausgereift, aber da war er.

Auch, wenn er zur Zeit durch den Gedanken an Itachi in den Hintergrund gedrängt wurde. Der Jugendliche trank schneller, um sich abzulenken.
 

Kakashi zog derweil eine Augenbraue hoch: "Eine solche Entschuldigung aus deinem Munde? Na, da gehört ja wirklich jemand ins Bett gesteckt."

Er grinste breit ob des gerissenen Witzes, über den der Angesprochene allerdings herzlich wenig lachen konnte. Bitte, bitte. Nicht jeder schien solchen Humor zu besitzen, und Sasuke war ohnehin nicht der Mensch, der zum Frühstück einen Clown verspeiste.

Trotzdem... Der Junge wirkte eindeutig bedrückter als vor seinem Verschwinden.

"Ist etwas passiert, Sasuke?", fragte der Jou-Nin deshalb sehr ernst nach. Dieses Mal wollte er nicht warten, bis es zu spät war.

"...ich bin nur müde", folgte die unwillige Antwort, wobei der Jüngere ihn aber weder ansah, noch wirklich überzeugend klang. Aber wahrscheinlich würde er nun ohnehin nicht mit mehr herausrücken.

Der 26-jährige wusste für sich, dass etwas passiert sein musste. Und er würde es schon noch herausbekommen, auch wenn andere Sachen vorerst wichtiger waren.
 

Sasuke stellte die geleerte Teetasse auf dem Tablett ab und setzte sich entspannter hin. Irgendwie wurde die Erschöpfung stärker...

Das war fast schon ironisch. Itachi gab ihm vollkommen vertrauenswürdigen Tee, während Kakashi ihm solches offensichtlich beruhigendes Teufelszeug unterjubelte.

So gesehen war es ja nicht schlecht, wenn er abschalten konnte, aber er wäre auch auf natürliche Art eingeschlafen. Zudem musste er deswegen schon wieder an Itachi denken.

Itachi, Itachi, Itachi, ...

Sein Kopf glitt langsam zur Seite, seine Augenlider wurden schwerer und schwerer, wobei seine Sicht mit zunehmender Intensität trüber und verschwommener wurde.

Er spürte, wie Morpheus ihn allmählich in sein Reich hinabzog. Und im Augenblick wollte er sich dagegen auch nicht wehren.

Schlaf konnte so wohltuend sein...
 

Kakashi sah dabei zu, wie sein Schützling ganz offensichtlich allmählich wegdöste, bis er nach einigen Minuten vollends entspannt und gleichmäßig atmend auf der Couch hing. Der Jou-Nin stand so leise wie möglich auf, ging um den Tisch herum und hob Sasuke behutsam hoch.

So was, da wirkte er ja glatt friedlich. Ein ehrliches Lächeln ob des Anblickes konnte der Ältere sich nicht verkneifen.

Er sah zu, dass er Sasuke schnell in sein Bett verfrachtet bekam, wo er ihn vorsichtig ablegte und die olivefarbene Decke sorgsam über den erschöpften Jungen zog.

Beim Hinausgehen schloss er die Tür leise. Sollte der 12-jährige sich erst einmal erholen, er konnte nur hoffen, dass nicht erneut ein Übergriff auf ihn passiert war.

Denn diese Befürchtung war in ihm aufgekommen, als nicht zu übersehen war, dass etwas nicht stimmte.

Der Jou-Nin schüttelte den Kopf. Er konnte ihn nicht zum Reden zwingen, egal was es war, Sasuke musste selber wissen, ob er es erzählen oder schweigen wollte.

Leider.
 

Mit diesen Gedanken beschäftigt ging Kakashi zu seinem Telefon und wählte zunächst die Nummer des Hokagegebäudes. Es wäre wahrscheinlich taktisch klüger, einfach dorthin zu gehen, ohne sich durch ewiges Warten in irgendwelchen Leitungen selber die Zeit zu nehmen, doch er wollte Sasuke vorerst lieber nicht mehr unbeobachtet lassen.

Eine junge Frau meldete sich am anderen Ende: "Büro der ehrenwerten Hokage Tsunade-sama, Sie sind verbunden mit Shizune. Was kann ich für Sie tun?"

Shizune? Ah, das war doch die Adjutantin gewesen, die Tsunade erwähnt hatte... Klang absolut loyal.

"Hatake Kakashi, ich bin verantwortlich für Team 7. Ich wollte Bescheid geben, dass Uchiha Sasuke wieder aufgetaucht ist und sich in meiner Obhut befindet."

"Kakashi-san?", interessant - man hatte anscheinend über ihn gesprochen, "Das ist großartig! Ich werde Tsunade-sama umgehend darüber informieren."

Was denn? Das war es schon? Er wollte ja nicht herumnörgeln, aber unter dem alten Hokage hätte diese Prozedur deutlich länger gedauert. Ein Grund zur Freude.

"Danke", Kakashi legte auf, nur, um gleich die nächste Nummer zu wählen. Es klingelte drei Mal, bis Iruka abhob.

"Hey. Sasuke ist wieder da", begrüßte Kakashi den Jüngeren ohne Umschweife, "Dachte, ich lasse es dich wissen."

"Er ist wieder da?", Irukas Stimme überschlug sich ja fast, wie süß. Sofort wollte er alle Details, die Umstände und natürlich Sasukes derzeitige Verfassung wissen, und Kakashi bemerkte, wie wenig er sich dazu eigentlich äußern konnte.

"Jedenfalls schläft er jetzt. Ich glaube, das ist das Beste im Moment. Ich melde mich, wenn es mehr zu sagen gibt... Ach ja, Iruka... Hast du Naruto seit dem Tod des Hokage gesehen?"

Eine Pause kam auf. Wahrscheinlich war der Braunhaarige noch immer empfindlich wegen dieses Themas.

"Nein, um ehrlich zu sein... Denkst du, ich sollte nach ihm schauen?"

"Wir haben uns die letzten Wochen nur um Sasuke gekümmert. Du weißt doch, wie Naruto ist. Besser als ich. Na ja... Ich muss noch über etwas nachdenken. Wir hören uns."

Auf diese Weise würgte Kakashi das Gespräch recht schnell ab und legte den Hörer auf.

Jetzt, wo er wusste, wie wenig er wusste, ließ ihm der Gedanke keine Ruhe mehr, wo Sasuke den Tag gesteckt hatte.

Etwas hatte sich verändert, ja. Aber was?

Love and Understanding

Prost Neues!

So, nun gehen auch meine Ferien zu Ende... Zwei sehr vollgestopfte Wochen liegen hinter mir, aber die Schreibarbeit kam zum Glück nur bedingt zu kurz.

Dank einem intensiven Besuch bei Kappa habe ich unglaublich viele neue Ideen... Und hoffe, dass ich sie noch alle in diesem Leben umgesetzt bekomme.

Gute Vorsätze und sowas.

In dem Sinne: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel <3 Und Kommentare sind im Übrigen wirklich gerne gesehen, auch wenn ich den Wink mit dem Zaunpfahl für gewöhnlich vermeide.
 

Love and Understanding
 

Auch am nächsten Tag hielt das gute Wetter noch an, und allmählich fühlten sich die Bewohner Konohas dank der nach wie vor aktiven ANBU so weit in Sicherheit gewiegt,

dass mehr Treiben auf den Straßen zu erkennen war.

Die meisten Menschen blieben schwarz gekleidet, eine Art stummer Trauer, die das Dorf noch bis zu offiziellen Beerdigung Sarutobis begleiten sollte.

Tsunade hatte angeordnet, diese würde erst stattfinden, sobald die Untersuchungen der ANBU abgeschlossen seien, doch man munkelte, dass die Zeremonie allerspätestens in drei Wochen gehalten werden würde.

Sakura hatte derweil allerdings ganz andere Gedanken, die sich beschäftigten.

Die junge Kunoichi war noch eine Weile mit Naruto auf dem Hausdach geblieben und hatte unsicher versucht, etwas aufmunterndes zu sagen. Ihr war dabei aufgefallen, dass Naruto trotz seines temperamentvollen, unüberlegten Verhaltens in diesem Moment wahrscheinlich eher Trost hätte spenden können als sie, wäre es um sie gegangen.

Sie war selber zu sehr mit Sasuke und Nao beschäftigt gewesen, und so war ihr nichts entsprechend hilfreiches eingefallen, was ihr im Nachhinein leid tat.

Zum Ende hin so unsicher gewesen, dass sich ein schlechtes Gewissen in ihr meldete, hatte sie Naruto gefragt, ob sie Sasuke nicht zur Ablenkung Heute gemeinsam besuchen wollten.

Wenigstens das hatte Wirkung gezeigt, und so war die 12-jährige gerade auf dem besten Wege, ihre Sachen für einen spontanen Besuch zu packen.

Sicher, Kakashi konnte sie wegschicken, aber einen Versuch war es wert.

Besonders, weil Sakura endlich das tun konnte, was sie seit Wochen geplant hatte. Ihrem Schwarm ein selbstgemachtes Bento zu bringen.
 

Die Jugendliche stand in der Küche, hatte die Haare hochgebunden und summte leise. Ihre Mutter hatte sie kopfschüttelnd ermahnt, in solchen Zeiten der Trauer gute Laune aus Anstand zurückzuhalten,

doch konnte man Verliebte beim besten Willen nicht aufhalten. Sie summte einfach glücklich weiter.

Das Bento wurde derweil mit allerlei Köstlichkeiten gefüllt - Sushi Maki, Onigiri, Dango und Takoyaki reihten sich nebeneinander auf, und es sollte nicht alles sein. Das Aroma alleine war betörend, doch so alleine wollte sie das Werk noch nicht stehen lassen. Sie nahm sich eine Moorrübe und begann mit geschickten Fingern eine kleine Zierfigur daraus zu schnitzen, die sie in einer Ecke des Bentos platzierte.

So war es schon deutlich besser.

Sakura warf einen Blick auf die Uhr, nur um festzustellen, dass es langsam Zeit wurde. Sie hatte darauf bestanden, dass man sich direkt bei Kakashi traf, da sie wusste, wie Naruto sein konnte. Zu seiner Wohnung hatte sie nicht gehen wollen, und sich bei ihr treffen? Unmöglich. Nachher wollte der Blonde noch einen Blick in ihr Zimmer werfen...

Es war ja nicht so, als hätte die 12-jährige gegen ihren Teamkameraden die gleiche Abneigung wie zu Beginn. Nein, ganz im Gegenteil. Sie hatte im Laufe ihrer gemeinsamen Zeit erkennen dürfen,

dass Naruto gar nicht so nervig und schlecht war, wie sie immer erwartet hatte. Er konnte verbissen sein, auch wenn er dabei meistens naiv wirkte.

Und sie wusste, dass sein Team für ihn sein Leben war. Dass sie ihm etwas bedeutete. Obwohl sie sich dauernd zankten.

Die Ge-Nin lächelte kurz. Ja... Die gemeinsamen Tage... Sie mussten bald wiederkommen, sehr bald. Nao war ein vortrefflicher Ersatz - aber er blieb ein Ersatz.
 

Sie schloss die Bentobox, umwickelte das Ganze mit einem farblich passenden Tuch und nahm das Mitbringsel in ihre Obhut, bevor sie sich auf ihren Weg machte.

Morgen würde sie wieder zu Nao gehen... Kam der Mann überhaupt zum Dorffest? Das Dorffest - sie musste Sasuke einladen!

Beschwingt durch ihre neugewonnene Motivation erschien der Fußmarsch zu ihrem Sensei nur halb so lang, wie er in Wirklichkeit war. Es dauerte in der Tat nicht lange, bis sie vor dessen Tür stand - und erkennen durfte, dass es dieses Mal Naruto war, der sich als überpünktlich zeigte. Er musste wohl wirklich keine andere Ablenkung haben...

"Sakura-chan!", lärmte er auch direkt fröhlich herum, wobei man ihm ansah, dass er seine eigentliche Bedrücktheit damit überspielte, "Da bist du ja endlich!"

"Hallo, Naruto", die Angesprochene sah ihn an und musste aus Höflichkeit einfach fragen, "Wartest du schon lange?"

"Ach was! Die fünf Minuten! Gar nicht", kam prompt die Antwort, wobei er lieber verschwieg, dass es nicht fünf Minuten, sondern eher eine halbe Stunde hergewesen war, dass er vor dieser Tür ankam.

Doch Sakura glaubte ihm einfach, während sie das Bento in eine Hand nahm, um die Klingel zu betätigen. Wenn Naruto nicht an seine Schmerzen erinnert werden wollte, war es vielleicht besser, es einfach hinzunehmen.

"Hey, hey, Sakura-chan! Was hast du denn da?", er beobachtete neugierig das Mitbringsel für ihren Sorgenkindkameraden, "Riecht gut."

"Ja, riecht gut und ist nicht für dich. Sasuke-kun kann das sicher gebrauchen", erklärte Sakura ihm ihre Gedanken, während die umständlich die Klingel drückte.

"Ich auch! Seit Ichirakus zu hat, verhungere ich!", theatralisch legte er eine Hand auf seinen Bauch. Die Gleichalte hielt in ihrer Bewegung überrascht inne und sah ihn an.

"Ichirakus hat geschlossen? Wieso das?"

"Der Jii-san ist angegriffen worden und liegt im Krankenhaus", der 12-jährige sah weg, schmerzlich daran erinnert, wie sich die Dinge zur Zeit veränderten.

Sakura seufzte schwer. Sie liebte Harmonie in ihrem Team, auch wenn Sasuke sie dauernd abwies und Naruto ihr dauernd am Hals hing, was nicht gerade von Ausgeglichenheit für sie zeugte.

Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, Gestern etwas zu harsch zu ihm gewesen zu sein. Naruto war Naruto. Aufgedreht, wild, laut - nur böswillig nicht.
 

Beinahe etwas trotzig zog Sakura das Tuch weg, hob den oberen Teil der Box etwas an und zog eine gebackene Makrele hervor, die sie ihrem Gegenüber hinhielt: "Aber wehe, du sagst Sasuke-kun etwas."

"...Sakura-chan..." Naruto nahm das angebotene Essen überglücklich an und schüttelte heftig den Kopf. "Nein, nein! Ich weiß von nichts! ...danke..." Er schien sich die Makrele jedenfalls schmecken zu lassen.

Die Jugendliche schaffte es gerade noch rechtzeitig, alles wieder ordentlich zu verschließen, bevor ein, etwas schlaftrunken wirkender Kakashi ihnen die Tür öffnete: "Hu?"

Die beiden Ge-Nin schwiegen einen Augenblick, bevor sie ihren Sensei grimmig anfuhren: "Mehr hast du nicht zu sagen!?"

Kakashi grinste und hob beschwichtigend die Hände: "Aber, aber... Wer wird denn gleich so aus der Haut fahren? Was gibt's?"

Sakura unterdrückte ein sehr genervtes Geräusch, sich darauf besinnend, dass das auch nicht mehr half, wenn es um Hatake Kakashi ging: "Wir wollen Sasuke-kun besuchen. Er ist doch bei dir, richtig?"

Der Jou-Nin nickte: "Japp. Aber ich weiß nicht, ob das so gut ist. Er ist noch nicht allzu lange wach... Vielleicht will er seine Ruhe."

"Maa~ Kakashi-sensei! Dann geh doch einfach nachfragen!", murrte Naruto daraufhin ziemlich motzig, der keine Lust auf die Spielchen des Älteren hatte.

Kakashi lachte daraufhin nur amüsant, nickte aber und verschwand für einige Minuten. Als er wiederkam wirkte er positiv aufgelegt.

"Er will euch tatsächlich bei sich haben. Herzlichen Glückwunsch! Der Tag ist gekommen, an dem Uchiha Sasuke jemanden bei sich hab-"

Dem Älteren keine weitere Beachtung schenkend, spazierten Sakura und Naruto einfach wortlos an ihm vorbei und zogen sich die Schuhe aus. Auf seinen Kommentar hin erwiderte keiner der beiden etwas.

Resignierend schloss der 26-jährige die Tür hinter ihnen und musterte sie: "Rechter Flur, letzte Tür links."
 

Auch darauf folgte keine Resonanz mehr, stattdessen verschwanden die beiden Jugendlichen mit gemischten Gefühlen in dem Gang. Die besagte Tür stand offen, und es war an Naruto, der einen ersten vorsichtigen Blick hinein warf. Er war im Umgang mit Sasuke feinfühliger geworden: "...hey, Sasuke."

Der Angesprochene saß auf seinem Bett nahe dem Fenster, hatte die Decke um sich geschlungen und sich an die Wand gelehnt. Er schaute ruhig aber irgendwie abwesend zu seinem Besuch: "Hallo..."

Sakura folgte Narutos Beispiel und betrat mit ihm zusammen den Raum: "Wie geht es dir, Sasuke-kun?"

Das war eine gut gewählte Frage. Seit Gestern hatte sich sein Zustand nicht wirklich gebessert. Das hieß - körperlich fühlte er sich schon um Welten besser, er merkte, wie schnell sein Chakra sich nach dieser ruhigen Nacht wieder regenerierte, hatte keinerlei physische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder dergleichen. Aber innerlich...

Zwar hatte er wirklich erholsam geschlafen, aber dabei hatte er die gesamte Nacht durchweg von Itachi geträumt. Er ging einfach nicht mehr. Erneut hatte er gesehen, gespürt - gemocht - wie Itachi seine Arme um ihn schlang. Das war unnormal. Nein, natürlich war ihm bewusst, wie stark die Bindung damals zu seinem Bruder gewesen war. Der Schwarzhaarige hatte ihn geliebt, ihn verehrt, ihn angebetet.

Aber davon war er doch nun wirklich mehr als 4 Jahre lang weggewesen.

Hatte er Gefühle in sich, die so stark waren, dass der Hass zwar überwog, sie aber in ihm schliefen, bis sie eine Chance hatten, hervorzubrechen?

So fühlte es sich für ihn jedenfalls an, und das machte ihm auf einer gewissen Ebene Angst...
 

"Sasuke-kun...?", Sakura beugte sich unsicher in seine Richtung. Der Angesprochene bemerkte, dass er auf ihre Frage hin gar nicht reagiert hatte.

"...tut mir leid...", er musterte sein Team, "Es ist schon besser. Danke."

Beruhigt durch diese Worte lächelte ihn die Kunoichi an: "Schön... Du hast sicher noch nichts gefrühstückt, oder? Ich... uhm... habe etwas für dich." Sie reichte ihm das Bento, das er etwas perplex entgegen nahm.

"Danke, Sakura."

Er zog das Tuch ab, klappte die Box auf und sah hinein: "...du hast dir viel Mühe gegeben. Es wäre nicht nötig gewesen. Danke."

"Hauptsache, es schmeckt dir, Sasuke-kun!", merkte die Gleichalte bloß schnell verlegen an. Naruto, der bisher relativ ruhig neben ihr gestanden hatte, sah das Essen mit hungrigen Augen an, was dem neuen Besitzer einfach nicht entgehen konnte. Sakura allerdings auch nicht.

"Nein, Naruto. Das ist für Sasuke-kun."

"Aber... jetzt wo Ichirakus zu hat...", stammelte der hungernde Ge-Nin hilflos vor sich her. Ichirakus hatte zu? Seit wann das denn? Sasuke tat etwas, was er schon lange nicht mehr getan hatte. Er schloss resignierend die Augen, sich bewusst darüber, dass sich sein eigener Hunger aufgrund seines Gemütszustandes gerade sehr in Grenzen hielt, und reichte Naruto die geöffnete Box mit ausgestrecktem Arm hin.

"Nimm dir was, bevor ich es mir anders überlege. Wieso hat deine Ramenbar zu?"

Naruto schniefte, erneut durchzogen von maßloser Theatralik, und griff schnell nach einem Onigiri: "Danke, Sasuke! Du bist ein wahrer Kumpel!" Auf die andere Frage reagierte er nicht direkt, doch Sasuke war geduldig. Er selber nahm sich, um die Köchin nicht zu beleidigen, geistesabwesend ein Takoyaki und biss langsam hinein.

Seine Träume verfolgten ihn auch jetzt noch. Oder besser: Itachi tat es. Der Anblick seiner Gestalt und seine Stimme, die Art, wie er handelte und sich bewegte... Es hatte sich in Sasukes Gedächtnis gebrannt, sodass er die Frage nach Ichirakus beinahe wieder vergessen hatte, als endlich eine Antwort kam.
 

"Der Jii-san... liegt im Krankenhaus... Jemand hat ihn angegriffen", es fiel Naruto schwer, diese Antwort innerhalb so kurzer Zeit erneut zu geben, aber vor Sasuke wollte er nichts verheimlichen.

"Angegriffen...?", der Schwarzhaarige dachte darüber nach, "Deswegen die ANBU-Einheiten?" Etwas absurd war das schon, aber Konoha war sonst auch nicht so gefährlich.

Daraufhin schaute Naruto jedoch ganz weg und griff, zu Sasukes innerer Verwunderung, nicht mehr nach etwas zu essen.

Sakura übernahm die Antwort: "...nicht ganz, Sasuke-kun... Der Hokage ist verstorben. Anscheinend auch ein Angriff..."

Was denn? Er war einen guten Tag weg, und schon war Konoha kopflos? Wie konnte so etwas passieren? Erst er, dann dieser alte Mann von der Ramenbar, der Hokage...

Itachi...

Aber der 17-jährige hatte sicher nichts mit Teuchi oder Sarutobi zu tun. Vielleicht war da eine Verbindung zum Mord des Hokage. Aber irgendwie glaubte Sasuke daran nicht. Auch, wenn die Fakten sicher nicht gut für den anderen Uchiha sprachen, Sasuke wollte nicht sehen, wo der Grund für diese Tat bei seinem Bruder liegen sollte.

Ohne, dass er es selber merkte, schweiften seine Gedanken immer wieder zu dem Mann, den er töten wollte. Der 12-jährige realisierte das nicht mehr, merkte lediglich, dass seine Aufmerksamkeit nicht, wie gewünscht, seinem Besuch galt.

Stattdessen packte er weggetreten das Bento ordentlich zusammen, bat Sakura, es beiseite zu stellen und versuchte, sich auf die Anwesenden zu konzentrieren.

Die Erkenntnis, die ihm - in Itachi's Anwesenheit - so klar gekommen war, war immer noch im ihm.
 

"Ich...möchte euch etwas sagen."

Naruto und Sakura sahen ihn verwundert an, schwiegen jedoch, aus Angst, Sasuke könne es sich wohlmöglich noch einmal anders überlegen.

"...ich...danke. Dass ihr da seid."

Sein blonder Zuhörer schaute erst perplex, grinste dann jedoch breit und schlang kameradschaftlich einen Arm um Sasuke: "Dummkopf! Wir werden immer da sein. Wir sind doch ein Team - und daran wird sie nie was ändern! Lass uns wieder zusammen auf Mission gehen, Sasuke." Er wuschelte ihm durch die Haare, offenbar unendlich dankbar, hier sein zu dürfen.

Irgendwie hatte Sasuke nie voll verstanden, warum Naruto so um ihn kämpfte. Es war... schön. Irgendwann würde er ihn danach fragen.

"Sasuke-kun...?", Sakura, die solche Worte von ihrem Teamkameraden nicht gewöhnt war, hatte eine besorgte Miene aufgesetzt: "Ist etwas...?"

Der Angesprochene sah eine Weile ernst und stumm zu ihr, ehe er antwortete: "Ich wollte es nur einmal gesagt haben. Wahrscheinlich sage ich es nie wieder. Aber ich bin kein Mensch, der etwas bereuen will."

...wenn er geht, setzte der Schwarzhaarige gedanklich noch an den Satz, doch er hielt es für das Beste, dies nicht mehr laut auszusprechen.

"Man, wieso so emotional?", spaßeshalber schlug Naruto mit der Faust gegen die Schulter seines Lieblingsrivalen, "Wir haben uns ewig nicht gesehen. Die Mission neulich gilt nicht, da hat's dich ja umgehauen! Ich will Revanche!"

Der 12-jährige nickte bereitwillig. Das klang nach einem Angebot, das sich auch mit seinen Interessen deckte: "Bald. Und dann richtig. Das nächste Mal passiert mir so etwas nicht."

"DAS will ich auch schwer hoffen, sonst bin ich echt beleidigt!"

"...ihr beiden solltet die Missionen ernst nehmen, sonst geben sie uns bald wirklich nur noch D-Rank", warf Sakura ein, die die andauernden Streiterein der beiden direkt wieder leid war.

"Ehh?? Ich will keine D-Rank-Mission, das ist öde! Oder, Sasuke?"

Wieder nickte er nur, mit den Gedanken erneut abgedriftet. Konnte man einen Menschen mögen, wenn man ihn eigentlich hasste? Wenn man eigentlich keinen Grund dafür hatte, ihn zu mögen?
 

Der restliche Nachmittag hatte Sasuke relativ gut getan. Das ungleiche Dreiergespann hatte sich alles und nichts zu erzählen gehabt, und das Gefühl von Verbundenheit war wieder aufgeglommen. Besonders Naruto hatten die paar Stunden mit seinem Team gut bekommen, doch war gerade er es, der die gemeinsame Zeit beenden musste.

"...Iruka-sensei wollte ich mit mir treffen", gab er plötzlich zum Besten, während er auf die Uhr schaute.

"Und wann?", fragte Sakura, die bereits böses ahnte.

"Hehe... Vor einer halben Stunde?"

Die Jugendliche seufzte tief, konnte ihm aber irgendwie nicht recht böse sein. Naruto war überpünktlich zu Sasuke gegangen, und ging später, als geplant. Er hing wirklich genauso an dem Uchiha, wie sie es tat.

"Dann schlage ich vor, wir gehen besser...okay, Sasuke-kun?", sie erhob sich und machte sich gemeinsam mit dem Blondschopf abreisebereit.

Sasuke, der die meiste Zeit des Tages geschwiegen und nach Antworten auf seine Fragen gehorcht hatte, hatte gehofft, dass es so kommen würde: "Sakura... Ich begleite dich nach Hause. Ich brauche frische Luft."

"Uhm...?", eine leichte Röte legte sich auf ihre Wangen; das Angebot konnte man nicht abschlagen: "Wenn du dich danach fühlst, sehr gerne."

"Ja, bootet mich aus!", murrte Naruto, der Sasuke noch einmal anstupste und danach schon fast aus der Tür war: "Wir sehen uns bald, Sasuke! Ich bleibe bei meiner Revanche!" Mit diesen Worten rannte der 12-jährige von dannen, verfolgt von zwei Augenpaaren, die ihm nachdenklich hinterher schauten.

Sasuke stand auf, legte die Decke weg und rieb sich kurz den Nacken: "Ich gebe Kakashi Bescheid. Warte im Flur auf mich."
 

