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Yoyogi

Tsuzuku & Meto
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, Yoyogi lebt noch. Sorry, dass es diesmal so extrem lange gedauert hat, aber Muzukashii Sekai hat mich zwischendurch echt beansprucht und ich hatte hier auch ein bisschen den Faden verloren.

Ich hab nirgends die Geschichte des Namens "Mejibray" gefunden, also musste ich mir selber überlegen, wie dieses Wort, dessen Bedeutung sich mir nicht so ganz erschließt, zustande gekommen sein könnte. Und das war halt nicht so einfach, weil es ja auch zu dieser FF passen muss. Komplett anzeigen

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Namae

Am Mittwochmorgen stand Meto am Meiji-Schrein neben dem Eingangs-Torii und wartete. Er hatte ein buntes T-Shirt, schwarze Shorts mit Schnallen und schwarz-weiße Chucks an und trug den nicht ganz dazu passenden schwarzen Rüschenschirm gegen die alles aufwärmende Mittagssonne in der einen Hand, während er mit der anderen Ruana an sich drückte.

Der nächste der vier, der an diesem Morgen am Schrein ankam, war MiA.

„Hey, du Süßes!“, rief er und winkte.

Meto sah auf und lächelte. Er wusste ja, dass er, obwohl er heute weniger mädchenhaft gekleidet war, süß aussah und so war es okay, dass MiA ihn ‚Süßes‘ nannte.

„Sind Tsu und Ko noch nicht da?“

„…Nein.“

MiA schaute auf seine Armbanduhr und sagte: „Ist ja auch noch ‘ne Viertelstunde Zeit.“

Eine Weile standen sie nur wortlos nebeneinander. Meto wusste nicht, was er sagen wollte und vermutete, dass MiA genau darauf wartete, dass er etwas sagte.

„Heute nicht viel mit Reden?“, fragte der Gitarrist schließlich.

Meto schüttelte den Kopf. „Ich… weiß immer nicht, was ich… sagen soll…“

„Wie wär’s, wenn ich frage und du antwortest? Ich weiß ja noch nicht so viel von dir.“ MiA lächelte. Und Meto nickte. Es erinnerte ihn an den ersten Sonntag mit Tsuzuku, als dieser Fragen gestellt und er darauf mithilfe seines Schreibblockes geantwortet hatte. Nur, dass jetzt etwas Entscheidendes anders war: Er hatte seinen Block nicht dabei und musste reden, wollte auch reden.

„Sag mal, wie lange machst du das schon so, also Visual Kei und die Tattoos und das alles?“

MiA konnte ja nicht wissen, dass er damit eine Frage gestellt hatte, deren Beantwortung Meto einiges an Überwindung abverlangte.

„Seit… eineinhalb Jahren…“, antwortete er leise und bereitete sich innerlich auf die Frage vor, die darauf unweigerlich folgen musste.

„Dann hast du also die Oberschule nicht gemacht?“, stellte MiA genau diese Frage.

„Nein.“

„Warum denn nicht?“

„…Konnte nicht…“

„Wegen dem Nicht-Sprechen und so?“ Aus MiAs Stimme war herauszuhören, dass er bemerkt hatte, einen schwierigen Punkt getroffen zu haben.

Meto nickte. „Und wegen … der Menschen. Ich konnte einfach nicht mehr...“

„Oh… Aber jetzt geht’s dir wieder besser, oder?“

„M-hm… Seit ich so bin wie jetzt, geht’s mir gut.“

„Also seit du VK trägst, Piercings hast und dich tätowieren lässt?“

„Seit ich Meto bin.“

„Und wie heißt du eigentlich?“

„Haruka.“

„Wie schreibt man das?“

„Wie Frühling und Blume.“

„Süß.“ MiA lächelte. „Ich heiße eigentlich Yuno Miyama.“

Meto erwiderte das Lächeln und winkte dann in Richtung des breiten Weges, wo soeben Tsuzuku aus der Menge der Parkbesucher aufgetaucht war. Aus dieser Entfernung fiel auf, wie unheimlich schlank der Schwarzhaarige war und MiA fragte leise: „Sag mal, Meto, weißt du, ob Tsu irgendwas hat? Weil er so irre dünn ist…“

Meto schüttelte den Kopf. Ihm war zwar aufgefallen, dass Tsuzuku recht langsam aß und natürlich hatte er dessen zierliche Statur schon gleich zu Anfang bemerkt, doch da sein bester Freund das Thema noch nie auch nur annähernd angesprochen hatte, hatte er noch nie wirklich darüber nachgedacht.

