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천국을 찾아라... (cheongukeul chajala...)

Suche den Himmel...
von

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Kapitel 9

I'm so sorry but I love you...und so weiter, naja wir kennen die Schnulze ja.

Aber ehrlich, ich wollte mich entschuldigen, dass es jetzt so lang gebraucht hat. Aber zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich meine Rueckreise ins gute alte Deutschland vorbereiten musste XD Und da ich nach einer 20 Stunden Flugreise Matsch war, hat es nochmal laenger gedauert, bis ich mit der Korrektur durch war. Aber jetzt ist alles wieder soweit beim Alten und somit kann auch diese Geschichte hier endlich weitergehen.
 

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Kapitel 9
 

Zwei Teetassen in seinen Haenden balancierend verliess Dae-Sung die Kueche und bewegte sich auf das Schlafzimmer zu, welches er sich mit Seung-Ri teilte. Young-Bae war mit ihrem Juengsten vor bereits mehr als einer Stunde darin verschwunden.

Als er die Tuer erreicht hatte, legte er ein Ohr daran und horchte. Die klagenden Laute waren nun vollkommen verstummt, genauso wie Young-Baes Stimme. Nichts war mehr zu hoeren. Vorsichtig drueckte er mit einem Ellbogen die Klinke herunter und trat in den Raum, welcher lediglich durch eine Nachttischlampe erhellt wurde. Er konnte zwei Koerper erkennen, die aneinandergelehnt auf dem Bett sassen.
 

„Hyung.“, fluesterte er und der Aeltere hob den Kopf, wobei er einen Finger an seine Lippen legte. Dae-Sung trat naeher und reichte seinem erschoepften Freund eine der dampfenden Tassen. Dabei betrachtete er Seung-Ri, dessen Augen friedlich geschlossen waren.
 

“Er ist vor ein paar Minuten endlich eingeschlafen.“

Young-Bae seufzte und nahm einen Schluck Tee. Da es sehr heiß war, streckte er die Zungenspitze fuer einen kurzen Moment zwischen seinen Zaehnen hindurch.

“Ich dachte, er wuerde die ganze Nacht nicht schlafen und dann ging es so schnell.“
 

“Er fuehlt sich eben wohl bei dir.“
 

Der Aeltere sah seinen Freund nach dieser sehr direkten Aussage verdutzt an. Dae-Sung setzte sich an den Bettrand und begann nun ebenfalls zu trinken. Seine Gedanken wanderten zum Fenster hinaus ihren anderen Freunden nach. Doch so sehr er auch seine Sorgen waelzte, er wusste ueberhaupt nicht, worueber er sich sorgen koennte. Er hatte keine Ahnung, wohin Seung-Hyun und Ji-Yong entschwunden waren. Und so wuerde ihm nichts anderes ueberig bleiben, als ihnen zu vertrauen. Ein leises Klirren holte ihn ins Schlafzimmer zurueck und er drehte den Kopf zur Seite. Young-Bae hatte seine Tasse auf dem Nachttisch abgestellt und strich mit der nun freien Hand eine Haarstraehne aus Seung-Ris Stirn.
 

“Hat er noch einmal ueber Min-Woo gesprochen?“, fragte der Juengere ihn, aber sein Gegenueber schuettelte den Kopf. Er sah Dae-Sung nicht an, betrachtete stattdessen weiterhin die schlafende Gestalt an seiner Schulter.
 

“Er hat sich geweigert, ueberhaupt etwas zu sagen. Er hat nur geweint, bis er eingeschlafen ist. Und ich...“, seine Haende ballten sich zu Faeusten, waehrend sich seine Gesichtszuege verhaerteten, “...ich will Min-Woo zurueckzahlen, was er getan hat. Ich will ihm die Zaehne ausschlagen und seinen dreckigen Mund stopfen. Ich will ihn leiden sehen.“

Young-Bae nahm aufkommende Raserei in sich wahr. Er hatte sich in Rage gefluestert, wenn dies ueberhaupt moeglich war und Dae-Sung musste ihn wieder auf den Boden zurueckholen, denn Seung-Ri wurde unruhig. Der Aeltere atemete tief ein und beruhigte sich wieder.
 

“Auch wenn du es vielleicht nicht glauben kannst, mir geht es genauso.“
 

Er horchte auf und sah den Juengeren mit grossen Augen an. Dieser betrachtete ernst die Tasse in seinen Haenden. Starrte darauf, als wuerde er in der Oberflaeche des zurueckgebliebenen Tees das Gesicht ihres Trainers sehen, welcher nun zu einer fremden Bedrohung fuer sie geworden war.

“Aber wir muessen abwarten. Ihn zusammenzuschlagen, wuerde nicht ungeschehen machen, was er getan hat. Wir sollten warten, bis Ji-Yong und Seung-Hyun zurueck sind.“
 

Young-Bae merkte argwoehnisch auf und fixierte den Juengeren.
 

“Sie sind gegangen? Wohin?“
 

“Ich weiss es nicht.“
 

“Vielleicht sind sie zu Min-Woo-“
 

“Das glaube ich nicht.“, unterbrach Dae-Sung ihn und stellte nun auch seine Tasse ab. “Wo auch immer die beiden sind, ich bete, dass nicht noch etwas Schlimmeres passiert.“
 

Daraufhin schwiegen sie.
 

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Sein ploetzlich aufbegehrender Magen zwang ihn, inne zu halten und sich an der Wand zu seiner Rechten abzustuetzen. Ji-Yong nahm einen unangenehm sauren Geschmack auf seiner Zunge wahr. Unkontrolliert hustete er, sodass er eilig eine Hand ueber seinen Mund legte. Der Korridor wurde unscharf. Er spuerte seine Beine schwach werden. Sein Magen stiess ein weiteres Mal auf und Magensaeure geriet in seinen Rachen.

'Nein!' erklang es in seinen Gedanken und er stolperte aus seiner Starre heraus unbeholfen den Gang hinunter. Es war ein Weg, den er bereits zu oft auf diese Weise hatte gehen muessen. Er verabscheute ihn. Jeden Schritt davon. Erneut war er entbloesst und erniedrigt worden. Es wuerde nie ein Ende nehmen, dies war seine groesste Angst.

Gehetzt erreichte er den Waschraum. Wieder draengte etwas in ihm nach oben und sein Koeper begann zu schlottern. Ohne weiter zu zoegern, stuerzte er durch den Vorraum, an den Waschbecken vorbei direkt auf eine der offenen Kabinen zu. Seine Beine knickten vor der Toilette ein. Sofort lehnte er sich ueber deren Rand und erbrach sich in sein sich im Wasser abbildendes Spiegelbild.

