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☾ Mikadzuki

von

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Splitter der Vergangenheit

Nun?“

Kagome zuckte zusammen, als sie Sesshômarus Stimme neben sich hörte. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er zu ihr gekommen war, so vertieft war sie in die Überlegung, wie es weitergehen sollte. „Die Tía habe ich“, murmelte sie automatisch, woraufhin Sesshômaru die Augen verengte. „Das sehe ich“, kommentierte er emotionslos, sichtlich noch immer auf eine vernünftige Antwort wartend.

„Jetzt müssen wir hier nur noch raus kommen. Kuraiko sagte, dazu müsse ich die Tía beherrschen. Bloß wie?“, sprach Kagome den Gedanken nun laut aus, der sie schon die ganze Zeit beschäftigte.
 

Das war allerdings eine gute Frage, befand der Inuyôkai für sich, aber viel weiterhelfen konnte er da auch nicht, zumal der Blütenduft ihn nach wie vor sehr benebelte und er sich am Liebsten irgendetwas vor die Nase gehalten hätte, um den Gestank abzuschirmen, aber so eine Geste wäre seiner nicht würdig. Also musste er es aushalten, das war die logische Schlussfolgerung.

Aber einen Hinweis hatte er vielleicht, den Kagome nicht kennen konnte. Kuraiko hatte davon gesprochen, dass Mikokraft die Tía kontrollieren konnte. Sie hatte nichts von nur der Aura einer Miko gesagt. Vielleicht meinte sie damit, dass Mikokraft direkt auf die Tía einwirken müsste. Es war nur eine Spekulation, aber Sesshômaru wollte hier schnellstens raus und dementsprechend auch nichts unversucht lassen. „Wie kontrollierst du deine Pfeile?“, fragte er also ungerührt.
 

Kagome, die schon gar nicht mehr mit einer Reaktion gerechnet hatte, betrachtete den eisblauen Kristall in ihrer Hand nachdenklich. Sie hatte durchaus gehört, dass Sesshômarus Frage rhetorisch gemeint war, aber was genau strebte er an?

Dennoch dachte sie über seine Worte nach. Ihre Pfeile kontrollieren… Wille, Konzentration und Ruhe. Letzteres mehr oder weniger.

Kurz entschlossen hob sie die freie Hand und wölbte sie über dem tränenförmigen Artefakt. Dann konzentrierte sie sich auf ihre Kraft, wie sie es damals bei Tiáns Heilung getan hatte. Ihre Fingerspitzen begannen hellviolett zu glühen, Funken ballten sich zwischen ihren Handflächen, umsponnen die Tía mehr und mehr, richteten aber nichts aus. Der Glanz blieb fern, der Kettenanhänger wirkte wie aus billigem Glas gefertigt, so filigran geschliffen er auch schien.

Da merkte sie plötzlich, dass Sesshômaru neben ihr den Kopf hob und tat es ihm nach.
 

Nicht weit entfernt verzerrte sich die Luft ganz kurz, als eine Gestalt hindurch trat, die beide augenblicklich erkannten. Kuraiko, natürlich. Sie konnte sich in ihrem eigenen Bannkreis schließlich bewegen, wie es ihr beliebte.

Die Pantherdämonin lächelte spöttisch. „Gefunden heißt eben nicht gewonnen“, kommentierte sie, ohne den Blick von Kagomes Händen zu nehmen. Dann schüttelte sie gespielt bedauernd den Kopf.

„Tja, Sesshômaru, scheint so, als hättest du die falsche Miko angeschleppt. Aber ich will nicht so sein. Einen Versuch hast du noch. Vielleicht suchst du dir beim nächsten Mal eine stärkere aus…“
 

Der Stimme der Pantherdämonin war nicht anzumerken, dass sie innerlich angespannt war wie eine Pfeilsehne. Seit ihrem Entstehen war die Tía in ihrem Besitz gewesen und hatte ihr gehorcht. Zum ersten Mal wurde diese Verbindung nun ernsthaft gefährdet. In Wirklichkeit war Kuraiko nicht im Geringsten nach Spotten zu Mute. Aber aufgeben würde sie die Tía dennoch nicht, nicht, bevor diese Miko sich wirklich als würdig erwiesen hatte. Auch nicht wenn Sesshômarus eisiger Blick sie erdolchte. Die Tía war die letzte Gabe ihres Gefährten gewesen, ehe er in jene Schlacht gezogen war, aus der er nicht mehr zurückkehren würde. Gegen die Hunde. Für einen kleinen Augenblick entblößte Kuraiko ihre Reißzähne, ehe sie sich wieder im Griff hatte.
 