Der Jou-Nin zeigte sich zunächst wenig begeistert über das Vorhaben, sah aber ein, dass er Sasuke auch nicht immer wegsperren konnte. Zudem hatte er sich abgemeldet, erneut für einen Tag verschwinden würde er wohl nicht. Also ließ Kakashi Sasuke tun, was ihm beliebte. Viel konnte man ihm ohnehin nicht ausreden.

Sasuke kehrte zum Eingang zurück und streifte sich seine Schuhe über, wobei Sakura geduldig auf ihn wartete. Er hatte eine Frage, von der er wusste, dass sie ihm antworten konnte.

Die beiden Jugendlichen verließen die Wohnung und liefen langsam durch Konoha. Die Sonne war bereits wieder auf ihrem Rückzug, was zu dieser hochsommerlichen Zeit aber mehr als nur angenehm war.

Vielleicht hatte es auch Vorteile, bei den aktuellen Temperaturen keine Missionen ausführen zu müssen.

"Sasuke-kun...?", meldete sich seine bisher verstummte Begleiterin leise, als sie das erste Mal in eine Seitenstraße abbogen, "In ein paar Tagen ist doch dieses Dorffest. Ich weiß, du hast es nicht so mit Menschen und so... Aber es wäre sicher eine schöne Ablenkung. Naruto und ich gehen sicher hin, ich würde mich sehr freuen, wenn du es dir überlegen könntest..."

Das Fest... Ja, da war etwas. Einmal im Jahr gab es ein pompöses Sommerfest, dessen Einfluss Sasuke sich bisher nicht hatte entziehen können. Er selber war schon in Kindertagen alljährlich mit seiner Familie dort gewesen. Es war eine Feier voller Erinnerungen. Er nickte.

"Ich denke, ich komme."

"Wirklich!? Das ist schön! Wir holen dich ab, okay?", sie lächelte glücklich, und Sasuke entschied für sich, dass er seine Frage jetzt oder nie stellen musste.

"Sakura... Ich habe eine Frage", er musterte den Himmel über sich. Keine einzige Wolke zu sehen. Shikamaru war dieser Tage sicherlich angenervter als normal.

"Uhm, ja...? Stell sie ruhig, ich versuche, sie zu beantworten, Sasuke-kun. Was immer es ist...", bestärkt durch die Worte Naos hatte Sakura tatsächlich den Drang, mehr als normal zu kämpfen.

Das konnte Sasuke nur recht sein.

"Wieso bedeute ich dir so viel? Ich bin oft abweisend, zeige kein Interesse an euch, behandele euch nicht wie Freunde... Und werde eines Tages verschwunden sein."

Die Angesprochene senkte den Blick, als er den letzten Punkt ansprach, antwortete aber dennoch: "Das... ist mir egal. Ich kenne Seiten an dir, die sehr anziehend, angenehm und gut sind. Deine ruhige, überlegte Art, ganz anders wie Naruto. Ja, du tust uns weh, und du wirst uns wehtun, wenn du gehst..."

Die zwei Ge-Nin bogen erneut ab, und nach einigen Metern kam Sakura vor ihrem Haus zum Stehen.

"...aber?"

"Die angenehmen Dinge sind anziehender. Sie überwiegen. Ich habe das Gefühl, du wirst uns noch einigen Kummer bereiten, aber... Ich mag dich trotzdem."

Sie schwieg eine Weile und schüttelte schwach errötet den Kopf.

"Mh-m, man kann es nicht erklären, es ist einfach so, aber... ...ich liebe dich, Sasuke-kun. Verletz mich, und ich liebe dich trotzdem. Es ist kein kindisches Gefühl, es ist ganz ehrlich."

Die Kunoichi zögerte einen Moment, doch dann beugte sie sich schüchtern nach vorne und hauchte Sasuke einen schwachen Kuss auf die Lippen: "Tut mir leid... Wir...sehen uns."

Mit diesen Worten verschwand sie schnell in ihrem Haus, ließ einen irritieren Sasuke zurück.

Gefühle, so beschloss er für sich, waren nicht sein Metier. Denn er verstand sie nicht.

A dawn's meeting

So, mal wieder mit viel Verspätung...

Muss man zur Zeit in Kauf nehmen, dank Abi. Da kommt keine freie Minute mehr bei raus, und was Internet angeht, bin ich gerade so gut wie überhaupt nicht on.

Na ja, was tut man nicht alles für seine Zukunft.

Und das Studium in D-Dorf ist einfach überaus wichtig <3

So, genug des Palavers, es geht ja weiter~

Enjoy!
 

A dawn's meeting
 

Beschämt saß Sakura auf dem gleichen Platz, auf dem sie immer saß.

Nao stellte der 12-jährigen mit einer fast besorgten Miene eine dampfende Tasse Tee hin, ehe er sich selber auf seinen Stuhl setzte.

"Ojou-chan... Vielleicht war es gut, dass du ihm gezeigt hast, welche Möglichkeiten ihm offen stehen."

Sakura hatte ihrer Vertrauensperson direkt am nächsten Tag erzählt, zu welcher Dummheit sie sich hatte hinreißen lassen. Auf so etwas konnte Sasuke nicht stehen. Einfach geküsst zu werden...

Es war ein schwieriger Akt, an ihn heranzukommen. Ein wirklich schwieriger. Und jetzt hatte sie vielleicht alles kaputt gemacht.

Die Jugendliche griff frustriert nach dem Tee, pustete über die Flüssigkeit, schwenkte die Tasse behutsam, um den Tee leicht zu rühren und trank einen Schluck.

Die Wärme des Getränkes kroch durch ihre Speiseröhre in ihren Körper hinein. Der Geschmack verströmte ein geborgenes Gefühl. Jedes Mal war er so aufmerksam, ihr einen Tee zuzubereiten.

Wirklich, hier war der Ort, an dem sie geborgen war.

Ihre Eltern zu Hause waren fürsorglich, aber selber recht passable Shinobi. Der Druck, den sie ausübten, damit aus ihrer einzigen Tochter eine gute Kunoichi wurde, war von Sakuras Seite aus nicht zu übersehen.

Niemals hätte sie mit ihnen darüber reden können, was sie fühlte.

Uchiha Sasuke galt dank seines Namens vielleicht als gute Partie, aber zum Einen war sein Clan und somit sein Name geschändet worden, zum Anderen wusste sie, dass sie vor der erfolgreichen Ablegung einer

Jou-Nin-Prüfung nicht mit einem Freund anzukommen brauchte.

Der Weg eines Shinobi war hart.

Sakura starrte nachdenklich in ihre Tasse. Ein Shinobi zeigte keine Gefühle. Aber das war ihr egal. Sie hatte sich diesen Weg nicht ausgesucht, und wollte deswegen wenigstens das Beste daraus machen.

Es war ein Wink, dass sie mit ihrem Schwarm im selben Team war, es musste ein Wink sein!
 

Sie sah auf, bemerkend, dass sie Nao noch keine Antwort gegeben hatte. Färbte Sasukes abwesendes Verhalten etwa schon auf sie ab?

"Ich weiß nicht... Sasuke-kun ist... unglaublich verschlossen. Mit Gewalt komme ich nicht an ihn heran."

"Aber, aber. Es war ein lieber Kuss, keine brutale Geste, Ojou-chan."

"...Nao-sensei...Ich weiß, was mit Sasuke-kun passiert ist", Sakuras Hände krallten sich in ihr rotes Oberteil. Jetzt wollte er doch erst recht nicht angefasst werden.

Seufzend stand Nao auf, ging um den Tisch herum und hockte sich neben die Jüngere. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und sah ihr in die Augen.

"Es tut mir leid, Ojou-chan. Ich wünschte, es wäre anders gekommen. Du solltest auf dem Fest eine gute Gelegenheit suchen, um mit ihm zu reden."

Er strich ihr eine Strähne ihre Haares aus der Stirn und reichte ihr die Teetasse: "Komm, er wird nur kalt. Dann schmeckt er nicht mehr."

Der 25-jährige langte über den Tisch und trank selber einige Schlucke aus seiner Tasse. Danach zog er einen Stuhl heran und setzte sich neben seinen Gast.

"Ob er noch auf das Fest kommen wird, ist die Frage..."

"Er hat weder wütend noch ängstlich reagiert, sagtest du. Wer weiß, vielleicht will auch er, dass dieser Vorfall geklärt wird? Vielleicht hast du ja Glück, und kannst dir auf dem Fest ein paar schöne Worte von dem Jungen anhören..."

Der Ältere stricht wieder über ihren Kopf, sanft, vorsichtig. Sakura trank die letzten Reste ihres Tees und nickte schwach. Irgendwo hatte er ja Recht. Natürlich, Sasuke hätte sie auch anschreien können oder dergleichen mehr. Hätte selber weglaufen können. War da nicht eine Spur von angetaner Röte in seinem Gesicht gewesen?

Sie lächelte leicht und stellte die Tasse weg.

"Unter Umständen habt Ihr vielleicht Recht, Nao-sensei... Vielleicht ist Sasuke-kun auch sehr schüchtern. Außerdem...", sie rang sich kurz zu einem unsicheren Lächeln durch, "...es geht ihm langsam wieder besser. Ich glaube, es hat ihm gut getan, dass er Naruto gesehen hat. Die Beiden zanken sich dauernd, aber... das bindet sie auch sehr aneinander..."

Nao zuckte kurz, ungesehen. Seine Haltung wurde leicht mechanisch und steif, doch Sakura nahm es nicht wirklich wahr.

"Jetzt hast du es verstanden, Ojou-chan. Der arme Junge hat vieles durchmachen müssen... Er weiß sicherlich noch nicht, was er an dir haben wird."

Wirklich, diese Gespräche mit Nao waren wunderbar. Befreiend, erlösend - und sie öffneten Sakuras Blickfeld. So unsinnig war es ja nicht, was er da sagte.

Das Fest lag keine Woche mehr weg. Sie musste diesen Abend für sich nutzen.

"Ich denke, ich sollte nach Hause gehen, um mir eine passende Yukata herauszusuchen, Nao-sensei..."

Der Angesprochene nickte, wobei sich ein seltsamer Ausdruck in seinen Augen wiederfand: "Das ist die richtige Einstellung - und eine gute Idee. Ich bin mir sicher, wir werden uns am Abend des Festes sehen. Vorher habe ich aber leider keine Zeit mehr für dich, Tsunade-sama hat mich direkt mit einem Berg von Aufgaben beladen. Ich hoffe, du verstehst das, Ojou-chan."

Diese Information kam irgendwie seltsam spontan, aber Sakura nickte nur: "Das macht nichts! Ich weiß schon, was ich bis zum Fest zu tun habe."

Und das wusste sie wirklich.
 

Naruto hockte auf seinem Bett, das zerbrochene Foto von Team 7 in der Hand haltend. Er wusste nicht, wieso, aber er hatte ein komisches Gefühl.

Etwas konnte nicht stimmen. Etwas war falsch. Aber was? Er kam nicht darauf.

Konoha hatte sich in den letzten Wochen ziemlich verändert. Der 12-jährige sah zwar, dass das alles nur temporär wäre, und dass es mit allem sicher wieder bergauf gehen würde, sobald die verantwortlichen Täter gefunden worden waren, aber dennoch... Er hatte das unleugbare Vorahnen, dass das Ende dieser Phase kein schönes werden würde.

Er ließ sich nach hinten sinken und legte das Bild auf dem Bett neben sich ab. Die Decke über ihm war grau und eintönig.

Der Blonde mochte sein Zimmer nicht. Denn im Grunde war alles darin auf die selbe Art und Weise grau und eintönig. Die einzigen Farbkleckse, alles, was etwas Auflockerung und eine angenehmere Atmosphäre schaffte, waren die Fotos seiner Freunde und der Menschen, die ihn umgaben.

Wie im richtigen Leben.

Er rollte sich auf die Seite. Keiner konnte ihm sagen, wann Team 7 wirklich wieder Missionen bekommen würde. Im Augenblick waren die meisten Ge-Nin-Teams ohnehin nicht im Einsatz, aufgrund der unsichtbaren Bedrohung, die sich Zuflucht an diesem Ort gesucht hatte.

Das Gespräch mit Sasuke Gestern hatte wirklich gut getan. Auch, dass Iruka sich noch mal Zeit genommen hatte.

Aber ansonsten... Irgendwie fühlte er sich dennoch einsam.

Sakura war nett zu ihm gewesen, doch er kam nicht an sie heran. Sie liebte ihn eh nicht. Und dieser Nao, den sie erwähnt hatte... den verstand er ohnehin nicht. Woher kannten die beiden sich?

Wer war denn dieser komische Mann überhaupt?

Iruka hatte sich Ewigkeiten nicht gemeldet. Natürlich, er hatte noch weitaus mehr Akademisten, die er zu betreuen hatte. Aber trotzdem. Er war für den Jüngeren unendlich wichtig geworden...

Und zuletzt Sasuke...

Der Jugendliche machte einen seltsam verlorenen Eindruck. Gestern war er fast ausschließlich mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen, auch wenn man gesehen hatte, dass er sich Mühe gab, aufmerksam zu sein. Aber irgendetwas hielt ihn gefangen, ließ ihn nicht mehr los, bewegte ihn...

Was hatte er eigentlich die ganzen letzten Wochen gemacht, in denen sie keinen Kontakt mehr gehabt hatten? Der Blonde wollte dringend wieder mit ihm reden, in Ruhe, ohne Sakura, ohne Kakashi, ohne...

Aber es war ja ohnehin niemand da, der die Ruhe von ihm hätte wegnehmen können.
 

Nein, für den Augenblick fühlte Naruto sich sehr zurückgelassen. Alleine zurückgelassen.

Der Ge-Nin musste hilflos dabei zusehen, wie die Menschen, die er liebte, sich immer schneller von ihm wegbewegten. Er kam nicht mehr hinterher.

Wieso war das so? Was trennte ihn von seiner selbsternannten Familie? Irgendetwas war da.

Der Jugendliche drehte sich wieder auf den Rücken. Er war willens, den wahren Grund hinter allem zu erfassen.
 

Kakashi stand in der Küche, hatte die Tür offen gelassen und redete angetan mit Maki. Die von ihm angebete Frau hatte ihn mit einem sehr unerwarteten und wohl spontanen Telefonat überrascht, und nun redeten

die zwei bereits geschlagene 45 Minuten miteinander. Sie war klasse.

Ab und zu warf Kakashi einen Blick auf Sasuke, der im Wohnzimmer auf der Couch lag und entweder äußerst skeptisch zu seinem Sensei starrte, oder den Blick gedankenverloren hoch zur Decke gerichtet hatte.

Dabei hatte er den Kopf auf einer Lehne abgestützt, ließ einen Arm und ein Bein von der Sitzgelegenheit baumeln und machte insgesamt einen interessanten Eindruck damit.

Wahrscheinlich hörte er jedes Wort des Älteren, doch das war diesem eigentlich egal. Sollte er doch, vielleicht bekam er dann endlich einmal altersgemäße Gedanken. Er unterdrückte ein amüsiertes Grinsen und beobachtete seinen Schützling weiter.

Der 26-jährige schob es einfach darauf, dass die kleine Sitzung von Team 7 Gestern wohl wahre Wunder gewirkt haben musste.

Man konnte es nicht leugnen, Sasuke sah einfach besser aus. Missmutig, gedanklich abwesend - aber besser.
 

"Was hast du gesagt, Maki-chan? Entschuldige, ich war gerade... ja, doch."

Gott, er musste aufhören, sich von einem Uchiha aus dem Konzept bringen zu lassen. Das war ja schlimmer wie früher...!

Er seufzte: "Du hattest etwas von dem Fest gesagt, nicht wahr? Ich war gerade...abgelenkt." Er wand den Blick wieder der Küchenwand zu, anstatt ins Wohnzimmer zu linsen.

"Ja...", Maki klang irgendwie etwas erleichtert. Wie süß, hatte sie Angst gehabt, er sei wie die anderen und hörte nicht zu? Das würde ihm bei ihr nicht so schnell passieren, ganz sicher nicht.

"Was gab es denn damit?"

"...na ja...ich wollte...es ist mir etwas peinlich, Kakashi, aber... hast du schon eine Abendbegleitung?"

Innerliches Aufjubeln - ein Date, ein Date!

"Ich wollte einen befreundeten Chuu-Nin fragen, ob er mit mir hingeht, aber... dich bevorzuge ich natürlich."

"Das...Oh. Das ist schön...", was hatte sie denn auf einmal?, "Danke, Kakashi... Wo und wann wollen wir uns treffen?"

"Mach du einen Vorschlag, ich bin ganz Ohr", er grinste genüsslich.

"Wie wäre es, wenn wir uns beim Nakanotempel treffen, und von dort aus langsam wieder in die Innenstadt gehen? 18 Uhr halte ich für eine schöne Zeit... Was sagst du dazu?"

Seltsam. Wenn er es sich genau überlegte, erinnerte sie ihn an jemanden. Hatte er das Gefühl nicht schon einmal gehabt? Die Art, wie sie ihre Worte wählte, wie sie ihre Betonungen und Sprechpausen setzte...

Aber darüber konnte er auch noch ein anderes Mal nachdenken. Jetzt hieß es, aufmerksam zu sein.

"Das ist eine schöne Idee, Maki-chan. Ich lad dich unterwegs auf Takoyaki ein."

"W-was? Aber...Kakashi...das ist nicht..."

"Keine Widerrede. Ich muss leider aufhören, Arbeit wartet. Wir sehen uns übermorgen...", er lächelte kurz, ehrlich.

"Ja... Ich freue mich darauf, Kakashi. Bis übermorgen...", es war sie, die zuerst auflegte.
 

Kakashi legte den Hörer weg und lehnte sich nach hinten gegen seinen Kühlschrank. Ein Date...

Zum Glück hatte er Iruka noch nicht danach gefragt, ob sie zusammen hingehen konnten. Er hätte ihn nur ungern versetzt. Natürlich, es war Maki, aber...

Ein Abend mit Iruka... Wäre sicherlich auch schön gewesen...

Er schüttelte verständnislos den Kopf über sich und beließ es dabei, während er aus der Küche heraustrat.

"Na, Sasuke?"

Er grinste.
 

Sasuke schaute nur unbeeindruckt zurück, nach wie vor in dieser recht untypischen, relaxenden Haltung verbleibend. Hatte Kakashi eine Freundin?

Die arme Frau...

"Willst du auch zum Fest gehen?", fragte sein Sensei ihn, der nebenher wieder platz auf dem Sessel nahm.

"Mhh...", gab der Angesprochene von sich. Sasuke war bereits weit weg mit seinen Gedanken und nicht mehr wirklich ansprechbar. Wonach hatte man ihn gefragt?

Der Jugendliche hatte den Nachmittag damit verbracht, in Erinnerungen zu schwelgen. Alles, was er noch hatte. Die Vergangenheit.

Wenn er an Itachi dachte... Und er dachte an Itachi. Nach wie vor. Nicht schon wieder - sondern immer noch.

Itachi hatte keine Zukunft, genauso, wie Sasuke sie nicht besaß. Dagegen konnte man nichts machen, es war einfach so. Ihr Weg war schon vorgegangen worden. Sie würden ihm nur noch folgen...

Er hasste diesen Gedanken.

Mehr, als er Itachi hasste. Erst, nachdem er eine Zeit lang bei ihm gewesen war, war für ihn transparent geworden, wie der Hass sich durch sein Leben gezogen hatte, die Rache alles mit ihren Fängen umklammerte, darauf wartend, zuzuschnappen.

Nicht, dass der 12-jährige deswegen etwas ändern wollte. Er hatte sein Wort seinem Clan und sich selber gegeben. Rache war alles.

Und wenn er an Itachi dachte, war es nicht schlecht. Der Schwarzhaarige musste sich schließlich mit dem auseinandersetzen, was passiert war. Damit, was er zerstören wollte.
 

Wo er daran dachte, was passiert war...

Über den Gedanken an Itachi hatte er es beinahe vergessen, aber Sakura hatte ihn... geküsst?

Wie war sie denn bitte dazu gekommen? Er verspürte den Drang, sich nachträglich über die Lippen zu wischen. Irgendwie... war ein Mädchen nichts für ihn.

Er erschrak über sich, als er es so formulierte, aber es stimmte einfach. Er hatte nicht das Bedürfnis eine Kunoichi um sich zu haben. Mädchen musste man beschützen.

Waren sie als Team zusammen, hatte er nichts dagegen, seine Kameraden zu beschützen. Was für ein Rächer könnte er werden, wenn er aus Angst vor eigenen Wunden vor solchen Momenten wegrann?

Oh nein, beschützen würde er sie auf Missionen immer.

Aber das reichte dann auch. Er brauchte so was nicht um sich. Sakura stand ihm in Intelligenz in nichts nach, wohl aber in Kraft, Geschwindigkeit und Talenten. Kein ebenbürtiger Gegner für ihn.

Das, so vermerkte er für sich, reizte ihn nicht. Sasuke spürte, dass er sich mit einem Menschen messen können musste, um ihn wirklich als gleichwertig ansehen zu können.

Deswegen war er auch mit sich darüber eingekommen, dass er noch einmal mit Naruto reden musste.

Die beiden Jungen waren ziemlich unterschiedlich, aber Sasuke war objektiv - sein Teamkollege hatte sich in den letzten Monaten sehr entwickelt und seine Fortschritte schienen nicht abzureißen.

Er könnte zu einem ebenbürtigem Gegner werden.
 

Aber der Kuss...

Mädchen. Dieser Gefühlskram interessierte ihn rein gar nicht. Er wollte nicht so berührt werden, und schon gar nicht von einem seiner pubertären Fangirls.

Der Ge-Nin entschied zwar, dass er die Sache lieber gar nicht erst noch einmal ansprach, um das Teamklima nicht noch weiter zu zerreißen, aber auch nur, solange sie es nicht noch einmal tat.

So schüchtern, wie sie gewirkt hatte, würde das sicher nicht noch einmal passieren.

Dieses Problem schnell beiseite geschoben, drifteten seine Gedanken wieder ab.

"Sasuke? War das ein 'Mhh...ja!', oder ein 'Mhh..nein!' ?", zerstörte Kakashi den Versuch im Ansatz.

Im Augenblick war er dauernd unaufmerksam. Was war denn nur los? Sasuke resignierte.

"Ja. Ich gehe."

"Schön, schön!", grinste sein Sensei fröhlich, "Hast du eine passende Yukata?"

Woher sollte er jetzt eine passende Yukata herhaben? Sah er so aus, als hätte er seinen gesamten Hausrat mitgeschleppt? Eher nicht. Er wollte nachdenken.

"Nein. Woher auch?"

"Von zu Hause? Oder hat der Herr Uchiha so etwas nicht, weil er sich da zu fein für ist?", der Hellhaarige stützte seinen Kopf auf die Hände, während er die Ellenbogen auf die Lehne absetzte und sich weit zu Sasuke rüberbeugte. Eines stand fest: Kakashi war unerträglich. Kakashi verliebt aber war nicht zum Aushalten.
 

"Zu Hause, ja."

"Willst du dir eine holen gehen? Noch ist es hell. Morgen sind die Straßen zu voll."

Kakashi selber hielt es zwar für unverantwortlich, aber trotz der Überfälle fand das Fest statt. Tsunade hatte angemerkt, dass sie alle Einheiten mobilisieren wollte. Es war auf Gefahr der Bewohner hin,

dessen war sie sich bewusst, aber es gab keine einzige Spur auf den Täter hin.

Das gesamte Fest war ein einziges Lockmittel. 'Himmelfahrtskommando', fand der Jou-Nin in diesem Fall irgendwie passender. Aber bitte. Er würde sein Auge auf Maki halten.

Er musterte Sasuke.
 

Dieser zeigte sich über die Frage kurz überrascht, wurde aber direkt wieder skeptisch, mürrisch und ernst. Dabei wollte er nicht zeigen, dass es eine verdammt gute Idee war, sich den Kopf freizulaufen.

"Kann ich machen", er erhob sich, "Ich laufe einen längeren Weg. Ich brauche etwas Bewegung."

"Soll mir Recht sein - solange du Heute noch zurückkommst", antwortete der Ältere, was dieses Mal keine Stichelei, sondern eine todernste Anmerkung gewesen war.

Der Angesprochene nickte nur, holte kurz aus seinem Ersatzzimmer seinen Hausschlüssel und zog sich im Flur die Schuhe über.

Gute zwei Stunden hatte er noch, bis es dunkel war. Und die Zeit würde er auch ausnutzen.

Der Jugendliche erhob sich aus seiner Hocke, öffnete die Tür und ging nach draußen.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie gut klimatisiert die Wohnung seines Senseis war. Auf der Straße schlug ihm eine erdrückende Hitze entgegen, und er war froh, dass er über die Wochen hin wieder dazu gekommen war, nur Shirt und Shorts anzuziehen. Jetzt würde er in Pullover und Hose eingehen, ganz sicher.
 

Kinder mit Eis in der Hand rannten an ihm vorbei. Frauen trugen schwere Einkaufstüten oder standen beim Schneider an, um die neue Yukata bis zum Abend des Festes noch zu bekommen.

Eine Gruppe von Halbstarken spielte in einer Seitenstraße mit einem alten Ball.

Und über all war die ANBU verteilt.

Irgendwie versetzte ihm das einen Stich ins Herzen. Bei so vielen ANBU würde Itachi sich nicht zeigen.

Wieso dachte er jetzt an so etwas? Der Ältere konnte sich zeigen, wenn er selber stark genug war, um die Begegnung schnell und wie gewünscht zu beenden.

Der Jugendliche seufzte tief. War es noch das, was er wollte?

Aber es stand nicht zur Debatte... Sein Wort für den Clan.

Er ging weiter.
 

Der Schwarzhaarige beschloss, einen abgelegten Pfad zu seinem Anwesen zu nehmen, der ihn über den Hintereingang und durch den, sich nach hinten weit erstreckenden, traditionellen Garten führte.

Er öffnete das alte Tor, was ihn zu diesem Weg brachte, schloss es sorgsam hinter sich und überquerte das Grundstück. Neben dem Weg erstreckte sich ein Bach, dessen gluckerndes Wasser ihn begleitete.

Etwas weiter vor ihm kreuzten sich Weg und Bach, was dazu führte, dass man dort eine Brücke erbaut hatte.

Sasuke hob den Kopf. Da war jemand in seinem Anwesen, der sich - mit den Rücken zu ihm - auf das Geländer der Brücke gesetzt hatte, und offensichtlich der Sonne beim Untergehen zusah.

Er erkannte diese Person nur zu gut.

"...Itachi..."

Was wollte er hier?