Warum?

Warum hatte es wieder soweit kommen muessen?

Seine Haende krallten sich verzweifelt in das kalte weisse Porzellan, wie sie es zuvor mit dem Bezug des Ledersofas getan hatten. Wie sie es ein ums andere Mal hatten tun muessen.

Ji-Yong hustete weiter und rang immer wieder nach Luft, doch sein Koerper schien nicht im Stande zu sein, sich zu beruhigen. Jetzt spuckte er nur noch blassgelbe Galle, waehrend seine Augen zu traenen begangen. Es war gut so, sagte er sich. Es war gut, solang niemand sonst dies ertragen muesste. Wenn er diesen Zweck erfuellte, wuerde es ertraeglich sein. Seine Gedanken drehten sich um Seung-Ri, um dessen Gestalt am Boden. Dies hatte er zu verantworten. Er haette es wissen muessen.

Endlich begann der Brechreiz nachzulassen und er konnte sich von dem Toilettenbecken entfernen. Noch immer zitternd sank er gaenzlich zu Boden, atmete tief ein. Die Kaelte der Fliesen kuehlte sein wallendes Blut und verlangsamte sein Herz. Eine seltsam eisige Ruhe hielt in ihn Einzug.

Er hatte es ueberstanden, ein weiteres Mal. Es war vorbei, aber er war noch hier. Das war das Wichtigste. Noch hatte er genuegend Kraft.

Er rappelte sich auf und taumelte in den Vorraum, wo er sich an eines der Waschbecken lehnte. Der sauere Geschmack musste von seiner Zunge verschwinden, bevor ihm wieder schlecht wurde. Schwerfaellig oeffnete er den Wasserhahn, woraufhin er begann, mit einer Hand Fluessigkeit in seinen Mund zu fuehren. Doch es erschien ihm, als wuerde all das klare Wasser nichts nuetzen. Der Nachgeschmack war noch immer da. Ein widerwaertiges Gefuehl breitete sich in ihm aus. Er nahm seine zweite Hand hinzu und warf sich hastig eiskaltes Wasser ins Gesicht. Wieder und wieder, bis seine Fingerspitzen und seine Lippen taub waren. Erst als er nichts mehr spuerte, stoppte er und schloss den Hahn. Bebend, aber nicht vor Kaelte, stuetzte er sich auf dem Becken ab und hob sehr langsam den Kopf. Er fuerchtete sich vor seinem Anblick im Spiegel, doch er musste es sehen. Er musste wissen, wie er aussah, bevor er ins Apartment zurueckkehrte und seinen Freunden gegenuebertrat. Niemals wieder durfte er eine solche Schwaeche zeigen, wie in dieser einen gewittertraechtigen Nacht. Damals jedoch war er nicht vorbereitet gewesen. Dies war nun anders. Und waehrend Ji-Yong sich ueberwandt, in sein eigenes blasses Gesicht zu sehen, begann er sich die Worte zuruechtzulegen, mit denen er fuer seine Freunde eine verhuellende Luege kreieren wuerde. Diesmal wuerde er alles richtig machen.

Im Raum hinter ihm bewegte sich etwas. Er beobachtete es durch den Spiegel. Jemand trat aus dem Schatten und starrte ihn an.
 

“Hyung...“, wurde es lediglich von Ji-Yongs Lippen geformt. Doch Seung-Hyun verstand es.

Der Aeltere trat nicht naeher. Im kuenstlichen Licht der Leuchtstoffroehren betrachtete er das nun kalkweisse Gesicht, von welchem das Wasser perlte. Die Gestalt am Waschbecken, welche gelaehmt zu sein schien und nicht im Stande war, sich ihm zuzuwenden, war nicht mehr Ji-Yong. Sie war ein Gespenst und er konnte ihren Anblick nicht mehr ertragen.

Als Seung-Hyun sich abwandte und auf die Tuer zulief, spuerte der Juengere etwas in seiner Brust bersten. Enttaeuschung und Unglaube hatten ihn aus den Augen des anderen angeschrien. Das Glas des Spiegels, durch welches ihn ihr Blick getroffen hatte, konnte dem Vorwurf die Kraft nicht nehmen. Seung-Hyun, warum war er hier? Warum war er ihm gefolgt?

Endlich schaffte er es, sich wieder zu bewegen. Er fuhr herum, wollte versuchen, den Aelteren zurueckzuhalten, jedoch mit was? Seine halb erhobene Hand sank. Seung-Hyun wusste es. Deutlich hatte es in dessen Augen gestanden und dass dieser sich von ihm abwantde, zeigte Ji-Yong, dass er seine Schande gesehen hatte. Es war vorbei. All die Luegen und Geheimnisse waren mit einem Mal unnuetz geworden. Und es gab nichts, das er sagen koennte, um den Aelteren am Gehen zu hindern. Absolut gar nichts.

Waehrend Seung-Hyuns Ruecken aus seiner Sicht verschwand, sank der Juengere kraftlos zu Boden. Er gab auf. Nun war nichts mehr, was er tat, etwas wert. So blickte er, ohne zu sehen, in das Licht, welches vom Gang her durch die offene Tuer hereinschien.

Und vielleicht haette Ji-Yong noch sehr viel laenger auf den Fliesen verweilt, wenn nicht wenige Minuten spaeter durch eben dieses Licht ein Schatten zu ihm zurueckgekommen waere.
 

Kaum dass Seung-Hyun auf den Gang getreten war und seinen Freund hinter sich gelassen hatte, war er stehen geblieben. Ein Gedanke oder vielleicht nur ein Gefuehl hielt ihn davon ab, davonzulaufen. Er hatte einen Fehler begangen, als er sich abwandte. Hatte weggesehen, weil er sich betrogen fuehlte. Dabei hatte er Ji-Yong weinen hoeren. Seine Haende fanden ihren Weg zu seinen Ohren, um sich darueber zu legen, wobei er die Augen schloss. Wieder sah er die vergangene Szene im Buero des Praesidenten. Sie wirkte wie ein Albtraum, aber er musste einsehen, dass sie Wirklichkeit war. Und in diese musste er eingreifen.

Seine Fuesse trugen ihn zurueck in den gefliesten Raum, in welchem Ji-Yong am Boden sass. Dieser reagierte nicht, als sein Freund sich vor ihn kniete, um ihm mit einigen Papierhandtuechern das Gesicht zu trocknen. Das kalte Wasser tropfte von dessen Wimpern und Lippen, liess ihn hilflos und verfuehrerisch aussehen. Der Aeltere jedoch haette ihn nicht kuessen koennen. Nichts bewegte ihn zu dieser Tat. Ji-Yongs Augen waren gesenkt, weshalb er dessen Gedanken nicht erraten konnte. Wollte dieser seine Hilfe oder wuerde er ihm Vorwuerfe machen?

