Zum Inhalt der Seite

Yoyogi

Tsuzuku & Meto
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Jetzt ist wieder Tsuzuku dran. Dieses Kapitel ist etwas kürzer geworden, ich hoffe, es gefällt euch trotzdem.
lg
Haru

[Neu bearbeitet am 13.01.17] Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Karaoke

So verging die Woche.

Meto hatte seinen eigenen, selbst geregelten Tagesablauf aus Schlagzeugspielen, Essen und der Zeit in seinem Zimmer, die er mit Lesen und Videos schauen zubrachte. Einmal ging er auch aus dem Haus, als seine Mutter ihn zum Einkaufen schickte, doch ansonsten blieb er zu Hause. Nur hin und wieder ging er auf den Balkon, da ihm seine Eltern das Rauchen in der Wohnung nicht erlaubten.

Tsuzuku ging zur Arbeit, er arbeitete als Kellner in einem Restaurant mit Namen Tanaka. Der Job war anstrengend, gerade für jemanden wie ihn, doch er hatte nichts anderes gefunden und so quälte er sich durch, um dann abends in seiner Wohnung die Musik aufzudrehen und wieder runterzukommen.

Am Freitagabend kam einer seiner Kollegen, Hiroki, mit einer Idee an: „Hey, lass uns nach Feierabend doch noch ein bisschen zum Karaoke gehen!“

„Blöde Idee. Dann sind wir doch alle viel zu müde“, erwiderte ein anderer Kollege, Masahiro.

„Also, ich finde das super. Dann können wir mal ohne die Arbeit zusammen abhängen und quatschen“, sagte die jüngste und einzig weibliche Kollegin Miki.

Tsuzuku musste zugeben, irgendwie gefiel ihm die Idee. Zwar war er eigentlich kein sozialer Mensch, doch hin und wieder reizte es ihn, seinen Kollegen eine Chance zu geben. Einfach, um sich selbst wieder sicher zu werden, dass er noch nicht aufgegeben hatte.

„Komm, Genki-san, wenn du dafür bist, ist Masahiro in der Minderheit!“, forderte Miki ihn auf.

Hier bei der Arbeit kannten sie sein Pseudonym nicht und da sich alle Angestellten des Restaurants Tanaka aus irgendeinem unerfindlichen Grund untereinander mit Vornamen ansprachen, nannten sie ihn bei seinem, Genki.

Schließlich entschied er sich ebenfalls dafür, abends noch wegzugehen und der ein wenig beleidigte Masahiro erwiderte daraufhin: „Ihr spinnt doch, nach diesem Knochenjob noch Karaoke zu singen!“

Normalerweise hätte Tsuzuku sich nicht so leicht hinreißen lassen, doch seit seinem Treffen mit Meto am Sonntag fühlte er sich ein wenig aufgeschlossener als sonst.

Und so machte er sich nach Feierabend, so gehen elf Uhr nachts, mit Hiroki und Miki auf zur nächsten Karaoke-Bar.

„Ich wette, Genki-san kann singen!“, rief Miki übermütig, als sie die Bar betraten und Hiroki einen Raum für zwei Stunden mietete.

„Wie kommst du drauf?“, fragte Hiroki.

„Weiß nicht… irgendwie klingt seine Stimme so, als könnte er gut singen.“ Sie grinste Tsuzuku an und er erwiderte es etwas verlegen. Die Sache mit der Musik und Visual Kei hatte er bisher vor seinen Kollegen verschwiegen. Das Thema war ihm zu persönlich, als dass er einfach so darüber sprechen konnte. Die Momente, in denen er zu Hause mitsang, waren seine ganz eigene Flucht vor dem harten Alltag und nichts, was er einfach so mitteilen konnte.

„Gleich werden wir’s ja sehen“, sagte Hiroki.

Zuerst war Miki an der Reihe. Sie wählte einen Song einer weiblichen Idol-Formation (einer von der Sorte, deren Name aus drei Buchstaben und einer 48 bestand) und machte sich gar nicht so schlecht.

Hiroki ließ, obwohl er selbst ja erst den Vorschlag zum Karaoke gemacht hatte, Tsuzuku den Vortritt.

„Was hörst du eigentlich für Musik, Genki-san?“, fragte Miki. „Du redest nie über so was.“

Hiroki warf einen Blick auf Tsuzukus schwarzen, knapp schulterlangen Haare und sagte: „Sicher Rock oder so.“

„Metal“, antwortete er knapp, kniete sich vor die Musikbox und wählte ein Lied von the Gazette aus. Seine Wahl fiel auf ein etwas älteres Stück, ‚Taion‘. Zum allerersten Mal zeigte er seinen Kollegen diese Seite von sich, war deshalb auch erst ziemlich aufgeregt, doch sobald das Lied begann und er anfing zu singen, fiel jede Anspannung von ihm ab. So locker und entspannt konnte ihn nur Musik machen. Er vergaß alles um sich herum, versank in der Melodie und dem Klang seiner eigenen Stimme und fühlte sich einfach gut.