Conversation under a sinking sun

Ursprünglich wollte ich dieses Wochenende ja eigentlich gar nicht auf Mexx gehen - ich wurde damit beehrt, nächste Woche gleich zwei Vorabiklausuren zu schreiben. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass letzte Woche ja auch nichts von mir kam, habe ich mich dann doch noch spontan umentschieden.

Nehmt es als Anlass zur Freude, ich begebe mich mal wieder an meine Biounterlagen - gepriesen sei das Abitur =___=

Paukerischer Gruß!
 

Conversation under a sinking sun
 

Der Angesprochene reagierte nicht; Weder damit, dass er sich umdrehte, noch damit, dass er irgendeine andere Form der Reaktion auf Sasuke zeigte.

Also war sein Interesse doch nicht so hoch... Der Jugendliche schluckte den seltsam unangenehmen Gedanken herunter.

Stattdessen trat er näher heran. Dies war zwar unglaublich leichtsinnig und riskant, doch in diesem Augenblick waren die Gefahren nebensächlich. Sollte er doch willkürlich handeln, bitte.

Hauptsache, er handelte einfach irgendwie. Irgendeine Reaktion...
 

"Was machst du hier?", knurrte Sasuke, während er sich neben seinen Bruder stellte, seinen eigenen Blick ebenfalls auf den Horizont gerichtet. Er hielt es für besser, seinen makellosen Nebenmann nicht anzusehen.

Auch über diese Frage schwieg sich Itachi eine lange Zeit aus. Sasuke bekam das Gefühl, dass die Sprache des Älteren nicht aus Worten bestand.

Vielleicht kam er besser mit den 17-jährigen klar, wenn er versuchte, anders zu kommunizieren.

Also stimmte der Kleinere in das Schweigen ein. Es passte ihm nicht, dass er sich Itachis Spielregeln unterwarf, aber wenn anders kein Herankommen an ihn möglich war, so nahm er es eben in Kauf.

Vor ihnen erstreckte sich der Bach. Von der Brücke aus hatte man überhaupt einen wunderbaren Blick über den Garten.

Die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich auf der Oberfläche des Wassers wieder, tauchten das ehemalige transparente Blau in ein orangefarbenes Feuer.

Sasuke stützte die Arme auf dem Geländer ab. Wäre ihre Beziehung nicht von Hass getrübt, wäre es ein wunderschöner Abend geworden.
 

"...gute Frage...", drang es plötzlich in sein Ohr. Er erlaubte es sich, doch ganz kurz zu dem Älteren hoch zu schielen. Dieser starrte nur gedankenverloren geradeaus.

"Die ANBU ist überall. Du bist ein Idiot, wenn du keinen Grund hast."

"Bin ich das nicht auch so?"

Gut, da war aus Sasuke's Sicht natürlich etwas wahres dran, aber...

"Du bist ein Mistkerl. Aber leider zu intelligent, um ein Idiot zu sein."

War schon einmal angemerkt worden, dass er objektiv veranlagt war? Der Blick des Jüngeren wandte sich wieder dem Farbenspiel im Wasser zu. Ein paar Fische wären schön gewesen, das hatte er sich

schon immer gedacht. Als kleines Kind hatte diese Bemerkung niemand für voll genommen. Als Sasuke alleine zurückgeblieben war, hatte er feststellen müssen, dass er nicht die Kraft hatte, sich um andere Lebewesen zu kümmern - egal, wie leer sein Anwesen damit auch geworden war.

Der Bach wirkte auf ihn optisch schön, nach außen hin komplett. Aber in ihm fehlte das Leben. Was für eine Verschwendung...

Er hasste es, etwas bereuen zu müssen.
 

"...was willst du dann hier?", versuchte er es irgendwann noch einmal, ohne, dass der Ge-Nin hätte sagen können, wieso sie überhaupt redeten. Sie hätten beide nicht hier sein dürfen, zusammen.

Es war zu sehr wie früher.

"Nostalgie? Vielleicht..."

"Die Person, die das hier zerstört hat, bist du. Wie kannst du da von Nostalgie sprechen!?", irgendwie machte ihn diese Aussage schlicht aggressiv.

"...es trifft auch nicht ganz den Kern."

Kern? Welchen Kern? Sasuke schielte fragend zur Seite: "...?"

"Die Nostalgie, dich zu sehen."

"Tss. Du hast mich neulich lange genug festgehalten, um mich zu sehen, Mistkerl."

Die Worte, die er hörte, klangen wie eine einzige, endlose Heuchelei. Und doch wünschte Sasuke tief in sich drin, dass etwas wahres an ihnen dran war.

"Du musst es nicht verstehen, Sasuke. Oder mich. Das ist nicht mehr wichtig."

"Stimmt. Eines Tages bin ich dein Ende. So, wie du unseres warst."

"Sei nicht so stur, Sasuke. Du lebst noch. Und das hat Gründe."

Das Gespräch entwickelte sich in Richtungen, die Sasuke gar nicht gefielen. Sein Hass loderte wieder auf, doch es passte ihm nicht mehr, unerklärlicher Weise.

Deswegen zog er es vor, dieses Mal derjenige zu sein, der schwieg.

Man konnte nicht in Itachis Kopf hineinsehen, es war unmöglich. Der Ge-Nin spürte, dass er irgendeinen Grund in sich verbarg, aber er konnte ihn nicht erfassen.

Und jeder Grund, den er nicht kannte, war kein Grund. Und somit doch die pure Willkür.
 

Wie lange würde es dauern, bis er Itachi überwinden konnte, in seiner Welt?

Die Sonne sank langsam, ganz langsam tiefer. Doch Kakashis Worte hatte er ohnehin schon wieder vergessen. Wenn er die ganze Nacht mit Itachi hier stehen müsste, er würde es tun.

Der 12-jährige würde nicht vor ihm wegrennen. Er wollte nicht der erste sein, der ging.

Außerdem ging die Ruhe des Älteren wieder auf ihn über. So hatte er Zeit, klar über alles nachzudenken.

Itachi war immer schon die Person gewesen, die den wichtigsten, größten Teil Sasukes Leben ausmachte. Da waren Bewunderung, Liebe...

...gewesen. Lange, bevor es so gekommen war.

Er schielte wieder zur Seite, obwohl er es eigentlich hatte unterdrücken wollen. Itachi war ihm mehr als nur ebenbürtig. Er war ihm überlegen. Alleine das machte schon wieder einen gewissen Reiz aus.

Und sein Körper... So dünn, und doch war so viel endlose Kraft darin gelagert. Es war unglaublich.

Wohin waren ihre gemeinsamen Tage verschwunden?

Der Jugendliche schloss bitter die Augen. Er lebte für, aber auch in der Vergangenheit. War das sein Problem?

Wenn er zurückgehen könnte... Wenn er zurückkehren könnte, er würde es tun, egal, wie hoch der Preis war. Aber Tote blieben Tote, keine Rache und kein Preis auf Erden konnten daran etwas ändern.

Vielleicht hatten sie nur diesen gemeinsamen Moment in zweisamer Stille.

Vielleicht war das das Letzte.
 

Aber etwas in Sasuke reagierte bei diesem Gedanken. Ihm wurde klar, dass es nicht das war, was er wollte. Er wollte seine Rache, aber musste er deswegen das letzte Bisschen seiner Familie aufgeben?

Die Ambivalenz zeigte sich erneut - er musste seinen Clan töten, für seinen Clan.

Ein tiefes, bedrücktes Seufzen entfuhr ihm.

"...quäl dich nicht mit mir, Sasuke. Da ist mehr für dich", sagte Itachi daraufhin ruhig und beruhigend.

"Vergiss es. Du bist alles. Die Umstände und Gründe haben sich geändert, aber das ist die Wahrheit", nun war es heraus. Sasuke konnte selber nicht fassen, dass er es so gesagt hatte, aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr erkannte er, dass es so war.

Als er jung war, hatte er dafür gelebt, an Itachi heranzureichen. Jetzt lebte er dafür, an Itachi heranzureichen.

"Wir sind für uns beide wichtig... Das ist das Band, was uns verbindet."

Also war das Interesse an ihm wirklich echt? War das, was er zuvor gesagt hatte, die Wahrheit? Konnte Sasuke dem glauben? Er wollte es. Mehr, als immer und immer wieder skeptisch und misstrauisch zu sein.

"...vielleicht hast du Recht...", hatte er nicht immer nach Itachi gestrebt? Es war das einzige und tiefste Band, dass er jemals wirklich geschmiedet hatte. Und kein Hass und keine Distanz hatten es zerfressen.

"Ich habe getan, was ich getan habe. Nichts wird es ändern."

Keine emotionalen Ausmalungen, kein Schönreden, keine Gründe... Einfach nur die pure Wahrheit. Ein bisschen Ernüchterung tat gut.

"Ja."

"Weder ich noch du werden sich ändern. Wir sind, was wir sind. Einzigartige, verbundene, getrennte - gesegnete und verfluchte Geschwister."

Die Sonne verschwand letztendlich komplett hinter dem Dach des Anwesens, die Brüder alleine lassend.

"Wenn du feststellst, dass du damit leben kannst - lass von den Toten los. Es ist, wie es ist. Klammere dich nicht an Vergangenes. Das ist deine Schwäche."

Loslassen? Von seiner Familie? Die Rache zerfraß ihn, war wie eine unendlich bleierne Last für ihn, aber diesen Gedanken hätte er niemals zu fassen gewagt.

Doch die Dinge änderten sich ja schließlich auch.

"Vielleicht..."

"Denk darüber nach."
 

Die Beiden schwiegen sich erneut an, aber Sasuke nahm sich vor, diesen Hinweis zu nutzen. Er hatte kein Interesse daran, Versprechen an seinen Clan zu brechen, aber...

Darüber nachzudenken war keine Schande.

Er sah zu dem Anwesen herüber, und ihm wurde klar, wieso er hierher gekommen war. Bevor Kakashi die ANBU nach ihm suchen ließ - es kam ihm wieder hoch, was sein Sensei gesagt hatte - wäre es wahrscheinlich besser, zurückzukehren. Also musste er doch zuerst gehen.

Der Jugendliche stieß sich vom Geländer ab: "Ich bin übermorgen auf dem Fest."

Er wusste selber nicht genau, wieso er das gesagt hatte. Aber sei es drum. Itachi würde so oder so nicht auftauchen.

Der 12-jährige ging langsam und nachdenklich den Weg hinab zu dem familiären Gebäude, einen auf seinem Platz verharrenden Itachi hinter sich lassend.
 

Der nächste Tag verlief unglaublich ereignislos. Sasuke hatte sich in Kakashis Zimmer verschlossen und war nicht mehr herauszubekommen.

Der Jou-Nin hatte ihn lieber gelassen. Er würde sich darum kümmern, dass es mit dem Team wieder bergauf ging, sobald die Unruhe in Konoha sich gelegt und zumindest das Fest vorübergegangen war.

In der Zwischenzeit hatte er ja noch andere Sorgen...

Welche Yukata stand ihm denn am Besten?

Eigentlich war er ja nicht so eitel. Das war bei den einheitlichen Uniformen auch etwas schwierig, aber wenn er schon an solchen Kleiderzwang gebunden war, wollte er wenigstens einmal im Jahr etwas eigenes tragen. Auch, wenn die Auswahl seines Schrankes nicht allzu groß war, brauchte er einige Zeit, bis er sich letztendlich doch dafür entschied, eine azurfarbene Yukata mit orange-rotem Muster zu wählen.

Er schälte sich in das Kleidungsstück, den Blick auf die Uhr gerichtet. Die Zeiger zeigten kurz nach fünf, er musste bald losgehen, wenn er rechtzeitig da sein wollte.

Der 26-jährige band sich sein Stirnband ab und legte es beiseite. Kunai trug er immer mit sich, aber heute Nacht war er privat unterwegs.

Stattdessen öffnete er nachdenklich die oberste Schublade seines Nachtschränkchens, zog eine nur selten benutzte Augenbinde hervor und band sich diese um.

Festbereit.
 

Beim Verlassen seines Zimmers schaute er auf die geschlossene Tür gegenüber. Sasuke war immer noch nicht herausgekommen. Wollte er nun doch nicht mehr gehen?

Der Shinobi wollte gerade bei ihm klopfen, als er die Klingel seiner Wohnung hörte. Er verschob das eigentliche Unterfangen und ging in den Flur, um zu öffnen.

Vor ihm standen eine wirklich unübertrefflich stilvoll gekleidete Sakura, die sich in eine lange, perfekt sitzende rote Yukata mit kleinen, grünen Blättern gekleidet hatte, neben ihr Naruto. Mehr oder weniger normal angezogen. Aber was hatte man von dem Querkopf auch anderes erwartet?

"N'abend. Wollt ihr Sasuke abholen?", schaute Kakashi die beiden grinsend an, wobei er an Sakura hängen blieb. Sie hatte ihr Haar mit kunstvollen Klammern hochgesteckt. Eine Kirschblüte war in einige Strähnen hereingeflochten worden. Na, wenn da jemand heute Nacht keine ernsten Absichten hegte...

Jugend war etwas wunderbares. - Oh Gott, er klang schon wie Gai.

"Kommt rein, holt ihn raus. Ich hab ihn noch nicht gesehen, aber ich muss jetzt."

Einladend hielt ihr Sensei den beiden die Tür offen, während er seinen Obi richtete. Nein, diese Art von Gürtel war nicht sein Metier.

"Danke, Sensei!", Sakura verbeugte sich und zerrte Naruto ins Innere, wobei dieses Mal beide ihre Schuhe anließen. Da hatte es jemand wirklich eilig.
 

Naruto klopft gut gelaunt gegen Sasukes Zimmertür: "Sa~suke~! Mach auf, oder ich übernehme das für dich!"

Sakura seufzte: "Naruto, kannst du dich nicht einmal im Jahr angemessen verhalten?"

"Ich bin angemessen! ICH bin ja auch pünktlich!", empörte sich der 12-jährige lautstark. Sein Gegenüber hatte gerade etwas erwidern wollen, als die Tür tatsächlich aufging und Sasuke heraustrat.

Sakura verstummte und errötete. Naruto hingegen, was er immer tat. Seiner Frohnatur Gehör verschaffen: "Hey, wen willst du denn flachlegen?"

Sasuke sah den Gleichalten mit einem vernichtenden Blick an, auch, wenn er nicht leugnen konnte, dass er sich tatsächlich etwas mehr Mühe wie sonst gegeben hatte.

Der Jugendliche hatte sich von zu Hause einen Kimono geholt, auch, wenn eine sommerliche Yukata sicher angenehmer gewesen wäre. Das Stück bestand aus fließendem, schwarzen Stoff, der einen seidigen Schimmer aufwies. Der schmale Kragen hatte etwas reversartiges und war darüber hinaus reich mit weinroten Schnörkeleien verzogen. Wie es sich gehörte prangerte auf dem Rücken unübersehbar das Wappen seines Clans, während die ganze Konstruktion durch einen ebenfalls weinroten Obi gehalten wurde, der wiederum durch eine rote Kordel verschnürt war.
 

"Sasuke-kun...", Sakura musterte ihn schüchtern, und ihr Blick gefiel ihm nicht. Er hatte sich ganz sicher nicht für sie so in Schale geworfen. Irgendwo tat Sakura ihm Leid...

Er hätte zu gerne eine Möglichkeit gekannt, die Gefühle seiner Mitmenschen beeinflussen zu können. Das ersparte ihnen allen harte Zeiten.

"Hey, du siehst aus, als wolltest du zu einer Beerdigung!", Kakashi war noch einmal kurz hinter seinem Team aufgetaucht und grinste sehr, sehr breit, amüsiert über sich selber.

Der Angesprochene schnaubte nur verächtlich und ging an den drein vorbei: "Eher nicht."

Nein, heute Nacht wollte er wirklich ein paar schöne Stunden verbringen dürfen. Er wollte abschalten und sich ablenken. Das war der Plan.

"Sasuke, warte doch!", Naruto folgte dem Flüchtigen mit Sakura, und Team 7 verschwand, nachdem Sasuke sich ein Paar schwarzer Geta angezogen hatte, nach draußen.
 

Der Abend war lau und angenehm. Die Hitze des Tages hatte sich schon relativ zurückgezogen, obwohl es noch einige Stunden dauern würde, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand.

Die Straßen Konohas waren geschmückt von Lampinions und gefüllt von Menschen und Ständen. Die Luft war erfüllt von verschiedensten Gerüchen, Stimmengewirr und traditioneller Musik.

Es herrschte reges Treiben, obwohl die katzengesichtigen Masken der ANBU-Einheiten an jeder Ecke auftauchten.

Sasuke konnte das vorerst nur recht sein, verlieh es ihm doch ein Gefühl von Schutz, was den Abend entspannender machte. Dieses Mal waren eine Menge Leute da, egal wo er hinging.

Allerdings... Ob Itachi da war, war eigentlich die wichtigere Frage.

Ein flaues Ziehen durchdrang seinen Magen. Wenn er nicht da war...? Er wollte ihn sehen. Dringend.

Die Worte seines Bruders waren mit ihm geblieben. Er hatte lange darüber nachgedacht, und ja... Itachi hatte in einem Punkt Recht. Wenn er Rache wollte, dann sollte er sie für sich wollen.

All die Jahre, die er gelitten hatte... Würden zu Jahrzehnten, wenn er sein Leben nach den Toten richtete. Wer sich mit den Toten umgab, war selber bereits einer von ihnen.

Und irgendwie verspürte er nicht den Wunsch, das jetzt schon zu sein.

Itachi würde bald sicherlich Konoha verlassen. Dann trennten sich ihre Wege, und er konnte ihn - falls sie sich in ein paar Jahren wiedersahen – immer noch töten.

Aber heute Nacht sollte es eine gute Nacht werden. Ob er da war...?
 

"Sasuke-kun?", Sakura stupste ihn an, "Alles in Ordnung?"

Er zuckte zusammen und schielte zu ihr: "Ja, keine Sorge. Es sind nur viele Menschen auf einmal. Ich war lange weg."

"Wollen wir...vielleicht an einen ruhigeren Ort gehen?", sie musterte ihn fragend. Etwas hoffendes lag in ihrem Blick.

"Nein...", gab er schnell als Antwort, da ihm das doch zu viel des Guten geworden wäre. Da lag noch ein Kuss zwischen ihnen. Er wollte ihn nicht thematisieren, sie schien es auch dabei zu belassen, aber man musste es auch nicht mehr heraufbeschwören. Und die passende Ausrede war auch bald gefunden.

"Naruto ist wieder geflüchtet. Lass uns lieber schauen, bei welchem Essensstand er sich gerade aufhält."

Mit diesen ernsten Worten ging der 12-jährige zielstrebig weiter, sich tatsächlich nach dem verschwundenen Teammitglied umsehend.

Der Weg führte die beiden Jugendlichen nahe an den Wald heran, dessen Dunkelheit von roten Lampinions erhellt wurde.

Sasuke schielte unruhig zur Seite, erwartete irgendetwas in dem Dickicht zu erkennen.

Tatsächlich...

Ein schwarzer Schatten stand im Dämmerlicht. Rubinrote Augen schauten zu ihm herüber. Sein Innerstes fühlte sich mit einem Schlag lebendiger.

Er war gekommen.
 

Kakashi war pünktlich am Schrein eingetroffen und hatte auch gar nicht lange auf sein Glück warten müssen. Maki war sehr pünktlich erschienen. Sie hatte eine beige, sehr, sehr schlichte Yukata an und sah nicht allzu anders aus wie sonst auch. Aber es passte zu ihrem vorzüglichen Wesen.

"Maki-chan!", Kakashi ging fröhlich auf sie zu und sie harkte ihren Arm bei ihm ein.

"Ich hoffe, ich komme nicht zu spät, Kakashi...", sie lächelte entschuldigend.

"Du bist noch vor der Zeit. Wir sind beide zu früh gewesen, wie es scheint", wieder etwas, das nicht seine Art war, aber die gemeinsame Zeit war jedes Mal so kurz. Kakashi hätte auch nicht mehr länger in seiner Wohnung warten können.

"Du siehst gut aus", merkte die Braunhaarige lieb an, was eine seltene, schwache Röte bei Kakashi hervorrief. Wer war hier charmant?

"Das gebe ich nur zurück, Maki-chan."

"Ah was... Das ist die einzige bescheidene Yukata, die ich besitze. Sie ist Äonen alt. Sie kann deinen Augen nicht schmeicheln."

Kakashi liebte es, wenn sie anfing, in dieser gehobenen, förmlichen und traditionellen Art zu reden. Er kam dann noch weniger an sie heran, es machte die Sache reizvoller.

"Ich habe tatsächlich nach dir suchen lassen, Maki-chan. Aber es scheint dich außerhalb meines Lebens nicht zu geben..."

Die Beiden liefen die Treppe des Schreines hinab nach Konoha.

"Wer weiß, Kakashi... Wer weiß...", sie kicherte leise, "Aber es ehrt mich, dass du es wirklich versucht hast. Erzähl mir etwas über deinen Versuch!"

"Mh... Wo fange ich denn da an? Es war ein Staatsakt ohne Ende", er grinste angeberisch, sich der Tatsache bewusst, dass es für beide offensichtlicher Spaß war.
 

Iruka drückte sich glücklich an Kakashi, umklammerte zufrieden dessen warmen Arm und genoss es, ihn beim Reden zuzuhören. Der Ältere roch verführerisch gut, und es war eine Anstrengung, nicht dauernd zu erröten. In seinem Magen kribbelte es wohlig. Verliebt sein war schön.

Zudem hatte er es sich heute vorgenommen. Er konnte nicht länger warten. Heute Nacht wollte er Kakashi endlich sagen, wie er zu ihm stand. Und danach entscheiden, wie er weiterleben sollte.

Der Entschluss war relativ kurzfristig gefallen... Vielleicht hatte das letzte Telefon einfach die allzu starke Lust in Iruka erweckt, endlich eine ehrliche Beziehung zu haben. Oder keine. Aber wenigstens Gewissheit.

Im Grunde war es für ihn sogar unglaublich amüsant hören zu dürfen, wie Kakashi es ihm schilderte, wie er mit 'einem guten Freund' über seine Angebete geredet hatte. Wenn Kakashi doch nur wüsste...

Aber nein, das ließ man lieber. Manche Geheimnisse zerstörten nur Glück und Frieden, wenn sie an die Oberfläche drangen. Das musste ja nun nicht sein.

Die zwei gingen eine Weile in Ruhe durch Konohas Straßen, bis es wieder passierte.

Iruka schielte unsicher nach hinten. Da war jemand. Dieses Mal war es sich fast absolut sicher. Er konnte nicht erkennen, wer oder was sie verfolgte, da sich zu viele Menschen auf den Straßen drängten.

Überall war Lachen zu hören, die Leute standen an den bunten Ständen, während es langsam zu dämmern begann und die wahre Macht und Schönheit der Budenbeleuchtungen zum Vorschein kam.

Kinder rannten um sie herum. Junge und alte Paare umgaben sie.

Die ANBU war überall präsent.

Wer war da, der sie verfolgen könnte?

Night of the Festival

Ahoi~

Zwei Wochen vor meiner ersten Abiturprüfung gibt es noch mal ein dickes Upload meinerseits. Eigentlich sollte ich nun, wie es sich für einen braven & vorbildlichen Schüler ziemt, vor meinem Schreibtisch sitzen und die Theorien von Freud pauken. Wie schön, dass die Theorie in der Praxis nie so läuft, wie man sie haben will.

Jedenfalls gehen wir bei dieser FF in den Endspurt. Noch wenige Kapitel, und sie wird abgeschlossen sein. All die Arbeit, die Erinnerungen - nicht zuletzt eure lieben Kommentare... Nein, daran möchte ich jetzt noch nicht denken. <3

Ich hoffe, ihr bleibt bis zum Ende treu!

[schleichwerbung]und schaut in meine anderen Werke rein[/schleichwerbung]

Take your time and enjoy the ride~
 

Night of the Festival
 

Konnte er Sakura irgendwie ablenken? Er wollte zu Itachi...

Sasuke sah sich in einer Zwickmühle. Er durfte nicht auffliegen - Itachi war ein Nuke-Nin, und auch ansonsten war es ihm irgendwie unangenehm, würde ihn jemand freiwillig bei dem Mann sehen, den er eigentlich töten sollte. Besonders, wenn es sich um Sakura handelte.

"Sakura, wir teilen uns auf. Naruto ist sicher in der Nähe."

Innerlich dankte er dem Blondhaarigen dafür, dass er ihm zur Zeit so viele Ausreden parat stellte, ohne es wirklich zu verantworten.

Die Angesprochene war darüber offensichtlich wenig erfreut, gab aber nach und nickte nur, bevor sie in eine andere Richtung verschwand. Irgendwie war das zu einfach gewesen...

Aber wenn er jetzt nicht abhaute, war es vielleicht zu spät. Der Jugendliche schaute sich noch einmal genau um. Er stand vor einer Reihe von Buden, die am Waldrand entlang liefen, besser gesagt stand er direkt zwischen zwei der kleinen Festhüttchen, die einige Meter voneinander entfernt waren. Er war auch so gesehen schon mehr im Wald als auf dem Fest, aber einen kurzen Moment zögerte er noch.

Die Menschen in seiner Nähe waren allesamt nicht an ihm interessiert. Das Fest war doch ablenkender, umso besser.

Mit schnellen Schritten lief der 12-jährige in den Wald hinein, durch den schweren Kimono und die Geta daran gehindert, richtig zu rennen. Niedriges, aber ungeschnittenes Gras streifte seine nackten Beine,

Halme kitzelten seine Haut leicht. Zikaden musizierten kunstvoll im Verborgenen vor sich her.

Obwohl er sich im Wald befand, hatte er keine wirklichen Probleme mehr damit. Sasuke dachte nicht einmal mehr daran, zu sehr war er auf anderes fixiert.
 

"Itachi..."

Er blieb vor dem Älteren stehen, der ihn nur musternd ansah. Und dieses Mal sah Sasuke direkt zurück.

Das Rote in Itachis Augen erlosch, und angenehmes Schwarz kehrte zurück. Aus der Ferne drang die Musik des Festes her.

"Du bist also gekommen...", ein unbegreifliches Glück durchfuhr Sasuke. Wieso machte ihn dieser Mann auf einmal so glücklich?

Er, der er in der Vergangenheit lebte, hatte damals sein Glück mit Itachi beschrieben. Vielleicht war es der Lauf der Dinge, dass es wieder so kommen musste.

"Zufrieden?", hauchte der Angesprochene ihm entgegen, und Sasuke zuckte nur leicht bejahend mit dem Kopf.

Und wie zufrieden er für den Augenblick war.
 