Seung-Hyun unterdrueckte ein schweres Seufzen und liess die Papierreste neben sich fallen.
 

“Ji-Yonga...“, sprach er den Juengeren leise an. Mit den Fingerspitzen kaemmte er die nassen Haare aus dessen Stirn. Da hoben sich die schwermuetigen Augen letztlich und sahen ihn lange an.

Dies war Ji-Yong. Er musste es in Gedanken aussprechen, um es glauben zu koennen.

“Lass uns gehen.“, brachte der Aeltere trocken und tief hervor, sodass seine Stimme beinahe brach. Es war kein Nicken, das sein Freund ihm gab. Dessen Blick sank lediglich wieder den Fliesen entgegen. Aber Seung-Hyun erwartete keine Zustimmung, denn er wuerde ihn mit sich nehmen, egal was geschah.
 

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Es hatte nicht lang gebraucht, da war auch Young-Bae eingeschlafen, dicht an ihren Juengsten geschmiegt. Dae-Sung schuettelte, nun selbst ermuedet, den Kopf und nahm die beiden Teetassen an sich, um sie wieder in die Kueche zu bringen. Noch ein letzter Blick auf seine Freunde, dann verliess er das Zimmer, was, wie sich wenige Schritte spaeter herausstellte, eine gute Entscheidung gewesen war. Sein Handy begann zu klingeln, was sein Herz beinahe zum Stillstand brachte. Hastig befoerderte er die Tassen auf den Kuechentisch und zog das laermende Geraet aus seiner Hosentasche. Wie er erwartet hatte, war es Seung-Hyuns Name, der auf dem Bildschirm erschien.
 

“Hyung, endlich. Wo seid ihr?", platzte es sofort aus dem Juengeren heraus, ohne dem anderen die Chance zu geben, sich von selbst zu erklaeren.
 

“Wir sind in einem Hotel.“
 

Auf diese Antwort hin herrschte einige Sekunden Stille. Dae-Sung war sich nicht sicher, ob er den Grund fuer den Aufenthaltsort der beiden Aelteren nach einem Abend wie diesem erfragen sollte. Seine Hand griff das Telefon fester.
 

“Dae-Sung, bist du noch da?“
 

“Warum seid ihr in einem Hotel?“
 

Ein tiefer Atemzug war am anderen Ende der Leitung zu vernehmen und der Juengere spuerte etwas seinen Brustkorb zusammenpressen. Seung-Hyun bereitete es Schwierigkeiten, ihm zu antworten.
 

“Ji-Yong...er- es geht ihm nicht so gut. Ich dachte, es waere besser, ihn schnell irgendwohin zu bringen, wo er sich ausruhen kann.“
 

“In wie fern geht es ihm nicht gut? Hyung, wo seid ihr? Wo hast du ihn gefunden?“

Dass der Aeltere ihm keine vernuenftige Erklaerung geben wollte oder konnte, war ihm unverstaendlich. Er sagte sich, dass es fuer dessen Verhalten einen guten Grund geben musste, aber er brachte einfach nicht das Vertrauen auf, ihn ohne einige Antworten auflegen zu lassen.

“Hyung!“
 

“Dae-Sunga, bitte, das ist jetzt nicht der richtige Augenblick. Bitte warte bis morgen, wenn wir wieder zurueck sind. Ich will das nicht am Telefon klaeren.“

Dae-Sung gab keinen Laut von sich, aber er beendete das Gespraech auch nicht, sodass der Aeltere fortfuhr.

“Was ist mit Seung-Ri, hat er sich wieder beruhigt?“

Froh, das Thema wechseln zu koennen, klang Seung-Hyuns Stimme sogleich um einiges fester. Dae-Sung sah ein, dass dieser ihm keine genauere Auskunft ueber ihren Anfuehrer geben wuerde, weshalb er resignierte.
 

“Ja, er schlaeft. Young-Bae ist bei ihm. Ich denke, er wird ihm helfen, es zu ueberstehen.“
 

“Das ist gut.“, kam es als knappe Aussage aus dem Hoerer, doch sie war voller Ernst. Dae-Sung atmete tief durch und nahm sich zusammen. Seung-Hyun klang sehr erschoepft und auch er war am Ende seiner Kraefte. Vielleicht sollte er es fuer heute auf sich beruhen lassen und darauf warten, was der naechste Morgen veraendern wuerde. Er raeusperte sich.
 

“Hyung, mach dir keine Sorgen. Ich hab hier alles im Griff und du kannst dich um Ji-Yong kuemmern.“
 

“Danke.“
 

Auch dies war ehrlich, er spuerte es. Nur eines wollte er noch von dem Aelteren hoeren.
 

“Versprich mir, dass du ihn morgen zurueckbringen wirst.“

Eine kurze Pause entstand, welche Dae-Sung befuerchten liess, dass Seung-Hyun ihm nicht mehr antworten wuerde. Aber er irrte.
 

“Ich verspreche es dir. Morgen kommen wir nach hause.“
 

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Seung-Hyuns Hand sank langsam mit dem Handy darin auf das Bett nieder. Das Zimmer wurde nur durch den Schein des Mondes erhellt, doch dies war ihm recht. Er hatte das Beduerfnis, sich zu verstecken, sich und den Menschen, den er liebte. Seine Augen folgten einem schmalen Lichtstrahl, der das Badezimmer durch die angelehnte Tuer verliess, um in den Raum zu fallen. An seinem Anfang befand sich Ji-Yong. Der Aeltere hatte diesen in ein Taxi gezogen und hier her gebracht. Es war ihnen unmoeglich, noch in dieser Nacht zurueckzukehren. Ihre Freunde sollten ihren Anfuehrer nicht in diesem Zustand sehen. Das waere nicht richtig. Mit wenigen Worte hatte er, nach ihrer Ankunft, Badewasser ein- und den Juengeren dann allein gelassen, um zu telefonieren. Wenn Ji-Yong dies enttaeuscht hatte, dann hatte er es mit gesenktem Kopf verborgen. Denn er schwieg noch immer beharrlich. Auch als Seung-Hyun das Bad wieder betrat. Sein Freund sass angezogener Beine im Wasser und hatte die Stirn auf seine Knie gelegt.