„Im Grunde weiß ich immer noch nicht viel über ihn…“, dachte er und fragte sich, wie das zu ändern war. Tsuzuku wirkte manchmal immer noch so verschlossen, dass Meto sich nicht nach solchen Dingen zu fragen traute. Aber er hatte das Gefühl, dass sich das mit der Zeit noch ändern würde. Es waren ja gerade einmal ein paar Wochen vergangen, seit sie sich überhaupt kannten und schon hatte sich so viel verändert, da war es vielleicht ganz gut, wenn manches noch ungesagt blieb. Und es schien Tsuzuku ja nicht allzu schlecht zu gehen.

In dem Moment erreichte dieser den Schrein.

„Hey!“ Er lächelte, ein hübsches, strahlendes Lächeln, und schaute dann auf die Uhr. „Bin ich spät dran?“

„Nee, Koichi ist noch nicht da“, sagte MiA.

Tsuzuku beugte sich vor und stupste Ruana, die heute ein rotes Puppenkleid trug, auf die Nase. „Na, Bärchen? Hast du dich schön gemacht?“

„Na so was!“, dachte Meto und lächelte. „Anscheinend geht’s Tsu heute besonders gut.“ Er fragte jedoch zuerst nicht nach. Erst, als Koichi ebenfalls eingetroffen war und Tsuzuku den Pinkhaarigen strahlend und mit High Five begrüßte, fragte Meto: „Sag mal, gibt’s ‘nen Grund, warum du heute so gut drauf bist? Das fällt ja direkt auf.“

Tsuzuku lächelte geheimnisvoll. „Tut es das?“

„Ja, das fällt auf“, sagte MiA.

Und Koichi: „Willst du uns nicht verraten, wieso du so tolle Laune hast?“

Doch Tsuzuku schüttelte den Kopf. Er wollte den Grund für seine ausnehmend gute Laune noch ein bisschen für sich behalten, allein genießen. Eigentlich war es gar keine große Sache, er hatte nur gestern Abend mit Miki telefoniert und das Gespräch war geringfügig privat geworden, aber es fühlte sich für ihn wie eine große Sache an. Er hatte seiner Kollegin weiter von seinem Traum von der Bühne erzählt und war sich dabei zum ersten Mal kein bisschen ungeschickt vorgekommen.

„Na komm, sag schon!“, forderte Koichi neugierig. „Lass uns doch ein bisschen an deinem Glück teilhaben.“

„Ich hab nur mit einer Kollegin telefoniert“, antwortete Tsuzuku schließlich, zuckte mit den Schultern und ging an den dreien vorbei auf das Gelände des Schreins.

„Und deshalb hast du so gute Laune?“, hakte Koichi nach und folgte ihm.

„Ist halt nicht so alltäglich für mich.“

MiA und Meto gingen hinter den beiden her zum Becken für die rituelle Reinigung.

„Meine Urgroßtante war Opernsängerin“, erzählte MiA. „Vielleicht hat ihr Geist ja einen Rat oder Segen für uns.“

„Glaubst du das?“, fragte Meto.

Und MiA gab eine typisch japanische Antwort: „Na ja, irgendwie schon. Ich denke halt, es kann doch sein und sicher nicht schaden, das so zu glauben.“

Während Meto sich als Letzter ein paar Tropfen Wasser über die Hände kippte, war Koichi schon beim Baum für die Glückszettel angekommen.

„Und du denkst echt, dass das was bringt?“, fragte Tsuzuku, während Koichi einen Zettel aus der Box neben dem Baum zog und auffaltete.

