Zum Inhalt der Seite

☾ Mikadzuki

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kirin und zwei Yetis

Eine unheimliche Stille hatte sich über die Ebene gelegt, auf der die bunt zusammengewürfelte Gruppe traurig zusammen saß.

Es war, als habe jemand ihnen mit diesem Angriff die Luft zum Atmen geraubt, so kam es Tián jedenfalls vor, der noch immer den klarsten Kopf von allen hatte. InuYasha und Kagome sind der Dreh- und Angelpunkt dieser Gruppe. Wenn InuYasha ausgeschaltet und Kagome am Boden zerstört ist, geht gar nichts mehr… ihr werdet nicht glauben, wie gut ich euch verstehe… es tut mir gerade dir gegenüber Leid, Shiori, aber um des Wohl meiner Familie Willen darf ich dir nicht zeigen, wie viel anders ist, als ich tue… es tut mir Leid, Shiori… aber… reißt euch zusammen! Alle!

Er schüttelte ein wenig den Kopf, dann kniete er sich neben das Halbdämonenmädchen und rüttelte sowohl sie, als auch die junge Miko vorsichtig an der Schulter.

Als sie aufsahen, zeigte er mit einer ausholenden Armbewegung auf die Umgebung.

Tatsächlich schienen sie zu verstehen, was er meinte, denn ein leichtes Zittern durchlief Kagome, als sie sich von dem Hanyômädchen löste. Auf allen vieren saß sie da, die Hände wieder auf den Boden gestützt, den Kopf gesenkt, sodass ihre langen Haare ihr Gesicht verbargen.

Doch plötzlich, ohne weitere Vorwarnung, ging von ihr eine Energie aus, die Tián unwillkürlich zurückweichen ließ. Auch Kirara und Shiori gingen etwas auf Abstand, Shippô löste sich blitzschnell von Kagome, einen fast erschrockenen Ausdruck im Gesicht. Es war wie ein Mantel aus purer Mikokraft, die plötzlich, für einen kurzen Moment, von der jungen Priesterin ausging.

„Ganz Recht. Wer auch immer das war… ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen!“, wisperte sie in einem Tonfall, bei dem alle Anwesenden, die sich im Moment rühren konnten, gleich noch einen Schritt rückwärts machten.

Für alles, was auch nur ein bisschen dämonische Energie besaß war Kagomes Zustand sowieso schon erschreckend, aber ihr jetziges Verhalten ließ, selbst Kohaku zurückweichen. So hatte er die zwar kämpferische, aber stets sanfte Freundin seiner Schwester noch nie erlebt. InuYasha mochte nicht wirklich tot sein, aber er war auch nicht mehr richtig am Leben und auch wenn keiner wusste, was so ein Bann mit der Seele des Gebannten anstellte, angenehm war es sicher nicht, sonst würde es nicht als Angriff verwendet. Und diesmal war da kein Pfeil, der so einfach entfernt werden könnte, um ihn zu befreien. Diesmal war da nichts.

Die einzige Möglichkeit, ihn vielleicht zurück in die Welt der Lebenden zu holen, war, den Urheber der Attacke zu besiegen.

Darin waren sie sich alle einig – Shiori, Tián, Kohaku, Shippô und auch Kyoko, nach deren Hand Shippô im Losrennen einfach gepackt hatte und sie nun mit sich zog, als alle hinter Kagome her zum Ursprung der Attacke liefen, zu allem bereit.

Einzig Kirara blieb zurück, um InuYasha zu bewachen.
 


 

Sesshoumarus Aufmerksamkeit machte sich bezahlt, denn nur so entkam er dem ersten Angriff, der ihn sogar erreichte, bevor er in der Lage war, sein Schwert zu ziehen.

Sein weißes Haar wirbelte auf, als er mit einem Überschlag in die Luft auswich und die Attacke unter sich durchlaufen ließ.

Natsu hechtete gerade noch rechtzeitig zur Seite, rollte sich auf dem Boden ab und stand sofort wieder auf den Beinen, im selben Moment, in dem der Hundedämon elegant wieder auf dem Boden aufkam. Auch sie hatte im nächsten Augenblick ihr Schwert gezogen. Die Bewegung, in der beide die Klinge quer vor die Brust nahmen und in Abwehrstellung gingen, wirkte seltsam synchron, doch gleich darauf war es mit der Ruhe vorbei.
 