Sesshômaru hatte es dennoch gesehen. Und jetzt wusste er auch, was Kagome daran hinderte, Zugriff auf die Tía zu bekommen. Im Moment wollte Kuraiko das Artefakt gar nicht abgeben und als ureigene Besitzerin hatte sie mehr Macht über diesen vermaledeiten Kristall, als Kagome jemals haben könnte. Aber Kuraikos Gefühlsregung eben zeigte, dass das nicht nur Sturheit oder Stolz war. Sesshômaru dachte nach. Was konnte sie so dazu treiben, an den Kristall zu klammern, als wäre es… natürlich! Es gab zwei Legenden rund um die Entstehung der Tía und wenn diese eine wahr war, dann verstand er, was hinter Kuraikos Verhalten steckte. Er wandte den Blick ab. In diesem Fall würde Kuraiko sich nicht zwingen lassen. Das war jetzt ganz allein eine Sache zwischen Kagome und der Urkönigin der Panther.
 


 

„Wenn Ihr mich entschuldigt, Shichiro-san“ Mit einer kurzen Verbeugung glitt Benika durch die Schiebetür aus dem Raum und in den Garten hinaus. Kaum war die Tür wieder zu, beschleunigte sie ihre Schritte und umrundete die Veranda, um zum Verwaltungstrakt zu kommen.

Die beiden älteren Dienerinnen, Anstandsdamen, um es genau zu nehmen, hatten Mühe, mitzuhalten.

Als Benika das Arbeitszimmer betrat, in dem normalerweise Kanaye arbeitete, grinste sie etwas. Seit einer knappen Woche war ihre Verlobung nun offiziell und dennoch hatte Shichiro keine Ahnung davon, dass sie tatkräftig an der Verwaltung des Schlosses beteiligt war.
 

„Ane!“, lenkte Akenos Stimme die Aufmerksamkeit Benikas auf das Schreibpult. Ihre jüngere Schwester kniete dort und hielt ein Blatt Papier in der Hand, das eindeutig von einem der Prinzen kommen musste, wenn es Akeno so in Aufregung versetzte.
 

„Schon da. Gibt es Neuigkeiten?“, wollte sie wissen, während sie näherkam. „Nur Gerüchte. Tadashi schreibt, irgendjemand habe einen fremden Kitsune in der Nähe der Akademie herumschleichen sehen – und etwas, das gut schwarze Shinidamachu sein könnten“
 

Benika zog die Augenbrauen zusammen. „Wie kommt er darauf?“
 

Akeno senkte den Blick wieder auf den Briefbogen. „Hmm… er schreibt nur, dass sie Gerüchte gehört hätten. Und Shin und Itsuki haben wohl tatsächlich einen Kitsune wahrgenommen, der sich nicht typisch verhielt. Er war aber wohl recht schnell wieder verschwunden. Ach, und er schreibt, ein paar Menschen, die in der Gegend herumschweifen, reden von nichts anderem mehr als von einem fliegenden, rosa Ball. Bezüglich der Gegend dürfte man vermuten, dass das eine Illusion war. Ob der fremde Kitsune oder Kyokos Schulkamerad daran schuld sind, kann man aber natürlich nicht nachvollziehen“, fasste sie nach einem Moment zusammen und legte den Brief feinsäuberlich auf einen kleinen Stapel Papiere neben dem Pult.
 

Benika runzelte die Stirn und legte einen Finger nachdenklich ans Kinn. „Was weiß man eigentlich von diesem Schulkameraden?“, wollte sie dann wissen.
 