Sakura hasste es. Sie hatte sich ausgemalt, wie gut der Abend laufen könnte - auch bestärkt durch Naos Zureden - aber bisher war kein Herankommen an Sasuke möglich. Irgendetwas zog seine Aufmerksamkeit von ihr weg. Er hatte nicht einmal gesehen, dass Naruto in eine ganz andere Richtung verschwunden war, als in die, in die er zu gehen gedacht hatte.

Oder war das nur eine Ausrede gewesen? Bei seinem Verhalten würde es sie nicht wundern.

Natürlich konnte sie nun nachvollziehen, dass er verändert reagierte. Aber sie hatte fast schon das Gefühl erhalten, dass er mit den Gedanken fast seine gesamte Zeit an einem anderen Ort war.

Nein, eher... bei jemand anderem. Ein Ziehen durchzog ihre Brust. Lieber nicht daran denken.

Die 12-jährige, deren Interesse ohnehin nicht Naruto galt, machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück. Sasuke war nicht da, wo angeblich hatte hingehen wollen.

Wo aber dann? Und wieso log er?

Sie lief zu dem Platz, an dem sich ihre Wege getrennt hatten. Direkt neben dem Wald... Die Kunoichi musterte das Gras auf dem Boden. Sie war nicht umsonst Klassenbeste gewesen, was Theorie anging.

Hier war jemand entlang gelaufen, und zwar erst kürzlich...

Sasuke.
 

Was sollte das?

Naruto ganz außer Acht lassend folgte Sakura den dünnen Spuren am Boden. Die in der Dunkelheit nur sehr sattgrün gefärbten Halme waren immer wieder leicht in ovalen Formen zerdrückt.

Sie konnte Stimmen hören... Die eine gehörte tatsächlich zu ihrem vermissten Teamkameraden. Und die andere?

Ruhig, tief, männlich, angenehm. Aber ihr vollkommen fremd.

Sie versteckte sich unbemerkt hinter einem dicken Baumstamm und schielte in die Dunkelheit hinein.

Das war interessant...
 

Mittlerweile war auch Kakashi aufgefallen, dass etwas mit seiner Begleitung nicht stimmte.

"Maki-chan... Was hast du denn? Du klammerst dich an meinen Arm als hättest du Angst, er würde jeden Moment abfallen." Er lachte.

Maki schüttelte nur den Kopf: "Mir ist nicht gut, Kakashi... Es ist, als wäre da jemand hinter uns."

"Damit hast du ja auch Recht. Es sind eine ganze Menge hinter uns. Und vor uns. Und neben uns."

"Nein...", sie schaute betreten weg, "Jemand, der genau hinter uns ist. Hinter mir."

Eigentlich hatte Kakashi sich den Abend nicht verderben lassen wollen, aber er sah durchaus, dass es sich um eine ernste Angelegenheit handelte. Er blieb stehen und legte Maki die Hände auf die Schultern.

"Hast du das Gefühl öfters?"

So verstohlen und geheimnisvoll diese Schönheit war, so viele Gefahren konnte sie verbergen. Ihm kam der Gedanke, dass Maki vielleicht nie über sich sprach, weil es etwas gab, wo sie ihn nicht mit hineinziehen wollte. Seine Sorge wuchs.

"Ich hatte es... bisher einmal. Aber ich weiß nicht, wieso. Es gibt keinen Grund, mich zu verfolgen..."

War das ihr Ernst? Auch, wenn Kakashi angetan war von ihr - was diese Dinge anging, so konnte er ihr nicht vertrauen.

"Wollen wir woanders hingehen?", die Chance bestand auch, dass da jemand hinter seiner Angebeten her war, nach dem ganz Konoha suchte. Verdammt, er verfluchte Tsunade dafür, so harte Maßnahmen zu ergreifen. Zum Glück hatte er Kunai dabei...
 

Maki nickte schwach, klammerte sich wieder an Kakashis Arm und die beiden liefen schweigend vom großen Tumult des Festes weg.

Kakashi kam zu einem abgelegenen, verlassenen Innenhof, in dem unter einer großen Eiche eine alte Bank stand. Er setzte Maki dort ab und stellte sich vor sie.

"Ich passe auf dich auf, keine Sorge."

"Danke, Kakashi..."

"Ach was! Ich bin Jou-Nin", gab er grinsend zum Besten, in der Hoffnung, sein lockeres Verhalten könnte ansteckend sein.

"...das...meine ich nicht...", Maki wurde rot und sah zur Seite, "Nicht nur, jedenfalls."

"So? Was dann?", interessant. Was kam denn nun?

"Kakashi... Ich glaube... ich möchte dir etwas sagen..."
 

Gut, eigentlich war es nicht der beste Moment, den Iruka sich ausgesucht hatte. Aber vielleicht war es auch die Angst, dass tatsächlich jemand hinter ihm her war, dass er endlich auspacken wollte.

Er wollte nicht paranoid sein - vielleicht war es auch nur ein Anfall von Schuldgefühlen, die ihn dazu trieben, solche Dinge zu fühlen. Aber...

Er hatte ja nun mitbekommen, dass in Konoha eine Menge passieren konnte.

"Lass uns...danach bitte zu den ANBU gehen... Nur für den Fall, dass..."

"Ja", Kakashi nickte verstehend. Er teilte offenbar die gleiche Sorge. Das war irgendwie beruhigend.

Iruka atmete tief durch. Gott, das war so peinlich, aufregend...

"Ich weiß, du kennst nicht viel über mich. Zumindest glaubst du das. Ich... habe meine Gründe dazu, Kakashi."

"Es ist ein Jammer, aber das dachte ich mir bereits..."

"...jedenfalls...möchte ich dir eines sagen...ganz ehrlich...", er atmete noch einmal durch, tiefer als zuvor.

"Kakashi... Ich liebe dich."

Jetzt war es raus.
 

Der Angesprochene musterte seine Begleitung eingehend. Er wollte etwas darauf erwidern, als im gleichen Moment Irukas Bild in seinem Kopf erschien. Was sollte das?

Maki sah ihn ziemlich beschämt, unsicher und angespannt an. Er musste etwas sagen...

Seine Lippen bewegten sich gerade, als Jemand zu klatschen begann.

"Welch weise Worte...Wunderbar."

Diese Stimme kannte Kakashi doch... Und sie gefiel ihm nicht. Was machte er hier?

Koba Nao hatte sich im Schatten einer Hauswand versteckt und trat langsam hervor, die beiden amüsiert betrachtend. Ein seltenes Lächeln der süffisanten Sorte betonte sein Gesicht.

"Hau ab, Nao", knurrte Kakashi, der keine Lust auf den ungern gesehenen Jou-Nin hatte. Das war ja fast schon dreist.

"Oh, Kakashi-san... Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Ich möchte dir ehrlich etwas ans Herz legen, bevor ich gehe."

Diese Scheinheiligkeit... Kakashi wusste, wieso er ihn verabscheute.

"Und das wäre?"

Nao trat an Maki heran, von hinten. Er blieb bei der Bank stehen, genau gegenüber von dem Hellhaarigen. Maki schielte unsicher zu dem Jou-Nin. Auch ihr war die Anwesenheit des Mannes sichtlich unangenehm.

"Die Wahrheit über deine kleine Freundin."

Was? Woher sollte er etwas über sie wissen? Im selben Moment wurde ihm diese Frage unwichtig, als Nao nach Makis Zopf griff und rüde daran zog.

"Du kennst sie. Aber nicht in dieser Form."

"Fass sie nicht an!", Kakashis freie Auge verengte sich zu einem Schlitz, während die Festgehaltene urplötzlich panisch reagierte und verzweifelt versuchte, sich zu lösen. Sie schien zu ahnen, was der andere wusste.

Kakashi hörte ein leises Wimmern.
 

Nao blieb davon aber unbeeindruckt. Was auch immer er damit bezwecken wollte, seine Pläne konnten nicht gut sein.

Er zerrte Maki an ihren Haaren nach oben und vor sich: "Was willst du tun? Ich würde sie verletzen, bei jedem falschen Schritt."

Der Angesprochene bereute es, nicht direkt zu den ANBU gegangen zu sein. Der Preis für diese Nachlässigkeit war entschieden zu hoch.

Maki zerrte selber immer noch an ihrem Zopf, um sich aus dem festhaltenden Griff zu befreien, doch man merkte, dass es keinen Sinn hatte: "Geh weg, Kakashi!"

Was denn? War ihr Geheimnis so erdrückend, dass sie sich lieber in Gefahr brachte?

Da kannte jemand Hatake Kakashi schlecht. Ganz schlecht.

Anstatt sich davon verjagen zu lassen, zog er einige Kunai hervor.

"Aber, aber... Messertricks können wir doch beide, Kakashi-san. Ich denke, bevor ich es unnötig herauszögere, sage ich es lieber gleich heraus, ich bin so frei, ja?"

Der 25-jährige zog ein großes Kunai aus seiner Beintasche hervor.

Diese Entwicklung gefiel Kakashi nicht, und er sah Maki an, dass es ihr noch weniger passte. Sie schien bereit, sich alle Haare ausreißen zu lassen, um dort wegzukommen, doch sie hatte mit ihren Versuchen keine Chance.

"Wobei... Taten auch mehr zählen wie Worte. Sieh es dir einfach an."

Der Jou-Nin schlang einen Arm um die Frau, drückte sie vor sich. Wenn Kakashi jetzt angreifen würde... Er war zu involviert, zu emotional betroffen. Er konnte keine Risiken eingehen, aber das...

Verdammt!

Der Rothaarige hob das Kunai an, verharrte eine Sekunde in dieser Haltung. Ließ es anschließend rasant herabsausen.

Kakashi war noch auf die Bank zugerannt und von ihr aus abgesprungen, hatte im Flug seinerseits Kunai nach Nao geschmissen. Aber zu spät.

Maki schrie auf. Ihre Seite war tief getroffen worden. Nao riss das Messer mit einer noch schnelleren Bewegung wieder aus ihrem Fleisch heraus. Blut spritze.
 

Iruka hatte versuch, sich zu konzentrieren, versucht, nicht auf den Schmerz zu achten. Doch es ging nicht. Alles in ihm zuckte zusammen, als das Metall seine Haut durchdrang. Er hatte für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, als würde es über die Knochen seiner Wirbelsäule schaben, allerdings konnte er sich nicht sicher darüber sein. Er hatte andere Sorgen.

Die monatelange Tarnung flog endgültig auf.

Sein Chakra, das er gebraucht hatte, um sich äußerlich zu verändern, verpuffte wie der Traum, den er gehabt hatte. Die Erkenntnis und die Schmerzen trieben Tränen in seine Augen.

Er traute sich nicht, den 26-jährigen jetzt anzusehen - hielt sich stattdessen lieber die brennende, blutende Seite. Das ging tief, verdammt, das ging echt tief...

Der Braunhaarige jappste schwach und spukte einen kleinen Schwall heißen Blutes aus.

Diese Schmerzen...

Und Nao hatte ihn immer noch brutal im Arm. Was denn? Das war's? Na, wenigstens hatte er seine Gefühle noch offenbaren können - und musste die Schmach nicht ertragen, dass Kakashi letzten Endes doch Bescheid wusste. Nur eines hätte er zu gerne noch gewusst...

Wieso Nao?

Seine Sicht wurde unscharfer. Die Schmerzen bleiern. Er hätte gerne noch einmal sein Date gesehen... Aber der Jüngere traute sich nicht, jetzt noch einmal aufzusehen.
 

"Iruka!?", Kakashi, gerade erst wieder auf sicherem Boden aufgekommen, musste die Situation erst einmal verstehen. Iruka war Maki? Maki war Iruka? Das war ein Witz, oder?

Sein - so gesehen bester - Kumpel datete ihn in Gestalt einer Frau?

Aber egal, das war nebensächlich. Jemand musste einen Arzt rufen - und Nao würde er so nicht laufen lassen. Dazu hatte er zulange versucht, seine Spur zu finden.

"Ich habe keine Ahnung, was du vorhast, Nao... Aber gehe ich recht in der Annahme, du bist das Monster, das in Konoha wütet?"

Bloß den 25-jährigen nicht dazu bringen, noch mehr Schaden anzurichten. Er hatte selber allerdings kaum noch Kunai, so viele schleppte der Jou-Nin dann doch nicht mit sich herum...

Diese Nachlässigkeit würde ihm nie wieder passieren. Aber das half ihm im Augenblick auch nicht.

"Mhh... Ich hatte bereits befürchtet, ihr würdet eine Person alleine verdächtigen. Nachdem Mizuki damals schon so durchgedreht ist, war ja keiner mehr da, den ich nach Mithilfe hätte fragen können.

Schade aber auch, wirklich bedauerlich...", der Rothaarige sah gespielt bekümmert drein, während er zusah, wie Iruka blutete.

Der Andere hatte gehofft oder erwartet, etwas wahnsinniges in seinem Blick zu sehen, etwas willkürliches, sinnlos sadistisches. Aber dem war nicht so. Nao schien bei absolut klarem Verstand zu sein.
 

Kakashis Gedanken rasten. Er hatte von dem Braunhaarigen, der selber in die Sache mit Mizuki involviert gewesen war, gehört. Mizuki hatte doch versucht, Naruto zu manipulieren...

Für eigene Zwecke zwar, aber es lag auf der Hand, dass die Einflüsse des Hasses auf Kyuubi nicht unbeteiligt gewesen waren.

Naruto...

Das wäre der erste sinnvolle Anhaltspunkt! Sasuke, Teuchi, Sandaime, Iruka...

Sasuke - das traf ihn besonders. Wut glomm in dem 26-jährigen auf. Und eine Erkenntnis. Wenn es sich wirklich um Naruto drehte, dann war nicht nur er noch ein potentielles Opfer.

Sakura war in Gefahr!

Kakashi musste hier weg, schnell und dringend. Aber leider befand er sich im Augenblick nicht in einer Lage, in der einfaches Weggehen eine Option war.
 

"Wie weit willst du gehen?", Kakashi, der sein Sharingan bisher noch mit einer Augenbinde verdeckt hatte, schob diese beiseite. Es konnte ruhig ernst werden, aber bitte schnell. Iruka musste hier weg.

Nao warf dem Mann an ihm einen abwertenden, prüfenden Blick zu, dann dem Älteren: "...ich habe einen Teil seines Nervensystems getroffen, vermute ich. Schade. Kein Ramen essen mehr mit Iruka-sensei.

Ach ja... Ich vergaß, Ichirakus hat ja dicht."

Das reichte. Damit war klar, welche Ziele für Nao noch in Frage kamen - vielleicht gehörte er auch noch dazu, aber auf sich konnte er aufpassen - und Kakashi konnte sich nicht mehr halten.

Er zückte ungesehen ein Kunai, das er in seinem Ärmel versteckte, und legte sich blitzschnell einen Plan zurecht. Das Problem war leider Iruka, dessen Sicherheit Vorrang hatte.

Der Hellhaarige konnte deswegen keine großen Jutsu anwenden, er musste sich fast ausschließlich auf seine Do-Jutsu und das bisschen Tai-Jutsu verlassen.

Wobei das Sharingan wieder einmal lebensrettend war.
 

Er wollte gerade zu einer ernsthaften, wohlgeplanten Attacke ansetzen, als Nao Iruka plötzlich fallen ließ.

"Mh... Das reizt mich nicht mehr." Er musterte Iruka gelangweilt.

Diese überlegte Willkür...

"Tja, tut mir Leid, Kakashi-san... Aber ich denke, ich muss mich empfehlen. Mir ist eingefallen, ich habe heute Abend noch ein Date mit einer reizenden, jungen Dame", der Jüngere grinste süffisant.

"Mit einer echten." Er stocherte bewusst in der Wunde herum, ganz sicher.

Der Angesprochene wollte noch reagieren, doch Nao formte bereits ein Fingerzeichen und verschwand im Nichts.

Dieser Angriff war nicht wirklich ernst gewesen. Es ging nur um ein Ergebnis, das blutig ausfiel.

Aber für solche Gedanken hatte er keine Zeit. Er rannte zu Iruka und hob ihn hoch, schlang vorsichtig die Arme um ihn, darauf bedacht, die Verletzung möglichst nicht zu berühren, bevor er losrannte: "Idiot!"
 

Der Kleinere drückte sich zitternd und weggetreten an seinen Träger, unsicher darüber, wie er sich nun verhalten sollte - oder wie lange er noch bei Bewusstsein blieb.

"...tut...mir Leid...", zu mehr als ein paar heiseren, erzwungenen Worten sah er sich nicht in der Lage. Die Augen fielen ihm zu.

Nao rannte nun irgendwo durch Konoha - im Blutrausch vielleicht sogar - und alles, was Kakashi tat, war ihn ins Krankenhaus zu bringen. Nachdem es rausgekommen war.

Iruka fühlte sich mit einem mal wie eine große, schwere Last.
 

Die beiden Shinobi durchquerten mit hoher Geschwindigkeit die Straßen, und Kakashi stoppte nur einmal kurz, um einer ANBU-Einheit zu sagen, was passiert war. Dass jemand das Fest zu beenden hatte.

Dass jemand Team 7 zusammentrommeln musste.

Danach wurde das Krankenhaus angesteuert. Erst einmal die Wunden, dann die Fragen.

In den Köpfen beider Männer ging in diesen Minuten einiges durcheinander. Kakashi hatte Nao schon länger verdächtigt, aber Iruka verstand das rein gar nicht.

Dann die Sorge um das Team...

Und, was Kakashi anging, so hatte er eine ziemlich derbe Erkenntnis zu verdauen. Er hatte seinem Freund wirklich rein gar Nichts angemerkt, egal in welcher Form. Wahrscheinlich war es recht offensichtlich, wie man sein Verhalten erklären konnte. Eine Art Geständnis hatte es ja nun gegeben.

Aber alles weitere hatte nun wirklich zu warten.

Iruka hustete und verspannte sich etwas. Die Schmerzen waren da, klar und deutlich - und übermannend.

"...Ka..ka..shi-san... ...Er hat...die Nerven nicht getroffen..."

Der Angesprochene war innerlich erleichtert darüber, dass Iruka das sogar selber sagen konnte, blieb nach außen hin aber streng: "Rede jetzt nicht. Wir sind gleich da."

Wieso auch immer Nao hierbei versagt hatte. Wurde er nachlässig, zu sehr von sich selbst überzeugt?

Die Zeit fehlte, um darüber nachdenken zu können, denn er durchquerte bereits die Tore des Krankenhauses.

Der Abend hätte so schön werden können.

Reservation for Two

Montag, meine Lieben, Montag.

o7.o4.2oo8.

Abiturprüfung, Deutsch-LK.

Spannung steigt. Deswegen zur Auflockerung mal ein etwas früherer Upload.

Nicht sehr konsequent, ich weiß.

Hat ja aber auch letztes Mal länger gedauert.

Ich widme mich dann mal wieder Nietzsche, Fontane, Epochen [und ihren Umbrüchen] und Sprachtheorien.

Gehabt euch wohl.
 

Reservation for Two
 

Dünnes Mondlicht sickerte durch das lichte Blätterwerk der Bäume. Es tauchte Itachis Haut in ein cremiges Silbern.

Sasuke genoss den Anblick, auch wenn er sich dafür hasste. Die Entwicklung war schlecht, sehr schlecht, aber was hätte er denn dagegen tun soll? Er, der zu schwach war, seinen Clan zu rächen,

war ebenfalls zu schwach gegenüber seinen wenigen Emotionen.

Der Jugendliche wusste nicht genau, was er zu machen hatte. Woraufhin dieses Treffen nun herauslaufen sollte. Das Zirpen der Zikaden schwoll an, während im Hintergrund die Musik des Festes verebbte.

Sasuke registrierte es am Rande, schrieb dem aber keine weitere Bedeutung zu, da er nicht wirklich darüber nachdachte.

Er war gefangen in diesem Moment. Itachis dunkle, ewig ruhig währende Augen lagen nachdenklich auf dem Jüngeren, beobachteten ihn sanft und zugleich aufmerksam.

Wenn dieser Mann da war, war der Wald kein gefräßiges Monster mehr, dessen Inneres Schmerzen bedeutete.
 

Sasuke löste den Blick und schielte weg. Das zu denken war nicht richtig. Itachi war doch das Monster selber.

Wenn er da war, trauten sich Artgenossen wohl nur nicht heran, denn er war das gefräßigste von allen. Aber war das dann nicht, auf der anderen Seite, wieder irrelevant?

War es nicht egal, wer ihm ein sehr plötzliches Gefühl von Schutz bot, wenn es denn wenigstens jemanden gab, der das tat?

Die Gedanken des 12-jährigen waren ihm selber zu schnell. Schutz? Wieso kam er jetzt auf Schutz? Wo war der Hass geblieben?

...ah, er erinnerte sich...

Der Hass richtete seinen gierigen Schlund nun gegen sich selber, denn das war der Dank für seine nicht vorhandene Geistesstärke. Er konnte Itachi nicht mehr ansehen, betrachtete stattdessen den Waldboden.

Sein großer Bruder kannte das Wort Geistesschwachheit sicherlich nur im Zusammenhang mit dem Jüngeren. Nicht mit sich selber.

Er konnte die Ambivalenz, diese Zwiespältigkeit in sich wachsen fühlen.

Zum Einen wollte er Itachi hassen und töten, für das, was er getan hatte - zum Anderen bekam er die Bewunderung nicht mehr aus seinem Kopf, dass Itachi eine solche Stärke überhaupt sein Eigen nennen konnte.

Ihm wurde schlecht.
 

"...Sasuke?", offenbar war es ersichtlich, dass er blasser um die Nase geworden sein musste. Itachi zog minimal eine Augenbraue hoch und beobachtete ihn irgendwie intensiver, mit wachsender Aufmerksamkeit.

Es fühlte sich seltsam gut an, diese von ihm zu bekommen - hatte der Kleinere doch Zeit seines Lebens irgendwie darum gekämpft.

Das änderte an der Übelkeit aber auch nichts. Diese inneren Zwänge zerrütteten ihn vollkommen. Hassen, nicht hassen, wieso hassen?

Der Schwarzhaarige hatte gedacht, würde er seinen Bruder eines Tages töten, so würde er sich erfüllt fühlen, komplett, endlich gut.

Das war, bevor er nur diese eine Vorstellung von Itachi gehabt hatte, bevor er ihn nach Jahren noch einmal getroffen hatte. Wieso war er eigentlich in Konoha?

Wieso hatte er Sasukes innere Mauern ganz zerrissen? Der junge Uchiha fasste sich Halt suchend an seine Stirn.

Irgendwie hatte er die beklemmende Eingebung, sich nicht erfüllt zu fühlen, würde er den Letzten seiner Art ermorden. Konnte er das für seine Familie tun? Konnte er?
 

Eine kühle Hand schob sich mit sanfter Bewegung auf seine Stirn, strich bestimmend die eigene weg.

Sasuke schielte hoch, sah erneut in Itachis Augen. Samtenes Schwarz schaute regungslos zurück, während der Ältere mit seinen Fingern die Stirn des Kleineren ertastete.

Das war irgendwie beunruhigend angenehm...

"Du bist blass."

Sah man ihm so deutlich an, dass ihn etwas dermaßen beschäftigte? Das passte dem Angesprochenen nicht, doch er wusste auch nicht mehr, was er daran hätte ändern können. Er hatte nicht einmal seine eigene Vergewaltigung verhindern können. War dieser Schutz da nicht besser als gar keiner? Bis das wachende Monster ihn ebenfalls verschlingen würde...

Und wenn er nur Beute war, am Ende war es besser, gegen ein Monster kämpfen zu müssen, als sich der Welt gegenüber gänzlich ausgeliefert zu fühlen. Oder?

Aber dann war wieder die Sache mit seiner Familie...

Es drehte sich in einem endlosen Zirkel um sich selbst. Von seiner Familie aus ging es weiter zu der Tatsache, dass Itachi Recht damit hatte, dass sie seine Schwäche waren. Der Ge-Nin hing mit all seiner Seele an diesem Clan, doch wofür? Er hatte ganze acht Jahre seines Lebens von ihm gehabt - den Rest des Weges musste er alleine gehen. Und das war - absehbar - der wohl längere Teil der Strecke.

Er hätte zu gerne gesagt, er wolle Itachi für sich selber töten, für die Jahre, die er alleine durchgemacht hatte - doch... Hätte er sich nie an seine Familie geklammert, hätte er, nach einer langen Trauerphase, sicherlich, irgendwann wieder beginnen können, selber zu leben.

Aber er hatte sich auch an Itachis Worte geklammert. Er hatte für diese Worte gelebt.

Schwindel überkam ihn.
 

"Nh...", der Jugendliche merkte, wie seine Beine nachgiebiger wurden. Sasuke hatte den Schock der letzten Wochen noch nicht ganz verdaut, und Itachi riss alte Wunden wieder auf, die sich mit den neuen vermischten.

"Sasuke", hörte er es wieder von vorne, während er spürte, wie sich zwei Hände auf seine Schultern legten, ihn stützten.

Wieso? Wieso verschwand er nicht einfach? Aber das wollte er ja gar nicht...

Nur konnte es dem 17-jährigen doch jetzt auch egal sein, was er wollte. Nie hatte er sich darum geschert. Die Welt war ein grausamer Schauplatz, und in ihrer Mitte ein Monster, das darin schrie.

Er verstand seine Worte nicht...

Der 12-jährige fühlte, wie er leicht gegen seinen Vordermann sackte, und hasste sich noch mehr dafür. Überall wo er hinkam, folgte ihm Schwäche auf dem Fuße.

Aber Itachi stützte ihn nur kommentarlos und begab sich langsam in eine Hocke mit dem Kleineren.

Man konnte leises Rascheln hören, dann sah Sasuke eine Flasche vor sich, die er nur zu gut kannte.

"Trink."

Zittrig griffen die Hände des Schwarzhaarigen danach, während er es aufgab, nach den Gründen für Itachis Verhalten zu fragen. Er öffnete den Verschluss und setzte die Öffnung an seinen Mund, einige Schlucke der Flüssigkeit in sich aufnehmend. Danach fühlte er sich etwas besser.
 

"...was machst du hier?", versuchte Sasuke es, zurück zu seiner Stimme zu finden, ohne allerdings aus der Hocke aufzustehen. Man musste es ja nicht übertreiben.

"Dich sehen."

"...das kann nicht alles sein...", murmelte der Kleinere skeptisch, wobei er die Flasche an ihren rechtmäßigen Besitzer zurückgab.

"Einen Auftrag erledigen. Ist es das, was du hören willst?"

"Ich weiß nicht, was ich hören will, Itachi", seine Stimme klang wieder etwas gefasster, was Sasuke Mut machte. Trotzdem blieb er mit Itachi unten.

"Dann solltest du dir das zuerst überlegen."