Wer es nicht besser wusste, hätte es für Schneebälle gehalten, die da aus sämtlichen Richtungen auf sie losschossen, aber beide konnten spüren, dass diese Kugeln aus Schnee und Eis mit purem Yôki angefüllt waren und bei einem unglücklichen Treffer ziemlichen Schaden anrichten könnten. Ich hasse es, den Gegner nicht zu sehen…, stellte Sesshômaru für sich fest, als er seine dämonische Energie in Bakusaigas Klinge schickte, ohne deren wahre Macht zu erwecken. Das wäre unverhältnismäßig gewesen und auch so konnte er die Schneebälle schlicht pulverisieren. Zersprang die Hülle, verflüchtigte sich auch das Yôki darin schnell und kehrte zu seinem Besitzer zurück.

Natsu machte es ganz ähnlich. Auch die Klinge ihres Schwertes schimmerte unter ihrem Yôki, als sie sich jedoch mit einem Bein abstieß und sich elegant um sich selbst drehte, ihr Yôki dabei losließ, sodass es sich auf einer Spiralbahn um sie herum ausbreitete und alle Attacken neutralisierte, die ihm in die Quere kamen.

Tôrans Verwandte… eindeutig. Sie nutzt den eisigen Grund als Vorteil… Er hätte beinahe den Kopf geschüttelt, unterließ es dann aber doch und wich der nächsten Schneeballwelle aus, um sich besser orientieren konnte. Mit ihrer Art des Angriffs hielt Natsu zwar jegliche Gefahr im recht weitem Umkreis von sich ab, aber allzu lange konnte sie dieses permanente Ausschicken von Yôki sicherlich nicht durchhalten, also musste diesmal er sich etwas einfallen lassen. Ob sie sich nun hier auskannte und ihn eigentlich führen sollte, war in diesem Moment egal. Außerdem stand er in ihrer Schuld. Und das gefiel ihm nicht.

Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die Umgebung, begutachtete das Eis, die verharschten Felsen und Bäume rund herum. Nirgends war ein Unterschied zu bemerken, der die Richtung angegeben hätte. Und die eiskalte Luft machte das Wittern schwer.

Da fiel ihm plötzlich etwas auf. Die Schneebälle mochten aus sämtlichen Richtungen auf sie zufliegen, sie taten das doch nur, weil sie auf magischen Bahnen Bögen flogen. Und wenn man die zurückverfolgte, kam man zu zwei ungefähren Ursprungspunkten.

Vielleicht… vielleicht lag dazwischen der Ausgang aus dieser Falle. Das war eine Möglichkeit.

Aber so nah am Ausgangspunkt der Gefahr war die Menge der Schneebälle auf engstem Raum zu groß, als das man davon ausgehen könnte, allen unbeschadet auszuweichen. Wenn er sich also irrte, lief er genau in die Stelle hinein, wo diese Falle ihre ganze Macht entfalten konnte. Aber etwas anderes blieb ihm kaum übrig. Hier musste er auf Risiko spielen. Und davon mal abgesehen… es wäre seiner selbst nicht würdig, wenn er irgendein Risiko scheuen würde…
 


 

Mit einem ungeduldigen Laut wirbelte der Dämon erneut herum und führte sein Kurzschwert gegen die Brust eines dieser dämlichen Oni.

Dann sprang er zurück um nicht von der Verteidigungswelle seines Kampfpartners gleich mit getroffen zu werden. Denn obgleich der auch ein Dämon war, kämpfte er mit reichlich ungewöhnlichen Mitteln. Yutaka fand jedoch keine Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn die nächste Gruppe Oni stürzte sich auf ihn und er musste sich wieder aufs Aufräumen konzentrieren.

Dabei fiel ihm aus dem Augenwinkel etwas auf, das er beinahe für eine schwarze Schlange hätte halten können, was er aber direkt wieder verwarf. Was bitte sollten die gesuchten Missetäter inmitten einer Horde wildgewordener Oni, die alles abschlachteten, was nicht bei drei auf den Bäumen war? Sie brächten sich ja nur selbst in Lebensgefahr und Shinidamachu galten als intelligente Wesen – deswegen ließen sie sich ja normalerweise auch niemandem Untertan machen.