Akeno erhob sich, während sie sprach. „Er ist ein Waisenkind, ein kleines bisschen jünger als Kyoko. Vor knapp dreieinhalb Jahren kam er an die Akademie, es heißt, eine Nekomata habe ihn gebracht. Weiter ist von ihm nichts bekannt, außer dem Namen. Er heißt Shippô“
 

„Shippô…“, murmelte Benika nachdenklich. „Sag, Akeno, erinnerst du dich an die Geschichte vor einigen Jahren, von dieser Dämonenfamilie, die es auf Yôkai-Pelze abgesehen hatte? Wie hießen die noch gleich…“ Sie ließ sich hinter das Schreibpult sinken und tippte auf der Schreibplatte herum.
 

Akeno überlegte. „Sturmbrüder, Blitzbrüder… Donnerbrüder! Donnerbrüder, Benika. Aber warum… ahh, ich verstehe. – Warte mal, die Liste der Opfer…“ Sie lief ans andere Ende des Raumes und kramte zwischen den Schriftrollen herum. Endlich fand sie eine, die mit dem schwarzen Stoffband geschlossen war, welches Verbrechensakten kennzeichnete. Vorsichtig streifte sie es ab und rollte das Papier auf, um es vor Benika abzulegen. Dann setzte sie sich neben ihre Schwester und begann sofort zu lesen, fuhr die Liste mit den Augen hinab, bis sie, ganz am Ende, gefunden hatte, was sie suchte. „Hier, das passt, ich wusste es: Seiji und Nana, Kitsune, hinterließen einen Sohn namens Shippô, 70 Jahre alt, dessen Verbleib unbekannt ist“, las sie vor.
 

Benika nickte. „Dann ist der Kleine also wieder aufgetaucht. Nun, das mal beiseite, was bringt uns das jetzt auf der Suche nach Kyoko?“
 

„Gar nichts. Aber es sagt uns, dass ihr Begleiter offenbar nicht ganz hilflos ist und dass Kyoko sich auch zu helfen weiß, davon können wir ein Lied singen. – Tadashi schrieb letztens irgendwann von Überresten eines Käfigs, zerbrochen, nicht geöffnet. Vielleicht sind sie gar nicht weiter weggebracht worden, sondern haben es geschafft, zu fliehen…“
 

„Du bist naiv, Akeno“
 

„Nein, Benika, ich bin optimistisch. – Übrigens, solltest du dich nicht fertig machen lassen? Es gibt bald Abendessen und meines Wissens soll Shichiro doch diesmal bei der Familie mitessen, oder?“, fragte die jüngere Schwester dann mit einem schelmischen Grinsen.
 

Benika verpasste ihr einen spielerischen Klaps. „Für dich heißt das immer noch Shichiro-san. Wie ich ihn übrigens eigentlich auch nennen müsste“ Aber die älteste Prinzessin der Kitsune erhob sich und verließ den Raum.
 

Akeno sah ihr nach, ehe sie nach dem Pinsel griff. Sie wollte die Antwort an Tadashi und Kanaye noch vor dem Essen fertig kriegen.
 


 

„Shhh...shhh“ Mit leisen Lauten wiegte Sango ihren Sohn in den Schlaf.

Doch plötzlich, von einem Augenblick auf den Nächsten, hob sie in altem Instinkt den Kopf, runzelte etwas die Stirn. „Miroku?“, fragte sie.
 

„Ja, ich weiß. Ich gehe nachschauen“, erwiderte der Mönch und hob eine seiner Töchter von seinem Schoß.

Das kleine Mädchen juchzte und lief zu ihrer Schwester hinüber, ohne sich um die plötzlich angespannte Haltung ihrer Eltern zu kümmern. Keines der Kinder wusste, was Gefahr wirklich war.
 

Sango dagegen sah ihrem Mann mit gemischten Gefühlen nach. Von klein auf hatte sie trainiert, Gefahren zu spüren und jetzt im Moment sagte ihr Gefühl ihr eindeutig, dass etwas nicht stimmte. Aber sie konnte nichts anderes, verdächtiges wahrnehmen.

Auf einmal spürte sie ein kurzes Anstupsen am Ellenbogen, dann schmiegte sich rauer Pelz an ihren Unterarm.