„Ja, denke ich“, trumpfte der Pinkhaarige auf, hielt ihm den Zettel vor die Nase und zitierte das, was darauf stand: „Großes Glück, berufliches Vorankommen, Sie haben viel Talent.“

Tsuzuku lächelte. Ja, da musste er Koichi Recht geben, das passte wirklich. Dieser zog sein Handy heraus, hielt den Glückszettel vor die Linse und machte ein Foto davon. „Dieser Zettel wird unser Glück bestimmen, Tsu.“ Und dann band er das kleine Stück Papier gefaltet an den Baum.

„Leute“, sagte der Pinkhaarige dann, als auch MiA und Meto bei ihnen standen, „Wir werden mal berühmt und reich! Wir rocken die Welt!“

Tsuzuku grinste. Diese Vorstellung machte ihn einfach unheimlich glücklich und wenn er wieder daran dachte, wie sehr sich sein Leben in den letzten Wochen verändert hatte… Es zeigte ihm, dass sich immer alles ändern konnte und dass auch er eine Chance hatte, etwas Großes aus seinem Leben zu machen.

„Und dabei haben wir noch nicht mal einen Bandnamen“, sagte MiA.

„Dann wird’s ja Zeit, dass wir einen finden“, erwiderte Tsuzuku und Meto nickte zustimmend.

Auf dem Weg zur Gebetshalle kamen sie an dem Stand mit den Amuletten vorbei und Meto winkte aus reinem Übermut dem Verkäufer zu, der ihn beim letzten Mal so unverhohlen angestarrt hatte.

„Wer ist das?“, fragte Koichi ihn.

„Jemand, der es merkwürdig findet, dass ich eine Puppe bin“, antwortete Meto grinsend und drückte Ruana an sich.

„Aber sprechen würdest du mit so jemandem auch jetzt nicht, oder?“

Meto schüttelte den Kopf. „Ich rede nur mit euch.“

„Nicht mal mit deinen Eltern?“

Erneutes Kopfschütteln.

„Und wieso nicht?“, hakte Koichi nach.

„Die verstehen mich auch so. Und…“ Meto brach ab, wusste auf einmal nicht mehr, was er hatte sagen wollen. Er wusste nicht, warum er auch jetzt noch nicht mit seinen Eltern sprach, obwohl sie ihm so nahe standen. Sie schienen ihn ja auch so zu verstehen und … nun ja, es waren eben nicht sie gewesen, die ihn direkt wieder zum Sprechen gebracht hatten, sondern Tsuzuku, MiA und Koichi.

„Irgendwann redest du aber wieder mit ihnen, oder?“

„M-hm…“

„Sagt mal …“, mischte MiA sich in das Gespräch ein, „… zu wem wollt ihr denn beten?“

„Musikgötter“, antwortete Koichi. „Ich dachte da an Hide.“

„Bist du denn sicher, dass er ein Musikgott geworden ist?“

„Na, aber so was von! So jemand kann doch nur Musikgott werden!“

Sie erreichten die Halle und Tsuzuku betrat sie als erster. Es kam nicht oft vor, dass er einen Schrein zum ernsthaften Beten aufsuchte und so fühlte es sich ein wenig merkwürdig und ungewohnt an.

„Ich muss mich mal mehr damit auseinandersetzen“, dachte er. „Religion scheint doch etwas Wichtiges zu sein …“

Er wusste nicht einmal, wie er das Gebet um Glück und den Segen der Götter anfangen sollte. Und so hörte sich sein leise gemurmelter Gebetsbeginn etwas unbeholfen und ungläubig an. Er wusste ja nicht einmal, an wen genau er seine Worte richten sollte.

„Tsu?“, sprach Koichi ihn flüsternd von der Seite an. „Kriegst du’s hin?“

Tsuzuku schüttelte den Kopf, flüsterte zurück: „Ich bin eigentlich … nicht besonders gläubig und so …“

„Du musst ja auch nicht unbedingt. Nur, wenn du willst.“

„Ich will aber. Wenn das wirklich stimmt mit dem Glück, dann würde ich euch doch im Weg stehen, wenn ich nicht dran glaube, oder?“

„Quatsch“, sagte Koichi und lächelte. „Bei deinem Talent drücken die Götter sicher mal ein Auge zu.“

„Wenn du meinst …“

Tsuzuku hob den Kopf und blickte die mit Papierwedeln und Strohseilen geschmückte Altarwand der Gebetshalle an. Es fiel ihm wirklich schwer, sich darin Götter vorzustellen, die auf sein Leben und Glück Einfluss hatten und er wünschte sich in diesem Moment, dass ihm ein ähnlich leichter, unbeschwerter Glaube wie Koichi gelingen würde.