Wieso konnte er nicht einmal durchscheinen lassen, was er dachte oder wollte? Was war daran denn so schwer? Wieso ließ er nie seine Maske fallen? Allerdings... Was, wenn man seinen Worten folgte?

Was tat Itachi, wenn man tat, was er wollte? Sasuke konnte sich sehr gut vorstellen, dass der Ältere es liebte, diese Spiele zu spielen. Dass er niemals etwas preisgab über sich, bevor man nicht seinem gedanklichen Labyrinth zum Ausgang hin gefolgt war.

Im Grunde hatte er eigentlich die Haltung verinnerlicht, keine Spiele mit dem 17-jährigen zu spielen, die dessen Regeln folgten. Aber Sasuke wollte mehr wissen, über ihn.

"...dich sehen. Zufrieden?"

"Wieso?"

War das nun ehrliches Interesse, oder bloß ein Versuch, seine Schwäche zu charakterisieren? Jede Frage konnte eine Fangfrage sein... Der 12-jährige schwieg eine Weile, bedacht, seine Worte gut zu überlegen.

"Ich weiß nicht. Du bist nicht der, den ich erwartet habe."

"Nicht das blutrünstige Monster, das ich hätte sein sollen? Ich töte nicht aus Willkür, Sasuke."

"...aber mehr willst du mir auch nicht sagen."

"Unwichtig. Lebe, nicht bei den Toten. Töte mich, lass es sein, tu wonach immer dir auch sein mag. Aber handle." Diese Worte klangen nicht nach Itachi. Nicht nach dem Itachi, mit dem er all die Zeit gerechnet hatte.

Es schoss ihm wieder durch den Kopf. Seine Schwäche, in vergangenen Tagen festzustecken, in Bahnen, die längst verlassen waren - sich in seinem Kopf aber immer und immer wieder wiederholten.

Aber da war noch etwas... Der Nuke-Nin hatte in das einzige Wespennest gestochen, das noch in dem Kleineren geblieben war.

"Wer hat mir gesagt, ich solle hassen!? Mich an mein Leben klammern!? Wer?"

"...klammerst du dich an dein Leben, wenn du für andere tötest? Du solltest mich hassen, um dich von mir zu befreien."

Das war eine vollkommen andere Interpretationsweise. Aber was erwartete man? Sasuke war kein Genie, wie sein Bruder es war. Nur führte der Hass nicht dazu, sich zu lösen. Er hatte ihn, stattdessen, all die Jahre mehr an seinen Bruder geschweißt, als es ihm lieb gewesen wäre.

"Dann lasse ich es vielleicht sein. Armselig."
 

Eine Weile wurde geschwiegen. Wahrscheinlich war der Ältere der Ansicht, vorerst genug gesagt zu haben. Und Sasuke fühlte sich gegenüber ihm ohnehin seltsam machtlos.

Er wusste nach wie vor nicht, ob er seine Rache wirklich aufgeben sollte, aber in gewisser Weise hatte er Itachi zu sehr an sich herangelassen, als dass er gerade ihn jetzt noch hätte töten können.

Doch hatte er nicht das Gefühl, Itachi wäre von außen nach innen in ihn hereingekommen. Viel eher fühlte es sich so an, als hätte wirklich etwas in ihm geschlafen, darauf wartend, nicht länger von stärkeren Emotionen unterdrückt zu werden. Damals hatte er zu ihm aufgesehen...

"Es ist niemals armselig, selber zu denken, Sasuke."

Der Jugendliche erwiderte daraufhin erst einmal nichts. Itachi war diesen Abend von seltsam redseligem Gemüt, und er musste lernen, damit klarzukommen.

Der Mond leuchtete verdeckt durch das Blätterwerk, als der 12-jährige an seinem Bruder vorbeischielte und hinaufsah. Er spürte die Wärme des anderen Körpers klar und deutlich. Unignorierbar.

"...was denkst du gerade, Itachi?", darauf erwartete er eigentlich keine Antwort, aber die Frage hatte darauf gepocht, gestellt zu werden.

"Daran, dass ich deine Worte aus deinem Mund höre."

"Mehr nicht?"

"Daran, dass wir gebunden sind."

"Nicht, dass du diese Verbindung zeigen oder brauchen würdest..."
 

Wieso sagte der Ältere das? Und wieso erst jetzt?

Aber er konnte es aufgeben, Fragen zu stellen, die seine Lippen ja doch nicht verlassen würden. Und wenn doch, so würden keine Antworten folgen.

Langsam konnte er sich ein etwas anderes Bild seines Bruders machen. Itachi schien diverse Ansichten in sich zu einen, die ein völlig eigenes Weltbild aufbauten. Wahrscheinlich war dies Segen und Fluch eines Wunderkindes - Zusammenhänge und Tatsachen besser, mehr, oder einfach anders zu verstehen und hand zu haben, wie durchschnittliche Menschen.

Diese Ansichten konnte er jedenfalls nicht durchblicken. Aber es ließ sich ein schwaches Muster in seinen Handlungen erkennen, das einen Rahmen hatte, der sich mit Sasukes Innerem schnitt.

Auch, wenn es irgendwie falsch war. Er konnte nicht einfach alles über Bord werfen, nur, weil er ein einziges Mal einen schwachen Einblick in den Kopf dieses Mörders bekam.

Und wieder klammerte er sich an vergangenes.
 

"Sei nicht so trotzig, Sasuke."

"Bin ich nicht. Du bist der, der sich wie ein Arschloch benimmt."

"So?", das klang eher fast so, als wäre ein schmaler, belustigter Unterton in der Stimme versteckt. Das ging auch? Jedenfalls konnte er das nicht auf sich sitzen lassen.

"Ja! Nach dem, was du getan hast, was du gesagt hast... Und dann tauchst du hier wieder auf und machst alles zu Nichte."

"Mache ich?"

Sicher, Itachi hatte niemals direkt gesagt, er solle seinen Hass fahren lassen. Nur, dass er nicht an der Vergangenheit festhalten sollte. Der Nuke-Nin machte ihn wahnsinnig.

"Ich hasse dich."

"..."

"Was?", ein leises Fauchen entkam ihm, fühlte er sich doch nicht wirklich ernst genommen.

"Tust du?"

"Wer weiß."

"..."
 

Keiner der Beiden realisierte wirklich, dass sie anfingen, sich wie richtige Geschwister zu triezen. Vielleicht hatte Itachi den leisen Verdacht, doch selbst wenn, geäußert hätte er sich dazu nicht.

Ihre Beziehung war seltsam, das war ihnen allerdings klar. Es gab wahrscheinlich nicht einmal ein Wort dafür, was sie wirklich genau beschrieben hätte.

Nur das Gefühl in Sasukes Magen, warm, befreiend, fesselnd, unklar.

Er sah den Älteren wieder an. Fühlte er etwas ähnliches in ihrem Zusammensein?

Ihm drängte sich die Frage auf, was aus ihnen geworden wäre, wäre es niemals zu dem Massaker gekommen. Ihre Beziehung wäre trotzdem von zwiegespaltener Rivalität durchzogen gewesen, das war Sasuke klar.

Man ahnte, was man hätte sein können, hätte man nicht sein müssen, was man war.

Erschrocken sah er sich aber über den Gedanken, dass ihre Beziehung - welcher Art sie auch sein mochte - niemals so tief und verwurzelt geworden wäre, wäre es nicht so gekommen, wie es wirklich war.

Nun war da nur noch ein Uchiha, dessen Aufmerksamkeit er auf sich ziehen wollte. Keine Mutter mehr, kein Vater mehr.

Nur Itachi alleine.

Deswegen war Hass auch nicht das richtige Wort, nicht mehr. Nur was es dann tatsächlich war, das konnte der Jüngere nicht so recht sagen. Er sah nach oben.
 

"Und wenn ich's nicht tue? Dich nicht hasse?"

"Wieso solltest du nicht?"

"...beantworte du mir doch einmal eine Frage", versuchte Sasuke den Spieß herumzudrehen. Viel Erfolg versprach er sich davon nicht, aber das war eh egal. In seinem Hinterkopf blieb der Gedanke, dass Itachi in wenigen Tagen wahrscheinlich sowieso wieder verschwunden sein würde.

"Welche?"

Er hasste die Art, wie Itachi ihn mit Gegenfragen in die Enge trieb. Wirklich ein Genie, auch mit Worten - aber keine gute Sache, wenn man daraus keinen eigenen Nutzen ziehen konnte.

Okay, damit suggerierte er aber zumindest, dass er auf die vorangegangenen Fragen nicht antworten wollte. So langsam begriff der 12-jährige die Regeln, nach denen Itachi eine Konversation aufbaute und führte.

Worauf er sich nicht direkt einließ war für ihn wohl nicht relevant, interessant oder angenehm.

Aber er ging darauf ein, eine Antwort zu geben. Oder zumindest gab er die Erlaubnis, eine Frage zu stellen, der er Beachtung schenken würde.

Warum also die Chance verschwenden? Sasuke dachte nach. Etwas, das er wirklich wissen wollte... Da gab es einiges, aber nur eine Sache, die jetzt zu fragen Sinn machte.
 

"Verrate mir nur eines. Wieso bist du hier, bei mir?"

Daraufhin folgte ein sehr, sehr langes Schweigen. So lange, dass der Jüngere das Gefühl bekam, mit keiner Antwort mehr rechnen zu dürfen, doch - er hatte Glück. Itachis Lippen bewegten sich tatsächlich antwortend. - Nicht nur antwortend, sondern wie die letzten Male auch sehr verführerisch, gleichmäßig, schön. Seltsamer Gedanke.

"Das würden wir beide nicht verstehen, Sasuke. Geh, wenn dir das als Begründung nicht reicht. Du musst nicht bleiben."

Das klang in gewisser Weise fast nach seiner eigenen Meinung... Zwar fühlte er sich unverkennbar und sehr überraschend zu dem Älteren hingezogen, aber... Es war kein Grund für ihn. Keiner, den er verstand, keiner den er als solchen angeben würde.

"Und wenn ich bleibe?"

"Dann...", Itachi musterte ihn mit einem seltsam neutralen Ausdruck in den Augen, "...fühlen wir uns vielleicht ähnlich."

Verstand der Ältere den Grund seines Hierseins also selber nicht? Das war ein interessanter wie unerwarteter Gedanke, da Sasuke davon ausgegangen war, ein Genie wie sein Bruder müsste auf fast alles eine Antwort parat haben - die er auch erklären und in Worte fassen konnte. Aber ohne Antwort, ohne Erklärung rissen die Fragen im Kopf des Ge-Nins nicht ab.

"Wenn du hier bist...wie denkst du dann über mich, Itachi?"

"...ist das nicht irrelevant, Sasuke?"

"Ich will eine Antwort. Es ist absolut irrsinnig, was wir hier tun!"

"Der einzige Mensch, an dem ich Interesse finden kann, bist du. Alle anderen sind nicht von Bedeutung."

Dieses - ja, Sasuke befand es für sinnvoll, es als eine Art Geständnis aufzunehmen - war seltsam. Der Höhepunkt ihrer Absurditäten des heutigen Abends. Und es war grauenvoller Weise schön zu hören, was die Lage für den Schwarzhaarigen nicht besser machte. Er zog ein wenig an seinem leicht verrutschten Kimono herum, dessen schwerer Stoff unignorierbar auf seinen Schultern lastete.
 

Jedoch... da war noch etwas. Je mehr Antworten er bekam, desto schneller rasten die Gedanken in seinem Kopf. Wie weit konnte er dieses Spiel treiben? Er musste es einfach austesten.

"Tss. Als ob das etwas bedeuten müsste. Wie interessant bin ich?"

Itachi wartete abschätzend einen Moment, bevor er Sasuke musterte. Die Ruhe wich nie aus seinem Blick.

"Du willst es wissen?", der Unterton hatte beinahe wieder etwas triezendes.

"Sonst würde ich nicht fragen."

Das schien Aussage genug gewesen zu sein, denn der Ältere reagierte anscheinend wirklich bereitwillig auf die vorangegangene Frage.

Er beugte sich nach vorne. Seidig schwarze Strähnen fielen ungehindert in sein Gesicht. Was sollte das nun werden?

Der 17-järhige hatte die Augen noch leicht geöffnet, schien sehen zu wollen, wie sein kleiner Bruder reagierte. Doch dieser war für den Augenblick zu gebannt, als dass er irgendwie gehandelt hätte.

Nur noch Zentimeter, Millimeter trennten ihre Gesichter von einander. Sie konnten gegenseitig den Atem des anderen spüren.

Die Zikaden lärmten im Hintergrund. Ein lauter, durchdringender, melodischer Klang, von alarmierender Betörung.

Und dann passierte es - Sasuke hatte es kommen sehen, doch in der Sekunde, als er Itachis weiche, warme Lippen auf seinen fühlte, spürte, wie sich ein Mund langsam gegen seinen drückte, wurde die Erkenntnis viel klarer. Der Nuke-nin beugte sich ganz über ihn. Der Kimono wurde durch einen anderen Körper berührt.

Was sollte das? Wollte er das? Sein Bruder... Der Mann, den er töten wollte...den er hatte töten wollen... er küsste ihn. Und Sasuke selber tat nicht ansatzweise etwas dagegen, die Sache zu unterbrechen.

Viel zu sehr war er damit beschäftigt, sich zu überlegen, ob das gut, schlecht oder überhaupt okay war.

Es kam so plötzlich, so unerwartet, so...

Das angenehme Gefühl, was er in seinem Magen verspürt hatte, wurde mit einem Mal deutlich intensiver.

Er ließ es zu.
 

Sakura hatte die ganze Szene mitangesehen. Sie hatte eine Weile gebraucht um zu verstehen, wer sich hinter dem namenlosen, fremden Mann wohl zu verbergen hatte, doch als es ihr klar geworden war, hatte auch sie Hass in sich verspürt. Hass darüber, dass dieser Mörder zuerst Sasukes Leben zerstörte, und anschließend ihre Pläne für den Abend zu Nichte machte.

Das gesamte Gespräch über hatte die Jugendliche mit sich gehadert, ob sie eingreifen sollte oder nicht. Aber wie sollte sie Sasuke erklären, dass sie ihm hinterher gegangen war?

Halt - Naruto zu suchen war ja nicht ihre Idee gewesen. Er hatte sie an der Nase herumgeführt, nicht umgekehrt.

Allerdings hatte sie für solche Gedanken keine wirkliche Zeit. Zuzuhören war deutlich interessanter gewesen.

Die Konversation wurde langsam runder, bis sie schließlich endete, wie sie geendet hatte.

In einem Kuss.

Einem Kuss, den Sasuke nicht verhindert oder unterbrochen hatte.

Sasuke küsste einen Mann - den Mann.

Das war nicht fair! Wieso ließ er so etwas zu? Es tat weh, unbeschreiblich!

Ohne wirklich darüber nachzudenken, tief verletzt im Inneren und mit einem unglaublichen Herzensschmerz rannte die 12-jährige davon, soweit und so schnell sie konnte.

Und dieses Mal wollte sie wirklich nicht mehr aufhören zu laufen. Ihre Yukata ließ sie immer wieder stolpern, dünne Äste rissen an der dünnen Baumwolle, doch sie achtete nicht darauf.

Ihre Liebe war ehrlich, ernst, reif, aufrichtig. Und nur, damit sie so etwas mitansehen musste?

Die Augen der Kunoichi wurden feucht, heiß, brannten. Ihre Hände wischten ungeschickt und hilflos darüber, wobei sie aufhörte, auf den Weg zu achten.

Bis sie in etwas rannte.
 

"Na, na...Ojou-chan... Vorsicht", die warme, tröstende Stimme Naos empfing sie, ebenso wie seine Arme, "Was ist passiert?"

"...Sasuke-kun...er...er hat...", mehr bekam sie als Antwort einfach nicht heraus. Es war zum Weinen - würde sie es nicht bereits tun. Ihr Innerstes war durcheinander, schmerzte, ihre Gedanken wirr und rasend.

Sasuke musste weg von diesem Mann. Er war nicht gut für ihn. Nicht gut. Sie liebte ihn, nur sie alleine.

Einige Tränen kamen noch, dann wurden ihre Augen leer und trüb. Nur sie alleine liebte ihn wirklich, und er verletzte sie.

Nao beugte sich zu ihr herunter und wischte ihr die Tränen weg. Er hielt seine Lippen an ihr Ohr.

"Er hat dich verletzt, nicht wahr? Grausam... Aber nun... Lass mich dir helfen, ein wenig."

Er grinste ungesehen, während sie nur nicken konnte.

Breakdown

Noch 3 Kapitel übrig...

Das Ende steht kurz bevor.
 

Breakdown
 

Das war aufregend, verwirrend, falsch und gut gleichzeitig.

Bisher hatte keiner der beiden Brüder den Kuss zu lösen gewagt, auch wenn dieser schon eine ganze Weile am Gange war. Sasuke war sich sicher, irgendwann etwas gehört zu haben - das Rascheln eines Tieres vielleicht - doch er ließ sich davon nicht stören.

Selbst, wenn da etwas oder jemand war... Er musste innerlich erst einmal entscheiden, ob das hier okay war.

Solange wollte er das schöne Gefühl noch genießen, aber schlüssig darüber, ob es das war, was er wirklich wollte, war er sich auch nicht.

Schuldgefühle hatten sich in den Kopf des Jugendlichen gesetzt. Er sollte diesen Mann töten, sich nicht von ihm verführen lassen. Der vorwurfsvolle Blick seiner toten Mutter kam ihm in den Sinn...

Aber Uchiha Mikoto war tot.

Itachi hatte damit einfach Recht. Wenn er an den Toten hing, hatte er kein Leben mehr, was er genießen konnte.

Also konnte er es erst einmal genießen...
 

Der junge Uchiha spürte die Lippen des Älteren immer noch auf seinen, die sich mittlerweile schwach aber bestimmt fordernd gegen seine schmiegten. Muskeln schienen aufeinander zu reagieren, ließen zu, dass die flüchtige Verbindung intensiviert wurde. Itachis Atem streichelte seine Haut sanft. Er war beschleunigt, warm.

Er selber konnte nicht mehr sagen, wann es geschehen war, aber seine Augenlider hatten sich herabgesenkt, blendeten alles andere aus. Ein vorwitziger Arm des 17-jährigen schlang sich um seine Hüfte, streichelte leicht erforschend über seine Haut, während sie in der Hocke auf dem Boden verharrten und den Rest der Welt ignorierten.

Das war das fälschlichste Falsch, was er verursachen konnte. Aber es war sicherlich auch das schönste.

Die fremden Lippen wurden eindringlicher, fester in ihren Bewegungen. Itachi streichelte gerade ansatzweise mit seiner Zunge über Sasukes Lippen, als Stimmen zu ihnen herüber drangen.
 

"Habt ihr die Kinder!?"

"Hier ist noch nichts, Taichou-san! Wir suchen dort drüben weiter!"

Da rief jemand nach seinem Captain... Verdammt, das klang nach ANBU-Einheiten. Sasuke löste sich ruckartig von seinem Bruder, zerrte seinen Kimono richtig und schaute seinen Bruder unsicher an.

Sie konnten nicht hier bleiben, wenn sie jemand entdeckte...

Offenbar hatte Itachi die selbe Erkenntnis, denn geistesanwesend fasste er sich ungewöhnlich schnell wieder, beruhigte seinen Atem und erhob sich in einer flüssigen, geschmeidigen Bewegung.

Wirklich perfekt...

"Wir müssen uns trennen, Sasuke."

Irgendwie gefiel ihm das nicht. Jetzt war er gerade gedankenlos genug gewesen, so etwas Unsinniges zu tun, und dann war es das schon wieder? Der Schwarzhaarige unterdrückte ein Seufzen und nickte nur schwach.

Der Ältere aktivierte sein Sharingan wieder, sah zu seinem Bruder herüber, musternd. Das Ruhige war zum ersten Mal aus seinem Blick gewichen.

Und Sasuke merkte, dass ihm alles zu schnell ging.

"Ich..."

"Da vorne ist jemand!"

Itachi hatte keine Wahl. Auch, wenn er wohl gesehen hatte, dass der Jüngere ihm etwas zu sagen hatte, konnte er die Worte nicht abwarten. Mit schnellen Bewegungen und ohne jeden weiteren Kommentar verschwand er geräuschlos und schnell in der Dunkelheit, ließ einen emotional durcheinander geratenen kleinen Bruder zurück.
 

Nicht einmal eine Minute später traf tatsächlich eine ANBU-Einheit bei eben jenem ein.

"Uchiha Sasuke?", ein vogelgesichtiger Mann beugte sich zu ihm herunter, ohne die Maske dabei abzunehmen. Ein roter Schal hing um seinen Hals. Der Taichou.

Der Angesprochene nickte, hatte keine Ahnung, was das sollte. Was war denn los? Hatte man Itachi entdeckt?

"Wir müssen dich bitten, uns zu folgen. Anweisung von Kakashi-sensei."

Kakashi?

"Was soll das?"

Der Captain, der bereits versucht war, den Rückweg anzutreten, drehte sich zu ihm um.

"Wir haben lediglich für deine Sicherheit zu sorgen, bis wir dich dahin geschafft haben, wo du hinsollst. Mehr brauchst du nicht wissen, Kleiner."

Der Maskierte schaute wieder nach vorne und lief mit seiner Einheit los, die einen verwirrten, überforderten Sasuke im Schlepptau hatten. Gegen diese Männer hatte er keine Chance, zudem war er innerlich so aufgewühlt, dass ihm der Gedanke an Widerstand nicht wirklich in den Sinn kam.

Er würde nur zu gerne wissen, was denn genau los war. Während sie sich dem Dorfe näherten, musste er erkennen, dass die festlich geschmückten Straßen wie leergefegt waren.

Etwas musste passiert sein.

War der Hokagemörder etwa unterwegs? Aber das wäre unlogisch gewesen. Man konnte nicht für jeden Bewohner in Konoha einen Trupp losschicken, um ihn einzusammeln.
 

Aber gerade konnte der Ge-Nin sich ohnehin nicht konzentrieren. Der rote Schal wippte hin und her.

Genauso rot, wie Itachis Augen, bevor er verschwunden war.

Wohin war er gegangen? Sasuke fühlte sich danach, ihm zu folgen... Wohin ging er?

Wohin?

Wo war er denn überhaupt? Wo?

Vollkommen durcheinander bemerkte er nicht, dass seine Einheit mit ihm zielstrebig durch die Straßen Konohas gingen, einen anscheinend genau koordinierten Weg einschlugen und schließlich vor einem abgelegenen, heruntergekommenen Wohnblock zum stehen kamen.

Er bekam erst wirklich mit, dass seine Beine sich nicht mehr bewegten, als ihn plötzlich jemand ansprach.

"Sasuke! Wo ist Sakura-chan!?"

Benommen drehte er seinen Kopf zur Seite und erkannte Naruto, der seinen Kopf aus einem Fenster im oberen Stockwerk streckte. Woher sollte er wissen, wo Sakura war?

"Junge, sei gefälligst still!", zischte der Taichou scharf. Offenbar lag es nicht in Narutos Talenten, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Der Captain stupste Sasuke an: "Geh hoch zu deinem Kameraden. Bleib dort. Anweisung von Kakashi-sensei. Das Gebäude wird bewacht, mach dir keine Sorgen. Wir haben alles unter Kontrolle."

Was sollte er denn bei Naruto? Irgendwie war sein Verstand nicht mehr ganz klar... Doch um sich weitere Scherereien zu ersparen beließ er es lieber dabei und ging direkt schleichend, nachdenklich das außen angebrachte, offene Treppenhaus nach oben.

Was war los - mit ihm und dem Rest der Welt?
 

Kakashi hatte die ganze Zeit geduldig im Krankenhaus darauf gewartet, dass man ihn endlich zu Iruka ließ. Er hatte angeordnet, dass ein direktes Verhör unbedingt notwendig war, damit man ihn schnell zu dem Verletzen ließ, und da Tsunade sich zuvor darüber beschwert hatte, dass ihr derlei Untersuchungen bei Sasuke zu ungenau gewesen wären, hatte sie zugestimmt.

Sobald Iruka sich aufregen sollte, musste Kakashi den Raum verlassen, aber ansonsten hatte er freie Bahn und Ruhe zum Reden.

Zudem hatte er angeordnet, dass man sein Team an einem Ort zusammentrommeln und bewachen sollte. Nicht auszudenken, wenn Nao ihnen zuvor gekommen wäre...

Genau der war es auch, nach dem Tsunade gerade suchen ließ.

Eine Schwester - er erkannte, dass es sich zum Shizune handeln musste - kam nach eineinhalb Stunden Wartezeit, die er angespannt im Foyer zugebracht hatte, zu ihm und teilte ihm mit, dass der zu Verhörende nun ansprechbar sei.

Sehr gut.

Der 26-jährige erhob sich und machte sich auf, das Zimmer zu besuchen, welches man ihm genannt hatte.

Bevor er eintrat klopft er einmal gegen das Holz, dann drückte er die Türe auf und wurde direkt von dem starken Geruch eines Desinfektionsmittel, piependen Überwachungsmaschinen und einer bedrückten Atmosphäre überrollt. Er schloss die Tür schnell.
 

"Iruka...? Ich bin's."

Der Ältere sah, dass sich ein Stuhl in dem Raum befand, nach dessen Lehne er griff und ihn zum Bett zog. Das Metall der Beine schabte über den PVC-Boden.

Er setzte sich auf den Stuhl und musterte den Braunhaarigen, der nicht ihn, sondern die Wand anschaute. Er musste sich schrecklich fühlen.

Wahrscheinlich war er schlapp von der Operation und mit Schmerzmitteln ausreichend versorgt, und eigentlich war Kakashi auch nicht wegen einem Verhör, sondern wegen persönlichen Fragen hier.

Aber er konnte auf ihre Antworten nicht warten.

"...wir sollten reden."

Keine Reaktion folgte. Irgendwie tat der Anblick Kakashi weh. Unschlüssig griff er nach Irukas Hand, der sich daraufhin leicht verspannte.

"Wieso hast du das getan?", im Grunde war das die dreisteste Lüge, die man ihm jemals vorgesetzt hatte. So ein Doppelspiel hätte er niemals bei Iruka erwartet. Das ließ den Schluss nahe, dass der Jüngere sein Geständnis von vorhin relativ ernst gemeint hatte, doch der Jou-Nin wollte eine richtige Antwort.

Aber keine folgte. Nur irgendwann kam ein sehr leises, zittriges: "Tut mir Leid..."

Er schüttelte den Kopf: "Ich lebe ja noch." Und setzte mit einem breiten Grinsen dran: "...irgendwie ist der Gedanke sogar amüsant, dass du zu so was in der Lage bist."

Der Hellhaarige streichelte mit dem Daumen über Irukas Haut, versuchte, ihn etwas zu beruhigen.