Er kniff die Augen zusammen, bis nur noch Schlitze zu sehen waren und schnellte erneut durch die Wolke der Oni, sein Schwert neben sich haltend und in einem Rutsch durch die Reihen führend. Keines dieser Viecher war giftig, dass merkte er und den ein oder anderen Kratzer konnte er einstecken, wären solcher Art Verletzungen doch eh in Minutenschnelle wieder geheilt.

Gefährlicher wäre es für ihn, seinem Kampfpartner momentan zu nahe zu kommen, aber mit dem reiste er jetzt schon lange genug durch die Gegend um automatisch einen gewissen Abstand einzuhalten.

Doch plötzlich zuckte er zurück, warf sich zur Seite und entkam gerade noch einer Kettensichel, die haarscharf an ihm vorbei schoss. Oni trugen äußerst selten Waffen. Welcher Yôkai also war bitteschön so dämlich, jemanden anzugreifen, der weithin als Kirins Weggefährte bekannt war?

Dann aber traute er seinen Augen noch weniger, als er erkannte, wer die Kusarigama da eben wieder einfing. Es war ein Junge von vielleicht gerade fünfzehn Jahren, eindeutig menschlich, aber seine Bewegungen waren geschmeidig und geübt, außerdem trug er einen hautengen, dunklen Kampfanzug, der ihn als Taijiya kennzeichnete. Die Oni überall um ihn herum schienen ihn wenig zu schocken.

Yutaka drehte die Spitze seines Schwertes zum Boden und sprang ein wenig näher an den Menschenjunges heran. Der hatte die Augen zusammengekniffen, die Kusarigama bereits wieder angriffsbereit in der Hand. Hielt er etwa wirklich ihn für den Feind? Taijiya wussten doch normalerweise zwischen Yôkai und Oni zu unterscheiden! Und überhaupt, seit wann gab es in dieser Gegend überhaupt noch Dämonenjäger? War deren Dorf nicht zerstört worden, weil es in indirektem Zusammenhang mit dem Shikon no Tama gestanden hatte? Der Pferdedämon wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte, aber jetzt galt es erst einmal, beide Fronten – den Taijiya und die Oni – ruhig zu stellen.

Dazu kam er aber gar nicht mehr, denn plötzlich vernahm er eine Bewegung aus dem Augenwinkel und wandte sofort den Kopf. Dort war eine weitere Gestalt aufgetaucht, in weiß-blauer Kleidung, ein Umhang wehte hinter ihr her. Das weiße Haar, die Augenfarbe zeigten, dass dort keinesfalls ein weiterer Mensch stand, aber etwas sagte Yukata auch, dass es kein Yôkai war. Etwa eine Hanyô? Wieder wurde ihm die Zeit zum Überlegen genommen, als besagte Gestalt auf ihn zu sprang, Schatten ihre zu Klauen gebogenen Finger umgaben. Er wich noch aus, doch ein kleines Stück seines Haori kam mit dem Angriff in Kontakt und löste sich sofort auf. Nicht schlecht, junge Dame… aber trotzdem würde mich mal interessieren, was ihr hier wollt – und wieso ihr ausgerechnet mich angreift! Was bitte habe ich euch getan?
 


 

Mit einem tonlosen Knurren stieß Sesshômaru sich vom Boden ab, flog nun den Schneebällen entgegen, sein aufgeladenen Schwert quer vor sich, sodass er das Yôki nicht einmal ausschicken musste, um sich zu verteidigen.

Die Bälle kamen ihm ja direkt entgegen und es wurden tatsächlich immer mehr, die direkt seinen Weg kreuzten. Und dann reagierte er einmal den Bruchteil einer Sekunde zu langsam und schon streifte ein Schneeball ihn an der Schulter, entfaltete seine Macht.