Und wie er da vor den Göttern kniete und versuchte, sich geistig diesem Glauben anzunähern, schoss ihm, aus irgendeinem Grund auf Englisch, ein einziger Satz durch den Kopf:

„I am praying in Meiji-Jingu, hoping for the gods answer cause of my life‘s luck“

Wie ein Ohrwurm wiederholten sich diese Worte in seinen Gedanken, immer wieder, obwohl er nicht einmal wusste, ob der Satz grammatisch richtig war. An ein Gebet war nicht mehr zu denken.

Tsuzuku stand auf, verließ die Gebetshalle und setzte sich draußen auf die Stufen. Zog den kleinen Notizblock, den er, seit er so richtig mit dem Liederschreiben angefangen hatte, immer bei sich trug, aus seiner Tasche und schrieb den Satz oben auf ein neues Blatt.

„Tsu?“, hörte er kurz darauf Meto hinter sich fragen. „Alles okay?“

Er wandte sich um und antwortete, immer noch mit diesem Satz im Kopf: „Ja, alles gut. Ich hatte nur gerade … so eine Idee.“

„Was für eine?“

„Ich weiß nicht … Vielleicht für eine Song.“

„Zeig mal.“

Er reichte Meto den Block, dieser setzte sich neben ihn, las den Satz und sagte: „Klingt gut.“ Und dann: „Sag mal, Tsu … Wie wollen wir jetzt eigentlich heißen? Ich wusste eben beim Beten gar nicht, wie ich das sagen sollte, weil unsere Band ja noch gar keinen Namen hat.“

„Weiß ich auch noch nicht, hab ich doch vorhin schon gesagt.“

„Ich dachte nur, weil … na ja, du kannst ja gut mit Worten und so …“

„… Dass ich mir auch unseren Namen ausdenke?“

Meto nickte. „Wir können ja dann gemeinsam abstimmen, was wir aus deinen Vorschlägen machen.“

Tsuzuku blickte nachdenklich auf das bis auf den einen Satz leere Blatt Papier. Man sagte ja, ein leeres Blatt sei inspirierend, doch in diesem Moment wollte ihm nichts als dieser Satz einfallen, der für einen Bandnamen eindeutig zu lang war.

In dem Moment kamen MiA und Koichi aus der Gebetshalle zurück.

„Wieso bist du denn schon so früh raus, Tsuzuku?“, fragte MiA.

„Mir ist was eingefallen, ein Satz, vielleicht für einen Song.“

„Lass mal sehen“, sagte Koichi. Tsuzuku reichte ihm den Block und Koichi las den Satz halblaut und mit einem starken Akzent vor. „Ai emu bureingu in Meiji-Jingu …“

Tsuzuku, der in seiner Schulzeit sehr gut in Englisch gewesen und darauf ein bisschen stolz war, lachte ob Koichis sehr japanischer Aussprache auf.

„Ey!“, beschwerte sich der Pinkhaarige. „Was ist so lustig?“

„Sorry“, Tsuzuku lachte immer noch. „Aber … das hört sich irgendwie süß an.“

„Süß?!“, motzte Koichi, gespielt beleidigt.

„Genauso süß wie du bist.“ MiA grinste.

Meto lächelte mit, doch der Satz, der eben noch durch Tsuzukus Kopf gespukt war, schien sich dadurch, dass Koichi ihn vorgelesen hatte, auch bei ihm in eine Art Ohrwurm verwandelt zu haben. Jedenfalls schwirrte er ihm jetzt inklusive der japanisierten Aussprache des Pinkhaarigen durch den Kopf und hinderte ihn am Denken.

Und da war sie, die Idee.