Yume.

Augenblicklich fühlte Sango sich besser. Ob das nun daran lag, dass das Bakukind seinen Energiehunger bei ihr gestillt hatte, oder einfach nur daran, dass das Kleine sich keinerlei Sorgen zu machen schien, wusste sie nicht.
 

Miroku hatte da andere Sorgen, denn er war nicht wirklich weit gekommen. Am Dorfrand hatte sich ein ganzer Pulk gebildet. Jemand drehte sich um, rief nach Kaede, entdeckte ihn und winkte stattdessen ihn heran. Miroku beschleunigte seine Schritte. Was war denn da schon wieder los?
 

Die Dorfbewohner wichen zur Seite, als er näher kam und jetzt konnte der junge Mönch einen Fremden erkennen, ebenfalls einen Mönch, aber deutlich älter als er selbst und vollkommen fertig mit den Nerven. Der Ausdruck seiner Augen schien gehetzt.
 

„Geht zurück. Der arme Mann ist schon verwirrt genug. – Zurück sagte ich…“, verlangte Miroku nachdrücklich und scheuchte auch die neugierigen Dorfkinder ein paar Schritte rückwärts. Dann legte er dem fremden Mönch eine Hand auf die Schulter.
 

Der Fremde sah ihn an, wie ein Zeichen außerirdischen Lebens. „H-hoshi-san…“, murmelte er, schwankte, als wäre er einer Ohnmacht nahe.
 

Miroku wusste, dass er so nicht weiter kam. Der Mann war vollkommen weggetreten. Was auch immer er gesehen hatte, musste ihn halb zu Tode erschreckt haben. Er fasste nach dem Handgelenk des fremden Mönchs und zog dessen Arm über seine Schultern. Sofort fasste ein Dorfbewohner mit zu und gemeinsam stützten sie ihn den Weg entlang, zu Kaedes Hütte.

Die alte Miko kam ihnen bereits entgegen. Ein bestürzter Ausdruck trat in ihr gesundes Auge und sie drehte sich so schnell um, wie es ihr möglich war, um in ihre Hütte zurückzukehren und die Matte beiseite zu halten, die die Tür verschloss.
 

Miroku und der Dorfbewohner brachten den Mönch hinein und setzten ihn nahe der Feuerstelle ab.

Sofort gaben dessen Beine nach und er sank zu Boden, den Blick ins Feuer gerichtet, brabbelte er unverständliches Zeug vor sich hin. Nur ein Wort wiederholte sich immer wieder: Oni.

Miroku zuckte zusammen. Er musterte den Mönch kurz, ehe er sich Kaede zuwandte. „Ich schicke dir Yume. Ich werde sehen, was sich machen lässt. Kümmere dich um ihn…“
 

Damit wollte er sich abwenden, doch plötzlich spürte er die Hand des fremden Mönchs an seinem Arm, fühlte den überraschend festen Griff des Mannes. „Meine Schüler! Rettet meine Schüler!“, rief er heiser, dann sackten seine Schultern nach vorne, er ließ den Kopf hängen und ließ Mirokus Arm los.

Der machte sich sofort auf den Weg, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen, wie unwahrscheinlich es war, dass der Mönch wirklich wusste, wie kampferfahren er war. Er hätte das vermutlich auch einem Säugling aufgetragen.
 

Vor der Tür lief Miroku beinahe in Sango hinein.

Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er sie, die bereits ihren Kampfanzug trug. „Du hast es also nicht mehr ausgehalten“, konstatierte er trocken.
 

Sango sah ihn nur vielsagend an. „Rin passt auf, dass die Mädchen keinen Unsinn machen und Yamato schläft“, gab sie bloß zu Protokoll.
 

Miroku versuchte erst gar nicht, sie aufzuhalten. Sie mochte inzwischen dreifache Mutter sein, sie war dennoch als Taijiya geboren und würde auf ewig das Herz einer Dämonenjägerin haben. „Dann los“
 


 

Kagome hatte sich inzwischen darauf verlegt, Kuraiko genau zu mustern. Auch wenn sie im Gegensatz zu Sesshômaru keine Ahnung von den Hintergründen hatte, konnte sie sich dennoch denken, dass es nur mit Kuraikos selbst zu tun haben konnte, dass sie nicht zu der Tia durchdrang, denn deren eigene Ausstrahlung stellte sich keinesfalls gegen sie.