Der Inuyôkai wurde zurückgeschleudert und kam relativ unsanft auf dem Boden auf, schlidderte ein Stück über den glatten Grund, fing sich jedoch wieder. Ein Schwung seiner Klinge bewahrte ihn vor der nächsten Schneeballwelle, aber die getroffene Stelle schmerzte. Die linke Schulter, knapp unterhalb des Gelenkes, nicht sein Waffenarm, aber doch eine Stelle, die Erinnerungen wach rief. Genau dort war Tessaigas Klinge eingedrungen, als InuYasha ihm vor Jahren den linken Arm raubte.

Sesshômaru kniff die Augen zusammen, um seine Pupille zog sich ein roter Ring. Wut flammte in ihm auf.

Schlimm genug, dass ihn ein Hanyô im Überraschungseffekt hatte schlagen können, aber er, der stärkste Hundedämon aller Zeiten, würde sich sicherlich nicht von ein paar yôkigeladenen Schneebällen verdreschen lassen.

Kurzerhand steckte er das Schwert weg und rief seine Energiepeitsche auf. Damit hatte er eine große Reichweite und um die Attacken zu zerstören, reichte es allemal. An sich waren diese Schneebälle nicht das Problem, ihre Menge machte sie nervig. Und Sesshômaru hasste es, wenn man ihm auf die Nerven ging.

Wieder stieß er sich vom Boden ab, schnellte mit doppelter Geschwindigkeit durch den Schneeballregen, immer näher an die Position heran, an der er den Ausgang vermutete.
 


 

Shiori schnellte derweil erneut auf den Pferdedämon zu, der ihr relativ gelassen auswich.
 

Inmitten der Oniwolke hatte sie keine große Bewegungsfreiheit, er konnte ihre Handlungsweise leicht vorausahnen und ausweichen. Allerdings merkte er, dass sie ihn auf offenem Feld durchaus mehr gefordert hätte. Und die Waffe, die an ihrer Hüfte hing, die benutzte sie ja nicht einmal.

Dennoch, etwas stimmte hier nicht. Dafür, dass die beiden ihn aus heiterem Himmel angriffen, musste es einen Grund geben. Wütend waren sie nicht, sie handelten eher mit erschreckend viel Kalkül. Seltsam für so junge Personen. Oder… waren sie etwa nur Teile einer Gruppe und wollten ihn von etwas ablenken? War ihr eigentliches Ziel Kirin?
 

Yutaka konnte ja nicht ahnen, wie Recht er mit dieser Überlegung hatte, denn gerade sah sich Kirin nebst den Oni auch einem zweiten Problem gegenüber. Zwei junge Kitsune hatten sich vor ihm aufgebaut und ein wahrer Hagel an Kitsune-bi-Kugeln zwang ihn dazu, im Zick-Zack auszuweichen. Ab und an gelang es ihm zwar noch, nebenbei helle Energiewellen in die herumwuselnden Oni zu schicken, aber die Doppelbelastung machte das immer schwieriger. Und die Dämonen kamen näher. Keine gute Ausgangsssituation.

Da spürte er plötzlich, wie sich reine Energie in den Kampf einmischte. Mikokraft. Erleichtert, dass wohl noch jemand es auf die Oni und nicht auf ihn abgesehen hatte, konzentrierte er sich nicht sonderlich auf die richtung der neu hinzugekommenen Kraft und zuckte doch zusammen, als ein Pfeil ihn zielgerichtet in den Nacken traf. Die reine Energie loderte auf – dann zerfiel der Pfeil und Kirin wandte den Kopf.

Da stand eine junge Miko, die dunklen Haare offen getragen, noch in der Position, in der sie wohl den Pfeil abgeschossen hatte, den Bogen in der Hand und das Gesicht wütend verzerrt.

Ihre Augen ruhten auf… ihm!

Warum um aller Götter willen, war sie sauer auf ihn? Warum hatte der Angriff tatsächlich doch ihm gegolten? Und gehörten etwa diese beiden Kitsune auch zu ihr?

Etwas perplex hielt er inne, ungeachtet der Tatsache, dass die Oni das nutzten um sich weiter zu nähern. Sie könnten ihn eh nicht berühren, er mochte es bloß nicht, wenn sie ihm zu nahe kamen, deswegen pulverisierte er sie meist, bevor sie ihn erreichten. Aber auch so hatte er nichts zu befürchten.