Daraufhin schielte der Angesprochene ihn tatsächlich an. Röte legte sich auf seine Wangen.

"Gib mir ne Sekunde, damit ich das verarbeite", Kakashi wurde wieder ernst. So gesehen hatte er ja schon öfters ansatzweise darüber nachgedacht, wie er zu Iruka stand. Und was Maki anging, war er sich relativ sicher. Wenn er weiter darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass beide zusammen in dieser Form wirklich einen gewissen Reiz hatten. Kakashi war nun selber wirklich ein komischer Kauz, der Gefallen am Ausgefallenen finden konnte. Immerhin hatte Iruka ja sehr viel Ähnlichkeit mit Maki, genug, um ihn auch noch als Mann attraktiv wirken zu lassen.

Aber er musste einfach darüber nachdenken.
 

"...bist du sauer, Kakashi-san...?", kam auf einmal die leise Frage.

Der Angesprochene schüttelte den Kopf: "Nein. Und wir waren doch schon bei 'Kakashi'. Oder?" Er grinste wieder, aber ehrlich und beinahe sanft; ein Grinsen, zudem nur er selber in der Lage war.

Prompt wurde Iruka erneut minimal rot und drehte sich ganz weg. Oh weh, da hatte es jemanden wirklich schwer erwischt. War das niedlich.

Aber um darüber nachdenken zu können, war ein kurzweiliger Themenwechsel von Nöten: "...ich habe angeordnet, dass Team 7 beaufsichtigt wird. Aber bisher hat mir niemand sagen können, dass Sakura gefunden wurde."

Der Jüngere wusste, was das bedeuten konnte: "...sie taucht sicher wieder auf..."

Kakashi nickte, während er den anderen eingehend musterte und in Gedanken abtauchte.
 

Sasuke hatte sich auf Narutos Bettrand gesetzt und starrte den Boden an. Noch nie war er in dieser Wohnung gewesen, aber er hatte nicht einmal ansatzweise den Versuch unternommen, sich hier genauer umzusehen.

Zu sehr waren seine Gedanken bei Itachi. Er hatte seinen Bruder geküsst - halt, sein Bruder ihn. Aber er hatte es immerhin zugelassen.

Und... es hatte sich ja gut angefühlt. Obwohl es ein Kuss und irgendwie mehr Mädchensache war. Obwohl er keine Nähe wollte. Vor allem keine körperliche.

Und jetzt hatte er den irrsinnigen Drang, zurück zu dem Älteren zu kommen. Der 12-jährige hatte starke Probleme damit, ruhig sitzen zu bleiben, zu sehr zog es ihn zu dem anderen Mann hin zurück, zu sehr durchdrang der nicht nachzuvollziehende Wunsch seine Gedanken.
 

"Lebst du noch?", Naruto hockte auf dem Boden vor ihm, im Schneidersitz, den Kopf schief gelegt, die Augen angestrengt nachdenkend zusammengedrückt.

Sasuke zuckte zusammen. Ah, er war ja auch noch da. Der Angesprochene nickte nur schwach.

"Weißt du, was los ist?", wollte der Blonde wissen, dem es ganz offensichtlich nicht passte, in seinem eigenen Heim eingesperrt zu sein. Das war allerdings eine gute Frage - so gut, dass sie Sasuke für einen Augenblick in die um ihn herrschende Realität zurückwarf.

"Nein. Ich wurde von ANBU vom Fest hierher eskortiert."

Naruto lehnte sich nach hinten: "...mhhh...irgendwer hat gesagt, Iruka-sensei ist angegriffen worden...plötzlich waren alle weg. Ich musste hierhin."

Die Worte des Jugendlichen klangen seltsam dumpf, bedrückt. Iruka war verletzt worden? Sie hatten sicherlich beide ihre ganz eigenen Gedanken... Und bedankt hatte er sich immer noch nicht.

Der Schwarzhaarige musste sich sammeln. Aber es wollte nur schwerlich klappen, zu sehr drängte alles in ihm darauf, endlich von hier wegzukommen. Raus. Zu Itachi.

In erster Linie wollte er erneut mit ihm reden, sich aussprechen. Wieso hatte der Ältere das auch getan? Es verwirrte ihn einfach... Und seine Gefühle ebenfalls.

Alles, was ihm vorerst blieb, war seine bröckelnde Selbstbeherrschung. Er musste sich zurückhalten, nicht mit seinem Innersten nach außen hervorzubrechen.
 

"Naruto...", hörte Sasuke sich also selber sagen, der ernsthaft versucht war, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, "Ist er verwundet?"

Der Angesprochene sah bedrückt und frustriert auf: "Kakashi ist im Krankenhaus mit ihm. Ich glaube, schon..."

"Woher weißt du das?"

"...ein ANBU hat es mir gesagt, weil ich nicht mitkommen wollte. Ich meine, Sakura-chan und du, ihr wart auf einmal weg und was wäre denn gewesen, wenn ihr wiedergekommen wärt und..."

Wirklich. Hier waren zwei Jugendliche neben der Spur, unverkennbar.

"Was ist los mit dir?"

"Mit mir?", der eigentlich Aufgedrehte der beiden blinzelte fragend, "Nichts? Nicht viel. Sieht man doch, Mensch."

Sasuke seufzte entnervt. Für so was hatte er jetzt einfach keinen Elan: "Erzähl das jemand anderem. Was ist los?"

Der Gleichalte war soeben dabei, für sich selber herauszufinden, dass es angenehm war, Mitmenschen zu helfen. Er musterte Naruto eingehend.

Dieser rutschte unweigerlich auf dem Boden herum, wurde dezent rot und auffällig hibbelig. Gott, was kam denn nun schon wieder.

"Du und Sakura-chan... Ich meine... Ihr wart weg und... na ja... ...wo...und so...?"

Ah, darauf lief es also hinaus. Nein, da brauchte man sich wirklich keine Sorgen zu machen. Nicht mehr.

"Ich bin selber von ihr weggegangen. Es war nichts."

"Wirklich?", so ganz schien ihm der Gleichalte nicht zu glauben, denn er sah unsicher zu ihm herauf, "Ich...meine...es wäre schon...okay und so..."

"Nein, Naruto. Wirklich nicht. Ich hatte anderes zu tun. Und habe auch kein Interesse an ihr."
 

Das hätte er sich vielleicht verkneifen sollen. Aber gerade war Sasukes mentale, innere Barriere so aufgeweicht, dass er nicht mehr wirklich realisierte, was er wie über sich Preis gab.

Narutos Augenbraue zuckte nach oben, Neugierde stieg in seinen Blick: "Ah, was hattest du zu tun? Was denn? Wa~s denn?!"

Der Ange-"wa~s"-te seufzte zum dritten Mal. Vielleicht konnte er es noch retten und abblocken.

"Nichts, was dich angeht. Etwas, was meine Familie betrifft."

Mit einem Schlag wurde der Blonde wieder still. Seltsam still.

"...tut mir leid, dumm von mir."

Nun war es an Sasuke, Neugierde zu entwickeln. Was war denn jetzt?

"Was?"

"...na ja...wegen deiner Familie und so...", der 12-jährige rieb sich verlegen am Kopf. Der junge Uchiha wurde misstrauisch.

"Was weißt du darüber?", fragte er in einem Ton, der schärfer war, als beabsichtigt. Er bereute es direkt, doch wollte er sich dennoch nicht dafür entschuldigen.

"Nicht viel... Sakura-chan hat's mir erzählt, nicht sauer sein, ja? ...Ich weiß ein wenig, was passiert ist. Also, wo alle...sind...und dein Bruder...", er verstummte, schien sich schuldig zu fühlen.

Das kam für Sasuke überraschend. Nie hätte er erwartet, dass jemand mehr als nötig über ihn wusste. Und nie hätte er diese Dinge erzählt.

Doch jetzt hatte er mit einem Mal das Gefühl, dass es gut so war, wenn jemand Bescheid wusste. Dass er nicht ewig das Misstrauen und den Hass in sich tragen konnte.

Würde er es tun, dann würde er wohl mit den Toten gehen. Dann war er endgültig für diese Welt verloren.

Das wusste er jetzt, jetzt, wo er sich so unbeschreiblich schön verwirrt fühlte. Er würde sich nicht direkt vollends öffnen können oder wollen. Aber vielleicht war es ein Anfang in die richtige Richtung.

Sasuke hatte nicht den Plan, Itachi zu vergeben. Das blieb. Dieser Mann hatte seine Familie getötet.

Aber er wollte sich deswegen nicht all sein Glück nehmen lassen, nicht mehr. Und wenn gerade eben jener Mann sein Glück war, sei es drum. Wahrscheinlich war er in ein paar Tagen ohnehin weg.

Was danach war, konnte er sich auch danach überlegen.
 

"Schon okay."

"Hu?"

"...Schon. Okay. Naruto."

"Baa! Das hab ich doch verstanden, ich bin nicht schwerhörig!"

"Aber schwer von Begriff, wie mir scheint."

Da war sie wieder, die alte, erfrischende Rivalität. Und es tat gut.

Escalation

Nach langen Wochen des Wartens geht es endlich weiter~

Meinen Abiturstress dürfte ich als offiziell beendet erklären; mit Auszeichnung, Pauken und Trompeten bestanden sehe ich mich nun also als anerkannte Abiturientin und präsentiere stolz: Teil 36.

Verzeiht die Wartezeit Folks, ich war zudem zwischenzeitlich an der HWS angeschlangen - keine schöne Geschichte.

Anyway, ich setze der Folter ein Ende <3 :
 

Escalation
 

Itachi war im höchsten Maße gereizt, dass erkannte Kisame auf Anhieb. Der Ältere war soeben auf seinen Partner gestoßen, nachdem die beiden Männer sich vor einigen Stunden aufgeteilt hatten, um Konoha im Alleingang zu observieren. Egal, was passiert war, es hatte dem Schwarzhaarigen nicht gepasst, einen Strich durch die Rechung gemacht - oder etwas war schief gelaufen.

Doch auf die Frage hin, was denn los sei, äußerte er sich nicht, sondern schwieg, wie sonst so oft auch.

Kisame stimmte das nachdenklich. Seine neugierige Natur gab sich einfach nicht mit Schweigen zufrieden.

Während die beiden Nuke-Nin möglichst ungesehen durch Konoha rannten (wobei 'ungesehen' die Herausforderung schlechthin war; die Anzahl der ANBU hatte sich noch vermehrt) - Itachi hatte wohl eigene Pläne, wohin es ihn nun zog - überlegte Kisame sich, wie er am Besten an den Uchiha herankam, sodass er am Ende auch mal eine Antwort erhielt.

Zunächst einmal hieß das, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Der 17-jährige war schnell und ein ganzes Stück weiter vorne, hatte es offenbar sehr eilig.
 

"Itachi-san..."

"..."

"Itachi-san...?"

"..."

"Ita-"

"Was?", na, das klang doch beinahe lebendig. Richtig aggressiv sogar. Wann hatte er das letzte Mal Gefühle gezeigt? Jetzt war es eindeutig - irgendetwas MUSSTE passiert sein.

"...ich frage mich nur...", er musste bei Itachi wirklich auf seine Wortwahl achten. Vorsicht war geboten, nicht nur, da jede Unachtsamkeit ihre Anwesenheit verraten konnte. Immer wieder hatten sie anzuhalten und sich zu verstecken, da ANBU-Teams ihren Weg passierten.

Der Mond leuchtete erhellend über ihnen. Die Straßen Konohas waren leergefegt, was Kisame aber erst jetzt wirklich klar wurde.

Heute Abend war doch dieses komische Fest gewesen - wieso waren die Menschen von der Bildfläche verschwunden? Und dann die ANBU? Da passte doch etwas ganz entschieden nicht ins Bild.

Dies war allerdings für den 29-jährigen nicht weiter schlimm; mehr noch sogar, er konnte es sich zu Nutze machen.

"...ich frage mich nur, was los ist."

Das klang doch mal gut. Allgemein. Er konnte alles und nichts meinen. Allerdings schien der Angesprochene die Frage zu neutral zu finden.

"Kisame. Was meinst du?"

"Wieso ist niemand mehr auf dem Fest? Zum Beispiel."

Itachis Augenbraue wanderte gefährlich weit nach oben: "Zum Beispiel?"

"...was Ihr so lange getrieben habt, wüsste ich auch gerne." Jetzt brachte es ohnehin nichts mehr, die Wahrheit zu verschweigen. Nur schlechte Laune seitens seines Partners.
 

"Unwichtig. Es geht dich nichts an, Kisame."

Der Ältere schwieg einen Moment, ehe er seinen Lieblingsgesichtsausdruck aufsetzte. Ein bisschen Kombinieren konnte er ja auch noch: "Nachdem, wie Ihr Euch in letzter Zeit verhalten habt, nehme ich an, es handelt sich bei diesem 'unwichtig' wieder um Euren Bruder?"

Itachi zuckte kaum merklich zusammen. Bingo.

"Der Kurze-"

"Sasuke."

"...wie auch immer. Er hat es Euch jedenfalls angetan, was?", das Grinsen wuchs fast aus dem Gesicht heraus.
 

Der Angesprochene knurrte nur: "Kisame. Lass es." Er hatte andere Dinge, die er gerade zu überdenken hatte. Was den 17-jährigen anging, so ließ es sich nicht allzu leicht sagen, was mit ihm los war.

Er selber fühlte für gewöhnlich relativ wenig, ging es um andere Menschen. Nein, das war auch nicht ganz korrekt.

Ging es nicht gerade tatsächlich um Sasuke, so fühlte er für andere rein gar nichts. Nur für ihn. Und dafür äußerst erdrückend.

Im Grunde war es dem jungen Mann relativ gleich, was das sollte. Er konnte dem Gefühl nachgeben, konnte es ignorieren. Das Einzige, was ihn wirklich aus dem Konzept brachte, war die Tatsache,

dass Sasuke nicht nach wie vor Zeter und Mordio schreiend auf ihn zu rannte. Ganz im Gegenteil.
 

Jedenfalls hasste er es, wenn man ihn störte. Der Schwarzhaarige hatte soeben wirklich relativ Ruhe mit seinem kleinen Bruder gehabt. Und dann das.

Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Jetzt wollte er den Grund wissen. Vorher bekäme er die Ruhe nicht mehr zurück.

Der Jugendliche war überaus begabt darin, Zusammenhänge zu erkennen, zu schließen und in ein komplexes System einzuordnen, und somit Dinge zu erkennen, die anderen allzu leicht verborgen blieben. Es war offensichtlich, dass er Verantwortliche, was Sasuke anging, ebenso wenig gefasst worden war, wie der Verantwortliche für die anderen aktuellen Taten.

Nur wo ließ sich nun eine Antwort finden? Man musste aufmerksam sein...
 

"Itachi-san... Einmal eine ehrliche Antwort von Euch. Es wäre Gold wert", versuchte Kisame es wieder.

Der Angesprochene schielte nach hinten: "Den Grund der Unruhe suchen. Mehr nicht." In der Art, wie Itachi die Worte wählte und sprach, lag klar verborgen, dass das nicht die Wahrheit war. Aber Kisame gab sich dennoch damit zufrieden, denn immerhin war es eine Information, die ihm weiterhalf.

Vielleicht würde er mehr erfahren, wenn er sich nützlich machte. Der 29-jährige sah sich aufmerksam um. Wirklich, die Straßen waren wie leergefegt.

Überall hingen leuchtende Lampions. Die Verschläge der kleinen Buden waren zugeklappt, wo ihre Besitzer die Chance dazu gehabt hatten.

Wie die Ratten aus ihren Nestern geflohen, dachte Kisame und setzte einen amüsierten Gesichtsausdruck auf, dabei. Konoha wurde ihm wirklich immer sympathischer.
 

Die beiden Nuke-Nin bewegten sich eine Weile schweigend durch Konoha, ohne allzu große Ergebnisse zu erzielen. Mittlerweile war offensichtlich geworden, dass die ANBU-Truppen sich größtenteils in den Straßen selber fortbewegten. Kisame, der selber für diese Organisation gearbeitet hatte, verwunderte der Umstand. Von den Dächern aus hatte man normalerweise bessere Sicht. Suchte man direkt auf dem Boden hieße das, dass man eine Person, eben jene die gesucht wurde, steckbrieflich kannte. Mit Namen, Aufenthaltsort und Foto.

Jedenfalls erschwerte diese Gegebenheit ihre eigene Reise. Auf den Dächern zu laufen war zu offensichtlich. Aber unterhalb wurde es zunehmend gefährlich.

Der Mond stieg höher, und Kisame verließ bereits langsam die Lust, weiterzumachen, als Itachi plötzlich anhielt.

"...da."

Der Schwarzhaarige starrte auf ein großes Gebäude vor ihnen, dass sie von einer kleinen Seitengasse aus beobachteten. Eindeutig das Verwaltungsgebäude mit den Büros. Es war nicht zu übersehen, dass dort einige Jou-Nin zur Zeit ihre eigenen Untersuchungen anstellten, darunter auch gute Spurensucher und Dechiffrierer, die in eben jenem Moment in das Gebäude geführt wurden. Wozu brauchte man Menschen, die Geheimcodes knacken konnten?

In einem Büro schien auffällig viel Betrieb zu herrschen. Man konnte es daran erkennen, dass einige Shinobi sich am Fenster drängten und wild gestikulierten.
 

Bevor der Ältere noch den Hauch einer Chance hatte, Itachi nach der Sache zu fragen, war dieser bereits auf dem Weg, sich dem Gebäude zu nähern. Kisame stufte dieses Verhalten als überaus leichtsinnig ein, worin er aber kein Problem sah. Im Gegenteil, diese spontane Risikobereitschaft seines Partners war überaus verlockend. Das gefiel ihm.

Die beiden Akatsukimitglieder suchten sich ungesehen einen Weg zu einem Platz, von dem aus sie einen geschützten, aber guten Blick in das Büro werfen konnten. Ihnen kam zu Gute, dass um das Gebäude viele alte, hohe Bäume standen, die ihnen einen gesicherten Schutz gaben.

Zudem befanden sich in der Nähe zwar unzählige mobile Einheiten, doch in der allgemeinen Aufregung - die ganz offensichtlich nicht ihnen galt - gingen die zwei Männer einfach unter.

Itachi hatte einen Ast für sich erobert und war im Inbegriff, so weit wie möglich nach vorne zu rutschen. Die eleganten Hände des 17-jährigen schoben Zweige beiseite.

Was war da los?

Stimmen drangen herüber, getragen vom sommerlichen Nachtwind.
 

"Durchsucht die Schränke! Irgendetwas muss man doch finden!"

"Jawohl, Taichou!" Rangniedrigere Jou-Nin rannen durch die Gegend und wühlten ungehalten und hektisch in allem herum, was sie finden konnten. Ingesamt befanden sich in dem Raum 4 oder 5 Personen.

Der Taichou unterhielt sich mit einem Spurensucher: "Habt ihr eine Spur von ihm? ... verdammt, wie konnte der Kerl uns so hinters Licht führen?"

Wen meinte er? Itachi konzentriere sich, um etwas zu entdecken, was ihm diese Frage abnahm. Weiter hinten im Raum hing ein relativ großes Bild. Der alte Hokage zusammen mit einem rothaarigen Jou-Nin. Ah.

Wenn ganz Konoha in so einer Aufruhe wegen ihm war, dann musste er derjenige sein, der zumindest für den Tod Sandaimes verantwortlich war. Interessant.

"Taichou! Seht Euch das an!", Akten wurden aufgerissen und auf den Tisch nahe dem großen Panoramafensters geknallt.

"...das..."

"Lauter Strafakten. Ein komplettes Register. Alle laufen auf Koba Nao. Handgreiflichkeiten gegenüber Höhergestellten, Tierquälerei, größere und kleinere Gewalttaten... Wie konnte er so Jou-Nin werden?"

Der Captain schien zu verstehen. Er zog die Augenbraue düster zusammen: "...gestohlen. Durchsucht seine Akten in der Datenbank. Wette, da hat der Mistkerl gefälschte andere reingeschmuggelt."

"Aber wieso sollte er die echten hier behalten?"

"Weil in dem Büro eines solchen Shinobi kein Mensch jemals auf die Idee kommen würde, so etwas zu suchen", der Gesichtsausdruck verdüsterte sich, "Dreckskerl. Geht Tsunade-sama benachrichtigen!"

Ein anderer Jou-Nin kam aus einer Ecke heraus in Itachis Sichtfeld. Er hatte ihn zuvor nicht wahrgenommen. Anscheinend musste sich in dem Zimmer noch eine kleine Nische befinden.

"Das solltet Ihr euch ansehen. Ist harter Tobak", er hielt kleine Beutelchen in die Höhe.

"Was ist das?"

"Vergifteter Tee. Jemand hat mit diversen Drogen daran herumexperimentiert, aber ich müsste sie im Labor untersuchen, um genaue-"

"Dann steh hier nicht so rum!"

"Jawohl!", der Angesprochene salutierte und rannte umgehen aus dem Raum.
 

Itachi hatte genug gesehen. Er hatte nicht im Geringsten etwas mit dieser Sache zu tun, aber ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Wenn die ANBU Sasuke deswegen gesucht hatte, dann war nicht auszuschließen, dass es sich bei diesem Mann auch um eben jenen handelte, der seinen kleinen Bruder geschändet hatte. Er verengte die Augen.

Ja, manchmal handelte Uchiha Itachi vollkommen willkürlich.

"Kisame."

"Ja, Itachi-san?"

"Wir gehen jemanden suchen."
 

Naruto hatte sich irgendwann hoch zu Sasuke gesetzt, und nach und nach hatten die beiden Jungen angefangen, mehr miteinander zu reden.

Nicht, dass Sasuke allzu viel über sich hatte Preis geben wollen, aber ihm war aufgefallen, dass ihn der andere lange nicht mehr so nervte, wie früher. War er bloß eifersüchtig auf seine Lebensfreude gewesen?

Der blonde Junge grinste breit und schlug dem Gleichalten kameradschaftlich auf die Schulter: "Sasuke...Ist gut, dass du wieder da bist."

"Uhm...", der Angesprochene wusste darauf nichts zu erwidern. Er war es nicht mehr gewöhnt, sich irgendwo so dermaßen akzeptiert zu fühlen. Vielleicht, weil er bisher Probleme damit gehabt hatte, seinen Platz im Leben für sich selber zu akzeptieren. Zudem war er weiterhin unglaublich verwirrt über sich selber. Nein, im Augenblick hatte er nicht das Gefühl, allzu viel sprechen zu können.

"Hey! Ich meins ernst, Sasuke. ...wirklich...", der Blonde zog seine Hand zurück und starrte das halbzerbrochene Foto von Team 7 an, dass er wieder auf seinen Schrank gestellt hatte.

"...es war einsam ohne dich. Mehr Familie wie dich habe ich nicht."

Sasuke schaute fragend zu ihm. Das hatte er nicht erwartet. Irgendwie traf der Satz etwas, tief in ihm... Familie...

So hatte er es im Grunde noch nie betrachtet. Naruto war ihm zu sehr auf die Nerven gegangen, als dass er solche Dinge auch nur ansatzweise in Erwägung gezogen hatte, doch...
 

Rückblickend...

Er starrte aus dem Fenster, hinaus auf das dunkle Konoha, während Naruto im Hintergrund fröhlich weiter redete. Er hörte die Worte zwar noch, aber er verstand ihre Bedeutung nicht mehr.

War das der Grund gewesen, wieso ihm im Hokagefelsen der Gedanke gekommen war, er müsse sein Team wiedersehen?

Diese ewige Rivalität, dieses dauernde Gezanke - bei niemand anderem würde er sich doch so offen und ehrlich geben. Bei keinem der anderen Jugendlichen, mit denen er die Akademie zusammen verlassen hatte, konnte er eine derartig tiefe Verbundenheit fühlen. Und Sakura... Nun, sie war ein Mädchen, in ihn verliebt, aber ansonsten... wusste er wenigstens, dass sie sich ehrlich um ihn sorgte.

Er musste diese Nähe nur zulassen. Oder besser, musste lernen, es zuzulassen.

Die dunklen Augen des Schwarzhaarigen sanken etwas nieder. Der Gedanke war gut und richtig, aber nicht Heute, nicht jetzt. Innerlich war er einfach immer noch zu sehr auf andere Dinge fixiert.

Und die erlaubten es ihm nicht, sich allzu sehr abzulenken.
 

"..-ke?"

Der junge Uchiha zuckte zusammen und drehte sich wieder um: "Was?"

"Ob du mit raus willst, hab ich gefragt", murrte es ihm entgegen. Naruto saß nun im Schneidersitz direkt vor ihm, hatte genervt die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen zusammengekniffen.

Sasuke wiederholte das noch einmal für sich: "Raus."

Er schwieg eine Weile. Dann kam es - teils genervt, teils verständnislos - von ihm: "Du weißt, dass du hier bleiben sollst. Du weißt, dass die ANBU draußen ist."

Insgeheim musste er sich eingestehen, dass er selber nichts lieber wollte, als einfach nur hinaus gehen zu können. Im Augenblick gab es nicht viel, was ihn in dieser Wohnung hielt - stattdessen kam ihm der Wald mit einem erschreckenden Schlag viel sympathischer vor. Aber Sasuke war eben Sasuke. Der 12-jährige war zu schlau, als dass er sich selber ein Bein stellte.

"Ja, und? Überlisten wir die eben!"

"...wie willst du eine ANBU-Einheit überlisten, Dummkopf?"

"Sasuke, ich nehme es zurück: Ich habe dich GANZ sicher nicht vermisst, du Arsch. Ich überliste die schon. Ich will immerhin Hokage werden!", triumphierend und irgendwie beleidigt schaute der Blonde sein noch immer sehr skeptisches Gegenüber an.

"Wieso willst du überhaupt raus? Es ist mitten in der Nacht", stellte der Angesprochene nur trocken fest, der im Moment keinen sonderlich langen Nerv für sinnlose Streitereien hatte.

Naruto schaute weg: "...ich will wissen, wie es Iruka-sensei geht. Ich kann nicht so hier herumsitzen. Ich muss ins Krankenhaus, Sasuke. Und Sakura-chan..."

Jetzt, wo er es ansprach - wo war ihr letztes Teammitglied überhaupt? Der 12-jährige musste sich eingestehen, dass er sie über all seinen Gedanken vollkommen vergessen hatte.

"Ich glaube, sie sollte auch hier sein. Ist sie aber nicht. Ich muss raus. Rumsitzen ist was für Weicheier!"
 

Damit hatte er allerdings recht. Sasuke drehte den Kopf wieder zum Fenster, überprüfte in Gedanken die Lage. Wenn er draußen war, bekam er vielleicht auch wieder einen halbwegs klaren Kopf. An Schlaf war jetzt eh nicht zu denken, und die Punkte, die Naruto angesprochen hatte, waren definitiv nicht von der Hand zu weisen.