Der Aeltere zog seinen Pullover aus und warf ihn von sich. Er setzte sich an den Rand der Wanne und betrachtete Ji-Yongs Ruecken. Die blaeulich-violetten Flecken darauf grinsten ihn haemisch an. Er hasste sie. Hasste ihren Anblick. Ihren Anblick auf Ji-Yongs Haut. Beinah zu energisch begann er das heisse Wasser zu schoepfen, um es darueber laufen zu lassen. Der Juengere zuckte zusammen und hob den Kopf. Seine Arme schlangen sich fester um seine Waden, aber er wagte es nicht, sich umzudrehen. Stattdessen verfolgte er, wie Seung-Hyuns grosse Haende ueber seinen Ruecken wanderten, um ihn zu reinigen. Ji-Yong nahm erste Traenen in seinen Augen wahr und sie brannten darin. Er konnte nicht weinen. Der Aeltere sollte nicht beginnen, ihn zu bemitleiden. Und er wollte auch keinen Trost. Es war seine Verantwortung. Es lag bei ihm selbst, was er tat und wofuer er sich entschied. Also hatte er es auch zu tragen.

Einen Moment lang verweilten Seung-Hyuns Haende auf seinen Schulterblaettern, was Ji-Yong befuerchten liess, dass dieser nun beginnen wuerde, ihm Fragen zu stellen. Aber nichts geschah. Ohne ein Wort liess der Aeltere von ihm ab und reichte ihm ein Handtuch, welches er zoegernd ergriff.
 

“Das Wasser wird kalt. Du solltest jetzt rauskommen.“

Er wandte sich ab, um das Badezimmer zu verlassen, in der Tuer aber blieb er noch einmal stehen.

“Ich...“, setzte er verhalten an, “...warte im Schlafzimmer auf dich.“

Dann schloss sich die Tuer und der Juengere war wieder sich selbst ueberlassen.
 


 

Als Ji-Yong das Badezimmer verliess, war er in einen Bademantel gehuellt, die dunklen Haare noch immer tropfnass. Der Aeltere winkte ihn zu sich und war erstaunt, dass dieser der Geste folgte, anstatt ihn zu meiden. Auch liess er nichts ueber den Umstand verlauten, dass nur der Mondschein das Zimmer erhellte. Doch dies war etwas, dass ihn weder verwunderte noch erstaunte. Denn konnte er sich denken, dass es auch dessen Wunsch war, sich zu verstecken. Ji-Yong kletterte auf das Bett, bis er die Mitte erreichte und sich dort niederliess, Seung-Hyun seinen Ruecken zugewandt. Wenn dieser etwas von ihm erwartete, dachte der Aeltere, dann hatte er nichts zu befuerchten. Er hatte nicht vor, eine Erklaerung zu fordern. Noch nicht. So blieb es stumm zwischen ihnen und er begann Ji-Yongs Haar mit einem Handtuch zu trocknen. Er rubbelte die feuchten Straehnen sorgfaeltig, seinem eigenen Tun verfallen. Und fuer wenige Minuten, so schien es, waren die schrecklichen Ereignisse vergessen und ihre Vertrautheit war zurueckgekehrt. Nur allzu gern haette er die Zeit eingefroren, um der Zukunft zu entkommen. Aber jeder Traum musste einmal sein Ende finden. Der ihre fand das seine mit einer abrupten Bewegung Ji-Yongs, welcher sich Seung-Hyuns sanften Haenden entzog, um sich an den Bettrand zu setzen. Der Aeltere liess verwirrt das Handtuch sinken und starrte auf den nichtssagenden Hinterkopf seines Freundes.
 

“Warum fragst du nicht?“, erklang dessen Stimme tiefer als gewohnt. Der Aeltere hatte das Gefuehl, sie seit Jahren nicht gehoert zu haben. Daher war er zu ueberrascht, um der Frage folgen zu koennen. Ji-Yongs Kopf hob sich um wenige Zentimeter aus seiner gesenkten Haltung.

“Du willst es doch wissen. Also warum forderst du keine Erklaerung?“
 

Seung-Hyun beobachtete, wie die Schultern seines Freundes leicht bebten. Wie dessen Koerper begann, sich unter Angst zu verkrampfen. Er stiess die Luft lang und hoerbar aus, realisierend, wonach es den anderen verlangte. Mit einem weiteren Atemzug wandte nun auch er Ji-Yong den Ruecken zu.
 

“Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will.“, gab er langsam zur Antwort, welche die volle Wahrheit darstellte. Denn wie sollte die Geschichte aussehen, deren Ende ihm bereits bekannt war? Jedoch spuerte er, wie sie den Juengeren in seinem Innern zu quaelen schien. Und sie wuerde es weiterhin tun, bis er sie erzaehlt hatte.

Somit war seine Entscheidung bereits gefallen.

“Aber...“, setzte er wieder an, “...ich will, dass du es mir erzaehlst.“
 

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“Ji-Yong, als Anfuehrer der Gruppe hast Du eine enorme Verantwortung. Du musst auf jeden achten und vor allem musst Du fuer ihre Fehler gerade stehen. Ist Dir das bewusst?“
 

“J-ja.“
 

“Ich bin mir da nicht sicher. Es gibt noch Vieles, was ihr nicht so beherrscht, wie es sein sollte. Und ihr steht kurz vor eurem Debut. Woran kann das liegen?“
 

“Ich treibe sie wirklich zur Arbeit an. Sie geben alles, was sie haben. Wir werden es schaffen.“
 

“Deine Versprechen interessieren mich nicht mehr! Wie es scheint, kannst Du sie nicht halten. Und wenn ihr es jetzt nicht bringt, dann ist eure Gruppe reine Zeit- und Geldverschwendung fuer mich und fuer das Entertainment.“
 

“Aber Praesident Yang-“
 

“Vielleicht sollte ich euer Debut lieber absagen...“
 

“Was?“
 

“Das scheint mir die einzig geeignete Massnahme zu sein, um uns viel Aerger zu ersparen.“
 

“P-Praesident, das koennen Sie nicht machen. Es ist unser Traum. Wir haben lang dafuer trainiert. Ich...ich habe Ihnen mein Leben gegeben.“
 

“Wenn ich nichts davon spuere, dann hast Du mir wahrscheinlich noch nicht genug gegeben.“
 

“...Wie meinen Sie das?“
 

“Ji-Yong, es haengt nun alles von Dir ab. Bist Du bereit, alles Noetige zu tun, um diesen Traum zu verwirklichen? Und dabei darfst Du nicht nur an Dich denken. Du musst an jeden hier denken. An jeden in diesem Entertainment. Aber vor allem solltest Du an den jungen Seung-Ri denken. Hast Du das verstanden?“
 

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Dieses Gespraech hatte sich vor ueber zwei Jahren ereignet, doch Ji-Yong erinnerte sich an jedes Wort, das damals gefallen war. An seine Verwirrung und Verzweiflung. An die Angst, das zu verlieren, was er mehr als alles andere wollte. Und die Furcht, dass jemandem seinetwegen wehgetan werden sollte.