Diese Neuankömmlinge interessierten ihn da schon weit mehr.
 


 

Inzwischen pfiffen Sesshômaru die Schneebälle ununterbrochen um die Ohren und nur seine ständig herumgeschwenkte Energiepeitsche hatte ihn bisher vor weiteren Treffern bewahrt.

Nun waren es nur noch wenige Meter bis zu den Ursprungspunkten dieser Schneebälle – da spürte der Hundedämon, wie sich deren Magie veränderte, plötzlich ballten sie sich vor seiner Nase zusammen und wuchsen zu Gestalten heran, deren Oberfläche aus purem Eis bestand. Von den Seiten schnellten die Schneebälle nun wieder rückwärts und verschmolzen ebenfalls mit diesen Viechern. Keine Schneebälle mehr, sondern Schneemänner? Tolle Verbesserung…, dachte Sesshômaru sarkastisch. Dafür, dass man ihn im eigenen Schloss hinter vorgehaltener Hand mit ‚Seine Eisigkeit‘ betitelte, zeigte er sich reichlich wenig begeistert von der momentanen Situation. Aber immerhin musste er auch gerade zusehen, wie sich vor ihm zwei Gegner zusammenbauten, die sich mit Sicherheit gleich in seinen Weg stellen würden. Kluge Einrichtung… Wächter gebaut aus der Waffe… Mit reglosem Gesicht legte Sesshômaru die rechte Hand an Bakusaigas Griff, blieb abwartend stehen. Solange sich diese Viecher noch im Aufbau befanden, würde jegliche Verwundung sich gleich wieder schließen und er bezweifelte stark, dass Bakusaigas Macht bei Eis und Schnee etwas nützte. Schließlich ging es hier nicht um die Regeneration eines lebenden Wesens.

Nur nebenbei bemerkte er, dass Natsu auf einmal hinter ihn sprang, allerdings wortlos abwartend. Hatte sie begriffen, was er plante, oder was hatte sie vor? Er konnte das nicht wirklich einschätzen, war sie doch eine der wenigen, denen er in seinem bisherigen Leben begegnet war, die er nicht vollkommen durchschaute.

Aber das war jetzt nicht wichtig.

Wichtig war es, diese Eisklumpen da vorne zu besiegen, die inzwischen die grobe Form von Yeti angenommen hatten. Er konnte nur spekulieren, welche Stärke sie besaßen, denn sie waren zwar mit Sicherheit weder stark wie lebende Wesen, noch schwach wie dämonische Puppen, aber dazwischen war in etwa alles möglich. Und auch jeder erdenkliche Trick. Genaueres bliebe abzuwarten.
 


 

Kagome hatte derweil einen weiteren Pfeil eingespannt, zögerte jedoch, als sie dem Blick dieses Wesens begegnete, das ihren Angriff so unbeschadet überstanden hatte. Sie hatte gedacht, ihren Augen nicht zu trauen, als der Pfeil einfach zerfallen war, ohne nur das Geringste auszurichten. Und jetzt griff dieses Wesen sie noch nicht einmal seinerseits an, sondern musterte sie nur. Dunkelbraune, warme Pferdeaugen, in denen deutliche Frage lag.

Sie runzelte die Stirn. Ganz offensichtlich war dieses Wesen der Gegner der Oni, die mal wieder rund herum schwirrten, sie aber diesmal nicht beachteten, weil sie mal wieder keine einzige graue Zelle mehr besaßen, sondern durchgedreht waren, wie so oft in letzter Zeit.

Aber warum hatte dieses gazellenähnliche Wesen InuYasha dann angegriffen?

Die Hand, die die Pfeilsehne spannte, zitterte etwas, als ihr Zweifel kamen. War dieses Wesen etwa gar nicht bösartig? War alles nur ein Missverständnis? Oder – und an diesem Punkt fasste die die Sehne wieder fester und zog sie erneut auf Spannung – manipulierte es sie etwa? Dieser feste Blick… wollte es sie bloß Glauben machen, es sei gutherzig?

„Weißt du, wer ich bin?“, hörte sie da plötzlich eine dumpfe Stimme.

Überrascht flackerte ihr Blick. Wer sprach da? Etwa dieses Wesen?