„Was hindert dich?“, fragte sie schließlich ins Blaue hinein.
 

Kuraiko hob ein klein wenig das Kinn, sagte aber nichts.
 

„Was hindert dich, loszulassen?“, setzte die junge Miko nach, die durchaus bemerkte, dass ihre Frage die Pantherdämonin etwas unvorbereitet getroffen hatte.
 

„Du bist nicht stark genug“, gab Kuraiko schlicht zurück und erneut spielte ein spöttisches Lächeln um ihre Mundwinkel. Doch die Miene gefror ihr sofort, als sie Kagomes Reaktion vernahm: „Für die Tía bin ich stark genug. Sie wehrt sich nicht. Du bist das“

Sie kann das unterscheiden?… Sie kann spüren, dass ich die Tía abschirme?

Damit hatte Kuraiko nicht gerechnet und das machte es ihr noch schwieriger, standzuhalten. Es war schon schwer genug, das eigene Yôki gegen die reinigende Mikoenergie zu stellen.
 

Kagome sah sich die eingefrorene Miene ihres Gegenübers nicht lange an. „Ich weiß über die Artefakte Bescheid und ich habe zu einem eine ebenso enge Bindung gehabt, wie du zu der Tía. Wenn auch unfreiwillig“, erzählte sie in scheinbarem Plauderton. Im Moment war sie in einer gewissen Vorteilsposition. Ihre Energie zehrte Kuraikos Yôki auf, Kuraikos Yôki konnte ihre Mikoenergie aber nicht schwächen, weil es nicht als Angriff geformt war, sondern nur als Barriere um die Tía herum.
 

„Was sollte ein Mensch schon von den Artefakten wissen?“, schnappte Kuraiko zurück und langsam klang etwas wie Gereiztheit aus ihrer Stimme.
 

„Zum Beispiel, dass viele davon für Mikoenergie empfänglich sind. Manche lassen sich damit unschädlich machen, andere beherrschen…“, weiter kam sie nicht, denn Kuraiko verkrampfte eine Hand um den Schaft ihres Yari und machte Anstalten, die Waffe auf Kagome zu richten. Sie war offenbar mit den Nerven am Ende.
 

Sesshômaru warf der Pantherdämonin einen scharfen Seitenblick zu. Griff sie an, würde er sich einmischen, Blütengestank hin oder her. Andererseits musste er zugeben, dass er Kagomes Taktik bewunderte. Die junge Miko schien nur vor sich hin zu plaudern, aber sie lockte Kuraiko damit immer weiter aus der Reserve. Nicht mehr lange und die Urkönigin der Panther würde nachgeben, dessen war er sich sicher.
 

Tatsächlich dauerte es nur noch ein paar Sekunden.

Von einem Atemzug auf den anderen ließ Kuraiko den Yari sinken und entkrampfte die Hand.

Ihr Blick richtete sich auf einmal auf Sesshômaru. „Meine Kinder. Führen sie das Fürstentum gut?“, fragte sie rau. Ihre Stimme hatte jeglichen Spott verloren, wirkte nur noch gebrochen und verhärmt.
 

Dennoch sah der Inuyôkai sie nicht an. „Das fragt Ihr ausgerechnet einen Hund?“, wollte er trocken wissen.
 

Ein Schleier wischte über die grünen Augen. „Ausgerechnet einen Hund“, wiederholte sie fest.
 

Huch, sie hat wohl Angst, dass ihre Artgenossen zu kriecherisch antworten…

„Shuran regiert gut. Tôran nimmt sich allerdings zu viel heraus. Und der alte General ist endgültig vernichtet“, gab er knapp zurück und betonte dabei das ‚endgültig‘.
 

Kagome verzog etwas das Gesicht, nutzte aber Kuraikos Unaufmerksamkeit, um sich ihrerseits ganz der Tía zu widmen.
 