Er holte tief Luft und fuhr fort, ohne Seung-Hyun die Moeglichkeit eines Einwandts zu geben. Bevor sein Freund antwortete, musste er ihm alles erzaehlt haben.
 

“Zu Beginn passierte es nur selten. Nur alle zwei bis drei Monate. Aber seitdem wir begonnen hatten, das Konzert vorzubereiten...er ruft mich immer oefter zu sich.“

Der Ton seiner Stimme wurde leiser und hoeher. Dies auszusprechen, bedeutete, die Wahrheit zu sehen. Eine bittere und befleckte Wahrheit.

“Und was Seung-Ri heute zugestossen ist, war auch sein Werk und...und meine Schuld.“

An diesem Punkt brach der Juengere ab. Dieses Gestaendnis war zu schmerzhaft. Schmerzhafter als die Gewalt, die ihm zugefuegt worden war. Seine Finger gruben sich in die weiche Bettdecke und mit klopfendem Herzen wartete er.
 

“Es war deine Schuld?“, fragte Seung-Hyun nach einigen Minuten angespannter Stille. Ji-Yong wandte sich verstoert um und sein Blick fiel auf den Ruecken des anderen. Nun war es dieser, der ihn nicht ansah. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Vielleicht, dass der Aeltere ihn anschrie oder ihn endgueltig verliess. Stattdessen aber erreichte ihn diese Frage. Er haette sie bejahen sollen, jedoch konnte er nicht sprechen.
 

“Wie kann es deine Schuld sein?“

Seung-Hyuns Haende legten sich auf seine Oberschenkel, wobei sich seine Fingerspitzen in den Stoff seiner Jeans zu krallen begannen.
 

“Hyung...“, setzte Ji-Yong schwach an, doch der Aeltere liess sich nicht beirren.
 

“Solang beluegst du uns schon und nimmst die Schuld auf dich, fuer die Vergehen, fuer die dieser Mann verantwortlich ist. Und du laesst ihn diese...Dinge mit dir tun...Warum?“
 

“Hyung, bitte...sieh mich an.“, flehte der Juengere mit leiser Stimme. Er war durcheinander. Konnte Seung-Hyun es denn nicht verstehen? Es erschien ihm so, denn dieser folgte seiner Bitte nicht.
 

“Hast du geglaubt, du musst uns beschuetzen? Uns verteidigen? Was war es, was dich auf seine Drohungen hat anspringen lassen?“

Unterdrueckte Rage sprach nun aus Seung-Hyun. Und nicht nur diese. Auch ein Vorwurf lag in seinen Fragen. Er realisierte nur mit Muehe das Ausmass dessen, was er gehoert hatte. Er erinnerte sich an einen Tag kurz vor ihrem Debut zurueck, an welchem Ji-Yong nicht zum Training erschienen war. Als er spaet am Abend zurueck kam, hatte sein Gesicht die Farbe eines Toten. Sie hatten nie erfahren, was an diesem Tag geschehen war. Doch hier und jetzt, in diesem Augenblick, begann alles, einen Sinn zu ergeben. Die Naechte, in welchen ihr Anfuehrer verschwunden gewesen war. Die Tage, an denen er ohne erfindlichen Grund auffaellige Blaessuren aufgewiesen hatte. Jede Erklaerung war eine Luege gewesen und jetzt, wo er es wusste, fragte er sich, warum er es nicht bereits frueher erkannt hatte. Warum er alledem nicht nachgegangen war.
 

“Er hat Seung-Ri bedroht. Was...was haette ich tun sollen?“
 

“Was du haettest tun sollen?!“

Nun brach es aus ihm heraus, was er vergeblich versucht hatte zu verhindern. Wut auf diesen Menschen. Er fuhr herum und starrte Ji-Yong mit weit aufgerissenen Augen an. Diesen hatte seine ploetzlich laute Reaktion zurueckzucken lassen. Die braunen Augen, im spaerlichen Licht nahezu schwarz, schimmerten aengstlich. Seung-Hyun hielt inne, als er dies sah und sein Gesicht nahm wieder weichere Zuege an. Dieser Anblick machte ihm bewusst, dass sein Freund nicht sehen konnte, was doch so ersichtlich war. Was war es, dass Ji-Yong nicht verstehen liess?

“Ji-Yonga, du haettest zu uns kommen sollen. Du haettest ihn anzeigen muessen.“
 

Ji-Yongs Augen weiteten sich noch um Einiges mehr.
 

“Aber wir standen doch kurz vor dem Ziel. Wir hatten jahrelang dafuer gearbeitet.“, wandte er verzweifelt ein. Diese Rechtfertigung schockierte den Aelteren mehr als jedes Wort zuvor.
 

“Das war der Grund? Unser Debut? Wir haetten woanders hingehen koennen. Wir haetten es ueberall geschafft.“
 

“Aber ich wollte Big Bang...“, fluesterte der Juengere.
 

“Was?“
 

“Ich...ich wollte Big Bang!“, schrie Ji-Yong ihn an. Er kniete sich auf das Bett und schlug die Faeuste in die Matratze. Sein gesamter Koerper zitterte erregt und er senkte den Kopf, um Seung-Hyun sein verzerrtes Gesicht nicht sehen zu lassen.

“Ich wollte euch, so wie ihr wart, um endlich alles wahr werden zu lassen, was wir uns gewuenscht haben.“
 

Seung-Hyun glaubte, ein leises Wimmern zu vernehmen, was ihn dazu verleitete, eine Hand auf die Schulter des Juengeren zu legen.
 

“Ji-Yonga...“
 

“Ich wollte dich.“

Mit diesen Worten schloss Ji-Yong seine Hand um das Herz Seung-Hyuns. Der Aeltere konnte spueren, wie es schmerzhaft pochte und ihm das Atmen schwer fiel. Er presste die farblos gewordenen Lippen zusammen und schloss seine zweite Hand um die andere Schulter seines Freundes, um ihn aufzurichten. Der duenne Koerper hing in seinem Griff. Beinah willenlos sah Ji-Yong ihn aus blass schimmernden Pupillen an.
 

“Ji-Yonga, bitte, du weisst nicht, wovon du sprichst.“

Aus seinen Augen sprach Schicksalsergebenheit, derartig tief, dass es den Juengeren aufmerken liess.