„Junge Miko. Weißt du, wer ich bin?“, wiederholte die Stimme.

Kagome schüttelte unwillkürlich den Kopf. „Nein, weiß ich nicht…“, murmelte sie langsam und ohne dass sie es recht bemerkte, senkte sie im Zeitlupentempo den Bogen.

„Man nennt mich Kirin“, antwortete die Stimme und Kagome zuckte zusammen. Geräuschvoll fiel der Pfeil zu Boden, den sie eben noch hatte abschießen wollen. „Ki- rin?“, stammelte sie tonlos und ganz langsam sank sie in die Knie. Was unterstand sie sich, ein solches Wesen anzugreifen?

Als Kirin das sah, senkte er etwas den Kopf. „He, ihr kleinen Kitsune! Gehört ihr dazu? Geht weg da!“, wandte er sich mit ruhiger Stimme an die beiden Fuchskinder, ohne weiter auf die Reaktion der Miko einzugehen. Etwas Ähnliches hatte er bereits erwartet.

Die beiden Dämonenkinder hielten zwar inne, rührten sich aber nicht vom Fleck.

„Shippô… Kyoko… kommt her zu mir… bitte…“, flüsterte Kagome so leise, dass selbst das dämonische Gehör der beiden Kitsune es nur mühsam verstanden. Aber sie reagierten sofort.

Kirin registrierte das zufrieden. Er machte ein paar Schritte rückwärts. Mir reicht‘s, ihr Oni… Schluss jetzt…, kündigte er in Gedanken an, ehe er die Vorderhufe mit Schwung vom Boden nahm und sich auf die Hinterbeine erhob. „Kiyoraka!“, klang es aus seinem Maul und sein Horn begann gleißend zu leuchten, ehe sich von dort aus, in drei Richtungen, nach hinten, nach rechts und links helles Licht ausbreitete und jeden Oni pulverisierten, der damit in Berührung kam.

Kagome riss die Augen auf, als sie diese unverhältnismäßig starke, reine Macht, viel heller noch als Mikokraft, aus solcher Nähe, spürte. Es war ein Erlebnis zwischen Staunen und Erschauern.

Shippô hatte sich unwillkürlich an sie gedrängt und selbst Kyokos Hand verkrallte sich in den roten Stoff von Kagomes Chihaya.

Keiner der drei registrierte richtig, dass Kirins Hufe mit einem dumpfen Geräusch wieder auf dem Boden aufkamen und er sich einige Schritte näherte. „So, und jetzt erklärt ihr mir mal bitte, was im Namen sämtlicher Götter dieser Angriff eben sollte, ihr drei!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Uuups, da gab's wohl ein kleines Missverständnis.
Mit Folgen.
Im nächsten Kapitel "Erkenntnisse" erfahren wir dann auch, welche Folgen; Shiori lernt einiges über ihren verstorbenen Vater und Sesshômaru einiges über seine Begleitung. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Avialle
2013-11-27T14:10:18+00:00 27.11.2013 15:10
Es ist ja nicht so, dass dieses Kapitel nicht verwirrend war
Kagome ist aufgewühlt, aber dass sie einfach so auf jemanden losgeht...
Nun, Kirin hat die Sache ja schnell in den Griff bekommen
Sein Begleiter hat Shiori und Kohaku an der Backe... Wo ist dann unser Chinese abgeblieben? Vorallem die Worte im ersten Absatz... Man darf also gespannt sein!
Bei Natsu und Sess ist es wie gewohnt - beide für eine Überraschung gut. Seltsam, wie die beiden harmonisieren, ohne Worte klar kommen und dennoch so ... distanziert sind. Joa, besser kann ich das jetzt nicht ausdrücken.
Es bleibt also spannend^^
Antwort von:  Mimiteh
27.11.2013 15:12
Ja der Chinese... der große Auftritt kommt noch^^
Und Kirin wäre nicht Kirin, wenn der das nicht geregelt kriegt, aber... auch er wird so seine Schwierigkeiten mit dem Folgenden haben
Und Sess und Natsu machen dann demnächst vielleicht mal einen Schritt vorwärts - wenn auch nicht ganz freiwillig (auf beiden Seiten).


Zurück