Iruka interessierte ihn zwar weniger, aber er wollte wissen, was das sollte. Wieso man ihn ausgerechnet heute Nacht im Wald hatte stören müssen.

Der Jugendliche erhob sich vom Bett und schob das Fenster auf. Er konnte versteckt einige der ANBU erkennen, die ihn hergebracht hatten, doch alles in allem waren sie selber so gut hinter diversen Hinterhoftonnen, Baumstämmen und Hauseingängen verborgen, dass es wohl möglich war, auf die ein oder andere Art zu entkommen. Besonders, da neben dem Fenster vor Narutos Schlafzimmer eine große Buche stand.

Der Sichtschutz war nicht perfekt, immerhin handelte es sich um eine Spezialeinheit. Aber besser, als gar nichts.

Er war immerhin ein Uchiha. Das Blut band, nicht nur an Menschen, sondern auch an Geschicke und Fähigkeiten.

Der Ge-Nin drehte sich um: "Okay. Ich bin dabei. Wenn wir nicht erwischt werden."

Natürlich war klar, dass da etwas in Konoha sein musste, mit dem man nicht spaßen sollte, wenn die ANBU sich derartig verhielt. Aber Sasuke rebellierte ja ohnehin gerne gegen allzu einengende Maßnahmen.
 

Er lief prüfend durch den Raum, verschwand ohne ein Wort und durchsuchte Narutos Wohnung genaustens, bevor er mit einer halbvergammelten Topfpflanze wiederkam: "...dazu sage ich mal nichts."

"Hab halt keinen grünen Daumen wie du, Angeber", nuschelte der Blonde verlegen, der ja nun mehr als einmal einen guten Blick in den Garten des Uchiha hatte werfen können.

Dieser schüttelte nur den Kopf, bevor er sich nach dem Lichtschalter im Zimmer umsah und ihn umlegte. Licht könnte hinderlich sein.

"Vergiss es. Das können wir jetzt gebrauchen."

"Ah, und wie?"

"Wie beide klettern im Abstand von drei Minuten rauf auf das Dach. Lass dich dabei bloß nicht erwischen."

"Ja, ja, Herr Kommandant. Und was hat die olle Pflanze damit zu tun?"

"Die werfen wir runter, sobald wir oben sind. Als Ablenkungsmanöver, damit wir ungesehen abhauen können. Pass gefälligst auf, dass dich keiner sieht!"

"Jaha!", murrte Naruto, der anscheinend zu motiviert war, um sich Belehrungen anzuhören. Stattdessen formte er ein Fingerzeichen und machte sich auf den direkten Weg nach draußen, die Wand des Gebäudes erklimmend. Sasuke sah ihm kurz hinterher, bevor er tatsächlich drei Minuten wartete, eher er den selben Weg hinterher ging.

Der Kimono störte dabei ungemein, doch es gab nun keine Möglichkeit, sich allzu schnell davon zu entledigen, und so machte er einfach das Beste daraus.
 

Auf dem Dach angekommen wartete Naruto schon relativ ungeduldig: "Maa~ mach schon!"

"Sei ruhig!", zischte Sasuke leise, der sich zum Rand des Gebäudes wagte und nach unten sah. Die Einheiten waren noch da, wo sie zu sein hatten, aber Notiz von ihrem Manöver hatte niemand genommen.

Wahrscheinlich, da sie eher auf die Umgebung achteten, schoss es Sasuke durch den Kopf. Überbezahlt.

Sasuke ignorierte das unkorrekte Verhalten und holte stattdessen zum Wurf aus, durch den er den in der Tat wegwerfgeeigneten Topf samt Inhalt in hohem Bogen gen Boden beförderte. Weit genug weg, damit keiner der Einheit allzu schnell erkennen konnte, was das Geräusch verursacht hatte.

Dann sah er zu seinem Teamkameraden: "Okay, erste Hürde geschafft. Lass uns abhauen."

Und irgendwie, auch wenn es gerade eigentlich viel zu ernst war, um das zu denken, ging es dem jungen Uchiha durch den Kopf, dass es eigentlich angenehm war, jemanden zu haben, dem er soweit vertraute, dass er überhaupt mit ihm abhauen konnte.

Er schielte zum Mond. Die Nacht war noch lange nicht zu Ende.

Point of no return

So~ mit reichlicher Verzögerung hier der vorletzte Teil...

Man möge mir verzeihen, Wohnungssuche und Umzugsplanung fressen Freizeit!

Dafür gibt es mich ab nächsten Monat offiziell täglich in Düsseldorf zu bewundern <3 Hach~

Viel Spaß beim 37. von 38!
 

Point of no return
 

Die Straßen Konohas wirkten seltsam ausgestorben.

Sasuke war nicht entgangen, dass man das Fest abgeblasen hatte, doch es auf diese Weise noch einmal vor die Augen geführt zu bekommen, war doch irgendwie eindrucksvoller.

Das Dorf lag in dunkler Stille. Mittlerweile waren die bunten Lampions zum größten Teil ausgegangen. Hier und da lagen Fetzen und Papierstückchen von Verpackungen herum, die von kaltem Wind über die Straße gewirbelt wurden.

Irgendwie hinterließ die Szenerie den Eindruck, als habe man sie übereilt und hastig verlassen, als sei alles stehen und liegen geblieben, in Flucht vor etwas, auf das man lieber nicht warten sollte.

Es machte dem 12-jährigen Sorgen zu wissen, dass genau dieser Umstand leider zutraf.

Misstrauisch beäugelte er seine Umgebung. Keine Spur einer ANBU-Truppe. Das war aber nicht allzu verwunderlich - auch sie konnten einfach nicht überall sein.

Konoha hatte sich in der Nacht zu einer Geisterstadt verwandelt, in der er sich gut gefühlt hatte.

Und er hasste diesen Gedanken.
 

"Oi, Sasuke... Alles in Ordnung?", Naruto schaute ihn unsicher und fragend von der Seite her an, holte ihn aus den Tiefen seines Kopfes zurück.

"Ja, geht schon. Es ist nur... zur Zeit alles sehr verwirrend."

Naruto drehte den Kopf zum Himmel und verschränkte die Arme hinter dem Kopf: "Mhh... Das stimmt. Es ist alles...seltsam..."

Wohl wahr... Sasuke unterdrückte ein Seuftzen und sah sich aufmerksam um, während seine Gedanken schon wieder abdrifteten. Itachi hatte es ein für alle Male geschafft, ihn aus der Fassung zu bringen.
 

Das Häusermeer der Straße lichtete sich auf Sasukes Seite etwas, und gab den Blick frei auf den Wald. Naruto hatte es offenbar vollkommen aufgegeben, ihre Umgebung im Auge zu behalten.

Stattdessen sah er nur weiterhin abwesend nach oben.

Sasuke hatte allerdings keine Lust, jetzt von ANBU überrascht zu werden, und so zog er es vor, trotz seiner inneren Sorgen die Übersicht nicht zu verlieren. Er ließ seine Augen in alle Richtungen hin gleiten.

Die Nachtluft war totenstill. Nur entfernt drang das immerwährende Summen der Zirkaden in sein Ohr. Es erinnerte ihn provokativ an den Kuss.

Der Jugendliche wollte für eine Sekunde seine Achtsamkeit fahren lassen, als er aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung registrierte. Blitzschnell fuhr sein Kopf zur Seite, Richtung Wald.
 

Zwischen den Bäumen stand sie. Gelassen, abwesend, leer.

"Sakura..."

"Ah, Sakura-chan!", Naruto musste sie ebenfalls gesehen haben, denn mit einem erleichtert-erfreuten Blick schaute er ebenfalls zu ihr.

Die Angesprochene hob den Kopf und sah ihr Team an. Sasuke gefiel der Ausdruck, der sich auf ihr Gesicht niedergelegt hatte, ganz und gar nicht. Sie wirkte weggetreten, als seie sie nicht mehr in dieser Welt. Tot.

Zudem fiel ihr Blick nicht ansatzweise auf Naruto.

"Sasuke-kun..."
 

Tsunade hatte eigentlich gehofft, dass ihre ersten Tage in Konoha mit weniger Arbeit verbunden sein würden.

Die blonde Frau saß leicht genervt an ihrem Schreibtisch, während nur wenige Stockwerke tiefer die Untersuchungen fortgeführt wurden. Eigentlich hasste sie derartigen Bürokram, doch sie sah ein, dass es gerade wenig hilfreich war, draußen herumzurennen. Ein zweites Mal in so kurzer Zeit sollte dem Huhn nicht der Kopf abgeschlagen werden.

Zudem waren alle einsatzbereiten Einheiten mobilisiert und das Dorf somit im Grunde bestens geschützt. Gut. Das strich sie für sich. Bestens war übertrieben. Es fehlte doch noch genug qualifiziertes Personal, einige Teile Konohas waren zeitweise nicht von ANBU-Einheiten bewacht. Aber das war einfach alles, was sie im Augenblick tun konnte.
 

Die Tür ihres Büros flog auf.

"Hokage-sama!", ein junger Medic-Nin kam herein, verbeugte sich tief und trat an den großen Tisch heran. Er legte ihr Teebeutel vor. Tsunade zog eine Augenbraue hoch: "Was soll ich damit, jetzt?"

"Verzeiht, Hokage-sama! Diese haben wir in Koba Naos Büro gefunden. Es handelt sich um mit Chakra manipulierte Tees. Zunächst hielt ich es für eine Art Droge, doch es scheint eher zu sein, dass damit auf Dauer die Manipulation eines Einzelnen möglich ist. Die Beeinflussung des-"

"Keine Erklärungen! Wozu hat er das da gehabt!?", was für Freaks liefen eigentlich in diesem Dorf herum? Es war zum aus der Haut Fahren.

"Das... wir wissen es nicht, Hokage-sama. Es ist nur bekannt, dass er oft und lange Besuch eines jungen, weiblichen Ge-Nin hatte."

"Team 7?"

"Ja, woher wisst Ihr-?"

"Lass das meine Sorge sein. Gibt es etwas Neues von den Suchtrupps?"

"Leider nein..."

Wunderbar. Das hatte sie bereits kommen sehen. Nach allem, was man über Nao in seinem Büro hatte finden können, war er nicht auf den Kopf gefallen. Leider.

"Du kannst gehen."
 

Tsunade durchblätterte nachdenklich einige der hochgebrachten Akten. Naos Eltern waren relativ angesehene Shinobi aus Konoha gewesen. Im Alter von etwa 13 Jahren kamen beide - gemeinsam mit unzähligen anderen - bei dem Kampf gegen Kyuubi ums Leben. Leider kein Einzelfall, was die Familienchroniken in diesem Dorf anging. Die Blonde seufzte.

Sie hatte zuvor kurz mit Kakashi gesprochen, nachdem Iruka offensichtlich auch Opfer eines Angriffes geworden und ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Laut ihm und den Akten war es ganz unverkennbar Nao, der die Attacken der letzten Wochen zu verantworten hatte.

Schicke 100 junge, unerfahrene Shinobi in den Krieg - 99 machen ihre Sache gut oder desertieren. Aber einer dreht immer durch. Sie schloss die Akte wieder.
 

"Tsunade-sama, ein Notfall!", ein ANBU-Mitglied stürmte unangekündigt und ungehalten in den Raum. Die Angesprochene sah auf: "Was gibt es?"

"Die zu bewachenden Ge-Nin von Team Kakashi sind flüchtig oder unter Gewalt verschwunden!"

"Was?"

Nein, ganz offensichtlich wurden ihre Tage in Konoha keines Falls arbeitsfrei.
 

"Sasuke-kun..."

Die 12-jährige kam langsam näher, konnte aufgrund ihrer Yukata wohl auch nicht allzu schnell sein. Sie blieb hinter Sasuke sehen, der misstrauisch zu ihr nach hinten schielte.

"Wo warst du, Sakura-chan!?", fragte Naruto unruhig, der anscheinend sah, dass etwas nicht stimmte, jedoch nicht wirklich erkannte, woran es lag, oder was es war.

Sakura reagierte nicht auf ihn.

"...weißt du, Sasuke-kun...ich habe euch beide im Wald gesehen..."

Der Ge-Nin erstarrte. Jemand hatte sie gesehen, und er hatte es nicht bemerkt? Nun hatte er auch die ungewollte Aufmerksamkeit seines anderen Teammitgliedes an sich: "Hey, was meint sie?"

"...ich habe gesehen, was ihr gemacht habt..."
 

Die Lippen der 12-jährigen bewegten sich wie in Trance - kalt, steif, leblos. Stand sie unter Schock? Immerhin wusste der junge Uchiha schon, was sie für ihn empfand, und wie stark diese Empfindung wohl sein musste... Allerdings war das jetzt auch nebensächlich. Oh Gott verdammt, man hatte sie gesehen! Man hatte Itachi gesehen!

Ihm wurde erneut schlecht. Eindeutig zu oft in letzter Zeit.

Doch er hatte keine weitere Möglichkeit, um länger darüber nachdenken zu können, denn Sakura schlang plötzlich ihre Arme um ihn. Dückte ihn mich einer Macht an sich, die er bei ihr nie für möglich gehalten hätte.

"Sakura. Lass mich los."

Der Schwarzhaarige spürte augenblicklich, dass er unter keinen Umständen so angefasst werden wollte. Er mochte diese Art von Nähe nicht, und Sakuras Verhalten ließen seine Abneigung nur noch wachsen.

Unter Aufbringung von relativ viel Gewalt versuchte er, sich aus ihrer Umklammerung zu befreien - doch nichts half.

"Sasuke, was meint sie denn?", Naruto wurde tatsächlich zunehmend unruhiger. Der Jugendliche schien beim besten Willen nicht zu sehen, was er hätte tun können, um ihre Teamkameradin zu bremsen. Diese ließ sich von keinem der beiden Jungen beirren, sondern sprach benebelt weiter.

"...weißt du, Sasuke-kun... Ich liebe dich, wirklich... So sehr, dass es weh tut."

Sasuke schielte nach hinten, versuchte, ihren Blick zu erhaschen - doch ohne Erfolg. Ihr rechter Arm regte sich. Sie hob ihn an.

"...so sehr, dass ich..."

Etwas blitzte auf. Sasuke erkannte, dass es ein Kunai war, was sie im breiten Ärmel ihrer Yukata versteckt haben musste: "Naruto! Zerr sie weg!"

"...dich töten möchte!"
 

Das Kunai raste auf den Festgehaltenen zu, und nur im letzten Moment gelang es Naruto, ihrem Arm festzupacken: "Oi! Bist du wahnsinnig geworden!?"

"Irgendetwas stimmt mir ihr nicht", stellte Sasuke grimmig fest, der zwar noch immer unnachgibig festgepackt wurde, jedoch erst einmal tief durchatmete. Diese Kraft konnte unmöglich Sakura gehören.

Ausgeschlossen. Ganz, ganz ausgeschlossen.

Naruto stand immer noch zwischen den Beiden, versuchte gerade, Sakura das Kunai aus der Hand zu nehmen: "Nun lass schon los, Sakura-chan! Wovon hat sie eben gesprochen, Sasuke?"

Ging er etwa davon aus, dass ihr Verhalten auf diese Anmerkung zurückzuführen war? Aber Sakura würde doch nicht so dermaßen ausrasten, nur weil sie diesen Kuss gesehen hatte.

Abgesehen davon, dass es ihm peinlich war, dass es gefährlich war und dass es Sakura sicherlich verletzt hatte, war es doch noch lange keine Erklärung.
 

Mit einem scheppernden Geräusch flog das Kunai durch die Luft und schlug auf dem Boden auf. Naruto hatte es offensichtlich geschafft, es von der Jugendlichen zu lösen. Er hielt weiterhin ihre Hand fest, mehr aus Reflex als durch die Tatsache, dass er die Gefahr hinter ihrem unerklärlichen Verhalten erkannte.

"Ah, ah, ah... Das solltest du lieber sein lassen, Naruto-kun...", durchschnitt eine gelassene, gleichmäßige Stimme die Stille.

Die Köpfe der Jungen fuhren herum. Aus dem dunklen Unterholz heraus trat langsam ein junger, hochgewachsener Jou-Nin, der Naruto in erster Linie mit der Nennung seines Namens verwirrte.

Seine roten Haare saßen etwas unordentlich, doch der Shinobi schien sich nicht daran zu stören.

Blinzelnd und verständnislos ließ Naruto vorerst seine Hand sinken, während Sasuke seine Augen aufriss. Diese Stimme... Diese Stimme kannte er! Das konnte nicht wahr sein...
 

"Und du bist?", Naruto bemerkte das Verhalten seines Freundes nicht, da er in diesem Moment versuchte, die Identität des Fremden herauszubekommen.

Naos Auge zuckte leicht amüsiert: "Jemand, der dich leider kennt. Und die anderen auch. Hallo, Sasuke-kun. Ich erwähnte doch, du würdest nicht der Letzte sein, oder? Ich finde, ich habe das ganz gut so gemacht."

Sasuke spannte sich an. So sehr, wie er sich die ganzen letzten Wochen nicht einmal im Traum hätte anspannen können. Er zitterte, konnte es nicht unterdrücken.

Sein Mund glitt auf, und er war nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen.

Tonlos formten seine Lippen gehauchte, verstörte Worte: "...nein..."

Naruto, dem nun endlich aufging, dass die Dinge allmählich ganz und gar nicht mehr stimmten, sah zwischen den Beiden her: "...Sasuke...? Wer ist das...?"

Nao nahm es sich heraus, diese Frage zu beantworten - der eigentlich Angesprochene hätte ohnehin nicht reagiert: "Nur jemand, der vor ein paar Wochen ein bisschen Spaß gehabt hat."

Bei diesen Worten wuchs die Panik in Sasuke, Buchstabe für Buchstabe.

Wo war die ANBU? Wieso kam keine Einheit?

Er wollte nicht daran denken, er wollte nicht daran denken, er wollte nicht-

Der Jugendliche begann, sich urplötzlich mit hektischen, unüberlegten Bewegungen in Sakuras Umklammerung zu bewegen.

"Lass mich los!"

Für diesen Moment setzte sein Gehirn wirklich aus.
 

Naruto brauchte einen Augenblick, doch im Grunde verstand er die Anspielung seitens Nao relativ schnell. Es gab nicht viel anderes, was an dieser Stelle hätte in Frage kommen können, und das Verhalten des Größeren war zu verdächtig gewesen.

Das war also der Kerl, der... Einen Augenblick lang war der 12-jährige geschockt. Dann machte diese Empfindung allerdings Platz. Viel Platz. Für Wut.

Nachdem, was Team 7 in den letzten Wochen passiert war, war Naruto innerlich bereits sehr aufgewühlt. Er wollte die guten Tage mit seinem Team zurück.

"Warum?", der Ge-Nin schaute sauer zu dem Jou-Nin auf. Im Hintergrund merkte er zwar, wie der Rest seines Teams sich bekriegte, doch solange Sasuke nicht um Hilfe schrie, zog er es vor, Antworten zu bekommen: "Was hat Sasuke dir getan?"

Nao lächelte Bruchsekunden: "...er mir? Gar nichts. Nur ich ihm. Aber das ist okay. Er brauch sich nicht zu revanchieren. ...das kannst du übernehmen, Naruto-kun."

"Oi! Was meinst du damit?"

"Es ist ganz einfach: Deine Schuld."

"W-was...?", der Blonde war für einen Moment ruhig. Er sollte Schuld sein an...? Ein boxendes Geräusch aus dem Hintergrund löste seine Starre: "Wieso sollte ich!?"

"Sasuke-kun, der nette Jii-san von Ichirakus, der arme, arme Hokage, unser lieber Iruka-sensei und diese süße Ojou-chan... Du alleine bist der Grund, wieso sie leiden müssen."

Daraufhin erwiederte der Jüngere nichts. Ein überwältigender Schlag in die Magengrube hatte ihn getroffen. Das alles sollte wegen ihm passiert sein? Er war alleine, weil er selber...

Es war nicht allzu schwer, dem 12-jährigen ein Gefühl von Schuld aufzudrücken. Das Gewicht dieser Worte wog dafür umso schwerer.
 

"...was habe ich dann getan?"

"Eigentlich hatte ich geplant, mir etwas Hilfe von Mizuki zu besorgen. Leider Gottes ist er ein wenig anmaßend geworden. Aber was rede ich? Du kennst die Geschichte ja."

"Mizuki-sensei...?", Naruto wurde hellhörig. Dieser Mann hatte ihn doch benutzt... Und als Vorwand...

"Richtig", Nao wurde seltsam ernst, "...denn wegen dir haben auch meine Freunde und Familie leiden müssen. Sie sind damals alle gestorben. Nur durch deine Existenz."

Naruto senkte den Kopf, allerdings spürte er weder Schuld noch Einsehen in sich. Er hasste es.

"...ich bin Uzumaki Naruto. Kein Dämon!"

"Es macht keinen Unt-"
 

"Ah!"

Naruto drehte sich um, vernachlässigte für eine Sekunde den Mann, der einen Schwall negativer Gefühle in ihm heraufbeschwor, und sah zu Sakura und Sasuke herüber. Sasuke hatte es offenbar doch noch geschafft, sich aus der ungewollten Umarmung zu befreien, denn er stand zittrig und schwer atmend, sich mit wackeligen Knien an eine Hauswand stützend, alleine. Sakura allerdings lag regungslos auf dem Boden.

Naruto erkannte, dass sie noch atmete, doch ihm gefiel das Bild trotzdem nicht. Das war nicht das Team, was er haben wollte.

Gereizt drehte er sich zu Nao zurück.

"Siehst du? Deine Freunde bekämpfen sich schon gegenseitig. Wegen dir."

"Halt die Klappe!", knurrte der Blonde, wenn auch etwas hilflos. Alleine war Naruto kein guter Kämpfer, auch, wenn er tief in sich spüren konnte, wie sich etwas regte.

Chakra, anders als das seine. Wenn er jetzt Kyuubi benutzen würde, würde er sich des wahren Monsters in sich bedienen.

Er dachte sonst nie wirklich darüber nach, dass da noch diese Stärke war. Im Grunde lebte er ohne den Dämon, hatte er sich doch die letzten Wochen kein Stück darum geschert.

Naruto war hin- und hergerissen.

"Ich denke, das werde ich nicht. Vielleicht komme ich abschließend zu dir...", der Rothaarige wand sich ab, "Nachdem ich noch einmal nach Sasuke-kun gesehen habe. Er steht ja noch."
 

Mit diesen Worten ging der 25-jährige schleppend langsam auf den Schwarzhaarigen zu, der sich panisch an der Wand zusammenkauerte.

Sasuke wollte wegrennen, doch er hatte keine Kraft in den Beinen. Er registriere am Rande, dass Naruto schwache Versuche unternahm, etwas gegen Nao auszurichten.

Sinnlos.

Nao kam näher. Mit einem Mal fühlte er sich wieder unglaublich hilflos und ausgeliefert. Er konnte nichts tun, war wie gelähmt vor Panik, und hasste sich dafür.

Itachis Bild kam erneut in ihm auf. Sein Bruder war mit Sicherheit stärker als dieser Mann... Aber konnte er Itachi nicht ein einziges Mal außen vor lassen?

Er war ja doch nicht hier.

Dafür war Nao gleich da.

Sasuke rutschte nach hinten, zitternd. Dieses Mal konnte er sich weder auf die Toten, noch auf die Lebenden verlassen...

The Beginning of the End is the Beginning

Obwohl bereits im Frühjahr 2007 fertig gestellt, wurde dieses Kapitel nie von mir veröffentlicht. Es ist kaum zu glauben, dass seit dem gut 6 Jahre ins Land gezogen sind.

6 Jahre... Welche der ursprünglichen Leser werden diese Zeilen überhaupt erreichen?

Ich hoffe, dass sich das Warten für den ein oder anderen gelohnt hat. Um der Wahrheit die Ehre zu geben wurde das Kapitel nicht mehr Korrektur gelesen; man möge mir verzeihen, da dieser finale Upload aus reiner, mutwilliger Spontantität heraus enstanden ist.

Obwohl ich die Geschichte bereits vor sechs Jahren beendet habe, habe ich sie nie "öffentlich" zu einem Abschluss gebracht. Das wurde langsam Zeit.

Danke an alle, die sie bis hierher verfolgt haben. Danke an alle, die mich in dieser Zeit begleitet oder geprägt haben.

Was man beginnt, sollte man beenden.

Ein letztes Mal: Vorhang auf...
 

Kapitel 38 [Finale]: The Beginning of the End is the Beginning
 

"Aber, aber, Sasuke-kun. Wir kennen uns doch bereits, wieso so ängstlich?"

Schwarze Augen starrten unsicher nach vorne. In Sasukes Kopf rasten die Gedanken. Er war ein Uchiha - es musste eine Chance für ihn geben, sich zu helfen. Nur wieso reagierte sein Körper nicht?

Er stand vollkommen verspannt an der Wand, die einzige Bewegung, die er hinbekam, war ein ungleichmäßiges Zittern, das seinen gesamten Körper gefangen hielt.

'Beweg dich. Beweg dich. Beweg dich.'

Angestrengt versuchte der Jugendliche, seine Gedanken in die Tat umzusetzen, doch es ging nicht. Die Panik, die er in den letzten Wochen unterdrückt hatte, drang mit einem Schwall wieder nach oben durch.

Konnte er das nicht benutzen, wie er es bei Sakura getan hatte? Aber Sakura hatte ihn noch nie verletzt. Er hatte keine wirkliche Angst vor ihr gehabt.
 

"Ah! Lass ihn in Ruhe!", Naruto hatte überstürzt das Kunai ergriffen, dass er zuvor von seiner Teamkollegin getrennt hatte. Nun rannte der Jugendliche, das Wurfmesser fest in der Hand, auf den Rothaarigen zu, der sich nicht einmal ansatzweise die Mühe machte, sich umzudrehen.

Der 12-jährige kam sehr dicht an ihn heran und holte auch bereits zu einer Attacke aus, als Nao mit voller Wucht und ohne mit der Wimper zu zucken seinen Ellenbogen nach hinten schlug.

Genau in Narutos Magengrube. Der Ge-Nin keuchte und sank zu Boden, sich den Bauch haltend. Das Kunai fiel ihm scheppernd aus der Hand.

Er hatte am eigenen Leibe zu spüren bekommen, dass Nao nicht weniger stark als unberechenbar war. Mühsam rappelte er sich auf.

"Sasuke!"

Der Gleichalte musste mitansehen, wie der junge Uchiha panisch auf den Jou-Nin starrte, der nur noch einen Schritt von ihm entfernt war.

