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Space of World - von Freiheit der Evolution

- ein utopischer Roman -
von

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Nachts ist's kälter als draußen

Die Landschaft auf der anderen Seite der Schlucht unterschied sich von der bisherigen. Zumal auch die Sonne im Begriff war sich langsam dem Horizont zu nähern und den Himmel bereits einen leichten Orangeton verlieh. Der Boden war nicht mehr ganz so eben. Hier und da waren größere Hügel zu erkennen, in dessen Schatten Kakteen und kleine Sträucher wuchsen. Ben freute sich über die Abwechslung, vor allem aber deshalb, weil der starke Kontrast zwischen dem rostfarbenen Untergrund und des stechend blauen Himmels ihm in den Augen wehgetan hatte. Nun waren die Farben weniger kreischend, aber auch weniger deckend. Man sah deutlich verschiedene Facetten im Boden, die vor allem durch schwankende Wasserkonzentrationen ausgelöst wurden. So wechselte auch die Beschaffenheit immer wieder von sandig zu steinhart. Ben betrachtete das ganze ärgerlich. Er hatte keine Schuhe an. Sie waren ihm vorgestern auseinandergefallen. Missmutig betrachtete er seine geschundenen Füße. Dann sah er zu Luke. Der hatte kein Problem mit der Hitze…oder mit körperlicher Anstrengung. Außerdem trug er Schuhe. Ben verzog das Gesicht, in dem er seinem Mund zu einer Fratze verschob. Ihm kam ein Gedanke, den er aber sofort in die geistige Tonne trat. Würde er das Luke fragen, würde er wahrscheinlich nicht mehr aufstehen können. Ben schluckte. Er ließ seinen Blick abermals schleifen. Was sollte er auch tun. In dieser Stille, trotz der Gesellschaft… oder gerade deswegen, musste er sich irgendwie beschäftigen. Als er zu seiner rechten ein ausgetrocknetes Rinnsaal erspähte, meldete sich sein Magen. Ben ließ den Kopf hängen. Während er sich wieder aufrichtete, bemerkte er Lukes und Tigers Blicke auf sich ruhen.

„Ja, ich bin menschlich und schwach. Es tut mir Leid.“

Tiger schmunzelte und blickte dann Luke an.

„Es wird sowieso bald Nacht. Wir sollten hier irgendwo Rast machen.“ Luke nickte daraufhin.

„Okay, wir suchen etwas Feuerholz zusammen und machen dort hinten ein Feuer.“ Er deutete auf eine kleine Formation von Hügeln, in dessen Nähe eine Menge Vegetation vorhanden war.

„Alles klar, dann such ich uns mal was zu essen.“ Mit diesen Worten verließ Tiger die Gruppe.

Ben und Luke gingen derweil in die Richtung ihres Nachtquartiers. Der Blondhaarige stellte unerfreut fest, dass der Boden wirklich sehr hart aussah. Luke begann ein paar Sträucher auseinanderzurupfen und sie auf einem Haufen zu sammeln.

„Sag mal, warum haben wir nicht schon in der Stadt Rast gemacht? Da ist es viel bequemer zu schlafen… und man hat ein Dach über dem Kopf.“ Ben platzierte sich auf einem Baumstamm, der aussah wie ein Schiffbrüchiger in einem Meer aus Sand.

„Ja, aber wir wären kein Stück weiter gekommen.“

„Na und? Uns hetzt doch keiner…“ gab er von sich, setzte aber nachdem Luke ihn ansah hinzu: „…außer du vielleicht.“

„Es gibt gute Gründe weiter zu laufen. Einer davon ist: Die Wüste ist gefährlich und je eher man heraus ist, desto geringer wird die Chance irgendetwas zum Opfer zu fallen.“

„Zum Beispiel dem Durst?“

„Ja, profane menschliche Bedürfnisse eben.“

„Oh, danke. Du bist ja ein Cyborg und kein Mensch, wie konnte ich das bloß vergessen?!“ antwortete Ben verdrießlich. Er erwartete einen Blick von Luke, der aber schien in Gedanken versunken seiner Tätigkeit des Feuerholzsammelns nachzugehen. Sah für Ben fast so aus, als hätte er etwas Kränkendes gesagt…

„So, genug mit dem Kleinzeug. Steh mal auf.“ riss Luke ihn mit seiner Forderung aus seinen Überlegungen.