Als der Song zu Ende war, starrten Hiroki und Miki ihn staunend an.

„Wow! Genki-san, du bist ja der Wahnsinn!“, rief Miki schließlich aus.

Hiroki sagte nichts, aber ihm war anzusehen, was er dachte: „Wie steh ich denn jetzt da, wenn ich singe? Was fällt dem ein, uns zu verschweigen, dass er so gut ist?!“

„Nimmst du Gesangsstunden?“, fragte Miki neugierig.

„Früher mal. Aber ich… ich singe zu Hause mit, wenn ich Musik höre.“ Fast wurde er sogar etwas rot, zu ungewohnt war es, einer Kollegin gegenüber zuzugeben, wie sehr er Musik liebte. Und es war mehr als nur ein wenig „mitsingen, wenn er Musik hörte“. Er übte richtig, mindestens dreimal in der Woche, meistens abends nach der Arbeit. Und außer zu Liedern seiner Lieblingsbands sang er auch zu Übungsvideos, die Amateursänger im Internet anboten, um damit anderen das Erlernen von Screams und Growls zu ermöglichen. Sein Traum war natürlich, irgendwann selbst in einer Band zu singen, doch er wusste nicht, wo und wie er mit der Suche anfangen sollte. Das Ansprechen war das Schwerste. Allein traute er sich das nicht zu.

Hiroki und Miki wechselten sich für den Rest des Abends ab, dann baten sie Tsuzuku, noch einmal zu singen. Er ließ sich breitschlagen und sang noch ein Lied von Gazette, dieses Mal etwas Ruhigeres: ‚Reila‘. Als er geendet hatte, sah er, dass Mikis Augen verdächtig schimmerten.

„Mein Gott, Genki-san, du hast es so dermaßen drauf!“ Sie schniefte und wischte sich mit dem Ärmel ihrer schwarzen Strickjacke über die Augen.

Eine Stimme aus dem Lautsprecher in der Ecke verkündete das Ende der zwei Stunden und forderte sie freundlich auf, den Raum wieder freizugeben. Sie waren die Letzten und als sie die Bar verließen, schloss die Bedienung hinter ihnen die Tür ab.

„Das müssen wir unbedingt öfter machen!“ Miki strahlte.

„Ich glaube, Genki-san, du hast deinen ersten Fan“, grinste Hiroki. „Mann, warum hast du uns nicht mal eher gezeigt, dass du so gut singst?“

„Du kennst mich doch, ich zeig nicht gern was von mir…“, murmelte Tsuzuku und als die kleine Gruppe den Bahnhof erreicht hatte, stieg er ohne ein weiteres Wort allein in den nächtlich fast leeren Zug nach Ichigaya.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Futuhiro
2014-08-01T18:29:09+00:00 01.08.2014 20:29
Boar, um so eine Uhrzeit noch draußen rumzuziehen ... ich wäre über dem Mikrophon weggepennt.
Ah ja, Gazette zählt bei Tsuzuku unter Metal. XD Naja gut, ein paar Stücke grenzen schon hart an Metal, stimmt schon. Gott, Taion ist so ein tolles Lied, ich liebe es. Wobei man das als pures Karaoke schwer hinkriegen dürfte. Da wurde Rukis Stimme sehr viel mit Effekten nachbearbeitet, gerade die exhales im Refrain.
Antwort von: Harulein
01.08.2014 20:42
Zu der Zeit, als ich das geschrieben hab, konnte ich Hard Rock und Metal noch nicht so wirklich auseinander halten, daher das. Ich bin noch nicht so lange dabei, hab solche Musik bis vor nem Jahr oder so nie gehört.
Antwort von: Futuhiro
01.08.2014 20:47
Dafür schreibst du aber ziemlich fundiert und sachkundig, finde ich.
Von:  Tesla
2014-05-11T11:46:00+00:00 11.05.2014 13:46
Wie süß. Ich bin gespannt wann er mal für meto singt und natürlich wann sie auf den Trichter kommen eine band zu gründen und wie sie dann noch die anderen finden. Hoffe ich zumindest.
Antwort von: Harulein
11.05.2014 13:46
Danke fürs vierte Comment ^^


Zurück