Nao legte ihm eine Hand an die Wange: "Letztes Mal hast du mehr Kampfgeist gezeigt."

Naruto schielte zu Sakura, doch konnte er jetzt weder ihr helfen, noch konnte er es bei Sasuke. Für eine Sekunde war der Ge-Nin versucht, sich doch der Macht des Fuchsdämons zu bedienen.
 

Wind kam auf, und Sasuke konnte ein raschelndes Geräusch hören, nahm eine Bewegung über ihm wahr. Nur am Rande, aber seine Sinne waren so dermaßen überspannt, dass jede Reizung mehr als doppelt so intensiv in ihm ankam.

Er traute sich nicht, nach oben zu sehen, hatte er doch gerade seinen Alptraum vor sich stehen. Er konnte Naos warme Hand an seiner Wange spüren, wollte das Gefühl abschütteln. Ekel kam in ihm auf.

Dieser Mann sollte ihn nicht anpacken - nie wieder!

Zu seiner kurzweiligen Verwunderung und Beruhigung musste der 12-jährige erkennen, dass Nao dem Geräusch oberhalb mehr Beachtung schenkte als er selber.

Der Rothaarige drehte den Kopf nach oben. Und wich einen ganzen Meter nach hinten.

Sasuke war es in diesem Augenblick egal, wer oder was da war. Er spürte keine Kraft mehr in seinen Beinen, rutschte haltlos an der Wand herab nach unten. In diesem Moment konnte der Shinobi sich nicht darauf konzentrieren, dass sein Vergewaltiger direkt vor ihm stand - er fühlte nur die unendliche Erleichterung, dass er ihn losgelassen hatte.
 

Der Jugendliche zog die Beine an und schlang die Arme darum. Der Kimono hinderte ihn daran, sich großartig bequem zu bewegen, doch eine viel andere Position hätte er jetzt ohnehin nicht gewählt, egal, welche Stoffe seinen Körper nun bekleidet hätten.

Er starrte nach vorne, wollte den Rothaarigen im Blick haben. Sasuke registrierte, dass der fremde Mann noch weiter nach hinten sich, mit einem unerfreuten Gesichtsausdruck.

Mehr Abstand zwischen ihnen. Das war angenehm...

Eigentlich hätte es ihn ja interessieren müssen, was los war, aber Sasuke war in diesen Sekunden so von Angst und Panik ergriffen, dass es für ihn keine Rollen spielte, wieso Nao zurückwich. Hauptsache, er tat es.
 

Naruto starrte ebenfalls nach oben. Auf dem Dach vor ihm stand ein junger, schwarzhaariger Mann, in einem langen Mantel, neben ihm ein deutlich größerer, älterer Mann mit bläulicher Haut, in einer ganz ähnlichen Kleidung. Die Augen des Kleineren leuchteten in der Dunkelheit der Nacht blutrot, und selbst der Ge-Nin erkannte, dass es sich dabei um das Sharingan handeln musste.

Sharingan...

Er stand auf, etwas wackelig auf den Beinen wegen dem Schlag, doch er stand. Sharingan...

Das war eine Dojutsu des Uchiha-Clans. Der 12-jährige wusste jetzt, dass der Clan ermordet worden war, bis auf Sasuke. Wer konnte dann noch...?

Er riss die Augen war. War das da Sasukes Bruder, der regungslos und ruhig auf dem Dach stand?

"Oi!", der Blonde machte sich bemerkbar, da es ganz sicher nicht in seiner Art lag, in solchen Situationen zu schweigen. Doch keiner der Umstehenden beachtete ihn wirklich, und so gab er es wieder auf.

Er rutschte zu Sakura herüber, für den Fall der Fälle.

Was geschah jetzt?
 

Itachi sprang mit einer eleganten Bewegung hinab, schielte kurz zu Sasuke, der den Mund leicht öffnete, als er seinen Bruder erkannte. Doch der Ältere schwieg erst einmal.

Das da vor ihm war unverkennbar der Mann, den Konoha suchte. Ironisch, dass gerade er ihn gefunden hatte. Aber offensichtlich noch gerade rechtzeitig.

Der ältere Uchiha musterte den Jou-Nin. Es war nicht zu übersehen, wie sein Bruder auf ihn reagierte, was wiederrum keinen Platz für Spekulationen mehr ließ. Es war ganz klar, wer da vor ihm stand.

"Koba Nao-sensei?"

Der Angesprochene reagierte nicht, und so tat es Itachi für ihn. Der 17-jährige war mit einer kaum sichtbaren Bewegung bei ihm.

"...niemand fasst Sasuke an."

Die Worte kamen seltsam lethargisch aus ihm heraus, doch Itachi blieb ein Mensch, der keine Gefühlsregung zeigte. Er brauchte es nicht.

Der Schwarzhaarige vollführte erneut eine Bewegung, die keiner der Anwesenden wirklich registrieren konnte. Nur das Ergebnis war sichtbar. Nao zuckte zusammen, riss die Augen auf.

Ein wenig Blut lief seinen Mundwinkel entlang, tropfte auf den Boden. Heiß und rot.

Er kippte zur Seite weg und blieb regungslos liegen.

Itachi musterte ihn abschätzend. Ein amüsierender Gedanke kam ihm. Wäre er nicht auf diese Mission gegangen, wäre diese Nacht anders verlaufen.

Er drehte sich zu Sasuke.
 

Dieser schaute mit weit offenen Augen zurück. Sein Atem ging unregelmäßig. War Nao tot? Hatte Itachi schon wieder einen Menschen vor ihm ermordet?

Selbst wenn... Der Jugendliche stellte für sich fest, dass er Itachi dieses Mal nicht hassen würde, hätte er wieder getötet. Nicht für diesen Mord.

Der Ältere kam auf ihn zu, hockte sich vor ihn. Keine Gefühle lagen in seinem Blick, er war wie immer vollkommen ruhig. Es fiel dem Kleineren schwer abzuschätzen, was im Kopf des 17-jährigen vor sich ging, doch wahrscheinlich war das irrelevant. Die Wahrheit herauszufinden war ein unmögliches Unterfangen. Und er hatte keine Kraft mehr.

Der 12-jährige sackte etwas nach vorne, wie es zuvor im Wald passiert war. Er haderte mit sich, die Tränen zurückzuhalten, die aus ihm herausdrängen wollten. Jetzt zu weinen wäre einfach zu blamabel.

Itachi tat nicht viel. Er legte lediglich seine Hände langsam auf die Schultern seines kleinen Bruders und verharrte in dieser Position eine Weile still.
 

"Oi! Oi!"

Naruto, der neben seiner bewusstlosen Teamkameradin hockte, sah mürrisch zu den Brüdern rüber. Er hasste es, wenn er Zusammenhänge nicht verstand, sich aber auch niemand bereiterklärte, sie ihm kindgerecht zu erklären. Das war doch alles etwas schnell und viel auf einmal.

Sasuke drückte sich schwach von Itachi weg, konnte dessen Anwesenheit so keinesfalls entspannt annehmen. Der Schwarzhaarige sah zu den anderen herüber, dann schielte er Itachi kraftlos an: "Ist er tot?"

"Nein."

"Itachi-san...", konnte man Kisame von oben hören. Doch die beiden Brüder reagierten nicht darauf.

"Wir...", begann Itachi, doch Kisame meldete sich erneut.

"Itachi-san, die ANBU..."

Der Nuke-Nin drehte sich um. Er schaute kurz zu Sasuke zurück, jedoch ohne seinen Satz zu beenden. Was wollte er sagen?

Doch keiner der Zwei hatte Zeit, noch etwas loszuwerden. Nun konnte auch der Kleinere die eiligen Schritte eines ANBU-Trupps hören. Stumm sah er zu, wie Itachi erneut wegen ihnen verschwand.

Er senkte die Augen. Irgendwie fühlte er sich ausgelaugt...
 

Eine kräftigere Hand legte sich auf seine Schultern. Der 12-jährige reagierte nur mit einem Zucken, zu sehr war sein Geist beansprucht worden. Er fühlte sich nicht wirklich danach, jetzt aufzublicken, jetzt auf irgendjemanden einzugehen. Das einzige, was sich in ihm regte, war ein Drang, zurück in den Wald zu gehen. Dahin, wo er mit Itachi...

Eine andere Hand zog ihn nach oben. Stimmen drangen in sein Ohr, doch er reagierte nicht darauf. Der junge Uchiha spürte am Rande, wie sich seine Beine zittrig vorwärts bewegten.

Nichts drang in ihn herein. Nicht, dass man Sakura auf eine Trage hiefte, nicht, dass Nao abgeschleppt wurde, nicht, dass man mit dem gesamten Trupp in Richtung Krankenhaus ging.

Was hatte Itachi sagen wollen? Er wollte in den Wald...

Es war unsinnig, aber bisher hatten die beiden Brüder sich immer gefunden, in den letzten Tagen. Die Ruhe des anderen Mannes würde auf ihn übergehen. Das war alles, was jetzt brauchte.
 

Der Ge-Nin bemerkte erst, wo sie sich hinbewegten, als sie da waren. Nao und Sakura wurden direkt weggebracht, Naruto und er blieben mit einem ANBU im Eingang stehen.

Im Eingang von...? Ah, er sah es. Das Krankenhaus. Das war Ironie. Hier hatten sie ohnehin enden wollen.

Aber verletzt war er ja gar nicht. Und Nao war doch weg. Also konnte er auch umkehren, um sich den Kopf freizulaufen. Im Wald.

Der Jugendliche drehte sich um und lief tonlos auf die Haupttür zu, als ihn jemand am Handgelenk packte: "Wo willste hin, Junge?"

Der ANBU schaute ihn abschätzend an. Sasuke sah grimmig zurück: "Frische Luft schnappen."

"Kannste jetzt vergessen. Zu gefährlich."

"Er ist weg, oder?", er hatte eigentlich nicht die geringste Lust, sich großartig in Diskussionen zu stürzen.

"Du bist doch total weiß im Gesicht, Junge. Lass es mal."

"Nein", sagte Sasuke bestimmt und zerrte an seinem Arm, "Loslassen." Das Zerren wurde energischer.

Resignierend ließ der Shinobi los: "Ach verdammt - mach, waste willst. Ich bin nich euer scheiß Babysitter. Mach's aber auf deine Verantwortung, Junge!"

Der Kleinere nickte nur, froh, endlich seine Freiheit wiederzubekommen. Es zog ihn bereits weit, weit weg.
 

Wie lange war Iruka seit der Operation schon wach?

Kakashi hatte es tatsächlich geschafft, sich einmal vollkommen davon zu lösen, dass er selber eingreifen wollte, und vertraute darauf, dass irgendjemand sein Team schon beschützte. Insgeheim hatte er deswegen ein verdammt schlechtes Gewissen, aber er konnte sich beim besten Willen nicht von Irukas Seite lösen. Ganz ausgeschlossen.

Zumal er auch immer noch seine Hand hielt, sein Daumen streichte dabei reflexhalber über die Haut. Wenn der Kleinere wenigstens mal schlafen und sich ausruhen würde...

Irgendwie weckte er richtige Beschützerinstinkte in dem Hellhaarigen.

Die zwei Shinobi hatten nicht mehr viel miteinander gesprochen. Kakashi wollte seine Gedanken ordnen, und Iruka hatte nicht wirklich die Kraft dazu.

Umso schlimmer, dass er die Augen nicht schloss.
 

"Iruka, schlaf endlich."

"Mh-mh...", kam es leise gebrummt zurück. Das war ja wirklich niedlich, aber die Lage war zu ernst, als dass der Ältere das hätte durchgehen lassen können.

"Du hast eine schlimme Nacht hinter dir. Augen zu."

"...mh-mh...", man konnte dem Braunhaarigen ansehen, dass er erschöpft war und sich nur mit Mühen wachhalten konnte. Wieso also?

"Was bist du denn so sturr?"

"...wenn du...gehst...", versuchte der Angesprochene leise zu antworten, doch noch ergaben die Worte für den 26-jährigen keinen Sinn.

"Wohin denn?"

"...weg... nach Hause...?", Kakashi glaubte, ein Schulterzucken zu sehen. Er schüttelte den Kopf.

"Ich bleibe doch, Iruka."

Daraufhin schwieg der Jüngere einen Moment. Doch offensichtlich kam er nicht zu dem Schluss, dass ihm das als Antwort genügte.

"...und...wie lange...?"

Darüber schwieg der Jou-Nin etwas. Eine gute Frage erforderte eine gute Antwort. Er grinste sanft.

"Für immer."

Er zögerte einen kurzen Augenblick, doch dann ging er noch einen Schritt weiter. Immerhin hatte er vor Makis Augen schon getrunken, und in Irukas Anwesenheit auch einmal. Also war es eh egal.

Der Ältere zog seine Maske herunter, beugte sich nach vorne und küsste Iruka leicht auf die Stirn.

"Zufrieden? So, und jetzt schlaf verdammt noch mal, bevor ich mir andere Mittel überlege als einen Gute-Nacht-Kuss." Er hielt die Hand weiter.

Iruka wurde etwas rot, schaute kurz unsicher nach oben, lächelte dann aber. Mehr Antwort schien er offenbar nicht zu gebrauchen. Seine Augen fielen brav zu.

Na endlich, dachte Kakashi, der sich selber ein Lächeln nicht verkneifen konnte, während er seine Maske wieder hochschob. Hoffentlich war Iruka nicht immer so schwer ins Bett zu bekommen, in seiner Anwesenheit.
 

Sasuke hatte sich auf dem Weg in den Wald in seinen Gedanken verlaufen. Irgendwie war er so derartig durcheinander, dass er nicht ansatzweise Ruhe in seinem Kopf bekam. Erinnerungsfetzen, Sätze, Gedanken, Ideen, Fragen schossen durch seinen Kopf. Ohne Ziel, ohne Ende. Und an ihren Anfang erinnerte er sich auch nicht mehr.

Nachdem er den Wald erreicht hatte und 20 Meter durch das fast lichtlose Unterholz gestolpert war, ließ er sich kraftlos auf einen Baumstumpf sinken. Irgendwie war es total lächerlich, was er hier tat. Er seufzte schwer, kurz bevor er ein leises Knacksen hören konnte.

Augenblicklich schreckte der Jugendliche hoch, sah sich aufmerksam um. Da war tatsächlich jemand.

Itachi trat hinter einer dicken Buche hervor. Sasuke entspannte sich, wunderte sich nicht mehr darüber, wie sie immer wieder zueinander fanden.
 

"...du weichst auch nicht mehr von mir, oder...?", murmelte er schwach.

Der Ältere kam auf ihn zu: "...es stört dich doch nicht."

"Stimmt", das einzige, was ihn im Moment wirklich noch störte, war sein Kimono. Nächstes Jahr würde er definitiv etwas praktischeres auf dem Sommerfest tragen, das stand fest.

Der Nuke-Nin hockte sich neben seinen Bruder, wand ihm den Kopf jedoch nicht zu.

"...wo ist dein Partner?", verlangte Sasuke zu wissen, da er noch einen Aufschub brauchte, um seinen Gedanken zu sortieren.

"Steht hinter dem Baum und beobachtet uns."

"Und das darf er?"

"Nein."

"Wieso tut er es dann?"

"Er hat seinen Spaß an uns."

"...ah...", der Jüngere konnte nun nicht wirklich einschätzen, was er von dieser Aussage halten sollte, doch er spürte, dass eine solche halbwegs normale Konversation mit seinem Bruder recht gut tat. Wie erwartet.

Er beließ es dabei und starrte auf den Waldboden, den er in der Dunkelheit kaum erkennen konnte. Seltsam, dass er noch nicht müde war. Musste an dem Adrinalinschub liegen...

"Du bist blass, Sasuke."

"Vielleicht..."

"Er ist weg."

Der 12-jährige zuckte leicht, nickte aber: "Ich weiß, das...danke, Itachi."

"Nh? Ich meinte Kisame."

"Oh. ...", das war ihm irgendwie peinlich. War er wirklich so sehr in Gedanken auf Itachi fixiert? Es lief ja alles nur auf ihn hinaus... Aber im Grunde gab es eigentlich keinen Zwang, diesen relativ sinnlosen Smalltalk fortzuführen. Am Ende...
 

"Was hast du vorhin sagen wollen?"

Itachi schwieg eine Weile. Dann schaute er zu Sasuke, wand ihm sein Gesicht zu: "Wir beide sind blutsgebunden, Sasuke."

Der Kleinere nickte: "Ja. Ich weiß es. Jetzt..."

Anschließend stimmten beide in ein sehr, sehr langes Schweigen ein. Minuten verstrichen mit unausgesprochenen Worten. Die Atmopshäre war für Sasukes Geschmack viel zu beladen mit dem Nichtgesagten.

Der 12-jährige war sich bewusst, dass Itachi bald verschwand. Dass er dann vielleicht, unter Umständen, seine Rachepläne wieder aufnehmen würde.

Und er war sich bewusst, dass er nur jetzt glücklich war, wo es nicht darauf ankam, welchen Gegebenheiten sie entsprangen, und welchen Zwängen sie unterlagen.

Es würde alles von alleine zum Ursprünglichen zurückkehren, man konnte es nur im Hier und Jetzt nutzen.

Vielleicht sollte er Morgen Sakura einen Strauß Blumen ins Krankenhaus bringen. Und danach mit Naruto Ramen essen gehen...

Wenn Itachi so Recht gehabt hatte, mit dem was er sagte, dann musste er am Ende für sich leben. Wenn er die Rache für sich noch wollte, und nicht, um jemand anderen zu rächen, dann war es okay.

Aber ansonsten stimmte es einfach - dann würde er nie wieder mit Glück leben. Dann war nichts weiter als eine Marionette. Und Sasuke wollte keine Puppe sein.

Er würde noch einmal darüber schlafen. Er würde sich überlegen, was er dann wirklich wollte.
 

Der Schwarzhaarige sah hinauf zu seinem Bruder.

"Vielleicht töte ich dich eines Tages."

"Ja."

"Vielleicht auch nicht."

"Was du willst."

"Was ich will?"

"Ja."

"Auch jetzt?

"Ja."

"Küss mich, Arschloch."

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Sasuke die Eingebung, dass sich ein flüchtiges Lächeln auf Itachis Gesicht abgezeichnet hatte. Vielleicht war es auch nur der fahle Schein des Mondes.

Die Lippen der beiden Brüder trafen erneut aufeinander, auch, wenn Sasuke sich erst an die fremde Nähe gewöhnen musste.

Es war menschliche Nähe, die ihn verletzt hatte, aber in dieser hier konnte er sich und alles andere vergessen.

Seine Gedanken hatten sich geklärt, endlich.
 

[End.]



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Von:  Momo26
2014-01-04T02:18:43+00:00 04.01.2014 03:18
Eine echt gute Geschichte der Wahnsinn bin richtig begeistert hast du richtig gut gemacht mit den Szenen Wechsel immer wenn es interessant oder spannend wurde kann eine andere Szene richtig toll !!! Toll gemacht
Von:  Jackie20
2013-01-27T11:20:49+00:00 27.01.2013 12:20
super das du das letzte kapitel hochgeladen hast
bin echt froh das doch noch itachi zur rettung geeilt ist
und das es gut ausgegangen ist

lg jackie20
Von:  Takui
2013-01-27T09:49:33+00:00 27.01.2013 10:49
Hey,
war ich überrascht als ich gesehen habe, dass du das letzte Kapitel hochgeladen hast.
Mich hast du damit also noch erreicht. Ich danke dir dafür. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wie es denn ausgegangen wäre. ; )
Das Kapitel war toll, wie die vorigen auch.
Ich bin froh, dass es für alle irgendwie doch gut ausgegangen ist.
Dass die Geschichte, gerade zwischen Sasuke und Itachi, auch offen bleibt finde ich auch sehr gut. Die abschließende Szene fand ich toll. ^^
Nohmal Danke für die tolle Story, die ich sicherlich nicht das letzte Mal gelesen haben werde.

L.G.
Takui
Von:  Metsu
2011-05-24T19:44:10+00:00 24.05.2011 21:44
Dein Schreibstil ist echt wahnsinn, da fesselt es einen von Beginn bis zum Schluss.
Hab die Kapitel auf 2x gelesen und konnte gar nicht mehr aufhören.
Das einzig schlimme war das irgendwann das letzte Kapitel aus war ;(
Es sind noch so viele offene Fragen in meinen Kopf ich freue mich schon auf das (hoffentlich bald kommmende) nächste Kapitel ;D
Von: abgemeldet
2009-09-25T08:20:20+00:00 25.09.2009 10:20
Oh mein Gott XD

Hallu liebes *knuddel*
Gott sei Dank, hab ich heute komplett frei..
Ich habe bis jetzt nur gelesen xD
Gestern den ganzen Tag, bis gerade eben..
Woah, ich bin total am Ende und meine Augen brennen XD
Ich weiß, ich bin wahnsinnig =__=
Aber ich war so wahnsinnig von der FF gefesselt *-*
Auch wenn Itachi und Sasuke, zumindest in Kombination, irgendwie kaum vorkamen TT___TT
Hach, ich liebe dieses Paaring total..

Die Story war einfach der WAHNSINN!!
Dein Stil, deine Beschreibungsgabe (gibts das Wort überhaupt XDDD?)
Man konnte sich alles wunderbar bildlich vorstellen und das is so ziemlich eines der wichtigsten Kriterien einer FF - meiner Meinung nach ^^

Und boah, dieser Nao -.-
Pff!!
Man hat von Anfang an gemerkt, dass mit dem nicht alles okay is..
Trotzdem hätte ich niiiiemals gedacht, dass es so kommen würde o.o
Och.. der arme Sasuke *schnief* ;___;
Wieder muss er "herhalten"..
Aber irgendwie.. mag ichs wenn Sasuke leidet XD natürlich nur wenn Itachi alles dann wieder in Ordnung bringt~ jaja~ *g*
Das hoffe ich aber dieses Mal auch q.q

Itachi >3< wo bist duuuu??!!~

Hach, ich hoffe du spannst uns nicht zu lange auf die Folter *-*
Hoffe mal, dass das nächste und leider schon letzte Kapitel.. auch wenn ich hoffe, dass du vielleicht noch ein Extra dranhängst oder so q.q.. bald kommt ^-^
Freu mich schon total darauf *__*

*dolle knuff*
bekommst auch gleich eine ENS von mir XP
deine Melory~ *drück* ^__^

PS.: So dumm es klingen mag, aber deine FF is soziemlich die Erste, in der ich das Paaring KakashixIruka total süß finde, eigentlich mag ich dieses Paaring nämlich überhaupt nicht XD
Von:  Anime-Freak_18
2009-08-17T16:18:49+00:00 17.08.2009 18:18
Hey,

ich finde die FF einfach genial. Du hast einen tollen und fesselnden Schreibstil und ich würde zu gerne wissen wie es weitergeht.

Anime-Freak
Von:  Fye
2009-06-09T11:42:18+00:00 09.06.2009 13:42
Hi^^
Die ff ist echt super und ich kam endlich dazu alles durch zu lesen und endlich einen Kommi zu schreiben^^ Bin mir nämlich nicht sicher ob ich es jetzt getan habe oder nicht Oo
Aufjednefall ist es echt genial und ich konnte nicht aufhören zu lesen^^ es war wirklich spannend! Und ich kann das letzte chap nicht abwarten.
Ich hoffe du stellst es doch bald on. Es wäre wirklich schade wenn nichts mehr kommt...
Also ich freue mich^^
Schreib weiter solch tolle fesselnde Geschichten!

LG
Von:  Melvin
2009-05-13T00:28:50+00:00 13.05.2009 02:28
Ich habe jetzt die FF in einem Stück durchgelesen und es ist verdammt spät
aber es ging nicht anders^^

du schreibst echt so fesselnd und realistisch, dass man die zeit einfach vergisst... ich zumindest

die ganze FF ist einfach hammer und ich schließe mich den anderen Kommischreibern an du hast einen echt super schreibstil
vor allem find ich gut, dass keine der Personen meiner meinung nach ooc geworden sind oder waren
und das ist ja auch schwer hin zu bekommen also respekt!

ich fände es natürlich toll wenn das letzte kapitel noch kommt
denn dieses ist ja schon länger her, dass es gepostet wurde
denn schließlich bleibt es ja spannend und ich würde gern erfahren wie es weiter geht

also hoffentlich bis zum nächsten kappi ich würd mich auf jeden fall freuen!

lg mika
Von: abgemeldet
2009-05-03T14:26:59+00:00 03.05.2009 16:26
Ich glaube nicht, dass ich schon ein Kommentar für diese Ff hinterlassen habe.
Dann will ich das mal nachholen.

Ich bin wirklich . . . begeistert.
Ich habe diese Ff in einem durchgelesen [mit einer kleinen Pause zwischen, immerhin konnte ich die Nach nicht durchmachen xD] und hätte am liebsten direkt weitergelesen.
Schön geschrieben, wirklich schöne Formulierungen und keine / kaum Rechtschreibfehler gefunden. [Höchsten mal einen Tippfehler, aber wem passiert sowas nicht?]

Man mag es kaum glauben, aber Dank deiner Ff ist mir das Pairing Kakashi x Iruka sympathischer geworden . . .
Man bedenke, ich habe es vorher gar nicht leiden können.

Was mir persönlich an dieser Ff bis jetzt am Besten gefallen hat waren die Konversationen zwischen Itachi und Sasuke . . . *lach*
Und die Kuss-Szene kommt in dieser Ff viel . . . besser und realistischer rüber, als in so manch anderen Ffs.
Man hat schon fast das Gefühl selbst dabei zu sein, so wie du es beschrieben hast.
Echt unglaublich gut hingekriegt.

Jetzt mal zu diesem Kapitel:
Ich muss sagen . . .
Ich konnte Nao schon von Anfang an nicht leiden *lach*
Falsche Schlange würde ich sagen.
Ich hoffe, dass Itachi noch rechtzeitig kommt . . . aber das hofft hier, glaube ich, jeder.

Ich würde mich echt freuen, wenn ich irgendwann demnächst das letzte Kapitel vorfinden würde.
Und ich hoffe, dass sie nicht abbgebrochen wird, wo ich mir mal so das letzte Update angesehen habe . . . !
[auch wenn es bei nur noch einem Kapitel kaum einen Sinn machen würde, es genau jetzt abzubrechen . . xD]

Ich hoffe man liest sich wieder!

Liebe Grüße,
BlackSoulItachi
Von: abgemeldet
2009-02-07T06:03:18+00:00 07.02.2009 07:03
Also deine Geschichte ist echt- DER HAMMA!!!!
Du kannst echt gut schreiben, kaum Fehler und net sone 0-8-15 Story...
Aba warum schreibste denn net weiter??
Is echt schade!!
Naya bis zum nächsten Kappitel^^


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