“Was dieser Mann dir antut, ist ein Verbrechen. Er fuegt dir nicht nur Schmerzen zu, er macht dich glauben, dass er das Recht dazu haette.“

Er schuettelte den Juengeren hilflos, als dieser noch immer keine Reaktion zeigte. Seung-Hyun war ratlos.

“Er misshandelt dich seit Jahren und du versuchst dich zu rechtfertigen. Du musst aufwachen! Dieser Mann vergewaltigt dich. Verstehst du das?!“
 

Wenige Herzschlaege verklangen und keine Regung ging von Ji-Yong aus. Fuer diesen schien die Zeit still zu stehen. Mit Gewalt zum Halt gebracht von seinem Freund, welcher die unerhoerte, niemals akzeptierte Wahrheit ausgesprochen hatte. Nie hatte er es sich auch nur fuer die Dauer eines Atemzuges erlaubt, ueber die Dinge, die mit ihm geschahen, nachzudenken und sich ihrer bewusst zu werden. Er haette es nicht gekonnt. Nur weil er es verleugnet hatte, nur in raren Momenten wenigen Traenen erlaubt hatte zu fliessen, hatte er es ausgehalten.

Hier jedoch, in diesem Augenblick, und nur durch Seung-Hyun schienen der Fluch und jede Mauer, die er zu seinem Selbstschutz errichtet hatte, durchbrochen zu werden.

Als wuerde unendlich grosser Schmerz seinen Koerper zerreissen, verzerrte sich jeder Muskel in ihm, jede Faser schien zu schreien, dass er sich fallen lassen sollte. All dies musste ein Ende haben. Ji-Yong hatte keine Kraft mehr.

Er oeffnete den Mund, um ein Schluchzen zu entlassen. Kein unterdruecktes, leises, trockenes. Es war ein Schluchzen, wie ein Kind es von sich gab, wenn es hinfiel und sich die Knie zerschlug. Es war laut und qualvoll, zeigte ungeschminkt die Pein, welche der Koeper derart lang in sich eingeschlossen hatte. Und mit ihm kamen die Traenen. Unzaehlige Tropfen, die seine Wangen hinunter rannen, in seinen Mund und von seinem Kinn auf den Stoff, der seine Brust bedeckte.

Ji-Yong weinte zum ersten Mal so, wie er es bereits seit langer Zeit haette tun sollen und er wollte nie wieder aufhoeren.

Als Seung-Hyun dies sah, kam er nicht umhin, auch erleichtert zu sein. Die qualvollen Schluchzer schmerzten in seinen Ohren und doch waren sie befreiend. Das erste Mal seit einer Ewigkeit war es ihm vergoennt, Ji-Yongs wahres Gesicht zu sehen. Jede Anspannung verlor sich in wenigen Sekunden. Er liess dessen Schultern los und dieser fiel nach vorn in seine Arme. Ihn in diesen einschliessend presste er den von Weinkraempfen geschuettelten Koerper an sich und begann, durch das Haar des Juengeren zu streicheln.
 

“Hoer nicht auf. Wein so lang du kannst.“, fluesterte er in dessen Ohr, was sein Freund mit einem weiteren Schluchzer beantwortete. Und dieser leistete seinen Worten Folge. Liess sich unaufhoerlich wieder und wieder von den Traenen uebermannen, bis sein Innerstes vollkommen ausgeschoepft sein musste.

Waehrend der Schlaf ihn ueberkam, sank er in den Armen des Aelteren zusammen und schloss seine Augen. Seung-Hyun bemerkte erst einige Minuten spaeter, dass es nun gaenzlich still geworden war, weshalb er Ji-Yong ein Stueck von sich trennte, um dessen Gesicht sehen zu koennen. Es war geschwollen und geroetet. Die Wangen glaenzten noch immer leicht und trotzdem war dies einer der wenigen Momente, in welchen ihn dessen Anblick nicht beunruhigte. Nein, er war von Friedlichkeit gepraegt.

Der Aeltere seufzte und festigte seinen Griff um seinen Freund noch ein letztes Mal, um ihn unter die Bettdecke zu bringen. Vorsichtig bettete er dessen Kopf auf dem weiss bezogenen Kissen, um sich danach selbst dazu zu legen. Noch lang beobachtete er das Mienenspiel des Juengeren im Schlaf, sich fragend, wie es weitergehen sollte, bevor er einen letzten Kuss auf dessen Stirn hauchte und selbst in sein Unterbewusstsein hinueber glitt.
 

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Es war ein vertraut angenehmes Gefuehl, welches Seung-Hyun im Licht des naechsten Morgens weckte. Ein Gefuehl, das ihn beinahe vergessen liess, wo er war und was ihn hierher gebracht hatte. Er spuerte Ji-Yongs Lippen auf seiner Wange. Zart und warm. Sie verblieben dort einige Sekunden, bevor der Juengere bemerkte, dass sein Freund erwacht war. Schnell entfernte er sich von diesem und liess seinen Blick scheinbar schuldbewusst sinken.

Seung-Hyun betrachtete ihn wortlos, der vor ihm sass, den Bademantel locker um die Hueften gebunden, das Haar von tiefem Schlaf zerzaust. Und er tat es mit ploetzlich aufkommendem Verlangen. Nichts anderes als Ji-Yongs anziehender Duft kam ihm in den Sinn, welcher ihn dazu trieb, sich aufzusetzen und seine Hand ueber dessen Wange streicheln zu lassen. Sanft und langsam beruehrte er sie, bis seine Fingerspitzen in das Haar des Juengeren hinueberglitten. Nahezu unglaeubig hob dieser seinen Blick, welcher auf Seung-Hyuns verhangene Augen traf. Dies genuegte, um auch in ihm jeden weiteren Gedanken zu loeschen.