„Tsu?“, fragte er und zupfte seinen besten Freund am Ärmel an. „Du, mir ist grad was Tolles eingefallen.“

„Was denn?“

Meto strahlte ihn an. „Wir machen aus diesem Satz unseren Namen. Die Leute mögen englische Bandnamen und wenn dir dieser Satz beim Beten eingefallen ist, dann ist er was Besonderes, verstehst du?“

„Der ist doch viel zu lang.“

„Wir basteln ihn so zurecht, dass nur noch wir die Bedeutung verstehen. Damit halten wir uns diesen Tag in Erinnerung.“

„Wieso gerade heute?“

Meto stand auf, Ruana mit der einen Hand an seinen Bauch gedrückt, die andere Hand hielt er Tsuzuku hin, der ebenfalls aufstand und zu viert gingen sie die Treppe vor der Gebetshalle ganz hinunter, blieben als kleiner Kreis davor stehen.

„Meto?“, fragte MiA.

Meto nahm sich wortlos Tsuzukus Notizblock (er hatte seinen eigenen ja nicht dabei) und schrieb Datum und Uhrzeit dieses Momentes mit einem Stück Abstand unter den englischen Satz. Dann flüsterte er Tsuzuku etwas ins Ohr. Dieser erkannte sofort, was sein Freund meinte und sagte zu MiA und Koichi:

„So, das hier ist der Moment, in dem wir vier beschließen“, er machte eine kurze Pause, „eine Band zu gründen, erfolgreich zu sein, die Welt zu rocken und uns von nichts und niemandem davon abbringen zu lassen. Noch heute Abend werden wir einen Namen haben, mir wird da was einfallen, das fühl ich.“ Er streckte die Hand zur Mitte aus, Meto legte seine darauf, MiA und Koichi taten es ihm gleich.

„Ikuze!!“

„Yeah!“

Ein Gefühl von Traumerfüllung breitete sich in Tsuzukus Inneren aus, ein warmes Kribbeln voller Aufbruchsstimmung. Eine eigene Band, eigene Musik – wie unglaublich gut sich das für ihn, der Musik und poetische Texte über alles liebte, anfühlte!

Beim Verlassen des Schreins kamen sie wieder an dem Stand mit den Omamori vorbei. Die mit schimmernder Seide bezogenen Papptäfelchen glänzten im Sonnenlicht und auf einmal wollte Tsuzuku auch so eines haben. Als Andenken an diesen Moment.

Er kramte sein Portmonee aus der Umhängetasche und ging zu dem Stand hinüber.

„Tsu?“, rief Koichi ihm hinterher.

„Schaden kann’s ja nicht“, antwortete er.

Aus der Menge der Glücksbringer und Amulette leuchtete ihn ein mit tiefblauer Seide bezogenes geradezu an. Es war eines dieser Dinge, die ganz von selbst „Kauf mich!“ sagten.

„Dieses da“, sagte er zu dem Verkäufer und zeigte darauf.

„Das ist für Erfolg und Stärke“, informierte ihn der Händler, nahm das Amulett aus der Auslage und verpackte es in eine kleine Tüte. Tsuzuku bezahlte und lief dann zu Meto, Koichi und MiA zurück, die ein Stück entfernt auf ihn warteten.

„Zeig mal her“, sagte Meto.

„Später“, erwiderte Tsuzuku. „Jetzt gehen wir irgendwo einen Kaffee trinken und ich mach mir Gedanken um unseren Namen.“

Das Café, in dem sie dann letztendlich saßen, war das, in dem Tsuzuku, bevor er Meto kennen gelernt hatte, seine Samstagnachmittage verbracht hatte. Sie waren einfach auf dem Weg zwischen dem Park und der Takeshitadori daran vorbeigekommen und Koichi hatte bestimmt: „Da gehen wir rein“, natürlich ohne zu wissen, dass es sich um Tsuzukus Stammcafé handelte. Dem Schwarzhaarigen erschien das wie ein weiteres gutes Zeichen und er ertappte sich selbst dabei, wie er das alles doch irgendwie dem Schrein zuschob und bemerkte, dass er gar nicht so ungläubig war, wie er gedacht hatte.