Ben trat ein kleines Stück zurück und bestaunte Lukes unglaubliche Kraft. Mit einer Hand hatte er ein Ende des Baumstammes gepackt und hielt ihn in hoch. Im nächsten Augenblick folgte ein Tritt in die Mitte des Baumstammes und er barst unter einigem Protest. Luke entfernte die noch herausstehenden Äste bevor er den Rest auf etwa dieselbe Länge brachte durch einen kräftigen Schlag auf seinen angewinkelten Oberschenkel.

„Du musst einen Körper aus Stahl haben.“ meinte Ben anerkennend.

„Hm.“ erwiderte Luke und Ben fiel wieder ein das es ja höchstwahrscheinlich tatsächlich so war.

Er kam sich nutzlos vor und so beschloss er Lukes gesammelten Haufen anzuzünden. Was sich als recht schwierig erwies, da er keinerlei Utensilien dazu hatte. Er versuchte es also auf die altbewährte Methode der Steinzeitmenschen: Stöckchen an einem Stück Stroh aneinander reiben. Es stellte sich nach einer halben Stunde des erfolglosen Versuchens als mühselig heraus. Außerdem bekam er bereits Blasen an den Händen und sein Rücken schmerzte vom Kauern vor der Feuerstelle. Luke hatte diese Zeit genutzt um ein beachtliches Loch auszuheben, in dem sich Wasser sammelte. Er stand auf und tippte dem Verzweifelten auf die Schulter.

„Trink erstmal was. Ich mach das.“

Ben sah ihn etwas verärgert an, schließlich wollte er auch irgendetwas beitragen, ging dann aber dennoch zum Wasserloch. Als er am Trinken war, hörte er ein Ratsch und ein Zisch. Er drehte sich um.

„Du hast ein Feuerzeug?!“

„Ja.“

„Wieso hast du das nicht eher gesagt?!“

„Erstens: du hast nicht gefragt. Zweitens: Schrei bitte nicht so.“ Das Feuer brannte mittlerweile recht gut und Ben platzierte sich neben Luke, der halbhockend davor stand.

„Und da lässt du mich einfach ’ne halbe Ewigkeit da herumdoktern?!“ Beleidigt hatte Ben die Beine an seinen Körper herangezogen und umfasste sie mit seinen Armen.

„Es hat dich abgelenkt.“ Er grummelte darüber, war aber dann doch irgendwie seiner Meinung. Hätte er vor dem Feuer so lange warten müssen, wäre er wahrscheinlich ganz sentimental geworden. Er seufzte. Jetzt war er sentimental… außerdem war ihm am Rücken kalt und vorne warm. Er hatte gar nicht bemerkt wie die Nacht gekommen war. Der Himmel hatte eine purpurne Farbe angenommen und wurde nun allmählich dunkler. Die ersten Sterne waren bereits deutlich zu erkennen. Das erinnerte ihn an seinen Vater, den er in diesem Augenblick mal wieder hasste. Wie oft hatte er alleine draußen übernachtet? Allein für das kleine Abenteuer, denn er kam ursprünglich nicht aus der Wüste. Da, wo er herkam, war es nicht sonderlich gefährlich, jedenfalls nicht für einen, der innerhalb des Zaunes lebte. Es war eine noch recht intakte Reihenhausiedlung, in der ein paar Wissenschaftler mit ihren Familien lebten. Er seufzte. Abermals. Es war eine schöne Zeit gewesen, auch wenn sein Vater ebenso wenig Zeit wie jetzt für ihn aufgebracht hatte. Aber wenigstens war er dort nicht ganz allein gewesen.

Luke hatte sich mittlerweile hingesetzt und die Beine ausgestreckt, während seine Arme leicht angewinkelt seinen Oberkörper stützten. Sein Rucksack lag nun neben ihm, war aber verschlossen, so dass Ben nicht sehen konnte, was darin war.
 