Die Hand des Aelteren fuhr in den schlanken Nacken seines Freundes und packte ihn mit festem Griff. In der naechsten Sekunde legten sich seine Lippen auf die Ji-Yongs. Das warme Gefuehl, welches er beim Erwachen gespuert hatte, kehrte intensiver zu ihm zurueck und draengte ihn zu mehr Leidenschaft. Ihrer beider Augen schlossen sich, waehrend Seung-Hyun den Koerper vor sich umschlang und seine Zunge in den suessen Mund stiess. Ji-Yong draengte sich an ihn, seine Haende in sein Oberteil krallend. Er keuchte erregt und versuchte dem Aelteren etwas entgegen zu setzen, indem er dessen Zunge mit der seinen beruehrte, um das Spiel mitzuspielen. Doch Seung-Hyun liess ihm keine Chance. Dieser spuerte nach wenigen Sekunden nackte Haut unter seinen Fingern, die auf die Schultern des anderen gewandert waren. Ein Hitzestoss trennte ihn von dessen Lippen, was der Juengere jedoch nicht bedauern musste. Sogleich spuerte er die Kuesse seines Freundes seine Kehle hinuntersinken. Dieser schob den laestigen Stoff von den Schultern Ji-Yongs, der bereits schwer atmete. Ertastete die leicht kuehle Haut, welche von einer Gaensehaut ueberzogen wurde, sobald er sie zu liebkosen begann. Mit Genuss vernahm Seung-Hyun den salzigen Geschmack auf seiner Zunge, liess sie sich massierend ihren Weg suchen und entlockte Ji-Yong das erste Stoehnen. Wie gut es sich anfuehlte, dies zu hoeren. Wie sehr es ihn befriedigte, ihm diese Laute zu entlocken. Diesen anzusehen, das Verlangen zu spueren und dem nachzugehen. Seinen Freund auf diese Weise zu besitzen, zu kontrollieren...
 

Ihm macht es bestimmt genauso viel Spass wie mir dich zu voegeln.
 

Kaum, dass die Stimme Yangs in seinem Kopf erklang, prallte er zurueck. Abrupt packte er den Juengeren an den Oberarmen und riss ihn von sich. Dessen Haende loesten sich widerwillig von ihm, wobei sich sein Blick nur langsam klaerte. Verwirrt, noch halb im Rausch, sah dieser den Aelteren an, dessen Haende sich noch immer um seine Arme gelegt hatten.
 

“Hyung, warum-“
 

“Wir muessen reden.“, unterbrach ihn Seung-Hyun, welcher seinen Blick mied. Von Schuldgefuehlen ueberschwemmt wagte er es nicht, seinen halb entbloessten Freund noch einmal anzusehen. Das war falsch. Er konnte ihn nicht auf diese Weise beruehren. Er konnte nicht ignorieren, was er gesehen und gehoert hatte. Und vor allem konnte er Ji-Yongs scheinbar endlose Schluchzer der letzten Nacht nicht vergessen. Sie hatten vieles zu besprechen und dies durfte nicht hinausgeschoben werden.

Mit einem falschen Raeuspern, welches die festgefahrene Situation ueberbruecken sollte, wandte er sich wieder dem Juengeren zu und machte Anstalten, den Bademantel ueber dessen Schultern zu ziehen. Doch Ji-Yongs Haende hielten ihn auf. Sie stiessen die seinen zurueck und erledigten die Arbeit selbst, etwas zu energisch. Dieser fuehlte sich so voller Scham, hatte er sich doch, obwohl er es besser wusste, hinreissen lassen. Obwohl gestern Nacht das Ende der Welt gekommen zu sein schien. Doch bereits am naechsten Morgen waren nur wenige Beruehrungen Seung-Hyuns noetig, um die schlechten Erinnerungen hinfortzuwischen und ihn voellig willenlos werden zu lassen. Wie stand er nun da? Vorgefuehrt und naiv wie ein Kind. Als koenne das Vergangene ungeschehen gemacht werden. Aber dass dies nicht moeglich war, musste er nun einsehen.
 

“Ji-Yonga, wir muessen bald wieder ins Apartment zurueck. Wir koennen nicht ewig verschwunden bleiben und die anderen darueber im Dunkeln lassen, was passiert ist.“

Seung-Hyun sprach eindringlich aber ruhig. Auch sein Freund musste das verstehen koennen. Dieser jedoch sah wie vom Blitz getroffen auf, einen geschockten Blick zu ihm werfend.
 

“D-du willst es ihnen erzaehlen?“, fragte dieser stockend, als koennte er seine Ahnung aufgrund ihrer Abwegigkeit kaum aussprechen. Der Aeltere war irritiert. Seine Antwort war doch offensichtlich. Er beugte sich naeher zu seinem Gegenueber.
 

“Natuerlich.“, antwortete er ernsthaft.

“Ji-Yong, wir muessen ihnen die Wahrheit sagen. DU musst ihnen die Wahrheit sagen.“
 

“Das kann ich nicht!“

Die Augen des Juengeren begannen unstet zu flackern. Er wich zurueck.
 

“Du...du musst mit den Luegen aufhoeren. Sie muessen es erfahren.“
 

“Und was sollen sie tun, wenn sie es wissen? Wenn sie erfahren, wie lang das schon geht? Wenn sie die Wahrheit darueber kennen, wie wir zu unserem Debut gekommen sind?“
 

Seung-Hyun schluckte. Er wollte nicht darueber nachdenken, nicht an die letzten Jahre denken. Er kniff die Lider fuer einen kurzen Augenblick zusammen.
 

“D-das ist doch unwichtig. Alles, was zaehlt, ist, dass wir das beenden und-“
 

“Und was?!“
 

“Und diesen Perversen vor Gericht bringen!“

Mit Entschlossenheit sprach er sein Vorhaben aus, von welchem er wusste, dass es das Richtige war. Doch trotz dieses Wissens fuehlte sich Seung-Hyun wie ein Verraeter, bei dem Gedanken, ihren Praesidenten ans Messer zu liefern. Wieviel Macht dieser Mann bereits ueber ihre Kopfe besass...

Ji-Yong begann den seinen zu schuetteln und senkte ihn dabei. Er betrachtete seine Haende, die geoeffnet vor ihm auf der Bettdecke lagen. Sie kamen ihm sehr klein vor. Machtlos.
 

“Alles, was du tun willst, ist am Ende nur schlecht fuer uns. Er hat uns aufsteigen lassen. Wenn wir ihn jetzt anzeigen, sind auch wir erledigt.“
 

“Das ist doch belanglos. Ich dachte, das haettest du gestern eingesehen.“
 

“Aber das kann ich ihnen nicht antun. Ich bin doch-“
 

“Es ist mir egal, dass du dich fuer unseren Anfuehrer haelst. Ich werde dem ein Ende bereiten. Oder willst du, dass es so weitergeht?“

Und wie um seinen Entschluss zu bekraeftigen, wandte er sich ab, um das Bett zu verlassen. In diesem Moment wurde seine rechte Hand ergriffen.
 

“Hyung, bitte sag es ihnen nicht.“, wisperte Ji-Yong kleinlaut. Er bedachte den Aelteren mit einem bettelnden Blick. Dieser wollte ausweichen, sich nicht umstimmen lassen, doch da lag etwas in der Beruehrung ihrer Haende, das ihn inne halten liess.