Während sich bei Kaffee und Waffeln ein Gespräch zwischen MiA und Koichi entwickelte, an dem Meto sich ebenfalls, wenn auch zurückhaltend, beteiligte, hatte Tsuzuku seinen Block vor sich liegen und dachte an dem englischen Satz herum, versuchte, ihn zu kürzen, schrieb ihn in Katakana noch einmal auf und drehte an den Silben herum. Er spürte dieselbe kreative Kraft, die ihn auch beim Schreiben von Liedern und Gedichten erfasste, und da er auf diese Kraft vertraute, machte es ihm unheimlich viel Spaß, mit dem Satz zu spielen und ihn ungeachtet der grammatischen Regeln so hin und her zu drehen, wie es ihm gefiel.

„I am praying in Meiji-Jingu …“ Irgendwann hatte sich der Satz auf diesen ersten Teil gekürzt, auf fünf Worte, aus denen sich leichter etwas machen ließ als aus dem ganzen Satz. Außerdem erschien es Tsuzuku so, als sei dieser Teil der Wichtigere, Entscheidende. Wofür genau er im Schrein betete, konnte sich ja ändern. Was zählte, war, dass er überhaupt betete. Dass es der Meiji-Schrein war, war ebenfalls wichtig, denn der lag im Yoyogi, also dem Ort, an dem er Meto kennen gelernt, was sein Leben ja so sehr verändert hatte. Und so blieben „pray“ und „Meiji“ letztendlich als wichtigste Worte übrig.

„Na, wie weit bist du?“, fragte MiA und beugte sich über den Tisch.

Tsuzuku lächelte. „Ich hab den Satz auf zwei Worte gekürzt.“

MiA sah sich das, was Tsuzuku aufgeschrieben hatte, an, allerdings ohne den Block herumzudrehen, und las die in Buchstaben geschriebenen Worte über Kopf. „Meiji pray?“ Seine Aussprache war der Koichis ähnlich und so klang das „p“ eher nach einem „b“.

„Meijibray?“, wiederholte Meto, der sich inzwischen mit Ruana beschäftigt und deshalb nicht genau zugehört hatte. „Was ist das?“

„Tsuzukus Ergebnis unserer Namenssuche“, erklärte Koichi. „Hey, das hört sich doch ziemlich cool an, oder?“

„Ich finde, es erinnert noch zu sehr an den Schrein“, sagte Tsuzuku und sah sich den Namen des berühmten Schreins noch einmal an. In Katakana fiel es nicht so auf, doch wenn man ihn in Buchstaben schrieb, war zu sehen, dass das erste „i“ wegen des „j“ und des zweiten „i“ dahinter auf den ersten Blick kaum auffiel. Und gesprochen wurde es sowieso nicht. Er schrieb, nur probeweise, die beiden verbliebenen Worte so auf, wie Meto sie ausgesprochen hatte, in Großbuchstaben, und strich dann das erste „i“ heraus.

„Mejibray“

Tsuzuku hatte seit jeher einen besonderen Sinn für hübsche Worte gehabt, Worte, die eine gewisse Ausstrahlung abseits ihrer Bedeutung hatten. Er sah sich das Ergebnis „Mejibray“ an und wusste, dies war so ein Wort. Es hatte, abseits davon, dass es eigentlich nichts bedeutete, etwas Besonderes an sich. Die Kombination und wie die Buchstaben zueinander standen, wie der Goldene Schnitt.

Er nickte sehr bestimmt und sagte: „Das ist es.“

„Name gefunden?“, fragte MiA.

„Hört sich gut an“, sagte Koichi.

Meto strahlte und ließ Ruana ihre Arme heben, so als würde sie sich riesig freuen.

Tsuzuku nahm einen Schluck von seinem inzwischen merklich abgekühlten Kaffee und schrieb dann das neue Wort, den Namen seiner Band (Oh Gott, allein der Gedanke machte ihn so glücklich!) noch einmal ordentlich auf.