**********
 

Luke bemerkte Bens verstohlenen Blick, aber es interessierte ihn nicht. Er war ihm noch immer reichlich suspekt. Er war sich nicht sicher, ob er ihn denn verstehen wollte. Ben schien schließlich ein sehr verqueres Exemplar seiner Gattung zu sein, auch wenn dies wahrscheinlich den mangelnden Informationen über ihn zu zuschreiben war. Von einiger Entfernung hörte er Schritte auf sich zu kommen, identifizierte sie in Sekundenbruchteilen aber als Tigers. Er war erfolgreich von seinem Raubzug zurückgekehrt, was Ben ein Lächeln auf dem Gesicht bescherte. Er hatte wirklich Hunger. Sie rösteten das gefangene Getier, Luke wusste nicht in welche Kategorie er diese mutierten Viecher einordnen sollte, und verspeisten es. Wofür Luke von Ben irritierte Blicke erntete, aber auf Grund seines antwortenden Gesichtsausdruck nichts sagte.

Bens Bemerkung über Lukes Nicht-Menschseins hatte ihn zurück zu seinen Überlegungen gebracht. Denn da war es wieder: das Bedürfnis. Er fühlte es tief in sich brodeln und je mehr Zeit er mit diesen Leuten verbrachte desto stärker wurde es. Interaktion schien es geradezu zu fördern. Es erinnerte ihn wieder an die Zeit im Labor, als das Gefühl ebenso stark war und ihn schließlich übermannt hatte. In der Wüste war es wie weggeblasen und hinterließ einen leeren Fleck, der ihn jetzt wieder schmerzte. Er war außerstande Gefühle zu zeigen, dazu hatte er nicht die entsprechenden Gesichtszüge gespeichert. Ihm war es andererseits aber unangenehm die Beiden zu fragen, nachdem er so harsch zu Ihnen gewesen war, außerdem fürchtete er auf der kommenden Reise ständig damit belästigt zu werden. Und das war es doch letztlich, was er wollte: Ruhe. Ein Platz zum Entspannen. Zum Ich-Sein.

Als sie schließlich alle fertig waren mit Essen, das unter heftigem Schweigen verlaufen war, legten sie sich hin. Allerdings nicht ohne Bens protestierendes Grummeln, das in etwa: Scheiß harter Boden hier… verflucht, lautete.
 

So~ho, grad fertig geschrieben, nach einer kurzen Pause werd ich mich dem nächsten Kapitel widmen^^ *noch nichts gegessen hat* *seltsamerweise nich der magen grummelt* o.O



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Thuja
2007-07-28T14:36:26+00:00 28.07.2007 16:36
war wieder ein super Kapitel und ich muss blacksun2 recht geben, das klang total realistisch deine Landschaftsbeschreibung. Warst du schonmal dort? Schien zumindest so.
Und auch ansonsten musste ich wieder über Ben lächeln, obwohl Mitleid ja angebrachter wäre. Kann ja nichts dafür mit zwei Nichtmenschen unterwegs zu sein
Von:  fortuna-chan
2007-07-25T10:44:38+00:00 25.07.2007 12:44
"Ben schien schließlich ein sehr verqueres Exemplar seiner Gattung zu sein"

xDD Geil! Ben kann einem leid tun, nutzlos zu sein, niemand will mit einem reden... aber auch Luke, hat sich ne schöne Labertasche angelacht :P
Fein fein, schön weiterschreiben ;)
Von:  blacksun2
2007-07-24T17:11:19+00:00 24.07.2007 19:11
der erste Abschnitt klingt wirklich überzeugend realistisch, als würdest du dich in der Wüste sehr gut auskennen

der arme Ben, ich weiß wie es ist, wenn man sich unbedingt unterhalten will, aber alle anderen ham keine Lust, ich versteh aber auch Luke, weil ich es auch nervig finde, wenn ich meine Ruhe haben will und von der Seite geht es die ganze Zeit blablablabla
muss ganz schön hart für Ben sein, so nutzlos zu sein




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