“Wenn du es ihnen jetzt einfach frei heraus sagst, was werden sie dann von mir denken? Und wie wird es Seung-Ri gehen? Er hat doch schon genug durchgemacht.“
 

“Und was ist mit dem, was du durchgemacht hast?“

Seung-Hyun spuerte mit einem Mal unkontrollierte Traenen in sich aufkommen.

“Was soll ich tun?“, fragte er halb erstickt und drueckte die Hand des Juengeren fester.
 

“Gib mir noch ein paar Tage. Nur damit ich mir klar werden kann, wie es ihnen beibringe. Schmerzlos.“
 

“Aber es ist nicht schmerzlos.“
 

“Deshalb muss ich mein Bestes versuchen, Hyung.“

Er befreite seine Hand aus der Umklammerung des Aelteren und legte seine Arme um dessen Hals.

“Ich halte mein Versprechen. Lass mir nur ein paar Tage Zeit.“
 

Seung-Hyuns Arme hoben sich ebenfalls und schlangen sich um Ji-Yongs Koerper. Er war noch immer da, dieser Duft.
 

“Gut.“
 

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Ein letztes Mal streichelte seine Hand durch das Haar seines schlafenden Freundes, bevor er sich erhob und das Zimmer verliess. Young-Bae schloss behutsam die Tuer und schlich durch den Flur zu seinem Schlafzimmer. Er erwartete, dort auf Dae-Sung zu treffen, welcher sich einen anderen Schlafplatz hatte suchen muessen. Seinetwegen.

Jedoch schienen die drei Betten unberuehrt. Ratlos hob er die Hand zum Lichtschalter. Da es noch sehr frueh war, drang nur wenig Tageslicht in den Raum. Da packte ihn ploetzlich etwas an der Schulter. Young-Bae fuhr zusammen und legte seine Hand an sein wild klopfendes Herz.
 

“Dae-Sung!“, stiess er hervor, denn niemand anderes konnte es sein. Und seine Vermutung taeuschte ihn nicht. Als er sich umdrehte, erblickte er seinen verschlafenen Freund.
 

“Hyung, wie geht es Seung-Ri?“

Ohne auf das verstimmte Gesicht des Aelteren einzugehen, stellte er einfach seine Frage. Doch anstatt zu antworten, schuettelte Young-Bae nur seinen Kopf. Er entfachte das Licht und trat an seinen Kleiderschrank.
 

“Er schlaeft und ich hoffe, dass das ein gutes Zeichen ist.“
 

Dae-Sung nickte und folgte ihm. Der Juengere holte etwas aus seiner Tasche und begann es zwischen seinen Fingern zu drehen. Dieses eher untypische Verhalten brachte seinen Freund von seinem Tun ab. Dieser betrachtete den anderen fuer wenige Sekunden und zog seine Schluesse.
 

“Dae-Sunga, kann es sein, dass etwas passiert ist?“
 

Der Angesprochene zuckte leicht mit den Schultern, als wollte er dem, was ihn beschaeftigte, die Wichtigkeit nehmen.
 

“Ich hatte nur einen Anruf von Praesident Yang.“
 

Es fuehlte sich an, wie ein Schlag in den Magen, als Young-Bae diese Formulierung hoerte. Ein Deja-vu. Selbst Dae-Sungs Tonfall war dem Seung-Ris aehnlich.
 

“Hat er etwas ueber Min-Woo gesagt?“
 

“Nein, davon hat er nichts erwaehnt.“

Der Juengere sprach langsam und vorsichtig, was seinen Worten besonderes Gewicht verlieh. Sie beide schienen die selben Gedanken ueber diesen Umstand zu hegen. Wie konnte ihr Praesident die Vorkommnisse uebergehen? War Ji-Yong denn nicht bei ihm gewesen?
 

“Was hat er dann gewollt?“
 

“Es war komisch. Er hat mir mitgeteilt, dass er bei dem Auftritt in fuenf Tagen anwesend sein wird. Ich kann mir nicht erklaeren, warum, aber er meinte, dass ich es vor allen Ji-Yong mitteilen sollte. So schnell wie moeglich.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Kyungil
2010-04-05T00:52:42+00:00 05.04.2010 02:52
“Was liest du da?“
Fragte er nach einigen Sekunden mehr oder minder interessiert, wobei er ein Kissen unter seinen Kopf schob.

“Das frag ich mich auch.“

Das war ja mein Favorit, die Art von Humor die ich liebe, da habe ich erstmal eine viertel Stunde lachend vorgesessen! :D

Der Rest der Fanfic ist natürlich weniger humorvoll, aber ich liebe deinen Schreibstil einfach, ich fange beim ersten Wort an und erst beim letzten hole ich wieder Luft.
(Ich laufe in der Zwichenzeit bestimmt blau an! XD)
Und es wird immer spannender, ich kann kaum auf das pompöse Ende warten! XDD
Von:  BaSkIn_RoBbInS
2010-03-30T09:21:14+00:00 30.03.2010 11:21
WHAA*___*
Endlich das neue Kapi ist da xDDDDDDD
Hab schon sehnsüchtig darauf gewartet xD
Es ist wieder mal extrem spannend >_< frag mich schon wie es wohl weiter geht *Q*
Hoffe das nächste Kapi lässt nicht lange auf sich warten ;D
Freu mich schon drauf :D
lg
Von:  i3aby_dont_Cry
2010-03-28T12:25:27+00:00 28.03.2010 14:25
Hai :D

endlich ein neues Kapi *yay*

wie immer wunderschön geschrieben ;D

TOPs Reaktion kann ich verstehen. Und JiYong tut mir leid q.q
Man ich find den so knuffig....

aber wann will er es den anderen erzählen, ich meine ewig kann er dass doch nicht hinausschieben oder?

Na ja und jetzt wo am Ende noch der Anruf kam denke ich dass er langsam mit der Wahrheit rausrücken muss.

Wetten das Konzert ist das große Finale xD.

Hoffe es geht bald weiter ~ :D

Gaaa~anz Liebe Grüße Para <3
Von:  Mikomii-chan
2010-03-27T22:56:19+00:00 27.03.2010 23:56
Ich gib meinem Vorschreiber recht XD
Es ist wirklich Spannend momentan
und mir gefällt es ziemlich *-*

ich mag die geschichte sehr und hoffe natürlich das du weiterschreibst auch schnell aber nur wenn du die Zeit dafür hast.

LG;RuleZ
Von: abgemeldet
2010-03-27T14:00:57+00:00 27.03.2010 15:00
UH~
Es wird immer spannender!
-erwartungsvoll-

Schreib schnell weiter, wenn du wieder Zeit hast, ja?
Ich freu mich schon drauf und auf ein ganz bestimmtes Paket ^^

LG~ :D


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