„Endgültig“, wiederholte Kuraiko gerade, beinahe mit der alten Spitzfindigkeit.
 

„Tôran wollte ihn wiedererwecken und hat dabei fast das Leben ihrer Geschwister auf dem Gewissen gehabt“, antwortete Sesshômaru bereitwillig, allerdings nicht ohne Hintergedanken. Wenn er Kuraikos Interesse richtig interpretierte und die Pantherdämonin zurück ins Neko-Schloss ziehen wollte, konnte er so vielleicht dafür sorgen, dass Tôran ein bisschen in ihre Schranken gewiesen wurde. Seine Worte verfehlten ihre Wirkung auch nicht.
 

„WAS?“, fragte Kuraiko entgeistert nach und wandte ihm nun alle Aufmerksamkeit zu.
 

Sesshômaru lächelte innerlich über seinen Triumpf. Jetzt hatte er sie am Haken.
 

Kagome schloss die Augen, um sich nicht von dem Gespräch der beiden Dämonen ablenken zu lassen. Mit verstärktem Nachdruck legte sie ihre Mikokraft dahin, den flachen Bannkreis um die Tía zu brechen und richtig auf das Artefakt einwirken zu können.

In dem Moment, in dem Kuraiko sich gänzlich auf Sesshômaru konzentrierte, passierte alles auf einmal.

Funken von Kagomes Mikoenergie brachen durch den Bann, berührten den Kristall und wurden von ihm aufgenommen wie Wasser von einem Schwamm. Das helle Leuchten sammelte sich innerhalb des tränenförmigen Artefaktes und ballte sich zusammen, um dann plötzlich zu implodieren und die magische Kraft der Tiá selbst freizusetzen.

Kagome hätte die Tía vor Schreck beinahe fallen lassen, fasste aber gerade noch rechtzeitig wieder zu.

Stolz über den Erfolg glühte in ihr, aber jetzt stand sie vor der Bewährungsprobe. Sie musste den Bannkreis, in dem sie sich befanden, brechen. Erst dann hätte sie den entscheidenden Schritt geschafft.

Erneut konzentrierte sie sich auf das eisblaue Artefakt, versuchte zu erfühlen, wie sich darin der Befehl für den Bann formte. Es war wie eine glänzende Wand inmitten des Kristalls.

Versuchsweise schickte sie ein wenig Mikoenergie dagegen – und es entstand ein imaginärer Riss.

Sie wiederholte es – und die imaginäre Wand splitterte.
 

Im gleichen Moment verschwamm der echte Bannkreis und fiel in sich zusammen.

Kuraiko zuckte deutlich sichtbar zusammen und löste den Blick von Sesshômaru, sah sich um.

Die Illusionen der Blumenwiese zerfielen, der schwere Blütenduft verflog – und Sesshômaru atmete möglichst unauffällig tief durch.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Glück gehabt, Sessy...

Im nächsten Kapitel klären wir die Frage "Wer reist mit wem?", Myôga legt sich mit Sesshômaru an - unbeabsichtigt natürlich - und auch Sango und Miroku sind nicht untätig. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2014-03-12T14:14:24+00:00 12.03.2014 15:14
Ohje, was ist nur bei Sango und Miroku los? Liest sich nicht gut
Bei den Füchsen geht es auch voran... Mehr oder weniger
Kagome/Sess/Kuraiko hingegen, einfach zu niedlich. *sicherheitshalber in Deckung geh*
Selbst die alte Dame hat so ihre "schwache" Seite
Und der arme, arme Sess kann nun endlich durchatmen^^
Antwort von:  Mimiteh
12.03.2014 15:59
Im wahrsten Sinne des Wortes, hm?
Sango und Miroku... ja, Langeweile ist etwas anderes.
Die Füchse wissen jetzt immerhin, wer Shippô ist und was die Truppe mit der Tía angeht... ich stimme dir vollauf zu *deine Deckung mit ausnutz*^^
Sooo alt ist Kuraiko allerdings gar nicht. Vom Aussehen... Anfang, Mitte Dreißig vielleicht. Dämonin eben... :)


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