Mejibray. Jetzt hatte der Traum einen Namen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war Kapitel 19.
Wann Kapitel 20 kommt, kann ich nicht sagen, sorry.

eure
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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Goesha
2015-10-30T10:09:52+00:00 30.10.2015 11:09
Ich hab vor Monaten die Gesichte angefangen und nun hatte ich endlich die Zeit sie zu Ende zu lesen. Also vorläufig, ich hoffe doch, da kommt noch was?! ^-^
Aber wirklich gut geschrieben und auch beschrieben! Warst du mal länger in Japan? Das kommt einem so vor.
Die Beziehun zwischen Tsu und Meto ist wirklich knuffig und auch als die anderen dazu gekommen waren hatte man gleich irgendwie das Gefühl, sie hatten sich zwar nicht gesucht aber gefunden !
Und interessant auch, wie Tsu zu auf den Namen kam....also mit Hilfe der anderen natürlich.^^
Antwort von: Harulein
30.10.2015 14:21
Nee, ich war noch nicht in Japan. Hab alles aus Büchern, Stadtkarten und so weiter recherchiert.
Leider plagen mich bei dieser Fanfic aktuell relativ extreme Planungsschwierigkeiten und Inspirationsmangel, aber ich hab sie weiterhin auf dem Schirm und hoffe, dass ich sie irgendwann weiterschreiben kann.
Danke fürs Kommi ^-^
lg
Haru
Antwort von:  Goesha
30.10.2015 19:48
Echt? Kann ich kaum glauben. Dann ist es umso beeindruckender! *-*
Ich hoffe das dich die Inspiration schnell wieder findet und das sich alle Schwierigkeiten bald in Luft auflösen!
Ich werde so lang warten XD
Von: Futuhiro
2015-04-05T11:59:07+00:00 05.04.2015 13:59
Gott, ich bin ja sowas von spät dran. Das Kapitel ist schon über einen Monat alt und ich komme erst jetzt zum Lesen. Q_Q Sorry.

Insgesamt fand ich das Kapitel ziemlich interessant, aber etwas langatmig. Kann aber vielleicht auch daran liegen, daß ich das Ergebnis ja schon vorher kannte. Ich wusste ja schon, wie die Band am Ende heißen würde, da war die Spannung nicht so groß. XD

Echt genial war der Gedanke, zu hide als Musikgott zu beten. Da habe ich echt gelacht. ^_^
Tolles Kapitel!

btw. kannst DU mir sagen, was das <Ikuze!> bedeutet? Ich höre es immer von allen Bands, wie die sich das gegenseitig um die Ohren hauen, um sich zu motivieren. Die Bedeutung ist mir schon klar, aber die richtige, korrekte Übersetzung hab ich noch nirgends gefunden.
Antwort von: Harulein
05.04.2015 14:01
Ikuze heißt, so weit ich das verstehe, so viel wie "Los geht's!"

Danke fürs Kommi ^^
Antwort von: Futuhiro
05.04.2015 14:04
Ah, dann kommt es doch von ikimasu [iku] (weggehen, wegfahren, in diesem Sinne dann also <losgehen> oder <aufbrechen>). Gibt Sinn! O_o ... ^_^
Danke schön!
Von:  Tesla
2015-03-06T06:03:10+00:00 06.03.2015 07:03
Menno hab diesesmal gar keine Benachrichtigung bekommen das ein neues Kapitel da ist. Mimimimimi.... Aber zum Glück hab ich es noch gesehen. Ein tolles kapi übrigens gefällt mir richtig gut. Interesse Idee. Jetzt bin ich gespannt wie du das logo erklären wist. Ich meine Auge im Gehirn ... Nicht ganz einfach.
Antwort von: Harulein
06.03.2015 08:11
Tja, das wird auch wieder schwierig. Aber das hat auch noch ein bisschen Zeit. Erst mal müssen sie ja so gut zusammen werden, dass sie im Yoyogi auftreten können. Ich kann wie gesagt leider noch nicht sagen, wie lange ich für Kapitel 20 brauchen werde.
Antwort von:  Tesla
06.03.2015 09:44
Versteh ich. Ich bin brav und warte^.^ Kommst du eigentlich nach leipzig zur LBM?
Antwort von: Harulein
06.03.2015 14:48
Nee, zur LBM schaff ich's wohl nicht.


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